RE viewed "Ich fahr kein Bus!" Bottroper Bürgerinnen und Bürger im Zentrum sozial-ökologischer Transformationsprozesse

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pnd|online II|2014

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»Ich fahr kein Bus!« Bottroper Bürgerinnen und Bürger im
Zentrum sozial-ökologischer Transformationsprozesse

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Zusammenfassung & Einleitung                                                                       Benjamin Best, Master of Arts
                                                                                                       »Sustainability Economics
Im folgenden Beitrag untersuchen wir die Bürgerbeteiligung im Projekt InnovationCity Ruhr                 and Management«, ist
– Modellstadt Bottrop. Im Frühjahr 2010 hat der Initiativkreis Ruhr einen Wettbewerb ausge-        wissenschaftlicher Mitarbeiter
rufen, bei dem die »Klimastadt der Zukunft« gefunden werden sollte. Ausschlaggebend für            am Wuppertal Institut mit den
den Sieg der Ruhrgebietsstadt war das vorgelegte Konzept, welches Gesellschaft, Wirtschaft            Forschungsschwerpunkten
und Wissenschaft verbindet. Ziel von InnovationCity Ruhr ist es die CO2-Emmissionen in der           Postwachstum, Partizipation
Stadt bis 2020 zu halbieren und somit eine Vorbildfunktion zur sozial-ökologischen Transfor-         und Resilienz. Er promoviert
mation für das gesamte Ruhrgebiet einzunehmen. Anhand der (Zwischen-) Ergebnisse zwei-                  bei Hans J. Lietzmann in
er Untersuchungen (Best 2013; Roose 2014) werden wir veranschaulichen, wie die Bottroper              Wuppertal und organisierte
Bevölkerung die Beteiligungsmöglichkeiten im Projekt wahrnimmt. Darüber hinaus decken                     den scientific track der
wir Hemmschwellen auf und geben Empfehlungen zu einer verbesserten Aktivierung der und              Degrowth Conference 2014 in
breiten Beteiligung durch die Bürgerinnen und Bürger.                                                                     Leipzig.

                                                                                                        Ilka Roose, Master of Arts
                                                                                                     »Urbane Kultur, Gesellschaft
1 Bottrop und die Große Transformation            lich niedriger bei 8,5 % (Bundesagentur für            und Raum«, spezialisiert
                                                  Arbeit 2014). Durch die sinkende Wettbe-                    sich auf die Bereiche
Bei Bottrop handelt es sich aus historischem      werbsfähigkeit der Kohleförderung durch-            Stadtsoziologie und urbane
Blickwinkel um eine typische Ruhrgebiets-         lebt die ganze Region seit den 1960ern eine         Transformation in Richtung
stadt. Durch die Industrialisierung und ins-      wirtschaftliche Schrumpfung. In Bottrop wird     nachhaltiger Entwicklung. Die
besondere den Bergbau entwickelte sich das        2018 die letzte Mine geschlossen. Seitens der    gebürtige Bottroperin arbeitet
einstige Dorf seit dem späten 19. bis zur         Politik wird mit entsprechenden Program-             am Wuppertal Institut und
Mitte des 20. Jahrhunderts zur Großstadt.         men versucht, dem Schrumpfungsprozess             promoviert an der Universität
Momentan leben hier knapp über 116.000            zu begegnen und die Folgen für Mensch und                       Duisburg-Essen.
Menschen. Die Arbeitslosenquote, die im ge-       Wirtschaft zu mildern.
samten Ruhrgebiet über dem bundesweiten                Ein groß angelegtes Projekt, dass die
Durchschnitt liegt, ist in Bottrop im Vergleich   Transformation in der Stadt vorantreiben will,
zu den umliegenden Städten nur unwesent-          ist InnovationCity Ruhr – Modellstadt Bottrop

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        (IC-R). Im Frühjahr 2010 rief der Initiativ-      tig die Aufenthaltsqualität verbessert werden.
        kreis Ruhr einen Wettbewerb aus, bei dem          Lebensqualität wird aber auch schlicht mit
        die Klimastadt der Zukunft gefunden werden        wirtschaftlichem Wachstum und mehr Jobs
        sollte. Die Stadt Bottrop ging als Gewinne-       gleichgesetzt, was in der formulierten Ziel-
        rin dieses Wettbewerbs hervor und darf sich       setzung (»bei gleichzeitiger Sicherung des
        seither InnovationCity Ruhr nennen. Die für       Industriestandortes«) deutlich wird.
        das Projekt gebildete InnovationCity Manage-          Trotz des umfassenden Ansatzes in fünf
        ment GmbH (ICM) formuliert das Vorhaben           Handlungsfeldern setzt die IC-R bisher vor al-
        des Projekts IC-R so: »Das Gesamtprojekt          len Dingen auf technische Lösungen. Produk-
        (...) verfolgt das Ziel, einen klimagerechten     te und Dienstleistungen aus dem Portfolio
        Stadtumbau bei gleichzeitiger Sicherung           führender deutscher Technologieunterneh-
        des Industriestandorts voranzutreiben. Kon-       men sollen für die Erreichung des CO2-Min-
        kret sollen die CO2-Emissionen halbiert und       derungsziels die zentrale Rolle spielen. Aus
        die Lebensqualität gesteigert werden.« (ICM       der Literatur ist bekannt, dass die notwendige
        2014)                                             CO2-Minderung nicht allein durch techni-
             Diese Halbierung der CO2-Emissionen          sche Mittel erreicht werden kann. Wenn die
        soll bis zum Jahr 2020 umgesetzt werden.          Implementation effizienter und konsistenter
        Das Motto »Blauer Himmel. Grüne Stadt«            Technologien nicht von gesellschaftlichen
        versinnbildlicht diese doppelte Zielsetzung.      Veränderungen begleitet wird, scheitert sie
        Der blaue Himmel steht für den Klimaschutz,       an Wachstums- und Verlagerungs- sowie
        die grüne Stadt für das gute Leben in Bottrop.    Rebound-Effekten (Best & Hanke 2013; Linz
        Das Konzept InnovationCity Ruhr bezieht alle      & Luhmann 2006; Paech 2005; von Weizsä-
        Bereiche des täglichen Lebens in die CO2-         cker et al. 1996 S. S. 301). Daher wurde das
        Minderung mit ein und untergliedert sich in       Konzept der »Großen Transformation« in die
        die fünf zentralen inhaltlichen Handlungs-        Diskussion gebracht (Geels et al. 2004; Roose
        felder: Wohnen, Arbeiten, Mobilität, Energie      2014; WBGU 2011), das einen ganzheitlichen
        und Stadt. Ergänzt werden sie von den beglei-     Wandel des fossilen ökonomischen Systems
        tenden Feldern: Aktivierung, Projektplanung       in Richtung klimaverträglicher Nachhaltig-
        und Forschungsprojekte.                           keit und höherer Lebensqualität beschreibt.
             Das Modellgebiet der IC-R umfasst die            Die große Transformation erfordert einen
        Stadtteile Ebel, Welheimer Mark, Batenbrock,      gesellschaftlichen Kulturwandel (Hoffman
        Welheim, Boy und Lehmkuhle. Hier leben            2010; Sommer & Schad 2014; WBGU 2011).
        etwa 67.000 Einwohnerinnen und Einwoh-            Damit ist im Sinne des WBGU die aktive
        ner. Der Übertragbarkeit auf andere Stadtteile    Beteiligung aller gesellschaftlichen Akteure
        und Städte wird eine hohe Bedeutung beige-        gemeint, also einerseits die Akzeptanz und
        messen. Durch Spillover- und Lerneffekte soll     Legitimation für den Transformationspro-
        nicht nur im Modellgebiet, sondern mittelfris-    zess und andererseits die Partizipation und
        tig bis langfristig im ganzen Ruhrgebiet und      Beteiligung durch die Bevölkerung. Die für
        in anderen Regionen ein Transformationspro-       den Transformationsprozess wichtige Legiti-
        zess zu einer Niedrigenergieregion angesto-       mation durch die Gesellschaft könnte bei In-
        ßen werden (vgl. InnovationCity 2013). Um         novationCity Ruhr durch das Handlungsfeld
        klar zu fassen, welche Aspekte sich genau ver-    »Aktivierung« abgedeckt sein. Bei der lokalen
        bessern sollen, nennen wir diesen Prozess in      Energiewende heißt Akzeptanz und Legitima-
        Übereinstimmung mit den Zielen der ICM ei-        tion zugleich, dass die Bürger(innen) den Pro-
        nen sozial-ökologischen Transformationsprozess.   zess nicht nur hinnehmen, sondern aktiv an
        Mit dem ambitionierten CO2-Minderungsziel         ihm teilnehmen (vgl. Heinrichs 2013; Schwei-
        werden europäische und deutsche Ziele von         zer-Ries et al. 2010). Elemente einer solchen
        mindestens -20% bis 2020 weit übertroffen.        Teilhabe können Änderungen des Energie-
        Während für den Klimaschutz ein quantita-         verbrauchsverhaltens, »smarter« Verbrauch,
        tiver Wert von -50% CO2 von 2010 bis 2020         Kauf von effizienten Geräten und eigenen
        angegeben wird, bleibt das zweite Ziel, die       Anlagen im Bereich der erneuerbaren Ener-
        Steigerung der Lebensqualität, jedoch in-         gien (EE), Investitionen in Wärmedämmung/
        terpretationsoffen. Innerhalb des Projekts        Sanierung, EE-Bürgeranlagen und Fonds,
        werden zum Beispiel Klimaanpassungsmaß-           sowie die aktive Teilnahme in Verfahren und
        nahmen darunter eingeordnet. Durch mehr           Bürger-Initiativen sein. Das soll in Bottrop
        urbanes Grün wie Straßenbäume oder Dach-          durch Öffentlichkeitsarbeit wie Kampagnen,
        und Fassadenbegrünung können beispielswe-         Werkstattgespräche, öffentliche Veranstal-
        se das Mikroklima in der Stadt und gleichzei-     tungen, Projektvorschläge von Bürger(inne)n

