FREISINN "Movimento" - FDP.Die Liberalen Thurgau
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Nr. 2 | 21. Mai 2021 AZB / 8594 Güttingen / Post CH AG 43. Jahrgang / Erscheint viermal jährlich / Offizielles Organ der FDP.Die Liberalen Thurgau THURGAUER SINN Unser e nächsten FREI ngen: Mitgliederver sammlu 17. Juni 2021 17. August 2021 «Movimento» Geschätzte Freisinnige zeitig durften wir Michèle Strähl-Obrist neu in der Der Zeit einen Schritt voraus sein, müssen auch Fraktion begrüssen. Eine liberale Bewegung unsere Schulbehördenmitglieder. Wir haben bei Die FDP Thurgau ist in Schwung – sei es inner- kommt auch auf den Kanton zu. Die FDP-Fraktion den Präsidentinnen und Präsidenten nachgefragt, halb der Parteileitung, in der Grossratsfraktion konnte wieder verschiedene Vorstösse erfolgreich wie sie die Herkulesaufgaben meistern und ihre oder bei den Parteianlässen. Der Freisinn bewegte einleiten und mitprägen. Schulgemeinden fit für die Zukunft gestalten. Der sich in den vergangenen Monaten spürbar, und das Schwungvoll ging es weiter an unseren Mitglie- Artikel zeigt eindrücklich auf, wie engagiert und wiederum versprüht Freude und Spass. Das fri- derversammlungen. Die FDP Thurgau hat die Co- verwurzelt unsere Partei auch in der Bildung ist. sche Image basiert auf dem positiven Geist und rona-Pandemie dazu genutzt, das Format der Ver- Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Lesen dem vorwärts gerichteten Tatendrang unserer en- sammlungen zu modernisieren, und darf bereits und freue mich auf weiterhin viel Bewegung in der gagierten Mitglieder und Amtsträgerinnen und auf zwei erfolgreiche, hybride Veranstaltungen FDP – ganz nach unserem Motto «Fortschritt statt Amtsträger. zurückblicken. Wie das funktioniert hat und wel- Stillstand». Bewegung gab es vielerorts: In der Grossrats- che Abstimmungsparolen für den 13. Juni 2021 die fraktion verabschiedete sich mit Heidi Grau eine fast 90 Mitglieder gefasst haben, erfahren Sie in Grande Dame aus der kantonalen Politik. Gleich- dieser neusten «Freisinn»-Ausgabe. Gabriel Macedo, Parteipräsident Impressum: Herausgeberin / Redaktion / Inserate: FDP.Die Liberalen, Postfach, 3001 Bern, T: 031 320 35 35, F: 031 320 35 00, E: info@fdp.ch, www.fdp.ch. Kantonalteil: Redaktion Thurgauer Freisinn, Bahnhofstrasse 8, 8594 Güttingen, T: 071 672 17 20, E: info@fdp-tg.ch, www.fdp-tg.ch. Redaktionsleitung: Marie-Theres Brühwiler. R edaktionsteam: Roli Löw, Peter Mesmer, Sabir Semsi, Hans Weber. Anzeigen: Verlag «Regi die Neue», Peter Mesmer, T: 079 427 09 76, E: p.mesmer@regidieneue.ch. Layout: CH Regionalmedien AG, www.chregionalmedien.ch. Druck: CH Media Print AG, www.chmediaprint.ch
Inhalt 3–11 Thurgauer Freisinn 12/13 Unternehmer sprechen sich für das CO2-Gesetz aus 14/15 Ungerechtfertigte Skanda lisierung der Landwirtschaft 16 NR Regine Sauter setzt sich für das Covid-19-Gesetz ein ö t ig 17 Gute Gründe für das CO2-Gesetz 18 Bundesrätin Karin Keller-Sutter Mehr Tempo ist n KriseWeg aus der Impfungen ebnen den im Interview 19 FDP bekennt sich zum bilateralen Weg Liebe Freisinnige eine intakte Lebensgrundlage zu hinterlassen. Dies sind wir unseren Nachkommen schuldig. Deswe- Mit den im April verkündeten Lockerungsschritten gen unterstütze ich das CO2-Gesetz und empfehle 20 Peter Hodel ist Solothurner des Bundesrats haben wir endlich wieder ein Stück Ihnen, bei der Abstimmung am 13. Juni 2021 ein Ja Regierungsrat Freiheit zurückerlangt. Weiterhin gelten jedoch einzulegen. Das Gesetz setzt auf liberale Rahmen- Corona-bedingte Einschränkungen – eine Perspek- bedingungen – nicht Verbote, sondern das Verur- 21 Gastbeitrag tive und ein zuverlässiges Ausstiegsszenario sind sacherprinzip liegt ihm zugrunde. Es schafft die auch mit dem bundesrätlich vorgeschlagenen Drei- Voraussetzungen für nachhaltiges Wirtschaften, von Kamylla Lisi-Brandino Phasen-Modell noch nicht greifbar. Wir alle wer- ohne dass dies zwingend mehr kostet. Der Schlüs- den weiterhin auf eine harte Geduldsprobe gestellt. sel liegt in der Innovation. 23 Vermischtes Einen Impfzwang lehne ich ab. Jedoch gelingt uns der Weg aus der Krise nur mit einer koordi- Ihre Stimme zählt. nierten Impf- und Teststrategie. Die zuständigen Nicht nur das Coronavirus fordert Menschenleben, Bundes- und Kantonsämter haben es verpasst, bis sondern auch terroristisch motivierte Straftaten. Ende April 30 Prozent der Bevölkerung zu impfen Mit der Annahme der PMT-Vorlage – ebenfalls am – und sind damit der Forderung der FDP aus ihrem 13. Juni 2021 in der Volksabstimmung – könnten 100-Tage-Aktionsplan nicht nachgekommen. Es wir präventiv dagegen vorgehen. Das Gesetz erhöht muss endlich schneller vorwärtsgehen beim Imp- die Sicherheit und den Schutz für unsere Bevölke- fen. Mit jedem Tag nehmen die gesellschaftlichen rung, unsere Werte und unsere Institutionen. und volkswirtschaftlichen Schäden zu. Freisinnige und liberale Werte sind die Grund- Nicht nur die Corona-Krise beschäftigt die lage des Erfolgsmodells Schweiz. Ich würde mich Schweiz, sondern auch die Beziehungen zur EU. freuen, wenn auch Sie sich dafür einsetzen und am Der bilaterale Weg mit der EU ist eine Erfolgs 13. Juni 2021 an die Urne gehen. Jede Stimme geschichte – eine Sicherung und Weiterführung ist zählt! Unsere Abstimmungsempfehlungen finden von höchster Bedeutung. Bundespräsident Parmelin Sie in der vorliegenden Ausgabe. ist Ende April ohne die erhofften politischen Zuge- Ich wünsche Ihnen viel Freude bei der Lektüre ständnisse bei den ausstehenden Punkten aus Brüs- und danke Ihnen herzlich für Ihre Unterstützung sel zurückgekehrt. Der Gesamtbundesrat ist aufge- einer liberalen Politik. fordert, seine Führungsverantwortung wahrzuneh- men und aufzuzeigen, wohin der Weg gehen soll. Unseren Nachkommen eine intakte Lebensgrundlage sichern. Ja zur Individualbesteuerung: Klarheit besteht hingegen darüber, dass wir heute Ihre Petra Gössi Jetzt Initiative unterschreiben! handeln müssen, um auch künftigen Generationen Präsidentin FDP.Die Liberalen Schweiz 2 Nr. 2 | 21. Mai 2021
