RUNDFUNK 2020 SCHULJAHR 2019/2020 - HERMANN-LIETZ-SCHULEN
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INHALTSVERZEICHNIS INHALT AKTUELLES Rhodofest – Abschluss des Schuljahres 4 Der Anker und das Meer – Jahrestasse 2020/21 6 Fachabitur mit Schwerpunkt Sozialwesen 7 Christian Stöger seit 20 Jahren in Hohenwehrda 8 Hans Karcher geht nach 34 Jahren 10 Neuer Physikraum und „Waldhaus“ renoviert 12 Was ist dem Menschen heilig? 14 Was bedeutet, „jüdisch“ zu leben? 15 Aufpassen, dass nichts anbrennt 16 UNTERRICHT Betreuung in Corona-Zeiten 17 Wozu das ganze Theater? 18 Vielstimmig durch die Epochen 19 FAHRTEN Unterwegs in Tel Aviv mit Katrin Schwanz 20 Saugasse, Südtirol und Sauwetter 22 PROJEKTE Wirkt das gedruckte Wort fort? 24 Hohenwehrda hilft Hochwasseropfern 25 Berufspraktikum mit den Klassen 8 und 9 26 Gesundes Gemüse aus dem eigenen Garten 28 30 Jahre Wiedervereinigung 30 VERSCHIEDENES Wanderausstellung „Vorbilder – Friedensstiftende“ 31 Der Wert von Märchen in der heutigen Zeit 32 Kanuten auf dem Trockenen 33 Trotz Abstand viel Spaß und Freude 34 Impressum/Herausgeber: Lietz Internat Hohenwehrda, Schloss Hohenwehrda, D - 36166 Haunetal Tel: +49 (0) 6673 9299-0, Fax: +49 (0) 6673 9299-40 hohenwehrda@lietz-schule.de, www.internat-hohenwehrda.de Redaktionsteam: Martin Batzel, Christoph Winter August 2020 2 INHALTSVER ZEICHNIS
„Anker lichten“ Liebe Leserinnen und Leser! Inspiriert durch Ferienwochen an Trotz allem haben die Schüler der Der Anker als Symbol steht für der Nordsee hat Henning die neue Klasse 12 erfolgreich das Fach Treue und in der christlichen Tradi- Jahrestasse mit einem Anker gestal- abitur bestanden und die Schüler tion für Hoffnung. tet. Ihm war bei seinem Entwurf der Klasse 10 R erlangten alle bewusst, dass der Anker ein schö- den mittleren Abschluss – etliche Und so wünschen wir unseren nes Symbol für Sicherheit und Ruhe- mit Qualifikation für die gymna- Abschlussschülern: Bleibt immer pause bei stürmischer See in einem siale Oberstufe oder die Fach voller Hoffnung! Hafen oder in Küstennähe ist. oberschule. Die Hoffnung gibt die Kraft, das Dass der Anker der Tasse im Jahr Sie alle hatten sich teils jahrelang Unmögliche möglich zu machen. 2020 eine so besondere Bedeu- in Hohenwehrda verankert und Bleibt den Lietz-Schulen und Ho- tung in Hohenwehrda erlangen hier einen sicheren Ort für erfolg- henwehrda treu, bleibt euch sel- sollte, konnten wir bei der Aus- reiches Lernen gefunden. ber treu und glaubt an euch! wahl von Hennings Entwurf noch nicht ahnen. Nun geht es darum, die Anker zu Herzliche Grüße lichten, das im Hafen Hohenwehr- aus Hohenwehrda Jetzt am Schuljahresende sagen da Erworbene mitzunehmen und wir: Ja, in Hohenwehrda hatten ans Licht zu führen. wir in den vergangenen, von der Pandemie geprägten Wochen, Neue Wege warten und die Her- einen sicheren Hafen bei Sturm ausforderung, mitzuhelfen die Welt um uns herum. neu verantwortungsvoll zu gestalten. Sabine Hasenjaeger 3 GRUSSWORT
INHALTSVERZEICHNIS Abschluss des Schuljahres im Lietz Internat Hohenwehrda Kopfkissen, Kuscheldecke und ein Startpaket Kuscheldecken und Kopfkissen für Langschläfer, die es nicht immer pünktlich zum Frühstück schaffen; ein Hula-Hoop-Reifen, damit der Beschenkte in Schwung und Bewegung kommt; ein Startpaket mit Duftbäumchen, pinkfarbener Warnweste und Parkscheibe für das erste Auto. Mit netten Geschenken, humorvol- Tina Sitzer, Lehrerin für Deutsch rung von Abläufen ein Ort der len Worten und Anekdoten gar- und Englisch, beginnt an anderer Sicherheit und Verlässlichkeit niert mit feiner Ironie verabschiede- Wirkungsstätte ein Referendariat. blieb. Sabine Hasenjaeger dankte ten die Internatsfamilieneltern beim den Mitarbeitern des Lietz Rhododendronfest des Lietz Inter- „Ein Internat lebt davon, dass es Internats Hohenwehrda für das nats Hohenwehrda ihre Schülerin- Routine gibt. Gesicherte Abläufe Engagement der vergangenen nen und Schüler. „Dies ist der wich- geben Schülern und Erwachse- Wochen und Monate: „Ich halte, tigste Punkt an diesem Abend“, nen Halt,“ sagte Sabine Ha- was hier geleistet wurde, nicht für betonte Internats- und Schulleiterin senjaeger. Mit großen Anstren- selbstverständlich. Ganz viele gute Sabine Hasenjaeger in ihrer Rede gungen wurden gemeinsam die Geister haben ihren Teil dazu bei- zum Abschluss eines ungewöhn- Voraussetzungen geschaffen, getragen, dass wir die Situation lichen Schuljahres. Wegen der dass Hohenwehrda auch in den gut gemeistert haben.“ durch die Pandemie bedingten Ab- stürmischen Zeiten des Corona- Text: Martin Batzel standsregelung wurde die Jahres- Virus trotz notwendiger Verände- Fotos: Jens Terlinden abschlusskapelle in die Sporthalle verlegt. Schulband und Solisten an Klavier, Geige und Ukulele sorgten für einen ansprechenden Rahmen. Sabine Hasenjaeger verabschie- dete zwei Mitglieder des Kolle- giums. Hans Karcher geht nach 34 Jahren als Lehrer für Latein, Geschichte und Politik sowie als Lerntherapeut in der Stiftung Deut- sche Landerziehungsheime in den Ruhestand. „Deine Spuren bleiben sichtbar, die Lücke ist groß.“ 4 AKTUELLES
Hohenwehrda verabschiedet die Klassen 10 R und FOS 12 – Neues Jahresmotto: „Anker lichten“ „Möge der Wind für euch sein“ „Wenn um uns herum die Welt tobt, ist Hohenwehrda ein sicherer Ort. Hohenwehrda war euer Hafen, in dem ihr Anker setzen und zur Ruhe kommen konntet.“ Mit einer Rede, orientiert am neu- en Jahresmotto „Anker lichten“, verabschiedete Internats- und Schulleiterin Sabine Hasenjaeger gemeinsam mit den Internatsfamili- eneltern, Lehrern und Pädagogen anschließend an ein festliches Dinner in einer würdevollen Fei- er die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 10 R und 12 der Fachoberschule. Die Leiterin des Lietz Internats Hohenwehrda dankte den „Schülern für die Leis- die Schüler in ihren Jahren in Ho- tung und den Lehrern für die Sor- henwehrda erlebt. Nachdem die ge um Erfolg“. Prüfungen zur Mittleren Reife und zum Fachabitur bestanden sind, „Ebbe und Flut, starken Wellen- sei es an der Zeit, die Anker zu gang, wechselnde Winde, ruhige lichten, wieder auf große Fahrt zu See, sichere Fahrt“– all dies hätten gehen, neue Wege und Welten zu entdecken. Mit den in Hohenwehr- nung auf und äußerte den an die da erlernten Erfahrungen seien die Abgänger gerichteten Wunsch: Schülerinnen und Schüler der 10 R „Seid voller Hoffnung und macht sowie der FOS 12 bestens vorbe- das Unmögliche möglich. Bleibt reitet, im Team und gemeinsam mit Hohenwehrda treu und seht Ho- anderen im Boot auch schwierige henwehrda weiter als euren Ha- Anforderungen zu bestehen. fen, in dem man sich vorüberge- hend verankern kann. Möge der Die Internats- und Schulleiterin griff Wind für euch sein.“ in ihrer Abschiedsrede den Anker Text und Fotos: Martin Batzel als Symbol für Treue und Hoff- 5 AKTUELLES
