Schweizer Ernährungs empfehlungen für ältere Erwachsene - Information für Fachpersonen und Multiplikatoren - SGE

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Schweizer Ernährungs empfehlungen für ältere Erwachsene - Information für Fachpersonen und Multiplikatoren - SGE
Schweizer
Ernährungs­
empfehlungen
für ältere
Erwachsene
Information für Fachpersonen
und Multiplikatoren
Schweizer Ernährungsempfehlungen für ältere Erwachsene |   2

Schweizer
Ernährungsempfehlungen
für ältere Erwachsene

Einleitung	                                                    3

Das Wichtigste in Kürze	                                       4

Allgemeine Empfehlungen für die Ernährung
im Alter                                                       7

   Bedarfsgerechte Energiezufuhr und Körpergewicht 8

   Abwechslungsreich und regelmässig essen	                    8

   Wichtige Mikronährstoffe                                    12

   Besondere Bedeutung von Proteinen		                         14

   Reichliche Flüssigkeitszufuhr	                              18

   Freude am Essen und Essen in Gesellschaft	                  19

   Beispiele zur Umsetzung der Ernährungs­­-
   empfehlungen                                                19

Was sonst noch zu beachten ist	                                23

   Appetit fördern	                                            24

   Essensaufnahme, Kauen und Schlucken erleichtern 25

   Mangelernährung erkennen	                                   27

   Verstopfung vorbeugen	                                      28

   Knochengesundheit unterstützen	                             29

   Küchenhygiene beachten	                                     29

   Bewegung fördern	                                           30

Weitere Informationen und Fachkontakte	                        31

   Impressum	                                                  31

   Literaturverzeichnis	                                       32
Schweizer Ernährungsempfehlungen für ältere Erwachsene |   3

Einleitung

Die Schweizer Bevölkerung wird immer älter. Die Lebens­     Zielgruppe dieses Berichts sind Fachpersonen: Multipli­
erwartung in der Schweiz beträgt für Frauen 85,3 und        katoren und Mitarbeitende von Organisationen sowie
für Männer 81,5 Jahre. Angesichts dieser Entwicklung ist    öffentlichen Einrichtungen, die ältere Erwachsene auf
es wichtig, die Selbständigkeit möglichst lange zu erhal­   dem Weg des «gesunden Älterwerdens» unterstützen.
ten. Folgende Faktoren eines gesunden und genussvollen      Dies sind z. B. Ernährungsberaterinnen und Ernährungs­
Lebensstils tragen zu einer Verbesserung der Lebens­        berater, Pflegefachpersonen, Spitexmitarbeitende,
qualität und zu einem gesunden Altwerden bei:               Sozialarbeiterinnen und Sozial­arbeiter, Köche, Physio­
                                                            therapeuten und Logopädinnen. Generell gelten die
˜   	eine ausgewogene und                                  Empfehlungen in Anlehnung an den Bericht «Ernährung
    abwechslungsreiche Ernährung                            im Alter» (2018) der Eidgenössischen Ernährungskom­
˜    regelmässige körperliche Bewegung                      mission EEK für Personen ab 65 Jahren. Für die Gesund­
˜    geistige Fitness                                       heitsförderung und Prävention sollten jedoch bereits in
˜    soziale Kontakte                                       früheren Jahren Massnahmen getroffen werden. Die
                                                            Förderung eines gesunden Ernährungsverhaltens ist in
Die Bedürfnisse älterer Personen können je nach Gesund­     allen Lebensphasen ein zentrales Anliegen, wobei sich
heitszustand stark variieren. Die vorliegenden Ernäh­       in unterschiedlichen Lebensphasen der Fokus ändert.
rungsempfehlungen gelten für ältere Erwachsene, die zu      In diesem Bericht wurden die wichtigsten Herausforde­
Hause leben und Alltagsaktivitäten selbständig ausführen    rungen und Bedürfnisse in der Lebensphase älterer
können.                                                     Erwachsener berücksichtigt; dennoch ist es oft notwen­
                                                            dig, für spezifische Bedürfnisse eine Gesundheitsfach­
                                                            person beizuziehen. Im Bericht wird an den entsprechen­
                                                            den Stellen darauf verwiesen.
Das
Wichtigste
in Kürze
Das Wichtigste in Kürze |   5

Eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung               Energiezufuhr dem Bedarf anpassen
unterstützt dabei, möglichst lange selbständig und mobil
zu bleiben. Die wichtigsten Empfehlungen für eine          ˜   	Das Körpergewicht möglichst stabil halten, sowohl
gesunde, ausgewogene und genussvolle Ernährung für              bei Normalgewicht als auch bei Über­gewicht.
ältere Erwachsene, welche selbständig zu Hause leben,      ˜   	Eine allfällige Gewichtsabnahme nur unter
sind hier zusammengefasst.                                      Aufsicht von Arzt/Ärztin und Ernährungs­beratung.

                                                                Genügend trinken

                                                           ˜   	Mindestens 1,5 Liter über den Tag verteilt trinken.
                                                           ˜   	Ungesüsste Getränke bevorzugen, z. B. Hahnen-/
                                                                Mineralwasser, Kräuter-/Früchtetee.

                                                                Abwechslungsreich
                                                                und regelmässig essen

                                                           ˜   	Mehrmals täglich Früchte und Gemüse
                                                                konsumieren.
                                                           ˜   	Täglich Getreideprodukte, Kartoffeln oder Hülsen­
                                                                früchte essen. Vollkornprodukte bevorzugen.
                                                           ˜   	Täglich pflanzliche Öle wie Raps- und Olivenöl
                                                                verwenden und ungesalzene Nüsse essen.
                                                           ˜   	Mindestens drei Mahlzeiten pro Tag essen.
                                                           ˜   	Diese Empfehlungen helfen, den Bedarf an Vitami­
                                                                nen, Mineralstoffen, Nahrungsfasern und Fett­
                                                                säuren zu decken.
Das Wichtigste in Kürze |   6

     Genügend Proteine aufnehmen                                   Freude am Essen

˜   	Der Proteinbedarf älterer Erwachsener ist erhöht.       ˜   	Persönliche Gewohnheiten berücksichtigen
     Täglich werden mindestens 1,0–1,2 g Protein                   und die Freude am Essen erhalten.
     pro Kilogramm Körpergewicht benötigt.                    ˜   	Essen in Gesellschaft pflegen.
˜   	Zu den proteinreichen Lebensmitteln gehören
     z. B. Eier, Fleisch, Fisch, Tofu, Käse, Quark, Joghurt
     und Milch. Auch Hülsenfrüchte und Getreide­
     produkte tragen zur Proteinzufuhr bei.
˜   	Auf eine möglichst vielfältige und abwechslungs­           Mangelernährung erkennen
     reiche Auswahl an proteinreichen Lebensmitteln                und behandeln
     achten.
                                                              ˜   	Bei ungewollter Gewichtsabnahme Kontakt
                                                                   mit Hausarzt/Hausärztin aufnehmen.
                                                              ˜   	Die Portionsgrössen individuell anpassen.
                                                                   5–6 kleine Mahlzeiten über den Tag verteilen.
     Vitamin D zusätzlich                                     ˜   	Mahlzeiten, insbesondere das Frühstück,
     zur Ernährung einnehmen                                       proteinreich gestalten.
                                                              ˜   	Gemüseportion zugunsten der Protein-
˜   	20 µg Vitamin D pro Tag (= 800 Internationale                und Stärkebeilage reduzieren.
     Einheiten pro Tag) das ganze Jahr über als               ˜   	Nach oder zwischen den Mahlzeiten trinken.
     Supplement einnehmen.
˜   	Weitere Supplemente oder Nährstoffpräparate sind
     in der Regel nicht notwendig. Sie sollten nur nach
     Rücksprache mit einer Fachperson eingenommen
     werden.
Allgemeine
Empfehlungen
für die
Ernährung
im Alter
Allgemeine Empfehlungen für die Ernährung im Alter |   8

Genuss und Freude am Essen sind zentral bei der Umset­       langfristig das Risiko für eine Mangelernährung und
zung von Ernährungsempfehlungen. Eine ausgewogene            für chronische Erkrankungen wie Diabetes Typ 2 und
Ernährung trägt zum Erhalt der Lebensqualität bei und        Herz-Kreislauf-Erkrankungen reduziert werden. Gleich­
hat zum Ziel, Einschränkungen in der Mobilität hinaus­       zeitig fällt es leichter, die Selbständigkeit und Lebens­
zuzögern, ernährungsabhängige Erkrankungen zu ver­           qualität zu erhalten. Angehörige sollten für das Thema
hindern und im Falle einer Erkrankung rasche Genesung        Gewichtsveränderungen sensibilisiert werden und bei
zu ermöglichen. Nebst dem Bedarf an Energie und Nähr­        Bedarf eine Fachperson einbeziehen.
stoffen spielen Vorlieben, Abneigungen, Esstraditionen,      Auch bei Adipositas und entsprechenden Begleit­
soziale Kontakte usw. eine wichtige Rolle. In den folgen­    erkrankungen ist eine Gewichtsreduktion nicht generell
den Abschnitten werden die wichtigsten Aspekte und           em­pfohlen. Diese sollte nur nach einer ausführlichen
Empfehlungen zur Ernährung älterer Erwachsener praxis­       Gesamtbeurteilung des Gesundheitszustandes durch eine
bezogen erläutert. Weiterführende wissenschaftliche In­      Fachperson in die Wege geleitet und begleitet werden.
formationen sind im EEK-Bericht «Ernährung im Alter»         Eine Gewichtsabnahme ist meist mit einem weiteren
(2018) zu finden.                                            Abbau von Muskelmasse verbunden, welcher verhindert
                                                             werden sollte.
                                                             Kommt es ungewollt zu einer Gewichtsabnahme oder
                                                             nimmt das Gewicht stetig zu, dann empfiehlt es sich,
                                                             die Hausärztin oder den Hausarzt zu kontaktieren und
   Bedarfsgerechte                                           anerkannte Ernahrungsberaterinnen und -berater hinzu­

