www.ooe.lko.at - Tätigkeitsbericht 2016 Landwirtschaftskammer Oberösterreich

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Tätigkeitsbericht 2016
Landwirtschaftskammer Oberösterreich

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Inhalt

         Vorwort ...................................................................................................................................................... 3

         Agrarpolitik: Bauernjahr 2016 .................................................................................................................... 4

         Vollversammlungen – Das Bauernparlament 2016 .................................................................................... 9

         Interessenvertretung ............................................................................................................................... 10

         Ausgleichszahlungen und Förderungen 2016 .......................................................................................... 14

         Qualitätsmanagement in der Beratung .................................................................................................... 16

         Betriebs- und Unternehmensberatung, Arbeitskreise ............................................................................. 17

         Bauberatung .............................................................................................................................................19

         Ernährung und Direktvermarktung .......................................................................................................... 20

         Urlaub am Bauernhof............................................................................................................................... 22

         Biologischer Landbau .............................................................................................................................. 23

         Landjugend und Bäuerinnen .................................................................................................................... 24

         Rechts- und Sozialberatung ..................................................................................................................... 25

         Rinderhaltung .......................................................................................................................................... 28

         Fütterungsberatung ................................................................................................................................. 28

         Milchleistungsprüfung ..............................................................................................................................31

         Schweinehaltung ..................................................................................................................................... 32

         Schaf-/Ziegenhaltung ............................................................................................................................... 33

         Geflügelwirtschaft ................................................................................................................................... 33

         Pferdezucht und Pferdewirtschaft ........................................................................................................... 34

         Teichwirtschaft ........................................................................................................................................ 34

         Wildhaltung.............................................................................................................................................. 34

         Pflanzenproduktion .................................................................................................................................. 35

         Forst und Bioenergie ............................................................................................................................... 40

         LFI – Ländliches Fortbildungsinstitut ....................................................................................................... 48

         Lehrlings- und Fachausbildungsstelle ...................................................................................................... 51

         Öffentlichkeitsarbeit ................................................................................................................................ 52

         Aus dem Land – Initiativen und Projekte ................................................................................................. 55

         Leistungsbilanz zur Kammerarbeit ........................................................................................................... 60

         Kundenservice, Personal, Finanzen ......................................................................................................... 61

         Oranisation und IT ................................................................................................................................... 62

         Aufbau und Organisation – Bundes- | Landes- | Bezirks- und Gemeindeebene ....................................... 63

         Mitglieder der Vollversammlung.............................................................................................................. 64

         LK-Bezirksbauernkammern | Beratungsstellen für Tierproduktion .......................................................... 65

         Impressum ...............................................................................................................................................66
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Vorwort

LK-Strukturreform sichert Leistungsangebot
Die rückläufige Zahl an bäuerlichen Betrieben,       posten keinesfalls mehr als sinnvoll erscheinen
die rückläufige öffentliche Finanzierung und die     lässt.
sich daraus ergebenden Personalreduktionen,
steigende Anforderungen an die Spezialisierung       Zielsetzungen der Reform
der Beratung und neue Methoden bei der Erbrin-       Angesichts der immer knapper werdenden Kam-
gung von Beratungsleistungen machen eine Re-         merfinanzierung kann nur durch strukturelle Än-
form der Dienststellenstruktur erforderlich. Die     derungen eine Aufrechterhaltung des bewährten
bisher 15 Dienststellen im Bereich der Bezirks-      und umfangreichen Leistungsangebotes sicher-
bauernkammern werden ab heuer schrittweise           gestellt werden. Ohne Gegenmaßnahmen müss-
auf acht Dienststellen zusammengeführt. Die          te die Landwirtschaftskammer nach einer Vor-
im Landwirtschaftskammergesetz vorgesehene           schaurechnung einen bis zum Jahr 2020 auf ca.
Eigenständigkeit der Bezirksbauernkammern auf        2 Millionen Euro ansteigenden Haushaltsabgang        ÖR Ing. Franz Reisecker
der Funktionärsebene mit der Struktur der Orts-      hinnehmen.                                           Präsident
bauernschaften bleibt jedoch in der bisherigen       Daher muss nun rasch und konsequent gegenge-
Form erhalten, um auch auf Ebene des politi-         steuert werden. Mit größeren Dienststellen sind
schen Bezirks gegenüber Ämtern und Behörden          durch eine bessere Spezialisierungsmöglichkeit
eine wirksame Vertretung bäuerlicher Interes-        weitere Effizienzsteigerungen in der Leistungser-
sen sicherzustellen. Das bedeutet in den meis-       bringung und damit Personaleinsparungen mög-
ten Fällen, dass zwei Bezirksbauernkammern           lich. Vom Bundesrechnungshof wurde bereits im
künftig eine gemeinsame Dienststelle mit einem       Zuge einer Gebarungsprüfung im Jahr 2005 die
Dienststellenleiter zur Aufgabenerledigung in        Zusammenlegung einzelner Dienststellen ange-
den Geschäftsfeldern der Interessenvertretung,       regt. Das nunmehrige Reformprojekt geht über
Beratung, Bildung und INVEKOS-Service zur Ver-       die damaligen Empfehlungen deutlich hinaus.
fügung steht. Mit dieser Reform wollen wir das       Letztendlich kann den steigenden Kundenanfor-
bewährte Leistungsangebot für die Mitgliedsbe-       derungen in der Arbeit der Landwirtschaftskam-
triebe aufrecht erhalten und konsequent auf die      mer sowie dem Wunsch nach Bereitstellung eines
künftigen Anforderungen der bäuerlichen Unter-       weiterhin umfassenden Leistungsangebotes in
nehmer ausrichten. Damit können wir auch in Zu-      den Regionen nur mit entsprechenden Mindest-
kunft ein hohes Qualitätsniveau in der Leistungs-    größen bei den Dienststellen entsprochen wer-
erbringung für die Kammermitglieder erhalten         den.
                                                                                                          Mag. Friedrich Pernkopf
und bei einer stabilen öffentlichen Finanzierung
                                                                                                          Kammerdirektor
auch die LK-Finanzierung mittelfristig sicherstel-   Herzlichen Dank
len. Im Mittelpunkt steht der sorgsame Umgang        Nur durch die intensive Zusammenarbeit von
mit den uns von den Mitgliedsbetrieben und der       Funktionären und Mitarbeitern im Rahmen der
öffentlichen Hand anvertrauten Mitteln.              Selbstverwaltung konnte eine umfassende Kam-
                                                     merreform auf den Weg gebracht werden. Viel an
Neue Dienststellenstruktur                           detaillierter Umsetzungsarbeit liegt aber noch vor
Die Neustrukturierung der Dienststellen orien-       uns. Ihnen allen dürfen wir unsere Anerkennung
tiert sich vor allem an der gegebenen räumlichen     für die bisherige konstruktive Mitarbeit zum Aus-
Verteilung der Mitgliedsbetriebe sowie auch an       druck bringen.
der vorhandenen Gebäudesubstanz der Land-            Unser ganz besonderer Dank gilt unseren öffent-
wirtschaftskammer. Unter Berücksichtigung der        lichen Geldgebern, dem Land Oberösterreich und
Empfehlungen des Rechnungshofes und der im           dem Ministerium für ein Lebenswertes Öster-
Landwirtschaftskammergesetz verankerten Kri-         reich. Nur mit deren Unterstützung konnten den
terien der Wirtschaftlichkeit, Sparsamkeit und       Mitgliedern auch 2016 professionelle Dienstleis-
Effizienz der Mittelverwendung hat die LK-Voll-      tungen in den Bereichen Interessenvertretung,
versammlung die Strukturreform im Juni 2016          Beratung, Bildung und Ausgleichszahlungen an-
einstimmig beschlossen.                              geboten werden. Unser abschließender Dank gilt
Die bisherigen Reformmaßnahmen wurden                unseren Kammermitgliedern, den Bäuerinnen und
schwerpunktmäßig im Bereich der Abteilungen          Bauern sowie den Grundeigentümern. Es sind ab-
am Hauptsitz der Landwirtschaftskammer in Linz       solut unverzichtbare Leistungen, die diese für un-
umgesetzt. So wurde die Zahl der Abteilungen         ser Land und die gesamte Gesellschaft erbringen.
seit Beginn der 90er Jahre von 11 auf 7 reduziert
und damit auch schon bisher mehrere Spitzen-
dienstposten eingespart. Weitere Personalein-        Landwirtschaftskammer Oberösterreich
sparungen sind in den letzten Jahren quer über
die Dienststellen hinweg durch die Reduktion von
einzelnen Dienstposten erfolgt. Bei mehreren
Dienststellen im Bereich der Bezirksbauernkam-
mern ist man nun aber an eine kritische Größe        Mag. Friedrich Pernkopf ÖR Ing. Franz Reisecker
gelangt, die eine weitere Reduktion der Dienst-      Kammerdirektor          Präsident

