Ringen um Investitionen - Landesmusikrat Rheinland-Pfalz

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Ringen um Investitionen - Landesmusikrat Rheinland-Pfalz
MITTEILUNGEN 02/2018

Ringen um                         Investitionen
                                           in die Musik
Im März 2018 startete der Landesmusikrat Rheinland-Pfalz eine
Initiative zur Erhöhung der Landeszuschüsse für die Musikschulen
und die Laienmusik in Rheinland-Pfalz. Die Forderung, die Zuschüsse
um 1,4 Millionen Euro pro Jahr zu erhöhen, stieß auf ein breites
mediales Echo. Sowohl der Südwestrundfunk als auch die großen
Tageszeitungen im Land berichteten über den Vorstoß. Auch der
Landkreistag schloss sich den Forderungen des Landesmusikrats
an. Die CDU Landtagsfraktion brachte diese sogar am 26. April
in den Landtag ein und scheiterte an einem Alternativantrag
der Regierungskoalition, der lediglich eine adäquate Förderung
der Musikschulen beinhaltet, die Laienmusik allerdings außen
vorlässt. Wie geht es nun weiter?

S
     elbstverständlich begrüßen wir eine    sind ein Schlag ins Gesicht für hundert-
     ausreichende Förderung der Musik-      tausende musizierende Rheinland-Pfälze-
     schulen im Land.“, so Peter Stieber,   rinnen und Rheinland-Pfälzer. Die Regie-
Präsident des Landesmusikrats in einer      rungsparteien haben mit diesem Antrag
Pressemitteilung nach der Ablehnung des     die Chance vertan, sich als kulturpolitisch
                                                                                                                       Foto © Danny Smythe

CDU-Antrags. „Aber die seit mehr als 25     verantwortungsvolle und mit Augenmaß
Jahren nicht mehr erhöhten Zuschüsse        handelnde Politiker zu präsentieren. In der
an die Laienmusikverbände und die abge-     ausschließlichen Bevorzugung der Musik-
lehnte Einrichtung eines Laienmusikfonds    schulen stößt man  FORTSETZUNG AUF SEITE 3

                               S. 14                                                        S. 33
                               Das aktuelle Interview mit                                   Preisverleihung des ersten
                               dem Präsidenten des Land-                                    Inklusionspreises Musik im
                               tags von Rheinland-Pfalz,                                    Rahmen der Inklusionsmesse
                               Hendrik Hering                                               Rheinland-Pfalz

                                                                                                                   1
Ringen um Investitionen - Landesmusikrat Rheinland-Pfalz
EDITORIAL

                                                                                    Wir geben die Hoffnung nicht auf, dass am Ende
Liebe Leserin, lieber Leser,                                                     die Vernunft und die Einsicht siegen, dass Investi-
                                                                                 tionen in die Musik als Bildungsinvestitionen dem
  Karl Marx, einer der großen Rheinland-Pfälzer,                                 ganzen Land und seinen Menschen zugutekom-
wird dieser Tage anlässlich seines 200. Geburtstags                              men.
international gefeiert. Als Philosoph, Ökonom und                                   In unserem aktuellen Heft berichten wir wie
Revolutionär hat er zu radikalen Veränderungen                                   immer über die vielen musikalischen Projekte der
der Welt entscheidend beigetragen.                                               letzten Wochen. Zum Beispiel über die Ergebnisse
  „Das Sein bestimmt das Bewusstsein!“, eine sei-                                des Landeswettbewerbs „Jugend musiziert“, über
ner Kernthesen zur politischen Ökonomie, hat auch                                das Preisträgerkonzert des Landeschorwettbewerbs
heute noch Gültigkeit. Und da wären wir auch                                     und über die Oster-Arbeitsphasen und Konzerte
schon bei der Musik, verehrte Leserschaft, denn                                  unserer fünf Landesjugendensembles. Kooperatio-
auch hier bestimmt das Sein der Musizierenden,                                   nen mit dem Staatsorchester Mainz stehen bevor;
der Singenden, der Pädagogen, der Schüler und der                                und der Landtagspräsident Hendrik Hering legt im
Eltern ganz wesentlich unser Bewusstsein. Die Un-                                Interview mit seinen Antworten ein Bekenntnis
terfinanzierung des Musiksektors in Rheinland-Pfalz darf nicht      zum hohen Stellenwert der musikalischen Bildung ab.
weiter zementiert bleiben, deshalb müssen auch heute die Men-        Wir werfen einen Blick zurück auf die Mitgliederversammlung
schen für eine bessere Ausstattung der Musikszene des Landes       des Landesmusikrats Ende März in Mainz, und wir thematisieren
streiten, wie es der Landesmusikrat in diesen Monaten tut.         die Nachwuchsarbeit im Jazz sowie die Notwendigkeit der Förde-
  In dieser Novelletto-Ausgabe ist die Forderung des Landesmu-     rung von Dirigenten im Laienmusikbereich. Daneben Meldungen,
sikrats nach einer deutlichen Anhebung der finanziellen Unter-      Rubriken und Termine; die aktive rheinland-pfälzische Musiksze-
stützung für Musikschulen und die große Szene der Laienmusik       ne bietet immer wieder Interessantes und Neues.
nochmals abgedruckt, und auch der musikpolitische Kommentar
beschäftigt sich mit diesem Thema.                                   Anregende Lektüre wünscht Ihnen
  Die CDU-Fraktion im Landtag hat unsere Forderung übernom-
men und in einem Initiativantrag eingebracht; leider haben sich
die Regierungsparteien diesem Antrag nicht angeschlossen, son-
dern nur halbherzig mit einem unzureichenden Alternativantrag
reagiert.                                                            Ihr Peter Stieber

In dieser Ausgabe
     LANDESMUSIKRAT                               CHOR                                      30   Phoenix Foundation: Die
                                                                                                 Wiedergeburt des Phoenix!
1    Ringen um Investitionen in der          18   Preisträgerkonzert zum
     Musik                                        10. Landeschorwettbewerb
4    Ein Jahr mit Höhepunkten                19   Gipfeltreffen der Vokalmusik beim              JAZZ/ROCK/POP
     und Zukunftsperspektiven –                   10. Deutschen Chorwettbewerb
                                                                                            32   Der Landeswettbewerb
     Mitgliederversammlung des LMR
                                                                                                 „Jugend jazzt“
6    Gemeinsames schaffen –
                                                  ORCHESTER
     Qualität sichern
     Ein Gastbeitrag von Michael Reif        20   Heinz Holliger, 4. Mainzer                     SPEZIAL
                                                  Komponistenportrait
8    Strahlende Gesichter – Landes-                                                         33   Musik verbindet – Musik kennt
     wettbewerb „Jugend musiziert“                                                               keine Barrieren – Inklusionspreis
10   Nachrichten von der Landes-                  JUGENDENSEMBLES
     musikakademie
                                             22   LJC: Ein Schlaglicht auf das                   ZUM SCHLUSS
12   Der musikpolitische Kommentar                20. Jahrhundert
                                                                                            36   Deutscher Orchesterwettbewerb
     von Peter Stieber
                                             24   LJO: Sibelius – Grieg – Brahms –               ganz im Zeichen Beethovens
13   Nochmal Glück gehabt!                        Romantik pur
     Abstimmung Billag/Schweiz
                                             26   JENM: Musique et Danse
                                                                                                 RUBRIKEN
14   Das aktuelle Interview mit Hendrik           contemporaine
     Hering, Landtagspräsident von                                                          2    Editorial
                                             28   EdL: Dieses Ensemble ist ein
     Rheinland-Pfalz
                                                  Geschenk                                  34   Termine
16   Sparkassen-Musikstipendium
                                             29   LJBO: Von Menschen und                    36   Impressum
     2018/2019
                                                  Göttern

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Ringen um Investitionen - Landesmusikrat Rheinland-Pfalz
LANDESMUSIKRAT

 FORTSETZUNG VON SEITE 1                         men in der Laienmusik fördern soll, um            ne und Chöre alleine die Bildungsarbeit.“,
die gesamte Laienmusikszene vor den               die Zukunftsfähigkeit der zweitgrößten zi-        so Präsident Stieber weiter.
Kopf und riskiert eine Spaltung innerhalb         vilgesellschaftlichen Bewegung nach dem              Der Landesmusikrat wird die Zeit der
des solidarischen Musiklebens in Rhein-           Sport zu sichern.                                 Haushaltsaufstellung nun nutzen, um in
land-Pfalz“.                                         „Die rund 3500 Musikvereine und Chö-           Gesprächen mit den Landtagsfraktionen
  Die Forderungen des Landesmusikrats             re sind nicht nur die Garanten für das            seine Forderungen nochmals zu verdeut-
umfassten neben einer Erhöhung der Zu-            gemeinschaftlich, soziale Leben in den            lichen. Ziel ist es, schon heute eine Erhö-
schüsse an die 42 Musikschulen im Land            Dörfern und Gemeinden, sondern sie                hung der Zuschüsse zu erhalten, um die
in Höhe von 1 Million Euro auch eine An-          leisten auch fundamentale musikalische            Zukunftsfähigkeit der Musikvereinigun-
hebung der Förderung der Laienmusikver-           Bildungsarbeit für die Kinder und Jugend-         gen im Lande zu erreichen. Auch wird der
bände in Höhe von 200.000 Euro sowie die          lichen. Die Musikschulen sind für die Lai-        Landesmusikrat die Musikverbände dazu
Einrichtung eines Laienmusikfonds mit             enmusik ein wichtiger und ergänzender             animieren, sich in lautstarken Protestakti-
einem jährlichen Volumen von ebenfalls            Partner wie umgekehrt. Und dort, wo es            onen für eine Erhöhung der Zuwendungen
200.000 Euro, der Projekte und Maßnah-            keine Musikschulen gibt, leisten die Verei-       einzusetzen. EE/PS 

