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Nr. 24 / Januar 2021 PUNKT UM Reflexion Reflexion in der Portfolio – Lernprozesse Feedback über Philosophie sichtbar gemacht Feedbacks Seite 8 Seite 16 Seite 24
Sc Punktum 24 Editorial REFLECTERE AUDE Die Reflexion ist ein Kind der geistigen Freiheit und damit die Schwester des Denkbaren, der Fantasie, des Möglichen, des schieren Potenzials, über das so nur der Mensch verfügt. Sie ist aber auch die Mutter der Tat, der überleg- ten und guten sogar. Vor allem dann, wenn sie sich einer konsensualen Ethik unterwirft. Grund genug, ihr eine eigene Ausgabe zu widmen. In Anlehnung an den Wahlspruch der Aufklärung will dieses Punktum dazu anregen, möglichst lustvoll über das Nachdenken nachzudenken. Richtig ge- lesen. Das Thema «Reflexionen» eröffnet ein breites und buntes Spektrum an Möglichkeiten, auf die Welt und ihre Erscheinungen zu blicken. Die vielfältigen Beiträge dieser Ausgabe sind der beste Beweis dafür. Doch was ist Reflexion? Der Duden unterscheidet zwei Hauptformen: die physikalische (das Zurückwerfen von Wellen an einer Fläche) und die um- gangssprachliche Reflexion (das Nachdenken, die Überlegung, die prüfende Betrachtung). Beide Formen spielen im schulischen Kontext eine wichtige Rol- le, doch die zweite ist wichtiger. Warum? Reflexion ist einer der entscheidenden Schritte im Lernprozess1 jedes Indi- viduums, aber auch jeder selbstlernenden Organisation. Das bedeutet: ohne Reflexion kein Fortschritt, keine Verbesserung. Erst durch Reflexion und Um- setzung der daraus resultierenden Erkenntnisse nutzen wir unsere Möglich- keiten, unser Potenzial als Schule. Bleibt die Frage: Wie setzen wir das um? Antwort: Indem wir mit spannen- den Konzepten die richtigen Anreize setzen, ein gutes Lernklima fördern und Einsichten aus dem Lehr-/Lernprozess in die Konzeption des Unterrichts zu- rückfliessen lassen. Wie dies gelingt, zeigen wir mit ausgesuchten Häppchen aus dem Leistungs- spektrum von Schülern und Lehrkräften. Beeindruckend sind sie allesamd. Ob im Geschichtsunterricht (S. 6), im neuen Freifach Philosophie (S. 8), in der Physik (S. 12), im Sport (S. 14), in BiG und Deutsch (S. 16), im wirtschaftlichen Kontext (S. 19), bei Maturaarbeiten (S. 20), im Freifach Theater (S. 26) oder im Diskurs über Feedback (S. 24) – sie alle zeigen, was möglich ist und darüber hinaus noch möglich wäre. Daneben haben wir auch die Reflexion auf Organisationsebene thematisiert Redaktion (vgl. «Supervision» S. 22 oder «Digi-Check» S. 31) und ganz individuellen For- Oliver Suter (Text), Andrea Müller (Layout) men der Zeitnutzung und der Rückschau Raum geschenkt (vgl. «Lockdown- Hobbys» S. 34 oder «30 Jahre Internat» S. 30). Abbildungen (sofern nicht anders vermerkt) Jedes Weiterkommen gründet auf dem Mut zur Veränderung. Dazu braucht Fotos: zVg, Grafiken und Illustrationen: Andrea Müller es engagierte, motivierte Lehrkräfte, aber auch neugierige Schüler. Solche wie an der SAMD! Herausgeber Schweizerische Alpine Mittelschule, Guggerbachstrasse 2, 7270 Davos Platz Wir wünschen viel Spass beim Lesen und da und dort auch die eine oder andere Erkenntnis. Druck Druckerei Landquart VBA, Schulstrasse 19, 7302 Landquart Oliver Suter Titelbild Andrea Müller (Davosersee; nach einer Idee von Caroline Faruque, G5b) 1 Vgl. dazu «Die Taxonomie des Lernens» nach Bloom/Anderson: https://bit.ly/3aXPi9v Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in den Texten nur die männliche Form verwendet. Gemeint ist stets sowohl die weibliche als auch die männliche Form. 2 3
SchwerpunktReRexion Punktum 24 Inhalt Veränderung durch Reflexion Farbige Beispiele aus dem Unterricht Neuer Auftritt 28 Reflexion in Geschichte 6 30 Jahre Internat 30 Reflexion im Sport 14 Weiterbildung Digi-Check 32 Portfolio – Lernprozesse sichtbar gemacht 16 Unternehmer spielen 19 Maturaarbeiten 20 Theater 26 Aktuelles Die grosse Leere im Terminkalender 33 Die Basis – Metareflexionen Corona-Hobbys 34 Reflexion in der Philosophie 8 «How not to wear your face mask» 36 Reflexionen an schwebenden Kugeln 12 Wurst weicht Wolf 38 Supervision 23 Agenda 40 Feedback über Feedbacks 24 Das Bild auf dieser Doppelseite stammt von Laura Seger (G5a). Das Ergänzungsfach Bildnerisches Gestalten befasste sich mit zeichnerischen Stillleben mit Früchten, Gemüse und – passend zum Thema dieser Ausgabe – einem Spiegel. 4 5
SchwerpunktReRexion Punktum 24 «Wir befassen uns mit dem Buch- druck, weil es ein wichtiger Schritt in der Entwicklung war…» Die Frage, weshalb wir uns im Geschichtsunterricht eigentlich mit einem Thema befassen, resultiert immer wieder in perplexen Schülergesichtern. Warum eigentlich? Von Manuel Bollag (Geschichte), basierend auf den Texten und freundlicher Genehmigung von Lorena A., Florin, David, Ronja, Liam, Niluni, Erica, Katja, Vanessa, Melina (G3a), Jeanne, Naomi, Siro, Liana, Tina, Severin, Nelly, Angelina, Nago, Neva, Moritz und Lorena S. (G3b). Die Klassen G3a (links) und G3b (unten) Das Erstaunen ist nachvollziehbar: In machen. Weshalb gingen einzelne dass a) der Unterricht noch immer den Schulbüchern wird diese Ange- Humanisten in die Geschichte ein? zu sehr auf Wissensvermittlung und legenheit allenfalls in der Einleitung Inwiefern brachten sie die Mensch- -reproduktion ausgelegt ist und b) behandelt – also da, wo´s die Ler- heit weiter? Sind die Spuren dieser sich junge Menschen im Zeitalter nenden garantiert nicht lesen. Dabei Menschen und Erfindungen noch von Netflix, TikTok und Fortnite zu- wäre die Frage nach dem «Warum» heute erkennbar? Inwieweit inter- nehmend schwer damit tun, Dinge zu doch eigentlich zentral. Oder be- essiert die Schüler eine Person oder hinterfragen und eigene Überlegun- schäftigen wir uns etwa nur deshalb Entwicklung überhaupt? gen anzustellen. Siro wandte zwar bei mit dem antiken Rom, weil das schon Das Resultat war teilweise vor- der nachträglichen Besprechung ein, zig Generationen vor uns getan ha- aussehbar: Die jungen Damen und dass digitale Medien auch förderlich ben und es im Lehrplan aufgelistet Herren fassten das Gelernte in Paw- sein könnten. Diesen Einspruch kom- ist? lowscher Manier zusammen und ho- mentierte Moritz mit der Bemerkung, Das sollte zumindest nicht die ben hervor, was im Unterricht und dass Siro solche digitalen Medien Hauptmotivation sein. Vielmehr sollte Buch betont worden war. So eben, vermutlich intelligenter nutze als die der Geschichtsunterricht der (ge- wie wir Lehrpersonen es vermutlich meisten anderen Schüler. meinsamen) Reflexion über ver- von ihnen erwarten. Nicht zum ers- gangene Ereignisse dienen und im ten Mal wurde damit offensichtlich, Problematische Fragestellung Idealfall in individuelle Schlussfolge- Obiges war zumindest der erste Ein- rungen münden, die wiederum ver- druck. Bei genauerer Betrachtung glichen