Schall und Rauch. Die wilden Zwanziger Kader Attia Neues aus der Sammlung
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MAGAZIN 2 · APRIL 2020 CHF 8.– Schall und Rauch. Die wilden Zwanziger Seite 10 Kader Attia Seite 22 Neues aus der Sammlung Seite 28
(na, fritze?) lakritze DAS UNIVERSUM VON A BIS Z DIETER ROTH KÜNSTLERBÜCHER in der Sammlung Würth in der Sammlung Würth 8.5.2020 – 18.4.2021 8.5.2020 – 18.4.2021 Ikarus XIV (Detail), 1992, Öl und Tempera auf Leinwand, 150 x 100 cm, Sammlung Würth, Hanspeter Münch LICHT.RAUM.FARBE Sammlung Würth und Leihgaben 20. 03. – 18. 10.2020 Inv. 2301 Leinwand, Acryl mit Sand und Flitter, 101 x 72 cm, Sammlung Würth, Inv. 3634, José de Guimarães, Mexiko-Serie: Gestanzte Papiere, 1996, Papier kaschiert auf © José de Guimarães / 2020, ProLitteris, Zurich Vom Künstler zum Anthropologen Sammlung Würth und Leihgaben 27. März 2020 bis 25. April 2021 Eintritt frei www.forum-wuerth.ch
EDITORIAL 3 K ennen Sie Ottilia Giacometti? Sie war die jung verstorbene Schwester von Alberto, die in dieser Familie voller künstlerischer Begabungen keine Ausnahme war. Der überaus rege familiäre Kontakt führte zu einer Fülle von künstlerisch bedeutenden Werken, die unser Gastkurator Casimiro Di Crescenzo zum ersten Mal in einer faszinierenden Ausstellung zusammengetragen hat. Und dazu gibt’s eine kleine filmische Sensation, nämlich noch nie gezeigte, bewegte Bilder der Familie Giacometti, die Sie unbedingt noch bis zum 3. Mai sehen müssen. Noch im 19. Jahrhundert waren Frauen in der Kunst eine Ausnahme, was sich in der Geschichte der Kunst niederschlägt und eine unumstössliche Tatsache in den Kunstsammlungen der Museen ist. Die ersten Dezennien des vorigen Jahrhun- derts brachten eine grundlegende Veränderung gesellschaftlicher Konventionen, und nun tauchen die Frauen in der Kunst buchstäblich auf – selbstverständlich auch in unserer grossen Ausstellung über die wilden Zwanzigerjahre in diesem Frühjahr, die Sie in ein aufregendes Jahrzehnt voller Neuerungen und Widersprüche führt. Gemälde und Grafik, Fotografie, Tanz, Mode, Design und Musik, das alles finden Sie in einem fulminanten historischen Überblick im grossen Ausstellungssaal, und dazu gibt es eine anregende Perspektive auf unsere Gegenwart mit Werken, die Bezug nehmen und in die Zukunft weisen. Da kommt alles in Bewegung: Feiern Sie mit uns die heutigen Zwanzigerjahre in einer rauschend-glitzernden Ballnacht am Samstag, 25. April. Die Aufmerksamkeit für die Frauen in der Kunst freut uns, und wir werden Ihnen gegen Ende des Jahres eine Künstlerin vorstellen, die ihren eigenen, sehr erfolg reichen Weg ging, eine zu Unrecht vergessene Pionierin der Emanzipation, und nicht zuletzt eine bedeutende Mäzenin unserer Institution: Ottilie W. Roederstein. Aber zuerst wenden wir uns einem Zeitgenossen zu, in dessen Werken sich divergierende Kulturkreise berühren und zu neuen Einsichten führen. Kader Attia, französischer Künstler mit algerischen Wurzeln, stand lange auf unserer Wunschliste, und es freut uns sehr, dass wir Ihnen seine Kunst – darunter eigens fürs Kunsthaus geschaffene neue Werke – präsentieren dürfen. Wir finden, das Kunsthaus ist wie eh und je am Puls der Zeit: Sie werden erwartet! Cover: Christian Schad, Maika, 1929 Öl auf Holz, 65 × 53 cm Privatsammlung, © Christian Schad Stiftung Aschaffenburg / 2020 ProLitteris, Zurich
6 MITGLIEDER Für Ihre Junioren zu Ostern! Möchten Sie Ihre Kinder oder Enkelkinder mit einem besonderen Ostergeschenk überraschen? Mit der Junior-Mitgliedschaft (17–25 Jahre) in der Kunstgesellschaft schenken Sie kulturelle Inspiration und Foto © Ben Duentsch Bildung und bieten damit Ihren Liebsten eine kreative Abwechslung zum schnelllebigen Alltag. Für CHF 30.– erhalten die Junioren bis Ende 2020 Gratiseintritt ins Museum, Rabatte für Veranstaltungen und den Museumsshop sowie viele weitere Leistungen KULTURNEWS im Kunsthaus Zürich. Bestellungen über Noch mehr wilde mitglied@kunsthaus.ch oder online über shop.kunsthaus.ch Zwanziger Wer nach unserer Ausstellung «Schall und Rauch» und dem Roaring- Twenties-Ball vom 25. April noch mehr Zwanzigerjahre-Feeling will, macht am besten eine Reise nach Berlin. Hier zeigt das Wintergarten Varieté noch bis zum 11. Juni die opulente Showproduktion «20 20 – Die 20er Jahre Varieté Revue». Es geht zurück in das wohl sündigste Jahrzehnt Berlins, Foto © amuze die Goldenen 1920er-Jahre – und gleichzeitig volle Kraft voraus in die neuen 2020er-Jahre. Mit atemberaubendem Burlesque-Tanz, erotischen Kontorsionen, fantastischer Luftpoesie, extravaganten Choreografien und betörenden Melodien. www.wintergarten-berlin.de SHOP Nachhaltig nachhaltig Foto © Joshua Coleman Schon seit über 20 Jahren verarbeiten wir die ausrangierten Ausstellungsblachen KULTURNEWS zu Taschen in verschiedenen Formaten. Das Selfie- Die Taschen sind so einzigartig wie das Material, aus welchem sie entstehen. Erlebnis Jetzt finden Sie bei uns das neue Modell «SimpleBag». Diese praktische Tasche Das Selfie House in Zürich ist das erste interaktive aus strapazierfähigem PVC wird in einem Museum der Schweiz und perfekte für alle, die etwas Eingliederungsprojekt in der Schweiz anderes erleben möchten. Noch bis zum 30. April gefertigt und ist dank ihrer hoch laden 13 visuelle und interaktive Marken-Welten und wertigen, aber einfachen Ver- Fotostationen in verschiedenen Räumen auf 170 m² arbeitung sehr erschwinglich. ein, das perfekte Bild in einem einzigartigen Umfeld zu Somit ist sie eine echte inszenieren. Handy einpacken und los gehts! Alternative zur gängigen www.selfie-house.ch Plastiktüte!