   Energie­zufuhr                                            zuziehen. Als Richt­wert für die Energiezufuhr gelten
                                                             25 Kilokalorien (kcal) pro Kilogramm Körper­gewicht
   und Körpergewicht                                         pro Tag. Eine Zufuhr unter 21 kcal pro Kilogramm
                                                             Körpergewicht pro Tag ist mit einem erhöhten Risiko
Der Energiebedarf ist sehr individuell und abhängig          für Mangelernährung und der Entwicklung von Gebrech­
von vielen Faktoren wie z. B. Körperzusammensetzung,         lichkeit (Frailty) verbunden.
körperlicher Aktivität, Geschlecht, Krankheiten, Stress.
Die Muskelmasse nimmt mit zunehmendem Alter ab
und damit reduziert sich auch der Energiebedarf.
Einschränkungen der körperlichen Aktivität führen eben­
falls zu einem geringeren Energiebedarf und zu einem            Abwechslungsreich
vermehrten Muskelabbau. Gleichzeitig können jedoch
Krankheiten den Bedarf erhöhen und den Appetit redu­
                                                                und regelmässig essen
zieren.                                                      Eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung
Für die Praxis ist der Gewichtsverlauf ein guter Indikator   sowie der Genuss regelmässiger Mahlzeiten ermöglichen
zur Beurteilung der Energiezufuhr gesunder älterer           eine ausreichende Zufuhr aller Nährstoffe, die im Alter
Personen. Seniorinnen und Senioren sollten ihr Körper­       benötigt werden. Eine Ausnahme ist das Vitamin D
gewicht möglichst stabil halten. Dies gilt sowohl bei        (siehe Tabelle 1, Seite 13).
Normalgewicht als auch bei Übergewicht. So kann
Allgemeine Empfehlungen für die Ernährung im Alter |   9

Die Schweizer Lebensmittelpyramide hilft bei der Um­
setzung einer bedarfsgerechten Ernährung im Alltag.                                                                        Getränke
Sie veranschaulicht eine ausgewogene Ernährung, wobei
sie genügend Raum für ein individuelles Zusammenstel­                                                                 Siehe Kapitel «Reichliche Flüssigkeitszufuhr»
len von Lebensmitteln nach persönlichen Vorlieben und
Gewohnheiten offenlässt. Entsprechend ihrer Zusam­
mensetzung werden die Lebensmittel in Gruppen ein­
geteilt und in der Pyramide eingestuft. Dabei werden
Lebensmittel der unteren Stufen in grösseren und solche                                                                    Gemüse und Früchte
der oberen Stufen in kleineren Mengen benötigt. Eine
ausgewogene Ernährung zeichnet sich durch die Kombi­                                                                  Gemüse und Früchte sind wichtig, um den Bedarf an
nation der Lebensmittel im richtigen Verhältnis aus. Sie                                                              Mikronährstoffen im Alter zu decken. Sie sind reich an
berücksichtigt sowohl verschiedene Lebensmittelgruppen                                                                Nahrungsfasern, Vitaminen wie Folaten, Mineralstoffen
als auch verschiedene Lebensmittel innerhalb dieser                                                                   und sekundären Pflanzenstoffen.
Gruppen.
                                                                                                                           Die wichtigsten Empfehlungen:
                                                                                                                      ˜   	Täglich 5 Portionen
                                                                                                                           Idealerweise 2 Portionen Früchte
                                                                                                                           und 3 Portionen Gemüse.
                                                                                                                           1 Portion = 1 Handvoll (ca. 120 g), davon kann
                                                                                                                           eine Portion in Form von 2 dl Gemüse- oder
                                                                                                                           Fruchtsaft ohne Zuckerzusatz sein.
                                                                                                                      ˜   	Auswahl möglichst bunt und vorzugsweise
                                                                                                                           saisonal und regional gestalten.
                                                                                                                      ˜   	Verschiedene Zubereitungsarten anwenden. Wenn
                                                                                                                           möglich auch roh geniessen oder nur kurz garen.
                                                                                                                           Langes Kochen in viel Flüssigkeit führt zu Verlusten
                                                                                                                           von Vitaminen und Mineralstoffen.

© Schweizerische Gesellschaft für Ernährung SGE, Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV / 2o11

                                                                                                                               Wissen, was essen. sge-ssn.ch
Allgemeine Empfehlungen für die Ernährung im Alter |   10

                                                           Welche Brotsorten? Wegen des hohen Nahrungsfaser­
     Getreideprodukte, Kartoffeln                          gehalts empfiehlt es sich, Vollkornbrot zu wählen. Fein­
     und Hülsenfrüchte                                     gemahlenes Vollkorn ohne ganze Kerne und Samen lässt
                                                           sich leichter kauen, z. B. Vollkorntoast. Zur Abwechslung
Getreideprodukte, Kartoffeln und Hülsenfrüchte sind        kann es dennoch auch mal Ruchbrot, Weissbrot, Zopf
wichtige Energielieferanten. Insbesondere Vollkornpro­     oder Gipfeli sein.
dukte helfen, den Bedarf an Nahrungsfasern zu decken.      Wirklich Vollkorn? Beim Brotkauf lohnt sich ein Blick
Sie liefern zudem Folat sowie weitere Vitamine und Mi­     auf die Verpackung. Eine Kernenkruste oder dunkle
neralstoffe.                                               Färbung bedeuten nicht immer, dass es sich um Vollkorn­
                                                           brot handelt. Nur der Hinweis «Vollkornmehl» in der
     Die wichtigsten Empfehlungen:                         Zutatenliste oder die Auskunft der Bäckerin oder des
˜   	Täglich 3 Portionen                                  Bäckers lassen Rückschlüsse auf die tatsächliche Zusam­
     1 Portion entspricht:                                 mensetzung zu. Es empfiehlt sich, nachzufragen.
     — Brot: 1½–2½ Scheiben (75–125 g);                   In einigen Supermärkten sind die verschiedenen Brot­
     — Knäckebrot: 3–5 Scheiben (45–75 g);                sorten farblich gekennzeichnet.
     — Flocken: 4–8 gehäufte Esslöffel (45–75 g);
     — Reis gekocht:
        ca. 1–1½ Tassen (roh: 45–75 g);
     — Teigwaren gekocht:
        ca. 1¼–2 Tassen (roh: 45–75 g);                       Milchprodukte,
     — Hülsenfrüchte eingeweicht/gekocht:                    Fleisch, Fisch, Eier, Tofu
        ca. 1–1½ Tassen (roh: 60–100 g);
     — Kartoffeln: 3–5 kleine, eigrosse Kartoffeln oder   Siehe Kapitel «Besondere Bedeutung von Proteinen»
        2–3 mittlere Kartoffeln (180–300 g).
˜   	Bei Getreideprodukten Vollkorn bevorzugen,
     z. B. Vollkornbrot, Vollreis, Vollkornflocken,
     Vollkornteigwaren.
˜   	Hülsenfrüchte, z. B. Linsen, Kichererbsen, weisse
     Bohnen, Borlottibohnen, Kidneybohnen, Soja­
     bohnen liefern nebst Kohlenhydraten auch hoch­
     wertiges Protein.
Allgemeine Empfehlungen für die Ernährung im Alter |   11

     Öle, Fette und Nüsse                                        Süsses, Salziges und Alkoholisches

Diese Lebensmittel sind Träger von lebenswichtigen          Lebensmittel dieser Stufe liefern in der Regel viel Zucker
Fettsäuren und fettlöslichen Vitaminen. Deshalb ist         und/oder Salz und sollten bewusst und massvoll genos­
eine gute Fettqualität wichtig. Weil Fette und Öle einen    sen werden. Alkohol liefert ausserdem viel Energie und
hohen Energiegehalt haben, sollte auch die Menge            vermindert die Aufnahme von wichtigen Nährstoffen.
beachtet werden.                                            Der Körper reagiert im Alter sensibler auf Alkohol.