und debattiert werden. Zu- der Ausgangsfragen wird allerdings mindest die Geschichtsforschenden klar, dass kaum ein anderes Resultat gen einen Schritt weiter, indem sie er vermutlich nicht selbst tat) und die reflektieren unablässig mithilfe der zu erwarten gewesen war. Das Pro- argumentierten, dass die digitale Re- Untersuchung von Leichen auf sich verfügbaren Quellen: über Ereig- blem lag also vermutlich eher beim volution unsere Gesellschaft aus den nahm. Melina fand es spannend, dass nisse, Entwicklungen, Wendepunkte, Fragesteller als bei den Antworten- Angeln hebe. Naomi, Jeanne und An- das heutige Finanzsystem letztend- Gesellschaften, Geschlechterrollen, © Daniel Ullrich https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/de/legalcode den. Wer eigene Gedanken hervor- gelina zeigten sich fasziniert davon, lich auf die Renaissance zurückgeht Migrationsströme, Epidemien und zaubern will, muss die Fragen ent- wie weit Leonardo da Vinci seiner und dass die Banken früh eine wich- Theorien, um nur einige zu nennen. sprechend offen stellen. Zeit voraus war. Florin seinerseits tige Rolle spielten. Das Schlusswort Daraus entstehen jedes Jahr hun- Ganz so wie bei Pawlows berühm- wendete sich gleich der Reformation soll Davide und seiner Überlegung derte von Büchern, welche diese tem Versuch fiel das Resultat dann in England zu, deren Auswirkungen zum Gegenteil des Humanismus, der Aspekte zu erklärenden Geschichten aber doch nicht aus: Beim nochma- er aber zumindest in Resteuropa als Hexenverfolgung, gewidmet sein: verknüpfen. ligen Durchlesen der Reflexionen eher limitiert erachtete. Auch Katja, «Die Beschäftigung mit dem The- waren zwischen den Zeilen durchaus Erica und Niluni befassten sich mit der ma lohnt sich in der Hinsicht, dass Auftrag und Resultat interessante Ansätze zu erkennen. Reformation in England und glaubten man bei der Hexenverfolgung se- Um die Lernenden etwas aus der Neva, Lorena S., Nelly, Tina und Lia- zu erkennen, dass unter Heinrich hen kann, dass es möglich ist, solche Wikipedia Commons Reserve zu locken, lautete der Auf- na wiesen beispielsweise darauf hin, VIII. «die Blutlinie in den Hintergrund Ausgrenzungen zu verhindern und trag vor kurzem, über den Huma- dass der Buchdruck zwar noch im- rückte und mehr auf das Können (…) zu erkennen, dass das, was wir tun, nismus bzw. die Renaissance zu re- mer eine wichtige Rolle spiele, durch der Menschen geachtet wurde». Lo- falsch ist.» Die simple, aber sehr wah- flektieren. Sie sollten in Gruppen ein die Digitalisierung aber zunehmend rena A. und Ronja wiederum erkann- re Schlussfolgerung liess den Verfas- Unterthema wie den Buchdruck aus- Johannes Gutenberg (um 1400–1468) in den Hintergrund gedrängt werde. ten das grosse Risiko, das Leonardo ser dieses Artikels dann doch etwas wählen und sich darüber Gedanken Er4nderdesBuchdrucks Siro, Moritz, Severin und Nago gin- da Vinci durch das Ausgraben (was perplex zurück. 6 7
SchwerpunktReRexion Punktum 24 Eine ungewöhnliche Gewohnheit nähern und dieser ungewöhnlichen phie allgemein. Werden Philosophen Reflexion im Rahmen der Gewohnheit nachzugehen. Zwei nicht klischeehaft als besonders hin- Philosophie dieser jungen Leute beschreiben im terfragend und reflektierend abge- Reflexion. Was ist Reflexion eigent- Folgenden, wie sie diese Gewohnheit bildet? Ja, die Philosophie beschäf- lich? Was steckt hinter diesem Be- persönlich erfahren und einschätzen. tigt sich mit dem ersten Prinzip der griff? Der Begriff der Reflexion Dinge, sie will weiter zurückgreifen. stammt vom lateinischen Wort «ref- Reflexion Den Mordanschlag auf einen Un- lexio» ab, was so viel wie «die Zu- Die Reflexion ist das Nachdenken, die schuldigen wird der Philosoph nicht rückbeugung» bedeutet. Auf der prüfende Betrachtung, die Überle- als falsch akzeptieren, bevor er nicht Suche nach der Definition fand ich gung, es ist das Betrachten der Welt systematisch argumentiert hat, war- Folgendes: «Reflexion bezeichnet aus einem philosophischen Auge, um er falsch ist. Und solch eine re- die Tätigkeit, eine Erfahrung Revue denn das philosophische Auge ist passieren zu lassen und sie dabei flektierende Methodik ist auch im ein kritisches, prüfendes und hinter- unter verschiedenen Gesichtspunk- Freifachkurs zu finden. Einem Bil- fragendes Auge. Es ist durchaus die ten zu durchdenken, um Erkennt- dungssystem, in dem immerhin der Fähigkeit eines intelligenten Geists nisse aus ihr zu gewinnen und an ihr Durchschnittsschüler Information auf- wie desjenigen der Menschen. zu wachsen.» Weiter ging´s mit der nimmt, um sie dann auszuspucken, Suche nach einer philosophischen «Philosophie beginnt mit der Ver- käme die Aufnahme einer solchen Erklärung. Dabei stiess ich in Stangls wunderung», so spricht Aristoteles, philosophischen Reflexion zugute. Europalexikon auf Folgendes: «In der denn verwundert oder staunend Psychologie ist Reflexion die Rück- beginnen wir zu denken, ja, zu re- Siro Caruso, G3b wendung des Subjekts vom wahr- flektieren. Und diese Reflexion ist ein genommenen Gegenstand auf seine Teil unserer Bildung, insofern sie die eigenen Wahrnehmungen und Ge- Erkenntnis über uns sowie über die danken; z.B. Kants Vernunftkritik als Welt vertieft. Und ferner: Der Reflek- das Hinterfragen der Möglichkeits- tierende wird jegliche Superstition, bedingungen von Erfahrung.» Ideologien, gesellschaftliche Struk- turen und dergleichen hinterfragen, ©Antrax Street Art womit er sich wiederum gegen In- doktrination, blindes Vertrauen und gegen Dogmen wappnet. Hieraus erhellt die Wichtigkeit der LudwigWittgenstein(1895)alsGrazti Reflexion, denn langfristig wird – so kann man spekulieren – eine nicht Was lange währt, wird endlich gut. Diese Volksweisheit trifft auch auf die Einführung des reflektierende Gesellschaft, der jedes Freifachs «Philosophie» an der SAMD zu. Ein erstes Zwischenfazit oder vielmehr eine dia- Hinterfragen und Nachdenken über die Realität abgeht, die im metapho- lektische Reflexion über den erfolgreichen Start des Angebots an unserer Mittelschule. rischen Sinne also nichts zu verlieren Von Gian Paolo Giudicetti und Beat Held (Freifach Philosophie) hat als ihre Ketten, den Weg in eine « totalitäre Zukunft gehen. Weniger langfristig wäre der Kasus wohl die- ser: kein geistiger Fortschritt, da jede Im Rennen der Philosophie räumigen Schulzimmer, um philoso- rationalen Denkens – der Reflexion – wissenschaftliche, künstlerische, phi- gewinnt, wer am langsamsten laufen phische Texte zu lesen und zu kom- zu pflegen. Die Philosophie ist in losophische etc. Erkenntnis daraus kann oder: der, der das Ziel zuletzt mentieren. dieser Hinsicht, wie Isabelle Sorente entspringt, dass wir innerhalb unse- erreicht», hat Wittgenstein 1938 ge- Von Anfang an hatten wir zwei Ziele: (‹Philosophie magazine›, 2016) ge- res