Rwanda 4.0 Ruanda RevueAUSGABE 02/2019 - COMIC TITELTHEMA - rlp-ruanda.de
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2019 Ruanda Revue Ruanda Revue AUSGABE 02/2019 J O U R N A L D E R PA RT N E R S C H A F T R H E I N L A N D - P FA L Z / R UA N DA Rwanda 4.0 TITELTHEMA PARTNER UND PROJEKTE AKTUELL COMIC
I N H A LT S V E R Z E I C H N I S Bienen in Ruanda: neue Perspektiven................................... 23 Ruanda auf dem Weg 17 Ziele für kommunale in eine digitale Zukunft .................................... 3 Sportlich-kultureller Partnerschaften................................................... 43 Jugendaustausch..................................... 25 Das Westerwelle-Haus in Kigali ..................... 5 Auslandspraktikum im Portrait Mika Hirwa ................................. 27 „Land der 1.000 Hügel“................................... 46 Das Versprechen der Digitalisierung ............................................... 7 10 Jahre Schulpartnerschaft Gemeinsame Verantwortung mit der Ecole Primaire St. Pierre........ 28 für die Zukunft .................................................... 48 „kLab“ Kigali .............................................................. 9 Eine Schulpartnerschaft – digital Ruanda-Tag in Trier: Drohnen in Ruanda ...........................................11 und mit ganz viel Herz ......................... 29 Im Zeichen der Freundschaft ..................... 49 Digitale Inklusion mit dem Neuer Bus für Bildung und Schule – Rwanda Telecentre Network........................12 Izere Mubyeyi ............................................. 32 Ministerin Hubig in Ruanda......................... 51 35 Jahre Partnerschaft UN Nachhaltigkeitsziele In eigener Sache................................................. 53 mit Kanama ............................................................15 in den Schulpartnerschaften ........... 33 Revue passieren lassen… ............................ 54 35 Jahre Partnerschaft mit „Ideas are flowing“: Shangi und Muyange ......................................17 Austausch nimmt Fahrt auf ............... 36 Buch- und Filmrezensionen......................... 56 Handwerk hilft e.V. seit EWL-Delegation erprobt Zu guter Letzt....................................................... 58 2013 in Kigali..........................................................19 Know-how-Transfer ................................ 39 Impressum ............................................................. 59 „Inshuti Zacu“ – Zusammenarbeit Stadt eine Erfolgsgeschichte ................................... 21 Bad Kreuznach – Distrikt Karongi..... 41 Feminismus als Balanceakt................. 26 12 23 19
T I T E LT H E M A Ruanda auf dem Weg in eine digitale Zukunft von Randolf Stich, Staatssekretär im Ministerium des Innern und für Sport Vor meiner Reise nach Ruanda hatte ich sehr viele unterschiedliche Bilder im Kopf. Nur an eines dachte ich dabei nicht: an Digitalisierung, an Geldüberweisungen per Handy oder an digitale Serviceange- bote der Kommunen. Doch dies haben mir die Tage in unserem Partnerland ein- drücklich gezeigt: Ruanda ist auf dem Weg in eine umfassende digitale und technologische Zukunft. Vision: „Smart Rwanda“ Ruanda ist bestrebt, bis zum Jahr 2020 von der Subsistenzwirtschaft zu einer Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft überzugehen. Dafür ist ein zunehmender Einsatz von Informations- und Kommuni- kationstechnologien (IKT, Englisch: ICT) erforderlich. Um die immense Bedeutung der Digitalisierung für Ruanda zu unter- In der Hauptstadt Kigali ragen viele Hochhäuser in die Höhe (Foto: Salvatore Mele). streichen, wurde eigens das „Ministry of ICT and Innovation“ eingerichtet. Das Bürger auf möglichst viele Bereiche aus- „Zentrum für digitale Transformation“ zudehnen. Bereits heute können die Men- und das Projekt „Digitale Lösungen für schen auch in den entlegensten Regio- nachhaltige Entwicklung“ dienen dar- nen Ruandas auf die Plattform „IREMBO“ über hinaus dazu, die Umsetzung des zugreifen, um zum Beispiel Geburtsurkun- „Smart Rwanda Masterplans“ in der Praxis den, Heiratsurkunden, Führerscheine oder voranzutreiben. Mit diesem Masterplan Personalausweise zu beantragen und will sich die ruandische Regierung auf gleich digital zu bezahlen. Dieses Ange- die Digitalisierung der Wirtschaft und bot scheint auf den ersten Blick vielleicht die Positionierung der Informations- und nicht die primäre Sorge der Menschen auf Kommunikationstechnologie als einer dem Land zu sein, tatsächlich aber erspart der wichtigsten Säulen des Landes kon- es ihnen viel Zeit und Laufwege. Derzeit zentrieren. erarbeitet das Ministerium zusätzlich ein Programm, das „Digital Ambassadors Pro- Digitale Dienstleistungen gram“, das in allen Distrikten Menschen Doch auch die Menschen sollen von der ohne digitale Erfahrung bei der Nutzung Digitalisierung profitieren. So berichtete dieser Online-Dienste behilflich sein soll. mir die zuständige Staatssekretärin im Überraschend für mich war auch, dass Ministry of ICT and Innovation, Claudette „Mobile Money“ – also bezahlen mit dem Irere unter anderem von ihrem Vorhaben, Handy – in Ruanda heute Gang und Gäbe die Serviceangebote für Bürgerinnen und ist. Viele benutzen dieses „Mobile Money“, RUANDA REVUE · 02/2019 3
T I T E LT H E M A von Afrikas Wirtschaft optimal entfalten zu können. Seit der Begründung der Alli- anz Smart Africa finden mehrmals im Jahr verschiedene Formate von Tagungen wie „Africa Tech Summit“ oder „Africa Startup Summit“ zum Thema Digitalisierung und Innovation in Kigali statt, um afrikani- sche und internationale Funktionsträger zusammen zu bringen. Auch eine neue Ära für die Partnerschaft? „Mobile Money“ – überall im Land findet man diese kleinen Buden (Foto: Carola Stein). Auch die Partnerschaft kann davon pro- fitieren, mit Ruanda in einen fachlichen um ihre Rechnungen zu begleichen. In men Zipline eine Partnerschaft mit dem Austausch zum Thema Digitalisierung allen Orten finden sich massenhaft die ruandischen Gesundheitsministerium für zu treten. Zwischen dem Ministerium kleinen gelben Büdchen, an denen man ein Drohnen- Liefersystem für Blutkonser- des Innern und für Sport und dem ruan- sein Handy mit Geldbeträgen aufladen ven gestartet. Das Unternehmen beliefert dischen Ministry of ICT and Innovation beziehungsweise Ein- und Auszahlungen von seiner Basis im Osten Ruandas zwölf wurde bereits eine Zusammenarbeit der über sein Handy vornehmen kann. Dieses regionale Krankenhäuser. Bislang wurden jeweiligen Fachleute vereinbart. „Mobile Money“ bietet viele potenzielle mehr als 7.000 Bluteinheiten über Droh- Doch trotz der enormen digitalen Dyna- Vorteile, insbesondere für die einkom- nen verschickt. Ärzte bestellen Blutkon- mik, vor allem in Kigali, ist das Stadt-Land- mensschwache und ländliche Bevölke- serven über ihr Handy und WhatsApp. gefälle in Ruanda immer noch