                                                                           www.planung-neu-denken.de
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sowie Beratungsmaßnahmen wie Erstbera-               tiven Interviews mit acht Bottroper Bürgerin-
tungen, die Erstellung von Energiegutachten          nen und Bürgern sowie der Anwendung einer
und thermographische Gebäudeaufnahmen                Collagenmethode, welche Einstellungen und
erreicht werden.                                     Präferenzen die Bottroper Bevölkerung in Be-
    Schon heute lebt mehr als die Hälfte der         zug zum urbanen Leben hat. Dabei steht die
Menschheit in Städten – in Deutschland sind          Frage im Mittelpunkt: Was bedeutet Lebens-
es über 80%. Für die Transformation und in           qualität für die Bottroper(innen) und wie lässt
der Transition-Forschung (vgl. Geels 2005;           sich diese mit der Großen Transformation
Schneidewind & Singer-Brodowski 2013) spie-          vereinbaren? Anschließend deckt sie sowohl
len daher Städte eine zentrale Rolle (vgl. Bul-      Anknüpfungspunkte als auch Interessenkon-
keley et al. 2011). Im Projekt IC-R ist man sich     flikte zu InnovationCity Ruhr auf.
dieser immer wichtiger werdenden Funktion                Im Rahmen seiner laufenden Dissertation
der Stadt bewusst. »Ich bin mir sicher: Wir          konzipiert Best (2013) den lokalen Transfor-
schreiben hier die Blaupause in Bottrop, für die     mationsprozess in Bottrop als »Real Expe-
Energiewende von unten. Wenn die Energiewen-         riment« (vgl. Best 2011; Gross et al. 2005;
de in Deutschland gelingen soll, dann spielen die    Schneidewind & Scheck 2012). Entscheidend
Städte dabei eine ganz wichtige Rolle« (Tischler     ist dabei, dass die Stadt selbst zu einem Ort
2013), sagt der Oberbürgermeister der Stadt          der Wissensproduktion – zu einem urbanen
Bottrop, Bernd Tischler, in einem im Inter-          Laboratorium – wird. In den Naturwissen-
view mit dem WDR.                                    schaften funktionieren Experimente bekann-
    Vor dem Hintergrund dieses großan-               termaßen nach dem Prinzip »trial and error«:
gelegten sozial-ökologischen Transformati-           Experimente sollen in unergründete Wis-
onsprozesses fassen wir im Folgenden die             sensgebiete vorstoßen und Irrtum ist dabei
(Zwischen-) Ergebnisse zweier Forschungsar-          ausdrücklich erlaubt. Ein Real Experiment
beiten zu Bottrop im Hinblick auf die Rolle          meint analog, dass mit innovativen Techno-
der Beteiligungsmöglichkeiten zusammen:              logien, Infrastrukturen, neuen Lebensstilen
    »The application of QOL [Quality of Life] as-    und andersartigen Wohlstandskonzepten
sessment to sustainability issues present another    experimentiert wird, deren Erfolg aber nicht
vital aenue of research. Answering the question:     sicher prognostizierbar ist. Anders als beim
›What is the role of ecological sustainability for   planvollen Implementieren ist hier keine
QOL?‹ could help integrate the social and po-        bloße Legitimation und Akzeptanz gefragt,
licy agendas and hence pay double dividends«         sondern aktive Partizipation und Kontroverse
(Constanza et al. 2008). An diese Frage von          (vgl. Baecker 2008; Renn et al. 2014; Welzer
Constanza et al. knüpfte Roose (2014) in ih-         2013). Die Akteure experimentieren mit Inter-
rer Studie bezüglich der Lebensqualität in           ventionen zur Steigerung der Sanierungsrate,
Bottrop an, um die Lebensqualitätsvorstel-           versuchen mitunter instrumentell Akzeptanz
lungen der Bevölkerung im Zusammenhang               für Prozesse oder Technologien zu schaffen
mit den Transformationsprozessen der Stadt           und ermöglichen in Ansätzen demokratische
zu untersuchen. Laut den Niederländern               Suchprozesse und Aushandlungsverfahren
Grin et al. (2010: 2) repräsentieren viele der       zur kollektiven Wissens- und Meinungsbil-
aktuellen Krisen, mit denen die heutige Ge-          dung. Die Forschungsarbeit umfasst einen
sellschaft konfrontiert ist, »the dark side of do-   Feldaufenthalt in Bottrop (01.02.-30.04.2013),
minant patterns of socio-economic-technological      um einen Zugang zu Akteuren des Wandels
development«. Die vorherrschenden Probleme           in der Zivilgesellschaft aufzubauen und Be-
entstehen also durch Entwicklungen, deren            teiligungsveranstaltungen der eigens gegrün-
Prozesse fest in unseren sozialen Strukturen         deten InnovationCity Management GmbH
verankert seien. Daher seien sie nur schwer          teilnehmend zu beobachten.1 Im Mai 2014
und durch einen profunden Veränderungs-
prozess mit Hilfe von Systeminnovationen
und Transformationen zu lösen. Nachhalti-            1 Folgende Veranstaltungen wurden teilnehmend be-
ge Transformation sei demnach (auch) eine            obachtet: (1) InnovationCity Management GmbH:
                                                     »Elektromobilität visionär« im Rahmen des BMBF Wis-
Suche nach einem neuen Wertesystem (vgl.             senschaftsjahres Zukunftsprojekt Erde (16.02.2013),
Grin et al. 2010: 2f). Mit Blick auf Bottrop         (2) InnovationCity Management GmbH / Masterplan-
drängt sich also die Frage auf, welche Werte-        Konsortium: InnovationCity Tag zum Auftakt der Erar-
systeme die Bottroper Bevölkerung hat und            beitung des Masterplans (15.04.2013) (3) InnovationCity
                                                     Management GmbH / Masterplan-Konsortium: Bürger-
wie sie zu dem geforderten Wandel steht. Die         werkstatt für die westlichen Stadtteile (06.05.2013) und
Forschungsarbeit von Roose (2014) zeigt mit-         Bürgerwerkstatt für die Stadtteile Lehmkule, Ebel, Wel-
tels einer Methodentriangulation von qualita-        heimer Mark (28.05.2013) als Teil der Erarbeitung des
                                                     Masterplans, (4) InnovationCity Management GmbH

