Schwerpunktthema: 30 jähriges RC Jubiläum - Nr. 68 Mai 2021 - Wie entsteht eigentlich das RC info?
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
RC Partner für Reintegration und Chancengleichheit Nr. 68 Mai 2021 Nachrichten von RC: Wie entsteht eigentlich das RC info? Aus den Einrichtungen: Die Spezielle Spezialwerkstatt Pinnwand: Ausflugtipp Spreewald Schwerpunktthema: 30 jähriges RC Jubiläum
Für das Recht auf ein normales Leben Menschen, die wegen der Schwere ihrer Behinderung oder Erkrankung einen besonderen Bedarf an der Betreuung und pädagogischer Förderung haben, finden oftmals keinen Platz im sozialen Versorgungssystem. Mit unseren Angeboten geben wir ihnen und ihren An- gehörigen eine neue Perspektive. Unsere Dienstleistungen RC e.V. Wohn- und Betreuungsangebote für Menschen mit geistiger Behinderung und/oder schweren Verhaltensauffälligkeiten und Mehrfachbehinderungen RC rehaconsult Wohn- und Betreuungsangebote für Menschen mit geistiger Behinderung und/oder schweren Verhaltensauffälligkeiten und Mehrfachbehinderungen RC rehaconsult Berlin Wohn- und Betreuungsangebote für Menschen mit geistiger Behinderung und/oder schweren Verhaltensauffälligkeiten und Mehrfachbehinderungen RC reweca Integrierte Beratungs-, Betreuungs und Rehabilitationsangebote für erwachsene Men- schen mit Behinderungen nach erworbener Hirnschädigung RC reweca Berlin Integrierte Beratungs-, Betreuungs und Rehabilitationsangebote für erwachsene Men- schen mit Behinderungen nach erworbener Hirnschädigung in Berlin MITEINANDER gGmbH Wohn- und Betreuungsangebote für Kinder, jugendliche und erwachsene Menschen mit geistiger Behinderung und/oder schweren Verhaltensauffälligkeiten und Mehrfachbehin- derungen RC fkr Wohn-, Beschäftigungs-, Arbeits- und Beratungsangebote in Polen für Menschen mit psy- chischen Erkrankungen und geistiger Behinderung RC Partner für Reintegration und Chancengleichheit
tation einen Strich durch die Rechnung macht) am Beginn einer neuen Phase. In wenigen Wochen werden alle Klienten und die allermeisten Mitarbeiter die 14-Tage- Frist nach der zweiten Impfung hinter sich haben, vor schwerer Erkrankung geschützt und selbst nicht mehr infektiös sein. Willkommen zum RC info Nr. 68 Damit gehen auch wir davon aus, dass die gesetzlich eingeschränkten Verfas- Liebe Leserinnen und Leser, sungsrechte wieder zur Verfügung stehen müssen. Auch wenn nach außen Vieles es hat sich einiges getan seit unserem dennoch nicht erlaubt sein sollte, werden Weihnachtsheft, es ist für viele Men- wir uns dafür einsetzen, RC intern sowohl schen bezogen auf Corona nur nicht in den Häusern, als auch zwischen den Ein- ganz eindeutig, ob zum Guten oder richtungen wieder Veranstaltungen, wie zum Schlechten. die Sommerfeste, durchführen zu können Wir sind bei RC zwar auch nicht begeis- und dazu gerne auch wieder Angehörige tert über das Hin und Her der Politik in den und rechtliche Betreuer, die ebenfalls im- Ländern und im Bund und haben, wie Sie munisiert sind, begrüßen zu dürfen. Auch vermutlich alle, stets das Gefühl, gerade von einer weitgehenden Aufhebung aller nicht zu wissen, ob das, was gestern noch Einschränkungen von Besuchen und Be- erlaubt war, heute noch gilt. urlaubungen im Kontakt mit immunisier- Aber wir sind sehr zufrieden über die ten Angehörigen gehen wir dann aus. Mitte bisherige Entwicklung in unseren Einrich- Mai findet ein Gespräch mit der Branden- tungen und daran haben die Angehörigen, burger Heimaufsicht statt und dort erwar- rechtlichen Betreuer und Mitarbeiter er- ten wir, dass deren kritische Betrachtung heblichen Anteil. unserer sehr vorsichtigen Schließungsstra- Es blieb bei den drei größeren Infek- tegie mit Hinweis auf die Teilhaberechte tionen im EWH, HRG und Haus Roo- der Klienten, diesmal in umgekehrter Form fensee, viele waren infiziert, es musste auch für eine weitgehende Öffnungsstra- aber niemand ins Krankenhaus, geschwei- tegie gelten. Sobald wir klarsehen, werden ge denn in eine Intensivbehandlung. Das wir Sie unverzüglich informieren. zeigt die große Disziplin aller Beteiligten Um uns nicht völlig von unserem Drang im Umgang mit COVID-19 und das freut nach Normalität unseres Lebens hinrei- uns sehr. Ebenso erfreulich war und ist die ßen zu lassen, müssen wir allerdings damit Erfahrung, dass in den besonderen Belas- rechnen, dass es jederzeit wieder Probleme tungsphasen die Krankmeldungen deut- mit Mutationen geben kann, die uns mög- lich abnahmen, ein Zeichen für den großen licherweise monatelang zurückwerfen, soll- kollegialen Zusammenhalt in den Teams ten die Impfungen dagegen weniger wirk- der Häuser. Auch die Klienten bekamen die sam sein. Anspannung mit und verhielten sich unge- Am Beginn der warmen und bunten wohnt ruhig, die Zahl notwendiger Krisen- Jahreszeit, lassen wir uns den Optimismus interventionen nahm deutlich ab. aber nicht nehmen und wollen die „Früch- Nun stehen wir (sofern uns nicht die te“ unserer Bemühungen ernten. südafrikanische oder brasilianische Mu- Vielleicht sind Sie ja gar nicht böse, Editorial | RC info 68 3
wenn ich Ihnen heute weniger von RC be- jährlichen (für die Mitarbeiter zusätzli- richte; tatsächlich hat sich im Vergleich chen) RC-Feiertag gemacht. zum Weihnachtsheft nicht so viel verän- Wir hoffen, dass COVID-19, als das dert. heute noch für uns lebensbestimmende In der Geschäftsstelle fanden wir mit Moment, im nächsten Jahr auf das Maß Frau Micknass eine ebenso nette, wie kom- zurechtgestutzt sein wird, das wir schon petente Unterstützung für Frau Ktit, die immer von grippalen Infekten oder auch ihr als erfahrener Coach die Feinheiten der Grippeerkrankungen kennen. Deshalb ge- Büroleitung vermittelt. Die Firma contec hen wir davon aus, im Oktober 2022 die- unterstützt uns intensiv bei der weiteren ses Jubiläum nachzufeiern, gemeinsam mit Entwicklung unserer Vorstandsarbeit und dem fast noch wichtigeren 30 jährigen Ju- Herr Klettke (der Ehemann unserer Perso- biläum, der RC rehaconsult. Am 1. Oktober nalreferentin) ist dabei, ein Dokumenten- 1992 begann die Enthospitalisierung geis- lenkungssystem einzurichten als beson- tig behinderter Menschen aus den Psychi- ders wichtiges Modul auf dem Weg zu einer atrien Brandenburgs, mit der Eröffnung zukunftssicheren Digitalstruktur von RC. der Wohnstätte Am Forsthaus, als erster Wir stehen kurz davor, die Reihen der neuer Heimeinrichtung in Brandenburg Standortleiterinnen und Standortleiter zu und Beginn der Betreuungsarbeit von RC. schließen und konnten Herrn Karnapke als Für mich persönlich bedeutet dieses neuen Leiter des EWH gewinnen. Jahr eine Zäsur, da am 31.März, 29 Jahre Der Fachdienst Psychologie hofft, dass nach Gründung der RC rehaconsult, als Be- es bald eine Ergänzung für den Bereich treiberin der Angebote für Menschen mit Rüdersdorf gibt und ist mit Frau Räthel in- geis-tiger Behinderung, die Geschäftsfüh- tensiv bei der Auswahl geeigneter Aufnah- rung meiner Frau endete. Ich hoffe auf ihr meanfragen auf dem Weg zur Vollbelegung Verständnis dafür, dass ich dem