GUT ZU WISSEN 7 SYMPOSIUM «Geometry and Colour. Decoding the Arts of Islam in the West 1880 – 1945» Die Kunst und Architektur der Isla- mischen Welt haben die Entwicklung der westlichen Moderne entschei- dend mitgeprägt. Viele bedeutende Künstler wie Henri Matisse, Wassily Kandinsky und Paul Klee sowie Meister der angewandten Kunst OBJEKT DER BEGIERDE und Architekten liessen sich vom Jeroboam!? Reichtum der Ornamentik und der Farbharmonien inspirieren. Das internationale Symposium wird einige wichtige und noch unbekann- Sie kommen zu unserem Ball der wilden Zwanzigerjahre te Aspekte zu dieser überaus faszinierenden Thematik beleuchten. am Samstag, den 25. April? Und arbeiten schon 14. Mai, 14.30 –19 Uhr, Museum Rietberg, fieberhaft an Ihrem Kostüm? Wir werden an diesem Abend und 15. Mai, 9 –18 Uhr, Kunsthaus Zürich Eintritt frei, Veranstaltung in den die drei originellsten und schönsten Kostüme prämieren, Sprachen E, F und D Anmeldung unter: und wenn Sie jetzt auch noch gerne Champagner www.rietberg.ch/tickets (in grösseren Mengen) trinken, dann steigen die Chancen: Wir haben drei Übergrössen, die sich traditionell nach alttestamentarischen Königen nennen, vom Feinsten für Sie bereit, nach dem Motto: «Once in a lifetime». Nichts wie los! Wer gewinnt? SimpleBag CHF 5.– Mitglieder CHF 4.50 Mitglieder PLUS CHF 4.– Motiv aus Owen Jones, The Grammar of Ornament, London 1856
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AUKTION BASEL 24. JUNI 2020 MODERNE UND ZEITGENÖSSISCHE KUNST EINLIEFERUNGEN NEHMEN WIR JEDERZEIT GERNE ENTGEGEN. MARC QUINN Under the Volcano, Stromboli Italy, 2011 (Detail) Schwarzwaldallee 171 4058 Basel 061 312 32 00 info@bbw-auktionen.com www.bbw-auktionen.com
10 AUSSTELLUNGEN SCH A L L U N D 24 . A pr il – 19 KUR ATORIN D i e w i ld e n . Juli 2020 Cathér ine Hu Z w a n z i g g e r Die wilden 20er-Jahre bloss fördert. Aus heutiger Sicht erscheint die damalige Anzahl registrierter Clubs von rund 900 sehr hoch, zählt man «Schall und Rauch»? aktuell doch gerade mal 200 Mitglieder der Club Com- Was war, und was davon bleibt. mission in Berlin. Obschon bei Weitem nicht die Mehr- heit der Bevölkerung in Berlin, Paris, Wien oder Zürich diese Vergnügungsorte regelmässig frequentierte, wurde in den Massenmedien doch sensationsdurstig darüber berichtet, und gewiss ist die «Twenties»-Mode mit dem typischen «headache band» genau jener Aspekt, der der- Die tosenden, wilden 1920er-Jahre, so sagt man, hätten zeit das grösste Revival erlebt – allerdings mit einer so einiges mit unseren erst eben angebrochenen 2020er- deutlichen Brise Nostalgie versehen; denn wer würde Jahren gemein. Bei dieser Behauptung muss man sich heute schon im Alltag mit solchen Kleidern herumlaufen? jedoch hüten, voreilig Analogien zu konstruieren, lebt Etwas anders verhält es sich beim Design und der doch die Geschichte in jeder Gegenwart immer schon Architektur – Möbelstücke wie der berühmte «Fauteuil zwangsläufig fort. Die Frage lautet daher eher, warum Grand Comfort, petit modèle» von Le Corbusier, Pierre Charakteristiken einer bestimmten Epoche in einer spä- Jeanneret und Charlotte Perriand von 1929 erscheinen teren wieder besonders stark in Erscheinung treten. heute zeitlos und in ihrer radikal reduzierten For- Manche Dinge, die für die 1920er-Jahre als charakteris- mensprache als Ikonen der Moderne, die sich nur schwer tisch erachtet werden, waren zu ihrer Zeit eher Rand mit der schnörkelhaften Ästhetik des zeitgleichen Art erscheinungen, andere besonders weit verbreitete wirken déco in Verbindung bringen lassen. Man kann es sogar heute wiederum antiquiert. Die Fernsehserie «Babylon noch zugespitzter formulieren: Obschon er heute zu Berlin», die ab ihrer Erstausstrahlung 2017 Furore den gefeiertsten Sesseln unter den eleganten Möbelstü- machte, hat das Interesse an jener Dekade und insbeson- cken zählt, ist fraglich, ob die Mehrheit der Leute auch in dere an ihrer rauschhaft-entfesselten Tanzkultur weit der Lage wäre, seine tatsächliche Entstehungszeit zu über die Grenzen des deutschen Sprachraums hinausbe- benennen.
AUSSTELLUNGEN 11 R AUCH 1 Le Corbusier, Pierre Jeanneret, Charlotte Perriand, Fauteuil Grand Confort, petit modèle, Exemplar vom Salon d’Automne 1929, ehemals Sammlung Pierre Jeanneret Stahlrohr, lackiert; Federkernpolster auf Drahtseil bespannung; Daunenkissen, ca. 67 × 75 × 70 cm Sammlung Arthur Rüegg Le Corbusier: © F.L.C / 2020 ProLitteris, Zurich; Pierre Jeanneret und Charlotte Perriand: © 2020 ProLitteris, Zurich
12 AUSSTELLUNGEN NEUE ZEITERFAHRUNG EINER FRAGMENTIERTEN WELT Diese Ausstellung rückt diejenigen Erscheinungen der 1920er-Jahre in den Vordergrund, welche die Gesellschaft quer durch Europa auf ästhetischer Ebene nachhaltig geprägt haben. Manches entspricht unseren Erwartun- gen, anderes ist neu und überrascht – sämtliche Beispiele verbindet aber der Anspruch, etwas Utopisches, Neues verkörpern zu wollen. Welche Erscheinungsformen wür- den die 1920er-Jahre aus heutiger Sicht am besten be- schreiben? Viele Begriffe kommen infrage, wir starten mit jenem der «Beschleunigung». Dies kommt nicht von ungefähr, denn es ist das Phänomen, welches auch die Zwanzigerjahre des 21. Jahrhunderts am besten charak- terisiert. «Das Auge, das wesentliche Organ für die tau- senden Verantwortlichkeiten, leitet das Individuum mehr denn je: vom Morgen zum Abend, ununterbrochen regis- 2 Félix Vallotton, La poudreuse, 1921 Öl auf Leinwand, 82 × 100 cm Privatbesitz