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        führte Best zusätzlich neun teilstandardi-                fortlaufend zahlreiche Vorträge, Workshops
        sierte Interviews mit ausgewählten zivilge-               und Auftritte auf Fachmessen. Internationale
        sellschaftlichen Akteuren. Einige der inter-              Besuchergruppen werden durch Bottrop ge-
        viewten Akteure haben an den genannten                    fahren und geführt, z.B. um drei sogenann-
        Beteiligungsveranstaltungen teilgenommen                  te Energie-Musterhäuser zu besichtigen, in
        und alle setzen sich in Bottrop aktiv für eine            denen moderne Heimautomatisierung vor-
        nachhaltige Stadtentwicklung ein. Mit diesen              geführt wird. In der Innenstadt stand viele
        Methoden aus dem Instrumentenkasten der                   Monate ein umgebauter Überseecontainer
        qualitativen Sozialforschung und Ethnogra-                mit Informationsangeboten, in den nach
        phie soll das zugrundeliegende Beteiligungs-              Aussage eines ICM-Akteurs pro Tag 60 bis
        verständnis und Wirkung der Beteiligungs-                 70 Bottroper(innen) gekommen sind. Auch
        veranstaltungen evaluiert werden. Gefragt                 wurden kostenfreie thermographische Auf-
        wird nach der Wirkung auf die Teilnehmen-                 nahmen von Gebäuden als Grundlage für
        den, also beispielsweise motivierenden und                ebenfalls kostenfreie Beratungsangebote an-
        frustrierende Effekten auf die Beteiligten,               gefertigt. Es werden Buttons mit dem Auf-
        sowie den Auswirkungen der Beteiligung auf                druck »Klimaschützer« verschenkt, um die
        das Projekt InnovationCity. Am Ende der Ar-               Identifikation mit dem Projekt zu erhöhen.
        beit stehen Hypothesen, die darauf abzielen,              Und bei zahlreichen Veranstaltungen sowie
        Möglichkeiten zur Verbesserung der Akzep-                 im Zentrum für Information und Beratung
        tanz und Beteiligung aufzuzeigen. In diesem               liegen Postkarten aus, auf denen Projektideen
        Artikel kann zwar noch kein abgeschlossenes               für die InnovationCity Ruhr notiert werden
        Ergebnis präsentiert werden, die Zwischener-              können.
        gebnisse zeigen aber, dass das häufig von Eu-                  Es ist nützlich, zunächst die Kontext-Ele-
        phorie geprägte Verständnis von Bürgerdialo-              mente zu kennen, welche auf sich auf das
        gen und Partizipation für deren Stolpersteine             Projekt InnovationCity und die Bürgerinnen
        sensibilisiert werden muss.                               und Bürger auswirken. Ein übergreifendes
                                                                  Problem ist, dass zu Beginn des Prozesses
                                                                  auf Grundlage von Modellrechnungen die an-
        2 Bürgerbeteiligung in Bottrop                            gepeilte CO2-Minderung für einen typischen
                                                                  Stadtteil des Ruhrgebiets mit einem Investi-
        Der Umgang mit dem Klimawandel gilt                       tionsbedarf von ca. 2.500.000.000 EUR be-
        häufig als ein Paradefall der Notwendigkeit               ziffert wurde. Mit dem Zuschlag des Titels
        reflektierter partizipativer Verfahren (vgl.              »InnovationCity Ruhr« an Bottrop stand diese
        Leggewie 2006; Lietzmann 2011; WBGU                       Zahl wie ein Preisgeld im Raum. Akteure aus
        2011). Dem steht bei vielen Durchführenden                der Bürger- und Zivilgesellschaft beziehen
        jedoch ein kleines Beteiligungsprogramm                   sich (noch heute) darauf: »Die Veranstaltungen
        aus Kommunikation, Selbstdarstellung und                  der Antragsphase und die anfangs kommunizier-
        (Wählerinnen-) Mobilisierung gegenüber.                   te Summe von 2,8 Milliarden EUR haben dafür
        Nach der Soziologin Cordula Kropp (2013)                  gesorgt, dass die Menschen vor allem auf das Geld
        werden Menschen dabei nicht als souveräne                 gehofft haben – Geld, das dann nie gekommen
        Partner(innen) und Expert(inn)en ihrer Le-                ist.« (Interviewzitat, 06.11.2013, Best)
        benswelten wahrgenommen, sondern als in-                       Auch in einer Beteiligungsveranstaltung,
        kompetente und zu aktivierende Masse. Die                 einer sogenannten Bürgerwerkstatt, bezog
        zu überprüfende These ist, dass Anspruch                  sich ein Teilnehmer auf diesen eklatanten
        und Realität der Beteiligung in den Bereichen             Kommunikationsfehler: »Ich habe eine gute
        Energiewende und Klimaschutz stark ausein-                Idee und warte jetzt auf den Geldregen.« (Inter-
        anderklaffen.                                             viewzitat-Bürgerwerkstatt 28.05.2013, Best).
            In dem Projekt IC-R wurde und wird mit                     Tatsächlich muss die genannte Inves-
        vielfältigen Formaten zur Beteiligung der                 titionssumme jedoch noch durch die öf-
        Öffentlichkeit experimentiert. Neben expli-               fentlichen Hand und Unternehmen sowie
        ziten Beteiligungsveranstaltungen gibt es                 Bürger(innen) aufgebracht werden. Statt
                                                                  Preisgelder verteilen zu können, sah sich die
                                                                  Gewinnerstadt also vor der komplizierten
        / Stadterneuerung Bottrop / Künstlerbund Bottrop:         Aufgabe, unter hohem Erfolgs- und Zeitdruck
        Quartiersspaziergang »Art Walks and Talks«, Diskus-       eine kreative Finanzierung für das Projekt
        sionsveranstaltung und »Lange Tafel« auf dem Trapez
        (14.09.2013) als Teil der Erarbeitung des Masterplans     improvisieren zu müssen. Dabei ging es zu-
        und (5) Stadterneuerung Bottrop / Künstlerbund Bottrop:   nächst um den Aufbau einer Organisations-
        Auftakt- und Informationsveranstaltung zur künstleri-     struktur, der InnovationCity Management
        schen Bespielung des Platzes »Trapez« ,

