Schuldenkrise 2.0? Wann "normale" Zinsen zum Problem werden

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Schuldenkrise 2.0? Wann "normale" Zinsen zum Problem werden
Swiss Economics

      Schuldenkrise 2.0?
      Wann «normale» Zinsen zum
      Problem werden
      Monitor Schweiz | 2.Q 2022

Konjunktur                         Fokus                         Geldpolitik
Inflation bremst Konsumdynamik     Sind die Staatsschulden bei   Ausstieg aus dem Negativzins
nicht übermässig                   steigenden Zinsen tragbar?

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Schuldenkrise 2.0? Wann "normale" Zinsen zum Problem werden
Swiss Economics | 2.Q 2022   2
Schuldenkrise 2.0? Wann "normale" Zinsen zum Problem werden
Editorial

            Sehr geehrte Leserinnen und Leser

            Spricht man derzeit mit Unternehmerinnen und Unternehmern, ist der Tenor meist derselbe: Die
            Auftragsbücher sind voll, aber es fehlt an Material und Arbeitskräften. Offensichtlich verhindern die
            globalen Lieferkettenprobleme, dass die nach der Aufhebung der Coronamassnahmen im In- und
            Ausland starke Nachfrage auch bedient werden kann, während der Fachkräftemangel den Kapazi-
            tätsausbau bremst.

            Was für das einzelne Unternehmen eine grosse Herausforderung ist, gereicht der Gesamtwirt-
            schaft indes – zumindest auf kurze Sicht – zum Vorteil. Dank der hohen individuellen Arbeitsplatz-
            sicherheit bleiben die Konsumenten trotz der schrecklichen Neuigkeiten aus der Ukraine und ver-
            breiteter Inflationssorgen in Kauflaune. Zudem vermögen das starke Beschäftigungswachstum
            und die Tatsache, dass immer mehr Arbeitskräfte in besser bezahlte Stellen wechseln, den inflati-
            onsbedingten Kaufkraftverlust insgesamt zu kompensieren: Im 1. Quartal 2022 ist die gesamte in
            der Schweiz ausbezahlte Lohnsumme beispielsweise stärker gestiegen als die Inflation. Gleichzei-
            tig setzt der Trend zu einem vermehrt lokalen Einkauf Anreize für steigende Investitionen in der
            Schweiz: Gemäss unserer Umfrage stockt jedes fünfte Unternehmen seine Investitionspläne we-
            gen der Lieferkettenprobleme auf. Dementsprechend gehen wir unverändert davon aus, dass die
            Schweizer Wirtschaft dieses Jahr trotz aller Herausforderungen überdurchschnittlich stark wach-
            sen wird (mehr zu unserer Konjunkturprognose auf Seite 6).

            Für eine längerfristig prosperierende Wirtschaft sind derweil gute Rahmenbedingungen zentral.
            Unternehmen müssen die notwendigen Vorleistungen einkaufen können und über genügend
            Fachkräfte verfügen, was offene Grenzen und gute Ausbildungen voraussetzt. Zudem muss die
            Preisstabilität gewährleistet sein. Lesen Sie auf Seite 18, warum die Schweizerische Nationalbank
            (SNB) zwar unter weniger Zugzwang steht als ihre Pendants im Ausland, die Normalisierung der
            Geldpolitik aber auch hierzulande voranschreitet und bald die erste Leitzinserhöhung ansteht. An-
            gesichts steigender Zinsen wird von Anlegerinnen und Anlegern häufig die Sorge geäussert, dass
            die weltweit rekordhohen Staatschulden bald nicht mehr tragbar sein werden. Im Fokus-Artikel ab
            Seite 12 zeigen wir auf, in welchen Ländern die Schulden tatsächlich zum Problem werden könn-
            ten und warum das unmittelbare Risiko für eine Schuldenkrise dennoch gering ist. Die Schweiz
            sticht in der Analyse übrigens mit einer besonders soliden Finanzpolitik hervor, Schuldenbremse
            sei Dank. Deren enges Korsett könnte indessen im Zuge steigender Zinsen noch enger werden.

            Wir wünschen Ihnen eine interessante Lektüre.

            André Helfenstein                                   Claude Maurer
            CEO Credit Suisse (Schweiz) AG                      Chefökonom Schweiz

                                                                           Swiss Economics | 2.Q 2022          3
Schuldenkrise 2.0? Wann "normale" Zinsen zum Problem werden
Inhalt

Konjunktur Schweiz                                                                                             6
Inflation bremst Konsumdynamik nicht übermässig
Noch überwiegt die positive wirtschaftliche Dynamik dank der Aufhebung der Coronamassnah-
men. Das Wirtschaftswachstum sollte 2022 mit 2.5% überdurchschnittlich stark ausfallen. Für
2023 erwarten wir indes eine Wachstumsverlangsamung auf 1.6%.

Konjunktur | Monitor                                                                                           8

Branchen | Monitor                                                                                             9

Fokus | Fiskalpolitik                                                                                        12
Sind die Staatsschulden bei steigenden Zinsen tragbar?
Die Staatsschulden liegen nach der COVID-19-Pandemie auf einem Allzeithoch, während die
Zentralbanken ihre Anleihenkäufe reduzieren und die Leitzinsen erhöhen. Steigende Finanzie-
rungskosten werfen die Frage nach der Tragbarkeit der Schulden auf. Dank des aktuell niedrigen
Schuldendienstes und der langen Restlaufzeit der Anleihen ist das unmittelbare Risiko für Schul-
denkrisen gering. Spätestens ab 2028 dürfte die Zinswende allerdings den fiskalpolitischen Spiel-
raum in einigen Industrienationen deutlich beschränken.

Geldpolitik                                                                                                  18
Ausstieg aus dem Negativzins
Nach einer Anhebung unserer Inflationsprognose gehen wir nun davon aus, dass die Schweizeri-
sche Nationalbank (SNB) ihren Leitzins dieses Jahr erhöhen wird. Weitere Zinsschritte dürften
folgen.

Geldpolitik | Monitor                                                                                        19

Immobilien | Monitor                                                                                         20

Credit Suisse Vorlaufindikatoren                                                                             21

Prognosen und Indikatoren                                                                                    23

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Schuldenkrise 2.0? Wann "normale" Zinsen zum Problem werden
Swiss Economics | 2.Q 2022   5
Schuldenkrise 2.0? Wann "normale" Zinsen zum Problem werden
Konjunktur Schweiz

Inflation bremst Konsum-
dynamik nicht übermässig
                                        Noch überwiegt die positive wirtschaftliche Dynamik dank der Aufhebung der Corona-
                                        massnahmen. Das Wirtschaftswachstum sollte 2022 mit 2.5% überdurchschnittlich
                                        stark ausfallen. Für 2023 erwarten wir indes eine Wachstumsverlangsamung auf 1.6%.

Wirtschaftswachstum                     Das Bruttoinlandprodukt (BIP) der Schweiz ist im 1. Quartal 2022 gegenüber dem Vorquartal um
hat sich im 1. Quartal                  0.5% gestiegen. Damit hat sich die Wachstumsdynamik trotz der Omikron-Welle und des Einmar-
2022 beschleunigt                       sches Russlands in die Ukraine gegenüber dem Schlussquartal 2021 beschleunigt. Die Corona-
                                        massnahmen haben die Wirtschaft folglich weniger stark gebremst als in früheren Viruswellen, zu-
                                        mal die meisten von ihnen bereits Mitte Februar wieder aufgehoben wurden. Das BIP liegt nun-
                                        mehr 2.4% über dem Niveau von vor der Pandemie. Aus wirtschaftlicher Sicht hat die Schweiz die
                                        Pandemie somit verhältnismässig gut überstanden (vgl. Abb. 1).

Aufhebung der                           Die positive Dynamik infolge der vollständigen Aufhebung der Coronamassnahmen dürfte das
COVID-19-                               Wirtschaftsgeschehen auch in den kommenden Monaten prägen. Gemäss unseren Schätzungen
Massnahmen                              wird der Wachstumsbeitrag der Aufhebung der COVID-19-Massnahmen zum privaten Konsum im
sorgt für Rückenwind                    2. Quartal rund doppelt so hoch ausfallen wie im 1. Quartal. Der Dienstleistungs-PMI, der die Ent-
                                        wicklung im konsumorientierten Dienstleistungssektor misst, notiert denn auch seit Februar deut-
                                        lich in der Wachstumszone (vgl. Abb. 2). Zudem lässt sich der weitere Verlauf der Pandemie zwar
                                        nicht prognostizieren, die Erfahrungen der vergangenen Wellen deuten aber darauf hin, dass sich
                                        der wirtschaftliche Schaden einer etwaigen weiteren Welle im Herbst in Grenzen halten sollte.

Solide                                  Derweil kommt der Krieg in der Ukraine bislang in stark gestiegenen Energiepreisen sowie einer
Arbeitsmarktlage                        Eintrübung der generellen Konsumentenstimmung zum Ausdruck. Laut der Konsumentenstim-
stützt Konsum                           mungsumfrage vom April sind die Erwartungen zur künftigen Wirtschaftsentwicklung markant ne-
                                        gativer als noch im Januar (vgl. Abb. 3). Hingegen werden die individuellen Aussichten auf dem
                                        Arbeitsmarkt als einiges besser wahrgenommen – eine direkte Folge des starken Beschäftigungs-
                                        wachstums und der sinkenden Arbeitslosenquote (vgl. Box Arbeitsmarkt Seite 8). Die eigene Er-
                                        werbssituation ist demnach trotz diffuser Konjunktursorgen gut – und Erstere ist in der Regel ent-
                                        scheidend für den Konsum. Darüber hinaus vermochte die gestiegene Inflation bisher die Kauf-
                                        kraft hierzulande insgesamt nicht zu schmälern. Dank des hohen Beschäftigungswachstums und
                                        der Verschiebung hin zu besser bezahlten Stellen hat die Summe der ausbezahlten Löhne um
                                        3.9% zugenommen und damit stärker als die Inflation (2.1%).