sehr aus- rung. Es ermöglicht eine unkomplizierte Die Drohnen werden nach Eingang der geprägt. In den Regionen weit entfernt Einzahlung und Auszahlung von Geldern Bestellung entsprechend beladen und von der Hauptstadt besteht beispielswei- und erleichtert inländische Überweisun- mit einem Katapult gestartet. Dabei kön- se weiterhin ein großer Bedarf an Projek- gen zu sehr niedrigen Kosten. nen sie eine Geschwindigkeit von bis zu ten im Bereich der Infrastruktur – sei es 100 Stundenkilometer erreichen und bei Schulen, Krankenzentren oder der Smartphones „Made in Africa“ werfen ihre Fracht am Zielort per Fall- Versorgung mit Trinkwasser. Schon fast logisch erscheint es dann, dass schirm ab. Insbesondere schwer zugängli- Nun gilt es, die Chancen der globalen im Oktober dieses Jahres in Ruanda zwei che Regionen können so schneller, als mit Digitalisierung für unsere Partnerschaft, Smartphones auf den Markt gebracht dem Auto erreicht werden – beispielswei- die weiterhin geprägt ist von der Zusam- wurden, die als die ersten „Made in se 45 Minuten statt vier Stunden. menarbeit der Menschen, wahrzuneh- Africa“-Modelle bezeichnet werden und men, um gemeinsam in die Zukunft zu die Ambitionen des Landes, eine regiona- Smart Africa gehen. le Technologie-Hochburg zu werden, ver- der Beginn einer neuen Ära? stärken. Die sogenannten „MARA Smart „Think Big“ ist die neue Devise Ruandas. phones“, die mit dem Google Android Daher soll sich die digitale Entwicklung System ausgestattet sind und etwa 130 $ nicht nur auf Ruanda beschränken. 24 kosten, sollen nicht nur den ruandischen afrikanische Staats- und Regierungschefs sondern auch den ostafrikanischen Markt haben sich zur „Smart Africa Alliance“ erobern, außerdem zukünftig eine füh- zusammengeschlossen mit dem Ziel, rende Marke auf dem gesamten Konti- ihren Kontinent durch Breitbandzugang, nent werden. Die Fabrik zur Herstellung sowie Informations- und Kommunikati- der Handys befindet sich in der Sonder- onstechnologien in ein Wirtschaftssys- wirtschaftszone von Kigali und beschäf- tem zu führen, das auch eine nachhaltige tigt über 200 Mitarbeiter. sozioökonomische Entwicklung sicher- stellt. Dabei steht die Vision im Mittel- Drohnen im Gesundheitswesen punkt, aus 54 afrikanischen Ländern fünf Auch im Gesundheitswesen hat die Digi- regionale Blöcke zu schaffen, die durch Der „Kigali Master Plan“ wird an einem talisierung Einzug gehalten. Im Herbst einen digitalen Binnenmarkt miteinan- anschaulichen Modell im Rathaus Kigali 2016 hat das amerikanische Unterneh- der verbunden sind, um so das Potential präsentiert (Foto: Koordinationsbüro). 4 RUANDA REVUE · 02/2019
T I T E LT H E M A Das Westerwelle-Haus in Kigali von Mona Reichert, Mitarbeiterin im Referat Partnerland Ruanda / Entwicklungszusammenarbeit, MdI Die Westerwelle-Stiftung hat im Jahr 2018 in Kigali ein sogenanntes Startup Haus errichtet, um einen Beitrag zur Förderung einer starken Mittelschicht, Marktwirt- schaft und Unternehmertum in Ruanda zu leisten. Geleitet wird das Haus von Herrn Sangwa Rwabuhihi, einem Absol- vent der Technischen Universität in Kai- serslautern. Das Projekt ist konzipiert als zentrale Anlaufstelle für Existenzgründun- gen sowie Startups (Jungunternehmen) aus ganz Ruanda. Das Haus bietet auf einer Fläche von über 1.200 Quadratme- tern einen Co-Working-Space (gemeinsa- mer Arbeitsraum) mit 150 Arbeitsplätzen sowie Beratungs- und Trainingsangebo- ten an. Seit der Eröffnung im August 2018 Minister Lewentz besuchte den Direktor Sangwa Rwabuhihi gemeinsam mit Hendrik Hering, Präsident des rheinland-pfälzischen Landtages, im April 2019 und war beein- haben im Startup Haus mehr als 80 Mit- druckt von der jungen Dynamik und vielen Innovationen im Startup Haus (v.l.n.r.) glieder von 21 Startups ihren Arbeitsplatz (Foto: Hubertus Glandorf). eingerichtet. Die Stiftung bietet also eine Starthilfe in den Markt, wobei nach einer gewissen Zeit sich die Jungunternehmen Nun vereinte die Gruppe ihre Erfahrun- eine eigene Existenz erarbeitet haben gen, um das in Ruanda bestehende Pro- müssen. blem eines eingeschränkten Zugangs zu Agrarerzeugnissen zu lösen aber auch, Im Folgenden werden drei Start-Ups um die regelmäßigen Preisschwankun- aus dem Westerwelle Haus vorgestellt, gen zu überwinden, die die ruandische die nach Ansicht des Direktors Sangwa Wirtschaft belasteten. Rwabuhihi besonders erfolgverspre- Vor diesem Hintergrund richtete die chend sind. Gruppe einen Internet-Marktplatz, www. Übersetzung aus dem Englischen von olado.rw, ein, der es den Käufern nun Julia Leithäuser, Praktikantin im Referat leicht macht, auf eine Vielzahl von Pro- Partnerland Ruanda / Entwicklungszusam- dukten zuzugreifen und diese bis vor ihre menarbeit, MdI Haustür geliefert zu bekommen. Diese digitale Plattform soll die Interaktion zwi- Olado schen Verkäufer und Käufer erleichtern, Olado ist ein ruandisches E-Commerce- Vertrauen schaffen und transparente Unternehmen, das im November 2017 Informationen bereitstellen - dies sind von fünf jungen Unternehmern gegrün- nach Ansicht des Unternehmens die det wurde. Die jungen Unternehmer hat- wichtigsten Faktoren für das Geschäfts- Ein Screenshot der Homepage und dem ten zunächst im gleichen Bereich, aber wachstum. Angebot des jungen Unternehmens Olado für unterschiedliche Firmen gearbeitet. Seit dem ersten Tag auf dem Markt war (Foto: Westerwelle Haus). RUANDA REVUE · 02/2019 5
T I T E LT H E M A das Wachstum von Olado rasant. Dies alunternehmen heranwachsen, das die wurde auch durch die Teilnahme an Bauindustrie in Ruanda revolutioniert, einem halbjährigen Gründungspro- indem es die ersten Pflastersteine ein- gramm gemeinsam mit 250 weiteren führt, die aus recycelten Kunststoffabfäl- Startups ermöglicht. Später wurde das len hergestellt werden. Jungunternehmen in das Unternehmer- Programm von Westerwelle aufgenom- Shuribus men, wo es nun bestrebt ist, weiter zu Shuribus, Teil der Shuri Group Ltd, ist ein wachsen und seine Lösung auch auf Unternehmen, das den privaten Trans- einen internationalen Markt auszuweiten. port von Schülerinnen und Schülern in Ruanda bequem, sicher und pünktlich My Green Home machen möchte. Bisherige Informations- Die Firma „My Green Home“ stellt umwelt- lücken beim Transport, wie beispielswei- Olado präsentiert sich mit seinen freundliche Produkte durch das Recycling se mangelhaft informierte Busfahrer, die Produkten und Auftritt im Internet (Foto: Westerwelle Haus). von Kunststoffabfällen zu Baumaterialien die Daten ihrer Schülerschaft nicht kann- her. Das Ziel ist es, aus Kunststoffabfällen ten, führten dazu, dass sich Eltern Sorgen langlebige Produkte herzustellen, die über die Sicherheit ihrer Kinder machen nachhaltig vor Ort produziert werden, um mussten. Bruce Gay Rindiro erkannte das grüne Arbeitsplätze zu schaffen. Geboren Problem und entwickelte eine Lösung, aus dem Wunsch, die Umwelt zu schüt- die den Namen