Thurgau Engagier te M itg lie der – spanne n d e Vo rla ge n ersammt an mmlungsform ko Hybrid: Die neue V die Pestizid-Initiative vor. Bei einem «Ja» würde der Einsatz von synthetischen Pflanzenschutzmit- Weit über 100 Mitglieder haben sich an der hybriden Mitgliederversammlung teln sowie der Import von Lebensmitteln, die Pes- tizide enthalten oder mit ihrer Hilfe produziert zu den Parolenfassungen für die eidgenössischen Abstimmungsvorlagen vom werden, in der Schweiz verboten werden. Direkt- 13. Juni online eingeklickt. Der Chat lief auf Hochtouren. Ebenso lebhaft zahlungen an Betriebe, die chemisch-synthetische oder natürliche Pflanzenschutzmittel oder Futter verliefen die Diskussionen vor Ort im Auholzsaal in Sulgen. Die Resultate: Ja für ihre Tiere zukaufen, würden nach einer Über- zum CO2-, zum Covid-19- und zum Terrorismus-Gesetz. Nein zur Trinkwasser- gangsfrist gestoppt oder weiterfahren wie bisher: Gespalten waren die Meinungen unter den Anwe- und zur Pestizid-Initiative. senden wie auch im Chat zu der von Daniel Eugster vorgestellten Trinkwasser-Initiative – mit entspre- «Wir wollen die Abstimmungsparolen konsequent leiten. Phasenweise eine Herkulesaufgabe. «So chend kontroversen Diskussionen. Fraktionspräsi- von unserer Basis fassen lassen», betont Parteiprä- stellen wir uns Mitwirkung vor», freute sich Partei- dent Anders Stokholm erklärte, was mit dem sident Gabriel Macedo. Wenn fünf gewichtige Vor- präsident Gabriel Macedo nach der Versammlung. Covid-19-Gesetz geregelt werden soll: Klare Leit- lagen gleichzeitig auf der Abstimmungsagenda 87 Personen beteiligten sich schliesslich an der planken für den Handlungsspielraum des Bundes- stehen, ist ein dichtes Programm vorgegeben. Da- anonymen Parolenfassung: In Sulgen mit den tra- rates, demokratische Legitimität der Massnahmen von liessen sich die Mitglieder der FDP Thurgau ditionellen Stimmzetteln, zu Hause über ein digita- zur Bekämpfung der Pandemie. In seinen Erläute- nicht abschrecken. Ganz im Gegenteil. Noch selten les Abstimmungstool. rungen zum Bundesgesetz über polizeiliche Mass- waren Beteiligung und aktive Mitwirkung so nahmen zur Bekämpfung von Terrorismus (PMT) gross. Live vor Ort im Auholzsaal in Sulgen oder Kontroverse Diskussionen – deutliche Parolen machte Oberrichter Dr. Marcel Ogg deutlich: zu Hause am Bildschirm: Die Mitglieder brachten Kantonsrat Daniel Eugster erklärte einführend, «Polizeiliche Präventivmassnahmen bringen not- sich bis zum Schluss der gut zweieinhalb Stunden wie die Schweiz mit dem totalrevidierten CO2-Ge- gedrungen eine Einschränkung der Freiheit von dauernden Versammlung per Direktübertragung setz ihren Verpflichtungen gemäss dem 2017 unter- terroristischen Gefährdern mit sich.» Allerdings mit Chatfunktion oder mit Voten und Fragen vor zeichneten Pariser Klimaabkommen nachkomme, erfordere die rechtzeitige Verhinderung von terro- Ort äusserst aktiv ein. Die Organisatoren sahen dem Klimawandel entgegenwirke und das Verursa- ristischen Gewalttaten griffige Massnahmen. – sich deshalb phasenweise mit einem Luxusproblem cherprinzip stärken will. Unter seiner Leitung Waren die Meinungen im Chat und bei den Anwe- konfrontiert: Alle Voten aus dem Saal mit rund 40 kreuzten sich anschliessend die beiden National- senden bei einigen Vorlagen gespalten, letztlich Anwesenden sowie jene aus dem digitalen Kanal rätinnen Diana Gutjahr (SVP/Kontra) und Susanne fassten die Mitglieder klare Parolen. schnellstmöglich aufzunehmen und an die sehr en- Vincenz-Stauffacher (FDP/Pro) auf dem Podium gagierten Referentinnen und Referenten weiterzu- die Klingen. Kantonsrat Viktor Gschwend stellte Marie-Theres Brühwiler Nr. 2 | 21. Mai 2021 3
Thurgau Lukas Weinhappl Der Zeit einen S chritt voraus «Das Entwicklungspotenzial ist riesig» «Das Milizsystem stösst im Schulalltag immer mehr an seine Grenzen.» Lukas Weinhappl g Engagiert in der Bildun wünscht sich deshalb, dass die Politik Anreize zur Bildung von grösseren und professionelleren Volksschulgemeinden schafft. Das Entwicklungs- potenzial in seiner Funktion sei riesig. «Wobei Strategische Vorhaben weitsichtig planen und auf die operative Ebene immer passende und finanzierbare Lösungen ge- funden werden müssen.» Ebenso müsse man bereit herunterbrechen; ein optimales Lehr- und Lernklima für ganz unterschiedliche sein, eine grosse Verantwortung zu übernehmen. Persönlichkeiten schaffen; vom Volk gewählte Behördenmitglieder als «Ich nehme diese sehr gerne wahr.» Als früherer leistungsfähige und motivierte Führungscrew bestmöglich zum Wirken bringen. Kantonalpräsident der Jungfreisinnigen und Offi- zier ist er Führungsrollen gewohnt. Den Überblick Dazu: Fundiertes Fachwissen in Finanzen, Bau und Infrastruktur, Führungs über alle organisatorischen Veränderungen behal- stärke, Organisationsgeschick und Entscheidungsfreude. Speziell in kleineren ten und Wichtiges sowie Dringendes von allem anderen unterscheiden zu können, sieht er als Schulgemeinden oft ein Balanceakt mit der beruflichen Haupttätigkeit. – grösste Herausforderungen. Der Präsident der Schulpräsidentinnen und -präsidenten meistern wahre Herkulesaufgaben. Volksschulgemeinde Münchwilen wünscht sich, dass Medien und Informatik im Unterricht selbst- Amtsträgerinnen und Amtsträger gewähren Ein- wirken von Kindern, Lehrpersonen und Eltern. verständlich integriert sind und die überfachlichen blick in ihren Alltag. «Es ist gut, dafür einen möglichst vollen Rucksack Kompetenzen den Stellenwert erhalten, der ihnen mitzubringen.» Ihr Motto vom Kindergartenalter zustehen sollte. Den Präsenzunterricht individuel- bis zum Ende der obligatorischen Schulzeit lautet: ler und vielseitiger zu gestalten, könnte eine der Seraina Perini «Fordern und Fördern». Auf der strategischen Ebe- positiven Lehren aus der Zeit des Fernunterrichts ne warten mit der langfristigen Planung und An- sein. passung der Schulinfrastruktur grosse Herausfor- Lukas Weinhappl, Anwalt, Präsident der Volks- derungen auf die begeisterte Ausdauersportlerin. schulgemeinde Münchwilen seit 2017. Anzahl Operativ gelte es, den gesellschaftlichen Verände- SchülerInnen: 600. rungen Rechnung zu tragen, einen guten Umgang mit der grossen Heterogenität zu finden und die Möglichkeiten der Digitalisierung optimal zu nut- Regina Hiller zen. Lernen@home: Unter diesem Aspekt haben die Schulen im letzten Jahr einen Riesensprung ge- macht. Leider habe sich die Schere in den wenigen Wochen ohne Präsenzunterricht noch weiter auf- «Es braucht motivierte M itarbeitende» getan. Den 11. Mai 2020 wird die Präsidentin der Schule und Bildungspolitik waren Seraina Perini beiden Kreuzlinger Schulbehörden nicht so schnell schon immer ein grosses Anliegen. Die ausge vergessen. «Wie gerne die meisten Schülerinnen bildete Primarlehrerin hat sich stetig in verschiede- und Schüler in die Klassenzimmer zurückgekehrt nen Bereichen weitergebildet, war in der Privat- sind, war eine grosse Freude.» In der Bildungspoli- wirtschaft tätig und ist Schulpräsidentin aus tik müssten nach ihr die Reaktionswege verkürzt Leidenschaft. Die Aufgabe beschreibt sie als her- und die Basis verstärkt eingebunden werden. «Es ausfordernd, vielseitig und ausgesprochen span- wäre schön, wenn wir wieder vermehrt entstehen «Das Image der Schule hat viel gewonnen» nend. Für eine gute Schule brauche es motivierte, lassen könnten und weniger vorgegeben wäre.» «Eigentlich hätte ich nicht nur Pädagogik und Or- wertgeschätzte Mitarbeitende, eine effiziente Ver- Seraina Perini, Lehrerin, Kulturmanagerin, seit ganisationsberatung, sondern Betriebswirtschaft, waltung, guten Schulraum, eine solide Finanzie- Mai 2019 Präsidentin Primar- und Sekundar- Politologie, Journalismus, Rechtswissenschaften, rung und besonders ein gelingendes Zusammen- schule Kreuzlingen. Anzahl SchülerInnen: 1900. Statistik, Soziale Arbeit, Architektur, Facility 4 Nr. 2 | 21. Mai 2021
