Rekrutierung - Tipps für eine zielgerichtete Mitarbeitersuche - HANDLUNGSEMPFEHLUNG
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HANDLUNGSEMPFEHLUNG REKRUTIERUNG Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) Das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) ist ein Projekt des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln und wird gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Das KOFA unterstützt kleine und mittlere Unternehmen (KMU) dabei, Fachkräfte zu finden, zu binden und zu qualifizieren. Folgende Angebote bietet das KOFA: Studien: Analysen zur Fachkräftesituation orträge und Netzwerke: Austausch mit den V in Deutschland Expertinnen und Experten vor Ort Handlungsempfehlungen und Checklisten: Willkommenslotsen: Schulungen für die Tipps für Ihre Personalarbeit Flüchtlingsintegration in KMU Praxisbeispiele: Best Practice zum Nachahmen Webinare: Weiterbildung und Austausch vom und Weiterdenken Schreibtisch aus Trends: Zukunftsthemen wie Digitale Bildung Newsletter: regelmäßige Infos über aktuelle und Führung 4.0 Trends im Themenfeld Mehr Informationen auf www.kofa.de E-Mail: fachkraefte@iwkoeln.de Telefon: 0221-4981-543 twitter.com/KOFA_de facebook.com/Personalarbeit linkedin.com/company/kofa-kompetenzzentrum-fachkräftesicherung
HANDLUNGSEMPFEHLUNG REKRUTIERUNG INHALT 1 Fachkräftemangel Warum zeitgemäße Strategien zur Mitarbeitergewinnung so wichtig sind 4 2 So profitiert Ihr Unternehmen Vorteile einer gezielten Rekrutierungsstrategie 5 3 Rekrutierung auf einen Blick Diese Möglichkeiten haben Sie 5 4 Employer Branding Die eigene Arbeitgebermarke 6 5 Personalbedarfsplanung Wen Sie suchen und welche Position Sie wann besetzen sollten 9 6 Zielgruppenspezifische Rekrutierung Wie Sie potenzielle Kandidaten richtig ansprechen 10 Das Konzept der Generationen 10 Soziale Milieus 12 Weitere Zielgruppen 15 7 Rekrutierungskanäle Welche Suchwege Sie nutzen können 16 Online-Rekrutierung 18 Mitarbeitersuche außerhalb des Internets 22 8 Stellengesuch formulieren Tipps für eine ansprechende Gestaltung 26 9 Vorstellungsgespräche So werden sie erfolgreich geführt 27 10 Erfolgsmessung So prüfen Sie, ob Ihre Rekrutierungsstrategie erfolgreich ist 30 3
HANDLUNGSEMPFEHLUNG REKRUTIERUNG 1 FACHKRÄFTEMANGEL Warum zeitgemäße Strategien zur Mitarbeitergewinnung so wichtig sind Durch den Fachkräftemangel wird es besonders für kleine und mittlere Unternehmen immer schwieri- ger, geeignete Fachkräfte zu finden. Wahrscheinlich haben Sie diese Erfahrung auch schon machen müs- sen. Die Stellen bleiben lange unbesetzt oder Sie müssen die Suche nach geeigneten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erfolglos abbrechen. Im Jahr 2015 war knapp die Hälfte aller offenen Stellen schwer zu besetzen. Vier Jahre später, im Jahr 2019 traf dies bereits auf 71 Prozent aller offenen Stellen zu. Betroffenheit vom Fachkräftemangel nach Betriebsgröße ab 1000 14% 38% 49% 250-999 11% 51% 38% 50-249 21% 41% 38% 0-49 21% 31% 48% 0% 20% 40% 60% 80% 100% Gar nicht/kaum oder in wenigen Bereichen In einigen Bereichen (das Thema ist präsent) In zahlreichen Bereichen oder massiv/existenziell Quelle: KOFA 2019 *Prozentwerte von über 100% sind auf Rundungsfehler zurückzuführen. Das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) be- Diese Entwicklung betrifft ganz Deutschland, einige Bun- fragte zusammen mit dem Online-Stellensuchportal Indeed desländer sind allerdings stärker von Fachkräfteengpässen und dem Fachmagazin Personalwirtschaft Unternehmen zu betroffen als andere. ihren Personalgewinnungsstrategien. Von den befragten Die Situation für Bewerberinnen und Bewerber hat sich Unternehmen gaben nahezu die Hälfte der kleinen und umgedreht: Aus einem „Arbeitgebermarkt“, in welchem ein Drittel der mittleren Unternehmen an, massiv vom sich Arbeitgeber aus einer Vielzahl von Bewerberinnen Fachkräftemangel betroffen zu sein (vgl. Abbildung oben). und Bewerbern die passenden heraussuchen konnten, ist Verantwortlich für den Fachkräftemangel ist vor allem die ein „Arbeitnehmermarkt“ geworden. Nun können sich die zunehmende Überalterung der Gesellschaft durch anhal- wenigen Bewerberinnen und Bewerber aussuchen, wo sie tend niedrige Geburtenraten. Dadurch gibt es in Deutsch- arbeiten möchten. Für Unternehmen bedeutet dies: Sie land immer weniger junge Menschen, die nach einem konkurrieren um die wenigen Bewerberinnen und Bewerber Arbeitsplatz suchen. Und das bedeutet auch: Selbst eine und müssen lernen, sich als attraktiver Arbeitgeber zu prä- schwache Konjunktur und sogar starke konjunkturelle Ein- sentieren und ihre Rekrutierungsstrategien zu überdenken. brüche werden den Fachkräftemangel nicht lösen. Weitere Informationen zu den Fachkräfteengpässen und zu besonders stark betroffenen Berufen oder Regionen finden Sie unter: www.kofa.de Fachkräfteengpässe verstehen 4
HANDLUNGSEMPFEHLUNG REKRUTIERUNG 2 SO PROFITIERT IHR UNTERNEHMEN Vorteile einer gezielten Rekrutie- rungsstrategie Wenn Sie bei der Rekrutierung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gut überlegt und strukturiert vorgehen, hat das HÄUFIG GESTELLTE FRAGEN für Ihr Unternehmen mehrere Vorteile: Zunächst erhöhen Sie die Wahrscheinlichkeit, passgenaue Bewerbungen zu Braucht es eine Strategie im Recruiting oder erhalten. Außerdem steigt Ihre Arbeitgeberattraktivität, reicht es „aus dem Bauch heraus“ einfach los- denn eine gute Selbstvermarktung bei der Arbeitnehmersu- zulegen und auszuprobieren, was am besten che ist gleichzeitig Werbung für Ihr Unternehmen. ankommt? Interessant und ansprechend gestaltete Rekrutierungs- Für ein erfolgreiches Recruiting braucht es eine maßnahmen und ein durchdachtes Onboarding, also die Strategie. Unternehmen sollten sich genau über- strukturierte Einführung neuer Mitarbeiterinnen und Mit- legen, welche Kompetenzen gebraucht werden arbeiter in Ihr Unternehmen, erhöhen auch die Zufrieden- und welche Zielgruppe(n) angesprochen werden heit Ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und damit die solle(n). Wenn das Unternehmen weiß, welche Identifikation der Mitarbeitenden mit Ihrem Unternehmen. Zielgruppe(n) es erreichen möchte, kann es über- Zufriedene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter empfehlen ihr legen, über welche Rekrutierungsverfahren am Unternehmen eher als attraktiven Arbeitgeber weiter. ehesten die gesuchte Zielgruppe angesprochen und gefunden werden kann. Bei der Kommunika- tion mit potenziellen Kandidatinnen und Kandi- daten kommt es darauf an, authentisch zu sein. Hierfür muss ein Unternehmen zu Anfang des Prozesses überlegen, welche Werte und welche Unternehmenskultur es ausmachen und was man PRAXISTIPP: In Bewerbungsgesprächen können Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bieten kann Sie vieles über Ihr Unternehmen lernen: Warum und möchte. Dann gilt es, die Arbeitgebermarke hat sich der Kandidat oder die Kandidatin gerade nach innen und außen zu kommunizieren und zu bei Ihnen beworben? Fragen Sie nach, was für ein etablieren. Die Rekrutierungsstrategie soll dann Image Ihr Unternehmen bei ihm oder ihr hat. darauf ausgerichtet werden. 5