AUSSTELLUNGEN 13 triert es: richtig, scharf, unfehlbar, genau. Die Schnellig- keit ist das oberste Gesetz der modernen Welt, das Auge muss zu wählen verstehen.» Diese Zeilen des Künstlers Fernand Léger, so aktuell sie auch wirken mögen, sind nicht auf die heutigen Smartphone-Benutzer gemünzt, sondern auf Sehgewohnheiten von Menschen Mitte der 1920er. Léger verfasste sie für den Ausstellungskatalog zu Friedrich Kieslers wegweisender Ausstellung zur Theatertechnik 1924 in Wien, wo sein weltberühmt ge- wordener Film «Ballet mécanique» uraufgeführt wurde. DIE SINNHAFTIGKEIT EINER AUSSTELLUNG ÜBER DIE 1920ER-JAHRE AM ANFANG DER 2020ER-JAHRE Warum eine Ausstellung mit «Schall und Rauch» beti- teln? Dies hat dreierlei Gründe: Zum einen handelt es sich um einen geflügelten, ursprünglich von Johann Wolfgang von Goethe geprägten Ausruf, der annonciert, wie schwierig es ist, einen passenden Titel für eine durch Heterogenität ausgezeichnete Ausstellung zu finden. «Schall und Rauch» hiessen aber auch, zweitens, ein von Max Reinhardt gegründetes Cabaret sowie, drittens, eine Zeitschrift, die beide den Höhepunkt ihres jeweiligen 3 Theodore Lux Feininger, Xanti Schawinsky, Ohne Titel, um 1927 Erfolgs im Berlin der 1920er-Jahren feierten. S/w-Fotografie, bemalt, 23,2 × 17,9 cm Privatbesitz, © Nachlass Theodore Lux Feininger, Mit dem Fokus auf Berlin, Paris, Wien und Zürich The Xanti Schawinsky Estate berücksichtigt die Ausstellung alle dazumal gängigen Medien wie Malerei, Plastik, Zeichnung, Collage, Film und Fotografie, Mode, Architektur und Design (insbeson- dere Sessel). Ikonen der Moderne wie Chanels «Kleines Schwarzes», die «Bubi-Kopf»-Frisur, der erwähnte Club- sessel, Margarete Schütte-Lihotzkys Frankfurter Küche, Moholy-Nagys Beiträge zum «Neuen Sehen» sowie der Ausdruckstanz von Josephine Baker und Valeska Gert sind in jenem Jahrzehnt entstanden, wirken aber gera- NEUE ROLLEN, NEUE BILDER dezu zeitlos zeitgenössisch. Doch bietet die Ausstellung Das neue Rollenverständnis von Männern wie Frauen auch weniger bekannten, aber nicht minder einflussrei- hängt eng mit dem Ersten Weltkrieg und seinen Folgen chen Vertreterinnen des Wiener Kinetismus wie Elisa- zusammen, von denen die positivste die Einführung der beth Karlinsky, Erika G. Klien und My Ullmann eine parlamentarischen Demokratie vielerorts in Europa ist. Plattform. Ferner schlagen Positionen, die sich heutzu- Der Wandel des Geschlechterverständnisses vollzog sich tage mehr oder weniger explizit mit den 1920er-Jahren häufig in Verbindung mit beruflich-fachlich innovativen befassen, eine Brücke in die Gegenwart, namentlich Ambitionen, wie sie sich in dieser Ausstellung am Berufs- Kader Attia, Marc Bauer, Laura Gerlach, Raphael Hefti, bild des Architekten, des Arztes, des Journalisten und, Rashid Johnson, Fabian Marti, Alexandra Navratil, Trevor last but not least, des Künstlers selbst zeigen. Ablesen Paglen, Nicolas Party, Thomas Ruff, Shirana Shahbazi, lässt sich das neue Bild der Geschlechter gut an dem sich Veronika Spierenburg, Hiroshi Sugimoto und Rita Vito- damals im Wandel befindenden Modeverständnis, Mo- relli. Insgesamt sind aus den Beständen des Kunsthaus deschöpferinnen wie Chanel oder Madeleine Vionnet Zürich sowie öffentlichen und privaten Sammlungen machten es vor. Ferner war die durchschlagendste Ver- rund 300 Exponate, die 100 künstlerische Positionen änderung im Alltag der Menschen wohl die Einführung markieren, im Gefolge einer mitunter aufwendigen der Fliessbandarbeit: Neben der dadurch möglich gewor- Standortrecherche zusammengetragen worden. denen Massenproduktion von Konsumgütern bestand ein weiterer positiver Effekt dieser revolutionären Um- gestaltung der Arbeitsprozesse in einer Arbeitsentlastung der normalen Leute, die fortan neben ihrer Rolle als Ar- beiter auch in der des Konsumenten reüssierten, was erstmals auch mit einschloss, über Freizeit zu verfügen.
14 AUSSTELLUNGEN 4 Mit dem Bedeutungszuwachs der Privatsphäre gewann realismus die Augen geschlossen hält und damit einen auch das Wohnen an Wichtigkeit: Die Umgestaltung des wesentlichen Informationskanal seine Persönlichkeit eigenen Wohnraums zu einem lebenswerten Ort wurde betreffend – den Blickkontakt – verweigert. Was haben zum Programm eines «Neuen Wohnens» erhoben. 1928 diese ersten «Selfies», hergestellt im «Photomaton» wurden in Hélène de Mandrots Schloss in La Sarraz (VD) (Prototyp des heute fast schon wieder verschwundenen die Congrès Internationaux d’Architecture Moderne Fotoautomaten, in Europa seit 1928 in Kaufhäusern auf- (CIAM, 1928 – 1956) gegründet, an dessen ersten Austra- gestellt), aber mit der Weltwirtschaftskrise zu tun? Die gungen es um nichts Geringeres als eine sozialverant- Aktie der von Clarence Hatry und dessen Hatry Group wortliche Architektur ging. Damals begrüsste man – und patentierten Maschine brach im September 1929 an der das muss gerade heute wieder in Erinnerung gerufen Londoner Börse ein – es war gar von Betrug die Rede – werden – euphorisch den Anfang unseres in grossem und liess das gesamte Firmenimperium kollabieren – ein Masse durch das Automobil geprägten Zeitalters, das, Vorgang, der als eine Mitursache für den Wall-Street- wenn nicht alle Zeichen täuschen, in absehbarer Zukunft Crash vom Donnerstag, 24. Oktober 1929 genannt wor- an sein Ende zu gelangen scheint. den ist. Dabei gab es durchaus Mahner wie den österrei- chisch-schweizerischen Bankmanager Felix Somary, auch AUSBLICK «The Raven of Zurich» genannt. Nachhaltige Regulie- Was macht André Bretons «Photomaton, Selbstporträt» rungsmassnahmen, die bis in unsere Gegenwart Gültig- von 1929 heute so aktuell? Es handelt sich um zwei Pass- keit besitzen, sind infolge der damaligen Krise beschlos- fotos, auf welchen der elegant in Anzug und Krawatte sen worden. Sie konnten es leider nicht verhindern, dass gekleidete Dadaist und spätere Mitbegründer des Sur die 1920er-Jahre in eine die Welt in Atem haltende sozio-
