SCHULE - DATENGESTÜTZTE SCHUL- UND UNTERRICHTSENTWICKLUNG 01 /2021 - epub @ SUB HH
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
D AT E N G E S T Ü T Z T E S C H U L- U N D U N T E R R I C H TS E N T W I C K LU N G HAMBURG M AC H T FÜR HAMBURGER LEHRKRÄFTE UND ELTERNRÄTE SCHULE 01 /2021 33. JAHRGANG DATENGESTÜTZTE SCHUL- UND UNTERRICHTSENTWICKLUNG WIE SCHULEN DATEN SINNVOLL NUTZEN BSB-INFO: DIE BERUFLICHE HOCHSCHULE HAMBURG STELLT SICH VOR
EDITORIAL besonders deutlich, dass eine kontinuierliche und langfris- tig angelegte Datennutzung für ein Kollegium von großem Nutzen sein kann. Die Max-Schmeling-Stadtteilschule zeigt den Zusammenhang der Nutzung von Datenquellen (KER- MIT, Schuldaten, Schulaufsicht, Schulinspektion und Daten des LI). Am Beispiel der innerschulischen Teamstruktur d LIEBE LESERINNEN UND LESER, wird die Nutzung der Daten in den Gremien der Schule ver- deutlicht (S. 13f.). Die Analyse und Nutzung der KERMIT- Daten am Gymnasium Othmarschen zeigt, dass die Not- wendigkeit einer Akzeptanz der Datennutzung hergestellt das „Hamburg macht Schule“- Heft 3/2021 wird sich mit dem Thema Liebe Leserin, PROF. DR. JOSEF KEUFFER werden muss, bevor eine datengestützte Unterrichtsent- wicklung als Strategie einer Schule wirksam werden kann. DIGITALISIERUNG beschäftigen. Sie alle machen während der Pandemie lieber Leser, Das IfBQ stellt das neue Hamburger Selbstevaluationspor- viele Erfahrungen im Umgang mit digitaler Unterrichtspraxis, nicht nur vom „Messen zum Handeln“, so lautet ein posthum ver- tal (SEP) in seinen Möglichkeiten dar. Gerade in Zeiten von im Fernunterricht. Über diese Erfahrungen möchten wir gern berichten. öffentlichter Beitrag des früheren Hamburger Staatsrats Hybrid- und Fernunterricht kann das Schülerfeedback be- Hermann Lange (Die Deutsche Schule 2/2008), in dem sonders hilfreich für den Unterricht sein. Wenn Sie an diesem Heft als Autorinnen oder Autoren mitarbeiten dieser die von ihm maßgeblich mit voran getriebene daten- möchten, lassen Sie uns das bitte bis Ende März wissen: gestützte Schulentwicklung reflektierte und zugleich auf Themen dieser Ausgabe sind zudem Interne Evaluation, a redaktionsleitung.hms@hamburg.de einen kurzen Nenner brachte. Hermann Lange hat maß- Schulaufgabenkonzept, das Salzburger Lesescreening, Wir nehmen dann gern Kontakt mit Ihnen auf und klären Details. geblich für die Beteiligung Deutschlands an PISA und für das neue Format der Datenkonferenz. In dem Interview eine systematische Auswertung von Ergebnissen empiri- zum Zertifikatsstudiengang „Datengestützte Schul- und Der Redaktionsschluss wird Mitte Juni liegen. Wir freuen uns auf Ihre scher Leistungsstudien zu Zwecken des Bildungsmonito- Unterrichtsentwicklung“, weist der Kollege Günter Klein Anregungen und auf einen weiten Blick in die digital veränderte Praxis ring und der Systemsteuerung gesorgt. Darüber hinaus auf offene Fragen der datengestützten Schulentwicklung an den Hamburger Schulen. hat er zusammen mit dem späteren Staatsrat Ulrich Vieluf hin, wenn er sagt: „Was fehlt, ist ein selbstkritischer Dis- und dem Leiter des Instituts für Bildungsmonitoring und kurs der datengebenden Institute, welche Daten wirklich Ingrid und Ruben Herzberg, Redaktionsleitung Qualitätsentwicklung (IfBQ) Norbert Maritzen die auf die gebraucht werden. Es braucht die Reflexion: „Wo legen wir Einzelschule und den Fachunterricht bezogenen Formate Schwerpunkte? Was erheben wir? Was berichten wir nicht? wie KESS und später KERMIT sowie die Schulinspektion Und welche normativen Setzungen treffen wir damit?“ auf den Weg gebracht. In dieser Ausgabe von HAMBURG (S. 35). HAMBURG MACHT SCHULE bleibt dran, auch hier- MACHT SCHULE können Sie die Ergebnisse langjähri- auf gute Antworten gemeinsam mit den Schulen zu suchen. ger, beharrlicher Weiterentwicklung der datengestützten Schul- und Unterrichtsentwicklung in Hamburg an konkre- Bleiben Sie gesund! ten Beispielen aus den Hamburger Schulen nachverfolgen. Mit besten Grüßen HERAUSGEBER: Die derzeitige Leiterin des IfBQ, Dr. Martina Diedrich, setzt Behörde für Schule und Berufsbildung (BSB) Prof. Dr. Josef Keuffer, Direktor des Landesinstituts in ihrem Einführungsbeitrag den Schwerpunkt auf Daten für Lehrerbildung und Schulentwicklung als Feedback und auf die Aneignung und Nutzung von Da- Felix-Dahn-Straße 3, 20357 Hamburg / josef.keuffer@li-hamburg.de ten in Schulen. Sie nennt Bausteine zur Beschreibung der Hamburg, im Februar 2021 REDAKTIONSLEITUNG THEMA: Qualität des Bildungswesens und die Anlässe für die schul- Ingrid Herzberg, Ruben Herzberg / redaktionsleitung.hms@hamburg.de bezogene Erhebung und Nutzung von Daten. Sinnstiftung REDAKTION: und die innerschulische Auseinandersetzung über die Da- Dr. Andrea Albers, Dr. Martina Diedrich, Prof. Dr. Dagmar Killus, Beate Proll ten sind für sie bedeutsame Schritte einer Schul- und Un- Die Themen der nächsten Hefte: REDAKTIONSLEITUNG BSB-INFO: terrichtsentwicklung. Sie nennt zugleich die Widersprüch- IMPRESSUM Sexuelle Diversität als Herausforderung von Schule Andreas Kuschnereit, BSB / andreas.kuschnereit@bsb.hamburg.de lichkeit der Funktionen von Daten zwischen der Nutzung REDAKTION: durch Lehrkräfte zum Zwecke der Unterrichtsentwicklung Digitalisierung Petra Stessun / petra.stessun@bsb.hamburg.de einerseits und der Rechenschaftslegung und Kontrolle an- Generationenwechsel LAYOUT Andrea Lühr, Carsten Thun dererseits. Ganztag DRUCK Max Siemen KG Hamburg Gesundheit TITELFOTO Ruben Herzberg Die Stadtteilschule Bergedorf evaluiert bereits seit 1986 AUTORENFOTOS Privat Projekte und weist auf Erfolge der Schule in den vergan- Gerne nehmen wir von Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, 33. JAHRGANG / AUFLAGE: 13.000 genen Jahren durch die Nutzung von KESS-Daten in der Anregungen und Angebote für Beiträge entgegen. Wenden ISSN 0935-9850 Lernprozessgestaltung hin (S. 12). An diesem Beispiel wird Sie sich bitte an redaktionsleitung.hms@hamburg.de 3
I N H A LT EINFÜHRUNG THEMA Moderation Dr. Martina Diedrich BSB INFORMATION Moderation Andreas Kuschnereit Datengestützte Schul- 3 EDITORIAL Schulen fahren wieder hoch und Unterrichtsentwicklung Prof. Dr. Josef Keuffer EINFÜHRUNG ZUM THEMENSCHWERPUNKT 36 „MEHR FREIHEIT FÜR DIE SCHULEN“ 5 DATENGESTÜTZTE SCHUL- Grundschule Appelhoff UND UNTERRICHTSENTWICKLUNG Seit etwa 20 Jahren spielen Daten in der Qualitätsentwick- Einführung zum Themenschwerpunkt 39 „TOTAL FLEXIBEL ALLES NEU DENKEN“ lung von Schule und Unterricht eine zunehmend bedeutsa- Stadtteilschule Stellingen 10 BEGLEITENDE EVALUATION DER me Rolle. Ausgelöst durch die erste PISA-Erhebung, deren SCHULENTWICKLUNG MIT HILFE VON KESS- 43 „SCHULE LERNT GERADE, NICHT MEHR Ergebnisse im Jahr 2001 die Einsicht brachten, dass deut- Dr. Martina Diedrich UNTERSUCHUNGEN NUR ANALOG ZU SEIN“ sche Schülerinnen und Schüler im internationalen Vergleich leitet das Hamburger Institut Ein Einblick in die Arbeit an der Gymnasium Allee eher schlecht abschlossen, setzte das deutsche Bildungs- für Bildungsmonitoring und Stadtteilschule Bergedorf system zunehmend auf Daten als Grundlage von Entschei- Qualitätsentwicklung; sie gehört 13 DATENGESTÜTZTE SCHUL- UND 47 NEUE ÖFFENTLICHE HOCHSCHULE VERZAHNT dungen. Dabei ging es zunächst darum, auf Systemebene der Redaktion von HAMBURG UNTERRICHTSENTWICKLUNG IN DER AUSBILDUNG UND STUDIUM regelmäßige und verlässliche Erkenntnisse darüber zu er- MACHT SCHULE an. DIDAKTISCHEN JAHRESPLANUNG An der Beruflichen Hochschule Hamburg (BHH) langen, wie es um das deutsche Schulsystem bestellt ist. In Wie