HANDLUNGSEMPFEHLUNG REKRUTIERUNG 3 REKRUTIERUNG AUF EINEN BLICK Diese Möglichkeiten haben Sie Mit dieser Handlungsempfehlung unterstützen wir Sie dabei, geeignete Fachkräfte zu finden. Wir haben relevante Tipps, Experteninterviews und Praxisbeispiele zusammengestellt, mit denen Sie Ihre Rekrutierungsstrategien optimieren können. Es gibt verschiedene Maßnahmen, mit denen Sie Ihren nutzen, um gezielt für Ihr Unternehmen zu werben, zum Rekrutierungserfolg verbessern können: Beispiel auf der eigenen Karrierewebseite oder in sozialen Medien, wie etwa auf Facebook, YouTube oder LinkedIn. Die Etablierung einer attraktiven Arbeitgebermarke – das sogenannte „Employer Branding“ (Kapitel 4) – gilt dabei Bevor Sie aktiv nach neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbei- als Schlüsselstrategie. Hierbei werden Sie sich zunächst tern suchen, ist es empfehlenswert, sich zunächst einmal bewusst, wie Ihr Unternehmen „tickt“, also was Sie aus- Gedanken darüber zu machen, wie viele neue Beschäftigte zeichnet und womit Sie bei Bewerberinnen und Bewerbern Sie benötigen und welche Fähigkeiten und Kenntnisse punkten können. Diese Erkenntnisse können Sie dann diese mitbringen sollen. Hierfür eignen sich Methoden der Personalbedarfsfeststellung und der strategischen Perso- nalplanung (Kapitel 5). Wenn Sie wissen, wen Sie suchen, könne Sie loslegen und HÄUFIG GESTELLTE FRAGEN sich überlegen, wie Sie die Stelle am besten ausschreiben. Wie hat sich das Recruiting in den letzen Wichtig ist, dass Sie zielgruppenspezifisch (Kapitel 6) vor- 20 Jahren verändert? gehen, also Rekrutierungskanäle (Kapitel 7) wählen, die auch zu den gesuchten Personen passen. Es gibt unter- Recruiting ist vor allem digitaler geworden: War schiedliche Wege und Kanäle, über die Sie Ihre freie Stelle vor 20 Jahren die Suche über das klassische veröffentlichen können. Jeder Rekrutierungskanal hat Zeitungsinserat nach dem „Post & Select“-Prinzip, Vor- und Nachteile. Die Rekrutierungsmaßnahmen sollten also Schalten und Auswählen, erfolgreich, funktio- immer auch zu Ihrem Unternehmen passen und authen- niert die Suche nach Mitarbeiterinnen und Mitar- tisch wirken. beitern heute fast nur noch online. Darüber hinaus spüren wir heute viel stärker als vor 20 Jahren die Es gibt darüber hinaus auch einiges bei der Formulierung Auswirkungen des demografischen Wandels: Es und dem Layout einer guten Stellenausschreibung (Kapitel reicht nicht mehr aus, einfach abzuwarten, bis die 8) zu beachten. Ob eine Bewerberin oder ein Bewerber passende Bewerbung eingeht. Heute müssen sich wirklich zu Ihrem Unternehmen passt, finden Sie im Vor- die Recruiter aktiv um potenzielle Bewerberinnen stellungsgespräch heraus (Kapitel 9). Außerdem sollten und Bewerber bemühen und für das eigene Unter- Sie den Erfolg ihrer Rekrutierungsstrategie (Kapitel 10) nehmen als Arbeitgeber werben. messen, um beurteilen zu können, welche Maßnahmen erfolgreich waren und welche nicht. 6
HANDLUNGSEMPFEHLUNG REKRUTIERUNG 4 EMPLOYER BRANDING Die eigene Arbeitgebermarke Der Aufbau, die Pflege und die Stärkung Ihrer Arbeitgeber- Obwohl kostenpflichtige Online-Stellenanzeigen und marke hat das Ziel, dass Ihr Unternehmen sowohl von den Active Sourcing am häufigsten für die Rekrutierung neuer eigenen Beschäftigten, als auch von möglichen Bewerbe- Mitarbeitenden genutzt werden (siehe dazu Kapitel 7 rinnen und Bewerbern als attraktiver Arbeitgeber wahrge- Rekrutierungskanäle), ist laut einer unserer Studien ein nommen wird. Eine starke Arbeitgebermarke bringt Ihrem zielgruppengenaues Employer Branding am erfolgverspre- Unternehmen viele Vorteile. chendsten (vgl. Abbildung unten). Erfolg der gewählten Recruiting-Maßnahmen 25% Zielgruppengenaues Emloyer Branding 76% Eröffnung von Standorten dort, wo es gesuchte Talente in für uns 16% erfolgskritischen Zielgruppen gibt 73% 22% Langfristiges Talent Relationship Management 63% Entwicklung eigener Recruting-Events für bestimmte Zielgruppen 22% wie z.B. Hackathons für Entwickler (Auch digitale Formate) 63% 52% Active Sourcing 62% 79% Kostenpflichtige Online-Stellenanzeigen 44% Quelle: KOFA 2019, gekürzte Darstellung Ja, machen wir Sehr gut oder gut Hinweis: n=291 Die genaue Frage lautet: „Wie stark ist ihr Unternehmen vom Fachkräftemagel betroffen?“ Mit einer Arbeitgebermarke können Sie eine größere Zahl Arbeitgeber auszeichnet und welche Unternehmenskultur von Bewerberinnen und Bewerbern, eine höhere Passge- in Ihrem Unternehmen gelebt wird. Fragen Sie dazu Ihre nauigkeit der Bewerbungen, ein besseres Betriebsklima Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Eine Analyse der Situa- und ein ansprechendes Unternehmensimage erreichen. tion von Konkurrenzunternehmen hilft Ihnen dabei, Beson- Dieser strategische Prozess, idealerweise langfristig ange- derheiten Ihrer Arbeitgebermarke herauszustellen. Machen legt, wird systematisch entwickelt und dauerhaft gepflegt. Sie sich auch Gedanken über die Bedürfnisse Ihrer Beleg- Dabei spielen die Geschäftsleitung und die Führungskräfte schaft und potenzieller Bewerberinnen und Bewerber. Aus als Multiplikatoren eine zentrale Rolle. den Erkenntnissen dieser Überlegungen entwickeln Sie die Kernbotschaft Ihrer Arbeitgebermarke und verdichten diese Wenn Sie Ihre eigene Arbeitgebermarke entwickeln wollen, zu einem Slogan. So hat es auch Alfons Weiß, der Direktor beginnen Sie mit einer internen Unternehmensanalyse. des Wellnesshotels Bayerwaldhof gemacht: Hierbei überlegen Sie, was Ihr Unternehmen als attraktiven 7
