SIR ANDRÁS SCHIFF ORCHESTRA OF THE AGE OF ENLIGHTENMENT 24.5.2022
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SIR ANDR ÁS SCHIFF ORCHESTR A OF THE AGE OF ENLIGHTENMENT 24.5. 2022 W W W. M U S I K F E S T- H A M B U R G . D E
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Dienstag, 24. Mai 2022 | 20 Uhr | Elbphilharmonie Großer Saal 19 Uhr | Einführung im Großen Saal mit Lars Entrich INTERNATIONALES MUSIKFEST HAMBURG ORCHESTRA OF THE AGE OF ENLIGHTENMENT SIR ANDRÁS SCHIFF KL AVIER UND LEITUNG Ludwig van Beethoven (1770–1827) Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3 c-Moll op. 37 (1802) Allegro con brio Largo Rondo: Allegro ca. 35 Min. Joseph Haydn (1732–1809) Sinfonie Es-Dur Hob. I:99 (1793) Adagio – Vivace assai Adagio Menuetto. Allegretto Finale: Vivace ca. 30 Min. Pause Ludwig van Beethoven Konzert für Klavier und Orchester Nr. 4 G-Dur op. 58 (1806) Allegro moderato Andante con moto Rondo: Vivace ca. 35 Min.
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WILLKOMMEN S ir András Schiff zählt unstrittig zu den größten Pianisten unserer Zeit. Ein besonderes Anliegen sind ihm zyklische Aufführungen, etwa sämtlicher Klavier- sonaten von Ludwig van Beethoven. Im heutigen Konzert interpretiert er daher gleich zwei Klavierkonzerte des großen Klassikers, die Schiff – wie zu Beethovens Zeiten üblich – vom Flügel aus leitet. Als Partner zur Seite steht ihm das agile und ganz der historischen Aufführungspraxis verbundene Orchestra of the Age of Enlightenment, das zudem eine der grandiosen »Londoner Sinfonien« von Beethovens prominentem Lehrer Joseph Haydn beisteuert.
DIE MUSIK GENIE AM KLAVIER Beethovens Klavierkonzerte Was zeichnet einen guten Pianisten aus? Jedenfalls an- dere Qualitäten als die der »heutigen Klavierspieler, die nur mit eingeübten Passagen die Klaviatur auf- und abrennen, putsch-putsch-putsch! Was heißt das? Nichts! Wenn wahre Klaviervirtuosen spielen, so ist es etwas Zusammenhängen- des, etwas Ganzes; man kann es geschrieben gleich als ein gut durchgeführtes Werk betrachten. Das heißt Klavierspie- len. Alles übrige heißt nichts!« So harsch äußerte sich Ludwig van Beethoven einmal beim Fachsimpeln mit dem berühmten Prager Klavierleh- rer Václav Jan Tomášek. Nun, ob Sir András Schiff seinem strengen Maßstab gerecht wird, müssen Sie heute selbst be- urteilen. In Beethovens Tirade schwingen aber gleich meh- rere Aspekte mit, die für sein eigenes Selbstverständnis als Pianist und Komponist von zentraler Bedeutung sind und die sich auch in seinen Klavierkonzerten widerspiegeln. Erstens verspürte Beethoven eine tief sitzende Abneigung gegen Showpianisten, die ihr Publikum mit hohlen Gesten und billigen Effekten zu beeindrucken suchen. Der Ursprung dieser Aversion liegt zweifellos in seiner eigenen Kindheit: Beethovens Vater probierte lange erfolglos, seinen Sohn als Wunderkind zu vermarkten. Daran glaubte auch L udwigs Lehrer, der Bonner Kapellmeister Neefe, der meinte, aus dem Elfjährigen werde »gewiss ein zweiter Wolfgang Ama- deus Mozart«. Doch der Versuch des alkoholkranken Vaters,
DIE MUSIK seinen Sohn zum Kinderstar zu dressieren, wirkten letztlich eher kontra- produktiv. Zwar entwickelte sich Ludwig van Beethoven zu einem der besten Pianisten seiner Zeit, aber auch zu einem unnachgiebigen, fast trotzigen Künstler. Zweitens wollte Beethoven mit seiner kompromisslosen Qualitätsdefini- tion wohl auch seine Vormachtstellung gegenüber anderen Klaviersolisten seiner Zeit sicherstellen. 