B T E PRAXISLEITFADEN ZUR PROFESSIONALISIERUNG SÄCHSISCHER TOURISTINFORMATIONEN
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PRAXISLEITFADEN ZUR PROFESSIONALISIERUNG SÄCHSISCHER TOURISTINFORMATIONEN Im Auftrag des Landestourismusverbandes Sachsen e. V. B T E TOURISMUS- UND REGIONALBERATUNG www.bte-tourismus.de Berlin ▪ Hannover ▪ Eisenach
Auftraggeber: Landestourismusverband Sachsen e. V. Messering 8 // Haus F 01067 Dresden www.ltv-sachsen.de Auftragnehmer: BTE Tourismus- und Regionalberatung Kreuzbergstraße 30 10965 Berlin Tel. +49 (0)30 / 32 79 31-0 berlin@bte-tourismus.de www.bte-tourismus.de Projektleitung/-bearbeitung: Dr. Alexander Schuler, Geschäftsführender Gesellschafter Katharina Meifert, Senior Consultant Silke Heck, Consultant Bildnachweis: LTV SACHSEN - Phopress (S. 3/4, 8), numax3d - Fotolia (S. 7), Erik Khalitov - iStock, Rainer Sturm - pixelio (S. 17), twystydigi - Fotolia (S. 26), Andrey Popov - Fotolia (S. 28), hocus-pocus - iStock (S. 32), LTV SACHSEN - Marko Kubitz (S. 33), Stuttgart-Marketing GmbH (S. 37), Tourismusverband Sächsische Schweiz e. V. (S. 39 o.), I-vista - pixelio (S. 41), Dresden Information (S. 42/43), BTE (alle weiteren Bilder und Grafiken) Stand: Mai 2016 Gefördert mit Mitteln des Freistaates Sachsen 2 Praxisleitfaden zur Professionalisierung sächsischer Touristinformationen
IN H A LT TEIL A HINTERGRUND UND SITUATIONSANALYSE...................................................................... 4 Hintergrund................................................................................................................................ 4 Aufgabenstellung und Zielsetzung................................................................................................ 4 Vorgehensweise und Methodik.................................................................................................... 5 Anforderungen an die Gästebetreuung der Zukunft....................................................................... 6 Tourismusstrategie des Freistaates Sachsen 2020.................................................................................. 6 Zukunftsaufgaben der Touristinformationen.......................................................................................... 6 Aufgabenteilung im 3-Ebenen-Modell in Sachsen.................................................................................. 7 Struktur und Qualität der Touristinformationen in Sachsen........................................................... 8 Strukturanalyse ..................................................................................................................................... 9 Webseitenanalyse.................................................................................................................................. 12 Qualitätsniveau vor Ort ......................................................................................................................... 14 Qualitätsniveau am Telefon ................................................................................................................... 16 Qualitätsniveau per E-Mail .................................................................................................................... 18 Analysefazit............................................................................................................................................ 20 Arten von Touristinformationen............................................................................................................. 21 TEIL B LEITFADEN ZUR PROFESSIONALISIERUNG....................................................................... 22 Strategieansatz und Zielsetzung................................................................................................... 22 Handlungskonzept für Touristinformationen ................................................................................ 24 Entwicklungsperspektiven für Touristinformationen . ........................................................................ 26 Handlungsempfehlungen zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit der Touristinformationen..................... 28 Handlungsfeld 1: Aufgabenwahrnehmung.............................................................................................. 28 Handlungsfeld 2: Qualität und Innovation.............................................................................................. 34 Handlungsfeld 3: Ausstattung................................................................................................................ 36 Handlungsfeld 4: Digitalisierung............................................................................................................. 38 Handlungsfeld 5: Organisation und Finanzierung................................................................................... 40 Empfehlungen für übergeordnete Institutionen ........................................................................... 42 Quellenverzeichnis...................................................................................................................... 44 3
T E IL A H IN T E R- GRUND UND S IT UAT IO N S- A N A LYS E Hintergrund Aufgabenstellung und Zielsetzung Die Aufgaben von Touristinformationen (TI) haben sich in den vergangenen Jahren kontinuierlich aus- Der Freistaat Sachsen plant deshalb mit einer Initiati- geweitet. Neben der klassischen Gästeinformation – ve zur „Professionalisierung der sächsischen Tourist- persönlich, telefonisch oder elektronisch – gewinnen informationen“ über einen Zeitraum von drei Jahren eine Vielzahl weiterer Aufgaben, insbesondere nach (2015-2017) die Markt- und Leistungsfähigkeit zu ver- innen, zunehmend an Bedeutung. Dazu zählen so- bessern, um einen konkreten Beitrag für die Ertüchti- wohl die Verantwortung in der Entwicklung von An- gung des touristischen Gesamtsystems zu leisten. Im geboten und Produkten und die Qualifizierung der Fokus des Projektes stehen konkret: Leistungsträger als auch die Impulsgebung für Inno- vationsprozesse auf lokaler Ebene. Touristinformati- ▪▪ Die Unterstützung der Mitarbeiter in den Tourist- onen fungieren ferner als eine wichtige Schnittstelle informationen mit praktischen Hilfestellungen für zwischen Leistungsträgern und regionalen Destinati- ihre tägliche Arbeit; onsmanagementorganisationen (DMO) und nehmen ▪▪ Die Qualifizierung der Mitarbeiter der Touristin- im Rahmen der Customer Journey eine zentrale Rolle formationen und die Intensivierung des Erfah- bei der Urlaubsplanung und Information des Gastes rungsaustausches unter den Touristinformatio- vor Ort ein. nen; ▪▪ Die Optimierung der Gestaltung und Ausstattung Den gestiegenen Anforderungen in Bezug auf Leis- der Touristinformationen, auch hinsichtlich des di- tung, Service und Qualität sowie der Netzwerkfunk- gitalen Angebotes; tion zwischen Kommune, Unternehmen und DMO ▪▪ Die weitere Unterstützung der Vernetzung zwi- auf der einen Seite, stehen die meist nur begrenzten schen den einzelnen touristischen Ebenen, ins- Ressourcen der Touristinformationen auf der anderen besondere durch die Entwicklung von Netzwerk- Seite gegenüber. Neben der geringen Personalaus- modellen und durch kreative Ansätze für weniger stattung besteht laut einer Umfrage des Landestou- stark frequentierte Standorte; rismusverbandes Sachsen (LTV SACHSEN) ein breites ▪▪ Die Schärfung des Bewusstseins in den Kommu- Qualitätsgefälle, sowohl die technische Ausstattung nen für den Stellenwert des Tourismus sowie das als auch das Qualifikationsniveau betreffend. Voranbringen von Querschnittsthemen, z. B. Un- 4 Praxisleitfaden zur Professionalisierung sächsischer Touristinformationen