4 EMPLOYER BRANDING HANDLUNGSEMPFEHLUNG REKRUTIERUNG PRAXISBEISPIEL Hotel Bayerwaldhof Das Wellnesshotel Bayerwaldhof ist im wahrsten Sinne des Wortes „ausgezeichnet“: mit einem Preis für herausragende Personalarbeit. Aber passen gute Personalarbeit und das Gastgewerbe wirklich zusammen? – „Absolut“, meint Direktor Alfons Weiß: „Gerade unsere Branche ist ja Spe- zialist darin, Menschen etwas Gutes zu tun. Wir haben die Infrastruktur wie Fitnessstudios oder Massageanwendungen. Warum soll man das nicht auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zur Verfügung stellen?“ Im Interview erklärt der Hoteldirektor, warum er keine Schwierigkeiten hat, gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden. KOFA: Wie sind Sie vorgegangen, um als guter Arbeitge- branche kennt man immer nur Bilder, die den Gast ber wahrgenommen zu werden? ansprechen. Uns war wichtig, Mitarbeiter und Mitarbei- terinnen zu umwerben und unsere Arbeitswelt abzubil- Alfons Weiß: Zunächst haben wir uns mit allen Abtei- den. Hierfür haben wir ein extra Foto-Shooting gemacht. lungsleitern zusammengesetzt und überlegt, wie wir Die Bilder sind witzig. Teilweise provokant. Sie spielen uns überhaupt präsentieren möchten. Wir haben für mit männlichen und weiblichen Klischees und Reizen. uns eine Art „zehn Gebote“ aufgestellt – eine eigene Vor allem zeigen sie aber: Im Bayerwaldhof gibt es ein Philosophie, die beschreibt, wer wir sind und wie wir tolles Team. Da macht es Spaß zu arbeiten. Da kann zusammenarbeiten wollen. Diese Leitsätze wurden spä- ich was bewirken. Diese Bilder sind über die sozialen ter zu unserem Mitarbeiter-Slogan „Mideinand. We love Medien extrem gut gelaufen. what we do“ verdichtet. KOFA: Welche Rolle hat die Kooperation mit Zeitungen KOFA: Haben Bilder ebenfalls eine Rolle beim Aufbau für Ihr Arbeitgeberimage gespielt? Ihrer Arbeitgebermarke gespielt? Alfons Weiß: Wir kooperieren sehr stark mit der Regio- Alfons Weiß: Die Bildsprache unserer Recruiting-Kanäle nalpresse. Wir machen dort keine Werbung für unseren war für uns ein ganz zentrales Thema. Aus der Hotel- Hotelbetrieb. Aber wir beliefern die Redaktionen mit 8
4 EMPLOYER BRANDING HANDLUNGSEMPFEHLUNG REKRUTIERUNG Texten und Bildmaterial, wenn Mitarbeiterinnen bzw. Auch bei den Azubis geht es von Anfang an um eine Mitarbeiter oder Auszubildende von uns ausgezeichnet langfristige Perspektive: Wir besprechen sehr frühzeitig, werden. Es gibt im Gastgewerbe ja eine Menge Preise! ob er oder sie bei uns bleiben möchte und in welchem Wir laden die Presse ein, wenn wir unsere Mitarbeiter- Bereich. kampagne „Mideinand“ weiterentwickeln, wenn wir KOFA: Wie sieht ihr Benefit-Programm aus? ein besonderes Mitarbeiter-Event veranstalten oder ein neues Video präsentieren. Alfons Weiß: Wir bieten ein riesengroßes Portfolio an Anreizen für die Mitarbeitenden. Hoteliers sind ja spe- KOFA: Was bringt Ihnen diese Pressearbeit? zialisiert darauf, Menschen etwas Gutes zu tun. Unsere Alfons Weiß: Wir kreieren kein künstliches Image, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter profitieren z. B. von sondern wir präsentieren faktenbasierte Wahrheit. Die Wellnessanwendungen, sie können Gutscheine für Menschen in der Region lesen über uns in der Zeitung unsere Geschenke-Shops erhalten oder das Fitness-Stu- und merken: Da ist ja ein Hotel, das seine Mitarbeiterin- dio nutzen. Das alles trägt zur Zufriedenheit bei. nen und Mitarbeiter wertschätzt. Das ist ein Unterneh- KOFA: Darüber hinaus ist Ihnen eine leistungsgerechte men, bei dem man sich bewerben kann. Bezahlung sehr wichtig… KOFA: Funktioniert so ein Recruiting auch über den Alfons Weiß: Genau. Wir haben eine Art Einstiegsgehalt, Bayerischen Wald hinaus? das im ersten Jahr bezahlt wird. Und ab dem zweiten Alfons Weiß: Die Lokalzeitungen wenden sich an die Jahr – wenn jemand die Leistungen übertrifft, die wir Menschen hier vor Ort. Das ist klar. Aber unser guter von ihm erwarten – sind wir bereit, entsprechend zu Ruf eilt uns über die sozialen Medien voraus. Und um entlohnen. Das ist ein fairer Deal. Denn unsere Mit- es ganz deutlich zu sagen: Der Bayerische Wald ist kein arbeiterinnen und Mitarbeiter sind das Aushängeschild unattraktiver Standort. Wir haben hier bezahlbare Bau- unseres Hauses. Von ihrer guten Leistung lebt ein Hotel. grundstücke. Wer einen Kita-Platz braucht, bekommt KOFA: Wie kostspielig ist die Umsetzung dieser drei einen. Wir haben hier nahezu Vollbeschäftigung. Für uns Säulen? als Hotel bedeutet das: Wir müssen um jede Fachkraft kämpfen. Diese Herausforderung nehmen wir gerne an. Alfons Weiß: Es kostet, aber es ist meiner Meinung nach auch das perfekte Investment. Hoteliers kaufen sich KOFA: Wie sieht dieser Kampf um Fachkräfte aus? ja auch ein neues Reservierungssystem, ohne an dem Alfons Weiß: Wir haben drei goldene Regeln: Wir Nutzen zu zweifeln. Warum sollten sie dann nicht auch fördern die persönliche Entwicklung unserer Mitarbei- bereit sein, für einen guten Mitarbeiter-Auftritt Geld in terinnen und Mitarbeiter, wir bieten Benefits und eine die Hand zu nehmen? Wer ein gutes Team aufbauen leistungsgerechte Bezahlung. möchte, muss in Mehrwerte für die Mitarbeitenden investieren. Ich würde sagen: Konkurrenz belebt das KOFA: Wie genau sieht die Entwicklungsförderung aus? Geschäft. Und wer heute nicht investiert, steht morgen Alfons Weiß: Einmal im Jahr führt jede Mitarbeiterin ohne Belegschaft da. bzw. jeder Mitarbeiter mit uns Feedbackgespräche, in denen wir die Entwicklungsziele festhalten und maßge- Wir danken Herrn Weiß für das Gespräch. schneiderte Lösungen finden. Nicht jede Mitarbeiterin oder jeder Mitarbeiter möchte am Ende Hoteldirektor werden. Wenn eine Frau über ihre Familienplanung nachdenkt hat sie die Möglichkeit, das offen anzu- sprechen und gemeinsam mit uns zu überlegen, welche Optionen ihr nach der Babypause offenstehen. Weitere Informationen zum „Employer Branding“ und eine Schritt für Schritt Anleitung, wie Sie eine Arbeitgebermarke etab- lieren erfahren Sie unter: www.kofa.de Mitarbeiter finden und binden Als Arbeitgeber positionieren Employer Branding 9
HANDLUNGSEMPFEHLUNG REKRUTIERUNG 5 PERSONALBEDARFSPLANUNG Wen Sie suchen und welche Position Sie wann besetzen sollten Für Unternehmen ist es von großer Bedeutung, für eine Ein Anforderungsprofil beschreibt die für eine Position unbesetzte Stelle schnellstmöglich den passenden Kandi- erforderlichen Kompetenzen und bildet die Basis für den daten oder die passende Kandidatin zu finden. Denn eine gesamten Rekrutierungsprozess. Mithilfe dieses Profils las- länger unbesetzte Position hat meistens negative Auswir- sen sich zentrale Erwartungen Ihres Unternehmens an die kungen auf das Unternehmen. Es kann teilweise erheblich zukünftige Fach- oder Führungskraft mit den Bewerberei- lange dauern, bis eine Stelle wiederbesetzt werden kann. genschaften abgleichen. Einschätzungen Ihrer Mitarbeite- rinnen und Mitarbeiter der jeweiligen Unternehmenseinheit Für Ihr Unternehmen wird es deshalb immer wichtiger, können Ihnen darüber hinaus helfen, das Anforderungs- frühzeitig zu erkennen, wie sich die eigene Fach- und Füh- profil an den konkreten Erfordernissen auszurichten. Wenn rungskräftesituation entwickelt. Für eine Personalarbeit mit Sie dieses Profil erstellt haben, gilt es dafür die passenden Weitblick sind regelmäßig durchgeführte Personalbedarfs- Zielgruppen herauszufinden. planungen deshalb inzwischen ein „must have“. Dazu ist es von großem Vorteil, auch Ihr Anforderungsprofil an die Wenn Sie mehr über strategisch ausgerichtete Personal- jeweilige Stelle zu definieren. arbeit erfahren möchten, empfehlen wir Ihnen unsere Handlungsempfehlung „Personalbedarfsplanung“. Weitere Informationen und Verfahren zur Personalbedarfspla- nung finden Sie unter: www.kofa.de Personalarbeit analysie- ren Personalbedarf planen 10
