Evangelisch Winter 2021 in Garmisch-Partenkirchen - EVANGELISCH IN GARMISCH-PARTENKIRCHEN ...
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Mitteilungen der evangelischen Gemeinde Garmisch-Partenkirchen mit Burgrain-Farchant-Grainau-Oberau Evangelisch in Garmisch-Partenkirchen Winter 2021 Bräuche.
Wir laden herzlich ein zum Advents-Betthupferl für kleine und große Leute r uh i g w e r d e n – e i n e G e s c h i c h t e h ö r e n – L i e d e r s i n g e n – beschenkt heimgehen j e d e n S a m st a g in d e r A d v e n t s z e it 4 ., 1 1 . u n d 1 8 . D e z e m b e r 2 0 2 1 um 17 Uhr in der evangelischen Christuskirche Garmisch Eure Pfarrerinnen Uli Wilhelm und Irene Konrad 2
In dieser Ausgabe ZUM THEMA KINDERSEITEN WEGWEISER 4 Editorial 34 Es ist aber noch Raum 52 Kontakte Gemeinde 5 Unsere Redaktion 35 Digitaler Adventskalender 54 Impressum 6 Das Leben feiern 55 Wo wir zu finden sind 7 Glaube und Leben 22 Epiphanias GEMEINDELEBEN GOTTESDIENSTE / TERMINE 24 Neues Gemeindehaus 36 Besondere Veranstaltungen 26 Abschied Pfr. H.-M. Hager 40 Spirituelle Angebote 28 Grüner Gockel 41 Vorträge u. Konzerte 29 Bücherei 42 Gottesdienstkalender 30 Julius Wolf 46 Veranstaltungen und 33 Musikalisches Halbjahr diakonische Angebote 3
Editorial Bräuche. Liebe Leserinnen und Leser, men bewegen, neue Informationen Bräuche braucht man, weil Bräuche dem Leben eine Ordnung bieten, so wie wir unsere kleinen Abkündigungen aufge- und auch eine Vorfreude geben. Sie sind eine Orientierung im peppt haben und nun wöchentlich eine Gemeindewoche Laufe eines langen Jahres und erzählen Geschichten und Ge- mit dem ANgeDACHT, den aktuellen Veranstaltungen schichte. Bräuche verbinden Generationen und schaffen das und wichtigen Informationen herausgeben, die Sie in Band, das uns miteinander verbindet. unseren Kirchen nach dem Gottesdienst oder einfach so mitnehmen können. Für die neue Ausgabe ist manches neu. So haben wir seit dieser Ausgabe eine neue Gemeinderedaktion. Die Ver- Wir wollen einfach, dass Sie gut informiert und inspiriert antwortung für die Inhalte und auch das Schmieden neu- werden. Tja, und nun halten Sie die neue Ausgabe in Ihren er Ideen verteilt sich nun auf ganz viele Schultern und das Händen, die wir unter die Überschrift Bräuche gestellt ha- macht großen Spaß. Wir sind dabei, zusammenzuwachsen ben. Wir haben einfach versucht, alle Bräuche, die in unserer und die Arbeit am Gemeindebrief neu zu verteilen. Warum? Region zwischen Erntedank und dem Ende der Epiphanias- Na, weil ein Gemeindebrief kein Pfarrbrief ist, sondern von zeit eine Rolle spielen, zusammenzutragen. Auch wenn wir der Gemeinde für die Gemeinde sein soll. Mal sehen, wer in mit der Ausgabe zum Ende des Kirchenjahres erscheinen, der kommenden Ausgabe das Editorial oder das geistliche war es uns wichtig diesen Bogen zu spannen, um deutlich zu Wort schreiben wird… machen, wie alles zusammengehört und eine Einheit bildet. Ich finde, da ist ein spannendes Kaleidoskop herausgekom- Mit der Gemeinderedaktion wollen wir auch die Inter- men und ich bin allen Autorinnen und Autoren sehr dankbar netseite angehen, denn die Internetseite und der Ge- für Ihr Engagement und ihre Gedanken. meindebrief sollen in Zukunft mehr miteinander verzahnt werden. Während der Gemeindebrief dreimal im Jahr erscheint – im Advents- und Weihnachtskreis, im Pass- Herzlichst Ihr Pfarrer Martin Dubberke ions- und Osterkreis und in der Pfingst- und Trinitatiszeit – kann die Internetseite jeden Tag neu sein, neue The- 4
Unsere neue Redaktion Pfarrer Martin Dubberke Irene Konrad Augustine Meier Michael Koepke Redaktionsleitung Gemeindeleben & Co Gemeindeleben, Ideen & Co Kinderseiten KMD Wilko Ossoba-Lochner Monika Schmidt Pfarrerin Uli Wilhelm Heidrun Osthoff Kirchenmusik Glaube & Verstehen Gemeindeleben, Bücherei & Literatur Bergspiritualität Christian Kramer Sandra von Löbbecke Helga Müller-Bardoff Ideen & Co Gemeindeleben, Kirchenmusik & Kinder Ideen & Co. 5
Das Leben feiern Brauchtum - Das war schon immer so. So gehört sich das eben. Ja und überhaupt, da könnte ja jeder kommen. Bräuche und Rituale feiern das Wiederkehren, den Jah- reskreis, das was immer schon so war und immer wieder Diese Sprüche kennen wir alle zur Genüge. Und hat nicht kommt. Leben ist aber auch immer Wachstum und Ver- Jesus selber gesagt.“ Neuer Wein in neue Schläuche“ und änderung. Und so bleibt es eben ein Balanceakt, Bräuche damit, sehr zum Entsetzen vieler seiner Zeitgenossen, alte zu pflegen, Brauchtum zu verändern und anzupassen und Zöpfe abgeschnitten? wirklich Neues zu wagen. Im Moment erfreuen sich alte Bräuche wieder ganz neuer Mit dieser Ausgabe wollen wir Sie einladen, die wunder- Beliebtheit. Perchtenlaufen, Faschingsumzüge und sogar baren Bräuche hier im Werdenfelser Land neu in den Blick Volkstänze werden wieder gepflegt. zu nehmen, damit wir beheimatet sein können in dieser Welt und in unseren Dörfern. Die Katholische Kirche, besonders hier in Oberbayern, hat es geschafft, Teil dieser Volksbräuche zu werden. Doch Ihre Pfarrerin Irene Konrad das kann auch schwierig sein: ein Katholik aus Nord- deutschland fühlt sich hier im katholischen Oberbayern womöglich eher bei den Evangelischen zu Hause, weil er mit Lederhose und Dirndl, Trachtenwallfahrten und Kir- chenumzügen nicht vertraut ist. Wie passt Kirche, besonders evangelische Kirche, der man ja immer auch ein gewisses Maß an Leib- und Sin- nenfeindlichkeit nachsagt, zusammen? Viele Volksbräuche feiern gerade das Leben, die Ernte, die Schönheit der Natur, die Freude an den Jahreszeiten und die Trauer über deren Vergänglichkeit. Das alles ist nicht nur einfach schön und tut gut, nein es ist wirklich wichtig. Wichtig um sich in dieser Welt beheimatet zu fühlen. Da- rum ist es unsinnig, Erntebräuche aus fernen Ländern hier zu übernehmen. (Oder das Reis-streuen bei Hochzeiten, das in China! Reichtum und Kindersegen bedeutet!) 6
Glaube und Leben Das Kirchenjahr im Wandel. Es rhythmisiert unsere Zeit, prägt reizvoll das Kalender- Wochensprüche, biblische Lesungen und liturgische Far- jahr, ist essenziell für unseren christlichen Glauben und ben spiegeln das Kirchenjahr im Gottesdienst wider und lässt uns auf besondere Weise Gottes Nähe spüren: das lassen es für uns greifbar werden. Kirchenjahr mit seinen Festtagen. In seinen Gestaltungen Es ist jedoch keinesfalls allein nur durch seine agendar- ist es konfessionell und kulturell unterschiedlich geprägt ische Form erfasst und bestimmt. Es beruht vielmehr auf und bildet zugleich in seinen Grundzügen einen gemein- unterschiedlichen Gestaltungen gelebten Christentums samen ökumenischen Horizont. Als eine Komposition, die und somit auf der Vielfalt individueller, familiärer, kirchen- sich in ihrem theologischen und liturgischen Grundgefü- gemeindlicher und kultureller Praxis christlicher Religion. ge fest ausgeprägt hat und zugleich immer wieder neu Daraus resultiert, dass das gegenwärtig gelebte Kirchen- ausgestaltet werden muss, kommt das Kirchenjahr in den jahr voranging festzeitlich geprägt ist und sowohl traditio- gottesdienstlichen Ordnungen der Kirche zur Darstellung. nelle als auch moderne Anteile in sich trägt.1 Beginnend 1 Vgl. Fechtner (2007) 57. 7