Abb. 1: Wirtschaft in der Schweiz deutlich über Vorpandemie-                       Abb. 2: Dienstleistungs-PMI deutet auf solides Wachstum hin
niveau
Reales Bruttoinlandprodukt, saisonbereinigt, 4. Quartal 2019 = 100                 Wachstumsschwelle = 50
        Deutschland        Frankreich         Italien            Schweden          80
        Grossbritannien    USA                Schweiz
105                                                                                70

                                                                                   60
100
                                                                                   50
 95
                                                                                   40
 90
                                                                                   30
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 75
                                                                                    0
      2019                  2020                   2021                    2022      2014     2015     2016     2017    2018     2019     2020       2021   2022

Quelle: Refinitiv Datastream, Credit Suisse. Letzter Datenpunkt: 1. Quartal 2022   Quelle: procure.ch, Credit Suisse. Letzter Datenpunkt: Mai 2022

                                                                                                                    Swiss Economics | 2.Q 2022                     6
Schuldenkrise 2.0? Wann "normale" Zinsen zum Problem werden
Inflation bremst nicht                 Die Inflationsrate wird gemäss unseren Prognosen bis Ende Jahr auf über 2.0% verharren, bevor
übermässig                             sie langsam wieder abnimmt (Jahresdurchschnitt 2022: 2.3%, vgl. Box Inflation Seite 8). Dank
                                       der vorteilhaften Arbeitsmarktsituation (Beschäftigungswachstum von 1.7% und Lohnwachstum
                                       von 0.8%) sollte sich der gesamtwirtschaftliche Kaufkraftverlust indes weiterhin in Grenzen halten.
                                       Zudem zeigen unsere Analysen der Preiselastizitäten der Konsumnachfrage, dass sich die brem-
                                       sende Wirkung der Inflation auf die Konsumdynamik generell in Grenzen hält. Ein Anstieg der In-
                                       flationsrate um 1 Prozentpunkt hat den privaten Konsum seit 1982 im Durchschnitt um 0.11% bis
                                       0.13% reduziert (je nach Schätzungsmethode). Insgesamt sollten die privaten Konsumausgaben
                                       2022 deutlich höher ausfallen als 2021 (+4.0%). Die Zunahme des Staatskonsums dürfte sich
                                       derweil verlangsamen gegenüber den beiden Vorjahren, welche durch Ausgaben für Impfungen
                                       und Tests geprägt waren. Wir rechnen jedoch weiterhin mit einem überdurchschnittlichen Wachs-
                                       tum des Staatskonsums von 2.5%, dies u.a. aufgrund der Aufnahme von Flüchtenden aus der
                                       Ukraine.

Liefersituation                        Die Unternehmen werden gleichzeitig stark von verbreiteten Schwierigkeiten in den Lieferketten
bleibt angespannt                      gefordert. Gemäss den Teilnehmenden an unserer monatlichen Einkaufsmanagerbefragung (PMI)
                                       befürchten 62% der Unternehmen in den nächsten sechs Monaten Produktionsausfälle, weil es
                                       an Vorleistungen oder Rohmaterialien fehlt. Eine rasche Rückkehr zur Normalität im Einkauf ist zu-
                                       dem nicht in Sicht: 80% der Einkaufsmanager gehen davon aus, dass die Rückkehr zum Normal-
                                       zustand erst im kommenden Jahr oder danach erfolgen wird. Entsprechend passen die Unterneh-
                                       men ihre Lieferketten und ihr Investitionsverhalten an: Tendenziell wird der Einkauf lokaler ausge-
                                       richtet, was auch vermehrte Investitionen in der Schweiz nach sich zieht. So stockt laut Umfrage
                                       jedes fünfte Industrieunternehmen sein Investitionsvolumen auf – 4% von ihnen sogar deutlich.
                                       Weniger investieren dagegen nur 10%, und nur 3% haben einen Investitionsstopp vorgenommen
                                       (vgl. Abb. 4). Wegen des verbreiteten Drucks zu Produktivitätssteigerungen dürften die Ausrüs-
                                       tungsinvestitionen somit trotz aller Unsicherheiten und steigender Zinsen um 2.5% zunehmen. Die
                                       Bauinvestitionen wurden derweil im 1. Quartal 2022 u.a. durch fehlende Baumaterialen gebremst.
                                       Obwohl die Auftragspipeline eigentlich gut gefüllt wäre, rechnen wir hier für das Gesamtjahr mit
                                       einer leichten Abnahme von 0.2%.

Unveränderte                           Insgesamt halten wir an unserer Prognose vom vergangenen Herbst fest, wonach das BIP-
Wachstumsprognose                      Wachstum dieses Jahr mit 2.5% überdurchschnittlich stark ausfallen sollte. Die Nachholeffekte
von 2.5% für 2022                      nach der Aufhebung der Coronamassnahmen im Inland sowie in grossen Teilen des Auslands
und 1.6% für 2023                      schwächen sich aber zunehmend ab. Und neue Wachstumstreiber sind angesichts der schwieri-
                                       gen Lage der Weltwirtschaft, die von Inflation, geldpolitischer Straffung und geopolitischen Unsi-
                                       cherheiten geprägt ist, nicht in Sicht. Dementsprechend prognostizieren wir für 2023 eine Ver-
                                       langsamung der Wachstumsdynamik auf 1.6%.

                                       claude.maurer@credit-suisse.com

Abb. 3: Diffuse Konjunktursorgen – individuelle Sicherheit                               Abb. 4: Lieferkettenproblematik hat sogar einen schwach positiven
                                                                                         Einfluss auf die Investitionen
Index aus Umfrage                                                                        Antworten auf die Frage «Wie haben die Probleme in den Lieferketten Ihre Investiti-
                                                                                         onspläne verändert?»

            Konsumentenstimmung           Arbeitsplatzsicherheit (rechte Skala)
 20                                                                               40     Kompletter Investitionsstop
 10                                                                               20
  0                                                                               0           Weniger Investitionen
-10                                                                               -20
-20                                                                               -40            Mehr Investitionen
-30                                                                               -60
-40                                                                               -80    Deutlich mehr Investitionen
-50                                                                               -100
-60                                                                               -120
                                                                                                    Keinen Einfluss
-70                                                                               -140
   2000         2004         2008        2012         2016          2020
                                                                                                                       0%    10%   20%   30%    40%     50%    60%     70%

Quelle: Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO), Credit Suisse. Letzter Datenpunkt:      Quelle: procure.ch, Credit Suisse
April 2022

                                                                                                                             Swiss Economics | 2.Q 2022                    7
Schuldenkrise 2.0? Wann "normale" Zinsen zum Problem werden
Konjunktur | Monitor

Inflation                                                     Mieten haben am stärksten zur Inflation beigetragen
                                                              Beitrag zur Inflationsrate im Mai 2022, fünf grösste inflationäre und desinflationäre Kate-
                                                              gorien, in Prozentpunkten

Im Mai 2022 lag das Preisniveau 2.9% über dem Vorjah-                             Medikamente
resstand. Die Inflationsrate wird derzeit massgeblich durch                      Parahotellerie
Preissteigerungen in einigen wenigen Kategorien des
                                                                                         Beeren
Durchschnittswarenkorbs, welcher der Berechnung der In-
                                                                            Abwassergebühren
flation zu Grunde liegt, in die Höhe getrieben. Der Anstieg
                                                                                  Zitrusfrüchte
der Mieten um 1.4% trug beispielsweise mehr als 0.2 Pro-
zentpunkte zur Inflationsrate bei, und derjenige der Erdöl-                              Diesel

produkte erhöhte diese um über 1.0 Prozentpunkt. Im Ge-       Wohnungsmiete (Mietpreisindex)
gensatz dazu reduzierten niedrigere Preise für Medika-                  Occasions-Automobile
mente (–2.0%) die Inflationsrate um knapp 0.1 Prozent-                                   Benzin
punkte. Insgesamt dürften die Konsumentenpreise dieses                                    Heizöl
Jahr um 2.3% und nächstes Jahr um 1.0% steigen.
                                                                                                   -0.1      0      0.1   0.2      0.3     0.4   0.5    0.6

maxime.botteron@credit-suisse.com                             Quelle: Bundesamt für Statistik, Credit Suisse. Letzter Datenpunkt: Mai 2022.