HANDLUNGSEMPFEHLUNG REKRUTIERUNG 6 ZIELGRUPPENSPEZIFISCHE REKRUTIERUNG Wie Sie potenzielle Kandidaten richtig ansprechen Da immer weniger Menschen nach einer Arbeit suchen, müssen sich die Betriebe etwas ein- fallen lassen, um gute Kandidatinnen und Kandidaten zu einer Bewerbung zu bewegen. Dies gelingt umso besser, je eher das Unternehmen bzw. die ausgeschriebene Stelle zu den Bewer- berinnen und Bewerbern passen. Daher ist es wichtig zu wissen, welche Zielgruppen am Milieus und ordnen Mitgliedern einer Generationengruppe ehesten für Ihre Stelle in Frage kommen. Zunächst einmal oder eines sozialen Milieus bestimmte Eigenschaften zu. In sollten Sie sich überlegen, welches Profil und welche An- einer Generation werden Menschen zusammengefasst, die forderungen die Stelle haben soll (siehe Kapitel 5). Wenn in demselben Zeitraum geboren wurden. Damit werden die Sie das Stellen- bzw. Anforderungsprofil erstellt haben, Eigenschaften von jüngeren Menschen gegenüber älteren überlegen Sie sich, welche Zielgruppe(n) Sie gezielt an- Menschen abgebildet. Im Gegensatz zu der Gruppierung sprechen möchten. Dabei kommt es darauf an, sich die nach Geburtsjahrgängen, fließt in die milieuspezifische Be- Kommunikationsgewohnheiten, die Vorlieben und Bedürf- trachtung auf der einen Seite die soziale Lage mit ein, also nisse dieser Zielgruppe(n) bewusst zu machen. Die Kondi- zum Beispiel das Einkommen oder das Qualifikationsni- tionen für die offene Stelle, die Ausschreibung mit Text und veau von Menschen. Auf der anderen Seite werden Milieus Bildern, aber auch den Weg der Rekrutierung passen Sie durch ihre Werteorientierung und Alltagseinstellungen dann der entsprechenden Zielgruppe an. Mit zielgruppen- kategorisiert. Ein Milieu ist demnach eine Gruppe Gleichge- gerechten Rekrutierungsstrategien können Sie den Erfolg sinnter, die sich in ihren Wertvorstellungen, ihrer Mentali- bei der Personalsuche deutlich vergrößern. tät und in ihrer Lebensführung stark ähneln. Inzwischen setzt sich die Idee des zielgruppengenauen Vorgehens im Es gibt verschiedene Möglichkeiten, potenzielle Bewer- Bereich der Personal-Rekrutierung immer weiter durch. berinnen und Bewerber in Zielgruppen zu unterteilen. Die Deshalb stellen wir Ihnen hier Ideen für zielgruppengenaue zwei gängigsten Ansätze betrachten Generationen bzw. Rekrutierungsstrategien vor. 11
6 ZIELGRUPPENSPEZIFISCHE REKRUTIERUNG HANDLUNGSEMPFEHLUNG REKRUTIERUNG Das Konzept der Generationen Als Generation versteht man eine Gruppe von Menschen, die in einem bestimmten Zeitraum in einer Gesellschaft geboren und gemeinsam durch historische oder kulturelle Ereig- nisse geprägt wurde. Beispielsweise werden in Deutschland Personen, die zwischen 1956 und 1965 geboren wurden als Generation der “Babyboomer” bezeichnet. Als prägende Einflüsse gelten die Wirtschaftswunderjahre, gesellschaft- liche Umbrüche und die Frauenbewegung. Welche Eigenschaften sich einer Generation konkret zu- Für die „Generation Y“, also die zwischen 1981 und 1995 ordnen und wie sich die Generationen voneinander abgren- Geborenen, gehört das Internet mit seinen interaktiven zen lassen wird immer wieder diskutiert. Die Aufteilung Inhalten zum Alltag. Die Generation Y ist nahezu ständig der Menschen in Generationen kann daher nur eine grobe online und nutzt intensiv die sozialen Medien im Internet Orientierung geben und wird hier nur beispielhaft dar- wie Facebook, Instagram, Twitter usw. gestellt. Charakterisierungen treffen nie auf alle Personen Gleiches gilt auch für die „Generation Z“, also die ab einer Generation zu. Man kann aber davon ausgehen, dass 1996 Geborenen. Sie kennen ein Leben ohne Internet und viele Angehörige einer Generation durch bestimmte gesell- Smartphone gar nicht mehr. Facebook wird von dieser schaftliche Ereignisse geprägt wurden. Das beste Beispiel Generation immer weniger genutzt, dafür neuere digitale dafür ist die Häufigkeit und die Kompetenz bei der Nutzung Angebote, wie Snapchat, Spotify oder Twitch. YouTube digitaler Medien: Jüngere Generationen sind mit digitalen erfreut sich bei dieser Generation einer hohen Beliebt- Medien wie dem Internet und Smartphones aufgewachsen heit. Mitglieder der Generation Z sind sehr an Erklärvideos und nutzen diese häufiger und selbstverständlicher als An- interessiert und verfolgen die Beiträge der „Influencer“, gehörige älterer Generationen. das heißt Personen (häufig Gleichaltrige), die in YouTube- Mitglieder der „Generation X“ sind zwischen 1966 und Videos kommerzielle Produkte vermarkten und ein hohes 1980 geboren. Wie selbstverständlich werden privat Inhalte Ansehen in dieser Generation genießen. des „Web 2.0“, allen voran Facebook und YouTube genutzt. Je jünger die Generation ist, die Sie ansprechen wollen, Die Generation X liest Nachrichten eher online und kommu- desto eher lohnt sich die Ansprache über digitale Medien. nizierte bei der Einführung von Handys zunächst über SMS, Interessant gestaltete Videos auf YouTube eignen sich zum später vermehrt über Messenger wie WhatsApp. Beispiel hervorragend, um Jugendliche anzusprechen, die auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz sind (siehe Kapitel 7). 12