     Die wichtigsten Empfehlungen:                               Die wichtigsten Empfehlungen:
˜   	Täglich 20–30 g (2–3 Esslöffel) pflanzliches Öl wie   ˜   	Beispiele für eine Portion sind:
     Raps­öl und Olivenöl. Davon mindestens die Hälfte           — 1
                                                                    Reihe Schokolade (20–25 g);
     Rapsöl.                                                     — 2
                                                                    –3 Biscuits;
˜   	Täglich eine Handvoll (20–30 g) ungesalzene                — 1
                                                                    Kugel Glace (30–50 g);
     Nüsse, Samen oder Kerne. Diese enthalten zusätz­            — 1
                                                                    kleines Stück Kuchen (ca. 50 g);
     lich Nahrungsfasern, Mineralstoffe, Vitamine und            — 2
                                                                    ,5 dl Süssgetränk;
     sekundäre Pflanzenstoffe.                                   — 1
                                                                    Handvoll salzige Knabbereien wie Pommes
˜   	Sparsame Verwendung von Butter, Margarine,                    Chips oder Salzstangen (20–30 g);
     Rahm, Mayonnaise, Crème fraîche und                         — 1
                                                                    dl Wein oder 2–3 dl Bier.
     Kokosnussmilch.
˜   	Oliven und Avocados sind Ölfrüchte. Sie zählen
     ebenfalls zur Gruppe der Öle und Fette und liefern
     wertvolle Fettsäuren.

Welches Öl für welchen Zweck? Für die kalte Küche
eignen sich Rapsöl oder Olivenöl besonders. Kaltge­
presste Öle sind empfindlich gegenüber Hitze und sollten
nur für die kalte Küche verwendet werden. Zum Dünsten
und Dämpfen bei niedrigen Temperaturen sind raffinier­
tes Rapsöl, raffiniertes Olivenöl, HOLL-Rapsöl oder
HO-Sonnenblumenöl geeignet. HOLL-Rapsöl und
HO-Sonnenblumenöl sind hitzestabil und können auch
für das Anbraten oder Frittieren verwendet werden.
Allgemeine Empfehlungen für die Ernährung im Alter |   12

   Wichtige Mikronährstoffe
Der Bedarf an Vitaminen, Mineralstoffen und Spuren­         Mit Ausnahme von Vitamin D ist die Einnahme von
elementen ändert sich im Vergleich zu jüngeren Jahren       Nahrungsergänzungsmitteln oder Supplementen nicht
nicht. Im Alter verändert sich jedoch die Aufnahme          generell nötig. In verschiedenen Fällen ist es sinnvoll,
gewisser Nährstoffe im Körper. Zudem kann die Zufuhr        die Hausärztin oder den Hausarzt sowie anerkannte
aufgrund veränderter Essgewohnheiten zu tief sein.          Ernahrungsberaterinnen und -berater zu konsultieren,
In der Tabelle 1 sind die wichtigsten Mikronährstoffe für   wie z. B. bei:
ältere Personen aufgeführt.                                 ˜   	langfristiger Einnahme von Medikamenten;
                                                            ˜   	Einnahme von mehreren Medikamenten
                                                                 gleichzeitig (Wechselwirkungen);
                                                            ˜   	chronischen physischen Einschränkungen
                                                                 oder psychischen Erkrankungen;
                                                            ˜   	Verzicht auf tierische Lebensmittel (vegane
                                                                 Ernährung);
                                                            ˜   	Unverträglichkeit von Laktose oder glutenhaltigen
                                                                 Lebensmitteln, anderen Lebensmitteln oder
                                                                 bei entsprechendem Verdacht;
                                                            ˜   	ungewollter Gewichtsabnahme.
Allgemeine Empfehlungen für die Ernährung im Alter |                    13

Tabelle 1: Wichtige Mikronährstoffe im Alter

 Vitamine/        Empfohle­     Gute Lebens­            Funktion                                                 Bedeutung im Alter
 Mineralstoffe    ne Zufuhr     mittelquellen
                  pro Tag

 Folat            300 µg-       Grünes Gemüse,          Folat hat eine wichtige Funktion bei der                 Das Risiko für einen Folatmangel
 (Vitamin B9)     Äqui­         Bohnen und              Zellteilung und -neubildung sowie beim                   steigt mit zunehmendem Alter, weil
                  valente       Kichererbsen,           Stoffwechsel bestimmter Aminosäuren.                     die Zufuhr häufig ungenügend ist.
                                Früchte, Käse,                                                                   Bestimmte Medikamente oder
                                Eier, Leber                                                                      chronischer Alkoholkonsum können
                                                                                                                 ein Risiko für einen Mangel darstellen.

 Cobalamin        4,0 µg        Tierische               Vitamin B12 ist als Bestandteil von Enzymen              Das Risiko für einen Mangel an
 (Vitamin B12)                  Lebensmittel            an verschiedenen Stoffwechselreaktionen                  Vitamin B12 steigt mit zunehmen­
                                wie Leber, Fleisch,     beteiligt.                                               dem Alter. Die Aufnahme im oberen
                                Fisch, Eier, Käse,                                                               Verdauungstrakt kann durch eine
                                Milchprodukte                                                                    atrophische Gastritis oder bestimmte
                                                                                                                 Medikamente beeinträchtigt sein.

                                                        Folat und Vitamin B12 sind gemeinsam am Abbau des Stoffwechselzwischenprodukts
                                                        Homocystein beteiligt. Bei Mangelerscheinungen, z. B. Blutarmut, müssen deshalb
                                                        immer beide Vitamine in Betracht gezogen werden.

 Vitamin D        20 µg         Fettreiche Fische       Vitamin D ist für die Regulation des Calcium-            Ältere Menschen haben häufig einen
                  (= 800        wie Lachs,              und Phosphatstoffwechsels und somit für die              Vitamin-D-Mangel. Die körpereigene
                  in­ter­       Thunfisch,              Knochengesundheit wichtig. Es ist relevant               Produktion nimmt mit zunehmen­
                  nationale     Makrele, Hering         für die Funktion von Muskulatur und Immun­               dem Alter deutlich ab. Deshalb wird
                  Einheiten)                            system und damit auch zur Prävention von                 eine Supplementierung von 20 µg
                                                        Sarkopenie und Osteoporose.                              pro Tag (= 800 Internationale Einhei­
                                                        Besonderheit: Vitamin D kommt nur zu einem               ten pro Tag) während des ganzen
                                                        kleinen Teil aus der Nahrung und wird haupt­             Jahres empfohlen.
                                                        sächlich unter UV-Exposition (Sonnenexposi­
                                                        tion) in der Haut gebildet.

 Calcium          1000 mg       Hauptsächlich           Als Bestandteil der Knochen und Zähne hat                Im Alter reduziert sich die Aufnahme
                                Milch und Milch­        Calcium eine wichtige Stützfunktion.                     von Calcium im Darm. Die Ausschei­
                                produkte, aber          Es wird benötigt bei der Stabilisierung von              dung über die Nieren ist erhöht.
                                auch Dörrbohnen,        Zellmembranen, bei der Blutgerinnung und
                                Nüsse, Spinat,          im Muskel- bzw. Nervensystem.
                                Tofu, calciumreiche     Die Aufnahme von Calcium im Darm wird
                                Mineralwasser mit       durch Vitamin D deutlich verbessert.
                                > 500 mg pro Liter

Legende: 1
          µg Folat-Äquivalent = 1 µg Nahrungsfolat =                      Die nährstoffbasierten Empfehlungen stützen sich auf die Referenzwerte für die Nährstoff­
                                                                           zufuhr der deutschsprachigen Gesellschaften für Ernährung 2018 (DACH-Referenzwerte aus
         0,5 µg synthetische Folsäure                                      Deutschland, Österreich und der Schweiz) und den EEK Bericht «Vitamin-D-Mangel» (2012).
                                                                           Sie beziehen sich auf die Altersgruppe 65+.
Allgemeine Empfehlungen für die Ernährung im Alter |   14