Forschungsbereichs und darüber schrieben. Langsam waren wir auch. einige der wichtigsten Texte der Phi- schrieben hat, etwa «verrückt, wie hinaus reflektieren. Das heisst auch: ©De Agostini Editore/age fotostock Wir sind beide seit fast zehn Jahren losophiegeschichte zu erörtern und eine Gewohnheit, die dazu führt, mit kein Fortschritt ohne Reflexion. Diese an unserer Schule und brauchten einzelne philosophische Fragen (zum allen Gewohnheiten zu brechen». ist nun sehr wohl ein bedeutendes diese Zeit, um uns zu entschliessen, Beispiel: Was ist Glück? Ist die Welt Mit unseren offenen und an- Attribut des Menschengeschlechts. ein Freifach Philosophie anzubie- absurd? Was ist Transzendenz?) zu spruchsvollen Schülern versuchen wir jede Woche, wenn im Gebäude Diese philosophische Reflexion ten. Nach einem inoffiziellen Anfang besprechen. Zwei prinzipielle Hal- im letzten Schuljahr treffen wir uns tungen haben uns unterstützt: fast nur noch wenige Individuen verwei- zeigt sich sehr wohl im Rahmen des seit August 2020 in jeder Donners- immer von Texten auszugehen und len, mit nur drei, vier Blättern vor uns, Freifachkurses, denn die Reflexion ist tag-Abenddämmerung in einem ge- die Gewohnheit des kritischen und uns langsam einigen Wahrheiten zu notwendig, ein Aspekt der Philoso- Aristoteles (384 v.Chr.–322 v.Chr.) 8 9
SchwerpunktReRexion Punktum 24 Nun fragte ich mich, was denn Re- Meinung nach sehr häufig. Ich sehe Gefühl, dass ich mich zunehmend flexion für mich selbst bedeutet und bei mir, dass ich inzwischen Alltäg- verschliesse, zurückhalte, gedanklich wie ich das in der Philosophie erle- liches in meinem Leben zu hinter- gleichzeitig aber auch öffne. Para- be. Je mehr ich darüber nachdachte, fragen begonnen habe, zum Beispiel dox? Oder einfach die «Rückwen- desto mehr kam ich zur Überzeu- meine Denkweise. Oft stellt sich mir dung des Subjekts auf seine eigenen gung, dass wir Menschen immer re- nämlich die Frage, ob es ein Richtig Wahrnehmungen und Gedanken»? flektieren. Wir machen es unbewusst, oder Falsch gibt, und wenn ja, denke Dank der Philosophie kann ich immer und überall, selbst am Abend ich richtig, und wenn nein, was ma- mich im Allgemeinen besser öffnen, im Bett, wenn wir daliegen und den che ich falsch? So fiel mir im Laufe im Unterricht selbst fällt es mir aber Tag eben «Revue passieren lassen». der Zeit auf, dass sich alle Kursteil- schwer. Durch dieses Freifach öffnet Reflexion ist ein Teil von uns, genau- nehmenden anfingen zu öffnen. Alle sich uns jeden Donnerstag eine neue so wie beispielsweise Vorurteile. Je- ausser mir. Wieso ich nicht, stimmt Welt. Wir können miterleben, wie sich der Mensch hat sie und jeder lebt sie etwas nicht mit mir? Liegt es daran, die Gedankenwelt der Teilnehmen- anders aus. Für mich zeigt sich auch dass ich vielleicht zu viel Selbstkritik den öffnet. Manchmal bekomme ich im Hinterfragen von Dingen eine Art übe, immer alles zu oft und zu gründ- sogar das Gefühl, dass wir in diesen der Reflexion. lich überdenke? Ich habe Gedanken, vierzig Minuten besonders verletz- Als nächstes fragte ich mich je- verwerfe sie aber, weil ich denke, lich sind, weil wir eigentlich fremden doch, inwiefern wir Reflexion im Frei- dass sie nicht «gut» genug sind. So Menschen «Zugriff» auf unsere in- fach Philosophie erleben. Meiner habe ich von Woche zu Woche das nersten Gedanken und Gefühle ge- ©Alfredo Dagli Orti/Shutterstock.com © encyclopaedia britannica © encyclopaedia britannica Zeichnung von Maja Redies (G4b), entstanden im BiG zum Thema «Spiegelbild» Richard David Precht (*1964) Sokrates (ca. 470 v.Chr. – 399 v.Chr.) Hannah Arendt (1906–1975) Cogito, ergo sum.* währen. Ohnehin sind wir verletzlich, denn die Fähigkeit, sich offenbaren wir uns auch mehr mit der eigenen wenn wir Selbstkritik üben und uns zu können, ist etwas sehr Schönes, Person auseinander. Für manche Wer glaubt, Philosophie sei überflüssig, der irrt. Die Philosophie gilt zu Recht als gedanklich öffnen. Nun aber liegen wenngleich auch Schwieriges. Im mag das negativ sein, für mich jedoch «Mutter aller Wissenschaften». Erkenntnisgewinn, Fortschritt und Strategie sind unsere Meinung oder unsere Ge- Rahmen der Philosophie durchläuft ist das eine wichtige Erfahrung, und ohne sie undenkbar. Auf ihr fusst letztlich all das, worauf wir uns in vielem, was wir danken auf dem Tisch und können man diesen Prozess, was wiederum ich bin dankbar, dass ich sie schon sind, scheinen, haben, fühlen oder denken, gerne beziehen. Damit ist die Philoso- phie untrennbar mit dem Denken an sich und dadurch mit unserer Erkenntnisfähig- so von allen Teilnehmenden kritisch für die Zukunft von Vorteil sein kann. jetzt machen darf. keit, ja mit dem Menschsein schlechthin verbunden. Dazu gehören selbstredend oder wohlwollend beurteilt werden. Wir lernen dabei neue Denkweisen auch die Introspektion und die Reflexion. Umso wichtiger ist es daher, sich mög- Sie stehen plötzlich im Zentrum der kennen und gehen reflektierend auf- Alexandra Leake, G4b lichst früh mit Philosophie zu befassen, auch oder gerade an einem Gymnasium. gemeinsamen Reflexion. Es ist aber einander ein. Die Philosophie öffnet Philosophie ist lebens-, ja überlebenswichtig. Künftig mehr denn je, gewinnen doch genau dieser «Zugriff», der unsere Türen zu neuen Welten, etwas, was ethische Fragen in allen Bereichen des Lebens immer mehr an Bedeutung. Von Selbstreflexion nochmals verstärkt, man sonst in dieser Art nicht erlebt. Aristoteles über Alberti bis Arendt, von Diogenes über Descartes bis Derrida, von und wir fragen uns: Sind unsere Ge- Ich selbst bin der Philosophie sehr Platon über Piccolomini bis Precht, von Sokrates über Schopenhauer bis Sloterdijk: Sie alle eint das Nachdenken über existenzielle Fragen. Sich mit ihnen auseinan- danken und damit auch wir selbst dankbar, allein für die Chance, einmal © encyclopaedia britannica derzusetzen, kann nicht nur kein Fehler sein, sondern müsste eigentlich zur Pflicht «gut» genug? Wie stellen wir uns pro Woche während vierzig Minuten gehören. nun dar und haben wir zu viel ge- allem Alltäglich-Gewöhnlichen ent- wagt? Damit zeigen wir diesen ver- fliehen zu können. meintlich fremden Menschen meist Die Philosophie eröffnet uns also * Der Satz geht auf René Descartes (1596–1650) zurück und markiert den Tief- und Wen- unbewusst unser Innerstes und es eine völlig neue Art der Reflexion, die depunkt seiner Erkenntnisfähigkeitskrise. Zum Thema Reflexion in der Philosophie vgl. auch stellt sich die Frage, ob das nun gut sich von allem uns bisher Bekannten http://treffpunkt-philosophie.de/die-philosophische-reflexion/ Arthur Schopenhauer (1788–1860) ist oder nicht. Das kann ich bejahen, unterscheidet. Reflektierend setzen 10 11