    Investition in die Musik ist Investition in die Zukunft!
    Der Landesmusikrat Rheinland-Pfalz fordert 1,4 Millionen Euro mehr für Musikschulen und Laienmusik

    Vor dem Hintergrund des Entwurfs eines neuen Doppelhaushal-            Verglichen mit anderen Bundesländern liegt auch diese Summe noch
    tes und nach Jahrzehnten der finanziellen Stagnation fordert der       deutlich unter dem Durchschnitt der allgemeinen Laienmusikförde-
    Landesmusikrat Rheinland-Pfalz eine längst überfällige deutliche       rung.
    Erhöhung von Landesmitteln für die MusikKultur in unserem Bun-
                                                                           3. Säule: Die Laienmusik zukunftsfähig machen!
    desland. Die Musik ist nach dem Sport die zweitgrößte organisierte
    Bürgerbewegung in Rheinland-Pfalz, mit mehr als 500.000 enga-          Der gesellschaftliche Wandel gefährdet die vielfältige Laienmusik-
    gierten Menschen. Im Fokus der Forderung stehen dabei die musi-        szene. Die Verdichtung des Lebensalltags einhergehend mit dem
    kalische Bildung und die Laienmusik. Ohne eine funktionierende         demografischen Wandel und der zunehmenden Individualisierung
    Musikschullandschaft und ohne die tausenden von Chören und             sind kritische Faktoren für jede Form von gemeinschaftlicher Mu-
    musiktreibenden Vereinen werden insbesondere ländliche Regionen        sikausübung. Der Landesmusikrat hat zur Entwicklung von Lösungs-
    kulturell abgehängt und sozial beschädigt. Deshalb fordert der Lan-    möglichkeiten den mehrstufigen Prozess „Zukunft der Laienmusik“
    desmusikrat eine Erhöhung der Zuschüsse um 1,4 Million Euro ver-       gestartet und erwartet erste Ergebnisse im Sommer 2018. Um in-
    teilt auf 3 Säulen:                                                    novative Laienmusikprojekte unterstützen zu können, fordert der
                                                                           Landemusikrat einen „Laienmusikfonds“, der mit jährlich 200.000
    1. Säule: Musikalische Bildung für Alle!
                                                                           Euro ausgestattet ist und Projekte, Veranstaltungen und Initiativen
    Die 42 kommunalen Musikschulen in Rheinland-Pfalz sind das Rück-       unterstützt, die zur Weiterentwicklung und Qualitätssicherung der
    grat der musikalischen Bildung. Gemeinsam mit den freien Musik-        Laienmusik dienen.
    schulen bieten sie ein breites Spektrum von musikalischen Ange-
                                                                           Wie viele Rheinland-Pfälzerinnen und Rheinland-Pfälzer werden mit
    boten an. Zurzeit erhalten die kommunalen Musikschulen einen
                                                                           dieser zusätzlichen Förderung erreicht?
    Landeszuschuss in Höhe von 2,8 Millionen Euro. Dies entspricht rund
    7 % des Gesamtetats. Um die Musikschularbeit finanzieren zu kön-       1. Direkte Unterstützung
    nen, müssen die Gebühren erhöht werden, was zur Folge hat, dass           a) Schülerinnen und Schüler an Musikschulen           43.000
    nur noch besser verdienende Eltern die Möglichkeit haben, ihr Kind
                                                                              b) Lehrerinnen und Lehrer an Musikschulen              1.700
    an einer Musikschule anzumelden. Oder es wird das Unterrichtsan-
    gebot reduziert, um Personalkosten zu sparen. Ziel ist, die Musik-        c) Mitglieder in den Laienmusikverbänden             381.000
    schulen in ihrer Substanz zu erhalten, die Tarifsteigerungen bei den   Einwohner des Landes                                    425.700
    angestellten Lehrkräften aufzufangen und eine Ausweitung der
    massenhaften prekären Arbeitsverhältnisse einzudämmen.                 2. Indirekte Unterstützung
    Die Herausforderungen durch Inklusion und Migration sind nur              a) Durchschnittl. 20 Konzerte an jeder der
    durch zusätzliche Qualifizierung zu leisten. Deshalb ist eine Erhö-          42 Musikschulen mit 50 Besuchern                   42.000
    hung der Länderförderung um 1 Millionen Euro die notwendige Vo-           b) Durchschnittl. 3 Konzerte mit 200 Besuchern
    raussetzung, um das Musikschulsystem im Land funktionsfähig zu               der 804 Musikvereinigungen des
    halten.                                                                      Landesmusikverbands                               482.400
    2. Säule: Laienmusikverbände stärken!                                     c) Durchschnittl. 3 Konzerte mit 100 Besuchern
                                                                                 der 2.000 Chöre in den Chorverbänden              600.000
    Die drei großen institutionell geförderten Laienmusikverbände er-
    halten einen seit 25 Jahren! eingefrorenen Landeszuschuss in Höhe         d) Durchschnittl. 3 Konzerte mit 100 Besuchern
    von insgesamt 225.000 Euro. Vor dem Hintergrund der Inflationsrate           der übrigen 470 Laienmusikvereine                 141.000
    bedeutet dies de facto eine Verminderung des Zuschusses um annä-       Einwohner des Landes                                  1.265.400
    hernd 50%. Um die wichtige Arbeit der Verbände für das Vereinsle-
    ben in den Städten und Gemeinden im Bereich der Nachwuchsarbeit        Somit entspricht die Investition von 1,4 Mio. Euro pro direkt erreich-
    und Qualifizierung von Musikerinnen und Musikern nicht weiter ein-     ter Rheinland-Pfälzerin und Rheinland-Pfälzer 3,29 €. Betrachtet
    schränken zu müssen, fordert der Landesmusikrat die längst über-       man zusätzlich die indirekt erreichten Bürgerinnen und Bürger, liegt
    fällige Erhöhung der Förderung um 200.000 Euro auf 425.000 Euro.       die Investition bei 1,11 € pro Kopf. EE/PS 

                                                                                                                                                    3
Ringen um Investitionen - Landesmusikrat Rheinland-Pfalz
LANDESMUSIKRAT

                                                                                                            Präsident Stieber erstattet der
                                                                                                           Mitgliederversammlung Bericht

Ein Jahr mit Höhepunkten
                                                 und Zukunftsperspektiven
„Die Ausgaben für Katzenfutter sind in Deutschland höher als der                             venjahr 2020 als die beherrschenden The-
                                                                                             men der Konferenzen der Landesmusikrä-
gesamte Kulturetat!“ Mit diesen Worten beendete Dr. Peter Hanser-                            te 2017 in Bremen und Saarbrücken.
Strecker, Vorsitzender der Geschäftsführung von „Schott Music“                                 In seiner Eigenschaft als Vorsitzender
                                                                                             des Bundesfachausschuss Medien bezeich-
seinen Vortrag zum Thema „Musikverlage im Zeitalter der Digita-                              nete er die Strukturreform des öffentlich-
                                                                                             rechtlichen Rundfunks als einen zentralen
lisierung“. Hierzu hatte ihn der Landesmusikrat Rheinland-Pfalz                              Bereich, in dem dieser sich bewegen müs-
(LMR) am 20. März 2018 anlässlich seiner diesjährigen Mitglieder-                            se.
                                                                                               Aus der großen Zahl der Projekte des
versammlung in der Lotto-Loge der Opel Arena Mainz eingeladen.                               LMR hob Stieber den 2. Orchestergipfel
                                                                                             2017 in Mainz im Rahmen des „Tags der
                                                                                             Musik“ hervor. Mehr als 10.000 Besucher-

I
  n einem engagierten Referat beschrieb           Präsident Stieber begrüßte zu dem sich     innen und Besucher nutzen dieses große
  Hanser-Strecker die Entwicklung des           anschließenden vereinsrechtlichen Teil       Orchesterfest von klassischer Musik in un-
  Musikverlagswesens von seinen ver-            die anwesenden Mitgliedsorganisationen       gezwungener Atmosphäre zu genießen.
heißungsvollen Anfängen vor knapp 250           und Einzelmitglieder. Er bedankte sich bei     Er dankte dem Sparkassenverband
Jahren bis in das Zeitalter von Digitalisie-    dem Gastgeber Lotto Rheinland-Pfalz und      Rheinland-Pfalz für die erneute Vergabe
rung und Streaming-Diensten. Wegen der          dem Präsidium des LMR als Gremium, in        des Musikstipendiums 2018/2019, freute
technischen Entwicklung der Computer-           dem die Alltagsarbeit geleistet und Ent-     sich über die Fortführung der „Musik im
Software, der kostengünstigen Verfügbar-        scheidungen getroffen würden.                Landtag“ und zeigte sich zufrieden über
keit von Millionen Musiktiteln im Netz,           In seinem Bericht beschrieb er das Jahr    den gelungenen Landeschorwettbewerb
wegen Piraterie und Gesetzeslücken zeich-       2017 als ein finanziell sehr aufwändiges      2017 im neu errichteten Kultur- und Kon-
nete er ein düsteres Bild für die Zukunft       Jahr, da es neben den laufenden Projekten    gresszentrum in Ingelheim, das einen gro-
der Musikverlage und auch der Urheber. Er       den Orchestergipfel zu bewältigen galt.      ßen Gewinn für das Konzertleben im Land
forderte eine Lobby, die auf den bereits ent-     Bezogen auf die Arbeit im Deutschen        darstelle.
standenen Schaden hinweise und an eine          Musikrat verwies er auf die Wiederwahl         Als zurzeit größtes Projekt des LMR ging
grundlegende Bewusstseinsänderung in            von Prof. Martin Maria Krüger und nannte     Stieber auf die „Zukunft der Laienmusik“
der Öffentlichkeit appelliere.                  musikalische Bildung sowie das Beetho-       ein. In einer Auftaktveranstaltung am 23.

