SCHÖN BEWUSST Effizienz in Gebäuden - GRÜNES JUBILÄUM - Messe Essen
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www.messe-essen.de Ausgabe 2.2011 GRÜNES JUBILÄUM 30 Jahre IPM – der Weg zur Weltleitmesse GLÜCK AUF, HERR DOKTOR Spitzenmedizin in Essen SCHÖN BEWUSST Effizienz in Gebäuden
EDITORIAL | 3 Frank Thorwirth, Egon Galinnis, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe Essen Geschäftsführer der Messe Essen Liebe Leserinnen und Leser, Essen war stets eine Stadt voller Energie. Einst bestimmten Zechen und rauchen- de Schlote das Bild vom Revier. Heute ist die Metropole Ruhr noch immer Heimat von international be deutenden Energieunternehmen. Doch die Unternehmens- landschaft ist auch und gerade im Energiesektor breiter geworden. Dieser Wandel spiegelt sich auch in der Geschichte der Messe Essen wider: In den 1950er-Jahren war unser Unternehmen noch Gastgeber der Deutschen Bergbauausstellung, heute ist es Schauplatz gleich mehrerer führender Messen, auf denen Zukunfts- technologien vorgestellt werden, die einen maßgeblichen Beitrag dazu leisten können, mit Energie und Wasser effizienter umzugehen. Diesem in seiner Be- deutung noch immer unterschätzten Thema ist unsere Titelgeschichte gewidmet (ab Seite 8). Wie sich die Zeiten ändern, zeigt auch unser Rückblick auf die 30-jährige Ge- schichte der Internationalen Pflanzenmesse (IPM) Essen. Wir sind stolz darauf, dass wir mit unseren Partnern ein Stück weit dazu beigetragen haben, dass das Gesicht der Branche heute ein ganz anderes ist als bei der ersten IPM im Jahr 1983 (ab Seite 16). Und noch ein Stück Aufbruch: Essen ist inzwischen auch ein Inno- vationszentrum der Spitzenmedizin. Einen Einblick in diese beeindruckend vielfältige Themenkompetenz unserer Stadt geben wir Ihnen ab Seite 34. Viel Spaß bei der Lektüre wünschen Ihnen Frank Thorwirth Egon Galinnis Vorsitzender der Geschäftsführung Geschäftsführer der der Messe Essen GmbH Messe Essen GmbH
INHALT | 5 3 Editorial 22 Herzrasen garantiert von Frank Thorwirth Eindrucksvoll unterstreicht die Essen und Egon Galinnis Motor Show ihren Anspruch als Motor- sport- und Tuningevent der Extraklasse 5 Impressum 24 Gut verbunden 6 Nachrichten Er leitet den Deutschen Verband für aus der Messe und der Stadt Schweißen und verwandte Verfahren, und sein Herz schlägt für die Forschung. Besonders viel gelernt hat Dr. Klaus TITEL Middeldorf aber von – Babywindeln 8 Schön bewusst 26 Vorschau Von der Energiewende sprechen alle. HAUS GARTEN GENUSS, LEBEN Experten wissen: Genauso wichtig ist plus KOMFORT, REISE + CAMPING, die Effizienz bei der Energie und auch FAHRRAD ESSEN beim Umgang mit Wasser. Das größte Potenzial liegt in den eigenen vier 27 Kalender Wänden. Wege zur neuen Nachhaltig- Alle Termine auf einen Blick keit weisen die SHK Essen, die E-world energy & water und die DEUBAU 28 Von Essen in die Welt – und zurück 11 „Der Weg liegt in der Im Porträt: die Abteilung Messen und Kombination“ Ausstellungen Ausland der Messe Essen Klaus Jesse, Präsident des Bundes- industrieverbands Deutschland Haus-, 32 Zauber eines Kontinents Energie- und Umwelttechnik (BDH) Pulsierende Rhythmen, unglaubliche und Vorsitzender des Messebeirats Artistik und überschäumende Lebens- der SHK, über Strategien moderner freude: Daraus speist sich die Faszina- Wärmeerzeugung tion von „Mother Africa“. Im Rahmen seiner Jubiläumstournee gastiert der „Circus der Sinne“ in der Grugahalle MESSE 16 Lasst uns über Blumen sprechen ESSEN Die Internationale Pflanzenmesse (IPM) Essen feiert ein rundes Jubiläum – 34 Glück auf, Herr Doktor! ein Blick zurück auf 30 Jahre, die eine Von Krebs bis Schlaganfall: In Essen ganze Branche veränderten suchen exzellente Ärzte nach neuen Wegen im Kampf gegen die großen 20 „Ein Stück weit Abenteuer“ Krankheiten unserer Zeit Thorsten Erhardt und Markus Freitag über das Comeback des mobilen Urlaubs, 38 Bilder der Macht – die Strategie der Hymer-Gruppe – und Macht der Bilder das einmalige Gefühl, unterwegs zu Anlässlich des 200-jährigen Jubiläums Hause zu sein widmen sich gleich zwei hochkarätige Ausstellungen dem Mythos Krupp 39 Gewinnspiel/Leserbefragung IMPRESSUM Herausgeber: Messe Essen GmbH, Postfach 10 01 65, 45001 Essen, www.messe-essen.de Redaktionell verantwortlich: Stefan Hannen, Zentralbereichsleiter Kommunikation/Marketing, Messe Essen Projektmanagement: Andreas John, Messe Essen CvD: Jens Poggenpohl Art-Direktion: Tamara Bobanac Redaktionsteam: Kirsten Eißer, Gabriele von Graes, Michael Herdemerten, Carola May, Corinna Plagemann (Messe Essen); Dirk Maertens (Maenken Kommunikation) Bildbearbeitung: Lothar Kempkes Bildnachweis: Rainer Schimm, Messe Essen; Schacht 2 – Studio für Werbefotografie (sofern nicht anderweitig vermerkt) Titelbild: depositphotos Realisation: Maenken Kommunikation GmbH, Von-der-Wettern-Str. 25, 51149 Köln, www.maenken.com Druck: Woeste Druck + Verlag GmbH & Co. KG, Im Teelbruch 108, 45219 Essen-Kettwig, www.woeste.de Auflage: 17.000 Exemplare Erscheinungstermin: 4. November 2011
6 | NACHRICHTEN Von Düsseldorf nach Essen hogatec startet mit neuem Konzept durch Die hogatec, wichtigste Fachmesse für Hotellerie und Gastronomie im Wes- ten Deutschlands, findet ab 2012 in Essen statt. „Die Messe Düsseldorf und die Branchenvertreter sind sich einig, dass die Region eine Fachmesse wie die hogatec braucht, allerdings Der Messebeirat der hogatec ist überzeugt vom neuen Konzept der Messe Essen. Im Bild die Teilnehmer der Sommer- wurde der Wunsch nach einer Angebotserwei- sitzung (v.l.): Kirsten Eißer, Andreas John (beide Messe Essen), Klaus Hübenthal (Dehoga NRW), Dierk Kraushaar (Dehoga terung der hogatec in Richtung Food und Beve- Fachabteilung Systemgastronomie), Frank Kienle (Industrieverband Haus-, Heiz- und Küchentechnik e.V.), Mara Frahne (Messe Essen), Olaf Offers (Dehoga NRW), Anja Herberg, Nina Leufgen (beide Messe Essen), Jan Gerlach (Metro Group Cash rage immer deutlicher. Hier waren und sind wir & Carry), Ernst Fischer (Dehoga Bundesverband), Burkhard Randel (Meiko Maschinenbau GmbH & Co. KG), Egon Galinnis (Messe Essen), Siegfried Päsler (Verband der Hersteller von Gewerblichen Geschirrspülmaschinen e.V.), Sabina Großkreuz in Düsseldorf aufgrund der Überschneidungen (Messe Essen), Manfred Pohlschmidt (Hupfer Metallwerke GmbH & Co. KG), Ingrid Hartges (Dehoga Bundesverband), zu unseren übrigen Messen in diesen Angebots- Ann-Kristin Piel, Nina Schnabel (beide Messe Essen), Günter Kuhn (K & P Consulting GmbH). bereichen limitiert. In Essen ist nun der Weg frei für eine stärkere Fokussierung des Food- und ist Frank Thorwirth, Vorsitzender der Geschäfts- konzept und das Vier-Säulen-Modell verabschie- Beverage-Segments“, erläutert Werner M. Dorn- führung der Messe Essen GmbH, überzeugt. det. Demnach stehen den Ausstellern die Be- scheidt, Vorsitzender der Geschäftsführung der „Darüber hinaus können wir der hogatec am reiche Essen, Trinken und Genuss, Technik, Messe Düsseldorf GmbH. neuen Standort auch die von der Branche ge- Geräte und Systeme, Dienstleistung und Service „Die Messegesellschaften aus Düsseldorf und wünschte langfristige Terminstabilität garan- sowie Ambiente, Design und Ausstattung zur Essen haben bei verschiedenen Auslandspro- tieren.