6 ZIELGRUPPENSPEZIFISCHE REKRUTIERUNG HANDLUNGSEMPFEHLUNG REKRUTIERUNG Soziale Milieus Jugendliche einer Generation sind in vielen Bereichen unterschiedlich. Milieustudien unter- suchen, ob bestimmte Interessen und Einstellungen in bestimmten sozialen Schichten gehäuft vorkommen und ob sich Gruppen mit einem ähnlichen Lebensstil bilden lassen. Eine solche Studie ist z. B. die vom SINUS Institut durchgeführte Untersuchung der Lebenswelten von 14- bis 17-jährigen Jugendlichen. Demnach lassen sich sieben verschiedene Jugendmilieus unterschieden: Kurzcharakteristik Lebensmotto Einstellung zu Bildung und Arbeit Unrealistisch optimistisch und auf- Bildung: eher niedrig Bemüht um Orientierung und Teilha- stiegsorientiert, durch unerreichte Prekäre be, schwierige Startvoraussetzungen, „Kämpfen und niemals aufgeben“ Ziele Gefühl, dass sich Leistung Durchbeißermentalität nicht lohnt, geringer Stellenwert von (Weiter-) Bildung Unrealistisch optimistisch und auf- Materialistische Freizeit- und Familienorientiert, „Schaut her, was ich mir leiste“ stiegsorientiert, geringer Stellenwert Hedonisten Markenbewusst von (Weiter-) Bildung Sicherer Arbeitsplatz, Vereinbarkeit Familien- und Heimatorientiert, von Familie-Beruf, geringes Maß an Konservativ Bürger- bodenständig, traditions- und ver- „Lieber auf Nummer sicher gehen“ Flexibilität und Mobilität, nüchterne liche antwortungsbewusst und realistische Berufswahl, geregel- Bildung: eher mittel te Arbeitszeiten Leistung- und Familienorientiert, Sicherer Arbeitsplatz, Vereinbarkeit Adaptiv hohe Anpassungsbereitschaft, Ver- „Ich versuche, mich anzupassen“ Familie-Beruf, rücksichtsvoller Um- Pragmatische antwortungsbewusst gang, Wohlstand und Status Geringer Stellenwert schulischer Spaß- und Genussorientiert, Eigen- Bildung, hoher Stellenwert eigener Experimentalistische „Egal was, Hauptsache es macht sinnig, Leben im Hier und Jetzt, Frei- Themen, kreative Gestaltungsmög- Hedonisten Spaß“ heitsliebend, Spontan, Kreativ lichkeiten wichtig, späte berufliche Orientierung, nicht karriereorientiert Hoher Stellenwert von Bildung, Wunsch nach anspruchsvollem und Bildung: eher hoch Nachhaltigkeits- und Gemeinwohlori- „Sei du selbst die Veränderung, die Sozialökologische sinnstiftendem Beruf, Gestaltungs- entiert, sozialkritische Grundhaltung du dir für diese Welt wünschst“ möglichkeiten wichtig, nicht karriere- orientiert Hoher Stellenwert von Bildung, Ba- Erfolg und Lifestyle orientiert, Netz- lance Selbstverwirklichung-Karriere, Expeditive werker, Suche nach unkonventionel- „Mein eigenes Ding durchziehen“ zielstrebig, flexibel, mobil, kreative len Erfahrungen Gestaltungsspielräume wichtig Quelle: Calmbach, Marc et al. 2016: Wie ticken Jugendliche? – Lebenswelten von Jugendlichen im Alter von 14 bis 17 Jahren in Deutschland. Eigene Darstellung. 13
6 ZIELGRUPPENSPEZIFISCHE REKRUTIERUNG HANDLUNGSEMPFEHLUNG REKRUTIERUNG Jugendliche aus dem Milieu der „Prekären“ verfügen zu trennen ist bei den materialistischen Hedonisten eher nur über eine geringe schulische Bildung. Sie erreichen weniger stark ausgeprägt. Für sie dürfen sich Freizeit und mit einer hohen Wahrscheinlichkeit gerade einmal den Arbeit durchaus vermischen. Hauptsache der Job ist unkon- Hauptschulabschluss, vielleicht auch den Realschulab- ventionell und abwechslungsreich, cool und gut bezahlt. schluss. Diese Jugendlichen sind häufig in schwierigen Bei Jugendlichen aus dem Milieu der „Konservativ Familienverhältnissen aufgewachsen, möchten im Leben Bürgerlichen“ steht die Familie im Mittelpunkt. Werte wie aber mehr erreichen als ihre Eltern. Beruflich ist ihnen ein Bodenständigkeit, Tradition, Fleiß, Zielstrebigkeit, Diszi- hohes Einkommen wichtig, allerdings orientieren sie sich plin, Zuverlässigkeit oder Gehorsam sind ihnen wichtig. dabei häufig an Berufen, die für sie kaum zu erreichen Sie haben ein ausgeprägtes Bewusstsein für bewährte ge- sind. Bildung – auch Weiterbildung – hat bei Ihnen zumeist sellschaftliche Ordnung. Konservativ-bürgerliche Jugendli- einen geringen Stellenwert. Dafür haben sie oft eine Kämp- che sind stark regional verwurzelt und lokalpatriotisch. Sie fer- und Durchbeißermentalität und ihnen ist die Loyalität lassen sich besser regional rekrutieren und bewerben sich gegenüber Familie und Freunden wichtig. Als Arbeitgeber eher nicht bei Unternehmen, die weit von ihrem Heimatort kann man sich das zunutze machen, indem man in seiner entfernt liegen. Sie haben Interesse an sicheren Arbeits- Rekrutierungsstrategie z. B. den Lohn bzw. die Loyalität stellen mit festen Abläufen und Routinen. Die Trennung von unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Vorder- Arbeit und Freizeit ist ihnen wichtig, aber ebenso eine gute grund stellt. Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Wenn Sie Jugendliche Die „Materialistischen Hedonisten“ sind Freizeit- und aus diesem Milieu rekrutieren wollen, können Sie punk- Familienorientiert und vor allem markenbewusst. Auch ten, indem Sie auf Angebote zur besseren Vereinbarkeit sie kommen aus Familien, in denen Bildung keinen hohen von Familie und Beruf hinweisen, wie z.B. die Möglichkeit Stellenwert besitzt. Sie selbst werden die Schule eher im Homeoffice zu arbeiten. Ansonsten ist es ratsam, die mit einem Hauptschul- bzw. einem Realschulabschluss geregelten Arbeitszeiten zu betonen oder den Bezug Ihres abschließen und eher selten mit einem Abitur. Wie bei Ju- Unternehmens zu lokalen Besonderheiten und Traditionen gendlichen aus dem prekären Milieu sind ihnen ein hohes darzustellen. Einkommen und eine große Loyalität wichtig. Sie legen Die „Adaptiv Pragmatischen“ sind leistungsorientierte aber einen ganz besonderen Wert auf ein modisches und und verantwortungsbewusste Jugendliche. Wichtig sind elegantes Äußeres. Jugendliche aus diesem Milieu errei- Ihnen Werte wie Ehrlichkeit, Respekt, Vertrauen, Fleiß chen Sie als Arbeitgeber am besten, wenn Sie zeigen, dass oder Pünktlichkeit. Im Gegensatz zu den Konservativ-Bür- Sie Stil haben und eine spannende, abwechslungsreiche gerlichen aber auch Freiheit und Offenheit. Auch Spaß Tätigkeit anbieten können. Der Wunsch Arbeit und Freizeit 14
6 ZIELGRUPPENSPEZIFISCHE REKRUTIERUNG HANDLUNGSEMPFEHLUNG REKRUTIERUNG und Humor sind ihnen wichtig. Sie sind offen für Neues Den „sozial ökologischen“ Jugendlichen sind der Natur- und wollen viel im Leben lernen, sind dabei aber äußerst schutz und das soziale Miteinander sehr wichtig. Von gro- anpassungs- und kompromissbereit. Zwar wollen auch sie ßer Bedeutung sind darüber hinaus Demokratie, Freiheit, ein sicheres und geordnetes Leben, wissen aber, dass von Pazifismus, Toleranz, Solidarität und Gleichberechtigung. ihnen in der Realität eine große Flexibilität und ein hohes Sie sind Idealisten, die keinen großen Wert auf materiellen Selbstmanagement verlangt werden und sie sich dem Luxus legen. Sie wollen zwar einen Beruf, der ihnen ein anpassen müssen. Ihnen ist ein sozial rücksichtsvoller gutes Auskommen liefert, Karriere ist ihnen aber nicht so Umgang sehr wichtig, privat ebenso wie im Arbeitsumfeld. wichtig. Ihre Berufswahl fällt häufig, aber nicht ausschließ- Adaptiv-pragmatische Jugendliche wollen Wohlstand und lich, auf soziale Berufe. Wenn Sie als Arbeitgeber zeigen Status. Auf übertriebenen Luxus legen sie dagegen keinen