mit dem 1. Advent werden wiederkehrende Zeit- und wandelt es dabei zugleich. Zunächst lässt sich im Zuge Festkreise mit den wesentlichen Stationen des Lebens- dessen beobachten, dass sich die Anzahl christlicher Fest- weges Jesu Christi verbunden. Das Zusammenspiel von tage radikal reduziert hat.4 Exemplarisch dafür steht die Fest- und Jahreszeiten machen das Kirchenjahr schließlich Streichung des Buß- und Bettages als freier Tag für die lebendig und erinnern uns unmittelbar auch an Meilen- Beschäftigten. Dazu büßen die übrigen christlichen Fes- steine unseres eigenen Lebens. te und Bräuche oft den Sinn ein, den sie im Kirchenjahr ursprünglich hatten.5 Das bürgerliche Jahr verändert bei- In winterlicher Finsternis erwarten wir die Geburt Christi, spielsweise die Bedeutung des Sonntages, als ursprüng- die wie ein Licht in die Dunkelheit eintritt. Mit dem Er- lichen Höhepunkt der Siebentagewoche, und feiert ihn wachen der Natur im Frühjahr verkündet Ostern den Sieg als Ausklang des Wochenendes. Wird der Sonntag im des Lebens über den Tod. Wird im Herbst durch das Fal- familiären Umfeld noch traditionell begangen, beispiels- len der Blätter die Vergänglichkeit deutlich, gedenkt die weise mit Kirchgängen oder besinnlichen Familienritua- Kirche des Tods und der Verstorbenen. Jedes Fest des len, so empfinden ihn Kinder und Jugendliche als öde Kirchenjahres enthält zudem eine spezifische Botschaft, und langweilig.6 Weiterhin werden im bürgerlichen Jahr Wegweisungen und individuelle Denkanstöße. Durch die Urlaubszeiten als die eigentlichen Festzeiten des intensives Nachsinnen, Feiern, das Singen von Liedern Jahres angesehen. Zwar sammeln sich einige schulische und zelebrieren von Bräuchen werden wir an das Handeln Ferienzeiten immer noch um die christlichen Feiertage, Gottes an, in und mit Jesus Christus erinnert. Die daraus allerdings verschieben sich auch hier zunehmend die Ge- hervorbrechende Treue Gottes schenkt uns Hoffnung, die wichte hin zu Ferienzeiten, die stärker von der Wirtschaft uns immer wieder neu durch unser ganzes Leben trägt. dominiert sind.7 Zunehmend schwindet im Zuge dessen das Bewusstsein über die Bedeutung mancher kirchlicher Die kirchlichen Feiertage gehören zudem zu den funda- Feiertage.8 So genießt man in manchen Bundesländern mentalen Beiträgen des Christentums zur Kultur unserer zwar die Pfingstferien, weiß aber überhaupt nicht mehr, Gesellschaft. In ihrer humanisierenden Funktion sind sie wodurch diese veranlasst wurden. Das Wissen um christli- eine Chance für eine Gesellschaft im Wandel und dienen che Traditionen hat sich weithin verflüchtigt, weil es offen- der Gesellschaft im Ganzen.2 Der gesellschaftliche Wan- sichtlich für die Gestaltung der eigenen Lebensvollzüge del hat aber selbst wiederum Auswirkungen auf den Um- nicht gebraucht wird. gang auch vieler Christinnen und Christen mit den kirch- lichen Feiertagen. Entgegen der Tatsache, dass es für sie Religiöse Wissensinhalte werden vielfach als irrelevant für eine essenzielle Bedeutung aufweist, ist gegenwärtig zu die Erschließung der umgebenden Welt und Lösung der verzeichnen, dass der sogenannte bürgerliche Jahreszyk- anstehenden Probleme empfunden.9 Das Jahr als Zeit- lus einen wachsenden Einfluss auf das Kirchenjahr hat und rhythmik wird nicht mehr in erster Linie vom Christentum dieser einem Wandel unterworfen ist.3 geprägt, sondern auch hier dominieren auf der Zeitebene Der bürgerliche Jahreszyklus wächst aus dem christlichen des Jahres primär das Schuljahr bzw. der Ferienkalender, Jahr heran, nimmt zahlreicher seiner Züge auf und ver- der Urlaubsrhythmus und der Rhythmus der familiären 2 Vgl. https://www.kirchliche-feiertage-als-kultureller-reichtum.de, 3 Vgl. Bieritz (2014) 63. , 4 Vgl. Mendl (2008) 147., 5 Hilger (2014) 23., 8 6 Vgl. Mendl (2008) 148., 7 Vgl. A.a.O., 147. , 8 Lämmermann (2014) 60.
Geburtstage das Lebensgefühl.10 Der Wochenrhythmus zunehmendes Interesse und eine gesteigerte Teilnahme hingegen ist geprägt von Lieblingssendungen, festen an Gottesdiensten zu Weihnachten, am Erntedanktag, in Freizeitterminen oder Discountangeboten.11 der Osternacht verzeichnet werden. Mittlerweile hat das bürgerliche Jahr seinen eigenen Resümierend zeichnet sich in der Gesellschaft also ge- Festkalender, zudem nicht nur die staatlichen Feierta- genwärtig ein Nebeneinander, Gegeneinander und Inei- ge, durchaus unterschiedlich in ihrem Rang und in ihrer nander von Kirchenjahr und bürgerlichem Jahr ab. Einer Popularität, zählen, sondern auch Heiligengedenktage grundsätzlichen Verbundenheit steht bisweilen eine ge- (beispielweise Muttertag) oder andere, von bestimmten ringer werdende Kenntnis der religiösen und kulturellen Bevölkerungsgruppen begangenen Feiertage (beispiels- Bedeutung dieser Tage gegenüber. Biblische Hintergrün- weise Stadtfeste, Festivals) zählen. Besonders auffallen ist de scheinen darüber hinaus zunehmend in Vergessenheit auch, dass bestimmte Festtage des Kirchenjahres durch zu geraten. Die Folgen dieser Bedeutungsverschiebung ursprünglich zugehörige, später abgelöste und mit dem sind weitreichend und betreffen nicht ausschließlich re- ursprünglichen Festanlass konkurrierenden Bräuche zu- ligiöse Gemeinden und die kirchliche Arbeit. Mit den rückgedrängt wurden.12 Beispielhaft dafür steht Hallo- nachfolgenden Beiträgen zu Bräuchen möchten wir Sie ween am Vorabend des Allerheiligentages. Ebenso kann zum Erinnern, Staunen, Nachdenken, Schmunzeln sowie beobachtet werden, dass sich ursprünglich auf das Kir- zum Austausch über eigene liebgewonnene Bräuche und chenjahr bezogene Brauchtum, wie beispielshaft das von Rituale einladen und somit das Kirchenjahr in seiner es- Karneval bzw. Fasching, sich in eigenen Festkreisen ver- senziellen, heilsamen und haltgebenden Bedeutung in selbstständigt.13 Erinnerung rufen. Zentral ist jedoch letztere Veränderung, nämlich die Be- deutungsverschiebung, denen überlieferte Feste und Augustine Meier Festzeiten des Kirchenjahres unterworfen sind. In diesen Zusammenhang ist die Nennung des Weihnachtsfestes unverzichtbar. Die Weihnachtszeit, die ursprünglich die Wiederkunft Christi thematisiert, wird zunächst in eine immer weiter nach vorne verlängerte und für den Han- delsumsatz unentbehrliche Adventszeit und in eine Nach- feier hinein, die für das Urlaubsverhalten in den letzten Jahren eine enorme Bedeutung angenommen hat. In diesem tiefgreifenden Bedeutungswandel werden nicht nur die uns überlieferten christlichen Inhalte umgebildet, sondern auch theologische Sinnbezüge genommen und stattdessen gesellschaftlich bedeutsame Sinnzuweisun- gen ergänzt.14 Gleichzeitig kann seit einigen Jahren ein 9 Vgl. Harz (2008) 12., 10 Vgl. Mendl (2008) 148. , 11 Vgl. Mendl (2008) 148. , 12 Vgl. Bieritz (2014) 63. , 13 A.a.O., 64. 14 Vgl. ebd. 9