                                                                                                                                    |3
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Agrarpolitik

                           Bauernjahr 2016 mit äußerst durchwachsener
                           Bilanz

                           Das Bauernjahr 2016 weist eine sehr durchwach-        Schwere Marktverwerfungen auf dem
                           sene Bilanz auf. Die schwierige Agrarmarktsituati-    europäischen Milchmarkt
                           on war vor allem auf das russische Importembargo,     Auf die Abschaffung der EU-Milchquoten folgte
                           niedrige Energiepreise und Produktionsüberhänge       2015 und im ersten Teil des Jahres 2016 eine
                           in der Milch- und Schweinebranche zurückzufüh-        starke Erhöhung der Produktion. So begann das
                           ren. Verschärft wurde die Situation durch massive     Jahr 2016 mit einem Plus von fünf Prozent an
                           Spätfrostschäden bei Obst und Gemüse im Früh-         produzierter Milch im Vergleich zu Anfang 2015.
 Bäuerliche Einkommen      jahr. Auf der politischen Ebene wurden verbes-        Trotz der ausgeweiteten Interventionsmenge für
 2016 stark unter Druck.   serte Förderbedingungen für Berg- und Grünland-       Magermilchpulver fiel der Milchpreis in Öster-
                           bauern und eine SVB-Beitragsgutschrift erreicht,      reich auf knapp über 27 Cent Auszahlungspreis.
                           andere politische Fragen fordern weiterhin den        Der Kieler Rohstoffpreis erreichte im März sogar
                           massiven Einsatz der bäuerlichen Interessensver-      einen historischen Tiefstwert von 19,80 Cent.
                           tretung.                                              Erfreulich hoch blieben hingegen die Preise in
                                                                                 den Spezialsparten Biomilch und Heumilch.

                           Marktgeschehen                                        Appelle der Verarbeiter, die zusätzliche Milch
                                                                                 beispielsweise in der Kälberaufzucht zu ver-
                           Schweinemarkt findet in die richtige Spur             wenden, alternative Verrechnungsmodelle ein-
                           Das erste Halbjahr 2016 bot für die Schweine-         zelner Molkereien und die im Juli beschlossene
                           produzenten ein äußerst schwieriges Umfeld und        Milchmengenreduktion erreichten schließlich eine
                           schwache Preise. Einerseits belasteten die für den    Trendumkehr und sorgten dafür, dass die Pro-
                           russischen Markt eingeplanten 300.000 Tonnen          duktion im September 2016 erstmals wieder un-
                           Schweinefleisch aufgrund des Embargos die hei-        ter den Vergleichswert von 2015 fiel.
                           mischen Märkte, andererseits stieg die Produk-
                           tion vor allen in Norddeutschland und Spanien.        In den letzten Monaten konnten daher moderate
                           Dies führte auch für die Ferkelerzeuger zu gerin-     Preissteigerungen erreicht werden. Mit 30 Cent
                           geren Einkünften.                                     Auszahlungspreis zu Jahresende ist aber immer
                           Trotz kurzfristiger Preisstabilisierungen durch die   noch Aufholbedarf nach oben gegeben.
                           Förderung der privaten Lagerhaltung konnte erst       Die Entwicklungen auf dem Milch- und Schwei-
                           das starke Anziehen der Exporte Richtung Asien        nemarkt zeigten drastisch auf, dass die EU nur
                           und dabei vor allem China die Märkte entschei-        über sehr eingeschränkte Marktordnungsinstru-
                           dend entlasten. Mit dem Export von 2,73 Milli-        mente verfügt und das Preisniveau nicht direkt
                           onen Tonnen Schweinefleisch wurde 2016 ein            bestimmen kann. Die europäischen Märkte sind
                           neuer Rekord aufgestellt, mehr als zehn Prozent       mittlerweile fest in die Weltmärkte integriert.
                           der EU-weiten Produktion gingen in den Export.
                           Ab Mitte des Jahres konnten daher konstante
                           Preise von rund 1,50 Euro je Kilogramm erreicht       Frostschäden in Oberösterreich vor allem
                           werden und auch die Ferkelpreise entsprechend         beim Obst
                           stabilisiert werden.                                  Drei Frostnächte in der letzten Aprilwoche rich-
                                                                                 teten auch in Oberösterreich erhebliche Schä-
                                                                                 den bei Steinobstkulturen, im Weinbau sowie in
                                                                                 Apfelanlagen und bei Erdbeeren an.

                                                                                 Am 18. Mai wurde im Parlament eine Anpassung
                                                                                 des Katastrophenschutzgesetzes beschlossen und
                                                                                 noch im Jahr 2016 knapp eine Million Euro an 65
                                                                                 landwirtschaftliche Betriebe in Oberösterreich
                                                                                 ausbezahlt. Für die Zukunft haben sich Bund und
                                                                                 Länder geeinigt, dass für versicherbare Schäden
                                                                                 an landwirtschaftlichen Kulturen keine Katast-
                                                                                 rophenfondsmittel mehr zur Verfügung gestellt
                                                                                 werden. Stattdessen werden künftig die Prämien
                                                                                 für Versicherungen gegen Frost und Hochwasser
                                                                                 zu 50 Prozent aus dem Katastrophenfonds ge-
                                                                                 fördert, so wie dies bereits bei der Prämie für
                                                                                 Hagelschäden üblich ist.