     Besondere Bedeutung
     von Proteinen
Während Kohlenhydrate und Fette die zentralen Energie­        	Empfehlungen zur Proteinzufuhr für
lieferanten für unseren Körper sind, übernehmen Pro­               gesunde Seniorinnen und Senioren
teine in erster Linie die Rolle wichtiger Bausteine für die   ˜   	Tägliche Proteinaufnahme: mindestens 1,0–1,2 g
Körperzellen und verschiedene Gewebe, wie beispiels­               pro Kilogramm Körpergewicht.
weise die Muskulatur. Auch für das Immunsystem und            ˜   	Um die Muskelfunktion aufrechtzuerhalten oder
die Knochengesundheit sind sie unentbehrlich. Seniorin­            sogar zu verbessern, ist es wichtig, die Protein­
nen und Senioren haben einen höheren Proteinbedarf als             zufuhr mit regelmässiger körperlicher Aktivität zu
jüngere Erwachsene. Gründe dafür sind:                             kombinieren (s. Kapitel Bewegung). Die Zufuhr von
                                                                   Protein kurz nachher hat den grössten Effekt.
˜   	Ab dem fünfzigsten Lebensjahr reduziert sich die        ˜   	Bei Adipositas und chronischen Erkrankungen wird
     Fähigkeit zum Aufbau von Muskulatur. Dadurch                  empfohlen, die Proteinzufuhr mit einer
     nehmen Muskelmasse und Muskelkraft ab.                        anerkannten Ernährungsberaterin oder einem
     Körperliche Inaktivität und verminderte Protein­              anerkannten Ernährungsberater zu besprechen.
     aufnahme begünstigen diesen Prozess und                  ˜   	Damit die Proteine ihre Aufgabe als Körperbau­
     können zudem den altersbedingten Abbau von                    steine wahrnehmen können und nicht als Energie­
     Knochenmasse verstärken.                                      lieferanten dienen, ist eine genügende Energiezu­
˜   	Zur Anregung der Neubildung von Muskelprotein                fuhr nötig.
     wird mehr Protein pro Mahlzeit benötigt als in
     jüngeren Jahren.                                         Diese Empfehlungen haben zum Ziel, Muskelmasse,
˜   	Der Proteinbedarf kann auch aufgrund entzünd­           -kraft sowie -funktionalität zu erhalten oder gar zu
     licher Prozesse im Zusammenhang mit chronischen          verbessern. Dies ermöglicht, Aktivitäten des täglichen
     Erkrankungen steigen.                                    Lebens weiterhin auszuführen, Stürzen vorzubeugen
˜   	Ein reduzierter Appetit oder Veränderungen des          und die Selbständigkeit sowie die Lebensqualität zu
     Geruchs- oder Geschmackssinns können zu einer            bewahren. Das Risiko für Osteoporose, Sarkopenie und
     verminderten Proteinzufuhr führen.                       Gebrechlichkeit wird vermindert. Eine Abnahme der
                                                              Muskelmasse ist deshalb im Alter unbedingt zu ver­
                                                              meiden.
Allgemeine Empfehlungen für die Ernährung im Alter |   15

     Empfehlungen zur
     praktischen Umsetzung

Zur Gruppe der Proteinlieferanten gehören sowohl           Milch und Milchprodukte sind doppelt wichtig.
tierische Lebensmittel wie Milchprodukte, Fleisch, Fisch   3–4 Portionen Milchprodukte decken einen grossen
und Eier als auch pflanzliche Produkte wie z. B. Tofu,     Teil des täglichen Calciumbedarfs. Bezüglich des Protein-
Seitan und Quorn.                                          und Calciumgehalts sind Sojadrink und Sojajoghurt –
Hülsenfrüchte, Getreide, Getreideprodukte, Nüsse,          mit Calcium angereichert – eine gute pflanzliche Alterna­
Samen und Kartoffeln zählen gemäss Schweizer Lebens­       tive zu Milch und Joghurt. Reis-, Mandel- und Haferdrink
mittelpyramide nicht zu den Lebensmitteln mit einem        enthalten hingegen wesentlich weniger Protein.
hohen Proteingehalt. Ihr Proteingehalt trägt allerdings
zur täglich benötigten Zufuhr bei und nimmt gerade bei     Wie kann der Proteinbedarf gedeckt werden?
einer vegetarischen Ernährung einen höheren Stellen­       Werden die Empfehlungen der Schweizer Lebensmittel­
wert ein.                                                  pyramide umgesetzt, kann der erhöhte Protein­bedarf
                                                           älterer Erwachsener gedeckt werden. Täglich die emp­
     Die wichtigsten Empfehlungen:                         fohlenen Mengen zu essen, kann jedoch eine Herausfor­
˜   	Täglich 3 Portionen Milch/Milchprodukte wie         derung sein. Es ist deshalb hilfreich, mehrere Mahlzeiten
     z. B. Milch, Joghurt, Quark, Käse.                    täglich zu essen – z. B. drei Hauptmahlzeiten und 2–3
     1 Portion entspricht:                                 Zwischenmahl­zeiten – und Proteinquellen bewusst zu
     — 1 Glas Milch (2 dl);                               jeder Mahlzeit einzuplanen.
     — 1 Becher Joghurt/Quark/Hüttenkäse (150–200 g);     Unterstützung bieten die Tabellen 2 und 3. Dort sind
     — 30 g Hartkäse bzw. 60 g Weichkäse.                 jene Lebensmittel aufgeführt, die hauptsächlich zur
˜   	Täglich zusätzlich 1 Portion eines weiteren          Proteinzufuhr beitragen. So kann relativ einfach abge­
     proteinreichen Lebensmittels wie                      schätzt werden, wie hoch der Proteingehalt einer Mahl­
     — 100–120 g Fleisch, Geflügel, Fisch, Tofu,          zeit ist. Falls dieser tief ist, kann die Portion vergrössert
       Seitan, Quorn, Tempeh;                              oder ein Lebensmittel mit mehr Protein gewählt werden.
     — 2–3 Eier (100–150 g);                              Ebenfalls Hilfe bieten die Beispiele für Mahlzeiten auf
     — 30 g Halbhart-/Hartkäse;                           den Seiten 20–22.
     — 60 g Weichkäse;
     — 150–200 g Quark/Hüttenkäse.                        Was, wenn es schwierig wird, genügend Protein
˜   	Verschiedene Proteinquellen berücksichtigen, da      einzunehmen? In einer solchen Situation können
     jedes Lebensmittel dieser Gruppe andere wertvolle     protein­reiche Trinknahrungen hilfreich sein. Sie sind auch
     Nährstoffe beinhaltet.                                gute Energielieferanten und enthalten alle wichtigen
                                                           Nährstoffe. Eine weitere Möglichkeit ist der Einsatz von
                                                           Proteinpulver. Der Hausarzt oder die Hausärztin und die
                                                           Ernährungs­beratung bieten die nötige Unterstützung.
Allgemeine Empfehlungen für die Ernährung im Alter |   16

Tabelle 2: Proteingehalt von tierischen Lebens­mitteln.
Die Portionsgrössen richten sich nach den Empfehlungen oder
gängigen Portionsgrössen in der Praxis.

 Lebensmittel                      Portionsgrösse       Protein   Lebensmittel                         Portionsgrösse     Protein
                                                            pro                                                               pro
                                                        Portion                                                           Portion

 Kuhmilch                                        2 dl       7g    Trockenfleisch                                  30 g    10–12 g
                                            (1 Glas)              z. B. Hobel-, Bündner-,              (ca. 5 Tranchen
                                                                  Walliser-, Tessiner                  Bündnerfleisch)
 Joghurt                                150–200 g         5–8 g
                                                                  Trockenfleisch, Bresaola,
                                          (1 Becher)
                                                                  Mostbröckli
 Magerquark                                   125 g        14 g
                                                                  Schinken                                        60 g       11 g
                                         (½ Becher)
                                                                  z. B. Hinter-,                     (ca. 2–3 Scheiben
 Rahmquark                                    125 g         9g    Vorderschinken                       Hinterschinken)
                                          (1 Becher)
                                                                  Bratwurst/Cervelat/               50–70 g Bratwurst/      7–9 g
 Blanc battu                            150–200 g       13–17 g   Wienerli                      Cervelat (ca. ½ Stück)/
                                          (1 Becher)                                            50 g Wienerli (1 Stück)

 Hüttenkäse                                   100 g     11–13 g   Luganiga, Cotechino,                            70 g    12–13 g
                                         (½ Becher)               Salsiccia

 Mozzarella                                     60 g       11 g   Saucisson vaudois                               60 g       10 g
                                      (ca. 1⁄3 Kugel)             Aufschnitt                                      30 g            4g
 Ziger/Ricotta                                100 g      8–14 g                                      (ca. 4–5 Tranchen)

 Formaggini                                     70 g        9g    Salami/Coppa                                    30 g            7g
                                                                                              (ca. 7–8 Scheiben Salami)
 Weichkäse                                      60 g       12 g
 z. B. Brie, Camembert,                                           Egli/Felchen/Forelle/                     100–120 g     18–21 g
 Tomme, Gorgonzola                                                Hecht                          (Rohgewicht, 1 Stück,
                                                                                                    handflächengross)
 Hart-/Halbhartkäse                             30 g     7–11 g
 z. B. Tilsiter, Emmentaler,          (so gross wie               Lachs/Dorsch/                             100–120 g     19–22 g
 Appenzeller, Greyerzer,       1 Zündholzschachtel)               Flunder/Heilbutt/              (Rohgewicht, 1 Stück,
 Sbrinz, Parmesan,                                                Dorade                            handflächengross)
 Tessiner Alpkäse                                                 Thunfisch                                 100–120 g     23–28 g
 Parmesan gerieben                              30 g    10–11 g                                  (Rohgewicht, 1 Stück,
                                           (ca. 4 EL)                                               handflächengross)

 Geflügel                               100–120 g       22–26 g   Sardelle/Sardine in Öl                    100–120 g     25–30 g
                               (Rohgewicht, 1 Stück,              Eier                                      100–150 g     12–18 g
                                   handflächengross)
                                                                                                           (2–3 Stück)
 Rind-/Kalb-/Schweine-/                 100–120 g       20–24 g
 Lammfleisch                   (Rohgewicht, 1 Stück,
                                   handflächengross)
Allgemeine Empfehlungen für die Ernährung im Alter |   17

Tabelle 3: Proteingehalt von pflanzlichen Lebensmitteln.
Die Portionsgrössen richten sich nach den Empfehlungen oder
gängigen Portionsgrössen in der Praxis.