INHALTSVERZEICHNIS Ein Gespräch mit Henning Sendler, Sieger des Motivwettbewerbs zur Jahrestasse 2020/21 Der Anker und das Meer Henning Sendler, 15, besucht die Klasse 8 G des Lietz Internats Hohenwehrda und gewann den Wettbewerb zum Motiv der Jahrestasse 2020/21. Im Interview spricht Henning über das Motiv, seine Idee und seine Beziehung zum Meer. Die Hohenwehrdaner Jahrestasse ist beliebt als Sammlerobjekt und als Geschenk. Henning, Gratulation zum Erfolg, Was ist die Geschichte hinter die- wollte etwas schaffen, was bleibt, wie würdest du jemandem, der ser Idee? wenn ich nicht mehr in Hohen- das Motiv nicht kennt, deine Idee Ich komme zwar aus München, wehrda bin. zur Gestaltung der Jahrestasse doch fahren wir jedes Jahr an die beschreiben? Nordsee. Mein Vater war Schiffs- Die Tasse ist in der Produktion, Die Tasse zeigt einen Anker im arzt bei der Marine. Daher habe das Muster kennst du. Wie gefällt offenen Meer, der einem Gegen- ich eine besondere Beziehung sie dir? stand Halt gibt. Das kann bei- zum Meer; Anker und Meer gehö- Sehr gut! Ich finde die Tasse mit spielsweise ein Schiff sein, muss ren für mich zusammen. So kam meinem Motiv sehr schön. Es ist aber nicht. Da habe ich mich ich auf die Idee. das Ergebnis von drei bis vier nicht festgelegt. Kunst-Doppel-Stunden bei unse- Es gab 50 Entwürfe. Eine de- rem Kunstlehrer Herrn Terlinden. mokratische Vorauswahl wurde Aber wenn ich an dieser Stelle durch die Schülerschaft getroffen, erwähnen darf: Mir ist wichtig um dann im engeren Kreis zu ei- zu sagen, welche künstlerische ner Entscheidung zu gelangen. Qualität die Jahrestassen der ver- Hast du mit dem Sieg gerechnet? gangenen Jahre ebenfalls hatten. Nein, auf keinen Fall. Es gab so Denken Sie nur an die Jahrestasse viele gute Vorschläge meiner Mit- mit dem Auge … das war schon schülerinnen und Mitschüler. Der eine tolle Leistung! Gewinn kam für mich unerwartet. Wirst du die Motto-Jahrestasse Das klingt sehr bescheiden … 2020/21 mit deinem Motiv ver- … natürlich bin ich auch ein wenig schenken? stolz, diesen Wettbewerb gewon- Na klar, meine Schwester ist eine nen zu haben. Aber ich erkenne begeisterte Teetrinkerin. Sie be- auch die Leistungen der anderen kommt natürlich eine. Und meine Teilnehmer an. Es waren wirklich Mutter auch. Für meine Oma ist sehr, sehr gute Ideen dabei. es ebenfalls ein cooles Geschenk, weil es so persönlich ist. Den Gewinn des Wettbewerbs Text und Foto: Martin Batzel nanntest du als eines deiner Ziele während deiner Zeit in Hohen- wehrda. Warum? Neben einem guten Abschluss war der Gewinn des Mottowett- bewerbs eines meiner Ziele, das stimmt. Die Tasse wird es lange Zeit geben. Die Sieger-Motive des Wettbewerbs hängen als große Bilder in der Kapelle. Ich 6 AKTUELLES
Ab jetzt Prüfungen zum Fachabitur im Lietz Internat Hohenwehrda Hohenwehrda schärft weiter sein Profil „Wir freuen uns sehr, dass der Weg erfolgreich war“, sagt Sabine Hasenjaeger, Internats- und Schulleiterin im Lietz Internat Hohenwehrda. Das Lietz Internat Hohenwehrda schärft weiter sein Profil und darf nun Prüfungen zum Fachabitur mit dem Schwerpunkt Sozialwesen abnehmen. Somit kann in Hohen- wehrda – neben dem Abschluss der mittleren Reife – mit dem Fachabitur ein weiterer staatlicher Abschluss abgelegt werden. Sa- bine Hasenjaeger dankte Harald Persch, Amtsleiter des Staatlichen Schulamtes in Fulda, für die sehr gute Unterstützung und Zusam- menarbeit. Von links: FOS-Koordinatorin Helga Vogel, Amtsleiter des Staatlichen Schulamtes in Fulda, „Mit dem Fachabitur sind Studium Harald Persch und Internats- und Schulleiterin Sabine Hasenjaeger während der Übergabe der Urkunde in Hohenwehrda. an Hochschulen und Universitäten und auch Promotion in verschie- denen Fächern möglich“, erklärt Schüler, ein Abitur zu erlangen Arbeit. Drei Tage in der Woche Helga Vogel, in Hohenwehrda für und dabei den Schwerpunkt auf verbringen die FOS-Schüler im die Betreuung der Fachoberschule den praktischen Teil zu legen.“ Seit Klinikum Bad Hersfeld und/oder zuständig. Sie ist überzeugt von vier Jahren bietet das Lietz Internat in verschiedenen Kindertagesstät- dieser Alternative zum Allgemein- Hohenwehrda diesen Ausbil- ten in Bad Hersfeld. bildenden Abitur: „Ich sehe hier dungsgang und reagierte mit der eine sehr gute Möglichkeit für Einführung auf den Fachkräfteman- Im zweiten Ausbildungsjahr, der gel im Bereich der sozialen Berufe. Klasse 12, werden die Schüler auf die Abiturprüfungen vorbereitet. In der Jahrgangsstufe 11 erhal- Hier erhalten sie in kleinen Grup- ten die Schülerinnen und Schüler pen vertieft, individuell und gezielt Unterricht in schwerpunktüber- Unterstützung, lernen verschiedene greifenden Fächern wie Deutsch, Arbeitstechniken, selbstständiges Englisch, Mathematik, Naturwis- Lernen und Studierfähigkeit. Mit senschaften, Politik und Wirtschaft. der staatlichen Anerkennung wird Im Schwerpunktfach Sozialwesen das Angebot, im Lietz Internat gibt es die Themenschwerpunkte Hohenwehrda das Fachabitur ab- Praxiserfahrungen in sozialen Ein- legen zu können, auch für Schüler richtungen, Sozialstation als viel- interessant, die sich erst zur Klasse schichtiges Spannungsfeld, Jugend 11 für einen Wechsel ins Internat und Gesellschaft, Kommunikations- entscheiden. und Gruppenprozesse und Soziale Text: Martin Batzel Fotos: Jens Terlinden 7 AKTUELLES
