Schmutzige Wäsche: Zum Trocknen aufgehängt - Giftige Spuren vom Abflussrohr bis zum T-Shirt - ACT
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Inhalt Zusammenfassung 5 Impressum Herausgeber: 1. Methode und Ergebnisse 11 Greenpeace e. V. Große Elbstr. 39 22767 Hamburg 2. Diskussion der Messergebnisse und Tel. 040/306 18-0 Fax 040/306 18-100 Standpunkte der Textilunternehmen 17 mail@greenpeace.de www.greenpeace.de Politische Vertretung Berlin 3. Schlussfolgerungen und Forderungen 21 Marienstr. 19–20 10117 Berlin Tel. 030/30 88 99-0 Anhang 1: Tabelle mit Messergebnissen, Autoren: Bekleidungsmarken 24 Manfred Santen Anhang 2: Tabelle mit Messergebnissen, V.i.S.d.P.: Manfred Santen Herstellungsländer 26 Redaktion: Anhang 3: Tabelle mit Messergebnissen, Simone Miller Einkaufsorte 29 Published by Greenpeace International Quellen 30 Ottho Heldringstraat 5 1066 AZ Amsterdam The Netherlands Tel: +31 20 7182000 . greenpeace.org In dem Report verwendete Terminologie Bioakkumulation: Mechanismus durch den sich Chemi- Persistenz: Die Eigenschaft einer Chemikalie, in der Umwelt kalien in lebenden Organismen und entlang der Nahrungs- nicht oder nur sehr langsam abgebaut zu werden. kette anreichern. Plastisol: Eine Suspension von PVC-Partikeln und Weich- Hormonell wirksame Stoffe: Chemikalien, die erwiesener- machern. Wird als Tinte für Siebdruckbilder und Logos auf maßen in das Hormonsystem von Organismen eingreifen. Textilien verwendet. Nonylphenol hat die Fähigkeit, wie natürliche Östrogene zu Tenside: Chemikalien, die zur Verminderung der Ober- wirken. Dies kann zu einer veränderten geschlechtlichen Ent- flächenspannung von Flüssigkeiten genutzt werden. Sie wicklung in Organismen führen, zum Beispiel der Verweib- schließen Benetzungsmittel, Waschmittel, Emulgatoren, lichung von Fischen. 1 Schaumbilder und Dispersionsmittel ein, die in einer Vielzahl von industriellen und Verbraucheranwendungen, einschließ- lich der Textilherstellung, genutzt werden. Anmerkung für den Leser Mit den in diesem Report verwendeten Begriffen „Länder des Südens“ bzw. der „Globale Süden“ und „Länder des Nordens“ bzw. der „Globale Norden“ sind zwei unterschiedliche Gruppen von Ländern gemeint. Der Begriff „Länder des Südens“ bzw. der „Globale Süden“ umfasst Entwicklungs- und Schwellenländer und darunter auch solche Länder wie Russland, die vor der Her- ausforderung einer schnellen wirtschaftlichen Entwicklung oder Umgestaltung der Wirtschaft stehen. Die meisten dieser Länder finden sich in Mittel- und Südamerika, Asien und Afrika. Mit dem Begriff „Länder des Nordens“ bzw. „Globaler Norden“ sind jene vor allem in Nordamerika und Europa beheimateten Industrieländer gemeint, die nach dem Index für menschliche Entwicklung (Human Development Index – HDI, siehe http://hdr.undp.org/en/reports/global/hdr2010/chapters/de/) der Vereinten Nationen eine hohe bzw. sehr hohe menschliche Entwicklung aufweisen. Die Indizes des HDI sind für die aktuelle Ausgabe 2010 deutlich verändert worden, so dass generelle wie geschlechtsspezifische Ungleichheiten und die unterschiedlichen Dimensionen der Armut besser erfasst werden können. Folglich erfüllen nicht nur Länder der nördlichen Hemisphäre die Kriterien für eine sehr hohe menschliche bzw. eine hohe menschliche Entwicklung. * United Nations Development Programme (UNDP). (2005). Human Development Report 2005. http://hdr.undp.org/en/media/HDR05_complete.pdf
© ALEX STONEMAN / GREENPEACE Greenpeace Übersetzung des International Greenpeace-Berichts „Dirty Laundry: Hung Out to Dry Unravelling the toxic trail from pipes to products” Greenpeace International, August 2011 Wer wird Champion für eine giftfreie Zukunft? Schmutzige Wäsche: Zum Trocknen aufgehängt Giftige Spuren vom Abflussrohr bis zum T-Shirt 3
© ALEX STONEMAN / GREENPEACE Greenpeace Zusammenfassung International Zusammenfassung Greenpeace kaufte die getesteten Artikel in den Flagship Entgiftet unsere Kleidung, stores der Unternehmen sowie in Geschäften, die für den entgiftet unser Wasser Verkauf der Markenprodukte autorisiert sind. Die Geschäfte befinden sich in 18 Ländern, sowohl in Ländern des glo- Für die Herstellung von Textilien und Stoffschu- balen Nordens als auch in Ländern des Südens. Erworben hen großer Bekleidungsmarken werden Nonyl- wurden die Artikel im April und Mai 2011.3 phenolethoxylate (NPE) verwendet. Zu diesem Aus den Etiketten der Artikel geht hervor, dass sie in Ergebnis kommt eine großangelegte Laborana- 13 Ländern hergestellt wurden. Bei drei Artikeln wird das lyse von Sport- und Freizeitbekleidungsartikeln Herstellungsland nicht genannt.4 Die beprobte Herren,- im Auftrag von Greenpeace. Die als Tenside in Damen- und Kinderkleidung war sowohl aus Naturfasern der Textilproduktion genutzten NPE wandeln als auch aus synthetischen Fasern hergestellt. Zu den Ar- sich durch Abbauprozesse in giftiges Nonyl- tikeln zählten T-Shirts, Jacken, Hosen, Unterwäsche und Schuhe aus Stoff. phenol (NP) um. Nonylphenol ist eine langlebige Chemikalie mit hormonell wirksamen Eigen- Greenpeace ließ alle 78 Bekleidungsartikel von einem füh- schaften. Sie reichert sich in der Nahrungskette renden unabhängigen Labor auf NPE untersuchen. Wird NPE-haltiges Abwasser ungeklärt in Flüsse eingeleitet, an und ist auch in sehr niedrigen Konzentratio- werden die Chemikalien zwar teilweise abgebaut, dabei nen schädlich. entsteht jedoch das stabile, umweltgefährdende und Greenpeace hat