die Max-Schmeling-Stadtteilschule können junge Menschen zwei Abschlüsse in vier der sog. „Gesamtstrategie für das Bildungsmonitoring“1 der den Datenpool nutzt Jahren erlangen: einen Ausbildungsabschluss und KMK, die erstmalig im Jahr 2006 erarbeitet und 2015 ak- a Daten aus zentralen Prüfungen sollen letztlich Bilanz den Bachelor 16 ANALYSE UND NUTZUNG DER KERMIT-DATEN tualisiert wurde, wurden deshalb vier Bausteine zur regel- ziehen und der Schule zeigen, wie erfolgreich sie im als Element der Unterrichtsentwicklung am 50 HAMBURGS BÜCHERKINDER MACHEN SICH AUF mäßigen Beschreibung der Qualität des Bildungssystems Vergleich zu anderen Schulen gearbeitet hat und ob Gymnasium Othmarschen DEN WEG MIT BUCHSTART 4½ definiert: zentrale Bildungsziele erreicht wurden. Die neue städtische Kampagne zur frühen 1. die Teilnahme an großen internationalen Vergleichsstu- a Vergleichsarbeiten sind insbesondere darauf ausgerich- 19 MIT SCHÜLERFEEDBACK ERFOLGREICH DEN Leseförderung dien wie TIMSS, PISA, IGLU; tet, Lehrkräften ein Instrument der Unterrichtsentwick- UNTERRICHT WEITERENTWICKELN Tipps und Tricks aus der Praxis 53 DER HAMBURGER BILDUNGSBERICHT 2020 2. die regelmäßige Überprüfung der Bildungsstandards im lung an die Hand zu geben, indem Rückmeldungen über Eine Bestandsaufnahme des Hamburger Rahmen der IQB-Bildungstrends; die Kompetenzen der jeweiligen Lerngruppe Rück- 22 SCHÜLERFEEDBACK DIGITAL Bildungssystems vor Beginn der Pandemie 3. die Durchführung von Vergleichsarbeiten (VERA 3 und schlüsse auf die Stärken und Schwächen des Unter- Das IfBQ stellt Hamburger Lehrkräften ein Portal für 8 bzw. in Hamburg KERMIT); richts erlauben. die Befragung ihrer Lerngruppen zur Verfügung 54 FACHKRAFT FÜR BEGABTENFÖRDERUNG AN 4. die nationale Bildungsberichterstattung mit dem alle a Darüber hinaus wird von den Schulen erwartet, dass sie HAMBURGER SCHULEN 24 IMPULSE FÜR DIE ENTWICKLUNG DES FBF – was ist das? zwei Jahre veröffentlichten Bildungsbericht als Kern. im Rahmen schuleigener Evaluationen systematisch SCHULAUFGABENKONZEPTS DURCH INTERNE Diese Maßnahmen hoben vor allem darauf ab, die politisch Daten zu ausgewählten Fragestellungen erheben. In EVALUATION 56 SCHULINSPEKTION IN HAMBURG und administrativ Verantwortlichen in die Lage zu verset- einigen Ländern ist dies sogar schulgesetzlich festge- Ein Praxisbericht aus der Schule Klein Flottbeker Weg Alle Schulen sind zweimal inspiziert: zen, sich ein differenziertes Bild über die Gesamtqualität schrieben (Wurster et al. 2017), in Hamburg weist Was wissen wir jetzt? zu machen und darüber auch rechenschaftsfähig zu sein. In zumindest der Orientierungsrahmen Schulqualität auf 28 ES MUSS NICHT IMMER KERMIT SEIN! Erfolgreiche Nutzung der Daten des Salzburger 57 PERSONALIEN gleichem Maße wurde aber auch den Schulen auferlegt, sich die Notwendigkeit schulinterner Evaluation hin. Lesescreenings bei der Einführung der täglichen ihre eigene Qualität regelmäßig bewusst zu machen, und Lesezeit an der Grundschule Kirchdorf zwar auf der Grundlage möglichst präziser, regelmäßig er- hobener und aussagekräftiger Daten. Dazu wurde ihnen ein Daten als Feedback 32 VON DER GEMEINSAMEN SICHT AUF DATEN PROFITIEREN ganzes Bündel von datengenerierenden Anlässen auferlegt: Die Idee hinter dieser zentralen Rolle, die den Daten zuge- Ein Werkstattbericht über das neue Format der a Schulinspektionen, in manchen Ländern auch externe wiesen wurde, war vergleichsweise einfach: Daten sollten „Datenkonferenz“ oder Fremdevaluationen, sollen in größeren zeitlichen den verantwortlichen Akteur*innen „Evidenz“ an die Hand Abständen den Fokus insbesondere auf die Prozessqua- geben, also letztlich empirisch gestützte Nachweise über 34 HMS-GESPRÄCH ZERTIFIKATSSTUDIENGANG „DATENGESTÜTZTE lität von Schulen richten. Es geht vor allem um die die (Un-)Wirksamkeit ihres Handelns, um so bei Bedarf SCHUL- UND UNTERRICHTSENTWICKLUNG“ Unterrichtsqualität, aber auch die Kooperation, die Art Nachsteuerung und Adjustierung zu ermöglichen (vgl. Alt- Ein Gespräch zwischen der Initiatorin und ihren Mit-Initiatoren: Dr. Martina Diedrich, der Förderung oder die Schulleitung. richter 2010). Ein solches Feedbackmodell setzt vor allem Prof. Dr. Wolfgang Böttcher, Peter Dobbelstein, auf die Einsicht der handelnden Personen, die im Falle einer Dr. Günter Klein Abweichung von gesetzten Zielen eigenverantwortlich ihre Routinen und Verhaltensweisen ändern sollen. Problematisch an dieser Hoffnung auf Feedbackmechanis- men ist und war jedoch von Anfang an die Widersprüch- lichkeit der Funktionen, die mit den Daten verknüpft sind. 1 https://www.kmk.org/veroeffentlichungen_beschluesse/ [21.12.2020] 4 5
D AT E N G E S T Ü T Z T E S C H U L- U N D U N T E R R I C H TS E N T W I C K LU N G So geht es einerseits um das Auslösen von Entwicklung gebnisse, also der Suche nach Erklärungen, dem Begründen Demnach muss Information in bestehende kognitive Struk- Abschließend finden sich deshalb hier einige Vorschläge, – Daten vermitteln Einsicht in das, was zu verbessern ist, und Einordnen von Befunden. Darauf aufbauend wird die turen integriert werden, das heißt so angepasst werden, die auf den Erfahrungen zahlreicher Ergebnisrückmeldun- also wird Qualitätsentwicklung in Gang gesetzt. Anderer- Aktion abgeleitet, also bewertet, welche Handlungsoptio- dass es zu Bestehendem passt. Dabei werden Relevanzent- gen basieren und zu einem qualitätsförderlichen und sinn- seits haben Daten aber auch von Anfang an den Zweck der nen nun angesichts der Ergebnisse geboten sind und wel- scheidungen getroffen, Informationen bewertet und selek- stiftenden Umgang mit Daten führen sollten.2 Rechenschaftslegung und Kontrolle erfüllt. Schulen haben che Schritte zur Verbesserung der Qualität angezeigt sind. tiert. Somit erfolgt eine Transformation der Information im deshalb häufig auch verständlicherweise den Eindruck ge- Da das Modell im Kontext der Vergleichsarbeiten entwickelt Zuge der Verarbeitung. Jenseits kognitiver Prozesse spielen Schaffen Sie einen guten Rahmen für wonnen, dass Daten widersprüchlich und „uneindeutig“ wurde, konzentriert sich das Modell auf den Unterricht, es Emotionen, Haltungen und Motivation eine zentrale Rolle die Ergebnisrückmeldung. daherkommen. Im Modus der Rechenschaftslegung geht ließe sich aber genauso auf andere schulische Qualitäts- (Zuschreibungsmuster, Angst vor Veränderung, Angst vor a Das Setting hat Einfluss darauf, wie die Ergebnisse es vor allem darum, sowohl gegenüber Aufsicht als auch bereiche anwenden. Abschließend erfolgt die Evaluation, dem Scheitern, Abwehrreaktionen etc.). Insbesondere die aufgenommen werden können. Je nachdem, ob Daten schulischer Öffentlichkeit darzulegen, dass die Schule ihre also die Bewertung, ob die Maßnahmen zum gewünschten zuletzt genannten Prozesse dürften mit dazu beitragen, schriftlich vorliegen, ob sie durch externe Datengeben- Aufgaben ernst nimmt und das leistet, was von ihr erwartet Erfolg geführt haben. dass Daten nur bedingt im Sinne des oben zitierten Modells de in der Schule präsentiert werden oder ob es sich um wird. Im Modus der Entwicklung steht vor allem der ehr- von Helmke in der Schrittigkeit von Rezeption, Reflektion, Ergebnisse einer internen Evaluation handelt, kann das liche Blick auf Stärken und Schwächen im Vordergrund, der Kritisch an dem Modell, so häufig es auch zitiert wird, ist Aktion und Evaluation verarbeitet werden. gewählte Format unterschiedlich aussehen. Wichtig ist, zunächst auf einen geschützten Rahmen angewiesen sein die unzureichende Berücksichtigung der