Thurgau anagement und Medizin studieren sollen», M sidenten der beiden Weinfelder Schulbehörden zu Schülern mit besonderen Bedürfnissen. «Bewähr- schmunzelt Regina Hiller. Doch genau dieser je 45 Prozent ist diese Situation allerdings nicht tes Wissen und Erfahrungen sind schnell überholt, Reichtum an Themen mache das Amt der Schul- neu. Auf die Digitalisierung waren die Weinfelder Aufgaben und Erwartungen steigen und die Res- präsidentin so attraktiv. Die grosse Verantwortung Schulen vorbereitet. Einen zusätzlichen Schub gab sourcen von Schulleitungen und Lehrpersonen sind trägt Regina Hiller gerne. Mit echtem Interesse an das kurzfristig angeordnete Homeschooling im begrenzt.» Zusammen mit ihren Behörden und den unterschiedlichsten Bedürfnissen möchte sie letzten Jahr. Weitere pädagogische Entwicklungs- Schulleitungen arbeitet Monika Ribi Bichsel an der «ihren» Kindern während der Schulzeit bestmög- schritte werden stattfinden: «Wir wollen unsere Zukunft der Schule und treibt die Entwicklung in liche Rahmenbedingungen bieten. Wichtig ist ihr Schülerinnen und Schüler auf die zukünftigen Her Unterricht und Organisation voran. «Jede Schule zudem, Vertrauen in die Behördenmitglieder und ausforderungen vorbereiten». Aufgabe der Behörde muss selber gemäss den Bedürfnissen aktiv an Führungsverantwortlichen aufzubauen. Als Präsi- sei es, eine Plattform zur Verfügung zu stellen, um ihrer Zukunft arbeiten.» Als Schulpräsidentin von dentin müsse man delegieren können und vor allem «gute» Schule machen zu können. Thomas Wie- zwei eigenständigen Schulbehörden wünscht sie Freude an den verschiedensten Formen der Kom- land wünscht sich familienergänzende Betreuungs- sich Zeit und Raum, um Umgesetztes zu festigen munikation mitbringen. Im Umgang mit verhal- angebote und Engagement in der frühen Förde- und weniger Reformen von oben. Zudem sollte es tensauffälligen Kindern will Regina Hiller in den rung, ohne diese Zusatzaufgaben den Schul in der Schule nicht nur um Fächer, vielmehr auch nächsten zwölf Monaten neue Wege suchen: «Sie gemeinden zu übertragen. «Es ist wichtig, dass wir um Menschenbildung sowie die Förderung von sollen, wenn immer möglich, in der Regelklasse uns auf unsere Kernaufgaben – das Schaffen von Persönlichkeiten und das Stärken von Begabungen tragbar bleiben. Und unsere Lehrpersonen sollen bestmöglichen Rahmenbedingungen mit motivier- und Talenten gehen. Bei den Beurteilungen könnte sich dabei wirkungsvoll unterstützt fühlen.» Als ten Lehrpersonen vom Kindergarten- bis zum man mutiger sein und statt Noten auf Leistungs- nächste grosse Herausforderung sieht die Präsiden- Sekundarschulalter – konzentrieren können.» berichte setzen. Ihre Schülerinnen und Schüler tin der Primarschulgemeinde Arbon die aufgrund Corona habe den Schülerinnen und Schülern viele, mussten in den letzten Monaten Verzicht lernen auf des neuen Beitragsgesetzes leider unumgängliche wichtige Gemeinschaftserlebnisse genommen. gemeinsames Erleben und vieles mehr, dafür konn- Steuererhöhung. Von der Politik wünscht sie sich «Die Wertschätzung gegenüber unseren Schulen ist ten sie ihre digitale Kompetenz ausbauen. Monika die Finanzierung und Klärung der Zuständigkeiten aber deutlich gestiegen.» So überzeugt Thomas Ribi Bichsel hat sich vorgenommen, «Schülerinnen in der Vorschulzeit sowie zumutbare Tarife für ein Wieland von den eigenständigen, gut funktionie- und Schüler in ihrer Entwicklung nicht zu puschen, qualitativ und quantitativ solides Betreuungsan renden Körperschaften der Thurgauer Bildungs- sondern zu stärken und manchmal auch mit Mut gebot. Positiv für das Image der Schule sei die landschaft ist, so begeistert ist er von seinem Amt. zur Lücke zu begleiten». Corona-bedingte Schulschliessung gewesen. «Die «Diese Aufgabe ist mir auf den Leib zugeschnitten: Monika Ribi Bichsel, kaufmännische Angestell- Systemrelevanz der öffentlichen Schule ist allen Sehr vielseitig und sehr herausfordernd.» te, Präsidentin der Primarschule Mammern seit Generationen bewusst geworden.» Je kleiner das Thomas Wieland, Elektromechaniker/Betriebs- 2011, Präsidentin der Sekundarschule Steckborn Kind, desto wichtiger sei die Beziehungspflege und techniker TS/Wirtschaftstechniker FH, Primar- seit 2017 und Mitglied im Vorstand VTGS seit 2019. damit der Präsenzunterricht. schulpräsident Weinfelden seit 2013, Sekundar- Anzahl SchülerInnen: 220. Regina Hiller, MAS Supervision und Organisa- schulpräsident Weinfelden seit 2020. Anzahl tionsberatung, Primarschulpräsidentin Arbon seit SchülerInnen: 1335. April 2011. Anzahl SchülerInnen: 1000. Beat Kneubühler Monika Ribi Bichsel Thomas Wieland «Karrieren entwickeln sich ein Leben lang» «Schulen sind ab und zu ein kleiner Flohzirkus», «Persönlichkeit stärken und mutiger schmunzelt Beat Kneubühler. Doch mit Zuhören «Wir wollen unsere Schülerinnen und beurteilen» erreiche man oft schon viel. Nie darf man verges- Schüler auf die zukünftigen Herausforderungen «Mich reizt die grosse Sinnhaftigkeit dieses Amtes sen, dass hinter jedem Anliegen Menschen und vorbereiten» – mit Menschen und gut funktionierenden Teams Schicksale stehen. «Die Vielseitigkeit der Behör- Während Schülerzahlen längere Zeit sanken, stei- im Mittelpunkt», sagt Monika Ribi Bichsel. Als denarbeit fasziniert mich immer wieder neu.» Der gen sie seit einigen Jahren wieder. Daraus und auf- Schulpräsidentin müsse man strategisch denken Ermatinger steht einer der kleinsten Sekundar- grund der vom Kanton vorgegebenen neuen Stan- und handeln können, dazu konsensfähig und schulen im Kanton Thurgau vor und ist demzufolge dards ergeben sich laufend neue Anforderungen an selbstkritisch sein. Die grössten Herausforderun- nur in einem kleinen Teilzeitpensum angestellt. die Infrastruktur. «Schulbehörden müssen gedank- gen sieht Monika Ribi Bichsel in der Digitalisie- «Auch wenn die Sekundarschule, schulisch be- lich mindestens fünf bis zehn Jahre voraus sein», rung, Schulen fehle es oft noch an Know-how und weiss Thomas Wieland. Für den früheren Produk- Ressourcen, in der Heterogenität in den Klassen tionsleiter in der Privatindustrie und heutigen Prä- sowie in der Integration von Schülerinnen und Fortsetzung auf Seite 6 Nr. 2 | 21. Mai 2021 5