ERNTEDANKFEST Von Monika Schmidt Erntedank war für mich von meiner Kinderzeit an (ich bin Ich wünsche uns allen ein vielfältiges, buntes, gesundes im 2. Weltkrieg geboren) ein wichtiges, schönes Fest. Ich Erntedankfest an dem uns besonders bewusst ist, gerade wuchs verwurzelt in der Landwirtschaft auf. Früh lernten wir in Pandemiezeiten und nach den schlimmen Hochwasser- 6 Kinder von unseren Eltern, die Dipl. Landwirte waren und tragödien, wie reich beschenkt wir sind, wenn wir gesund Lehrlinge ausbildeten, wie abhängig unsere Arbeit, unser bleiben und unser Hab und Gut nicht zerstört wurde, was Leben von der Natur war und ist. ja, wie erlebt, nicht selbstverständlich bleibt. Wir waren täglich eine große Tischgemeinschaft. Die uns Jörg Zink: bewusste Abhängigkeit von Wetter und Naturgewalten, durch die über Nacht ein ganzes Feld verwüstet werden “Wenn man miteinander lebt, miteinander denkt oder mit- konnte, war immer gegenwärtig. Wir belieferten damals einander arbeitet, das ist, als wäre da eine Wiese. Da ge- mit unseren Gemüsefeldern das Versehrtenkrankenhaus in deiht das eine – und das andere wird zertreten. Das eine Bad Tölz, in dem die verwundeten Soldaten auf Genesung blüht, das andere verkümmert. Und es ist gut, hin und wie- hofften. der zu sehen, was da wächst, und dem anderen zu danken, dass er darauf achtgegeben hat”. Von Klein auf empfand ich, dass nichts selbstverständlich ist und die Natur aber auch so viel Staunenswertes für uns Mögen wir alle die uns zugewachsenen, uns zugedachten bereithält, wenn wir es sehen wollen. Wer staunt lernt Dank- Lebensfrüchte dankbar sehen und dankbar empfangen, barkeit und daraus wächst Glück. Ganz bewusst ließ ich sorgsam damit umgehen. meine zum Glück nicht zu früh geborenen Zwillingstöchter am Erntedankfest taufen. Den Brauch, dass man nach der Geburt die Plazenta ein- gräbt und darauf einen Baum pflanzt, empfinde ich einen sinnigen schönen Brauch. Da mein Lieblingspsalm 104 ist, liebe ich in der Gemein- schaft, in der Natur und im Garten “Geordnete Vielfalt”. Vieles lebt ja in Symbiose miteinander, braucht sich ge- genseitig, eben in Vielfalt. Was zusammen gehört soll der Mensch also nicht trennen, behindern oder gar zerstören. 10
Allerheiligen Ich kann mich noch gut an den Anruf meines Katholi- und segnete die geschmückten Gräber und die Menschen schen Kollegen Andreas Lackermeier erinnern, als er auf meinem Weg. Wie auch Karfreitag ist Allerheiligen ein mich in meinem ersten Jahr in Garmisch-Partenkirchen stiller Feiertag, also ein Tag mit Tanzverbot. Aber wem soll- anrief und fragte: „Grüß Dich, bist Du bei der Gräber- te auch angesichts des Todes zum Tanzen zumute sein? segnung Allerheiligen dabei? Du wärst in diesem Jahr auch mit der Predigt dran.“ Zum ersten Mal hat dieser Feiertag in meinem Leben eine Rolle gespielt. Und ich habe etwas entdeckt, was mich hier Natürlich sagte ich zu. Und dann bot er mir, als wir uns in der in Garmisch-Partenkirchen zutiefst beeindruckt hat. Näm- Sakristei des Partenkirchner Friedhofs trafen an, auch den lich: Wie stark in diesem Totengedenken die bleibende Weihrauch zu nehmen. Ich war etwas bescheidener und Gemeinschaft der Lebenden und der Toten als Kinder Got- entschied mich für den Weihwasserschwengel. Und nun tes zum Tragen kommt. Und ich fühlte mich an diesem Tag lernte ich etwas kennen, das ich so als evangelischer Ber- an zwei Verse aus dem Römerbrief erinnert: liner bislang nicht kannte. Vor der Trauerhalle hatten sich sehr viele Menschen versammelt und auch an den Gräbern Die Schöpfung ist ja unterworfen der Vergänglichkeit – standen überall Menschen – auch aus unserer Gemeinde. ohne ihren Willen, sondern durch den, der sie unterworfen Und die Partenkirchner Blaskapelle unter der Leitung von hat –, doch auf Hoffnung; denn auch die Schöpfung wird Grasegger stand zu unserer Rechten. Und so feierten wir frei werden von der Knechtschaft der Vergänglichkeit zu – vier Katholische Pfarrer und ein Lutherischer Pfarrer in der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes. (Brief des Paulus ökumenischer Verbundenheit einen urkatholischen Feier- an die Römer, Kapitel 8, die Verse 20-21) tag. Ich ging mit einem kleinen Ministranten, der schwer an dem Weihwassereimer zu tragen hatte über den Friedhof Pfarrer Martin Dubberke 11
St. Martin Früher bin ich mit meiner Frau und meinen Söhnen immer Christ. Aber er handelte wie ein Christ und dieses Handeln zu den St.-Martins-Umzügen gegangen. Die Kinder hatten hatte für ihn und sein Leben Folgen. in der Kita und später in der Schule ihre Laternen gebastelt. Ich erinnere mich an das große Schattentheater und vie- Martins Leben war seit dieser Nacht vom christlichen Glau- les andere mehr. Als ich in Partenkirchen – noch vor Coro- ben geprägt. Er ließ sich taufen und trat zum nächstmög- na – ankam und zusammen mit Andreas Lackermeier den lichen Zeitpunkt aus dem Heer aus und gründete um 360 Ökumenischen Gottesdienst in Maria Himmelfahrt gehal- das erste Kloster des Abendlandes. Um 375 herum gründe- ten und anschließend mit Sankt Martin, der uns auf seinem te er ein weiteres Kloster, dem sich viele seiner Anhänger Pferd vorausritt, einer Blaskapelle und ganz vielen Kindern anschlossen. Er wurde zum geistlichen Ratgeber und Not- mit Laternen durch Partenkirchen gezogen bin und die helfer – ein schönes altes Wort, das man sich durchaus mal Kälte spüren durfte, der der arme Mann in der St. Martin- in aller Ruhe auf der Zunge zergehen lassen kann. Geschichte ausgesetzt war. Naja, und was ist passiert: Ich habe mir eine faustdicke Erkältung eingefangen. So deut- Als dann einige Jahre später ein neuer Bischof von Tours lich kann man es dann zu spüren bekommen, wenn man gesucht wurde, versteckte er sich, als er erfuhr, dass man ziemlich ungeschützt der Kälte ausgesetzt ist. ihn zum Bischof machen wollte. Jemand, der nicht aufzu- finden ist, kann auch nicht zum Bischof gewählt werden. Als Martin dem frierenden halbnackten Mann am Stadttor So dachte er sich das. Auch an dieser Geschichte können von Reims half, dachte er nicht an sich selbst, sondern sein Sie sehen, dass es ihm durch sein Tun nicht um Ruhm Impuls war es, den armen Mann vor der Kälte zu bewah- und Ehre ging. Sein „Tue Gutes!