Prozesse und Me- dass in die Schule hinein signalisiert wird, dass es sich dürfte. Mit diesem Widerspruch müssen sowohl Datenge- chanismen, die innerhalb der Schule erforderlich sind, um Einen weiteren Zugang zum Verstehen, was innerschu- um ein bedeutsames Ereignis handelt. Generell gilt: Je bende als auch Datennehmende umgehen. eine gehaltvolle Auseinandersetzung mit Daten zu ermög- lisch bei der Auseinandersetzung mit Daten geschieht, mehr Gewicht Schulleitung und Steuergruppe der lichen. Deshalb ist in jüngster Zeit verstärkt auf die inner- bieten Feldhoff und Wurster (2017) unter Rückgriff auf Datenrückmeldung verleihen und sie zu ihrer eigenen Aktive Aneignung und Sinnstiftung schulischen Verarbeitungsmechanismen in der Aneignung den Organisationssoziologen Weick. Sie beschreiben sog. Sache machen, desto bedeutsamer wird sie auch von Deshalb ist viel darüber nachgedacht worden, was passie- von Daten geschaut worden. Was passiert, wenn Evidenz in „Sensemaking“-Prozesse, also die permanente Deutung der Schulgemeinschaft erlebt. ren muss, damit Schulen aus Daten Entwicklungsimpulse ein System eingespielt wird? Wenn also auf eine bestimmte von Ergebnisrückmeldungen auf der Suche nach einer ableiten können. Lange Zeit war hier ein Modell von Helmke Art und Weise gewonnene Information an die handelnden schlüssigen, sinnstiftenden Erzählung. Dabei werden zum Bilden Sie Hypothesen. dominant, das den Prozess der Datenverarbeitung und Ent- Akteure rückgemeldet wird in der Erwartung, dass diese einen neue Informationen in das bestehende kognitive Re- a In der Regel wissen oder ahnen die Schulen, wo ihre wicklungsinitiierung in vier Phasen untergliedert. Demnach dann etwas mit der Information anfangen, um die Zustän- ferenzsystem eingeordnet, zum anderen spielen aber auch Stärken und Schwächen liegen. Es kann hilfreich sein, geht es nach der Rezeption, also dem Lesen und Verstehen de zu verbessern? Maritzen (2017) führt aus, welche Me- Emotionen eine Rolle, die das Erfahrene entsprechend mit sich im Vorfeld einer Ergebnisrückmeldung darüber einer Datenrückmeldung, zunächst um die Reflexion der Er- chanismen der Informationsverarbeitung zugrunde liegen. bestimmten Erwartungen aufladen. Zentral für solche Deu- auszutauschen und Hypothesen über die Ergebnisse zu tungsprozesse ist die innerschulische Kommunikation, die formulieren: Worauf haben wir in der Vergangenheit Der Zyklus Rezeption – Reflektion – Aktion – eine gemeinsame Suche nach Sinn, die gemeinsame Er- Schwerpunkte gelegt? Wo sind wir in der Entwicklung Evaluation nach Helmke (2004) zählung ermöglicht. An dieser Stelle besteht dann auch die bereits weit gekommen? Welche Bereiche haben wir in Chance für Datengebende, mit in den Suchprozess einzu- der Vergangenheit eher vernachlässigt? Was ist uns im Individuelle Bedingungen treten und mit ihrer Sichtweise mögliche Deutungen bei- schulischen Alltag weniger bedeutsam? Akzeptanz von Evaluation Selbstwirksamkeit zutragen. Vor diesem Hintergrund können Daten nicht als Vorwissen/Expertise Professionelles Selbstverständnis Motivation, Emotion, Volition Stabilität von Gewohnheiten absolute Wahrheiten verstanden werden, sondern stets als Analysieren Sie die Daten. ein Angebot, das Schulen aktiv annehmen und verarbei- a Datengestützte Ergebnisrückmeldungen enthalten in ten müssen. Der Anstoß von Qualitätsentwicklung auf der der Regel sehr viele Daten, die nicht unmittelbar Information Rezeption Reflexion Aktion Evaluation über Grundlage datengestützter Rückmeldung ist somit voraus- verstanden und vor allem nicht direkt in Schul- und Technische Suche nach Sicherung eines Mindestniveaus Haben die Übermittlung Erklärungen Verbesserung von Unterrichts- ergriffenen setzungsreich und keinesfalls ein Automatismus. Er bedarf Unterrichtsentwicklung übersetzt werden können. Leistungsniveau qualität und Klassenführung Maßnahmen der intensiven Auseinandersetzung und viel innerschuli- Möglicherweise ist es deshalb sogar sinnvoll, wenn Leistungsbandbreite gewirkt? Aktualität ggf. Erhebung Evaluations-, Aufgaben- und scher Aufmerksamkeit. unterschiedliche Gruppen erst einmal unabhängig Fehlermuster zusätzlicher Fehlerkultur Wem haben sie Diagnosegenauigkeit Information genutzt? voneinander darauf schauen und die Ergebnisse Diagnostische Kompetenz Verständnis Ist die Wirkung Koppelung mit Projekten zur nachhaltig? Hilfreiche Bedingungen zur Nutzung von Daten beraten. Hilfreiche Fragen für ein besseres Verständnis Unterrichtsqualität für die Schul- und Unterrichtsentwicklung und für die Einordnung der Ergebnisse können dabei Vergleiche mit Auch wenn deutlich geworden ist, dass es für die daten- sein: Parallelklassen Schulische Bedingungen gestützte Schul- und Unterrichtsentwicklung der Koopera- äquivalenten Klassen Ausstattung der Schule Akzeptanz seitens der Eltern und Schüler tion von Datengebenden und -nehmenden bedarf, können Bundesland Evaluations- und Kooperationsklima Verbindlichkeit durch Verankerung Standards Innovative und explorative im Schulprogramm schulischerseits einige förderliche Rahmenbedingungen Vorjahresergebnis Orientierung geschaffen werden, um die Datennutzung zu unterstützen. Externe Bedingungen Moderatoren und Qualitätsberater Lehreraus- und -weiterbildung Hilfeleister durch die Wissenschaft Unterstützung durch die Schulaufsicht, Institutionalisierte Hilfen zur Landesinstitute 2 vgl. z.B. die „Hinweise und Anregungen zur Nutzung von Dateninterpretation KERMIT für die Unterrichts- und Schulentwicklung“ oder „Der Inspektionsbericht ist da – und nun?“ pdf-handreichung-zum- inspektionsbericht.pdf [22.12.2020] 6 7
D AT E N G E S T Ü T Z T E S C H U L- U N D U N T E R R I C H TS E N T W I C K LU N G a Bestätigen oder verändern die Daten unsere bisherige a In welche Vorhaben der Schul- und Unterrichtsentwick- a Innerhalb dieser Schwerpunkte müssen Ziele formuliert Prüfen Sie Möglichkeiten der Unterstützung. Sichtweise? Wie verhalten sich die Ergebnisse zu lung ist die meiste Energie hineingeflossen? Macht sich werden, wobei zunächst die Menge entscheidet. Zu viel Hamburg bietet den Schulen ein umfassendes Beratungs- unseren Hypothesen? das auch in einer entsprechenden Bewertung bemerk- auf einmal schadet eher, als dass es nutzt. Entschei- und Unterstützungssystem an. Sowohl beim LI als auch im a Wo gibt es Überraschungen? Wie stellen sich die Daten bar? dend ist, Verbindlichkeit über die Ziele herzustellen. IfBQ, aber auch mit der Schulaufsicht stehen institutionelle im Vergleich zu unseren Wahrnehmungen dar? a Wo hat es in der Vergangenheit Brüche zwischen Darüber hinaus sollten Ziele dem „SMART“-Prinzip Partner zur Verfügung, die gemeinsam mit der Schule nach a Was genau verbirgt sich hinter den Bewertungen im Zielsetzungen und deren Umsetzung gegeben? Wo folgen: angemessenen Möglichkeiten der Begleitung und Hilfestel- Einzelnen? Dabei hilft ein Blick in das Bewertungsraster, haben wir Vorhaben nicht hinreichend konsequent lung im Schul- und Unterrichtsentwicklungsprozess suchen. den Orientierungsrahmen oder die zugrunde gelegten verfolgt? S Spezifisch Ziele müssen eindeutig definiert sein Kompetenzmodelle. a Bei welchen Vorhaben haben alle Schulbeteiligten an (nicht vage, sondern so präzise wie Es sollte deutlich geworden sein, dass Daten Schule und a Wo bleiben Verständnisfragen trotz der Auseinander- einem Strang gezogen? Wo bestand Dissens über das, möglich). Unterricht nicht von allein besser machen. Sie können nur setzung mit dem Material bestehen? was am besten zu tun sei? Und zeigt sich das an der Be- M