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Agrarpolitik

Nationale Politik und Landespolitik                   den, ist für die Landwirtschaft und die gesamte
                                                      Wertschöpfungskette wirtschaftlich kontrapro-
Einkommensrückgang erfordert                          duktiv. Dadurch wird bei den Konsumenten ein
Entlastungsmaßnahmen                                  völlig falsches Preisgefühl erzeugt und der mit 11,6
Von 2012 bis 2015 sanken die bäuerlichen Ein-         Prozent ohnehin schon sehr geringe Anteil der Le-
kommen vier Jahre hintereinander. Um diesen           bensmittelkosten am Haushaltseinkommen weiter
Trend 2016 aufzuhalten, forderte die Bauern-          gesenkt. Es wird daher ein weiterer Ausbau der Her-
vertretung vehement politische Maßnahmen zur          kunftskennzeichnung für Lebensmittel angestrebt.
Stützung der bäuerlichen Betriebe.
Vor allem die Benachteiligung der österreichischen    Tierwohl rückt stärker ins öffentliche
Bauern gegenüber ihren europäischen Mitbe-            Interesse
werbern beim Agrardiesel ist nicht mehr länger        Ein zentrales Thema der politischen Diskussion
tragbar. Dementsprechend wurde in den Vollver-        waren 2016 zusätzliche Tierwohlmaßnahmen.
sammlungen die Wiedereinführung eines steuer-         Vor allem von Tierschutz-NGOs aber auch in
lich begünstigten Agrardiesels gefordert. Auch        der Gesellschaft werden die Bedingungen in der
im Jahr 2017 wird dieses Anliegen weiter aktiv        Tierhaltung verstärkt thematisiert und Verbesse-
vertreten werden.                                     rungen gefordert. Daher wurde im Rahmen der            Tierwohl und die bäu-
Bei einem anderen zentralen Anliegen der Bau-         Ländlichen Entwicklung eine neue Tierwohlmaß-          erliche Tierhaltung
ernvertretung konnte zumindest ein Teilerfolg er-     nahme für die Gruppenhaltung auf eingestreuten         stehen im Blickpunkt
reicht werden. Nach anhaltenden Diskussionen          Liegeflächen mit erhöhtem Platzangebot für die         der Gesellschaft.
über den Erlass einer Quartalszahlung einigten        Rinder- und Schweinemast bzw. die Sauenhaltung
sich die Koalitionsparteien auf eine Reduktion        aufgenommen.
der im Jänner 2017 fälligen SVB-Quartalszah-          Heftige Diskussionen verursachen auch chirurgi-
lung um 53 Prozent. Damit verbleiben fast 90          sche Eingriffe bei Nutztieren wie die Enthornung
Millionen Euro zusätzlich auf den heimischen Hö-      von Kälbern und Milchziegen, die Kastration und
fen. Der daran gebundene jährliche Entfall von        das Schwanzkupieren beim Ferkel. Unter Feder-
30 Millionen Euro aus der Tabaksteuer ist aus         führung des Gesundheitsministeriums wird der-
Sicht der Interessenvertretung inakzeptabel.          zeit mit Vertretern aller Anspruchsgruppen eine
Um auch kleineren Betrieben die Möglichkeit zu        rechtliche Neuregelung dieses Themenbereiches
geben, ihre SVB-Beiträge auf Basis der realen         erarbeitet. Besonders bei der Ferkelkastration
Einkommenssituation zu bezahlen, wurde in der         drohen große wirtschaftliche Einbußen, da keine
letzten Vollversammlung ein Antrag auf Absen-         wirtschaftlichen und gesellschaftlich akzeptab-
kung der Mindestbeitragsgrundlage in der Opti-        len Alternativen zur Verfügung stehen.
on eingebracht.                                       Grundsätzlich werden umfassendere Tierwohl-
                                                      maßnahmen von den Landwirten und der Land-
Der Wert heimischer Lebensmittel im Fokus             wirtschaftskammer begrüßt. Der dabei anfallen-
Mit vielfältigen Maßnahmen in der Öffentlichkeits-    de Zusatzaufwand muss aber entweder durch
arbeit, der Novelle des Bundesvergabegesetzes         Ausgleichszahlungen oder höhere Preise langfris-
und einem Ausbau der Herkunftskennzeichnung           tig abgedeckt sein. Es ist den Konsumenten noch
standen 2016 die Qualität und der Mehrwert ös-        stärker zu kommunizieren, dass mehr Tierwohl
terreichischer Lebensmittel im Fokus der Land-        auch entsprechend höhere Preise beim Endpro-
wirtschaftskammer.                                    dukt bedeutet. Die Landwirtschaftskammer lehnt
Bei der öffentlichen Ausschreibung einer Viel-        neue Vorschriften klar ab, wenn diese nur eine
zahl von Produkten gilt künftig ab 100.000 Euro       Mehrbelastung der Bauern zur Folge haben.
das Bestbieter-Prinzip. Als Qualitätskriterien kön-
nen damit neben dem Preis auch Gütesiegel und
definierte Produktionsbedingungen heran gezo-
gen werden.
Während Regionalität und Qualitätsbewusstsein
bei den Konsumenten im Einzelhandel bereits gut
verankert sind, fehlt in der außer Haus Verpfle-
gung meist jeder Hinweis auf die Herkunft der
verwendeten Lebensmittel. Dieser wachsende
Bereich mit fast drei Millionen Essen täglich wird
nun durch die von den Landwirtschaftskammern
gestartete Initiative „Gut zu wissen“ erfasst.
Verlangt wird eine verpflichtende Herkunfts-
kennzeichnung für Fleisch und Eier.
Als wichtigster Absatzkanal wurde auch der Le-
bensmitteleinzelhandel aufgefordert, den österrei-
chischen Lebensmitteln mehr Wertschätzung ent-
gegen zu bringen. Vor allem die weit verbreitete
Praxis, Lebensmittel als Lockangebote zu verwen-

                                                                                                                               |5
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Agrarpolitik

                           Kammerreform sichert Leistungsangebot in             Grünland-Programm und Landes Top-Up für
                           den Regionen                                         Bergbauernförderung
                           Eine zentrale Herausforderung im vergangenen         Als einziges Bundesland wird Oberösterreich im
                           Jahr 2016 als auch in den kommenden Jahren           Jahr 2017 den maximal möglichen Top-Up Be-
                           wird die in der Vollversammlung einstimmig be-       trag bei der Bergbauernförderung auszahlen.
                           schlossene Reform der Dienststellenstruktur in       Ergänzend dazu wird ein Landes Grünland Pro-
 Einstimmiger       Be-    der Landwirtschaftskammer sein. Die rückläufi-       gramm aufgelegt und damit vor allem die von
 schluss in der Vollver-   ge Zahl an bäuerlichen Betrieben, die rückläufi-     der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik haupt-
 sammlung für notwen-      ge öffentliche Finanzierung und die steigenden       betroffenen Milchvieh- und Rinderhalter gezielt
 dige Kammerreform.        Anforderungen an die Spezialisierung der Bera-       unterstützt.
                           tung erfordern eine Konzentration der verfügbaren
                           Ressourcen auf zukünftig acht anstatt der aktuell    Registrierkassenpflicht
                           15 Dienststellen. Damit kann auch in Zukunft         Auch aufgrund des erfolgreichen Einsatzes der
                           ein hohes Qualitätsniveau in der Leistungserbrin-    Landwirtschaftskammer erfolgten Anfang Au-
                           gung erhalten und bei einer stabilen öffentlichen    gust Erleichterungen bei der Registrierkassen-
                           Finanzierung die LK-Finanzierung mittelfristig si-   pflicht für Unternehmen, Landwirtschaft und
                           chergestellt werden.                                 Vereine.
                           Die vorgeschlagene Neustrukturierung der Dienst-
                           stellen orientiert sich vor allem an der gegebenen   Für Umsätze im Freien, bei Buschenschank und
                           räumlichen Verteilung der Mitgliedsbetriebe so-      auf Hütten kann mit Einschränkungen die verein-
                           wie an den vorhandenen Gebäuden. Die Umset-          fachte Losungsermittlung angewendet werden.
                           zung der neuen Dienststellenstruktur soll nach       Es besteht in diesen Fällen weder Registrierkas-
                           Maßgabe der organisatorisch technischen sowie        sen- noch Belegerteilungspflicht.
                           räumlichen Möglichkeiten schrittweise bis spä-
                           testens Anfang 2019 erfolgen.                        Änderung des OÖ Jagdgesetzes bei
                                                                                Wildschadensverfahren
                           Neue Einheitswerte treten in Kraft                   Die Ende 2016 beschlossene Änderung des
                           Aufgrund der Verzögerungen bei der Aussendung        Jagdgesetzes bringt neben anderen Neuerun-
                           der neuen Einheitswertbescheide forderte die         gen insbesondere auch Änderungen im Wild-
                           Vollversammlung wiederholt eine Verschiebung         schadensverfahren. Nach länger andauernden,
                           der Wirksamkeit der neuen Einheitswerte für die      intensiven Verhandlungen zwischen der Land-
 Einheitswert-Neube-       SVB-Beitragsberechnung. Eine entsprechende           wirtschaftskammer OÖ, dem OÖ Landesjagd-
 rechnung sichert Pau-     Resolution wurde auch in der letzten Vollver-        verband und dem Land OÖ wurde ein für alle
 schalierungssystem.       sammlung im Dezember 2016 einstimmig be-             Seiten akzeptables Ergebnis erzielt.
                           schlossen.
                           Die Leistungen der SVB und deren Finanzierung        In Zukunft werden Grundbesitzer im Falle über-
                           bildeten 2016 auch über die Einheitswerterhö-        zogener Wildschadens-Forderungen an den Ge-
                           hung hinaus ein bestimmendes Thema in der            richtkosten beteiligt. Ergänzend dazu stehen
                           Vollversammlung und in den Ausschüssen.              auf der Landwirtschaftskammer künftig eigene
                                                                                Berater für die Wildschadensbewertung zur Ver-
                           Änderungen im Programm ländliche                     fügung.
                           Entwicklung                                          Mit dem vereinbarten Gesamtpaket wird die Wild-
                           Aufgrund der erheblichen Unterausschöpfung der       schadensproblematik weiter versachlicht und ein
                           ÖPUL-Mittel im Jahr 2015 (400 statt 455 Millio-      gutes Miteinander zwischen Jägern und Grundbe-
                           nen Euro) hat das Ministerium für ein lebenswer-     sitzer gestärkt.
                           tes Österreich in Abstimmung mit der Landwirt-
                           schaftskammer eine Änderung des Programmes           Ablehnung der generellen Öffnung von
                           Ländliche Entwicklung erarbeitet.                    Forststraßen
 Verlängerter ÖPUL-        Die im Mai von der EU angenommene Programmän-        Die im Forstgesetz geregelte Nutzung des Wal-
 Einstieg und neues OÖ.    derung verlängerte die Möglichkeit zum ÖPUL-Ein-     des zu Erholungszwecken ist aufgrund der viel-
 Grünlandprogramm.         stieg bis zum Herbstantrag 2016 (Antragsjahr         fältigen Funktionen des Waldes auf das reine Be-
                           2017 mit fünfjähriger Programmlaufzeit bis 2021).    treten beschränkt. Die Landwirtschaftskammer
                           Wesentliche Änderungen betreffen auch den Be-        setzt sich daher aktiv gegen das Bestreben von
                           reich der Investitionsförderung sowie die neue       Mountainbike-Organisationen und Alpinvereinen
                           Kombinierbarkeit des Bio-Zuschlages in der In-       ein, die Forststraßen generell für Fahrräder zu
                           vestitionsförderung mit dem Junglandwirtezu-         öffnen.
                           schlag bzw. dem Zuschlag für die BHK-Gruppen
                           3 und 4.                                             Das Schaffen zusätzlicher Mountainbike-Stre-
                           Mit der LE-Programmänderung erfolgte auch            cken auf Basis vertraglicher Regelungen zwi-
                           die Genehmigung für die Umsetzung des neu-           schen Eigentümern und Nutzergruppen stellt
                           en OÖ. Grünlandprogrammes, das nunmehr               aus Sicht der LK den einzig gangbaren Weg für
                           als „Grundwasserschutzprogramm“ umgesetzt            den geforderten Ausbau des Streckennetzes
                           wird.                                                dar.

