Schöpfung bewahren Nachhaltiges Handeln im Dienst der Weltkirche - Erzbistum Köln
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Schöpfung bewahren Nachhaltiges Handeln im Dienst der Weltkirche Jahresbericht der Diözesanstelle Weltkirche – Weltmission 2020 Generalvikariat des Erzbistums Köln
Vorwort Liebe Leserin, lieber Leser, Sie halten den zweiten gedruckten Jahresbericht der Diö- Ein Jahresbericht gibt einen Einblick in alle Bereiche des zesanstelle Weltkirche – Weltmission in der Hand. 2015 Engagements der Diözesanstelle. Seit vielen Jahren stellt hatten wir unseren Bericht erstmals veröffentlicht, der die Erzdiözese 3,5 Prozent der für die Aufgabenerfüllung im positive Zuspruch ermutigte uns, in diesem Jahr einen Erzbistum Köln zur Verfügung stehenden Kirchensteuermit- Bericht in größerer Auflage zu drucken und einige unserer tel für weltkirchliche Belange bereit, die bewusst als „Auf- weltweiten Projekte vorzustellen. wendung in eigener Sache“ verstanden werden. Dies ermöglicht uns, unseren Schwesternkirchen beim Aufbau Das Thema unseres Jahresberichts ist „Schöpfung bewahren ihrer pastoralen Arbeit substanziell zu helfen. – Nachhaltiges Handeln im Dienst der Weltkirche“. Die Ver- antwortung für die Bewahrung der Schöpfung, die untrenn- Corona hat natürlich auch unsere Arbeit beeinträchtigt. Vorwort 2 bar mit der Solidarität mit den Menschen verbunden ist, Statt der üblichen 200 Besucher haben wir nur 30 empfan- Herausforderung für die Menschheit – Bewahrung der Schöpfung als drängendes gemeinsames Ziel 04 wird im Erzbistum Köln auch weltkirchlich verstanden und gen können. Mit einigen konnten Online-Gespräche statt- Erzdiözese und Caritas helfen in Sambia – Schöpfungsverantwortung durch nachhaltige Kochtechnik 06 gelebt. Davon zeugt die Arbeit der Diözesanstelle Weltkir- finden. Über 2.500 Projektanfragen aus der Weltkirche che – Weltmission in vielen Bereichen der Erde. konnten dennoch beantwortet werden. Vision Schöpfungsverantwortung – Auf dem Weg zur sozial-ökologischen Umkehr im Erzbistum Köln 8 Biogasanlagen für Burkina Faso – „Jeder Katechist hier in Burkina Faso bekommt ein eigenes kleines Kraftwerk“ 10 Die Patronin der Weltkirche, die Heilige Theresia von Lisi- Wir haben einen Fonds für Corona-Maßnahmen in Höhe von Daten und Fakten – Die Hilfen im Jahr 2020 13 eux, so Papst Franziskus in seiner Enzyklika „Laudato si’“, 500.000 Euro aufgelegt, einige daraus geförderte Maßnah- „lädt uns ein, den ,kleinen Weg‘ der Liebe zu beschreiten, men stellen wir Ihnen hier vor. Und trotz Corona haben im Unsere Patenprogramme: Chancen bieten – Pate werden! 16 keine Gelegenheit für ein freundliches Wort, für ein Berichtszeitraum die Krisen weltweit nicht nachgelassen, Nothilfeprojekte: Coronahilfen, Flüchtlings- und Katastrophenhilfe 17 Lächeln, für irgendeine kleine Geste zu verpassen, die Frie- und so ging auch unsere Unterstützung in Krisengebieten Auszeichnung zur PFairrgemeinde – „Es muss die Gretas geben in unserer Gesellschaft“ 18 den und Freundschaft verbreitet. Eine ganzheitliche Ökolo- 2020 unverändert weiter. In 2020 standen uns 1,8 Millionen Rumänien – Die Chance auf eine saubere Welt 19 gie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht, die für die Hilfe in den Krisengebieten zur Verfügung. die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus durch- Indien – Wasser verändert alles 20 brechen. Indessen ist die Welt des wütenden Konsums Ich wünsche Ihnen viel Freude mit dem Bericht, alles Gute Brasilien – Diego und das Bienenhaus 22 zugleich die Welt, in der das Leben in all seinen Formen und Gottes Segen. Ikonenaktion – Die Frau aus dem Libanon 24 schlecht behandelt wird.“ (Laudato si’ 230) Ihr Libanon – Besuche der Verbundenheit: Reisen in den Libanon 25 Nadim K. Ammann Impressum 28 Die Diözesanstelle Weltkirche – Weltmission ist die Fach- Leiter der Diözesanstelle Weltkirche – Weltmission stelle im Erzbistum, in der Besucher aus aller Welt empfan- gen und ihre Anliegen besprochen werden. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter legen immer Wert darauf, dass wir unseren Besuchern auf Augenhöhe begegnen, ihnen ein Lächeln schenken und ihre Anliegen ernst neh- men. Denn es geht um nichts weniger als um das geschwi- sterliche Miteinander der Weltkirche. In diesem Miteinander liegt auch eine Mitverantwortung für die Schöpfung. Wenn es also darum geht, welche Welt „wir denen überlas- sen wollen, die nach uns kommen, den Kindern, die gerade Nadim K. Ammann aufwachsen“, dann kann das nur mit einem weltkirchlichen arbeitet seit 2003 in der Diözesanstelle Weltkirche – Ansatz gehen. Wir möchten eine „Kultur der Achtsamkeit“ Weltmission. Seit September 2020 leitet er als Nach- und echte Partnerschaften pflegen. Dazu gehört es, unseren folger von Dr. Rudolf Solzbacher die Diözesanstelle. Er Partnern dabei zu helfen, selbständig agieren zu können. stammt aus Freiburg, hat in Tübingen Pädagogik studiert In diesem Bericht kommen deshalb auch unsere Partner und sein Handwerk bei Missio in München gelernt. selbst zu Wort. 2 Jahresbericht der Diözesanstelle Weltkirche – Weltmission 2020 | Generalvikariat des Erzbistums Köln 3
Herausforderung für die Menschheit zu schützen, denn indem wir die Umwelt schützen, schüt- BEWAHRUNG DER SCHÖPFUNG ALS zen wir uns selbst. Wir haben eine Verantwortung gegen- über Gott und gegenüber der von Gott geschaffenen Natur. Ein weiterer Faktor, der Umweltzerstörung verursacht, ist DRÄNGENDES GEMEINSAMES ZIEL der alleinige Nutzenanspruch egoistischer Wirtschaftsinter- essen. Wahre wirtschaftliche Entwicklung geschieht nur, wenn Gemeinschaften in Harmonie mit Gott und mit sich Die Sorge um die Bedrohungen unserer globalen Natur in der heutigen Zeit ist ein grundlegender Aspekt in der selbst leben. Bekämpft werden muss jede Politik, die in der Partnerschaft unserer beiden Erzdiözesen in Köln und Mombasa/Kenia. Unsere Diözesen verbindet im Gebet und Befassung mit einem handelbaren Gut Spekulationen auf Handeln unser gemeinsames theologisches Verständnis, die Natur und Umwelt als Schöpfung Gottes zu sehen. Kosten der Armen zulässt, die Giftmüll in Boden und Was- Sonnenkollektoren auf dem Pfarrhaus der ser kippt, die Ausbeutung und Umweltzerstörung begünst- S Pfarrei Mary Mother of Africa owohl in Köln als auch in Mombasa haben unsere an die gegenwärtigen und die zukünftigen Generationen igt oder die verhindert, dass diejenigen, die direkt auf dem christlichen Gemeinden erkannt, dass der spirituelle denken, müssen wir saubere und erneuerbare Energiequel- Land leben, seine wahren Verwalter sind. Die Ressourcen