Arbeitsmarkt                                                  In vielen Branchen herrscht derzeit Personalmangel
                                                              Saldo zwischen dem Anteil der Unternehmen, die ihren aktuellen Personalbestand als
                                                              zu hoch (+) bzw. als zu tief (–) einschätzen, in Prozentpunkten, ausgewählte Branchen

Die gestiegenen konjunkturellen Unsicherheiten hatten bis-                                                            April 2022           April 2021
her kaum Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Der Fach-                Gesundheits- und Sozialwesen
kräftemangel bleibt in vielen Branchen das beherrschende            Information und Kommunikation
Thema. Vor allem im Gesundheitswesen und in der Infor-                                 Gastgewerbe
                                                              Freiberufl., wissensch. und techn. DL*
mationstechnologie, aber auch im Gastgewerbe, bei Unter-
                                                                                         Baugewerbe
nehmensdienstleistern und im Bau beurteilten zu Beginn                             Immobilienwesen
des 2. Quartals 2022 besonders viele Unternehmen ihren            Kunst, Unterhaltung und Erholung
Personalbestand als zu tief. Dementsprechend gibt es der-                                Grosshandel
zeit in diesen Bereichen viele offenen Stellen. Gegenüber                                   Industrie
dem Vorjahr nahm die vollzeitäquivalente Beschäftigung im                       Verkehr und Lagerei
1. Quartal 2022 um 2.6% zu. Für das Gesamtjahr 2022                                      Detailhandel
                                                                                      Finanzbranche
rechnen wir mit einem durchschnittlichen Beschäftigungs-
wachstum von 1.7%.                                                                                        -50 -40 -30 -20 -10 0          10 20 30 40 50

emilie.gachet@credit-suisse.com                               * Freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen
                                                              Quelle: Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF), Credit Suisse

Zuwanderung                                                   Qualifikation der geflüchteten ukrainischen Staatsangehörigen
                                                              Verteilung der Erwerbstätigen nach Berufshauptgruppen, Stichprobe von 1774 Dos-
                                                              siers, davon 1338 mit Berufsangaben

Seit Ausbruch des Kriegs in der Ukraine hat die Schweiz
                                                                                                                            Führungskräfte
rund 54’000 Flüchtlinge aufgenommen. Dank des Schutz-
status S erhalten die Geflüchteten ohne Asylverfahren ein                           4%      8%                              Akademische Berufe
vorläufiges Aufenthaltsrecht für mindestens ein Jahr und                  10%
                                                                                                                            Techniker und gleichrangige
können arbeiten. Nach frühestens fünf Jahren erhalten                                                                       Berufe
                                                                                                                            Bürokräfte und verwandte
Schutzbedürftige eine Aufenthaltsbewilligung B, die bis zur                                                                 Berufe
                                                                                                              28%
Aufhebung des Schutzes befristet ist. Rund 57% der                                                                          Dienstleistungsberufe und
Schutzsuchenden sind erwerbsfähig und knapp 1000 in-                                                                        Verkäufer
                                                                                                                            Fachkräfte Land- und
zwischen erwerbstätig, Tendenz steigend. Die beruflichen          27%
                                                                                                                            Forstwirtschaft
Qualifikationen entsprechen in etwa denjenigen der ersten                                                                   Handwerks- und verwandte
                                                                                                                            Berufe
Einwanderergeneration sämtlicher Ausländer in der ständi-                                            8%                     Anlagen- und
gen Wohnbevölkerung.                                                                 12%                                    Maschinenbediener
                                                                                                                            Hilfsarbeitskräfte

sara.carnazzi@credit-suisse.com                               Quelle: Staatssekretariat für Migration, Credit Suisse

                                                                                                          Swiss Economics | 2.Q 2022                      8
Schuldenkrise 2.0? Wann "normale" Zinsen zum Problem werden
Branchen | Monitor

Pharmazeutische Industrie                                      Rückgang der Exporte nach Spanien im 1. Quartal 2022
                                                               Pharmaexporte im Vergleich zum Vorjahresquartal, saisonbereinigt

Die Pharmaexporte verzeichneten im 1. Quartal 2022 ein
                                                                   Q1 2021             Q2 2021           Q3 2021          Q4 2021              Q1 2022                              Gewicht
Wachstum von 3.8% im Vergleich zum Vorjahresquartal.
                                                                200%
Zwar nahmen die Exporte in den wichtigsten Abnehmer-
markt, die USA, erneut zu (+15%), aber Rückgänge der            150%
Ausfuhren nach Deutschland, China und Spanien wirkten
bremsend. Nachdem die Pharmaexporte nach Spanien im             100%

Jahr 2021 infolge der Impfstoffherstellung extrem stark ge-      50%
stiegen waren, näherten sie sich jüngst wieder ihren vorpan-
demischen Werten. Generell dürften sich die Pharmaexporte         0%

auch in den kommenden Monaten positiv entwickeln,
                                                                -50%
Wachstumsraten wie 2020 oder 2021 sind jedoch nicht
mehr zu erwarten.                                              -100%
                                                                              100%              45%            25%                  15%                          5%                    5%                      4%

                                                                               Total            Andere         USA               Deutschland              Italien                     China            Spanien

tiziana.hunziker.2@credit-suisse.com                           Quelle: Eidgenössische Zollverwaltung, Credit Suisse

Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie (MEM-Industrie)      Höhere Einkaufs- und Verkaufspreise erwartet
                                                               MEM-Exporte pro Quartal in Mio. CHF, nach Ländern, saisonbereinigt; Saldo zwischen
                                                               Unternehmen, die eine Erhöhung der Einkaufs-/Verkaufspreise erwarten, und denjeni-
                                                               gen, die eine Senkung erwarten, in %

Die MEM-Exporte sind im 1. Quartal 2022 gestiegen. Dabei
                                                                  Andere                                                             Deutschland
konnten alle wichtigen Exportmärkte ausser die USA im Ver-        Frankreich                                                         Italien
                                                                  China                                                              USA
gleich zum Vorquartal zulegen. Derweil rechnet die grosse         Saldo Einkaufspreise (rechte Achse)                                Saldo Verkaufspreise (rechte Achse)
Mehrheit der von der Konjunkturforschungsstelle (KOF) der      12000                                                                                                                                                90
ETH Zürich befragten MEM-Unternehmen mit höheren Ein-          10000                                                                                                                                                75
kaufs- und Verkaufspreisen in den kommenden Monaten.            8000                                                                                                                                                60
Dies deutet darauf hin, dass die Unternehmen die höheren        6000                                                                                                                                                45
Produktionskosten zumindest teilweise an ihre Kunden wei-       4000                                                                                                                                                30
tergeben werden. Gleichwohl bergen Lieferkettenprobleme
                                                                2000                                                                                                                                                15
und mögliche Produktionsausfälle in China infolge von CO-
                                                                      0                                                                                                                                             0
VID-19-Lockdowns Risiken für die MEM-Exporte.
                                                                -2000                                                                                                                                               -15
                                                                        1.Q 2.Q 3.Q 4.Q 1.Q 2.Q 3.Q 4.Q 1.Q 2.Q 3.Q 4.Q 1.Q
                                                                       2019 2019 2019 2019 2020 2020 2020 2020 2021 2021 2021 2021 2022
tiziana.hunziker.2@credit-suisse.com                           Quelle: Eidgenössische Zollverwaltung, KOF, Bundesamt für Statistik, Credit Suisse

Uhrenindustrie                                                 USA neu wichtigster Abnehmer von Schweizer Uhren
                                                               Uhrenexporte im Vergleich zum Vorjahresquartal, nach Ländern, saisonbereinigt

Die Uhrenexporte setzten ihre Erholung fort und erreichten     80%                                                                                                                                                  1.2

im März mit über CHF 2 Mrd. einen neuen Höchstwert. Die        60%
                                                                                                                                                                                                                    1
USA lösten Hongkong im Jahr 2021 als wichtigsten Ab-           40%
                                                                                                                                                                                                                    0.8
nehmermarkt ab und verzeichneten auch in den letzten           20%
                                                                 0%                                                                                                                                                 0.6
Quartalen starke Umsatzsteigerungen. In Europa scheinen
                                                               -20%
die Konsumenten ihre Kaufstimmung ebenfalls wiederge-          -40%
                                                                                                                                                                                                                    0.4

funden zu haben. In Hongkong ging die Erholung derweil         -60%
                                                                                                                                                                                                                    0.2
nur schleppend voran, und die Exporte nach China waren         -80%
                                                                          100%         38%       14%       13%       10%             6%        6%                     5%                4%           4%
                                                                                                                                                                                                                    0
sogar rückläufig. Die Politik der Null-Toleranz gegenüber
                                                                                                                                     Japan
                                                                           Total

                                                                                                  USA

                                                                                                           China
                                                                                       Andere

                                                                                                                      Hongkong

                                                                                                                                               Ver. Königreich

                                                                                                                                                                      Deutschland

                                                                                                                                                                                        Frankreich

                                                                                                                                                                                                     Italien

COVID-19 und eine gedrückte Konsumentenstimmung las-
sen dort keine rasche Verbesserung der Situation erwarten.
                                                                              Q3 2021                    Q4 2021                     Q1 2022                                        Gewichte 2021

tiziana.hunziker.2@credit-suisse.com                           Quelle: Eidgenössische Zollverwaltung, Credit Suisse

                                                                                                                   Swiss Economics | 2.Q 2022                                                                           9
Schuldenkrise 2.0? Wann "normale" Zinsen zum Problem werden
Branchen | Monitor

Detailhandel                                                    Detailhandelsumsätze pendeln sich ein
                                                                Nominale Detailhandelsumsätze, saisonbereinigt, im Vergleich zum Vorjahresquartal

Die Umsätze im Schweizer Detailhandel waren im 1. Quartal        50%
                                                                 40%
2022 gegenüber dem Vorjahresquartal zum dritten Mal in           30%
Folge rückläufig. Dies war dem schwindenden Sondereffekt         20%
                                                                 10%
der COVID-19-Pandemie zuzuschreiben, lagen doch die               0%
Umsätze in den Bereichen Food, Heimelektronik oder Do-it-       -10%
yourself (DIY)/Garten unter den während der Pandemie er-        -20%
                                                                                                                                                                                                  Non-Food
                                                                -30%
reichten Werten. Derweil wirkte sich die Normalisierung po-