SchwerpunktReRexion Punktum 24 Reflexionen an schwebenden Kugeln Abb.2:SchemaderLichtreRexionanderOberRächeundander Rückseite der Seifenhaut. Riesenseifenblasen selber herstellen 2–3g Guarkernmehl mit 50ml Alkohol verrühren Die Brühe 10 Min. in 1Liter Wasser aufgehen lassen 2g Backpulver hinzufügen 50ml Spülmittel* hinzufügen *idealerweise Marke Dawn Professional Viel Spass beim Ausprobieren. Und wichtig: die Kamera nicht vergessen!! Abb.1:AufrechteundumgedrehteBilderdurchReRexionanderVorder-undRückseitederSeifenblase Reflexion ist nicht nur ein geistiges, sondern auch ein physikalisches bzw. optisches Phä- nomen. Das zeigen Seifenblasen mit ihrem prächtigen Farbenspiel besonders schön. Doch Das Rezept für die Seifenlösung Abb. 3: Das Prinzip der Überlagerung der Farben bei der additiven stammt aus dem Magazin wie kommt es dazu? Was passiert eigentlich genau, wenn Licht auf eine durchsichtige Farbmischung «Spektrum der Wissenschaft» Oberfläche tritt? Von André van der Graaff (Physik) Seifenblasen reflektieren das auf sie unterscheidet sich grundsätzlich von es zu einer sogenannten destruk- fallende Licht und wir sehen Spie- der Entstehung der Regenbogen- tiven Interferenz (Auslösung) einer gelbilder auf ihrer Oberfläche. Die farben. In einem Regentropfen wer- bestimmten Wellenlänge. Je nach uns zugewandte Hälfte funktioniert den die verschiedenen Spektralfar- Einfall- und Beobachtungswinkel än- wie ein Wölbespiegel und zeigt uns ben des weissen Lichtes gebrochen, dert sich dadurch die Zusammenset- verkleinerte, aufrecht stehende Bil- weil der Brechungsindex von der zung des Restspektrums und damit der. Gleichzeitig schauen wir quer Wellenlänge abhängig ist. Die Spek- auch der Farbeindruck. durch die Vorderseite zur Rückseite tralfarben reflektieren dann an ver- Der Farbeindruck «gelb» kann der Seifenblase, die wie ein Hohl- schiedenen Stellen an der Rückseite z. B. durch gelbes Licht einer be- spiegel wirkt und uns umgekehrte der Regentropfen und wir sehen die stimmten Wellenlänge oder – vom Bilder zeigt (Abb.1). Mindestens so Farben getrennt wie in einem Pris- Auge nicht zu unterscheiden – durch faszinierend wie die Spiegelbilder ist ma. In einem Regenbogen sehen wir die Überlagerung von rotem und das schöne Farbenspiel in der Sei- die Farben Magenta und Cyan nicht. grünem Licht hervorgerufen werden. fenblase drin. Die Farben ändern sich Gelb sehen wir zwar, aber dieses Verschwindet Blau, dann sehen wir mit dem Blickwinkel und auch mit der Gelb ist nicht das gleiche Gelb wie Gelb in einer Seifenblase, verschwin- Dicke der Seifenschicht. jenes in der Seifenblase. det Grün, so sehen wir Magenta, und In einer Seifenblase sieht man An einer Seifenhaut wird ein Teil verschwindet Rot, sehen wir Cyan die Farben Magenta, Cyan und Gelb, des einfallenden Lichts an der Ober- (Abb. 3). dieselben Farben, die wir auch von fläche reflektiert. Ein anderer Teil Seifenlösungen und Ölflecken den Farbpatronen unserer Drucker geht durch die Schicht hindurch, sind farblos wie Wasser. Wir sehen kennen. Die Farben entstehen durch wird an der Rückseite reflektiert und aber trotzdem all diese wunderschö- Interferenz an dünnen Schichten. Die tritt dann wieder aus (Abb. 2). Bei der nen Farben, weil bestimmte Farben Entstehung der Seifenschichtfarben Überlagerung dieses Lichts kommt verschwinden. Erstaunlich, nicht? Riesenseifenblasen machen Spass und sind einfach herzustellen 12 13
SchwerpunktReRexion Punktum 24 Reflexion im Sportunterricht Reflexion im Sport ? «Das hat gut geklappt, das hat Spass gemacht». Im Sport- unterricht korreliert das Gelingen einer Bewegung oftmals stark mit dem damit verbundenen Spassfaktor. Doch wie kann dieses Erlernen positiv gestaltet und beeinflusst wer- den? An dieser Stelle kommt der Reflexion eine besondere Bedeutung zu. Von Daniela Hohnheiser (Sport) mit Schülerinnen der G5 Sportliche Bewegungen zu reflektie- Hohnheiser ihren Laptop aufgestellt. ren bedeutet, sie zu analysieren und Dabei konnte man im Anschluss an zu bewerten. Um diesen Vorgang zu die Ausführung des Schlages diesen unterstützen, werden im Unterricht zeitversetzt und sich selbst in Zeit- verschiedene Hilfsmittel eingesetzt. lupe anschauen. Nina Hofmänner Im Folgenden werden zwei Beispiele machte Gebrauch von dieser Auf- aus dem Badminton-Unterricht der nahme und analysierte anschlies- fünften Klasse vorgestellt. send gemeinsam mit Frau Hohnhei- ser ihren ausgeführten Clear. 1. Die direkte Videoanalyse mit Zeitverzögerung 2. Direktes Feedback mit einer Das Thema unseres Sportunterrich- Zeitung als Hilfsmittel tes war Badminton. Wir hatten es Neben dem Clear erlernten wir noch schon zuvor gespielt und deshalb eine neue Technik, den Smash. Bei waren uns die Basics schon bewusst. dieser Technik geht es darum, den In diesen zwei Lektionen war es das Shuttle so knapp und hart wie mög- Ziel, unsere bereits gelernte Technik, lich ein paar Zentimeter über dem den Clear, zu verbessern und anzu- Netz ins gegnerische Feld zu schla- wenden. Um zu wissen, ob man den gen oder eben zu smashen. Um die- Schlag auch richtig ausführt, hat Frau se Technik etwas anschaulicher zu machen, haben wir ein Band über Der Federball oder Shuttlecock beim das Netz gespannt, auf das wir dann Smash kurz vor dem Durchbruch durch eine Zeitung legten. Wenn man den die Zeitung Smash richtig ausführte, war man in der Lage, ein Loch durch die Zei- tung zu schiessen. Dieser Erfolg ge- lang einigen von uns. Das Loch in der Zeitung meldete uns zum einen zu- rück, ob der Smash auf der richtigen Höhe über das Netz gespielt wurde, zum anderen musste man mit ausrei- chend Power smashen, ansonsten wurde die Zeitung lediglich gestreift und nicht durchlöchert. Somit konn- ten wir Schülerinnen mithilfe der Zei- tung ein direktes Feedback erhalten, ob unser Smash gelungen war oder nicht. Zeitungen sind offensichtlich nicht nur zum Lesen da. Daniela Hohnheiser beim Anbringen der Zeitung über dem Netz DanielaHohnheisermitNinaHofmänner(G5b)beiderVideoauswertung 14 15