                                                                                    www.planung-neu-denken.de
pnd|online II|2014                                                                                                    5| 12

GmbH, die nach einer turbulenten Anfangs-                      dat is einfach zu teuer. (...) Für ältere Herrschaf-
phase 2010-2011 gegenwärtig über 200 prak-                     ten mit einem alten Haus ist das immer mit sehr
tische Projekte vorweisen kann und durch                       viel Schwierigkeit verbunden, das umzukrem-
eine eigens geschaffene Koalition aus Un-                      peln. Das rechnet sich für alte Leute nicht mehr.«
ternehmen, Verwaltung und Politik getragen                     (Zitat Herr D aus Roose 2014: 74)
wird.                                                              Insgesamt ist die Beteiligungskultur in
    Kommuniziert wird eine energetische                        Bottrop historisch gewachsen und spezi-
Sanierungsrate von 7,82 % im Modellgebiet                      fisch. Provokativ kann gefragt werden: Gibt
(Mai 2014). Bei der Umsetzung von Projek-                      es in Bottrop eine besonders schlechte Be-
ten durch die Bevölkerung sind die Bedin-                      teiligungskultur? In der Tat nimmt auch
gungen in Bottrop jedoch sehr schwierig. Mit                   ein Akteur der ICM an, dass kulturelle und
einem zensunsbereinigten BIP/Einwohner2                        historische Eigenarten der Stadt und Region
von 19.308 EUR im Jahr 2010 ist Bottrop im                     das Engagement der Bürger(innen) hemmen
deutschlandweiten Vergleich die ärmste Stadt                   könnten.»Hier hat es in der Regel Unternehmen
überhaupt (vgl. Institut der deutschen Wirt-                   gegeben, die (...) haben den Wohnraum bereit-
schaft Köln 2013), was die Voraussetzun-                       gestellt, haben diesen Arbeitern Versorgungsein-
gen für investive Klimaschutzmaßnahmen                         richtungen, teilweise auch soziale Einrichtungen
erheblich erschwert. Dieser Zustand prägt                      bereitgestellt, ähm, immer unter der Maßgabe:
auch die Wahrnehmung des Stadtbildes der                       wenn ihr gute Arbeit leistet und euch sonst aus al-
Bürger(innen):»Man merkt auch, dass die Ar-                    lem raushaltet, also ›brav‹ seid, sozusagen, dann
mut hier zunimmt. Dass hier Geld fehlt den Leu-                könnt ihr bei uns alt werden und zwar rundum
ten. (...) Ja und ich hab mehr dat Gefühl, dat                 versorgt und dann ist auch die Firma für euch da,
hier viel mehr alte Leute bleiben. Dass die Leute              wenn ihr nichts dagegen unternehmt. (...) Das
hier viel mehr veralten. (..). Ja, ich denke, dat hat          eigentliche Engagement, sich selber mit Proble-
auch wat mit der Arbeit zu tun. Wat willse hier,               men zu beschäftigen und zu lösen (ist) aus die-
wenn du keine Arbeit hast?« (Zitat Herr M., aus                sen Gründen hier nicht so stark ausgeprägt.« (In-
Roose 2014: 55)                                                terviewzitat, 27.02.2013, Best) Unabhängig
    Das Ruhrgebiet ist von den demographi-                     davon, ob diese These belegt werden kann,
schen Trends des Bevölkerungsrückgangs                         ist entscheidend, was sie über die Wahrneh-
und der Überalterung im nationalen Vergleich                   mung aussagt: Menschen in Bottrop sind ver-
besonders stark betroffen. In Bottrop haben                    gleichsweise schwer zur aktiven Teilnahme
diese Entwicklungen zur Folge, dass das                        zu bewegen.
Durchschnittsalter bis vorrausichtlich 2025                        Tatsächlich zeigen in der Studie über Le-
auf 47,4 ansteigen wird (RVR 2009). Dies                       bensqualität und Transformationsprozesse
ist eine durchschnittliche Alterung von mehr                   (Roose 2014: 76) in Bottrop trotz allgemeiner
als 4 Jahren im Vergleich zu 2006. In Bezug                    Akzeptanz und Befürwortung des Innovati-
auf die Umbaumaßnahmen im Projekt IC-R                         onCity-Projektes nur vier von acht Befragten
bedeutet dies, dass Bewohner(innen) und                        eine allgemeine Bereitschaft zum Bürgeren-
Eigentümer(innen) häufig so alt sind, dass es                  gagement in den Projekten der IC-R. Keiner
sich aus ihrer Sicht nicht lohnt, noch in die                  der Befragten beteiligte sich jedoch aktiv dar-
Modernisierung ihrer Häuser und Wohnun-                        an. In vielen anderen Feldern gibt es aber eine
gen zu investieren:                                            ausgeprägte Beteiligung in Bottrop, etwa beim
    »Aber direkt für uns kommt das nicht in Fra-               erfolgreichen Bürgerengagement für das ein-
ge, denk ich mal. Dass die Fördergelder, die da                zige Freibad der Stadt, für dessen Erhalt über
am Anfang mal anvisiert waren, entweder nur                    15.000 Unterschriften und viele Spenden ge-
über Kredite zu machen (...). Und so ein altes                 sammelt wurden. Der Bottroper Herr M. hat
Haus energetisch auf Vordermann zu bringen,                    sich selbst für den Erhalt des Freibades einge-
                                                               setzt und berichtet in einem Interview über
                                                               das Verhalten seiner Mitbürger(innen):
                                                                   »Man kriegt die Leute nicht unter einem
2 Die Maßzahl BIP/Einwohner ist ein wichtiges Maß              Hut. Weil die Leute dat nicht interessiert. Z.
für den materiellen Wohlstand. Der faktische Wohlstand
weicht in der Regel von diesem Kennwert ab, zumal in           B. Dat Freibad hier, (...) Stenkhof. Dat wollten
reichen Ländern, wo Konsument(innen) häufig keinen             die ja schließen, obwohl die da ja einen Hau-
zusätzlichen Nutzen durch die vermehrte Produktion             fen Geld reingeballert haben. Und jetzt wollen
von Waren und Dienstleistungen haben (vgl. Paech 2010)         die dat schließen. Und ich hab da Autogramme
und zusätzliches Wachstum häufig durch die Reperatur
der Schäden vorangegangenen Wachstums erzielt wird             gesammelt. Da haste hier doofe Sprüche bekom-
(vgl. Scherhorn 2011). Bei der Frage, wie viel Kapital po-     men.« (Zitat Herr M im Interview mit Roose,
tenziell für Investitionen zur Verfügung steht, ist die BIP-   23.11.2012)
Maßzahl jedoch sehr aussagekräftig.