Wert unserer natürlichen Umwelt noch viel größer ist len wählen. Einer der essenziellen Stoffe für das mensch- des Landes müssen mit denen geteilt werden, die morgen Umwelt. Deshalb bieten und verkünden wir als Kirche, als die wissenschaftlichen Erkenntnisse über das Funktio- liche und nicht-menschliche Leben ist Wasser. Die leben werden, also mit den zukünftigen Generationen. Dies basierend auf unseren afrikanischen Wurzeln, eine Kultur nieren des Ökosystems. Unsere Partnerschaft ist ein leben- Verfügbarkeit von Trinkwasser wird lokal durch schlechte erfordert folglich einen neuen Lebensstil, auch wenn es von Normen, Regeln, Modellen, Werten und Symbolen, die diges Zeichen des weltweiten kirchlichen Engagements für Wasser- und Speichertechnik beeinträchtigt; sie ist auch Zeit braucht, ihn aufzubauen. von unserer Theologie inspiriert sind und von den Mitglie- Umweltschutz und eines verantwortungsvollen Umgangs durch die globale Verschlechterung der Wetterbedingungen dern der Gemeinschaft geteilt werden. Papst Franziskus‘ mit den Naturressourcen. und der Wasserqualität der Meere und Seen bedroht. In Soziokulturelle Werte haben einen großen Einfluss sowohl Enzyklika „Laudato si’“ ist das erste Dokument, das von den unseren Gemeinden müssen wir unseren positiven Kampf auf die gesellschaftliche als auch auf die natürliche moralischen Implikationen der Umweltverschmutzung auf Man könnte sagen, dass Afrika nicht viel zum Klimawandel der einen Seite und der Sorge für die Schöpfung auf der beigetragen hat. Dennoch entgeht der Kontinent nicht des- anderen Seite spricht. Papst Franziskus sagt: „Unsere Beru- sen negativen Auswirkungen sowohl auf die Volkswirtschaf- fung zu leben, Beschützer der Schöpfung Gottes zu sein, ist ten als auch auf die Gesundheit der Menschen und das wesentlich, um ein Leben der Tugend zu führen: sie ist Wohlergehen der Gemeinschaft. Wie überall sind wir durch nicht optional oder sekundär". Papst Franziskus zeigt uns die Lebensmittel, die wir essen, die Luft, die wir atmen, in Mombasa und in Köln, wie wir die Freude des Evangeli- und das Wasser, das wir trinken, gefährdet. Zusammen mit ums – Evangelii Gaudium – wirklich leben können. Unter- der Abholzung der Wälder können die negativen Auswir- stützt durch das Erzbistum Köln, arbeiten wir seit vielen kungen der Umweltverschmutzung nicht ignoriert werden. Jahren mit lokalen und internationalen Partnerschaften, Es wird geschätzt, dass bis zum Ende des 21. Jahrhunderts um auf die Bedürfnisse Afrikas und die Herausforderung der mehr als 180 Millionen Menschen in Afrika südlich der Bewahrung der Schöpfung zu reagieren. Eine neue Umwelt- Sahara unter den direkten Folgen des Klimawandels leiden ethik zu entwickeln und anzuwenden, ist nichts weniger als werden. Sowohl internationale als auch interne Faktoren eine Frage von Leben und Tod – wenn nicht für unsere führen zu Naturkatastrophen in Afrika. Zusätzlich spielen Generation, dann für die, die folgen werden. Kapitalismus, Konsumismus und Liberalismus eine tödliche Rolle bei der Zerstörung der Umwelt und der natürlichen Wassertank in einer Massai-Gemeinschaft, die Erzbischof Martin Kivuva, Mombasa Lebensräume. Wenn Afrika um seine vitale und nachhaltige in Harmonie mit der örtlichen Kirche lebt Wirtschaft kämpfen will, dann müssen wir uns vor den Fol- gen ökologischer Schäden schützen, denn die Gesundheit gegen die Umweltzerstörung verstärken. Wir müssen unser Erzbischof Martin Kivuva der Umwelt und die Wirtschaft gehen Hand in Hand – wie Volk ständig durch pastorale Ermahnung zum Schutz der Musonde ein unzertrennliches Paar. Natur sensibilisieren. Der Präsident von Caritas Gott will, dass der Mensch sich zur Natur als intelligenter, und Katholischer Bischofs- edler Meister und Hüter verhält, statt als Ausbeuter und Als Afrikaner müssen wir ethisch-wissenschaftliche Kennt- konferenz Kenias und stell- Zerstörer ohne jedes Management. Eine rationale und ehr- nisse anwenden, um für unsere Umwelt zu sorgen, indem vertretende Vorsitzende der liche Planung, wie die natürlichen Ressourcen genutzt wer- wir uns weigern, selbst Umweltverschmutzer zu sein, und Kommission für katholische den sollen, sollte als übergeordnetes Manifest des Respekts in einer nachhaltigen Weise in Übereinstimmung mit dem Gerechtigkeit und Frieden vor Gott und seiner Schöpfung erfolgen. Die Sorge für die Willen Gottes leben. Die Lehre Christi in Mt 6,26-30 über ist aktiver Partner von Pro- Umwelt ist die Verpflichtung eines jeden, wie Papst Franzis- Gottes vorausschauende Fürsorge für alle Geschöpfe gibt jekten der Erzdiözese Köln. kus uns in „Laudato si’“ auffordert. In unserer sozialpasto- die Richtlinien für ökologische Heilung vor. Wir haben die Dabei arbeitet er eng mit ralen Arbeit in Mombasa beherzigen wir die Einladung von Verantwortung, unsere Gesellschaft vor allen Formen der Missio, Misereor und Caritas Papst Franziskus zur Bewahrung der Schöpfung. Wenn wir Umweltzerstörung und jeder Form der ökologischen Krise Eine Frau geht Deutschland zusammen. mehrere Kilometer, 4 Jahresbericht der Diözesanstelle Weltkirche – Weltmission 2020 | Generalvikariat des Erzbistums Köln um Wasser zu holen 5
Erzdiözese und Caritas helfen in Sambia Kochtechniken umzusteigen. Durch das Engagement der lokalen Strukturen der Caritas wurde dieses Projekt umge- SCHÖPFUNGSVERANTWORTUNG DURCH Erzdiözese Köln mittels eines sogenannten „Revolving setzt. Jetzt soll das Engagement ausgeweitet werden auf fund“ werden diese Kocher in Mongu/Sambia finanziert, weitere Regionen. Seit 2016 fördert die Erzdiözese Köln und die Haushalte können diese abbezahlen. Auf diese die Anschaffung von Save80-Kochern in Sambia. Insge- NACHHALTIGE KOCHTECHNIK Weise wird erreicht, dass die bereitgestellten Mittel immer wieder für weitere Haushalte verwendet werden können, um den Kreditkauf von Kochern vorzufinanzieren. Durch samt konnten in der Erzdiözese in Mongu und Kasama 605 Kocher angeschafft werden. Frau Nyambe in Mongu/Sambia steht um 6 Uhr auf und bereitet das Frühstück für ihre Kinder vor. Dazu verwen- das gemeinsame Engagement von Erzdiözese Köln und den Klaus Trifellner det sie kleine Holzstücke als Brennstoff für ihren hocheffizienten Kocher, die sie aus ihrem Garten von ihrem Maulbeerbaum nimmt. D as Frühstück in Form von heißem Tee und warmem Maisbrei ist in zehn Minuten fertig. Das Wasser für das morgendliche Waschen entnimmt sie aus einem zum Kocher gehörenden Vorratsbehälter, worin es über Nacht warmgehalten wurde. Sie erinnert sich, wie mühsam das noch vor wenigen Jah- ren war. Sie musste jeden zweiten Tag Holz holen