“ Verfügung. Die erste hogatec in Essen findet jekten bereits gute Erfahrungen in der Zusam- Die Weichen für eine konzeptionelle Neuaus- vom 2. bis 5. September 2012 statt. menarbeit gemacht und werden nun ein In- richtung hat der Messebeirat der hogatec bereits www.hogatec.de landsprodukt gemeinsam nach vorne bringen“, gestellt. Einstimmig hat er das neue Marketing- Geo-T EXPO NRW-Umweltminister Johannes Remmel Premiere im Wachstumsmarkt unterstrich bei der ersten Pressekonferenz zur Geo-T EXPO die Vorreiter- rolle des größten deut- Erdwärme ist eine der wichtigsten regenerativen Zukunfts- schen Bundeslands. technologien. Bis 2050 prognostizieren Experten einen Anstieg der installierten Stromleistung von heute rund 6,6 Mega- watt auf 6.000 Megawatt. Nordrhein-Westfalen ist hierbei wird“, sagte Johannes Remmel, Minister für Klimaschutz, schon jetzt führend. „In Nordrhein-Westfalen wird praktisch Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des jedes Produkt und jede Dienstleistung angeboten, die im Landes NRW, anlässlich der Pressekonferenz zu einer wachsenden inter nationalen Geothermiemarkt nachgefragt Premierenveranstaltung: Die Messe Essen und Lorenz Kommunikation veranstalten ihre erste internationale Geo- thermie-Industriemesse. Vom 22. bis 24. Oktober 2012 führt die Geo-T EXPO die ge- samte Erdwärme-Wertschöpfungskette zusammen. Der be- gleitende Kongress bietet eine zusätzliche Dialogplattform für Experten aus aller Welt. „Mit der Geo-T EXPO beweist die Messe Essen einmal mehr ihre Standortkompetenz“, unter- streicht Frank Thorwirth, Vorsitzender der Geschäftsfüh- rung der Messe Essen. „Durch unsere langjährige Erfahrung mit Veranstaltungen im Energiesektor verfügen wir über das Know-how und die entsprechenden Kontakte.“ Neben Partner für die Geo-T EXPO (v.l.): Dr. Eckehard Büscher, Koordinator für die deutschen geothermischen dem NRW-Umweltministerium unterstützen die Energie- Aktivitäten auf internationaler Ebene der Geothermischen Vereinigung (GtV) – Bundesverband Geothermie; Dr. Frank-Michael Baumann, Geschäftsführer der EnergieAgentur.NRW; Marietta Sander, Executive Direc- Agentur.NRW und mehrere wichtige Geothermie-Verbände tor der International Geothermal Association (IGA); Frank Thorwirth, Vorsitzender der Geschäftsführung der die neue Fachmesse. Messe Essen; Klaus Lorenz, Geschäftsführer Lorenz Kommunikation, und Holger Born, International Geo- thermal Center. www.geotexpo.com
NACHRICHTEN | 7 Neu aufgestelltes Messe-Trio Schöner, besser und gesünder Bis zum 13. November 2011 profitieren Besucher der Messe Essen erstmals von einem perfekten Dreiklang: Denn unter dem Motto „Einfach schöner leben“ findet hier nicht nur die Mode Heim Handwerk, die größte Verbraucherausstellung Nordrhein-Westfalens, statt. Parallel zu den neun Ausstellungstagen der Mode Heim Handwerk finden Besucher vom 10. bis 13. November auf der Spezialitätenmesse „NRW – vom Guten das Beste“ und vom 11. bis 13. November auf der Gesund- heitsmesse „gesund.leben“ alles, was das Leben schöner, besser und gesünder macht. Über 650 Aussteller laden auf der Mode Heim Handwerk zum Stöbern, Shoppen und Entdecken. Jede Menge Spaß ist dabei garantiert, zum Beispiel auf der Sonderschau „Abenteuer Afrika“. Für regionale Gaumen- freuden sorgt die Sonderschau „NRW – vom Guten das Beste“, die in die- sem Jahr mit einer auf 2.600 Quadratmeter vergrößerten Ausstellungs- Stöbern und entdecken – dies ist das Credo der Mode Heim Handwerk, die in fläche lockt. Die neu konzipierte „gesund.leben“ schließlich richtet mit diesem Jahr im Verbund mit der Sonder- schau „NRW – vom Guten das Beste“ und einem lehrreichen und interaktiven Programm den Fokus auf die Präven- der neu konzipierten Gesundheitsmesse tion. Zu den Schwerpunkten der Messepremiere zählen die Gesundheit „gesund.leben“ ein attraktives Gesamt- programm anbietet. von Kindern und Jugendlichen sowie die Darmgesundheit. www.mode-heim-handwerk.de www.nrw-dasbeste.de www.gesundleben-essen.de Retrospektive 13 Künstler auf einen Streich Gut 7,5 Millionen potenzielle Besucher: Die Messe Essen hat der Kunst in den vergangenen fünf Jahren ein nahezu einmalig großes Forum geboten. Zum Abschluss der sechsmonatigen Wechselausstellungen sind nun bis zum 30. Juni 2012 ausgewählte Werke der 13 ausgestellten Künstler zu sehen. Die Retrospek- tive auf der Empore der Halle 11 des Messehauses Ost und im Parkrestaurant ist dabei vor allem auf Arbeiten konzentriert, die einen starken Bezug zur Region aufweisen. Sie unterstreicht das nachhaltige Engagement der Messe Essen in Sachen Kunst und Kultur. Apropos nachhaltig: Begleitend zur aktuellen Aus- stellung ist eine Postkartenkollektion erschienen. www.messe-essen.de DVS Expo ergänzt DVS Congress Hochkarätige Begleitung Über eine hervorragend besetzte Premiere freuen sich der Deutsche Verband für Schweißen und verwandte Verfahren (DVS) und die Messe Essen: Auf der DVS Expo vom 27. bis 29. September 2011 in Hamburg stellten 154 Un- ternehmen aus 16 Nationen auf rund 7.000 Quadratmetern Ausstellungsflä- che ihre Produkte, Dienstleistungen und Technologien rund um das Fügen, Trennen und Beschichten vor. Die beiden Partner, die gemeinsam die Welt- leitmesse SCHWEISSEN & SCHNEIDEN verantworten, boten den Ausstellern damit parallel zum DVS Congress 2011 eine B2B-Plattform, um die insgesamt 1.200 hochkarätigen Fachbesucher und interessierte Vertreter der Industrie über neue Verfahren und Technologien zu informieren. www.dvs-expo.de
8 | TITEL NACHHALTIGKEIT Schön bewusst Von der Energiewende sprechen alle. Doch Experten wissen: Genauso wichtig ist die Effizienz. Und hier steckt das größte Potenzial in den eigenen vier Wänden. Wege zur neuen Nachhaltigkeit weisen drei Messen in Essen. Foto: Architekturbüro Friedl, www.architekt-friedl.de
TITEL | 9 D ie entscheidende Wende lässt sich auf den Tag genau bestimmen: Am 11. März 2011 fiel infolge eines Erdbebens und eines dadurch ausgelösten Tsu- Energieversorgung des Kernkraftwerks Fukushima aus. In den Tagen darauf hielten die Bilder zerstörter Reaktorblöcke und die Sorge über die Folgen der namis vor der ostjapanischen Küste die elektrische radioaktiven Verseuchung die Welt in Atem. !