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6| 12                                              Benjamin Best und Ilka Roose: »Ich fahr kein Bus!« ...

            Ein anderes Beispiel ist die selbstorga-       Ablauf der Veranstaltung. Die Gruppe der
        nisierte Weiternutzung des ehemaligen              Teilnehmer(innen) wurde aufgeteilt und
        Gemeindehauses der St. Barbara Kirchen-            konnte in drei Runden an drei Tischen nach-
        gemeinde. Als sich die katholische Kirche          einander Ideen und Fragen zu den The-
        im Jahr 2007 aus dem Stadtteil zurückzog           men »Energie«, »Mobilität und »Stadt und
        und die Kirche abgerissen wurde, bewahr-           Grün/Wasser« vorbringen. Bei einer Vor-
        ten Bürger(innen) des Stadtteils das heutige       stellungsrunde am ersten Tisch wurde deut-
        Stadtteilzentrum »Barbaraheim« vor dem-            lich, dass die Teilnehmer(innen) zum über-
        selben Schicksal, indem sie die laufenden          wiegenden Teil interessierte Senior(inn)en
        Kosten für den Erhalt des Gebäudes selbst          sind, die auch schon an anderen Veranstal-
        übernahmen. Heute haben dort Nachbar-              tungen ähnlicher Art teilgenommen haben.
        schaftsfeste, Flohmärkte, Frauentreffpunkte        Weitere Teilnehmer(innen) hatten ein wirt-
        und Sportgruppen ihren Raum. Es lässt sich         schaftliches oder wissenschaftliches Interesse
        also nicht sagen, dass die Beteiligungskultur      an dem Projekt IC-R.
        in Bottrop »schlecht« sei, sie scheint lediglich       In den jeweiligen Themenbereichen klärte
        andere Betätigungsfelder zu finden als die lo-     ein wissenschaftlicher Experte aus dem Bera-
        kale Energiewende.                                 terkonsortium die Teilnehmenden über den
            Doch was sind nun die entscheidenden           aktuellen Wissenstand bspw. zu den Gebäu-
        Faktoren, die eine Bürgerbeteiligung an die-       dealtersklassen, der technischen Wärmever-
        sen Prozessen bremsen oder befördern kön-          sorgung und der Raumpläne der Quartiere
        nen?                                               auf. Die Experten konstituierten damit von
                                                           Beginn an in jeder Runde das Verhältnis von
                                                           fehlender und vorhandener Fachkenntnis. Ein
        3 Welche Vorgehensweise wählt IC-R                 (mutiger) Bürger warf in der Ideensammlung
        zur Aktivierung der Bürger(innen)?                 ein, dass umfassende Sanierungsmaßnah-
                                                           men für ihn zu kostspielig seien. Im Stadtteil
        Es folgt ein exemplarischer Bericht von einer      gebe es aber einen gewachsenen Zusammen-
        Bürgerwerkstatt am 28.05.2013, die Benja-          halt und darauf könne man aufbauen. Bei der
        min Best mit besonderem Fokus auf den              Veranstaltung gelang es, den Ideenraum der
        Umgang mit Expert(inn)en- und Laienwis-            Bürgerschaft sehr weit zu öffnen und eine
        sen teilnehmend beobachtet hat. Die Veran-         gewisse Begeisterungsstimmung zu wecken.
        staltung stand im Rahmen der Erarbeitung           »Projektideen« wie zum Beispiel »bessere
        des »Masterplans«, der das Drehbuch für die        Busverbindungen«, »Grundschulen erhal-
        nachhaltige Stadtentwicklung in dem Modell-        ten« und »Aufwertung der Emscher« wurden
        gebiet Bottrops bis zum Jahr 2020 sein soll.       auf Karteikarten notiert und auf einer Pinn-
        Die Einladungen zu den Bürgerwerkstätten           wand angebracht. Statt eine größere Klarheit
        waren auf der Internetseite der IC-R (http://      über Zuständigkeiten oder eine Reduktion
        www.icruhr.de) zu finden. Es kamen zehn            der Komplexität dieser Wünsche zu erarbei-
        Veranstaltende aus dem Masterplan-Kon-             ten, wurde am Ende der Veranstaltung jedoch
        sortium, der Management-Gesellschaft und           nur priorisiert, indem alle Teilnehmenden
        Zugehörige der Stadtverwaltung sowie zehn          und die Gastgeber(innen) eine beliebige An-
        Bürger(innen). Letztere wurden aufgerufen,         zahl von Punkten vergeben konnten.
        ihre Ideen und Vorschläge für IC-R vorzu-              Das Ergebnis des Workshops wurde als
        bringen. Mitglieder des beauftragten Berater-      Protokoll mit Fotos ins Internet gestellt, so
        konsortiums moderierten die Veranstaltung          dass die ICM nach außen ihre Bereitschaft zu
        im Zentrum für Information und Beratung            partizipativen Verfahren dokumentiert hat.
        (ZIB) der InnovationCity Bottrop, führten          Danach blieben die weitere Verwendung der
        Protokoll und machten Fotos.                       Ideen, nachfolgende Verfahrensschritte, Kri-
            Ein Mitarbeiter der InnovationCity Ma-         terien zur Auswahl von Projekten und, vor
        nagement GmbH begrüßte die Teilnehmen-             allem, mögliche Verantwortlichkeiten unklar.
        den mit den Worten: »Wir sind hier um Ihre             Der Grund dieser und weiterer Beteili-
        Ideen und Vorschläge zu bekommen – denn            gungsveranstaltungen war, dem Projekt als
        Sie kennen sich in diesem Stadtteil am besten      Ideenlieferant unter die Arme zu greifen. Wel-
        aus.« Er erteilte den Bürger(innen) damit den      che Ideen in den Masterplan, der inzwischen
        Rang der Expert(inn)en, was jedoch durch           fertiggestellt ist, eingeflossen sind – und
        die anwesenden Wissenschaftler(innen)              welche nicht – ist nicht unmittelbar klar. Da-
        später konterkariert werden sollte. Ein Mit-       rüber hinaus ist eine tatsächliche Aufnahme
        arbeiter des Berater-Teams erklärte den            der Masterplan-Projektideen nicht zwingend.

