GBVEinblicke - Österreichischer Verband gemeinnütziger ...

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GBVEinblicke - Österreichischer Verband gemeinnütziger ...
GBV                                          Einblicke
Fachmagazin der gemeinnützigen Bauvereinigungen
                                                                       2 | 2019

                                                             FOKUSTHEMA • SEITE 6
                                                             Partizipation in
                                                             gemeinnützigen
                                                             Wohnanlagen

                                                             AKTUELLES • SEITE 10
                                                             Der scheidende
                                                             GBV-Obmann Karl
                                                             Wurm im Interview

                                                             AUSSICHTEN • SEITE 30
                                                             Was tun gegen
                                                             städtische Hitze-
                                                             Inseln?

                                                  Diesmal mit
                                                  Leistungsschau
                                                  der GBV-Anlagen!
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WAS WURDE AUS …

    O-DORF INNSBRUCK:
    OLYMPIAREIFE LEISTUNG
    Sportlich gebaut: Im Zuge der
    ­Olympischen Winterspiele 1964
     und 1976 errichtete die Neue ­Heimat
     Tirol für die Athleten auf einer Fläche
     von 53,1 H­ ektar insgesamt über
     1.300 ­Wohnungen. Heute bieten die
     Hochhäuser des Olympiadorfes am
     östlichen Stadtrand von Innsbruck
     etwa 7.000 Menschen ein Zuhause.
                                               Foto: NHT Archiv

     Auch der internationale ­Gedanke
     lebt dabei weiter: Im „O-Dorf“
     sind 55 ­Nationen vertreten.
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INHALT

                                                                                                               Standpunkte

                                                                                                                                         Sonnenstrom
                                                                                                                                         vom eigenen
                                                                                                                                         Dach
                                                                                                                                         Seite 9

                                                         LIEBE LESERINNEN
                                                                                                               Recht I
                                                         UND LESER!
                                                         Wir leben aktuell in einer Zeit der Veränderung.                                Fotorechte:
                                                         Im Großen erleben wir von Digitalisierung bis                                   So sind Sie auf
                                                         Globalisierung spürbare Umbrüche, in unserer                                    der sicheren
                                                         Branche ist ebenfalls so manches in Bewegung.                                   Seite
                                                         Auch im Verband der gemeinnützigen Bau-                                         Seite 12
                                                         vereinigungen stehen in den nächsten Monaten
                                                         Veränderungen an. Mit einem neuen Obmann
                                                         und einem neuen Obmannstellvertreter wird
                                                         sich sicherlich einiges ändern.
                                                             Nichts ändern wird sich allerdings an den         Recht II
                                                         Grundpfeilern des Verbandes: Wir werden weiterhin
                                                         gemeinsam für die Gemeinnützigkeit kämpfen, der
                                                         Politik und unseren Mitgliedsunternehmen mit un-                                Wenn Miet-
                                                         serer Expertise im Verbandsbüro mit Rat und Tat zur                             wohnungen
                                                         Seite stehen, um leistbares Wohnen in Österreich –                              Eigentum
                                                         um das wir weltweit beneidet werden – auch lang-                                werden
                                                         fristig zu ermöglichen.                                                         Seite 13
                                                             Ich selbst darf mich an dieser Stelle als
                                                         Verbandsobmann von Ihnen verabschieden.
                                                         Nach 27 Jahren an der Spitze ist es Zeit für Neues.
                                                         Mit acht mittleren bis großen Novellen des
                                                         Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetzes oder dem            Panoramablick
                                                         wohnungspolitischen Erdbeben im Jahr 2000, mit
                                                         der Enthebung der fünf Bundesgesellschaften aus
                                                         der Gemeinnützigkeit, waren es durchaus bewegte
                                                         Zeiten. Wir konnten in dieser Zeit den Bestand an                               Rundreise zu
                                                         GBV-Wohnungen von 600.000 Wohnungen auf                                         Österreichs
                                                         940.000 erhöhen und sorgten für eine merklich                                   GBV-Anlagen
                                                         größere Wahrnehmung der Gemeinnützigkeit                                        Seite 14
Foto Sonnenstrom: shutterstock.com / Federico Rostagno

                                                         in der Öffentlichkeit sowie für eine Image-
                                                         verbesserung der Branche.
                                                             Stellvertretend für die vielen Obmannstell-
                                                         vertreter, die mich in den letzten Jahren begleitet
                                                         haben, möchte ich mich bei Alfred Graf bedanken:
                                                         Lieber Alfred, ich danke dir und euch von ganzem      Impressum
                                                         Herzen für die gute und konstruktive Zusammen-
                                                         arbeit im Sinne der gemeinnützigen Wohnungs-          Herausgeber: Österreichischer Verband gemeinnütziger
                                                                                                               Bauvereinigungen – Revisionsverband. Medieninhaber:
                                                         wirtschaft. Die Zusammenarbeit hat mir wirklich
                                                                                                               Österreichischer Verband gemeinnütziger Bauvereinigungen –
                                                         Freude bereitet.                                      Revisionsverband. Redaktion und Verlag: Bösendorfer-
                                                             Alfred, du scheidest bekanntlich heuer            straße 7, 1010 Wien. Telefon: +43 (1) 5055824-0. Redaktion:
                                                         mit mir ebenfalls aus dem Vorstand aus. Du bist       Mag. Eva Bauer, Mag. Dr. Klaus Bichler, Mag. Alois Feichtinger,
                                                         mir in unserer langjährigen Zusammenarbeit in         DI Dr. Gerlinde Gutheil-Knopp-Kirchwald, Mag. Dr. Gerald
                                                                                                               Kössl, Mag. Silke Ruprechtsberger MA, Mag. Michaela
                                                         verschiedensten Funktionen auch zum Freund            Schinnagl. Grafik und Produktion: Egger & Lerch Corporate
                                                         geworden. Ich wünsche dir viel Spaß bei deinen
Foto K. Wurm: Wilke

                                                                                                               Publishing, Vordere Zollamtsstraße 13, 1030 Wien. Cover­
                                                         neuen Tätigkeiten, die dich in der nächsten Zeit      foto: Wolfgang Voglhuber – VOGUS. Erscheinungsweise:
                                                         erwarten.                                             3 Mal jährlich. Auflage: 2.600 Stück. Druck: Samson Druck
                                                                                                               GmbH, 5581 St. Margarethen. Blattlinie: Informationen
                                                                                                               über die und für die gemeinnützigen Bauvereinigungen in
                                                         Karl Wurm, Verbandsobmann                             Österreich.

                                                                                                                                                                                 3
GBVEinblicke - Österreichischer Verband gemeinnütziger ...
In Kürze
                                                             VORRANG
                                                             IN BLAU-GELB
                                                            NEUE WOHNBAUSTRATEGIE
                                                            IN NIEDERÖSTERREICH
                                                            Das Land Niederösterreich hat Ende März
                                                            eine neue Wohnbaustrategie präsentiert.
                                                            Mit dem darin enthaltenen „Vorrang blau-
                                                            gelb“ sollen jene Menschen, die in der
                    SANIERUNGSSCHECK                        jeweiligen Region stark verwurzelt sind
                 Raus aus dem Öl                            bzw. sich im Ort besonders engagieren,
                                                            künftig bei der Wohnungsvergabe bevorzugt
          Der Bund zahlt mit: Heuer stehen für              werden. Für GBVs, die das Ortszentrum mit
           den Tausch alter Heizsysteme gegen               mehrgeschoßigen Bauprojekten verdichten, ist
             klimafreundliche Anlagen in den                eine Förderung vorgesehen.
         beiden Fördertöpfen „Raus aus dem Öl“
            und Gebäudesanierung insgesamt
        42,7 Millionen Euro zur Verfügung. Beim
          mehrgeschoßigen Wohnbau muss der
         Antrag stellvertretend für alle Parteien           2,8 MILLIARDEN FÜR DEN NEUBAU
          zentral von der Hausverwaltung, dem
                                                            Im Vorjahr investierten Österreichs GBVs
           Gebäudeeigentümer, der Wohnungs-                 insgesamt rund 2,8 Milliarden Euro in
        eigentümergemeinschaft oder auch einer              den Bau von neuen Wohnhausanlagen.
           bevollmächtigten Vertretung gestellt             Das Sanierungsvolumen beträgt rund
        werden – und zwar ausschließlich online             950 Millionen Euro pro Jahr.
          über die Website der Kommunalkredit
       Public Consulting. Infos für Bewohnerinnen
                                                                                        4.000
                                                         Bauvolumen in Millionen Euro

           und Bewohner im mehrgeschoßigen
                  Wohnbau gibt es unter                                                 3.500

                                                                                        3.000            Sanierungs-
                www.umweltfoerderung.at
                                                                                                         volumen real
                                                                                        2.500

                                                                                        2.000

                                                                                        1.500

                                                                                        1.000

                                                                                                                           Foto oben: shutterstock.com/PhotographyByMK
                                  UNERWARTETER FUND                                     500
                                                                                                         Neubau-
                Das alte Rom lässt grüßen                                               0                volumen real
                                                                                                    18
                                                                                                    16

                                                                                                    17

                                                                                                20 *
                                                                                                     *
                                                                                                   19
                                                                                                  20

        Da staunten die Bauarbeiter der Baufirma der
                                                                                                 20
                                                                                                 20
                                                                                              20

                                                                                                         * Prognose
                                                                                                20

         Neuen Eisenstädter Siedlungsgenossenschaft
     in Müllendorf (Bezirk Eisenstadt) nicht schlecht:
           Nachdem sie für einen Neubau ein altes
        Bauernhaus abgetragen hatten, stießen
      sie auf die Überreste eines römischen
        Dorfes mit Teilen von mindestens
       fünf antiken Gebäuden. Auf dem
       Gebiet soll rund 300 Jahre lang
                                                                                                    Ein archäologischer
                                                                                                                           Foto unten: Verein PannArch

      Handel betrieben worden sein.                                                                  Fund stoppt derzeit
     Wie es mit den ursprünglichen                                                                    in Müllendorf den
          Bauplänen weitergeht, ist                                                                    Bau einer neuen
                      derzeit offen.                                                                   Wohnhausanlage.