INHALTSVERZEICHNIS Christian Stöger im Porträt: Sportler, Sozialpädagoge und seit 20 Jahren in Hohenwehrda Heimat, „Ho“ und Waldhessen „Die Zeit in der Mittelstufe und die Pubertät sehe ich als die prägendste Zeit im Leben eines Menschen. Viele Kinder durchleben in Hohenwehrda die wichtigste Zeit ihres Lebens für die Entwicklung ihrer Persönlichkeit“, sagt Christian Stöger. Seit 20 Jahren begleitet er als Nachfrage beschreibt er sich als sich in die Lage der Kinder ver- Sozialpädagoge im Lietz Internat loyal, zuverlässig und hilfsbereit. setzen können. Konsequent sein. Hohenwehrda junge Menschen „Ich kann gut zuhören.“ Schlech- Aber auch Spaß verstehen. Und durch diese Phase mit Empathie te Laune bekommt er, wenn man er muss Blödsinn mitmachen kön- und klaren Worten: „Wenn mir et- den kleinen Finger hinhält – „und nen.“ Christian Stöger kann das. was nicht gefällt, dann darf derje- das Gegenüber die ganze Hand nige das auch ruhig wissen.“ Die nimmt. Wenn man Hilfsbereit- Seinen Zugang zu den Jugend- Art kommt an, Christian Stöger ist schaft ausnutzt“. lichen erhält der Familienvater geschätzt, beliebt und respektiert. durch eine passende Mischung Über seine Vorzüge möchte Chris- Was macht für ihn einen guten aus Fachwissen, Authentizität und tian Stöger ungern sprechen, auf Sozialpädagogen aus? „Er muss Sport – hier betreut er neben der Wintersportexkursion auch die Gilden Basketball, Tischtennis, Volleyball, Fußball und das Lau- fen. Wenn die Puste reicht, nutzt er besonders beim Laufsport ger- ne die Chance für gute Gesprä- che. Mit nun 46 Jahren muss aber auch Christian Stöger erkennen: Das Alter zehrt bisweilen. 20 Jahre Hohenwehrda Das Lietz Internat ist Stögers erste Arbeitsstelle. Dabei fand er „Ho“ zufällig bei einer Recherche bei der Agentur für Arbeit. Damals, 25 Jahre alt, suchte er nach sei- nem Studium der Sozialen Arbeit eine Anerkennungsstelle und setz- te sich im Bewerbungsverfahren gegen vier Kandidaten durch. Das war vor zwei Jahrzehnten. Er ist nicht „einfach hängengeblie- ben“, sondern entschied sich be- wusst für den Ort oberhalb Wehr- das. Langeweile habe er hier noch nie verspürt. „Die Tage sind nicht vorhersehbar. Das macht es anstrengend, aber auch span- nend. In 20 Jahren habe ich nicht den Eindruck, dass sich schon mal etwas wiederholt hat.“ 8 AKTUELLES
Christian Stöger ist im besten Sinne heimatverbunden, wird zwar in Schwalmstadt geboren, wächst aber im Dorf Oberaula auf. 1800 Einwohner, ländliche Struktur. Stögers Elternhaus liegt zudem außerhalb der Ortsgren- ze, das Zentrum ist etwa zwei Kilometer weg. Natur umgibt sei- ne Jugend, er bezeichnet diese Phase als glücklich, genießt die Vorzüge des Dorflebens: Ruhe, Vertrautheit, Verlässlichkeit. Abitur 1993 an der Melanchton- schule in Willingshausen-Steina- tal, 25 Kilometer weg von Ober- aula. Christian Stöger fährt mit dem Bus oder dem Rad zur Schule. Anschließend Studium in Siegen. Kommilitonen an der Hochschule – viele kommen aus dem Kölner Raum – beklagen die Einöde des Siegerlandes. Dort hält nur alle 30 Minuten ein Bus. Stöger reagiert auf das Jammern der Mitstudenten mit einer Frage: „Was wollt ihr denn? Bei mir da- heim kommt nur ein Bus am Tag.“ Heimat bedeutet für ihn, „wenn an der Autobahn das Schild auf die Seine Aufgabe als Sozialpäda- Das dauert nur 20 Minuten län- Region Waldhessen hinweist“. goge, seine eigene Familie und ger als mit dem Auto, ist aber viel Stöger braucht den Wald und viel Sport nennt Stöger als seine gesünder und seine „Antwort auf ländliche Strukturen. In einer Stadt Hobbys. Lange spielt er Hand- die Forderungen von Fridays for hält er es nicht lange aus, das gilt ball, geht heute nicht mehr. Lau- Future“. Welchen Tipp gibt Sozial- auch heute noch. Er erlebt die fen geht immer, Radfahren auch. pädagoge Stöger für die Arbeit Region, als hier noch die Grenze Zwei, drei Mal in der Woche mit Kindern? „Man muss Bock auf zwischen Ost und West stand. Es fährt Christian Stöger die 15 Kilo- Kinder haben. Dann kann man war deutlich ruhiger. „Heute gibt meter von seinem Wohnort Nie- viele Sachen machen, seine Ideen es viel Durchgangsverkehr in alle deraula nach Hohenwehrda – mit ihnen gemeinsam umsetzen. Richtungen.“ nicht auf einem E-Bike, sondern Dann ist es keine Arbeit mehr.“ mit einem konventionellen Rad. Text: Martin Batzel Fotos: Jens Terlinden, Martin Batzel 9 AKTUELLES
INHALTSVERZEICHNIS Lerntherapeut Hans Karcher geht nach 34 Jahren bei der Stiftung in Ruhestand Ein Leben zwischen Lietz, Neuseeland und Paderborn Die Kultkneipe von damals gibt es heute noch: Cave 54, Heidelberg, Krämergasse 2, Seitenstraße der Fußgängerzone. Ein Musikkeller, freundlicher Empfang oben, Wendeltreppe führt nach unten ins Gewölbe. Damals wird drinnen noch geraucht. Die Ventilation ist hoffnungslos überfordert, Freitag und Samstag bis fünf Uhr geöffnet, Dienstag und Donnerstag bis drei – studentengerechte Öffnungszeiten eben. es Einigkeit über die Konditionen. nach Wehrda. Es soll ein Proviso- Das ist Anfang 1986. Zum 1. Au- rium sein, er bleibt dort hängen, gust 2020 scheidet Hans Karcher bereut es nicht, freut sich über Fa- nach 34 Jahren aus der Stiftung, milienanschluss, den kurzen Weg geht in den Ruhestand. rauf nach Hohenwehrda, die Be- schaulichkeit des Haunetals und Elf Jahre lang pendelt Hans Kar- die Gemeinschaft des Dorfes. cher zwischen den Standorten Bieberstein und Hohenwehrda, unterrichtet bis 1997 Latein und Geschichte. Dann beginnt er die Ausbildung zum Lerntherapeu- ten, Karcher bezeichnet dies als Hans Karcher erinnert sich an „glückliche Entscheidung“, schätzt „wilde Nächte“. Vor dem Cave die Möglichkeiten, welche die 54 geht‘s ins „Woiloch“. Auch Einzelbetreuung der Schüler bie- das gibt es heute noch, ist kein tet. Noch bis 2005 unterrichtet er Loch sondern eine Kult-Kneipe, Latein in Hohenwehrda, dann voll- liegt etwa 300 Meter Luftlinie, zieht Hans Karcher den komplet- zwei Parallelgassen und eini- ten Wechsel „weg von fachlichen ge Biere entfernt. Hans Karcher Zwängen hin zum Einzelsetting denkt gerne zurück an seine Stu- und zur therapeutischen Arbeit“. dentenjahre von 1977 bis 1983. Das staatliche Schulsystem als Al- Studienfächer Latein, Geschichte ternative zu einer Anstellung bei und Politik, Abschluss Gymnasial- der Stiftung deutsche Landerzie- lehrer, beide Staatsexamina. Drei hungsheime ist für ihn ohnehin nie Jahre nach dem Examen gibt es mit Reizen verbunden: „Klassen das entscheidende Vorstellungs- mit 30 Schülern in Latein und Ge- gespräch – mit Ulrich Kindscher schichte zu unterrichten? Nein!“ (ehemals Leiter des Lietz Internats Auch der Beamtenstatus kann ihn Bieberstein) und Heinrich Joswig nicht locken. (damals Leiter in Hohenwehrda). Karcher erinnert sich gut: „Wir Ein Jahr arbeitet Hans Karcher in trafen uns in einer Kneipe in Hohenwehrda intern, betreut von München-Schwabing.“ Hat sich 1997 bis 1998 eine Internatsfami- logistisch so ergeben, schnell gibt lie im Schloss, zieht anschließend 10 AKTUELLES