10 | TITEL NACHHALTIGKEIT Gebäude sind Europas größte Energieschlucker Seitdem ist kaum ein Tag vergangen, an dem in den Medien nicht über die Chancen und Herausfor- derungen der Energiewende berichtet worden ist. In- tensiver denn je wird, nicht nur in Deutschland, über Windparks, Fotovoltaikanlagen oder Elektromobilität diskutiert. Doch so notwendig alternative, umwelt- „Die größte Innovation schonende Formen der Energieerzeugung auch sind: seit Jahren“ – so urteilen Branchenkenner über Mi- Sie können nicht die alleinige Antwort auf die Fragen ni-Blockheizkraftwerke. Sie produzieren genug der Zukunft sein. Und die vielleicht größte Wärme für ein Einfamili- Herausforderung, aber auch das größte Potenzial liegt enhaus – und den Strom gleich dazu. Dank des nicht auf der Straße. Es steckt in den eigenen vier Prinzips der Kraft-Wärme- Wänden. Kopplung steigt der Effizi- enzgrad auf bis zu 90 Pro- In den derzeit 27 Mitgliedsstaaten der Europäischen zent. Union (EU) beispielsweise entfallen etwas mehr als 30 Prozent des Energieverbrauchs auf den Straßen- verkehr. Der größte Energieverbraucher aber sind Ge- bäude: Über 40 Prozent der erzeugten Energie werden hierfür benötigt, und es lohnt sich, hier noch genauer hinzuschauen. Denn nicht etwa der Strom macht den Löwenanteil Fotos (2): PR aus, sondern die Beheizung von Räumen und die Trinkwassererwärmung – und zwar mit 85 Prozent. Das bedeutet: Ein Drittel des europäischen Energie- Zumindest in Deutschland führte das Reaktor un- bedarfs fließt in die eigenen vier Wände. glück von Fukushima auch zu einer politischen Kettenreaktion. Alle bisherigen Pläne für den Über- Das Ziel: Verdopplung der gang ins Zeitalter der regenerativen Energien waren Sanierungsrate bis 2020 plötzlich obsolet. Im Juni beschloss die deutsche Doch der prozentuale Gesamtanteil beschreibt die Bundesregierung den vorzeitigen Ausstieg aus der Dimension der Aufgabe noch nicht vollständig. Hierzu Atomenergie, spätestens im Jahr 2022. braucht es eine letzte Zahl, die aus dem EU-Grünbuch
TITEL | 11 Innerhalb der EU wird die Hälfte der Energie verschwendet. „Der Weg liegt in der Kombination“ Klaus Jesse, Präsident des Bundesindustrieverbands Deutschland Haus-, Energie- und Umwelttechnik (BDH) und Vorsitzender des Messebeirats der SHK, über Strategien moderner Wärmeerzeugung. Foto: PR ESSEN AFFAIRS: Herr Jesse, wieso Wieso sanieren dann nicht noch mehr nennt sich der BDH auch „Verband für Hauseigentümer ihre alten Anlagen? Effizienz und erneuerbare Energien“? Ein Grund dafür liegt in den politischen Klaus Jesse: Der Claim vollzieht einen Rahmenbedingungen: Einerseits ist man zur Energieeffizienz („Green Paper on Energy Effici- Strukturwandel nach, der etwa mit der sich bei der Europäischen Union und auf ency or Doing More With Less“) stammt: Demnach Jahrtausendwende einsetzte. Seitdem nationaler Ebene einig bezüglich der erreichen die Gebäude innerhalb der Europäischen erleben unsere Mitgliedsunternehmen Einsparziele. In Bezug auf die Förder- eine steigende Nachfrage nach der „Ein- programme allerdings würden wir uns Union eine Energieeffizienz von lediglich 50 Prozent. kopplung“ regenerativer Energie in eine größere Stetigkeit und weniger Mit anderen Worten: Die Hälfte der Energie wird ver- klassische Wärmesysteme. Genau die- „Stop and go“ wünschen. Denn klar ist: schwendet. sen Ansatz beschreibt auch unser Claim: Wir müssen noch mehr als bisher im Nur in der Kombination von erneuer- Bestand modernisieren. Der Königsweg Damit sind zugleich die gewaltigen Verbesserungs- baren Energien, zum Beispiel der Solar- bestünde für uns dabei in der steuer- potenziale angedeutet. Stephan Kobler, Chef der thermie, mit höchst effizienten Öl- und lichen Absetzbarkeit solcher Moderni- Deutschen Energieagentur (dena), hat sie Anfang Gasheizungen können wir die ehrgeizi- sierungen. gen energiepolitischen Ziele erreichen. dieses Jahres anlässlich der Gründung der „Allianz Sie sind im Frühjahr 2011 zum für Energieeffizienz in Gebäuden“ so beschrieben: Ihr Verband fordert eine „beschleunig- Beiratsvorsitzenden der SHK gewählt „Wenn uns im Gebäudebereich bis 2020 eine Energie- te Modernisierung“ bis 2020. Wieso worden. Wie lautet Ihr Ziel? einsparung um 20 Prozent gelingt, können wir unge- geht es Ihnen nicht schnell genug? Als große Messe im größten Ballungs- Dazu ein paar Zahlen: Es gibt hier in gebiet Europas ist die SHK bisher schon fähr zwei Drittel der Energie einsparen, die heute Deutschland etwa 38 Millionen Wohn- sehr erfolgreich gewesen. Sie war aber durch Atomkraftwerke erzeugt werden.“ einheiten mit gut 17 Millionen Wärme- in der Vergangenheit auf den deutschen Dazu sei allerdings eine Verdopplung der energeti- erzeugern. Aber nur 13 Prozent dieser Markt konzentriert. Eine Internationali- Wärmeerzeuger sind auf dem neuesten sierung ist wünschenwert, und dieses schen Sanierungsrate von gegenwärtig einem auf Stand der Technik. Das Durchschnitts- Ziel verfolgen wir auf der SHK zum zwei Prozent nötig. Das klingt nach einer nicht allzu alter einer Gasheizung in Deutschland Beispiel mit dem Benelux-Tag. großen Herausforderung, aber „um die hinzubekom- beträgt 24 Jahre, das einer Ölheizung sogar etwa 26 Jahre! Mit dem Einsatz men, brauchen wir fünf Milliarden Euro“. eines modernen Wärme erzeugers könnten Mieter und Eigentümer leicht KWK – das neue Zauberwort 30, 40 oder sogar 50 Prozent Energie für Heizungen einsparen. Abseits der Frage nach den finanziellen Ressourcen steckt in diesem Ziel eine enorme technologische He- rausforderung. Kein Wunder also, dass Klaus Jesse, Aber wie macht man die Heizung effektiver? Eine Präsident des Bundesindustrieverbands Deutschland Lösung dafür: Der Bürger wird selbst zum Produ- Haus-, Energie- und Umwelttechnik (BDH), betont: zenten. So genannte Mini-Blockheizkraftwerke sind „Nur in der Kombination von erneuerbaren Energien im Begriff, den Markt zu erobern. Sie sind nur etwa mit höchst effizienten Gas- und Ölheizungen können zweieinhalbmal so groß wie eine Waschmaschine, wir die ehrgeizigen energiepolitischen Ziele errei- produzieren aber genug Wärme für ein Einfamilien- chen“ (siehe Interview auf dieser Seite). haus – und den Strom noch dazu. !