eine eigene der Häuser von RC. Tatsächlich führt die Erinnerung in diesem Heft widme. Pandemie zu einem deutlichen Anstieg der Am Ende dieses, für unsere Verhält- Anfragen und wir bedauern, nicht mehr nisse kurzen Vorwortes, danken wir Ihnen Betreuungsplätze zur Verfügung zu haben. allen herzlich für Ihre Unterstützung und Auf dem geplanten Weg dorthin, sind die ebenso herzlich (wie immer) dem Redak- Probleme, geeignete Bewerber zu finden, tionsteam. auch bei uns leider nicht weniger gewor- Wir wünschen Ihnen den bestmögli- den. Gleichzeitig blüht und gedeiht unser chen Frühling und Frühsommer und drü- RC campus als Qualifizierungsplattform cken denen, die noch nicht geimpft sind, unter der Leitung von Sebastian Rohsol. die Daumen, dass sie möglichst bald „dran“ Nun zu dem Schwerpunktthema dieses sind. Heftes, dem 30. Geburtstag des RC e.V. am 24. April. Unglaublich, dass unsere Herzlichst Ihr 25-Jahr-Feier schon wieder so lange zu- rückliegt! Eine große Feier kann es nicht geben, wir wollen aber, wenn möglich, die Feste in diesem Jahr unter dieses Motto stellen. Um die Bedeutung dieses Tages deutlich zu Michael Marterer machen, haben wir den 24. April zu einem (mit vielen Grüßen von meiner Frau) 4 RC info 68 | Editorial
Impressum Titelfoto: Maxi Garitz, Haus Rüdersdofer Grund Herausgeber: RC Partner für Reintegration und Chancengleichheit e.V. in enger Zusammenarbeit mit RC rehaconsult gGmbH, RC reweca gGmbH, RC fkr und MITEINANDER gGmbH Vorstandsvorsitzender Michael Marterer Wittestraße 30, Haus J, 13509 Berlin Telefon: 030 4366249-100 Fax: 030 4366249-101 www.rc-online.eu V.i.S.d.P. und Redaktionsleitung: Anja Kahnt, E-Mail: anja.kahnt@rc-online.eu Redaktionsteam: Maxi Garitz, Sonja Hoeckberg, Ghalia Ktit, Anja Kahnt, Jeannine Seydl, Claudia Moeller, Maja Schlüter, Silvia Schulz, Dagmar Schulze, Marcus Vogt Fotos: privat Layout: André Gertz Druck: WIRmachenDRUCK GmbH Bezug: Abonnementbestellung unter Telefon: 030 4366249-100 oder E-Mail: info@rc-online.eu Bankverbindung: RC e.V. Bank für Sozialwirtschaft IBAN DE7 1002 0500 0003 1286 00 BIC BFSWDE33BER Wenn in diesem Heft nicht immer alle Berufe, Funktionen und Rollen in beiden Geschlech- tern aufgeführt werden, soll damit nicht die Bedeutung eines Geschlechts herauf- oder herab- gesetzt werden. Dieses Verfahren soll lediglich die Lesbarkeit des Textes erleichtern.
Inhalt Mai 2021 Nachrichten von RC MITEINANDER Aktionstag Wald........................................36 Vorgestellt: Tobby Karnapke...................... 8 Spaß und gute Laune mit Isabel Zottmann.......................................... 8 den „Aristokraten“....................................37 Verena Micknaß.......................................... 9 Abschied vom Elisabeth Born...........................................10 Behindertenbeauftragten Udo Zeller.......39 Ute Marterer und RC - Unerwartete eine mehr als 30 jährige Geschichte.........11 Weihnachtsüberraschung.........................40 Vorstellung Betriebliche Sozialarbeit.......12 Eine Müllsammelaktion vom Aktuelles zum RC campus........................14 „Hohen Fläming“.......................................42 Unterstützte Kommunikation: Wege zu barrierefreien Mitteilen RV B und Verstehen...........................................15 Die Spezielle Spezialwerkstatt oder: Wie entsteht eigentlich das RC info?.......16 Das EWH boomt!......................................43 Das KreativLabor mit Sarah Leja.............45 Bildergalerie aus dem BTH.......................46 Schwerpunkt Spendenaufruf für die Brunnensanierung im EWH.....................48 Die Zeit der Gründung von RC.................18 30 Jahre RC. Eine lange Zeit!...................19 RV Ost 30 jähriges RC Jubiläum...........................20 Vorsicht schützt vor Ansteckung nicht - 30ster Geburtstag von Reha Consult.......23 Coronainfektion im HBF..........................49 Kommentar zum Beitrag RC krempelt die Ärmel hoch.....................50 von Erik Boehlke.......................................27 Die neuesten Entwicklungen auf dem Wilken-Hof..................................51 Aus den Einrichtungen TBZ Köpenick und Rüdersdorf Rüdersdorf HELLAU!................................52 RV OHV, AWG RT, MH TBZ Köpenick............................................53 Wir haben Ja gesagt!.................................28 Regionalverbund Oberhavel.....................30 Wichtige Termine Buntes aus dem Mühlenhof.....................32 Jubiläen und Sommerfeste.......................52 Ein großer Schritt in Richtung Hoffnung...............................34 Traueranzeigen Impressionen aus dem Nachruf Herr Wagner...............................54 Impfzentrum Steinförde...........................35 6 RC info 68 | Inhaltsverzeichnis
Pinnwand Produkte aus den Tagesbeschäftigungszentren....................56 Die Gewinnerin aus Heft..........................67 Rätselwettbewerb.....................................59 Ausflugtipp Spreewald............................. 60 Rezeptidee: Obstboden mit Creme und Kirschen.............................................62 Geburten....................................................63 28 Mitarbeiterjubiläen...................................64 » Nachträgliche Gratulation zur Hochzeit. 34 36 » Herr K. geht die Arbeit mit bester Laune an. » Alles aus Holz. 42 51 » Jetzt wird sortiert. » Hahn im Anmarsch. Inhaltsverzeichnis | RC info 68 7
Nachrichten von RC welchem chronisch psychisch kranke Men- schen in Gemeinschaft leben. Mein großes Interesse gilt dem Menschsein und allen Optionen, die damit Vorgestellt einhergehen. Als Leitung möchte ich das Tobby Karnapke Rad nicht neu erfinden. Ich möchte Res- Leiter sourcen aufdecken und nutzbar machen, Eduard-Willis-Haus die Gemeinschaft enger zusammenführen und den Menschen eine Heimat gestalten G uten Tag liebe Mitstreitenden, die Gelegenheit erscheint mir sehr passend, um mich Ihnen allen vorzu- - einen Platz, wo sich’s wohnen lässt und einen, wo man gern zur Arbeit geht bzw. kommt. stellen. Seit Beginn des Monats Februar bin ich als Einrichtungsleitung im Eduard-Wil- lis-Haus in Berlin Spandau (Siemensstadt) für RC tätig. Warum tue ich, was ich tue? Das ist schnell beschrieben: ich habe mich beworben und wurde für passend befun- Vorgestellt den und eingestellt. Wenn das so einfach Isabel Zottmann wäre… Mit meinen beinahe 45 Jahren habe Personalsachbearbeiterin ich eine wechselvolle Geschichte hinter Geschäftsstelle mir. Nach meinem Abitur qualifizierte ich mich zum Kfz Mechaniker und später zum Kfz Meister. Ein Viertel meines Lebens ver- brachte ich bei der Bundeswehr, mit allem , L iebe Lesende, mein Name ist Isabel Zottmann, einige von Ihnen ken- nen mich vielleicht noch. was dazu gehört. Ich bin seit September 2013 in der Ge- Die Leidenschaft für die Arbeit mit schäftsstelle als Personalsachbearbeiterin Menschen vertiefte ich erst recht spät und angestellt. Im Oktober 2018 habe ich mei- krönte diese mit einem Studium der Sozia- nen 2ten Sohn zur Welt gebracht und war len Arbeit (BA) und einem Aufbaustudium bis Oktober 2020 in Elternzeit. zum Master in der Ausrichtung Alternswis- Seit November 2020 darf ich meine senschaft/Gerontologie. Unter anderem lieben Kolleginnen immer dienstags im sammelte ich Erfahrungen in der Arbeit Personalbüro unterstützen. Nach meiner mit erwachsenen Menschen im Justizvoll- zweiten Elternzeit bin ich in das Garten- zug, in der ambulanten Drogenhilfe und und Landschaftsbauunternehmen meines leitete in der Vergangenheit ein Haus, in Mannes als Bürokraft eingestiegen und 8 RC info 68 | Nachrichten von RC