über 78 Sport- und Freizeitbekleidungs- hormonell wirksame Nonylphenol. Auch Kläranlagen sind artikel sowie Schuhe mit den Logos der 15 führenden nicht in der Lage, NPE vollständig abzubauen. In einigen Sportbekleidungsmarken untersucht. Die 15 Marken sind: Anlagen wird der Zersetzungsprozess, in dem sich NPE Abercrombie & Fitch, adidas, Calvin Klein2, Converse, in das schädlichere Nonylphenol umwandelt, sogar noch GAP, G-Star RAW, H&M, Kappa, Lacoste, Li Ning, Nike, beschleunigt. Puma, Ralph Lauren, Uniqlo und Youngor. Der Nachweis von NPE in Textilwaren ist ein Indika- tor für die Verwendung von NPE in der Produktion. Der Einsatz von NPE führt zu erhöhten Konzentratio- nen von Nonylphenol in der Umwelt, zum Beispiel in Wasserläufen und Flüssen. Schmutzige Wäsche: Zum Trocknen aufgehängt Giftige Spuren vom Abflussrohr bis zum T-Shirt 5
Die wichtigsten Ergebnisse Marken Anzahl positiv auf der Proben NPE getestet In 52 (zwei Drittel) der insgesamt 78 analysierten Artikel wurden NPE in Konzentrationen oberhalb der Nachweisgrenze von einem Milligramm NPE pro 3 3 Kilogramm Material festgestellt (für detaillierte Ergeb- nisse siehe das Kapitel Ergebnisse auf Seite 11). Von den 9 4 15 in die Untersuchung einbezogenen Marken verkauften 14 Artikel mit Rückständen von NPE. NPE wurden in Arti- keln aus 17 von insgesamt 18 Ländern und in 12 der insge- 4 3 samt 13 Herstellungsländer nachgewiesen. Zu den Unternehmen, dessen Produkte positiv auf NPE 6 5 getestet wurden, gehören die großen internationalen Mar- ken: Abercrombie & Fitch, adidas, Calvin Klein, Converse, 5 3 G-Star RAW, H&M, Kappa, Lacoste, Li Ning, Nike, Puma, Ralph Lauren, Uniqlo und Youngor. 2 0 Zum Trocknen aufgehängt 6 4 Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass NPE in der Textilproduktion für große internationale Be- kleidungsunternehmen verwendet wurden. Dazu 5 4 gehören Artikel von adidas und 13 der anderen 14 im Rah- men dieser Untersuchung begutachteten Marken. 4 1 Die Untersuchungsergebnisse zeigen außerdem, dass die Anwendung gefährlicher Chemikalien in der Textilproduk- 4 4 tion nicht auf in China hergestellte Bekleidungsprodukte be- schränkt ist. Die führenden Marken lassen in einer Vielzahl von Ländern produzieren. Die Umweltverschmutzung der 10 5 Textilindustrie ist somit ein globales Problem. Die Schad- stoffe stammen aus einer Vielzahl von Fabriken, in denen 9 7 die Markenartikel hergestellt werden, sowie deren weit ver- zweigtem Zuliefersystem. Und schließlich sind sie auch in den fertigen Bekleidungsartikel zu finden. 4 3 Durch den Kauf dieser Kleidung tragen auch Ver- braucher unwissentlich zur Abwasserbelastung bei. 4 3 Aus den importierten, mit NPE belasteten Textilien, gelangt Nonylphenol in die Umwelt – auch in Län- 3 3 dern, in denen es nur noch wenig oder keine Textil- industrie gibt. Das Waschen dieser Kleidungsartikel kann zur Freisetzung von NPE in Abwassersysteme führen. TOTAL 78 52 Obwohl die Konzentration von NPE in jedem Bekleidungs- artikel gering ist, kann in Anbetracht der großen Mengen an Auch wenn sich keine Rückstände in Textilien finden, kann produzierten Kleidungsstücken die freigesetzte Gesamt- NPE in der Produktion eingesetzt worden sein. Fertige menge erheblich sein. Durch die globale Textilproduktion Kleidungsstücke werden vor dem Vertrieb mehrfach gewa- können Artikel mit Restgehalten an NPE auch in EU-Länder schen, um Rückstände zu entfernen. Das Auswaschen der importiert werden, in denen der Einsatz dieser Chemikalien Chemikalien führt zum vermehrten Eintrag von NPE/NP in für die Kleidungsherstellung stark reglementiert ist.5 die Umwelt während des Herstellungsprozesses. 6 Schmutzige Wäsche: Zum Trocknen aufgehängt Giftige Spuren vom Abflussrohr bis zum T-Shirt
Greenpeace Zusammenfassung International Textilien und der globale Giftkreislauf 4) Der globale Export liefert Textilien, die mit geringen Mengen an NPE belastet sind – auch in Länder, in denen der Einsatz dieser Chemikalien in Textilfabriken verboten ist. 1) Waschmittel die Nonylphenolethoxylate (NPE) und andere Chemikalien enthalten, werden den Textilfabri- 5) Durch das ken geliefert und dort Waschen gelangt als Tensid eingesetzt. NPE in die Kanalisation. 6) Im Allgemeinen können Kläranlagen NPE nicht vollständig 2) Laxe Regulierungen unschädlich machen, erlauben es, Abwasser teilweise wird der mit NPE in die Flüsse zu Abbau zum giftigen leiten. Dort baut es sich NP noch beschleu- zum persistenten, bio- nigt. akkumulativen und hormonell-wirksamen Nonylphenol (NP) ab. 7) Hormonell wirksames NP gelangt auf diesem Weg in Oberflächenge- 3) NP reichert wässer, auch in Ländern, sich im Sediment die den Einsatz von NPE und in der Nah- verboten haben. rungskette an, z.B. in Fischen. „Das Problem und die Lösung sind nicht nur von regionaler Bedeutung. Es ist ein globales Thema.“ Schmutzige Wäsche: Zum Trocknen aufgehängt Giftige Spuren vom Abflussrohr bis zum T-Shirt 7