12 | TITEL NACHHALTIGKEIT In London versickern 900 Millionen Liter Wasser – pro Tag. SHK ESSEN – Treffpunkt für Wasser- und Heizungsexperten Für innovative Unternehmen, Handwerker, Großhändler, Planer und Architekten ist sie ein Pflichttermin: die SHK ESSEN. Zur Fachmesse für Sanitär, Heizung, Klima und erneuerbare Ener- gien werden vom 7. bis 10. März 2012 wieder mehr als 50.000 Fachbesucher erwartet. „Technische Perfektion trifft Ästhetik“ – so be- schreibt Wolfgang Burchard, Geschäftsführer des IndustrieForums Sanitär (IFS) den großen Trend beim Thema Bad. Einen zweiten Schwerpunkt der kommenden SHK bilden Trinkwassersysteme auf höchstem hygienischem Standard. Dezentraler, flexibler, individueller Im Ausstellungsbereich Heizung werden die neuesten Lösungen für ressour- Dezentraler soll die Energieversorgung der Zukunft censchonende Wärmeerzeugung präsentiert. Nachhaltigkeit ist dabei in allen sein. Geht es nach Matthias Kabus, ist sie auch flexi- Facetten ein Thema – vom Marktfeld der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) über bler und individueller. Dabei müsse nicht jeder Bürger regenerative Energien wie Solarthermie, die oberflächennahe Geothermie gleich sein eigener Produzent sein, erklärt der Berater oder Holz- und Pelletfeuerung bis hin zur Wärmerückgewinnung. Ein wei- bei der Energieagentur NRW. Auch als Kunde könne terer Schwerpunkt beschäftigt sich mit kontrollierter Raumlüftung, die – er viel stärker als bislang mitentscheiden, zum Bei- richtig eingesetzt – erheblich zum Wohlbefinden beitragen kann. spiel, wann er Energie verbraucht. „Den größten Nut- Ihrer Verantwortung wird die Branche zudem mit zwei neuen Klassifizie- zen hätte der Verbraucher, wenn es statt wie bisher rungssystemen gerecht, die auch international Maßstäbe setzen: Das Water nicht nur einen Haupt- und Nebentarif gäbe, sondern Efficiency Label (WELL) wird in Essen erstmals anhand von Produkten aus vier, fünf, sechs verschiedene Tarife“, sagt er. In sol- der Praxis vorgestellt – zusammen mit TELL (Thermostatic Efficiency Label), chen Tarifen würden sich über den Preis Lastspitzen dem Pendant für Heizkörperthermostatventile. und Überkapazitäten abbilden. „Duschen wären www.shkessen.de zwischen 7 und 8 Uhr morgens am teuersten, dafür könnte die Waschmaschine nachts laufen.“ Tatsächlich ließe sich allein schon über die intelli- „Kraft-Wärme-Kopplung“ (KWK) heißt das Zauber- gente Verschiebung von Lastspitzen und das Füllen wort. Anders als in Großkraftwerken auf der grünen von Lasttälern eine erhebliche Energieeffizienzsteige- Wiese sind damit Effizienzgrade von bis zu 90 Pro- rung erreichen. Voraussetzung für diese Selbststeue- zent möglich. rung ist die exakte Beobachtung des eigenen Ver- Bei der wichtigsten technologischen Innovation brauchs. Smart Metering nennt sich die Technologie sind deutsche Unternehmen führend: Viessmann und dazu, die zur Smart Energy wird, wenn dadurch mehr Brötje etwa, und nicht zuletzt Vaillant. Der Heizungs- an regenerativer Energie nutzbringend verwendet spezialist mit Hauptsitz im nordrhein-westfälischen werden kann. „Auf diesem Markt herrscht sehr viel Remscheid hat in der Metropole Ruhr im Juli dieses Bewegung“, weiß Matthias Kabus. Jahres mit der Serienproduktion von Mini-Kraftwer- ken begonnen. 1.000 Anlagen pro Jahr sind das Ziel Wasser ist genug da – eigentlich des Werks in Gelsenkirchen. Die sind übrigens auch Dass der Strom nicht einfach aus der Steckdose ein gutes Beispiel dafür, wie die Suche nach neuen kommt, Wärme nicht nutzlos durch schlecht ge- Lösungen zu neuen Kooperationen führt: Die Gasmo- dämmte Wände verpuffen darf und sogar der Zeit- toren für die Kraftwerke liefert der japanische Auto- punkt des Energieverbrauchs eine Rolle spielt – dieses mobilkonzern Honda. Wissen wird mehr und mehr zum Allgemeingut. !
TITEL | 13 Trinkwasser in bester Qualität – das ist selbst in Deutschland keine Selbst- verständlichkeit. Buch- stäblich auf den letzten Metern zum Hahn finden immer wieder Keime und Bakterien ihren Weg in die Wasserleitung. Die Grün- de: überalterte Leitungen, mangelnde Sorgfalt – und Unwissen. Foto: Getty Images
14 | TITEL NACHHALTIGKEIT Ein Drittel des europä- ischen Energiebedarfs fließt in Gebäude, und noch geht zu viel unge- nutzt verloren. Experten beklagen einen Moderni- sierungsstau, denn sie wissen: Nur mit der Sanie- rung des Gebäudebestands lassen sich die großen energiepolitischen Ziele erreichen. Foto: Verband Privater Bauherren (VPB) Bei einer anderen, nicht minder wichtigen Ressource wurde – und kann dies mit eindrucksvollen Zahlen steht der Bewusstseinswandel erst noch bevor. Denn belegen: 1,2 Milliarden Menschen auf der Welt haben genügend Wasser, so die gängige Meinung, ist für alle heute keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, und da. Im Prinzip stimmt das auch – es fragt sich nur, zugleich gehen selbst in hoch industrialisierten Län- wo, für wen und in welcher Qualität. dern gewaltige Mengen der lebenswichtigen Res- „Der Umgang mit Wasser ist bis heute nicht nach- source verloren. So versickern durch die porösen haltig“, konstatiert die Initiative „Blue Reponsibility“, Wasserleitungen Londons, die teilweise noch aus dem die 2009 vom VDMA Fachverband Armaturen und Viktorianischen Zeitalter stammen, knapp 900 Milli- dem IndustrieForum Sanitär (IFS) ins Leben gerufen onen Liter Wasser – pro Tag. Hygiene – ein unterschätztes Problem Noch weniger ausgeprägt ist bislang das Bewusst- Die DEUBAU – Impulsgeber der sein für die Güte des Trinkwassers. Dabei ist sie selbst Bauwirtschaft in Deutschland nicht selbstverständlich, obwohl das Die Gewinner des DEUBAU-Preises 2012 stehen bereits Land bei der Wasseraufbereitung und bei den Klär- fest: Der Nürnberger Architekt Johannes Kappler und die anlagen weltweit technologisch an der Spitze liegt. Architekten Saetti, Bochmann und Schwirtz von „studioin- Doch buchstäblich auf den letzten Metern zum Hahn ges Architektur und Städtebau“ aus Berlin teilen sich den finden immer wieder Keime und Bakterien ihren Weg 24. DEUBAU-Preis für junge Architektinnen und Archi- in die Hausleitungen, sei es, weil diese verschmutzt tekten. 82 junge Architekten, so viele wie nie, hatten sich um den wichtigsten und überaltert sind, das Wasser in den Leitungen steht Förderpreis für den Architektennachwuchs beworben. Präsentiert werden die oder weil es an Sorgfalt mangelt. „Wenn Sie einen von einer Fachjury ausgezeichneten Projekte vom 10. bis 14. Januar 2012. Hauseigentümer fragen, wann er seinen Filter zum Beim 50-jährigen Jubiläum der internationalen Baufachmesse bieten rund letzten Mal ausgetauscht hat, erhalten Sie zumeist 600 Aussteller einen Überblick über das gesamte Angebot rund ums Planen zwei Antworten: ,Welcher Filter?‘ oder: ‚Weiß ich und Bauen. Die Themen Ausbau, Renovierung und Modernisierung im nicht‘“, sagt Wolfgang Burchard, Geschäftsführer des Bestand sowie der Themenkomplex „Energie“ spielen dabei eine besondere VDMA Fachverbands Armaturen und des IFS. Rolle – auch bei den Konferenzen, Foren und Diskussionen im Rahmenpro- Doch mit Technologie allein, so Burchard, ließe sich gramm.Schirmherr der DEUBAU wird erneut Dr. Peter Ramsauer, Bundesmi- dieses Problem nicht lösen. „Und einen fachgerechten nister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, sein – ein weiteres Indiz für Einbau und eine professionelle Wartung erhalten Sie ihren Rang als wichtigste Baufachmesse des Jahres 2012. nur durch einen SHK-Handwerker.“ So verstanden www.deubau.de erhält Nachhaltigkeit auch eine gesundheitliche Dimension.