1792 hatte der 22-Jährige die Möglichkeit erhalten, bei Joseph Haydn Unterricht zu nehmen, und war vom heimischen Bonn nach Wien umgezogen. In der Musikmetropole musste sich der mittellose Nach- wuchskünstler zunächst auf die wenig geliebte, aber lukrative Rolle des Vir- tuosen besinnen. »Er wird allgemein wegen seiner besonderen Geschwin- digkeit und wegen der außerordentlichen Schwierigkeiten bewundert, die er mit großer Leichtigkeit exponiert«, heißt es etwa in Schönfelds Jahrbuch der Tonkunst aus dem Jahre 1796. Drittens – und das ist entscheidend – war Beethoven berühmt dafür, aus dem Stand »druckreif« zu improvisieren. Die Wiener Allgemeine Musikalische Zeitung formulierte es 1798 so: »Am allervorteilhaftesten zeigt sich Herr Beethoven in der freien Phantasie. Es ist wirklich ganz außerordentlich, mit welcher Leichtigkeit und zugleich Festigkeit der Ideenfolge er auf der Stelle jedes ihm gegebene Thema nicht etwa in den Figuren variiert – womit man- cher Virtuose Glück und Wind macht –, sondern wirklich ausführt.« Für den jungen Beethoven war es also überaus naheliegend, sich in Wien mit Klavier- konzerten einen Namen zu machen, denn so konnte er als Komponist und Pi- anist brillieren. In seinen Werken fließen Virtuosität, erstaunliche Kreativi- tät und die traumwandlerische Beherrschung der Form in grandioser Weise zusammen. Wie damals üblich, dirigierte er die Konzerte vom Klavier aus, genau wie heute Sir András Schiff. Die Solopartien spielte er dabei oft aus rudimentä- ren Skizzen oder gleich ganz aus dem Kopf – und verhinderte so, dass jemand anderes mit seinen Werken auftreten oder sie gar als Raubkopie verbrei- ten konnte. Eine besondere Überraschung erlebte in diesem Zusammen- hang einmal der Kapellmeister des Theaters an der Wien, Ignaz von Seyfried. Beethoven hatte ihn gebeten, ihm bei der Uraufführung des Dritten Klavier- konzerts im April 1803 die Noten umzublättern. Aber wann genau? »Himmel hilf! Ich erblickte lauter fast leere Blätter; höchstens hier und da ein paar mir völlig unverständliche ägyptische Hieroglyphen hingekritzelt. Meine kaum zu
Ein Hammerflügel, wie Beethoven ihn spielte. Im Unterschied zu heutigen Modellen sind die Saiten nicht überkreuz, sondern parallel gespannt verbergende Ängstlichkeit, den entscheidenden Moment ja nicht zu versäu- men, bereitete Beethoven einen köstlichen Spaß, worüber er sich noch bei unserem gemeinsamen Abendbrot vor Lachen ausschütten wollte.« Beethovens kompositorische Entwicklung und Lebensumstände lassen sich an seinen insgesamt fünf Klavierkonzerten ebenso gut nachvollziehen wie an seinen Sinfonien oder Streichquartetten, nur innerhalb eines etwas kompakteren Zeitraumes von etwa 15 Jahren. Denn als sich sein Gehör ab 1810 massiv verschlechterte, war es mit der Karriere als Solist vorbei. In- nerhalb dieses Zeitraums aber führte er die Gattung durch eine erstaun liche Evolution.
DIE MUSIK Jean-Baptiste Camille Corot: »Orpheus geleitet Eurydike aus der Unterwelt« KLAVIERKONZERT NR. 3 Waren die ersten beiden Klavierkonzerte noch stark an Wolfgang Amadeus Mozart orientiert, emanzipierte sich Beethoven mit dem Dritten von diesem Vorbild. Der Umfang steigt an, die emotionalen Kontraste fallen extremer aus, allein schon durch die düstere Moll-Tonart. Inzwischen hatte er sich als Komponist etabliert und brauchte keine reine Virtuosenl iteratur mehr zu schreiben. Gleichzeitig hatte sich der Klavierbau weiterentwickelt und mächtigere, volltönendere Flügel konstruiert. Beethoven konnte das Orches- ter also um doppelt besetzte Holzbläser, Trompeten und Pauken erweitern, ohne befürchten zu müssen, akustisch unterzugehen. Vor allem aber durchlebte er die dunkelste Phase seines Lebens: den Kampf gegen die Taubheit, die schlimmste Krankheit für einen Musiker. Erste Anzeichen hatten sich schon früher bemerkbar gemacht, nun, im Jahre 1802, schrieb er sein Heiligenstädter Testament. Sogar Selbstmord-Gedanken er- wähnte er darin. Gott sei dank überstand er diese Phase der Resignation. Einem Jugendfreund schrieb er: »Ich will dem Schicksal in den Rachen grei- fen; ganz niederbeugen soll es mich gewiss nicht.« Diese kämpferische Haltung spricht auch aus dem Kopfsatz, der den Ver- gleich mit der kurz darauf entstandenen Eroica-Sinfonie nicht zu scheuen braucht. Wie bei fast allen Konzerten Beethovens nimmt er mehr als doppelt