Wer übernimmt die Anzeichen für Fortschritt Verantwortung? Diese Studie ist die Fortsetzung früherer Greenpeace- Studien. Der Bericht Swimming in Chemicals belegte, dass Unabhängig von den Bekenntnissen führender Textilmar- Fische aus dem Jangtse Flussdelta durch Nonylphenol ken zu ihrer Unternehmensverantwortung sind ihre Regeln (ebenso wie PFOS und andere perfluorierte Chemikalien) für die Verwendung von Chemikalien lückenhaft. Der Fer- belastet sind.6 Die aktuelle Studie Dirty Laundry zeigte tigungsprozess ihrer Produkte wird von den Marken kaum gefährliche Chemikalien in Proben auf, die aus Abwasse- kontrolliert. So können sie nicht verhindern, dass die von reinleitungen von zwei chinesischen Textilfabriken – dem ihnen beauftragen Fabriken gefährliche Chemikalien in die Youngor Textile City Complex und der Well Dyeing Factory Umwelt freisetzen und sich Rückstände von Schadstoffen Limited – entnommen wurden.7 Diese Produktionsstätten in den fertigen Produkten befinden. Die vorliegende Unter- haben Geschäftsbeziehungen mit einer Vielzahl großer suchung zeigt auf, dass die Anwendung von gefährlichen internationaler und nationaler Bekleidungsmarken, ein- Chemikalien durch die Textilindustrie ein weit verbreitetes schließlich adidas, Nike, Puma und dem chinesischen Un- Problem ist, auf das die internationalen Sportbekleidungs- ternehmen Li Ning. marken bisher nicht angemessen reagieren. Nach der Veröffentlichung des Greenpeace-Reports Dirty Markeninhaber können die Umweltauswirkungen Laundry im Juli 2011 verpflichtete sich das Sportlifestyle- ihrer Produkte steuern, indem sie ihre Zulieferer Unternehmen Puma, alle Freisetzungen von gefährlichen anweisen, die Freisetzungen von gefährlichen Che- Chemikalien über seine Zulieferkette bis zum Jahr 2020 zu mikalien in ihren Fertigungsprozessen und ihren beenden. Acht Wochen nach Veröffentlichung will Puma Produkten auszuschließen. Die Marken müssen einen Aktionsplan vorlegen, der aufzeigt, wie das Unter- Verantwortung für die Verwendung und Freisetzung von nehmen diese Verpflichtung einhalten will.8 Chemikalien in unsere Gewässer übernehmen: Sowohl in textilproduzierenden Ländern als auch in jenen Regionen, Am 17. August 2011 verpflichtete sich auch Nike, die Ein- in denen ihre Produkte verkauft werden. leitung gefährlicher Chemikalien offen zu legen. Bis 2020 will das Unternehmen auf alle gefährlichen Chemikalien Die großen Textilmarken sollten dafür sorgen, dass ihre in der Textilproduktion verzichten. Zudem bietet Nike an, Umweltrichtlinien und Leistungen mit den selbst formu- entsprechende Veränderungen in der Bekleidungsbranche lierten Nachhaltigkeitsansprüchen übereinstimmen. aktiv zu unterstützen und zu beschleunigen: Dafür sollen Dringend erforderlich sind die Verpflichtung zur von Nike entwickelten Maßnahmen auch anderen Firmen „Nichteinleitung (Zero Discharge)“ von gefährlichen aus dem Bekleidungssektor angeboten werden.9 Chemikalien sowie Transparenz innerhalb der Zulie- ferketten. Dazu sind Aktionspläne zu erstellen, wie Greenpeace appelliert an alle anderen Textilmarken, diese Ziele erreicht werden können, um die weitere die Freisetzung von gefährlichen Chemikalien in Akkumulation von schädlichen Stoffen in der aqua- ihren Zulieferketten und Produkten auszuschließen. tischen Umwelt und die daraus resultierende Anrei- cherung in Menschen und Tieren zu vermeiden. 8 Schmutzige Wäsche: Zum Trocknen aufgehängt Giftige Spuren vom Abflussrohr bis zum T-Shirt
Greenpeace Zusammenfassung International © WILL ROSE / GREENPEACE Schmutzige Wäsche: Zum Trocknen Dirty Laundry aufgehängt 2: Hung Out Giftige Spuren to Dry Unravelling vom trail the toxic Abflussrohr bis to from pipes zum T-Shirt products 9
© ALEX STONEMAN / GREENPEACE Greenpeace Methode und Ergebnisse International Methode und Ergebnisse 1 Noch im Geschäft wurden die erworbenen Artikel einzeln in Reichweite und Umfang unbenutzte Polyethylenbeuteln verpackt. der Untersuchung Transport Die Analyse von Kleidung und bestimmten stoffbasierten Schuhen konzentrierte sich auf Die verschlossenen Beutel mit den Artikeln wurden an das Greenpeace-Labor an der Universität Exeter in Großbritan- die Quantifizierung von NPE-Konzentrationen in nien und von dort zur weiteren Analyse versandt. den Produkten. Dies schließt nicht aus, dass an- dere giftige Chemikalien im Fertigungsprozess Analyse verwendet wurden, oder dass Spuren anderer Die Analyse der Kleidung wurde von den Greenpeace- Verunreinigungen in manchen der getesteten Laboren organisiert und in Auftrag gegeben. Die Analysen Artikel anwesend waren. erfolgten durch ein unabhängiges akkreditiertes Labor. Die in Deutschland gekauften Proben wurden zur Überprüfung Diese Greenpeace-Untersuchung ist vermutlich der Ergebnisse von einem zweiten, für die Untersuchung die bis heute umfangreichste Analyse ihrer Art – von Textilien zertifizierten, Labor untersucht. sowohl in Bezug auf die Anzahl der untersuchten Bei einem Großteil der Artikel wurde ein Teil des Stoffes, Markenartikel, als auch hinsichtlich der Erfas- der keinerlei Aufdrucke trug, für die Untersuchung verwen- sung von Herstellungsländern und Ländern, in det. denen der Verkauf erfolgt. Bei einer kleinen Anzahl der Artikel, die einen Plastisolauf- druck eines Bildes, Logos oder Text auf der Oberfläche Protokoll für Einkauf, trugen, wurde dieser Ausschnitt untersucht. Transport und Analyse Die Proben wurden mit einer Mischung aus Acetonitril und Wasser im Verhältnis 70:30 extrahiert und anschließend Einkauf mit Umkehrphasen-Hochleistungsflüssigkeitschromato- Greenpeace erwarb die getesteten Kleidungsartikel in graphie (HPLC), gekoppelt mit einem Tandem-Massen- 18 Ländern, in den Flagshipstores der Unternehmen sowie spektrometer (LC-MS/MS API 4000) der Firma Applied in Geschäften, die zum Verkauf der Markenprodukte auto- Biosystems, analysiert. risiert sind. Um zu gewährleisten, dass die gekauften und getesteten Markenartikel auch rechtmäßige Markenpro- dukte sind, hat Greenpeace eine Reihe von Maßnahmen unternommen: q KKD,@QJDMOQNCTJSDVTQCDMUNM$HMYDKGĔMCKDQMDQVNQ- ben, die sich als deren rechtmäßige Händler bezeichnen. q&QDDMOD@BDEQ@FSDIDCDCDQFDM@MMSDM,@QJDM@M NA das untersuchte Markenprodukt tatsächlich von einem rechtmäßigen Händler erworben wurde. Bis auf zwei Geschäfte von Kappa21 und einem von Puma22 wurden alle Geschäfte als rechtmäßige Händler der erworbenen Markenprodukte bestätigt.23 Schmutzige Wäsche: Zum Trocknen aufgehängt Giftige Spuren vom Abflussrohr bis zum T-Shirt 11