                                                                                              Food/Near-Food

                                                                                                                Non-Food

                                                                                                                               Bekleidung/ Schuhe

                                                                                                                                                    Personal Care und

                                                                                                                                                                                                   Heimelektronik
                                                                               Total

                                                                                                                                                                          Haushalt und Wohnen

                                                                                                                                                                                                                    DIY/Garten/ Autozubehör

                                                                                                                                                                                                                                                Freizeit
sitiv auf die Umsätze in den Bereichen Bekleidung/Schuhe

                                                                                                                                                       Gesundheit
sowie Personal Care und Gesundheit aus. Hier dürfte sich
die Erholung in den kommenden Monaten fortsetzen. Im Ge-
gensatz dazu werden die Food-Umsätze wohl unter den
Pandemiewerten bleiben.                                               1Q.2021            2Q.2021                           3Q.2021                    4Q.2021                                   1Q.2022
tiziana.hunziker.2@credit-suisse.com                            Quelle: GfK, Credit Suisse

Tourismus                                                       Noch keine Rückkehr der Gäste aus Asien und Ozeanien
                                                                Logiernächte, indexiert, Durchschnitt 2019 = 100, nach Herkunft

Die weitreichende Aufhebung der COVID-19-Massnahmen                   Afrika            Amerika                  Asien                        Europa                    Ozeanien                               Schweiz                        Total
                                                                180
hat dem Tourismus in Europa und der Schweiz Aufschwung
verliehen. Die Zahl der Gäste aus diesen Regionen ist dem-      160

entsprechend seit Ende 2021 wieder gestiegen. Im Gegen-         140

satz dazu erreichen die Logiernächte von Touristen aus          120
Asien und Ozeanien nach wie vor nur weniger als 20% ihrer       100
vorpandemischen Werte. Der Ausbruch der Ukraine-Krise            80
wird wohl dazu führen, dass sich die Zahl der Gäste aus fer-     60
nen Kontinenten nicht unmittelbar erholen wird. Innerhalb        40
Europas sollte die Erholung des Tourismus hingegen weiter        20
voranschreiten.
                                                                   0
                                                                   12/2019                          06/2020                              12/2020                                        06/2021                                         12/2021

tiziana.hunziker.2@credit-suisse.com                            Quelle: Bundesamt für Statistik, Credit Suisse

Informationstechnologie (IT)                                    Geschäftslage kühlt sich auf langfristigen Durchschnitt ab
                                                                Saldo zwischen Unternehmen, die ihre Geschäftslage als positiv beurteilen, und den-
                                                                jenigen, die sie als negativ beurteilen, in %, und langfristiger Durchschnitt

Nachdem die Stimmung im IT-Sektor zu Beginn des Jahres          80               Erbringung von IT-Dienstleistungen                                                      Langfristiger Durchschnitt
sehr optimistisch war, hat sie sich ab Anfang des 2. Quartals   70
2022 wieder abgekühlt. Der Saldo zwischen den Unterneh-
                                                                60
men, die ihre Geschäftslage als positiv einschätzen, und
denjenigen, die sie als negativ erachten, liegt aber immer      50
noch bei 40%. Die Herausforderungen, die mit dem Konflikt       40
in der Ukraine und der Null-Toleranz-Politik gegenüber CO-
                                                                30
VID-19 in China für die internationalen Wertschöpfungsket-
ten einhergehen, dürften den Ausschlag für die Stimmungs-       20
eintrübung gegeben haben. Diese Herausforderungen und           10
die sich ergebende Preisdynamik dürften den IT-Sektor
                                                                 0
auch in den nächsten Monaten noch beschäftigen.                   2009                 2011                    2013               2015                            2017                           2019                       2021

tiziana.hunziker.2@credit-suisse.com                            Quelle: Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF), Credit Suisse

                                                                                                                             Swiss Economics | 2.Q 2022                                                                                                10
Swiss Economics | 2.Q 2022   11
Fokus | Fiskalpolitik

Sind die Staatsschulden bei
steigenden Zinsen tragbar?
                                                 Die Staatsschulden liegen nach der COVID-19-Pandemie auf einem Allzeithoch,
                                                 während die Zentralbanken ihre Anleihenkäufe reduzieren und die Leitzinsen erhöhen.
                                                 Steigende Finanzierungskosten werfen die Frage nach der Tragbarkeit der Schulden
                                                 auf. Dank des aktuell niedrigen Schuldendienstes und der langen Restlaufzeit der
                                                 Anleihen ist das unmittelbare Risiko für Schuldenkrisen gering. Spätestens ab 2028
                                                 dürfte die Zinswende allerdings den fiskalpolitischen Spielraum in einigen
                                                 Industrienationen deutlich beschränken.

Hohe Schulden                                    Während der Coronapandemie wurde die Konjunktur mit fiskalpolitischen Massnahmen gestützt,
und steigende Zinsen                             während der Einbruch der Einnahmen im Zuge der Rezession grosse Löcher in die Staatshaus-
wecken Sorgen                                    halte riss. In der Folge erreichte das durchschnittliche Schuldenniveau relativ zum Bruttoinlandpro-
bezüglich                                        dukt (BIP) ein Allzeithoch (vgl. Abb. 1). Mittlerweile verzeichnet die Hälfte der Industrieländer eine
Schuldenkrise                                    Schuldenquote von über 60%, während dies 2007 nur in rund einem Drittel dieser Länder der Fall
                                                 war. Zudem steht nach Jahren sinkender Zinsen eine Zinswende bevor. Die Kombination von stei-
                                                 genden Zinsen und rekordhohen Schuldenquoten weckt Ängste vor einer erneuten Schuldenkrise,
                                                 wie sie in den Jahren 2010 bis 2012 in Europa durch die drohende Staatspleite Griechenlands
                                                 und anderer Mitglieder der Eurozone ausgelöst wurde.

Der Schuldenstand                                Es gibt indessen keine allgemeingültige Höchstgrenze, ab der Staatsschulden «gefährlich» wer-
allein sagt wenig                                den. Relevant ist, ob der Schuldendienst geleistet werden kann. Solange ein Staat nämlich in der
über die                                         Lage ist, den Schuldendienst zu finanzieren und Geldgeber zu finden, kann er seine Schulden the-
Wahrscheinlichkeit                               oretisch bis in alle Ewigkeit rollen. Ökonomen betrachten deshalb für die Analyse der Tragbarkeit
einer Schuldenkrise                              der Schulden die Höhe der Zinsausgaben in Prozent der Wirtschaftsleistung. Die Tragbarkeit wird
aus                                              von einer Reihe von Variablen beeinflusst: Neben dem nominalen Schuldenstand zählen dazu zu-
                                                 künftige Defizite, das allgemeine Zinsniveau, länderspezifische Risikoaufschläge, das Refinanzie-
                                                 rungsrisiko sowie das Wirtschaftswachstum. Im Folgenden werden wir diese Indikatoren – und da-
                                                 mit die Tragbarkeit der Schulden – evaluieren.

Analyse                                          Analysiert werden die Schweiz und ihre wichtigsten Handelspartner (Deutschland, Frankreich, Ita-
der Tragbarkeit                                  lien, Spanien, Grossbritannien, USA) sowie Japan. Letzteres ist wegen des ausserordentlich ho-
für die wichtigsten                              hen Schuldenstands interessant. China klammern wir trotz der grossen Bedeutung als Handels-
Handelspartner der                               partner aus, weil sich die Schuldendynamik in Schwellenländern deutlich von derjenigen in Indust-
Schweiz                                          rienationen unterscheidet.

Abb. 1: Die Staatsschulden der Industrieländer sind seit der Finanz-                            Abb. 2: Die Zinsausgaben sind dank Niedrigzinsumfeld trotz stei-
krise stark gestiegen                                                                           gender Schulden stark gesunken
Brutto-Staatsschuldenquote (inkl. Sozialversicherung), in % des BIP, 2007 ggü.                  Verteilung der Zinsausgaben in den Industrienationen, in % des BIP, 2007 ggü.
2021                                                                                            2020
300%                                                                                                 2007      2020
               2007      2021
                                                                                                  45%
250%
                                                                                                  40%
200%
                                                                                                  35%

150%                                                                                              30%

                                                                                                  25%
100%
                                                                                                  20%

  50%                                                                                             15%

                                                                                                  10%
   0%
                                                                                                   5%
                                                                                  USA
                      Deutschland
           Schweiz

                                    Frankreich

                                                 Italien

                                                           Spanien

                                                                     britannien

                                                                                        Japan
                                                                      Gross-

                                                                                                   0%
                                                                                                            0-1%        1-2%         2-3%        3-4%        4-5%        >5%

Quelle: Internationaler Währungsfonds (IWF), Credit Suisse                                      Quelle: Internationaler Währungsfonds (IWF), Credit Suisse

                                                                                                                                 Swiss Economics | 2.Q 2022                     12
Budgetbelastung                         Zunächst ist festzuhalten, dass der Schuldendienst relativ zum BIP seit der Finanzkrise trotz stei-
durch Zinsausgaben                      gender Schuldenquoten deutlich zurückgegangen ist (vgl. Abb. 2) – dies weil die Zinsen proportio-
ist trotz steigender                    nal stärker gefallen sind, als die Schulden gestiegen sind. Dadurch wurden die Staatshaushalte in
Schulden                                den vergangenen Jahren entlastet. Im Zuge der anstehenden Zinswende dürfte sich dieser Trend
zurückgegangen, …                       nun umkehren, jedoch nicht über Nacht. Abhängig von der durchschnittlichen Restlaufzeit des
                                        Schuldenportfolios und dem sich daraus ergebenden Refinanzierungsrisiko haben die Staaten
                                        Zeit, sich auf die veränderten Finanzierungsbedingungen vorzubereiten.