Messbar Ziele müssen messbar sein zur Qualitätsentwicklung beitragen, wenn alle Beteiligten a Werden bestimmte Schemata durch die Daten erkenn- wertung? (Messbarkeitskriterien). gewillt sind, gemeinsam darauf zu schauen und an der Inte- bar? Wie hängen die einzelnen Bewertungsbereiche a Wo waren innerschulische Stolpersteine im Prozess, die A Akzeptiert Ziele müssen von den Empfängern gration von Daten in die Schul- und Unterrichtsentwicklung miteinander zusammen? eine erfolgreiche Schulentwicklung behindert haben? akzeptiert werden/sein zu arbeiten. Deutlich geworden ist aber hoffentlich auch: a Welche Ergebnisse scheinen uns wichtig? Welche a Wo haben externe Faktoren den Schulentwicklungspro- (auch: angemessen, attraktiv oder Es lohnt sich! weniger relevant? zess behindert oder aufgehalten? anspruchsvoll). R Realisierbar Ziele müssen erreichbar sein. Hilfreich für das Datenverständnis ist auch eine Für die Identifizierung von Veränderungsbedarf T Terminierbar Zu jedem Ziel gehört eine klare vergleichende Betrachtung: (Blick nach vorn) können folgende Fragen auf- Terminvorgabe, bis wann das Ziel Literatur a Schneiden manche Schülerinnen und Schüler besser schlussreich sein: erreicht sein muss. Altrichter, H. (2010). Schul- und Unterrichtsentwicklung oder schlechter ab als erwartet? a Welcher Befund zieht die meiste Aufmerksamkeit auf durch Datenrückmeldung. a Gibt es systematische Unterschiede zwischen einzelnen sich? Wo halten wir uns in der Diskussion am längsten Erst nach einer präzisen Beschreibung von Zielen lohnt In H. Altrichter und K. Maag Merki (2010). Handbuch Neue Schülergruppen? auf? es sich, über Maßnahmen nachzudenken. Diese müssen Steuerung im Schulsystem. Wiesbaden: VS Verlag für a Sind gewisse Gruppen zufriedener als andere mit a Wovon sind wir am meisten enttäuscht, worüber am konkret geplant werden, auch und gerade mit Blick auf Sozialwissenschaften (219 – 254). bestimmten Aspekten unserer Schule? meisten verärgert? die benötigten zeitlichen und personellen Ressourcen. Es a Lässt sich möglicherweise über Referenzwerte ein a Von welchem Ergebnis wünschen wir uns beim nächsten ist hilfreich, wenn während der Umsetzung der geplanten Helmke, A. (2004): Von der Evaluation zur Innovation: Pä- Vergleich mit anderen Schulen herstellen? Mal am deutlichsten eine Verbesserung? Maßnahmen einige Beteiligte den Gesamtprozess im Blick dagogische Nutzbarmachung von Vergleichsarbeiten in der a Je nach Datenart und -rückmeldung lassen sich auch behalten, die Maßnahmen auf ihre Angemessenheit hin Grundschule. In: Seminar, H. 2, S. 90-112. unterschiedliche Ebenen der Betrachtung einziehen, Integrieren Sie die Daten in die weitere Schul- und überprüfen und mögliche Schwierigkeiten identifizieren. also zum Beispiel die Individualebene, die Klassenebene, Unterrichtsentwicklung. Ein wesentlicher Bestandteil des schulischen Qualitätsma- Feldhoff, T. und Wurster, S. (2017). Ein Angebot, das sie die Fachschaftsebene und die Schulebene. Für die Weiterarbeit mit Daten ist es wichtig, dass die Be- nagements ist die interne Evaluation. Dabei geht es nicht nicht ablehnen können? Schulische Reaktionsweisen auf funde in konkrete Ziele und Maßnahmen überführt werden, darum, mit großem Aufwand komplexe Erhebungen durch- das Deutungsangebot der Schulinspektion. Empirische Pä- Erst wenn Sie den Eindruck haben, die Daten ver- um einen möglichst hohen Nutzen für die Schul- und Un- zuführen, sondern vielmehr muss ab und zu im laufenden dagogik, Heft 2 (158 – 172). standen zu haben, sollten Sie mit der Interpretation terrichtsentwicklung zu schaffen. Sofern Ihre Schule eine Prozess gefragt werden: Sind wir auf dem richtigen Kurs? beginnen. Steuergruppe hat, sollte diese die weitere Qualitätsarbeit Bringen uns unsere Maßnahmen dem gesetzten Ziel näher? Maritzen, N. (2017). Lehrer/innenfortbildung im Kontext a Bei der Dateninterpretation geht es letztlich darum, die steuern, ansonsten wäre zu überlegen, einer anderen, mög- Woran liegt es, wenn wir in der Umsetzung nicht weiter- des Bildungsmonitorings: Möglichkeiten und Herausfor- Daten „zum Sprechen“ zu bringen. Dabei kann sowohl lichst multiprofessionell zusammengesetzten Gruppe (Ver- kommen? Von hier aus können ggf. Kurskorrekturen und derungen einer evidenzbasierten Professionalisierung. In I. zurück geschaut werden mit dem Ziel, Erklärungen für treter*innen aus dem Kollegium, der Schulleitung, des wei- Nachbesserungen vorgenommen werden, die verhindern, Kreis & D. Unterköfler-Klatzer (Hrsg.): Beispiele wirksamer das Zustandekommen der Befundlage zu finden, als teren pädagogischen Personals, möglicherweise (je nach dass alle Beteiligten sich anstrengen, ohne dass der erhoff- Fortbildung in der Lehrer/innenfortbildung (27-48). Inns- auch nach vorn, um möglichen Veränderungsbedarf zu Schwerpunkt) der Elternschaft, ggf. der Schülerschaft) te Effekt eintritt. bruck: StudienVerlag. identifizieren. Dafür ist es erforderlich, dass in der einen entsprechenden Auftrag zu geben. Eine mögliche Schule Gelegenheiten geschaffen werden, bei denen alle Prozessabfolge könnte so aussehen: Wurster, S., Richter, D. und Lenski, A. E. (2017). Datenba- Beteiligten sich gemeinsam über die Ergebnisse ihrer a Der erste Schritt besteht in der Identifizierung von sierte Unterrichtsentwicklung und ihr Zusammenhang zur Datenanalyse austauschen und weitere Schritte Schwerpunkten der weiteren Arbeit. Es geht darum, das Schülerleistung. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 20 gemeinsam angehen. Feld einzukreisen, auf das Sie in der kommenden Zeit (628-650). Ihre Energien richten wollen. Dabei ist die Anschlussfä- Für die Erklärung der Daten sollten Antworten auf higkeit an die bisherigen Themen der Schul- und folgende Fragen gefunden werden: Unterrichtsentwicklung entscheidend: Gelingende a Geben die Daten Aufschluss darüber, dass wir uns auf Innovation braucht Kontinuität, das Gefühl, dass die unsere gesetzten Ziele konzentriert haben? Dinge auch zu Ende gebracht werden können. Also a Haben wir gute Resultate in den Bereichen erzielt, um sollten Entwicklungsschwerpunkte an Bestehendes Kontakt: die wir uns hauptsächlich gekümmert haben? anknüpfen und vorhandene Ansätze fortführen. Martina.Diedrich@ifbq.hamburg.de 8 9
D AT E N G E S T Ü T Z T E S C H U L- U N D U N T E R R I C H TS E N T W I C K LU N G Begleitende Evaluation veränderten Anmeldeverhaltens von Eltern. Die Stadtteil- schule übernimmt hier sowohl die Rolle als Schule für die Mathematik (Leistungsentwicklung von KESS 6 zu KESS 8 nach Geschlecht (in Effektstärken) der Schulentwicklung mit Hilfe Schülerinnen und Schüler, die nicht auf das Gymnasium ge- hen und übernimmt gleichzeitig die Integrationsaufgabe für Mittelwert w m Streuung w m Effekt- stärken (d) w m von KESS-Untersuchungen Schülerinnen und Schüler aus Familien mit Migrationsge- 2013 83 104 20,9 26,6 schichte und für Kinder mit sonderpädagogischen Förder- Ihre Schule 1,47 0,76 2015 112 121 19,5 17,8 bedarfen. Und dann gibt es auch noch Eltern, die ihr Kind bewusst nicht am Gymnasium anmelden, weil sie ihm mehr Gesamtschulen 87 97 24,0 25,5 0,85 0,66 Zeit geben wollen und die ursprüngliche Gesamtschulidee KESS 5 zu KESS 7 106 113 20,2 22,3 bewusst unterstützen wollen oder auch unser Angebot des Gymnasien 114 125 26,9 26,7 notenfreien Rückmeldesystems goutieren. Sie schätzen es 0,87 0,74 KESS 5 zu KESS 7 136 144 24,4 23,9 besonders, dass wir detailliertere Rückmeldungen geben, Herwig Sünnemann als es mit Ziffernnoten möglich ist. ist Didaktischer Leiter der Offenheit