 Lebensmittel                   Portionsgrösse, roh      Protein    Lebensmittel                   Portionsgrösse, roh      Protein
                                                             pro                                                                pro
                                                         Portion                                                            Portion

 Bohnen                                     60–100 g     13–21 g    Brot                                       75–125 g     6–11 g
 z. B. rote oder          (ca. 3–5 gehäufte Esslöffel)                                                (1½–2½ Scheiben)
 weisse Bohnen
                                                                    Zwieback/                                   45–75 g       5–9 g
 Kichererbsen                               60–100 g     11–19 g    Knäckebrot                        (ca. 3–5 Scheiben)
                          (ca. 3–5 gehäufte Esslöffel)
                                                                    Haferflocken                                45–75 g     6–10 g
 Linsen                                     60–100 g     14–24 g                             (ca. 4–8 gehäufte Esslöffel)
                          (ca. 3–5 gehäufte Esslöffel)
                                                                    Polenta/Hirse/                              45–75 g       4–6 g
 Tofu                                     100–120 g      13–16 g    Reis parboiled           (ca. 3–5 gehäufte Esslöffel)
                          (1 Stück handflächengross)
                                                                    Teigwaren                                   45–75 g     6–10 g
 Sojadrink                               2 dl (1 Glas)       7g
                                                                    Kartoffeln                               180–300 g        4–6 g
 Sojajoghurt                   150–200 g (1 Becher)        7–9 g                            (2–3 mittelgrosse Kartoffeln)

 Tempeh                                   100–120 g      20–24 g    Nüsse                                       20–30 g       4–6 g
                          (1 Stück, hand­flächengross)              durchschnittlich                        (1 Handvoll)

 Seitan                                   100–120 g      16–19 g    Kürbiskerne,                                20–30 g     6–10 g
                          (1 Stück, hand­flächengross)              Pinienkerne                             (1 Handvoll)

 Quorn, nature                            100–120 g      13–16 g
                          (1 Stück, hand­flächengross)

Keine Lust auf Fleisch? Auch ohne Fleischkonsum kann               Und was ist mit Quark? Quark und Quarkspeisen sind
genügend hochwertiges Protein eingenommen werden.                  auf den Tellern von Seniorinnen und Senioren seltener zu
Folgendes gilt es dabei zu berücksichtigen:                        finden. Quark ist ein hochwertiger, kostengünstiger
˜   	Fleisch durch Käse, Frischkäse (z. B. Quark,                 Proteinlieferant und kann in süsser und salziger Form
     Hüttenkäse), Eier, Seitan, Tofu oder Quorn                    zubereitet werden, beispielsweise als selbst hergestellter
     ersetzen.                                                     Früchtequark mit frischen Früchten, als süsser oder salzi­
˜   	Regelmässig Hülsenfrüchte essen.                             ger Quarkauflauf, in Birchermüesli, Früchte­shakes oder
˜   	Die Kombination verschiedener pflanzlicher                   mit Kräutern als pikanter Brotaufstrich oder als Gemüse­
     Proteine – zum Beispiel Getreide mit Nüssen oder              dip. Im Nährstoffgehalt vergleichbar ist weisser Ziger.
     Hülsenfrüchten – verbessert die Proteinqualität.              Eine weitere Alternative ist Ricotta.

Eier liefern hochwertige Proteine. Eierspeisen sind                Was sind Seitan, Quorn und Tempeh? Dies sind
gute Proteinlieferanten, deren Zubereitung oft schnell             Eiweissquellen auf Basis von Weizen (Seitan), Pilzen
und einfach ist. Beispielsweise lassen sich Rührei, Spie­          (Quorn) und fermentierten Sojabohnen (Tempeh). Sie
geleier oder hartgekochte Eier gut mit einer kalten Mahl­          können sehr gut als Abwechslung zu anderen Protein­
zeit kombinieren. Sie eignen sich auch als Zutat zu                lieferanten gegessen werden.
Gerichten wie Aufläufen, Früchte- und Gemüsekuchen.
Allgemeine Empfehlungen für die Ernährung im Alter |   18

     Reichliche
     Flüssigkeitszufuhr

Die Trinkmenge kann aufgrund eines verminderten              Anzeichen für einen Flüssigkeitsmangel können trockene
Durstgefühls im Alter reduziert sein.                        Lippen oder Haut, trockener Mund, Blutdruckabfall,
                                                             körperliche Schwäche, Verdauungsbeschwerden oder
     Die wichtigsten Empfehlungen:                           Verstopfung sein. Bei Verdacht auf Flüssigkeitsmangel
˜   	tägliche Trinkmenge mindestens 1,5 l;                  sollte eine Ärztin oder ein Arzt beigezogen werden.
˜   	regelmässig über den Tag verteilt trinken;
˜   	ungesüsste Getränke bevorzugen, z. B. Hahnen­              Folgende Massnahmen können das Trinken
     wasser, Mineralwasser, Früchtetee, Kräutertee.               erleichtern:
     Auch Kaffee, Schwarz- und Grüntee tragen zur            ˜   	Auf eine regelmässige, über den Tag verteilte
     Flüssigkeitszufuhr bei.                                      Flüssigkeitszufuhr achten. Bereits am Morgen mit
˜   	Alkoholische Getränke und Süssgetränke massvoll             der Flüssigkeitszufuhr beginnen.
     konsumieren.                                            ˜   	Grössere Trinkmengen am Abend eher vermeiden,
˜   	Während Hitzeperioden sowie bei Fieber muss die             um nächtliche Toilettengänge zu reduzieren.
     Trinkmenge erhöht werden. Im Fall von Fieber wer­       ˜   	Rituale und Erinnerungshilfen im Alltag:
     den beispielsweise zusätzlich 0,5 l pro Tag für jedes        — P latzieren von Trinkgefässen in Sicht- oder
     Grad Celsius über 38 °C empfohlen.                             Greifnähe;
                                                                  — ein Gefäss mit Flüssigkeit füllen und bis Mittag
Weitere Gründe für eine zu geringe Aufnahme von                     resp. bis am Abend leertrinken;
Flüssigkeit sind Vergesslichkeit, Inkontinenz oder Angst          — Kaffee oder Tee am Nachmittag in Gesellschaft
vor nächtlichen Toilettengängen und möglichen Stürzen.              geniessen;
Ein Flüssigkeitsmangel kann auch durch starkes Schwit­       ˜   	Für Abwechslung sorgen verschiedene Tees oder
zen und erhöhte Flüssigkeitsausscheidung (Abführmittel,           Wasser mit Zitronensaft, Minze oder Fruchtstücken.
Entwässerungstabletten) entstehen. Bei grosser Hitze,
Fieber oder Durchfall ist der Verlust höher und das
Verhindern eines Flüssigkeitsmangels wichtig. In solchen
Fällen werden isotonische Getränke empfohlen.
Beispiel für ein isotonisches Getränk zum Selbst­
herstellen: Saft je einer Zitrone und einer Orange,
7 Kaffeelöffel Zucker, 1 Kaffeelöffel Salz, 1 l Wasser.
Allgemeine Empfehlungen für die Ernährung im Alter |   19

   Freude am Essen und                                          Beispiele zur
   Essen in Gesellschaft                                        Umsetzung der
                                                                Ernährungsempfehlungen
Essen ist weit mehr als die Aufnahme von Nährstoffen.
Das Pflegen von sozialen Kontakten und das Essen in          Um Ideen zu erhalten, mit welchen kleinen Veränderun­
Gesellschaft tragen ebenfalls zum Wohlbefinden bei.          gen die Empfehlungen umgesetzt werden können, sind
Angebote für Mittagstische gibt es teilweise direkt in der   auf den nächsten Seiten einzelne Menupläne abgebildet.
Wohngemeinde, oft organisiert durch einen Verein oder        Sie wurden in leicht abgeänderter Form von Personen
eine Kirche. Eine Möglichkeit ist das Netzwerk Tavolata,     angegeben, die an der Nationalen Ernährungserhebung
bei dem sich selbstorganisierte Gruppen in regelmässigen     «menu.ch» teilgenommen haben. Die Menupläne ent­
Abständen für gemeinsame Essen treffen.                      sprechen nicht immer einer bedarfsgerechten, ausgewo­
Essen ist stark biografisch und kulturell geprägt. Gerade    genen Ernährung.
Migrantinnen und Migranten haben oft andere Essge­           Die Beispiele in der linken und der rechten Spalte dienen
wohnheiten und eine andere Esskultur, die sie auch im        als Anregung. Der Schwerpunkt bildet eine ausreichende
Alter beibehalten möchten. Wenn möglich sollen typi­         Proteinzufuhr. Bei Berücksichtigung der Ideen kann beim
sche Gerichte, Gewürze und Zubereitungsarten berück­         Mittagessen eine Proteinzufuhr von mindestens 20 g
sichtigt werden.                                             erreicht werden. Es geht nicht darum, alle Änderungen
                                                             umzusetzen, sondern die Bedürfnisse möglichst gut
                                                             zu integrieren und dabei die Ernährung zu optimieren.
                                                             Zwischendurch können auch Fertiggerichte verwendet
                                                             werden. Ihre Zusammensetzung ist zwar nicht immer
                                                             optimal. Sie lassen sich jedoch einfach aufwerten:
                                                             Beispielsweise kann eine Fertiglasagne mit Hackfleisch­
                                                             füllung mit einem Salat genossen und einem fruchtigen
                                                             Dessert ergänzt werden. Zudem ist auf der Etikette der
                                                             Proteingehalt angegeben und hilft bei der Beurteilung
                                                             der Proteinzufuhr. Meist ist der Gehalt pro 100 g Produkt
                                                             angegeben.
Allgemeine Empfehlungen für die Ernährung im Alter |   20