terstützung engagierter Kommunen bei der Um- Bezug auf den Tourismus in Sachsen und die Regionen setzung von Finanzierungsinstrumenten; wurden Test-Charaktere, Hintergrundgeschichten und ▪▪ Die Stärkung der Akzeptanz der Touristinformation realistische Testszenarios entwickelt. Der Status-Quo und Steigerung der Kooperationsbereitschaft in wurde in den drei Analysefeldern Strukturen, digitale den Kommunen. Kompetenz und Qualitätsniveau erfasst: Dazu bedarf es in einem ersten Schritt einer detaillier- ▪▪ Erfassung von Strukturdaten mittels Fragebogen ten Situationsanalyse aller Einrichtungen, d. h. eines ▪▪ Realisierung einer Webseiten-Analyse fundierten Überblicks zum Lagebild. Die Ergebnisse ▪▪ Bestandsaufnahme zum Qualitätsniveau mittels der Analyse sollen mit den Ergebnissen weiterer vor- Mystery-Checks liegender Konzepte (insbesondere dem „Konzept zur ▪▪ vor Ort Intensivierung der Touristinformationen und zur qua- ▪▪ Test der Reaktion auf Anfragen per Telefon litativen Leistungsverbesserung“ des Tourismusver- ▪▪ Durchführung eines Mystery Checks per E-Mail bandes Sächsische Schweiz e. V. aus dem Jahr 2014 [Project M & TVSSW 2014]) verschnitten werden. Fer- Aufbauend auf der Analyse und deren Bewertung er- ner gilt es, Empfehlungen wie Maßnahmen zu ent- folgte die Entwicklung von Handlungsempfehlungen wickeln, um die Touristinformationen in der Zukunft für folgende Adressaten: bestmöglich unterstützen zu können. ▪▪ Empfehlungen für die Touristinformationen in Sach- Vorgehensweise und sen (siehe Seite 24ff) ▪▪ Empfehlungen für die DMOs der Reisegebiete (sie- Methodik he Seite 42) ▪▪ Empfehlungen für den LTV SACHSEN und das Im Vorfeld der Analysen erfolgte die Erarbeitung von Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Ver- methodischen Grundlagen. Die Erhebung und Erfas- kehr (SMWA) (siehe Seite 43) sung aller sächsischen Touristinformationen in ihrem aktuellen Ist-Zustand basiert auf einem von BTE entwi- ckelten Kriterienkatalog, der bereits mehrfach in ver- schiedenen Tourismusregionen angewendet wurde. In 5
Anforderungen an die Gästebetreuung der Zukunft ▪▪ Gästebetreuung und Bereitstellung von Basisinfor- Tourismusstrategie des Freistaates mationen Sachsen 2020 ▪▪ Kundenbindung, Direktmarketing (Stammgäste) ▪▪ Interne Kommunikation Der Freistaat Sachsen hat im Jahr 2011 eine Touris- ▪▪ Produktentwicklung auf lokaler Ebene musstrategie mit dem Horizont 2020 verabschie- ▪▪ Veranstaltungen vor Ort det. In dieser werden fünf Handlungsfelder benannt. ▪▪ Entwicklung, Bereitstellung und Pflege der Infra- Dabei thematisiert ein Handlungsfeld die Wettbe- struktur in Abstimmung mit der Destination (Äqui- werbsfähigkeit der Destinationen und deren Aufga- valenzprinzip) benteilung. Zielstellung ist es, bis 2020 die Destinations- managementorganisationen (DMO) in Sachsen auf Ba- sis verschiedener Zielgrößen (Destinationskriterien) zu Zukunftsaufgaben der Tourist- wirtschaftlich tragfähigen und damit wettbewerbsfähi- informationen gen Destinationen zu entwickeln. Die in der Tourismusstrategie genannten Aufgabenbe- Für deren Bildung braucht es die Ortsebene: Aufgrund reiche lassen sich vor dem Hintergrund des Wandels des unmittelbaren Kontaktes sowohl zum Gast als auch im Gäste- und Informationsverhalten und den ver- zu den Unternehmen, kommt den Kommunen als eine änderten politischen und finanziellen Rahmenbedin- der drei touristischen Ebenen (siehe S. 7) eine wichtige gungen weiter untersetzen. Es wird empfohlen, die in Rolle zu; die Tourismusstrategie Sachsen 2020 benennt der folgenden Abbildung dargestellten Aufgaben auf den Rahmen für die Aufgaben der lokalen Tourismus- lokaler Ebene in Kooperation mit der DMO zu erfüllen. struktur. Die Ausgestaltung und Intensität der Aufga- Eine ausführlichere Beschreibung der Zukunftsaufga- benerfüllung obliegt den Kommunen. Für die lokale ben der TI findet sich in Teil B „Leitfaden zur Professi- Ebene lassen sich folgende Aufgabenbereiche benen- onalisierung“ (S. 22ff). nen (vgl. SMWA 2011): Aufgaben der TI der Zukunft (in Kooperation mit DMO) Führung, Planung und Administration Aufbau- und Marktforschung Markenentwicklung Strategieentwicklung Ablauforganisation und -führung und Planung Gästeinformation und Gästeservice Angebots-/Produktentwicklung sowie -management Gästeinformation vor Ort Produktentwicklung Bearbeitung von Gästeanfragen per Qualitätssicherung und -management Telefon, Internet, Brief/Fax … Infrastrukturmanagement Zimmervermittlung/-buchung Planung/Koordination Verkauf Bausteine, Pauschalen Gästebetreuungs-/Veranstaltungs- Merchandise, reg. Produkte programm TI der Zukunft Innenmarketing Kommunikation und Vertrieb Interessensvertretung in AK, gegen- Informierende Kommunikation über DMO, Impuls/Beratung von Politik Aktivierende Kommunikation nur in und Verwaltung Kooperation mit DMO, u.a. Messen, Internes Kundenmanagement, Kampagnen Leistungsanbieter-Vernetzung Vertriebsaktivitäten in Koop. mit DMO: Wissensmanagement (in Zusammen- Betrieb/Pflege eines Buchungssystems arbeit mit regionaler Ebene) etc. © BTE 2015, angelehnt an Bieger 2008, Tourismus- und Heilbäderverband Rheinland-Pfalz e. V. o.J. 6 Praxisleitfaden zur Professionalisierung sächsischer Touristinformationen Projekttitel Untertitel www.bte-tourismus.de