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Ringen um Investitionen - Landesmusikrat Rheinland-Pfalz
LANDESMUSIKRAT

September 2017 stieß dieser einen Prozess           Den größten Raum bei der Darstellung das „Haus Rheinland-Pfalz“ in Dijon, bahn-
an, der mit der Abschlussveranstaltung           der „Politischen Arbeit“ nahm eine Presse- ten sich Projekte für den LandesJugend-
am 9. Juni 2018 im Landtag zukunftswei-          meldung zur „Forderung Investition in die Chor und das LandesJugendOrchester an.
sende Ergebnisse mit Rückenwind für die          Musik“ vom 7. März 2018 ein. Hierin fordert       Sorge bereite hingegen der Wettbewerb
Laienmusik hervorbringen soll.                   der LMR eine Erhöhung der Zuschüsse um „Jugend jazzt“ wegen abnehmender Teil-
  Der Präsident wertschätze den jährli-          1,4 Millionen Euro für die Musikschulen nehmerzahlen. Dem wolle man durch ver-
chen Empfang der Ministerpräsidentin für         des Landes und die Laienmusik, was einer stärkte Kooperationen begegnen.
die Preisträger der Laienmusikwettbewer-         Prokopferhöhung von 3,29                                            Zum Abschluss seines
be und berichtete über das sich anschlie-        Euro bezogen auf die Mit-                                        Berichtes bedankte sich
ßende Sechsaugengespräch, bei dem die            glieder der Laienmusikver-      Dicke Bretter bohren             Präsident Stieber beim Prä-
Förderung der Musik im Land thematisiert         bände und Schüler sowie            ist Alltag im LMR             sidium für den kollegialen
wurde.                                           Lehrer an den Musikschu-                                         Umgang, bei Geschäfts-
  Stieber dankte Lotto Rheinland-Pfalz für       len des Landes entspräche.                                       führer Etienne Emard, bei
den stabilen Betrag aus den Erträgen der         Die Pressemeldung sei bereits jetzt auf ein allen Mitarbeiterinnen der Geschäftsstelle
GlücksSpirale, die dem LMR und den Ver-          großes Echo in den Printmedien gestoßen, des Landesmusikrats, den Verbänden, In-
bänden der Laienmusik auch 2017 zur Ver-         weitere Gespräche und Aktionen werden stitutionen und Einzelmitgliedern sowie
fügung standen.                                  folgen.                                         bei Lotto Rheinland-Pfalz und dem Minis-
  Als Erfolg für die Kultur im Land lobte er        Der Dank und Anerkennung für die ge- terium für Wissenschaft, Weiterbildung
die vom „Netzwerk der Kulturverbände“            leistete hervorragende Arbeit richtete er und Kultur.
erreichte neue „Kulturförderrichtlinie“, die     an alle Verantwortlichen der Jugenden-            Abschließender Tagesordnungspunkt
am 16. November 2017 in einer Pressekon-         sembles und der Jugendmusikwettbewer- war die Wahl von Delegierten zur Mitglie-
ferenz vorgestellt wurde. Kostenneutral          be. In Gesprächen mit der Partnerregion derversammlung der Landesmusikaka-
sei sie mit deutlichen Verbesserungen ins-       Bourgogne-Franche-Comté zum engeren demie in Neuwied-Engers. Einstimmig in
besondere für die Freie Szene verbunden.         musikalischen Austausch, angeregt durch dieses Gremium gewählt wurden Ulrich
                                                                                                                Adomeit (LAG Jazz), Christel
                                                                                                                     Bieger (Jeunesses Mu-
                                                                                                                     sicales), Markus Graf
                                                                                                                     (LAG Rock & Pop), Achim
                                                                                                                     Hallerbach (Landesmu-
                                                                                                                     sikverband),     Andrea
                                                                                                                     Gebhardt     (Bundesver-
                                                                                                                     band Musikunterricht),
                                                                                                                     Christa Schäfer (Lan-
                                                                                                                    desverband der Musik-
                                                                                                                    schulen) und Karl Wolff
                                                                                                                    (Chorverband       Rhein-
                                                                                                                    land-Pfalz).
                                                                                                                       Die nächste Mitglieder-
                                                                                                                    versammlung des Lan-
                                                                                                                   desmusikrats Rheinland-
Gastreferent und Impulsgeber der diesjährigen
                                                                                                                   Pfalz wird am Dienstag,
Mitgliederversammlung des Landesmusikrats:
                                                                                                                   den 26. März 2019 in
Dr. Peter Hanser-Strecker, Geschäftsführer von                     Pausenberatung: Vizepräsident Wolff
                                                                                                      , Präsident Mainz stattfinden. UN 
Schott Music International                                                Stieber und Geschäftsführer Emard
                                                                                                              (v. l.)

Trauer um Günter Jacoby

D
       er Landesmusikrat Rheinland-Pfalz trauert um seinen ehe-          toph-Hellmut Mahling mit der Aufgabe, die Organisationsstruk-
       maligen Vizepräsidenten Günter Jacoby, der am 7. Februar          tur des LandesJugendBlasOrchesters Rheinland-Pfalz umfassend
       2018 im Alter von 80 Jahren in Kinsheim-                                          neuzugestalten. Dieser Aufgabe widmete sich
Kandel verstorben ist.                                                                   Jacoby aufgrund seiner langjährigen Erfahrung
   Günter Jacoby war 1976 Gründungsmitglied                                              im Vereins- und Verbandswesen sowie in der
des Landesmusikverbands Rheinland-Pfalz, des                                             Kommunalpolitik mit Nachdruck.
zweitgrößten Mitgliedsverbands unter dem                                                   Über die Landesgrenzen hinaus bekleidete der
Dach des Landesmusikrats. Dort engagierte er                                             Verstorbene seit 1983 in der Bundesvereinigung
sich über fast drei Jahrzehnte in verschiedenen                                          Deutscher Blas- und Volksmusikverbände ver-
Funktionen.                                                                              antwortungsvolle Ämter und war deren Vertre-
   Seit 1997 gehörte er dem Präsidium des Lan-                                           ter beim Internationalen Musikbund CISM.
desmusikrats an, als dessen Vizepräsident er von                                           Der Landesmusikrat Rheinland-Pfalz verliert
1999 – 2002 wirkte. 2002 betraute ihn der dama-                                          einen verdienstvollen Mitstreiter und wird ihm
lige Präsident des Landesmusikrats Prof. Chris-                                          ein ehrendes Andenken bewahren.

                                                                                                                                             5
Ringen um Investitionen - Landesmusikrat Rheinland-Pfalz
LANDESMUSIKRAT

Gemeinsames schaffen –
         Qualität sichern  Michael Reif in seinem
                             beruflichen Element

                                                           Die Zukunft der Laienmusik braucht Hilfe – Ein Gastbeitrag
                                                           von Michael Reif, Dirigent und Dozent für Chor- und
                                                            Orchesterleitung an der Hochschule für Musik und Tanz, Köln

                                                                                                       der verbandseigenen Aus- und Weiter-
                                                                                                       bildung stärker zusammenarbeiten, um
                                                                                                       weitere gemeinsame Qualifizierungs-
                                                                                                       möglichkeiten zu entwickeln, die dann
                                                                                                       auch zertifiziert werden können.
                                                                                                    • Dazu muss kräftig investiert werden!
                                                                                                    • Man muss dem Landesmusikrat, der
                                                                                                       Musikhochschule, den Musikschulen,
                                                                                                       den Verbänden und der Landesmusik-
                                                                                                       akademie Mittel zur Verfügung stellen,
                                                                                                       die offensichtlich fehlen. Dieser Zu-
                                                                                                       stand, dass bislang viel zu wenig inves-
                                                                                                       tiert wurde, ist angesichts gut gefüllter
                                                                                                       öffentlicher Kassen, keinem Bürger
                                                                                                       mehr vermittelbar.
                                                                                                       Bei allen Verbänden und Institutionen