für Überraschungen – Stadtteilschule Bergedorf Schulgenaue Fragestellungen Blinde Flecken werden sichtbar Darüber hinaus konnten wir gemeinsam mit dem KESS-Team In Mathematik fanden wir bei der Erhebung in Jahrgang 6 Woher wissen wir, was wir mit unseren Schul- und Unter- Vielseitiges KESS-Instrumentarium die Schülerbefragung an unsere konzeptionellen Besonder- eine starke Geschlechterabhängigkeit der Ergebnisse. Die richtsprojekten bewirken? Können wir sicher sein, dass Für die langjährige wissenschaftliche Begleitung dieses und heiten anpassen und durch zielgenaue Elternbefragungen Lernstände der Mädchen waren signifikant niedriger als die die Kinder und Jugendlichen „genug“ lernen? Vor allem, des darauffolgenden Jahrganges konnten wir das KESS- ergänzen. Ergänzend kamen noch Leitfadeninterviews mit der Jungen. Es fühlte sich an wie ein Rückschlag, hatten da wir doch in den Jahrgängen 5-7 keine Zensuren geben. Team des IfBQ gewinnen. Im Gegensatz zu den regelmäßig zufällig gebildeten Gruppen von Schülerinnen und Schülern wir uns doch das Ziel gesetzt, jedes Kind größtmöglich zu Und: Gelingt es uns mit den fächerübergreifenden Pro- stattfindenden KERMIT-Untersuchungen hat das KESS-Ins- sowie mit Lehrkräften der betreffenden Jahrgänge hinzu. fordern oder zu fördern. jekten auch in den Sachfächern zufriedenstellende Lern- trumentarium eine feste Skalen-Metrik, die einen externen Damit konnten nahezu alle relevanten Perspektiven und Be- Diese geringeren Lernfortschritte korrelierten jedoch mit fortschritte zu ermöglichen? Der forschende Blick auf die Vergleich über mehrere Kohorten erlaubt1. In Verbindung teiligten einbezogen werden. Die Test- und Untersuchungs- einem geringeren fachbezogenen Selbstkonzept der Mäd- Früchte der eigenen Anstrengungen und Vorhaben kann mit der Erhebung der Hintergrundmerkmale der Schülerin- zeitpunkte dieses großen Evaluationsvorhabens sind in Ab- chen in Bezug auf Mathematik. Ein Vergleich mit dem im nicht nur von innen heraus Antworten auf diese Fragen nen und Schüler sowie ihrer fachbezogenen Einstellungen bildung 1 dargestellt. selben Jahr eingeschulten Folgejahrgang und ähnlichen Be- geben. Es braucht hierzu auch einen orientierenden und und Selbstkonzepte erlaubt es einen tieferen Blick auf die funden zeigte uns, dass hier der Handlungsbedarf zeitlich kompetenten Blick von außen. Zusammenhänge und Unterschiede von schulischem Wir- vor dem Eintritt in die weiterführende Schule liegt. Die Mäd- Starterjahrgang (2012-2021) ken und äußeren Einflussgrößen. chen kommen mit einem deutlich schwächer ausgeprägten Folgejahrgang (2013-2022) Tradition des forschenden Blicks auf 2012 Einschulung Jg.5 mathematischen Selbstkonzept in die 5. Klasse als die Jun- 2013 KESS 6 (1. Halbjahr) 2013 KERMIT 5 als Weitere Jahrgänge Schulentwicklung Erhebung der Hintergrundmerkmale zeigt 2015 KESS 8 (1. Halbjahr) Lernausgangslage Weitere vergleichende gen. Das äußert sich auch in einem geringeren Zutrauen in An der Stadtteilschule Bergedorf pflegen wir für diesen Au- Veränderung der Ausgangslagen 2018 KESS 10 (alle) 2015 KESS 7 Auswertung der KERMIT- die eigenen Fähigkeiten und müsste lernpsychologisch noch 2018 KESS 11 (nur Sek. II) 2019 KESS 10/11 Untersuchungen auf der ßenblick eine lange Tradition, die untrennbar von unserer In den letzten Jahren hat sich die Zusammensetzung der 2021 KESS 13 zusätzlich zu möglichen fachlichen Lernklippen mit über- 2022 KESS 13 Basis der KESS-Erfahrungen. gewachsenen Schulkultur ist. Schon 1986 wurde die erst- Schülerschaft unserer Schule stark verändert. Der Anteil In der Sek. II Fortsetzung mit wunden werden. Ob die Ursachen nun in der Grundschule malige Einrichtung von Integrationsklassen an einer weiter- an Schülerinnen und Schülern mit nichtdeutscher Familien- KESS 11+13 oder im familiären bzw. gesellschaftlichen Bereich zu su- führenden Schule in Hamburg wissenschaftlich begleitet sprache ist stärker angestiegen als im Landesdurchschnitt. Abb. 1: Test-Zeitpunkte chen sind, bleibt unklar. Ein pädagogischer Auftrag für die von der Universität Hamburg (siehe auch Schley, Boban, Der Anteil der Familien mit einem geringen Buchbestand betreffenden Lehrkräfte ergab sich daraus in jedem Fall. Hinz, 1989). Zehn Jahre später gab es gezielte Befragun- unter 100 Büchern ist ebenfalls angestiegen. Der Buchbe- gen - als unterstützende Evaluation der hier entwickelten stand ist neben dem höchsten Bildungsabschluss der Eltern Zu den schulgenauen Fragen an die Eltern hat das KESS- Förderung der Mädchen kommt auch Profilklassen – in den Jahrgängen 9 und 10 und daraus ab- immer noch eine passende Kenngröße für den Bildungs- Team zu insgesamt 20 Items zunächst gefragt, wie wichtig den Jungen zugute geleitete Qualifizierungsmaßnahmen (Nietzschmann, 2004). hintergrund der Kinder. Im Fragebogen wird die Hilfsvor- ihnen dieses Merkmal oder dieser Bestandteil des pädago- Die gute Nachricht: Vom ersten Erhebungszeitpunkt in Jahr- Derzeit läuft die Begleitforschung unseres seit dem Jahr stellung angegeben, dass ein Meter Bücherregal im Durch- gischen Konzeptes der Schule ist und in einer zweiten Fra- gang 6 bis zum zweiten Erhebungszeitpunkt in Jahrgang 8 2012 umgesetzten Schulentwicklungsprozesses, durch den schnitt 40 Bücher umfasst. gerunde, wie zufrieden sie mit der Umsetzung sind. konnten die Mädchen bei den mathematischen Kompeten- wir unser beschlossenes Leitbild mit Leben füllen wollen. In Wir bemerken als Stadtteilschule hier mehrere Entwicklun- Eine für uns wichtige Indikatorfrage lautet dabei: „Wie zen enorm an Boden gut machen. Das zeigt sich besonders, diesem Schuljahr wird der sogenannte Starterjahrgang als gen gleichzeitig, die nur schwierig voneinander zu trennen wahrscheinlich ist es, dass Sie Ihr Kind erneut an dieser wenn die Lernentwicklung nicht als Differenz der Mittel- erster „Reformjahrgang“ das Abitur erreichen. Wie sind die- sind: Einerseits haben wir eine gesamtgesellschaftliche Schule anmelden würden?“. Hier haben immerhin 82% der werte aufgezeigt wird, sondern in Effektstärken (d) ausge- se Schülerinnen und Schüler durch die Schule gekommen? Veränderung zu mehr Vielfalt in der Mutter- und Familien- Eltern des Starterjahrgangs und 87% des Folgejahrgangs drückt wird. Hier fließt neben der Mittelwertdifferenz auch Konnten sie jede und jeder für sich genommen erfolgreich sprache. Andererseits haben wir Auswirkungen der Einfüh- ausgesagt, dass sie ihr Kind erneut an dieser Schule anmel- die Streuung mit ein. Die Mädchen hatten einen Lernzu- lernen? Welche Einflüsse auf ihre Selbstkonzepte und die rung des Zwei-Säulen-Modells in Hamburg und eines dabei den würden; nach Aussagen von U. Vieluf ein außerordent- wachs mit einer Effektstärke von 1,47 gegenüber dem der „weicheren“ Selbstkompetenzen konnten wir positiv gestal- lich hoher Wert (siehe Abb.2). Jungen mit 0,76. Hiernach war der Mathematikunterricht in ten? Aber auch: Was ist aus den Schülerinnen und Schülern 1 Mit dem Begriff „Kohorte“ meint man die Gruppe von den betrachteten zwei Jahren für die Mädchen etwa doppelt geworden, die in der 9. und 10. Klasse abgegangen sind? Schülerinnen und Schülern, die gemeinsam aufwachsen. Die so wirksam wie für die Jungen, die für sich genommen auch Bezeichnung Jahrgang ist missverständlich, weil sie sich auch schon überdurchschnittliche Lernzuwächse verzeichneten auf die Jahrgangsstufe bezieht. 10 11