“ sollte ausschließlich ren, so dass er seinen Mantel halbierte und dem Mann im anderen guttun. Aber die Leute suchten keinen anderen wahrsten Sinne des Wortes Wärme schenkte. Kandidaten. Und so griffen sie zu einer List. Sie schickten Rusticus, einen engen Vertrauten Martins los, der wusste, Martin nahm dafür den Spott seiner Soldatenkameraden wo sich Martin versteckt hielt. Und der erzählte ihm eine auf sich, die diese Geste nicht verstanden. Für Martin war Notlüge, dass seine Frau sterbenskrank sei und unbedingt aber genau das der Moment, in dem sich sein Leben funda- noch einmal mit Martin reden wolle. Ohne lange zu über- mental änderte. Nachdem er mit dem armen Mann seinen legen, verlässt Martin sein Versteck und wird zum Bischof Mantel geteilt hatte, war nichts mehr so wie vorher. Noch gewählt. in der gleichen Nacht erschien ihm im Traum Jesus, der ihm für die gute Tat dankte und sagte: „Martinus, der noch Martin starb im Alter von 81 Jahren, also alt und ich ver- nicht getauft ist, hat mich mit diesem Mantel bekleidet.“ mute auch lebenssatt. Er ist einer der ersten Heiligen, der Der arme Mann war nämlich niemand anderes als der Sohn nicht durch den Märtyrertod heilig wurde, sondern durch Gottes selbst. Auch das ein sehr spannender Aspekt der St. sein vorbildliches Leben. Martin-Geschichte. Martin, war nämlich noch gar kein Pfarrer Martin Dubberke 12
Buß- und Bettag Die 10 Gebote. Leitfäden zur Orientierung, Warnmarken, Gelingt mir das, einen gemeinsamen Tag freizuhalten zwi- um nicht Schaden zu nehmen und eine schützende Hülle schen 100 Terminen und Verpflichtungen? Manchmal mehr, für kostbares Leben. Jedes Jahr zum Buß-und Bettag lese manchmal weniger. ich sie, manchmal alleine und manchmal in einem engen und vertrauten Kreis. Das vierte Gebot: Du sollst deinen Vater und deine Mut- ter ehren. Das erste Gebot: Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst kei- ne anderen Götter haben, neben mir. Familie und Verwandtschaft. Das ist wichtig, vor allem in Krisenzeiten. Wissen, wo man herkommt und füreinander MEIN Gott, mein Gott. Keine anderen Götter. Geld nicht da sein. Die Alten für die Jungen und die Jungen für die und Arbeit nicht. Menschen nicht und Verehrte nicht. Nicht Alten. Anstrengend ist es oft mit der Verwandtschaft. Auch mal Geliebte. Keine anderen Sicherheiten. NUR du, Gott. das, manchmal. Das reicht! Das fünfte bis achte Gebot: Du sollst nicht töten. Du sollst Das reicht? nicht Ehebrechen. Du sollst nicht stehlen. Du sollst nicht falsch Zeugnis reden, wider deines Nächsten. Das zweite Gebot: Du sollst den Namen des Herrn deines Gottes nicht missbrauchen. Eigentlich klar, dass will doch keiner- ums Leben gebracht werden, betrogen werden in der Liebe, beklaut und aus- DEIN Name Gott. Behutsam sein, mit diesem Wort und geraubt. Belogen und gelinkt. Und doch geschieht es tau- mit meiner Sprache. Den Namen Gottes nicht benutzen für sendfach. Mit Absicht oder gedankenlos, auch durch mich? meine Interessen. Er soll etwas Besonderes bleiben. Das neunte und zehnte Gebot: Du sollst nicht begeh- Geheiligt werde dein Name! ren deines Nächsten Haus. Du sollst nicht begehren dein nächstes Weib, Knecht, Magd, Vieh, noch alles, was dein Das dritte Gebot: Du sollst den Feiertag heiligen. Nächster hat. Darauf will eigentlich keiner verzichten. Die Wurzel allen Übeln ist der Vergleich, schreibt Sören EINEN freien Tag in der Woche. DER gehört mir. Kierkegaard. JA! Der gehört dir, spricht Gott. Haben, Haben, weniger haben. Ausruhen sollst du von deiner Arbeit. 13
Haben! Mehr brauchen. mit eingezogenem Genick und mit schlechtem Gewissen durchs Lebens schleichen sollen. Nein! Buße heißt Auf- HABEN! Neid frisst. bruch! Buße heißt, dem Leben eine andere Richtung und eine andere Form geben. Buße hat etwas mit der Einsicht Ungerecht, unzufrieden, undankbar, angefressen… Bin in die eigenen Unvollkommenheiten und, nennen wir es ich…manchmal. beim Namen, mit der eigenen Schuld zu tun. Buß- und Bettag. Dieser Tag wirkt eigentlich etwas aus Das sollten wir uns auch nicht ersparen oder darum herum- der Zeit gefallen und irgendwie muffelig moralisch. Doch reden. Buße heißt aber auch, für sich selbst und für andere keinesfalls zieht er deswegen spurlos an uns vorüber und noch etwas wollen, noch etwas erwarten und noch nicht so kreisen eigenen Gedanken über unser Handeln, über fertig sein mit sich und der Welt. eigene Worte und Entscheidungen an diesem Tag durch unseren Kopf. Der Mensch als Gottes Geschöpf darf frei Hoffnung auf (Ver-)Änderung. entscheiden, ob „Ja“ oder „Nein“. Neubeginn. Wie kann Leben gelingen? Martin Luther beginnt seine be- rühmten 95 Thesen damit, dass er sagt: „Das ganze Leben Augustine Meier soll eine Buße sein!“ und damit meint er nicht, dass wir BARBARAZWEIGE: Aufbruch ins Leben mitten im kalten Winter In dem Weihnachtslied „Es ist ein Ros entsprungen“ Wer träumt nicht manchmal vom Frühling, wenn die Tage heißt es: „und hat ein Blümlein bracht, mitten im kalten kurz und kalt geworden sind? In schwierigen Zeiten brau- Winter“. Daran erinnern die Barbarazweige: Mit Christus chen wir eine positive Perspektiven. Barbarazweige sind ist eine neue, lebendige Perspektive auf das Leben in für mich ein wunderbares Symbol dafür. Am 4. Dezem- die Welt gekommen. Nichts muss bleiben, wie es ist. Für ber, dem Barbaratag, werden Zweige eines Obstbaumes Christen gibt es die fröhliche Hoffnung auf Aufbruch und (oder eines Blühstrauches) geschnitten und in einer Vase Neuanfang, selbst in kalten, dunklen Zeiten! aufgestellt. Bis zum Heiligen Abend blühen sie auf und schmücken die Wohnung: „Knospen an Sankt Barbara - Uli Wilhelm sind zum Christfest Blüten da“, sagt man. 14
Gedanken zum Ewigkeits-Totensonntag Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunklen Wort. Dann aber von Angesicht zu Angesicht. (1. Kor. XIII / 12) Erfreulicherweise findet bei uns schon seit Jahrzehnten kann mir z.B. im Vorübergehen sagen: “Ich habe Dich eine ökumenische Gräbersegnung an Allerheiligen, ge- je und je geliebt. Darum habe ich Dich zu mir gezogen meinsam von einem katholischen und evangelischen aus lauter Güte”. (Jer. 31 / 3) Wie tröstlich auch wenn Pfarrer statt. Wir evangelischen Christen schmücken ich die Sonne wahrnehme, die sich den Weg durch wun- auch bereits schon zu Allerheiligen die Gräber unserer derschöne, alte Bäume, über die Gräber hinweg, sucht. Verstorbenen und nicht, wie früher, erst am Totensonn- Mystische Stimmungen oft, für die ich dankbar werde. tag, dem letzten Sontag im November, dem letzten im Kirchenjahr und auch Ewigkeitssonntag genannt. Zu- Auf Grund meiner jahrzehntelangen ehrenamtlichen mal in unseren Breitengraden um diese Zeit oft schon Hospizbegleitungen treffe ich bei meinem Gang auf Schnee auf den Friedhöfen liegt. den Friedhöfen auf mir vertraute Namen der Verstor- benen. In meinen Erinnerungen tauchen dann tapfere Als schönen Brauch erlebe ich zur Trauerbewältigung die Persönlichkeiten, weise gewordene, loslassen gekonn- würdigen Totengedenkfeiern z.B. der Hospizvereine, in te, Frieden