Aufgabenteilung im 3-Ebenen-Modell in Sachsen Die Vermarktungsorganisation des Landes (= TMGS) konzentriert sich auf die landesweite und internati- onale Vermarktung (Kommunikation und Vertrieb) der Angebote und unterstützt die Destinationen im Rahmen der Tourismuspolitik und Marktforschung. Sie führt ggf. eine Landesmarke und eine Buchungs- plattform und managt für die Bearbeitung der ge- nannten Märkte in Kooperation mit den Akteuren der anderen Ebenen die entsprechende und für die Märkte geeignete Produktentwicklung. Interessen- vertretung, Qualitätsmanagement sowie Fachbera- tung Tourismuspolitik und Finanzierung obliegt dem LTV SACHSEN. Die acht Destinationen in Sachsen bzw. deren De- stinationsmanagementorganisationen (DMO) über- nehmen das regionale und überregionale Marketing in den Stammmärkten als Dienstleistung für die öf- fentlichen und privaten Akteure der Ortsebene. Als Träger der Marke(n) und der Marktforschung mana- gen sie die Entwicklung der Destination im Bereich der Produktentwicklung und Positionierung. Die Ebene ist daher insbesondere für die Kommunikati- on und den Vertrieb der vorhandenen Angebote und Produkte zuständig (Print, Internet, Messen etc.). Die lokalen Tourismusstrukturen in den Orten sind vor allem für die folgenden Aufgabenbereiche zu- ständig: Schwerpunkt der Arbeit liegt auf den Be- reichen Gästeinformation und -service, Innenmar- keting sowie Angebots- und Produktentwicklung. Auch eine informierende Kommunikationspolitik – schwerpunktmäßig für Gäste vor Ort, Stamm- und Tagesgäste – sollte in Abhängigkeit von Größe und touristischer Relevanz des Ortes sowie in enger Ab- stimmung mit der DMO erfolgen. Die Entwicklung und Unterhaltung der touristischen Infrastruktur durch die Kommunen sowie die Produktentwicklung kann auch im Rahmen öffentlich-privater Koopera- tionen wahrgenommen werden. Auch interkommu- nale Kooperationen zur Erfüllungen der lokalen Auf- gaben sind denkbar und zielführend. vgl. SMWA 2011 7
Struktur und Qualität der Touristinformationen in Sachsen Grundlage der Situationsanalyse bildeten die zu Beginn des Prozesses (Anfang Juni 2015) identifizierten 257 potenziellen TIs in Sachsen. Im Laufe des Prozesses wurden einige Touristinformationen als nicht mehr existent identifiziert oder entfielen aufgrund eines nicht vorhandenen Gästeservices. Insgesamt konnten final 224 Einrichtungen als Tourist-/Gästeinformation im Freistaat Sachsen benannt, analysiert und dargestellt werden. Übersicht der sächsischen TIs nach Reisegebiet Reiseregion Anzahl davon i-Marke davon SQD*-Betrieb Erzgebirge 66 3 8 Oberlausitz 50 18 8 Region Leipzig 32 8 7 Sächsische Schweiz 27 3 2 Sächsisches Elbland 16 4 3 Stadt Chemnitz 1 1 1 Stadt Dresden 2 1 2 Stadt Leipzig 1 1 1 Vogtland (Sachsen) 29 1 5 Summe 224 40 37 © BTE 2015 (Anmerkung: 2 Touristinformationen mit Standort in Dresden sind dem Reisegebiet Sächsisches Elbland zugeord- net, da diese nicht im Auftrag der Kommune betrieben werden.) * ServiceQualität Deutschland 8 Praxisleitfaden zur Professionalisierung sächsischer Touristinformationen
Strukturanalyse In einem ersten Schritt der Analyse erfolgte die Erfassung von Strukturdaten der existierenden Touristinforma- tionen mittels eines standardisierten Fragebogens. Die Auswertung erfolgte auf Basis der 141 zurückgesandten Fragebögen. Zur Vollständigkeit wurden einige Informationen (z. B. Öffnungszeiten) auf den Webseiten der Tou- ristinformationen nachrecherchiert. Wochenende geschlossen. Auch viele durch Ämter/ Organisationsform Verwaltungen geführte TIs haben nur zu den regulä- ren Geschäftszeiten der Verwaltung unter der Woche Der überwiegende Teil (61%) der befragten TIs ist als geöffnet. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Be- Amt/Verwaltung (Eigenbetrieb) strukturiert. Das Er- deutung von Tages- und Kurztrips am Wochenende, gebnis verdeutlicht die starke kommunale Prägung ergibt sich hier eine zentrale Problematik. der TI-Landschaft in Sachsen und damit einhergehend – ähnlich wie in anderen Bundesländern – eine hohe rechtliche und finanzielle Abhängigkeit vom Gemein- Aufgabenfelder dehaushalt. Rechtsformen wie GmbHs mit mehrheitlich privaten Anteilen sind nur zu einem sehr geringen Grad Aufgaben, die von den meisten Touristinformationen und vor allem in den tourismusintensiven Kommunen wahrgenommen werden sind die Bearbeitung von vorhanden. Gästeanfragen (100% aller TIs), die Gästeberatung vor Ort (99%), der Verkauf von Souvenirs (92%), der Betrieb/die Befüllung von Onlineauftritten (88%), Ab- Öffnungszeiten stimmungen (z. B. mit dem TV, LTV SACHSEN oder der TMGS) (88%), die Erstellung bzw. Unterstützung von Die Öffnungszeiten der sächsischen TIs variieren deutlich: Printmedien (86%) sowie Büromanagement (84%). ▪▪ Mithilfe saisonal bedingter Unterschiede der Öff- Touristische Aufgaben, die derzeit am wenigsten wahr- nungszeiten werden diese an das Besucheraufkom- genommen werden, sind Web 2.0-Aktivitäten (37% aller men angepasst. Etwa ein Drittel aller sächsischen TIs), der Verkauf von Pauschalen (35%), die Abwicklung TIs variiert ihre Öffnungszeiten nach Haupt- und von buchbaren Produkten (30%), die Konzeption/Pro- Nebensaison. duktion von Tourist Cards (28%) sowie der Betrieb/die ▪▪ Auch in der Hauptsaison hat die Mehrheit der Pflege eines Buchungssystems (24%). Demnach werden sächsischen TIs nicht täglich geöffnet. Ungefähr Aufgaben mit Potential für eigene Erträge aktuell sehr zwei Drittel der TIs bieten an 4 bis 6 Tagen einen selten wahrgenommen bzw. ausgeführt. Gästeservice an. ▪▪ Der Blick auf die Anzahl der geöffneten Stunden zeigt, dass 29% aller sächsischen TIs Montag bis Finanzierung Freitag täglich mindestens 8 Stunden geöffnet ha- ben und so einen umfassenden Informations- und Die Budgets (inkl. Personalkosten) der Touristinforma- Beratungsservice bieten. Rund 45% öffnen inner- tionen liegen im Durchschnitt bei 156.425 EUR. Da- halb der Woche weniger als 30 Stunden. von verfügen 29% über max. 50.000 EUR, 22% über ▪▪ Nur etwa 8,5% der sächsischen TIs öffnen Sams- 250.001 EUR. tag und Sonntag jeweils mindestens 8 Stunden pro Tag. Dem gegenüber stehen fast 41% der TIs ohne Der Großteil der Einnahmen der befragten Touristin- Öffnungszeiten am Wochenende. formationen besteht aus einer kommunalen Grundfi- nanzierung (Zuschüsse und Defizitausgleich), gefolgt Insgesamt bieten nur 48 TIs besuchergerechte Öff- von wirtschaftlicher Tätigkeit. Weitere Einnahmemög- nungszeiten, d. h. sie haben an 7 Tagen, mit mindes- lichkeiten sind private Mitgliedsbeiträge oder Koope- tens 30 Stunden in der Woche und mindestens jeweils rationen im Marketing. 3 Stunden pro Wochenendtag geöffnet. Besonders kleinere TIs können aufgrund mangelnder personel- Die Ausgaben der Touristinformationen werden mehr- ler Ressourcen keine bedarfsgerechten Öffnungs- heitlich für Personalaufwand getätigt. Nur ein gerin- zeiten für den Gast bieten und haben oftmals am ger Teil wird für das Marketing genutzt. 9