Nonylphenol (NP) und getestete Produkte, aufgelistet nach Marken Nonylphenolethoxylate (NPE) Marken Anzahl der Proben NPE nachgewiesen Nonylphenolethoxylate (NPE): NPE sind eine Gruppe von künstlichen Chemikalien, die nicht in der 3 3 Natur vorkommen – außer als Folge menschlicher Akti vitäten. Diese Verbindungen gehören zu der Gruppe der Alkylphenolethoxylate (APE). Diese Chemikalien 9 4 werden von Textilherstellern häufig als Tenside verwen det. Nachdem NPE in Abwasserbehandlungsanlagen 4 3 gelangen oder direkt in die Umwelt freigesetzt werden, werden sie zu Nonylphenol abgebaut.10 Aufgrund von Bedenken über ihre gefährlichen Eigenschaften, gibt 6 5 es in einigen Regionen seit ungefähr 20 Jahren Ein schränkungen für die Anwendung von NPE.11 5 3 Nonylphenol (NP): NP wird für eine Vielzahl spezieller industrieller Anwendungen hergestellt, einschließ 2 0 lich der Herstellung von NPE. Nach der Anwendung können NPE zu Nonylphenol, aus dem sie produziert wurden, abgebaut werden.12 NP ist persistent, bio- 6 4 akkumulierbar und giftig. Es ist in der Lage, als hormonell aktiver Stoff zu wirken.13 Zudem rei- 5 4 chert es sich im Gewebe von Fischen und anderen Organismen und somit in der Nahrungskette an.14 NP wurde bereits im menschlichen Gewebe nach- 4 1 gewiesen.15 4 4 Einige Regionen schränken die Herstellung, Verwen dung und Freisetzung von NP und NPE seit Jahren ein. NP und NPE stehen beispielsweise auf der Chemika 10 5 lien-Liste für dringliche Maßnahmen zur Erreichung der Ziele der OSPAR Konvention. Zu den Zielen zählen die 9 7 Beendigung von Einleitungen, Emissionen und Verlus ten aller gefährlichen Stoffe in die marine Umwelt des Nordostatlantiks bis zum Jahr 2020.16 NP wurde eben 4 3 falls als „prioritär gefährliche Substanz” innerhalb der EU-Wasserrahmenrichtlinie eingestuft.17 Außerdem dür 4 3 fen innerhalb der EU Produkte, die mehr als 0,1 Prozent NP18 oder NPE enthalten, seit Januar 2005 nicht mehr auf den Markt gebracht werden. NP darf industriell nur 3 3 noch in geschlossenen Kreislaufsystemen genutzt wer den.19 Das chinesische Umweltministerium setzte NP SUmme 78 52 und NPE vor kurzem auf die „Liste giftiger Chemikalien, die für den Im- und Export in China stark eingeschränkt sind”. Dies bedeutet, dass der Im- oder Export über die chinesischen Grenzen hinweg nun einer vorherigen Genehmigung bedarf, auch wenn ihre Herstellung, An wendung und Freisetzung in China derzeit nicht geregelt sind.20
Greenpeace Methode und Ergebnisse International getestete Textilien - sortiert nach Ländern, in denen Ergebnisse und Interpretation sie eingekauft wurden 78 Artikel wurden untersucht: gekauft in Anzahl NPE ȈIn 52 Artikeln (zwei Drittel) wurden NPE in Konzentrationen der Proben nachgewiesen oberhalb der Nachweisgrenze von 1 Milligramm NPE pro Kilogramm Material (mg/kg) nachgewiesen; Argentinien 4 4 ȈDie Konzentrationen von NPE im einfachen Stoff variieren von Konzentrationen im Bereich der Nachweisgrenze (1 mg/kg) bis China 10 7 zu 1100 mg/kg. Eine Probe eines Textils mit Plastisoldruckbild Dänemark 3 2 enthielt NPE mit einer Spitzenkonzentration von 27000 mg/kg. ȈTextilien aller Marken, bis auf eine Ausnahme (GAP, zwei Deutschland 7 4 Proben), enthielten NPE oberhalb der Nachweisgrenze; Finnland 1 1 ȈTextilien aus 12 der 13 Herstellungsländer enthielten NPE oberhalb der Nachweisgrenze (mit Ausnahme von Tune- Großbritannien 5 2 sien, eine Probe); Italien 4 3 ȈTextilien aus 17 von 18 Verkaufsländern enthielten NPE oberhalb der Nachweisgrenze (mit Ausnahme von Schwe- Japan 5 3 den, zwei Proben). Niederlande 5 3 Eine Zusammenfassung der Ergebnisse wird in den folgen- den Tabellen dargestellt. Norwegen 2 2 Österreich 4 2 Konzentrationen von NPE Werden NPE in einem Produkt gefunden, lässt sich Philippinen 4 2 daraus schließen, dass die Chemikalie während der Herstellung des Produktes eingesetzt wurde. Die Russland 4 4 Konzentration von NPE in einem Produkt sagt jedoch nichts über die Menge der verwendeten NPE aus. Schweden 2 0 NPE können während der Produktion aus den Materialien ausgewaschen werden, was zu einer geringen Konzentra- Schweiz 6 5 tion von NPE im Endprodukt führt. Spanien 4 3 Es ist daher möglich, dass für ein Produkt mit geringen Rückständen der Chemikalien während der Herstellung Thailand 4 4 mehr NPE verwendet wurde als für ein Produkt mit einer höheren NPE-Konzentration. Tschechien 4 1 Auf Grundlage der Ergebnisse dieser Studie kann das Aus- SUMME 78 52 maß des gesamten Einsatzes von NPE für die Herstellung von Markenartikeln nicht abgeschätzt werden. Zudem kann keine Aussage über die verwendete Menge NPE innerhalb der Textilproduktion eines Herstellungslandes getroffen werden. Die Ergebnisse zeigen jedoch eindeutig, dass der Einsatz von NPE in der internationalen Textilproduk- tion und der Herstellung von Artikeln für große Be- kleidungsmarken weit verbreitet ist. Detailliertere Ergebnisse zu den untersuchten Artikeln be- finden sich in Anhang 1. Schmutzige Wäsche: Zum Trocknen aufgehängt Giftige Spuren vom Abflussrohr bis zum T-Shirt 13