D AT E N G E S T Ü T Z T E S C H U L- U N D U N T E R R I C H TS E N T W I C K LU N G Elternbefragung: Zufriedenheit mit... -Jgst. 8 Information Konzept 1 16 44 Mathematik: Lernstände zu Beginn der Jahrgangsstufe 11 nach Geschlecht Datengestützte Schul- und Unterrichtsentwicklung in der Mittelwert d Schulwahl: Konzept 9 19 31 J 162 Ihre Schule 2018 0,80 M 148 didaktischen Jahresplanung Schule: Wiederwahl 6 11 28 trifft nicht zu J 158 Ihre Schule 2017 0,43 trifft eher nicht zu M 150 trifft eher zu trifft zu J 155 Ihre Schule 2016 0,60 M 146 WIE DIE (siehe Abbildung). Ein erster Blick auf die Lernergebnisse Ihre Schule 2015 J 152 0,34 MAX-SCHMELING-STADTTEILSCHULE der Sekundarstufe I erfolgte anhand der KESS-11-Ergeb- M 146 DEN DATENPOOL NUTZT nisse. Eigentlich ein indirekter Blick, weil diese Ergebnisse 35 Stadtteil- J 156 0,54 vor allem als Lernausgangslage für die Oberstufe betrach- schulen 2015 M 147 Die datengestützte Schul- und Unterrichtsentwicklung tet werden. Aber andererseits haben wir in diesem Jahr- 3-jährige J 156 spielt an der Max-Schmeling-Stadtteilschule eine immer 0,49 gang mit 85% einen hohen Anteil an „eigenen“ Schülerinnen Oberstufe 2009 M 147 größere Rolle. Auf die Schule bezogene Daten aus unter- und Schülern und können deren Lernstände durchaus als schiedlichen Quellen und für bestimmte Anwendungsbe- ein Ergebnis der eigenen Sekundarstufe I ansehen. stufe I zeigt und bis in die Oberstufe hineinwirken sollte. reiche helfen uns, die Entwicklungen an unserer Schule Genauso hilfreich ist mit Sicherheit der Fokus auf eine po- nachzuvollziehen, zu verstehen, zu bewerten und weiter- Schauen wir auf die Geschlechterabhängigkeit der Mathe- sitive Bestärkung von Lernerfolgen und die Eröffnung von zuentwickeln. Die Daten dienen uns als Maßstab bei der Doreen Zacharias ist Didaktische Leiterin, matik-Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler, dann er- lebensweltlichen Bezügen im Fach Mathematik in der Mit- Beurteilung von Schul- und Unterrichtsqualität und unter- Dr. Janos Lilienthal ist Abteilungsleiter gibt sich auf den ersten Blick wieder eine große Differenz. telstufe. Das Fachteam der Mathematiklehrkräfte hat dies stützen uns dabei, die Voraussetzungen für „guten Unter- der Jahrgänge 8-10 an der Die Effektstärke von 0,80 zugunsten der Jungen wurde als besonders weiterentwickelt. Weitere Bausteine sehen wir in richt“ zu schaffen. Max-Schmeling-Stadtteilschule sehr niederschmetternd angesehen, weil es vermeintlich der Projektorientierung in Stufe 5-7 sowie den Profilklas- nicht gelang, die Mädchen genügend zu fördern. Schaut sen in 8-10. Unsere kompetenzorientierten Rückmeldungen Aus dem laufenden Schulbetrieb verfügen wir schulintern man genauer hin, so ist das Ergebnis der Mädchen auf der bewirken nachweislich bei den Schülerinnen und Schülern über einen großen Datenpool in Form von Schulstatistiken, Landesinstitut festen Metrik nur beim direkten Vorgängerjahrgang besser eine höhere Kompetenz, sich selbst einschätzen zu können von jährlichen Zeugnisnoten aller Jahrgänge und von Leis- für Lehrerbildung gewesen. Die Schülerinnen aller anderen Vergleichsjahr- (nach vorläufigen Ergebnissen der Evaluation des Schulver- tungsergebnissen im Unterricht (Ergebnisse im Rahmen von (Li) Bericht der Vergleichsarbeiten gänge im eigenen Hause und auch hamburgweit schnitten suchs alles»könner durch das IfBQ). Diese Kompetenz ist Vergleichsarbeiten, Präsentationen, Klassenarbeiten usw.). Schulinspektion KERMIT leicht unterhalb ab (siehe Abbildung). Es ist also sehr wohl eine wichtige Voraussetzung für sinnvolle Entscheidungen Die schulinternen Daten, die sich unmittelbar auf den Un- gelungen, die mathematischen Kompetenzen der Mädchen bei der eigenständigen Lernprozessgestaltung durch die terricht und die Lernergebnisse der Schülerinnen und Schü- zu fördern. Dabei scheinen die Lernangebote aber noch Lernenden. Auch dieses trägt erst mit Verzögerung zu ent- ler beziehen, haben den Vorteil, dass sie in großem Umfang Schulaufsicht Daten der Schule mehr die Jungen gefördert zu haben. Gute Förderung wirkt sprechenden Lernerfolgen bei. und über die gesamte Dauer der Schulzeit von Schülerinnen sich meistens bei allen Schülerinnen und Schülern positiv Mit Beginn des Jahres 2021 werden wir den Starterjahr- und Schülern regelmäßig anfallen. Dadurch ist eine Beglei- (Amtl. Schulstatistik, Hamburger Schule im Überblick, aus und nicht nur bei der Zielgruppe. Das sind im Übrigen gang mit der KESS-13-Erhebung testen und die begleiten- tung der Lernbiographie jedes einzelnen Schülers und jeder Bildungsbericht, Zentrale Abschlussprüfungen, auch die Erfahrungen der bewussten Mädchenförderungs- de Befragung fortsetzen. Wir sind auf die Ergebnisse ge- einzelnen Schülerin möglich. Regionaler Sozialindex, Evaluation zu Bildungsatlas verschiedenen Themen, Inklusion) projekte in den neunziger Jahren (siehe auch L. Martignon). spannt. Unsere schulinternen Daten werden ergänzt durch externe In unserem Fall haben die Jungen mindestens ebenso pro- Quellen: Daten und Befunde, wie z.B. Lernstandserhebungen, Er- fitiert. Martignon, Laura: Mädchen und Mathematik. gebnisse zu Abschlüssen und Übergängen, sowie die Be- Abb. 1: Datenquellen für die Schul- Im Vergleich zum KESS-Jahrgang sind die Lernzuwächse der In: Matzner, A.; Wyrobnik, I. (Hg.): Handbuch Mädchenpäd- richte der Schulinspektion. Die Lernstandserhebungen ge- und Unterrichtsentwicklung (eigene Darstellung) hier betrachteten Jahrgänge deutlich größer. Wir können agogik [Handbook of Pedagogy for Girls]. Weinheim 2010, hen insofern qualitativ über unser eigenes entsprechendes daraus zwei Dinge ablesen: Die Schülerinnen und Schüler S. 220-232. Datenmaterial hinaus, als sie die Lernergebnisse unserer unseres Unterrichts, d.h. wie erfolgreich waren wir bei un- nehmen unsere Lernangebote soweit wahr, dass entspre- Nietzschmann, Renate: Passgenaue Qualifizierung – Schülerinnen und Schüler objektiv erfassen und somit den serem Anspruch, ein optimales Lernangebot entsprechend chend positive Lernerfolge messbar werden. Die Lernkurve Externe Hilfe im Schulentwicklungsprozess. In: Hamburg zuverlässigen Vergleich zwischen Schülerinnen und Schü- den Lernvoraussetzungen der Schülerinnen und Schüler be- steigt nach einem zunächst flacheren Verlauf überpropor- macht Schule 04/2004. lern, zwischen Klassen und zwischen Schulen mit ähnlichen reitzustellen. Die Daten helfen uns dabei, die Lernergebnis- tional an, so dass frühere Lernrückstände mehr als wett- Schley, Wilfried, Boban, Ines, Hinz, Andreas (Hrsg.): Voraussetzungen erlauben. se unserer Schülerinnen und Schüler für alle vergleichbar gemacht werden. Welche Ursachen diesen beobachtbaren Integrationsklassen in Hamburger Gesamtschulen. – und transparent zu machen, uns über diese in gemeinsa- Entwicklungen zugrunde liegen, können wir wiederum nur Hamburg: 1989, Curio-Verlag. Während die schulinternen Daten mehr oder weniger lau- mer Reflexion auszutauschen und daraus Maßnahmen für vermuten. Wahrscheinlich kommt vieles zusammen. Das Vieluf, Ulrich / Nikolova, Roumiana / Ivanov, Stanislav fend anfallen, erhalten wir die externen Rückmeldungen unsere Schul- und Unterrichtsentwicklung abzuleiten. Da- pädagogische Augenmerk auf die Selbststeuerung der (2011): KESS 10/11. – Münster. regelmäßig in längeren Zyklen. Die Gesamtheit aller Daten bei ist es uns wichtig, dass sich durch organisierte Formen Lernprozesse durch die Lernenden braucht Zeit, bis sich bildet unseren Datenbestand, auf den alle beteiligten und der Zusammenarbeit innerhalb des Kollegiums eine große dies in Lernerfolgen niederschlägt. Wir vermuten dafür eine Kontakt: berechtigten Akteure jederzeit zugreifen können. Damit er- Übereinstimmung beim Verständnis von Unterrichtsquali- langfristige Wirksamkeit, die sich im Laufe der Sekundar- Herwig.Suennemann@bsb.hamburg.de halten wir insbesondere einen Überblick über die Qualität tät entwickeln kann. 12 13