Shuribus erhielt. Shuribus zen, gründeten Rosette und David „My ist eine mobile Anwendung, mit der Green Home“ im Jahr 2018. Ziel war es, Eltern, Schulverwaltung sowie Busunter- nachhaltige Lösungen für Kunststoffab- nehmen unter anderem den Schulweg fälle zu finden, die in Ruanda bislang auf ihrer Kinder in Echtzeit verfolgen können, Müllhalden landen. Das Projekt wurde die aber auch eine Kommunikationsplatt- vom ruandischen Umweltministerium form für alle Beteiligte sowie einen Bus- anerkannt und mehrfach ausgezeichnet, fahrplan bietet. Das Unternehmen ist darunter der Green Growth Innovation schnell gewachsen und ist heute im Wes- Award, der vom Global Green Growth Ins- terwelle Startup Haus im Rahmen des titute (GGGI) Ruanda anlässlich des Afri- Unternehmer-Programms angesiedelt, Das junge Team von Olado ist hoch mo- tiviert und freut sich über seinen Erfolg ca Youth Connekt Summit 2018 und die wo es unterschiedliche Hilfestellungen (Foto: Westerwelle Haus). Commonwealth Innovation Awards 2019 erhält, um sich weiterzuentwickeln und vom Commonwealth vergeben wurde. breite Märkte zu erreichen. „My Green Home“ möchte zu einem Sozi- Für das Unternehmen My Green Home Neue Konzepte zum Recyceln von Plastik- steht Nachhaltigkeit und Umweltbe- flaschen sind auch in Ruanda ein wusstsein an höchster Stelle (Foto: wichtiger Beitrag zum Umweltschutz Westerwelle Haus). (Foto: Westerwelle Haus). 6 RUANDA REVUE · 02/2019
T I T E LT H E M A Das Versprechen der Digitalisierung von Marvin Matheis, ehemaliger Praktikant im Ruanda-Referat, MdI, und Student, International Development Studies Digitalisierung ist in aller Munde. Doch mit einem 11 – 25 Prozent-Anteil eben wie wirkt sich dieser Megatrend – eine jenes kostspielig. Vor diesem Hintergrund Entwicklungskonstante, die die globale stellt sich die Frage, ob und wie Digita- Gesellschaft langfristig betreffen wird – lisierung in EL für die menschliche Ent- auf die Entwicklungszusammenarbeit wicklung in Wert gesetzt werden kann. (EZ) aus? Welche Auswirkungen wird sie In der Projektarbeit gibt es zahlreiche auf die Projektarbeit haben? Und der Ein- Anwendungsfelder digitaler Technolo- satz welcher Technologien ist überhaupt gien. Diese werden eindrücklich im Jahr möglich und sinnvoll? 2019 neu aufgelegten, „Toolkit 2.0 – Digi- talisierung in der EZ“ des Bundesministe- Digitalisierung und ihr Verspechen riums für wirtschaftliche Zusammenar- Seit Aufkommen der Kommunikations- beit und Entwicklung (BMZ) aufgezählt. und Informationstechnologie (KIT) wer- Aber auch der Verband Entwicklungshilfe den immer wieder große Hoffnungen mit und Humanitäre Hilfe (VENRO) veröffent- dieser verbunden. Schon die Pioniere der lichte jüngst einen Report namens „Tech 80er Jahren versprachen sich vom Einsatz for Good – Möglichkeiten und Grenzen von KIT soziale Ungerechtigkeiten, Infor- digitaler Instrumente in der EZ von NROs“. mationsasymmetrien und Abhängigkei- ten abzubauen zu können. Ob sich dieses Digitale Technologien und Versprechen erfüllt, steht heute erneut ihre Anwendung auf dem Prüfstand. Da Digitalisierung ein klassisches Quer- schnittsthema ist, kann sie in nahezu allen Digitalisierung in Bereichen Anwendung finden. Bisher Entwicklungsländern werden digitale Technologien vor allem Zwar besteht noch immer eine digitale in den Bereichen ländliche Entwicklung, Kluft zwischen sogenannten Industrie- gute Regierungsführung, soziale Ent- und Entwicklungsländern (EL), jedoch sind mittlerweile große Teile der Welt digital eingegliedert. Dazu hat vor allem die Verbreitung von Smartphones beige- tragen. In vielen EL wurde das Zeitalter der Telefonleitungen und Landkabel ein- fach übersprungen und direkt auf Mobil- funktelefonie und Mobile Daten gesetzt. So wundert es nicht, dass diese Länder mit teils schnelleren Verbindungen und einer höheren Konnektivität als in eini- gen Regionen Deutschlands aufwarten. Nichtdestotrotz leben weiterhin vier Mil- liarden Menschen ohne Internetzugang, 90 Prozent davon in EL. Gemessen am Die Publikation „Toolkit 2.0 – Digitalisierung in der EZ“ gibt Projektbeispiele, wie digi- Monatseinkommen bleibt ein Anschluss tale Technologien weltweit eingesetzt werden (Fotoquelle: BMZ). RUANDA REVUE · 02/2019 7
T I T E LT H E M A bieten zu überwachen. Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt und mit jeder technischen (Groß)Innovation entstehen zahlreiche neue Anwendungsfelder digi- taler Technologien – auch in der EZ. Digitalisierung in der Partnerschaft Zwar machen diese Beispiele Digitalisie- rung in der EZ anschaulicher, doch wie steht es um die Anwendung digitaler Technologien in der Partnerschaft Rhein- land-Pfalz/Ruanda? Was sind hier konkre- te, neue Anwendungsmöglichkeiten? Im Bereich der Schulpartnerschaften und Jugendarbeit könnte künftig vermehrt digitale Begegnungsräume geschaffen werden – dies scheint im Hinblick auf die Umweltschädlichkeit von Flugreisen auch ökologisch sinnvoll. In der Sportför- derung könnten zusätzlich webbasierte Lernformate zur Sportlehrerweiterbil- dung verwendet werden. Sowohl beim Thema der Inklusion als auch beim kom- munalen Verwaltungsaustausch könnten Online-Plattformen zum Wissens- und Quelle: BMZ Toolkit 2.0 – Digitalisierung in der EZ, 2019, S. 14 Erfahrungsaustausch bereitgestellt oder Best Practices online gesammelt und wicklung, Wirtschaft und Beschäftigung, Schwierigkeit ergibt sich, wenn sich der breitenwirksam geteilt werden. Wei- Nachhaltige Infrastruktur, Sicherheit und Projektstandort in abgelegenen Gebie- terhin könnte die Öffentlichkeitsarbeit Wiederaufbau und Umwelt und Klima ten befindet. Auch hier kann die Digitali- sich zukünftig mehr auf Social Media benutzt. Hierbei spielen sie eine wichtige sierung Abhilfe schaffen. So ging mit der Relations fokussieren und, um jüngere Rolle beim Sammeln von Informationen, Verbreitung von Mobilfunktelefonie eine Bevölkerungsgruppen einzubeziehen, der Projektüberwachung, der Informa- Dezentralisierung sowohl von poten- vermehrt deren Kanäle bespielen (bei- tionsweitergabe, bei Kommunikation ziellen Informationsquellen als auch von spielsweise Instagram). Zudem könnten und bei der Erhöhung der Partizipation. Informationsempfängern einher. Heute grundlegend kollaborative, elektronische Zusätzlich helfen digitale Technologien können die Nutzer von Mobiltelefonen Managementsysteme eingeführt wer- bei der Innovationsförderung und beim per Sprachdialogsysteme befragt und mit den, um die gesamte Projektarbeit der Aufbau lokaler Kapazitäten. Textnachrichten niederschwellig infor- Partnerschaft zu vereinfachen. In Ländern des globalen Südens herrscht miert werden. Das kann Entscheidungs- Viele weitere Anwendungen sind mög- oftmals ein Mangel an Daten. Vor allem qualität, die Überwachung von Projekten lich. Allerdings sind vorerst immer eine Entscheidungsträger haben damit zu und den Informationsfluss verbessern. Reihe an Fragen