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Agrarpolitik

Einsatz für Neuregelung der Besteuerung von           te es einer Summe von ca. 55 Millionen Euro
Leitungsrechten                                       aufgeteilt auf fünf Jahre. Die Landwirtschafts-
Starkes Engagement der Landwirtschaftskammer          kammer Oberösterreich fordert eine rasche und
Oberösterreich erforderte auch die steuerliche        ausreichende Nachfolgeregelung für Biomasse-
Beurteilung von Entschädigungen für die Einräu-       kraftwerke und Biogasanlagen, um den Betrieb
mung von Leitungsrechten. Die von Finanzminis-        weiterhin garantieren zu können.
terium vorgeschlagene Besteuerung war für die
Landwirtschaftskammer nicht akzeptabel.
                                                      Europäische Politik
Die Zustimmung zum vorgeschlagenen „Abge-
ltungsmodell“ wäre nur mit einem geringeren           Diskussionen um die Gestaltung der
Steuersatz vorstellbar. Die Verhandlungen über        europäischen Handelsbeziehungen
ein für beide Seiten akzeptables Modell dauern        Agrar- und Lebensmittelexporte sind sowohl auf
über den Jahreswechsel hinaus an.                     österreichischer als auch auf EU-Ebene von zen-
                                                      traler Bedeutung. Mit Exporten im Volumen von
VfGH-Entscheidung zur Veröffentlichung von            130 Milliarden Euro und Importen von 112 Milli-
Direktzahlungen                                       arden Euro ist die EU weltweit mit Abstand der     Handel ist zentral für
Die Landwirtschaftskammer hat Ende Mai 2015           größte Exporteur von Agrargütern und Lebens-       die europäische Land-
die Veröffentlichung der Agrarzahlungen bei der       mitteln. Die EU verhandelt daher mit einer stei-   wirtschaft.
Datenschutzbehörde und anschließend vor dem           genden Zahl an Staaten bilaterale Handelsver-
Verfassungsgerichtshof (VfGH) bekämpft. An-           träge. Die Landwirtschaftskammer achtet dabei
fang 2016 hat der VfGH die Beschwerde abge-           genau auf die zu erwartenden Vor- und Nachtei-
lehnt und den Gang zum Europäischen Gerichts-         le für die oberösterreichischen Bauern, möchte
hof verwehrt.                                         aber auch Exportpotentiale für die österreichi-
Damit ist der Instanzenzug in Österreich er-          schen Qualitätsprodukte nutzen.
schöpft und die Veröffentlichung der Zahlungen
kann rechtlich nicht mehr angefochten werden.         Beim Ende Oktober unterzeichneten Handels- und
Diese Scheintransparenz wird von der Landwirt-        Wirtschaftsabkommen CETA zwischen der EU
schaftskammer weiterhin scharf kritisiert, da         und Kanada wurden agrarische Interessen um-
andere öffentliche Transferleistungen nicht ver-      fassend integriert. Sowohl die hohen Lebensmit-
öffentlicht werden.                                   telstandards in der EU als auch das Herkunfts-
                                                      system sind darin ausdrücklich anerkannt. Für
Verfassungsgerichtshof bestätigt                      sensible Sparten sieht das Abkommen Schutz-
Anerbengesetz                                         mechanismen vor.
Mit einer Entscheidung vom Dezember 2015 be-
stätigt der Verfassungsgerichtshof die Verfas-
sungskonformität des Anerbengesetzes, welches
die bäuerliche Erbteilung regelt. Die Landwirt-
schaftskammer Österreich freut sich über die er-
folgreiche Verteidigung dieser für die Land- und
Forstwirtschaft wichtigen gesetzlichen Regelung.
Es ist damit sichergestellt, dass die bäuerliche
Hofübernahme auch in Zukunft unter wirtschaft-
lich vertretbaren Bedingungen erfolgen kann und
eine Zersplitterung von landwirtschaftlichen Be-
trieben verhindert wird.

Ökostromanlagen brauchen dringend
Nachfolgeregelung
Mit der Einführung des Ökostromgesetzes 2002
wurden erstmals österreichweit einheitliche Be-
dingungen für die Förderung von Ökostroman-
lagen geschaffen. Die Verträge der daraufhin
gebauten Biomasse- und Biogaskraftwerke be-
ginnen nun auszulaufen und die Anlagen müss-
ten ohne Nachfolgeregelung stillgelegt werden.

Damit würden zusätzliche 265.000 Festmeter
Waldhackgut den Markt belasten und eine sinn-
volle Klimaschutzmaßnahme verschwinden.
Die in der Koalition diskutierten Finanzmittel rei-
chen bei weitem nicht für einen gesicherten Wei-
terbetrieb der Anlagen aus. Insgesamt bedürf-