und war dafür den halben Tag unterwegs. Dann musste sie um 4 Uhr aufstehen, um das Wasser für das Bad des Babys und der Kinder warm zu machen. Und jede Woche musste sie einen großen Teil ihres Haushaltsgeldes für das Holz und für den Transport mit dem Ochsenkarren ausgeben. Vor zwei Jahren hat sie über die Caritas Mongu einen hochef- fizienten Save80-Kocher bekommen. Seitdem hat sich ihr Leben deutlich verbessert. Es fällt ihr jetzt leichter, die Schulgebühren für ihre Kinder aufzubringen, weil sich durch den Einsatz des Kochers die Energiekosten auf null reduziert haben. Aus eigener Kraft hätte sie sich das Kochsystem nicht leisten können. Ihr wurde durch die Caritas angeboten, den Save80-Kocher über ein Jahr abzubezahlen. Das Geld, das sie vorher für den Transport mit dem Ochsenkarren ausgegeben hatte, verwendet sie nun, um die Raten zu bezahlen. Der Wald in der Nähe von Mongu, wo sie früher ihr Holz gesammelt hat, ist nahezu verschwunden. „Der Bischof pre- digt davon, dass wir das Abholzen sein lassen sollen, da es unseren Lebensraum zerstört und dazu führt, dass noch weniger Wasser verfügbar sein wird. Der Bischof spricht außerdem von der Verantwortung, die wir gegenüber Gottes Frau Nyambe bei der Vorbereitung des Save80 Kochers Schöpfung haben“, berichtet Nyambe. Derzeit werden durch Abholzung für Holzkohle jährlich 200.000 Hektar Wald ver- nichtet. Durch den umweltschonenden Einsatz der Kocher Beitrag zur Erhaltung des Waldbestandes geleistet mit einer hat jeder Haushalt Vorteile: Geringe oder keine Kosten für Reduktion von acht Tonnen Brennholz pro Jahr sowie eine Klaus Trifellner Kochenergie (Ersparnis von mehr als 250 Euro pro Jahr), erhebliche Reduzierung von Treibhausgasen (mehr als fünf Seit 2005 tätig in der Entwicklung und Umsetzung von Emisionsminderungsprojekten in der kein Zeitaufwand in der Beschaffung von Brennholz, keine Tonnen pro Jahr und Haushalt). Provinz Aceh/Indonesien, in Lusaka und ganz Sambia. Seit 2019 Partner in der Zusammen- gesundheitsschädlichen Kohlenmonoxid-Emissionen im arbeit mit der Erzdiözese Köln in der Verbreitung von Save80-Kochern gemeinsam mit der Haus, die dazu führten, dass extrem viele Frauen an Atem- In vielen Haushalten in Sambia ist es trotz Umweltbe- Caritas Mongu/Sambia über SILC (Savings and Internal Lending Communities)-Gruppen. wegserkrankungen leiden. Außerdem wird ein wesentlicher wusstsein wirtschaftlich nicht möglich, auf nachhaltige 6 Jahresbericht der Diözesanstelle Weltkirche – Weltmission 2020 | Generalvikariat des Erzbistums Köln 7
Vision Schöpfungsverantwortung Mit Veröffentlichung der Enzyklika „Laudato si’“ (LS) im Jahr 2015 hat Papst Franziskus eine radikale Grundlage für den Umgang mit unserer Schöpfungsverantwortung und der kirchlichen Umweltarbeit gesetzt. I n 246 Abschnitten beschreibt Papst Franziskus den Kontext noch so klein sind – kirchliche Flächen nutzen, um Schrei der Erde (Klimakrise), die menschliche Verant- Kohlenstoff durch Förderung regenerativer Landwirtschaft wortung für die ökologische Krise, aber auch Leitli- oder Aufforstung zu binden. nien für Orientierung und Handlung, um die Erde für kommende Generationen zu erhalten. Dabei verliert er Um eine schöpfungsfreundliche Kirche zu werden, nehmen nicht den Blick auf die Armen dieser Erde und bekräftigt, wir die Aufforderung von Papst Franziskus ernst, die ökolo- dass die globalen ökologischen und sozialen Herausforde- gischen und sozialen Herausforderungen nicht zu trennen. rungen nicht voneinander getrennt werden können: So wurde beispielsweise durch die Einführung einer fair- ökologischen kirchlichen Beschaffungsplattform im Januar „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass 2021 das nachhaltige Einkaufen durch kirchliche Mitarbei- ein wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen tende und Engagierte deutlich vereinfacht. Ein im April Ansatz verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdis- 2021 gestartetes Biodiversitätsprojekt soll die Artenvielfalt kussionen aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso auf kirchlichen Flächen (Pfarrgärten, Friedhöfe) in über 70 zu hören wie die Klage der Erde.“ (LS 49) Kirchengemeinden stärken. Durch Biodiversitäts-Checks und partizipative Naturschutzmaßnahmen wollen wir in Zusam- Somit wendet sich ein über Jahrzehnte gefestigtes Bild, menarbeit mit dem NABU auch unserer Verantwortung dass wir Menschen unter anderem in Entwicklungsländern gegenüber den Mitgeschöpfen gerechter werden. nur durch Spenden oder Unterstützung vor Ort helfen kön- nen. Unser Konsum, unsere Mobilität oder unser Verhalten Um eine globale Gerechtigkeit zu fördern, machen wir uns mit den daraus resultierenden Treibhausgasemissionen, im Erzbistum Köln mit diesen großen Projekten und vielen Müllbergen oder der Abholzung von Regenwäldern haben weiteren kleinen Vorhaben auf den Weg zu einer gemein- direkte Konsequenzen für die Lebensräume von anderen samen sozial-ökologischen Umkehr. Für diesen Wandel ist Menschen (Dürre, Überschwemmungen und so weiter). auch eine starke Zusammenarbeit mit anderen Kirchen, Religionsgemeinschaften, Verbänden oder Kommunen unab- Die Verbesserung der globalen Gerechtigkeit beginnt bei dingbar, denn: uns im Erzbistum, in der Kirchengemeinde und bei uns zu Hause. Dabei retten wir das Klima nicht mit einzelnen „Die ökologische Umkehr, die gefordert ist, um eine Dynamik Pilotversuchen, sondern wir brauchen eine ganzheitliche nachhaltiger Veränderung zu schaffen, ist auch eine gemein- ökologische Umkehr in Kirche und Gesellschaft. Die Deut- schaftliche Umkehr.“ (LS 219) AUF DEM WEG ZUR SOZIAL-ÖKOLOGISCHEN sche Bischofskonferenz hat 2018 für die deutschen Diöze- sen und Kirchengemeinden zehn Handlungsempfehlungen Dr. Christian Weingarten, Diözesanstelle Umwelt zur Schöpfungsverantwortung als kirchlichem Auftrag zur UMKEHR IM ERZBISTUM KÖLN Ökologie und nachhaltiger Entwicklung veröffentlicht. Um diese Empfehlungen im Sinne der Enzyklika „Laudato si’“ im Erzbistum Köln umzusetzen, wurde im Rahmen des Pastoralen Zukunftsweges eine Vision Schöpfungsverant- wortung entwickelt und von Kardinal Woelki im November 2020 in Kraft gesetzt. Mit der Vision Schöpfungsverantwortung verpflichtet sich das Erzbistum Köln, bis 2030 klimapositiv und nachhaltig schöpfungsfreundlich zu werden. Dabei bedeutet klima- positiv, dass wir in den nächsten Jahren unseren Energie- Dr. Christian Weingarten verbrauch stark reduzieren und auf erneuerbare Energien Der promovierte Materialwissenschaftler ist seit Foto: Robert Boecker umstellen wollen. Die ersten Schwerpunkte sind dabei Oktober 2019 Umweltbeauftragter für das Erzbis- unter anderem der flächendeckende Ausbau von Photovol- tum Köln und Leiter der Abteilung Schöpfungs- taik und die Erneuerung der Heizungsanlagen. Gleichzeitig verantwortung. wollen wir – wenn auch die Möglichkeiten im globalen 8 Jahresbericht der Diözesanstelle Weltkirche – Weltmission 2020 | Generalvikariat des Erzbistums Köln 9