   Mahlzeitengestaltung
   mit Empfehlungen
   zur Optimierung                                                           Der Proteinlieferant fehlt.
   Mann, 74 J., Deutschschweiz                                               Mögliche Ergänzung:
                                                                             — 1 Becher Joghurt; oder
                                          Frühstück                          — 1 Glas Milch; oder
                                   2 Portionen Trauben (240 g)               — 1–2 Eier.
                                         1 Scheibe Brot                      Bei wenig Appetit kann die
                                          ½ EL Butter                        Menge der Früchte reduziert
                                        wenig Konfitüre                      und als Zwischenmahlzeit oder
                                         1 Tasse Kaffee                      Dessert integriert werden.
                                         1 Glas Wasser

Die Proteinzufuhr ist zu tief.       Zwischenmahlzeit                        Z. B. 1 Frucht essen
Eines der folgenden Lebensmittel        2 Gläser Wasser
könnte ergänzt werden:
—	1 Portion (100–120 g) Fisch,         Mittagessen
   Fleisch, Seitan; oder              1 Portion Teigwaren
—	2 Eier; oder                              3 EL Öl
—	½ Becher (125 g) Quark als            1 EL Reibkäse
   Dessert.                              3 Kugeln Glace
Für eine ausgewogene Mahlzeit           2 Gläser Wasser
mit Gemüse ergänzen, z. B.
Tomatensauce und Zucchetti.          Zwischenmahlzeit                        Z. B. 1 Handvoll
Je nach Appetit die Menge                1 Glas Wasser                       ungesalzene Nüsse essen.
Glace reduzieren, damit die
Empfehlung zur Proteinzufuhr            Abendessen
erreicht werden kann.                   2 Scheiben Brot
                                          ½ TL Butter                        Mit dem Abendessen werden
                                      3 Scheiben Schinken                    genügend Proteine aufgenom­
                                        1 Stück Hartkäse                     men.
                                        2 Gläser Wasser                      Für eine ausgewogene Mahlzeit
                                                                             mit 1 Portion Gemüse ergänzen,
                                                                             z. B. Kohlrabi.
Allgemeine Empfehlungen für die Ernährung im Alter |   21

   Mahlzeitengestaltung
   mit Empfehlungen
   zur Optimierung
   Frau, 73 J., Westschweiz
                                              Frühstück
                                             1 Scheibe Brot
                                               ½ EL Butter
                                               1 TL Honig
Mit dem Frühstück werden                    1 Portion Tomme
genügend Proteine aufgenom­                ½ Portion Vollmilch
men.                                              1 Tee

                                         Zwischenmahlzeit
                                                 1 Birne                           Mit dem Mittagessen wird die
                                     1 Tasse Kaffee mit Kaffeerahm                 Empfehlung zur Proteinzufuhr
                                                                                   gut umgesetzt.
                                             Mittagessen                           Für eine ausgewogene Mahlzeit
                                         1 Portion Kartoffelstock                  die Portion Gemüse vergrössern,
                                          1 Portion Rindfleisch                    z. B.:
                                              mit Pilzsauce                        —	Gemüse separat zubereiten.
                                        1 kleine Schale Blattsalat                     Für eine schnelle Zubereitung
                                                 2 EL Öl                               kann auch Tiefkühlgemüse
                                                 1 Apfel                               gewählt werden.
                                             2 Gläser Wasser                       —	Ergänzen mit Gemüsesalat.

Z. B. Kaffee mit Milch                   Zwischenmahlzeit
statt Kaffeerahm.                       1 Kaffee mit Kaffeerahm
                                              1 Glas Wasser

Der Proteinlieferant fehlt.                  Abendessen
Mögliche Ergänzung:                      1 Portion Gemüsesuppe
—	1 Stück Hart- oder Weichkäse;             1 Scheibe Brot
   oder                                       1 Glas Wasser
—	1 Becher Joghurt; oder                                                          Alternativ könnte eine protein­
—	1–2 Eier.                             Zwischenmahlzeit                          haltige Zwischenmahlzeit oder
                                   1 kleine Packung Pommes Chips nature            eine Handvoll ungesalzene Nüsse
                                              1 Glas Wasser                        gegessen werden.
Allgemeine Empfehlungen für die Ernährung im Alter |   22

   Mahlzeitengestaltung
   mit Empfehlungen
   zur Optimierung
   Mann, 73 J., Tessin
                                             Frühstück                           Zur Erhöhung der Proteinzufuhr
                                          4 Stück Zwieback                       das Frühstück mit einem Milch­
                                                 1 Ei                            produkt ergänzen. Beispielsweise:
                                            1 TL Konfitüre                       —	1 Becher Joghurt; oder
                                             ½ EL Butter                         —	1 Stück Hart- oder Weichkäse;
Die Proteinzufuhr ist zu tief.              1 Tasse Kaffee                           oder
Eines der folgenden Lebensmittel            1 Glas Wasser                        —	1 Glas Milch.
könnte ergänzt werden:
—	3–4 Esslöffel Reibkäse               Zwischenmahlzeit
   (ca.25–30 g) über das Risotto               1 Apfel
   und 1 Becher Joghurt (180 g)             1 Tasse Kaffee
   oder ½ Becher Quark (125 g)
   als Dessert;                            Mittagessen
—	1 Portion (100–120 g) Fleisch,         2 Portionen Risotto
   z. B. Pouletbrust; oder                      1 EL Öl                          Minestrone enthält in der Regel
—	1 Portion (100–120 g) Fisch.     1½ Portion Erbsen und Karotten               etwas Speck und Hülsenfrüchte,
                                           2 Gläser Wasser                       welche zur Proteinzufuhr beitra­
                                              1 Espresso                         gen. Ergänzt werden könnte das
                                                                                 Abendessen beispielsweise mit:
                                        Zwischenmahlzeit                         —	1 Stück Hart- oder Weichkäse;
                                          2 Stück Linzertorte                        oder
Eine Frucht, eine Handvoll Nüsse           2 Gläser Wasser                       —	1 Becher Joghurt; oder
oder ein Joghurt essen.                                                          —	1 Glas Milch.
Dafür je nach Appetit die Menge            Abendessen                            Für eine ausgewogene Mahlzeit
Linzertorte reduzieren.                  1 Portion Minestrone                    die Portion Gemüse vergrössern,
                                            1 Scheibe Brot                       beispielsweise:
                                              1 dl Wein                          —	grosszügig Gemüse wie
                                           2 Gläser Wasser                           Lauch, Karotten oder Sellerie
                                                                                     der Minestrone beifügen;
                                                                                     oder
                                                                                 —	rohes Gemüse wie Gurke,
                                                                                     Tomate oder Peperoni
                                                                                     ergänzen.
Was sonst
noch zu
beachten ist
Was sonst noch zu beachten ist |                                         24

                                                                                                                                                                                                                      cher heit und Veterinär wesen
                                                                                                                                                                                                       i t te l s i                                   BLV
                                                                                                                                                                                              e ns m                                                        / 2o
                                                                                                                                                                                   r   Le b                                                                      1   1
                                                                                                                                                                              t fü
                                                                                                                                                                         am
                                                                                                                                                                d   es
                                                                                                                                                             un
                                                                                                                                                   iz   ,B
                                                                                                                                            h   we
                                                                                                                                       Sc
                                                                                                                                   g
                                                                                                                              un
                                                                                                                         er
                                                                                                                    rd
                                                                                                               fö

                                                                                                        i ts
                                                                                                       he
                                                                                                   nd
                                                                                                   su
                                                                                                  Ge
                                                                                              E,
                                                                                              SG
                                                                                             ng
                                                                                         ru
                                                                                         äh
                                                                                      Er n
                                                                                   für
Dieses Kapitel widmet sich möglichen Herausforderun­

                                                                                  af t
                                                                              ls ch
                                                                          esel
                                                                     che G
gen in der Ernährung älterer Erwachsener. Das Erkennen

                                                                              s
                                                                 © Schweizeri
dieser Herausforderungen und die Umsetzung geeigne­
ter Massnahmen sind von grosser Bedeutung für die
Prävention von Krankheiten wie z. B. Osteoporose,
Sarkopenie und Gebrechlichkeit (Frailty).