SchwerpunktReRexion Punktum 24 Portfolio – ein Ferienort in Italien? Nein, es ist eine unter vielen Möglichkeiten für Schüler und Lehrer, Lernprozesse abzubilden, zu begleiten, zu reflektieren und Schlüsse daraus zu ziehen. Wie das in der Praxis umgesetzt werden kann, zeigen wir anhand von zwei Beispielen. Von Andrea Müller (Bildnerisches Gestalten) und Oliver Suter (Deutsch) Portfolio und Reflexionsbericht im Lernjournal und Reflexion im BiG-Unterricht Deutschunterricht Kollektives Aufstöhnen. Wir nähern Was in BiG funktioniert, lässt sich uns dem Ende eines Themas und problemlos auf andere Fächer über- gerade habe ich darauf hingewiesen, tragen. Etwas ganz Ähnliches habe den Reflexionsbericht nicht zu ver- ich in Deutsch während des Lock- gessen. Dieser ist ein wichtiger Be- downs ausprobiert: das Einrichten standteil des Skizzenbuches – und und Führen eines elektronischen bei den Schülern denkbar unbeliebt. Lernjournals. Die Idee dahinter: Die Nach jedem Thema schreibt jeder Schüler notieren sich während des Schüler einen kurzen Text als Rück- Unterrichts das, was ihnen wichtig blick und Abschluss. Zentral sind erscheint. Ebenso schreiben sie ihre die beiden Fragen: Was habe ich Hausaufgaben und Gruppenarbeiten bei diesem Thema gelernt? Und als direkt ins Lernjournal und legen dort Selbstbeurteilung der praktischen auch Produkte wie Präsentationen, Arbeit: Was ist mir gut und was we- Handouts oder Skizzen sowie wei- niger gut gelungen? Die Reflexion terführende Links zu besprochenen hat einen dreifachen Sinn: Themen ab. Grösster Vorteil: Die • durch Rückschau Inhalte Lehrperson kann den «Stand der festigen Dinge» jederzeit einsehen, ein Up- Bild oben: Einblick in das Portfolio (Skizzenbuch) einer Schülerin. Die Doppelseite bildet den Auftakt in ein neues Thema • in Selbstbeurteilung genaues load auf Escola genügt. Und: Die Bild unten: Das Skizzenbuch dient auch als Übungsheft; die Schüler skizzieren und zeichnen direkt ins Buch und sehen so ihren Fortschritt Beobachten, präzisen Ausdruck Schüler erkennen ihre Lernfort- und die realistische Selbstein- schritte, können sich austauschen schätzung üben sowie ein Thema auch mal vertiefen. • eine Rückmeldung an mich Diese Form der Lernkontrolle und Darüber hinaus strukturiert der Be- Lernbegleitung funktioniert jedoch richt das Skizzenbuch; so sind Anfang nur dann zufriedenstellend, wenn « und Ende jedes Themas an Titelblatt erstens die Schüler das Journal dis- und Reflexion erkennbar. Dazwischen zipliniert führen und zweitens die finden sich Übungen, Theorieblätter, Lehrperson die Einträge regelmäs- Ich fand die Geschichte Romulus der Grosse Skizzen usw. Das Skizzenbuch hält so sig überprüft. So geschehen in der das Material übersichtlich beisam- Zeit des Online-Unterrichts. Da hat eigentlich noch gut denn man lernte men und macht Lernprozesse sicht- es auch wunderbar geklappt. Anders zum Teil von der Geschichte Roms aber zum bar. Dieses Sichtbarmachen verein- verhält es sich während des Präsenz- facht schliesslich auch die Reflexion unterrichts: Da hier nur Einzelne ih- anderen Teil ist es auch ausgedacht über das Gelernte. ren Laptop im Unterricht verwenden, und diese Mischung finde ich super.» Einige Skizzenbücher zeugen von müssten die Schüler ihre Notizen aus grossen Fortschritten, andere von dem Unterricht zuhause elektronisch Auszug aus einem Lernjournal im Deutschunterricht (G2) vertieften Auseinandersetzungen mit nachführen, um ihr Lernjournal auf dem Thema, und wieder andere sind dem neusten Stand zu halten. Die- wahre Kunstwerke. Das Führen der se nachträgliche Verarbeitung und Skizzenhefte klappt also recht gut – Strukturierung des Stoffs – auch im wenn nur dieser ungeliebte Refle- Sinne einer Reflexion zu verstehen xionsbericht nicht wäre ... – wäre zwar enorm wichtig für den Lernprozess, scheitert aber ver- ständlicherweise an der Realität des 16 17
SchwerpunktReRexion Punktum 24 Unternehmer spielen Schüleralltags. Die nächste Prüfung wartet schon und ist aus Schülersicht wichtiger als das geistige «Wieder- käuen» bereits vermittelten Wissens. Dies ändert jedoch nichts an der Lernen heisst auch, unter möglichst praxisnahen Bedingungen Wissen anzuwenden. grundsätzlich guten Methode «Lern- Diese Chance nutzen die Schüler der H5 gegenwärtig im Rahmen des IPT-Unterrichts journal». Reflexion im Sinne eines bewuss- («Integrierte Praxisteile») und betätigten sich als Unternehmer. Von Alexandra Ledermann (IPT) ten Nachdenkens über Erfahrungen im Verlauf eines Lernprozesses ist aber nicht nur im Unterricht, son- dern auch bei konkreten Aufträgen wichtig. Bei grösseren Lernaufträgen verlange ich neben anderen Produk- ten immer auch ein in die Bewer- tung einfliessendes Kurzjournal, das den Arbeitsprozess während einer Gruppenarbeit abbildet und daraus Schlüsse zieht. Die Schüler müssen hier vier Fragen beantworten: DerSchlusseinesThemas(KlasseG1)mitderReRexion 1. Wie haben sie die Zusammen- arbeit erlebt? 2. Was lief gut? 3. Was lief weniger gut? 4. Was würden sie künftig anders machen (im Sinne konkreter Ver- besserungen)? Beispiel Kurzjournal (G3) Was viele als lästige Pflicht empfin- den mögen, erweist sich als nach- Feedback: • Mehr Blickkontakt mit dem Publikum weisbarer Vorteil, weil auf diese Art • Schrift der Concept Map zu klein viel bewusster und konkreter aus • Graue Schrift auf schwarz unleserlich Fehlern gelernt werden kann. • Gleicher Inhalt auf Concept Map und PowerPoint Noch ein Wort zum Feedback: Alle • Ludwig XIV. mit Punkt schreiben JohnSti^er(H5)bewirbtseinUnternehmen«Monarch» Gruppenteilnehmer erhalten von mir bei Lernaufträgen ein schriftliches, Wie habt ihr die Zusammenarbeit erlebt? fundiertes Feedback, das neben der Die Zusammenarbeit war sehr gut. Dadurch das wir auch sonst schon gute Hervorhebung guter Leistungen auch Freunde sind, fiel es uns nicht schwer sich auf die Ideen der anderen einzu- Die Schüler der Klasse H5 arbeiten Im nächsten Schritt werden alle konstruktive Kritik an zu verbessern- lassen. Auch daran zu arbeiten, machte uns Spass. einmal in der Woche extern an einem Firmen und alle Produkte auf Ab- den Elementen inklusive konkreter Praxisprojekt. In einer ersten Phase acus erfasst, genauso wie man es Umsetzungsvorschläge beinhaltet. Was lief gut? haben sie in einem Theorieblock bei einem richtigen Start-up auch Die Recherche über das Thema Absolutismus lief sehr gut. Wir haben uns gelernt, mit Abacus (Software für machen würde. Dann geht es an den die verschiedenen Unterthemen aufgeteilt und im Internet nach Informatio- Buchhaltung) umzugehen. Nach der Markt. Das Ziel jeder Gruppe besteht nen dazu gesucht. Trotz des Beschäftigens mit jeweils verschiedenen Un- Theorie folgt nun der Praxistransfer. natürlich darin, so viel Umsatz wie terthemen, wussten wir auch über die anderen Themengebiete bescheid, Die Schüler wurden in zwei Gruppen möglich zu generieren und gleich- da wir unsere Ergebnisse miteinander besprochen haben. aufgeteilt. Beide Gruppen haben die zeitig die eigenen Kosten im Griff zu Was lief weniger gut? Aufgabe bekommen, je eine Firma zu halten. Diejenige Gruppe, die nach Unsere Präsentation war noch sehr unerprobt und wir waren uns nicht ganz gründen und jeweils drei Produkte drei Durchläufen als Unternehmen sicher wie die Parts des jeweils anderen ablaufen würden. Durch diese Un- zu entwerfen und diese in einem am «gesündesten» dasteht, gewinnt gewissheit fehlte es uns an sicherem Auftreten und der Blickkontakt wie Prospekt und einem Verkaufsförde- einen Preis. Natürlich drücken wir auch das fehlerfreie Vortragen gelang nicht ganz. Auch durch das separate rungsvideo vorzustellen. unserer H5 hierfür die Daumen! Wer erstellen seines