AUSSTELLUNGEN 15 6 4 Marianne (My) Ullmann, Bescheiden, 1925 Tempera auf Leinwand, 61,2 × 61,2 cm Universität für angewandte Kunst Wien, Kunstsammlung und Archiv © Nachlass Marianne (My) Ullmann 5 Fabian Marti, Cosmic Giggles Series (IX), 2010 Collage, Silbergelatineabzüge (Fotogramm) Unikat, 59 × 46 cm, Kunsthaus Zürich, 2010 Foto: Courtesy der Künstler und Galerie Peter Kilchmann, Zürich, © Fabian Marti 6 Shirana Shahbazi / Steindruckerei Wolfensberger, 5 Composition with Mountain, 2014 6-Farben-Lithografie auf Gelatinesilber-Baryt-Abzug, ca. 50 × 40 cm Kunsthaus Zürich, © Shirana Shahbazi
16 AUSSTELLUNGEN ökonomische und -politische Katastrophe mündeten, die bis 1945 andauern sollte. Dem Verantwortlichen des Programms der CIAM- Gründungskonferenz, Le Corbusier, widmete das Kunst- haus Zürich 1938 eine Ausstellung. Zum begleitenden Katalog steuerte der CIAM-Generalsekretär Sigfried Gie- dion einen umfassenden Text bei. Der Anspruch, den Giedion darin erhob, hat etwas berührend Visionäres und mahnend Dringliches angesichts jener hochexplosiven Zeit, in der er verfasst wurde: «In einer Zeit, in der die Kunst Jahr um Jahr das bisherige Weltbild erweitert und ausbaut, ist Kunst niemals nur eine Angelegenheit des Genusses. […] Dafür lässt eine solche Ausstellung dann auch mehr zurück als die Kenntnis einiger neuer Bilder, sie erweitert den Zugang zu unserer Zeit!» Genau dies wünschen wir auch heute wieder unseren Ausstellungs- besuchern! Eine Koproduktion mit den Festspielen Zürich. Unterstützt durch die Zürcherische Seidenindustrie Gesellschaft. Die Ausstellung reist anschliessend an das Guggenheim Museum in Bilbao, wo sie vom 27. November 2020 bis 4. April 2021 zu sehen sein wird. 7
AUSSTELLUNGEN 17 VERANSTALTUNGEN The Roaring-Twenties-Ball Im Grand Hotel mit Lola-Bar, Crocodile-Lounge und grossem Ballsaal, Live Band und DJs. Sa 25. April, Kunsthaus Zürich, ab 20 Uhr. Vorverkauf CHF 50.– / Abendkasse CHF 60.– / Mitglieder CHF 44.–. Re:Frame 20s Studierende der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) reagieren mit aktuellen Bilderwelten auf die Werke in der Ausstellung «Schall und Rauch. Die wilden Zwanziger». Einführung: Prof. Katharina Tietze, ZHdK. Do 14. Mai, Kunsthaus Zürich, Vortragssaal, 16 – 20 Uhr. Eintritt frei. Von der Idee zur Ausstellung Hintergrundgespräch über die Realisierung der Ausstellung mit Kunsthaus-Kuratorin Cathérine Hug und Christoph Stuehn. Mi 20. Mai, Kunsthaus Zürich, Vortragssaal, 18 – 19.30 Uhr. Mit gültigem Ausstellungsticket und für Mitglieder gratis, sonst CHF 10.– / 8.– reduziert. Spoken Beats mit Jurczok 1001 Mit neuen Texten des international renommierten Spoken Beats- Künstlers Jurczok 1001 zu den 1920er-Jahre-Schriftstellern Marieluise Fleisser und Bertolt Brecht. Mi 10. Juni, in der Ausstellung im Kunsthaus Zürich, 18.30 – 20 Uhr. Mit Ausstellungsticket gratis. Neue Körperempfindungen: Sexualität im Rausch von Bewegung und Musik Im Rahmen des Zurich Art Weekend: Dialogische Führung mit Cabaret Voltaire-Leiterin Salome Hohl und Kunsthaus-Kuratorin Cathérine Hug. Kunstperformance von Talaya Schmid und Angie Walti. Sa 13. Juni, 8 9 14 – 14.45 Uhr in der Ausstellung im Kunsthaus Zürich. 15 – 15.30 Uhr performativer Rundgang zum Cabaret Voltaire. Mit Ausstellungsticket gratis. 1920s/2020s: Wirtschaftskrisen und -perspektiven Mit Aymo Brunetti (Professor für Wirtschaftspolitik und Regionalökono- mie, Uni Bern), Walter B. Kielholz (Chairman Swiss Re / Präsident Zürcher Kunstgesellschaft), Christin Severin (Wirtschaftswissenschaftlerin / 7 Redakteurin NZZ) und weiteren Xanti Schawinsky, Klassische Architektur 2, 1927 Deckfarbe und Airbrush auf Papier, montiert auf Karton, 50,8 × 36 cm Gästen. Dienstag, 23. Juni, Kunsthaus Collection Pictet, Genf, © The Xanti Schawinsky Estate Zürich, Vortragssaal, 18 – 19.30 Uhr. Mit gültigem Ausstellungsticket 8 Warwara Fjodorowna Stepanowa, Ohne Titel, 1929 / 1930 und für Mitglieder gratis, sonst Collage (Zeitungspapier) auf Papier, 31,8 × 23,8 cm CHF 15.– / 10.– reduziert. Privatbesitz, Zürich, © Nachlass Warwara Fjodorowna Stepanowa 9 André Breton, Photomaton, Selbstporträt, um 1929 Automatenfoto, Silbergelatineabzug, 10,2 × 3,8 cm Kunsthaus Zürich, © 2020 ProLitteris, Zurich
18 ANZEIGEN lebens- immobilienkosmos.ch räume .Tun Sie etwas,Gutes und. .verkaufen Sie uns Ihr Haus. Bei uns kann die Mieterschaft nach dem Kauf Ihrer Liegenschaft bleiben. 043 322 14 14 pwg.ch Stiftung zur Erhaltung von preisgünstigen Wohn- und Gewerberäumen der Stadt Zürich Contemporary meets Masters bis 25. April Galerie-Künstler im Dialog mit Andy Warhol, Sam Francis, Hans Hartung, Jan Voss, Pierre Alechinsky, Ernesto Neto, Max Bill u.a. Maja Vieli-Bisig and Friends 28. Mai - 4. Juli „Throw the Dice“ ART FORUM UTE BARTH Galerie für Moderne & Zeitgenössische Kunst www.utebarth.com Kartausstrasse 8 CH-8008 Zürich T +41 44 3802711 info@utebarth.com space INTERIOR ATELIER more SERT cubell von digiulia handmade in Padua interior atelier sert einzigartig kompakt 63x63 modular oberdorfstrasse 19 Zürich «das perfekte weisse T-shirt unter den Sofas» grad‘ bei der trittligasse Yusuf Sert +41 79 221 26 38
GALERIE KORNFELD • BERN KENNERSCHAFT UND TRADITION SEIT 1864 © D. Thalmann, Aarau, Schweiz CUNO AMIET Obsternte (Skizze für Grisebach). 1912 Öl auf Leinwand 62,5 × 62,5 cm Müller / Radlach 1912.22 Auktion Juni 2020 AUKTIONEN 18. UND 19. JUNI 2020 AUKTIONSAUSSTELLUNGEN Galerie Kornfeld Auktionen AG ZÜRICH, TITLISSTRASSE 48 BERN, LAUPENSTRASSE 41 Laupenstrasse 41 Postfach 3. bis 5. Juni, 13–19 Uhr (Auswahl) 11. bis 17. Juni, 10–18 Uhr CH-3001 Bern Tel. +41 (0)31 381 46 73 Kataloge online und auf Bestellung galerie@kornfeld.ch erhältlich ab Mitte Mai www.kornfeld.ch
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22 AUSSTELLUNGEN 1 Kader Attia 29. Mai – 13. September 2020 KURATORIN Mirjam Varadinis Das Kunsthaus Zürich zeigt die erste Ausstellung dieses wichtigen zeitgenössischen Künstlers in der deutschen Schweiz.