seitdem auch nur noch geringfügig bei RC Sicht, mit Abstand das beste war, was ich tätig. Am besten erreichen Sie mich bei Fra- machen konnte. Danach wusste ich, dass gen daher per Mail. ich vorher nichts wusste. Zumindest nichts Bei meiner Rückkehr zu RC wurde ich von dem, was eine richtig gute Coaching auch wieder sehr herzlich in Empfang ge- Arbeit ausmacht und ich verabschiedete nommen und möchte mich an dieser Stel- mich aus dem Angestelltenverhältnis in die le gerne noch mal bei meinen Kolleginnen freiberufliche Tätigkeit. und Kollegen bedanken. Seit 2005 begleite ich branchenunab- Ich wünsche allen in dieser außerge- hängig Unternehmen, Organisationen, wöhnlichen Zeit weiterhin viel Gesundheit deren Führungskräfte und Mitarbeiter in und starke Nerven. Veränderungsprozessen, in Konfliktsitua- tionen sowie bei der täglichen Arbeit in den Bereichen Kommunikation, Zusammenar- beit und Lösungsorientierung. Zusätzlich biete ich ein Modulares Seminarprogramm zu den Themen Selbstmanagement und in- nere Balance an. Vorgestellt Einmal im wunderschönen Spreewald Verena Micknaß in der Villa Reich Lübben und einmal auf Diplom. der, ebenfalls wunderschönen, Insel Mal- Systemische Coachess lorca, im Tagungshaus am Hafen von Cala Rajada. V on Natur aus gut gelaunt, lebens- froh, schwungvoll und durchaus auch mal zurückhaltend sowie sach- In meiner Freizeit liebe ich es, in net- ter Gesellschaft mit dem Boot auf oder mit dem Fahrrad an den Fließen des Spree- lich konzentriert, so beschreiben mich walds zu fahren und die idyllische Natur zu Menschen, die mich gut kennen. genießen. Während der Zeit auf Mallorca Geboren und aufgewachsen im schönen liebe ich die Wanderungen im Gebirge oder Dörfchen Freileben in Brandenburg, wurde am Meer entlang sowie die leckere mallor- ich von meiner Mutter mit dem Vornamen quinische Küche und ein gutes Gläschen Verena, nach einer Romanfigur aus ihrem Wein dazu. Lieblingsbuch, benannt. Den Nachnamen Mein Lebensgefährte und ich haben Micknaß habe ich meinem Vater zu ver- vor ca. vier Jahren die gemeinsame Lei- danken. Meine beruflichen Wurzeln liegen im kaufmännischen Bereich. Nach mehreren Jahren als Vermögensberaterin und Markt- bereichsleiterin einer Bank, habe ich mich entschieden, Menschen bei der Umsetzung von ständig wachsenden Anforderungen am Arbeitsplatz zu unterstützen. Nach ver- schiedenen Aus- und Weiterbildungen im Bereich Training, Beratung und Coaching, absolvierte ich als Krönung des Ganzen ein systemisches Studium, welches aus meiner » Villa Reich Lübben. Nachrichten von RC | RC info 68 9
denschaft fürs Reisen entdeckt und bereits mehrere Länder besucht. Viele neue Reise- ziele haben wir in einem Urlaubstagebuch abgesteckt, die nur noch in die Tat umge- setzt werden müssen. Vorgestellt Mein Sohn wohnt und arbeitet mit sei- Elisabeth Born ner Freundin seit mehreren Jahren in Ber- Praktikantin lin und ist mein ganzer Stolz. Für mich ist FD-Psychologie es ein sehr beruhigendes Gefühl, wenn ich weiß, dass es den beiden gut geht und sie Ihr Leben nach ihren Vorstellungen planen und genießen können. Ich warte dann mal M ein Name ist Elisabeth Born und ich komme ursprünglich aus dem schönen Erzgebirge in Sachsen. nur noch auf die Enkelkinder. Seit 2018 studiere ich Psychologie an Im Februar diesen Jahres bin ich bei Re- der TU Chemnitz. Im Sommer schließe ich cherchen im Internet auf die Stellenanzeige voraussichtlich meinen Bachelor ab und von RC zur Referentenstelle für Büroma- werde dann weiter im Master studieren. nagement aufmerksam geworden und habe Perspektivisch strebe ich eine Ausbildung mich als Coachess vorgestellt. Seit Februar zur Psychotherapeutin an. unterstütze ich Ghalia Ktit im Service Büro Nach meinem Abitur absolvierte ich auf dem Weg zur Leiterin / Referentin. Wir ein FSJ in einem Autismuszentrum in arbeiten effektiv an Lösungen, Kommuni- Chemnitz. In diesem arbeite ich neben dem kationsformen sowie Prozessvereinfachun- Studium noch immer. Durch diese Erfah- gen. Wir haben viel Spaß dabei und freuen rungen wurde über die letzten Jahre mein uns über jeden kleinen Erfolg. Das Arbeits- Interesse an der Arbeit mit Menschen mit klima und die wertschätzenden Umgangs- geistiger Behinderung geweckt. formen bei RC empfinde ich als ausgespro- Umso mehr freute ich mich, als ver- chen hervorragend. gangenes Jahr das Seminar „Förderung » Seminarraum Mallorca. 10 RC info 68 | Nachrichten von RC
von Menschen mit geistiger Behinderung“ Anknüpfend an mein Praktikum habe durch Stefanie Schwitzer an meiner Uni- ich ab sofort nun auch die Chance als Werk- versität angeboten wurde. Am Rande die- studentin bei RC zu arbeiten. Vorwiegend ses Seminares erzählte sie auch von ihrer werde ich den psychologischen Fachdienst Arbeit bei RC in Berlin. Dies weckte mein aus der Ferne unterstützen. Jedoch sind Interesse und ich bewarb mich um eine auch Präsenzaufenthalte geplant, beispiels- Praktikumsstelle. weise in meinen Semesterferien. Ich bin Im März hatte ich dann die Chance ein sehr froh, damit an meine Erfahrungen im vierwöchiges Praktikum beim psychologi- Praktikum anknüpfen zu können und freue schen Fachdienst von RC zu absolvieren. mich auf alles was kommt. Ich erhoffte mir vor allem die psychologi- sche Perspektive der Arbeit mit Menschen mit geistiger Behinderung kennenzulernen Ute Marterer und RC - und somit meine bisherig ausschließliche eine mehr als 30 jährige Geschichte Betreuungsperspektive erweitern zu kön- Michael Marterer nen. Die Erfahrungen, wenn auch oft nur Vorstandsvorsitzender RC e.V. aus der Ferne, waren eine große Bereiche- rung für mich. Leider konnte ich die Ein- richtungen nur kurz besichtigen und nicht vor Ort arbeiten. Allerdings nahm ich an Viedeokonferenzen mit Klienten teil und M eine Frau und ich lernten uns im Frühjahr 1979 kennen und seit dieser Zeit verfolgt sie (freiwillig oder durfte später auch eigene Gespräche füh- unfreiwillig) meinen beruflichen Weg. ren. Zudem fand ich es sehr spannend, die In den ersten Jahren war sie stets be- vermittelnde Rolle der Psychologen zwi- reit (und meist auch interessiert), alles schen Klient, Mitarbeiter und Leitung ken- mögliche aus der für sie bis dahin gänzlich nenzulernen. Auch Austauschgespräche unbekannten Psychiatrie, insbesondere über einzelne Klienten und der angestrebte aus der Nervenklinik Spandau zu hören, Perspektivwechsel der Mitarbeiter in Bezug unterstützte mich bei der Gründung des auf