gefundene Menschengesichter jeden Alters den Altenpflege- und Seniorenheimen, wie auch am To- auf. Aber auch vom Leid gezeichnete, einsame, bis zum tensonntag in den Gedenkgottesdiensten der Gemein- Ende kämpfende, traurige Menschen. den, wobei die Namen der Verstorbenen genannt und dabei Kerzen angezündet werden. Wie oft hatte ich als Begleiterin bei mir die Gedanken: “So wie ihr möchte ich mein Ende vom Hier nicht bewäl- Trotz vermehrter Friedwaldbeisetzungen, Aschever- tigen”. Oder: “So leiderfüllt, und unversöhnlich kämp- streuungen auf Bergwiesen oder im Meer, empfinde ich fend möchte ich selbst nicht von dieser Welt gehen”. persönlich Familiengräber, von Generationen gepflegt, Manche Menschen schienen mir zu stark in diesem Le- eine schöne Tradition. Es ist eine Gelegenheit, an den ben verwurzelt zu sein, um das Schwerste, das sich selbst verschiedenen Gedenk- und Festtagen als Familie zu- Loslassen können, zu schaffen. sammenzukommen und die Ahnen zu würdigen. Wie schön auch, wenn am Hlg. Abend vor der Bescherung zu Ich lernte erst allmählich vom Mitleid zum Mitgefühl zu Hause, wie hier der Brauch, die Familie auf dem Friedhof finden. Am schwersten war es mir ums Herz, wenn Kin- ein Christbäumchen oder eine Kerze anzündet, während der starben. Symbolisch sah ich es, wie wenn eine viel- die örtliche Blaskapelle Weihnachtslieder spielt. Ritu- versprechende Rosenknospe vom Nachtfrost überrascht ale sind Kulturgut. Gerne gehe ich auch außerhalb der wurde. Es war wie der Gegensatz zum Sterben eines al- Gedenktage über die Friedhöfe spazieren, am liebsten ten Menschen, die sich wie reife Früchte vom Lebens- gedankengebetsversunken allein. Ein Bronzegusskreuz baum lösen. 15
Der Sterbeprozess (Ich war von Beruf Krankenschwester) gen. Viele Tiere beleben die geordneten, grünen Oasen hatte für mich auch immer etwas von einer “Geburt” mitten in unseren quirligen, asphaltierten Städten und ins Jenseits und oftmals fühlte ich mich als Hebamme menschlichen Wohnorten. Auch für uns Menschen kön- mit der Hauptaufgabe einfach da zu sein, dabei zu blei- nen sie ein Refugium sein. ben…. Alles hat seine Zeit. Mein eigener Glaube half mir Wir blicken durch die Zweige über die Gräber hinweg immer dabei. Bei jedem Abschied begleitete ich nicht zum Himmel. Das Licht leuchtet nicht nur auf die Gräber, nur, sondern durfte ich für mich selbst etwas lernen. sondern weist auch zum Ziel. Friedhöfe sind für mich tröstliche Erinnerungsgärten Monika Schmidt abendländisch, christlicher Kultur. Sie beinhalten vieler- lei Aussagen für mich, die mich zum Weiterlernen anre- 16
Der Nikolaus – mein Lieblingsheiliger treide. Einen Seesturm hat er gestillt, einen unschuldig zum Tode Verurteilten in letzter Sekunde gerettet und ein ver- Ein Mann, der seine Augen und Ohren für die Not der Men- schlepptes Kind zurückgebracht. schen aufmacht. Einer, der sein Herz öffnet für die Anliegen der kleinen Leute. Ein Bischof, dem seine Kirchenschätze Egal, welche Legende wir über ihn lesen: immer wird von wenig bedeuten, weil es ihm darum geht, Menschen zu hel- einem menschenfreundlichen, hilfsbereiten und herzensgu- fen. Ein durch und durch diakonisch gesinnter Mensch. Das ten Menschen erzählt. Kein Wunder, dass Nikolaus zu den war der Heilige Nikolaus. Im 4. Jahrhundert lebte er in Myra, beliebtesten Heiligen zählt. Wenn wir am 6. Dezember sei- der heutigen Türkei. Seine Taten sind legendär geworden: nen Tag feiern, begnügen wir uns also nicht damit, Schoko- Nikoläuse zu verspeisen. Erinnern wir uns vielmehr an einen Einer verarmten Familie hat er erspart, dass die Töchter sich Menschen, dessen Nächstenliebe die Welt bewegt und so prostituieren mussten, indem er ihnen drei Goldklumpen begeistert hat, dass ihn heute noch jedes Kind kennt. durch das Fenster warf. Eine Hungersnot hat er verhindert, weil er Kunstwerke aus seiner Kirche eintauschte gegen Ge- Pfr. Uli Wilhelm 17
Macht hoch die Tür: Anklöpfeln für den guten Zweck Grainauer Grundschüler ziehen zur Weihnachtszeit durchs Dorf Als Kind Brauchtum hautnah erleben zu dürfen, sogar dabei mitzuwirken, das bedeutet den meisten ein Leben lang sehr viel. Heißt es doch, wieder ein Stück Heimat mehr im Herzen zu tragen. Im Zugspitzdorf Grainau hat die Rektorin der örtlichen Grundschule, Petra Anschütz, deshalb gemeinsam mit Monika Mittermaier seit ein paar Jahren den alten Brauch des „Klöpfelsingen“ oder „An- klöpfeln“ wiederbelebt. Alt deswegen, weil das von Tür-zur-Tür-Ziehen bereits auf die Zeit der Germanen zurückzuführen ist. Bei diesem vor- christlichen Brauch glaubten die Menschen, dass in den Klöpfleslied wilden, stürmischen Winternächten des Jahreswechsels Insa Herr, da Doma der Donnergott Donar mit seinem Hammer an die Türen rafflt a da Koma schlägt. So zogen Buben und Mädchen gemeinsam die rafflt übers Stiagle ro drei Donnerstage vor Weihnachten bei Einbruch der Dun- bricht se Händ und Füaßle o. kelheit von Tür zu Tür und sangen Adventslieder. Als Ga- ben war Geld oder Essbares willkommen. Jetz is gor, jetz is gor schenkt´s ins ou a Klöpfleswor. Und genauso verhält es sich auch heuer wieder in Grainau – so die Regeln der Pandemie es zulassen: Von Haus zu Huizäpfl, süaße Kern, Haus ziehen die teilweise in altes Gwand gekleideten Kin- fressn olle Vegl gern. der, klopfen an, singen ihr traditionelles Lied und freuen sich über Äpfel, Nüsse oder Süßes. Die eingesammelten Unter * „ ________‘s“ Doch Geldspenden kommen einem wohltätigen Zweck zugute, schenkt‘s ins ou a Klöpfleswor. was diesen Brauch für alle Beteiligten zu einer echten Her- * Hausname des besuchten Hauses zensangelegenheit macht. Sandra von Löbbecke 18
Perchtenlauf im Werdenfelser Land In vielen Gegenden Bayerns und Österreich ist das Perchten- Dazu rasselten sie und scharrten mit Schürhaken und Besen. gehen am Dreikönigstag üblich. Frau Percht oder Berchta Sie bekamen Schmalznudeln, Klezenbrot, Lebkuchen, Äp- ist verwandt mit Frau Holle oder Hulda, die in den 12 Rauh- fel und Birnen und sonst noch allerhand Leckereien, die sie nächten mit großem Gefolge, der wilden Jagd, durch die alle in einen großen Sack steckten. Lüfte saust und den Menschen Segen oder Schaden bringt, wie sie es nach ihrem Verhalten verdienen. Eine alte Frau aus Nun wird von drei Burschen erzählt, die in solcher Weise un- Eschenlohe erzählte darüber 1850: terwegs waren, dass sie, als die Dämmerung schon herein- Es sind allemal drei arme Leut gewesen, die aber sonst brach, plötzlich von einer vierten Gestalt begleitet wurden. nicht gebettelt haben. Alle drei sind gleich angezogen ge- Der Eindringling glich ihnen in Kleidung und Ausstattung wesen, alte Hosen haben sie angehabt, alte Janker und so genau, dass keiner, es sei denn von sich selbst, sagen übern Kopf einen leinernen Sack mit Löchern für die Augen konnte, wer nun Freund oder ein Geist aus Frau Perchtas und das Maul. Das eine hat eine Kette am Gürtel gehabt, unheimlichem Gefolge war. Da warfen die drei verkleideten das andere einen Ofenhaken, das dritte einen Besen. Burschen in Angst und Schrecken Besen, Schürhaken, Ket- ten und Gabensack fort und suchten ihr Heil in der Flucht. So zogen sie wohl von Haus zu Haus und riefen mit verstell- Und so schnell sind sie nach diesem gespenstischen Erleb- ten Stimmen: „Is huid de Knepflsnacht, wo ma anklopft und nis nicht wieder „Perchten“ gegangen. Tür auf macht! Machet auf! Machet auf!