                                                                                                                            |7
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Agrarpolitik

                        Bezüglich des aktuell verhandelten Abkommens            Grieskirchen, Schärding, Braunau, Ried und Vöcklab-
                        TTIP mit den USA forderte die Vollversammlung           ruck wesentlich betroffen. Die Landwirtschaftskam-
                        einstimmig den Abbruch der Verhandlungen ein.           mer OÖ unterstützt die Bemühungen des BMLFUW,
                        Zu groß sind die Unterschiede zwischen den Ver-         die Neuabgrenzung des Sonstigen Benachteiligten
                        handlungspartnern und damit auch die Risiken            Gebietes zumindest auf den Beginn der kommenden
                        für die europäische Landwirtschaft.                     Programmperiode im Jahr 2021 zu verschieben.
                        Nach einer längeren Pause seit dem Jahr 2004
                        wurden zuletzt auch wieder die Freihandels-             Verpflichtende Reduktion von
                        gespräche zwischen der EU und den Merco-                Ammoniak-Emissionen
                        sur-Ländern Brasilien, Argentinien, Uruguay und         Das Europäische Parlament und der EU-Umwelt-
                        Paraguay aktiviert. Ein zentrales Element dieser        ministerrat haben im Juli 2016 eine Einigung über
                        Verhandlungen bildet die Landwirtschaft, in der         die künftige Reduktion von Luftschadstoffen
                        die südamerikanischen Staaten offensive Expor-          erzielt. In der Anfang Dezember beschlossenen
                        tinteressen haben. Die Landwirtschaftskammer            NEC-Richtlinie wird auch die Reduktion von Am-
                        stellt sich hier klar gegen Importkontingente bei       moniak, der vor allem in der Landwirtschaft ent-
                        Agrarprodukten als Verhandlungsmasse im Tausch          steht, vorgeschrieben. Auf Drängen der Bauern-
                        gegen Exportmöglichkeiten im Industriebereich.          vertretung ist es in den Verhandlungen gelungen,
                                                                                das österreichische Minderungsziel für Ammoniak
                        Verbot von Pflanzenschutzmitteln                        von den ursprünglich von der Europäischen Kom-
                        auf Öko-Vorrangflächen                                  mission vorgeschlagenen 19 Prozent im Zeitraum
                        Ein EU-Vorschlag zur „Verwaltungsvereinfachung“         von 2020 bis 2030 auf 12 Prozent zu reduzieren.
                        im Rahmen der GAP sieht auf Drängen von                 Dafür sind effizienzsteigernde Maßnahmen wie
 EU-Mitgliedstaaten     Umwelt-NGOs vor, den Einsatz von Unkrautbe-             stickstoffreduzierte Fütterung, die optimierte Aus-
 finden keine Mehr-     kämpfungsmitteln (Herbiziden) auf Öko-Vorrang-          bringung von flüssigen Wirtschaftsdüngern und
 heit gegen Herbizid-   flächen zu verbieten. Die Landwirtschaftskam-           die Abdeckung von Güllegruben notwendig. Da-
 verbot auf Öko-Vor-    mer setzt sich gegen diesen EU-Vorschlag ent-           mit wird auch der betriebswirtschaftlich nach-
 rangflächen.           schieden zur Wehr, um den wertvollen Anbau              teilige Stickstoffverlust (ca. 45 kg pro Hektar
                        GVO-freier Eiweißfuttermittel zu erhalten.              landwirtschaftlicher Nutzfläche) eingedämmt.
                        Leider zeichnet sich innerhalb der EU-Mitglied-
                        staaten keine ausreichende Mehrheit gegen den           Brexit – Folgen für die Landwirtschaft
                        Kommissions-Vorschlag ab, wodurch ab 2018 mit           Die aus europäischer Sicht folgenreichste poli-
                        dem Verbot zu rechnen ist.                              tische Entscheidung des Jahres – der Austritt
                                                                                Großbritanniens aus der EU – hat auch Auswir-
                        Glyphosat Zulassung                                     kungen auf die europäische Landwirtschaft.
                        Ein zentrales Thema des Jahres 2016 auf EU-Ebe-         Mit einer Eigenversorgung von nur etwa 60 Prozent
                        ne stellte die Wiederzulassung des Pflanzenschutz-      ist Großbritannien ein wichtiger Netto-Importeur
                        wirkstoffes Glyphosat dar. Österreich hat in den        von EU-Agrarprodukten und Lebensmitteln. Die
                        letzten Jahren aufgezeigt, wie ein verantwortungs-      österreichischen Agrar- und Lebensmittelexporte
                        voller Umgang mit glyphosathältigen Produkten           nach Großbritannien lagen zuletzt bei etwa 200
                        funktionieren kann und bemüht sich auch auf             Millionen Euro. Mit dem Verlust des Nettozahlers
                        EU-Ebene um eine faktengeleitete Diskussion. Da         Großbritanniens steht auch eine proportionale
                        sich die Mitgliedsstaaten nicht auf eine einheitliche   Kürzung des Agrarbudgets um etwa drei Milliar-
                        Position einigen konnten, verlängerte die EU-Kom-       den Euro im Raum. Die tatsächlichen Auswirkun-
                        mission die Zulassung im Juni 2016 bis längstens        gen für die EU-Landwirtschaft sind vor allem von
                        Ende 2017.                                              der künftigen Gestaltung der Handelsbeziehungen
                        Heuer soll auf der Basis einer Gefahreneinstufung       abhängig. Großbritannien wird sich als Anhänger
                        durch die EU-Chemikalienagentur ECHA eine end-          des Freihandels um einen möglichst umfassenden
                        gültige Entscheidung über die Zulassung des Wirk-       Zugang zum EU-Binnenmarkt bemühen.
                        stoffes fallen.
                                                                                Hautknotenkrankheit – eine neue Bedrohung
                        Neuabgrenzung des Sonstigen                             Eine hierzulande bisher unbekannte Rinderseuche
                        Benachteiligten Gebietes in Diskussion                  breitet sich über den Balkan nach Norden aus.
                        Aufgrund der EU-Beschlüsse zur Reform der Ge-           Die Rinderseuche Lumpy Skin Disease (LSD, zu
                        meinsamen Agrarpolitik im Jahr 2013 muss die            Deutsch Hautknotenkrankheit der Wiederkäuer)
                        Neuabgrenzung des Sonstigen Benachteiligten             wird hauptsächlich durch Stechinsekten übertra-
                        Gebietes auf Basis der neuen biophysikalischen          gen und ist zwar nicht tödlich, verursacht in Rin-
                        Kriterien spätestens im Jahr 2018 angewendet            derherden aber schwere wirtschaftliche Schäden,
                        werden. Durch die grobmaschigen Vorgaben                weshalb sie als anzeigepflichtige Tierseuche ein-
                        zur Neuabgrenzung des derzeitigen Sonstigen             gestuft ist.
                        Benachteiligten Gebietes laufen auch in Ober-           Die EU hat über die betroffenen Regionen bereits
                        österreich viele Betriebe bzw. Regionen mit tat-        Sperrmaßnahmen verhängt. Das Risiko der Aus-
                        sächlich vorhandenen naturbedingten Nachteilen          breitung über illegale Transporte von Lebendrin-
                        Gefahr, aus der bisherigen Gebietskulisse her-          dern sowie Fleisch- und Milchprodukten und Tier-
                        auszufallen. Davon wären die Bezirke Eferding,          häuten ist aber weiterhin gegeben.

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Vollversammlungen

Das Bauernparlament 2016
Bei der ersten Vollversammlung am 16. März 2016          schaftsminister aufheben
standen Maßnahmen gegen die Preiskrise und           ß   Rückläufige Bauerneinkommen erfordern
betriebswirtschaftliche Herausforderungen in der         wirksame Entlastungsschritte
Landwirtschaft im Zentrum der Diskussion.            ß   Eiweißpflanzenbau auf Öko-Vorrangflächen
Ebenso wurde über Möglichkeiten, den Verzehr hei-        unverzichtbar
mischer Lebensmittel zu steigern, beraten. Die       ß   Beschluss der Ökostromnovelle für bäuerli-
Vollversammlung hat darüber hinaus den Land-             che Familienbetriebe
wirtschaftskammer-Rechnungsabschluss       2015
diskutiert und mehrheitlich angenommen.
                                                     In der Vollversammlung am 16. Dezember 2016
Unter anderem wurden folgende Resolutionen be-       wurden die finanziellen Planungen der Landwirt-
schlossen:                                           schaftskammer für das Jahr 2017 diskutiert und
ß Lockangebote bei Lebensmitteln schaden Kon-        angenommen.
     sumenten, Erzeugern und der Umwelt
ß Beste statt billigste Lebensmittel auch für        Im Mittelpunkt der politischen Diskussion stan-
     öffentliche Küchen                              den Fragen rund um die Einheitswerterhöhung
ß Effektives Bibermanagement erfordert wirk-         und den erreichten Rabatt bei den SVB-Beiträ-
     same Gefahren- und Schadensregulierung          gen als auch die Herausforderungen des kom-
ß Finanzielle Abgeltung von Schäden durch            menden Jahres 2017.
     Russlandsanktionen
ß Wirksamkeit neuer Einheitswerte für SVB-Bei-       Die Mitglieder der Vollversammlung haben unter
     tragsverrechnung verschieben                    anderem folgende Resolutionen beschlossen:
                                                     ß Dringender Anpassungsbedarf bei SVB-Bei-
                                                         tragsgrundlagenoption
Am 15. Juni 2016 diskutierte die Vollversammlung     ß Abgrenzung des Sonstigen Benachteiligten
im Besonderen die Reform der Dienststellen-Struk-        Gebietes im bisherigen Umfang erhalten
tur der Landwirtschaftskammer. Präsident ÖR Ing.     ß Ausreichende Finanzierung der Gemeinsamen
Franz Reisecker bedankte sich abschließend für die       Agrarpolitik nach 2020+
einstimmige Annahme der umfassendenReform.           ß Schlachtungen außerhalb von Schlachthö-
                                                         fen ermöglichen
Im Zentrum der Debatte standen auch der gerin-       ß Kein Freihandel mit Mercosur-Staaten
ge Milchpreis und mögliche politische Antwor-
ten auf das Preistief. Intensiv diskutiert wurden
auch die laufenden Freihandelsverhandlungen auf
europäischer Ebene.