4
GBVEinblicke - Österreichischer Verband gemeinnütziger ...
BLICK NACH EUROPA

                                            WOHNVERSORGUNG
                                            UNTER DER EU-LUPE
                                Die Europäische Union beschäftigt sich regelmäßig mit dem Thema
                            Wohnen und Wohnbau. Diese „strenge“ Beobachtung wurde nach der Finanz-
                             und Wirtschaftskrise etabliert, um makroökonomische Risikofaktoren und
                                 Ungleichgewichte rechtzeitig zu identifizieren und zu korrigieren.

                D    er Fokus der Betrachtung liegt auf
                     dem Eigentumssegment: Zur Iden-
                tifizierung von Ungleichgewichten im
                                                                        STEIGENDE PREISE
                                                                        VERSCHÄRFEN DIE
                                                                         WOHNUNGSNOT
                                                                                                      nachhaltigen Mietsektors. Das bewegt
                                                                                                      viele Haushalte dazu, hohe Kredite für
                                                                                                      einen Wohnungskauf aufzunehmen
                Bereich des Wohnungsmarktes analy-                                                    anstatt zu mieten.
                siert die Europäische Union eine Reihe
                von Indikatoren, zum Beispiel den Grad                  Anzahl der EU-Länder          Leistbarer Wohnraum als Mangelware
                der privaten Verschuldung sowie die                     mit über 6 % Teuerung         Die Wohnraumversorgung ist ein zentra-
                Hauspreisentwicklung. Beide Aspekte                     bei Wohnimmobilien            les Thema der jährlichen Länderreports.
                haben zur krisenhaften Entwicklung vor                  Anzahl der EU-Länder          Das Hauptproblem quer durch Europa
                zehn Jahren beigetragen. Ein guter Teil                 mit Privatverschuldung        bleibt weiterhin die träge Neubauleis-
                der Verschuldung privater Haushalte                     von über 133 % des BIP        tung, insbesondere im sozialen Wohn-
                entsteht durch Kreditaufnahmen zur                                                    bausektor. Hauptursachen dafür sind die
                Finanzierung von Wohnraum. Einige                                                     hohen Grund- und Baukosten. Die Unter-
                Länder überschreiten hier die vorge-                                                  versorgung mit leistbaren Wohnungen
                                                                   13       13
                gebene Benchmark – Österreich ist                                                     hat zu einem Auseinanderdriften von
                nicht darunter. Anders als Schweden                                   12
                                                                                                      Wohnkosten und Einkommen geführt,
                                                                                                 12
                oder die Niederlande, wo die private                                                  was vor allem niedrigere, aber auch
                Verschuldung in den letzten Jahren                                                    zunehmend mittlere Einkommensgrup-
                überproportional angestiegen ist und                                                  pen belastet. Für Deutschland etwa weist
                als risikoreich eingestuft wird. In beiden                                            die EU-Kommission auf die geplanten
                Ländern herrschen Steuerregime vor, die                          10                   100.000 zusätzlichen Sozialwohnungen
                die Eigentumsbildung klar bevorzugen,                                                 bis 2021 hin, betont aber auch, dass
                und dies zulasten eines leistbaren und                                                dies zur Abdeckung der Nachfrage nach
                                                                                                      leistbaren Wohnungen bei Weitem
                                                                                                      nicht ausreicht. Das Gleiche gilt für
                                                                                                      Großbritannien, wo die Wohnproduktion
                                                                                                      seit Jahren dem Wohnbedarf hinterher-
                                 In 12 von 28 EU-Ländern,                                             hinkt, mit gravierenden Auswirkungen
                                darunter etwa Dänemark,                 6                   6         vor allem für jüngere Haushalte.
                         Irland, Zypern, die Niederlande
                           und Schweden, ist der private       5                                      Vorbild Österreich
                             Schuldenberg um ein Drittel                                              Österreich ist hinsichtlich der Preisent-
                         höher als das BIP (Stand: 2017).                                             wicklung laut Länderreport im privaten
                         In 6 von 28 EU-Ländern stiegen                                               Sektor keine Ausnahme. Auch hier-
                            die Immobilienpreise 2017 im                                              zulande sind die Kosten für Eigentum
                          Vergleich zum Vorjahr um über                                               und Mieten in den letzten Jahren
                             6 Prozent. Österreich zählte
                                                                                                      stark gestiegen. Allerdings halten sich
                                zwar 2017 nicht zu diesen
                           Ländern, allerdings wurde der
                                                                                                      die Auswirkungen auf den privaten
                           Wert hierzulande 2016 (+7 %)                                               Konsum und die Finanzmarktrisiken
                                            überschritten.                                            in Österreich in Grenzen. Dies ist vor
                                                                                                      allem dem weiterhin hohen Anteil
                                      Quelle: EU-Kommission,                                          des gemeinnützigen Sektors an der
                                Alarmmechanismusbericht 2019   2014     2015      2016      2017      Wohnversorgung geschuldet. •

GBV Einblicke        2 | 2019                                                                                                                     5
GBVEinblicke - Österreichischer Verband gemeinnütziger ...
FOKUSTHEMA

    Miet mach mit:
    Partizipation
    in GBV-Anlagen
    Was Baugruppen in den Genen haben, kann auch für GBVs fruchtbar sein:
    Über Vorteile und Grenzen der Bewohnerbeteiligung im gemeinnützigen Wohnbau

             O    b Baugruppen, Cohousing oder
                  Clusterwohnungen: Gemeinschaft-
             liches, selbstorganisiertes Bauen und
                                                         baus herzustellen. Eine gute Hausge-
                                                         meinschaft steigert die Lebensqualität
                                                         und entlastet die Hausverwaltung. Diese
                                                                                                     kluge Gestaltung der Anlage begünstigt
                                                                                                     zufällige Begegnungen. Dabei gehe es,
                                                                                                     so Amann, nicht unbedingt um die oft
             Wohnen ist im Aufwind. Anders als           erspart sich im Tagesgeschäft viel Klein-   wenig genutzten Gemeinschaftsräume.
             beim herkömmlichen Wohnbau tun              kram zwischenmenschlicher Natur.“           Gemeinschaftsbeete beispielsweise sei-
             sich die künftigen Bewohnerinnen und                                                    en besonders geeignet, um Menschen
             Bewohner schon für die Planung ihres                                                    verschiedenster Ethnien und jeglichen
             künftigen Hauses zusammen. Oft einen        „Wir suchen                                 Alters zusammenzubringen.
             sie welt­anschauliche Motive oder der                                                       Auch rund um den Einzug der Men-
             Wunsch nach einem solidarischen             freiwillige Kümmerer,                       schen haben die GBVs Ressourcen, um
             Miteinander. Auch Wien hat nach der                                                     etwa mit informellen Treffen und einem       Foto rechts: Philipp Naderer
             ersten Blüte in den 1980er-Jahren           die dann selbst                             Willkommensfest das Kennenlernen ak-
             den Trend neu ­entdeckt: Bei größeren       aktiv werden.“                              tiv zu fördern. Im laufenden Betrieb sind
             Stadtentwicklungs­projekten wie dem                                                     die Spielräume für Bewohnerbeteiligung
             Nordbahnhof, dem Sonnwendviertel            Mar ti n We b e r, SG N                     hingegen gering, kritisiert Amann: „Wer
             oder der Seestadt Aspern gehören                                                        hier Zeit und Geld verwendet, gilt als we-
             ­Baugruppenprojekte fix dazu.                                                           niger effizient und steht in der Revision
                                                         Abkupfern erlaubt                           schlechter da.“ Der Experte plädiert des-
                                                                                                                                                  Foto oben: Hertha Hurnaus, www.hurnaus.com

             Entlastung für die Hausverwaltung           Um zu erfahren, was genau die Ge-           halb für eine Änderung dieser Rahmen-
             Die Erfahrungen der Baugruppen sind         meinnützigen von Baugruppen lernen          bedingungen. „Am Wollen scheitert es
             nicht zur Gänze auf den gemeinnützigen      können, haben die Siedlungsgenos-           nicht, aber sehr oft an den finanziellen
             Wohnbau anwendbar – die GBVs können         senschaften Neunkirchen, Alpenland          Mitteln“, sagt auch Martin Weber. Der
             dennoch von ihnen profitieren, ist Martin   und Amstetten sowie die NÖ Wohnbau-         SGN-Vorstand schlägt eine Anpassung
             Weber, Vorstand der Gemeinnützigen          gruppe eine Studie in Auftrag gegeben.      des Wohnungsgemeinnützigkeitsgeset-
             Siedlungsgenossenschaft Neunkirchen         Studienautor Wolfgang Amann vom             zes und der Förderbeträge vor.
             (SGN), überzeugt. Denn: „Ein gemeinsa-      Institut für Immobilien, Bauen und Woh-
             mes Treffen bei der Schlüsselübergabe       nen (IIBW), fand vor allem zwei Hebel:      Kümmerer gesucht
             reicht nicht, um eine Verbindung unter      „Baulich und rund um die Einzugsbeglei-     Klar ist: Gute Nachbarschaft braucht
             den Bewohnern eines Genossenschafts-        tung können die GBVs viel machen.“ Eine     einen Anstoß. „Es geht um eine Akti-

6
GBVEinblicke - Österreichischer Verband gemeinnütziger ...
FOKUSTHEMA

                                                                                         Konstruktiv:
                                                                                         Das „Wohnprojekt
                                                                                         Wien“ am Wiener
                                                                                         Nordbahnhof
                                                                                         entstand in
                                                                                         Kooperation von
                                                                                         privater Baugruppe,
                                                                                         Architektenteam
                                                                                         und der GBV
                                                                                         Schwarzatal.

vierung zur Selbstorganisation, ohne
jemanden zu überrumpeln“, so Weber:
„Wir suchen freiwillige Kümmerer, die
dann selbst aktiv werden.“ So steht
den Mieterinnen und Mietern der
Wohnanlage in Blumau-Neurisshof ein
Gemeinschaftsraum samt kleiner Küche
zur Verfügung, die Gemeinde sponserte
den Fernseher. Weber: „Das Gemein-
schaftskochen ist sehr beliebt.“ Auf dem
Land profitieren die GBVs in puncto
Hausgemeinschaft von einem engeren                                                            Gelebte Partizipation
sozialen Gefüge. „Im Waldviertel kennen                                                            im Baugruppen-
sich im Normalfall 70 bis 80 Prozent der                                                      Projekt „Seestern“ in
künftigen Bewohner ohnehin schon vor                                                                  Wien-Aspern.
dem Einzug“, meint Weber.