“ (Nach einer Geschichte aus: Sagen und Legenden um Werdenfelser Land und Pfaffenwinkel von Gisela Schnizel-Penth) Irene Konrad Platzl, Lebkuchen, Stollen bäck als wunderbar festliche Abwechslung auf dem Spei- vom Sinn der Weihnachtsbäckerei seplan willkommen. Auch theologisch war die Weihnachts- bäckerei gehaltvoll. Wie soll in einem kleinen, armselig Mmmh, wie das duftet! Gerade habe ich die beiden Stol- geborenen Kind der Messias stecken? Das Geheimnis des len aus dem Backrohr gehoben, schön groß aufgegangen Weihnachtswunders ist schon eine harte Nuss. Doch wer sind sie. Ihre hellbraune Kruste wird jetzt noch mit zerlasse- die harte Schale einer Mandel aufgeknackt hat, freut sich ner Butter eingestrichen. Dann kommen sie in den Keller am süßen Geschmack des Kerns. So ist das mit Weihnach- und müssen zwei Wochen lang ruhen. Als nächstes sind ten auch. Man muss sich damit auseinandersetzen, um auf dann meine Platzl dran: Vanillekipferl, Zimtsterne und Hu- den Geschmack zu kommen. Dann aber schenkt die Weih- sarenkrapferl. Fast in jedes Rezept gehören Nüsse oder nachtsfreude dem Leben eine wunderbar duftende Würze Mandeln und Gewürze wie Zimt, Anis, Vanille. Das ist seit und stärkt durch ihren hohen Energiegehalt. früher Zeit so, als man sich in den Klöstern aufs Christfest vorbereitete. In der kalten Jahreszeit war das nahrhafte Ge- Uli Wilhelm 19
Gemeindeleben Waldweihnacht am Kochelberg Donnerstag, den 23.12.21, 18.00 Uhr Wie jedes Jahr werden Konfirmanden und Jugendliche die Die Teilnehmer erhalten Fackeln und Laternen am Parkplatz. Waldweihnacht gestalten. Auf der Kochelbergalm bereiten die Jugendlichen alles für die Feier vor. Wir freuen uns auf ein stimmungsvolles Fest Beginn ist um 18.00 Uhr auf der Kochelbergalm. mit Schnee, Sternen- und Mondschein. Treffpunkt ist am Parkplatz hinter dem Eisstadion, bei der Zum Aufwärmen gibt´s anschließend Glühwein, Kinder- Kletterhalle um 17.15 Uhr. Wir gehen dann den Weg über punsch und eine heiße Suppe an der Kochelbergalm. den unbeschränkten Bahnübergang hinauf Richtung Ko- chelberg (35Min. leichte Steigung, feste Schuhe, es kann Pfr. Irene Konrad auch glatt sein!) Meine ersten Rauhnächte das Bleigießen denken, das seinen Ursprung in den Orakel- Es war im vergangenen Jahr eine der letzten Veranstaltun- befragungen der Rauhnächte hat oder das Silvesterfeuer- gen vor dem Lockdown. Meine Frau hatte vorgeschlagen zu werk, das ebenfalls in den Rauhnächten seine Wurzeln hat, einem Vortrag von Henny Schübel in die Ludwigstraße zu erzeugte man doch damals in der Silvesternacht Lärm um gehen. Sie hatte kurz zuvor Henny kennengelernt und war Unholde und böse Geister fernzuhalten. begeistert von ihrer Kenntnis der Geschichten, Sagen, My- then in und um Garmisch-Partenkirchen herum. Also, gingen Und ich verstand, weshalb meine Mutter zwischen Weih- wir in das Hotel Atlas mit dem großen alten Gastraum. Und nachten und Neujahr niemals weiße Wäsche gewaschen ich war neugierig, was ich an dem Abend wohl über Rauh- und aufgehangen hat. Auch das hat seinen Ursprung in den nächte lernen würde. Rauhnächten, denn in den Häusern durfte in diesen Nächten keine Unordnung sein und auch keine weiße Wäsche auf der Interessant fand ich, dass es sich ausgerechnet um die zwölf Leine hängen, weil sie sonst zum Leichentuch für den Be- Tage zwischen dem Ersten Weihnachtstag und Epiphanias sitzer würde. handelt. Im Laufe des Abends stellte ich fest, wie sehr sich mancher Brauch aus den Rauhnächten in unseren Weih- Ist doch spannend, welche Wurzeln manche unserer Bräu- nachts- und Jahreswechselbräuchen wiederfindet. Ich denke che haben, die wir so selbstverständlich Jahr für Jahr leben. nur an das Ausräuchern des Hauses, das sich in den kleinen Räucherhäuschen oder Räuchermännchen wiederfindet, in Pfarrer Martin Dubberke denen wir kleine Räucherkerzen anzünden. Ich musste an 20
Heilige drei Könige Als „Heilige drei Könige“ oder „Weise aus dem Morgen- Warum gerade drei Könige? land“ bezeichnet die christliche Tradition, die in der Weih- Im Mittelalter symbolisierten diese die drei damals bekann- nachtsgeschichte erwähnten Sterndeuter, Magier (griechisch ten Erdteile Europa, Asien und Afrika. magoi), die durch den Stern von Bethlehem zur Krippe ge- führt werden. Das Dreikönigssingen, Sternsinger am 6. Januar Woher kamen diese Weisen? Die Tradition dieses Singens geht auf mittelalterliche Hei- Nach einer Legendenbildung aus dem 3. Jahrhundert ka- schelbräuche zurück, die früher genutzt wurden, um sich in men sie aus Persien. Erst im 6. Jahrhundert jedoch werden der kalten Jahreszeit ein Zubrot und einen Zehrpfennig zu ver- erstmals die Namen Caspar, Melchior und Balthasar erwähnt. dienen. Das Brauchtum des Sternsingens wurde in der Mitte des 20. Jahrhundert wiederbelebt und wir vorrangig in Süd- Welche Bedeutung haben diese Namen? deutschland, Österreich, Schweiz und Südtirol praktiziert. Caspar geht möglicherweise auf die altiranische Wortbil- dung „ganzbara“ zurück, die soviel wie „Schatzträger“ heißt. Den Menschen, die sie einlassen, singen die Sternsinger ein Der Name Melchior ist hebräischen Ursprungs und setzt sich Lied und sprechen dann ein Gebet bzw. sagen Gedichte auf. aus den Worten „malik i or“ zusammen, was nun wiederum Dann schreiben sie mit geweihter Kreide C-M-B plus Jahres- „Mein König ist Licht“ bedeutet. Und Balthasar stammt aus zahl an die Haustüren als Segen. dem Neubabylonischen „Bel-sar-usur“, was nun wiederum „Herr schütze den König“ heißt. Von den Anfangsbuchstaben CMB leitet man seit Mitte des 20. Jahrhundert „Christus mansionem benedicat“ – Christus Die Geschenke, die die drei Weisen dem Jesuskind mitge- segne dieses Haus – ab. bracht haben, gelten als Zeugnis der Messianität Jesu: Auch hier in Garmisch-Partenkirchen ziehen Kinder als Hei- • Gold als das angemessenere Geschenk für den neuge- lige Drei Könige gekleidet von Haus zu Haus, singen und borenen König bitten um Spenden. Die gesammelten Beträge fließen in • Myrrhe eine Heilpflanze für den von Gott gesandten Kinderhilfsprojekte. Welch ein wunderbarer Brauch! Heiler, also Heiland. • Weihrauch ein dem Tempel zugeordnetes Geschenk für Heidrun Osthoff den künftigen Hohepriester Israels. 21