Biogasanlagen für Burkina Faso Der Katechist mit seinen Kühen – der Dung wird für den Betrieb der Biogasanlagen genutzt. „JEDER KATECHIST HIER IN BURKINA FASO BEKOMMT EIN EIGENES KLEINES KRAFTWERK“ Inwieweit ist ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit und Die Erzdiözese Köln fördert den Bau von Biogasanlagen für Katechisten und ihre Familien in Burkina Faso. In Bewahrung der Schöpfung vorhanden? Inwieweit gehö- Ländern wie Burkina Faso bedeutet eine kleine Anlage die Modernisierung eines Haushalts. So können der ren diese Themen auch zu den Inhalten der kateche- Katechist und seine Familie noch stärker ihrer Berufung nachkommen und die Menschen im Dorf seelsorgerisch tischen Arbeit? begleiten. Im Gespräch mit Abbé Cyrille Sam, dem Leiter der Caritas Ouagadougou, und Joseph Pouyan, dem Leiter der Caritas Koupela in Burkina Faso, berichten diese von den Vorteilen dieser Anlagen für die Arbeit der Abbé Cyrille Sam: Die Erhaltung und der Schutz unserer Katechisten. gemeinsamen Heimat sind vorrangige Maßnahmen, die im Dreijahres-Aktionsplan der Diözesan-Caritas definiert wur- den. Dafür wurden konkrete Maßnahmen, Projekte und Pro- Wie werden die Biogasanlagen betrieben, und inwiefern gramme zur Sensibilisierung für das Thema entwickelt. Zum hilft das der Infrastruktur vor Ort? Wie viele Menschen oder Gebäude können durch die Beispiel feiert das Caritas-Netzwerk jedes Jahr den Weltum- Biogasanlagen versorgt werden? welttag, an dem die Menschen in unserem Land für den Joseph Pouyan: Jede Katechistenfamilie erhält eine Bio- Erhalt der Umwelt sensibilisiert werden. Diese Sensibilisie- gasanlage und zwei Kühe (oder Schweine). Mit dem Dung Abbé Cyrille Sam: Die Anlagen sind für eine Familie mit rungsaktionen werden auf der Dorfebene von den Kate- der Kühe wird die Biogasanlage betrieben. Der Rest wird als durchschnittlich sieben Personen ausgerichtet. chisten durchgeführt. Dünger für die Felder verwendet. Insofern hat der Katechist ein eigenes kleines Kraftwerk vor dem Haus, das ihm die Wie wird in Burkina Faso sonst Energie erzeugt, was ist Energie für die Küche liefert und sogar zwei Glühlampen dort üblich? betreibt. Damit können die Kinder abends noch für die Schule lernen und ihre Hausaufgaben machen. Das Gas wird Joseph Pouyan: Die Stromversorgung in Burkina Faso ist über Leitungen in das Haus gebracht und für die Küche schlecht. Es gibt permanent Stromunterbrechungen. (das genutzt. Kaum eine Familie hat so etwas. Gespräch wurde auch mehrfach gestört. Anm. der Redaktion) In den Dörfern wird aber hauptsächlich Holz verwendet. Warum sind Biogasanlagen für Katechisten hilfreich? Solaranlagen sind noch nicht sehr verbreitet. Die Frau eines Katechisten bei der Nahrungszubereitung Abbé Cyrille Sam: Der Katechist ist in gewisser Weise ein Wer wird Katechist, und was ist ihre Aufgabe? auf einem mit Biogas betriebenen Kocher Vorbild in seinem Ort. Die Biogasanlage hilft ihm, einen herausgehobenen Stand im Dorf zu haben. Das ist wichtig, Joseph Pouyan: Der Katechist ist, wie schon erwähnt, in damit die Leute zu ihm kommen und er Beziehungen auf- bauen kann. Für seine Familie ist die Anlage ein enormer gewisser Weise eine Vorbildfigur in seinem Dorf. In jeder Fortschritt. Biogas ist eine erneuerbare Energie. Die Kühe Diözese gibt es ein Institut, in dem die Katechisten für vor dem Haus geben der Familie Milch. Der Dung wird für ihre Aufgabe ausgebildet werden. Caritas Burkina Faso die Anlage genutzt. Die Frau muss also kein Holz mehr OCADES (Organisation Catholique pour le Développement suchen. Und sie muss nicht mehr auf Feuer kochen. Das ist Abbé Cyrille Sam: Wir haben immer noch viele Beru- et la Solidarité) wurde am 5. Februar 1998 durch den viel gesünder, weil sie den giftigen Rauch nicht mehr einat- fungen. Es sind nicht mehr so viele wie früher, aber ausrei- Zusammenschluss des Forschungs- und Verbindungsbüros met. Sie spart dadurch wertvolle Zeit, die sie für andere chend. Die Katechisten werden mit ihren Familien über drei der Katholischen Kirche in Burkina Faso und der Caritas Dinge nutzen kann. Dadurch spart die Familie auch, weil Jahre in den Instituten ausgebildet. Da sie ehrenamtlich gegründet. Es deckt das gesamte Land über 15 Diöze- sie kein Geld für Holz oder Strom zahlen muss. tätig sind, erhalten sie zusätzlich auch eine berufliche Aus- sanbüros und über 200 Caritas-Pfarrstellen ab. Ziel der Den Rest des Dungs nutzt der Katechist als Kompost für bildung. So können sie zum Beispiel Schreinerei oder Auto- Organisation ist es, vor allem die gemeinschaftliche und seine Landwirtschaft und macht dadurch den Acker frucht- mechanik lernen. Im Dorf sind sie für den Pfarrer eine sehr ganzheitliche menschliche Entwicklung, soziale Gerechtig- bar. Einige Katechisten haben sich zu den Kühen noch wichtige Stütze. Am Sonntag feiern sie Wortgottesdienste. keit, Frieden und Menschenrechte zu fördern. Dazu gehö- Schweine gekauft. So wird auch die eigene Landwirtschaft Sie erteilen Religionsunterricht und gestalten Beerdigungen. ren auch sozio-pastorale Aktivitäten. Die Kuh eines Katechisten weiterentwickelt. Ohne Katechisten wäre die Pastoralarbeit nicht möglich. 10 Jahresbericht der Diözesanstelle Weltkirche – Weltmission 2020 | Generalvikariat des Erzbistums Köln 11
Daten und Fakten DIE HILFEN IM JAHR 2020 Im Jahr 2020 hat die Diözesanstelle Weltkirche – Weltmission 2.525 Projektanträge bearbeitet. Insgesamt stellte das Erzbistum Köln 23,5 Millionen Euro für 791 Unterstützungsanfragen mit einem Gesamtkosten- volumen von 66,5 Millionen Euro aus 92 Ländern zur Verfügung. Die Anträge kamen aus 446 Partnerdiözesen, 20 Projekte waren von überdiözesanem, nationalem oder supranationalem Charakter. 3,9 Millionen Euro flossen in die Krisengebiete des Nahen und Mittleren Ostens oder in andere von Katastrophen akut betroffene Regionen. Im Kontext der Covid-19-Pandemie wurden 500.000 Euro bereitgestellt. Damit wurden Kleinprojekte gefördert, die das bloße Überleben der Menschen sichern sollen. Die Projektzuschüsse verteilen sich auf die Kontinente: Kontinent Anzahl Summe in Euro Afrika 292 7.243.199 Amerika 161 4.043.748 Asien/Nahost 267 9.727.515 Europa 61 1.800.280 Ozeanien/International 10 637.424 Von den 23,5 Millionen Euro entfielen Die Hauptempfängerländer waren: auf die Kontinente: Land Summe Indien 4.403.139,12 € Ozeanien/ Internat. Ozeanien/International Brasilien 2.048.690,25 € 3% Libanon 1.240.000,00 € Irak 1.080.297,00 € Amerika Amerika Tansania 862.710,00 € 17 % Uganda 658.700,00 € Äthiopien 657.350,00 € Asien Asien Philippinen 649.200,00 € 41 % Ukraine 644.600,00 € Burkina Faso 531.700,00 € Kongo Kin./Zaire 461.800,00 € Madagaskar 456.030,00 € Israel/Westbank 424.000,00 € Zentralafrikanische Rep. 407.300,00 € Afrika Afrika Ägypten 405.500,00 € 31 % Türkei 352.000,00 € Europa Europa Peru 337.200,00 € 8% Norwegen 300.000,00 € Malawi 291.900,00 € 12 Jahresbericht der Diözesanstelle Weltkirche – Weltmission 2020 | Generalvikariat des Erzbistums Köln 13