Auswirkungen für Träger dieser Textilien Die Konzentrationen an NPE, die in allen Artikeln ermittelt wurden, stellen kein unmittelbares Gesundheitsrisiko für die Trägerinnen und Träger der Kleidung dar (für weitere Informationen über NPE und NP siehe Seite 12). Einige der in diesem Bericht untersuchten Markenprodukte. ABERCROMBIE & FITCH ADIDAS NIKE UNIQLO TX11074 TX11005 TX11027 TX11065 H&M PUMA CONVERSE LI NING TX11078 TX11015 TX11033 TX11018 LACOSTE G-STAR TX11056 TX11061 CALVIN KLEIN YOUNGOR CALVIN KLEIN KAPPA TX11049 TX11039 TX11050 TX11053 14 Schmutzige Wäsche: Zum Trocknen aufgehängt Giftige Spuren vom Abflussrohr bis zum T-Shirt
Greenpeace Methode und Ergebnisse International H&M LI NING CALVIN KLEIN YOUNGOR TX11072 TX11021 TX11048 TX11038 G-STAR NIKE KAPPA RALPH LAUREN TX11064 TX11028 TX11055 TX11043 PUMA ADIDAS TX11010 TX11008 RALPH LAUREN ABERCROMBIE & FITCH CONVERSE UNIQLO TX11045 TX11073 TX11036 TX11068 Schmutzige Wäsche: Zum Trocknen aufgehängt Giftige Spuren vom Abflussrohr bis zum T-Shirt 15
© ALEX STONEMAN / GREENPEACE 16 Schmutzige Wäsche: Zum Trocknen aufgehängt Giftige Spuren vom Abflussrohr bis zum T-Shirt
Greenpeace Diskussion der Messergebnisse und International Standpunkte der Textilunternehmen Diskussion der Mess- ergebnisse und Standpunkte 2 der Textilunternehmen Viele der großen Bekleidungsmarken, deren Angesichts der Erkenntnis, dass die Freisetzung von NP/ Produkte untersucht wurden, haben öffentlich NPE in die Umwelt beendet werden muss, sowie der star- ken Reglementierung des Einsatzes von NP/NPEO in ver- zugängliche Richtlinien zur Einschränkung ge- schiedenen Ländern ist es überraschend, dass keine der in fährlicher Stoffe. Diese Richtlinien sind oft sehr diesem Bericht genannten Marken ihre Zulieferer dazu ver- begrenzt: So sichern Zulieferer zum Beispiel nur anlasst, die Verwendung dieser Chemikalien auszuschlie- zu, sich an die lokalen Umweltstandards zu hal- ßen. Dabei haben viele Marken die Gefahren von NPE/NP ten. Die meisten dieser Standards berücksich- und anderer Chemikalien erkannt und deren Anwesenheit tigen nicht die Einleitung der gefährlichen und in ihren Produkten Einschränkungen unterworfen. persistenten Chemikalien, die in diesem Bericht Der sicherste Weg zu rückstandsfreien und umwelt- genannt werden. schonenden Artikeln ist ein vollständiger Ausschluss von gefährlichen Chemikalien in der Produktion. Einige der genannten Marken beschränken die Anwesen- heit von NPE/NP und anderen Chemikalien in ihren Pro- Die Marktführer in der Textilbranche haben noch nicht dukten. Allerdings haben sich bisher nur zwei Marken dazu genügend Anstrengungen zur Eliminierung der Verwen- verpflichtet, in Zukunft den Einsatz gefährliche Chemikalien dung und Freisetzung von gefährlichen Chemikalien in der über ihre gesamte Zulieferkette und in ihren Produkten Produktion unternommen. Während sich einige Marken auszuschließen.24, 25 nun engagieren, fehlt es den meisten immer noch an einer Verpflichtung zur Nichteinleitung von gefährlichen Chemi- Derzeit fordert keine Textilmarke von ihren Zulieferern, dass kalien sowie dem dazugehörigen Umsetzungsplan mit Nutzung und Freisetzung von gefährlichen Stoffen offen ge- klaren Fristen. Angesichts der Gefahr, die von gefährlichen legt werden. Diese Studie bietet den Marken Gelegenheit, Chemikalien ausgeht, ist die Notwendigkeit von Veränder- transparenter zu werden und darzulegen, wo die unter- ungen offensichtlich. suchten Produkte hergestellt wurden und an welcher Stelle der Zulieferketten NPE sowie NP benutzt und freigesetzt worden sind. Greenpeace fordert die Marken auf, mit ihren Zulieferern zusammen zu arbeiten, um alle Freisetzungen von gefährlichen Chemikalien offen zu legen und zu been- den. Ein Beispiel für die Eliminierung und Substituierung gefähr- licher Chemikalien ist das Chemikalienmanagementgesetz REACH der EU. 26 REACH ist aktuell das beste System zum Schutz der Umwelt und der menschlichen Gesundheit gegen die schädlichen Auswirkungen von gefährlichen Chemikalien. Da REACH noch nicht vollständig imple- mentiert wurde und importierte Produkte nicht vollständig berücksichtigt, existieren nach wie vor Reglementierungs- lücken. Daher wird Nonylphenol weiterhin auch in europä- ischen Ländern freigesetzt, zum Beispiel über importierte Textilien. Schmutzige Wäsche: Zum Trocknen aufgehängt Giftige Spuren vom Abflussrohr bis zum T-Shirt 17
ine eigene Lacoste hat ke rstützt gie ist Unsere Strate sfreies ” Nachhaltigkeit ist eine globale Initiative, an der uns bei Abercombie & Fitch sehr viel liegt ” aber Krokod jekte: „Seit m nte CSR-Politik, u chutzpro- il- e S hr als 78 Jah- rokodil als ren wird das K acoste un- ” es, ein emissi Untern e h m Und zwar durc e n on zu werden. h: vorbildlicher und wir stehen zu unserem Bekenntnis zur Umweltverträg- lichkeit und den Be- terstützt da jekte, die vo h (Global Enviro n e r d L Logo genutzt. ktiv Pro- a er GEF nment Facility ) - Integration ken in unser urden u n d d e r Umweltprakti eln, mühungen, sie zu ausgesucht w ng oder gesamtes Ha - Maximale S nz, Umwelteffizie nd teigerung de r erfüllen. Abercrombie & Fitch28 “ Bestandss dem Schutz ic Arten von Kro h b eru estimmter kodilen, Alliga en die toren, Kaiman ussterben n e n , d ie - Nutzen des entweder vo m A - Fördern und ements n d o d er deren Ver- Umweltenga g bedroht si unserer M Adidas Intern it a rbeiter. etseite 27 “ ihrer Lebensr den würde .“ ische Balance lust die biolog me gefähr- äu emappe 29 “ Lacoste Press 18 Schmutzige Wäsche: Zum Trocknen aufgehängt Giftige Spuren vom Abflussrohr bis zum T-Shirt