… und auch                              Die Schatzkammern der Regierungen haben die rekordtiefen Zinsen der letzten Jahre genutzt, um
das Refinanzierungs-                    die durchschnittliche Laufzeit des Schuldenportfolios zu verlängern und sich somit den Zinsvorteil
risiko ist dank                         für längere Zeit zu sichern (vgl. Abb. 3). Lediglich in den USA und Italien ist das Fälligkeitsprofil im
höherer                                 Vergleich zur letzten Schuldenkrise mehr oder weniger konstant geblieben – in den USA auf ei-
Restlaufzeiten                          nem relativ niedrigen Niveau von 5.6 Jahren. Spitzenreiter ist Grossbritannien mit 14.6 Jahren.
gesunken, …                             Spanien konnte seine Restlaufzeit um 1.5 Jahre erhöhen, Frankreich um 1.2 Jahre. In der
                                        Schweiz wurde die Restlaufzeit der Eidgenossen sogar besonders stark erhöht, um länger von den
                                        Niedrigzinsen profitieren zu können. 2020 fiel die Gesamtrestlaufzeit jedoch kurzzeitig auf das Ni-
                                        veau von 2016 zurück, weil die Bundestresorerie ungewöhnlich viele kurzfristige Geldmarktbuch-
                                        forderungen ausgab, um die Coronamassnahmen zu finanzieren.

… sodass sich der                       Der aktuelle Anstieg des Zinsniveaus wirkt sich somit nicht unmittelbar auf den Staatshaushalt
Zinsanstieg                             aus, sodass die Staaten Zeit für eine Konsolidierung haben. In Abb. 4 simulieren wir, wie die von
erst verzögert                          uns bis 2023 prognostizierten Erhöhungen der Leitzinsen die effektiven Zinssätze – d.h. die mit
auswirkt                                den ausstehenden Beträgen gewichteten Durchschnittszinssätze über alle Laufzeiten hinweg –
                                        beeinflussen könnten. Es zeigt sich, dass die Refinanzierungskosten auch Ende 2023 noch weit
                                        geringer sein werden als während der letzten Schuldenkrise. Teilweise wird der effektive Durch-
                                        schnittszins anfänglich sogar noch leicht sinken, weil teure Altschulden refinanziert werden.

Mittelfristig relevant                  Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Die steigenden Zinsen sollten kurzfristig zwar keine
sind Zinsen,                            Schuldenkrise auslösen, aber das ist kein Freifahrtschein für anhaltende Defizite. Mittelfristig kann
Wachstum                                die steigende Zinslast nämlich sogar bei ausgeglichenem Primärsaldo zum Problem werden. Der
und Primärsaldo                         Primärsaldo ist das Haushaltsergebnis abzüglich aller Zinseinnahmen und -ausgaben; mit ihm
                                        lässt sich der Staatshaushalt unabhängig von Schuldenstand und Finanzierung beurteilen.

Auch bei                                Selbst wenn wir annehmen, dass den Ländern künftig die Erzielung eines ausgeglichenen Primär-
ausgeglichenen                          saldos gelingt, wird der Schuldendienst in Italien, den USA, Frankreich und Spanien in absehbarer
Primärsaldos kann                       Zeit so hoch sein, dass die Schuldenquote allein aufgrund der Zinszahlungen weiter steigen wird.
die Schuldenquote                       Im ökonomischen Sinne sind die Schulden ab diesem Zeitpunkt nicht mehr tragbar. Konkret ist
wachsen                                 dies der Fall, wenn der reale Zinssatz für Anleihen über der Wachstumsrate einer Wirtschaft liegt,
                                        also wenn das sogenannte Zins-Wachstums-Differential positiv ist. Ist dies der Fall, übersteigt der
                                        Schuldendienst den Zugewinn des BIP (also des Nenners der Schuldenquote), und die Schulden-
                                        quote wächst selbst dann, wenn der Staatshaushalt ausgeglichen ist.

Abb. 3: Staaten haben die Restlaufzeiten der Schulden erhöht, um                   Abb. 4: Leitzinserhöhungen werden die effektiven Zinssätze auf
länger von niedrigen Zinsen zu profitieren                                         Staatsschulden bis Ende 2023 nur langsam nach oben treiben
Durchschnittliche Restlaufzeit der ausstehenden Anleihen und Geldmarktbuchforde-   Durchschnittlicher Zinssatz von Mai 2022 bis Ende 2023 auf Basis der Leitzinsprog-
rungen, in Jahren                                                                  nosen; Annahme: gleichbleibende Restlaufzeit und gleichbleibende Steigung der
                                                                                   Zinskurve; durchschnittlicher Zinssatz während der Schuldenkrise im Jahr 2012

      Schweiz             Deutschland        Frankreich        Italien             5%                2012-Niveau
      Spanien             Grossbritannien    USA               Japan
15
                                                                                   4%
14
13                                                                                 3%

12
                                                                                   2%
11
10                                                                                 1%

 9
                                                                                   0%
                                                                                                                                                  britannien
                                                                                                        Deutsch-

 8
                                                                                                                                        Spanien
                                                                                           Schweiz

                                                                                                                   Frank-

                                                                                                                                                                     Japan
                                                                                                                              Italien

                                                                                                                                                  Gross-
                                                                                                                   reich

                                                                                                                                                               USA

 7
                                                                                                        land

 6
 5
     2011          2013          2015          2017         2019          2021

Quelle: Internationaler Währungsfonds (IWF), Eidgenössische Finanzverwaltung       Quelle: Internationaler Währungsfonds (IWF), Refinitiv Datastream, Credit Suisse
(EFV), Credit Suisse
                                                                                                                            Swiss Economics | 2.Q 2022                       13
Trendwende beim                        In den vergangenen Jahren präsentierte sich die Lage genau umgekehrt: Das Zinsniveau lag unter
Zins-Wachstums-                        der Wachstumsrate, sodass die Staaten ihre Schuldenquoten sogar mit einem kleinen Primärdefi-
Differential                           zit stabilisieren konnten. Gemäss unseren Prognosen der Leitzinsen und des effektiven Zinssatzes
                                       aus Abb. 4 sowie den Wachstums- und Inflationsprognosen des Internationalen Währungsfonds
                                       (IWF) wird das Zins-Wachstums-Differential künftig wieder in den positiven Bereich drehen, wenn
                                       auch je nach Land unterschiedlich schnell (vgl. Abb. 5).

Tragbarkeit                            In der Schweiz und Deutschland dürfte das Differential noch bis Ende des Jahrzehnts negativ blei-
wird in Italien, den                   ben, selbst wenn die Zentralbanken ihre Leitzinsen bis Ende 2025 in vierteljährlichen Schritten von
USA, Frankreich und                    jeweils 25 Basispunkten (Bp) erhöhen. Die beiden Länder werden also ihren Schuldenstand trotz
Spanien mittelfristig                  Primärdefiziten weiterhin zumindest stabilisieren können, weil das Wachstum den steigenden
fraglich                               Schuldendienst finanziert. In den USA werden hierfür ab 2027 selbst ausgeglichene Primärbud-
                                       gets nicht mehr ausreichen, in Spanien und Frankreich ab 2028. Italien muss sogar schon ab
                                       Mitte 2025 Primärüberschüsse erwirtschaften, um zu verhindern, dass die Schuldenquote allein
                                       wegen des Schuldendiensts weiter steigt.

Teure Probleme                         Indessen ist selbst ein ausgeglichener Primärsaldo eine optimistische Annahme. Vor der Pande-
erschweren eine                        mie verzeichneten unter den untersuchten Staaten nur die Schweiz, Deutschland und Italien kein
glaubwürdige                           Primärdefizit. Wegen des hohen Schuldendiensts für Altschulden war in Italien jedoch selbst die-
Strategie                              ser Überschuss nicht hoch genug, um die Schuldenquote merklich zu reduzieren. Und nun kom-
zur Konsolidierung                     men auf alle Staaten viele teure Probleme zu. Angesichts von Investitionen für die Energiewende,
                                       höheren Verteidigungsausgaben für Aufrüstung und Cybersicherheit sowie einer nicht gesicherten
                                       Finanzierung der Rentensysteme ist eine umfassende Konsolidierung der Staatshaushalte in den
                                       nächsten Jahren unwahrscheinlicher geworden. Die Budgetprognosen des IWF (vgl. Abb. 6) las-
                                       sen denn auch nicht vermuten, dass dies gelingen wird – mit Ausnahme von Grossbritannien,
                                       Deutschland und der Schweiz. Italien, Frankreich, Spanien und die USA könnten also ab Mitte bis
                                       Ende dieser Dekade ein Tragfähigkeitsproblem haben. Wenn bis dann eine glaubwürdige Fiskal-
                                       strategie fehlt, könnten die Märkte das Vertrauen in diese Länder verlieren, sodass die Wahr-
                                       scheinlichkeit einer Schuldenkrise steigt.