Es ist festzuhalten, dass der überwiegende Teil der be- Gästeanfragen fragten TIs (60%) im Jahr 2014 Verluste erwirtschafte- te und diese durch kommunale Mittel ausglich. Regional und lokal zeigt sich eine unterschiedliche touristische Nachfrage und Nutzung der Standorte. Mitarbeiter Die Anzahl der Besucher pro Jahr variiert von nur 2 Gästen bis hin zu 1,4 Millionen Gästen. 7 Standorte Insgesamt arbeiten in den 128 im Rahmen der Struk- verzeichnen mindestens 100.000 Besucher jährlich, turanalyse untersuchten Touristinformationen 421 31 weniger als 1.000 Besucher. Insgesamt werden die Mitarbeiter. Diese entsprechen 270,4 Vollzeitäquiva- befragten sächsischen TIs jährlich von ca. 3,16 Mio. lenten (VZÄ). Folgende Ergebnisse sind fest zu halten: Gästen besucht. ▪▪ Nur 4 TIs beschäftigten mehr als 8 VZÄ, 47 TIs Bei den telefonischen und E-Mail-Anfragen pro Jahr maximal 1 VZÄ. Eine personelle Absicherung mit zeichnet sich ein ebenso breites Spektrum von 1 bis mindestens 4 VZÄ ist allein in 19 Einrichtungen ge- 45.000 Telefonanfragen und 5 bis 36.000 E-Mail-An- währleistet. fragen pro Jahr ab. Insgesamt erreichten mehr als ▪▪ Das Durchschnittsalter der Mitarbeiter liegt bei 357.400 Telefonanfragen und 178.600 E-Mail-Anfra- 48 Jahren. In den einzelnen TIs variiert dabei das gen alle befragten sächsischen TIs. Durchschnittsalter zwischen 27 und 64,8 Jahren. Mehr als die Hälfte (64%) der TI-Mitarbeiter ist be- Da viele weitere TIs ihre Nutzerzahlen nicht zählen reits über 45 Jahre alt. Nur 6% sind bis unter 35 oder diese im Rahmen des Projektes nicht angaben, Jahre alt. ist von einer deutlich höheren Anzahl auszugehen. ▪▪ In den TIs besteht ein langjährig aktiver Personal- stamm, sodass grundsätzlich gute regionale Quali- fikationen bestehen. Das aktuelle Personal ist je- Organisationsgrundlagen doch nur teilweise mit touristischem Hintergrund ausgebildet. Ca. 24% der benannten Qualifikatio- Wichtig für die tägliche Arbeit sind strategische nen der angestellten Mitarbeiter der sächsischen Grundlagen im Bereich Organisation sowie zur Markt- TIs lassen sich explizit einem touristischen Ausbil- bearbeitung. Vor dem Hintergrund eines zu Recht dungshintergrund (Studium im Tourismus, Ausbil- geforderten, effizienten Einsatzes der öffentlichen dung im Tourismus) zuordnen. Die Mehrzahl der Mittel sollten diese Defizite behoben werden, um bei Mitarbeiter hat eine Ausbildung im Verwaltungs- einer zukünftig tendenziell eher schlechteren öffentli- bereich (19%) oder im kaufmännischen Bereich chen Budgetverfügbarkeit sehr viel besser zu wissen, (16%) absolviert. wo gezielt investiert werden muss. ▪▪ Der Weiterbildung der Mitarbeiter kommt beson- deres Gewicht zu: Aus der Befragung geht hervor, Als Organisationsgrundlage nutzen 65% der TIs Stel- dass 53 der antwortenden Einrichtungen ein Bud- lenbeschreibungen für die Mitarbeiter. Eine Aufga- get für Fortbildungsmaßnahmen benennen. Wei- benbeschreibung des Sachgebietes Tourismus wird tere 18 TIs geben an, über kein Budget für die Wei- von 38% angeführt. 36% der TIs liegt ein Organigramm terbildung zu verfügen. vor. Als strategische Grundlage für die Marktbearbeitung Zertifizierung erstellt der Großteil der TIs (59%) Statistiken. Fast 70% der TIs arbeiten ohne touristisches Leitbild, mehr als Bei einer Betrachtung aller bestehenden 224 Tourist- 50% ohne Tourismuskonzept und mehr als 70% ohne informationen in Sachsen wird deutlich, dass nur we- eine mehrjährige Marketingstrategie. Nur wenige nige eine Zertifizierung mit der i-Marke oder Service wenden regelmäßige Marktforschung an (11%). Qualität Deutschland (SQD) haben. Von allen säch- sischen TIs besitzen 19 Einrichtungen (8,5%) die i- Marke, 16 (7,1%) das Siegel SQD und 21 (9,4%) beide Zertifizierungen. Drei Viertel aller TIs sind nicht ausge- zeichnet (168 Einrichtungen). 10 Praxisleitfaden zur Professionalisierung sächsischer Touristinformationen
Ergebnissteckbriefe PROFESSIONALISIERUNG SÄCHSISCHER TOURISTINFORMATIONEN Organisations- und Rechtsform (n=132) Öffnungszeiten (n=212) 25% 26% 40% 9% Amt/Verwaltung 61% Täglich 6 Tage 4-5 Tage 1-3 Tage GmbH (100% privat) 68% 32% 50% GmbH > 50 privat privat saisonale Unterschiede ganzjährig gleiche Öffnungszeiten Montag-Freitag GmbH > 50% Stadt 29% 26% 27% 18% 5% Regie-/Eigenbetrieb mind. 40 Stunden zwischen 30 - 39 Stunden zwischen 20 - 29 Stunden weniger als 20 Stunden 13% Verein 4% Samstag und Sonntag 11% 2% Sonstiges 8% 29% 22% 41% 4% mind. 16 Stunden 6 bis 15 Stunden weniger als 6 Stunden keine Öffnungszeiten Aufgabenwahrnehmung (n=130) Budget (inkl. Personalkosten) (n=55) Aufgaben 6 bis 50.000 € 24% 4 50.001 bis 100.000 € 2 29% 100.001 bis 250.000 € 0 GI A-P K-V V I-I PF QM W 250.001 bis 500.000 € 25% Anzahl möglicher Aufgaben Ø Anzahl erfüllter Aufgaben 500.001 bis 1.000.000 € 2% GI = Gästeinfo/-service; A-P = Angebots-/Produktentwicklung; K-V = Kommunikation & Veranstaltungswesen; V = Vertrieb; 2% 18% I-I = Innenmarketing & Interessenvertretung; PF = Planung & mehr als 1.000.000 € Führung; QM = Qualitätsmanagement; W = Weiteres Mitarbeiter Vollzeitäquivalente (VZÄ, n=128) Durchschnittsalter (n=115) Fachliche Qualifikation (n=109) 6% 36% bis 1,0 VZÄ 23% bis < 35 Jahre 37% 37% 41% > 1,0 bis 3,0 VZÄ 30% 35 bis < 45 Jahre 24% > 3,0 bis 8,0 VZÄ 45 bis < 55 Jahre 41% Weiteres 24% 55 bis < 65 Jahre Wirtschaft/Verwaltung > 8,0 VZÄ 2% Tourismus Zertifizierung (n=132) Organisationsgrundlagen (n=125) 75% Organigramm 9% 9% 7% Stellenbeschreibungen MA keine Aufgabenbeschreibung i-Marke und SQD i-Marke SQD Zertifizierung Jährlicher Tätigkeitsbericht Gästeanfragen (n=82-102) Erstellung von Statistiken Regelmäßige Marktforschung E-Mail 3% 31% 42% 24% Definiertes Zielsystem Jährlicher Mediaplan Telefon 10% 41% 36% 13% Marketingstrategie Besuch 6% 32% 32% 16% 13% Tourismuskonzept Leitbild 1% ab 1.000.000 100.000 bis 999.999 0% 20% 40% 60% 80% 100% 10.000 bis 99.999 1.000 bis 9.999 Anzahl 100 bis 999 1 bis 99 vorhanden nicht vorhanden 1 11 B T E TOURISMUS- UND REGIONALBERATUNG
Webseitenanalyse Touristische Zielgebiete müssen sich im Internet mit tagesaktuelle Angebote/Veranstaltungen oder wich- einer eigenen Webseite gut präsentieren, damit inte- tige News dar. ressierte Gäste sich informieren können und Lust auf ▪▪ Auf mehr als der Hälfte der untersuchten Websei- ihren Urlaub bekommen. Dabei gilt es aufeinander ten sind Informationen zu den Attraktionen vor aufbauend Aufmerksamkeit zu generieren, Interesse Ort, zu Gastronomie- und Unterkunftsangeboten zu wecken und Informationen bereit zu stellen, Wün- sowie zu Veranstaltungen vollständig oder mehr- sche auszulösen und zu befriedigen und schließlich heitlich vorhanden. Kaufaktionen, wie z. B. die Buchung von Unterkünf- ten oder Tickets, zu ermöglichen. Die Webseiten der erfassten Touristinformationen wurden vor diesem Was kann besser gemacht werden? Hintergrund mit Fokus auf deren Informations- und Gestaltungsqualität analysiert und beurteilt. ▪▪ Auf 67% der getesteten Webseiten finden sich kei- ne Informationen zu den Öffnungszeiten der TI. Insgesamt sind die Webseiten der sächsischen TIs sehr ▪▪ Weniger als die Hälfte der TIs stellen auf ihrer heterogen. Während sich viele durch eine hervorra- Webseite das Serviceangebot der TI vor. gende Informations- und Gestaltungsqualität aus- ▪▪ Im Bereich der Online-Buchbarkeit und beim Ver- zeichnen, erhalten ca. 47% der untersuchten Home- kauf von Produkten bzw. Services fallen Defizite pages weniger als die Hälfte der erreichbaren Punkte. auf: 60% der TIs liefern keinerlei Informationen Durchschnittlich wurden 37,5 von max. 73 Punkten zu buchbaren Arrangements/Bausteinen und 72% erreicht. bieten keine eigenen Buchungsmöglichkeiten oder Übersichtsergebnis Webseitenanalyse eine Verlinkung zu einer anderen Buchungsmas- Übersichtsergebnis Webseitenanalyse ke. Nur 14% aller TIs ermöglichen das Buchen von 70 max. 73 Punkte Unterkünften auf ihrer Webseite und 14% eine Va- erreichbar kanzabfrage. 