                                                                            www.planung-neu-denken.de
pnd|online II|2014                                                                                         7| 12

Zusammen mit Projektideen von Verwaltung            nachvollziehen. Nein. (...) [Bürgerbeteiligung] ist
und Wirtschaft sowie zahlreichen Vorschlä-          teilweise frustrierend. (...) Und was da raus ge-
gen des beratenden Konsortiums sind die             kommen ist, diese zwei großen DIN A4 Ordner.
Bürger-Projektideen in zwei Dokumente mit           Ich habe also nicht vor, also, wat weiß ich, 2.000
insgesamt 1.300 Seiten eingeflossen, das im         Blatt zu bedrucken und dat ganze Ding zu le-
Internet zeitweilig heruntergeladen werden          sen.« (Interviewzitat-09.05.2014, Best)
konnte. Der Ursprung der Ideen ist dabei
zwar markiert, selbst aktive Bürger scheinen
von dem Umfang dieses Dokuments jedoch              4 InnovationCity Ruhr aus Sicht
überfordert zu sein. Auch der Sinn der Mas-         unbeteiligter Bürger(innen)
terplans erschloß sich nicht für die Teilneh-
menden der Veranstaltung. Im Stadtrat wur-          Aus analytischer Sicht ist die städtische Stra-
de das Gesamtdokument des Masterplans zur           tegie, nun stärker sichtbare Projekte umzu-
Abstimmung vorgelegt und als allgemeine             setzen, kein sicheres Erfolgsrezept, um die
Grundlage für die künftige Stadtentwicklung         teilweise von den Ergebnissen und Prozessen
im Pilotgebiet der InnovationCity Ruhr in           frustrierten Bürger(innen) von dem Projekt
Bottrop einstimmig angenommen. In der Tat           zu überzeugen. Bottroper(innen) die sich au-
ist der Masterplan als eine Art Steinbruch für      ßerhalb der gegebenen Beteiligungsstruktu-
künftige Projekte der Verwaltung und auch           ren von InnovationCity zum Projekt äußern,
der IC-Management-Gesellschaft und der              zeichnen ein eher eindimensionales Bild des
Wirtschaft gedacht.                                 Projektes.
    In einem der zuständigen Verwal-                     Die von Roose (2014) interviewten
tungsreferate werteten im Mai 2014 die              Bürger(innen) verbinden es in erster Linie
Mitarbeiter(innen) den Masterplan nach um-          mit Umbaumaßnahmen und Sanierungen
setzbaren Projektideen aus. »Wir haben jetzt        – also dem Handlungsfeld Wohnen. Die wei-
ganz aktuell, denn dieser Masterplan ist ja ein     teren Felder Mobilität, Energie und Stadt wer-
Wust von möglichen Ideen und Projekten und          den kaum bis gar nicht wahrgenommen. Eine
Maßnahmen, den haben wir jetzt für unseren          Beteiligung wird sofort ausgeschlossen, da
Bereich mal so durchforstet und haben genau sol-    sie mit kostspieligen Umbaumaßnahmen an
che Dinge mal identifiziert, wo wir selber auch     der eigenen Wohnung und Haus verbunden
mal was machen können, wo wir nicht unbedingt       wird, was teilweise nicht in die Biographien
auf Industrie, Gewerbe oder Externe angewiesen      der interviewten Menschen passt. Ein junger
sind, sondern wo wir als Stadt, als Verwaltung      Bottroper (21 Jahre) argumentiert folgender-
auch mal selber was umsetzen können und teil-       maßen:
weise auch kurzfristige Sachen.« (Interviewzi-           »Ich ordne zurzeit noch mein Leben. Ich
tat, 13.05.2014, Best)                              weiß nicht, wo mein Leben zurzeit hingeht, aber
    Bei den von der Stadtverwaltung identifi-       wenn ich alt genug bin, um das realisieren zu
zierten Maßnahmen geht es darum, für die            können, dann kann ich mir auf jeden Fall vor-
Bürgerschaft sichtbare Erfolge zu erzielen.         stellen, sowas mitzumachen«. (Zitat Herr E aus
Von im Masterplan aufgefundenen Maßnah-             Roose 2014: 83)
men wie einer Ausweitung der Stadtdurch-                 Ähnlich wie in den Bürgerdialogen zeigen
grünung verspricht man sich, dass die Men-          die Befragten in den Interviews ein Gefühl
schen sich am schöneren Stadtbild erfreuen          von mangelnder Verbundenheit mit dem Pro-
können. Damit das Projekt IC-R bei den              jekt, weil es zu wenig mit der eigenen Lebens-
Bottroper(inne)n besser ankommt. Auf Seiten         welt zu tun hat:
des IC-Management Teams werden Projekte                  »Ich mein, an sich find ich das ne gute Sache.
systematisch ausgewählt und dabei ein eigens        Aber ja. Es ist natürlich so der Zeitfaktor. Denn
entwickeltes Kriterienraster angewendet.            wann soll man den Leuten da helfen, ne? Man is
    Für die beteiligten Bürger(innen) kann          ja jetzt auch vollzeitig berufstätig. Man kriegt das
dieses Verfahren durch seine mangelhafte            kaum so schon sein eigenes Leben in die richtige
Transparenz frustrierend sein. So meint ein         Richtung und dann da noch anderen Leuten zu
Teilnehmer der Bürgerwerkstätten, dass sei-         helfen.«(Zitat Frau C aus Roose 2014: 71)
ne Beiträge zwar gehört und aufgenommen                  Die Interviewte Frau C spricht in ihrer
würden, er mit dem Ergebnis aber nicht zu-          Aussage wiederholt von »anderen Leuten«.
frieden sei und Bürgerbeteiligung selbst kri-       Eine Teilnahme wäre für sie demnach zu-
tisch sieht. »Man konnte seine Redebeiträge da      nächst eine Unterstützung anderer und nicht
ohne weiteres leisten. Aber inwieweit das irgend-   eine aktive Verbesserung der eigenen Situati-
welchen Einfluss hatte, kann ich persönlich nicht   on. Auch Frau R hält das Projekt für »wirklich