Sechs Indikatoren                      Unter Berücksichtigung aller bisher betrachteten Indikatoren lässt sich das Risiko einer Schulden-
zur Beurteilung                        krise gesamthaft evaluieren: Eine Schuldenkrise ist wahrscheinlicher, wenn die Schulden im öko-
des Schuldenrisikos                    nomischen Sinne nicht mehr tragbar sind, also wenn das reale Zinsniveau über der realen Wachs-
                                       tumsrate liegt. Sind zudem Bruttoschuldenstand, Schuldendienst und Primärdefizite relativ zur
                                       Wirtschaftsleistung hoch, verschärft dies die Tragbarkeitsproblematik. Eine niedrige Restlaufzeit
                                       des Schuldenportfolios und ein hoher oder volatiler Länderrisikoaufschlag erhöhen ausserdem das
                                       Risiko für eine Schuldenkrise zusätzlich.

Abb. 4: Italien, die USA, Frankreich und Spanien werden ohne Kon-                     Abb. 5: Aktive Konsolidierung der Staatsschulden ist angesichts
solidierung schon bald ein Tragfähigkeitsproblem haben                                teurer Probleme unwahrscheinlich
Differenz aus realer Zins- und Wachstumsrate; basierend auf Leitzinsprognosen der     Prognose der Primärdefizite der einzelnen Staaten (inkl. Sozialversicherung), in %
Credit Suisse bis 2023 und danach vierteljährlichen Erhöhungen um 25 Bp bis Ende      des BIP
2025; mit IWF-Inflations- und Wachstumsprognosen bis 2027 und Trendannahmen
für die Zeit danach
   3%                                                                                           2019    2020     2021    2022     2023       2024   2025   2026    2027
                                                                                        2%

                                                                                        0%
   0%
                                                                                       -2%

                                                                                       -4%
  -3%                                                                                  -6%

                                                                                       -8%

  -6%                                        Schweiz              Deutschland         -10%
                                             Frankreich           Italien
                                             Spanien              Grossbritannien     -12%
                                             USA                  Japan
                                                                                      -14%
  -9%                                                                                             Schweiz       Eurozone         Gross-             USA         Japan
     2023        2024      2025       2026       2027      2028        2029                                                     britannien

Quelle: Internationaler Währungsfonds (IWF), Refinitiv Datastream, Haver Analytics,   Quelle: Internationaler Währungsfonds (IWF), Credit Suisse
Credit Suisse

                                                                                                                        Swiss Economics | 2.Q 2022                         14
Box: Länderrisikoprämien, Vertrauenskrisen und der Sonderfall USA

 Eine Schuldenkrise kann auf zwei Arten hervorgerufen werden: einerseits über eine Verschlechterung der fundamentalen
 Fiskalposition, bei der die Schulden so weit steigen, dass der Staat den Schuldendienst unter gegebenen Zinsen nicht weiter
 leisten kann; andererseits über einen Anstieg des länderspezifischen Risikoaufschlags – der neben den risikofreien Langfrist-
 zinsen das Zinsniveau für Staatsanleihen bestimmt – auf derart hohe Niveaus, dass der Schuldendienst trotz einer funda-
 mental soliden Fiskalposition unbezahlbar wird. Dies geschieht, wenn die Märkte das Vertrauen in die Zahlungsfähigkeit des
 Gläubigers verlieren. Häufig geht dies einher mit einer Verschlechterung der fundamentalen Fiskalposition, es können jedoch
 auch andere Faktoren wie politische Verwerfungen dafür verantwortlich sein.

 Während Staaten auf die Entwicklung der Langfristzinsen keinen Einfluss haben – diese werden in erster Linie durch Inflati-
 ons- und Wachstumserwartungen bestimmt –, hängt die Länderrisikoprämie durchaus auch vom Handeln der jeweiligen Re-
 gierung ab sowie vom Vertrauen, das Gläubiger in die Zahlungsfähigkeit eines Staates haben. Wenn eine Regierung bei-
 spielsweise noch nie zahlungsunfähig geworden ist, erhöht dies ihre Glaubwürdigkeit als Schuldner.

 Letzteres trifft auf die USA zu und erklärt, warum ihr Risikoaufschlag so niedrig ist, obwohl finanzpolitische Fundamentalindi-
 katoren wie Schuldenstand, Primärdefizit und Refinanzierungsrisiko im internationalen Vergleich weniger solid sind. Investo-
 ren haben ein derart grosses Vertrauen in den USD und den amerikanischen Staat als Schuldner, dass der Zinssatz auf US-
 Staatsanleihen sogar als risikofreier Referenzzinssatz verwendet wird. Diesen Luxus geniessen die meisten anderen Länder
 nicht. Sie können aber das Vertrauen in ihre Zahlungsfähigkeit anderweitig untermauern, zum Beispiel mit einer in der Ver-
 fassung verankerten Schuldenbremse wie in Deutschland oder in der Schweiz. Damit lässt sich das Tragfähigkeitsrisiko, das
 über den Anstieg des allgemeinen Zinsniveaus hinausgeht, begrenzen.

In der Gesamtschau         In Abb. 7 stellen wir diese sechs Indikatoren für alle untersuchten Länder standardisiert dar: Je
sticht Italien             höher der Wert, desto problematischer ist dabei die Position eines Landes relativ zu den anderen.
mit dem grössten           Es zeigt sich, dass die Unterschiede zwischen den Staaten gross sind. Die Schweiz sticht mit ei-
Risiko hervor              ner besonders soliden Lage hervor, wohingegen die Fiskalposition Japans, der USA und Italiens
                           schlechter ist. Japan ist ein Sonderfall, weil der Schuldenstand zwar ausserordentlich hoch ist und
                           voraussichtlich auch nicht abnehmen wird, der Schuldendienst aber dank eines ebenso ausseror-
                           dentlich niedrigen Zinsausblicks auf absehbare Zeit kein Problem darstellen sollte. Mit Blick auf
                           die Schulden der USA zeigen drei der sechs Indikatoren ein erhöhtes Risiko an, das Investoren-
                           vertrauen kompensiert dies jedoch zu einem gewissen Grad. In Italien trifft dagegen eine funda-
                           mental schlechte Fiskalposition mit erhöhten und volatilen Risikoaufschlägen zusammen. Diese
                           Kombination ist problematisch, vor allem falls sich die politische Stabilität verschlechtern und dies
                           die Risikoaufschläge nach oben treiben sollte. In dieser Hinsicht könnte die im kommenden Jahr
                           anstehende Parlamentswahl in Italien zu Stress an den Anleihenmärkten führen.

                           Abb. 6: Italien, Japan und die USA stehen bezüglich verschiedener Tragfähigkeitsindikatoren relativ gesehen
                           schlecht da
                           Standardisierte Werte; eine grosse Fläche signalisiert eine schlechte relative Position. Bruttoschulden Stand 2022, Restlaufzeit Stand
                           2021, Schuldendienst Stand 2020, Prognosen für Primärsaldo und Zins-Wachstums-Differential im Jahr 2027, Länderrisikoaufschlag
                           gemäss Damodaran (2022) basierend auf Ratings und Sovereign Credit Default Swap Spreads

                                Primärsaldo        Länderrisikoaufschlag   Zins-Wachstums-Differential    Restlaufzeit     Schuldendienst      Bruttoschuldenstand

                                              CH                              DE                              FR                                IT

                                              ES                             UK                               US                               JP

                           Quelle: Internationaler Währungsfonds (IWF), Damodaran (2022): Country Default Spreads and Risk Premiums, Refinitiv Datastream,
                           Haver Analytics, Credit Suisse

                                                                                                                   Swiss Economics | 2.Q 2022                   15
Europa ist              Dennoch ist das Risiko einer grossflächigen Schuldenkrise in Europa wie in den Jahren 2010 bis
dank verbesserter       2012 gegenwärtig gering. Über alle Länder hinweg aggregiert, ist die fiskalische Position Europas
Euro-Architektur        besser als etwa diejenige der USA. Um mit dem erhöhten Risiko einzelner Länder besser umge-
widerstandsfähiger      hen zu können, hat die Europäische Union ihre institutionelle Architektur seit der Eurokrise deut-
geworden                lich verbessert. Der Europäische Stabilitätsmechanismus (ESM), die Outright Monetary Transac-
                        tions (OMTs) der Europäischen Zentralbank («Whatever it takes») und die gemeinsame Verschul-
                        dung für den Wiederaufbaufonds im Rahmen der Pandemie haben die Eurozone widerstandsfähi-
                        ger gemacht.

Risiko einer            Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Staatsschulden zwar historisch hoch sind, an-
Schuldenkrise ist       dere Kennzahlen aber zumindest auf kurze Sicht Entwarnung geben. Wie erläutert wird sich die
gering,                 Zinswende insbesondere dank langer Restlaufzeiten der bestehenden Schulden erst mit grosser
steigt aber             Verzögerung in den Staatshaushalten bemerkbar machen. Mittelfristig kommt es aber zu einem
mittelfristig           Drahtseilakt zwischen notwendiger Konsolidierung und wachstumsschädigender Austerität.

Zinswende wird          Gegen Ende des Jahrzehnts dürfte der fiskalische Spielraum für einige Staaten deutlich schrump-
den Spielraum           fen. Eine umfassende konjunkturelle Unterstützung durch die Fiskalpolitik, wie sie während der
für die Fiskalpolitik   COVID-19-Pandemie gewährt wurde, wird dann aller Voraussicht nach nicht mehr überall möglich
reduzieren              sein, ohne im Anschluss die Steuern zu erhöhen oder andere Ausgaben zu senken, um die Zins-
                        last finanzieren zu können. Es überrascht daher nicht, dass die USA und Europa die aktuell noch
                        relativ niedrigen Zinsen nutzen, um langfristige wachstumsstimulierende Investitionsprogramme zu
                        finanzieren.