Baugruppe light                            stärkt“, lautet Webers Resümee. Wichtig
Die SGN macht auch gute Erfahrungen        sei aber, sehr klar zu sagen, wo eine
mit „Baugruppen light“: In der 750-Ein-    Mitsprache möglich ist und wo nicht.
wohner-Gemeinde Altlichtenwarth im             Eine klare Aufgabenteilung ist auch
oberen Weinviertel, wo bis 2021 elf        für die Wiener Architektin Katharina
gemeinnützige Wohnungen entstehen,         Bayer von einszueins Architektur eine
bezog sie die künftigen Mieterinnen und    wichtige Säule partizipativen Bauens:
Mieter schon im Vorfeld ein: So wurden     „Für Statik und Bautechnik sind die
diese etwa gefragt, in welchem Stock sie   Experten zuständig.“ Gemeinsam mit
wohnen wollen und wo der Spielplatz        Markus Zilker und Markus Pendlmayr
sein soll. „Der Aufwand hielt sich in      hat sich Bayer auf ­Baugruppenprojekte
Grenzen, die Gemeinschaft wurde ge-        spezialisiert. Rund ein Drittel mehr      ›
GBV Einblicke       2 | 2019                                                                                          7
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FOKUSTHEMA

    ›                                                                Katharina Kirsch-
                                                                     Soriano da Silva leitet
    Stunden müssen Architekten dafür                                die Stadtteilarbeit der
    rechnen, ist ihre Erfahrung. Bayer: „Für                        Caritas Wien.
    eine Gemeinschaft und den Einzelnen
    lebendigen Lebensraum zu gestalten,
    ist sehr befriedigend. Das lohnt den
    Mehraufwand.“ Die Pläne entstehen in
    individuellen Treffen (für die Planung der
    eigenen Wohnung), in verschiedenen
    Arbeitsgruppen und – sehr wenigen –
                                                 Partizipation steht
    Workshops für alle.                          auch für Inklusion
    Willkommenes GBV-Know-how                    von Katharina Kirsch-Soriano da Silva
    Das Ende 2013 fertiggestellte Wohn­
    projekt Wien am Nordbahnhofgelände
    hat einszueins Architektur gemeinsam         Partizipation ermöglicht bedarfsgerechtere
    mit einer privaten Baugruppe und der         Gestaltung. Können die Bedürfnisse und Inter-
    GBV Schwarzatal als Bauträger realisiert.    essen von Bewohnerinnen und Bewohnern ein-
    Rund 100 Menschen leben dort in 40           fließen, so werden die konzipierten Räume und
    Wohnungen, auch das einszueins-Büro          Angebote in der Folge deutlich intensiver und
    ist eingezogen. „Vor allem bei der Finan-    gleichzeitig verantwortungs­voller genutzt. Die
    zierung profitierte die Gruppe sehr vom      Mitgestaltung des eigenen Wohnumfelds fördert
    Know-how der Schwarzatal. Der ganze          zudem die ­Identifikation und das Wohlfühlen.
    Prozess wurde damit entspannter“,                       Die Stadtteilarbeit der Caritas Wien
    so Bayer. Zudem gab es, nicht zuletzt        ­begleitet im Auftrag von Wohnbauträgern
    durch die GBV-Beteiligung, einen klaren       neu ­entstehende Wohnanlagen und Quartiere
    zeitlichen und finanziellen Rahmen.           ­sowie Sanierungs- und Veränderungs­prozesse
        Befürchtungen der Gemeinnützigen,          in bestehenden Wohnquartieren. Im Fokus
    individuelle Wünsche erschwerten               stehen dabei immer die Bewohnerinnen und
    künftige Vermietungen, bewahrheiten            Bewohner: Für sie werden Möglichkeiten der
    sich Bayer zufolge übrigens nicht: „Den        Mitgestaltung und Mitsprache eröffnet.
    meisten Menschen geht es um so simple                   Die künftige Bewohner- und Nachbarschaft
    Dinge wie eine offene Küche oder einen         wird von uns schon frühzeitig involviert, indem
    Abstellraum.“ Nachsatz: „Die rosa ge-          wir sie informieren, miteinander vernetzen
    punktete Fliese im Bad ist ohnehin nicht       und in Entwicklungen einbeziehen. Vor Ort
    drin. Wir bieten ein paar Fliesenvarianten     setzen wir konkrete Impulse für gegenseiti-
    zur Auswahl.“ •                                ges Kennenlernen und leisten einen Beitrag,
                                                   um v­ erschiedene Wohnformen und soziale
                                                   ­Gruppen ins nachbarschaftliche Zusammen­
                                                    leben zu ­integrieren. Wir organisieren
                                                    Workshops zu G      ­ emeinschaftsräumen und

                                                                                                          Foto K. Kirsch-Soriano da Silva: bright light photography
    Träumen, Planen, Tun:                           ­Freiflächen und begleiten Ideen und ­Initiativen
    Die Seestern-Bewohnerinnen                       von ­Bewohnerinnen und Bewohnern auf dem
    und -Bewohner beim Aushecken                     Weg der Umsetzung – von der Kochrunde
    gemeinsamer Aktivitäten.                         über Eltern-Kind-Treffs bis zur Gründung eines
                                                     ­Nachbarschaftsvereins.
                                                            Durch professionelle Begleitung und
                                                      ­Moderation kann lebendige Nachbarschaft
                                                       gefördert werden. Für Gemeinschafts­räume
                                                       und gemeinschaftliche Freiflächen ­werden
                                                       ­Nutzungen initiiert und gleichzeitig Nutzungs­
                                                        regeln in Diskussion miteinander erarbeitet.
                                                        Quartiersübergreifende ­Arbeit steht aber
                                                        auch im Spannungsfeld zu ­unterschiedlichen
                                                        Regelungen und Logiken verschiedener
                                                                                                          Foto links: Philipp Naderer

                                                        Bauplätze und Bauträger. Das Erarbeiten von
                                                        ­gemeinsamen Perspektiven für ein Quartier
                                                         bedeutet hier oft Prozesse der Diskussion und
                                                         Aushandlung – nicht nur wegen der Vielfalt der
                                                         Bewohnerinnen und Bewohner, sondern auch
                                                         der beteiligten Akteurinnen und Akteure.

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GBVEinblicke - Österreichischer Verband gemeinnütziger ...
STANDPUNKTE

                                                                    SONNENSTROM
                                                                   VOM EIGENEN DACH
                                                                Gesetzesänderungen im Jahr 2017 machen es möglich: Gemeinnützige Wohnanlagen
                                                                dürfen nun mittels Photovoltaik nicht nur Strom für die eigenen Bewohnerinnen und
                                                              Bewohner erzeugen, sondern auch Überschüsse ins allgemeine Netz einspeisen. Doch die
                                                              Regelungen sind jung, wichtige rechtliche Fragen ungeklärt. Ob und in welcher Form GBVs
                                                               als „Stromanbieter“ auftreten können und wollen, wird die Zukunft weisen – und hängt
                                                                           nicht zuletzt von der Praxistauglichkeit der Neuregelungen ab.

                                                             Alfred Kollar                                                          Michael Gehbauer
                                         GESCHÄFTSFÜHRER DER OBERWARTER                                                             GESCHÄFTSFÜHRER
                                           SIEDLUNGSGENOSSENSCHAFT (OSG)                                                           DER WBV-GPA

                                           So wichtig Überlegungen zu erneuerbarer Energie                      Ich freue mich, dass wir im Vorjahr
                                                vom Dach und insgesamt zu einem besseren                        ­gemeinsam mit Wien Energie in der Lavater­
                                          Klimaschutz sind: Die Leistbarkeit der Wohnungen                       straße im 22. ­Bezirk die erste Wohnhaus­
                                             steht bei uns als GBV an erster Stelle. Man kann                    solaranlage in Wien für die WBV-GPA-­
                                                nicht bei jedem einzelnen kleinen Bauprojekt                     Mieterinnen und -Mieter errichten konnten.
                                            wissenschaftliche Arbeiten über die Klimaeffekte                     Diese Innovation wertet die ­Immobilie auf und
                                          durchführen. Es rechnet sich auch nicht, auf jeden                     stößt auf hohes ­Interesse. Die Anlage misst
                                            Wohnbau eine Photovoltaik-Anlage aufzusetzen.                        400 ­Quadratmeter und ­erzeugt pro Jahr rund
                                                   Wir selbst testen hier gerade ein Modell, in                  60.000 Kilowattstunden ­Solarstrom. Mehr als
                                               dem die Sonnenenergie mittels Pufferspeicher                      die Hälfte der ­Bewohnerinnen und B ­ ewohner
Foto R. Weinrauch: privat

                                             zurückgehalten wird. Im Südburgenland kommt                         bezieht bereits hausgemachten ­Sonnenstrom.
                                            Solarenergie derzeit vor allem bei Passivhäusern                     Dieser wird ihnen zu einem ­vergleichsweise
                                                       und Mehrgeschoßbauten zum Einsatz.                        günstigen Tarif angeboten, sie müssen keine
                                                                                                                 Investitions- und Fixkosten zahlen.
Foto M. Gehbauer: WBV-GPA.AT

                                                   Roland Weinrauch                                                                 Stefan Schleicher
                                                             WEINRAUCH RECHTS­                                                      KLIMAEXPERTE UND ÖKONOM
                                                                  ANWÄLTE GMBH                                                    ­U NIVERSITÄT GRAZ

                                                Mit der Neuregelung des E  ­ lektrizitätswirtschafts-           Eine Photovoltaik-Anlage am Dach und an
Foto S. Schleicher: privat

                                                        und -organisationsgesetzes (§ 16a ElWOG)                den Fassaden macht nicht nur Sinn, sie sollte
                                                     versuchte der Gesetzgeber, insbesondere auf                eine Selbstverständlichkeit bei jeder neuen
                                                 großen, ungenutzten Dachflächen der Ballungs-                  gemeinnützigen Wohnanlage und eigentlich
                                                   zentren, die Erzeugung erneuerbarer Energien                 jedem neuen Haus sein. Wenn der erzeugte Strom
                                                     zu forcieren. Rechtlich ist das komplex: Eine              weitgehend dem Eigenbedarf dient, dann zahlt sich
                                                    Reihe von Fragen stellt sich etwa zur Verrech-              das in puncto Betriebskosten aus. Klimaplan und
Foto A. Kollar: Andi Bruckner

                                                  nung der Betriebs- und Instandhaltungskosten.                 -strategie der Regierung sind zu wenig ambitioniert:
                                                  Je nach konkreter Ausgestaltung der jeweiligen                Das darin angesprochene „Leuchtturmprojekt“ – bis
                                                Solaranlage sind diese Fragen recht unterschied-                zum Jahr 2030 PV-Anlagen auf 100.000 Dächern –
                                                     lich zu beantworten. Es fehlt auch noch eine               leuchtet nicht sonderlich hell: Es würde zu den rund
                                                 einschlägige Judikatur. Ich bin aber davon über-               70 Terrawattstunden Strom in Österreich maximal
                                                 zeugt, dass mit zunehmender Praxis schon bald                  0,6 TWh beitragen. Insgesamt gilt es, Energie
                                                                 Rechtssicherheit entstehen wird.               effizienter zu verwenden.