Eine Auswahl der beschlossenen Resolutionen:
ß Bekämpfung unlauterer Handelspraktiken
ß Marktstabilisierung durch Mengensteuerung
ß Abschaffung der Kastrationspflicht von Katzen
ß Entschädigungssätze bei Straßenabtretungen
    an Baulandpreise anpassen
ß Bestimmungen im Forstgesetz über Benützung
    von Forststraßen sollen aufrecht bleiben

In der Vollversammlung vom 28. September 2016
wurde die vorangegangene Arbeitstagung inten-
siv diskutiert. Im Zentrum stand dabei die Frage,
wie sich der landwirtschaftliche Sektor aufgrund
wachsender Bevölkerungszahlen und abnehmen-
der Agrarflächen entwickeln wird.
Debattiert wurde darüber hinaus über den zu-
künftigen Umgang mit Pflanzenschutzmittel und
Lebensmittel als Lockangebote im Lebensmit-
teleinzelhandel.
Unter anderem wurden folgende Resolutionen
beschlossen:
ß Für Abbruch der TTIP-Verhandlungen einsetzen
ß EU-Einreiseverbot für russischen Landwirt-

                                                                                                                     |9
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Interessenvertretung

                          Engagierte Vertretung der bäuerlichen Interessen
                                                                             rensrechts bei der Geltendmachung von Jagd-
                                                                             und Wildschäden diskutiert. Auslöser dafür war
                                                                             das Drängen des OÖ Jagdverbandes, angesichts
                                                                             der hohen Verfahrenskosten dieser Gerichtsver-
                                                                             fahren eine Neuregelung umzusetzen, die das Kos-
                                                                             tenrisiko für die Jägerschaft begrenzt. Letztlich
                                                                             wurden Vorschläge erarbeitet und dann auch
                                                                             umgesetzt, wonach bei Forderungen eines Ge-
                                                                             schädigten, die mehr als das Doppelte des ge-
                                                                             richtlich festgestellten Entschädigungsbetrags
                                                                             ausmachen, eine Kostenteilung nach Maßgabe
                                                                             des Obsiegens vorgenommen wird.

                                                                             Begutachtungsverfahren bei Bundesgesetzen
                                                                             Einen besonderen Einsatz im Jahr 2016 erfor-
                                                                             derten der Entwurf eines Verwaltungsreform-
                                                                             gesetzes des BMLFUW und der Entwurf einer
                                                                             Gewerberechtsnovelle. Teilweise war es dabei
                          Gemäß den Zielbestimmungen des Oö. LK-Ge-          auch erforderlich, diese Themen auf Wiener Ebe-
                          setzes ist die „Wahrnehmung, Vertretung und        ne intensiv zu diskutieren, damit im Vorfeld der
                          Förderung der Interessen der Land- und Forst-      Entscheidungen des Gesetzgebers die Interessen
                          wirtschaft sowie der wirtschaftlichen, beruf-      der Land- und Forstwirtschaft in diesen wichtigen
                          lichen, sozialen und kulturellen Interessen der    Bereichen möglichst gut gewahrt bleiben.
                          Land- und Forstwirte unter besonderer Bedacht-
 Interessenvertretung     nahme auf die bäuerlichen Familienbetriebe in      Kollektivvertrag Maschinenringe
 sichert den Einfluss     Oberösterreich“ die erste und vornehmste Auf-      Für alle Angestellten der OÖ Maschinenringe so-
 der Landwirtschaft auf   gabe der Landwirtschaftskammer für Oberster-       wie MR-Service wurde ein Kollektivvertrag zwi-
 politische Entschei-     reich.                                             schen dem in der Landwirtschaftskammer ange-
 dungsprozesse.           Gerade für eine zahlenmäßig kleiner werdende       siedelten OÖ Arbeitgeberverband und dem OÖ.
                          Berufsgruppe, die sich mit ganz unterschiedli-     Land- und Forstarbeiterbund abgeschlossen. Für
                          chen Erwartungen und Forderungen der Gesell-       die Arbeiter im MR-Service gab es bereits einen
                          schaft konfrontiert sieht und die zur Erfüllung    Kollektivvertrag, der sich sehr bewährt hat.
                          ihrer gesellschaftlichen Aufgaben auch auf einen   Der Angestellten-Kollektivvertrag für die Maschi-
                          entsprechenden finanziellen Ausgleich angewie-     nenringe wird ab 2017 eingeführt und zeichnet
                          sen ist, ist Interessenvertretung und Lobbying     sich durch ein leistungsgerechtes Gehaltssche-
                          von ganz entscheidender Bedeutung. Interes-        ma (ohne Bienniensystem mit Senioritätsprinzip)
                          senvertretung ist eine Aufgabe, die Funktionäre    und ein flexibles Arbeitszeitmodell aus. Einem
                          und Mitarbeiter in gleicher Weise, wenn auch auf   modernen Dienstleistungsbetrieb mit Winterdienst
                          unterschiedlichen Ebenen, fordert.                 und Ernteeinsatz kann damit entsprochen wer-
                                                                             den. Dieser Kollektivvertrag ist auch ein Beweis
                          Rechtspolitik                                      dafür, dass die Sozialpartnerschaft innerhalb der
                          Stellungnahmen zu jeweils aktuellen Gesetzes-      Land- und Forstwirtschaft gut funktioniert.
                          und Verordnungsentwürfen führen zwar kaum          Insgesamt ist die Landwirtschaftskammer mit
                          dazu, dass große politische Entscheidungen um-     dem Arbeitgeberverband in die Verhandlungen
                          gestoßen werden, es gelingt aber dabei immer       über elf verschiedene Kollektivverträge einge-
                          wieder, in Detailfragen Änderungen und Verbes-     bunden, zum Beispiel in die Verträge für Land-,
                          serungen durchzusetzen oder auf vorher nicht       Forst-, oder Gutsarbeiter, Gutsangestellte, OÖ
                          bedachte negative Auswirkungen von geplanten       Saatbau und Mahl- und Mischgenossenschaften.
                          Gesetzesänderungen hinzuweisen. Insgesamt
                          waren auf Bundesebene 205 Gesetzes- und Ver-       Landesraumordnungsprogramm
                          ordnungsentwürfe zu begutachten, auf Landes-       Das Landesraumordnungsprogramm 1998 soll
                          ebene 28.                                          durch ein gänzlich neues Landesraumordnungs-
                                                                             programm ersetzt werden. Für die Landwirtschaft
                          Jagdrecht                                          waren die in der strategischen Umweltprüfung
                          Die Landwirtschaftskammer war auch intensiv        gemachten Vorschläge problematisch, da diese
                          in die Verhandlungen über eine Novellierung des    das Grünland primär als Erholungs- und Natur-
                          OÖ Jagdgesetzes eingebunden. In Besprechun-        raum sah. Durch eine umfassende kritische Stel-
                          gen mit dem Amt der OÖ Landesregierung und         lungnahme sowie Gespräche auf Mitarbeiterebe-
                          dem Landesjagdverband wurden unterschiedli-        ne und mit den zuständigen Landesrat konnte
                          che Modelle für eine Neugestaltung des Verfah-     erreicht werden, dass