Karcher ist früher viel unterwegs; kann ich nicht singen.“ Zu seiner – Karcher sagt wirklich Monnem, während eines Sabbatjahres Studentenzeit ist das Liedgut nicht nicht Mannheim – „und von dort 1997 reist er nach Mauritius, en vogue. „Als Politologen und aus kommt man schnell in die gan- arbeitet dort mit behinderten Altphilologen haben wir eher die ze Welt“. Kindern; renoviert ein Haus in Internationale gesungen.“ Beim Frankreich, nimmt an internatio- Dialekt gibt es keine Stolperer, den Mit 63 Jahren ist nun Schluss. nalen Workcamps teil; reist zwei spricht Karcher akzentfrei, spürt Geht’s jetzt erst richtig los? Wie Monate durch Neuseeland. Im Nostalgie vorsichtig hochkriechen, alt will er werden? „Wenn es so Schuljahr 2014/15 dauert seine denkt er an den Dom zu Speyer, bleibt wie der aktuelle Zustand, Auszeit drei Monate. Die reichen die Biergärten im Badischen und dann von mir aus 115 Jahre. für Mexiko, einen Abstecher nach an Fahrradtouren ohne E-Bike. „Ist Kreuzworträtsel lösen und Däum- Australien und eine Kur in Pader- alles flach in Baden.“ Wandern, chen drehen werden nicht mei- born. War auch schön da. sein Hobby, klappt dort auch gut. ne Beschäftigungen im nächsten „Die Rhön, deren Wanderwege Vierteljahrhundert sein. Ich bin Auch nach Beginn seines Ruhe- und Hütten ich sehr schätzen ge- ein Reiseonkel.“ Und wie soll standes will Hans Karcher reisen lernt habe, werde ich nur als Tou- der Abschied von Hohenwehrda – besonders an Orte, an deren rist wiedersehen.“ Wird aber auch sein? „Kurz und schmerzlos bitte.“ Stelle auf der Landkarte noch kein funktionieren; 130 Minuten braucht Karcher wünscht sich: „It’s all over imaginäres Fähnchen steckt. Euro- der ICE von Karlsruhe nach Fulda. now, baby blue.“ In der Version pa steht hoch im Kurs. Sprachen Ohne Umsteigen. „Von meinem von Van Morrison. möchte er lernen, Französisch steht Wohnort bei Bad Schönborn aus Text und Fotos: Martin Batzel ganz oben auf der Liste. Und wo bin ich auch schnell in Monnem“ lernt man Französisch? „In Nizza, so viel Stil muss schon sein.“ Egal wohin ihn die Reisen treiben, sein neues Zentrum wird die Region zwischen Karlsruhe und Heidel- berg. Er wächst nahe Philipps- burg auf – einer Stadt am Rhein, im Badischen gelegen, bis vor wenigen Wochen auffallend we- gen zweier Kühltürme des Kern- kraftwerkes. Die sind jetzt weg, waren eh lange schon stillgelegt, störten die Landschaft, wurden spektakulär gesprengt ganz früh morgens, um Touristen zu vermei- den. Kamen trotzdem sehr viele. Karcher sieht‘s im Fernsehen. Tut nicht weh, die Türme fehlen ihm nicht, auch wenn er mit ihnen auf- wächst. Baubeginn 1970, neun Jahre später läuft die Anlage. Dazwischen besteht Karcher sein Abitur am örtlichen Gymnasium. Danach Studium, anschließend die Stiftung, nun ist Schluss und schließt sich der Kreis. Karcher kehrt zurück an den Ort, „an dem man meine Sprache spricht“. Beim Badner-Lied, der Hymne der Region zwischen Karlsruhe, Mannheim und Heidelberg, gibt es beim Text leichte Hänger. „Das 11 AKTUELLES
INHALTSVERZEICHNIS Baumaßnahmen in Hohenwehrda: Physikraum neu, „Waldhaus“ renoviert „Sehr viele Möglichkeiten machen ganz viel Spaß“ Wer das Lietz Internat Hohenwehrda besucht, den Berg hoch läuft Richtung Schloss, dem fällt links vom Weg auf: Das „Waldhaus“ sieht jetzt anders aus. Neues Dach, neue Fassade, ganz oben eine neue Lehrerwohnung, zudem vier frische Schülerzimmer. Seit Spätsommer wird renoviert – innen und außen; die alte Treppe aus Waschbeton muss weichen, wird ersetzt durch eine Stahlkonstruktion. in Eigenarbeit derzeit noch gestal- Nordseite des Waldhauses – also tet wird, ist der Physikraum fertig Burkhard Göbel, in dessen Be- zu den Garagen hin – eine Flucht- und nicht nur technisch auf dem reich als Technischer Leiter die und Rettungstreppe als zweiter neusten Stand. Teure Experimen- Begleitung und Koordination der Fluchtweg angebaut. Natürlich tal-Aufbauten, wie man sie noch Baumaßnahmen in Hohenwehrda wurden Dach und Fassade im von früher kennt, sind weitgehend fällt, erklärt: „Das Waldhaus hat Zuge der energetischen Sanierung Vergangenheit. Die Zukunft gehört äußerlich ein neues, viel schöne- gedämmt. „Bei der Durchführung der Simulation aus dem Internet, res Aussehen. Es hat nun einen der Sanierungsmaßnahmen wird an der die Schülerinnen und Schü- neuen Dachstuhl mit sechs Gau- auf die Qualität der energetischen ler interaktiv arbeiten. „Nun kön- ben und großen Fenstern, die Fas- Materialien geachtet, so dass sich nen wir Messwerte aus den Physik- sade wurde verkleidet, im oberen das Klima im Haus verbessert und experimenten mit den Schülern am Bereich von Dachgeschoss und auch kostbare Energie gespart Smartboard erfassen, sie verglei- erstem Obergeschoss mit Holz, wird“, erklärt Burkhard Göbel. chen und interpretieren oder auch im Erdgeschoss mit Putz.“ Durch Messfehler besprechen“, sagt Dr. die Gauben mit den großen Eine zweite große Baumaßnah- Ralf Karle, Lehrer für Mathematik Fenstern und die Neugestaltung me, mit der sich das Lietz Internat und Physik am Lietz Internat Hohen- der Räume gewinnt der gesamte Hohenwehrda fit macht für künfti- wehrda. Mit Hilfe der Dokumenten- Wohnbereich stark an Helligkeit ge Anforderungen, ist die Reno- kamera werden Lehrer-Experimen- und wird attraktiver. Aus Gründen vierung des Chemie- und Physik- te, kleine elektronische Bauteile des Brandschutzes wird an der bereichs. Während die Chemie und Schaltungen großformatig am 12 AKTUELLES
„Lernen durch Lehren“ Hohenwehrdaner Schüler werden mit Hilfe der Altbürger zu Energieexperten „Wenn Schüler zu Experten wer- den und ihr Wissen an andere, jüngere Kinder und Schüler weiter- geben, ist dies die höchste Form der Wissensvermittlung, die man haben kann“, sagt Dr. Ralf Karle, Lehrer für Mathe, Physik und Chemie am Lietz Internat Hohen- wehrda. Dank der großzügigen finanziellen Unterstützung des Altbürgervereins der Lietz-Schulen und der guten Kontakte des Lietz- Lehrers Dr. Karle zur VRD-Stiftung in Heidelberg war es möglich, um- fangreiche Unterrichtsmaterialien zum Thema „Erneuerbare Energi- en“ für die Sekundarstufe in Ho- henwehrda zu erstehen. Dr. Karle erprobte die modular aufgebauten Ziel des Bildungsprojektes ist Lehreinheiten mit 18 Materialbo- lungsreich gestalteten Materialien auch, die Schüler soweit zu be- xen im naturwissenschaftlichen ermöglichen, dass Schüler unter- gleiten, dass sie – ausgebildet Unterricht der Klasse 9 G sowie in schiedlicher Fachrichtungen und zu Energieexperten – ihr Wissen der Hohenwehrdaner Umweltgil- Klassenstufen sich in das komplexe altersgerecht und spielerisch an de. Eingesetzt werden können die Thema „Erneuerbare Energie“ ein- Kinder einer Kita oder Schule wei- Boxen in den Fächern Physik, Che- arbeiten. Konzipiert ist das Mate- tergeben. „Lernen durch Lehren“, mie, Biologie, Erdkunde sowie rial für eine einzelne Unterrichtsein- so lautet die Grundidee. Die erste Ethik und Religion. Die abwechs- heit, bis hin zur Möglichkeit, eine Einladung liegt den Hohenwehr- Projektwoche zu gestalten oder danern bereits vor: Sobald es die gar zur Projektarbeit, die auf ein Umstände zulassen, ist ein Besuch Schuljahr ausgelegt ist. der Privaten Grundschule Schloss Thiergarten in Bayreuth geplant. Smartboard als Foto oder Film projiziert, digital bearbeitet und den Schülern zur Verfügung ge- stellt. Mit dem Stereomikroskop ist es möglich, Mikrostrukturen wie Haare, Pflanzenfasern, Zellen und auch Kristalle dreidimensional zu untersuchen und zweidimensional als Foto oder Film elektronisch zu verarbeiten. Das Fazit von Dr. Ralf Karle zum neuen Physikraum ist eindeutig: „Sehr viele Möglichkei- ten machen ganz viel Spaß.“ Texte: Martin Batzel Fotos: Lietz Internat Hohenwehrda, Ulrich Mayer 13 AKTUELLES