                                GBV Einblicke          2 | 2019                                                                                                          9
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AKTUELLES

                        „BEI DEN
             VORSCHRIFTEN MUSS
                 MEHR VERNUNFT
                     EINZIEHEN“    Der scheidende GBV-
                                   Obmann Karl Wurm über
                                   den Spagat zwischen
                                   Klimaschutz und L­ eist­
                                   barkeit, notwendige
                                   Gesetzesreformen
                                   und künftige Heraus­
                                   forderungen im gemein­
                                   nützigen Wohnbau.

                                   STECKBRIEF
                                   Karl Wurm
                                                                  Fotos: Heidrun Henke, www.heidrunhenke.com

                                   • geboren 1952 in Linz

                                   • Studium der Wirtschafts­
                                      wissenschaften

                                   • 1982 – 1989 Wohnbau­
                                      experte der AK NÖ

                                   • Mai 1992 bis Mai 2019:
                                      Obmann des GBV

                                   • Seit 1990 Geschäftsführer
                                      der Neue Heimat und seit
                                      1991 der GEWOG

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AKTUELLES

Stellen Sie sich vor, Sie hätten              zu bauen. Vierköpfige Familien lebten
drei Wünsche an die Politik frei.             auf 40 bis 55 m2. In den 90ern trat das
Welche wären das?                             Bedürfnis nach Luft, Licht, Sonne ins
Erstens, dass der Weg des Stärkens            Zentrum. 70 m2 und mehr, oft mit Balkon
der gemeinnützigen Wohnungswirt-              oder Terrassen, wurden zum Standard
schaft – als Bollwerk gegen die Härten        für Familien und viele Paare. Daneben
des ­privaten Wohnungsmarktes –               waren große Sanierungen zu bewältigen.
­konsequent weiterverfolgt wird. Zwei-        Seit den 2000ern ist klimaschonendes,
 tens: Bei der Angleichung der Bauord-        energiesparendes Bauen im Fokus.
 nungen und den sonstigen Vorschriften
 muss mehr Vernunft einziehen – und           Stichwort Leistbarkeit versus               Karl Wurm: „In der Politik ist
 Augenmaß für das, was wirklich notwen-       Klimaschutz: Wo liegt der ideale            ein Paradigmenwechsel nötig.“
 dig und leistbar ist. Drittens: Wenn die     Weg in diesem Spannungsfeld?
 Gemeinden mehr günstigen Wohnraum            In der Euphorie, was man alles mit
 zur Verfügung s­ tellen sollen, braucht es   einem Haus in Sachen Energie tun kann,
 zusätzliches Geld.                           hat man komplett vergessen, dass das
                                              auch was kostet. Zudem wurde die
Stichwort Verbesserungen: Als                 Wohnbauförderung seit 1996 nicht mehr
GBV-Obmann haben Sie acht mittlere            an die Inflation angepasst, es fehlen       Wo liegen die künftigen
bis große Novellen des Wohnungs­              500 Millionen Euro. Klimaschutz ist         Herausforderungen?
gemeinnützigkeitsgesetzes                     sehr wichtig, aber wenn man ihn haben       In der Politik ist ein Paradigmenwechsel
miterlebt. Braucht es eine weitere?           will, müssen die Zusatz­kosten aus den      nötig: Bislang lag das Augenmerk auf der
Ja, denn es gibt immer wieder neue            ­Umwelttöpfen finanziert werden.            Zahl der gebauten Wohnungen, künftig
­Entwicklungen, mit denen ein zeit­ge­         Sonst wird der eigentliche Zweck der       muss die Frage lauten: Wie viele bezahl-
 mäßes Wohnrecht mitgehen muss.                ­Förderung, nämlich günstigen Wohn-        bare Wohnungen – in Ballungsräumen
 Vor zehn Jahren war beispielsweise eine        raum zu ­schaffen, immer mehr ad          besonders Mietwohnungen – entstehen?
 Vermietung über Online-Plattformen             absurdum geführt.                         Die Grundstücke werden immer teurer.
 wie Airbnb noch gar kein Thema.                                                          Wiens Vorstoß, dass zwei Drittel neuge-
                                              Sie blicken auf 27 Jahre als                widmeter Gründe für geförderten Wohn-
Vor drei Jahren forderten Sie eine            GBV-Obmann zurück. Worauf                   bau zur Verfügung stehen müssen, sollte
Entrümpelung des Baurechts.                   sind Sie besonders stolz?                   beispielgebend sein. Bei der Förderung
Ist nun genug entrümpelt?                     Dass die Branche so gut aufgestellt         von Eigentum muss darauf geachtet
Nein, auch hier braucht es mehr Lebens-       ist und der gemeinnützige Wohnbau           werden, dass das Ziel die Deckung des
nähe: In Guntramsdorf ersetzt die Neue        ein so gutes Image hat. Rund neun von       Wohnbedarfs, nicht Spekulation ist.
Heimat einen 40er-Jahre-Bau durch             zehn Menschen in Österreich finden          Der Wohnungsgenossenschaft gebührt
ein neues Wohnhaus – freifinanziert,          ihn sehr wichtig.                           ebenfalls ein höherer Stellenwert, auch
nur nach den geltenden Vorschriften                                                       sie bietet dauerhaftes Eigentum – halt
der Bauordnung errichtet. Die hohen           Dennoch gibt es immer wieder                solidarisches Eigentum.
­Standards der Wohnbauförderung hätten        Kritik an zu hohen GBV-Manager­
 den Bau weiter verteuert. Ich wünsche        gehältern und mangelnder                    Und wo geht Ihre persönliche
 mir im geförderten Wohnbau unter-            Kontrolle …                                 Reise hin? Kommen nun verstärkt
 schiedliche Angebotsschienen – von           Neider gibt es überall. Die Spitzen­        Ihre Spanisch-, Französisch- und
 einfach und funktionell mit ­reduzierten     gehälter liegen weit unter jenen der        Italienisch-Kenntnisse zum Einsatz?
 ­Vorschriften bis hoch­qualitativ und        ­Privatwirtschaft, obwohl unterneh-         Ja, Sprachen sind mein Anti-Demenz-
  ökologisch vorbildlich.                      merisches Risiko und Anforderungen         programm. Ich werde sicher noch mehr
                                               ­dieselben sind. Wer mangelnde Kontrolle   reisen, noch mehr bergsteigen und
Wie haben sich die GBVs vom                     kritisiert, weiß zu wenig über das eng-   noch mehr ins Theater gehen. Zudem
Beginn bis heute entwickelt?                    maschige Kontrollnetz vom Revisions­      werde ich mich theoretischen Fragen
Von der Nachkriegszeit bis in die               verband bis zu den Aufsichtsbehörden      der ­Wohnungswirtschaft widmen.
1980er-Jahre ging es darum, möglichst           der Länder. Vor kriminellen Machen-       Etwa in einem Blog, der die Eckpfeiler
viele Wohnungen möglichst günstig               schaften ist keine Branche gefeit.        einfach erklärt. •

GBV Einblicke        2 | 2019                                                                                                                  11
ALLES WAS RECHT IST

 FOTORECHTE:
 SO SIND SIE AUF DER
 SICHEREN SEITE
     Ihr Sommerfest war ein voller Erfolg, die Auswahl an Fotos                             mung nötig. Auch eine Weitergabe an
     für Webseite und Bewohnermagazin ist groß. Doch eine                                   Dritte muss vorher vereinbart werden
     Verletzung von Urheber- und Persönlichkeitsrechten kann                                und erhöht in der Regel den Preis.
     teuer werden. Was darf ich wo und wann veröffentlichen?
                                                                                            Tipps:
     Wir verraten Ihnen die wichtigsten Dos und Don’ts.                                     • Benutzen Sie Bilder grundsätzlich
                                                                                              nur mit Zustimmung des Urhebers/
                                                                                              der Urheberin.
                                                                                            • Achten Sie auf die korrekte
     1. Sommerfest & Co:                       • Wollen Sie Fotos für Werbezwecke             Namensnennung der Fotografin/
     Sichern Sie sich ab                        verwenden, benötigen Sie auf jeden            des Fotografen.
     Möchten Sie Bilder von Bewohnerevents      Fall das schriftliche Einverständnis        • Klären Sie die Nutzungsrechte (für
     verbreiten, müssen Sie die Teilnehme-      aller gezeigten Personen (auch der            Web/Magazin/Werbung?, Nutzungs-
     rinnen und Teilnehmer über eine            eigenen Angestellten).                        dauer? Weitergabe an Dritte?) vorher
     mögliche Verwendung von Fotos für                                                        schriftlich ab.
     die Öffentlichkeitsarbeit informieren.    2. Professionelle Fotos:
     „Am besten schon in der Einladung“,       Erlaubt ist, was ausgemacht ist              3. Bilddatenbanken:
     rät Christian Lendl, selbstständiger      Grundsätzlich gilt: Allein der Urheber       Lesen Sie das Kleingedruckte
     Fotograf und Filmemacher. Bei der         bzw. Rechteinhaber bestimmt, ob, wie         Achtung: „Kostenlos bedeutet nicht
     Weitergabe an Dritte, etwa an die         und wie lange die Bilder benutzt werden      rechtefrei“, weiß Christian Lendl.
     Regionalzeitung, sollten Sie das Ein-     dürfen. Für eine Bearbeitung, etwa mit       Auch Fotos, die unter der kostenfreien
     verständnis schriftlich haben. Wichtig:   Photoshop, ist ebenfalls eine Zustim-        Creative-Commons-Lizenz stehen oder
     Der Besuch Ihres Events muss möglich                                                   aus Gratis-Datenbanken wie Unsplash
     sein, ohne fotografiert zu werden.                                                     stammen, haben bestimmte Regeln. Vor
                                                                                            einer kommerziellen Verwendung sollten
     Tipps:                                                           „Kostenlos            Sie unbedingt die erlaubten Verwen-
     • Weisen Sie in der Einladung und am                                                   dungszwecke überprüfen.
       Event selbst (etwa durch eine Tafel                      bedeutet nicht
       beim Eingang) auf Fotografie hin.                              rechtefrei“           Tipps:
                                                                                            • Verwenden Sie nur Bilder seriöser

                                                                                                                                       Illustration: shutterstock.com / NadzeyaShanchuk
                                                       Ch rist ian L e ndl , Fo to g raf      Bilddatenbanken, wo der Urheber/
                                                                                              die Urheberin feststellbar ist.
                                                                                            • Achten Sie auch bei Gratis-Daten-
                                                                                              banken auf die Nutzungsbedingungen.
                                                                                            • Kopieren Sie niemals Bilder einfach so
                                                                                              aus dem Internet.