TITEL | 15 „Wir sollten keine Nachhaltigkeit im Leerstand erzeugen.“ Wer seinen Energiever- brauch reduzieren will, muss ihn genau kennen. Smart Metering nennt sich die Technologie dazu, die zur Smart Energy wird, wenn dadurch mehr an regenerativer Energie nutzbringend verwendet werden kann. Foto: PR Und was ist mit dem demografischen Schrumpfungsregionen. Wir sollten uns darum be- Wandel? mühen, nicht Nachhaltigkeit im Leerstand zu erzeu- Aber wie modernisiert man ganze Straßenzüge? Vor gen.“ Und einem älteren Menschen nütze ein Pas- solchen Herausforderungen stehen viele der knapp sivhausstandard wenig, wenn überall im Haus 450 Mitglieder im Verband der Wohnungs- und Im- Stolperfallen lauerten. Ein Konzept, das beide Ziele mobilienwirtschaft Rheinland Westfalen, kurz VdW. intelligent miteinander vernetzen würde – das wäre Sie bewirtschaften allein in Nordrhein-Westfalen für Rychter die größte, wichtigste Innovation. Ein über eine Million Wohnungen. Die Rede vom Moder- solches Konzept wäre nicht nur nachhaltig, sondern: nisierungsstau lässt Verbandsdirektor Alexander zukunftsfähig. " Rychter wohl für Privat- und Einzeleigentümer, nicht aber für seinen Verband gelten. „Unsere Unternehmen investieren pro Jahr 500 Millionen Euro in die Mo- Die E-world – wo sich Europas dernisierung“, sei es in moderne Heizungsanlagen oder in die Dämmung. Ehrgeizige Leuchtturmpro- Energiewirtschaft vernetzt jekte wie die „InnovationCity Bottrop“, in der bis zum Seit ihrer Premiere im Jahr 2001 verzeichnet die Jahr 2020 der Energieverbrauch einer 50.000-Ein- E-world energy & water ein rasantes Wachstum. wohner-Stadt im Ruhrgebiet um die Hälfte reduziert 19.700 Fachbesucher und 544 Aussteller waren werden soll, begrüßt Rychter in diesem Zusammen- bei der vergangenen Auflage zu Gast auf der Leitmesse der europäischen hang, plädiert aber auch „für Augenmaß und Ver- Energie und Wasserwirtschaft, einer Gemeinschaftsveranstaltung der nunft, um das gemeinsame Ziel, den Bestand in der con|energy ag und der Messe Essen. Breite zu verbessern“, auch tatsächlich zu erreichen. Als Plattform für Networking, Wissensaustausch und -transfer spielt die Allzu strenge gesetzliche Standards und Verord- E-world branchenweit eine außerordentlich wichtige Rolle. Und weil reprä- nungen könnten dabei hinderlich sein, da der Staat sentative Umfragen gezeigt haben, dass das Interesse am Megathema „smart schließlich nur das fördern könne, was über die ge- energy“ rasant wächst, wird vom 7. bis 9. Februar 2012 eine Ausstellungs- setzlichen Normen noch hinausgeht. fläche erneut diesem Themenkomplex gewidmet sein. Die hier präsentierten Vor allem, gibt Rychter zu bedenken, sei die Nach- Lösungsansätze reichen von intelligent steuerbaren Netzen (smart grids) über haltigkeitsdebatte momentan „zu sehr auf die Ener- intelligente Zähler (smart meter) bis zur vernetzten Haustechnik. Ebenfalls giewende und den Klimawandel fokussiert“. Leicht mit Spannung erwartet wird die Sonderschau „Future of Mobility“, auf der ginge dabei die soziale Dimension verloren Fahrzeughersteller, InfrastrukturDienstleister und Verbände ihre jüngsten und gerate ein zweiter, nicht minder wichtiger Fortschritte bei alternativen Mobilitätskonzepten präsentieren. Megatrend aus dem Blick: der demografische Wandel. www.e-world-2012.com „Es gibt in unserem Land Wachstums-, aber auch
16 | MESSE IPM Lasst uns über Blumen sprechen „Das funktioniert nie!“ Die erste Internationale Pflanzenmesse war ein kühnes Wagnis. Jetzt feiert die IPM ein rundes Jubiläum – und ist weltweit die unangefochtene Nummer eins. Ein Blick zurück auf 30 Jahre, die eine ganze Branche veränderten. Vom 24. bis 27. Januar „Pflanzen? Das funktioniert nie!“ So lautete Anfang Internationale Pflanzenmesse schlechthin ist. Mehr 2012 werden auf der IPM wieder gut 60.000 Fachbe- des Jahres 1983 der allgemeine Tenor, als in der Mes- noch: Die IPM ist das seltene Beispiel einer Messe, die sucher erwartet – und se Essen erstmals eine Internationale Pflanzenmesse eine ganze Branche veränderte. werden wieder Millionen von Pflanzen geordert. stattfand. Und wie das funktioniert hat! Wenn die IPM Allerdings war der Weg zu Beginn durchaus steinig. vom 24. bis 27. Januar 2012 zum 30. Mal ihre Tore Das begann schon bei der Grundsatzfrage: wozu über- öffnet, ist dies fürwahr ein Grund zur Freude: Gut haupt eine Messe? „Es gab damals verschiedene, 60.000 Fachbesucher und 1.500 Aussteller werden durchaus funktionierende Pflanzenbörsen“, erinnert beim Jubiläum wieder dafür sorgen, dass die IPM die sich Egon Galinnis, Geschäftsführer der Messe Essen.
MESSE | 17 Meilensteine einer Weltmesse 1983: Vom 18. bis 21. Februar besu- 1986: Der Fachverband deutscher Floristen chen gut 8.600 Fachbesucher die erste (FdF) gliedert die Floristenbedarfsartikelmesse Internationale Pflanzenmesse (IPM). (Florbeda) an die IPM an. Die IPM wird damit 150 Aussteller aus sechs Nationen prä- zum Spiegelbild des gesamten grünen Marktes – sentieren ihr Angebot, vorrangig Jung-, und auch im Hinblick auf den Standbau und Roh- und Halbfertigwaren (Bild links). die Besucher deutlich bunter. „Doch Anton Kränzle, der langjährige Ministerialrat im nordrhein-westfälischen Landwirtschaftsminis- terium, hatte die Idee einer gemeinsamen Verkaufs- plattform.“ „Die Verbände stehen hinter der IPM“ Die Messe Essen nahm diese Initiative auf, allen voran Egon Galinnis selbst, für den die IPM das erste große Projekt seiner Messe-Laufbahn war. Daher weiß er auch um den entscheidenden Erfolgsfaktor: „Die Verbände stehen wie eine Eins hinter der IPM“ – nämlich die beiden größten deutschen Gartenbau- Landesverbände Rheinland und Westfalen-Lippe so- wie der Zentralverband Gartenbau (ZVG). Dessen langjähriger Präsident Heinz Herker erin- nert sich an die erste IPM: „Keine große Bühne, son- Aus einer Ansammlung von Blumenkisten ist eine Er- Prominente Gäste haben auf der IPM Tradition. dern Begrüßung und Eröffnung erhöht von einem lebniswelt geworden. Doch nicht nur Standbau und 1996 informierte sich Bun- deslandwirtschaftsminister Stuhl aus, keine exklusiven Stände, sondern einfach Inszenierung haben Quantensprünge gemacht, auch Jochen Borchert (3.v.l.) bei hingestellte Pflanzen, kein Allroundangebot, keiner- die Branche selbst ist durch die IPM in ganz neue Di- Egon Galinnis (l.), dem da- maligen Messechef Alfons lei Gartenbautechnik und große Bedenken gegenüber mensionen vorgestoßen. Dachten die meisten Unter- Jochem (2.v. l.) und Silvano einer internationalen Ausrichtung“ – kaum zu glau- nehmen zuvor in Stückzahlen von hunderten, höchs- Frigo (Floor-coop, 2.v.r.) über die neuesten Trends ben, denn was wurde daraus? „Ein grünes Allround- tens tausenden, machten sie nun Bekanntschaft mit (Bild oben). Angebot, Hightechlösungen für den Gartenbau und den Chefeinkäufern der großen Lebensmittel-Dis- eine global ausgerichtete Handelsplattform.“ counter. So sieht es auch Heinrich Hiep, Präsident des Landes- Gerne denkt Egon Galinnis an eine Episode aus der verbands Gartenbau Rheinland und Vorsitzender des IPM-Frühzeit zurück. „Am ersten Messetag kam IPM-Beirats: „Ich bin stolz, dass die Messe Essen mit abends ein Aussteller und sagte zu mir: „So, ich baue ihren starken Partnern eine solche Erfolgsgeschichte ab!“ – „Aber wieso das denn, was ist passiert?“ – „Ich schreibt. Die IPM ist heute die Weltleitmesse der grü- habe heute für ein paar Millionen D-Mark Primeln nen Branche und so attraktiv für ihre Aussteller und verkauft, ich muss jetzt neue Gewächshäuser bauen!“ Besucher wie nie zuvor.“ Früh im Jahr und nicht zur Blütezeit Von Blumenkisten zur Erlebniswelt Der Aussteller blieb dann doch. Dass er überhaupt in In der Tat: Wer die Archivbilder mit der heutigen Mes- solch erfreuliche Kapazitätsengpässe geriet, war der serealität vergleicht, erkennt die IPM kaum wieder: Beharrlichkeit zu verdanken, mit der die Messe- !