Tragfähigkeit           Mit Blick auf alle Indikatoren, die wir in dieser Studie betrachtet haben, sticht die Schweiz mit ei-
in der Schweiz          ner besonders solid aufgestellten Finanzpolitik hervor. Dies ist zweifelsohne ein Verdienst der
kein Problem, aber      Schuldenbremse, die mittlerweile seit fast 20 Jahren in Kraft ist. Die Frage nach der Tragbarkeit
die Schuldenbremse      der Schulden stellt sich in der Schweiz damit nicht – sie könnte ihre Schuldenquote auch bei
wird einschränken       Budgetdefiziten stabil halten. Doch deswegen unterscheidet sich der Ausblick für die helvetische
                        Haushaltspolitik in den kommenden Jahren nicht zwangsweise von demjenigen anderer Länder:
                        Nicht der Schuldenstand, sondern das enge Korsett der Schuldenbremse wird bei steigenden
                        Zinsausgaben den Spielraum des Bundes einengen. Die teuren Probleme der Zukunft könnten
                        langfristig unter Umständen auch in der Schweiz zu Steuererhöhungen oder Ausgabenkürzungen
                        an andere Stelle führen.
                        franziska.fischer@credit-suisse.com

                                                                                        Swiss Economics | 2.Q 2022         16
Swiss Economics | 2.Q 2022   17
Geldpolitik

Ausstieg aus dem Negativzins
                                          Nach einer Anhebung unserer Inflationsprognose gehen wir nun davon aus, dass die
                                          Schweizerische Nationalbank (SNB) ihren Leitzins dieses Jahr erhöhen wird. Weitere
                                          Zinsschritte dürften folgen.

Vergleichsweise                           Da die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Leitzins dieses Jahr mehrmals zu erhöhen, um ihn bis
niedrige Inflation                        Ende 2022 auf ein positives Niveau zu bringen, sollten sich die Bedingungen für eine erste Leit-
erlaubt                                   zinserhöhung in der Schweiz, bei der keine markante Aufwertung des CHF drohen würde, verbes-
vergleichsweise                           sern. Allerdings wird die SNB ihre Geldpolitik wohl langsamer straffen als die EZB, weil der Inflati-
langsame                                  onsdruck in der Schweiz nach wie vor deutlich moderater ist als in der Eurozone. Obwohl wir un-
Zinserhöhungen                            sere Inflationsprognose für 2022 vor Kurzem von durchschnittlich 1.8% auf 2.3% aufwärts revi-
                                          diert haben, rechnen wir damit, dass die Inflationsrate bis im 1. Quartal 2023 wieder auf unter
                                          2.0% fallen wird (vgl. Abb. 1), was innerhalb der Definition der Preisstabilität läge.

Höhere Zinsdifferenz                      Weil andere Zentralbanken ihre Leitzinsen dieses Jahr voraussichtlich schneller anheben werden,
sollte zur Reduktion                      um die erhöhte Inflation in ihrem jeweiligen Land zu zähmen, wird die Zinsdifferenz zwischen ihren
des Aufwärtsdrucks                        Währungen und dem CHF zunehmen, was Letzteren weniger attraktiv macht. Allerdings ist die
auf den CHF                               aktuelle Situation für die SNB zwiespältig: Einerseits bezeichnet sie den CHF seit dem Sommer
beitragen                                 2017 als «hoch bewertet» (vgl. Abb. 2) und signalisiert damit eine Präferenz für einen schwäche-
                                          ren CHF. Andererseits würde eine etwaige Abwertung des CHF die Inflation via höhere Import-
                                          preise anfachen. Insgesamt glauben wir, dass die SNB keine substanzielle Abwertung des CHF
                                          abwarten wird, bevor sie ihren Leitzins anzuheben beginnt. Sie dürfte jedoch auch eine zu starke
                                          Zunahme des Aufwertungsdrucks auf die Währung vermeiden wollen, die durch eine zu frühe und
                                          zu schnelle Erhöhung ihres Leitzinses ausgelöst werden könnte.

Keine Verringerung                        Bisher hat die SNB keinerlei Pläne zur Verkürzung ihrer Bilanz präsentiert. Unseres Erachtens ver-
der SNB-Bilanz                            ursacht der Negativzins höhere Folgekosten als eine hohe Bilanzsumme. Wir erachten eine etwa-
                                          ige aktive Reduktion der Bilanz daher als unwahrscheinlich, solange der SNB-Leitzins nicht min-
                                          destens 0.0% erreicht hat.

                                          maxime.botteron@credit-suisse.com

Abb. 1: Inflation dürfte im 1. Quartal 2023 auf unter 2.0% sinken                  Abb. 2: Wie die SNB die Bewertung des CHF beurteilt hat
Inflationsrate, in %                                                               Realer effektiver CHF-Wechselkurs, Januar 2011 = 100; eine Aufwärtsbewegung
                                                                                   der Kurve entspricht einer Aufwertung des CHF

 3.0                   Inflation                                                   115
                       Prognose SNB (März 2022)
                       Prognose Credit Suisse (alt)                                                       «Der CHF ist massiv
 2.5                                                                                                      überbewertet»
                       Prognose Credit Suisse (neu)
                                                                                   110
 2.0

 1.5                                                                                           «Der CHF ist hoch»                       «Der CHF ist hoch bewertet»
                                                                                   105
 1.0

 0.5                                                                               100
   0

-0.5                                                                                95
                                                                                                                    «Der CHF ist deutlich
-1.0                                                                                                                überbewertet»
                                                                                    90
-1.5
                                                                                      2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022
    2010       2012      2014      2016      2018     2020     2022      2024

Quelle: Refinitiv Datastream, SNB, Credit Suisse. Letzter Datenpunkt: 1. Quartal   Quelle: Refinitiv Datastream, SNB, Credit Suisse. Letzter Datenpunkt: April 2022
2022

                                                                                                                    Swiss Economics | 2.Q 2022                        18
Geldpolitik | Monitor

COVID-19-Kredite                                               Mehr als ein Drittel aller COVID-19-Kredite zurückbezahlt
                                                               Ausstehende COVID-19-Kredite, in CHF Mrd.

Die Banken, die am COVID-19-Kreditprogramm teilgenom-           18
                                                                               16.9                 5.8
men haben, haben die Schuldner angewiesen, ab Ende              16
März 2022 mit der Rückzahlung ihrer COVID-19-Kredite zu
                                                                14
beginnen. Diese Massnahme wurde von der Schweizeri-
                                                                                                                         0.4                 10.7
schen Bankiervereinigung empfohlen und vom Bundesrat            12

unterstützt. Seit unserem letzten Update hat der Umfang der     10
zurückbezahlten Kredite in der Folge substanziell von            8
CHF 4’715 Mio. (per 3. März 2022) auf CHF 5’777 Mio.
                                                                 6
zugenommen. Die Ausfälle stiegen von CHF 355 Mio. auf
CHF 431 Mio., während CHF 13.2 Mio. (+ CHF 4.2 Mio.)             4
aus zuvor ausgefallenen Krediten zurückgewonnen werden           2
konnten. Der Umfang der ausstehenden COVID-19-Kredite
                                                                 0
ist damit auf CHF 10.7 Mrd. gefallen.                                       31.07.2020         Zurückbezahlt         Ausgefallen          08.06.2022

maxime.botteron@credit-suisse.com                              Quelle: Staatssekretariat für Wirtschaft, Credit Suisse

SNB-Gewinn                                                     Dritter Quartalsverlust in Folge für die SNB im 1. Quartal 2022
                                                               Vierteljährlicher Reingewinn, in CHF Mrd.

Die SNB wies für das 1. Quartal 2022 einen Verlust von          50
CHF 32.8 Mrd. aus – den grössten Quartalsverlust seit dem       40
1. Quartal 2020. Dieser war hauptsächlich durch Kursein-        30
bussen bei den Anleihen- und Aktienanlagen der SNB sowie        20
einen stärkeren CHF bedingt. Seit Ende des 1. Quartals ha-      10
ben die Anleihen- und Aktienkurse weiter nachgegeben und         0
den Verlust damit nochmals erhöht. Indessen hat sich der       -10
CHF abgeschwächt, was den Verlust teilweise kompensie-
                                                               -20
ren sollte. Allein dank des Anstiegs des USD auf Paritätsni-
                                                               -30
veaus gegenüber dem CHF sollte die SNB einen Gewinn
                                                               -40
von rund CHF 28 Mrd. verbuchen, während ein EUR/CHF-
                                                               -50
Wechselkurs bei 1.04 einen Gewinn von etwa CHF 6 Mrd.                2013     2014     2015    2016       2017   2018    2019      2020    2021     2022
für die SNB impliziert.

maxime.botteron@credit-suisse.com                              Quelle: Bloomberg, Credit Suisse. Letzter Datenpunkt: 1. Quartal 2022

Devisenmarktinterventionen seitens der SNB                     Fremdwährungskäufe mittlerweile weniger häufig
                                                               Fremdwährungskäufe durch die SNB, netto, in CHF Mrd.