herausforderndes Verhalten empfand Freundeskreis Nervenklinik Spandau und ich als sehr bereichernd. Denn durch mei- teilte meine Freude an der Begegnung und ne persönlichen Vorerfahrungen weiß ich, großen Unterstützung durch Sybilla Fried dass dies in vielen Einrichtungen leider zu als Psychiatriereferentin des Landes Berlin. kurz kommt. Ab 1982 unterstützte sie mich moralisch Die Strukturen und Ansatzpunkte von bei der schwierigen und von vielen sehr RC beeindruckten mich deshalb ganz be- skeptisch gesehenen Aufarbeitung der Ent- sonders und ich konnte sehr viel für mich hospitalisierung der geistig behinderten selbst mitnehmen. Patienten der Karl-Bonhoeffer-Nervenkli- Ich bedanke mich bei allen Mitarbeitern nik, wir diskutierten gemeinsam mit Erik von RC und vor allem bei den Kolleginnen Boehlke die Gründung des Träger e.V. als des psychologischen Fachdienstes für die Basis für die ersten Enthospitalisierungs- schöne Zeit in meinem Praktikum. Trotz projekte der Klinik und sie musste sich Corona Bedingungen konnte ich einen unseren Frust über das Problem anhören, vollumfassenden Eindruck von der Arbeit dass die Berliner Träger aktiv dabei wa- eines Psychologen in diesem Arbeitsfeld er- ren, unsere Betten zu füllen, sich aber sehr langen. Vielen Dank! schwer taten, die Patienten wieder zurück- Nachrichten von RC | RC info 68 11
zunehmen. Ich erzählte ihr nach der Wende GmbH zu gründen. Bei der Frage, wer die von meinen Begegnungen mit den leiten- Geschäftsführung übernehmen sollte, fiel den Ärzten der Brandenburger Nervenkli- die Wahl auf meine Frau, da sie als einzige niken und deren Fragen nach den aus dem eine kaufmännische Ausbildung hatte (und Westen bekannten psychiatrischen Hilfs- vielleicht auch, weil sie den größten Ein- vereinen zur Enthospitalisierung chronisch fluss auf mich hatte). Kranker, zu deren Gründung sie in dieser So nahm sie am 4. Januar 1992 ihre Umbruchsituation keine Möglichkeiten Tätigkeit als Geschäftsführerin der REHA hatten. Als dabei die Idee entstand, einen CONSULT gGmbH auf. Seither hat sich RC eigenen Trägerverein zu gründen, vorran- sehr entwickelt, es gab Höhen und Tiefen, gig für meine eigenen Klinikpatienten, ha- Hoffnungen, Pläne und Enttäuschungen. ben wir in intensiven Gesprächen überlegt, Und es gab einen Ehemann, der nicht nur was dies für uns bedeuten würde. die Probleme der rehaconsult ständig dis- Erik Boehlke und ich waren zu dieser kutieren wollte, sondern auch immer bereit Zeit ein unzertrennliches Gespann und wir war, alle anderen Fragen zu besprechen. ergriffen sofort die Möglichkeit, nach einer Damit bestimmte seit dieser Zeit (ne- Reise durch den Altkreis Gransee, an die ben drei Kindern und jetzt fast sechs En- Treuhandanstalt eine Bewerbung für den keln), RC ganz wesentlich das Ehe- und Kauf des Betriebsferienheimes in Steinför- Familienleben; seit einigen Jahren belebt de zu richten. auch durch Andrej und Colja als nächster Ermutigt durch Regine Hildebrand, die Generation. Ich bin meiner Frau für ihr En- sich ohne Zögern des Plans der Enthospi- gagement, ihre Ideen, ihre Teilnahme und talisierung psychisch kranker und geistig Unterstützung in schwierigen Phasen und behinderter Patienten der Brandenbur- ihre Geduld sehr dankbar in der ihr eigenen ger Landeskliniken annahm, und freund- Zurückhaltung auch gegenüber öffentli- schaftlich unterstützt durch Ernestine chen Auftritten, bei denen sie stets ande- Kramer (heute Brauns) als Pflegedirektorin ren den Vortritt ließ. Mit dem Ende ihrer der KBoN, wurde als Voraussetzung für den Geschäftsführung wurde sie in die Mitglie- Erwerb von Steinförde kurzfristig die Ver- derversammlung des RC e.V. gewählt. einsgründung beschlossen. Helmut Forner, Somit bleibt sie RC erhalten und für schon damals einer der wesentlichen Mo- mich und meine Söhne (und Miriam Wap- toren im gemeinnützigen Bereich Berlins pler) weiterhin die verständnisvolle und und wichtiger Mitstreiter bei der Enthospi- engagierte Zuhörerin und Beraterin. talisierung empfahl, mit REHA CONSULT einen eher professionellen Namen zu wäh- len und so fand am 24. April 1991 bei Erik Vorstellung Betriebliche Sozialarbeit Boehlke zu Hause die Gründung statt, mit Andrea Räthel meiner Frau als einem der sieben nach Ver- Fachdienst Soziale Arbeit einsrecht erforderlichen Mitglieder. (Das können Sie übrigens alles in der Festschrift zum 25 jährigen Bestehen des RC e.V. nach- lesen). Ende 1991 hatten wir Grundstück und I ch freue mich, RC seit November 2019 als Sozialarbeiterin verstärken zu dürfen! Haus gekauft und entschieden, für den Mein Name ist Andrea Räthel und ich Betreuungsbetrieb eine gemeinnützige bin für den Fachdienst Sozialarbeit zustän- 12 RC info 68 | Nachrichten von RC
dig. Vor RC war ich mehrere Jahre in der den Klienten, summieren sich dann diese Suchthilfe tätig. Dort habe ich mit sucht- Aspekte zu einer Situation, die ohne Hilfe kranken Eltern und deren Kindern gearbei- kaum noch lösbar ist. tet und auch in der ambulanten Suchthilfe Hier setzt die betriebliche Sozialarbeit und Obdachlosenarbeit viele wertvolle Er- mit an. Wir beraten Sie auch, bevor „das fahrungen sammeln können. Ich war im- Kind in den Brunnen gefallen ist“, also, mer tätig an Stellen in der Gesellschaft, wo wenn Sie einfach Fragen haben oder auch sich Menschen in multiplen Problemlagen mal ein entlastendes Gespräch suchen! befanden und am Ende der gesellschaft- Dazu gehören ebenso Fragen zu An- lichen Leiter angelangt waren. Genau bei sprüchen auf Sozialleistungen wie Wohn- diesen Menschen war immer mein Herz geld, Kinderzuschlag, etc., als auch Fragen und auch wenn nicht jeder erreicht werden bei Trennung, Erziehung der Kinder, Kon- kann und manchmal auch nicht erreicht sumprobleme, Umgang mit Suchtmitteln, werden möchte, so hat doch jeder verdient, Schulden und so weiter. Manchmal ist das mit seinen Schwierigkeiten Hilfe zu finden. erst ein Einstieg in weiterführende Bera- tungen, nicht alles können wir selbst lösen, Eine meiner Stationen war auch die dann vermitteln und begleiten wir gern zu Arbeit in der Flüchtlingshilfe, dort fanden Fachberatungsstellen. sich vielfältige Hilfebedarfe, die weniger kognitiven Einschränkung entsprangen Auch Konflikte am Arbeitsplatz, Verän- oder Suchterkrankungen, hier waren es derungen oder Wechsel in den Teams kön- eher kulturelle Unterschiede, die zum Teil nen uns belasten! aufeinanderprallten. Diese Arbeit hat mir sehr viel Spaß gemacht, auch wenn es oft Ebenso ist die Pflege von Angehörigen sehr fordernd war. eine enorme Herausforderung und die so- In meiner Arbeit bei RC bin ich unter zialen Fragen zu eigener Krankheit und anderem für das Aufnahmeprocedere aus Rückkehr nach langer Krankheit gehören sozialarbeiterischer Sicht zuständig und dazu. berate Betroffene, Angehörige und Betreu- er in sozialen Fragen. Alle Beratungen unterliegen der Darüber hinaus hat sich RC entschie- Schweigepflicht nach §203 StGB. Rufen den, Betriebliche Sozialarbeit für die Mit- Sie mich einfach an oder scheiben mir arbeiter zu etablieren. Hier bin ich für die eine Mail! Beratung der Mitarbeiter, unabhängig von ihrer Position im Unternehmen, Ansprech- Telefon: 0175 588 08 55 partner. andrea.raethel@rc-online.eu Kein Problem in unserem Leben macht Ich vereinbare die Termine dort, wo am Firmentor halt, daher sind Mitarbei- es für Sie gut machbar ist, das kann am ter mit schwierigen Aspekten immer auch Dienstort ebenso wie außerhalb sein! gefährdet, psychisch oder physisch zu er- kranken. Mitarbeiter, die in schwierigen oder belastenden Situationen leben sind Herzlichst, Ihre weniger leistungsstark und gerade bei der Arbeit, mit unseren oft sehr herausfordern- Andrea Räthel Nachrichten von RC | RC info 68 13