60 ▪▪ Web 2.0-Elemente werden nur von ca. 40% der Webseiten eingebunden. Die restlichen nutzen die 50 Möglichkeiten von Social Media noch nicht. Ø 37,5 40 Punkte * ▪▪ Nur ca. 23% der Webseiten sind für mobile Endge- räte optimiert. 30 ▪▪ Auf lediglich 39% der Homepages werden Informa- tionen speziell für ausgewählte Zielgruppen – z. B. 20 für Familien, Radfahrer, Wintersportliche – aufbe- 10 reitet. 0 TIs © BTE 2015; n=248; Anmerkung: * Mittelwert aller bewerteten » Erkenntnis Webseiten © BTE 2015; n=248; Anmerkung: * Mittelwert der 245 bewerteten Webseiten Der Standard der einzelnen TIs ist sehr unterschied- 7 Was läuft gut? Projekttitel Untertitel www.bte-tourismus.de lich: 55 der 245 besuchten Webseiten (ca. 22%) be- nennen auf ihrer Webseite keine Touristinformation ▪▪ Die Gestaltung der Webseiten liegt mehrheitlich und keinen Ansprechpartner für Gäste. Auf vielen im guten Bereich: Fast 78% der getesteten Web- nicht so guten Webseiten sind Informationen zu ei- seiten erhalten im Bereich Gestaltung mehr als die ner TI nur versteckt und mit einem Suchen auffindbar. Hälfte der möglichen Punkte. Positiv fallen die Gestaltung der Webseiten, sowie die ▪▪ Die Kontaktdaten der TI und/oder ein -formular Aktualität der Informationen und die schnellen Lade- zur Kontaktaufnahme sind bei ca. 87% der Websei- zeiten auf. Defizite gibt es hingegen bei den Vertriebs- ten mit einem Klick auffindbar. aufgaben: Die Bereiche der Online-Buchbarkeit sowie ▪▪ Die Ladezeiten der Webseiten sind durchgängig der Verkauf von Produkten und Services sind ausbau- sehr gut bis gut. fähig. Auch dem Web 2.0 und mobilen Endgeräten ▪▪ Fast drei Viertel aller Webseiten stellen aktuelle In- wird derzeit noch zu wenig Bedeutung beigemessen. formationen zum Wetter, eine LiveCam/WebCam, 12 Praxisleitfaden zur Professionalisierung sächsischer Touristinformationen
Checkliste Empfehlungen zum Aufbau einer Internetseite ▪▪ Gute Auffindbarkeit und Integration in Suchma- schinen sowie kurze Ladezeiten ▪▪ Leichter Einstieg und benutzerfreundliche Be- dienung/Navigation ▪▪ Interesseweckende Gestaltung (z. B. durch an- sprechende Bilder) ▪▪ Gute Informationsqualität, aber keine Überla- dung mit Informationen ▪▪ Klare Zielgruppenansprache und zielgruppeno- rientierte Angebotsgestaltung ▪▪ Möglichkeit für Online-Reservierungen bzw. On- line-Buchbarkeit sowie Verkauf von Produkten und Services ▪▪ Einbindung sozialer Medien und Interaktivität ▪▪ Innovation, Aktualität, bedarfsgerechte Mehr- sprachigkeit, Optimierung für mobile Endgeräte ▪▪ Service (Prospektdownload, -bestellmöglichkeit etc.), nützliche Zusatzinformationen (Anfahrts- skizze, Links zum ÖPNV etc.) sowie Verlinkung/ Vernetzung mit Partnern Best Practice: Torgau-Informations-Center Die Startseite von www.tic-torgau.de ist sehr ansprechend, informativ und über- sichtlich gestaltet. Sie bietet Informationen zur Touristinformation und stellt auf der Startseite aktuelle News und Veranstaltungen dar. Der Einstieg in die Inhal- te ist leicht, die Navigation benutzerfreundlich. Produkte und Dienstleistungen können mit weniger als drei Klicks gefunden werden. Auch die Bildsprache ist ansprechend und die Webseite wirkt durch ein gutes Text-Bild-Verhältnis nicht überladen. Die Informationsqualität ist gut, der User wird nicht mit Informatio- nen überfrachtet. Zur Kommunikation mit dem Gast wird eine klare und leicht verständliche Sprache gewählt. Unterkünfte sind online buchbar, für Arrange- ments besteht eine Anfragemöglichkeit. Auch eine Verknüpfung mit Sozialen Medien ist gegeben: „Torgau filmisch“ verweist auf Videos, welche auf der Plattform youtube eingestellt sind. Neben der deut- schen Sprache ist die Webseite auch auf Englisch aufrufbar. Die Webseite bietet darüber hinaus den Service von Prospektdownloads und deren Bestellmöglichkeit, liefert nützliche Zusatzinformationen (Stadtplan, Park- platzinfo, Links zum ÖPNV) und gibt Informationen zur Barrierefreiheit. Quelle: www.tic-torgau.de 13
Qualitätsniveau vor Ort Die Touristinformation wird zunehmend zum Aus- Was kann besser gemacht werden? hängeschild des Ortes/der Stadt bzw. der gesamten Region. Um die Qualität der Touristinformationen zu ▪▪ Bei fast der Hälfte der TIs lassen sich Defizite bei testen, wurden alle Touristinformationen besucht und der Ausschilderung sowie der Kennzeichnung der auf Basis der i-Marke-Kriterien getestet. TIs feststellen. ▪▪ Fast 50% der TIs halten veraltete Auslagen oder Von den 257 sächsischen Touristinformationen konn- Aushänge bereit. ten 205 vor Ort gefunden, besucht und somit bewertet ▪▪ Nur rund die Hälfte der TIs achtet auf eine regiona- werden. Die getesteten TIs zeigten ein sehr gemisch- le oder saisonale Dekoration in der TI oder in den tes Bild hinsichtlich des Qualitätsniveaus. Von den 144 Schaufenstern. möglichen Punkten wurden 33 bis 135 Punkte verge- ▪▪ In den meisten Fällen tragen die Mitarbeiter der ben, was auf ein breites Spektrum des Qualitätsni- TIs keine Namensschilder. veaus der sächsischen TIs hinweist. ▪▪ 37% der TIs haben keinen barrierefreien Zugang. Mystery Checks vor Ort ▪▪ Selten werden alternative Beratungsmöglichkeiten, Übersichtsergebnis Mystery Checks vor Ort wie mobile Angebote/Apps/Infoterminals, für den Gast bereitgestellt. 160 max. 144 Punkte erreichbar ▪▪ Lediglich zwei Drittel der TIs verfügen über eine Sitz- 140 oder Beratungsecke, nur ein Drittel hält ein Ange- 120 bot/eine Beschäftigungsmöglichkeit für Kinder vor. Ø 92,3 ▪▪ Rund ein Drittel der Mitarbeiter geht kaum bis gar 100 Punkte * nicht auf konkrete Gästewünsche ein. Nur einige 80 nutzen die Chance des aktiven Verkaufs. 60 ▪▪ Weniger als die Hälfte der TIs bieten Grundinfor- mationen außerhalb der Öffnungszeiten. 