Daten und Fakten Weltweit wurden hauptsächlich der Bau und die Renovierung von Kapellen und Kirchen, Schwesternhäuser, Klöster und Noviziate, Gemeinde-, Bildungs- und Diözesanzentren, Seminare, Pfarr- und Bischofshäuser mitfinanziert. Für diesen Bereich der kirchlichen Infrastruktur wurden 517 Projektvorhaben mit insgesamt 14,29 Millionen Euro gefördert. Es wurden aber auch Fahrzeuge, soziale Einrichtungen oder Maßnahmen der Energie- und Wasserversorgung unterstützt. Mit einem Anteil von 35 Prozent wurde mehr als ein Drittel der Aufbauhilfen für den Bau von Kirchen und Kapellen verwendet. Eine1988 82 1984 1986 Übersicht 1990 1992der 1994Projektmittel seit2004 1996 1998 2000 2002 dem Jahr 2006 20081976 zeigt 2010 2012 die 2014 Zuordnung 2016 2018 2020 auf die Kontinente. Afrika Amerika Asien Europa 11.000.000 10.000.000 9.000.000 8.000.000 7.000.000 6.000.000 5.000.000 4.000.000 3.000.000 2.000.000 1.000.000 0 1976 1978 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020 Afrika Amerika Asien Europa Die Grafik zeigt die Prozentanteile im Bereich der Bauvorhaben (100 Prozent) Bau von Mittelwert aus 2020 1997-2020 in % in % 2020 in % Mittelwert aus 1997-2020 in % Kirchen und Kapellen 35 34 Schwesternhäuser 15 11 Pfarrhäuser 13 10 Gemeindezentren 7 9 Diözesane Zentren 7 7 Seminare 6 8 Bischofshäuser 3 3 Noviziate 3 3 Ordinariate 3 3 andere Bauten 1 3 Ordenszentren 2 1 Bildungszentren für 2 3 Ordensgemeinschaften 1 Klöster 1 3 Exerzitienhäuser 1 1 Zentren kirchlicher Verbände 1 1 0 5 10 15 20 25 30 35 Seit dem Jahr 1963 konnte das Erzbistum Köln aus Kirchensteuermitteln weltweit 47.500 Projektvorhaben mit mehr als 775 Millionen Euro unterstützen. 14 Jahresbericht der Diözesanstelle Weltkirche – Weltmission 2020 | Generalvikariat des Erzbistums Köln 15
Unsere Patenprogramme Nothilfeprojekte CHANCEN BIETEN – PATE WERDEN! CORONAHILFEN, FLÜCHTLINGS- UND KATASTROPHENHILFE Kinderpatenschaften Zu Beginn der Pandemie hat das Erzbistum Köln einen Nothilfefonds für Corona-bedingte Kleinprojekte in Höhe Auch wenn nur wenige Kilometer entfernt im von 500.000 Euro bereitgestellt, aus dem Projektpartnern aus aller Welt schnell und unbürokratisch geholfen nahen Rio de Janeiro der weltberühmte Karne- werden kann. Auch der im Jahre 2015 aufgelegte Sonderfonds für die Flüchtlings- und Katastrophenhilfe wurde val vor Lebenslust überquillt – das vermag nicht verlängert, sodass daraus im Jahr 2020 rund 1,7 Millionen Euro an Unterstützung geleistet werden konnten. darüber hinweg zu täuschen, dass wir uns inmit- ten einer der gewalttätigsten Regionen der Welt bewegen: In der Baixada Fluminense. Die Kinder CORONAPROJEKTE hier in Nova Iguaçu haben kaum die Möglich- keit, Kind zu sein. Wie die Erwachsenen müssen Indien – Lebensmittelhilfe Philippinen – Wohnraum für sie sich durchschlagen, um zu überleben – als Das Institut der Brothers of the medizinisches Pflegepersonal in Straßenkinder. Mord ist in Brasilien die häufigste Sacred Heart of Jesus arbeitet Cebu City Todesursache bei Jugendlichen. Die Schwestern in 22 Diözesen in Indien und Die Salesianer Don Boscos haben von der S. Antonio-Schule geben einer Reihe von kümmert sich vorwiegend um von April bis Dezember 2020 ihr Kindern und Jugendlichen die Chance zur Einglie- Blinde, Dalits, Tribals, Arbeitsmi- Gästehaus in Cebu City für medizi- derung in ein „normales“ schulisches Leben. Das granten und mittellose, kranke nisches Pflegepersonal zur Verfü- ist nur möglich durch die Hilfe von Spendern aus Frauen. 800 besonders bedürftige gung gestellt. Das Erzbistum Köln unserem Erzbistum, die eine Kinderpatenschaft Familien wurden ausgewählt und hat sich an den zusätzlich entstan- übernehmen. erhielten notwendige Lebensmit- denen Kosten für Wasser und Strom tel, Seife und Schutzmasken. beteiligt. FLÜCHTLINGSPROJEKTE Patenschaften für alte Priester Seminaristenpatenschaften Fr. José hat die meiste Zeit seines Lebens im Antônio ist einer von 4.000 Seminaristen in Brasili- Nordirak – berufsbildende Maßnahmen für Amazonasgebiet gearbeitet. Er hat sich dort en. Sein Vater ist Bauer und versorgt seine Familie Rückkehrer und Binnenvertriebene um die indigene Bevölkerung gekümmert. Sein mit der Subsistenzwirtschaft. Seine drei Brüder In diesem Projekt erhielten Jugendliche ein Bischof hat ihn versorgt, er hat aber kein Ge- und zwei Schwestern müssen im Haushalt mitan- Berufstraining, gefolgt von einem viermonatigen halt verdient und so nichts auf die Seite legen packen. Antônios Traum war es schon früh, Priester bezahlten Praktikum. Frauen wurden geschult im können. Da er aus einer armen Familie stammt, zu werden, er kann sich das Studium aber kaum Herstellen von Kleidung und deren Vermarktung ist er am Ende seines aktiven Priesterlebens leisten. Vor gut 40 Jahren gab es 750 Seminaristen und erhielten Barzuschüsse für die Eröffnung mittellos. Priester, die heute schon alt sind, jährlich. Immer mehr junge Menschen fühlen sich von kooperativen Kleinstunternehmen, um sel- stehen oft noch ohne angemessene finanzielle zur Seelsorge berufen. Genau diese Seelsorge wird ber für ihren Lebensunterhalt sorgen zu können. Absicherung da. Das wird dann besonders kri- in Brasilien dringend benötigt: Priester zeigen den Der Projektpartner Mission East arbeitet seit tisch, wenn eine medizinische Behandlung oder Menschen Wege, lehren Beten, teilen Brot, schüt- 2014 im Irak und unterstützt Binnenflüchtlinge, eine altersbedingte Pflege notwendig wird. Die zen Familien, stützen Menschenrechte, geben Hoff- die vor Gewalt geflohen sind und von der Flucht Kosten dafür sind heutzutage auch in einem nung und noch vieles mehr. All das ist gefährdet, und Not traumatisiert sind. Land wie Brasilien sehr hoch. Hier helfen die weil immer noch viele angehende Priester an der Spenden, die wir von unseren Paten erhalten, Finanzierung der Ausbildung scheitern. Ihre Paten- in besonders schwierigen Fällen eine Lösung zu schaft hilft Antônio, seinen Traum zu verwirklichen. Mauretanien – Betreuung und Begleitung von Migranten durch die Caritas vermitteln. Die Caritas ist die einzige Einrichtung, die sich um die Migranten kümmert und sie mit Medikamenten, Hygie- ne-Kits, Lebensmitteln sowie Miet- und Rückkehrhilfen unterstützt. Hinzu kommen einkommensschaffende Maßnahmen, Katechesen sowie sportliche Aktivitäten für Kinder, Schulstipendien und Vorträge über Menschen- Spendenkonto Erzbistum Köln: Sparkasse KölnBonn, IBAN: DE34 3705 0198 0019 6222 24, BIC: COLSDE33 handel und die Risiken und Gefahren illegaler Einwanderung. www.erzbistum-koeln.de/kirche_vor_ort/weltkirche/patenschaften/ 16 Jahresbericht der Diözesanstelle Weltkirche – Weltmission 2020 | Generalvikariat des Erzbistums Köln 17