AUSSTELLUNGEN 23 3 1 Kader Attia, Culture, Another Nature Repaired, 2014 Installation. Holzbüsten auf Metallsäulen Ausstellungsansicht «The Injuries are here», Musée Cantonal des Beaux-Arts, Lausanne, 2015 Courtesy of the artist, Kunsthaus Zürich, Musée Cantonal des Beaux-Arts, Lausanne, Museum für Moderne Kunst, Frankfurt am Main, Kunstmuseum Bern, Galerie Nagel Draxler; Foto: Nora Rupp 2 Kader Attia, Measure and Control, 2013 (Detail) Serie von 5 Vitrinen. Vintage-Vitrine, ausgestopfte Tiere, afrikanische Masken, gerahmte Vintage-Fotografien, Stahl, Holz Ausstellungsansicht «Reparatur. 5 Acts», KW Institute for Contemporary Art, Berlin, 2013 Courtesy of the artist and Galleria Continua; Foto: Simon Vogel 3 Kader Attia, Foto © Camille Millerand 2
24 AUSSTELLUNGEN in der westlichen und nicht-westlichen Welt hinter dem Begriff stehen. Eine der eindrücklichsten Arbeiten zu diesem Thema zeigte Attia 2012 auf der documenta 13 in Kassel. Dort füllte seine Grossinstallation «The Repair» im Fridericianum einen ganzen Saal. Zu sehen waren Holzbüsten von Menschen mit entstellten Gesichtern. Diese sog. «Gueules cassées» (zerschlagene Gesich- ter) waren überlebende Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg, die aufgrund der grässlichen Verletzungen für den Rest ihres Lebens gezeichnet waren. Kader Attia reiste mit Fotos der Verletzten, die er in Archiven gefunden hatte, nach Afrika und stellte in Zusammenarbeit mit traditionellen Kunsthandwerkern die Büs- ten nach den Fotos in den ehemaligen Kolonien her. Das Werk thematisiert nicht nur die Schrecken des Krieges, sondern ver- weist auch auf das Verhältnis der westlichen Moderne zu Afrika – und kehrt die Geschichte um. Das Kunsthaus Zürich hat vor einigen Jahren eine dieser Büsten für seine Sammlung angekauft und inzwischen durch weitere Werke des Künstlers ergänzt. ERSTE EINZELAUSSTELLUNG IN DER DEUTSCHSCHWEIZ 4 Mit dem Kunsthaus verbindet Kader Attia also schon eine län- gere Geschichte. Nach Auftritten an wichtigen Gruppenausstel- lungen wie der Manifesta 12 in Palermo (2018), der Venedig Biennale (2017) und der documenta 13 in Kassel freuen wir uns daher sehr, dass wir als erste Institution in der Deutschschweiz eine Einzelausstellung dieses wichtigen zeitgenössischen Künst- lers zeigen können. Für die Ausstellung realisiert Kader Attia eine neue Videoinstallation, die im Zentrum der Schau steht und durch wichtige Leihgaben ergänzt wird. K In der neuen Installation thematisiert der Künstler die aktuell viel diskutierte Frage der «Restitution» nicht-westlicher, insbesondere afrikanischer Artefakte. Die Arbeit ist ein Versuch, ader Attia wurde 1970 als Sohn algerischer Eltern sich dem komplexen Thema anzunähern und verschiedene in einem Vorort nördlich von Paris geboren. Die Expertinnen und Akteure auf dem Gebiet wie Historikerinnen, Erfahrung eines Lebens in zwei Kulturen nutzt Attia als Aus- Philosophen, Aktivistinnen oder Ökonomen zu Wort kommen gangspunkt für seine künstlerische Praxis und thematisiert in zu lassen. Kader Attia geht es dabei nicht um Schuldzuweisun- seinem Werk die koloniale Vergangenheit Europas und ihre gen, sondern vielmehr darum, die unterschiedlichen Stand- Folgen. Fragen von Zugehörigkeit und Identität in einer globa- punkte zusammenzutragen und so eine differenzierte Ausei lisierten Welt spielen ebenfalls eine zentrale Rolle. Attia ist nandersetzung mit dem Thema zu ermöglichen. Auch die nicht nur Künstler, sondern auch Aktivist und betreibt seit ei- Geschichte der Schweiz und ihrer Sammlungen fliesst in den nigen Jahren die Diskursplattform «La Colonie» in Paris. vielschichtigen Film mit ein und fördert spannende neue Er- kenntnisse zutage. Es gibt also viel zu entdecken! ÄSTHETISCHER UND ETHISCHER WERT Das Werk von Kader Attia ist vielfältig und umfasst Skulpturen, Unterstützt von Installationen, Fotos und Videos. Diese zeichnen sich nicht nur durch einen hohen ästhetischen, sondern auch ethischen Wert aus. Der Künstler will sich der Verantwortung stellen, die Krisen und gesellschaftspolitisch relevanten Fragen unserer Zeit in seinen Werken anzusprechen. sowie der Dr. Georg und Josi Guggenheim-Stiftung Seit mehreren Jahren untersucht Attia das Konzept der «Re- paratur». Etwas reparieren heisst, es wiederherstellen. Doch gleichzeitig bedeutet Reparatur auch Unrecht ausgleichen, wie es z. B. das deutsche Wort «Reparaturzahlung» zum Ausdruck bringt. Attia spielt in seinen Werken mit der Doppelbedeutung des Wortes und untersucht die unterschiedlichen Konzepte, die
AUSSTELLUNGEN 25 4 Kader Attia, Untitled, 2017 Installation. Reparierte Textilien aus Algerien, Mali und Senegal Ausstellungsansicht «Repairing the Invisible», SMAK, Ghent, 2017 Courtesy of the artist; Foto: Dirk Pauwels 5 Kader Attia, The Scream, 2016 Diptychon. Pende-Krankenmaske, Buch, Regalbrett Ausstellungsansicht «Sacrifice and Harmony», MMK Museum für Moderne Kunst, Frankfurt am Main, 2016, Courtesy of the artist and Galerie Nagel Draxler; Foto: Axel Schneider 6 Kader Attia, L’Empreinte de l’Autre, 2016 Installation. Papiermaché-Verpackungen von hergestellten Waren, Metallständer, weisse Holzsäulen Ausstellungsansicht «Prix Marcel Duchamp», Centre Pompidou, Paris, 2016 Courtesy of the artist, Galerie Nagel Draxler, Galerie Krinzinger, Lehman Maupin, Galleria Continua, Private Collection; Foto: Vanni Bassetti, OAK Studio Alle Werke © 2020 ProLitteris, Zurich 5 6 BEGLEITPROGRAMM Zur Ausstellung entsteht ein diskursives Begleitprogramm, das ab Mai online auf www.kunsthaus.ch abrufbar sein wird.
26 ANZEIGEN O b e r d o r f s t r a s s e 1 3 . 8 0 0 1 Z ü r i c h . w w w. s t e f i t a l m a n . c h Zurich, Switzerland Fine shoes and leathergoods, designed in AT E L I E R R I G H I N I | F R I E S VARLIN Vom Verschwinden der anspruchslosen Orte 25. April – 4. Juli 2020 Do 17 – 20 Uhr | Sa 10 – 17 Uhr | Eintritt frei OTTO NEBEL 6. - 9. Mai 2020 FRÜHJAHRSAUKTION GEMÄLDE • GRAFIK • PLAKATE • SCHMUCK SCHWEIZER KUNST • ANTIQUITÄTEN Vorbesichtigung: Täglich vom 25. April bis 3. Mai 2020 10 bis 19 Uhr • Online-Katalog ab Mitte April DOBIASCHOFSKY AUKTIONEN AG Atelier Righini Fries, Klosbachstrasse 150, 8032 Zürich Weitere Informationen unter: www.righini-fries.ch Monbijoustrasse 30/32 Tel. 031 560 10 60 www.dobiaschofsky.com CH-3001 Bern Fax 031 560 10 70 info@dobiaschofsky.com Magazin Kunsthaus Zuerich_130_89x122mm.indd 1 11.02.20 09:06
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28 SAMMLUNG Installationansicht Kabinett mit Werken von Sophie Taeuber-Arp, Alberto Giacometti, Germaine Richier, Marianne von Werefkin und Hannah Höch. Werke Alberto Giacometti: © Succession Alberto Giacometti / 2020 ProLitteris, Zurich; Germaine Richier und Hannah Höch: © 2020 ProLitteris, Zurich Umzugskartons in der Sammlung? TE X T Philippe Büttner