zu klären. Sonst besteht kämpfen, denn es erschwert das Design Außerdem kann die Partizipation margi- die Gefahr, dass digitale Technologien in guter, datenbasierter Politiken. Wenn bei- nalisierter Gruppen erhöhen und die all- den konkreten Projekten keinen Zusatz- spielsweise die Einwohnerzahl oder die gemeine Transparenz gesteigert werden. nutzen generieren. Größe der landwirtschaftlichen Fläche Konkrete Beispiele für die Digitalisierung Beschäftigen sollten wir uns aber allemal einer Gemeinde unbekannt ist, macht in der EZ sind der Aufbau von digitalen mit digitalen Technologien in der Ent- dies die Planung unterschiedlichster Pro- Wissensplattformen um Kleinbauern wicklungszusammenarbeit und der Part- jekte ungleich schwerer. über das Wetter, Marktpreise und neue nerschaft Rheinland-Pfalz/Ruanda. Das Weiterhin ist das Überwachen von Pro- Anbaumethoden zu informieren oder erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass das jekten in EL meist kompliziert, da ent- aber die Nutzung von Drohnen, um den Ursprungsversprechen der Digitalisie- weder die finanziellen oder personellen ordnungsgemäßen Abbau von Rohstof- rung sich doch noch bewahrheitet. Ressourcen dazu fehlen. Eine besondere fen und den Schutz von Naturschutzge- 8 RUANDA REVUE · 02/2019
T I T E LT H E M A „kLab“ Kigali von Julia Leithäuser, Praktikantin im Referat Partnerland Ruanda/Entwicklungszusammenarbeit, MdI „kLab“, die Kurzform von „knowledge Lab“, fung von Arbeitsplätzen, die Erweiterung ist ein sogenannter Open-Tech-Innovati- der Wirtschaft und das Voranbringen onsraum für Studenten, Absolventen der Ruandas als innovativstes Land in Afrika. Universität, Unternehmer und Erfinder aus dem Bereich der Informationstech- kLab wächst stetig nologien (IT) in Kigali. Ziel ist es, Raum Hinsichtlich dieser Ziele hat das im Jahr zum gemeinsamen Arbeiten an Ideen 2012 gegründete Unternehmen schon und Projekten zu bieten sowie tragfähige einiges erreicht. Mittlerweile wird neben Geschäftsmodelle und Start-Ups (Jung- dem Büro, der Unterstützung und dem unternehmen) zu entwickeln. Es werden Internetzugang auch eine Auswertung Talks und Workshops zu verschiedenen von Ideen angeboten, es werden Net- Für Aphrodice Mutan Themen und Bereichen angeboten, um working-Events (Vernetzungsveranstal- gana, dem Direktor von gegenseitig von der Vernetzung zu profi- tungen) veranstaltet, in denen Startups kLab, steht dabei fest: tieren. Neben dem Standort in Kigali gibt beworben werden können. Aber es kLab soll in der Zukunft es schon zwei Zweigstellen in der südli- werden auch verschiedene Workshops in allen 30 Distrikten chen und westlichen Provinz Ruandas. angeboten, um die Mitglieder in ver- Ruandas vertreten sein. Für Aphrodice Mutangana, dem Direktor schiedenen Bereichen der IT aus- und von kLab, steht dabei fest: kLab soll in der weiterzubilden. Hinzu kommt durch das Zukunft in allen 30 Distrikten Ruandas Mentoring und Coaching eine ständige vertreten sein. Unterstützung, sodass die Mitglieder sich bei Problemen immer an Fachleute wen- „Mission und Vision“ den können. kLab hat durch die Zusam- kLab ist eine Non-profit Organisation und menarbeit mit Investoren einen Plan für wird zum Großteil durch die japanische die Finanzierung von Startups aufgestellt, Regierungsbehörde für Entwicklungshilfe sodass die Mitglieder auch bei der Suche Japan International Cooperation Agen- nach Investoren für Projekte, Ideen oder cy (JICA), aber auch durch den Privaten Startups Unterstützung erhalten. Heute Finanzsektor und das Rwanda Develop- kann kLab 2.300 Mitglieder vorweisen, ment Board gefördert. Die Unterstützung 1.800 davon nehmen verschiedene ange- der ruandischen Regierung ist vor allem botene Dienstleistungen in Anspruch dem Umstand zu verdanken, dass Infor- und 500 sind Mentoren. Um Mitglied mations- und Kommunikationstechnolo- zu werden, muss man sich bewerben, gie ein fester Bestandteil der „Vision 2020“ indem man aufzeigt, wie man zur Ver- ist, dem Plan bis zum Jahr 2020 die Wirt- schaft von Ruanda weiter voranzutreiben. Die Mission von kLab ist die Förderung und Unterstützung von innovativer Infor- mations- und Kommunikationstechno- logie. Diese wird durch die Pflege einer lebendigen Gemeinschaft aus Unterneh- mern und Mentoren verfolgt. Zudem soll durch die Vernetzung die Möglichkeit entstehen, sich gegenseitig beim Auftre- ten von Problemen zu unterstützen. Die In lockerer Atmosphäre lässt es sich damit auch verfolgte Vision ist die Schaf- besonders gut netzwerken (Foto: kLab). RUANDA REVUE · 02/2019 9
T I T E LT H E M A netzung und zum guten Arbeitsklima Show „Dragons Den“ (in Deutschland „Die beitragen kann. Die Anzahl der jährlichen Höhle der Löwen“) ein Event ins Leben Nutzer der Räume ist mit 30.000 Nutzern gerufen. „Face the Gorilla“ findet viertel- weit höher als die Mitgliederzahl. Täglich jährlich statt und unterstützt Unternehmer kommen über 2.000 Besucher zu kLab. bei der Suche nach Investoren für ihr ferti- Jedes Jahr werden über 5.000 verschiede- ges Produkt oder einer Dienstleistung. ne Events veranstaltet. Lokale und internationale Investoren tref- fen sich mit den Unternehmern, welche Soziales Engagement – Umuganda dann die Möglichkeit haben, ihr Produkt Auch an Umuganda nimmt kLab Teil. In vorzustellen. Aber auch speziell für Schüler Regelmäßig finden Workshops in den Räumlichkeiten in Kigali statt Ruanda ist der letzte Samstag im Monat und Studenten bietet kLab durch Praktika (Foto: kLab). gemeinschaftlicher Arbeit gewidmet. und andere Programme einen Einblick in kLab beteiligt sich, indem die techno- die IT- Welt in Ruanda. Jährlich vergibt kLab logische Expertise der Mitglieder für all- über 200 Praktikumsplätze und mehr als gemeinnützige Projekte genutzt wird. 150 Kinder werden im Programmieren Begonnen wurde im Jahr 2012 mit dem unterrichtet. Für alle Interessierten gibt es Übersetzen des Firefox Browsers in Kinyar- zudem mehr als 30 unterschiedliche Work- wanda, im Jahr 2015 begann kLab Kin- shops, in denen Trainings zu verschiede- dern beizubringen, wie man codiert. Die nen Domains angeboten werden. freiwilligen Helfer fahren mit mobilen Lehrwerkstätten in ländliche Gegenden und bringen die Kinder dort oft das erste Mal in Kontakt mit IT. Open Workspace: Raum zum Arbeiten – gemeinsam oder auch individuell (Foto: kLab). Gründungserfolge und Programme für Jugendliche Weitere Erfolge sind über 60 Unterneh- men, die in den Räumen von kLab ihre Gründung erlebten. Um die Mitglieder mit kLab ist es ein besonderes Anliegen, gerade Kindern und Jugendlichen den Investoren in Kontakt zu bringen, hat kLab Umgang mit dem Computer zu vermit- basierend auf der US-Amerikanischen teln (Foto: kLab). BBS Westerburg als „Grenzenlos-Schule“ ausgezeichnet Die BBS Westerburg wurde für gen zum Anbau von Kaffee ihr Engagement und Interesse und die illegale Abholzung der im Bereich Nachhaltigkeit und Wälder gesprochen. Das Pro- Globalisierungsthemen von jekt „Grenzenlos—Globales World University Service (WUS) Lernen in der beruflichen Bil- ausgezeichnet. Die Idee von dung“ wird gefördert von den Grenzenlos ist, dass junge Men- Ländern Baden-Württemberg, schen aus dem Globalen Süden Bayern, Brandenburg, Hessen, über ihr Herkunftsland ber- Rheinland-Pfalz und Saarland ichten. Die zwei Referierenden sowie von ENGAGEMENT GLOB- Studenten, Emmanuel Niyo- AL im Auftrag des Bundesmin- dusenga und Christian Izabayo, isteriums für wirtschaftliche gehören zu den Grenzenlos- Ak- Zusammenarbeit und Entwick- tivisten, die Lehrkooperationen lung (BMZ). Weitere Informa- zu den UN-Nachhaltigkeitsziel- tionen unter www.wusgerma- en (SDGs) durchgeführt ha- ny.de/de/auslaenderstudium/ ben. Im Rahmen der Projekte grenzenlos, oder bei Dr. Julia wurde mit Bezug auf Ruanda Boger (boger@wusgermany.de, besonders von den Bedingun- 0611/9446051). Foto: @WUS+BBS Westerburg, Ghysen 2019 10 RUANDA REVUE · 02/2019