D
       as Laienmusizieren, ein traditionell         bezahlten Ferienzeiten bietet. Der Lehrer       ist ein deutliches Bewusstsein zu ver-
       starker kultureller Faktor im Land,          wird lediglich für die gehaltene Stunde         zeichnen, Verantwortung zu übernehmen,
       mit leistungsfähigen Musikvereinen           honoriert. Das hat sich auf die Berufs- und     wechselseitige Kooperationen einzugehen
und Chören, wurde mit seinen Verbänden              Studienauswahl des Nachwuchses ausge-           und in einer gemeinsamen Anstrengung
im Landesmusikrat gebündelt und erhält              wirkt und es ist ein deutlicher Trend an        neue Ausbildungsmöglichkeiten zu schaf-
durch die Landesmusikakademie ständig               deutschen Musikhochschulen zu verzeich-         fen, um der Laienmusik heute eine Zu-
neue Impulse.                                       nen: die Studierenden mit dem Berufsziel        kunft zu ermöglichen.
   Trotzdem hört man vielfach Klagen                „Musikschule“ nehmen ab.                           Rheinland-Pfalz darf jetzt nicht auf hal-
im Land! Die Laienmusikszene hat Nach-                Gleichzeitig ist ein drastischer Stellenab-   bem Weg stehen bleiben. Jetzt muss die
wuchssorgen und braucht qualifizierte                bau, bzw. Umbau im Bereich der Kirchen-         Basis ausgestaltet werden, indem dem
Leiter, hat aber mehr und mehr Not, diese           musiker zu beobachten, d.h. für die wich-       Laienmusizieren ein deutlicher Anschub
zu finden. Was ist geschehen?                        tige Arbeit im Laienmusikwesen stehen           gegeben wird und Hilfen zur Bewältigung
   Landesweit fehlen Lehrer an allgemein-           auch diese Fachkräfte nicht mehr zur Ver-       der Krise eingeleitet werden.
bildenden Schulen und der Musikunter-               fügung.
richt fällt aus; gleichzeitig fehlt der „Leh-
rer“ als Fachmann, als Katalysator und                Alle Verbände, alle Einrichtungen und
                                                                                                      Michael Reif ist Leiter des Europäischen
treibende Kraft im örtlichen Musikleben.            alle Politiker im Land sind gefordert!
                                                                                                      Kammerchores und der Kölner Kurrende
Oft konnte er in seiner Person viele Funk-          • Es bedarf einer gemeinsamen Kraftan-
                                                                                                      und leitete von 1994 – 2010 den Gürze-
tionen zusammenführen und leitete auch                strengung und alle müssen bereit sein,          nich Chor in Köln.
den Musikverein und den Gesangsverein                 gemeinsam Lösungen zu erarbeiten und
im Ort auf hohem Niveau.                              Finanzierungen sicher zu stellen.               Er geht einer regen internationalen Kon-
   Diese Funktion konnten in vielen Ge-             • Da es keine Qualifizierung an den                zert- und Lehrtätigkeit nach und ist Gast-
meinden Lehrer der Musikschulen über-                 Ausbildungsstätten des Landes gibt, um          dozent am Konservatorium Maastricht,
nehmen, doch in der Musikschule haben                 Leiter für das Laienmusikwesen auszu-           bei der HDK Utrecht und an der George-
sich prekäre Beschäftigungsverhältnisse               bilden, sollte hier Neuland beschritten         Mason-University/Washington, DC.
breit gemacht. Honorarverträge statt Fest-            werden: die Musikhochschule in Mainz            Michael Reif unterrichtet Chor- und
anstellungen prägen das Bild der Musik-               könnte einen Studiengang mit dem                Orchesterdirigieren an der Hochschule
schullandschaft. Das Berufsfeld bietet den            Schwerpunkt „Dirigent im Laienmusik-            für Musik und Tanz zu Köln und er ist
Honorarkräften kaum Zukunftsperspekti-                bereich“ einrichten.                            Mitglied im künstlerischen Beirat des
ven, da es keine soziale Absicherung, keine         • Die Landesmusikakademie und die                 LandesJugendChors Rheinland-Pfalz.
Absicherung im Krankheitsfall und keine               Chor- und Musikverbände müssen in

6
Ringen um Investitionen - Landesmusikrat Rheinland-Pfalz
LANDESMUSIKRAT

„Wir tun ̕was“ - Ideenwettbewerb 2018

M
         i n i s t e r p rä s i d e n t i n   amtlichen über soziale Netz-         oder E-Volunteering einrei-
         Malu Dreyer hat den                  werke, eine WhatsApp-Gruppe          chen. Eine Fachjury wird unter
         Ideenwettbewerb                      für Selbsthilfeinitiativen, eine     allen Bewerbungen die zehn
2018 „Ehrenamt 4.0“ ausge-                    selbst entwickelte App, eine         besten Vorschläge auswählen.
schrieben. Gesucht werden                     interaktive Website für den          Die Preisverleihung durch die
ehrenamtliche Projekte, die di-               Verein oder eine Online-Enzy-        Ministerpräsidentin findet im
gital oder mit digitaler Unter-               klopädie.                            Rahmen des „Digital-Forum
stützung realisiert werden, bei-                Bis zum 29. Juni 2018 können       Rheinland-Pfalz“ am 8. August            Euro. Weitere Informationen
spielsweise die Koordinierung                 ehrenamtlich Aktive ihre Ideen       2018 in Ludwigshafen statt. Das          findet man unter www.wir-
und Vermittlung von Ehren-                    zum Thema digitales Ehrenamt         Preisgeld beträgt jeweils 1.000          tun-was.rlp.de UN 

Neuer Präsident beim Landesmusikverband Rheinland-Pfalz

A
       m 11. März 2018 wählte                 20-jähriger engagierter Arbeit
       die Landesversammlung                  ablöst. Den nach achtjähri-
       des     Landesmusikver-                ger Amtszeit ausscheidenden
bands Rheinland-Pfalz (LMV)                   Präsidenten Günther Schartz
in Budenheim bei Mainz den                    ernannte Hallerbach zum Eh-
Neuwieder Landrat Achim                       renpräsidenten. Schartz bleibt
Hallerbach einstimmig zum                     dem Verband damit weiterhin
neuen Präsidenten des mit 804                 verbunden.
angeschlossenen Musikverei-                     In seiner Antrittsrede for-
nigungen größten Instrumen-                   derte Hallerbach ein Kultur-
talmusikverbands des Landes.                  raum- und Kulturfördergesetz         Das neue Präsidium des LMV RP: Karin Wänke, Andreas Vicinus, Thomas
  Als Stellvertreter stehen ihm                                                    Wagner, Hubert Latsch, Wolfgang Neidhöfer, Achim Hallerbach, Gordon
Nobert Sartoris (Vorsitzender                                                      Schnieder, Winfried Krämer, Marco Lichtenthäler, Norbert Sartoris, Florian
KMV        Bernkastel-Wittlich),                                                   Weber und Kurt Siebein (v. l.)
Gordon Schnieder (MdL) und
Winfried Krämer (Vorsitzender                                                      Allgemeinbildung und muss                stützung durch das Land. Der
KMV Pirmasens-Zweibrücken)                                                         in den Schulen etwa durch flä-            Landesmusikrat       Rheinland-
zur Seite. Neuer Landesmusik-                 für Rheinland-Pfalz sowie            chendeckende Bläserklassen               Pfalz gratuliert den Gewählten
direktor ist Marco Lichtenthä-                eine bessere Finanzförderung         landesweit gefördert werden“,            herzlich und wünscht ihnen
ler, der den bisherigen Amts-                 der kulturtragenden Verbände         so Hallerbach. Die Schulen be-           ein erfolgreiches Arbeiten im
inhaber Bernd Gaudera nach                    und Vereine. „Musik gehört zur       nötigten eine faktische Unter-           Dienste der Musik. UN 

Treffen der Musiklobby in Saarbrücken

A
      m 1. und 2. Februar 2018                desländern. Dabei wurden
      trafen sich die Präsiden-               unterschiedliche Aspekte der
      ten und Geschäftsfüh-                   musikalischen Bildung be-
rer der 16 Landesmusikräte in                 sprochen und letztendlich ein
Deutschland zur Frühjahrsta-                  „Letter of Intent“ verabschie-
gung der „Konferenz der Lan-                  det, der ein Monitoring musi-
desmusikräte“ in Saarbrücken.                 kalischer Bildung zum Inhalt
Ebenfalls Anwesende waren                     hat. Ziel des Papiers ist eine ge-
die Mitglieder des Präsidiums                 meinsame Studie des Instituts
des Deutschen Musikrats, die                  für musikpädagogische For-           Ulrich Commerçon (3. v. l.), Minister für Bildung und Kultur, diskutiert mit
im Anschluss an die Konferenz                 schung der Hochschule für Mu-        den Landesmusikräten in Saarbrücken
die Möglichkeit zu einer Sit-                 sik und Theater, Hannover und
zung nutzten.                                 der Bertelmanns-Stiftung im          auf der Unterrichtsversorgung            wertungen der Hochschulsta-
  Wesentliches Thema der                      Auftrag der Konferenz der Lan-       im Fach Musik in der Grund-              tistik zu dem für das Fach Mu-
Konferenz bestand in einem                    desmusikräte und des Deut-           schule unter Berücksichtigung            sik ausgebildeten Lehrpersonal
engen Austausch mit Musik-                    schen Musikrats. Angedacht ist       der musikalischen Aktivitäten            sowie eine Erhebung zu den
referentinnen und Musikre-                    hierbei eine modulare Studie,        im Ganztag gelegt werden soll.           Berufskollegs tätigen Lehrkräf-
ferenten aus einzelnen Bun-                   deren Schwerpunkt zunächst           Einbezogen werden sollen Aus-            ten im Fach Musik. EE 