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Interessenvertretung

ß   das Raumordnungsprogramm sich auf die            Auf Grundlage des umfangreichen Datenmate-
    Raumordnung beschränkt und sich der Voll-        rials fanden Gespräche mit den Biberbeauftrag-
    zug nicht primär am Umweltbericht orientiert     ten des Landes statt. In weiterer Folge konnten
ß   als Ziel in der Verordnung nicht eine natur-     seitens der Naturschutzbeauftragten praktische
    nahe traditionelle Landwirtschaft verankert      Lösungen angeboten werden. Die bisherigen
    wird                                             Problemfälle konnten dadurch großteils gelöst
ß   in Grünzügen die Land- und Forstwirtschaft       werden.
    nicht eingeschränkt wird und
ß   die Grundversorgung der Bevölkerung mit          Stallbauverfahren
    Gütern und Dienstleistungen des täglichen        Stallbauverfahren gehen in der Praxis immer
    Bedarfs in allen Gemeinden sicherzustellen       häufiger mit großen Diskussionen in der engeren
    ist.                                             und weiteren Nachbarschaft einher. Davon sind
                                                     mittlerweile alle Tiergattungen und alle Stallgrö-    Stallbau erfordert den
Weiters war es wichtig, dass Grundrechte wie         ßen betroffen. Immer öfter lassen Nachbarn ihre       Dialog zwischen al-
das Eigentum geschützt werden und eine Prü-          Rechte durch Rechtsanwälte vertreten. Stallbau-       len Beteiligten.
fung der Erforderlichkeit und Verhältnismäßig-       willige Landwirte und ihre Projektanten fühlen
keit zu erfolgen hat.                                sich immer häufiger damit überfordert, eine gute
                                                     Lösung zu erarbeiten.
Biber
In OÖ gibt es 470 Wassergenossenschaften zum         Die Landwirtschaftskammer erläuterte die Pro-
Zwecke der Entwässerung. Ihre Interessen wer-        blematik auf fachlicher Ebene mit Vertretern
den durch den OÖ WASSER Genossenschafts-             des Amtes der OÖ. Landesregierung. Es fanden
verband mit Sitz beim Amt der Oö. Landesregie-       Gespräche mit Natur- und Landschaftsschutzbe-
rung vertreten. Die Landwirtschaftskammer OÖ         auftragten, Amtssachverständigen für Bautech-
verfügt über einen ständigen Sitz im Vorstand        nik, Lärm, Geruch und Agrartechnik statt.
des Verbandes.                                       Als fachlich sinnvoll wurde erachtet, bereits
Im Jahr 2016 nahmen die Probleme mit dem Bi-         im Vorfeld von möglicherweise problematischen
ber stark zu. Es kam zum Einstau von Dräna-          Stallbauvorhaben alle im Verfahren beteiligten Per-
gesammlern und Kanälen, zur Vernässung von           sonen an einen Tisch zu holen. Ziel soll sein, eine
Flächen und zu Schäden an Ufern.                     Abstimmung zwischen den einzelnen Interessen
Um sich einen Überblick zu verschaffen, initiierte   zu erreichen.
die LK OÖ eine Umfrage, die gemeinsam mit OÖ         Landesrat Hiegelsberger unterstützte die Idee
WASSER durchgeführt und ausgewertet wurde.           einer rechtzeitigen Abstimmung auf politischer
So konnte der Einfluss der Biber auf genossen-       Ebene und verfasste diesbezüglich ein Schrei-
schaftliche Anlagen genau dokumentiert wurden.       ben, welches er im September 2016 an die Bür-
200 Wassergenossenschaften erstatteten eine          germeister versandte. Erste Abstimmungsgesprä-
Rückmeldung. 80 lieferten detaillierte Angaben.      che fanden bereits statt.

                                                                                                                             | 11
Interessenvertretung

                       Vertretung von Grundeigentümerinteressen
                       Land- und Forstwirtschaft fußt in hohem Maße
                       auf der Nutzung und Nutzbarkeit von Grund und
                       Boden sowie der natürlichen Ressourcen wie
                       Wasser. Aufgabe in der Interessenvertretung ist
                       es, die Grundeigentümer zu unterstützen, wenn
                       die Nutzung und Nutzbarkeit eingeschränkt wer-
                       den soll. Der Flächenverbrauch ist in Österreich in
                       den letzten Jahren anhaltend hoch und im EU-Ver-
                       gleich überdurchschnittlich. Täglich mehr als 20
                       Hektar werden der Landwirtschaft für Verkehr,
                       Industrie, Wirtschaft, Wohnraum, Freizeitanlagen
                       etc. entzogen. Daneben werden immer wieder
                       Bewirtschaftungsbeschränkungen durch Natur-
                       oder Wasserschutz- und -schongebiete festgelegt.
                       Gemeinsames Ziel der Grundeigentümer, Bewirt-
                       schafter und ihrer Vertretung Landwirtschaftskam-
                       mer ist es, Einschränkungen und Flächenverluste
                       möglichst gering zu halten. Zur Vermeidung von
                       Nutzungskonflikten zwischen Landwirtschaft und
                       anderen Widmungen hat die Landwirtschaftskam-
                       mer wiederum in allen Bezirken zahlreiche Stellung-
                       nahmen bei Änderungen von Flächenwidmungs-              Strom- und Gasleitungsprojekte
                       plänen eingebracht.                                     Das bestehende Strom- und Gasnetz wird von
                       Die Landwirtschaftskammer bündelt die Interes-          den Netzbetreibern laufend saniert, erneuert und
                       sen, prüft fachliche und rechtliche Grundlagen          teilweise auch neu errichtet. Dabei wird zwangs-
                       oder organisiert Diskussions- und Informations-         läufig land- und forstwirtschaftlicher Grund und
                       veranstaltungen. Auch die Verhandlung von Mus-          Boden in Anspruch genommen. Durch entspre-
                       ter- und Rahmenverträgen mit Organisationen und         chende Information der Grundeigentümer, Ver-
                       Unternehmen, deren Vorhaben land- und forstwirt-        handlungen über die Textierung der jeweiligen
                       schaftliche Flächen betreffen, zählt zu den Aktivitä-   Dienstbarkeitsverträge, die Teilnahme an Ver-
                       ten. Die Landwirtschaftskammer fordert faire und        handlungen und das Ausarbeiten von Musterstel-
                       akzeptable Regelungen für die Grundeigentümer           lungnahmen soll hier die rechtliche Position der
                       ein. In zahlreichen Informationsveranstaltungen,        betroffenen Grundeigentümer gestärkt werden.
                       Gesprächen und Verhandlungen mit den Infrastruk-        Im Jahr 2016 gab es dazu Arbeitsschwerpunkte
                       turunternehmen wurde versucht, die betroffenen          bei den Hochspannungsleitungen 110-kV-Leitung
                       Grundeigentümer bestmöglich zu beraten und zu           Partenstein-Ranna, 110-kV-Leitung Ternberg,
                       unterstützen. Inhaltlich ging es dabei um Projekte      220-kV-Leitung Ernsthofen-Weißenbach und 220-
                       wie die Steyrer Westspange, die Umfahrung Fran-         kV- Leitung Ernsthofen-St. Peter.
                       kenmarkt, Stromleitungen, Geothermieprojekte im
                       Bezirk Ried und zahlreiche Hochwasserschutzmaß-         Fachausschüsse für Natura 2000
                       nahmen, zum Beispiel in den Bezirken Freistadt,         Oberösterreich hat Ende 2014 16 Natura 2000
                       Steyr und Vöcklabruck. Die Grundeigentümer sa-          Gebiete mit einer Fläche von über 6.000 Hektar
                       hen sich bei Infrastrukturprojekten auch mit zahlrei-   nachnominiert. Davon sind auch größere land-
                       chen steuerrechtlichen Themen konfrontiert, die in      und forstwirtschaftliche Flächen betroffen. Ent-
                       einigen Bildungsveranstaltungen erörtert wurden.        sprechend der Vorgaben des Naturschutzgeset-
                                                                               zes sind dort Fachausschüsse mit Vertretern der
                       Bahn: Viergleisiger Ausbau der                          von Einschränkungen betroffenen Gruppen zur
                       Westbahn Linz-Marchtrenk                                Vorbereitung der Verordnung einzurichten. Die für
                       Der geplante viergleisige Ausbau der Westbahn ist       dieses Gremium nominierten Grundeigentümer-
                       ein Großprojekt. Sowohl durch eine Verbreiterung        vertreter wurden im Berichtsjahr von der LK OÖ
                       vor allem aber bei einer Umsetzung der von der          unterstützt. Von den Grundeigentümern konnten
                       Landwirtschaft massiv kritisierten Ausschwen-           zum Beispiel Probekartierungen von wertvollen
                       kung (Kurve statt Gerade im Bereich des Flugha-         Flächen zur Überprüfung der Vorgangsweise bei
                       fens Hörsching) werden Agrarflächen beansprucht         der Kartierung durchgesetzt werden, um unsach-
                       und verformt. Bei der Mitgliederversammlung der         liche Einstufungen zu vermeiden. In weiterer Fol-
                       Flurschutzgemeinschaft Linz-Marchtrenk am 26.           ge wird mit der Naturschutzabteilung die Verord-
                       Jänner 2016 wurde ein Vortrag zur Teilnahme an          nung ausgearbeitet. Darin wird geregelt, was in
                       Behördenverhandlungen im UVP-Verfahren und              den einzelnen Gebieten genehmigungsfrei erlaubt
                       den Grundzügen der Grundeinlöse gehalten. Es            ist, welche Ziele das Gebietsmanagement bei der
                       wurden Kontaktgespräche mit den Vertretern der          Umsetzung verfolgt und wie diese mit möglichst
                       ÖBB zur Verbesserung der Parameter für die Grund-       wenig Einschränkungen für die Grundeigentümer
                       einlöse geführt.                                        erreicht werden können.