                                                                                            4. Bei Schwierigkeiten:
                                                                                            Suchen Sie Unterstützung vom Profi
                                                                                            Bei unerlaubter Verwendung oder
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                                                                                            anwaltliche Abmahnung mit Honorar-,
                                                                                            Unterlassungs- bzw. Schadenersatzan-
                                                                                                                                       Foto: shutterstock.com / SewCream

                                                                                            sprüchen. Ziehen Sie hier auf alle Fälle
                                                                                            eine Anwältin/einen Anwalt bei, die/der
                                                                                            auf Urheberrecht spezialisiert ist. •

                                                                                           Wer bei der Veröffentlichung von
                                                                                           Fotos Persönlichkeitsrechte verletzt,
                                                                                           kann großen Ärger bekommen.

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ALLES WAS RECHT IST

                                      WENN MIETWOHNUNGEN
                                      EIGENTUM WERDEN
                                      „Eigentum begründen“ ist eine zentrale Forderung im
                                      aktuellen Regierungsprogramm. Auch bei den GBVs gibt es
                                      Mietwohnungen mit Kaufoption. Bei einem möglichen Erwerb
                                      muss allerdings einiges beachtet werden. Rechtsanwalt
                                      Michael Rudnigger fasst wichtige Punkte zusammen.

                                      Was sind Mietwohnungen                     Wann ist eine solche
                                      mit Kaufoption?                            Kaufoption gegeben?

                                      Mietwohnungen mit Kaufoption                Der Anspruch auf nachträgliche                Rechtsanwalt Michael
                                      sind im Grunde ganz normale Miet­           Übertragung einer GBV-Miet­                     Rudnigger ist auf
                                      objekte – allerdings mit dem ent-           wohnung ist an einige Bedingungen            wohnrechtliche Themen
                                      scheidenden Unter­schied, dass das          geknüpft: Zunächst einmal muss das                spezialisiert.
                                      Wohnungs­gemeinnützigkeitsgesetz            Mietobjekt im Eigentum der Bauver-
                                      (WGG) den Mieterinnen und M     ­ ietern    einigung stehen und die Förderung
                                      nach einer bestimmten Frist einen,          aufrecht sein. Sind diese beiden
                                      auch gerichtlich durchsetzbaren,            Voraussetzungen gegeben, kommt
                                      ­Anspruch auf den Erwerb der                es in weiterer Folge auf die Höhe
                                       ­Wohnung bzw. des Geschäfts­lokals         des Einmalbetrags (Finanzierungs­
                                        einräumt. Bei diesen Verträgen            beitrags) an, den die Mieterin/der
                                        handelt es sich also nicht um einen       Mieter für Grund- bzw. Baukosten
                                        „Mietkauf“, wie oft fälschlicherweise     zu leisten hatte. Für Erstmieterin-
                                        angenommen wird.                          nen und -mieter gilt: Bezahlten         Wann kann ein Kauf­
                                                                                  sie als ­Finanzierungsbeitrag einen     antrag gestellt werden?
                                                                                  bestimmten Mindestbetrag pro m2
                                                                                 Nutzfläche – gleichgültig ob für         Bei Erstmieterinnen und -mietern
                                                                                 Grund- oder Baukosten – haben            muss der Antrag auf eine nach­
                                                                                 sie nach Ablauf einer zehnjährigen       trägliche Übertragung ins Eigentum
                                                                                 Mietdauer* einen Anspruch dar-           nach Ablauf von zehn*, spätestens
                                                                                 auf, ihre Wohnung zu ­erwerben.          aber 15 Jahre nach dem Erst­
                                                                                 Nach­mieterinnen und -mieter             bezug erfolgen. Nachmieterinnen
                                                                                 ­erwerben dieses Recht zehn Jahre*       und Nachmieter dürfen ebenfalls
                                                                                  nach Abschluss ihres Mietvertrags,      nicht länger als 15 Jahre warten.
                                                                                  der ­Betrag pro m2 Nutzfläche gilt      Das Gesetz schreibt hier keine
                                                                                  aber nur für Grundkosten. Da der        ­spezielle Form des Antrags vor.
                                                                                  erwähnte Betrag nicht für alle gleich    Fachleute ­gehen deshalb davon
                                                                                  ist, sehen Sie ihn am besten auf         aus, dass jede bei der Bauvereini-
                                                                                  www.gbv.at unter der Rubrik Service,     gung ­ankommende Interessens­
                                                                                  Punkt „Weitere wohnwirtschaftliche       bekundung der Mieterinnen und
Foto M. Rudnigger: Fotostudio Huger

                                                                                  Werte“ nach.                             Mieter an einem Kauf die GBV dazu
                                      *K
                                        urz vor Redaktionsschluss wurde ein                                               verpflichtet, ein Angebot zu legen.
                                       Begutachtungsentwurf für eine WGG-
                                                                                 Darüber hinaus muss die Käuferin/         Dafür hat die GBV höchstens drei
                                       Novelle 2019 veröffentlicht. Darin sind
                                                                                 der Käufer bereit sein, alle Ver-         Monate Zeit. ­Ausnahme: Diese Frist
                                       auch Änderungen bei den Zeitfristen
                                       für Mietwohnungen mit Kaufoption          pflichtungen der Bauvereinigung zu        kann beispielsweise im Mietvertrag
                                       vorgesehen. Wie diese letztendlich        übernehmen, etwa zur Finanzierung         (auf maximal sechs ­Monate) aus-
                                       konkret umgesetzt werden, erfahren        der Darlehen, die für Herstellung,        gedehnt werden. Wenn der Mieter
                                       Sie in der nächsten Ausgabe und im        Erhaltung bzw. Verbesserung der           dann das Angebot annimmt, kommt
                                       Newsletter www.gbv-aktuell.at             Baulichkeit vorgesehen sind.              der Kaufvertrag zustande.

                                                                                                                                                                 13
Panoramablick
     Die Leistung von Österreichs gemeinnützigen Bauvereinigungen ist beeindruckend:
     Allein im Vorjahr haben sie insgesamt 15.500 Wohnungen an die neuen Bewohnerinnen
     und Bewohner übergeben. Hier einige bauliche Highlights.

                                                              HERBORTGASSE IN 1110 WIEN:
                                                              ATTRAKTIV FÜR FAMILIEN

                                                              Auf dem ehemaligen Firmengelände
                                                              der Hörbiger Ventilwerke errichtete
                                                              die SOZIALBAU AG für die URBANBAU
                                                              ein Gebäude mit insgesamt 109 Miet­­
                                                              wohnungen sowie für die WOHNBAU
                                                              eine U-förmige Wohnhausanlage mit
                                                              102 ­geförderten Wohnungen. Als
                                                              Gemein­schaftseinrichtungen stehen den
                                                              Mieterinnen und Mietern ein Fitnessraum,
                                                              ein Kinderspielraum und eine Wasch­küche
                                                              zur Verfügung. Ebenfalls im Angebot:
                                                              ein Kindergarten sowie Spielplätze.

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„OTTO WAGNER SPITAL“
                           IN 1140 WIEN
                           GBV: GESIBA
                           Anzahl der Wohnungen:
                           66 Wohnungen
                           Übergabe: Oktober 2018
                           Besondere Merkmale:
                           Die neuen Wohnungen
                           entstanden in einer

  WIEN
                           denkmalgeschützten
                           Struktur.

                                                    Fotos: SCHREINER KASTLER Visuelle Kommunikation

                                                                                                      „ERLAAER FLUR“
                                                                                                      IN 1230 WIEN
                                                                                                      GBV: VOLKSBAU
                                                                                                      Anzahl der Wohnungen:
                                                                                                      231 Wohnungen und 1 Wohnheim
                                                                                                      Übergabe: bis Dezember 2019
                                                                                                      Besondere Merkmale:
                                                                                                      Ein eigenes Schwimmbad und
                                                                                                      Gemeinschaftsgärten erfreuen hier
                                                                                                      die Bewohnerinnen und Bewohner.
                           Fotos: SOZIALBAU AG

                                                    Foto: SOZIALBAU AG

GBV Einblicke   2 | 2019                                                                                                                  15
Foto: Next Shot
     „GENERATIONEN: WOHNEN“
     IN 1220 WIEN
     GBV: EISENHOF
     Anzahl der Wohnungen:
     117 Wohnungen gesamt,
     davon 41 SMART-Wohnungen
     und 76 Standardmietwohnungen
     Übergabe: November 2018
     Besondere Merkmale: Jugend-          „ASPERN J12“
     WGs, Senioren-Cluster und            IN 1220 WIEN
     Familienwohnungen sind hier
     durch einen Gang verbunden.          GBV: STUWO
                                          Anzahl der Wohnungen:
                                          295 Heimplätze
                                          Übergabe: April 2018
                                          Besondere Merkmale:
                                          Das Wohnhaus für
                                          295 Studen­tinnen und
                                          Studenten liegt in der
                                          Seestadt Aspern.
     „FLORASDORF STADT TRIFFT DORF“
     IN 1210 WIEN
     GBVs: NEUES LEBEN und
     SIEDLUNGSUNION
     Anzahl der Wohnungen:
     298, davon 120 SMART-Wohnungen
     Übergabe: September 2018                                                               „OFFEN VERANKERT“
     Besondere Merkmale:                                                                    IN 1150 WIEN
     Das integrierte Nachbarschafts­
     zentrum „Flora“ bietet eine breite                                                     GBV: HEIMBAU
     Palette an Freizeitangeboten.                                                          Anzahl der Wohnungen: 118 Miet-,
                                                                                            davon 40 SMART-Wohnungen
                                              Foto: DI Oliver Vollgruber / SIEDLUNGSUNION