Gemeindeleben Epiphanias Was ist eigentlich Epiphanias? Ist das das eigentliche Weihnachtsfest? Unsere orthodoxen Geschwis- ter feiern ja am 6. Januar Weihnachten. Also, was feiern wir dann heute? Vielleicht die drei heiligen Könige, deren Gebeine im Kölner Dom aufbewahrt werden? Nein, nicht unbedingt, auch wenn sie heute als die Weisen oder Magier aus dem Morgenland eine wichtige Rolle spielen werden. 22
Dietrich Bonhoeffer hat einmal geschrieben: „Gewiss ist, der neuen Perspektive die Sinnhaftigkeit des Gewesenen dass von jeher vier verschiedene Ereignisse an diesem Tag und Aktuellen im Licht des Neuen, im Lichte Jesu zu betrach- Gegenstand des Gedenkens waren: die Geburt Christi, die ten und zu hinterfragen, ob es nicht gegebenenfalls eher ver- Taufe Christi, die Hochzeit zu Kana und die Ankunft der Ma- hindert und dem Wirken der Botschaft im Wege steht. gier aus dem Morgenland.“ Im Lichte von Epiphanias wird noch einmal deutlich, dass Das christliche Leben ist ja voll von Symbolen, die wir heu- alle Menschen Gottes Geschöpfe sind. Und damit gehören te zuweilen selbst nicht immer sofort verstehen. Wenn in auch die Heiden dazu oder anders gesprochen: Wir glau- den Tagen um Epiphanias die Sternsinger durch unser Gar- ben, dass jeder Mensch von Gott geschaffen und gewollt misch-Partenkirchen ziehen, ist das nicht einfach christliche ist. Sprich: Gott macht keinen Unterschied, ob jemand Mit- Folklore, sondern Ausdruck globaler Zusammengehörig- glied der Kirche ist oder nicht, weil er entweder nicht daran keit und Verantwortung, was sich auch jeweils im Motto der glaubt oder einer anderen Religion angehört. Und wenn Sternsingeraktion manifestiert. Im Jahr 2022 lautet es: „Ge- Gott das nicht tut: Welchen Grund sollten wir dann haben, sund werden – gesund bleiben. Ein Kinderrecht weltweit.“ es ihm nicht gleichzutun? Das heißt, wir als Christen dürfen nicht schweigen, wenn andere ausgegrenzt werden. Wir Die drei Weisen sind Ausdruck der Globalität der Offen- dürfen uns als Christinnen und Christen auch nicht daran barung Gottes und damit der globalen Zusammengehö- beteiligen, andere auszugrenzen. Hier die Stimme zu erhe- rigkeit, kommen sie doch der Legende folgend aus den ben, heißt die Botschaft der Heiligen Nacht auszusprechen: damals bekannten Erdteilen Europa, Asien und Afrika. Mit anderen Worten: Fremde kamen, um Gott selbst zu schau- Epiphanias ist die herzliche Einladung, aufzubrechen und en und Fremde – also Heiden – haben diese Nachricht wei- jenem Stern der Heiligen Nacht zu folgen und sich auf die- terverbreitet. Das darf uns ruhig an die Heilige Nacht erin- sem Weg die Frage zu stellen, welche Rolle Jesus Christus nern, als mit den Hirten, diejenigen, die auf der geringsten in meinem Leben und auf meinem Lebensweg gespielt hat sozialen Stufe der Gesellschaft standen, die ersten waren, und spielt und gegebenenfalls gehört dazu auch die Ant- die von der Geburt Jesu erfuhren und auch als erste die fro- wort auf Frage, wann, wo und warum ich diese Orientierung he Botschaft in die Welt trugen. Allen gilt die Offenbarung mal verloren haben könnte. und Zuwendung Gottes in Jesus. Pfarrer Martin Dubberke Epiphanias steht damit auch für das Thema Aufbruch. Die Geburt Jesu, der Aufbruch der Hirten und der Aufbruch der Weisen aus dem Morgenland, machen deutlich, dass mit all dem eine grundlegende Veränderung in unser aller Leben verbunden ist und zwar egal in welcher Schicht und wo im- mer in der Welt. Die Heilige Nacht und Epiphanias stehen dafür, aus dem Alten und Vertrauten aufzubrechen und mit 23
Gemeindeleben Erfolgreich abgeschlossen: Die Sanierung unseres Gemeindehauses in Partenkirchen Wer schon in unserem Gemeindehaus in Partenkirchen Großzügig wurde unser Projekt bezuschusst: 850.000 Euro gewesen ist, wird begeistert sein. Die Sanierungsarbeiten der insgesamt rd. 2 Mio Euro Gesamtkosten kamen von sind endlich abgeschlossen. Hell, freundlich und wie neu der Landeskirche, mit 90.000 Euro fördert die Marktge- wirkt jetzt das Gebäude. Die Büchereiräume konnten ver- meinde Garmisch-Partenkirchen den Bau. Mehr als 1 Mio größert und mit guter Beleuchtung ausgestattet werden. Euro muss unsere Kirchengemeinde freilich selbst aufbrin- Ein wunderbares Büro für die Kirchenmusik, moderne Be- gen. Wir schaffen das dank langjähriger Rücklagenbildung sprechungsräume und eine funktional eingerichtete Küche und mit gemeinsamer Anstrengung: immer wieder werden sind entstanden. Der Saal im ersten Stock hat auf der Süd- – auch jetzt noch - Benefizveranstaltungen durchgeführt seite einen Außenbalkon erhalten und wirkt dadurch heller und viele freundliche Menschen unterstützen die Umbau- und großzügiger. Er ist mit moderner Technik ausgestattet maßnahmen mit ihren kleinen oder größeren Spenden. und besitzt eine leistungsstarke Lüftungsanlage (das ist ge- rade in Pandemie-Zeiten wichtig für Veranstaltungen!). Wenn auch Sie mithelfen wollen, freuen wir uns sehr über Ihre Hilfe. Ihre Spende mit dem Vermerk „Sanierung Ge- Die Solaranlage auf dem Dach liefert das heiße Wasser. meindehaus“ überweisen Sie bitte auf folgendes Konto: Das Haus ist behindertengerecht und energetisch nach- haltig konzipiert. Es wurden ökologisch verträgliche Bau- Ev. Kirchengemeinde Garmisch-Partenkirchen stoffe verwendet, z.B. Bodenbeläge aus Kautschuk, und Kreissparkasse Garmisch-Partenkirchen wir haben gut mit lokalen Handwerksbetrieben zusam- IBAN: DE 16 7035 0000 0000 0220 04 mengearbeitet. An dieser Stelle danken wir allen Hand- BIC: BYLADEM1GAP werkern, dem Architekturbüro Steinert und allen, die sich ehrenamtlich für den Bau im Bauausschuss engagiert ha- Für jede Spende erhalten Sie eine steuerlich absetzbare ben - an aller erster Stelle sei hier unser Hausmeisterehe- Zuwendungsbescheinigung. Gerne stehen wir Ihnen auch paar Beer genannt, die unzählige unbezahlte Zusatzstun- für Rückfragen zur Verfügung. den eingebracht haben. Vergelt’s Gott im Namen unserer ganzen Gemeinde! Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung sagt im Namen unseres Kirchenvorstandes Auch wenn die Bauzeit sich coronabedingt in die Länge gezogen hat, freuen wir uns, dass es gelungen ist. den Ihre Pfarrerin Uli Wilhelm veranschlagten Kostenrahmen weitgehend einzuhalten. 24
Uli Wilhelm 25