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        klasse« und glaubt selbst etwas beitragen zu            Emissionen um ca. 30 % zu reduzieren. Hier
        können. Trotzdem lehnt sie eine Beteiligung             spielt laut Projektbeschreibungen auch die
        ab. »Vielleicht ist es mir wirklich nicht wichtig ge-   Einbeziehung der Bürger(innen) eine wichti-
        nug«, stellt die Befragte schließlich fest. Hier        ge Rolle (vgl. ICM 2014a). Der gegenwärtige
        scheint also, wie schon bei Frau C, die Ver-            ÖPNV stößt bei allen Befragten auf negative
        bundenheit des Projekts zur eigenen Lebens-             Resonanz. Künftig wird die öffentliche Da-
        welt zu fehlen, um einen Sinn und persönli-             seinsvorsorge vor dem Hintergrund des de-
        chen Vorteil im eigenen Beitrag zu erkennen             mographischen Wandels insbesondere zur
        (Roose 2014: 72).                                       Sicherung der Erreichbarkeit immer wichti-
            Die Analyse der qualitativen Interviews             ger – physisch bedeutet dies, dass eine besse-
        von Roose (2014) zeigt zahlreiche Über-                 re Anbindung an den ÖPNV gebraucht wird
        schneidungen zwischen den zentralen In-                 (Kocks & Gatzweiler 2005: 22). Die wachsen-
        dikatoren für Lebensqualität der Bottroper              de ältere Bevölkerung ist also auf einen qua-
        Bürger(innen) und den Handlungsfeldern                  litativ und quantitativ guten öffentlichen Nah-
        von InnovationCity Ruhr. So gehört zu den               verkehr angewiesen. Die älteren Befragten
        meist genannten Faktoren für Lebensqualität             bemängeln unter anderem die überteuerten
        der Bereich Mobilität (insbesondere öffent-             Preise und den digitalisierten Service. Laut
        liche Verkehrsmittel), das soziale Umfeld               Frau F könnten sich viele ältere Menschen
        sowie Umwelt und Natur im Wohnumfeld                    eine Busfahrkarte aufgrund der niedrigen
        (Roose 2014: 77).                                       Rentenbezüge nicht leisten. Herr B ist zudem
                                                                davon überzeugt, dass der Ticketkauf an Au-
                                                                tomaten, an der Tram oder der Bahn für älte-
        5 Verknüpfung der                                       re Personen zu kompliziert sei. Herr M, der
        Lebensqualitätsvorstellungen mit den                    eigentlich lieber mit dem Bus als mit seinem
        Handlungsfeldern der InnovationCity Ruhr                Roller zur Arbeit fahren würde, bemängelt
                                                                die schlechten Verbindungen zwischen den
        Im Projekt InnovationCity Ruhr zielt das                Ruhrgebietsstädten, die Unzuverlässigkeit
        Handlungsfeld Aktivierung auf Bürgerbetei-              der Busfahrer und ebenfalls die hohen Fahr-
        ligung in allen sektoralen Handlungsfeldern             kartenpreise. Er sieht sich gezwungen auf sei-
        (Energie, Wohnen, Mobilität, Stadt). In fast            nen Roller umzusteigen (Roose 2014: 53).
        allen Projekten im Bereich Aktivierung steht                Im Bereich des ÖPNV scheint in Bottrop
        jedoch die Häusersanierung bzw. Energiebe-              also großes Verbesserungspotenzial zu lie-
        ratung im Mittelpunkt. Es ist daher nicht ver-          gen. Die zentrale Bedeutung dieses Themas
        wunderlich, dass die Befragten aus der Studie           in den Interviews lässt darauf schließen, dass
        von Roose (2014: 87) mit einer Teilnahme an             die Verbesserung des Preis-Leistungs-Verhält-
        InnovationCity Ruhr meist an die Sanierung              nisses dafür sorgen kann, das Handlungsfeld
        des eigenen Hauses denken. Andere spre-                 Mobilität zu stärken. So kann gesichert wer-
        chen von InnovationCity Ruhr als »unverdien-            den, dass diejenigen Personen, die generell
        ten Umweltpreis« (Frau L) oder können sich              bereit sind Bus und Bahn zu nutzen, weiter-
        nur sehr oberflächlich etwas unter dem Pro-             hin bei dem umweltfreundlicheren Verkehrs-
        jekt vorstellen. Hier scheint es der Öffentlich-        träger bleiben.
        keit an gezielter Information zu fehlen, die                Empfehlenswert ist es außerdem, Maß-
        ihnen vermittelt, dass es bei InnovationCity            nahmen zu konzipieren, die überzeugte
        Ruhr um mehr als das Handlungsfeld Woh-                 Nutzer des Individualverkehrs dazu bringen
        nen geht.                                               könnten, öfter Bus und Bahn zu nutzen.
            Die empirischen Befunde zeigen, dass für            Ein Beispiel dafür aus der Studie nach Roo-
        alle von Roose (2014) interviewten Personen             se (2014) gibt Frau C. Obwohl sie in ihrer
        die Kriterien »allgemeine Verkehrsinfrastruk-           Vergangenheit keine besonderen negativen
        tur« und »öffentliche Verkehrsmittel« (ÖPNV)            Erfahrungen mit dem ÖPNV gemacht hat,
        eine zentrale Rolle spielen. Themen also, die           lehnt sie diesen grundsätzlich ab. »Weil ich
        von InnovationCity Ruhr eigentlich mit dem              ein Auto hab«, begründet die Befragte ihre
        Handlungsfeld Mobilität vertreten sind. Be-             Verkehrsmittelwahl: »Weil das natürlich mit
        trachtet man die Anzahl der Einzelprojekte,             meinem Auto bequemer ist, als mitm Bus, ne.
        so ist dieser Bereich wie auch der mit Mobi-            Also ich steig hier unten vor der Haustür in mein
        lität stark verbundene Bereich Arbeit quanti-           Auto ein und kann hinfahren, wo ich will. Ich
        tativ unterrepräsentiert. Das Klimaschutzteil-          muss jetzt nicht noch warten bis der nächste Bus
        konzept Mobilität beispielsweise zielt darauf           kommt und zur nächsten Bushaltestelle fahren
        ab, langfristig die verkehrsbedingten CO2-              und laufen. Und die Schlepperei natürlich, sag