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Interessenvertretung

Landwirtschaftlicher Siedlungsfonds OÖ            geschäfte in Anspruch genommen, wenn auch
Im Jahr 2016 hat der Landwirtschaftliche Sied-    im Nachhinein aus steuerlichen Gründen die Ab-
lungsfonds für OÖ eine Gesamtfläche von 128,48    wicklung nicht über den Fonds, sondern direkt
Hektar um einen Kaufpreis von 5.488.694,80        von den Parteien vorgenommen wird.
Euro erworben. Der Ankauf erfolgte von 28         Die Bodenmobilität in Oberösterreich ist nach
Grundbesitzern, die Flächen wurden vorwiegend     wie vor sehr hoch, wenngleich das Niveau der
Zug um Zug an Bauern zur Aufstockung und Ar-      Grundpreise in sehr schlechten Lagen im Ver-
rondierung weitergegeben. Die angekaufte Flä-     hältnis zu den Flächen mit guten Bonitäten im-
che setzt sich aus einer Waldfläche von 35,46     mer weiter auseinanderklafft.
Hektar und Äcker und Wiesen mit einem Aus-
maß von 93,02 Hektar zusammen.                    Anstieg der Grundpreise und Bodenverbrauch
Die Abdeckung von finanziellen Verpflichtungen    weiterhin ungebrochen
ist nach wie vor sehr häufig Auslöser für den     Die Nachfrage nach Grund und Boden ist nicht
Abverkauf von land- und forstwirtschaftlichen     nur aus dem landwirtschaftlichen Bereich, son-
Grundstücken.                                     dern auch von der nichtlandwirtschaftlichen Be-
Der Landwirtschaftliche Siedlungsfonds für OÖ     völkerung gegeben. Diese außergewöhnliche
erwirbt auch Grundstücke als Ersatzflächen für    Nachfrage wirkt sich entsprechend preiserhö-
öffentliche Maßnahmen. Eine vorsorglich erwor-    hend auf, sodass im Zentralraum für Böden mit
bene Hofstelle und landwirtschaftliche Flächen    guter oder sehr guter Bonität bis zu 15 Euro pro
wurden für Tauschzwecke veräußert.                Quadratmeter bezahlt werden.
Insgesamt konnten 30 bäuerliche Kaufwerber im     Das OÖ. Grundverkehrsgesetz hat zwar einen
Jahr 2016 die Abwicklung dieser Grundkäufe        effektiven Lenkungseffekt, aufgrund der au-
über den Landwirtschaftlichen Siedlungsfonds      ßergewöhnlichen Nachfrage bewegt sich die
für OÖ in Anspruch nehmen. Speziell die Auftei-   Preiskurve bei land- und forstwirtschaftlichen
lung bei größeren Liegenschaften und damit ver-   Grundstücken trotzdem weiterhin nach oben.
bundene Tauschgeschäfte sind über den Fonds       Eine Öffnung des Grundverkehrs, wenn auch nur
rasch und unbürokratisch abzuwickeln.             im Verwandtenbereich, würde diese Problematik
Die Geschäftsstelle wird auch für viele Grund-    zusätzlich verschärfen.

                                                                                                                     | 13
Ausgleichszahlungen | Förderungen

                           Ausgleichszahlungen und Förderungen 2016
                           Im Jahr 2016 wurden im Bereich der Förderungs-       Beratung Agrarische Förderungen,
                           und Ausgleichszahlungen folgende Antragsakti-        mit Schwerpunkt LE Projektförderungen
                           onen umgesetzt und abgewickelt:                      Neben den Direktzahlungen ÖPUL und AZ sind
                           ß Mehrfachantrag Flächen (MFA) 2016                  die Projektförderungen in der Ländlichen Entwick-
                           ß Herbstantrag (HA) 2016 mit der Bekannt-            lung ein zentrales Förderinstrument für unsere
                               gabe der Begrünungsflächen für Teilnehmer        Land- und Forstwirtschaft. Prioritäre Zielsetzun-
                               an der Maßnahme Begrünung von Ackerflä-          gen dabei sind: Verbesserung der Wettbewerbs-
                               chen Zwischenfruchtanbau bzw. Neubean-           fähigkeit der land- und forstwirtschaftlichen
                               tragung von Maßnahmen ÖPUL 2016                  Produktion, aber auch die Erschließung von Ein-
                                                                                kommensmöglichkeiten neben der klassischen
                           MFA 2016                                             Urproduktion.
                           Von den 24.157 im Jahr 2016 abgegeben Mehr-
                           fachanträgen (das ist ein Minus von rund 1,5 Pro-    Beispielhaft seien nur die Bildungsförderung, die
 Zahl der MFA-Antrag-      zent im Vergleich zum Vorjahr) haben 1.896 (das      Investitionsförderung, die Existenzgründungs-
 steller ist 2016 um 1,5   sind 7,9 Prozent) den Antrag online gestellt, der    beihilfe oder die Diversifizierung hin zu nicht
 Prozent auf gut 24.000    Rest im Wege der Bezirksbauernkammer.                landwirtschaftlichen Tätigkeiten angeführt. Ins-
 gesunken.                 24.058 Antragsteller haben die Direktzahlungen       gesamt umfasst die LE Projektförderung zehn
                           (DIZA) inkl. gekoppelter Stützungen, 19.479 das      Maßnahmen mit 47 verschiedenen Vorhabens-
                           ÖPUL (das ist ein Plus von rund 2 Prozent im         arten, also 47 verschiedene Förderungsmaßnah-
                           Vergleich zur ÖPUL-Teilnahme im Jahr 2015) und       men. Für OÖ stehen dafür in der laufenden Peri-
                           14.539 die Ausgleichszulage beantragt.               ode jährlich rund 80 Mio. Euro an Fördermitteln
                           > (Quelle: AMA, Stand 31.Jänner 2017)                zur Verfügung.

                           Herbstantrag 2016 – ÖPUL 2015                        Eine umfassende Information der Bauern und
                           Mit dem Herbstantrag 2016 mussten die Begrü-         Bäuerinnen mit den verschiedensten uns zur
                           nungsflächen für die Teilnahme an der ÖPUL-Maß-      Verfügung stehenden Methoden und Medien
                           nahme Begrünung von Ackerflächen – Zwischen-         und die Schulung der Beraterinnen und Berater
                           fruchtanbau angemeldet werden. Zusätzlich bestand    ist eine wichtige Aufgabe im Referat Förderung.
                           die Möglichkeit, in neue bzw. weitere Maßnah-
                           men des Umweltprogrammes ÖPUL 2015 ein-
                           zusteigen. Insgesamt haben 13.418 Betriebe einen
                           Herbstantrag 2016 abgegeben.
                           > (Stand: 31. Dezember 2016)

                           MFA und HA – Anzahl der Anträge OÖ 2016

                           25.000                            24.057
                                            24.155

                           20.000                                               19.424

                           15.000                                                               14.539
                                                                                                                 12.889

                           10.000

                            5.000

                                  0
                                           MFA              DIZA               ÖPUL             AZ               HA

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