SAMMLUNG 29 Das Stockwerk des Müllerbaus, in dem «Pittura Metafisica» aus Privatbesitz. Es sich aktuell die Werke Alberto Giaco- ist erstaunlich, wie leicht der Übergang mettis befinden, das sogenannte Zwi- von den italienischen Altmeisterzeich- schengeschoss, wird ab Ende 2020 nungen zur Kunst De Chiricos und seiner schwerpunktmässig dem «Nouveau Réa- Gefährten fällt. Sind es bestimmte Kon- lisme» mit Künstlern wie Jean Tinguely zepte des Klassischen, die über die tren- und Niki de Saint-Phalle sowie der Pop nenden Jahrhunderte hinweg beide En- Art (Johns, Rauschenberg, Warhol, Lich- sembles verbinden, oder eine gewisse, tenstein) gewidmet. sehr italienische Art, die Figur im Raum zu zeigen? Lassen Sie sich diese Säle jeden- Das oberste Stockwerk des Müllerbaus falls nicht entgehen. schliesslich wird Bruce Nauman und der Im Erdgeschoss ist sodann die Ausstel- Minimal Art gewidmet sein. Auf diesem lung «Ottilia Giacometti» zu sehen. Sie In der Sammlung gibt es gegenwärtig be- Stockwerk wird ein grosser Teil der jetzt wird im Kabinett durch eine Auswahl von sonders viel Bewegung. Dies hängt vor bestehenden temporären Einbauten Sammlungswerken aus der Lebenszeit allem damit zusammen, dass der Müller- entfernt. Die in diesem Bereich lange Ottilias begleitet, wobei hier Werke von bau der 1970er-Jahre in den kommenden Jahre gezeigten Werke der Surrealisten, Künstlerinnen im Mittelpunkt stehen. Monaten einer intensiven Neugestaltung aber auch die Skulpturen von Brancusi, Während wir also in den Räumen der Aus- unterzogen wird. Es ist unser Ziel, diesen werden im ersten Stock in die Giaco- stellung Werke von zwei grossen Künstlern Teil des Bestandes in dieser Zeit in den metti-Säle integriert, andere Bestände sehen, die einem Mädchen, einer jungen Zustand zu versetzen, den er haben soll, werden mittelfristig an anderen Orten Frau aus ihrer Familie gewidmet sind, spre- wenn im Herbst 2021 das erweiterte des erweiterten Kunsthauses zu sehen chen im Kabinett die Künstlerinnen. Es Kunsthaus eröffnet wird. sein. finden sich dort Werke von Else Thomann- Buchholz, Paula Modersohn-Becker, DIE WICHTIGSTEN ÄNDERUNGEN Das Erdgeschoss des Müllerbaus Ottilie W. Roederstein, Germaine Richier, IM BEREICH MÜLLERBAU schliesslich soll mittelfristig zur Präsen- Helen Dahm, Dora Hauth, Marianne von Der gesamte erste Stock des Müller- tation von Werken der Gegenwartskunst Werefkin, Sophie Taeuber-Arp, Alice baus wird künftig demjenigen Künstler genutzt werden. Bailly, Erika Streit und Meret Oppenheim. der Moderne als Leitkünstler gewid- Zwei Werke von Künstlern wurden eben- met sein, der im Kunsthaus weltweit Insgesamt wird der Müllerbau eine falls integriert: Einerseits ein wunder- am dichtesten studiert werden kann: starke Präsenz skulptural geprägter schönes Figurenbild von Hodler, dessen Alberto Giacometti. In die Auffächerung Werke aufweisen. Aussage, es brauche keine Künstlerinnen, seines Werks einbezogen werden aber in dem kleinen Raum kraftvoll widerlegt auch andere, dem Schaffen Giacomettis Während der Umstrukturierung des wird und anderseits eine wichtige surrea- konzeptuell oder zeitlich nahestehende Müllerbaus wird das Sammlungsteam ver- listische Arbeit Alberto Giacomettis. Sie Werkgruppen der Sammlung, nament- suchen, die wichtigsten Bestände zumin- bringt ein ganz anderes Bild der Frau zur lich aus dem Bereich des Surrealismus dest anhand einiger zentraler Werke er- Anschauung, als wir es in den eindrucks- und der École de Paris der Zeit nach dem reichbar zu halten. Während des Umbaus vollen und persönlichen Bildern seiner Zweiten Weltkrieg. Die Vorbereitungen der Alberto Giacometti gewidmeten geliebten Schwester Ottilia in der Ausstel- für diese Umgestaltung sind aufwendig Räume werden dessen Hauptwerke im lung sehen. und werden aktuell mit Ausstellungs Verbindungsgang zwischen Moser- und Ein spannendes Fazit zur Genderfrage architekt Ulrich Zickler und dem Kunst- Müllerbau gezeigt. in der Kunst bietet übrigens die grosse hausteam vorbereitet. Integriert bleiben Meret Oppenheim. Es gebe keine «weibli- auf diesem Stockwerk die Räume zu KÜNSTLERINNEN IM che» Kunst, sagte sie. Begründung: «Der Joseph Beuys und Fischli / Weiss. Ein MITTELPUNKT Geist ist androgyn». Hätte da an einem Grossteil der lange Jahre in diesem Be- Auch im Moserbau sind temporäre Ände- guten Tag nicht vielleicht sogar Hodler reich gezeigten Bestände der europä rungen zu vermelden: Im ersten Stock eingelenkt? ischen und amerikanischen Kunst von wird ja bis zum 26. April die spektakuläre, 1950 bis 1990 (darunter namentlich der von Jonas Beyer kuratierte Ausstellung Abstrakte Expressionismus von Pollock, «Die Poesie der Linie» gezeigt, die eine Newman und Rothko, sodann die grosse Auswahl von italienischen Meisterzeich- Werkgruppe deutscher Malerei ab 1970 nungen aus der Sammlung präsentiert. In von Kiefer, Baselitz, Penck und Polke) den anschliessenden Sälen findet sich die wird künftig im Erweiterungsbau von neue Präsentation der kapitalen, für meh- David Chipperfield zu sehen sein. rere Jahre geliehenen Werkgruppe der
30 RESTAURIERUNG Chloe Hans-Jakobs Oeris Gemälde «Chloe» von 1806 wurde restauriert und erstrahlt nun in neuer Frische und Klarheit. TE X T Sandra Weber Hans-Jakob Oeri, Chloe, 1806 Öl auf Leinwand, 160 × 135 cm Kunsthaus Zürich, Geschenk Lili Usteri, 1945
RESTAURIERUNG 31 «Chloe» kam 1945 als Geschenk von Lili Usteri in das Kunsthaus Zürich. Im selben Jahr erteilte das Kunsthaus einem exter- nen Restaurator den Auftrag zur Restau- rierung des Bildes, da es einen ästhetisch äusserst unbefriedigenden Zustand auf- wies. Die maltechnische Fragilität (dünne Vorher: Zustand mit unebener Kittung und Nachher: Die neue Kittung passt sich strukturell und eher trocken ausgeführte Malerei auf auffälliger Retusche. der Umgebung an, zusammen mit der einer sehr dünnen Leinwand mit lockerer Retusche entsteht ein harmonischeres Bild. Bindung) und schlechte Aufbewahrung hatten schon früh zu diversen Schäden geführt. Dazu gehörten Risse, Knicke und Löcher im Bildträger. Deshalb waren die Bildkanten auch um einige Zentimeter Malschicht gedünnt und Lasuren entfernt Original festgeklebt werden, um die Sta- umgeschlagen und einige Leinwandflicken worden waren. Ausserdem zeigte der bilität der Rissränder zu gewährleisten auf die Rückseite geklebt worden. Vorder- leicht gegilbte Firnis einen unregelmässig und beulig aufstehende Leinwandstellen seitig gab es schon damals sehr alte, grob dicken Auftrag, der sich in unterschiedli- zu planieren. Danach wurden die umfang- ausgeführte Kittungen, Retuschen und chem Glanz und in unterschiedlich starker reichen Fehlstellen neu gekittet und Übermalungen. Bei der Restaurierung von Gilbung