y ou ! Abschied von Hanns-Martin-Hager thank Seit 30. Juni 2021 ist Pfarrer Hanns-Martin Hager im Ruhestand. Seit 33 Jahren war Hanns-Martin Hager in unserem Dekanat als Seelsorger tätig. Am 1. Februar 1988 begann er bei Herrn Pfarrer Cunradi ratung spezialisiert. Richtig spannend wurde es dann, als sein Vikariat in Partenkirchen. Nach dem zweiten Examen Manfred Reitlinger und Thomas Lichteneber weggingen übernahm er je eine halbe Stelle als Gemeindepfarrer in und er mit mir zusammen die Konfirmandenarbeit über- Oberau und als Klinikseelsorger in der Unfallklinik in Mur- nommen hat. Natürlich war das sehr aufregend: “Ich hab nau. In dieser Zeit wohnte er noch in Oberau. Nach seiner das ja seit einem ¼ Jahrhundert nicht mehr gemacht…“ „z.A-Zeit“ (Pfarrer zur Anstellung) wurde die Klinikseelsor- Aber die Jugendlichen spürten sehr schnell, dass da einer gestelle in Murnau in eine volle Stelle umgewandelt, die mit im Boot war, der unkonventionell und manchmal auch er 12 Jahre lang innehatte. In dieser Zeit heiratete er Ricar- provozierend war, aber eben immer 100% authentisch und da Brose, unsere damalige Kantorin. Die beiden bekamen ehrlich, sich nie hinter frommen Floskeln versteckte und im- 1996 einen Sohn, Urs, der mittlerweile als Jazz-Pianist in mer ein offenes Ohr hatte. „Also der ist ja schön älter, aber Wien lebt und in den Startlöchern zu einer Musikerkarriere voll cool. Das hätt´ ich dem gar nicht zugetraut…“ So der steht. 2006 schließlich übernahm Herr Hager in Garmisch- Kommentar eines Konfi-Mitarbeiters. Auch seine Predigten Partenkirchen die Seelsorge an den hiesigen Kliniken. und Vorträge waren immer ausgefeilt, spannend und über- raschend, ja und manchmal auch provozierend, so dass Diese war „nur“ eine 50% Stelle, doch Hanns-Martin Ha- sich nach einer seiner legendären Neujahrspredigten ein ger hat sich in unserer Gemeinde mit eingebracht und sich theologischer Gesprächskreis gründete, denn darüber, was unserem Team nicht nur zugehörig gefühlt, sondern immer dieser Hager da gesagt hat, darüber müssen wir nochmal auch mit engagiert, sei es mit Gottesdiensten, Beerdigun- sprechen. gen oder auch Vertretungen. Er führte zusammen mit Gerhard Detzer und dessen Frau Als Pfarrer Gerrhard Detzer in den Ruhestand ging, über- Petra Dahlemann das Literaturfest weiter und übernahm nahm er die Gemeindepfarrstelle in Grainau, wozu der ge- die Dorfgalerie. samte Kirchenvorstand mit großer Einmütigkeit zustimmte und sehr froh war, dass wir auf diese Weise nicht nur keine Sein größter Coup allerdings war die Ausstellung mit dem Vakanzzeit hatten, sondern auch einen engagierten und Künstler Günter Lierschof „de docta ignorantia“ mit einem überaus kommunikativen Pfarrer bekamen. Für ihn war das Vortrag des Professors Bazon Brock aus Berlin. Das wurde nochmal eine ganz neue Herausforderung, hatte er sich sogar im LKA in München registriert, was „die da in Grai- doch nun seit 24 Jahren vor allem auf Seelsorge und Be- nau machen.“ 26
Er machte Grainau zu einem Zentrum für Kunst und Litera- tur. Das alles ist nun vorbei und Geschichte. Das Pfarrhaus steht leer. Gerade weil Hanns-Martin Hager kein „einfacher“ Pfarrer war, sondern Ecken und Kanten und Tiefe hatte, fehlt er in unserer Gemeinde und hinterlässt ein große Lücke. Ich bin dankbar, dass ich als Kollegin mit ihm zusammen- arbeiten durfte. Und ich bin sehr gespannt, was er nun im Ruhestand weiter so alles machen wird. Irene Konrad Gottesdienst neu – eine junge Frau auf dem Weg Vielleicht haben Sie es be- und komme gebürtig aus dem Saarland. Seit 2017 lebe und merkt: seit einiger Zeit be- arbeite ich in Garmisch-Partenkirchen. Von Kindheit an bin gegnet Ihnen manchmal ich christlich aufgewachsen und immer gerne ehrenamtlich ein neues Gesicht im Got- in der Kirche aktiv gewesen. Durch mein Engagement im tesdienst. Seit 2021 bin ich Chor „Feuer und Flamme“ und mein Mitwirken in dem ein in der Ausbildung zur Lek- oder anderen Gottesdienst hier in Garmisch ist der Wunsch torin. Lektoren und Prädi- gewachsen, den Weg zur Lektorin und Prädikantin zu su- kanten sind Ehrenamtliche, chen. Darüber sprach ich mit Pfarrerin Uli Wilhelm. die in der evangelischen Kirche nach einer ein- bzw. Nun darf ich mich auf den Weg begeben und konnte be- zweijährigen Ausbildung reits erste Lernschritte in den Ausbildungskursen sammeln. selbstständig Gottesdiens- Dafür möchte ich mich beim Kirchenvorstand und dem te halten dürfen. Gemeindeteam bedanken. Ich freue mich sehr auf die Be- gegnungen, Zusammenarbeit und das Feiern von Gottes- Damit Sie wissen, mit wem Sie es zu tun haben, möchte diensten mit Ihnen. mich Ihnen hier nun gerne vorstellen: Ich bin 32 Jahre jung Ihre Elisabeth Thewes 27
Gemeindeleben Überprüfung bestanden – wir bleiben Grüne-Gockel-Gemeinde! Von Prof. Klaus Schäfer 2019 hatten wir es geschafft und dürfen uns seitdem mit dem weitreichendes Umwelt-, Klima- u. Nachhaltigkeits-Enga- Gütesiegel Grüne-Gockel-Kirchengemeinde schmücken. gement und eine erfolgreiche Umsetzung der gesteckten Ziele und Maßnahmen aus dem Umweltprogramm von Klar war aber auch, dass in Abständen immer wieder über- 2019. Weiterhin wird anerkannt, dass das Umweltmanage- prüft wird, ob wir der Auszeichnung noch gerecht werden. ment der Kirchengemeinde systematisch angewendet und weiterentwickelt wird. Erreicht werden konnte das Im Mai wurden wir vom Kirchlichen Umweltrevisor Dr. alles nur, weil Sie, liebe Gemeindemitglieder, unser aller Frank Ziegler informiert, dass ein internes Audit für unser Sache unterstützt haben. In diesem Sinne dankt das Um- kirchliches Umweltmanagement ansteht. Also galt es, weltteam den kirchlichen Mitarbeitern und allen, die sich Formblätter auszufüllen und das Grüne Datenkonto zu wie wir uns die Bewahrung der Schöpfung zur Aufgabe vervollständigen. Eigentlich eine schöne Arbeit, denn gemacht haben, für die erfolgreiche Zusammenarbeit. wir hatten Positives zu berichten. Da waren die komplet- te energetische Sanierung und Modernisierung des Ge- Das motiviert zum Weitermachen! In der nächsten Etappe meindehauses Partenkirchen, die Entscheidung im ver- geht es um die abschließende Erarbeitung der Beschaf- gangenen Jahr, auf Ökostrom mittels Rahmenvertrag fungsordnung nach Umweltrichtlinien und die weitere mit ‚Naturstrom‘ umzusteigen, und die Umstellung der Entwicklung von nachhaltigen Gebäudekonzepten in den Heizung in der Erlöserkirche Grainau von Heizöl auf Erd- Liegenschaften unserer Kirchengemeinde. gas. Aus dem Leben der Kirchengemeinde konnten wir die sukzessive Änderung der Beleuchtung auf LEDs, den Die nächste Prüfung, das Rezertifizierungsaudit, steht bereits Einkauf energiesparender Geräte, die Überprüfung der fest. Termin ist der Mai 2023. Heizungspumpen auf Effektivität und die ständige Plas- tik- und Müllvermeidung mitteilen. Erwähnenswert waren auch die Pflanzungen heimischer und bienenfreundlicher Gewächse vor den Kirchen in Garmisch und Partenkirchen sowie Reduzierungen im Verbrauch von Strom, Wärme- energie und Wasser. Wir konnten belegen, dass mehr Ökologie in Gottesdiensten, auf der Internet-Seite der Kirchengemeinde, in den Schaukästen, im Gemeindebrief und im Wochenblatt kommuniziert wird. Dazu gehören auch Umwelttipps. Das fand die Anerkennung im Überwachungsaudit. Es wurde uns bestätigt, dass die Anforderungen erfüllt sind. Man bescheinigt uns ein ganz breit aufgestelltes und sehr 28
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