Aktuelles zum RC campus Sebastian Rohsol Qualifizierungsbeauftragter bei RC A n dieser Stelle möchte ich Sie ger- ne bezüglich der Entwicklung des RC campus auf dem Laufenden halten. Wie ich im vergangenem Heft schon be- richtet habe, werden wir unsere Plattform noch mit „RC-Leben“ füllen. Wir haben inzwischen die ersten eige- nen Lehrfilme gedreht. Bei diesen Filmen war es uns wichtig, dass die Inhalte für alle » Herr Römhild, Mitarbeiter der Wohnstätte Mitarbeiter gut verständlich vermittelt Am Forsthaus, ist heute als Dozent tätig. werden. In diesem Kontext entstand die Idee, dass wir unsere Fachkräfte, die spezi- zu den Themen Deeskalation und Grund- fische Kenntnisse zu den unterschiedlichs- wissen geistiger Behinderung abgedreht. ten Themen besitzen, als Fortbildungsdo- Es hätten noch mehr Filme sein können, zenten nutzen. doch ein massives Infektionsgeschehen in Und so haben wir nun mit der Um- Fürstenberg/ Havel hat uns einen Strich setzung dieser Idee begonnen und es ent- durch die Rechnung gemacht, denn bisher stand ein Lehrfilm zum Thema „Epilep- wurden diese Videos ausschließlich mit sie“, tätigkeitsnah und einfach erklärt von Mitarbeitern aus dem Regionalverbund einem unserer Kollegen. Für interessierte Oberhavel gedreht. Mitarbeiter, die ihr Wissen noch vertiefen Diese schwierige Zeit habe ich dann ge- möchten, existiert im RC campus ein weite- nutzt, um mir weiterführende Gedanken res Lehrvideo, in dem ein Arzt fachlich aus zum strukturellen und inhaltlichen Auf- medizinischer Sicht auf dieses Thema ein- bau des RC campus zu machen. Ich habe geht. Zusätzlich haben wir weitere Videos (zunächst außerhalb der Plattform) eine neue Gliederung erstellt und die bereits existierenden sowie weitere geplante Fort- bildungen den entsprechenden Kategorien zugeordnet. Für die Implementierung die- ser Gliederung in den RC campus steht uns noch einiges an Arbeit bevor. Für die künf- tigen Videodrehs zähle ich auch auf die Un- terstützung der anderen Verbünde und des Fachdienstes Psychologie, denn hier gibt es viele Experten in diversen Fachbereichen, die zum Teil bereits großes Interesse be- kundet haben. Ich freue mich auf hoffent- lich zahlreiche Rückmeldungen, damit wir gemeinsam die weiteren Weichen für die » Gleich beginnen die Dreharbeiten. Zukunft stellen können. 14 RC info 68 | Nachrichten von RC
Wenn also auch Sie gut. Kommt dann Stress durch fehlende Bedürfnisbefriedigung, Lautstärke oder interessiert sind, uns bei Zeitdruck hinzu, steigt auf beiden Seiten unserem Projekt zu un- die Hilflosigkeit, was der oder die mir ge- genüber wohl will oder versteht. terstützen, melden Sie Während das Kleinkind oder der Zuge- reiste sich in der Regel langsam der Laut- sich einfach bei mir! sprache bemächtigen kann, bleibt dies ei- nigen Menschen mit Einschränkungen nur Dieser Appell ist im Übrigen nicht teilweise zugänglich oder ganz verwehrt. ausschließlich an Mitarbeiter aus dem Be- Mitmenschen mit kommunikativen Ein- treuungsbereich gerichtet. Wir freuen uns schränkungen, ob körperlich und oder geis- auch über Mitarbeiter aus anderen Berei- tig verursacht, machen häufig die Erfah- chen von RC (Verwaltung, Hauswirtschaft, rung: „Kommunikation funktioniert nicht Hausmeister …), die ihr Wissen mit ihren (mehr) zuverlässig und hilft mir nicht.“ Da- Kollegen teilen möchten. her wird zunehmend lauter und verzweifel- ter kommuniziert durch Schreien, Bedrän- Abschließend möchte ich im Namen gen oder Schlagen und schlussendlich wird von RC unseren Mitstreitern vom „Versteh- auch immer seltener kommuniziert. Eine bahnhof“ in Fürstenberg/Havel besonders Abwärtsspirale mit zunehmenden heraus- danken, die uns erfreulicherweise beim fordernden Verhalten und Rückzug aus Dreh und Schnitt der Filme unterstützen dem alltäglichen Leben entsteht. und mit Rat und Tat zur Seite stehen. Ich freue mich auf eine lange und fruchtbare Seit 1990 entwickelt sich in Deutsch- Kooperation. land aber ein Förder- und Therapieangebot, was sich dem Grundbedürfnis von Kom- munikation bei Menschen mit Einschrän- Unterstützte Kommunikation: Wege zu kungen angenommen hat. Die Rede ist von barrierefreien Mitteilen und Verstehen Unterstützter Kommunikation. Stefanie Schwitzer Fachdienst Psychologie; UK AG „Unterstützte Kommunikation ist der deutsche Sammelbegriff für alle Maß- nahmen, die bei Menschen mit unzurei- E in drängender Blick, ein Fingerzeig oder gar ein leichtes Nicken… Doch die Bedeutung dieser kleinen Zeichen chenden oder fehlenden lautsprachlichen Fähigkeiten dazu beitragen, Kommunika- tion und Mitbestimmung zu verbessern…“ sind nicht immer eindeutig. (Boenisch & Sachse, 2020, S.17). Wenn wir jemanden gegenüberstehen, der nicht die uns vertraute Lautsprache Die Entwicklung der Unterstütz- nutzt oder nutzen kann, wird schnell mit- ten Kommunikation war lange Zeit nur tels Versuch und Irrtum eine Verständi- praktisch vorangeschritten. Es gab keine gung improvisiert. Zur Hilfenahme von Ge- theoretische Fundierung oder gar eine genständen, mit vollem Körpereinsatz und Weiter- und Fortbildungsmöglichkeit. Ideen der Mitmenschen wird entschlüsselt. Unterstützte Kommunikation wurde zu Das funktioniert mal mehr oder weniger Beginn nur Menschen angeboten, die be- Nachrichten von RC | RC info 68 15