                                                                                            Übergabe: Dezember 2018
                                                                                            Besondere Merkmale: In diese
                                                                                            Anlage sind ein Kindertagesheim
                                                                                            und eine Jugend-WG intergriert.
                                                                                                                               Foto: Next Shot

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PANORAMABLICK

                                                                                          „GRELLGASSE“
                                                                                          IN 1210 WIEN
                                                                                          GBV: FRIEDEN
                                                                                          Anzahl der Wohnungen:

                                                                                                                                                          Foto: NHG
                                                                                          110 freifinanzierte
                                                                                          Eigentumswohnungen
                                                                                          Übergabe: Oktober 2018
                                                                                                                                                                      „GENERATIONENWOHNEN21“
                                                                                          Besondere Merkmale:                                                         IN 1210 WIEN
                                                                                          Die Niedrigenergie-Anlage hat
                                                                                          Solarzellen auf dem Dach.                                                   GBVs: NEUE HEIMAT und GEWOG
                                                                                                                                                                      Anzahl der Wohnungen: 112 Miet-,
                                                                                                                                                                      davon 27 SMART-Wohnungen
                                                                                                                                                                      Übergabe: November 2018
                                                                                                                                                                      Besondere Merkmale: Das
                                                                                                                                                                      in dieser Anlage befindliche
                                                                                                                                                                      Seniorenwohnheim wird
                                                                                                                                                                      als Wohngemeinschaft mit
                                   Foto: ÖSW AG / Kurt Hörbst

                                                                                                                                                                      Privatappartements geführt.
                                                                       Foto: BG Frieden

                                                                                                                                                                                  „GRUNDÄCKER OST – BPL1“
                                                                                                                                                                                  IN 1100 WIEN
                                                                                                                                                                                  GBV: WOHNUNGS­EIGENTUM
                                                                                                                                                                                  Anzahl der Wohnungen:
                                                                                                                                                                                  75, davon 25 SMART-Wohnungen
                                                                                                                                                                                  Übergabe: Oktober 2018
                                                                                                                                                                                  Besondere Merkmale: Grünraum,
                                                                                                                                                                                  Garagen und Spielplatz wurden
                                                                                                                                                                                  bauplatzübergreifend geplant.
Foto: DONAU-CITY

                   „PETER-BERNER-STRASSE“
                   IN 1210 WIEN
                                                                                                                          Foto: ÖSW AG / Robert Deopito

                   GBV: DONAU-CITY
                   Anzahl der Wohnungen:
                   42, davon 26 Miet- und
                   16 SMART-Wohnungen
                   Übergabe: Dezember 2018
                   Besondere Merkmale: Die Nähe
                   zum Marchfeldkanal macht die
                   Lage für Naturfans attraktiv.

                   GBV Einblicke                                2 | 2019                                                                                                                                          17
NIEDERÖSTERREICH

           KÖNIGSTETTEN:
           HAUSGEMACHTER STROM

           Die Reihenhaus-Anlage der Schönere
           Zukunft Ges. m. b. H. in der nieder­
           österreichischen Marktgemeinde
           Königstetten besteht aus insgesamt
           zwölf Niedrigenergiehäusern mit je
           rund 105 m² Wohnnutzfläche. Anstatt
           eines Kellers verfügen die Häuser über
           einen Lagerraum im Garten. Auf den
           Dächern befinden sich jeweils zwei
           Photovoltaik-Module, deren Strom auch
           ins Netz des örtlichen Energieversorgers
           fließt. Alle Häuser wurden zur Miete
           mit Kaufoption vergeben.

18
PANORAMABLICK

                                                                                                                                                        „OBERSIEBENBRUNN“
                                                                                                                                                        GBV: NBG
                                                                                                                                                        Anzahl der Wohnungen:
                                                                                                                                                        27 Mietwohnungen mit Kaufoption
                                                                                                                                                        Übergabe: Oktober 2018
                                                                                                                                                        Besondere Merkmale:
                                                                                                                                                        Der Anschluss an biogene
                                                                                                                                                        Fernwärme ermöglicht
                                                                                                                                                        klimafreundliches Heizen.
            Foto: NBG reg. GenmbH

                                                                            „WOLKERSDORF XVI/2 – 5“
                                                                            GBV: ALPENLAND
                                                                            Anzahl der Wohnungen:
                                                                            60 Mietwohnungen und
                                                                            15 Reihenhäuser mit Kaufoption
                                                                            Übergabe: Juni 2018
                                                                            Besondere Merkmale:
                                                                                                             Fotos: Treberspurg & Partner Architekten

                                                                            Das moderne Wohnareal
                                                                            liegt in unmittelbarer Nähe
                                                                            zum Schloss Wolkersdorf mit
                                                                            seinem weitläufigen Park.
                                                                                                             Fotos: Architekturbüro Iwan H. Zelenka
                                               Fotos: Johannes Brunnbauer

                                                                            „KIRCHENGASSE“
                                                                            IN GRAFENBACH-ST. VALENTIN
                                                                            GBV: MÖDLING
                                                                            Anzahl der Wohnungen:
                                                                            16 Mietwohnungen
                                                                            mit Kaufoption
                                                                            Übergabe: Dezember 2017
                                                                            Besondere Merkmale: Die
                                                                            Anlage bietet Startwohnungen
                                                                            für junge Menschen.

GBV Einblicke                       2 | 2019                                                                                                                                              19
„GREEN CITY WEST“
                                                                 IN GRAZ
                                                                 GBV: GWS
                                                                 Anzahl der Wohnungen:
                                                                 129 Wohnungen
                                                                 Übergabe: November 2017
                                                                 und November 2018
                                                                 Besondere Merkmale:
                                                                 Ein herausragendes
                                                                 architektonisches Element der
                                                                 Gebäude sind die großzügigen
                                                                 umlaufenden Balkonbänder.

                                                    Fotos: GWS

                                                                     STEIERMARK
                        „ST. MAREIN“
                        GBV: GEMYSAG
                        Anzahl der Wohnungen:
                        56 Mietwohnungen
                        Übergabe: Dezember 2019
                        Besondere Merkmale:
                        Die Wohnungen sind mit
                        großzügigen Balkonen bzw.
                        Terrassen ausgestattet.

                                                                                                           Foto: GEMYSAG

                                                                            „MAX-MELL-ALLEE“
                                                                            IN GRAZ
                                                                            GBV: ENNSTAL
                                                                            Anzahl der Wohnungen:
                                                                            36 Wohnungen
                                                                            Übergabe: September 2018
                                                                            Besondere Merkmale:
                                                                            Das Team rund um Architekt
                                                                            Werner Nussmüller schuf
     Foto: pierer.net

                                                                            hier ein lichtdurchflutetes,
                                                                            zeitgemäßes Zuhause in
                                                                            Holzriegel- und Massivholz­
                                                                            bauweise.

20
TIROL
                                                                                                                          PANORAMABLICK

                                                                                                  „TANNHEIM“
                                                                                                  GBV: TIGEWOSI
                                                                                                  Anzahl der Wohnungen:
                                                                                                  21 Mietwohnungen
                                                                                                  mit Kaufoption
                                                                                                  Übergabe: November 2018
                                                                                                  Besondere Merkmale:
                                                                                                  Aufgeteilt auf zwei drei­
                                                                                                  geschoßige Gebäude wurde
                                                                                                  in der Tourismusgemeinde
                                                                                                  für 21 Haushalte dringend
                                                                                                  nötiger, leistbarer Wohnraum
Foto: TIGEWOSI

                                                                                                  geschaffen.

                                                                                                  „KITZBÜHEL“
                                                                                                  GBV: WOHNUNGSEIGENTUM
                                                                                                  Anzahl der Wohnungen:
                                                                                                  32 Mietwohnungen
                                                                                                  Übergabe: November 2018
                                                                                                  Besondere Merkmale: Die Zwei-
                                                               Foto: innfoto – Wolfgang Lackner

                                                                                                  und Dreizimmerwohnungen der
                                                                                                  kompakten Anlage punkten mit
                                                                                                  einem Mietpreis von 5 Euro pro
                                                                                                  m2 und sind von Grünflächen und
                                                                                                  einem Spielplatz umgeben.

                                 „SÜDTIROLER SIEDLUNG“
                                 IN KUFSTEIN
                                 GBV: NEUE HEIMAT TIROL
                                 Anzahl der Wohnungen:
                                 40 Mietwohnungen
                                 Übergabe: Oktober 2018
                                 Besondere Merkmale:
                                 Mittels Reconstructing wird
                                 die Südtiroler Siedlung aus
                                 den 1940er-Jahren Stück für
                                 Stück erneuert.
                                                               Foto: NHT / Härting

                 GBV Einblicke          2 | 2019                                                                                          21
OBERÖSTERREICH
     „NEUHOFEN AN DER KREMS“
     GBV: LAWOG
     Anzahl der Wohnungen:
     44 Wohnungen
     Übergabe: Juli 2018
     Besondere Merkmale:
     Die Wohnungen sind in vier
     viergeschossigen Gebäuden
     untergebracht. Wegen der
     Nähe zur Krems wurde auf eine
     hochwassergeschützte Gestaltung
     der Anlage geachtet.

                                                                                         Fotos: GIWOG

                                                                                                                Foto: XXX
                                                      „MITTERFELDSTRASSE/
                                                      DROSSELWEG“
                                                      IN TRAUN
                                                      GBV: GIWOG
                                                      Anzahl der Wohnungen:
                                                      54 Wohnungen
                                        Foto: LAWOG

                                                      Übergabe: September 2018
                                                      Besondere Merkmale:
                                                      Alle Wohnungen sind mittels
                                                      Lift barriere­frei per Rollstuhl
                                                      erreichbar.

             „NEUBAUZEILE“
             IN LINZ
             GBV: NEUE HEIMAT OÖ
             Anzahl der Wohnungen:
             60 Mietwohnungen
                                                                                         Foto: NEUE HEIMAT OÖ

             Übergabe: März 2018
             Besondere Merkmale:
             Die Wohnanlage wurde in
             Niedrigstenergiebauweise
             ausgeführt.