Obwohl die SNB nach eigenen Angaben im 4. Quartal 2021          60
                                                                                         Schätzungen Credit Suisse   Offizielle Daten*
und im 1. Quartal 2022 eine Aufwertung des CHF toleriert
                                                                50
hat, hat sie in diesem Zeitraum dennoch Fremdwährungen
erworben. Die SNB wies für das 4. Quartal 2021 Fremd-           40
währungskäufe von CHF 12.7 Mrd. aus, und die Fremd-
                                                                30
währungskäufe im 1. Quartal 2022 sollten sich nach unse-
ren Schätzungen auf CHF 5.5 Mrd. belaufen haben (offizi-        20
elle Daten werden erst Ende Juni veröffentlicht). In einem
                                                                10
Umfeld, in welchem die Zentralbanken ihre Geldpolitik straf-
fen, erwarten wir, dass Devisenmarktinterventionen durch         0
die SNB immer weniger häufig erfolgen werden.
                                                               -10
                                                                     2015       2016        2017       2018       2019         2020       2021      2022

maxime.botteron@credit-suisse.com                              * verfügbar ab 1. Quartal 2020. Quelle: SNB, Credit Suisse. Letzter Datenpunkt:
                                                               1. Quartal 2022

                                                                                                    Swiss Economics | 2.Q 2022                         19
Immobilien | Monitor

Wohneigentum                                                     Wachstum der Wohneigentumspreise beschleunigt sich nochmals
                                                                 Preisentwicklung mittleres Segment; gestrichelte Linien: Durchschnitt 2000 – 2021
                                                                                                   Jahreswachstum Einfamilienhäuser
Die Nachfrage nach Wohneigentum ist derzeit deutlich hö-         10%                               Jahreswachstum Eigentumswohnungen
her als das Angebot. Dieser Nachfrageüberhang bewirkt ein         8%
                                                                                                   Mittelwert Einfamilienhäuser
                                                                                                   Mittelwert Eigentumswohnungen
sehr hohes und sich weiter beschleunigendes Preiswachs-
                                                                  6%
tum: Innert Jahresfrist stiegen die Preise von Eigentums-
wohnungen um 7.5% und die Preise von Einfamilienhäusern           4%
um 8.7%. Auch in den kommenden Quartalen dürften die              2%
Preise von Wohneigentum weiter zunehmen. Das Plus
                                                                  0%
dürfte aber infolge der höheren Zinssätze bei Fix-Hypothe-
ken, der jüngst starken Preiszuwächse sowie der strikten         -2%
Regulierung wieder tiefer ausfallen.                             -4%

                                                                 -6%
                                                                       2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022

thomas.rieder@credit-suisse.com                                  Quelle: Wüest Partner. Letzter Datenpunkt: 1. Quartal 2022

Mietwohnungen                                                    Alle Zeichen stehen auf Erholung
                                                                 Angebotsziffer in % des Wohnungsbestands, Insertionsdauer in Anzahl Tagen
                                                                 7%                                                                                    70
Der Mietwohnungsmarkt ist derzeit von einer steigenden                          Angebotsziffer
Nachfrage bei gleichzeitig rückläufigem Angebot geprägt.         6%             Angebotsziffer, 4Q-Mittel*                                             60
Dieser «Schweinezyklus» hat dem jahrelangen Abschwung                           Insertionsdauer, 4Q-Mittel* (r. Skala)
mit steigenden Leerständen und Abwärtsdruck auf die An-          5%                                                                                    50

gebotsmieten ein Ende bereitet. Sämtliche Zeichen stehen
                                                                 4%                                                                                    40
mittlerweile auf Erholung: Die Leerwohnungsziffer sinkt be-
reits seit 2021, die Angebotsquote ist ebenfalls rückläufig,     3%                                                                                    30
und die Insertionsdauer hat sich inzwischen auf den tiefsten
                                                                 2%                                                                                    20
Stand seit 2015 verkürzt. Dementsprechend hat auch bei
den Mieten eine Trendwende eingesetzt, die andauern              1%                                                                                    10
sollte.
                                                                 0%                                                                                    0
                                                                      2006   2008      2010      2012        2014    2016     2018     2020     2022

fabian.waltert@credit-suisse.com                                 * gleitender Durchschnitt über vier Quartale
                                                                 Quelle: Meta-Sys, Credit Suisse. Letzter Datenpunkt: 1. Quartal 2022
Büroflächen                                                      Zurückhaltende Neubautätigkeit bei Büroobjekten
                                                                 Baubewilligungen und -gesuche, gleitende 12-Monats-Summe, in CHF Mio.

Die 12-Monats-Summe der Baubewilligungen für Büropro-                         Neubaubewilligungen                        Neubaugesuche
                                                                              Umbaubewilligungen                         Umbaugesuche
jekte lag zuletzt mit CHF 1’586 Mio. rund 18% unter dem          4’000
                                                                              Mittel Baubewilligungen Neubau             Mittel Baubewilligungen Umbau
langjährigen Mittel. Die Investoren sind mit Büroinvestitionen   3’500
folglich vorsichtig und halten sich mit neuen Projekten zu-      3’000
rück, solange die Unsicherheit bezüglich des künftigen Flä-
                                                                 2’500
chenbedarfs Bestand hat. Einzig die Umbaugesuche haben
im letzten Halbjahr deutlich zugenommen und liegen seit          2’000

September 2021 über dem langjährigen Mittel. In den meis-        1’500
ten Gross- und Mittelzentren dürfte die Zurückhaltung der        1’000
Investoren dazu beitragen, dass sich künftig keine allzu
                                                                   500
grossen Ungleichgewichte aufbauen.
                                                                       0
                                                                        19951997199920012003200520072009201120132015201720192021

kerstin.hansen@credit-suisse.com                                 Quelle: Baublatt, Credit Suisse. Letzter Datenpunkt: Februar 2022

                                                                                                    Swiss Economics | 2.Q 2022                       20
Credit Suisse Vorlaufindikatoren

Purchasing Managers’ Index (PMI)                               Industriekonjunktur
                                                               Purchasing Managers’ Index > 50 = Wachstum

Einkaufsmanager stehen am Anfang des Produktionspro-           70
zesses. Der PMI nutzt diesen Vorlauf zur Prognose der Kon-     65
junktur. Er basiert auf einer monatlichen Umfrage, die
                                                               60
procure.ch – der Fachverband für Material und Einkauf –
durchführt. Die Einkaufsmanager beantworten acht Fragen        55
zu Produktion, Auftragsbestand, Einkaufsmenge, Einkaufs-       50
preis, Lieferfristen, Einkaufslager, Verkaufslager und Be-
                                                               45
schäftigung. Sie geben an, ob die Aktivitäten höher, gleich
oder tiefer als im Vormonat ausgefallen sind. Aus den pro-     40
zentualen Anteilen der Antworten, die «höher» und «gleich»
                                                               35
lauten, werden die Subindizes berechnet, wobei der Anteil
der «gleich»-Antworten nur zur Hälfte einfliesst. Der PMI      30
                                                                 2001       2004       2007         2010     2013      2016       2019      2022
liegt zwischen 0 und 100, wobei ein Wert über 50 eine ex-
pandierende Aktivität im Vergleich zum Vormonat bedeutet.
                                                               Quelle : procure.ch, Credit Suisse

Credit Suisse Exportbarometer                                  Exporte
                                                               In Standardabweichungen, Werte > 0 = Wachstum

Das Credit Suisse Exportbarometer nutzt die Abhängigkeit        4
der Exporte von der Nachfrage auf den ausländischen Ex-         3
portmärkten. Zur Konstruktion des Exportbarometers wer-
                                                                2
den Vorlaufindikatoren für die Industrie in den 28 wichtigs-
ten Abnehmerländern zusammengetragen. Die Werte dieser          1
Vorlaufindikatoren werden mit dem Exportanteil des jeweili-     0
gen Landes gewichtet. Das Exportbarometer verdichtet die
                                                               -1
Informationen zu einem einzigen Indikator. Da es sich um
standardisierte Werte handelt, wird das Exportbarometer in     -2
Standardabweichungen angegeben. Die Nulllinie entspricht
                                                               -3
der Wachstumsschwelle. Das langfristige Durchschnitts-
wachstum der Schweizer Exporte von knapp 5% liegt bei 1.       -4
                                                                 2000          2004           2008           2012          2016          2020

                                                               Quelle: PMIPremium, Credit Suisse

CS CFA Society Switzerland Indikator                           Konjunktur
                                                               Saldo der Erwartungen, Werte > 0 = Wachstum

Finanzanalysten sind am Puls der Wirtschaft. Zusammen mit       100
der CFA Society Switzerland führen wir seit 2017 eine mo-           80
natliche Befragung von Finanzanalysten durch: die Finanz-           60
markt-Umfrage Schweiz1. Die Analysten werden nicht nur              40
nach ihrer Einschätzung zur aktuellen und zukünftigen kon-          20
junkturellen Lage und zur Inflationsrate gefragt, sondern           0
auch um ihre Einschätzungen hinsichtlich Finanzmarktthe-
                                                                -20
men wie der Aktienmarktentwicklung oder der Zinsprogno-
                                                                -40
sen gebeten. Der eigentliche CS CFA Society Switzerland
                                                                -60
Indikator stellt den Saldo der Erwartungen bezüglich des
                                                                -80
Verlaufs der Schweizer Konjunktur in den kommenden sechs
Monaten dar.                                                   -100
                                                                   2006      2008     2010     2012        2014     2016   2018     2020
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    2006 bis 2016 als Credit Suisse ZEW Indikator publiziert   Quelle: CFA Society Switzerland, Credit Suisse

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