Thurgau Fortsetzung von Seite 5 Beat Kneubühler, Ressortleiter Berufsbildung, kommt: gut zuhören können, diskussions- und Präsident der Sekundarschule Ermatingen seit 2013. konsensfähig sein. Wichtige Voraussetzungen im trachtet, nur in einem schmalen Spektrum tätig ist, Anzahl SchülerInnen: 111. anspruchsvollen Amt sind zudem die Bereitschaft ist diese Stufe wichtig.» Zudem sei man als öffent- für ein mehrjähriges Engagement und grosse Füh- liche Körperschaft nicht einem Shareholder ver- rungsverantwortung», so Oliver Schmid. Den pflichtet, sondern stehe mit sehr vielen Stakehol- Oliver Schmid unterschiedlichen Erwartungen aller Akteure dern im Austausch. «Das macht es enorm span- gerecht zu werden, beschreibt er als Herausforde- nend.» Beat Kneubühler ist überzeugt, das Lehren rung. Die zunehmende Digitalisierung im Bil- und Lernen werde sich in den kommenden Jahren dungssystem werde neue Optionen erschliessen, grundlegend ändern. Ermatingen wird sich beson- beispielsweise mit einem auf die individuellen Fä- ders mit neuen Raum- und Schulkonzepten befas- higkeiten angepassten Lerntempo. «Je grösser die sen. «Ich habe das Glück, mit grosser Freude, Medien- und Informatikkompetenz der Kinder, je Überzeugung und einem äusserst engagierten mehr sind die Eltern gefordert – und manchmal Team ans Werk gehen zu können. Darum wird es auch überfordert.» In der Behördenarbeit orientiert mir schwerfallen, irgendwann loszulassen.» Aber sich Oliver Schmid an den strategischen Legisla- nur ein regelmässiger Wechsel in den Behörden turzielen. Aktuelle Themen sind Mittagstisch, garantiere deren Weiterentwicklung. Corona habe Neu- oder Ersatzbauten für Schulhaus und Mehr- die Digitalisierung beschleunigt. Über Methodik «Ein mehrjähriges Engagement zweckhalle. Der Primarschulpräsident von Müll- und Didaktik werde aber noch zu wenig diskutiert. ist von Vorteil» heim wünscht sich Akzeptanz und Offenheit für Auch sollte sich die Bildungspolitik mehr auf die «Das Schulpräsidium als zusätzliches Nebenamt anstehende Veränderungen. Das gut etablierte Bil- Durchlässigkeit der Sek II und den daraus resultie- stellt für mich eine grosse Bereicherung dar», sagt dungssystem sieht er als zentrale Funktion für renden Möglichkeiten fokussieren. «Es darf nicht Oliver Schmid. Es sei reizvoll, zusammen mit sei- Wirtschaft und Gesellschaft. «Die Basis bilden sein, dass Berufsbildung und Maturität mit Quo- nen Kolleginnen und Kollegen in der Schulbehörde gute Volksschulen und der bestens eingespielte tendenken gegeneinander ausgespielt werden. für optimale Bedingungen der Schülerinnen, Schü- duale Bildungsweg.» Karrieren entwickeln sich ein Leben lang weiter. ler und Lehrpersonen zu sorgen. «Als Schulpräsi- Oliver Schmid, Marktgebietsleiter, Präsident Im Zentrum stehen immer die Jugendlichen mit dent muss man gesellschaftlichen und schulischen der Primarschulgemeinde Müllheim seit 2017. An- ihren Kompetenzen und Fähigkeiten.» Entwicklungen offen gegenüberstehen. Hinzu zahl SchülerInnen: 255. Herzlichen Dank all unseren Schulbehördenmitgliedern Sacha Angehrn, Volksschulbehörde Amriswil Monika Ribi Bichsel, Präsidentin Schulkommission Jasmin Frei, Schulbehörde Aadorf Regina Hiller, Präsidentin Primarschulbehörde Arbon Mammern und Präsidentin Sekundarschulbehörde Lukas Weinhappl, Präsident VSG Münchwilen Martin Thalmann, Primarschulbehörde Arbon Steckborn Leo Haas, Präsident Volksschulbehörde Rickenbach Adrian Bitzi, Sekundarschulbehörde Arbon Oliver Schmid, Präsident Primarschulbehörde Fabio Menegola, Schulbehörde Wängi Jérôme Heer, Sekundarschulbehörde Arbon Müllheim Jeanette Künzle, Primarschulbehörde Märstetten Urs Bodenmann, Volksschulbehörde Horn Christian Barth, Primarschulbehörde Altnau Sandro Körber, Primarschulbehörde Märwil Christoph Egli, Volksschulbehörde Horn Beat Kneubühler, Präsident Sekundarschulbehörde Thomas Wieland, Präsident Primarschul- und Arno Germann, Sekundarschulbehörde Romanshorn Ermatingen Sekundarschulbehörde Weinfelden Rebecca von Rappard, Präsidentin Primarschul Seraina Perini, Präsidentin Primarschul- und Patrick Boschi, Primarschulbehörde Weinfelden behörde Uttwil Sekundarschulbehörde Kreuzlingen Simon Engeli, Sekundarschulbehörde Weinfelden Manuel Gervilla, Primarschulbehörde Frauenfeld Markus Blättler, Primarschulbehörde Kreuzlingen Maike Scherrer, Präsidentin VSG Nollen Hansjörg Ruh, Primarschulbehörde Frauenfeld Cvjetko Miljic, Primarschulbehörde Kreuzlingen Heinz Gfeller, Behördenmitglied VSG Sulgen Andrea Scherrer Ogg, Primarschulbehörde Andreas Schreiber, Primarschulbehörde Kreuzlingen Patrik Seiz, Behördenmitglied VSG Sulgen Frauenfeld Susan Danubio-Hugelshofer, Sekundarschulbehörde Stefan Dähler, Sekundarschulbehörde Frauenfeld Kreuzlingen 6 Nr. 2 | 21. Mai 2021
Thurgau Gabriel Macedo und Martina Pfiffner Müller. MPM: Wir sind nicht nur Wirtschaft, wir sind auch Bildung, Gesellschaft, Gesundheit, Nachhaltigkeit und vieles mehr. Mutige Positionierung wird zu mehr Farbe führen – dies zumindest mein Credo. Wo und wie will die FDP TG klarer werden? GM: Die Positionen der FDP sind oft unbekannt und/oder zu kompliziert. Das parallel zu «Movi- mento» erarbeitete Kommunikationskonzept wird unsere Standpunkte einfacher, schneller und ver- ständlicher nach innen und aussen tragen. MPM: … und wir werden mehr Geschichten erzäh- len. Wir müssen unsere Sachkompetenz mutig, frech und frisch, tatkräftig und wirkungsvoll plat- zieren. Am besten streichen wir «können» und «sollen» aus unserem Wortschatz. Macht «Movimento» die FDP bürgernaher? GM: Elitär ist nur das Image. Wir sind es nicht. Wir müssen unsere Bürgernähe nur gezielter kommuni- Klarer, bunter, zieren. MPM: … und uns vermehrt auf der Gasse zeigen. Wir dürfen stolz sein auf unsere Partei und unser frecher, vernetzter Programm. Verknüpfen, agieren, begeistern: Wie geht das im politischen Alltag? GM: Wir verknüpfen vorhandenes Know-how, eli- Das Morgen ist heute minieren Schnittstellen und aktivieren den Aus- tausch zwischen Gremien und Amtsträgern. Wir legen Leuchtturmthemen fest, erarbeiten Visionen und berichten regelmässig