INHALTSVERZEICHNIS Lietz-Schüler suchen Antworten im Bibelhaus Erlebnismuseum in Frankfurt am Main Was ist dem Menschen heilig? Die Klasse 5/6 nahm am landesweiten Bibelwettbewerb „#heilig“ teil. Dieser von der Stiftung Bibel und Kultur in Kooperation mit den Kirchen in Hessen, dem hessischen Kultusministerium und den Bibelgesellschaften veranstaltete Wettbewerb ging der Frage nach, was einem heilig ist. Hierzu wählten wir die im Reli- #heilig im Bibelhaus Erlebnismuse- das Leben der Menschen zur Zeit gionsunterricht behandelte Ge- um Frankfurt ausgestellt wurde. Jesu. Die Schülerinnen und Schü- schichte von Josef und seinen ler durften dann selbstständig auf Brüdern aus, um dieser Frage So nahmen wir die Einladung ins Entdeckungstour gehen und Was- am Beispiel des Josefs nachzuge- Bibelhaus auch gerne an. Neben ser schöpfen, Schriftrollen entzif- hen. Sehr interessiert folgten die dem Besuch dieser Sonderaus- fern sowie Land und Leute der da- Schüler dem Auf und Ab in des- stellung erwartete uns noch so maligen Zeit kennen lernen. Den sen Leben und setzten dies auch einiges mehr: Die Schülerinnen Höhepunkt bildete die „Fahrt“ in mit heutigen Lebenssituationen in und Schüler durften selbst an die einem in Originalgröße nachge- Verbindung. Durch verschiedene Druckmaschine und nach alther- bauten Fischerboot – „Seesturm“ kreative Zugänge (Zeichnungen, gebrachter Art eine eigene Seite inklusive. Formulieren eigener Gedanken, „drucken“. Anschließend stand Träume, Textweiterschreibung und das Buchbinden an. Ein Druckbo- Nach diesen tollen Erlebnissen # -aktualisierung etc.) setzten sich gen musste richtig gefaltet, genäht kehrten wir wieder in die Gegen- die Schüler mit der Geschichte und anschließend die Seiten mit wart zurück. bzw. der Fragestellung auseinan- Hilfe eines Papiermessers aufge- Text und Fotos: Matthias Göpfert der, sodass ein über drei Meter schnitten werden. #heilig langer Beitrag entstand. Im Anschluss daran wurden wir Auch wenn unser Beitrag auf in die Umwelt der Bibel mitge- Grund der sehr großen Konkur- nommen. Auf sehr anschauliche renz (insgesamt wurden 210 Bei- Art und Weise eröffnete sich uns träge eingereicht) nicht unter die mit einem Preisgeld dotierten Top drei kam, konnten sich die Schü- ler doch geehrt fühlen, dass unser Beitrag (als einer der weiteren Platzierungen in der Altersklasse 11-14 Jahre) in der dem Wett- bewerb folgenden Ausstellung 14 AKTUELLES
Informativer Besuch der Klasse 9 G bei der Jüdischen Gemeinde Fulda Was bedeutet, „jüdisch“ zu leben? Nachdem wir uns im Religionsunterricht in der Klasse 9 G des Lietz Internats Hohenwehrda zuvor bereits inhaltlich einige Zeit mit dem Judentum beschäftigt hatten, freuten wir uns darauf, dies und vieles mehr direkt vor Ort kennen zu lernen. In Fulda angekommen, wurden wir von Roman Melamed, dem Vorsitzenden der Jüdischen Ge- meinde, freundlich begrüßt. Zuerst erzählte er uns in einem Kurzvor- trag was es bedeute, „jüdisch“ zu leben. So seien die insgesamt 613 Ge- und Verbote weniger eine Einschränkung als vielmehr eine Hilfe, den Alltag und das Leben zu strukturieren. Auch die Speisevorschriften, die klar regeln, was koscher ist (und damit geges- sen werden darf) und was nicht, helfen einem, bewusst darauf zu achten, was man isst. Anschließend wurden wir in die Bibliothek der Jüdischen Gemein- Zum Abschluss durften wir, nach- Bedeutung und Verwendung im de geführt, die zugleich auch als dem wir jeweils eine Kippa aufge- Sabbatgottesdienst bzw. an den Museum für das Jüdische Leben in setzt hatten, den für das religiöse besonderen Festtagen. Fulda dient. Neben zahlreichen Leben der Gemeinde wichtigsten Schriftstücken und ehemaligen Raum betreten, die Synagoge. Roman Melamed lobte die Schü- Gebrauchsgegenständen fielen Begonnen mit der Mesusa, die lerinnen und Schüler für die zahl- uns insbesondere die Ausstellungs- sich direkt an der Eingangstüre reichen guten Fragen sowie das tafeln auf, die das jüdische Leben befindet, über den Toraschrein mit große Interesse. Er würde sich über in Fulda dokumentieren. Herr Me- den ihn umgebenden zehn Gebo- einen erneuten Besuch sehr freuen. lamed skizzierte hier auch die Zeit ten bis hin zum Lesepult und den Text und Fotos: Matthias Göpfert vor, während und nach dem Na- kleineren Raumelementen erhielten tionalsozialismus in Deutschland. wir eine ausführliche Erklärung zur 15 AKTUELLES
INHALTSVERZEICHNIS 150 Minuten Vorheizen, 240 Grad, 84 Pizzen und … … aufpassen, dass nichts anbrennt Abendessen im Lietz Internat Hohenwehrda einmal anders – etwas unkonventionell, ohne die festen Rituale, aber als gemütliche Zusammenkunft am Backhaus mit lockeren Gesprächen und leckerer, selbstgemachter Pizza. „Solide gebacken, perfekt knusp- ben wird. Holz bringt die Hitze rig.“ Darius‘ Lob ist kritisch und auf 240 Grad, die sich mehrere ehrlich. Zusammengefasst: Ihm Stunden hält. Manchmal muss es schmeckt’s. Drei Varianten gibt’s auch schnell gehen; vier Minuten – Pizza Hawaii, vegetarisch und dürfen die Pizzen drinbleiben, klassisch mit Schinken und Pilzen. sonst halten sie den Bewertungs- 84 Pizzen backt Michael Klöp- kriterien Darius‘ nicht stand. Die pinger, Hobbykoch und Lehrer für größte Schwierigkeit beim Pizza- Geschichte und Religion in Ho- backen fasst Michael Klöppinger henwehrda. Die Vorbereitung des so zusammen: „Aufpassen, dass ungewöhnlichen Abendessens nichts anbrennt.“ beginnt mit dem Vorheizen des Text: Martin Batzel Backofens zweieinhalb Stunden, Fotos: Jens Terlinden bevor der erste Teig reingescho- 16 AKTUELLES