Für die interne Auseinandersetzung mit den uns zur Ver- Entsprechend der jeweiligen Aufgabenstellung wird auf die fügung stehenden Daten nutzen wir eine neu installierte Daten zugegriffen, die für das spezielle Thema, die konkre- Teamstruktur: die didaktische Jahresplanung. Hier ist fest- te Aufgabe etc. relevant sind. Für das Kollegium stehen die gelegt, welche Teams es in der Schule gibt, welche Schul- unmittelbar auf den Unterricht bezogenen Daten im Allge- beteiligten Mitglieder in welchen Teams sind, wann sich meinen im Vordergrund. So werden die KERMIT-Ergebnisse welches Team im Schuljahr trifft und welche Themen in den beispielsweise von der didaktischen Leitung und der zu- Teams grundsätzlich besprochen werden. Die didaktische ständigen Abteilungsleitung aufbereitet und anschließend Beispiel Arbeitsauftrag Jahresplanung definiert auch die Kommunikationsflüsse in- mit konkreten Arbeitsaufträgen an die Teams weitergelei- Abb. 3: Reflexionsfragen nerhalb der Teamstruktur.1 tet.2 und Projektplan für die Arbeit mit den KERMIT-Ergebnissen am Beispiel der Jahr- gangsfachkoordinationen (eigene Darstellung) Der Umgang mit den Daten und deren Nutzung für unsere Schulschließungen, Quarantänezeiten von Schulbeteiligten Schul- und Unterrichtsentwicklung wird so sukzessive für und verringerte Gruppengrößen bei Konferenzen, unsere Abb. 2: Teamstruktur immer mehr Kolleginnen und Kollegen zu einer Selbstver- datengestützte Schul- und Unterrichtsentwicklung aus- an der Max-Schmeling- ständlichkeit. Die Lehrkräfte erhalten eine Sicherheit im gebremst. Andererseits wurde die Digitalisierung unserer Stadtteilschule Umgang mit Daten und deren Aussagekraft im Vergleich zu Schule, die bereits vor der „Corona-Pandemie“ intensiviert (eigene Darstellung) den eigenen Unterrichtserfahrungen. Dabei ist zu beach- wurde, nochmals beschleunigt. Die Ausstattung von Konfe- ten, dass die allgemeinen aktuellen Ziele, Maßnahmen und renzräumen mit Videotelefonie ermöglicht mit Hybridkon- Projekte der Schul- und Unterrichtsentwicklung mit den ferenzen, gerade einer Schule wie unserer mit zwei Stand- Untersuchungsschwerpunkten der unterschiedlichen Infor- orten, eine flexiblere Gestaltung der Teamsitzungen. Hinzu mationsquellen verzahnt werden sollten (auch unter Be- kommt mit MeisterTask die Nutzung einer digitalen Version Diese unterschiedlichen Teams von Kolleginnen und Kolle- Der lebendige Austausch innerhalb des Kollegiums rücksichtigung der schulinternen Ressourcen und Zeitkon- der Kanban-Methode. Die im vorherigen Absatz skizzier- gen machen von den Daten in unterschiedlicher Weise Ge- über unterrichtsrelevante Daten erhält so einen notwendi- tingente). Die Entwicklung einer „Routine“ bei der Nutzung ten Projektpläne aus der Auseinandersetzung mit den uns brauch, indem sie interne oder externe Daten verwenden gen organisatorischen Rahmen, um eine verbindliche und und beim Umgang mit Daten setzt voraus, dass die Lehr- zur Verfügung stehenden Daten werden so für die Schul- oder eine Kombination aus beiden Datenbeständen. Hier- verlässliche Struktur für die Beschäftigung mit den Daten kräfte eine Expertise bei der sicheren Auswahl bestimmter gemeinschaft transparent und standortübergreifend für die bei können Erfahrungen gesammelt werden, nach welchen zu schaffen. Durch diesen Prozess wird ein Dialog unter- Daten zur Schaffung von optimalen Lernbedingungen für datengestützte Unterrichtsentwicklung genutzt. Die Menge Kriterien diese Daten analysiert werden, wie man Daten schiedlicher Beteiligter der Schule angestoßen, bei dem einzelne Schülerinnen und Schüler und für Lerngruppen an internen und externen Daten unterschiedlicher Art sowie unterschiedlicher Herkunft zusammenführt und gemein- sich diese u.a. damit beschäftigen, wie die Ergebnisse der entwickeln. Hierfür haben wir an unserer Schule eine Fort- der Bedarf an Auswertung und Verknüpfung dieser Daten same Schnittstellen definiert, sodass sich daraus neue Er- internen/externen Daten auf verschiedenen Ebenen, wie im bildungsreihe zum Umgang mit Daten installiert, die alle unter bestimmten Gesichtspunkten bzw. Fragestellungen kenntnisse ergeben und somit bessere Entscheidungen im Rahmen der schulinternen Teams, reflektiert werden kön- Kolleginnen und Kollegen mindestens einmal besucht haben legt perspektivisch die Einrichtung einer Datenbank und Bereich der Schul- und Unterrichtsentwicklung getroffen nen, um daraus konkrete Implikationen für die Schul- und müssen. Der selbstverständliche Umgang und die Verwen- die elektronische Erstellung digitaler Übersichten nahe. Da- werden können. Unterrichtsentwicklung abzuleiten. Im Fall von KERMIT dung von Daten zur Unterrichtsentwicklung setzt aber auch bei ergeben sich Vorteile daraus, dass bei entsprechender nähern sich dann unterschiedliche Teams (Multiprofessio- voraus, dass der Mehrwert dieser Daten von allen erkannt Datenpflege keine Daten mehr übersehen werden und dass Um die Daten übersichtlich zu gestalten, müssen diese in nelles Team, Jahrgangsteam, Jahrgangsfachteam) mit ihren wird. Die Relevanz bestimmter Daten sowie der Bedarf sind der Zeitbedarf für die Zusammenstellung und Auswertung Bezug auf bestimmte Bereiche und Fragestellungen der speziellen Blickrichtungen den Ergebnissen an und entwi- dabei unterschiedlich je nach Aufgabenbereich und Frage- der Daten erheblich reduziert wird. Wir haben eine solche Schule strukturiert werden (z.B. Organisation, Kommuni- ckeln einen Projektplan für die aus den Daten abgeleiteten stellung der einzelnen Lehrkräfte (Klassenlehrkräfte/Fach- Digitalisierung unseres Datenpools und seiner Verwendung kation, Kooperation, Führung & Steuerung, Unterricht). Maßnahmen. Dabei ziehen die Teams in ihrer Reflexion und lehrkräfte/Fachleitungen/Mitglieder in Projekt- und Schu- für die Max-Schmeling-Stadtteilschule im Blick, werden dies Ableitung von Maßnahmen weitere intern und extern zur lenwicklungsgruppen/Beförderungsstelleninhaber*innen/ allerdings bewusst erst dann realisieren, wenn sich die Nut- 1 Die didaktische Jahresplanung wurde erstmals im Schuljahr Verfügung stehende Daten heran. Schulleitungsmitglieder). zung von Daten im Kollegium regelhaft etabliert hat. 2018/2019 eingeführt und wird ständig weiterentwickelt. So wurden im Schuljahr 2020/2021 Anpassungen im Rahmen Die Auswirkungen der Corona-Pandemie und ein der Pandemie und der Digitalisierung an unserer Schule vorgenommen. Hierzu zählen beispielsweise die Verschlankung 2 Die Abbildung 3 stellt einen solchen Arbeitsauftrag und den Ausblick Kontakt: Projektplan beispielhaft für die Jahrgangsfachkoordination der Teamtreffen durch die Nutzung der Kanban-Methode Einerseits haben die „Corona-Pandemie“ und die hiermit Doreen.Zacharias@bsb.hamburg.de Mathematik dar. Die weiteren Teams, wie sie in Abbildung 1 mit MeisterTask und die Umsetzung der Teamtreffen in verbundenen Einschränkungen, bedingt durch temporäre Janos.Lilienthal@bsb.hamburg.de dargestellt sind, erhalten entsprechende Arbeitsaufträge. Hybridform. 14 15