22
STERNPARK KIRCHDORF:
                                 APPEAL STATT APPELL
         Fotos: XXX

                                 Militärische Übungen waren gestern:
                                 Auf dem Areal der ehemaligen Kremstal­
                                 kaserne ist mit dem „Sternpark“ ein
                                 neuer Stadtteil entstanden. In den vier
                                 sternförmigen Häusern sind insgesamt
                                 27 Eigentums- und 28 Mietwohnungen
                                 untergebracht – nahe dem Stadtzentrum
                                 von Kirchdorf an der Krems und
                                 dennoch im Grünen. Die weitläufige
                                 Begegnungs- und Kommunikationszone
                                 lädt zum Spielen und Entspannen ein.
                                 Errichtet wurde der Sternpark von der
                                 Wohnungsgenossenschaft Lebensräume.

GBV Einblicke         2 | 2019                                             23
Foto: VOGEWOSI Dornbirn / Albrecht Schnabel Rankweil
                                                                                                    SATTEINS:
                                                                                                    ZIMMER MIT AUSSICHT

                                                                                                    Die Kleinwohnanlage der VOGEWOSI in
                                                                                                    der Alten Schlinserstraße im Zentrum
                                                                                                    von Satteins (Vbg.) beherbergt neben
                                                                                                    acht barrierefreien Mietwohnungen
                                                                                                    auch eine Arztordination und den
                                                                                                    örtlichen Krankenpflegeverein. Architekt
                                                                                                    Reinhold Strieder achtete bei dem im
                                                                                                    Herbst 2018 fertiggestellten Neubau
                                                                                                    zudem auf umweltfreundliche Technik:
                                                                                                    Das Niedrigenergiehaus mit moderner
                                                                                                    Holzfassade hat eine Photovoltaik-
                                                                                                    Anlage am Dach. Ein weiteres Plus: der

     VORARLBERG
                                                                                                    Panoramablick auf die Berge.
                                                                  Foto: WOHNBAUSELBSTHILFE

     „ALTACH V 150“
     GBV: ALPENLÄNDISCHE HEIMSTÄTTE
     Anzahl der Wohnungen:
     25 Mietwohnungen
     Übergabe: August 2018
     Besondere Merkmale: Die hoch­
     wertige Holzfassade macht die Wohn­
     hausanlage besonders attraktiv.
                                           Foto: Alpenländische

                                                                                             „GÖTZIS BLATTUR“
                                                                                             GBV: WOHNBAUSELBSTHILFE
                                                                                             Anzahl der Wohnungen:
                                                                                             33 Mietwohnungen
                                                                                             Übergabe: Februar 2018
                                                                                             Besondere Merkmale:
                                                                                             Die von den Architekten Postner/
                                                                                             Kaufmann/Duelli geplante Anlage
                                                                                             wurde mit dem werkbund label
                                                                                             2018 ausgezeichnet.

24
BURGENLAND
                                                                                                                                                                                      PANORAMABLICK

                                                                                                                                                      „SOZIALES WOHNEN IM
                                                                                                                                                      BURGENLAND“
                                                                                                                                                      IN MÜHLGRABEN
Foto: Oberwarter Siedlungsgenossenschaft

                                                                                                                                                      GBV: OSG
                                                                                                                                                      Anzahl der Wohnungen:
                                                                                                                                                      6 Mietwohnungen
                                                                                                                                                      Übergabe: September 2018
                                                                                                                                                      Besondere Merkmale: Hinter
                                                                                                                                                      der ansprechenden Holzfassade
                                                                                                                                                      sind kostengünstige Start­
                                                                                                                                                      wohnungen untergebracht.

                                                                                                                   „WHA UNTERE HAUPTSTRASSE“
                                                                                                                   IN NEUSIEDL
                                                                                                                   GBV: NEUE EISENSTÄDTER
                                                                                                                   Anzahl der Wohnungen:
                                                                                                                   16 Wohnungen
                                                                                                                   Übergabe: August 2018
                                                                                                                   Besondere Merkmale:
                                                                                                                   Die Erdgeschoß-Wohnungen des
                                                                                                                   Niedrigenergiebaus verfügen über
                                                                                                                   einen eigenen Garten, jene im

                                                                                                                                                                                                      Foto: nebau
                                                                                                                   Obergeschoß über eine Loggia.

                                                   „BRÜNDLFELDWEG BT1 + BT2“
                                                   IN EISENSTADT
                                                   GBV: EBSG
                                                   Anzahl der Wohnungen:
                                                   78 Mietwohnungen
                                                   Übergabe: März 2018
                                                   Besondere Merkmale:
                                                   Die ­Zwei- bis Vierzimmer­
                                                   wohnungen haben alle Balkon,
                                                   Garten oder Terrasse.
                                                                                  Foto: Birgit Machtinger / EBSG

                                           GBV Einblicke       2 | 2019                                                                                                                               25
SALZBURG
                                                   „STADTPARK LEHEN“
                                                   IN SALZBURG STADT
                                                   GBV: GSWB
                                                   Anzahl der Wohnungen:
                                                   100 Eigentums- und
                                                   Mietwohnungen
                                                   Übergabe: Mai und Oktober 2018
                                                   Besondere Merkmale: Das
                                                   moderne Wohnareal mit seinen
                                                   ausgedehnten Grünflächen
                                                   wurde für den Österreichischen
                                                   Bauherrenpreis nominiert.

                                                              „RICHARD-KNOLLER-STRASSE“
                                                              IN SALZBURG STADT
                                                              GBV: SALZBURGER
                                                              SIEDLUNGSWERK
                                                              Anzahl der Wohnungen:
                                                              182 Mietwohnungen
                                                              (147 saniert, 35 neu errichtet)
                                                              Übergabe: August 2018
                                                              Besondere Merkmale: Während
                                     Fotos: GSWB

                                                              der umfangreichen Erneuerung
                                                              der Elektro-, Sanitär-, Lüftungs-
                                                              und Heizungsanlagen sowie der
                                                              Bäder mussten die Mieterinnen
                                                              und Mieter nicht ausziehen.
                                                                                                    Foto: Franz Neumayr

                                                                „WOHNPARK MASCHL –
                                                                BAUABSCHNITT 1“
                                                                IN ST. JOHANN IM PONGAU
                                                                GBV: EIGENHEIM
Foto: Kronreif Bau GmbH

                                                                Anzahl der Wohnungen:
                                                                32 Eigentums- und
                                                                Mietwohnungen
                                                                Übergabe: Juli 2018
                                                                Besondere Merkmale: Im
                                                                dazugehörigen Wohnpark gibt
                                                                es viele Freizeitangebote für die
                                                                Bewohnerinnen und Bewohner.

26
PANORAMABLICK

                                                                                                                                                             „MARKT 166“
                                                                                                                                                             IN KUCHL
                                                                                                                                                             GBV: SALZBURG WOHNBAU
                                                                                                                                                             Anzahl der Wohnungen:
                                                                                                                                                             22 Eigentumswohnungen
                                                                                                                                                             Übergabe: Herbst 2018
                                                                                                                                                             Besondere Merkmale: In die
                                                                                                                                                             moderne Wohnanlage, bei der der
                                                                                                                                                             Baustoff Holz eine wesentliche
                                                                                                                                                             Rolle spielt, sind auch ein
                                                                                                                                                             Gesundheitszentrum und ein
                                                                                                                                                             Farbengeschäft integriert.

                                                                                                                                      Foto: Christof Reich
                                                          „PLAINSTRASSE“
                                                          IN SALZBURG STADT
                                                          GBV: DIE SALZBURG

                                                                                                                                                                                               Foto: Manfred Killer / DIE SALZBURG
                                                          Anzahl der Wohnungen:
                          „GASTEINER STRASSE“
                                                          25 Mietwohnungen
                          IN BISCHOFSHOFEN
                                                          Übergabe: November 2018
                          GBV: HEIMAT ÖSTERREICH
                                                          Besondere Merkmale: Durch die
                          Anzahl der Wohnungen:           Generalsanierung und den Ausbau
                          33 Eigentumswohnungen           des Dachbodens sind in dem
                          Übergabe: September 2018        denkmalgeschützten Gebäude
                          Besondere Merkmale:             innerhalb eines Jahres 25 neue
                          Für die Fassade wurden hier     Mietwohnungen entstanden.
                          Verbund­platten aus Aluminium
                          (Alucobond) verwendet. Eine
                          besondere bauliche Heraus­
                          forderung war die Hanglage.

                                                                                                                          „BURGFRIED“
                                                                                                                          IN HALLEIN
                                                                                                                          GBV: BERGLAND
                                                                                                                          Anzahl der Wohnungen:
                                                                                                                          28 Mietwohnungen
                                                                                                                          Übergabe: November 2018
                                                                                                                          Besondere Merkmale: Eine Grund­
                                                                                                                          wasserwärmepumpe und eine
                                                                                                                          Photovoltaik-Anlage liefern hier die
                                                                                                                          Energie für die Fußbodenheizung.
                                                                                            Foto: Agentur Dreirad e. U.
  Fotos: Christof Reich

GBV Einblicke                           2 | 2019                                                                                                                                               27
KÄRNTEN

                                                                               „SCHROTTURMSTRASSE“
                                                                               IN ARNOLDSTEIN
                                                                               GBV: KÄRNTNER FRIEDENSWERK

                                               Fotos: KÄRNTNER FRIEDENSWERK
                                                                               Anzahl der Wohnungen:
                                                                               14 Mietwohnungen
                                                                               Übergabe: September 2017
                                                                               Besondere Merkmale:
                                                                               Das Reconstructing-Projekt
                                                                               befindet sich auf dem Gelände
                                                                               der ehemaligen Schrotfabrik
                                                                               Arnoldstein.