Parts im Vortrag gab es einen Teil der nicht ganz nach Vor- An den beiden Partnerschulen das Rennen gemacht hat, entschei- stellung verlief und Informationen wurden vergessen oder zusätzlich hinzu- Stiftung Sport-Gymnasium Davos det sich Anfang März 2021. gefügt, jedoch nur im Vortrag und nicht im Handout oder der Concept Map. und Formaziun Ilanz haben gleichzei- tig Schüler und Schülerinnen eben- Was würdet ihr künftig anders machen? falls Firmen gegründet und Produkte Unser Team sollte künftig die Präsentation besser besprechen und proben. kreiert. Es ist spannend zu sehen, Ausserdem werden wir versuchen beim nächsten Mal die PowerPoint und welche Ideen die anderen Gruppen Concept Map anschaulicher zu machen, indem wir die Schriftart und -farbe Die QR-Codes führen zu den beiden Werbevideos entwickelt haben. Jede Gruppe be- «Monarch» (oben) und «Freak out» (unten) von verbessern. kommt von jeder anderen Gruppe Patrick Junker, Maximilian Konrad, Andri Melchior, Marc ein Feedback zur Umsetzung. Schelling,JohnSti^erundSimonVölckers 18 19
SchwerpunktReRexion Punktum 24 4 Zusammenfassu ng und Ausblick Meine MA hat mi ch herausgeforde vation für die Wa rt und inspiriert. hl dieser MA war, Mein Hauptziel un die Grafiksoftware Cin d auch die Moti- konnte ich bis zu ema 4D zu erlern einem gewissen en. Dieses Ziel mehrheitlich mit Grad erreichen, da dem erlernten Wi die Modellierung sse n möglich war. Zu me ines Produkts nes Arbeitsprozes sätzlich konnte ich ses eine Verbesse «Offen bleibt für mich die Frage, ob…» run g der Skizzen erken im Verlauf mei- ich grundsätzlich nen. Mit meiner zufrieden. Ich inv Planung bin 4D, wobei ich nic esti ert e me hr Zeit als geplant ht nur das Mode ins Erlernen von ausprobierte. Mi llieren eines Autos Cinema t der Ideensuche im Blick hatte, so un ndern auch ande können, aber wie d den Skizzen hä res ich mich selbst ke tte ich bestimmt nne, arbeite ich un früher beginnen «Kritisches Denken fördern» – so lautet eines der über- Offen bleibt für mich die Frage, ter ein em gewissen Druck effi gebracht hätte. [... ob eine struktur zienter. geordneten Ziele des Gymnasiums. Kaum wo zeigt sich dies iertere Herangehe ] nsweise mich we Alles in allem gefie iter so schön wie an der Maturaarbeit, welche die Schüler am vorstellen, berufl l mir der kreativ-g estalterische Teil ich diese Richtung seh r gut und ich könn Ende ihrer gymnasialen Laufbahn verfassen. Von Andrea Müller zu verfolgen. Im te mir weiterhin volle Erfahrungen Rahmen dieser MA im Bereich des Ind konnte ich wert- ustriedesigns sam (Bildnerisches Gestalten) meln. Über mehrere Monate hinweg befas- gebnis, den Prozess und das Ge- sen sie sich mit einem selbstgewähl- lernte zurückgeblickt und ein Fazit ten Thema, üben wissenschaftliches gezogen. Ein gutes Fazit bedingt ein Arbeiten, formulieren Fragestellun- vertieftes Verständnis der Materie gen, wählen Methoden, führen Ex- sowie das Vermögen und die Bereit- perimente durch oder stellen ein schaft, sich selbst und seine Arbeit kreatives Produkt her. Man hat Er- kritisch zu hinterfragen. Dies sieht folgserlebnisse und Durststrecken, man exemplarisch an den unten ab- ist mit Unvorhergesehenem kon- gedruckten Auszügen aus vier Matu- frontiert und muss manchmal wieder raarbeiten der aktuellen G6. einen Schritt zurückgehen. Sanne van Schagen (G6a) hat ei- Dies erfordert neben Selbstorga- nen Stand up Paddle-Guide für Da- nisation und -motivation ein hohes vos gestaltet. Muriel Bergamin (G6b) Mass an Selbstreflexion – oder eben befasste sich mit der Kniestabilität «kritischem Denken»: Ist meine Fra- und Sprungkraft. Nils Jonas (G6a) gestellung zielführend oder muss ich entwickelte deep learning models, sie umformulieren? Führt mich die um den Schnee in den Bäumen vor- gewählte Methode zum angestreb- herzusagen. Und Jan Hügli (G6a) ver- ten Ergebnis? Ist die gelesene Lite- tiefte sich in Designprozess-Theorien ratur wirklich relevant für mein Vor- und entwarf ein Elektroauto. haben? Diese Überlegungen manifestie- ren sich im Schlussteil einer jeden Maturaarbeit. Hier wird auf das Er- n but ith InDesig nl y ho w to work w lle the ct o 4.1 Reflex ion ject. Not how to co o m this pro ation and s ned a lo t fr o d in fo rm st nnaire io to find go create que Conclusion I have lear and where ne d how to ur se, se ar ch ve le ar o f co also how to iew. I ha nnaire. And In my opinion it is amazing the overv of questio , that progressive working n to keep Design. ch a type ing with In met- informatio hods like deep neural netw id ea l fo r su , w work as orks are made publicly avai softw ar e is e m o st I had to I learned th e this and labl e and which with open source libraries p ap er . B ut where it h a so ftware lik Conclusion as Keras and TensorFlow. te a w Pre- how to wri r worked viously deep learning was I have neve a tool which only professiona e this is project ething lik ls th oing som could use, but nowadays eve B ef o re ra tc h. d re works sc n stud o m b ef o In my opinion it is amazing, that progressive ents like working methods me can like deep neural networks are made ything fr change everything utili ze learn ever at I would such tools to create models th idea how and programs which are bet- so som et hi ng e layout, I ha d no d which e, of the gui publicly available with theiopen r tradsource itional libraries as Keras and TensorFlow. Previously deep learning was a That is al ter than creating th e printing counterparts. 6.5.2 Aussagekraft der Untersuch d the st ar te in g th la r. So, I d te ungen n ar again. Whe ation reg s, told me In this work I was able tool which only professionals couldtouse, creabut nowadays even ia l in fo rm ei D av o ar e. te DNN s which werstudents like me can utilize such tools to ot essent Buchdruck er the softw e applied and I forg from the work with to a problem in environ ly g ra p h ho w to la yo ut men create models and programs which are better than their tal scie nce traditional s. How counterparts. Um repräsentative Testergebnisse ss, a po n shed the ever, this ar to lear zu erhalten, müssten Mirko Spie d have fini technology could be potentia ul d fo llo w a semin d I w o ul re se ar ch lly applied to any kind of pro wesentlich mehr Probanden beur I wo h easier an et - teilt werden. Zudem me intern In this work I was able to create DNNs which were applied to a problem in environmental sciences. next time blem where data is abunda things muc k or do so and nt. Existing uses include app dürften die Ergebnisse vorliegend ve m ad e ad a b o o o w le d g e s durch die coronabe- It would ha I would re ther basic kn whi ch can identify w. Maybe However, this technology could bet potentially plan applied tocars any kind of problem where data is abundant. I had a ra y. [...] species, self -driving dingten