40 20 0 » Erkenntnis TIs © BTE 2015; n=205, * Mittelwert aller bewerteten TIs Das äußere Erscheinungsbild der TIs ist überwiegend 10 Projekttitel Untertitel www.bte-tourismus.de gut bis sehr gut. Insbesondere Lage, Zustand der Ge- bäude und Außenbereiche hinterlassen positive Ein- Was läuft gut? drücke. Allerdings sind bei fast der Hälfte der TIs Defi- zite bei der Ausschilderung feststellbar: Einige sind nur ▪▪ Bei 83% der TIs sind die Öffnungszeiten sofort er- aufgrund der Adresse und des Wissens, dass es eine In- sichtlich und gut lesbar. fostelle gibt, zu finden. Teilweise lassen TIs mit Schau- ▪▪ Empfang und Verabschiedung in den TIs sind fast fenster Möglichkeiten der regionalen und/oder saiso- durchweg freundlich. nalen Gestaltung ungenutzt. Ebenso wird im Innenraum ▪▪ Der Service am Counter wird überwiegend positiv kaum auf Dekoration geachtet. Dennoch können die beurteilt. TIs überwiegend mit einem sauberen, übersichtlichen ▪▪ Auskünfte über die vorhandene Infrastruktur im Erscheinungsbild, optimaler Beleuchtung, angemesse- Ort können immer gegeben werden. nem und einladendem Mobiliar sowie ansprechender ▪▪ Oftmals sind in den TIs eigene Toiletten vorhan- Broschürenauslage im Innenbereich punkten. Überwie- den, die sich in gutem Zustand befinden. gend positiv wird auch die Beratung beurteilt. Hinsicht- ▪▪ Fast alle TIs stellen Grundinformationen für den lich der Qualität des Inhalts und der Information der Gast zur Verfügung. Auch Informationen zu Unter- Beratung besteht jedoch Ausbaupotential: Auf Gäste- künften und Sehenswürdigkeiten sowie der Ver- wünsche wird teilweise kaum bis gar nicht eingegan- kauf von Kartenmaterial und Reiseführern werden gen und die Chancen des aktiven Verkaufs des eigenen fast überall angeboten. touristischen Angebots werden wenig genutzt. Die feh- lende Bereitstellung von Grundinformation außerhalb der Öffnungszeiten sowie das mangelnde Angebot al- ternativer Beratungsmöglichkeiten sind die größten Schwachstellen im Leistungsangebot. 14 Praxisleitfaden zur Professionalisierung sächsischer Touristinformationen
Checkliste Empfehlungen zur Ausstattung und zum Gäste- ▪▪ Ansprechendes Sortiment an Broschüren/ service vor Ort Prospekten, Informationen zu den Übernach- tungsmöglichkeiten vor Ort und der Region ▪▪ Gut erkennbare Ausschilderung der TI – ausge- (Gastgeberverzeichnis), Veranstaltungska- hend von allen zentralen Orten (z. B. Bahnhof lender, Merchandisingartikeln, Angebot von oder Ortseingang) Ortsplänen/Stadtkarten, Karten für Rad- und ▪▪ Gut leserlicher und sichtbarer Hinweis auf die Wanderwege zur Mitnahme oder zum Verkauf Öffnungszeiten der TI sowie Anbringung des TI- (wenn möglich mehrsprachig) Schildes ▪▪ Bereitstellung einer sauberen Toilette in der TI ▪▪ Ansprechendes äußeres Erscheinungsbild der oder in unmittelbarer Nähe TI sowie zeitgemäße Inneneinrichtung ▪▪ Kennzeichnung des Personals durch möglichst ▪▪ Saisonale/regionale Dekoration in Schaufens- einheitliche und authentische Bekleidung so- tern und im Innenbereich, um Bezug zur Des- wie ein gut sichtbares Namensschild tination herzustellen (Schaukästen, Informati- ▪▪ Angebot alternativer Beratungsmöglichkeiten, onstafeln, Plakate, Bilder) z. B. in Form von Apps oder Infoterminals, Be- ▪▪ Gewährleistung von Informationen und Service- reitstellung eines WLAN-Hotspots leistungen auch außerhalb der Öffnungszeiten ▪▪ Unterstützung der Gäste bei der Zimmerver- (z. B. in Form eines Infoterminals, Auslage von mittlung bzw. -reservierung und bei der Bu- Informationsmaterial in Übernachtungsbetrie- chung von Urlaubs- und Pauschalangeboten ben, …) ▪▪ Freundliches und interessiertes Auftreten ge- ▪▪ Barrierefreier Zugang zur TI genüber der Gäste und Eingehen auf die Kun- ▪▪ Nach Möglichkeit: Ausstattung der TIs mit einer denwünsche zur vollsten Zufriedenheit des Sitzmöglichkeit und/oder Spielecke für Kinder Gastes bei möglichen Wartezeiten Best Practice: Tourist-Info-Büro Altenberg Das Tourist-Info-Büro Altenberg ist im ehemaligen Bahnhofsgebäude untergebracht. Damit liegt es direkt am Ankunftsbereich von Bahn und Bus. PKW-Parkplätze so- wie Fahrradständer finden sich in unmittelbarer Nähe. Der Außenbereich der TI ist sauber und gepflegt und die TI ist durch eine sichtbare Kennzeichnung bereits von Weitem als solche zu erkennen. Der Zugang ist barrierefrei und die Öffnungszeiten sind gut lesbar angebracht. Der Innenraum der TI wirkt sauber und übersichtlich, die Möblierung ist einheitlich und der Raum ist angemessen beleuchtet. Ein Infoterminal mit Videoinfos kann als alternative Beratungsmöglichkeit genutzt werden bzw. steht Gästen im Falle von Wartezeiten zur Verfügung. Die Broschürenauslage ist ansprechend gestaltet und aktuell befüllt. Neben einer Sitz- und Beratungsecke gibt es auch Beschäftigungsmöglichkeiten für Kinder. Die an die TI angeschlossene Toilette ist sauber und barrierefrei. Die Beratung erfolgte durch einen qualifizierten Mitarbeiter, der den Gast freundlich und mit Blickkontakt be- grüßte. Die Gesprächsatmosphäre war angenehm und das Gespräch erfolgte ohne Störungen. Die Qualität der Auskünfte zu Freizeit- und Kultureinrichtungen im Ort und der Region, zur Infrastruktur und zu Veranstaltungen war hoch. Öffnungszeiten sowie Preise der Einrichtungen wurden benannt und auch nach weiterem Informati- onsbedarf gefragt, um alle Wünsche des Gastes zu berücksichtigen. Das Leistungsangebot der TI ist umfangreich: Neben kostenlosen Grundinfos im Innen- und Außenbereich gibt es einen Stadtplan sowie Informationen zu Unterkünften und Sehenswürdigkeiten. Die TI unterstützt den Gast bei der Zimmervermittlung bzw. -reservierung, bucht Urlaubs- und Pauschalangebote im Erzgebirge und vermittelt Führungen. Ergänzend werden ÖPNV-Tickets verkauft. Durch die Bereitstellung eines WLAN-Hotspots können sich Gäste vor Ort ins Internet einwählen. Souvenirs, Postkarten, Erzgebirgsprodukte, Karten und Reiseführer stehen in der TI zum Verkauf bereit. 15