können, dass die Arbeit bei Ihnen etwas „bewegen“ kann Wert. Betonen sie bei der Rekrutierung einen rücksichtsvol- und Sie den Jugendlichen freie Gestaltungsräume an- len Umgang im Arbeitsumfeld, die spannenden Heraus- bieten, fällt Ihnen die Rekrutierung von Jugendlichen aus forderungen bei der Arbeit und die Freiheit, die Arbeit dieser Zielgruppe leichter. mitzugestalten. Die „Expeditiven“ legen großen Wert auf Selbstverwirkli- Zu den typisch bürgerlichen Werten haben die „Experi- chung und Konsum auf der einen und Pflichtbewusstsein, mentalistischen Hedonisten“ den geringsten Bezug. Zielstrebigkeit, Karriere und Erfolg auf der anderen Seite. Jugendliche aus diesem Milieu lieben Freiheit, Individuali- Von allen Jugendlichen sind sie am flexibelsten, mobilsten tät, Selbstverwirklichung, Spontanität und Kreativität. Aber und pragmatischsten. Sie wollen nicht an-, sondern vor- auch Abenteuer, Spaß und Genuss sind ihnen wichtig. wärtskommen. Ähnlich wie die Hedonisten haben sie ein Sie wollen eine Arbeit, in der sie sich selbst verwirklichen ausgeprägtes Marken- unad Trendbewusstsein. Um Jugend- können und sind dann zumeist fantasievoll, originell und liche aus diesem Milieu zu rekrutieren bieten sich deshalb provokant. Jugendliche aus diesem Milieu fühlen sich vor auch ähnliche Strategien an, wie bei den Hedonisten: Zei- allem dann angesprochen, wenn Sie ihnen große Freiräume gen Sie sich modern, interessant und abwechslungsreich und eine unkonventionelle und aufregende Arbeit bieten sowie hipp und cool. Bieten Sie genug Raum für Kreativität können. und Selbstverwirklichung, aber auch ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Freizeit und Beruf. Ein guter Beruf ist für Expeditive wichtig, das Leben aber mehr als nur Arbeit. Weitere Informationen zu den SINUS Jugendmilieus finden Sie auf www.sinus-institut.de oder in der Publikation von Marc Calmbach et al. (2016): „Wie ticken Jugendliche? – Lebenswelten von Jugendlichen im Alter von 14 bis 17 Jahren in Deutschland.“ 15
6 ZIELGRUPPENSPEZIFISCHE REKRUTIERUNG HANDLUNGSEMPFEHLUNG REKRUTIERUNG Weitere Zielgruppen Zielgruppen lassen sich nicht nur nach Generationen und Milieus bestimmen. Die Rekrutierungsstrategie kann sich auch danach ausrichten, welche Hierarchieebene Sie suchen, zum Beispiel ob Sie planen, eine Führungskraft oder Auszubildende einzustellen. Auch die gesuchte Quali- fikation (Helfer, Spezialisten oder Experten) kann bei den Überlegungen zur geeigneten Rekrutierungsstrategie eine Rolle spielen. Gezielt suchen lässt sich darüber hinaus auch nach Gruppen, unter denen ggf. noch unausgeschöpf- te Fachkräftepotenziale schlummern, wie Studienabbre- cher, internationale Fachkräfte und Geflüchtete, Frauen oder Ältere. Mit der Rekrutierung von Studienabbrechern und Studien- abbrecherinnen haben Sie die Möglichkeit, sich engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit einem breiten Spek- trum an Kenntnissen und Fähigkeiten in Ihr Unternehmen zu holen. Ein Studienabbruch sagt nicht unbedingt etwas über die Leistungsfähigkeit der Personen aus. Gründe für einen Abbruch können von finanziellen Problemen, über familiäre Gründe bis hin zu Krankheiten reichen. Stellen Sie Studienabbrecher und Studienabbrecherinnen ein, Das Potenzial von Frauen wird auf dem Arbeitsmarkt nach profitieren Sie unter anderem von der guten Vorbildung der wie vor nicht voll ausgeschöpft. Dabei ist der Anteil gerade ehemaligen Studierenden. hoch qualifizierter Frauen so groß wie nie zuvor. Sie kön- nen sich dies zunutze machen und bei der Rekrutierung darauf achten, dass sich nicht nur Männer, sondern auch Frauen richtig angesprochen fühlen. PRAXISTIPP: IT-begeisterte Personen oder Stu- Mit der Rekrutierung von älteren Mitarbeiterinnen und Mit- dienabbrecherinnen und Studienabbrecher aus arbeitern profitieren Sie von deren hohem Erfahrungswis- IT-nahen Studiengängen, wie z. B. der Informa- sen. Außerdem verfügen sie häufig über ein Netzwerk, wel- tik, kennen sich auch ohne einen Abschluss ches Ihr Unternehmen nutzen kann. Durch ihre Erfahrung zumeist gut mit Computern und den Prozessen begegnen sie Herausforderungen besonnener als jüngere der elektronischen Datenverarbeitung aus. Sie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Auch die Fluktuation ist lassen sich oft direkt im Betrieb einsetzen. Noch bei älteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geringer, da nicht vorhandene Kenntnisse und Fähigkeiten sie ihre Karriere nicht mehr durch Jobwechsel vorantreiben können in Fortbildungen oder einer Ausbildung wollen. zur Fachinformatikerin oder zum Fachinformatiker Durch die gezielte Rekrutierung und Beschäftigung von vermittelt werden. internationalen Fachkräften oder Geflüchteten eröffnen sich Ihrem Unternehmen neue Perspektiven und Denk- weisen. Sie bringen Fremdsprachenkenntnisse und Wissen Weitere Informationen zur Rekrutierung von bestimmten über kulturelle Besonderheiten des Herkunftslandes mit Zielgruppen finden Sie auf unserer Homepage: www.kofa.de Mitarbeiter finden und binden Mitarbeiter finden Wen und können Ihnen dabei helfen, internationale Märkte rekrutieren? zu erschließen. Bei der Rekrutierung von internationalen Fachkräften oder Geflüchteten gibt es einiges zu beachten. Insbesondere mit den rechtlichen Möglichkeiten und Rah- menbedingungen sollten Sie sich vertraut machen. 16
HANDLUNGSEMPFEHLUNG REKRUTIERUNG 7 REKRUTIERUNGSKANÄLE Welche Suchwege Sie nutzen können Für den Erfolg Ihrer Stellenausschreibung ist es entschei- Auch der Standort des Betriebes spielt eine bedeutende dend, wo Sie nach geeigneten Kandidatinnen und Kandi- Rolle: Besonders erfolgversprechend ist ein Standort, wo daten suchen. Um Ihre Zielgruppe gezielt ansprechen zu es die gesuchten Talente gibt. Werden Expertinnen und können, stehen Ihnen mehrere Möglichkeiten zur Verfü- Experten mit einem Hochschulabschluss gesucht, ist dies gung. Mittlerweile suchen Unternehmen ihre Mitarbeiterin- zum Beispiel eine Stadt mit einer Universität, an welcher nen und Mitarbeiter vor allem über digitale Kanäle, wie die die benötigten Fachrichtungen gelehrt werden. Auch ein eigene Homepage, Online-Jobbörsen oder Social Media. langfristiges Talent Relationship Management, also der ge- zielte Aufbau und die Pflege von Kontakten zu potenziellen Aber auch andere Kanäle werden genutzt: Die Rekrutie- Kandidatinnen und Kandidaten ist eine als sehr erfolgreich rung über Kontakte der eigenen Belegschaft (Mitarbeitende bewertete Rekrutierungsmaßnahme. Insgesamt gilt aber: werben Mitarbeitende), das klassische Zeitungsinserat, Be- Jede Rekrutierungsmaßnahme