T I T E LT H E M A Drohnen in Ruanda von Julia Leithäuser, Praktikantin im Referat Partnerland Ruanda / Entwicklungszusammenarbeit, MdI Die Straßen in Ruanda Vision von „red line“ und „blue line“ wurde die erste Blutlieferung verschickt. Das Straßennetz in Ruanda mit circa Bei der begrenzten Reichweite und dem Aber Ledgard hat noch größere Ideen, 14.000 Kilometern Länge gehört zu den Höchstgewicht liegt auch der Knack- als Drohnen nur zum Liefern von Blut zu dichtesten in Afrika. Doch nur ein Bruch- punkt für die Weiterverwendung dieser nutzen. Er will es möglich machen, neben teil der Straßen ist befestigt. Gerade mal neuen Transportmöglichkeit. Wenn es der von ihm genannten „red line“ in Form 4.000 Kilometer sind geteert. Diese ver- Forschern gelingt, einen Durchbruch von Blutlieferungen auch eine „blue line“ binden die vier Provinzen mit der Haupt- bezüglich der Verbesserung der Leis- zu etablieren. Diese soll größere Waren stadt Kigali. Der Rest der Wege besteht tung von Batterien zu erzielen, können transportieren können und die größeren aus Pisten und Schotterstraßen. Gerade die Drohnen bei weitem vielfältiger ein- Städte Afrikas in einem Netzwerk mitein- während der Regenzeit ist ein Großteil gesetzt werden. Johnathan Ledgard war ander verbinden. Zu diesem Zweck arbei- der unbefestigten Straßen schlecht, gera- der erste, der eine Vision von Drohnen tet er mit dem britischen Star-Architekten de in abgelegenen Teilen des Landes oft- als Lasttransportmittel hatte. Im Jahr Norman Foster zusammen, der unter mals gar nicht, passierbar. 2013 gab er seinen Job als Korrespon- anderem den Apple Park in Cupertino dent beim britischen Wirtschaftsmagazin und die Kuppel des Berliner Reichstags- Zipline in der Gesundheitsversorgung „Economist“ auf und gründete mit For- gebäudes entworfen hat. Foster entwarf Dies ist besonders im Bereich der Gesund- schern der École Polytechnique Fédéra- für Ledgard die „kleinsten Flughäfen der heitsversorgung ein großes Problem. Die le de Lausanne das Labor Afrotech zur Welt“, die sogenannten Drohnenhäfen. Gesundheitszentren und Krankenhäuser Vorbereitung von Transportdrohnen. Diese sollen aus vor Ort vorhandenen liegen teilweise sehr abgelegen auf den Ledgard stellte einige Jahre später auch Bausteinen einfach errichtet werden, in Hügeln, sodass eine Fahrt in die Haupt- die Verbindung zwischen der ruandi- beliebiger Zahl aneinandergereiht bieten stadt ein langwieriges und schwieriges schen Regierung und dem Unterneh- sie Platz für vielfältige Nutzung. Unterfangen sein kann. Auf ganz Ruanda men Zipline her. Zipline machte schnel- sind 525 Gesundheitszentren, fünf soge- le Fortschritte und gelang im Frühjahr Afrikanisches Drohnenforum in Ruanda nannte Referenz- und 42 Distriktkran- 2016 mit dem Zuschlag der ruandischen Auch die Regierung Ruandas hat Pläne kenhäuser verteilt. Diese Krankenhäuser Regierung als Blutlieferant auf den ruan- für die Drohnenlieferung. Auf dem konti- verfügen nur über begrenze Blutkonser- dischen Markt. Sechs Monate später nentalen Weltwirtschaftsforum in Kap- ven, das Hauptlager ist in Kigali. Wenn ein stadt konnte Ruanda sich als Vorreiter der Krankenhaus neue Blutkonserven benö- Drohnenlieferungen präsentieren. Ande- tigt, müssen Angestellte mehrere Stun- PA R T N E R U ND PROJEK TE AKTUEL re Länder wollen dem Beispiel des klei- L den nach Kigali fahren. Mittlerweile sind Hilfe aus der nen Binnenstaates folgen. Ghana und Luft – Medikam die Blutkonserven durch Zipline, ein kali- transporte du enten- Tansania sind interessiert, es soll im Feb- rch Drohnen fornisches Unternehmen, sehr viel einfa- Text und Fotos Geographisches von Prof. Dr. Volke r Wilhelmi, Institut Universität ruar 2020 laut der ruandischen Technolo- Mainz cher und vor allem schneller erhältlich. gieministerin Paula Ingabrie ein afrikani- Seit dem Markteintritt im Jahr 2016 ken, später dann debasierte Kranke gerufen. Diese landesweit, eine nversicherung Krankenkasse ist gemein- ins Leben sches Drohnenforum geben. Die so aufge- fliegt Zipline in Ruanda jeden Tag Blut- Technologie hat laut dem deutschen baut, dass die Bewohner sich Krankheits- oder in einem Verletzungsfall Krankenhaus oder in einem Gesundheitszentru behandeln lassen m können, ohne sich lieferungen durch das Land. Die zwei Luftfahrtexperten Cord Schellenberg in den finanziellen dabei Ruin zu stürzen. richtung dieser Die Ein- gemeindebasierte kenkasse war n Kran- bisher sehr erfolg wird von über 95 reich, sie Prozent der Bevölk Stützpunkte des Unternehmens sind so bedeutendes wirtschaftliches Potenzial. angenommen. erung Mittlerweile verfüg t Begutachtung Gesundheitszentre Ruanda über 525 der Lieferung n, fünf Referenz- einer Blutkonserve 42 Distriktkrank und mit der Reiseg enhäuser. Allerd platziert, dass nur ganz abgelegene Regi- Für das kleine Land, das sich selbst einen ruppe und Dr. den Gesundheits ings ist in Uta Düll. zentre Arzt vor Ort. Lokale n nicht immer ein Im Rahmen einer Hilfe soll durch Studienreise der sogenannten die jof-Nansen-Akade Fridt- sorgu mobilen Gesun mie Ingelheim ng der Landbevölke fer gewährleist dheitshel- konnte vor et werden. Diese onen im Norden und im Süden nicht von rung, nach wie Platz im IT- Zweig der Wirtschaft geschaf- im Februar 2019 zu den zentra die Turboentwi len Aufgaben. hen aus einem beste - des Landes an cklung weile Mittler- Person Netz von rund mehreren Beispi sind gut ausge en, welche unter 60.000 erlebt werden: elen mit- in baute Straßennetz ander So standen u.a. den größeren e bei der Schwa em Hilfe gieversorgung die Ener- Verbin Städten vorhanden, ngerschaftsvor- (Meth dungen in ländlic die sorge leisten und nach- dem Kivusee, neues anbohrinseln auf den zielstr den Drohnen erreicht werden können. , den Dorfbewoh fen hat, bedeutet dies die Möglichkeit zu he Gebiete wer- Solarkraftwerk, ebig gesetzt, trotzd Berater zur Seite nern als In der Ruanda Revue 1/2019 