Qualitätsniveau am Telefon Die Strukturanalyse hat gezeigt, dass mehr als 45.000 ▪▪ Die Gesprächspartner sind teilweise kurz ange- Telefonanrufe jährlich in den Touristinformationen bunden, die Gesprächsführung liegt zumeist beim eingehen. Zur Bewertung des Qualitätsniveaus der Gast. Telefongespräche wurden die TIs während ihrer Öff- ▪▪ Mehrheitlich fällt die Verabschiedung sehr knapp nungszeiten in maximal zwei Versuchen telefonisch aus: Nur etwa 19% der erreichten TIs bedanken kontaktiert. sich für das Gespräch und wünschen einen schö- nen Urlaub. Von den 243 getesteten TIs konnten im ersten Schritt ▪▪ Knapp zwei Drittel der erreichten TIs erfragen die 192 Einrichtungen erreicht werden und eine Bewer- Reisemotive und Wünsche des Gastes nur teilwei- tung erhalten. Ca. 96% von diesen nahmen das Telefo- se und antworten verkürzt und weniger informativ. nat bis zum siebten Klingeln und beim ersten Anrufver- ▪▪ Nur knapp ein Viertel der erreichten TIs beraten such entgegen. Insgesamt haben 76% der getesteten individuell, geben zielgruppengerechte Zusatzinfos TIs mehr als die Hälfte der möglichen Punkte erreicht. und berücksichtigen die Bedürfnisse des Gastes; bei 43% erfolgt dies teilweise; bei 33% gar nicht. ▪▪ Nur etwa 28% der erreichten TIs bieten selbststän- Was läuft gut? dig die Zusendung von Informationsmaterial an oder verweisen auf weitere Informationen. ▪▪ Fast alle erreichten TIs haben einheitliche Begrü- ßungs- und Verabschiedungsstandards. Sowohl der Name der Institution, als auch der Name des Mitar- » Erkenntnis beiters/der Mitarbeiterin werden genannt. ▪▪ Die Gespräche werden durchgehend freundlich ge- Insgesamt sind die Gespräche sehr freundlich und führt. herzlich. Allerdings wird auch deutlich, dass – vermut- ▪▪ Alle gegebenen Informationen werden durchgängig lich aufgrund mangelnder personeller Ressourcen – verständlich formuliert (Formulierung, Dialekt etc.). nur wenig Beratungszeit zur Verfügung steht und kaum oder gar keine zusätzlichen bzw. zielgruppenge- rechten Informationen gegeben werden. Gerade über Was kann besser gemacht werden? eine aktive Gesprächsführung der TI-Mitarbeiter und das detailgenaue Erfragen von Reisemotiven lassen Qualitätscheck per Telefon ▪▪ Von den 33 TIs, die in zwei Versuchen nicht er- reicht werden konnten, war nur bei 4 TIs ein An- sich spezifische Empfehlungen aussprechen, um auf konkrete Wünsche der Gäste einzugehen. rufbeantworter geschaltet. Übersichtsergebnis Qualitätscheck Telefon max. 48 Punkte erreichbar 40 Ø 33,5 Punkte * 30 20 10 0 TIs © BTE 2015; n=243; Anmerkung: * Mittelwert aller bewerteten Telefongespräche © BTE 2015; n=243; Anmerkung: * Mittelw ert der per Telefon erreichten 192 Einrichtungen 16 Praxisleitfaden zur Professionalisierung sächsischer Touristinformationen
Checkliste Empfehlungen zum Aufbau eines Telefonats ▪▪ Grundsatz: Kein Telefonat bleibt unbeantwor- tet, d. h. Entgegennahme von Anrufen wenn möglich bis zum dritten Klingeln, sonst Anruf- weiterleitungssystem bzw. Weiterleitung auf Anrufbeantworter ▪▪ Einheitliche Begrüßungs- und Verabschiedungs- standards inkl. Nennung von Institution und Name ▪▪ Schaffung einer angenehmen Gesprächsatmo- sphäre (hohe Freundlichkeit, aktives Zuhören) ▪▪ Aktive Gesprächsführung der TI-Mitarbeiter und systematisches, detailgenaues Erfragen von Reisemotiven und Wünschen ▪▪ Zielgruppengerechte Informationen mit spezi- fischen Empfehlungen zu den konkreten Wün- schen des Gastes, Nennung konkreter Angebote ▪▪ Gute Verständlichkeit der Informationen (For- mulierung, Dialekt) ▪▪ Freundliche Verabschiedung mit Wünschen für einen guten Tag/schönen Urlaub Best Practice: Gästeinformation Bad Schlema Die Mitarbeiterin der Touristinformation konnte bereits beim ersten Klingeln er- reicht werden. Sie stellte sich mit Institution und Name vor und erzeugte von An- fang an eine angenehme Gesprächsatmosphäre. Sie nahm sich viel Zeit, leitete das Gespräch aktiv und war durchgängig sehr freundlich. Alle Informationen waren sauber formuliert und gut verständlich (kein Dialekt). Die Mitarbeiterin stellte viele Fragen, um die Reisemotive und Wünsche des Anrufers zu erkunden. Die genannten Optionen berücksichtigten alle Bedürfnisse des Anrufers und die Mit- arbeiterin unterlegte diese mit zielgruppengerechten Informationen. Da im ersten Gespräch nicht alle Fragen abschließend geklärt werden konnten, bot sie einen persönlichen Rückruf an und gab darin weitere Zusatz- informationen. Am Ende des Gesprächs verabschiedete sie sich freundlich und wünschte einen schönen Tag. 17
Qualitätsniveau per E-Mail Aufgabe von Touristinformationen ist es auch, potenti- Fragen und geben Empfehlungen. Weitere 41% tun elle Besucher zu beraten und ihnen die Region schmack- das teilweise. haft zu machen. Durch eine gute Betreuung vorab sollen ▪▪ Mehr als die Hälfte der Rückmeldungen geben sie zu einem Besuch animiert werden und sich gut auf- keine zielgruppenspezifischen Informationen bzw. gehoben fühlen. Um die Professionalität der Antworten berücksichtigen die Gästebedürfnisse nicht. Dies zu testen, erfolgte ein Qualitätscheck mit Hilfe von bei- erfolgt nur bei etwa 30% der Befragten. spielhaften Gästeanfragen per E-Mail. ▪▪ Nur wenige Antworten erhalten Zusatzinforma- tionen (Öffnungszeiten, Anreiseinfos, Gastrono- Von den 239 geprüften TIs meldeten sich 83% mit ei- mietipps), ein Großteil geht nur auf die konkret ner Antwort zurück, knapp 14% gaben keine Rückmel- gestellten Fragen ein. dung und die restlichen 3% tätigten die Auskunft, dass ▪▪ 11% der TIs unterbreiten ein konkretes Preis-Ange- sie sich nicht als Touristinformation verstehen. Insge- bot, 20% teilweise. samt haben 60% der getesteten TIs mehr als die Hälfte ▪▪ Knapp 9% bieten selbstständig die Zusendung von der möglichen Punkte erreicht. Infomaterial an oder verweisen auf weitere Infor- mationen. Was läuft gut? » Erkenntnis ▪▪ Mehr als 90% der Rückmeldungen erfolgt inner- halb von 48 Stunden. Während Reaktionszeit, persönliche Daten, Anschrei- ▪▪ 88% der E-Mails haben eine Anrede und berück- ben, Unterschrift und Grammatik in den meisten Fäl- sichtigen den korrekten Namen des Gastes. len zufriedenstellend sind, gibt es hinsichtlich des ▪▪ Fast alle Rückmeldungen erfolgen mit den Kon- Inhaltes und Informationsgehaltes der Nachrichten taktdaten des Bearbeiters für etwaige Rückfragen. deutliche Schwachstellen, was sich auf den nicht un- ▪▪ Etwa 79% der E-Mail-Antworten enthalten keine erheblichen Zeitaufwand für die individuelle Beratung Rechtschreibfehler und eine ordentliche Formatie- per E-Mail zurückführen lässt. Nur die wenigsten TIs Qualitätscheck per E-Mail rung. nehmen sich die Zeit, konkrete Preis-Angebote zu unterbreiten und individuelle Vorstellungen der Ziel- gruppen zu berücksichtigen. Was kann besser gemacht werden? ▪▪ Nur 27% der TIs beantworten die E-Mail mit ho- hem Informationsgehalt, d. h. beantworten alle Übersichtsergebnis Qualitätscheck E-Mail max. 52 Punkte erreichbar 50 40 Ø 32,5 Punkte * 30 20 10 0 TIs © BTE 2015; n=239; Anmerkung: * Mittelwert aller bewerteten Antworten per E-Mail © BTE 2015; n=239; Anmerkung: * Mittelwert der 199 TIs, die Antworten per E-Mail gesendet haben 18 7 Praxisleitfaden Projekttitel Untertitelzur Professionalisierung sächsischer Touristinformationen www.bte-tourismus.de