hat Vor- und Nachteile. rufs- und Ausbildungsmessen oder die Arbeitnehmerüber- lassung sind weitere, zur Mitarbeiterrekrutierung häufig genutzte Kanäle. Wir stellen Ihnen hier die wichtigsten vor: • Karriere-Webseite auf der eigenen Homepage HÄUFIG GESTELLTE FRAGEN • Social Media und Social Networks Welche Trends zeichnen sich im Personal Recrui- ting derzeit ab? • Online-Jobbörsen Relativ neu sind Spiele, die der Berufsorientierung • Netzwerke der Mitarbeitenden dienen und mit denen für das eigene Unter- • Zeitungsinserate nehmen geworben wird. Neben der Entwicklung solcher „Recruiting Games“ machen Unterneh- • Active Sourcing men auch zunehmend durch andere interaktive • Kooperationen zum Beispiel mit Schulen Elemente wie Grafiken, Animationen, Audio- und Videobotschaften, also durch ein „Recruitain- • Arbeitnehmerüberlassung ment“, eine Mischung aus Rekrutierung und Enter- tainment, auf sich aufmerksam. Zu den aktuellen Trends gehört außerdem das „Influencer Recruiting“. Influencer sind Meinungs- macher, die in sozialen Medien wie Instagram oder YouTube Produkte oder Marken bewerben. Da sie einen großen Einfluss auf die Entscheidung der Konsumenten haben und ihre Reichweite teil- weise sehr hoch ist, nutzen immer mehr Unterneh- men Influencer, um sich als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren. Zunehmend wichtiger wird auch die Rekrutierung über soziale Netzwerke, also über Freunde oder Bekannte. Die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden immer stärker an der Suche nach neuen Kolleginnen und Kollegen beteiligt: Sie wissen häufig am besten, welche Aufgaben zu erledigen sind und welche Fähigkeiten benötigt Weitere Informationen zu besonders erfolgsversprechenden Rekrutierungskanälen finden Sie in unserer Studie unter: www. werden. kofa.de Service Publikationen KOFA-Studie 1/2019: Wie Unternehmen trotz Fachkräftemangel Mitarbeiter finden 17
7 REKRUTIERUNGSKANÄLE HANDLUNGSEMPFEHLUNG REKRUTIERUNG Online-Rekrutierung Heute werden Stellenanzeigen größtenteils online ausgeschrieben. Dies hat gute Gründe: Zum ei- nen können online mittlerweile alle gesuchten Fachkräfte oder Auszubildenden gefunden werden. Zum anderen hat die Online-Rekrutierung gegenüber herkömmlichen Methoden einige Vorteile: • Personalrekrutierung beschleunigen: Die Online-Rekru- Wann ist eine Personalrekrutierung über das Internet sinn- tierung ist zumeist schneller als herkömmliche Metho- voll? den der Personalgewinnung. Darüber hinaus informieren Die Rekrutierung über das Internet lohnt sich vor allem sich viele Bewerber zunächst im Internet über das Unter- immer dann, wenn Sie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter su- nehmen. chen, die mit dem Internet gut vertraut sind. Da dies heute • Passgenauigkeit von Bewerberinnen und Bewerbern: auf junge Menschen und Auszubildende genauso zutrifft Interessante Personengruppen lassen sich über On- wie auf Menschen im mittleren Alter, ist die Personalrekru- line-Jobbörsen oder Bewerberdatenbanken zielgerichtet tierung über das Internet nahezu immer sinnvoll. Darüber ansprechen. Vor allem Personen, die ab 1980 geboren hinaus ist die Online-Rekrutierung sinnvoll, wenn Sie mit wurden, sind gut über das Internet zu erreichen. Fachkräften in Kontakt treten wollen, die regional weit ent- fernt sind und sich zum Beispiel aus dem Ausland bewer- • Reichweite erhöhen: Das Internet ist rund um die Uhr ben. Außerdem lassen sich bestimmte Zielgruppen besser verfügbar und von überall auf der Welt erreichbar. Durch über das Internet ansprechen als über andere Kanäle: Nach eine Rekrutierung im Internet erreichen Sie also viel IT-Fachkräften wird fast ausschließlich online gesucht. mehr potenzielle Bewerberinnen und Bewerber als über klassische Rekrutierungskanäle. Welche Möglichkeiten haben Sie, im Internet nach Fach- kräften zu suchen? • Mehr Gestaltungsmöglichkeiten: Sie haben online mehr Möglichkeiten und einen größeren Gestaltungsspiel- Sie können freie Stellen auf Ihrer eigenen Firmenhomepage raum bei der Suche nach geeignetem Personal als bei inserieren, ebenso wie auf Jobbörsen im Internet. Auch traditionellen Rekrutierungskanälen. Außerdem können über Social-Media-Angebote wie Xing, LinkedIn oder auch Sie die Informationen z. B. von Stellenanzeigen jederzeit YouTube können Sie gezielt nach passenden Kandidatin- aktualisieren. nen und Kandidaten für Ihre freie Stelle suchen. Der aktuel- le Trend geht derzeit hin zum „Mobile Recruiting“, also für • Kostengünstig: Obwohl Stellenanzeigen bei kommer- Smartphones angepassten Karriereseiten, speziellen An- ziellen Anbietern auch im Internet nicht immer kostenlos wendungen (Apps) zur Rekrutierung von Auszubildenden sind, können Sie hier mit insgesamt geringeren Kosten und Fachkräften oder der Nutzung von Messengerdiensten im Vergleich zu einer Stellenanzeige in Printmedien rech- wie WhatsApp oder Facebook Messenger zur Kontaktauf- nen. Außerdem entfällt bei digitalen Rekrutierungs- und nahme mit potenziellen Bewerberinnen und Bewerbern. Bewerbungsverfahren die Übertragung von Bewerber- daten in das IT-System. Das spart Personalkosten. 18
7 REKRUTIERUNGSKANÄLE HANDLUNGSEMPFEHLUNG REKRUTIERUNG Karriere-Webseite auf der eigenen Homepage PRAXISTIPP: Bei der Nutzung von Messenger- Eine gute Möglichkeit, um neue Mitarbeiterinnen und diensten wie WhatsApp oder Facebook Messenger Mitarbeiter zu finden, bietet der Aufbau einer eigenen zur Rekrutierung von neuen Mitarbeiterinnen und Karriereseite auf der Firmenhomepage. Hier können Sie Mitarbeitern müssen Sie die Datenschutz-Grund- neben den Informationen zur ausgeschriebenen Stelle verordnung der Europäischen Union (DSGVO) auch Ihr Unternehmen vorstellen und sich als attraktiver beachten. Um Messenger auf Smartphones nutzen Arbeitgeber präsentieren. Ansprechend gestaltet kann eine zu können, benötigen Sie die Mobilfunknummern solche Außendarstellung dann dazu beitragen, Besucher Ihrer Kontaktpartner. Diese Rufnummern sind Ihrer Seite zu einer Bewerbung zu bewegen. Eine eigene personenbezogene Daten und unterliegen dem Karrierewebseite lohnt sich vor allem dann, wenn Sie häu- Datenschutz. Wir empfehlen daher, sich vor einer figer freie Stellen ausschreiben und wenn Ihr Unternehmen geschäftlichen Nutzung von Messengerdiensten bereits über einen gewissen Bekanntheitsgrad verfügt. Da über die aktuelle Rechtslage zu informieren. Interessenten die Firmenhomepage gezielt ansteuern müs- sen, sollten Unternehmen mit einer eher geringen Bekannt- heit nicht ausschließlich auf ihrer eigenen Homepage nach neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern suchen. Dennoch ist eine eigene Karriere-Webseite auf der Homepage heut- Online-Jobbörsen zutage auch für kleine und mittlere Unternehmen Pflicht. Die größte Online-Jobbörse ist die der Bundesagentur für Auch wenn potenzielle Kandidatinnen und Kandidaten wo- Arbeit. Hier können Sie sich ein eigenes Benutzerkonto anders von dem Unternehmen erfahren haben, werden sie anlegen und haben dann die Möglichkeit, gratis Stellenan- sich auf der Homepage über das jeweilige Unternehmen zeigen zu veröffentlichen oder auch selbst nach geeigneten informieren. Kandidatinnen und Kandidaten zu suchen. Im Internet gibt es darüber hinaus auch zahlreiche private Anbieter von Online-Jobbörsen. Auch Google bietet seine Jobsuche mittlerweile in Deutschland an. Eine Auswahl finden Sie auf: www.kofa.de mitarbeiter-finden- und-binden Mitarbeiter finden Online-Rekrutierung 19