berichtete es Torfkraftwe neu- Abges em stellt die stehen und Impfu rk), das gerad chiedenheit und durchführen. Mediz ngen VW-Werk (Ausb e eröffnete Vielzahl der ein- inische Notfälle ildung von Facha zelnen Siedlungen dennoch eine sind Einrichtung von rbeitern, ßes nach wie vor ein große Herausforde car-sharing in Kigali) Versorgungsproble gro- da die entlegenen rung, Denn dazu reicht der Radius der Geräte weiterem wirtschaftlichen Wachstum. m dar. Neue Wege auch Prof. Dr. Volker Wilhelmi über das neue Möglichkeit und werden Gebiete kaum en der mediz begangen: Lastdr Krankenwagen durch Versorgung auf inisch ohnen werden erreicht werde dem Land im Fokus en erfolgreich eingesetzt, Die Kranken müsse n können. spielhaft für die . Bei- abgelegene um besonders n oftmals mittel starke Regionen mit Trage zur nächs s einer soll hier das Drohn n Veränderungen gen Blutko lebenswichti- tgelegenen Gesun Startup-Unternehmen Zipline. enprojekt vorge nserven schne station transportiert dheits- (noch) nicht. werden. stellt Die Gesun ll zu erreichen. werden. Diese dheitssituation ist oft kostbar in Zeit verbessert sich in Ruanda Notfällen. stetig. Auch die Versor Ein Land im Turbo aufbruch wartung bei Gebur Lag die Lebenser- ist stellen gung mit Medik amenten Mit der Vision t im Jahr 2006 weise schwierig, 2020 legte die bei 57,22 Jahren noch nen oft Patienten kön- unter Paul Kagam Regierung 67,13 , so ist sie bis erst spät oder Jahre gestiegen 2016 auf delt gar nicht behan e im Jahr 2000 Auch die Kinde werden, da die - Plan vor, desse einen sterbl r- fehlen. notwe ndigen Mittel n Erfüllung Ruand ichkeit ist von einem friedfe a zu 1000 Leben 101,2 Todesfällen rtigen, mode dgeburten auf je machen soll. rnen Land nur noch 38,5 Zu diesen Zielen Todesfälle im Jahr Drohnen als Liefer auch eine gesich gehör t Die 2016 gesunken. ant erte medizinisch ruandische Regier An dieser Stelle RUANDA REVUE · 02/2019 11 e Ver- 1999 ung kommt das Silicon zunächst nur testwe hat im Jahr ley-Start-Up -Val- ise in drei Bezir- Unternehmen 34 RUANDA Spiel. Als neuer Zipline ins REVUE · 01/201 Investor im ruand 9 ischen
T I T E LT H E M A Digitale Inklusion mit dem Rwanda Telecentre Network von Oliver Heinen, Förderverein IT Ruanda Die Behörden gehen online Im Jahr 2015 hat der ruandische Staat damit begonnen, öffentliche Dienst- leistungen über die Plattform „irembo“ im Internet verfügbar zu machen. Mitt- lerweile können auf diesem Weg über einhundert verschiedene Dienste in Anspruch genommen werden, zum Beispiel die Beantragung von Ausweis- dokumenten und Urkunden oder die Anmeldung für das Gesundheitssys- tem Mutuelle Santé. Dem Antragsteller erspart das oft eine oder mehrere teure Fahrten in die jeweilige Distrikthaupt- stadt, lange Warteschlangen und ein unerfreuliches Hin und Her wegen fehlender Unterlagen und räumlicher Trennung von Antrags- und Bezahlstel- le. Zusätzlich ist die Digitalisierung der Zugangspunkt an einem MTN-Kiosk in Cyuve, Distrikt Musanze öffentlichen Dienstleistungen ein wei- (Foto: Innocent Gakurano, RTN). terer Schritt zu mehr Transparenz und zur Bekämpfung der „kleinen Korrupti- on“: ein digitales Interface (Schnittstelle) behandelt alle gleich, und alle Zahlungs- eingänge werden per E-Mail oder SMS quittiert. Freilich erreicht dieses Ange- bot zunächst einmal nur die Wenigsten. Zugangshürden können fehlende digita- le Alphabetisierung sein, Mangel an der benötigten Hardware und nicht vorhan- dene Internetverbindung, aber auch das Unbehagen, behördliche Angelegenhei- ten in Eigenregie zu erledigen. Alle Menschen bei der Digitalisierung mitnehmen Hier kommt das Rwanda Telecentre Net- work (RTN) ins Spiel. Das RTN wurde im Jahr 2006 als loser Zusammenschluss von Projekten gegründet, die das Ziel Zugangspunkt in einem Bekleidungsgeschäft in Kibungo, Distrikt Ngoma verfolgten, den Zugang zu Wissen rund (Foto: Joseph Hirwa, RTN). um das Thema Informationstechnologie 12 RUANDA REVUE · 02/2019
und den Zugang zum Internet vor allem in entlegenen Gebieten zu verbessern – sogenannte Telecenter. Im Jahr 2009 wurde das RTN offiziell registriert und operiert heute als gemeinnütziges Unter- nehmen im Bereich digitale Inklusion. Mit seinem stetig wachsenden Netz von bis- her über 2.500 Zugangspunkten erlaubt es den bisher von der Digitalisierung ausgeschlossenen Bevölkerungsteilen, Online-Dienstleistungen wie irembo in Anspruch zu nehmen. Solche Zugangs- punkte können sich in Schreibwaren- läden („Secrétariat Public“, aktuell circa 60 Prozent), Helpdesks in öffentlichen Einrichtungen (12 Prozent), Internetca- fés (9 Prozent), kleinen Kiosks (2 Prozent) oder sonstigen Geschäften (17 Prozent) Ehemaliges Community-Telecenter und heute privat betriebenes Internetcafé in Nyakiriba, Distrikt Rubavu (Foto: Olivier Shema, RTN). befinden. Dort hilft geschultes Personal bei der Antragstellung und Bezahlung. Bei Bedarf können vor Ort Dokumente Kern des Geschäfts ausmacht. Insgesamt gescannt oder Passfotos erstellt werden, sind über 5.000 Arbeitsplätze mittelbar und es kann mit Bargeld bezahlt werden, oder unmittelbar mit dem RTN-Modell wo ansonsten eine bargeldlose Zahlung assoziiert. erforderlich wäre. Neben irembo koope- riert das RTN mit dem e-Payment-Dienst- Versuche, die „Digitale Kluft“ leister (elekrtonische Zahlung) mobicash, zu überwinden und im laufenden Jahr werden die Diens- Das alles ist ein sehr Business-orientierter Zuvor von der Digitali te von „Access to Finance Rwanda“ integ- Ansatz und ein Paradigmenwechsel im sierung ausgeschlosse riert, einer vereinheitlichten Online-Ban- Vergleich zu den Anfängen der weltwei- ne Teile der Bevölkerung king-Plattform, über die perspektivisch ten Telecenter-Bewegung, die sich seit profitieren von einer bis zu 15 Banken ihr digitales Banking für Anfang der 2000er Jahre daran gemacht zeitlichen und einer Privatkunden verfügbar machen werden. hatte, die „Digitale Kluft“ zwischen Nord messbaren finanziellen Die Anbieter der Dienstleistungen – im und Süd zu überbrücken. In dieser Zeit Entlastung Falle von irembo die unterschiedlichen entstanden mit viel Geld sogenann- staatlichen Stellen – schütten als Gegen- te Community-Telecenter – öffentliche leistung für die Vermittlung einen Teil Räume, in denen Computer und Internet der Gebühren an die Zugangspunkte erlernt und genutzt werden konnten. und das RTN aus, wodurch sich das Netz- Versiegende Geldquellen und der Sie- werk weitgehend von selber finanziert. geszug der Smartphones haben dieser So stellt sich eine dreifach-win-Situation ersten Welle von Telecentern im Laufe der ein. Zuvor von der Digitalisierung aus- 2010er Jahre in Ruanda wie weltweit den geschlossene Teile der Bevölkerung pro- Garaus gemacht, was aber die Digitale fitieren von einer zeitlichen und einer Kluft innerhalb der Länder des globalen messbaren finanziellen Entlastung, die Südens nur noch vergrößert hat. Wäh- Anbieter der Dienstleistungen profitieren rend eine wachsende Mittelschicht zu von einer höheren Reichweite gerade in Selbstversorgern digitaler Inhalte wurde, ländlichen Regionen, die Betreiber der blieb der große Rest noch hoffnungslo- Zugangspunkte schließlich profitieren ser abgeschnitten. Der aktuell vom RTN von einer finanziellen Beteiligung, die in verfolgte Ansatz hat das Potenzial, eine manchen Fällen ein lohnendes Zubrot nachhaltige Fortführung dieses ersten ist, in anderen Fällen aber durchaus den Versuchs zu werden. RUANDA REVUE · 02/2019 13