                                                                                                                                                                                                                                                                                             ch
                                                                                                                                                                                                                                                                                        n.
                                                                                                                                                                                                                                                                                   ss
                                                                                                                                                                                                                                                                              e-
                                                                                                                                                                                                                                                                         sg
                                                                                                                                                                                                                                                                n.
                                                                                                                                                                                                                                                       e    sse
                                                                                                                                                                                                                                              as
                                                                                                                                                                                                                                 W iss en , w

    Appetit fördern
Die Ursachen für verminderten Appetit und Appetitlosig­    ˜   	Bei reduziertem Appetit empfiehlt es sich, bei der
keit sind vielfältig. Mögliche Gründe können sein:             Zusammenstellung einer Mahlzeit die Priorität auf
˜   	Schwierigkeiten bei der Beförderung der Nahrung          die Lebensmittelgruppe der Proteine zu legen und
    vom Teller in den Mund;                                    den Anteil an Früchten und Gemüse entsprechend
˜   	schlechter Zahnstatus, Kau- und Schluckprobleme;        zu reduzieren.
˜   	Verdauungsbeschwerden, Übelkeit oder Schmerzen;      ˜   	Eher nach oder zwischen den Mahlzeiten trinken,
˜   	Veränderung der Wahrnehmung von Geruchs-                 um ein Völle- oder Sättigungsgefühl durch
    und Geschmackssinn;                                        Getränke zu vermeiden.
˜   	Medikamente, welche zu Appetitminderung,             ˜   	Essen soll schmecken: Eine Verminderung des
    Übelkeit oder Geschmacksveränderungen führen;              Geschmackssinns im Alter ist häufig und kann
˜   	psychische Probleme oder Vereinsamung;                   durch die Einnahme von Medikamenten noch aus­
˜   	Veränderungen im sozialen Umfeld oder                    geprägter sein. Die Speisen sparsam mit jodiertem
    Tagesablauf der betroffenen Person.                        Salz, jedoch kräftig mit anderen Gewürzen,
                                                               frischen oder getrockneten Kräutern würzen.
Auch wenn die Ursache der Appetitlosigkeit und die zu      ˜   	Eine ansprechende Essumgebung mit entspannter
treffenden Massnahmen sehr individuell sind, können            Atmosphäre ist wichtig. Betroffene Personen sollten
folgende Empfehlungen hilfreich sein:                          genügend Zeit zum Essen erhalten und nicht durch
˜   	Die Portionsgrösse individuell anpassen. Lieber          Radio oder Fernseher abgelenkt werden. Zudem sorgt
    kleine, dafür mehrere (5–6) Mahlzeiten über den            das Lüften der Essräume vor und nach den Mahlzeiten
    Tag verteilt einnehmen.                                    für frische Luft und reduziert unangenehme Gerüche.
˜   	Energie- und Proteinzufuhr zum Frühstück optimie­   ˜   	Mehr Bewegung, denn körperliche Aktivität kann
    ren. Eine Lösung kann sein, Milchprodukte (Käse,           den Appetit anregen.
    Joghurt, Quark, Milch usw.) beim Frühstück zu          ˜   	Die Speisen ansprechend anrichten.
    konsumieren.                                           ˜   	Der Einbezug von Mahlzeitendiensten oder Mittags­
                                                               tischen ist eine gute Möglichkeit zur Entlastung.
                                                               Weitere Informationen bietet Pro Senectute (siehe
                                                               Fachkontakte Seite 31).
Was sonst noch zu beachten ist |   25

    Essensaufnahme, Kauen
    und Schlucken erleichtern
Altersbedingte Veränderungen der Sehkraft, des Tast­         nicht zum normalen Alterungsprozess gehört, tritt sie
sinns oder der Muskelkraft in der Hand können die            im Alter häufig auf. Werden Beobachtungen wie sehr
Essensaufnahme beeinflussen und eine Mangelernäh­            langsames Kauen, starkes Würgen, Räuspern oder
rung begünstigen (siehe Seite 27). Um die Essensauf­         Verschlucken mit nachfolgendem Hustenreiz gemacht,
nahme zu erleichtern, existieren verschiedene Hilfsmittel:   sollte die Hausärztin oder der Hausarzt beigezogen
˜   	angepasstes Besteck mit breiterem                      und schlucktherapeutische resp. logopädische Unter­
    oder angewinkeltem Griff;                                stützung in Anspruch genommen werden.
˜   	angepasster Teller mit Rand;                           Ist eine Schluckstörung ausgeschlossen, kann eine
˜   	Antirutschhilfen für Teller;                           angepasste Lebensmittelauswahl und -zubereitung das
˜   	Brett zur Befestigung des Brots;                       Kauen und Schlucken erleichtern. Empfohlen sind
˜   	Stützelemente und Kissen für eine                      weiche oder fein geschnittene Speisen.
    aufrechte Sitzhaltung während des Essens.                ˜   	Bei der Zubereitung sollte darauf geachtet werden,
                                                                 dass sich keine Krusten bilden. Aus diesem Grund
Nähere Informationen zu verschiedenen Produkten sind             sollten die Speisen eher blanchiert oder nur leicht
im Hilfsmittelshop der Rheumaliga Schweiz aufgeführt.            angebraten werden.
Der Einbezug einer Ergotherapeutin oder eines Ergo­          ˜   	Bereits fein geschnittene, weiche Speisen oder
therapeuten kann sinnvoll sein. Bei abnehmender Seh­             Smoothfood (pürierte Speisen, die in eine anspre­
kraft helfen Kontraste, die Speisen besser zu erkennen.          chende Form gebracht werden) erleichtern zudem
˜   	Bei Tischuntergrund, Teller, Besteck und Speisen           das Kauen und Schlucken. Für eine ausreichende
    möglichst mit verschiedenen Farben arbeiten.                 Proteinzufuhr kann aus verschiedenen weichen
˜   	Die einzelnen Komponenten auf dem Teller mit               Lebensmitteln gewählt werden, beispielsweise
    genügend räumlichem Abstand servieren.                       Milch, Joghurt, Quark, Streich-, Frisch- oder Weich­
˜   	Kreatives Anrichten und Dekorieren der Speisen             käse, Eierspeisen, Fisch- oder Fleischmousse,
    kann den Appetit fördern, aber bei verminderter              Hackfleisch oder weiche Wurstwaren (z. B. Brät).
    Sehkraft auch zu Irritationen führen.                    ˜   	Stärkebeilagen sollten in Form von Brot ohne
                                                                 Rand, Weggli, Kartoffelstock, feinen Teigwaren,
Verschiedene Faktoren können die Kau- und Schluck­               Polenta, Reis , Griess- oder Haferbrei angeboten
fähigkeit beeinflussen und stellen ein Risiko für Mangel­        werden.
ernährung dar. Mögliche Ursachen sind schlechter Zahn­       ˜   	Bei rohen Früchten und Gemüse sollten die Schale
status oder schlecht sitzende Zahnprothesen. Ebenfalls           und harte Stellen entfernt werden. Bei Bedarf sind
können Infektionen in der Mundhöhle oder dem Rachen­             sie fein zu raffeln. Früchte und Gemüse können
raum die Nahrungsaufnahme beeinträchtigen.                       auch in gekochter Form als Kompott oder Mus
Besteht Verdacht auf eine Schluckstörung (Dysphagie),            oder in flüssiger Form als Saft oder Smoothie
sind weitere Abklärungen notwendig. Obwohl Dysphagie             serviert werden.
Was sonst noch zu beachten ist |   26

Weiter kann durch die Essumgebung und die Verabrei­
chungsart der Speisen das Kauen und Schlucken erleich­
tert werden:
˜   	Nur kleine Mengen schöpfen, damit das Essen
    warm bleibt.
˜   	Betroffenen Personen ausreichend Zeit lassen
    für die Mahlzeit.
˜   	Verwendung eines Teelöffels, damit nur wenig
    Nahrung auf einmal im Mund ist.
˜   	Das Schlucken durch Streichen über den Kehlkopf
    unterstützen (Schluckreflex wird ausgelöst).