Greenpeace Diskussion der Messergebnisse und International Standpunkte der Textilunternehmen ” Wir erkennen an, dass unsere Lieferkette einen Einfluss auf die Umwelt hat. Wir habe n keine direkte Kontrolle über unsere Liefe- ranten, Anbieter oder as Wir wenden d in ” Dienstleister, wir […] e p ri n zi p Vorsorg versuchen, unsere Lie U m w e ltarbeit feranten und Anbieter - unserer einen auf unsere Umwelt- an und haben satz n Erfordernisse zu ver- präventiven A tion S u b st it u pflichten hinsichtlich mit der n fä h rl ic h e Abwasserbehandlung, von ge Chemik a lie n gefährlicher Chemika lien, Luftqualität und - übernommen us . “ “ H&M Conscio Recycling. inability Phillips-Van Heusen, Actions Susta 31 Besitzer der Marke Ca Report 2010 lvin Klein, Environmental Statement30 Schmutzige Wäsche: Zum Trocknen aufgehängt Giftige Spuren vom Abflussrohr bis zum T-Shirt 19
© ALEX STONEMAN / GREENPEACE 20 Schmutzige Wäsche: Zum Trocknen aufgehängt Giftige Spuren vom Abflussrohr bis zum T-Shirt
Greenpeace Schlussfolgerungen und Forderungen International Schlussfolgerungen und Forderungen 3 q#HDFQNDM!DJKDHCTMFRL@QJDMmachen die Konsu- Schlussfolgerungen menten ihrer Produkte unwissentlich zu Mitwir- qToxische Schadstoffe aus der Textilherstellung kenden bei der Freisetzung von Nonylphenol in die stellen in den Produktionsländern ein weit ver- Umwelt jener Länder, in denen die Produkte ver- breitetes Problem dar. Die Textilindustrie ist ver- kauft werden – einschließlich jener Regionen, in denen antwortlich für bisher nicht quantifizierte, aber der offene Einsatz der ursächlichen Chemikaliengruppe potentiell signifikante Mengen von schädlichen (NPE) verboten ist. Durch das Waschen werden Pro- Chemikalien wie Nonylphenol, das sich in der aqua- duktionsrückstände von NPE aus der Bekleidung in das tischen Umwelt anreichert. Abwassersystem freigesetzt und tragen letztlich zur NP- q4M@AGĔMFHFUNM!DQHBGSDMŘADQTMSDQMDGLDQHRBGD5DQ- Belastung in der Umwelt bei. Obwohl die Menge an NPE antwortung zeigen die Ergebnisse dieser Studie, dass in jedem Bekleidungartikel gering ist, kann die insgesamt die großen Bekleidungsmarken derzeit nur unzu- freigesetzte Menge bei der Masse an verkauften Textilien reichende Grundsätze, Praktiken oder Kontrollen beachtlich sein. hinsichtlich des Gebrauchs von schädlichen Che- q TBGVDMMCHDTMSDQRTBGSD/QNADM@MY@GKUDQFKDHBGR- mikalien durch ihre Lieferanten haben. Sie müssen weise klein erscheint, zeigt die Untersuchung, dass die mehr Engagement zeigen, um zu verhindern, dass Verwendung von schädlichen Chemikalien seitens der toxische Chemikalien sowohl in den textilproduzie- Textilindustrie ein weit verbreitetes Problem ist, auf wel- renden Ländern als auch in jenen Ländern, in denen ches die internationale Bekleidungsindustrie derzeit nicht die Produkte verkauft werden, in die Umwelt gelan- angemessen reagiert. gen. Dieses Problem ist nicht auf die großen Marken be- schränkt – aber gerade diese Unternehmen haben einen qDie innerhalb dieser Studie aufgezeigten Erkennt- signifikanten Einfluss auf ihre Zulieferer. Große Marken nisse sind vermutlich nur die Spitze des Eisbergs. haben zudem die spezielle Verantwortung, zu gewähr- Die Probleme, die mit der Freisetzung von schädlichen leisten, dass ihre Umweltpolitik und deren Ausführung Chemikalien verbunden sind, beschränken sich nicht nur mit ihren Nachhaltigkeitsansprüchen übereinstimmen. auf NPE and NP, da in der Textilindustrie eine Vielzahl Dieser Verantwortung werden sie derzeit nicht gerecht. von Substanzen verwendet werden. Schmutzige Wäsche: Zum Trocknen aufgehängt Giftige Spuren vom Abflussrohr bis zum T-Shirt 21
Darüber hinaus müssen diese Unternehmen als An- Forderungen führer und Innovationskräfte handeln. Die mit der Greenpeace ruft die in diesem Bericht benannten Marken Verwendung und Freisetzung von schädlichen Chemikalien auf, durch die Beseitigung von schädlichen Chemikalien innerhalb der Textilindustrie verbunden Probleme werden aus ihren Zulieferketten und ihren Produkten Vorkämpfer nicht durch die Aufkündigung der Zusammenarbeit mit für eine giftfreie Zukunft zu werden. Die Etablierung ein oder zwei verschmutzenden Anbietern oder durch den einer klaren Unternehmens- und Zulieferpolitik ist notwen- Ausschluss von ein oder zwei schädlichen Chemikalien zu dig. Diese muss alle Zulieferer verpflichten, unbedenk- lösen sein. Die Lösungen werden in der Zusammen- liche Chemikalien einzusetzen; festgeschrieben in einem arbeit mit Zulieferern gefunden werden müssen, um Aktionsplan, der klare Fristen enthält. einen Systemwandel in der Textilproduktion zu bewirken. Effektive Strategien zur Beendigung des Einsatzes und der Ein solches Handeln erfordert eine Vision, Hingabe Freisetzung gefährlicher Chemikalien und das Chemikalien- und den Willen, sich über den derzeitigen Ansatz zum management müssen auf dem Vorsorgeprinzip basieren Chemikalienmanagement hinaus zu verbessern. Jede und den gesamten Produktlebenszyklus sowie alle Marke und jeder Zulieferer hat die Verantwortung zu Freisetzungspfade berücksichtigen. wissen, wann und wo schädliche Chemikalien ent- Der Umsetzungsplan sollte neben einem klaren Zeitplan lang der Versorgungskette verwendet und freigesetzt ein transparentes Chemikalienmanagement beinhalten werden und danach zu streben, diese zu entfernen. und auf dem „Right to Know“-Prinzip (Informationsan- spruch)32 basieren. Wirkliche und substantielle Schritte zur Entwicklung einer Vorreiterschaft für eine giftfreie Zukunft beinhalten Transparenz. Die Daten, welche schädlichen Chemikalien Zulieferer nutzen und freisetzen, müssen öf- fentlich verfügbar gemacht werden. Besonders schädliche Chemikalien müssen prioritär behandelt werden und sind Es ist jetzt an der Zeit zu handeln. sofort auszuschließen. www.greenpeace.de/detox 22 Schmutzige Wäsche: Zum Trocknen aufgehängt Giftige Spuren vom Abflussrohr bis zum T-Shirt