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ich mal. Wenn man jetzt irgendwo unterwegs         gruppen, so findet man weder hier noch in
ist und nimmt da noch was mit und denn hier        anderen Handlungsfeldern konkrete Projek-
und da. Das ist mitm Bus natürlich auch immer      te, die diese wachsende Bevölkerungsgruppe
doof.«                                             adressieren (ICM 2014a). Laut Naegele & Rei-
    Für sie sei das Auto also schlichtweg be-      chert (2005: 342f) ist bürgerschaftliches En-
quemer, insbesondere wenn es darum geht,           gagement älterer Menschen zu fördern und
Einkäufe zu erledigen. Hier wäre zu überle-        auszubauen hilfreich, unter anderem um dro-
gen, ob beispielsweise in Zusammenarbeit           hende Generationskonflikte zu entschärfen.
mit dem Einzelhandel Anreize gefunden              Das Potenzial sehen Naegele und Reichert vor
werden können, die den öffentlichen Nah-           allem bei den »jüngeren Älteren« noch nicht
verkehr attraktiver machen. Aktuelle Studien       ausgeschöpft: »Dies gilt insbesondere für alter-
belegen zudem die Wirksamkeit solidarischer        native, projektorientierte und weniger verpflich-
Finanzierungsinstrumente wie Bürgertickets,        tende Einsatzbereiche jenseits des traditionellen
einerseits zur Sicherung der ÖPNV-Finan-           Ehrenamts bei Kirchen und Wohlfahrtsverbän-
zierung und andererseits als Anreiz zur Nut-       den.« (Naegele & Reichert 2005: 343) Als
zung (vgl. Waluga 2014).                           Beispiel nennen die Autoren hier die Mitwir-
    Bei der Maßnahmengestaltung darf nicht         kung bei der kommunalen Sozialplanung als
außer Acht gelassen werden, dass technische        Expert(inn)en in der Qualitätssicherung oder
Innovationen allein auch im Bereich Verkehr        bei intergenerationellen Bildungsprojekten.
nicht zum Erfüllen der Großen Transfor-            Die Struktur von InnovationCity Ruhr bietet
mation ausreichen. »Alles in allem wird die        die Möglichkeit solcher alternativen Einsatz-
kulturelle Transformation erst realistisch, wenn   bereiche.
auch die Alltagsroutinen neu ausgerichtet sind.«
(Kopatz 2013: 160). Die nicht-nachhaltigen
Routinen in den Bereichen Verkehr, Energie         6 Empfehlungen zur strukturellen
und Wohnen – die durch tägliches Verhalten         Verbesserung der Beteilungsmöglichkeiten
heute perpetuiert werden, wie in dem letzten
Interviewzitat gesehen – wird von der Mehr-        Die Feldforschung von Benjamin Best hat ge-
heit der Bürger(innen) sehr wahrscheinlich         zeigt, dass in den Bürgerdialogen von allein
nicht von selbst verändert werden. Das he-         schon hauptsächlich ältere Mitbürger(innen)
terogene Netzwerk von InnovationCity Ruhr          beteiligt sind – dennoch scheint das Manage-
mit Akteuren aus Wirtschaft, Stadtverwaltung       ment bisher aber nicht die Einbeziehung
und wissenschaftlichen Institutionen bringt        speziell dieser Gruppe aktiv als Chance zu
günstige Bedingungen mit sich, um solche           nutzen. Die älteren Menschen machen ei-
Neuerungen mutig zu konzipieren, zu tes-           nen immer größer werdenden Anteil an der
ten und zu bewerten. Statt dabei auf Teufel        Bottroper Bevölkerung aus und ihre Betei-
komm’ raus auf technologische Neuerungen           ligung ist somit auch für das Gelingen der
zu setzen, wäre es notwendig, alternative so-      Ziele von InnovationCity Ruhr entscheidend,
ziale Praktiken ausfindig zu machen, sie zu        gerade vor dem Hintergrund, dass das Alter
fördern und Hürden für nachhaltiges Alltags-       teilweise als Sanierungshindernis gilt und
handeln abzubauen. Dabei stellt die Möglich-       damit die derzeitige Hauptstrategie der ICM
keit, nicht zu handeln, jedoch keine Option        teilweise zu blockieren droht. Daher ist zu
dar, da die dominante gegenwärtige gesell-         empfehlen in den Programmen und Aktio-
schaftliche Praxis und meisten verwendeten         nen verstärkt auf diesen Teil der Bevölkerung
Technologien nicht nachhaltig sind. In dem         einzugehen, alternative Strategien zur Ener-
Projektportfolio der IC-R gibt es dazu bisher      gie- und CO2-Einsparung zu entwickeln und
nur wenig Anhaltspunkte.                           umzusetzen.
    Ein weiteres Thema, das die Befragten aus          In Bezug auf künftige Beteiligungsveran-
der Studie nach Roose (2014) beschäftigt, ist      staltungen schlagen wir vor:
der demographische Wandel. Die Analyse
der Bürgerveranstaltungen zu Innovation-           1. Zu Beginn einer Veranstaltung sollte zwi-
City Ruhr zeigt zwar, dass hier zum größten        schen den Beteiligten und Beteiligenden eine
Teil die ältere Bevölkerung vertreten ist, sie     Art Mini-Vertrag geschlossen werden. Darin
zeigt aber auch, dass die Umsetzung der hier       sollte klargestellt werden, worum es genau
vorgeschlagenen Maßnahmen unklar bleibt.           geht und welchen Spielraum die Beteiligten
Sucht man allerdings im Handlungsfeld »Ak-         tatsächlich haben. So kann Ergebnis- und Ver-
tivierung« nach Projekten mit älteren Ziel-        fahrensfrustrationen vorgebeugt werden.

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         2. Statt auf Maßnahmensammlungen soll-                       Durch weitere qualitative Studien in die-
         ten nun stärker als bisher Empowerment                   sem Bereich könnten soziale Innovationen
         und konkrete Aktionsplanungen mit den                    entwickelt werden, die durch eine niedrige
         Bürger(inne)n durchgeführt werden.                       Hemmschwelle und starke Anknüpfungs-
                                                                  punkte an die reale Lebenswelt einen grö-
         3. Die Aussagen der Bürger(innen) auf Ver-               ßeren Teil der Bürger(innen) einbeziehen
         anstaltungen sollten als Metaphern für eine              und aktivieren, die sonst wenig Interesse an
         wünschenswerte Zukunft verstanden und                    Beteiligung und Bürgerengagement in dem
         aufgegriffen werden. Soll die Lebensqualität             Projekt haben (Roose 2014: 91). Die Große
         in Bottrop bis 2020 verbessert werden, so                Transformation in Richtung nachhaltiger
         bräuchte es beispielsweise einen Plan für den            Entwicklung kann damit von der Anbindung
         Erhalt und die Verbesserung des bekundeten               an Lebensqualitätsforschung besonders im
         gewachsenen Zusammenhalts in den Quar-                   Bereich des sozialen Wandels profitieren und
         tieren.                                                  der Umsetzung in der Gesellschaft näher
                                                                  kommen.
                                                                      Mit der Analyse des experimentellen
         7 Schlussbemerkung                                       Settings der IC-R soll ein Beitrag zu dessen
                                                                  Wirkung in der Stadt sowie dessen Replizier-
         InnovationCity Ruhr trägt schon allein durch             barkeit erreicht werden. Die Bausteine einer
         den Namen den Anspruch innovativ zu sein.                erfolgreichen sozial-ökologischen Transfor-
         Laut Jessen & Walther (2010: 283f) sei im                mation nach dem Vorbild Bottrops sind noch
         sozialwissenschaftlichen Verständnis von                 nicht vollständig erforscht. Wichtige Faktoren
         Innovation seit Schumpeter (1964) stets das              sind jedoch das radikale CO2-Minderungsziel,
         erfolgreiche Umsetzen einer Idee in die Re-              die Kombination mit gesellschaftlichen Ver-
         alität und die Veränderung der Praxis durch              änderungen und der Bereitschaft zu parti-
         eben diese nötig. Für InnovationCity Ruhr be-            zipativen Verfahren sowie die Offenheit für
         deutet dies, dass die neuen Ideen, Konzepte              rekursive Lernschritte im Projektverlauf. Die
         und Angebote im Rahmen des Projekts, von                 sowohl positiven als auch negativen Entwick-
         der Bevölkerung angenommen werden und                    lungen im Reallabor Bottrop können also zu
         einen technologischen wie sozialen Wandel                lehrreichen Do´s and Dont´s in der Gestal-
         hervorrufen.                                             tung der Großen Transformation werden.

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