teilweisen Trainingspause an I did no s as well. t necessar or noise n beeinträchtigt worden quicker th no ut reduction in VoIP, also calle ti ng la yo , b ut it is d IP tele sein. Schliesslich gilt zu beachten f cr ea lp ed Existing uses include apps which can identify plant ny. pho species, self-driving cars or noise reduction in VoIP, rules o d have he , dass die für die Tests about the ledge woul It was fascinating to see that nced know potentially everyone can le- verwendeten Gerätschaften mit Ausn k an ad va also calledarn IP telephony. to use deep learning. This ahme der Kraftplatte I thin may boost the number of nicht mit professionellen Messeger äten und -methoden people who It was fascinating con to see that tribpotentially ute to develop everyone cantool learn to use deep learning. This may boost the ing new s bas ed on verglichen werden können. DNNs so that I expect mor number of people who contribute to e suc h developing app licat new tools ions tobased arri veoninDNNs so that I expect more such Trotzdem konnten im Rahmen der the near future. Arbeit bzw. Tests einige V.l.n.r.: Sanne van Schagen, Nils Jonas, Erkenntnisse gewonnen werden. Jan Hügli (alle G6a), Muriel Bergamin (G6b) applications to arrive in the near future. [...] 20 21
SchwerpunktReRexion Punktum 24 Supervision – ein Muss für jeden Pädagogen Pädagogisches Handeln wird erst wirksam, wenn es durch Supervision regelmässig begleitet wird. Supervision ist da- her in vielen pädagogischen Institutionen selbstverständ- lich, an Schulen dagegen wird sie oft als unnötig abgelehnt. Völlig zu unrecht! Von Gundolf Bauer (Internatsleiter) Oft ist zu hören, wer ein Studium absolviert habe, verfüge per se über die Fähigkeit, sich selber zu reflektieren, wozu also Supervision? Diese Aussage offenbart eine falsche Vorstellung von Supervision, indem sie diese mit Selbstreflexion gleichsetzt. Sie stellt aber vor allem die Frage nach der päda- gogischen Grundhaltung, die zu dieser falschen Vorstellung führt. Wer sich selber reflektiert, bleibt in seiner eigenen Umlaufbahn um sich selbst, auch wenn Informationen von aussen verarbeitet werden. Wer sich auf eine Supervision einlässt, versucht die eigene Schwerkraft zu durchbrechen, aus dem eigenen System auszusteigen und den Blickwinkel eines Aussen- stehenden zu übernehmen. Genau diesen Prozess eines Rollenwechsels erwarten wir ständig von Kin- dern und Jugendlichen im schulischen Alltag. Sowohl in fachlicher als auch in persönlicher Hinsicht müssen sie die Beurteilungen und Sichtweisen der Lehrperson, des Pädagogen an- und übernehmen. Wenn wir Pädagogen diese Anpassungsleistung der Jugendlichen nicht von uns selber einfordern, wirken wir nicht überzeugend und erreichen auch unsere Ziele nicht; wir laufen sogar Gefahr, dass unsere pädagogischen Be- mühungen abgelehnt werden. Pädagogisch wirksam werden kann nur, wer das, was er den Kindern und Jugendlichen abverlangt, an sich selbst erfährt, und zwar in seiner Rolle als Pädagoge. Die Arbeit mit jungen Menschen, die sich persönlich weiterentwickeln, er- fordert daher auch vom Pädagogen eine stetige Weiterentwicklung, weil er Elias‘ (G4b) Umsetzung der BiG-Aufgabe «Spiegelbild» mit jedem neuen Jugendlichen vor völlig neue Aufgaben gestellt wird. Hier reichen die eigenen Erfahrungen und Reflexionen oft nicht weit. Sie müssen immer wieder einer externen Prüfung unterzogen werden. Nur so entsteht ein echtes Verständnis für die eigene Wirkung und Wirksamkeit. 22 23
SchwerpunktReRexion Punktum 24 «Ich komme zur Notenskala zurück, die eine falsche Form von Rückmeldungen darstellt. Viele grundlegende Kompeten- Ein winterliches Gespräch – Feedback «Die Noten sind für viele Schüler eine Motivation, um etwas zu lernen, um ei- zen werden durch Noten nicht dargestellt, nen guten Abschluss zu bekommen. Sie zum Beispiel das selbstständige Arbeiten oder das kritische Denken.» Enrikus einer Klasse über Feedbacks machen aber nicht per se studierfähig. Sie sind nur ein Selbstzweck.» Viktoria «Ein Problem, wenn man nicht nur die Leistung bewertet, ist die Schwierigkeit, Nach der pädagogischen Psychologie tritt die abstrakte Selbstreflexivität im Alter von zehn «Die Rückmeldungen, die man bekommt, sollten das Mitmachen einer Person zu beurtei- Jahren auf. Trotzdem machen wir von dieser Fähigkeit im Gymnasium zu selten Gebrauch. unterschiedlich sein, auch je nach Fach differieren. len. Einige Schüler sind schüchtern, ha- Rückmeldungen im Sport müssen anders sein als ben Angst davor, etwas Falsches zu sa- Warum eigentlich? Das fragten wir eine Klasse an unserer Schule. in Italienisch oder in Mathematik. Wichtig ist, zu gen und schweigen deshalb.» Silvietta Von Gian Paolo Giudicetti (Italienisch, Französisch) verstehen, was man falsch gemacht hat, und sich das auch zu merken, damit man es auch Monate danach noch weiss. Die Realität zeigt aber, dass wir «Ja, darum sind mündliche Noten oft oft den Inhalt einer Prüfung nach zwei Monaten unfair.» Cipressa Da viele Dozenten mit guten Gründen skeptisch wieder vergessen haben.» Mariolino und Fiammetta gegenüber einer reflexiven Aktivität sind, die ge- Herr Marmotti: Die Einladung zu diesem Gespräch trennt von einem konkreten Inhalt stattfindet, und erfolgte aufgrund von zwei Feststellungen: Ein Ziel «Falls wir uns verbessern müssten, soll- da sie Angst davor haben, damit Zeit zu verlieren, des Gymnasiums ist es, am Ende studierfähig zu «Das Feedback soll möglichst nahe an der te man Prüfungen wiederholen können. unterlassen sie es oft, reflexive Phasen in ihren sein, zu lernen, wie man lernt. Wir möchten da- Sache, am Thema sein und auch ausführ- Etwa dann, wenn man etwas nicht ver- Unterricht zu integrieren. Das ist auch bei uns der her erfahren, ob wir euch auf diesem Weg helfen, licher ausfallen dürfen, wenn der Schüler standen hat. So kann man nochmals dar- Fall. Das folgende Gespräch mit einer fünften Klas- schliesslich bekommt ihr jeden Tag gefühlte Tonnen das möchte.» Colombus an arbeiten.» Mariolino se bestätigt diesen Eindruck und das Bedürfnis, von Rückmeldungen. Uns interessiert zu hören, andere Bewertungswege auszuprobieren. Um von welche Rückmeldungen für euch sinnvoll, welche dieser gemeinsamen Reflexion zu berichten, haben unnötig und welche schädlich sind. Die Diskussion «Es ist gar nicht notwendig, das mit einer wir die Form des Dialogs gewählt. Das Gespräch soll nicht einzelne Fächer betreffen, sondern eure anderen Klausur zu prüfen, sondern man «Noten sind irgendwas, wenn sie nicht könnte auch mit anderen Formen wie mit der Klasse wird nicht wortwörtlich nacherzählt. schulische Erfahrung im Allgemeinen abfragen. von weiterführenden Kommentaren be- Vorträgen zeigen, dass man etwas nach- Es zielt darauf ab, wie in einigen Dialogen der ita- gleitet werden. » Feliciano lienischen