T I T E LT H E M A Chancen und Herausforderungen Mit dem Förderverein IT Ruanda beglei- ten wir seit dem Jahr 2014 das RTN auf seinem Weg. In dieser Zeit ist die Zahl der Zugangspunkte um mehr als das zwanzigfache angewachsen, eine erfreuliche Entwicklung, die aber auch immer wieder neue Herausforderun- gen schafft. Heute findet der vom RTN gewählte Weg zunehmend Beachtung. Im vergangenen Jahr hat beispielsweise eine Delegation aus Kamerun im Rah- men eines Süd-Süd-Austauschs Inspira- tionen in Ruanda gesammelt. Natürlich hat auch dieser Ansatz noch Schwä- chen. Zum einen ist er sehr abhängig von der digitalen Infrastruktur und der Kooperationsbereitschaft der jeweiligen Dienste-Anbieter. Damit einher geht das Problem, dass bei steigender Anzahl der angebotenen Dienste und der einge- setzten technischen Werkzeuge auch Aufwand und Kosten für die Schulung des Personals in den Zugangspunkten stark ansteigen – ein Faktor, der sich erfahrungsgemäß am schwierigsten aus den Einnahmen refinanzieren lässt. Und zu guter Letzt ist dieses auf Provisions- zahlungen beruhende System aktuell noch sehr auf kostenpflichtige Dienst- leistungen beschränkt. Ein Modus, in dem auch kostenlose Inhalte übermit- telt werden könnten, muss noch gefun- Klassisches Secrétariat Public in Kanama, Distrikt Rubavu den werden. Außerdem orientieren (Foto: Olivier Shema, RTN). sich die Zugangspunkte aktuell noch stark an den asphaltierten Hauptstra- ßen. Zielsetzungen für die nahe und Die e-Government-Plattform irem- mittlere Zukunft sind daher neben der bo kann auch als Gast in Ruanda kontinuierlichen Ausweitung des Netz- beziehungsweise im Vorfeld einer werkes die fortgesetzte Erweiterung des Reise genutzt werden. Einige der Spektrums an angebotenen Inhalten Dienstleistungen erfordern keine und schließlich die Weiterentwicklung Registrierung, zum Beispiel die der eigenen digitalen Infrastruktur, um Beantragung eines Einreisevisums unabhängiger von den technischen oder die Buchung und Reservie- Lösungen der Dienste-Anbieter und rung einer Aktivität in einem der den damit einhergehenden Einschrän- Nationalparks, bezahlt wird in kungen zu werden. diesen Fällen mit Kreditkarte. Weitere Informationen unter: Weitere Informationen und Kontaktdaten www.irembo.gov.rw zum Förderverein IT Ruanda auf: www.it-rw.org 14 RUANDA REVUE · 02/2019
PA R T N E R U N D P R O J E K T E 35 Jahre Partnerschaft mit Kanama von Walter Brändlein, Partnerschaft Ruanda e.V. Wachenheim Seit 1984 bestehen enge Beziehungen zwischen Wachenheim an der Weinstra- ße und Ruanda, zunächst im Rahmen eines Freundeskreises. Im Jahr 1990 ent- stand daraus der Verein Partnerschaft Ruanda e.V. Wachenheim. Unsere Part- nergemeinde heißt Kanama. Sie liegt auf 1.500–2.000 Metern Meereshöhe und gehört zum Distrikt Rubavu in der West- provinz. Hauptschwerpunkte unserer Partnerschaft in Ruanda Schwerpunkte unserer Arbeit sind die Förderung der Schulbildung und die Armutsbekämpfung im Sinne der Mill- enniums-Ziele der Vereinten Nationen beziehungsweise seit dem Jahr 2015 „17 Info-Tafel in der Partnergemeinde Kanama (Koordinationsbüro). Ziele für nachhaltige Entwicklung“. Mit Unterstützung der Partnerschaft Rhein- land-Pfalz mit Ruanda konnten im Lauf Bildern und Informationen über das der Zeit acht Grundschulen gebaut bezie- Partnerland organisiert. Im Lauf der Zeit hungsweise erweitert und mit der not- erhielten wir viele Dankesschreiben und wendigen Ausstattung versehen werden. lernten viele sympathische und bemer- Bedürftige Gruppen erhielten Kleidung, kenswerte Menschen kennen. Nahrung und Schulmaterial. Die Verei- nigung der Behinderten Tuzamurane Unterstützung ist bekam eine Werkstatt und orthopädische weiterhin notwendig Hilfsmittel. Seit dem Jahr 2018 werden Obwohl Ruanda in den letzten Jahren auch benachteiligte Familien in Burera erhebliche wirtschaftliche Erfolge erzielen in der Nordprovinz unterstützt. Zunächst konnte, nicht zuletzt auch dank beträcht- entstand ein Schulungszentrum, das von licher Entwicklungshilfe, ist Armut noch der Gemeinschaft des Familienordens immer weit verbreitet. Armut bedeutet (Soeurs Missionaires des Familles) betreut eine Unterversorgung mit Nahrungs- wird. Unterkünfte für junge Familien sind mitteln und anderen wichtigen Gütern in Planung. Die Projekte werden vom des täglichen Lebens, vor allem auf dem Koordinationsbüro Rheinland-Pfalz in Land. Steigende Schülerzahlen erfordern Kigali, der Hauptstadt Ruandas, betreut. immer mehr Klassenzimmer. Einzelheiten sind dem Armutsbericht des Statistischen Unser Partnerland bei uns Amtes Ruandas von 2018 zu entnehmen In Wachenheim und den Nachbarge- (www.EICV5). Deshalb ist unsere Hilfe meinden wurden Ausstellungen mit nach wie vor sehr begehrt. RUANDA REVUE · 02/2019 15
PA R T N E R U N D P R O J E K T E Eine Gruppe der Vereinigung Tuzamurane (Koordinationsbüro). Unser Verein lebt vom Engagement vieler Unser Verein ist gemeinnützig und hat derzeit 38 Mitglieder. Er finanziert sich durch Spenden, Mitgliedsbeiträge sowie Wir danken allen durch den Verkauf von Kunsthandwerk Spendern und Unter und durch Tombolas. Die Stadt Wachen- heim unterstützt die Vereinsarbeit. Mit stützern herzlich! dem Weltladen in Bad Dürkheim besteht eine langjährige Zusammenarbeit. Alle Mitglieder arbeiten ehrenamtlich, alle Spenden kommen direkt den Projekten zugute. Wir danken allen Spendern und Unterstützern herzlich! Kontakt und Info: Walter Brändlein, Vorsitzender Burgunderweg 9 67157 Wachenheim Tel.: 06322 - 943570 Mail: partnerschaft-ruanda@gmx.net Internet: www.rlp-ruanda.de/Partnerschaft- Ruanda-eV-Wachenheim Kinder der Partnerschule Rwanzuki (Partnerschaftsbüro in Kigali). 16 RUANDA REVUE · 02/2019