Checkliste Empfehlungen zur Beantwortung von ▪▪ Beantwortung aller Fragen sowie Lieferung E-Mail-Anfragen von Zusatzinformationen (z. B. Öffnungszeiten, Veranstaltungen, …) ▪▪ Schriftliche Beantwortung innerhalb von 24 ▪▪ Selbstständiges Angebot zur Zusendung von Stunden weiteren Informationsmaterialen per Post, ▪▪ Korrekte Berücksichtigung aller persönlichen Da- wenn Interesse besteht (kostenlos bzw. gegen ten (Name des Gastes, Buchungszeitraum etc.) eine freiwillige Gebühr) ▪▪ Unterbreitung eines konkreten, auf den Anfra- ▪▪ Ansprechende Formulierung, korrekte Recht- genkontext bezogenen Angebotes unter Berück- schreibung und übersichtliche Gestaltung sichtigung der Wünsche/Bedürfnisse des Gas- ▪▪ Nennung des Ansprechpartners sowie Kontakt tes; Nennung von Preisen und Informationen zu der TI für etwaige Rückfragen Buchungsmöglichkeiten Best Practice: Gästeinformation Hinterhermsdorf Sehr geehrte Frau NAME, Wir können Ihnen folgende familienfreundliche Unterkünfte in Hinterhermsdorf empfehlen: Appartementhaus „Wildschütz“; Landhaus „Zum Flößer“; Ferienhaus „Winterbergblick“; Hotel und Gaststätte „Sonnenhof“ (Verlinkung der jeweiligen Unterkünfte). Ausflugsmöglichkeiten, Aktivitäten in Hinterhermsdorf: Interessant ist ein Besuch in der „Waldhusche“, ein Erlebnispfad für die ganze Familie. Kinder und Erwachsene können die Geschichte der Waldbewirtschaftung und die natürlichen Prozesse im Wald auf 4 miteinander vernetzten Themenwegen und an mehr als 40 Stationen erleben. Sie können sich dazu kostenfrei im Haus des Gastes einen „Entdeckerrucksack“ ausleihen und das Rätsel der Entdeckertour lösen und so am Gewinnspiel teilnehmen (Verlinkung). Wie wäre es mit einer Kahnfahrt auf der „Oberen Schleuse“ im wildromantischen Kirnitzschtal? Nach einer kleinen Wanderung von ca. 3 km erreichen Sie die Bootstation, werden mit dem Kahn ca. 30 min. bis zur Stau- mauer gefahren und können über einen ausgeschilderten Rundweg den kurzen Aufstieg durch enge Felsen erleben (Verlinkung). Oder Sie genießen die tolle Aussicht vom Weifbergturm (Verlinkung). Es gibt in Hinterhermsdorf auch drei grenzüberschreitende Radwege. Mit freundlichen Grüßen NAME KONTAKTDATEN DER TI 19
Analysefazit Basierend auf den Analyseergebnissen lassen sich nachfolgende Stärken und Herausforderungen benennen 1 : Stärken Herausforderungen ▪▪ Ein dichtes Netzwerk an TIs in Sachsen si- ▪▪ Die TI-Landschaft in Sachsen ist gekennzeich- chert die wichtigste Voraussetzung für die net durch mehrheitlich kleine Touristinforma- direkte Arbeit am Gast. Die Dichte in Sachsen tionen. Nur wenige bieten ein umfassendes ist dabei abhängig von der touristischen Be- Aufgabenspektrum. deutung der Kommune. ▪▪ Nur ein Drittel der Mitarbeiter der TIs sind tou- ▪▪ Die Basisaufgaben werden von den TIs trotz ristisch qualifiziert. Somit sind nur teilweise teils extrem knapper finanzieller und perso- touristische Kompetenzen gewährleistet. neller Ausstattung mehrheitlich erfüllt. Auf- ▪▪ Die TIs sind fast durchgängig mit eng begrenz- gabenschwerpunkte liegen in den Bereichen ten personellen und finanziellen Ressourcen Gästeinformation, Veranstaltungswesen so- ausgestattet. Daraus ergeben sich wie Kommunikation/Marketing und Interes- ▪▪ unzureichende Erreichbarkeiten und Servi- senvertretung. ces, ▪▪ In den TIs arbeitet ein langjährig aktiver Per- ▪▪ „Brüche“ in der Dienstleistungskette für sonalstamm. Somit sind grundsätzlich regio- den Gast sowie nale Kompetenzen gewährleistet und Erfah- ▪▪ eine Überlastung mit Aufgabenvielfalt ge- rungswissen vorhanden. rade in den kleinen „Ein-Personen-Betrie- ben“. ▪▪ Die TIs arbeiten mehrheitlich ohne oder mit nur minimalen strategischen Arbeitsgrundla- gen. Es erfolgt kaum Erfolgskontrolle. ▪▪ Aufgrund begrenzter Zeit- und Finanz-Bud- gets ist die Qualitätsarbeit teilweise stark ein- geschränkt. Auch Innenmarketingaktivitäten werden eher begrenzt durchgeführt. ▪▪ Im Bereich der Marketingaufgaben sind die TIs sehr unterschiedlich aufgestellt. Der Schwer- punkt liegt mehrheitlich auf den klassischen Kommunikationsaktivitäten, weniger bspw. auf Angebots- und Produktentwicklung. ▪▪ Insgesamt erfolgt noch eine geringe Verkaufs- und Vertriebsorientierung. So ist bspw. eine Buchbarkeit von Unterkünften nicht in der Fläche vorhanden. Zusammengefasst erfüllen die sächsischen TIs die wesentlichen Kernaufgaben von Touristinformationen. Allerdings bewegen sich die Leistungsfähigkeit und die Qualität der TI-Arbeit aufgrund unterschiedlicher Ausstattung (Finanzen, Technik, Personal) und fehlender einheitlicher Standards in teils engen Grenzen. Eine regionale und interkommunale Aufgabenteilung zur Entlastung kleinerer TIs erfolgt nur wenig. ▪▪ Angepasst und ergänzend zur Studie „Konzept zur Intensivierung der Vernetzung der Tourist-Informationen und zur qualitativen Leistungs- verbesserung“ der Sächsischen Schweiz (PROJECT M & Tourismusverband Sächsische Schweiz [2014]) 20 Praxisleitfaden zur Professionalisierung sächsischer Touristinformationen
Arten von Touristinformationen Wie die Analyse gezeigt hat, ergibt sich für den Frei- Auskünfte bereit stehen, sollen im folgenden „Leitfa- staat Sachsen ein Lagebild mit stark unterschiedlichen den zur Professionalisierung“ Berücksichtigung finden Touristinformationen. Sie reichen von „klassischen“ und Entwicklungsperspektiven aufgezeigt bekommen. Touristinformationen mit einem umfassenden Leis- Um eine Orientierung zu erhalten und das Lagebild zu tungsspektrum über Freizeiteinrichtungen mit tou- strukturieren, erfolgte eine Clusterung nach Art der ristischem Informationsservice bis hin zu Rathäusern Touristinformation. Dazu wurden im Wesentlichen die mit Bürgerinformation, in denen auch Gäste beraten Kriterien Öffnungszeiten, Leistungsportfolio und Per- werden können. Alle Einrichtungen in Sachsen, die für sonalumfang zu Grunde gelegt. Die gebildeten Cluster Touristen Informationen bereitstellen und/oder für fasst die folgende Abbildung zusammen. Clusterung der TIs in Sachsen nach Art der TI Kategorie Titel Kriterien Anzahl TIs je Cluster* Kategorie A ▪▪ Volle Öffnungszeiten (7 Tage, mindestens 30h in der Umfangreiche Woche, 3h pro Wochenendtag) und Tourist- Tourist- 9 ▪▪ Komplettes Leistungsportfolio und information information ▪▪ Personell abgesichert (mindestens ab 4 VZÄ) B1 – Allgemeine ▪▪ Reduzierte Öffnungszeiten und/oder Tourist-/Gäste- ▪▪ Kein komplettes Leistungsportfolio und/oder 166 Kategorie B information ▪▪ < 4 VZÄ Tourist-/Gäste- information B2 – Kombinierte ▪▪ Wie B1, ABER: Aufgaben kombiniert mit anderer Tourist-/Gäste- wirtschaftlicher Tätigkeit (z. B. private oder öffentli- 31 information che Freizeiteinrichtungen) C1 – Gäste- ▪▪ Keine Info am Counter information ohne ▪▪ Reduzierte Aufgaben 15 Gästeservice vor Kategorie C Ort Infostelle C2 – Ergänzende ▪▪ Regionale Online-Präsenzen, Infoterminals, Prospekt- Informations- 3 auslage etc., kein beratendes Personal angebote Keine TI - ▪▪ Kein Gästeservice, TI geschlossen 33 © BTE 2015, * Eine geografische Verortung der TIs erfolgt auf S. 25. 21
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