Renaissance – zum Beispiel in «Il cor- gearbeitet und begriffen hat.» Viktoria tegiano» von Baldassare Castiglione – die ver- «Wichtig für uns sind Rückmeldungen, die kons- schiedenen Perspektiven zu widerspiegeln, ohne truktiv sind und mit denen wir etwas anfangen «Die bewertende Person könnte Ansätze eine Synthese anzustreben. Die Namen der Schü- «Im Moment wiederholt man den Stoff in können. Die Noten sind an sich als Rückmeldun- geben, wie man sich verbessert, also ein vielen Fächern zu selten und man kann ler sind geändert, nicht weil sie Lehrer beschimpft gen fraglich. Das sind irgendwelche Zahlen, 1 bis konstruktives Feedback mit Vorschlä- hätten und befürchten müssten, erkannt zu wer- nicht [nach]lernen, was man nicht gut ge- 6, und es ist schwierig, etwas aus ihnen rauszuzie- gen.» Benediktus lernt hat.» Mariolino den, sondern weil damit auf das Gesagte und nicht hen. Wichtig ist zu lernen, was man besser machen auf den Sagenden fokussiert werden kann. Im Üb- könnte. Daher sollten Noten mindestens mit einem rigen macht es Spass, Namen zu erfinden. Das Ge- Feedback verbunden werden.» Enrikus spräch wurde von zwei Lehrern – Herrn Marmotti «Eigentlich bekommen wir zu selten Herr Schuster: Ein Weg könnte sein, und Herrn Schuster – geleitet. Feedbacks.» Feliciano projektorientierter zu arbeiten. «Das Bewerten an sich ist das Problem. «Ja, man könnte andere Bewertungs- Man könnte andere Möglichkeiten suchen methoden und Leistungen und Produkte Feedback im schulischen Kontext und finden, die nicht wertend sind. In vie- einsetzen, wie etwa Plakate. Oder man len Fächern kann man Leistungen ohne- könnte mit Bildern etwas darstellen, frei- Feedback bezeichnet in der Kommunikations- ere Formen wählen, damit man auch sei- theorie die Rückübermittlung von Informa- hin nicht objektiv bewerten.» Guillermo ne Stärken gezielter fördern kann.» tionen durch den Empfänger an den Sender einer Nachricht. Schülerfeedback bezeichnet Dorotea und Leopoldus Rückmeldungen von den Lernenden an die Lehrkraft. Der Fokus liegt dabei auf dem Lern- «In einer Geschichteprüfung zum Beispiel prozess. Nach Hattie (2009) zählt das Schüler- sollte man die Perspektive kontextuali- «Die Idee von Projekten ist gut. Um stu- feedback (von den Lernenden an die Lehrkraft) sieren. Wenn Lehrer und Schüler ihre An- dierfähig zu werden, ist diese Art von zu den wirksamsten Einflussfaktoren für den sicht explizit machen, kann man Fragen Arbeiten vielleicht die nützlichste.» Lernerfolg. Bei der Frage nach der geeigneten und Antworten besser einschätzen.» Mariolino Form eines Feedbacks scheiden sich zwar die Geister. Unbestritten bleibt aber dessen Be- Carolus © by edkimo.com deutung für den Lernprozess. Übrigens: Auch Nach einigen anderen Bemerkungen – Colom- Lehrpersonen sind nichts anderes als lebens- «Auch im Unterricht könnten Lehrperso- bus hegt den Verdacht, dass einige Lehrer die lang Lernende. Daher sind auch das kollegiale nen öfter Feedbacks geben, mindestens Feedback oder die Supervision wichtig für den «A» und «B» bei Zwischenzeugnissen würfelnd den Schülern, die sich einsetzen und die einsetzen – ist die Stunde bald fertig. Ein Teil der langfristigen Erfolg der selbstlernenden Orga- Die drei Grundformen von Feedback. Vgl. https://edkimo.com/de/schuelerfeedback/ damit berechtigt sind, mehr Rückmeldun- Diskussion wird in der folgenden Italienischlek- nisation Schule. gen zu bekommen.» Viktoria tion weitergeführt, mit dem Ziel, individuellere Bewertungswege zu finden. Aber darüber be- richten wir eventuell in einer nächsten Episode. 24 25
SchwerpunktReRexion Punktum 24 Was für ein Theater Wer Corona nicht mehr hören kann, findet im «echten» Theater einen sinnvollen Aus- gleich. Ein Dutzend Schüler der SAMD-Theatergruppe probt gerade Schillers «Räuber» – unter den wachsamen und kritischen Augen der Regisseurin Doris Baldini. Wir haben sie an einem Samstag in der Aula besucht. Von Andrea Müller (Fotos), Oliver Suter (Interview) Doris, du bist bei uns Intendantin, Regisseurin, Dramaturgin, Bühnen- bildnerin und Coach in einem. Was macht die Faszination von Schüler- theater aus? Doris Baldini (lacht): Ja, es kommt schon einiges zusammen. Ich benutze aber das Wort Schülertheater nicht. Es sind zwar Schüler, die Theater machen, doch Theater bleibt Theater. Der Unterschied: Sie sind alle jünger, keine Profis, aber der Probenprozess, das Suchen nach dem Charakter, den Emotionen, einer au- thentischen Darstellung, das Experimentieren usw. – das bleibt dasselbe. Das Theaterspiel fordert und fördert in meinen Augen die wesentlichen sozialen und kulturellen Fähigkeiten und Fertigkeiten jedes Einzelnen. Das interessiert und fasziniert mich. Inwiefern spielt Reflexion beim Theater eine Rolle? DB: Ohne Reflexion kein Theater! Das Einzige, was der Schauspieler hat, ist der Text. Ich nenne diesen «die Spitze des Eisbergs». Alles andere, also das, was der Zuschauer später auf der Bühne sieht und erlebt, erarbeiten und erforschen wir unermüdlich in den Proben. Ohne Reflexion jedes Einzelnen, aber auch in der Gruppe, geht das gar nicht. Noch ein Wort zur nächsten Aufführung: Warum Schiller, warum «Die Räuber»? DB: Wie «Romeo und Julia» vor zwei Jahren interessieren mich klassische Stücke und ihre Themen, die uns auch heute noch betroffen machen und herausfordern. Schiller begann das Stück «Die Räuber» mit 17 Jahren zu schreiben. Als Re- aktion auf seine Zeit, seine Lebensumstände, als Reaktion auf die Aufklärung. Dies merkt man dem Stück sehr deutlich an: diese Zeit des «Sturm und Drang». Meine Schüler sind eine sehr integre, engagierte Gruppe. Wir diskutieren viel, etwa die Fragen: Wie kommt ein Mensch zur Gewalt? Zu welchem Ende führt sie? Wer ist Opfer, wer Täter? Was ist Freiheit? Individualität? Welches sind Generationenkonflikte? Kennen wir Eifersucht? Wie gehen wir mit Verletzungen um? usw. Welches waren die grössten Herausforderungen bei der aktuellen Inszenierung? DB (engagiert): Wieso «waren»? Sind! Sind! Es ist ein sehr emotionales Stück, sprachlich sehr ausdrucksstark. Da braucht es viel Mut und hundertprozentige Hingabe, Empathie, Reflexion. Noch tasten wir uns an die Figuren heran. Was die Akustik betrifft, kommt eine grosse Herausforderung auf uns zu. Die Decke Bild ganz oben: Degenfechten und Handy-Check in der Pause der Aula schluckt sehr viel Schall. Wir spielen ohne Mikrofone resp. Mikroports. Bild oben: «Mehr Emotion, mehr Leidenschaft». Doris Baldini und ihre Darsteller im Element Es gelten immer noch Maskenpflicht und Abstandhalten. Alles Hindernisse fürs Bild rechts: Der Gegencheck mit dem Text und den Regieanweisungen gehört auch dazu Theater. Doch wie sich das ganze Team konsequent diesen Herausforderungen stellt, das ist schon aussergewöhnlich! 26 27
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