Betreuung durch Hohenwehrdaner Pädagogen in Corona-Zeiten Cloud, Mails, Telefonate und persönliche Gespräche Wenn der Lehrer morgens anruft: „Good morning, this is your English-teacher calling. This is your wake-up-call. Did you get my announcement, have you got any questions? No? Then get yourself a coffee and please start your work.“ rer unterstützen die Schüler direkt anrufe, begleiten die Erwachsenen bei ihren Aufgaben. den Lernprozess, sind auch in der Ferne nahe an den Kindern dran. „Ich habe mir meine Zeit gut ein- geteilt, so klappt es ganz gut.“ La- etitia aus der Klasse 10 G hat für sich einen guten Weg gefunden, eine ungewöhnliche Situation zu meistern. Ein, zwei Aufträge bear- beitet sie pro Tag – daheim, aber eng betreut und unterstützt von ih- Der Weckruf ist erfolgreich, Ma- ren Lehrern in Hohenwehrda. Der dita aus der 12. Klasse der Fach- Kontakt läuft über verschiedene oberschule legt los und bearbei- Medienkanäle. „Wenn ich eine tet das Material für Englisch. In Frage habe, dann schicke ich ihrem Postfach der Lernplattform schnell eine Mail oder rufe an. Die Es ist die Summe vieler Anstren- „Go Formative“, mit dem im Lietz Lehrer sind erreichbar. Und wenn gungen, die hier zum Erfolg führt: Internat Hohenwehrda schon lan- es mit der Antwort nicht gleich Ob nun mit einer Cloud-Lösung, ge vor der Corona-Zeit gearbeitet klappt, dann nehme ich einen an- aus der sich die Schüler die Auf- wird, findet sie das Übungsmateri- deren Arbeitsauftrag und mache träge holen; oder mit Hilfe von al für ihre Fächer, freigegeben in an dem ersten später weiter.“ Laeti- Lernplattformen oder konventionell bestimmten Zeitfenstern, die sich tia organisiert sich selbst. mit Mails und auch Telefonaten. an den Unterrichtszeiten orientie- ren. Innerhalb dieser Zeiten sind „Am Ende steht das gemeinsame die Übungen auch zu erledigen. Ziel von Eltern, Schülern und Leh- rern, trotz der schwierigen Zeit, So gelingt es, Orientierung zu bie- die Kinder konzentriert und gezielt ten. Die Schüler erhalten trotz der auf die Abschlussprüfungen der bestehenden räumlichen Distanz Klasse 10 R und das Abitur der die ihnen bekannte Struktur, sagt Fachoberschule vorzubereiten und Sebastian Krone, der als Fachmann alle Schüler von Hohenwehrda und Kenner das Lehrerkollegium dahin zu bringen, ihr Klassenziel bei der Arbeit mit „Go Formative“ zu erreichen“, sagt Sabine Hasen- unterstützt. Die Lernplattform wird jaeger, Internats- und Schulleiterin. durchgängig in allen Klassenstufen Andere Schüler, die dabei mehr „Uns lag sehr am Herzen, mit je- genutzt – mit ihr kann „live online Anleitung benötigen, erhalten zu- dem einzelnen Schüler intensiv zu gearbeitet werden“, wie Sebastian dem moralische und emotionale arbeiten und das Schuljahr erfolg- Krone sagt. Übungen werden in Unterstützung. Wenn die gewohn- reich zu Ende zu bringen.“ Echtzeit zur Verfügung gestellt, Leh- te Struktur fehlt, helfen Motivations- Text und Fotos: Martin Batzel 17 UNTERRICHT
INHALTSVERZEICHNIS Unterdrückte Gefühle fließen lassen – ein Gespräch mit jungen Schauspielern Wozu das ganze Theater? Niko (dabei seit dem Schuljahr 2018/19), Nico und Benedikt (beide seit 2019/20) bilden den Kern des Wahlpflichtfachs Theater im Lietz Internat Hohenwehrda in diesem Schuljahr. In einem Gespräch äußerten sie sich zu ihren Gründen, warum sie Theater spielen. Wann das aktuelle Stück mit dem Arbeitstitel „Orestie reloaded“ seine Premiere feiert, steht noch nicht fest. Das hängt davon ab, wann wieder vor Publikum gespielt werden darf, sagt Spielleiter und Theater-Pädagoge Jens Terlinden, der die Hohenwehrdaner Schauspieler im Wahlpflichtfach seit 2009 betreut. Eine Frage an euch Drei: Was bringt das Theaterspiel für Der Arbeitstitel heißt: „Orestie Wozu das ganze Theater? eure Entwicklung, was gibt euch reloaded“, es geht um Hauen Niko: Ich will lernen, besser mit das Theater? und Stechen, Mord und Tot- meinen Mitmenschen umgehen Benedikt: Wie Nico schon sagte: schlag – zusammengefasst: Es zu können. Außerdem möchte ich Man kann seinen Emotionen frei- geht um Tragödien und die Er- gerne Schauspieler werden. en Lauf lassen. Es gibt einen schö- weiterung des dreiteiligen Zy- nen Wechsel zwischen Ruhe und klus der Orestie von Aischylos. Benedikt: Wir haben sehr viel Aufregung. Man kann Emotionen Welche Möglichkeiten bietet Spaß; ich habe mich in das Stück abbauen. Das tut gut. euch das Stück? verbissen. Für mich ist das auch Nico: In meinen Rollen fühle ich eine Vorbereitung. Ich möchte Niko: Durch das Theaterspiel lernt mich heimisch. Auch wenn es später Psychologie und Geis- man, Rollen zu spielen, Skripte so für mich als Junge ungewohnt ist, teswissenschaften studieren und zu lesen, dass man sich in Cha- weibliche Charakter zu spielen. ebenfalls den Weg in die Schau- raktere hineinversetzen kann. Ich spiele ein Mädchen, das aus- spielerei einschlagen. rastet, weil es getötet wird; und Nico: Für mich ist die Antwort auf ich spiele dessen Mutter. Die rastet Nico: Mir gibt das Wahlfach die Frage schwierig in Worte zu aus, weil die Tochter getötet wird. die Möglichkeit, Emotionen und fassen. Was gibt es mir? Es gibt mir Es ist ungewohnt, als männlicher Handlungen, die ich im Alltag un- Kompensation. Wenn es mir nicht Part in der Rolle einer Frau aus- terdrücken muss, weil sie in dem gut geht, kann ich mich in der Rolle zurasten. Aber es ist auch interes- Moment nicht angemessen sind austoben. Es gibt mir die Einsicht, sant, die andere Seite zu spielen. und nicht passen, beim Theater- dass es nicht schlimm ist, manch- spiel rauszulassen. Somit wandle mal anders zu sein. Theaterspiel Niko: Ist doch witzig, mehrere ich diese Gefühle in positive Ener- gibt mir die Chance, Dinge aus- Rollen in einem Stück nacheinan- gie um. Beim Theaterspiel kann zuprobieren, die im echten Leben der zu spielen. Das Stück an sich ich aus mir rausgehen und auch so nicht möglich wären. Das gilt ist auch witzig. Mir machen mei- mal nicht der Norm entsprechen. besonders für unser neues Stück … ne Rollen viel Spaß. Benedikt: Ich finde unsere Heran- gehensweise auch interessant: Erst haben wir uns auf ein Thema geei- nigt, dann selbst das Drehbuch ge- schrieben und somit das Schauspiel „Orestie reloaded“ ein Stück weit miterschaffen. Das ist doch was! Text: Martin Batzel Foto: Walter Rammler 18 UNTERRICHT