18 | MESSE IPM 1989: Die dritte Säule wird errichtet: 1993: Die IPM ist erstmals die 2001: Die IPM komplettiert das 2004: Die IPM erhält eine Erstmals ist in Essen auch die Gartenbautech- Nummer eins weltweit. 760 Unter- Kleeblatt ihres Angebotsspek- neue „Hauptstadt“. Ihr Name: nik vertreten. Eigentlich soll der Techniksek- nehmen aus 21 Ländern präsentie- trums: Unter dem Namen „Shop & „Green City“. Dahinter verbirgt tor nur auf jeder zweiten IPM präsent sein, ren ihr Angebot auf 60.000 Qua- Profit“ ist der Verkaufsförderung sich ein hochmodernes Infotain- aber schon während der Messe ist klar: Er dratmetern Ausstellungsfläche. fast eine ganze Messehalle gewid- ment- Angebot der Verbände. gehört von nun an jedes Jahr dazu. 21.800 30.000 Fachbesucher honorieren met. Die neue Messehalle 3 schafft Die Messe wird nun endgültig zur Besucher werden gezählt, die 550 Aussteller den Mix aus Messe-, Lehr- und 20.000 Quadratmeter Platz für Erlebniswelt. kommen aus 15 Ländern. Eventprogramm. weiteres Wachstum. Alle Jahre Grund zur Behutsam mit der Zeit gegangen Freude: Die wichtigsten deutschen Gartenbauver- Einen weiteren Erfolgsfaktor nennt Sabina Groß- bände bauen auf die IPM. kreuz, Geschäftsbereichsleiterin der Messe Essen. Im Bild Heinrich Hiep, Präsident des Landesver- „Wir sind mit der Zeit gegangen, aber nicht sofort bands Gartenbau Rhein- land und Vorsitzender jedem Trend gefolgt.“ Das bislang jüngste Beispiel für des IPM-Beirats (l.), diesen behutsamen Wandel ist die nach intensiver Helmut Rüskamp, Präsi- dent des Landesverbands Vorbereitung 2010 installierte neue Tagesbelegung. Gartenbau Westfalen- Lippe (2.v.l.), Heinz Herker, Alle Befürchtungen, die Abkehr vom Wochenende Präsident des Zentralver- könne sich negativ auf die Besucherzahlen auswirken, bands Gartenbau (4.v.l.) und ZVG-Vizepräsident erfüllten sich nicht. Im Gegenteil: Nicht nur blieben Andreas Lohff. Auf der IPM die absoluten Zahlen konstant hoch – die Qualität der 2011 trafen sie auf Dr. Ro- bert Kloos, Staatssekretär Fachbesucher und der Internationalisierungsgrad im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft stiegen nochmals spürbar an. und Verbraucherschutz Dieses Gefühl für den richtigen Zeitpunkt, so Sabina (3.v.l.), Essens Altbürger- meisterin Annette Jäger macher für einem Termin ganz früh im Jahr, und Großkreuz, resultiert aus der „großen Kontinuität und (3.v.r.) und Rudolf Jelinek, Bürgermeister der Stadt nicht zur Blütezeit im Sommer, warben. „Die großen Essen (r.). Supermarkt-Ketten ordern ihre Weihnachtssterne im Januar“, erläutert Egon Galinnis diese Grundsatzent- scheidung. Genauso standhaft blieb man bei der anfangs heiß diskutierten Frage, wie groß denn das „I“ in „Interna- tional“ geschrieben werden solle. Manch einer fürch- tete sich vor dem ausländischen „Wolf“ im heimischen „Hühnerstall“ – nicht so die Messe Essen. „Unser Ar- gument“, so Egon Galinnis, „lautete immer: Markt bedeutet, alle Anbieter zusammenzubringen und den Markt entscheiden zu lassen.“ Die Ängste am An- fang sind heute eine charmante Anekdote: Über die Hälfte der Aussteller der IPM kommt nicht aus Deutschland – aber Wölfe wurden in Essen noch nicht gesichtet. Stattdessen ist Deutschlands „grüne Branche“ selbst ein Global Player geworden – und hat gemeinsam mit der Messe Essen erfolgreich den Sprung nach China, an den Arabischen Golf und nach Russland gewagt.
MESSE | 19 Meilensteine einer Weltmesse 2005: Die internationale Leit- 2006: Dubai entwickelt sich 2009: Die weltweiten Aktivi- 2012: Mehr denn je ist Essen messe ist die IPM längst. Bereits auch für die Pflanzenwelt zum täten werden ausgebaut: An die das Zentrum der „grünen Bran- 28 Prozent der gut 60.000 Besucher zentralen globalen Drehkreuz. Die IPM Dubai wird die World of Peris- che“. Zur 30. IPM vom 24. bis 27. kommen aus dem Ausland. Auf Messe Essen erkennt den Trend hables (WOP) angekoppelt. Aber Januar werden gut 1.500 Aussteller Wunsch der Aussteller wagt die und startet die IPM Dubai. In Essen das ist nicht die einzige Neuigkeit in der Messe Essen erwartet. Viele IPM selbst den Sprung: In Foshan sind 1.400 Aussteller aus 41 Natio- im Osten: In Moskau steigt die Pre- von ihnen waren bereits bei der findet die erste IPM China statt. nen vertreten. miere der IPM Flowers. Premiere dabei. der ausgeprägten Branchennähe im Team“. Sie selbst Sie kennen die Branche: Direktorin Andrea Hölker kennt die IPM seit zehn Jahren und ist damit im sowie Martina Slominski, Vergleich zu ihrer Kollegin Andrea Hölker fast eine Nina Schnabel, Ilka Zoppa und Irina Muravska bilden Newcomerin. Aus der sprechen 21 Jahre Erfahrung, das Messe-Team der IPM (v. l.). wenn sie den einzigartigen Charakter der IPM be- schreibt. „Der Umgang miteinander ist besonders bodenständig, liebevoll und warm. Es liegt wohl da- ran, dass unsere Aussteller ihr Produkt als lebende Ware verstehen.“ An dieser Atmosphäre hat sich trotz aller Profes- sionalisierung in den vergangenen 30 Jahren IPM nichts verändert – obwohl die strahlende Schönheit von heute dem zarten Pflänzchen von einst so gar nicht mehr ähnlich sieht. ! www.ipm-messe.de Grüner Marktplatz: Etwa 1.500 Aussteller, über die Hälfte von ihnen aus dem Ausland, präsen- tieren in Essen alljährlich ihre Neuheiten.
20 | MESSE REISE + CAMPING „Ein Stück weit Abenteuer“ Thorsten Erhardt und Markus Freitag über das Comeback des mobilen Urlaubs, die Strategie der Hymer-Gruppe – und das einmalige Gefühl, unterwegs zu Hause zu sein. Foto: Daniel Roth Unterwegs getroffen: ESSEN AFFAIRS: Nach schwierigen Jahren hat der zeuge in Höhe von 23 Prozent eingeführt werden, Ent spannt zeigten sich Thorsten Erhardt, Caravaning Industrie Verband e.V. (CVID) für das würde unsere Branche das sicherlich unmittelbar Marketingleiter Nord der erste Halbjahr 2011 zweistellige Umsatzzahlen spüren. Bürstner GmbH (links), und Markus Freitag, Ver- vermeldet. Entspricht das den Erfahrungen in der Thorsten Erhardt: Die Bürstner GmbH hat im aktu- triebsleiter Deutschland, Österreich, Schweiz bei der Hymer-Gruppe? Und wie nachhaltig wird dieses ellen Geschäftsjahr ein gutes bis sehr gutes Ergebnis Dethleffs GmbH & Co. KG, Wachstum sein? erzielt – und wir sehen aktuell keine Anzeichen für beim Gespräch mit ESSEN AFFAIRS. Die beiden Markus Freitag: Wir haben ein gutes erstes Halbjahr eine gravierend negative Entwicklung. Deshalb bin Unternehmen der Hymer- Gruppe zählen zu den erlebt. Der Markt hat sich deutlich stabilisiert, gleich- ich mit Blick auf die Zukunft vorsichtig optimistisch. großen Ausstellern der zeitig haben sich die Bestände drastisch reduziert. Die Hymer-Gruppe hat trotz der aktuell positiven Ent- Reise + Camping. Deren nächste Auflage findet Nun sind Angebot und Nachfrage wieder im Gleich- wicklungen aus der Krise ihre Schlüsse gezogen und vom 22. bis 26. Februar gewicht. Aber für Prognosen bräuchte ich eine Glas- wird entsprechend handeln. 2012 in der Messe Essen statt. kugel: Die deutsche Wirtschaft scheint nicht wirklich stabil zu sein, vor allem aber sind die Entwicklungen Was heißt das konkret? in unseren europäischen Exportländern schwer ein- Erhardt: Unsere Gruppe produziert nur noch das, was zuschätzen. Nur ein kleines Beispiel: Sollte in Finn- tatsächlich bestellt wird. Dazu haben wir unter an- land tatsächlich eine Luxussteuer auf Freizeitfahr- derem in variable Anlagen und Maschinen investiert