Auszeichnung zur PFairrgemeinde Rumänien „ES MUSS DIE GRETAS GEBEN IN UNSERER GESELLSCHAFT“ Im Don-Bosco-Zentrum in der rumänischen Kerpen, der Geburtsort des Seligen Adolph Kolping. Der Rheinische Tagebau prägt diese Kommune wie viele hier Hafenstadt Constanta wird Nachhaltigkeit im Revier. Schon in der vierten Generation arbeiten Familien über Tage und verdienen ihr Geld mit der Verstro- großgeschrieben. Durch die Investition in mung des fossilen Energieträgers Braunkohle. eine neue Gasheizung wird Energie einge- spart, und die einzelnen Wohneinheiten B is heute gibt es für die Arbeiter Strom-Deputate; Mir ist wichtig, dass wir wenigstens das tun, was uns heute können individuell beheizt werden. die schwarzen Briketts wurden noch bis vor einigen Jahren frei Haus geliefert. „Die Rheinbraun und die RWE sind tolle Arbeitgeber“. Das Zitat bekommt zu hören, möglich ist. Außerdem finde ich, es muss die „Gretas“ geben in unserer Gesellschaft. Leute, die vorangehen und die Mehrheit aufrütteln und dann die anderen mitziehen. DIE CHANCE AUF wer immer es will. Und auch, wer es nicht will. Dabei pral- len hier die Gegensätze ideologischer Überzeugungen zum Das gilt übrigens nicht nur für den Klimaschutz und den Fairen Handel! EINE SAUBERE WELT Teil brutal aufeinander. Auf der einen Seite die Demonstrie- Vielen Dank, Frau Faasen. D renden, die aus ganz Deutschland nach Kerpen-Buir anrei- as Oratorium, das Wohnheim, die Kapelle, die Büros „Welche Art von Welt wollen wir denen überlassen, die sen, um politisch auf Bundesebene den Kohleausstieg zu Markus Perger und auch die Wohnräume der Salesianer. Dadurch nach uns kommen, den Kindern, die gerade aufwachsen? erzwingen – und dort eben die Mitglieder von Kommune werden auf Dauer die Heizkosten gesenkt, und die Diese Frage hat Papst Franziskus in seiner Enzyklika „Lau- und Kirchengemeinden, die hier seit jeher mit und von der frei gewordenen Gelder können für die Arbeit mit den dato si’“ gestellt. Das heißt, wir müssen nicht nur über das Braunkohle leben – und nun teilweise ihren Arbeitsplatz, Jugendlichen verwendet werden. heute nachdenken, sondern auch über das Morgen. So ent- ihre wirtschaftliche Existenz bedroht sehen. Im vergange- stand auch die Idee, in unserer Kommunität Verantwortung nen Jahr ist einer der beiden Kerpener Seelsorgebereiche, Zudem wurde in Photovoltaik investiert. So wird Strom seit für die Natur mit grüner Energie zu zeigen.“ nämlich Sindorf-Horrem, als „PFairrgemeinde“ ausgezeich- dem 9. März 2021 mit Hilfe von Solarpanels gewonnen. net worden. Wir möchten wissen, wie es dazu gekommen „Andrei, ein Jugendlicher unseres Zentrums, hat mich Und das Projekt könnte Pioniercharakter haben. Die Salesi- ist, und haben Antworten bekommen von der Vorsitzenden gefragt, ob es Sinn macht, in dieses neue System zu inve- aner in Bacau möchten dem Beispiel von Constanta folgen. des Pfarrgemeinderates (PGR), Jutta Faasen. stieren. Daraufhin habe ich ihm geantwortet: Seitdem wir Dort wird demnächst auch auf Photovoltaik gesetzt. die Solarzellen installiert haben, haben wir 68 Bäume Frau Faasen, was hat Sie bewogen, Ihrem PGR die gerettet und unseren CO²-Ausstoß um 1,24 Tonnen Kirsten Prestin Bewerbung zur Fairen Pfarrgemeinde vorzuschlagen? gesenkt. Wir haben also einen kleinen Beitrag dazu gelei- J.F.: Für uns in Sindorf lang es nahe, das Thema aufzugrei- stet, dass junge Menschen die Chance auf eine etwas sau- fen, weil unsere Gemeinde bereits vor über zehn Jahren bei berere Welt haben“, erklärt Venceslau Grosu SDB, Leiter der der ersten Zertifizierung dabei war. Die aktuelle Info-Bro- Don Bosco Einrichtung in Constanta. schüre aus dem Generalvikariat kam gerade zur rechten Zeit: Das Thema Schöpfungsverantwortung war in Sindorf Rund 70 Prozent des Strombedarfes der Einrichtung wird ein wenig in Vergessenheit geraten, und es war an der Zeit, Verpflichtung zur Nachhaltigkeit zurzeit mit den Solarpanelen abgedeckt. Die Salesianer die anderen mit ins Boot zu holen. Die Selbstverpflichtungs-Aktion PFairrgemeinde gehen davon aus, dass die Gesamtinvestitionskosten in Kirsten Prestin ist eine Anregung des Diözesanrates der Katho- drei bis vier Jahren abgetragen sind. Die laufenden Referentin für Presse- und Wo liegen die zukünftigen Herausforderungen auf dem liken im Erzbistum Köln und des Generalvikariats Betriebskosten sind gering. Venceslau Grosu hält das nicht Öffentlichkeitsarbeit bei Weg zur „klimaneutralen Pfarrei?“ für Kirchengemeinden im Erzbistum Köln sowie nur aus ökonomischen Gründen für eine gute Investition: Don Bosco Mission Bonn J.F.: Klimaneutral – das können wir als Seelsorgebereich ihre Gremien (Pfarrgemeinderat und Kirchenvor- nicht schultern, dafür reichen unsere Eigenmittel nicht aus. stand) und (verbandliche) Gruppierungen wie Als PGR stehen wir für Inhalte und persönliches Engage- Messdiener, Bund Deutscher Katholischer Jugend Energie aus Sonnenlicht ment – aber wir haben kein Budget. Hier müssen letztlich oder Frauengemeinschaften. Insbesondere aus In den letzten fünf Jahren (2016-2021) hat das Erzbistum alle gemeinsam entscheiden, für was zukünftig die zurück- dem Bereich des Erzbistums Köln, aber durchaus Köln 103 Projekte mit einer Gesamtsumme von 1.700.000 gehenden Kirchensteuereinnahmen ausgegeben werden. aus ganz Deutschland, nehmen Akteure auf allen Euro im Bereich der Solarenergie in Ländern wie Rumänien, Und bei uns ist es wie überall: es gibt die „Klimabe- Ebenen die Anregungen auf, sich als Christen für Haiti, Peru, Brasilien, Indien, Pakistan, Madagaskar, Zentral- wegten“, für die dieses Thema sehr wichtig ist, und es gibt größere Nachhaltigkeit mit Taten zu engagieren. afrikanische Republik, Südsudan und Tansania gefördert. viele, die sagen: „Leute, wir haben auch noch andere Sorgen“. 18 Jahresbericht der Diözesanstelle Weltkirche – Weltmission 2020 | Generalvikariat des Erzbistums Köln 19