                                                                                                                                                                  7
Ringen um Investitionen - Landesmusikrat Rheinland-Pfalz
LANDESMUSIKRAT

                              Strahlende Gesichter
                                         beim Landeswettbewerb
                                                 “Jugend musiziert”
                              126 jugendliche Musikerinnen und Musiker qualifizierten sich beim diesjährigen Lan-
                              deswettbewerb für den Bundeswettbewerb in Lübeck

                              V
                                    om 15. bis 18. März 2018 fand der Landeswett-         Mittlerweile ist der größte musikalische Jugend-
                                    bewerb “Jugend musiziert” in der Hochschule        wettbewerb eine der wichtigsten Säulen des deut-
                                    für Musik in Mainz statt, in diesem Jahr bereits   schen Musiklebens und Grundstein für zahlreiche
                              zum 55. Mal. Nachdem die Hochschule schon am Mitt-       Musikkarrieren. Jahr für Jahr motiviert er tausende
                              woch „ausgezogen“ war, konnte das rund 20-köpfige         von jungen Musikerinnen und Musikern zu beson-
                              “Jugend musiziert”-Team für vier Tage das Zepter der     deren künstlerischen Leistungen. Er ist eine Bühne
                              Hochschule übernehmen und dank monatelanger              für viele, die solistisch oder im Ensemble ihr musika-
                              Vorbereitungen für einen reibungslosen Ablauf des        lisches Können zeigen und sich einer Bewertung un-
                              Wettbewerbs sorgen.                                      terziehen wollen. Neben der sportiven und künstleri-
                                Neben den vielen Helferinnen und Helfern sei auch      schen Herausforderung des Wettbewerbs geht es bei
                              den rund 90 Jurorinnen und Juro-                                                “Jugend musiziert” auch immer
                              ren gedankt, die aus ganz Deutsch-                                              um die offene Begegnung musik-
                              land sowie aus der Schweiz und                                                  begeisterter Jugendlicher.
                              Belgien angereist waren, um die                                                   Aus den acht Regionalwettbe-
                              Auftritte der Jugendlichen fach-                                                werben hatten sich in diesem Jahr
                              kundig zu bewerten.                                                             333 Teilnehmerinnen und Teil-
    Foto © Stephan Presser

                                                                                                                                Stolze Preisträgerinnen und
                                                                                                                              Preisträger der Kategorie Duo
                                                                                                                                  Kunstlied Altersgruppe IV

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Ringen um Investitionen - Landesmusikrat Rheinland-Pfalz
LANDESMUSIKRAT

           nehmer in 13 unterschiedlichen Wertungskategorien        großartige Motivation, junge Menschen für das Musi-
           für den Landeswettbewerb in Mainz qualifiziert und        zieren zu begeistern. Ein großer Dank gilt dabei auch
           schon allein damit einen großen persönlichen Erfolg      den engagierten Lehrerinnen und Lehrern sowie den
           für sich verbuchen können.                               Eltern, die ihre Kinder beim kontinuierlichen Üben
             Peter Stieber, Präsident des Landesmusikrats, be-      unterstützen und motivieren“.
           suchte und würdigte den Wettbewerb: „Wir freuen            126 junge Musikerinnen und Musiker qualifizierten
           uns Jahr für Jahr über die rege Teilnahme und sind       sich für den Bundeswettbewerb, der in diesem Jahr
           immer wieder begeistert von den künstlerischen Leis-     vom 17. bis 24. Mai in Lübeck stattfinden wird.
           tungen der Jugendlichen. “Jugend musiziert” spiegelt       Wer einige der ersten Bundespreisträgerinnen und
           nicht nur die musikalische Vielfalt des Landes wieder,   -preisträger kennenlernen möchte, ist herzlich ein-
           sondern ist auch in Zeiten der Digitalisierung eine      geladen zum Bundespreisträgerkonzert am Sonntag,
                                                                                             dem 16. September 2018 um 11
                                                                                              Uhr in Schloss Waldthausen

                                                                                                       Foto © Stephan Presser
                                                                                              in Budenheim bei Mainz, das
                                                                                              der Landesmusikrat in Ko-
                                                                                              operation mit dem Sparkas-
                                                                                              senverband Rheinland-Pfalz
                                                                                              und SWR2 veranstaltet.
                                                                                                 Schon jetzt freut sich der
                                                                                               Landesmusikrat       darauf,
                                                                                               auch im Jahr 2019 beim Lan-
                                                                                               deswettbewerb vom 4. bis 7.
                                                                                               April eine große Zahl schon
                                                                                               bekannter und viele neue
                                                                                               junge Talente in der Hoch-
                                                                                               schule für Musik begrüßen
                                                                                               zu dürfen. BH 

                                                                                                                                  Martha Mayerhofer befreit sich
                                                                                                                                  bei ihrer Musical-Performance
                                                                                                                                  vom Notenballast

Großer Erfolg beim Deutschen Musikwettbewerb

D
       er junge Koblenzer Fagottist Theo
       Plath wurde mit dem Preis des Deut-
       schen Musikwettbewerbs ausge-
zeichnet. Neben einem Preisgeld in Höhe
von 5.000 Euro erhält er dadurch die Ver-
mittlung zu Konzerten sowie die Gelegen-
heit, eine eigene CD bei dem renommier-
ten Label GENUIN aufzunehmen. Darüber
hinaus werden alle Preisträgerinnen und
Preisträger in die 63. Bundesauswahl „Kon-                                                                                      sikpreises. Er konzertiert solistisch mit
zerte Junger Künstler“ aufgenommen und                                                                                          bedeutenden Orchestern in Deutschland
in der Konzertsaison 2019/20 zu Konzerten                                                                                       und dem Ausland. Im Juli 2017 war er als
vermittelt. Ebenso erhielt Plath ein mit                                                                                        Solist zu Gast beim Landesjugendorchester
3.000 Euro dotiertes Stipendium der Deut-                                                                                       Rheinland-Pfalz. Unter der Leitung von Ge-
schen Stiftung Musikleben.                                                                                                      neralmusikdirektor Uwe Sandner brillierte
  Der 1994 in Koblenz geborene Theo                                                                                             er bei Carl Maria von Webers Konzert für
Plath studiert bei Professor Dag Jensen                                                                                         Fagott und Orchester F-Dur op. 75 in der
an der Hochschule für Musik und Thea-                                                                                           Gießhalle Sayner Hütte, in der Philharmo-
                                                                                      Foto © Heike Fischer

ter München und ist erster Preisträger                                                                                          nie Ludwigshafen und in der Fruchthalle
zahlreicher internationaler Wettbewer-                                                                                          Kaiserslautern.
be, darunter der Aeolus Wettbewerb, der                                                                                           Seit Januar 2018 ist Theo Plath Solofa-
Crusell-Wettbewerb und der Bertold Hum-                                                                                         gottist der Deutschen Radio Philharmonie
mel-Wettbewerb. Außerdem war er bereits                                                                                         Saarbrücken-Kaiserslautern. Weitere In-
2009 Preisträger des vom Landesmusikrat      Preisgekrönt beim Deutschen Musikwettbewerb:                                       formationen unter www.theoplath.de und
organisierten „Schloss Waldthausen Mu-       Theo Plath                                                                         www.deutscher-musikwettbewerb.de. JB 