MESSE | 21 sowie die Organisation und Produktionsabläufe an- leren Segment war eine leichte Zurückhaltung zu gepasst. spüren, dafür verkauften sich Fahrzeuge über 80.000 Euro wieder umso besser. Also ein Baukastensystem? Erhardt: Im Grunde ja. Aber uns reicht es nicht, nur Allein in Deutschland sind nach Schätzungen des die Produktionsseite zu betrachten. Deshalb versu- CVID 900.000 Caravans und 440.000 Reisemobile chen wir zum Beispiel, Gesamtpakete für unsere Kun- in Gebrauch. Für ganz Europa liegt die Gesamt- den zu schnüren. Familien mit Kindern etwa sind auf zahl bei geschätzten 5,36 Millionen. Was stimmt die Hauptreisezeiten angewiesen, und deshalb versu- Sie optimistisch, dass Reisemobile und Caravans chen wir, über Kooperationen mit großen Camping- auch in Zukunft beliebt bleiben? platzketten Rabatte auszuhandeln. Freitag: Nicht zuletzt die Anpassungsfähigkeit der Freitag: Außerdem gehen wir immer auch mit neuen Camper. Wird ein Campingplatz zu teuer, weicht man Ideen auf den Handel zu. Zum Beispiel fragen sich auf einen Stellplatz aus, steigen Spritpreise und Maut- Kunden in Großstädten oft schon vor dem Kauf, wo sie gebühren, entdeckt man Deutschland neu. Unsere ihr Fahrzeug im Winter abstellen können. Eine Mög- Kunden sind absolut flexibel. Ein günstiges Hobby lichkeit ist, dass Händler einen kostenlosen Stellplatz ist das natürlich trotzdem nicht. Ein wahrer Reise- anbieten. mobilist aber ist infiziert. Apropos „wir“: Sie, Herr Freitag, sprechen für die Muss man selbst Camper sein, um in dieser Bran- Marke Dethleffs, die zur CMC-Holding gehört, die che zu arbeiten? sich im Privatbesitz der Familie Hymer befindet. Erhardt: In meinem Arbeitsvertrag steht das nicht. Sie, Herr Erhardt, arbeiten bei der Bürstner GmbH, Aber man sollte mit Herz und Seele dabei sein, alles die zur Hymer AG gehört. Die insgesamt neun Mar- andere wirkt aufgesetzt. Mir fällt das nicht schwer: ken der Gruppe agieren sehr selbstständig. Wieso? Nach mehreren Jahren mit einem Caravan oder Rei- Freitag: Erwin Hymer, dem Unternehmensgründer, semobil-Urlaub hatten wir privat im vergangenen war und ist wichtig, dass die einzelnen Marken nicht Jahr mit einer Flugreise geliebäugelt – aber in kaum verwässert werden. Wo es wirklich sinnvoll ist, ar- einem Hotel gab es eine echte Kinderbetreuung. Also beiten wir natürlich zusammen, etwa beim Einkauf. sind wir auf einen Campingplatz in Italien gefahren, Aber ansonsten hat jede Marke ihren Freiraum, be- und dort war das Angebot perfekt. Meine Kinder hat- dient unterschiedliche Zielgruppen – und manchmal ten Urlaub – und ich auch. Und außerdem: Wenn Sie kommt es sogar vor, dass wir mit den Kollegen im mit ihrer Familie unterwegs sind, kriegen Sie ein sehr Wettbewerb um die beste Idee stehen. ehrliches Feedback auf ihre Produkte. Freitag: Ich bin schon als Dreijähriger infiziert wor- Wie äußert sich diese Wettbewerbskultur? den. Meine Eltern nahmen mich mit auf einen Cam- Erhardt: Denken Sie an zwei der großen Trends: Ers- pingplatz am Main, und seitdem hat es mich nicht tens werden die Menschen immer größer. Darum neh- mehr losgelassen. In diesem Sommer war ich mit dem men wir bei Bürstner Rücksicht und passen die Steh- Reisemobil in Kroatien. Es muss aber gar nicht immer höhe und Bettenlänge entsprechend an. Gleichzeitig weit weg sein. Ich erinnere mich an einen Urlaub in versuchen wir, durch neue Werkstoffe Gewicht einzu- Prerow an der Ostsee: Campen inmitten von Dünen, sparen. keine 20 Meter zum Wasser – herrlich! Campen ist Freitag: Die Antwort von Dethleffs lautet: Variabili- immer auch ein Stück weit Abenteuer. Man weiß nie tät. Wir haben im Caravan-Bereich ein neues Fahr- so genau, was passiert. Das ist doch, wonach wir alle zeug mit Hubdach entwickelt: Im Stand gewinnen wir uns von Zeit zu Zeit sehnen. Höhe, unterwegs sparen wir Gewicht. Reisen Sie zur Reise + Camping eigentlich auch Welche Entwicklungen prägen die Branche mit dem eigenen Wohnmobil an? ansonsten? Freitag: Zu einer fünftägigen Messe? Nein. Ab und zu Erhardt: Die teilintegrierten Modelle haben durch das tut es auch gut, wenn man sich um nichts kümmern Hubbett einen wahren Hype erlebt. Dieser Trend dürf- muss. ! te anhalten. Im Caravan-Bereich beobachten wir eine große Nachfrage nach kürzeren Aufbauten mit maxi- www.reise-camping.de maler Platzausnutzung. Freitag: Interessant ist auch der Blick auf die verschie- denen Preissegmente: Im abgelaufenen Geschäftsjahr waren wir besonders erfolgreich in der Einstiegsklas- se, die bei Wohnwagen etwa bei 10.000 Euro und bei Reisemobilen etwa bei 40.000 Euro beginnt. Im mitt-
22 | MESSE ESSEN MOTOR SHOW Herzrasen garantiert Ein quicklebendiger Mythos, spektakulär veredelte Fahrzeuge und noch mehr Action: Eindrucksvoll unterstreicht die Essen Motor Show ihren Anspruch als Motorsport- und Tuningevent der Extraklasse. Ihren im Vorjahr eingeschlagenen Kurs setzt die Essen Tempo, Nostalgie, Passion: Motor Show konsequent fort: Wenn die zweitgrößte die Sonderevents Fahrzeugmesse Deutschlands vom 26. November bis Auf die Besucher warten dabei nicht nur zahlreiche 4. Dezember 2011 zum 44. Mal ihre Tore öffnet, leuch- Welt-, Europa- und Deutschlandpremieren. Zusätz- tet die automobile Faszination in allen Facetten. Über lich hat die Messe Essen ein spektakuläres Paket an 500 Aussteller – darunter so klangvolle Namen wie Sonderevents geschnürt: So sucht Tuningikone Eddie BMW, Mini, Skoda, Ford und Renault Motorsport – Paul live den „Ultimate Tuner“. Dafür steht der gebür- Alles, was Autofans wol- präsentieren in den 18 voll besetzten Messehallen der tige Kalifornier drei Tuningfans mit Rat und dem pas- len: Eine Sonderschau zum Messe Essen ein Angebot, das die Herzen von PS-Fans senden Zubehör zur Seite. Währenddessen steigt in Thema „100 Jahre Rallye Monte Carlo“, das noch- höher schlagen lässt. der Motorsport-Arena wieder das Adrenalin, wenn mals erweiterte Programm in der Motorsport-Arena Mehr denn je stehen dabei die automobile Individu- Profis mit ihren Boliden auf Drift-Kurs gehen und da- und zahlreiche Weltpremi- alität und Sportlichkeit im Vordergrund. „Der ge- zu Fans zu einer ganz besonderen „Taxifahrt“ einla- eren sind nur einige der Highlights der 44. Essen glückte Konzept-Relaunch hat uns neuen Schwung den. Erstmals sind dabei auch Offroad-Fahrzeuge am Motor Show, die vom 26. gebracht“, freut sich Egon Galinnis, Geschäftsführer Start. Apropos offroad: Der „Mutter“ aller Rallyes November bis 4. Dezember 2011 stattfindet. der Messe Essen. widmet die Essen Motor Show eine Sonderschau. An- lässlich des 100-jährigen Jubiläums der Rallye Monte Carlo sind 13 Siegerfahrzeuge aus allen Epochen zu sehen. Hier wird das „Abenteuer Monte“ lebendig. Nostalgie und Passion stehen auch im Zeichen des Classic-Ausstellungsbereichs, der das 50-jährige Jubi- läum des legendären Jaguar E-Types genauso feiert wie „100 Jahre Juan Manuel Fangio“ und „100 Jahre Indianapolis“. Einen Blick in die Zukunft wirft dage- gen die Sonderschau „Automobil-Design“ in Halle 3, und nicht weit entfernt sind auf der „DTM-World“ die Fahrzeuge aller Hersteller der Saison 2012 zu bestau- nen. Mindestens so schnell und sicher noch eine Spur verrückter geht es auf der „Speed Bike Show“ in Halle 4 zu, die ganz den Zweirädern vorbehalten ist. Und für alle, deren Hunger noch immer nicht gestillt sein sollte, bietet die Messe Essen einen kleinen Ausflug nach Düsseldorf: Besucher der Essen Motor Show erhalten einen zehnprozentigen Rabatt für das Race of Champions, zu dem am 3. und 4. Dezember auch die deutschen Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel und Michael Schuma- cher erwartet werden. Umgekehrt gilt der Rabatt natürlich auch. ! www.essen-motorshow.de
24 | MESSE MENSCHEN Gut verbunden Fotos: Alexandra Umbach Er leitet den Deutschen Verband für Schweißen und verwandte Verfahren, und sein Herz schlägt für die Forschung. Aber besonders viel gelernt hat Dr. Klaus Middeldorf von – Babywindeln. Heute muss er vor allem eines können: Menschen verbinden. Für Pampers braucht man keine Promotion. „Win- ßend dem Ruf eines Weltkonzerns gefolgt, der schon deln macht man vorne zu“ – diesen Rat geben Heb- damals für seine innovativen Produktionstechniken ammen Vätern gerne mit auf den Weg. Als Klaus bekannt war: Procter & Gamble. Als Produktionsma- Middeldorf sich beruflich mit der Produktion von nager am Standort Euskirchen fand Middeldorf Babywindeln beschäftigte, war seine Tochter noch schnell heraus, dass ein vermeintlich triviales Pro- nicht geboren. Umso mehr hat er gelernt. dukt wie eine Babywindel tatsächlich aus der Klaus Middeldorf hatte 1986 über das Festigkeits- komplexen Kombination von Werkstoffen besteht: verhalten von Stählen promoviert und war anschlie- Fleece, Kunststoff, Leinen.