darüber. Wir begeistern, Voller Energie und mutig in die Zukunft – jetzt den Erfolg vorbereiten. indem wir mit Freude und einem Lachen arbeiten und vorwärtslaufen. Unser breit angelegtes Zukunftsprojekt «Movimento» startete letzten Herbst. MPM: Bis an die Basis spürbar zu werden und von- Parteipräsident Gabriel Macedo und Projektleiterin Martina Pfiffner Müller einander zu profitieren, ist eine der Herausforde- erklären, wo «Movimento» steht und woran gearbeitet wird. rungen. Mein Wunsch wäre es, unsere Mitglieder und Ortsparteien nicht «aufs Boot zu holen», son- «Kurz, knackig und klar» – ein Top-Argument bei änderungen werden jetzt aktiv angegangen – man- dern sie «Boote bauen lassen». Wenn uns das ge- «Movimento». Genauso möchten wir uns «Movi- che direkt spürbar, manche etwas später. lingt, dürfen wir zufrieden sein. mento» erklären lassen. MPM: Die «Absichtserklärung» steht auf Papier. Gabriel Macedo: Aus dem Sport wissen wir, Talent Handeln ist angesagt. Jede*r kann zur Schärfung Weshalb ist «Movimento» enkeltauglich? alleine reicht nicht. Es braucht auch einen fitten unseres Profils beitragen. #jetzterstrecht! Denn GM: Es basiert auf den Erfahrungen aus der Geist und Körper, Ausdauer- und Taktiktraining. nicht «die da oben», sondern «wir alle gemeinsam» ergangenheit, berücksichtigt die aktuellen Kons- V Mit unserem Zukunftsprojekt «Movimento» wol- werden aktiv – und es muss Spass machen. tellationen und orientiert sich an den künftigen len wir eine spürbare, allen Altersgruppen gerecht Bedürfnissen mit klaren Zielen und Visionen. werdende Politik betreiben und für die anstehen- Verglichen mit einem Marathon – bei welchem Kilo- «Movimento» soll ein rollender Prozess bleiben. den Wahlen eine solide Basis schaffen. Dafür meter stehen wir aktuell? MPM: Weil wir den Blick konsequent in die Zu- braucht es eine FDP Thurgau in Bewegung. GM: Das Training ist beendet, das Ziel angepeilt, kunft richten und das riesige Engagement aus ver- Martina Pfiffner Müller: Die Umsetzung hat begon- der Startschuss erfolgt. gangenen Jahren gebührend würdigen. nen. Alle Mitglieder der FDP Thurgau konnten MPM: Wir zählen auf anfeuerndes Publikum und (und können nach wie vor) sich einbringen. Die immer mehr Läuferinnen und Läufer! Unsere Di- Wie und wo können sich die Mitglieder einbringen? FDP Thurgau bekommt wieder Flügel! versität kommt dabei breit zum Einsatz. GM: Unsere Mitglieder sind eingeladen, sich einzu- bringen. Jede Rückmeldung, jeder Input, jede Idee Mitgliederumfrage, Workshops, Soundingboards Die FDP TG will bunter werden. Was wird farbiger? ist willkommen und wird bearbeitet. und Konzeptpapier – erfolgten mit Elan. Wie geht es GM: In ihrer Vielfalt und auf allen Ebenen ist unse- MPM: Nicht verzagen, deine/n Ortsparteipräsiden- nun weiter? re Partei für unsere Gesellschaft und Wirtschaft tin bzw. -präsidenten fragen! GM: Die Grundlagenarbeit ist beendet und hat De- engagiert. Diese Buntheit müssen wir inhaltlich fizite schonungslos aufgezeigt. Verschiedene Ver- besser nutzen und verstärkt nach aussen zeigen. Interview: Marie-Theres Brühwiler Nr. 2 | 21. Mai 2021 7
Thurgau politisieren verleiht Flügel.» So schaffte sie es, auch als Grossratspräsidentin nach einer reich befrachteten Ganztagessitzung im Kantonsrat am gleichen Abend noch eine komplexe Gemeindever- sammlung zu führen. Vorbild sein Das Jahr als höchste Thurgauerin sei trotz der aussergewöhnlichen Herausforderungen, die aus- gerechnet in jenem Jahr unerwartet hereinbrachen, sehr erfüllend gewesen. «Den facettenreichen Kanton Thurgau und damit die Thurgauerinnen und Thurgauer noch besser kennen zu lernen, gab mir sehr viel.» Als «Zahlenmensch», wie sich Heidi Grau selbst bezeichnet, haben ihr die acht Jahre als Mitglied der Geschäftsprüfungs- und Finanzkommission, welcher sie zwei Jahre als Präsidentin vorstand, ebenfalls viel bedeutet. Was sie selbst gibt, erwartet sie von anderen. Ihre Mit- arbeitenden führt sie streng nach dem Motto «För- dern und Fordern». Enthusiasmus ist ansteckend u In der FDP Thurgau hat die 62-Jährige grosse Ver- Danke, Heidi G ra dienste erworben. Mit ihren Engagements für die Gemeinde, den Kanton und ans Herz gewachsene Institutionen war die ausgebildete Treuhänderin itik hiedet sich aus der Pol zudem noch Bezirkspräsidentin. Zweimal stellte rabsc Eine «grande dame» ve sie sich als Nationalratskandidatin zur Verfügung. Und am aktuell laufenden Verjüngungsprozess der FDP Thurgau ist sie ebenfalls beteiligt. Als Mit- glied im Ausschuss zur Neubestellung des kanto- Heidi Grau hinterlässt viele Spuren – als langjähriges Grossratsmitglied, als nalen FDP-Präsidiums überzeugte sie im vergan- genen Jahr den heute amtierenden Parteipräsiden- ehemalige Präsidentin der Geschäftsprüfungs- und Finanzkommission, als ten, Gabriel Macedo, wohl unter anderem mit höchste Thurgauerin, als Gemeindepräsidentin, als verdientes Parteimitglied, ihrem Enthusiasmus. als Schafferin und Kämpferin. Zahlreiche Erfolge durfte Heidi Grau während Ein zweites Leben bekommen ihrer politischen Laufbahn feiern. Den persönlich grössten Sieg erzielte sie als So viele Erfolge die Politikerin in ihrer Karriere auch verbuchen konnte, ihren grössten Sieg errang 22-Jährige. Mit eisernem Willen hat sie die lebensbedrohliche Krankheit, sie als 22-Jährige. Bewegungsunfähig, gelähmt durch welche sie monatelang fast vollständig gelähmt war, überwunden. und mit ungünstigster Prognose schaffte sie es nach zwei Jahren aus eigener Kraft zurück in die Verantwortungsgefühl, Demut, Verlässlichkeit, gewählt. «Meine Gemeinderatskollegen gaben mir Normalität. Wohl auch ein Grund, weshalb Heidi Fleiss, Kompetenz, Klarheit, Enthusiasmus: Heidi diesen Freiraum.» Die Bedingung, es müsse zulas- Grau heute nicht mehr so schnell etwas aus der Grau lebt es in allen Facetten vorbildlich vor. «Be- ten ihrer Freizeit und Ferien gehen. «Ich habe es Bahn wirft. vor ich einen Chef bekomme, der mir nicht passt, keinen Moment bereut und genoss meine ‹Ferien- versuche ich es lieber selbst», sagte sich die im tage› in Frauenfeld und Weinfelden über all die Dank für grosse Verdienste Fürstenland aufgewachsene Gemeindeschreiberin vielen Jahre.» Vollen Einsatz gab die Verwaltungs- Nach 21 Jahren als Gemeindepräsidentin und 17 von Zihlschlacht-Sitterdorf vor bald 22 Jahren. ökonomin, die stets ohne Partikularinteresse poli- Jahren im Kantonsrat sagt Heidi Grau der Politik Gegen die Konkurrenz von zwei im Dorf aufge- tisierte, trotzdem. Höhepunkte waren für sie Adieu. Fortan will sie gemeinsam mit ihrem Ehe- wachsenen Männern setzte sich die «Auswärtige» jeweils die Fraktionssitzungen. «Verschiedene mann Peter vermehrt ihrem zweiten Hobby, dem im Jahr 2000 in den Wahlen um das Gemeinde- Meinungen unter Gleichgesinnten, wertvoller Golfsport, frönen und getreu ihrem Lieblingslied präsidium Zihlschlacht-Sitterdorf aufgrund ihrer kann ein Austausch nicht sein», blickt sie zurück. «My way» ihre Wege gehen. Die FDP Thurgau Fachkompetenz durch. Ihre erste Motion im Rat trug sie vor bald 17 Jah- dankt Heidi Grau für ihr grossartiges Engagement ren mit einem Kribbeln im Magen vor. Ihr ideales und wünscht ihr für die Zukunft alles Gute. Ferientage in Frauenfeld und Weinfelden Gegenmittel: «Seriös vorbereitet, lässt es sich auch Vier Jahre nach ihrem Amtsantritt als Gemeinde- vor grossen Herausforderungen gut schlafen.» Und präsidentin wurde Heidi Grau in den Kantonsrat noch ein Geheimrezept verrät sie: «Mit Freude Marie-Theres Brühwiler 8 Nr. 2 | 21. Mai 2021