reits Fähigkeiten zur Beantwortung von für weniger Frustration, Belastung und Ag- Ja/Nein-Fragen aufwiesen. Lagen die kom- gression bei jedem einzelnen Bewohner zu munikativen Fähigkeiten darunter, gab sorgen. Zukünftig wird die UK AG im RC es auch weit bis in die 90er Jahre keine Info Heft regelmäßig über Fortschritte und Förderung. Unterstützte Kommunikation Anregungen berichten. Wir freuen uns, fand zunächst eine starke Verbreitung in auch im nächsten Heft wieder berichten zu den Förderschulen in Deutschland. Wohn- dürfen. einrichtungen und Werkstätten ziehen bis heute nur langsam nach. Betrachtet man dann den erst beginnenden Prozess der Wie entsteht eigentlich das RC info? Enthospitalisierung in den 90er Jahren Anja Kahnt wird deutlich, dass wir in unseren Einrich- Fachdienst Psychologie tungen viele Menschen betreuen, die mit Unterstützter Kommunikation die meiste Zeit ihres Lebens keine oder nur wenig Be- rührung hatten. Hinzu kommt, dass Ju- S eit nun 24 Jahren erscheint das RC info Heft. Die Anzahl der Heraus- gaben variierte im Verlauf der letzten gendliche, die heutzutage in eine Erwach- Jahre von zwei über vier zu mittlerwei- seneneinrichtung wechseln, in den bereits le drei Heften jährlich. Das erste Heft aufgebauten Fähigkeiten häufig nicht wei- ist, nach meinen Recherchen, 1997 er- ter gefördert werden können. schienen. Noch fehlen das ausreichende Wissen Verantwortliche für Text und Gestal- und die Kenntnisse von Unterstützter tung war damals u.a. Frau Raupach und die Kommunikation. Daher ist es für RC ein Leser konnten es für 5 DM erwerben. Den besonderer Schritt zu versuchen diese Lü- Aufmerksamen unter Ihnen ist sicher nicht cke in den eigenen Einrichtungen endlich entgangen, dass das RC info nächstes Jahr zu schließen und allen Mitarbeitern und 25 Jahre alt wird und sich seinen Geburts- Bewohnern Wissen und Mittel einer bar- tag mit dem des Dienstleistungsbereiches rierefreieren Kommunikation bereitzustel- von RC teilen wird. len. In einer dafür spezialisierten Arbeits- gruppe wird zunächst im Regionalverbund Berlin in Form eines Pilotprojekts die Ein- Die Erstausgabe ist führung verschiedener Elemente erprobt. Anschließend werden bewährte Strategien 1997 erschienen und und Elemente in allen Verbünden geschult und umgesetzt. Zur Schaffung ausreichend konnte damals für geschulter Mitarbeiter werden bereits die- ses Jahr Fortbildungen vom Fachdienst 5 DM erworben werden. Psychologie für alle Verbünde zur Verfü- gung gestellt. Denn am 01.10.1992 zog der erste Wenn es uns gelingt eine kommunikati- Klient im Forsthaus ein. Es stehen also für onsanregende und -förderliche Atmosphä- das nächste Jahr wichtige Jubilare an. Aber re in den Einrichtungen von RC zu schaf- bleiben wir zunächst im Hier und Jetzt. fen, haben wir nicht nur die Möglichkeit In diesem Jahr gibt es ebenfalls Grund mit einem erheblichen Beitrag die Teilhabe zu feiern! REHA CONSULT begeht am unserer Klienten zu fördern, sondern auch 24.04.2021 seinen 30sten Geburtstag. 16 RC info 68 | Nachrichten von RC
Wunderbar, dass sich auf meine Anfra- gedruckt und an 550 externe Adressen ver- gen alte Bekannte, treue Wegbegleiter und sandt. Besonders die Klienten warten auf Freunde von RC sofort bereit erklärt haben ihr Highlight- das Kreuzworträtsel und lie- ihre Erinnerungen mit uns in diesem Heft ben es, sich auf den vielen Fotos wieder zu zu teilen. Vielen Dank dafür! finden. Es gibt Dinge, die sich bewährt haben, Welche ist Ihre gern gelesene Rubrik? die gut sind, an denen wir festhalten. So Was wollen Sie, liebe Leser wissen? Das Re- eröffneten schon damals Herr und Frau daktionsteam freut sich über Leserbriefe, Marterer das RC info, woran sich bis heute die neben einem Feedback neue Möglich- nichts geändert hat. Jede Ausgabe nimmt keiten zur Gestaltung des Heftes bieten sich einem Schwerpunktthema an, wel- können. Stillstand gibt’s nicht! ches zu Beginn jeden Jahres gemeinsam mit dem Vorstand, dem Verbundleiterteam Deswegen möchten wir auch der Bitte und dem Redaktionsteam gewählt wird. einzelner Leser und dem Umweltgedanken Um eine Ausgabe zu veröffentlichen bedarf nachkommen, Ihnen die Möglichkeit anzu- es mehrerer Schritte und fleißiger Schrei- bieten, das RC info digital zu erhalten. Ge- berlinge. Unser Redaktionsteam setzt sich ben Sie uns einfach Bescheid! aus verschiedenen Mitarbeitern von RC Be- reichs- übergreifend zusammen und trifft sich vor jeder Ausgabe mindestens einmal, Diese Ausgabe ist in- um die Struktur und den Inhalt des Heftes zu besprechen. Zu diesem Zeitpunkt flie- sofern auch eine Beson- ßen erste Ideen aus den Verbünden von RC mit ein und es werden erste Vorschläge in dere, als dass das Lay- die jeweiligen Rubriken sortiert. Im nächs- ten Schritt werden die gesammelten Vor- out erstmals in internen schläge und Ideen an die Mitarbeiter und Händen lag. Mitarbeiterinnen der Häuser weiter kom- muniziert. Es finden sich unzählige literari- sche Talente bei RC, die so die Möglichkeit Herr Gertz, unser verantwortlicher bekommen, sich auszuleben und sich bes- Mann für die Öffentlichkeitsarbeit und das ser auszuschreiben. Mittlerweile ist das RC Marketing bei RC, unterstützt uns nun in info ein wichtiges Instrument der Öffent- den letzten Schritten vor der Fertigstel- lichkeitsarbeit geworden, da es eine große lung. Transparenz unserer Arbeit ermöglicht. Zu zeigen, was wir machen und wie, auch was Durch diese großartige neu gewonnene schieflaufen kann, wo noch nachgebessert Möglichkeit endet jedoch auch unsere jah- oder woran festgehalten werden kann, be- relange Zusammenarbeit mit Herrn Mar- schreibt die Arbeit mit unseren Klienten kus Drangsal. besonders authentisch und ehrlich. Die Artikel werden inhaltlich nicht zensiert Im Namen von RC danke ich Ihnen für sondern lediglich redaktionell überarbei- die stets sehr zuverlässige, beständige, im- tet. Kritik ist ausdrücklich gewünscht. Je mer unterstützende und sehr freundliche Ausgabe werden aktuell 1000 Exemplare Zusammenarbeit! Nachrichten von RC | RC info 68 17
Die Zeit der Gründung von RC Helmut Forner Aufsichtsrat D ie Zeit der Gründung von RC: Art. 1 unseres Grundgesetzes (es lohnt, immer wieder einmal den Text RC Jubiläum zu verinnerlichen) war und ist meine Leitlinie. Mich beeindruckte bei der Gründung 24.04.2021 von RC die konsequente Umsetzung, auch mit einem Personenkreis, der oft gesell- schaftlich ausgegrenzt war, ich sah radikale Umsetzung ohne Abstriche, ohne Berüh- rungsängste. 30 Jahre Aktivität und dabei auch 30 Jahre konsequente Umsetzung der Gründungsidee ohne Kompromisse. Eine Aufzählung der vielen Beweise dafür findet sich in der Sammlung der RC-Info-Hefte. Ich fürchte, dass die wirtschaftlichen und finanziellen Folgen der Corona-Pan- Schwerpunkt 18 RC info 68 | Schwerpunkt
Die Zukunft von RC 30 Jahre RC. Eine lange Zeit! Prof. Dirk Lorenzen wird, meine ich, nicht Vereinsmitglied RC e.V. weniger herausfordernd als die letzten 30 Jahre. L ieber Michael, 30 Jahre RC. Eine lange Zeit! Und noch länger ist es her, fast 20 Jahre, bevor du RC aus der demie nicht spurlos an den öffentlichen Taufe gehoben hast. Haushalten und damit der Situation behin- Im Sommer 1972, haben wir uns ken- derter Menschen vorübergehen werden. nengelernt: du als Psychologiepraktikant Menschenwürde gilt es auch bei schlechtem kurz vor Ende deines Studiums, ich als Wetter zu bewahren:“ Wer sich allein von frischgebackener Psychologe in der Psych- den Kosten für seine politischen Grundsät- iatrie in Weinsberg, der erste Schritte auf ze leiten lässt, der hat keine“ (Richard von unbekanntem Terrain wagte. Damals, glau- Weizsäcker). RC wird gefordert sein, sich be ich, hat sich ein Saatkorn in dir eingenis- mehr als bisher als Wächter für die Men- tet, das sich im Laufe der Jahre zu einem schen, die jetzt schon 30 Jahre bei RC ein prächtigen Gewächs entwickeln sollte. gutes Leben haben, zu positionieren. Dabei Denn damals begann ein frischer Wind in mitzuwirken wird mir Freude und Heraus- die lange vernachlässigten Psychiatrien zu forderung sein! blasen, die nach den