                                                                                                                                                                         9
Ringen um Investitionen - Landesmusikrat Rheinland-Pfalz
LANDESMUSIKRAT

     Nachrichten von der                                           Landesmusik
                                                                                „… am liebsten gemeinsam!“
                                                                                Fortbildungsreihe zum
                                                                                inklusiven Musizieren
                                                                                  Ende April nahm die von AMME e.V. un-
                                                                                terstützte Fortbildungsreihe zum inklusi-
                                                                                ven Musizieren weiter Fahrt auf – diesmal
                                                                                mit gestiegener Teilnehmerzahl. Das The-
                                                                                ma Inklusion ist in aller Munde und po-
     Gemeinsamer Start-                                                         larisiert bisweilen stark. Hier möchte die
     schuss zur Musikalischen                                                   Landesmusikakademie Position beziehen
     Fort- und Weiterbildung:                                                   und einen praktisch umsetzbaren Beitrag
     Norbert Pietrangeli, Rolf                                                  leisten, indem erfahrene, begeisternde
     Ehlers, Antje Valentin                                                     Musiker zeigen, wie gemeinsames Musi-
     und Stephan Schul-                                                         zieren gelingen kann. Mit Claudia Schmidt
     meistrat                                                                   war nach Robert Wagner wieder eine erst-
                                                                                klassige Dozentin aus dem Leitungsteam
                                                                                des VdM-Lehrgangs „Instrumentalspiel
       Deutsches Musikinformationszentrum MIZ präsentiert                       für Menschen mit Behinderung“ vor Ort,
                                                                                die diesmal zeigte, wie Kinder, Jugendliche
       neues Informationsportal in Zusammenarbeit mit den                       und Erwachsene mit unterschiedlichsten
                                                                                musikalischen Vorerfahrungen und Fähig-
       Bundes- und Landesmusikakademien                                         keiten zusammen in einer Band spielen
         Seit Mitte April 2018 ist das neue bundesweite Informations- und       und singen können. Sie machte erlebbar,
       Rechercheportal „Musikalische Fort- und Weiterbildung“ des Deut-         dass man durch elementares Arrangieren
       schen Musikinformationszentrums (MIZ) unter https://kurse.miz.org        von Popsongs auf Basis einer umfassen-
       online. Den Startschuss gaben Norbert Pietrangeli, Geschäftsführer       den Analyse der Songstrukturen für jedes
       des Deutschen Musikrats, Stephan Schulmeistrat, Leiter des Deutschen     Bandmitglied vom Ein-Ton-Spieler bis zum
       Musikinformationszentrums, Antje Valentin, Direktorin der Landes-        fortgeschrittenen Musiker eine passende
       musikakademie NRW und Sprecherin des Verbands der Bundes- und            und interessante Spielmöglichkeit schaf-
       Landesmusikakademien und Rolf Ehlers, Leiter der Landesmusikakade-       fen kann. Der Einsatz von Hilfsmitteln wie
       mie Rheinland-Pfalz. Schätzungen zufolge musiziert etwa jeder fünfte     der Klavierleiste oder vereinfachter Griff-
       Deutsche regelmäßig in der Freizeit – insgesamt ca. 14 Millionen Men-    weisen auf verschiedenen Instrumenten
       schen; hinzu kommt der professionelle Musikbereich als wichtiger         war für die Teilnehmer – ebenfalls mit
       Faktor. Jährlich weit über 2.000 Kurse bieten dabei für jeden, vom Mu-
       sikamateur bis zum Profi, das passende Angebot.
         Entstanden ist das deutschlandweit einzigartige Portal in enger Zu-
       sammenarbeit mit den Trägern der musikalischen Fort- und Weiterbil-
       dung in Deutschland, insbesondere den Bundes- und Landesmusikaka-
       demien. Die Landesmusikakademie Rheinland-Pfalz verfügt zwar im
       Bundesvergleich der Musikakademien über recht bescheidene finanzi-
       elle und infrastrukturelle Mittel, liegt aber mit ihrem umfangreichen
       und für seine Vielfältigkeit
       gelobten Kurs- und Work-
       shopangebot auf einem
       Spitzenplatz.

10
LANDESMUSIKRAT

akademie
                                                           Neue Saisonbroschüre der Kurse und Workshops
                                                           2018/2019
                                                              Mitte Mai wird der nächste Katalog der Kurse, Workshops, Fort- und Wei-
                                                           terbildungen der Landesmusikakademie RLP erscheinen. Der Zeitraum des
                                                           Kursangebots erstreckt sich von Juli 2018 bis Juli 2019. Stammgäste der Aka-
 sehr unterschiedlichen beruflichen und                     demie finden die sehr traditionsreichen und beliebten Kurse und Dozen-
 musikalischen Voraussetzungen – beson-                    ten wieder, daneben gibt es Formate, die erst vor wenigen Jahren gestartet
 ders interessant, zumal direkt vor Ort mit                wurden und inzwischen schon zur Tradition geworden sind (z.B. „Play &
 einer „Inklusiven Band“ gespielt wurde. Zu                Repeat??! - die Tage der Klavierimprovisation Rheinland-Pfalz“, die Vocal
 Gast beim Kurs war die „Schillagang“, eine                Summer Class für A-Cappella-Ensembles, die Neuwieder Chor(leiter)tage,
 Band aus Förderschülern und Gymnasi-                      die Jazz-Kurse oder die inzwischen erfolgreich gestartete Inklusionsreihe
 asten jeweils mit und ohne musikalische                   und das Musiklehr-
 Vorerfahrung und gerade mit einem In-                     erforum zur MSS).
 klusionspreis des Landesmusikrats ausge-                  Auch ganz neue An-
 zeichnet. Auf beeindruckende Weise und                    gebote sind dabei,
 mit beeindruckendem Erfolg nahm der für                   etwa eine Einfüh-
 Kursteilnehmer und Band neue Titel „Al-                   rung in die „Comple-
 ways on the run“ Gestalt an – und auch lei-               te Vocal Technique“,
 se Töne wie „When September ends“ wur-                    eine     Musiklehrer-
 den gemeinsam erlebbar gemacht.                           Weiterbildung      für
   Der Wert des an der LMAK üblichen                       die Realschule plus,
 mehrtägigen Kursformats wurde auch                        „Rhythm through the
 diesmal vor allem beim abendlichen Aus-                   Eyes of India“ und ein
 tausch mit vielen Erfahrungen aus der per-                Rohrbau-Seminar für
 sönlichen Praxis der Teilnehmer deutlich.                 Holzblasinstrumen-
                                                           te.
   Weiter geht’s „…am liebsten gemein-                        Der Höhepunkt des
 sam!“ im Jahresprogramm 2018/2019 der                     akademischen Jahres
 Landesmusikakademie:                                      ist der zweijährig in
   18.–19.10.2018 Inklusives Musizieren in                 Kooperation mit dem
 Schule und Musikschule mit Otto Kondzi-                   BMU stattfindende
 alka                                                      „Landeskongress Mu-
   22.–24.03.2019 „Weil Können für alle                    sikunterricht“ (27.–
 Menschen Sinn macht“ mit Robert Wag-                      28.05.2019), bei dem
 ner                                                       alle     Fortbildungs-
                                                           anbieter im Bereich
                                                           Musik an Bord sein
                                                           werden und sich be-
                                                           reits zu intensiven
                                                           Planungen getroffen
                                                           haben. RE 

                                               Claudia Schmidt (1. v. l.) zusammen
                                               mit Bandmitgliedern der „Schilla-
                                               gang“ und Kursteilnehmerinnen
                                               und -teilnehmer

                                                                                                                                          11
LANDESMUSIKRAT

Kein                Armutshaushalt                                                                                      Musikpolitisch
                                                                                                                          Kommentar
                                                                                                                        von Peter Stie
                                                                                                                                        er

                                                                                                                                       ber

                   für die Kultur!
V
       ielleicht erinnern Sie sich, liebe Le-        „Rote Laterne“ gewöhnt und nimmt dieses            Es geht bei unserer Forderung nicht um
       serin, lieber Leser; in der Novelletto-       beschämende Ergebnis stillschweigend            Freizeitvergnügen, das staatlich subventi-
       Ausgabe 2/2017 hatten wir auf der             zur Kenntnis.                                   oniert werden soll, sondern um das Funda-
Rückseite des Hefts eine große mehrfarbi-               Aber die Kulturschaffenden, die Kul-         ment unserer kulturellen Identität. Es geht
ge Torte abgebildet, die in unterschiedlich          turinstitutionen und die Kulturverbände         um musikalische Bildung, um unser kultu-
großen Stücken den Haushalt des Landes               sind nicht gewillt, sich mit dieser Situation   relles Erbe, um ein humanes Menschenbild
Rheinland-Pfalz für das Jahr 2017 abbilde-           abzufinden. Deshalb fordert der Landes-          und um das soziale Miteinander in unse-
te. Das Tortenstück der Kultur war so dünn,          musikrat für den großen Sektor der Laien-       rer Gesellschaft. Der Gemeinschaftsgedan-
dass es ohne unsere farbliche Kennzeich-             musik und für die Musikschulen im neuen         ke ist konstitutionell für die Musik: Ob im
nung und graphische Hervorhebung nicht               Doppelhaushalt des Landes eine Erhöhung         kleinen Musikverein in der Westpfalz, im
zu erkennen gewesen wäre: Von den 16,8               der Zuschüsse um 1,4 Millionen Euro (den        Männerchor im Hunsrück oder im Ama-
Milliarden Euro Landeshaushalt wurden                Wortlaut unserer Forderungen können Sie         teurorchester in Mainz, überall finden sich
rund 112,5 Millionen Euro für die gesamte            auf der Seite 3 nachlesen).                     Menschen zusammen, die miteinander
Kultur des Landes ausgegeben, das sind ge-              Mehr als 2.500 Chöre im Land und über        Freude an der Musik haben und den Ge-
rade mal 0,67% des Gesamtbudgets. Weni-              1.000 Musikvereinigungen müssen seit            meinschaftsgedanken pflegen.
ger, als alleine die Stadt Leipzig für die Kul-      Jahrzehnten ohne Erhöhung der sowieso              In einer Zeit, in der tiefe Risse unsere Ge-
tur ausgibt; von München, Hamburg oder               schon spärlichen Förderung auskommen.           sellschaft durchziehen, in der Begriffe wie
Berlin ganz zu schweigen. Es geht aber hier          Eine Summe von 225.000 Euro für eine            Identität und Heimat neu in den Fokus ge-
in Rheinland-Pfalz um die kulturellen Ge-            Massenbewegung wie die Laienmusik, die          rückt sind, ist es geradezu eine existenziel-
samtausgaben für ein ganzes Bundesland               rund 500.000 Menschen bindet, ist indis-        le Notwendigkeit, sich auf die Wurzeln zu
mit immerhin vier Millionen Einwohnern.              kutabel. Das sind pro Jahr ca. 50 Cent För-     besinnen und die Traditionen zu pflegen. –
  Das Statistische Bundesamt als nüchter-            dersumme des Landes für jedes Mitglied          Deshalb leisten die Musikverbände und
ne Zahleninstitution stellte zum wieder-             der großen Laienmusikszene, die nach dem        Musikschulen im erheblichen Umfang Bil-
holten Male die Quittung aus: Unter den              Sport die zweitgrößte zivilgesellschaftli-      dungs- und Sozialarbeit.
Bundesländern belegt Rheinland-Pfalz,                che Bürgerbewegung in Rheinland-Pfalz              Wir verlangen von der Politik ein klares
gemessen an den Pro-Kopf-Ausgaben für                ist. Wir fordern keine Gleichstellung mit       Bekenntnis zur musikalischen Bildung und
Kultur, den sechzehnten und letzten Platz.           dem Sport, aber eine der Bedeutung der          zur Laienmusikkultur in Rheinland-Pfalz,
Man hat sich in der Politik bereits an die           Musikkultur angemessene Unterstützung.          das sich nicht in Sonntagsreden erschöpft,
                                                                                                     sondern durch eine deutliche Anhebung
                                                                                                     der finanziellen Förderung die Substanz
              Kultur 112.250.500 €                                                                   der Musikschulen, Chöre und Musikverei-
                                                                                                     ne im Land erhält.
                                                                                                        Wir sind es leid zu appellieren und zu
                                                                                                     argumentieren, ohne dass daraus auch po-
                                                                                                     litisches Handeln erfolgt. Wir werden un-
                                                                                                     sere Hunderttausende Mitglieder zu Pro-
                                                                                                     testaktionen aufrufen. Politiker auf allen
                                                                                                     Entscheidungsebenen müssen mit diesem
                                                                                                     unhaltbaren Zustand konfrontiert werden.
                                                                                                        In diesem Sinne, liebe Leserin, lieber Le-
                                                                                                     ser, fragen Sie Ihre politischen Repräsen-
                                                                                                     tanten, ob im Gemeinderat, im Stadtrat, im
                                                                                                     Kreistag oder im Landtag, warum ihnen
                                                                                                     die Kultur so wenig wert ist, warum sie
                                                                                                     die Kultur als Sahnehäubchen betrachten,
                                                                                                     das je nach konjunktureller Lage verwaltet
                                                                                                     wird und möglichst nichts kosten darf. PS 