Indien WASSER VERÄNDERT ALLES Schon zu Beginn der Ausbildung lernen angehende Priesteramtskandidaten die Nutzung nachhaltiger Ressourcen, um später ein Beispiel für andere sein zu können. Blumen und Gemüse verschönern Belmont E s war im Frühjahr 2018, als ich das Glück hatte, im seiner Einzigartigkeit, das Wasser zu filtern, bevor es im Rahmen unseres jährlichen Picknicks einen der Tank gespeichert wird. Ein Teil des Tanks wurde als Erhö- schönsten Orte überhaupt, unser Gebetshaus in Bel- hung für die neu gebaute Grotte des heiligen Josef, dem mont Kothagirim (Tamil Nadu, in Indien), zu besuchen. Patron unseres Gebetshauses, verwendet. Eine passende Aufgrund von Berichten hatte ich bereits große Erwar- Hommage an den großen Heiligen zum Jahr des Heiligen tungen an den Ort. Aber zu meiner Überraschung war die Josef. Wir alle sind der festen Überzeugung, dass dieses Fülle an Blüten und Gemüse im Garten doch sehr begrenzt. Projekt aufgrund der mächtigen Fürsprache unseres Patrons Als ich durch das Feld ging, konnte ich viel Platz finden, realisiert wurde. Innerhalb weniger Monate hat das Regen- der ohne jegliche Kultivierung gelassen wurde. sammelprojekt Wohlstand im Ackerbau und in der Tierhal- tung gebracht. Zisternen sammeln Regenwasser Heute, im Frühjahr 2021, bin ich wieder zurück in unserem Die Erzdiözese Köln unterstützt den Bau von Gebetshaus, jetzt als Postulant. Was für eine Veränderung Mit einem freudigen Herzen ging ich in mein Zimmer Regenzisternen in Afrika, Asien und Lateinamerika. hat es durchgemacht! Der Garten und die Umgebung von zurück, voller Wertschätzung und Dankbarkeit gegenüber Viele Partner leiden unter Wasserknappheit. In der Belmont sehen großartig aus. Voller Blumen und saftig grü- Gott und allen, die bei der Realisierung des Projekts mitge- regenarmen Zeit muss Wasser gekauft werden. In nem Gemüse, und alles ist so grün und hell. Aus Neugierde arbeitet haben. Was für eine Art, uns, die neue Generation, vielen Regionen gibt es aber starke Regenfälle. Mit frage ich unseren Vorgesetzten, was diese Veränderung zu lehren, dass Wasser Leben ist, dass es kostbar ist und dem Regenwasser können viele Sorgen gelindert möglich gemacht hat: Er sagte mit einem breiten Lächeln wie ein effektiver Umgang mit ihm unser Leben und unsere werden. Das Postulat der Unbeschuhten Karmeliter im Gesicht „Wasser!“ und lenkte unsere Aufmerksamkeit auf Umgebung verändern kann. ist die Ausbildungsstätte des Ordensnachwuchses den neu gebauten Regensammeltank. In der Tat, der Tank Laudato si’, und Dank an alle! der indischen Karmeliter, die seit vielen Jahren auf ist riesig. Im Innenhof unseres Klosters gebaut, zieht er die dem Michaelsberg in Siegburg leben. Aufmerksamkeit aller auf sich. Das Design erlaubt es mit P. Nelson Pulickal, OCD 20 Jahresbericht der Diözesanstelle Weltkirche – Weltmission 2020 | Generalvikariat des Erzbistums Köln 21
Brasilien Diego lebt auf der DIEGO UND Fazenda da Esperança. DAS BIENENHAUS und seine Kollegen im Haus „Julião“ heißt es täglich früh aufstehen. Jeder Tag beginnt mit dem Gebet des Rosen- kranzes, dann wird aus der Bibel ein Leitfaden für den Tag nenhaus ausgebaut, neue, hochwertige und zeitgemäße Maschinen zur Verarbeitung angeschafft und die bestehen- de Anzahl der Bienenvölker um 35 neue erweitert. Diego ausgewählt, und nach dem Frühstück gehen alle in unter- lernt von Senhor Marcio, wie zahlreich die Blüten in der Bienen züchten, Honig abfüllen und die Flugwege einer „gemeinen brasilianischen Biene“ kennenzulernen, schiedlichen Arbeitsbereichen dem erklärten Ziel der welt- Berglandschaft sind, dass es keine „Zufütterung“ der Bie- das hätte sich Diego nicht träumen lassen, als er aus seiner Favela in Rio den Weg zur Drogentherapie auf weit 150 Fazenda-Gemeinschaften nach, nämlich ihren nen durch Zuckerwasser braucht und man auch sonst keine der „Fazenda da Esperança“, dem Hof der Hoffnung, antrat. Lebensunterhalt selbst zu erwirtschaften. künstlichen Eingriffe in das System zulässt. „Gott in sei- ner schöpferischen Kreativität“, so Senhor Marcio, Heute heißt es für Diego, zusammen mit zwei weiteren „hat alles bis in Kleinste in wunderbarer Weise geregelt“. S eine Drogenkarriere begann recht früh. Mit neun Jah- Männern, den Platz, an dem die neuen Bienenvölker aufge- Dem kann Diego nur zustimmen und träumt davon, sein ren fühlte er sich unter den Jungs auf der Straße stellt werden, weiter herzurichten und die Bienenkästen zu Bienen-Wissen irgendwann in der Weite Brasiliens unter wohler als zu Hause. Dort gab es nur Streit mit dem kontrollieren. Das Erzbistum Köln hat es ermöglicht, das Beweis zu stellen. Schon jetzt malt er sich aus, wie stolz alkoholisierten Stiefvater, Auseinandersetzungen mit der Projekt „Bienenhaus“ zu verwirklichen und somit Hilfe zur seine Mutter sein wird. Mutter, die ihn einen Taugenichts, nannte und genug zu Selbsthilfe geleistet. Ein ausgedienter Hochseecontainer, essen gab es auch nicht. So zog er es vor, kleine Dienste den die Fazenda geschenkt bekommen hat, wird zum Bie- P. Christian Heim als Drogenkurier zu erledigen, schöne Klamotten zu bekom- men, genug zu essen zu haben und anerkannt zu sein unter seinen „Brüdern“. Pater Christian Heim und die Fazenda da Esperança Heute nun, vor ein paar Wochen gerade 17 geworden, lernt Die Fazenda da Esperança (deutsch: Hof der Hoffnung) er unter Anleitung von Senhor Marcio, dem Angestellten ist ein internationales Projekt, das Drogenabhängigen, der Fazenda, die unterschiedlichen Honigsorten und ist fas- marginalisierten Jugendlichen und Süchtigen aller Art Hilfe ziniert von der unermüdlichen Arbeit der Bienen. Fauna der bedrohten „Mata Atlantica“, die jedem Besu- für ein erneuertes Leben geben will. Christian Heim, geb. cher schier den Atem nimmt, sondern auch, weil dort 150 1968, ist Priester des Bistums Paderborn und seit 2007 bei Die Fazenda da Esperança, in der malerischen Bergland- Männern zwischen 16 und 60 ein selbstbestimmter Weg der Fazenda da Esperança tätig. Mittlerweile lebt Christian schaft der Sierra da Mantiqueira gelegen, in Guaratin- aus Abhängigkeiten und Kriminalität gezeigt wird. 2007 Heim auf der Fazenda in Pedrinhas, in der Nähe von Sao guetá, zweieinhalb Autostunden von der Millionen- hat sogar Papst Benedikt XVI. diesen Ort mit seiner Zelt- Paulo. Vor über 30 Jahren war hier die Keimzelle der heute metropole São Paulo entfernt, ist ein kleines Paradies. kirche besucht und war tief beeindruckt, die Geschichten an 150 Orten verbreiteten Fazenda da Esperanca. Paradies, nicht nur wegen der Artenvielfalt an Flora und der „drogados“ (Drogenabhängigen) zu hören. Für Diego 22 Jahresbericht der Diözesanstelle Weltkirche – Weltmission 2020 | Generalvikariat des Erzbistums Köln 23