Greenpeace Schlussfolgerungen und Forderungen International © WILL ROSE / GREENPEACE Schmutzige Wäsche: Zum Trocknen aufgehängt Giftige Spuren vom Abflussrohr bis zum T-Shirt 23
Anhang 1 Es wurden 78 Textilien von 15 Marken getestet. In 52 Artikeln wurde NPE in Konzentrationen oberhalb der Nachweisgrenze festgestellt. (NPE; mg/kg) Marke NPEs Proben- Land, Stadt, Land der Produkt- (mg/kg) bezeichnung Einkauf Einkauf Herstellung bezeichnung Abercrombie & Fitch 1100 TX11073 Japan Tokio China Jeans shorts Abercrombie & Fitch 39 TX11074 Dänemark Kopenhagen China T-shirt Abercrombie & Fitch 18 TX11075 Großbritannien London Kambodscha T-shirt Adidas 18 TX11003 Thailand Bangkok Thailand Polo shirt Adidas 14 TX11005 Norwegen Oslo China Kleid Adidas 2.0 TX11008 Italien Rom Thailand Trikot Adidas 1.1 TX11077 Schweiz Bern Philippinen Trainingsanzug-Hose Adidas
Greenpeace Anhang International eins Artikel, die farblich gekennzeichnet sind, tragen ein Plastisolaufdruck (Logo, Bild oder Text). Diese Stellen wurden untersucht. Marke NPEs Proben- Land, Stadt, Land der Produkt- (mg/kg) bezeichnung Einkauf Einkauf Herstellung bezeichnung Kappa
Anhang 2 Es wurden 78 Textilien von 15 Marken getestet, hergestellt in 13 Ländern. In 52 Artikeln wurde NPE nachgewiesen. (NPE; mg/kg) Land der NPEs Marke Land der NPEs Marke Herstellung (mg/kg) Herstellung (mg/kg) Ägypten (1 out of 1) 9.1 Calvin Klein (PvH) 19 Youngor Bangladesh 41 G-Star RAW Indonesien 2.0 Nike (8 out of 11) 13 G-Star RAW (2 out of 3)
© ALEX STONEMAN / GREENPEACE Greenpeace Dirty Laundry 2: Section Appendix International Hung Out to Dry xxx two Unravelling the toxic trail from pipes to products Dirty Laundry 2: Hung Out to Dry Unravelling the toxic trail from pipes to products 27
© ALEX STONEMAN / GREENPEACE 28 Dirty Laundry 2: Hung Out to Dry Unravelling the toxic trail from pipes to products
Greenpeace Anhang Section International drei xxx Anhang 3 Es wurden 78 Textilien von 15 Marken getestet, verkauft in 18 Ländern. In 52 Artikeln wurde NPE nachgewiesen. (NPE; mg/kg) Einkaufsland NPEs Marke Einkaufsland NPEs Marke (mg/kg) (mg/kg) Argentinien 29 Calvin Klein (PvH) Niederlande
Quellen 1 Jobling S, Reynolds T, White R, Parker MG & Sumpter JP (1995). A variety 16 OSPAR (1998). OSPAR Strategy with Regard to Hazardous Substances, of environmentally persistent chemicals, including some phthalate plasti- OSPAR Übereinkommen zum Schutz der Meeresumwelt des Nordost- cizers, are weakly estrogenic. Environmental Health Perspectives 103(6): Atlantiks, OSPAR 98/14/1 Annex 34 582-587 Jobling S, Sheahan D, Osborne JA, Matthiessen P & Sumpter JP (1996). 17 EU (2001) op cit. Inhibition of testicular growth in rainbow trout (Oncorhynchus mykiss) expo- 18 0,1 % entspricht 1.000 mg/kg = 1000ppm sed to estrogenic alkylphenolic chemicals. Environmental Toxicology and Chemistry 15(2): 194-202. 19 EU (2003) op cit. 2 Alle Gespräche zu Produkten von Calvin Klein wurden mit der Philips van 20 MEP (2011). List of Toxic Chemicals Severely Restricted for Import and Heusen Corporation, dem Eigentümer der Marke Calvin Klein, geführt. Export in China (2011). Ministry of Environmental Protection (MEP), The People’s Republic of China. 3 Die Kleidung wurde in folgenden 18 Ländern erworben: Argentinien, http://www.crc-mep.org.cn/news/NEWS_DP.aspx?TitID=267&T0=10000 Österreich, China, der Tschechischen Republik, Dänemark, Finnland, &LanguageType=CH&Sub=125 Deutschland, Italien, Japan, den Niederlanden, Norwegen, auf den Philip- pinen, Russland, Spanien, Schweden, Schweiz, Thailand und in Großbri- 21 Diese zwei Geschäfte befinden sich in Bangkok und Wien. Beide stellten tannien. sich selbst als autorisierte Kappa Händler dar. Um zusätzlich sicherzustel- len, dass Produkte der Marke Kappa gekauft und getestet wurden, kommu- 4 Die Kleidung wurde in folgenden 13 Ländern hergestellt: Bangladesch, nizierte Greenpeace wiederholt mit der Zentrale von Kappa in Turin, Italien. Kambodscha, China, Ägypten, Indonesien, Malaysia, Pakistan, auf den Über mehrere Wochen hinweg wollte Kappa die Authentizität der Geschäfte Philippinen, Sri Lanka, Thailand, Tunesien, der Türkei und Vietnam. Bei drei hinsichtlich der Markenprodukte von Kappa jedoch weder bestätigen noch Artikeln ist das Herstellungsland unbekannt. bestreiten. 