     Der Haushalt 2017/2018 des Landes Rheinland-Pfalz

12
LANDESMUSIKRAT

Nochmal                           Glück gehabt
Die Initiative für die Abschaffung der Schweizer
                                                                                            K
                                                                                                  aum ein anderes Thema hat die Schweiz in den vergange-
                                                                                                  nen Jahren dermaßen polarisiert. Der Anstoß zum Volks-
Rundfunkgebühren ist gescheitert. 71,6 Prozent                                                    entscheid kam von der Initiative „No Billag“. Das, was in
der sich an der Abstimmung beteiligten Wahl-                                                Deutschland der Beitragsservice ist, wird in der Schweiz mit dem
                                                                                            Kunstwort Billag bezeichnet. Die Billag zieht
berechtigten haben sich nach einem monate-                                                  den Rundfunkbeitrag ein – und stand bei der
                                                                                            Abstimmung auf dem Prüfstand. Die „No               Zu teuer, zu
langen Wahlkampf für die prinzipielle Beibe-                                                Billag“-Unterstützer argumentierten, der ge-       unbeweglich
haltung von Rundfunkgebühren ausgesprochen                                                  bührenfinanzierte Rundfunk sei zu teuer, zu
                                                                                            behäbig, zu arrogant und deshalb verzicht-
– das Ergebnis fiel deutlicher aus als erwartet.                                            bar. Außerdem seien mündige Bürger selbst in der Lage zu ent-
Die Wahlbeteiligung lag bei 54,1 Prozent.                                                   scheiden, welche Medien sie nutzen und für welche sie bezahlen
                                                                                            sollen.
                                                                                              Der Vorschlag der „No Billag“-Unterstützer für die Finanzierung
                                                                                            des Schweizer Rundfunks SRG lautete: mehr Werbung und mehr
                                                                                            Bezahlkonzepte wie bei privaten Sendern und Streamingdiensten.
                                                                                            Die Mehrzahl der Schweizer hatte allerdings dem Votum zufolge
                                                                                            kein Vertrauen in diese Ideen und lehnte die völlige Kommerziali-
                                                                                            sierung des Rundfunks ab.
                                                                                              In den Wochen vor der Abstimmung hatten sich auch die Be-
                                                                                            fürworter des gebührenfinanzierten Rundfunks lauter zu Wort ge-
                                                                                            meldet. Sie betonten, dass ein unabhängiger Rundfunk essenziell
                                                                                            sei für eine funktionierende Demokratie.
                                                                                            Insbesondere die Kulturleistungen des öf-
                                                                                            fentlichen Rundfunks seien unersetzlich.       Heftig geführte
                                                                                            Bereits beschlossen ist, die Höhe der Rund-             Debatte
                                                                                            funkgebühr von derzeit 451,10 Franken
                                                                                            (rund 390 Euro) ab 2019 deutlich zu sen-
                                                                                            ken. Die Rundfunkanstalt SRG hat außerdem Sparmaßnahmen,
                                                                                            Veränderungen in den Programmen und mehr Publikumsnähe
                                                                                            angekündigt.
                                                                                              Es muss uns zu denken geben, dass annähernd ein Drittel der
                                                                                            Menschen dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk so kritisch ge-
                                                                                            genübersteht, dass sie ihn abgeschafft sehen wollen.
                                                              Graphik © Christoph Fischer

                                                                                              Auch der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Deutschland beklagt
                                                                                            ein wachsendes Legitimationsproblem. Dieses ist ebenso hausge-
                                                                                            macht wie das in der Schweiz. Die öffentliche und veröffentlichte
                                                                                            Kritik nimmt seit geraumer Zeit erheblich zu. Die Staatskanzleien
                                                                                            erwarten Einsparungen und eine Rückbesinnung auf die Kernauf-
                                                                                            gaben, zu denen ein dezidiertes Bekenntnis zur Kultur gehört. PS 

Der 14. PopCamp Jahrgang steht fest

B
     eim PopCamp Live-Audit         Beim Live-Audit präsentie-                              • HAIÓN aus Osnabrück
     am 4. und 5. Mai 2018        ren sich die Bands in einem                               • Jeremias aus Hannover
     qualifizierten sich fünf      20 minütigen Auftritt auf der                             • JURI aus Köln
Bands zur Teilnahme am Pop-       Bühne und einem 30 minü-                                  • MADANII aus Mannheim
Camp 2018, dem Meisterkurs        tigen Gespräch mit der Jury.                              • Nico Laska aus Frankfurt am
für populäre Musik des Deut-      Das künstlerische Spektrum                                  Main
schen Musikrats. Aus mehr als     der fünf ausgewählten Bands                                 Das fünfköpfige Juryteam,
250 Vorschlägen wählte eine       reicht von Pop und Alternative/                           das darüber entschied, welche
Jury acht Bands vor, die an den   Independent über Techno/Elec-                             fünf Bands am besten für die
Live-Audit in der CD-Kaserne in   tronic bis hin zu World/Ethno                             Fördermöglichkeiten im Rah-       Muth, Dieter Schubert, Hen-
Celle um einen der begehrten      Pop. Folgende fünf Bands wur-                             men des PopCamp geeignet          ning Rümenapp, Kai Thomsen
Plätze wetteiferten.              den ausgewählt:                                           sind, bestand aus Angelina        und Swantje Weinert. EE 

                                                                                                                                                            13
LANDESMUSIKRAT

                                                                             „Die Forderung, in d
                                                                                   und in die Mu
                                                                                         investieren,                        ist
                                                                                                                            bere
                                                                                                Das aktuelle Interview mit
                                                                                             dem Präsidenten des Landtags von
                                                                                              Rheinland-Pfalz, Hendrik Hering