Thurgau Spürbarer, sic h tbarer lge 1. Fo FDP-Fraktion – aktiv – Ein starker Werkplatz Thurgau, der Arbeitsplätze und Perspektiven schafft – mit attraktiven Rahmenbedingungen für bestehende und neue Unternehmen sowie einer gesunden, enkeltauglichen, familien- und wirtschaftsfreundlichen Steuer- und Generationenpolitik. Die 18-köpfige FDP-Fraktion ist in den letzten Monaten deutlich Kantonsrätin Kristiane Vietze sichtbarer geworden. Erfolgreiche Vorstösse fanden im Grossen Rat überparteiliche – Antwort liefern. Gerade weil das Thema dring- Unterstützung. In einer kleinen Serie stellen wir die Beweggründe unserer Kantons lich ist, wollten wir keinen Schnellschuss provozie- rätinnen und Kantonsräte vor. Wie gehen sie vor, was bewegt sie zum Handeln. ren, sondern dem Regierungsrat Zeit für eine ver- tieftere Antwort lassen. Folge 1: Kantonsrätin Kristiane Vietze zugewinnen. Wenn man bereits in dieser Phase par- teiübergreifend unterwegs ist, erreichen die Vor- Die Pandemie offenbarte die grossen Schwächen in Kristiane Vietze, welches waren die Beweggründe stösse im Rat eine grössere Akzeptanz und finden der Digitalisierung. Hat dein Vorstoss «Digitale In für deine zahlreichen Vorstösse in den vergangenen in den späteren Beratungen einfacher Mehrheiten. frastruktur» etwas damit zu tun? Indirekt schon. Wochen? Zum einen sind diese abgeleitet aus den Denn gerade in dieser Zeit haben sich Mängel bei von unserer Fraktion im letzten Jahr verabschiede- Holst du immer Unterstützung in anderen Parteien? der Breitbandanbindung und zunehmend steigende ten Legislaturzielen (Blauer Faden), zum anderen Nein, nicht immer. Beim Antrag «Leitbild Wirt- Anforderungen an die digitale Sicherheit und an sind es Problemstellungen, auf die ich selbst stosse schaftsstandort Thurgau» haben wir unsere Anlie- konstant verfügbare Netzenergie aufgezeigt. Diese oder die mir von meinen Mitmenschen zugetragen gen alleine – als FDP-Fraktionsvorstoss – einge- Interpellation habe ich zusammen mit meinen werden. Ich befasse mich dann anschliessend ver- bracht. Das ist zum einen ein starkes Zeichen für Fraktionskollegen Anders Stokholm und Daniel tieft mit dem Thema. Wenn Lösungen auf dem uns als Wirtschaftspartei, erfordert aber anderer- Eugster aufgegleist. Die Zukunfts- und Wettbe- Tisch liegen, ist die Sache erledigt. Oft wird aber seits später im Vorfeld der Behandlung im Grossen werbsfähigkeit des Thurgauer Bildungs- und Wirt- auch klar, dass es an solchen fehlt oder diese nicht Rat deutlich mehr Aufwand. Für die Erheblicher- schaftsraums hängt davon ab, ob es gelingt, eine bekannt sind. Dann geht es an die Detailarbeit. klärung braucht es eine Mehrheit. Entsprechend leistungsfähige digitale Infrastruktur in städti- mussten wir «weibeln». Mit 71:34 Stimmen hat es schen und ländlichen Gebieten zu schaffen. Wir Kannst du ein Beispiel nennen? Ein Beispiel ist die geklappt, was uns natürlich sehr gefreut hat. möchten deshalb vom Regierungsrat wissen, wie Motion «Wirtschaftsfreundliche, unbürokratische sich das Zusammenspiel von Bund, Kanton, Abwicklung der Quellensteuer im Kanton Thur- Für die Interpellation «Ermöglichungsstrategie für Gemeinden, Wirtschaft, Landwirtschaft und Be- gau». Heute werden Erhebung und Bezug der Quel- den Thurgau. Die Wirtschaft will!» hattest du gleich völkerung gestaltet. Denn gemäss der Strategie lensteuer von den einzelnen Gemeindesteueräm- alle im Grossen Rat vertretenen Parteien als Erst- «Digitale Schweiz» des Uvek soll die Schweiz über tern vorgenommen. Der Kanton Thurgau ist ge- unterzeichnende an Bord. (lacht) Das war ein un- eine flächendeckende, zuverlässige, effiziente und mäss Information der Eidgenössischen Steuerver- glaubliches Wochenende. Anders Stokholm, Mar- nachhaltige Kommunikationsinfrastruktur verfü- waltung der einzige Kanton mit einer dezentralen tina Pfiffner Müller und ich haben uns zusammen- gen. Zugleich möchten wir auch erfahren, wo wir Organisation. Die Arbeitgeber im Thurgau haben getan. Innerhalb von zwei Tagen konnten wir Erst- aktuell bezüglich Erschliessung von 5G und Glas- deshalb 80 Steuerämter als Ansprechpartner. Für unterzeichnende aus allen im Grossen Rat vertre- fasernetzen im Kanton Thurgau stehen. Thurgauer Unternehmen mit Arbeitnehmenden aus tenen Parteien gewinnen. Gerade dieser Fall hat bei verschiedenen Gemeinden bedeutet das einen rie- allem Aufwand, denn die Drähte liefen heiss in Wem möchtest du die nächste Folge dieser Serie sigen administrativen Aufwand. Kommt hinzu, diesen Tagen, sehr viel Spass gemacht. Man denke überlassen. Mein Parteikollege Beat Pretali hat bei dass der Bezug von Quellensteuern ein Spezialge- nur, bis alle mit dem Text des Vorstosses einver- der Interpellation «Verfügbarkeit von erneuerbaren biet ist. Für kleinere Gemeinden, mit ganz wenigen standen waren. Dieses Thema ist dringend, deshalb Energien» sogar 100 Mitunterzeichnende gewin- Fällen, ist es schwierig, genügend Know-how auf- musste es schnell gehen. Denn Wirtschaft und nen können. Es ist sicher interessant zu lesen, was zubauen. Deshalb ist es an der Zeit, dass wir ad- Gesellschaft brauchen eine Perspektive. Eine be- er mit seinem Vorstoss bezweckt und weshalb die- ministrative Mehraufwände eliminieren. schleunigte Teststrategie ermöglicht «Wirtschaf- ser von so vielen Kantonsrätinnen und Kantonsrä- ten» trotz Corona mit Respekt vor der Pandemie. ten unterzeichnet wurde. Als du die Motion im Grossen Rat eingereicht hast, Wir wollten deshalb nicht mehr zuwarten, haben waren 123 Kantonsrätinnen und Kantonsräte an die Sache dringlich an die Hand genommen, ohne Interview: Marie-Theres Brühwiler wesend. 93 Mitglieder haben deinen Vorstoss aber dafür das Instrument «Dringliche Interpella- unterzeichnet. Wie ist diese breite Unterstützung tion» zu verwenden. Bei einer «Dringlichen Inter- Mehr dazu im «Freisinn» 3/2021. zustande gekommen? Ich konnte aus der SVP, CVP pellation» muss der Regierungsrat unmittelbar – und SP erstunterzeichnende «MitstreiterInnen» da- das heisst am Tag der Einreichung des Vorstosses Aktuelle Vorstösse aus der FDP-Fraktion Seite 10 Nr. 2 | 21. Mai 2021 9