5 EU (2003). RICHTLINIE 2003/53/EG DES EUROPÄISCHEN PARLA- 22 Aufgrund eines Markenstreits zwischen der Puma AG und dem spani- MENTS UND DES RATES vom 18. Juni 2003 zur 26. Änderung der Richt- schen Händler Estudio 2000 erkennt Puma das entsprechende Geschäft linie 76/769/EWG des Rates über Beschränkungen des Inverkehrbringens in Madrid – wo Greenpeace Puma-Artikel erwarb – nicht an. Nach Auskunft und der Verwendung gewisser gefährlicher Stoffe und Zubereitungen von Estudio 2000 stammen die beprobten Artikel von Puma. (Nonylphenol, Nonylphenolethoxylat und Zement), nun Eintrag Nr. 46 des Annex 17 der VERORDNUNG (EG) Nr. 552/2009 DER KOMMISSION 23 Youngor antwortete nicht auf ein Anschreiben. Greenpeace verfügt vom 22. Juni 2009 zur Änderung der Verordnung (EG) Nr. 1907/2006 des allerdings über Informationen darüber, dass das Geschäft, aus dem die Pro- Europäischen Parlaments und des Rates zur Registrierung, Bewertung, Zu- dukte stammen, ein autorisierter Händler ist. lassung und Beschränkung chemischer Stoffe (REACH) hinsichtlich Anhang XVII. Official Journal L 164. 26.6.2009: 7-31 24 Im Anschluss an die Veröffentlichung des Reports „Schmutzige Wäsche“ im Juli 2011 verpflichtete sich das internationale Sportlifestyle-Unternehmen 6 Brigden K, Allsop M & Santillo D (2010). Swimming in chemicals. Puma zum Ausschluss aller Freisetzungen von gefährlichen Chemikalien Greenpeace Research Laboratories, GRL-TN 07/2010, verfügbar unter über seine Zulieferkette bis zum Jahr 2020. Zudem soll ein Aktionsplan be- http://www.greenpeace.to/publications/swimming-in-chemicals.pdf schreiben, wie das Unternehmen diese Verpflichtung einhalten will. http://safe.puma.com/us/en/2011/07/puma-is-committed-to-eliminate- 7 Greenpeace International (2011). Dirty Laundry. Unravelling the corporate discharges-of-hazardous-chemicals-2/ connections to toxic water pollution in China, verfügbar unter http://www.greenpeace.org/dirtylaundryreport 25 Siehe Nikes Verpflichtung unter http://www.nikebiz.com/media/pr/ 2011/08/17_zero_discharge.html 8 Siehe Pumas Verpflichtung unter http://safe.puma.com/us/en/2011/07/ puma-is-committed-to-eliminate-discharges-of-hazardous-chemicals-2/ 26 Verordnung (EG) Nr. 1907/2006 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 18. Dezember 2006 zur Registrierung, Bewertung, Zulassung 9 Siehe Nikes Verpflichtung unter http://www.nikebiz.com/media/pr/ und Beschränkung chemischer Stoffe (REACH). 2011/08/17_zero_discharge.html 27 https://afcares.anfcorp.com/anf/intranet/site/afcares/sustainability 10 OSPAR (2004). Nonylphenol/nonylphenol ethoxylates, OSPAR Priority Substances Series 2001, updated 2004, OSPAR Übereinkommen zum 28 Adidas Group (2011) “Green company”. Schutz der Meeresumwelt des Nordost-Atlantiks, OSPAR Commission, http://www.adidas-group.com/en/sustainability/Environment/green_ London, ISBN 0-946956-79-0: 20 Seiten. http://www.ospar.org/docu- company/default.aspx ments/dbase/publications/p00136_BD%20on%20nonylphenol.pdf 29 http://www.hm.com/filearea/corporate/fileobjects/pdf/en/CSR_ 11 PARCOM (1992). PARCOM Recommendation 92/8 on nonylphenol- REPORT2010_PDF_1302846254219.pdf ethoxylates, OSPAR Übereinkommen zum Schutz der Meeresumwelt des Nordost-Atlantiks, OSPAR Commission, London: 1 S. 30 http://www.lacoste.com/library/download/pdf/LACOSTE_ OSPAR (1998). OSPAR Strategy with Regard to Hazardous Substances, presskit_en.pdf OSPAR Übereinkommen zum Schutz der Meeresumwelt des Nordost- 31 http://www.pvh.com/pdf/environmental_policy.pdf Atlantiks, OSPAR 98/14/1 Annex 34 EU (2001). Entscheidung Nr. 2455/2001/EG des Europäischen Parlamen- 32 Das Informationsanspruchsprinzip, im Kontext von Arbeitsplatzrecht tes und des Rates vom 20. November 2001 zur Festlegung der Liste prio- und gesellschaftlichem Umweltrecht, ist ein Ausdruck, der sich gewöhnlich ritärer Stoffe im Bereich der Wasserpolitik und zur Änderung der Richtlinie auf das juristische Prinzip (oder das Erkennen dieses Prinzips) bezieht. 2000/60/EG, Official Journal L 249 , 17/09/2002: 27-30 Demanch hat das Individuum das Recht, zu wissen, welchen Umwelt- schadstoffen – einschließlich Chemikalien – es in seinem täglichen Leben 12 OSPAR (2004) op cit. ausgesetzt sein kann. Ganz besonders zielt das gesellschaftliche Infor- 13 Jobling et al (1995) op cit., Jobling et al (1996) op cit. mationsanspruchsprinzip darauf ab, Mitgliedern der Öffentlichkeit einen größeren Zugang zu Umweltinformationen zu ermöglichen, welche im 14 OSPAR (2004) op cit. Besitz von Unternehmen oder Behörden sind, um dadurch die Transparenz und Verantwortung beider zu erhöhen. 15 Lopez-Espinosa MJ, Freire C, Arrebola JP, Navea N, Taoufiki J, Fern- andez MF, Ballesteros O, Prada R & Olea N (2009). Nonylphenol and octyl- phenol in adipose tissue of women in Southern Spain. Chemosphere 76(6): 847-852 30 Schmutzige Wäsche: Zum Trocknen aufgehängt Giftige Spuren vom Abflussrohr bis zum T-Shirt
© ALEX STONEMAN / GREENPEACE Greenpeace Dirty Laundry 2: International Hung Out to Dry Unravelling the toxic trail from pipes to products ©GREENPEACE / XXX Dirty Laundry 2: Hung Out to Dry Unravelling the toxic trail from pipes to products 31
Greenpeace e. V. Große Elbstr. 39 22767 Hamburg Greenpeace ist eine internationale Umweltorganisation, die mit gewaltfreien Aktionen für den Schutz der Lebensgrundlagen kämpft. Unser Ziel ist es, Umweltzerstörung zu verhindern, Verhaltensweisen zu ändern und Lösungen durchzusetzen. Greenpeace ist überparteilich und völlig unabhängig von Politik, Parteien und Industrie. Mehr als eine halbe Million Menschen in Deutschland spenden an Greenpeace und gewährleisten damit unsere tägliche Arbeit zum Schutz der Umwelt. Es ist Zeit zu handeln – www.greenpeace.org/detox www.greenpeace.de/detox
Sie können auch lesen