Welche Musik hören Sie gerne und bei          Mein letztes großes Konzert war 2015 in        verkörpern das rheinland-pfälzische Le-
welchen Gelegenheiten hören Sie Musik?        Mainz: da gastierte Bob Dylan in der Lan-      bensgefühl und prägen das Leben in unse-
Musik höre ich besonders gerne nach in-       deshauptstadt. Es war ein kaum in Worte        ren Gemeinden. Ich freue mich, dass es an
tensiven Arbeitstagen zum Entspannen          zu fassendes und unvergessliches Ereignis,     einigen Orten gelingt, jugendliche Projekt-
und wenn ich Laufen gehe zur Motivation.      einen der wirklich ganz großen Künstler        chöre ins Leben zu rufen.
Neben klassischer Musik bin ich musika-       der Musikgeschichte einmal hautnah zu             Eine sehr wichtige Rolle spielen natür-
lisch ein Kind der 70er und 80er. Besonders   erleben. Ansonsten freue ich mich sehr auf     lich auch die kommunal getragenen Mu-
mag ich dabei die Musik von Simon & Gar-      die kommende Konzertreihe „Treffpunkt          sikschulen. Sie sorgen dafür, dass Kinder
funkel, den Beatles und Queen.                Alter Markt“ bei uns in Hachenburg, die ich    möglichst früh mit Musik in Berührung
                                              selbst mitorganisieren durfte. Hier wird       kommen und ein Instrument erlernen
Welche Rolle spielt Musik in Ihrem Leben?     von Juni bis August wöchentlich Live-Mu-       können. Dies gilt vor allem für Kinder aus
Sind oder waren Sie selbst musikalisch        sik von bekannten und noch unbekannten         einkommensschwachen Familien, die sich
aktiv?                                        Bands aus den verschiedensten Genres für       keinen teuren Privatunterricht leisten
Ich bewundere all jene, die musikalisch       alle bei freiem Eintritt geboten. Die Veran-   können. Zudem erkennen Musikschulen
begabt sind. Ich selbst war dagegen nie ein   staltung hat sich zu einem sehr beliebten      musikalische Begabungen und fördern
aktiver Musiker, was ich heute bedauere.      Treff für alle Generationen entwickelt.        diese. Derzeit hat das Land 42 kommunale
Denn Musik macht das Leben reichhal-                                                         Musikschulen mit über 43.000 Schülerin-
tiger, vielfältiger und bunter. Sie bringt    Wie beurteilen Sie das Musikleben in           nen und Schülern und über 1.700 Musikpä-
einen auf schöne Gedanken, löst positive      Rheinland-Pfalz?                               dagogen.
Gefühle aus und entspannt.                    Die Vielzahl an Chören und Musikverei-            Auch das Musikgymnasium Montabaur
                                              nen ist ein unschätzbarer Reichtum in          ist hier zu nennen. Dieses genießt einen
Was war die letzte musikalische Veranstal-    unserem Bundesland und ein großer Ge-          hervorragenden Ruf und gewinnt regel-
tung, die Sie besucht haben?                  winn für unseren ländlichen Raum. Sie          mäßig bei regionalen und überregionalen

14
LANDESMUSIKRAT

                                                Reihe auch in zwei Jahrzehnten noch exis-      Land trotzdem stark in Musik bzw. musi-
                                                tiert. Es begeistert mich immer wieder zu      kalische Bildung investieren?
                                                sehen, wie Musik generationenübergrei-         Musik nicht nur in der Spitze, sondern

ie Laienmusik                                   fend wirkt und verbindet.
                                                   Ein Ziel wäre, künftig auch ein jünge-
                                                res Publikum zu erreichen. Derzeit ist das
                                                                                               auch in der Breite zu fördern, ist eine ge-
                                                                                               samtgesellschaftliche Aufgabe und Not-
                                                                                               wendigkeit. Junge Menschen musikalisch

sikschulen zu                                   Durchschnittsalter des Publikums unserer       zu unterstützen trägt maßgeblich zur
                                                Konzerte im Landtag sehr hoch. Wir möch-       Entfaltung deren Persönlichkeit bei und
                                                ten mit unseren Konzerten in Zukunft aber      ist Bildungsarbeit. Deshalb trifft auch hier

 absolut
                                                auch junge Menschen gewinnen. Es ist           aus meiner Sicht zu, was der frühere US-
                                                deshalb zu überlegen, inwieweit das For-       Präsident John F. Kennedy einst treffend
                                                mat weiterentwickelt werden kann.              über Ausgaben im Bereich der Bildung all-
                                                                                               gemein formulierte: „Es gibt nur eins, was
                                                Sehen Sie Chancen, weitere musikalisch         auf Dauer teurer ist als Bildung: Keine Bil-

echtigt“                                        hochkarätige Veranstaltungen unter der
                                                Schirmherrschaft des Landtags an politisch
                                                repräsentativen Orten im Land zu initiie-
                                                ren? Wenn ja, welche?
                                                Es bietet sich an und ist ein durchaus reiz-
                                                                                               dung“.

                                                                                               Sie kennen sicherlich die Forderung des
                                                                                               Landesmusikrats, jährlich 1,4 Millionen
                                                                                               Euro zusätzlich für die Laienmusik und die
                                                voller Gedanke, Orte der Demokratie wie        Musikschulen des Landes aufzuwenden.
                                                das Hambacher Schloss auch in einen mu-        Können Sie diese Forderung unterstützen?
                                                sikalischen Zusammenhang zu rücken.            Aufgrund der geschilderten vielfältigen
                                                Schließlich war die Freiheitsbewegung          und bedeutenden gesellschaftlichen Funk-
                                                auch immer eng mit Musik und bestimm-          tionen der Musik in unserem Land, halte
                                                ten politischen Liedern verknüpft.             ich die Forderung, künftig noch stärker in
                                                                                               die Laienmusik und in die Musikschulen
                                                Der Landesmusikrat ist der Dachverband         zu investieren, für absolut berechtigt und
                                                des Musiklebens in Rheinland-Pfalz mit         werde mich hierfür auch einsetzen. Es
                                                über einer halben Millionen singender und      bleibt abzuwarten, in welchem Umfang im
                                                musizierender Menschen. Welche Spiel-          Zuge der laufenden Haushaltsberatungen
                                                räume haben der Landtagspräsident und          am Ende Mittelerhöhungen vom Parla-
                                                dessen Stellvertreter in ihrer Funktion, die   ment beschlossen werden.
                                                Anliegen dieser nach dem Sport zweit-
                                                größten zivilgesellschaftlichen Bewegung       Für wie wichtig halten Sie die Rolle des
                                                in das Blickfeld des rheinland-pfälzischen     Fachs Musik an der Schule?
                                                Landtags zu rücken?                              Musik in der Schule halte ich für sehr
                                                Der Landtag will ein Forum für die ver-        wichtig. Studien weisen darauf hin, dass
                                                schiedensten gesellschaftlichen Debat-         Musik und Musizieren bei Kindern Sprach-
                                                ten sein. Selbstverständlich gehört hierzu     entwicklung, Denkfähigkeit und Sozialver-
                                                auch das Musikleben. So bieten wir gerne       halten fördern. Und nicht zuletzt bereitet
                                                auch dem Landesmusikrat im wahrsten            Musik große Freude. Deshalb bin ich dafür,
                                                Sinne des Wortes ein Plenum, um für sei-       Kinder so früh wie möglich an Musik, das
  Musikwettbewerben zahlreiche Preise.          ne Initiativen und Projekte zu werben, bei-    gemeinsame Singen und Musizieren her-
  Schließlich verfügt Rheinland-Pfalz über      spielsweise auch im Rahmen eines Parla-        anzuführen. Am besten bereits in der Kita,
  sechs Berufsorchester sowie zahlreiche        mentarischen Abends.                           wo es ja bereits einige erfolgreiche Projek-
  Laienorchester.                                                                              te gibt.
                                                Gerade im ländlich geprägten Rheinland-
  Welche rheinland-pfälzischen Musikinsti-      Pfalz ist die Laienmusik neben der Lebens-     Was ist die für Sie wichtigste Eigenschaft
  tutionen halten Sie für unverzichtbar?        freude, die sie vermittelt, auch Garant für    von Musik?
  Aufgrund der eben geschilderten Vielfalt      ein soziales Miteinander. Sie ist sozialer        Musik bietet so viel. Sie bietet die Mög-
  des rheinland-pfälzischen Musiklebens         Kit. Wie schätzen Sie die politische Bedeu-    lichkeit, Menschen unterschiedlichster
  erachte ich alle Musikinstitutionen für       tung der Laienmusik ein?                       Herkunft und Generationen über alle
  unverzichtbar. Auch hier bedeutet Vielfalt    Die Laienmusik spielt insbesondere in ei-      Grenzen hinweg zu verbinden. Musik
  Reichtum.                                     nem ländlich geprägten Bundesland wie          dient als universelle Sprache. Dadurch ist
                                                Rheinland-Pfalz eine bedeutende Rolle.         Musik auch sozialer Kitt und trägt zur In-
  Als rheinland-pfälzischer Landtagspräsi-      Sie fördert und belebt das Vereinswesen        tegration von Menschen bei.
  dent sind Sie zwei Mal im Jahr Gastgeber      und eine aktive Dorfgemeinschaft. Zudem           Und Musik hat die wunderbare Eigen-
  der vom Landesmusikrat mitgetragenen          bietet sie Menschen, denen ein Zugang zu       schaft, Menschen lebensfroher, kreativer
  Konzerte „Musik im Landtag“, einem            städtischen Musikeinrichtungen verwehrt        und ausgeglichener zu machen. Nicht zu-
  bundesweit einmaligen Projekt mit zwan-       ist, eine Möglichkeit, erste Berührungs-       letzt deshalb ist es so wichtig, bereits in
  zigjähriger Tradition. Es sind in der Regel   punkte mit Musik zu knüpfen.                   frühester Kindheit Talente zu wecken und
  sehr gut besuchte Klassikkonzerte. Was                                                       zu fördern.
  wünscht sich der Hausherr für die nächs-      Umfassende musikalische Bildung junger            Die Redaktion des Novelletto dankt Ih-
  ten 20 Jahre?                                 Menschen ist mit beträchtlichem Kosten-        nen für das Interview. UN 
  An erster Stelle wünsche ich mir, dass die    aufwand verbunden. Warum sollte ein

                                                                                                                                         15
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