Chor in Hohenwehrda: Spaß, Arbeit und Erfolg Vielstimmig durch die Epochen Gemeinsames Musizieren, Spaß am Singen und Stärken von Teamgeist – drei Ziele, die erfolgreiche Chorarbeit ausmachen und in Hohenwehrda umgesetzt werden. Das Repertoire orientiert sich unter den Augen zentriert, bevor ne Lieder einstudiert und auf die dabei an neuen und neuesten die eigentliche Arbeit beginnt. einzelnen Schwächen der Sänger Liedern, die von den 25 Schüle- gezielt eingegangen. Zusätzlich rinnen und Schülern des Chors Mit Klavierbegleitung und Play- besteht immer die Möglichkeit, im vorgeschlagen werden. Etwa die back werden Songs der aktuellen Einzelunterricht spezielle Interes- Hälfte der Chormitglieder sind Charts einstudiert. Eine Kleingrup- sen wie Musik anderer Epochen Jungs. Am Anfang jeder Probe pe aus fünf interessierten Schülern oder spezielle Singtechniken wie steht das gemeinsame Einsingen. probt zusätzlich ein Mal pro Wo- Falsett- und Obertongesang zu Mit verschiedenen Übungen wer- che, um die eigene Stimme weiter üben. den die Stimmbänder gelockert zu erforschen und die Tonqualität Text: Daniel Alles und vorbereitet, das Zwerchfell be- im mehrstimmigen Gesang zu Fotos: Walter Rammler, Lietz Internat Hohenwehrda wusst zur Unterstützung eines Tons verbessern. Hier werden Akkord- eingesetzt und der erzeugte Klang übungen durchgeführt, polypho- 19 UNTERRICHT
INHALTSVERZEICHNIS Unterwegs in Tel Aviv mit Katrin Schwanz, Familienmutter und Lehrerin Lietzerin auf dem „Hügel des Frühlings“ Wer schon mal in Tel Aviv (Hügel des Frühlings) war, weiß, dass diese Stadt mit unglaublicher Vielfalt begeistert. Sei es musikalisch, kulinarisch oder durch eine beispiellose „Open-Mind-Haltung“. Kein Wunder, denn gerade mal dynamisch, kreativ: So zeigt sich 2. Weltkrieges von Deutschland vor 72 Jahren wurde das Land Is- auch der Stadtteil „Florentin“, der nach Israel auswanderten. rael gegründet und gab vielen jü- durch seine weltbekannte Street- dischen Menschen aus aller Welt Art von einem ärmlichen Arbeiter- Farbenfroh, aber auch durchaus nach 2000 Jahren endlich die und Künstlerviertel zum angesag- systemkritisch, zeigen sich Street- Möglichkeit, wieder in ihre Hei- testen Hotspot avancierte; aber Art-Künstler und die, die es wer- mat zurückzukehren. Was sich in auch Bauhausfans kommen in der den wollen. Diese Vielfalt weckt einem solchen Zeitraum an Vielfalt „White City“ auf ihre Kosten, da Neugierde, lockt Besuch. Bei entwickelt hat, zeigt Tel Aviv. Jung, viele Architekten während des einem Spaziergang durch die Begeistert von Tel Aviv: Katrin Schwanz (2. von rechts), Johanna Vaupke (ganz links) 20 FAHRTEN
Straßen und Gassen von „Flo- Laune und ganz viel Hoffnung rentin“ sollte man auf jeden Fall auf eine friedliche Zukunft lassen die Augen offen halten, da ge- sich in Tel Aviv jeden Tag erleben. rade neben den großen, beein- Und manchmal trifft man Men- druckenden Graffiti die kleinen, schen, die man längst verloren meist unscheinbaren graphischen geglaubt hat oder unverhofft ehe- Statements ein Schmunzeln oder malige liebe Kollegen wie Johan- Kopfnicken entlocken oder auch na Vaupke, die bis vor wenigen Gänsehaut auslösen, was stark Monaten ihr Freiwilliges Soziales vermuten lässt, dass längst nicht Jahr in Hohenwehrda absolvierte. alle mit der politischen Lage ein- Die Welt war ein Dorf. Momen- verstanden sind. Von diesen Din- tan ist sie es nicht, aber vielleicht gen bekommt man jedoch in der bald wieder … zweitgrößten Stadt Israels als Tou- Text: Katrin Schwanz rist nicht viel mit. Multikulti, gute Fotos: Katrin Schwanz, Adobe Stock 21 FAHRTEN
INHALTSVERZEICHNIS Projektfahrten der Klassen 10 G, 10 R und 5 bis 8 Saugasse, Südtirol und Sauwetter Schülerinnen und Schüler des Lietz Internats Hohenwehrda unterwegs im Nationalpark Berchtesgaden, auf der Plose und dem Ijsselmeer. In den Bergen Im Schnee goge in Hohenwehrda und als Erst locker mit dem Schiff über Sonnenschein, Kaiserwetter, eine Betreuer der Wintersportexkursion den Königssee, dann mit aller wohl einmalige Rundumsicht auf dabei, sagt: „Das Skigebiet passt, Macht über 1200 Höhenmeter die die imposanten Dolomiten und die Unterkunft bei Familie Agreiter Saugasse hinauf; mehrere Tage dazu die legendäre „Trametsch“, passt. Es ist fast wie daheim.“ verbrachte die Klasse an Orten, mit neun Kilometern Länge und an denen selbst die hartnäckigste einer Höhendifferenz von 1400 Auf dem Meer Vegetation an ihre Grenze kommt. Metern die längste Talabfahrt Süd- „Es gibt kein schlechtes Wetter!“ Zu verstehen ist die Projektfahrt der tirols: Was will man mehr? Fünf Lietz-Lehrer Holger Zimbelius sah 10 G als Sinnbild des Schuljahres, Tage lang waren die Klassen 5 bis es pragmatisch, als die 10 R mit das womöglich steinig, steil und 8 auf den 40 Pistenkilometern des dem Zweimaster „Avondrood“ anstrengend wird und der Erfolg Skigebiets Plose bis auf 2500 Me- eine Woche auf dem Ijsselmeer se- mit gemeinsamer Unterstützung am ter Höhe unterwegs. Täglich wurde gelte – Anpacken, nautische Übun- besten zu erreichen ist. der Profi des Tages gekürt, Kriteri- gen und auch „Dinge machen, en: Sportliche Leistung und Sozial- die nicht schön sind“ inklusive. verhalten mussten passen. Christian Toilettenputzen gehörte zum Trip, Stöger, seit 20 Jahren Sozialpäda ein schönes Abendrot aber auch. Texte: Jens Terlinden, Martin Batzel Fotos: Jens Terlinden, Holger Zimbelius, Carsten Hühn 22 FAHRTEN
IJsselmeer 23 FAHRTEN
INHALTSVERZEICHNIS Schwarze Finger beim Projekt „Zeitung in der Schule“ Wirkt das gedruckte Wort fort? Die Finger sind dunkel vom Zeitungspapier. Doch die Schüler der Klassen 7 und 8 aus Hohenwehrda haben schnell gelernt: Schwarze Finger gehören nach der Lektüre einer Tageszeitung ebenso dazu wie der Geruch von Druckerschwärze, wenn die frisch gelieferten Zeitungspakete morgens zum Unterricht ausgepackt werden. Bei dem gemeinsamen Projekt „Zeitung in der Schule“ („ZiSch“) von Hünfelder Zeitung und Lietz In- ternat Hohenwehrda geht es auch um die Perspektive der gedruck- ten Zeitung und die Frage: Wirkt das gedruckte Wort wirklich fort? Oder wird das Internet in einigen Jahren vergessen lassen, dass es gedruckte Medien jemals gab? Thema des mehrwöchigen Projek- tes war auch der vertrauensvolle und verantwortungsvolle Umgang mit Medien aller Art – ob nun Print oder digital. Tina Sitzer, die in den Klassen Deutsch unterrichtet Der lange Weg zum ersten Artikel und das Projekt in Hohenwehrda Philipp Spreitzer aus der 8 R schreibt über „ZiSch“: betreut, fasst die Eindrücke zusam- men: „Es macht viel Spaß und ist „In den sieben Wochen haben wir sehr viel über Zeitung gelernt. eine Bereicherung des Unterrichts.“ Es fing an bei inhaltlichen Fragen und ging bis zum ersten eigenen Text: Martin Batzel Artikel, den wir geschrieben haben. Mir hat die „Hünfelder Zeitung“ Fotos: Jens Terlinden zwar gut gefallen, aber trotzdem hätte man am Design der Zeitung einiges ändern können. Ich finde das Projekt „ZiSch“ eine gute Idee, damit die Schüler im späteren Verlauf ihres Lebens auch wissen, wie eine Zeitung aufgebaut ist und was reingehört. Unsere Artikel sind von unserer Deutsch-Lehrerin Tina Sitzer als ganz gut bewertet wor- den. Wir als Klasse würden sagen, dass uns das Projekt sehr gut gefallen hat, weil wir unsere Freiheiten hatten. Wir konnten selbst entscheiden, über was wir unseren Artikel schreiben und es ist echt cool, weil man nicht denkt, dass so ein langer Weg hinter einem Artikel steckt. Ich kann „ZiSch“ nur weiterempfehlen.“ 24 PROJEKTE