Thurgau Aus der FDP-Fraktion Pfiffner Müller, Anders Stokholm und weiteren Vorstösse der letzten Monate «Ermöglichungsstrategie für den Thurgau – Die Wirtschaft will» – Interpellation von Beat Pretali, Brigitte Mitglieder aus der FDP-Fraktion haben in den «Werkhofplanung: Braucht es wirklich noch vier Kaufmann, Kristiane Vietze und weiteren «Ver- letzten Monaten einige Vorstösse eingereicht: Werkhöfe?» fügbarkeit von erneuerbarer Energie im Thurgau» – Einfache Anfrage von Cornelia Zecchinel – Interpellation von Kristiane Vietze, Anders – Antrag gemäss § 52 der Geschäftsordnung des und Anders Stokholm «Geht das Sozialunterneh- Stokholm, Daniel Eugster und weiteren «Digitale Grossen Rates von Ruth Kern und weiteren vom men Brüggli zu weit?» Infrastruktur im Thurgau» 24. März 2021 «Vorbildliche Thurgauer Landwirt- – Einfache Anfrage von Max Vögeli und weite- – Einfache Anfrage von Viktor Gschwend schaft» ren «Bürgernahe Polizei – auch bei den Polizei- «Niederschwellige Berufsbildung – überholte Er- – Motion von Kristiane Vietze «Wirtschafts- posten» forderlichkeit?» freundliche, unbürokratische Abwicklung der – Einfache Anfrage von Andreas Opprecht – Motion von Bruno Lüscher und weiteren Quellensteuer im Kanton Thurgau» «Notfallpraxis» «Pflegeversorgung zu Hause stärken. Änderung – Einfache Anfrage von Andreas Opprecht – Interpellation von Kristiane Vietze, Martina KVG» FDP unterwegs Unterschriften für die Renteninitiative Das Rentenalter schrittweise erhöhen und die un- Monaten gemeinsam Unterschriften für die Ren- waren. Jetzt laufen die letzten Wochen der Unter- vermeidlich steigenden Zusatzlasten aus der höhe- teninitiative gesammelt. Sie wollen damit das Pro- schriftensammelaktionen. Helfen Sie mit, dass die ren Lebenserwartung fair auf die Generationen blem «Altersvorsorge» an der Wurzel packen und Renteninitiative zustande kommt. verteilen: Die Thurgauer Jungfreisinnigen und die Renten nachhaltig sichern. Herzlichen Dank Mitglieder ihrer Mutterpartei haben in den letzten allen Beteiligten, die bei Wind und Wetter aktiv www.renten-sichern.ch 10 Nr. 2 | 21. Mai 2021
Thurgau Wir gratulieren Die FDP an der Spitze In Kreuzlingen läuft traditionell viel über FDP- schulgemeinde und der Sekundarschulgemeinde Persönlichkeiten. In den letzten elf Monaten waren Kreuzlingen), Alexander Salzmann (Gemeinde- gar sämtliche Präsidien der Politischen und der ratspräsident Juni 2020 bis Juni 2021) und Stadt- Schulgemeinden in FDP-Händen. Auf dem Bild präsident Thomas Niederberger. von links: Seraina Perini (Präsidentin der Primar- Kantonsrätin Michèle Strähl Michèle Strähl hat im Kantonsrat die Nachfolge von Heidi Grau angetreten. Die 40-jährige Rechts- anwältin ist verheiratet und Mutter von zwei Kin- dern, Präsidentin der FDP-Ortspartei Weinfelden und gehört seit April auch dem Weinfelder Ge- meindeparlament an. Michèle Strähl hat ihr Amts- gelübde als Kantonsrätin im Grossen Rat am 21. April 2021 abgelegt. FDP RegioSee FDP Kreuzlingen Neuer Gemeinderat Die Stadthausfrage Die FDP RegioSee gratu- bewegt liert dem neugewählten Gemeinderat Michael Die FDP Kreuzlingen setzt auf pragmatische und Krautter. Der Scherzinger zukunftsorientierte Lösungen. Deshalb fordern die übernimmt die Nachfolge Freisinnigen in Bezug auf die Frage der Arbeits- von Adrian Giger und ist plätze der städtischen Mitarbeitenden eine zeitnahe für das Ressort Volks- Lösung. Und sie wollen die Parkplatzdiskussion wirtschaft zuständig. Mi- am Hafenbahnhof und auf der Festwiese gelöst Bezirksgerichtspräsidentin Claudia Spring chael Krautter arbeitet bei sehen. Alle Entscheide müssen die Stadt- und Zen- Mit einem Glanzresultat ist Claudia Spring im Be- der Post und ist Team- trumsentwicklung berücksichtigen. Ein struktu- zirk Weinfelden zur neuen Bezirksgerichtspräsi- und Standortleiter der kaufmännischen Immobi- riertes Vorgehen ist wichtig. Dies auch, um in Ruhe dentin gewählt worden. Die 44-jährige Berufsrich- lienbewirtschaftung. Die FDP RegioSee wünscht und mit kühlen Köpfen darüber zu diskutieren. terin, aktuelle Vizepräsidentin des Bezirksgerichts Michael Krautter in seinem neuen Amt viel Freude, Stadthaus und Parkhaus: Diese zwei Punkte müs- Weinfelden, wird ihre neue Funktion am 1. Juni Erfolg, spannende Begegnungen sowie Gestal- sen nach ganz oben in der Prioritätenliste der Stadt 2021 übernehmen. tungskraft und ungebrochene Energie. Kreuzlingen. FDP.Die Liberalen RegioSee FDP Kreuzlingen Anzeige «Wollen auch Sie Ihre Liegenschaft erfolgreich verkaufen? Gerne zeige Ortsparteipräsidentin Katharina Iseli ich Ihnen den Weg dazu auf.» Die Mitglieder der FDP.Die Liberalen Gachnang Werner Fleischmann, Firmeninhaber haben an ihrer Generalversammlung Katharina Iseli zur neuen Präsidentin gewählt. Die 47-jährige Fleischmann Immobilien AG selbstständige Hebamme tritt die Nachfolge von Telefon 071 626 51 51 info@fleischmann.ch www.fleischmann.ch Daniel Widmer an. Nr. 2 | 21. Mai 2021 11
CO2-Gesetz IT-Un ter nehm en a uf U mw elts chutz setzt rtwortung wah Talus AG nimmt Veran Michael Hänzi, Mitinhaber der Talus Informatik AG (Talus), unterstützt das CO2-Gesetz. Für den Unternehmer ist klar, dass Anreize für umwelt freundliches Verhalten viel bewirken können. So produziert das Berner Unternehmen einen Drittel seines Strombedarfs selbst. Einen Stuhl, einen Schreibtisch, einen PC, ein (da- aus der ganzen Deutschschweiz und dem Tessin mals klobiges) Handy und etwas Aktienkapital. stammen. «Eigentlich wollten wir nie wachsen», Das war die Mitgift, die man mitbringen musste, sagt Hänzi. «Um der steigenden Anzahl Kunden wenn man Ende 1994 zu den Gründern der dama- ausreichenden Service zu bieten, wurden mehr ligen Tankred – Dienstleistungen für Verwaltun- Mitarbeiter nötig, und das führte schliesslich zur gen AG (heutige Talus) – gehören wollte. Zwölf heutigen Grösse.» Gründer wagten den Schritt in die Selbstständig- keit und legten den Grundstein für das Informatik- Umweltschutz seit 1994 Michael Hänzi, Mitinhaber der Talus Informatik AG. unternehmen, das heute gut 100 Mitarbeiter