bemerkbar machte. Die Doublie- strukturiert, um eine möglichst ideale 1945 wurden diese Flicken entfernt und rung hatte sich an einigen Stellen gelöst, Retuschiergrundlage zu erhalten. Die Kit- das Werk stattdessen ganzflächig doub- was zu weiteren Unebenheiten in Form tungen wurden eingetönt, bevor ein Zwi- liert. Dabei wurde der Umschlag der Lein- von Beulen führte. schenfirnis als Isolationsschicht aufgetra- wandränder wieder rückgängig gemacht, gen wurde. Abschliessend wurden alle was jedoch zur Folge hatte, dass alle alten NACH RESTAURIERUNG WIEDER IN Fehlstellen retuschiert. Auch die Unregel- Nagellöcher und Leinwandrisse an den DER SAMMLUNG ZU SEHEN mässigkeiten im Firnis, die sich vor allem Rändern gekittet und retuschiert werden Schon die Entfernung der Schmutzschicht im Himmel durch eine verschieden starke mussten. Darüber hinaus überkittete der von der Oberfläche zu Beginn der Restau- Gilbung bemerkbar machten, wurden Restaurator die ganz alten bereits restau- rierung brachte den ersten Schritt zu durch partielles Dünnen desselbigen und rierten Schadstellen und viele bis dahin einem frischeren und geklärten Erschei- durch den anschliessenden Auftrag eines noch nicht behandelte Fehlstellen. Di- nungsbild des Werkes. Es wurde entschie- neuen Firnis ausgeglichen. verse grossflächige Übermalungen und ein den, die alten Kittungen und Retuschen stark verdunkelter Firnis wurden damals unter dem Mikroskop zu entfernen, da nur Das Projekt wurde ermöglicht durch die ebenfalls entfernt. eine bereinigte Schadstelle eine optimale grosszügige Unterstützung der Ernst Basis für einen guten Aufbau für Kittung Göhner Stiftung. SICHTBARE RESTAURIERUNGS- und Retusche liefert. Bei den Freilegungs- «Chloe» ist nun in neuer Frische wieder GESCHICHTE arbeiten kamen unter den meisten grösse- in der Sammlung zu sehen. Zu Beginn des Projektes 2019 war diese ren Kittungen Risse in der Leinwand zum Restaurierungsgeschichte am Gemälde Vorschein. An den Bildecken, beim Ohr gut ablesbar. Die meisten Retuschen hat- von Lycas und links oben in der Baum- ten sich verfärbt, Kittungen waren zu krone gab es sogar grössere Löcher. Diese grosszügig und zu dick aufgetragen wor- wurden in einem ersten Schritt mit Intar- den und durch ihre andersartige Struktur sien (genau eingepasste Leinwandstücke) deutlich sichtbar. Zahlreiche Bereiche wa- geschlossen, um auf das Niveau der Ori ren bereits einmal zu stark mit Lösungs- ginalleinwand zu kommen. Die lokal abge- mitteln gereinigt worden, wodurch die löste Doublierleinwand musste wieder am
32DF20_A_KH_ZH_2.qxp_181x60 19.02.20 18:13 Seite 1 ANZEIGEN SAVE THE DATE! 31. JULI VORVERKAUF STARTET — AM 1. APRIL 15. AUGUST 2020 BERATEN | SCHÄTZEN NACHLÄSSE AUFLÖSEN VERSTEIGERN JETZT EINLIEFERN Kontaktieren Sie unser Expertenteam Tel. 043 399 70 63 Michiel Sweerts, Brüssel 1618–1664 Goa, verkauft für CHF 520’000.– www.schulerauktionen.ch Featured Artist: Bruna Hauert Sissi- und Franzl- Ringe Featured Featured Artist: Artist: Nicole Nicole Schuste Schuste www.foc.ch
ERWEITERUNG 33 Das Reihenlayout-Konzept der Eröffnungspublikationen, gestaltet von Büro4, Zürich für Kunst und Publikum im 21. Jahrhun- dert aus? Ist es nur funktional, sicher und schön anzusehen oder auch ökologisch und technisch auf der Höhe der Zeit? Wer hat Anteil am Gelingen eines solchen Ge- nerationenprojekts, bei dem öffentliche und private Kräfte zusammenspannen? Und bekommt Zürich, worüber es an der Urne abgestimmt hat? In der Gestaltung eher einem Magazin als einem Lesebuch Die Baugeschichte ähnelnd, versammelt die Publikation Bei- träge diverser Autorinnen und Autoren. Die wichtigsten Fakten zur Kunsthaus- des Kunsthauses in Erweiterung werden in Listen, Grafiken und Diagrammen gebündelt. Längere Fo- tostrecken dokumentieren den Baupro- drei Bänden zess. Erscheinungstermin: Schlüsselüber- gabe im Dezember 2020. Mit einem dritten Band wird die Reihe der Eröffnungspublikationen abgeschlos- Mit einer Publikationsreihe nutzt die Bauherrschaft sen. Dieser Architekturband wird von die Zeit bis zur Eröffnung im Herbst 2021, um David Chipperfield und seinem Team verfasst – eine Hommage in Essays und die Entwicklung zurückzuverfolgen, die das Kunsthaus Bildern, mit Plänen und Architektur- zum grössten Kunstmuseum der Schweiz macht. aufnahmen, an den lichtdurchfluteten Quader, der den Heimplatz prägt und in TE X T Björn Quellenberg der Baugeschichte des Kunsthauses den vorläufigen Höhepunkt darstellt. Erschei- nungstermin: Eröffnung, Herbst 2021. Die Reihe entsteht in Zusammenarbeit mit der Einfachen Gesellschaft Kunst- Das erste Buch ist soeben erschienen: «Die lungs- und Ausstellungsinstitut mehrfach haus-Erweiterung. Alle drei Bände er- Baugeschichte des Kunsthaus Zürich ergänzt. Es gab zahlreiche Versuche zur scheinen im Verlag Scheidegger & Spiess 1910 – 2020» widmet sich der wechselvol- visionären Grosserweiterung, bis das und sind von der Zürcher Agentur Büro4 len Geschichte der Liegenschaften, die in Kunsthaus mit dem Bau von David gestaltet. Band eins ist im Kunsthaus-Shop Zürich seit Mitte des 19. Jahrhunderts als Chipperfield Architects Berlin im 21. Jahr- und im Buchhandel für CHF 19.– erhält- Kunsthäuser dienten. In chronologischen hundert wieder Massstäbe setzen kann. lich, wahlweise in deutscher, englischer Kapiteln beschreibt der Architekturkriti- Anschaulich erzählt und mit selten gezeig- oder französischer Fassung. ker Benedikt Loderer die verschiedenen ten Bildern und Plänen der verschiedenen Etappen, bis das Kunsthaus 1910 am Erweiterungsetappen seit 1910 illustriert. Heimplatz heimisch wurde, im Bau des Band zwei der Eröffnungspublikatio- berühmten Architekten Karl Moser. Seit- nen wird ganz dem aktuellen Bauprojekt her wurde das älteste kombinierte Samm- gewidmet sein. Was macht das Museum