Klasse 9 R des Lietz Internats unterstützt Partnerschule in England Hohenwehrda hilft Hochwasseropfern „Wir sind sehr dankbar für die großzügige Spende aus Kleidung, Süßigkeiten, Hygieneartikeln und finanziellen Mitteln aus Hohenwehrda“, sagte Ruth Ainley, Direktorin der Read School in Drax, Selby, in England. „Ich möchte den Dank der Men- deren Kinder die Read School Mit Briefen – im Unterricht in schen weitergeben, denen mit der besuchten, vom Hochwasser in englischer und deutscher Spra- Zuwendung sehr geholfen wur- der Grafschaft Yorkshire betroffen che verfasst – richteten sich die de.“ Mit einem sozialen Projekt waren oder auch andere geschä- Hohenwehrdaner Schüler an die engagierte sich die Klasse 9 R digte Bewohner der Gegend rund Adressaten der Spendenpakete: aus Hohenwehrda für Menschen, um Doncaster. Weil dort Flüsse „Liebe Schülerinnen und Schüler die während einer Hochwasser- und Dämme die Wassermassen der Read School, wir die Klasse Flut im Nordosten der Insel im No- nach Dauerregen nicht mehr hal- 9 R aus dem Lietz Internat Hohen- vember vergangenen Jahres Hab ten konnten, waren ganze Land- wehrda, freuen uns, wenn wir mit und Gut, Haus und Hof verloren striche überschwemmt. Besonders unserer Spende ein wenig helfen hatten und zum Teil vor den Trüm- betroffen war die Ortschaft Fishla- können.“ Beide Schulen, das Lietz mern ihrer Existenz standen. ke, hier hatten etwa 300 Familien Internat Hohenwehrda und die Haus und Hof verloren. „Es ist un- Read School, sind sicher, dass Die Klasse 9 R sammelte Spenden vorstellbar“, sagte Ruth Ainley. In daraus eine Schulfreundschaft ent- der Hohenwehrdaner Schüler, den achtziger Jahren war sie ein stehen kann. Eltern und des Kollegiums und Jahr lang Assistent für Englisch in Text: Martin Batzel organisierte Logistik und Trans- Hohenwehrda. Im Sommer 2019 Foto: Lietz Internat Hohenwehrda port. Ziel der Kleider, Süßigkeiten gab es wieder Kontakt. und Geschenke waren Familien, 25 PROJEKTE
INHALTSVERZEICHNIS Im Berufspraktikum mit den Klassen 8 und 9 Von Jogginghosen und Pausen Haben wir auch Pausen? Wann darf ich auf die Toilette? Wird mir das frühe Aufstehen schwerfallen? Sind Jogginghosen okay? Während ihres zweiwöchigen Berufspraktikums erhielten die Schülerinnen und Schüler der Klassen 8 und 9 des Lietz Internats Hohenwehrda meist Antworten auf ihre Fragen. Ob Modeunternehmen, Schreine- rei, Kindergarten, Weinkellerei, Kfz-Werkstätten, Pharmafirmen, Einzelhandel, Ärzte, Steuerberater, Rechtsanwalt oder Radiosender: Die Frage nach den Jogginghosen galt es vor Ort zu klären. Haris aus der 8 R hatte Glück, als Praktikant in der Kindertagesstätte St. Bonifaz in Nürnberg war lockeres Bein- kleid in Ordnung. Sport mit den Kindern empfand er als „cool“, die Hausaufgabenbetreuung als die „anstrengendste Zeit des Ta- ges. Man muss Geduld haben. Aber in Jogginghosen geht’s“. Klarer Punkt für St. Bonifaz. Text und Fotos: Martin Batzel 26 PROJEKTE
WEITERE BILDER UND INFOS 27 PROJEKTE
INHALTSVERZEICHNIS Praktische Arbeit im Lietz Internat Hohenwehrda Gesundes Gemüse aus dem eigenen Garten „Die Arbeit ist gut. Es ist zwar heiß, aber doch erfrischend.“ Sprach’s und stellte sich unter den Rasensprenger. Philipp Spreitzer aus der Klasse 8 R des Lietz Internats Hohenwehrda hat seinen Spaß, auch wenn die Arbeit im Garten ungewohnt für ihn ist. Paul Frenzel aus der 7 R sieht es nüchterner: „Ist halt Gartenarbeit.“ Und doch sind beide Schüler frei- sagte Christian Stöger und liefert Gift einsetzen. Daher gibt es nur willig dabei und bereuen es nicht. der Grund nach: Der Kartoffelkä- ungespritztes Gemüse – das aber Gemeinsam mit Christian Stöger, fer. „Wir haben eine Plage. Wür- aus dem eigenen Garten.“ Sozialpädagoge im Lietz Internat den wir Kartoffeln setzen, müssten Text: Martin Batzel Hohenwehrda, sowie den beiden wir den Käfer vielleicht mit Gift Fotos: Carsten Hühn, Christian Stöger, Martin Batzel Hausmeistern Markus Bleuel und bekämpfen. Aber wir wollen kein Bernd Hüfner pflanzen sie mehr als 2000 Stück Sellerie, Weiß- kohl, Karotten, Zwiebeln und Rotkohl. 400 Quadratmeter Gar- tenfläche graben die Schüler um, bearbeiten sie, damit das Gemü- se in den kommenden Wochen und Monaten gut wächst. „Kartof- feln gibt es leider keine aus dem eigenen Garten in diesem Jahr“, 28 PROJEKTE
29 PROJEKTE
INHALTSVERZEICHNIS Was bedeutete die Grenze für die Menschen im Osten und im Westen Deutschlands? 30 Jahre Wiedervereinigung „Es war ein sehr interessantes und spannendes Projekt. Wir haben Einblicke in Themen erhalten, über die wir uns zuvor nicht viele Gedanken gemacht haben.“ Emely, Schülerin der Klasse 9 R des Lietz Internats Hohenwehrda, war zufrieden mit dem Ergebnis des Klassenprojektes zum Thema „9.11.1989: Grenzöffnung – was geht uns das an?“ Am Anfang stand die Idee, Schü- Die Schülerinnen und Schüler er- lerinnen und Schülern näherzu- arbeiteten einen Fragebogen zum bringen, was diese Grenze für 9. November 1989 und begaben die Menschen im Osten und im sich auf eine Interviewtour in Ho- Westen Deutschlands bedeutete. henwehrda, sammelten die Infor- Die Sichtung von Dokumentatio- mationen und Daten anonym und nen, das Exzerpieren von Infor- veröffentlichten sie in einer klei- mationen aus Magazinen und nen Ausstellung im Klassenraum. anderen Beiträgen, Sichtung von Abschluss des Projektes, dessen Texten zum Thema „Flucht aus der Ergebnisse als Wandbilder und ehemaligen DDR“, Dokumentation Plakate im Klassenzimmer aus- von Einzelschicksalen, Fluchtver- hängen, war der Besuch der Ge- suchen und geglückter Flucht aus denkstätte Point Alpha bei Rasdorf der DDR standen im Mittelpunkt – wegen der Militärpräsenz von der einwöchigen Projektarbeit im US-amerikanischen Truppen und Fach Deutsch. Soldaten des Warschauer Pak- tes einer der „heißesten Punkte“ im Kalten Krieg. Text und Fotos: Martin Batzel 30 PROJEKTE
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