7 REKRUTIERUNGSKANÄLE HANDLUNGSEMPFEHLUNG REKRUTIERUNG PRAXISBEISPIEL Online-Stellenanzeigen: Entwicklungen und Trends Ein Interview mit Daniel Wahlen, Marketing-Manager auftauchen, werden nach Aktualität und Relevanz der Online-Jobbörse Indeed gelistet. Wenn mit der Zeit neue Jobs hinzukommen, werden die älteren Einträge weiter unten bzw. auf den KOFA: Welche Bedeutung hat Online-Rekrutierung für nächsten Seiten angezeigt. Unternehmen, die also Unternehmen heute? über einen längeren Zeitraum Bewerberinnen und Daniel Wahlen: Neben Mitarbeiterempfehlungspro- Bewerber ansprechen wollen, erhöhen ihre Chancen grammen sorgen Stellenanzeigen immer noch bei geeignete Kandidatinnen und Kandidaten zu finden, weitem für die meisten Einstellungen. Gut 80 Prozent, wenn sie Premium-Stellenanzeigen schalten. der nicht intern oder über Empfehlung durch Mitarbei- KOFA: Welche Trends lassen sich im Bereich Rekrutie- ter besetzten Stellen, werden durch aktiv Jobsuchende rung ablesen? besetzt. Eine gemeinsame Studie von Indeed, KOFA und der Personalwirtschaft hat gezeigt, dass kosten- Daniel Wahlen: Die Jobsuche findet heute digital statt! pflichtige Online-Stellenanzeigen der meistgenutzte Mittlerweile sogar über 60 Prozent mobil, das heißt Recruiting-Kanal sind. Fast acht von zehn Unterneh- über Smartphones oder Tablets. Wenn Kandidatinnen men (79 Prozent) setzen auf diese Recruiting-Strategie. und Kandidaten ihren Job im Internet nicht finden, Eine Betrachtung nach Unternehmensgröße zeigt: 29 dann gibt es ihn quasi nicht. Durch die Digitalisierung Prozent der befragten kleinen und mittleren Unterneh- wird die Jobsuche auch schneller. Wir beobachten zum men (KMU) und 11 Prozent der befragten Großunter- Beispiel, dass immer mehr Unternehmen auf das An- nehmen nutzen noch keine kostenpflichtigen Online- schreiben verzichten. Stellenanzeigen. KOFA: Viele Unternehmen fragen sich, inwieweit sich kostenlose und beworbene Anzeigen unterscheiden? Daniel Wahlen: Primär erhöht sich durch beworbene Anzeigen die Sichtbarkeit. Alle Jobs, die als organische – also nicht beworbene – Suchresultate auf Indeed 20
7 REKRUTIERUNGSKANÄLE HANDLUNGSEMPFEHLUNG REKRUTIERUNG Sie sollten etwas Aufwand in die Auswahl einer geeigneten Online-Jobbörse stecken, um auch für weitere Stellenausschreibungen eine Jobbörse mit guten Erfolgschancen nutzen zu können. Da potenzielle Bewer- berinnen und Bewerber die Stellen über Suchbegriffe finden, ist es ratsam, Ihre Anzeige vor Veröffentlichung einer Keyword-Optimierung zu unterziehen, also zu überprüfen, ob der Ausschreibungstext die Wörter ent- hält, nach denen Bewerber typischerweise suchen. Die folgende Checkliste erleichtert Ihnen diese Entschei- dung. CHECKLISTE: Kriterien für die Wahl einer Online-Jobbörse Bekanntheit: Ist die Zahl der Nutzer der Online-Jobbörse ausreichend groß? Zielgruppenansprache: Spricht die Jobbörse speziell die von Ihnen gewünschten Bewerbergruppen an (zum Beispiel Ingenieurinnen und Ingenieure)? Oder ist sie spezifisch auf Ihre Branche ausgerichtet? Aktualität: Sind die eingestellten Meldungen, Stellenangebote und Stellengesuche aktuell? Ausrichtung: Ist die Jobbörse international? bundesweit? oder regional ausgerichtet? Preis-Leistungs-Verhältnis: Erfolgt die Anzeigenschaltung schnell? Entspricht die Laufzeit der Anzeige Ihrem Bedarf? Benutzerfreundlichkeit: Gibt es klare Navigationsstrukturen und kurze Ladezeiten? Gibt es einschlägige Empfehlungen von Ihren Führungskräften, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Kundinnen und Kunden etc.? Sie sollten dabei die für Ihr Unternehmen relevanten Kriterien gewichten, da vermutlich keine Jobbörse alle gewünschten Kriterien gleichermaßen erfüllen wird. Zum Beispiel ist es für Unternehmen, die vor allem regional suchen, oft besser, auch über regionale Stellenbörsen wie www.meinestadt.de zu suchen, als über große Stellenbörsen mit einem überregionalen Angebot. Social-Media und Social-Networks Eine weitere Möglichkeit der Mitarbeitergewinnung ist die LinkedIn eigenen sich gut zur Personalgewinnung oder Suche über sogenannte „Social-Media“- oder „Social-Net- zum Aufbau eines Netzwerks. Dabei wird Xing stärker im work“-Plattformen im Internet (zum Beispiel Twitter, Face- deutschsprachigen Raum und LinkedIn stärker internatio- book, YouTube, Xing usw.). Social-Media-Kanäle dienen im nal genutzt. Hier können Fachkräfte direkt angesprochen, Wesentlichen vier Zwecken: der Kommunikation, der Infor- oder durch die Veröffentlichung einer Stellenanzeige auf mation, der Organisation und der Unterhaltung. Unterneh- ein Unternehmen aufmerksam gemacht werden. Gerade men können hier mit interaktiven Elementen arbeiten (z.B. für kleine und mittlere Unternehmen bieten Social-Media- Webinare), oder potenzielle Interessenten bzw. „Follower“ Kanäle zudem eine gute Möglichkeit, sich einer breiten über Tweets, Blogs und Foren ansprechen. Masse zu präsentieren. Allerdings werden für den Aufbau und die Pflege von Social-Media-Kanälen Mitarbeiterinnen Die Nutzung von Social-Media-Plattformen ist eine gute und Mitarbeiter benötigt, die in dem Gebrauch geschult Alternative der Personalgewinnung. Durch die Schnelligkeit sind, die Sprache des jeweiligen Kanals beherrschen und und den einfachen Austausch bieten Social-Media-Kanäle über ausreichend zeitliche Kapazitäten verfügen, um zeit- eine gute Möglichkeit, das eigene Image zu verbessern. Au- nah auf Anfragen, Veränderungen oder Probleme reagieren ßerdem lässt sich im Vergleich zu anderen Rekrutierungs- zu können. kanälen relativ schnell und günstig Personal gewinnen. Vor allem berufsbezogene „Social-Networks“ wie Xing oder 21
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