Ikonenaktion Libanon DIE FRAU AUS DEM LIBANON BESUCHE DER VERBUNDENHEIT: Sie kommt aus dem „Kloster der Auferstehung“, einem kleinen Kloster in Beirut. Die kleine, von den griechisch- katholischen Mönchen des Klosters gemalte Ikone hat vor einigen Jahren den Weg nach Köln in die Diözesan- REISEN IN DEN LIBANON stelle Weltkirche – Weltmission des Erzbistums gefunden. U nd gerade in dem Moment, als das ohnehin in den die verschiedenen Stellen des Generalvikariats, ausgehend letzten Jahrzehnten viel geprüfte Land eine der von der Abteilung Weltkirche – Weltmission. Von der IT- größten Katastrophen überhaupt erlebte, ist das Abteilung über das Büro des Generalvikariats, die Schulab- ernste und schöne Gesicht der Gottesmutter wieder aufge- teilung, die Interventionsstelle, die Rechtsabteilung oder das taucht und wurde zum Ankerpunkt eines mehrmonatigen Erzbischöfliche Haus – überall machte die Ikone Station, Gebets im Erzbistum Köln für den Libanon. stand für eine Woche oder mehr in den Abteilungen und lud zum gemeinsamen und persönlichen Gebet für die Men- Am Dienstag, 4. August 2020, ereignete sich am frühen schen im Libanon ein. Insgesamt 36 Stationen hat die Abend im Hafengebiet von Beirut eine gewaltige Explosion. Ikone bis in den Februar genommen. Auch in Groß St. Mar- Die ganze Stadt wurde durch die Explosion von 2.750 Ton- tin verweilte die Ikone für eine Woche. Die Brüder und nen Ammoniumnitrat und die enorme Erschütterung, die Schwestern der Gemeinschaft von Jerusalem luden hier in einem Erdbeben der Stärke 3,5 glich, katastrophal getrof- besonders schöner Weise zu einer gemeinsamen Vesper ein fen. Viele Menschen wurden getötet und verletzt, Tausende – im Gebet mit und für die Menschen in Beirut. verloren von einer Sekunde auf die andere ihr Zuhause. Auch Klöster, Konvente und Kirchen „Wir brauchen und erbitten besonders „Wir müssen uns für unsere Zukunft einsetzen!“, erklärt mir Rubina überzeugt, und fügt hinzu „auch wenn man wurden getroffen und fehlten als Orte euer Gebet“, sagten die Menschen im in Syrien derzeit nicht viel machen kann“. Syrien ist die Heimat der Studentin, die gebürtig aus Damaskus des Trostes und des Gebetes. Von über- Libanon, mit denen Nadim Ammann bei (Bab Touma) stammt, und für diese würde sie sich gerne engagieren. all gab es sofortige Hilfen und Solidari- seiner Reise im Herbst sprach. Die Zusi- M tätsbekundungen. Auch der Kölner cherung dieses Gebetes blieb mit der omentan ist das schwierig. Die armenisch-katho- Die aktuell angespannte Situation im Libanon hat 2020 Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki Wanderung der Marienikone kein leeres lische Studentin der Ernährungswissenschaften dazu geführt, dass ich trotz der schwierigen Umstände zwei gewährte dem fast vollständig zer- Wort, sondern wurde zu einer leben- musste in den Libanon gehen. Über den KAAD Mal in den Libanon gefahren bin. Im Februar, kurz vor dem störten Kloster der Rosenkranzschwe- digen Gemeinschaft der Solidarität und (Katholischer Akademischer Auslandsdienst) wurde sie als Lockdown, und im Oktober. Auf der ersten dieser Reisen stern eine Soforthilfe von 100.000 des Glaubens – über alle Grenzen und Stipendiatin ausgewählt und studiert jetzt an der Notre habe ich auch Rubina kennengelernt. Euro, der später eine große Spendenak- Beschränkungen des letzten Jahres Dame University in Louaize im Libanon. „Ich hoffe, nach dem tion folgte. Dass die Libanesen neben hinweg. Studium wieder nach Syrien zurückgehen zu können und dort Im Februar begleitete ich Weihbischof Udo Bentz, den Vor- den finanziellen Hilfen jedoch beson- zu arbeiten. Der Bedarf dort ist groß, gerade bei Krankenhäu- sitzenden der Nahost Arbeitsgruppe der Deutschen ders auch persönliche Solidarität und Reinhild Bues sern“, erzählt Rubina weiter. Der Mischung aus Bewusstsein Bischofskonferenz. In unseren Begegnungen stand Unterstützung im Gebet brauchten und für die Schwere der Situation und gleichzeitig mutiger Hoff- zunächst die angespannte politische und wirtschaftliche erbaten, wurde nicht zuletzt bei der nung auf eine bessere Zukunft, die man bei Rubina merkt, bin Lage im Libanon im Mittelpunkt. Die Situation sei schlim- Reise des Leiters der Diözesanstelle, Nadim Ammann, deut- ich bei meinen Reisen immer wieder begegnet. mer als während des Bürgerkrieges – darin waren sich unse- lich, der einige Wochen nach der Katastrophe die Menschen re Gesprächspartner einig. Auswege aus der Krise sind kaum in Beirut traf. Mit dem Beginn der Pandemie im März 2020 wurden solche erkennbar. Reisen erschwert, und es wurde praktisch unmöglich, die Und dann war da die kleine Ikone der Gottesmutter aus vielen Partner weltweit zu besuchen. Viel zu unsicher ist Die Kirchen sind sich der ernsten Lage bewusst. Es war Beirut, das Bild der Frau, die im Libanon über religiöse die Situation in den meisten unserer Partnerländer. Kon- beeindruckend zu sehen, wie energisch die Kirchen im Liba- Grenzen hinaus als Schutzfrau und Patronin verehrt wird. taktbeschränkungen einzuhalten, ist fast unmöglich. Dabei non in den vergangenen Monaten den Menschen im Land 2010 wurde das Fest Maria Verkündigung auf muslimische sind unsere Reisen mehr als ein Zeichen der Solidarität. Wir Mut zu Veränderungen zugesprochen und die Missstände Initiative hin sogar ein nationaler Feiertag. Gebunden an zeigen nicht nur unser Interesse, sondern erfahren die Orte mit großem Nachdruck zum Thema gemacht haben. Die dieses Bild begann Ende September 2020 eine Gebetskette selbst als Lernende. Wir erleben Weltkirche, wir erleben, klare Haltung der Kirchenleitungen zeigt den Christen vor durch die Abteilungen des Erzbischöflichen Generalvikariats Reinhild Bues wie unsere Brüder und Schwestern in anderen Ortskirchen Ort, dass sie eine aktive Rolle in den Veränderungen des und Kölner Klöster. Nach einer feierlichen Aussendung der Pressereferentin leben und diese gestalten. Sehr oft erleben wir eine sehr gesellschaftlichen Lebens übernehmen können. Auch ande- Ikone in einem Gottesdienst begann die Gebetskette durch beim Erzbistum Köln lebendige Ortskirche. re Religionsgemeinschaften sind dankbar für die deutlichen 24 Jahresbericht der Diözesanstelle Weltkirche – Weltmission 2020 | Generalvikariat des Erzbistums Köln 25
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