D AT E N G E S T Ü T Z T E S C H U L- U N D U N T E R R I C H TS E N T W I C K LU N G Analyse und Nutzung der Den Kolleginnen und Kollegen sollte deshalb möglichst um- fassend Einblick in die Konzeption (und Aussagekraft) der Als nächster Schritt (3) werden die Ergebnisse klassen- und fachweise von den jeweils unterrichtenden Kollegin- KERMIT-Daten Untersuchungen gegeben werden. Ein Verständnis des Auf- nen und Kollegen ausgewertet. Dieser Schritt wird in man- baus erhöht die Akzeptanz, so meine Erfahrung, deutlich. chen Schulen von der didaktischen Leitung durchgeführt, Dies kann im Rahmen der vom LI angebotenen Fortbildun- was mir nicht sinnvoll erscheint. Eigene Gedanken werden EIN ELEMENT DER UNTERRICHTSENTWICKLUNG gen am besten geschehen. Darüber hinaus ist es auch mög- grundsätzlich besser verstanden und vor allem auch wert- AM GYMNASIUM OTHMARSCHEN lich, den persönlichen Kontakt mit dem IfBQ zu suchen und geschätzt als fremde3 . Die Ergebnisse werden dann (4) an Veranstaltungen an der eigenen Schule zu organisieren. die Institutionen gesendet, für die diese relevant sind (bei- GO Wenn erreicht wird, dass die Kolleginnen und Kollegen die spielsweise die Beratungslehrkraft oder die Fachleitung), Konzeption von KERMIT nachvollziehen und über Chancen damit es nun (4) zu einer gemeinsamen Auswertung inner- und Grenzen der Untersuchung allgemein informiert sind, halb der Fächer kommen kann. Hier sollte innerhalb der HAMBURG führt dies nach meinen Erfahrungen zu einer hohen Akzep- Jahrgänge gearbeitet werden und eine von der Fachleitung „Ich brauche keine datengestützte Schulentwicklung – GYMNASIUM tanz. Darauf aufbauend kann dann ein Modell zum konkre- organisierte Auswertung erfolgen, die sich an den zentra- was meine Schüler können, das habe ich im Gefühl. Ich OTHMARSCHEN ten Umgang entwickelt werden. Ein Beispiel werde ich im len Fragen des vom IfBQ veröffentlichen Reflexionszirkels mache meinen Job seit 20 Jahren und zwar gut.“ Folgenden vorstellen. orientiert. Ggf. kann es Sinn machen, dieser Veranstaltung Mit diesen beiden Sätzen möchte ich meinen Erfahrungs- Dr. Hanno Frey ist Abteilungsleiter eine generelle Einführung in die Methodik der Untersu- bericht zur Implementierung eines Verfahrens zur Datenge- für die Jahrgänge 8–10 am Gymnasium Das nachfolgend präsentierte Modell entwickelte sich aus chung vorzuschalten (und sich hier Unterstützung durch stützten Schulentwicklung einleiten. Sie verdeutlichen eine Othmarschen einer Rohversion, die dann mit den beteiligten Fachleitun- das IfBQ zu sichern). Wir haben dies für drei Jahre in dieser Haltung, die mir während meines Versuchs, als Didaktischer gen und der erweiterten Schulleitung besprochen und wei- Form gehandhabt. Inzwischen besteht dieser Bedarf nicht Leiter des Gymnasiums Othmarschen ein Modell zum Um- darin erschöpfen kann. Wenn die individuelle Einschätzung terentwickelt wurde. Abschließend wurde das Modell auf mehr und die Fachleitungen organisieren die Veranstaltung gang mit den Daten aus Schulvergleichsuntersuchungen dessen, was Schülerinnen und Schüler können oder nicht der Schulkonferenz beschlossen und ist seit nunmehr meh- im Rahmen von Fachtagen/Fachkonferenzen. einzuführen, wiederholt begegnete. Glücklicherweise gab können, sachlich richtig ist, dann wird eine Überprüfung reren Jahren im Einsatz. es auch andere und deutlich offenere Positionen, aber auf durch zentrale Leistungstests diese ja nur bestätigen. Soll- Die Ergebnisse dieser Veranstaltung führen dann zu Kon- die ablehnenden zu schauen verdeutlicht, worauf es sich te sich aber eine Diskrepanz zwischen der subjektiven Ein- Das Modell ist auf einen Jahreszyklus angelegt und gliedert sequenzen auf unterschiedlichen Ebenen – je nach betrof- zu achten lohnt. Im Kern geht es zunächst darum: Es muss schätzung und den objektiven Ergebnissen zeigen, ergibt sich wie folgt: Nach dem Eintreffen der Ergebnisse an der fener Ebene. Es kann sich um eine fachinterne Maßnahme eine Akzeptanz dafür geschaffen werden, dass die erho- sich ein Impuls, der zu einer genauen Betrachtung dieser Schule werden sie (1) den unterschiedlichen Organisations- handeln, wie die Integration komplexer Hörverstehens- benen Daten relevant sind und den Unterricht verbessern Diskrepanzen führt – und dann die eigene Einschätzung in ebenen zur Verfügung gestellt, wobei der Fokus sich je nach Texte, wenn der Lernfortschritt in diesem Bereich nicht können – und das trotz der (Mehr-)Arbeit, die Unterrichts- Bezug auf die untersuchten Bereiche herausfordert. Dabei Institution unterscheidet: Während der Fachjahrgangsspre- überzeugt4 . Es kann auch zu einer Verschiebung der Stun- entwicklung immer mit sich bringt. Wie kann dies gelingen? gilt: KERMIT und weitere Untersuchungen fokussieren nur cher beispielsweise alle Ergebnisse seines Faches für einen dentafel kommen, wenn Lernende in Jahrgang 5 große De- Zunächst einmal müssen die Kolleginnen und Kollegen einzelne Bereiche der jeweiligen Fachcurricula und haben Jahrgang im Blick hat, sind für die Klassenlehrkräfte alle fizite aufweisen und diese direkt angegangen werden sol- davon überzeugt werden, dass das im Eingangszitat von deshalb genau in diesen Bereichen ihre Grenzen. Sie sind Klassenergebnisse wichtig1 . Zeitgleich (2) werden die Er- len. Dann ist die Lehrerkonferenz beteiligt und der folgende der Kollegin angeführte Bauchgefühl zwar ein wichtiges hier aber andererseits (sobald sie über die Individualebene gebnisse anhand einer Stellwand im Lehrerzimmer veröf- Schritt ist noch vorgeschaltet. Instrument zum Umgang mit einzelnen Schülerinnen und hinausgehen) in Bezug auf die fokussierten Lernbereiche fentlicht2. Schülern darstellt, professionelles Handeln sich aber nicht sehr genau – und bieten dadurch besondere Chancen. Prozessdarstellung: Auswertung der Kermitdaten Testungen Kermit 5 Direkte Weiterleitung d. Ergebnisse Ergebnisse an SL+ (Aug./Sept.) Fachleiter: ein Fach/alle Klassen AL (5: Nov./Dez; 7: Kermit 7 (Aug./Sept.) und FJS: ein Fach/ein Jahrgang Dez.; 9: April/Mai) Kermit 9 (Feb./März) Klassenlehrer: alle Fächer/eine Klasse 1 Sie werden im Zuge der LEG (Lernentwicklungsgespräche), ggf. Veröffentlichung auf Stellwand zusammen mit einem erläuternden Begleitbrief, den Schülern und Eltern übergeben, stehen aber nicht im Zentrum des 3 Die Möglichkeit der Schule, die Lehrkräfte für diese Analyse Gesprächs, da die Ergebnisse keine individualdiagnostischen zu honorieren, ist leider gering. Wir rechnen den KuK 2 Instrumente darstellen. Fortbildungsstunden dafür pro Fach und Klasse an. Für die ggf. Beschluss von überge- Zusammenfassung durch Gemeinsame Auswertung Auswertung (2 Stunden ind. FoBi) 2 Dieses Vorgehen ist sicher nur an Schulen ratsam, in reine Auswertung ist das, nach vielerlei Rückmeldungen, aus ordneten Konsequenzen (ggf. Fachleiter und Präsentation aller beteiligten Kollegen/ anhand eines Reflexionsbogens+ Rück- denen es bereits eine etablierte Kultur zum Umgang mit Kollegensicht gut gerechnet. in LeKo) und Überprüfung vor der SL, dann auch im Evaluation in Fachgruppen meldung an FJS, FL, Al, Sl, Förderkoor. derartigen Testungen gibt. Es darf nicht zu einer Zuschreibung (im2. HJ)+Besprechung+ 4 Diese Maßnahmen können direkt und fachschaftsintern durch... Statusgespräch bis Mitte/Ende Januar für 5/7 „schlechter“ Ergebnisse zu bestimmten Kollegen bei einer Beschlussfassung- beschlossen werden. (9: Mitte Juni) Tasse Kaffee und nebenbei brandmarkend kommen, es Ergebnisprotokoll: Fachlehrer: ein Fach/eine Klasse (n) + sollte – ganz im Gegensatz – dazu führen, dass ehemalige Fachleitung ind. Ebene Fachleiter: und gegenwärtig unterrichtende Lehrkräfte einer Klasse in ein Fach/alle Klassen/Klassenebene einen (ersten) Austausch kommen, bei dem Erwartungen, Erfahrungen und didaktische Entscheidungen abgeglichen werden. 16 17
Sie können auch lesen