zählt. Der Firmenmitbegründer führt engagiert durch Zu den Initianten gehörte auch Michael Hänzi. Der seinen geräumigen Betrieb und nimmt gerne zwei auch schon als Google aus dem Seeland bezeich- heutige Mitinhaber und Verwaltungsrat hat die Treppenstufen auf einmal. Wegen der Homeoffice- net», sagt Hänzi lachend. Entwicklung von der kleinen IT-Firma zum An- Pflicht sind die meisten Mitarbeiter nicht anwe- In den 27 Jahren seit der Gründung der Talus hat bieter für IT-Gesamtlösungen miterlebt und mit- send. In normalen Zeiten können sie aber von einer sich die IT-Welt fundamental gewandelt. Nicht ver- geprägt. Heute zählt die Talus, die im bernischen Kantine und Aufenthaltsräumen profitieren. Ping- ändert hat sich bei der Talus die Haltung, umwelt- Seedorf beheimatet ist, zahlreiche Gemeinden, pongtische und gelbe Wände erinnern entfernt an schonend zu handeln. Bereits in den Unterneh- Städte und Energieversorger zu ihren Kunden, die einen etwas grösseren Techkonzern. «Wir wurden mensgrundsätzen von 1994 stand: «Wir wollen im 12 Nr. 2 | 21. Mai 2021
CO2-Gesetz Drei Unternehmer für das CO2-Gesetz «Mit diesem Gesetz «Die Zeit ist reif für «Das CO2-Gesetz sorgt holen wir mehr das CO2-Gesetz. für Investitionen Wertschöpfung in Der langfristige in der Schweiz, die Schweiz und Nutzen ist grösser die dem Gewerbe senken gleichzeitig als mögliche und lokalen Firmen den CO2-Ausstoss.» Einschränkungen.» zugutekommen.» Michael Schär Daniel Arn Martin Flury Stv. Geschäftsführer Hector Egger Holzbau CEO Hans Christen AG Meisterlandwirt Rahmen unserer Möglichkeiten die Umwelt scho- Support für das CO2-Gesetz «Green IT ist immer mehr ein Verkaufsargument.» nen und mit den begrenzten Ressourcen sorgfältig Für Hänzi ist klar, dass Unternehmen eine Verant- Für Hänzi ist klar: «Wirtschaftlich und nachhaltig umgehen.» Diesen Grundsatz hat das Unterneh- wortung haben, die über Gewinnzahlen hinaus- denken muss kein Widerspruch sein.» men seither beherzigt und auf verschiedenste Wei- geht. Deshalb unterstützt Hänzi auch das revidierte se umgesetzt. In den letzten Jahren liess die Talus CO2-Gesetz, das am 13. Juni zur Abstimmung Marco Wölfli ihre Räumlichkeiten analysieren und nahm ver- kommt. «Für mich ist zentral, dass mit Anreizen schiedene energetische Sanierungen vor. Dank die- statt Verboten operiert wird. Dadurch gedeihen sen Verbesserungen und einer Photovoltaikanlage Innovation und Technologie am besten», betont Blueprints.ch auf dem Dach, die jährlich ca. 424 000 kWh produ- Hänzi. Ein absolutes Verbot von Ölheizungen wäre ziert und damit einen Drittel des Strombedarfs des aus seiner Sicht beispielsweise übertrieben, da es Auf der neuen Plattform Blueprints.ch hält Unternehmens abdeckt. «Dank unserem erfreuli- topografische Gegebenheiten gebe, die Alterna die FDP ihr Engagement in Sachen Umwelt- chen Geschäftsgang in den letzten Jahren konnten tiven verunmöglichen würden. und Klimapolitik fest. Dazu zählen nicht nur wir uns diese Investitionen leisten und unsere Um- Als ehemaliger FDP-Gemeinderat von Wohlen Aktionen auf Bundesebene, sondern auch in weltbilanz verbessern», sagt Hänzi. Wenn es um bei Bern kennt Hänzi nicht nur die unternehmeri- den Kantonen und Gemeinden. Neu ist der den Energieverbrauch geht, steht die IT-Branche sche Position, sondern auch die Politik gut. «Die Bereich Blue KMU, wo Porträts von innova weniger im Fokus als andere. Dabei sind die rund öffentliche Hand hat genauso eine Verantwortung tiven, nachhaltigen (und liberalen) Unterneh- 900 Server, die bei der Talus im Keller stehen, auch wie die Unternehmen. Ein Miteinander ergibt gute men zu finden sind. Halten Sie Ihre Smart- energieintensiv. Das Unternehmen setzt für die Lösungen», ist Hänzi überzeugt. Mit dem CO2-Ge- phone-Kamera auf den QR-Code und Sie Kühlung des Rechenzentrums auf eine sogenannte setz würden die Grundlagen dafür geschaffen. Der gelangen direkt auf Blueprints.ch. Free-Cooling-Anlage, die mit geringem Energie- Unternehmer setzt sich auch dafür ein, dass die aufwand die Umgebungskälte nutzt. Talus ihr Engagement im Umweltbereich fortsetzt: «Eine florierende Wirtschaft funktioniert nur mit gesunden Menschen in einer gesunden Umwelt.» Nr. 2 | 21. Mai 2021 13
Schweizer Agrarpolitik Reformen für eine zukunftsfähige Landwirtschaft sind bereits aufgegleist. Konstru k tive L ö su ng e n statt Ska n d alis ie ru n g iativeer das Ziel hinaus n schiessen üb Extreme Agrarinit Die Agrarinitiativen, über die wir am 13. Juni abstimmen, rücken die rechtfertigen es, beide Initiativen zu verwerfen, weil sie klar über das Ziel hinausschiessen. Schweizer Landwirtschaft noch mehr als sonst in den Fokus der öffentlichen Debatte. Das düstere Bild, das von der Landwirtschaft gezeichnet wird, ist vor Signifikante Verbesserungen erzielt Die vielen positiven Entwicklungen werden in der allem Abstimmungspolemik und dient der Skandalisierung. Zeit also für einen Debatte ausgeblendet: Allein in den letzten zehn Schritt zurück und den Blick auf konstruktive Lösungen zugunsten einer Jahren ging der Verbrauch an chemischen Mitteln für die konventionelle Landwirtschaft um 40 Pro- zukunftsfähigen Landwirtschaft. zent zurück. Auch insgesamt ist der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln im selben Zeitraum um Seit geraumer Zeit häufen sich die negativen Be- zugunsten ihrer Anliegen nutzen. Die daraus ent- 27 Prozent gesunken. richterstattungen rund um unser Trinkwasser. Zu stehende Polemik soll Unsicherheit und Angst we- Wichtig zu wissen: Alle verwendeten Pflanzen- lesen ist von überschrittenen Grenzwerten, zu ho- cken – um die Abstimmungen zu gewinnen. Auf schutzmittel sind von den Behörden offiziell zu- hen Antibiotikarückständen oder der Überdün- der Strecke bleiben dabei leider zu oft die sorg- gelassen, und es gibt ständige, strenge Kontrollen. gung unserer Böden. Diese Erkenntnisse und Risi- fältige Auseinandersetzung mit den Fakten. Denn Wird also zum Beispiel im EU-Raum ein Pflan- ken sind ernst zu nehmen und mit geeigneten Ins- diese sind bei weitem nicht so skandalbehaftet und zenschutzmittel verboten, weil es als gesundheit- trumenten zu begegnen. Wir alle wollen eine Schweiz mit gesundem Trinkwasser und gesunden Lebensmitteln – und ich persönlich bin nicht bereit, weder auf das eine noch auf das andere zu «Die vielen aufgegleisten Massnahmen zeigen: Bund und Parlament ist es ernst.» verzichten. Klar ist aber auch, dass die Initianten aus strategischem Kalkül diese Berichterstattung 14 Nr. 2 | 21. Mai 2021
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