                           „SONNENRESIDENZ –
                           FRANZ JONAS STRASSE“
                           IN VILLACH
                           GBV: MEINE HEIMAT
                           Anzahl der Wohnungen:
                           56 Genossenschaftswohnungen
                           Übergabe: November 2018                             „MAXIMILIANSTRASSE“
                                                                               IN KLAGENFURT
                           Besondere Merkmale: Die beiden
                           Wohnhäuser nutzen Fernwärme                         GBV: KÄRNTNER SIEDLUNGSWERK
                           sowie Sonnenenergie.                                Anzahl der Wohnungen:
                                                                               148 Wohneinheiten
                                                                               Übergabe: Sommer 2020 (geplant)
                                                                               Besondere Merkmale: Auf dem
                                                                               ehemaligen Betriebsareal der
                                                                               Telekom entsteht ein moderner
                                                                               Wohnkomplex. Die Tiefgarage
                                                                               wird mit Ladestationen für
                                                                               E-Autos ausgestattet.
     Fotos: MEINE HEIMAT

                                   Foto: XXX

28
PANORAMABLICK

                                                  PISCHELDORF:
                                                  CARPORT INKLUSIVE

                                                  Die im Oktober 2018 übergebene
                                                  Wohnanlage der KÄRNTNER HEIMSTÄTTE
                                                  in Pischeldorf (Bezirk Klagenfurt) besteht
                                                  aus 15 Zwei- und Dreizimmerwohnungen
                                                  zwischen 55 m2 und 78 m2. Den Mieterinnen
                                                  und Mietern des Niedrigenergiehauses
                                                  stehen überdachte Autoabstellplätze
                                                  zur Verfügung. Die hochwertige Basis­
                                                  ausstattung der Wohnungen mit Parkett­
                                                  böden, Sonnenschutz und groß­zügigen
                                                  Balkonflächen trägt zu einem hohen
                                                  Wohnkomfort bei.
                           Fotos: LWBK / qSTALL

GBV Einblicke   2 | 2019                                                                       29
Kühlendes
     Grün fürs
     heiße Pflaster
     Der Klimawandel und die zunehmende Verbauung heizen Stadt­
     bewohnern im Sommer ordentlich ein. Doch wie ist der Spagat zu
     schaffen zwischen leistbarem und klimasensiblem Bauen?

              W      er im Sommer im Stadtzentrum
                     unterwegs ist, kennt das Phäno-
              men: In unbeschatteten Straßen, auf
                                                          ­ ächer und mehr Bäume entlang der
                                                          D
                                                          Straßen zählen ebenso zu den enthal-
                                                          tenen Maßnahmen wie offene Wasser­
                                                                                                      Der Wohnbau könne viel zur Vermeidung
                                                                                                      von urbanen Hitzespots beitragen, so
                                                                                                      Reinwald, beginnen müsse man aber
              asphaltierten Plätzen und vor dunklen       flächen, Parks und helle Fassaden.          bei der Städteplanung. Etwa, indem die
              Fassaden gerät man besonders stark ins      „Pflanzen verdunsten beim Wachsen           Hauptwindrichtungen im Grätzel mitbe-
              Schwitzen. Tatsächlich ist die Tempe-       Wasser und kühlen dadurch die Umge-         dacht werden. In der „Biotope City“, die
              ratur im dicht bebauten Gebiet oft um       bung“, erklärt Jürgen Preiss, Projektver-   derzeit am Wienerberg entsteht, helfen
              fünf, sechs Grad wärmer als etwa in         antwortlicher für den UHI-­Strategieplan,   beispielsweise ein kluger Städtebau
              Parks oder am Wasser. Die zunehmende        das Geheimnis der „grünen Infrastruk-       und eine umfangreiche Begrünung, den
              Verbauung mit Asphalt und Beton geht        tur“. Künstliche und natürliche Gewäs-      Luftstrom um zwei Grad abzukühlen.
              mit dem Klimawandel eine unliebsame         ser (blaue Infrastruktur) lassen die        Sieben Bauträger errichten dort am ehe-
              Liaison ein: Klimaexperten und Städte-      ­Temperaturen ebenfalls sinken.             maligen Coca-Cola-Areal bis 2022 rund
              planer suchen deshalb nach Wegen, um            Eine Studie des Joanneums in Graz       900 Wohnungen sowie Geschäfte, eine
              die sogenannten „Urban Heat Islands“         hat gezeigt, dass eine komplette Be-       Schule, einen Kindergarten und diverse
              (UHI) abzukühlen oder – besser noch –        grünung der Flachdächer in einer Stadt     Freizeitanlagen. Auch die GBVs GESIBA,
              erst gar nicht entstehen zu lassen.          die Zahl der Hitzetage um ein Drittel      ÖSW, WIEN SÜD und WOHNUNGS­
                  Auch in Wien geht es unerwünscht         reduzieren kann. Im Neubau schlägt eine    EIGENTUM bauen mit.
              heiß her: Wurden hier zwischen 1961 und      Dachbegrünung mit etwa einem Prozent
              1990 durchschnittlich 9,6 Hitzetage über     der Gesamtkosten zu Buche.                 Kosten-Nutzen-Rechnung
              30 Grad verzeichnet, so stieg dieser Wert                                               Die BOKU begleitet das Vorhaben
              bis 2010 auf 15,2 Hitzetage an – mit oft    Wegsehen gilt nicht                         gemeinsam mit weiteren Partnern
              schlimmen Folgen etwa für kleine Kinder,    „Das Thema Hitze-Inseln betrifft alle       wissenschaftlich. Denn der Bedarf nach
              kranke oder alte Menschen. Der Agentur      Landeshauptstädte, aber auch ­kleinere      leistbaren Wohnungen in den Städten ist
              für Gesundheit (Ages) zufolge forderte      Städte wie Traiskirchen machen sich         groß, gleichzeitig sind wichtige ­Umwelt-
                                                                                                                                                  Foto: RLP, schreinerkastler.at

              die Hitze vor zwei Jahren erstmals mehr     hierzu Gedanken. Wenn man jetzt             und Klimaziele nicht zum Nulltarif zu
              Todesopfer als der Straßenverkehr.          wegsieht, wird das in Zukunft teuer und     haben. „Kosten und Nutzen bei neuen
                                                          gefährlich für die Gesundheit“, sagt auch   Projekten müssen natürlich in Balance
              Grünoasen statt Hitze-Inseln                Florian Reinwald von der Universität        sein“, betont Reinwald. Für die ­Biotope
              Als eine der ersten europäischen Städte     für Bodenkultur in Wien (BOKU): „Die        City arbeiten die Wissenschaftlerinnen
              entwickelte Wien 2015 einen Strategie­      Gebäude, die jetzt entstehen, sollen ja     und Wissenschaftler deshalb mit „Mikro-
              plan gegen Hitze-Inseln. Begrünte           100 Jahre halten.“                          klimasimulationen“: Eine entsprechende,

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AUSSICHTEN

                                                                              Raffinierte Technologie:
                                                                              Für die derzeit ent­
                                                                              stehende Biotope City
                                                                              (im Bild eine Projekt-
                                                                              Visualisierung) arbeiten
                                                                              die Wissenschaftlerinnen
                                                                              und Wissenschaftler
                                                                              mit Software, die das
                                                                              Mikroklima simuliert.

                                                                                   STADTTEIL GRÜNE MITTE LINZ
                                                                                   Bäume statt Bahnhof

                                                                                   Die „Grüne Mitte Linz“ auf
                                                                                   dem Areal des ehemaligen
                                                                                   Frachtenbahnhofs ist mit
                                                                                   85.000 m² das größte städte­
                                                                                   bauliche Projekt in Ober­
                                                                                   österreichs Landes­hauptstadt.
                                                                                   Wo früher Verkehr dominierte,
                                                                                   entstand ein grün durchzogener
                                                                                   Stadtteil mit 800 Wohnungen
                                                                                   (davon 50 betreubar) sowie
                                                                                   Geschäften und Einrichtungen
                                                                                   für den täglichen Bedarf.
                                                                                   Ausgehend vom Herzstück, dem
von green4cities entwickelte Software                                              14.000 m² großen öffentlichen
erlaubt ihnen, Hitzespots im Vorfeld zu                                            Park, entfaltet sich das Grün
identifizieren und die Kosten für Gegen-                                           über Eigengärten, Terrassen,
                                           STRUBERGASSENSIEDLUNG SALZBURG
maßnahmen zu berechnen.                                                            Loggien und Balkone bis
                                           Neugestaltung mit                       hinauf zu den Dächern.
Hübsch und erholsam                        grünem Mehrwert                         Bauträger sind ausschließlich
So ergab die Vorab-Analyse etwa, dass                                              GBVs: Baureform-Wohnstätte,
auf dem Platz vor der geplanten Schule     Nicht nur beim Neubau spielt            Wohnungsgenossenschaft
im Sommer Temperaturen bis zu 50 Grad      die Grünraumgestaltung eine             FAMILIE in Linz, GWG, OÖ
drohen und an der Südseite bestimmter      wichtige Rolle. Auch Sanierungen        WOHNBAU, LAWOG, NEUE
Gebäude Hitze-Inseln entstehen. Zusätz-    bieten die Möglichkeit, die             HEIMAT und WSG.
liche Bäume und Fassadenbegrünungen        Außenbereiche bewohner- und
sollen das nun verhindern. „Kletter­       klimafreundlicher zu gestalten.
pflanzen, wie etwa Blauregen, und          Bei der Neugestaltung der
Grünzonen wirken nicht nur kühlend,        Strubergassensiedlung in der
                                                                                   BERNSTEIN
sie sind auch hübsch und steigern das      Stadt Salzburg wurde diese
Wohlbefinden“, sagt Reinwald.              Chance genützt: Von 2012 bis            Wohnung mit
                                           2017 sanierte die Gemeinnützige         Milch und Brot
Gebäude mit grüner Passpflicht?            Salzburger Wohnbaugesellschaft
Jürgen Preiss schlägt vor, dass solche     (GSWB) zwölf Wohnhäuser                 Um leistbare Wohnungen
Simulationen künftig im Vorfeld von        und ersetzte elf weitere durch          zu schaffen und gleichzeitig
Bauvorhaben zur Erstellung eines „Green    moderne Neubauten. Die Kinder           wichtigen Grünraum zu
Pass“, ähnlich dem Gebäudeenergie­         freuen sich nun über einen              erhalten, beschreiten die GBVs
ausweis, verwendet werden. Dazu            neuen städtischen Spielplatz            auch ganz unkonventionelle
wünscht sich der Klimaexperte eine         mitten in ihrer Siedlung – Gras­        Wege: Die Oberwarter
­Vorgabe in der Bauordnung, dass das       flächen zum Toben inklusive.            Siedlungsgenossenschaft
 umliegende Mikroklima nicht verschlech-                                           (OSG) baute in Bernstein
 tert werden darf. Im Gegenzug für                                                 (Bezirk Oberwart) sieben neue
 entsprechende klimaschonende Schritte                                             Wohnungen unterschiedlichster
 könnte eine dichtere bzw. höhere                                                  Größen – auf dem Dach des
 ­Verbauung erlaubt werden. •                                                      örtlichen Supermarktes.

GBV Einblicke       2 | 2019                                                                                          31
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