MESSE | 25 Den souveränen Auftritt hatte Middeldorf zwar be- die der DVS gemeinsam mit der Messe Essen verant- reits an der Uni Duisburg-Essen geübt, wo er seinen wortet, aber noch häufiger in einem der DVS-Landes- Professor gerne bei Vorlesungen vertrat. Eine Produk- oder Bezirksverbände. Denn er ist überzeugt: „Der tionslinie mit 60 Mitarbeitern über einen Dreischicht- Verband findet nicht in unseren Büros statt.“ Er ist aber betrieb zu führen, bedeutete dennoch eine ganz neue auch keine One-Man-Show. „Ob zum Laserstrahl- Herausforderung. „Selbst wenn Sie keine soziale Kom- schweißen oder zum Kleben: Unser Experten wissen petenz haben – hier lernen Sie es.“ Die dritte und viel- fast alles. Und falls nicht, dann weiß es jemand aus leicht wichtigste Lektion bestand schließlich in der unserem Netzwerk.“ Er dagegen sei nur „der Tür- Erkenntnis, was Markt- und Produktorientierung be- öffner“ und bewege sich „auf allen möglichen Ober- deuten können. „Trotz aller Technik fehlerhaft produ- flächen“. zierte Ware darf nie in den Markt gelangen, denn Käu- fer von Markenartikeln reagieren direkt“, weiß Nachhaltig nur mit Fügetechnik Middeldorf seitdem. Wenn Mütter unzufrieden sind, Doch wenn Middeldorf über die Energiewende spricht sich das sofort herum. „Da konnte es schon mal spricht, spricht der Forscher aus ihm. „Das Tempo des passieren, dass man Eltern besuchte, um über das Pro- deutschen Atomausstiegs sorgt für einen extremen dukt zu diskutieren“, erinnert sich Klaus Middeldorf Innovationsdruck“, weiß er. „Und ohne Fügetechnik an eine jederzeit interessante Aufgabe. ‚ist nix‘ mit Nachhaltigkeit.“ Den Konsequenzen wid- mete sich jüngst die DVS Expo in Hamburg, eine wei- „Wir finden eine Lösung“ tere Kooperation von DVS und Messe Essen. Offshore- Nach knapp drei Jahren folgte er dem Ruf zurück. Windparks etwa seien ohne Unterwasserschneiden „Ich hatte festgestellt, dass mein Herz doch für die in bis zu 50 Metern Tiefe nicht machbar. Middeldorf Wissenschaft schlug.“ Er wechselte nach Köln zur ist sich „ganz sicher, dass dieses Thema auf der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsver- SCHWEISSEN & SCHNEIDEN 2013 in Essen eine einigungen (AiF), wo er in der Forschungsförderung große Rolle spielen wird“. an der Schnittstelle zwischen Forschung, Technik, Das zweite Megathema Politik und Gesellschaft agierte. „Eine spannende des Verbands ist der demo- Tätigkeit“, aber nach zwölf Jahren war klar: „Entwe- grafische Wandel. Ange- der es passiert etwas Großes, oder ich muss noch sichts des strukturell be- einmal wechseln.“ dingten Fachkräftemangels Nur „eine richtig große Organisation“ kam infrage. sei ein Paradigmenwechsel Den Deutschen Verband für Schweißen und verwand- hin zur Weiterqualifizie- te Ver fahren e. V. (DVS) kannte er bereits, und so rung notwendig, fordert wechselte er im Jahr 2000 als Leiter der Forschungs- Middeldorf. Am anderen vereinigung nach Düsseldorf. Und hier passierte nach Pol ist die Imagepflege an- sechs Jahren dann „das Große“. Im Zuge eines Gene- gesiedelt. Den uralten rationswechsels fiel die Wahl zum Hauptgeschäfts- Schweißer-Klischees setzt führer auf ihn. „Ich bin der Einzige im DVS, der nicht der DVS einen zeitgemäßen schweißen kann“, behauptet Middeldorf und lacht. Dreiklang entgegen: „Cool, Umso besser versteht er sich auf die Hauptsache: clean & clever.“ Doch wer „Die Verbindungs-Spezialisten“ – der Slogan des den Nachwuchs überzeu- DVS gilt nicht zuletzt für den Chef selbst. Das muss gen will, braucht nicht nur er auch. Über 16.000 Einzelmitglieder zählt der Ver- neue Slogans, sondern auch band – vom Azubi bis zum Vorstandsvorsitzenden –, neue Medien. Middeldorf über 1.300 Handwerksbetriebe und über 1.000 Indus- ist souverän genug, in Sachen Facebook, Twitter & Co. Von Beruf Problemlöser: Als Hauptgeschäftsführer trieunternehmen. Angesichts dieser Mitgliederstruk- eine junge Expertin um Rat zu bitten: seine 20-jährige des DVS ist Dr. Klaus Middeldorf an 130 Tagen tur verwundert es nicht, dass Middeldorf „die Fähig- Tochter. im Jahr unterwegs. „Der keit zum Ausgleich“ für die wichtigste Fähigkeit eines Verband findet nicht in Düsseldorf statt“, sagt Verbandsmanagers hält. „Prinzipiell für Expansion“ der 55-Jährige. ESSEN AFFAIRS empfing er aber Damit ist es jedoch nicht getan. Unter seiner Füh- Auch im Hinblick auf die Zukunft der SCHWEISSEN in seinem Büro. rung versteht sich der DVS mehr denn je als Problem- & SCHNEIDEN zeigt sich Middeldorf ehrgeizig. „Ich löser. „Im Extremfall bedeutet das: Erst ruft uns ein bin prinzipiell für eine weitere internationale Ex pan- arbeitsloser Schweißer an und sucht nach einer sion“, und gemeinsam mit den Ausstellern sondieren passenden Weiterbildung, danach meldet sich ein die Partner dazu den internationalen Markt. „Zu- Konzern, der über die Exportverbindungen in den gleich müssen wir uns darum bemühen, die Messen asiatischen Raum diskutieren möchte. Und für beide noch intelligenter zu verknüpfen.“ Es ist eben alles haben wir eine Lösung – oder wir finden sie.“ eine Frage der Verbindung. ! Dafür ist Klaus Middeldorf an 130 Tagen im Jahr unterwegs: auf den internationalen Messen und Kon- www.die-verbindungs-spezialisten.de gressen der SCHWEISSEN & SCHNEIDEN-Familie,
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