Schrecken des Dritten Reichs über viele Jahre hinweg wie in einer Helmut Forner Schockstarre verharrt hatten. Nun endlich war die Zeit reif für Veränderungen. Jour- nalisten, Politiker und auch Beschäftigte in den Kliniken begannen zu fragen: Was ist das für eine Psychiatrie, die ihre Patienten hinter hohen Mauern wegsperrt, sie mit Medikamenten und Elektroschocks ruhig- stellt und ihnen jede Hoffnung auf ein er- fülltes Leben in der Gemeinschaft nimmt? Im Zwischenbericht der Psychiatrie-En- quete von 1973 wurde damals das Schlag- wort von der „brutalen Realität“ in den Psychiatrischen Krankenhäusern geprägt. Dank der Aufgeschlossenheit und der Risi- kobereitschaft von Professor Fritz Reimer, der 1969 die Leitung der Klinik in Weins- berg übernommen hatte (und der im Feb- ruar dieses Jahres bei bester Gesundheit seinen 90. Geburtstag feiern konnte), fielen auch unkonventionelle Ideen auf fruchtba- ren Boden, wenn sie nur die Situation der Patientinnen und Patienten verbesserten. Hier konntest du erste Erfahrungen ma- Schwerpunkt | RC info 68 19
chen, wie man auch gegen den Widerstand mehr vor Augen zu haben, bedeutet Stag- der vorgesetzten Behörden Verbesserun- nation, Rückschritt und Gleichgültigkeit gen durchsetzen konnte. Eine Erfahrung, gegenüber dem Leiden anderer Menschen. die dir in deinem späteren Berufsleben sehr Und es bedeutet, sich von Verantwort- von Nutzen gewesen sein dürfte. lichkeit zu entlasten. Dass RC hier eine andere Philosophie vertritt, ist in vielen Noch weniger im Blickpunkt der Öf- unserer Einrichtungen fast noch ein Allein- fentlichkeit standen damals geistig behin- stellungsmerkmal. Es ist beileibe nicht so, derte Menschen, zum Teil ohne adäquate dass dieser Weg ohne Widerstände, Rück- Betreuung zusammen mit chronisch psy- schläge, Irrtümer erfolgt wäre. chisch kranken Patienten verwahrt auf ge- schlossenen Stationen, zum Teil in großen Aber deine Hartnäckigkeit, deine Fä- Heimen und Behinderteneinrichtungen in higkeit, Fehler zu erkennen und aus ihnen Trägerschaft kirchlicher Organisationen, zu lernen, dein Mut, neue Wege zu gehen, in denen das Morgengebet die Zuwendung dein Netzwerkertalent und vor allem dein zu den Patienten ersetzte. Ich weiß nicht, Gespür, dich mit Gleichgesinnten zu umge- ob zufällig oder gezielt: in solche Einrich- ben, die eigenmotiviert und selbständig an tungen haben dich deine ersten beruflichen einem gemeinsamen Ziel arbeiten, hat RC Schritte geführt und die „brutale Realität“ zu dem gemacht, was es heute ist. dort hat sicherlich deine Vorstellungen von einer menschenwürdigen Behandlung und Betreuung dieser Menschen reifen lassen. Lieber Michael, die Allerdings war es bis zur Gründung von RC 1991 noch ein weiter Weg. Über die Ner- Weichen sind gestellt. venklinik Spandau führte er dich in die für dich geschaffene Position des Abteilungs- RC ist für die Zukunft leiters der Heiltherapeutischen Abteilung an der Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik. Wie gut gerüstet. Meinen du dort die Enthospitalisierung psychisch herzlichen Glückwunsch kranker und geistig behinderter Lang- zeitpatienten vorangetrieben hast, trotz und alle guten Wünsche intensiver Widerstände durch verkruste- te institutionelle Systeme und unwillige für die Zukunft. Mitarbeiter/innen (Motto: Das haben wir schon immer so gemacht), darf man wohl Du weißt es selbst am besten: der Erfolg als dein Meisterstück bezeichnen. Mit der von RC ist vielen zu verdanken, insbeson- Folge, dass du dich durch den Erfolg deiner dere deiner Frau Ute, deinen Kindern, Kol- Arbeit beinahe selbst überflüssig gemacht leginnen und Kollegen, deinen Freunden hast. Welch ein Glück, dass sich dir mit RC und Beratern und natürlich vor allem den neue Möglichkeiten eröffneten, deine Vor- Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen von stellungen von einem humanen Umgang RC. Dir und ihnen allen Respekt, Anerken- mit geistig Behinderten und Menschen mit nung und Dankbarkeit dafür was sie geleis- erworbenen Hirnschädigungen zu verwirk- tet haben und täglich leisten. lichen. Wir wissen: ideale Verhältnisse wer- den wir nie erreichen, aber ein Ideal nicht Dein alter Weggefährte Dirk 20 RC info 68 | Schwerpunkt
30ster Geburtstag von Reha Consult Alleinstellungsmerkmal. Natürlich gab es Erik Boehlke schon damals spezialisierte Einrichtungen Vorstandsvorsitzender GIB e.V. in den großen Nervenkliniken für Men- Facharzt für Neurologie und Psychiatrie schen mit geistiger Behinderung. Diese wa- ren jedoch alle an allgemeinpsychiatrische Abteilungen angedockt. L iebe RCler, liebe Freunde von RC, liebe Leserinnen und Leser dieses RC-Infos, lieber Michael, dieses Heft 1983 kam ich in die Abteilung, und ab November 1985 haben wir, Du als Abtei- ist einem bedeutsamen Ereignis ge- lungsleiter und ich als Oberarzt und Dein widmet, dem 30sten Geburtstag von Stellvertreter, die Abteilung gemeinsam ge- Reha Consult. führt. Als Mitgründer von RC bin ich gebeten Entsprechend dem Auftrag haben wir worden, einen kleinen Beitrag zu diesem nicht nur eine klinische Abteilung auf ho- Geburtstag zu schreiben. Dieser Bitte fol- hem Niveau aufgebaut, sondern die Patien- ge ich gerne. In einer eher ahistorischen ten, die schon lange nicht mehr klinisch Zeit werde ich - meinem Hobby frönend - behandlungsbedürftig waren, enthospita- die Entstehungsgeschichte - natürlich aus lisiert, gemäß dem Motto der Psychiatrie meiner subjektiven Sicht und Erinnerung Enquête: Eine Klinik ist kein Ort zum Le- - nochmals lebendig werden lassen. ben. RC kann in eine lange Geschichte naht- Interessante Dinge haben wir schon los eingeordnet werden. In den 1880 er- damals gemacht: Wir haben in unserer Ab- öffneten Dalldorfer Irrenanstalten, nach teilung die ersten Heilerziehungspfleger in mehreren Namensänderungen seit 1957 Berlin eingestellt. Diesen Beruf gab es in Karl-Bonhoeffer-Heilstätten, später Karl- West-Berlin zu dieser Zeit gar nicht. Wir Bonhoeffer-Nervenklinik (KBoN), wurde haben eine ganze Station geräumt, um dort schon am 18.11.1881 unter Leitung des statt der großen Schlafsäle eine Beschäfti- Erziehungsinspektors Hermann Piper die gungstagesstätte einzurichten. So haben eigenständige Idiotenanstalt eröffnet. Von wir damals noch unter Klinikbedingungen dieser lässt sich ein direkter Bogen schla- eine „Tagesstruktur“ angeboten und die Pa- gen zu der 1982 gegründeten eigenstän- tienten sinnvoll beschäftigt. digen klinischen Heiltherapeutischen Ab- teilung. In ihr wurden alle Menschen mit Mit dem ursprünglich von Dir gegrün- einer Intelligenzminderung, die zu diesem deten Träger e. V., dem Klinik-Psychiatrie Zeitpunkt in der KBoN lebten, zusammen- Verein für extramurale Wohnangebote, gefasst, insgesamt rund 210 Patienten. haben wir erste Schritte der Enthospitali- sierung unternommen. Dabei sind so span- Im Zeichen der damaligen Psychiatrie- nende Projekte entstanden wie die „B.Bär“, reform wurde die Leitung dieser klinischen eine Wohngemeinschaft mitten im Mär- Fachabteilung programmatisch einem Dip- kischen Viertel. Die Maxstraße: In einem lom-Psychologen übergeben, Herrn Micha- großen Rondell von 120 Sozialmietbau- el Marterer. Das war in der Tat ein Novum. wohnungen, mitten im Wedding, haben In der damaligen Bundesrepublik Deutsch- wir 10 % der Wohnungen bekommen. Von land hatte diese klinische Abteilung ein den insgesamt 12 Wohnungen haben wir Schwerpunkt | RC info 68 21