PERSÖNLICH 35 Gab es eine besondere Begegnung, ein besonderes Erlebnis im Kunsthaus? Ein besonders schönes Erlebnis war die Pipilotti- Kunst ist (über-) Rist-Ausstellung im Jahre 2016. Dabei haben mich nicht nur das «begehbare Wohnzimmer» und der «Pixel- lebenswichtig wald» sehr beeindruckt, sondern auch die Möglichkeit, die Installationen während des Besuchs anzufassen und auszuprobieren. Ich habe drei-, viermal die Aus- stellung besucht, dabei stundenlang im Pixelwald Wer sind die Leserinnen und Leser auf dem Boden auf weichen Kissen gelegen und mich in meine eigene Traumwelt entführen lassen. Diese unseres Magazins, wer sind die Mitglieder Ausstellung war nicht nur Inspiration pur, sondern der Zürcher Kunstgesellschaft? ermöglichte den Besucherinnen und Besuchern, aktiv Das Kunsthaus-Magazin startet eine neue an dieser Installation teilzuhaben. Also nicht nur an zuschauen, sondern mitzumachen und mitzuerleben. Reihe und macht Hausbesuche. Heute sind wir bei Heike Rindfleisch. Was wünschen Sie sich vom Kunsthaus? Ein Museum ist für mich ein Erlebnisort, ein Besuch INTERVIEW Kristin Steiner dorthin eine Entdeckungsreise. In künstlerischer und architektonischer Hinsicht, aber auch in der Kulinarik für den kleinen Hunger zwischendurch und bei den Mitbringseln, die mich gerne an den Besuch erinnern. Ausstellungen und Architektur können sich im interna- tionalen Vergleich durchaus messen lassen und werden mit der Kunsthaus-Erweiterung das Niveau noch Frau Rindfleisch, wieso haben Sie sich steigern. Ich wünsche mir, dass Gastronomie und Mu- seinerzeit zu einer Mitgliedschaft bei der seumsshop sich diesem Niveau anpassen. Zürcher Kunstgesellschaft entschlossen, was gab den Ausschlag? 1998 bin ich aus beruflichen Gründen von Düssel- dorf nach Zürich gezogen. Ich bin mit Kunst aufge- wachsen. Düsseldorf ist eine Kunststadt (Düsseldorfer Fotoschule, gegründet von Bernd und Hilla Becher mit Künstlern wie Andreas Gursky, Thomas Struth, Thomas Ruff; Kunstakademie mit Professoren wie Joseph Beuys, Jörg Immendorf oder Markus Lüpertz). Einer der Schüler von Beuys war mein Kunstlehrer, Kunst interessiert mich also. Darüber hinaus wollte ich mich schnell in die Schweiz integrieren und Menschen kennenlernen – was lag da also näher, sich einem Kunstmuseum als Mitglied anzuschliessen? Welchen Stellenwert hat Kunst für Sie? Kunst hat für mich einen hohen Stellenwert. Kunst ist ähnlich wie Musik – sie ist für eine Gesellschaft (über)lebenswichtig und hält respektive bringt sie zu- sammen. Sie agiert unabhängig von Nationalitäten, Religionen, Grenzen. Foto Franca Candrian, Kunsthaus Zürich Und wie beeinflusst die Kunst Ihr Leben? Kunst ist für mich eine Inspiration, die überrascht, die widerspricht, aber auch bestätigt. Sie rüttelt wach, Heike Rindfleisch, 58 Jahre und sie lässt träumen. Vor allem lässt Kunst Gedanken Marketing-Kommunikationswirtin, wohnhaft in Zürich frei fliessen und regt die Fantasie an. Mitglied seit: 1998
36 ANZEIGEN GIRL WITH A PEARL EARRING Oper von Stefan Wirth nach dem Roman von Tracy Chevalier Mit Thomas Hampson www.opernhaus.ch/pearlearring UR AUFFÜHRUNG 24 M AI 2O2O Helvetia Kunstversicherung Artas Bild: Bernhard Luginbühl, Eierstabbild, 1987, Holz, Assemblage / Objektmass: 187 × 101.5 × 85 cm, Helvetia Kunstsammlung helvetia.ch/artas Kunstliebhaber. Sammlungsobjekt. Sorgenfrei. Die Faszination für die Kunst verbindet Helvetia mit Kunstliebhabern, Privatsammlern, Galeristen, Museen und Ausstellern. FI_CH_SpM_SpL_Kunstversicherung-Kunsthaus-ZH_INS_181x122mm_d_20-02.indd 1 25.02.20 09:24
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38 Lee Krasner, Palingenesis, 1971, Öl auf Leinwand, 208,3 × 340,4 cm ( Ausschnitt ), Pollock-Krasner Foundation, New York, Foto: Kasmin Gallery, New York © The Pollock-Krasner Foundation 07.02. 10.05.20 Mit der Unterstützung von: ANZEIGEN Lee Krasner Living Colour
CLICK Vernissage CLICK «Olafur Eliasson» 16. Januar 2020 1 1 Der Künstler Olafur Eliasson mit Sammler Christian Boros. 2 «Symbiotic Seeing». Eine neue, immersive Installation. 3 Kuratorin Mirjam Varadinis wirbt für einen guten Zweck: Little Suns bringen Licht in dunkle Teile der Welt und an «Black Out Sessions» im Kunsthaus. 2 Fotos © Caroline Minjolle 3
40 CLICK Vernissage «Ottilia Giacometti» 6. Februar 2020 1 Die Kuratoren Casimiro Di Crescenzo und Philippe Büttner freuen sich über die Anwesenheit von Ottilia Giacomettis Enkel André Berthoud und dessen Kinder. 2 Weltpremiere. Die Filme von Francis Berthoud, Ottilias Mann. Es sind die einzigen Bewegtbilder, welche die Familie Giacometti zu Lebzeiten Giovannis zeigen. Werke Alberto Giacometti: © Succession Alberto Giacometti / 2020 ProLitteris, Zurich 1 Tag der offenen Tür 29. Februar 2020
GLOSSE 41 CLICK Die Welt steht Kopf Die Welt steht Kopf und ich mit. Kämpfe mich durch die Vorhänge und schwimme im dunklen Wasser der Installation durch den Bührlesaal, über mir wabert Nebel. Die Installation atmet, Partikel tanzen. Ein merkwürdiges Gefühl, der Geruch irritiert, für mich nicht einzuordnen. Plötzlich vermisse ich das holzige Aroma, welches sonst meinen Gang durch diese Hallen begleitet. Im nächsten Raum, die Erde, das Rund, glänzend, spiegelnd, in Wieder- holung. Im System eingebunden, wir alle, einfach nur Teilchen, in vielfacher Replik. Alles hängt zusammen. Keiner lebt in der Vereinzelung, jeder ist von Strömungen, Strömen und Veränderungen betroffen, unsere Abhängig- keiten vergessen wir gerne. Die Natur inspiriert, reagiert und agiert, alles passiert in stetiger Wechselwirkung. Doch wenn Koexistenz und Symbiose wirklich Konkur- renz ablösen sollten, dann gäbe es viele Veränderungen. Bei der Einführung hätten wir nicht nur Olafur Eliasson auf der Bühne gesehen, sondern alle daran beteiligten Akteure. 2 Was wären schon Kunstschaffende mit leeren Mägen, die Köchin stände vor dem klatschenden Publikum, alle. Dagegen hätte ich wirklich nichts, Menschen brauchen Anerkennung. Die früheren Künstler malten alleine. Ihre Werke zeigten ihre charakteristischen Pinselstriche. Aber können wir da wirklich ganz sicher sein? Jedenfalls setzen die modernen Künstler auf Teams; wir durften 2018 Abraham Cruzvillegas und nun 2020 Olafur Eliasson mit ihren Mannschaften erleben – und doch beklatschen wir den Einzelnen. «Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann» ist ein Ausspruch von Picabia. Widersprüche zeigen sich zwischen Theorie und Praxis, vielleicht sind wir einfach noch nicht so weit und brauchen Stars? Stars sind Zugpferde, was war das für eine fulminante Einführung, jeder Stuhl hätte dreifach belegt werden können. Olafur, wir lieben deine Kieselalge – ob unsere Fantasie schon bald durch Dinoflagellaten angeregt werden? Ihre Sabine Meisel www.sabinemeisel.com Fotos © Caroline Minjolle
42 ANZEIGEN 16. Februar bis 24. Mai 2020 Kunsthaus Zug Kurt Seligmann, Emerald Rose, 1958, Kunsthaus Zug, Dorfstrasse 27, 6301 Zug | www.kunsthauszug.ch Di bis Fr 12.00 – 18.00 | Sa und So 10.00 – 17.00 Fantastisch Surreal Die Sammlung © 2020, ProLitteris, Zürich — Breton Duchamp Kiesler Surrealistische Räume 1947 «Kunst geben – G emeinsam für das Kunsthaus Zürich Seit 1917 fördert die Vereinigung Zürcher Kunstfreunde das Kunsthaus Zürich und damit auch das kulturelle Leben in Zürich. viel bewegen» Werden Sie Mitglied: Alle Vorteile finden Sie auf unserer Website: www.kunstfreunde-zuerich.ch/mitglied-werden. Spezielle Angebote für junge Interessenten bis 40 Jahre. Gerne beantworten wir Ihre Fragen auch persönlich: contact@kunstfreunde-zuerich.ch oder telefonisch 044 253 84 79. Der Rahmen vollendet das Bild Aarberg | BE Münchwilen | TG Unterentfelden | AG Zürich | ZH www.boesner.ch
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