PA R T N E R U N D P R O J E K T E 35 Jahre Partnerschaft mit Shangi und Muyange von Dorothea Fuchs, St. Martin Kaiserslautern Anlässlich unseres Partnerschaftsjubiläums ging es im April 2019 in unsere Partnerregion nach Shangi und Muyange (Foto: St. Martin). „Jeder kann etwas geben“ pfarrei Shangi und Muyange hat es perso- 35 Jahre Partnerschaft bedeuten eine nelle Änderungen gegeben. Wie schon so lange Wegstrecke, die wir gemeinsam oft beschrieben und gesagt, „lebendige zurückgelegt haben. Eine ganze Gene- Partnerschaft lebt durch Begegnung. Nur ration ist inzwischen mit dieser Partner- wer sich kennt und sich vertraut gemacht schaft groß geworden, hat die Freuden hat, fühlt sich verantwortlich und kann der Anfangsjahre erlebt, aber auch die Freundschaften pflegen.“ Alle bis jetzt dunklen Stunden des Völkermords von engagierten Mitstreiter wissen, wie auf- 1994 und seine Folgen durchlitten. Nach wendig und arbeitsintensiv manchmal dem Erdbeben im Jahr 2008 galt es die Arbeit in der Weltkirche sein kann. auch, einen Neuanfang zu wagen, beim Aber alle haben wir die Erfahrung Wiederaufbau zu helfen und an der Sei- gemacht: Wir sind reich beschenkt – te der Menschen zu stehen. „Jeder kann durch die Gastfreundschaft, die Aufmerk- etwas geben“, so sagte es Bischof Jean samkeit und die Herzlichkeit der Men- Damascène, der leider im März 2018 schen überall im Land. Damit diese gestorben ist. Das ist auch der Grund, Partnerschaft so lebendig bleibt und uns warum wir dieses Partnerschaftsjubiläum alle auch in Zukunft so bereichert, ist es erst im 36. Jahr feiern. wichtig, dass sich immer wieder neue, interessierte Leute ansprechen lassen und Mitarbeiten an der „Einen Welt“ offen sind für ein Mitarbeiten an der „Einen Nach seinem Tod ist Bischof Célestin Haki- Welt“. Aus diesem Grund hat sich eine klei- zimana, Bischof von Gikongoro, zum ne Delegation mit mir vom 24. März bis Direktor von Cyangugu bestellt, bis ein 6. April 2019 auf den Weg gemacht, unse- neuer Bischof ernannt ist. Viele Neuerun- re Partner vor Ort neu kennenzulernen Minister Lewentz empfängt unsere gen und Veränderungen gab es für die und mit allen Freunden auch dort das ruandische Delegation in Mainz und Partner vor Ort. Auch in unserer Partner- Partnerschaftsjubiläum zu feiern. gratuliert uns herzlich (Foto: St. Martin). RUANDA REVUE · 02/2019 17
PA R T N E R U N D P R O J E K T E Wir sind Freunde – Turi inshuti Und gerademal vier Monate später wurde das Jubiläum mit Gästen aus unserer Part- nerschaft in St.Martin Kaiserslautern gefeiert. Schon lange vorher wurde geplant und eingeladen, Spenden und Aktionen organisiert, um die Flüge zu bezahlen. Auch an dieser Stelle ganz herzlichen Dank an die Partnerschaft Rheinland-Pfalz/Ruanda, an die Weltkir- che Speyer und viele Freunde der Part- nerschaft, die uns so tatkräftig unterstützt haben, damit das Fest, „ein Fest“ wurde. Der gemeinsame Gottesdienst und das anschließende Gemeindefest werden uns allen Mit einem Festgottesdienst und anschlie- noch freudig in Erinnerung bleiben. ßendem Pfarrfest auf der Wiese wurde mit vielen Gästen der Partnerschaft fröh- lich und ausgelassen bis zum Abend gefeiert. Eine Woche voller neuer Eindrü- cke, gute Gespräche haben uns näher zusammengebracht – machen Mut, geben neue Motivation, dass unsere Partner- schaft lebendig bleibt und eine Zukunft hat. Wir sind Freunde – Turi inshuti. Unser Fazit: Wir sind Freunde – Turi ins- huti! (Foto: St. Martin). Der Verkauf von 500 Gramm Ruanda verein Rheinland-Pfalz/Ruanda, sowie kaffee à 9,30 Euro sichert den Tages- mit dem Entwicklungspolitischen lohn der Männer und Frauen, die in Landesnetzwerk ELAN im Jahr 2011 Ruanda in der Kooperative den Kaf- diesen Partnerschaftskaffee initiiert. fee sortieren. Mit dem Kauf von fünf Pfund Kaffee ist bereits der Wochen- Sie wollen wissen, wo es den Kaffee lohn einer Arbeiterin gesichert. Helfen noch zu kaufen gibt? Melden Sie sich Sie mit, durch den Konsum dieses fair bei uns: gehandelten Kaffees Arbeitsplätze vor Pfarrbüro Hl. Martin, Spittelstr. 4, Ort zu sichern und den Menschen in 67655 Kaiserslautern, Ruanda Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten! Telefon: 0631-93183 Die Pfarrgemeinde St. Martin in Kai- Kolpingbüro, Adolph-Kolping-Platz 9, Junge Frauen in den Westpfalz-Werkstätten in serslautern und unsere ruandischen 67655 Kaiserslautern, Landstuhl nähen aus den Kaffeetüten Taschen Partner haben zusammen mit dem Telefon: 0631-65797 und verkaufen sie für 10 Euro pro Tasche. Mit Bistum Speyer, dem Kolpingwerk in dem Erlös werden wichtige Beschäftigungs- der Diözese Speyer, dem Land Rhein- Weitere Informationen unter maßnahmen für Menschen mit Behinderun- land-Pfalz und dem Partnerschafts- http://ruandakaffee.de gen unterstützt (Foto: St. Martin). 18 RUANDA REVUE · 02/2019
PA R T N E R U N D P R O J E K T E Handwerk hilft e.V. seit 2013 in Kigali von Alex Hoffmann, Schriftführer im Vorstand von Handwerk hilft e.V., Kanzem Förderung von Ausbildung in Kigali Handwerk hilft e.V. hat sich die Verwirkli- chung sozialer und ausbildungsfördern- der Projekte vorgenommen und legt dabei seit dem Jahr 2013 besonderes Augenmerk auf die Förderung der hand- werklichen Ausbildung von Jugendli- chen und jungen Erwachsen in Ruan- da. Über den Kooperationspartner Don Bosco Mondo e.V. konnte eine fruchtbare Zusammenarbeit mit dem in Kigali ansäs- sigen Ausbildungszentrum „Centre des Jeunes“ aufgebaut werden. Direkte Zusammenarbeit Zentraler Bestandteil der Arbeit vor Ort ist es, in jedem Jahr eine Ausbildungs- und Austauschreise junger deutscher Auszu- Einige Mitbringsel für unsere Partner vor Ort (Foto: Handwerk hilft e.V.). bildender zu organisieren, die für zehn Tage das Ausbildungszentrum besuchen und mit den dortigen Auszubildenden eine solche Reise den Horizont erweitert zusammenarbeiten. Auch in diesem Jahr und Impulse zur Reflexion der eigenen konnte wieder eine Gruppe junger ange- Lebenswirklichkeit setzt. Viele der Mit- hender Handwerker den Arbeitsalltag im reisenden gewinnen durch die Arbeit Ausbildungszentrum in Kigali kennenler- in einem Entwicklungsland eine neue Immer wieder zeigt sich, nen. Bereits bei der Ankunft in Ruanda Sichtweise auf ihr Leben in Europa und dass eine solche Reise den zeigten sich die Azubis beeindruckt: die gesellschaftliche Verantwortung, die Horizont erweitert und „Besonders beeindruckt haben mich damit einhergeht. Impulse zur Reflexion der dabei vor allem zwei Dinge. Zum Einen „Das Erste, was mir nach der langen eigenen Lebenswirklich die aufgeschlossene und sehr zuvorkom- Anreise auffiel, war die scheinbar kom- keit setzt. mende freundliche Haltung der Einhei- plette Abwesenheit anderer hellhäutiger mischen unserer Gruppe gegenüber [...], Menschen. Auf meinen sonstigen Reisen zum Anderen die wirklich atemberau- außerhalb Europas traf ich bis jetzt immer bende Landschaft, welcher die Bezeich- relativ schnell auf andere Touristen und nung Ruandas als „Land der tausend ich selbst war keine allzu große Attrakti- Hügel“ noch nicht annähernd gerecht on aufgrund meiner Hautfarbe. In Ruan- wird.“(Marius Klassen). da war das anders und ich muss ehrlich sagen, ein anfangs doch eher unbehagli- Perspektivwechsel hautnah erleben ches Gefühl. Es hilft allerdings dabei, dass Doch nicht nur die atemberaubende Gefühl anders aussehender Leute auch Landschaft wirkt faszinierend auf die Mit- hier in Deutschland ein wenig besser zu reisenden. Immer wieder zeigt sich, dass verstehen.“(Jan Kasatschok) RUANDA REVUE · 02/2019 19
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