in zwei Aufgängen je drei Wohnungen zu- Hildebrandt. In ihrem Auftrag hast Du im sammengelegt. So entstand für unsere Pa- Rahmen des IVP, Investitionsprogramm tienten mitten im sozialen Wohnungsbau Pflege, alle brandenburgischen Kliniken ein dezentrales gemeindeintegriertes Heim und Behinderteneinrichtungen begutach- mit 24 Plätzen, verteilt auf vier Wohngrup- tet und, so wie kein anderer, Einblicke in pen mit je sechs Bewohnern. die Krankenhauswelt und die Versorgungs- strukturen der Behindertenhilfe der gerade untergegangenen DDR gehabt. In der Klinik haben Auf der Suche nach geeigneten Stand- wir uns mit diesen Akti- orten für unsere Patienten, haben wir manchen Nachmittag genutzt, um durch vitäten nicht nur Freun- das Brandenburger Land und weiter bis de gemacht, aber dieser Mecklenburg-Vorpommern zu fahren. Oft zusammen mit Bürgermeistern und Land- Teil der Geschichte räten, die uns die wunderschönen, leider verfallenen Gutshäuser für eine Mark an- bleibt heute außen vor. boten. Es galt nur, zwei Millionen für die Restaurierung aufzutreiben und 20 Ar- Ein ganz anderes Problem trieb uns beitsplätze zu schaffen. zu diesem Zeitpunkt um. Die verbliebe- nen Patienten waren so schwierig, dass Als wir von einer dieser „Besichtigungs- alle Entlassungsversuche schiefliefen, da touren“ wieder nach Berlin zurückfuhren, die etablierte Behindertenhilfe in Berlin habe ich Dir von einem Ereignis erzählt, ganz offensichtlich nicht in der Lage war, das mich am Vormittag dieses Tages be- für diese Gruppe angemessene Konzepte sonders geärgert hatte. Eine Patientin, P. zu entwickeln. Auch der Träger e. V. stand R., wurde von ihrem dritten Entlassungs- nicht mehr zu Verfügung, da er sich zum versuch in die Klinik zurückgebracht. An- psychiatrischen Hilfsverein für den noch getan von all den Gutshäusern, Gehöften verbliebenen Versorgungsbezirk der Klinik und sonstigen interessanten Immobilien ‚Reinickendorf‘ entwickelt hatte. und frustriert durch die Träger, die unsere Aber die große Historie war uns gewo- Patienten nicht aufnahmen, fingen wir an gen: Im November 1989 der Mauerfall und zu überlegen: Wenn die Behindertenhilfe am 3. Oktober 1990 die Wiedervereinigung nicht in der Lage ist, die Menschen, die uns der beiden deutschen Staaten. in der Klinik „auf den Füßen stehen“, auf- zunehmen, das eben in die eigenen Hände Das Agieren im politischen Raum war zu nehmen, da wir beide inzwischen Wis- schon immer eines Deiner Faibles, und Du sen und genügend Erfahrung hatten, um hast Dir dabei auch einen Namen gemacht. mit diesen Menschen gangbare Wege zu Gleich nach der Wiedervereinigung hast finden. Das war die geistige Geburtsstun- Du Kontakte in das nun offene Umland de von Reha-Consult. Sehr rasch hast Du geknüpft, nicht nur zu Kliniken und Kol- dann Vorbereitungen für die Gründung ge- legen, sondern auch zur Politik und dort troffen, die wir am 24. April 1991 bei mir das Vertrauen einer ganz besonderen Frau zu Hause auch wirklich umgesetzt haben, gewonnen, der Sozialministerin Regine gemeinsam mit anderen Unterstützern 22 RC info 68 | Schwerpunkt
unserer Sache, besonders auch Ernestine eine gewisse Zeit angelegt wurde, bekam Brauns und mit großer Sympathie auch von man damals 8,5 % Zinsen. Als Vorstand für Sybilla Fried, der damaligen Psychiatriere- Bau und Finanzen bei RC war ich für das ferentin Berlins. Geld verantwortlich, und es klingt wie eine legendäre Anekdote, obwohl sie wahr ist. Weiterhin waren wir in den neuen Wir haben von der Kreditanstalt für Wie- Bundesländern sehr aktiv unterwegs und deraufbau ein zinssubventioniertes Dar- haben zig Pläne geschmiedet. Teilweise lehen erhalten, für welches wir 4 % Zinsen gingen Überlegungen von uns für Enthos- zahlen mussten. Erstaunlicherweise haben pitalisierungsprojekte bis in den äußersten wir dieses Geld schon im Mai 1992 bekom- Norden von Rügen. Letztlich sind wir dann men, obwohl noch gar keine Zahlungen fäl- jedoch an einem der zahlreichen Ferien- lig waren, so dass wir dieses zu dem Zins- einrichtungen, die Betriebe in der DDR für satz von 8,5 % anlegen konnten. ihre Mitarbeiter hatten, hängengeblieben, nämlich in einem kleinen 40-Seelen-Ort Sehr rasch und aus heutiger Sicht äu- im Norden Brandenburgs, Steinförde. Wie ßerst günstig konnten wir die Ferienein- all diese VEB-Einrichtungen, war auch richtung so renovieren, dass sie für 24 Men- diese Einrichtung in die Vermarktung der schen Platz bot. Nachdem ich in der Nacht Treuhand übergegangen, so dass wir nun vom 30.09. zum 01.10.1992 noch selbst unsere eigenen Erfahrungen mit der Treu- die Kanten der Treppenstufen klebte, hat hand machen konnten. Das alles war schon RC an diesem Tag die erste Wohnstätte zur sehr eigenartig, zumal gerade in dieser Zeit Enthospitalisierung von Menschen aus den der Treuhandchef Rohwedder ermordet ehemaligen Landesnervenkliniken Ebers- worden war und Frau Birgit Breuel seine walde, Neuruppin und Teupitz in Bran- Nachfolge antrat. Es gab verbindliche Ab- denburg eröffnet. Damit wir in der Heil- sprachen zwischen der Treuhand und uns, therapeutischen Abteilung (HTA) mit der aber die alten Seilschaften funktionierten Enthospitalisierung vorankamen, haben noch sehr gut, plötzlich sollte dieses Ob- wir auch vier unserer Patienten dorthin jekt jemand anderem zugeschlagen werden. verlegt. Nun mussten wir die Kosten be- Das konnten wir uns natürlich nicht bieten gleichen. Letztlich ist es so, dass der Zins- lassen, und in der Dir eigenen Art, hast Du ertrag aus diesem halben Jahr, immerhin einen Brief an Frau Breuel geschrieben, der mehr als 10.000,00 DM, der Kapitalgrund- - nach einigem Hin und Her - letztlich doch stock war, mit dem wir dann weiter gewirt- dazu führte, dass wir diese Einrichtung - schaftet haben. zugegebenermaßen für sehr wenig Geld - Sehr engagiert hat Ernestine Brauns, erwerben konnten. damals noch Krämer, eine sehr gute Mann- Wenige Jahre später, 1996/1997, wur- schaft von Mitarbeitern zusammengestellt, den wir bei der Vorbereitung des Grund- die teilweise heute noch dort arbeiten. stücks am Roofensee nochmals mit den Dann kamen die nächsten Projekte: haarsträubenden Seilschaften der Treu- Die 4er und 6er WG in der Rudolf-Breit- hand konfrontiert. Aber das nahmen wir scheidt-Straße in Gransee als Außenstelle schon gelassener, wir hatten ja Übung. von Steinförde, WG Am Südhang, Gransee, Eine andere Situation kann man sich Bernardo-Timm-Haus in Berlin-Spandau heute bei der Null- und Minus-Zins-Phase und unser letztes gemeinsames Projekt: gar nicht mehr vorstellen. Für Geld, das für der Mühlenhof in Walsleben. Schwerpunkt | RC info 68 23
Sie können auch lesen