Zusätzlich ist eine gute Zahn- und Mundhygiene wichtig.
Weitere Informationen dazu sind in der Broschüre Mund­
gesundheit im Alter zu finden.
Was sonst noch zu beachten ist |   27

    Mangelernährung
    erkennen
Eine Mangelernährung kann durch zu geringe Energiezu­       Weitere Hinweise sind Appetitlosigkeit, das Auslassen
fuhr, hohe Verluste oder einseitige Ernährung verursacht    von Mahlzeiten, einseitige Ernährung, Schmerzen beim
werden. Auch Personen mit Normal- oder Übergewicht          Kauen und Mühe beim Schlucken. Ein leerer Kühlschrank
sind davon betroffen. Ein wichtiger Hinweis auf eine Man­   bzw. ein Kühlschrank, der weniger als drei verschiedene
gelernährung ist ein Gewichtsverlust ohne beabsichtigte     Lebensmittel enthält, kann ein Anzeichen dafür sein,
Veränderungen der Essgewohnheiten über die letzten drei     dass Personen ihre Alltagsaktivitäten nicht mehr aus­
Monate, unabhängig vom Ausgangsgewicht. Eine regel­         führen können. Dies wiederum stellt ein Risiko für eine
mässige Kontrolle des Körpergewichts ist für alle älteren   Mangelernährung dar.
Erwachsenen mindestens zweimal bis viermal jährlich         Besteht der Verdacht einer Mangelernährung, ist die
empfohlen. Diese kann zum Beispiel bei jedem Hausarzt­      Hausärztin oder der Hausarzt zu kontaktieren. Anschlies­
besuch, selbständig durch die betroffene Person oder        send sollte durch die betreuende Ärztin oder den betreu­
andere betreuende Fachpersonen durchgeführt werden.         enden Arzt eine Überweisung an die Ernährungsbera­
Sind keine Gewichtsangaben vorhanden, können auch           tung stattfinden.
locker sitzende Kleidung oder Gürtel, die plötzlich enger   Ausführliche Angaben und hilfreiche Informationen zum
geschnallt werden müssen, Anzeichen für Gewichtsverlust     Thema Mangelernährung sind im EEK-Bericht «Ernäh­
sein.                                                       rung im Alter» (2018) und in der Broschüre «Mangel­
Fragen zu Veränderungen bei alltäglichen Aktivitäten        ernährung trotz Überfluss?!» zu finden.
können Aufschluss über Veränderungen des Ernährungs­
zustandes geben. Können Alltagsaktivitäten plötzlich
weniger ausdauernd ausgeführt werden oder benötigt
die betroffene Person mehr Pausen im Vergleich zu früher,
ist dies ein Warnhinweis. Typische Alltagsaktivitäten
können sein:
˜   	Einkäufe erledigen und tragen;
˜   	eine Anzahl Treppenstufen ohne grosse Mühe
    bewältigen;
˜   	vom Stuhl aufstehen, ohne sich abzustützen.
Was sonst noch zu beachten ist |   28

                                                           Tabelle 4: Nahrungsfasergehalt von verschiedenen
    Verstopfung vorbeugen                                  Lebensmitteln (Siehe auch Kapitel: Getreideprodukte)

Verstopfung bei älteren Menschen tritt häufig auf. Aus­     Lebensmittel                Portionsgrösse, roh     Nahrungs­
                                                                                                                   fasern
löser können Faktoren wie Bewegungsmangel, ungenü­
                                                            Gipfeli                            40 g (1 Stück)        0,8 g
gende Aufnahme von Nahrungsfasern, Medikamente
                                                            Weggli                             40 g (1 Stück)        1,2 g
mit Einfluss auf die Darmbewegung, psychischer Stress
oder ein Flüssigkeitsmangel sein. Folgende Empfehlun­       (Halb-)             75–125 g (1½–2½ Scheiben)        2,7–4,5 g
                                                            Weissbrot
gen können helfen, einer Verstopfung vorzubeugen:
                                                            Ruchbrot            75–125 g (1½–2½ Scheiben)          3,6–6 g

                                                            Vollkornbrot        75–125 g (1½ –2½ Scheiben)       5,0–8,3 g
˜   	Nahrungsfaserreiche Lebensmittel bevorzugen.
    Empfohlen werden 30 g Nahrungsfasern pro Tag.           Knäckebrot            45–75 g (ca. 3–5 Scheiben)     5,0–8,3 g

˜   	In Tabelle 4 sind jene Lebensmittel aufgeführt,      Couscous           45–75 g (ca. 3–5 gehäufte EL)     1,4–2,3 g

    welche hauptsächlich zur Nahrungsfaserzufuhr            Hirse              45–75 g (ca. 3–5 gehäufte EL)     1,7–2,9 g
    beitragen. Die Tabelle hilft abzuschätzen, wie gross    Quinoa             45–75 g (ca. 3–5 gehäufte EL)       1,8–3 g
    die Zufuhr an Nahrungsfasern ist.                       Maisgries          45–75 g (ca. 3–5 gehäufte EL)     2,3–3,8 g
˜   	Durch den Konsum von drei Portionen Getreide­         (Polenta)

    produkte (bevorzugt Vollkorn), Kartoffeln oder          Haferflocken       45–75 g (ca. 4–8 gehäufte EL)     4,7–7,9 g
    Hülsenfrüchten und fünf Portionen Gemüse und            Weisse            60–100 g (ca. 3–5 gehäufte EL)    11–18,4 g
    Früchte am Tag kann die Menge von 30 g erreicht         Bohnen

    werden.                                                 Linsen            60–100 g (ca. 3–5 gehäufte EL)    6,7–11,2 g
˜   	Es empfiehlt sich, die Umstellung von nahrungs­       Kichererbsen      60–100 g (ca. 3–5 gehäufte EL)    9,3–15,5 g
    faserarmer auf nahrungsfaserreiche Kost langsam         Reis               45–75 g (ca. 3–5 gehäufte EL)     0,6–1,1 g
    vorzunehmen, damit der Magen-Darm-Trakt sich            Vollreis           45–75 g (ca. 3–5 gehäufte EL)     1,4–2,3 g
    daran gewöhnen kann und es nicht zu Beschwer­
                                                            Eierteigwaren                           45–75 g      1,5–2,6 g
    den kommt.
                                                            Teigwaren                               45–75 g      2,3–3,8 g
˜   	Genügend trinken. Dies ist generell wichtig;          eifrei
    bei einer nahrungsfaserreichen Kost muss aber           Vollkornteig-                           45–75 g      5,2–8,6 g
    besonders darauf geachtet werden, da es sonst           waren

    zu Beschwerden wie Blähungen oder Verstopfung           Früchte                                    120 g         2,0 g
                                                            (Durchschnitt)
    kommen kann.
˜   	Speisen gut kauen.                                    Beeren                                     120 g         3,4 g
                                                            (Durchschnitt)

                                                            Gemüse                                     120 g         2,4 g
Länger anhaltende Verdauungsbeschwerden sollten mit         (Durchschnitt)
der Hausärztin oder dem Hausarzt thematisiert werden.
                                                            Pizza- oder                            75–125 g      0,9–1,5 g
Weiter kann der Einbezug der Ernährungsberatung sinn­       Kuchenteig
voll sein.                                                  Kartoffeln                            180–300 g      3,8–6,3 g
                                                                                (2–3 mittelgrosse Kartoffeln)
Was sonst noch zu beachten ist |   29

                                                           Wenn die vier einfachen Grundregeln im Umgang mit
   Knochengesundheit                                       Lebensmitteln beachtet werden, kann das Risiko für

   unterstützen                                            Infektionen stark reduziert werden.

Ab dem 35. Lebensjahr nimmt die Knochenmasse stetig                     Waschen: Nach der Verarbeitung von
ab. Geschieht dies in einem zu hohen Mass, steigt die                   rohen Lebensmitteln die Arbeitsfläche,
Gefahr, an einer Osteoporose zu erkranken. Besonders                    verwendetes Küchenmaterial und
Frauen nach der Menopause sind betroffen, da die                        die Hände gut mit Wasser und Seife
Abnahme der Östrogenproduktion den Knochenabbau                         waschen.
beschleunigt.
Eine ausgewogene Ernährung mit genügend Calcium,                        Erhitzen: Fleisch, Fisch und Meeres­
Eiweiss und Energie sowie ausreichend Vitamin D und                     früchte sowie bereits gekochte
regelmässige Bewegung sind wichtig, um die Knochen­                     Lebensmittel genügend erhitzen
gesundheit zu erhalten und Osteoporose vorzubeugen.                     (mindestens 70 °C). Besonders in
Bei genetischer Veranlagung können diese Massnahmen                     Geflügel und Hackfleisch überleben
jedoch nicht gänzlich vor einer Osteoporose schützen.                   Keime bei ungenügender Erwärmung.

                                                                        Trennen: Bereits gekochte Speisen von
                                                                        rohen Lebensmitteln trennen. Separate
                                                                        Schneidbretter und Küchenutensilien
                                                                        für rohe und gekochte Lebensmittel
   Küchenhygiene beachten                                               verwenden.

Rohe Lebensmittel wie Fleisch, Geflügel, Fisch und                      Kühlen: Gekühlte Lebensmittel nach
Meeresfrüchte können von Natur aus mit Keimen belas­                    dem Einkauf möglichst rasch in den Kühl­
tet sein. Diese führen bei unsachgemässer Zubereitung                   schrank stellen. Fleisch, Fisch, Meeres­
der Speisen gegebenenfalls zu Übelkeit und Krankheiten.                 früchte, Milchprodukte sowie gekochte
Ältere Erwachsene sind anfälliger für Lebensmittelinfek­                Lebensmittel bei Temperaturen unter 5 °C
tionen. Dies gilt vor allem für das höhere Alter und für                aufbewahren.
Personen, deren körpereigenen Abwehrkräfte beein­
trächtigt sind, z. B. durch eine chronische Krankheit.     Eierspeisen, die nicht erhitzt werden, sollten nur mit ganz
                                                           frischen und unbeschädigten Eiern zubereitet werden.
                                                           Die zubereiteten Speisen sind anschliessend kühl zu lagern
                                                           und am gleichen Tag zu essen. Lebensmittel, bei denen
                                                           das Verbrauchsdatum abgelaufen ist («zu verbrauchen
                                                           bis»), sollten weggeworfen werden. Weitere ausführliche
                                                           Informationen sind zu finden unter sichergeniessen.ch.
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