so viel Zeit in Anspruch wie die beiden anderen Sätze zusammen. Der Mittel- satz ist in eine ganz andere Welt entrückt. »Beethoven hat hier mehr als ir- gendein anderer Komponist zuvor alle Mittel zum Ausdruck sanfter Gefühle ins Spiel gesetzt, die das Pianoforte besitzt«, kommentierte ein Zeitgenosse. Ein ausgelassenes, volkstümliches Thema prägt das Finale in der typischen Rondoform. KLAVIERKONZERT NR. 4 Auch das Vierte Klavierkonzert hält für den Solisten zwar höchste technische Finessen bereit, stellt diese aber in den Dienst und Sinn größerer kompo- sitorischer Zusammenhänge. Schon der Beginn ist eine echte Sensation: Normalerweise präsentiert ja das Orchester zunächst allein ein möglichst schmissiges Thema, das der Solist dann aufgreift. Stattdessen beginnt hier das Klavier solo – und zwar nicht selbstbewusst mit geschwellter Brust, son- dern vorsichtig, suchend, tastend. Bemerkenswert ist zudem, dass Solo und Tutti sich im weiteren Verlauf nicht konzertant (wörtlich übersetzt »streitend«) gegenüberstehen, sondern die Entwicklung gemeinsam vorantreiben. Ganz anders stellt sich die Lage im Mittelsatz dar, der trotz seiner relati- ven Kürze Kern und Zentrum des Konzerts darstellt. Schroff und abweisend geben sich die Streicher mit ihren abgehackten Unisoni; das Klavier dagegen fleht zum Herzerweichen. Oft ist dieser eigenartige Satz mit der Legende von Orpheus erklärt worden, der die Totengötter der Unterwelt beschwört, ihm seine geliebte Eurydike zurückzugeben. Anfangs weisen sie ihn brüsk zurück, doch schließlich lassen sie sich von der Stimme des Sängers erweichen und geben Eurydike frei. Will man der Analogie folgen, wird diese Stelle im Kla- vierkonzert dadurch markiert, dass die dunklen Streicher den Bogen beiseite legen und zum Pizzicato übergehen. Am Ende scheinen im Bass aber noch einmal die drohenden Gesten des Anfangs auf – vielleicht, weil sich Orpheus während der Kadenz nach Eurydike umgedreht hat (was Hades ihm streng verboten hatte), die daraufhin zurück in die Schatten gefallen ist. Das würde immerhin zum traurigen Seufzer des Schlussakkords passen. Allzu weit sollte man derlei Interpretationen aber nicht treiben. Denn wie, bitte sehr, sollte sich nach dem todtraurigen Ende der Orpheus-Legende ein so fröhlicher, verspielter, hüpfender Schlusssatz anschließen können? Ohne dieses Vierte Klavierkonzert von Ludwig van Beethoven ist die ro- mantische Musik der folgenden Komponistengeneration – Mendelssohn, Schumann, Chopin – nicht vorstellbar. Robert Schumann war das wohl be- wusst, als er das Werk als »Beethovens vielleicht größtes Klavierkonzert« bezeichnete. CLEMENS MATUSCHEK
DIE MUSIK MEISTER AUF TOURNEE Joseph Haydn: Sinfonie Nr. 99 Es-Dur »Kenner und Nicht-Kenner müssen unparteiisch eingestehen, dass Ludwig van Beethoven mit der Zeit die Stelle eines der größten Tonkünstler in Europa vertreten wird, und ich werde stolz sein, mich seinen Meister nennen zu kön- nen.« Es ist ein wohl abgewogenes Kompliment, das Joseph Haydn Ende 1793 in einem Brief an den Kurfürsten und Erzbischof von Köln über dessen Pro- tegé formuliert. Natürlich lobt er seinen 23-jährigen Schüler, den er seit ei- nem Jahr unterrichtet (verbunden mit der Bitte, dessen Stipendium wegen der hohen Lebenshaltungskosten in Wien doch bitte auf den zehnfachen Betrag zu erhöhen). Beethoven gehöre die Zukunft – doch der »Meister« der Gegen- wart, auch daran lässt er keinen Zweifel, ist er: Haydn. Diese Einschätzung ist nicht überheblich, sondern einfach nur realistisch. Joseph Haydn steht auf dem Höhepunkt seines Ruhmes. Mit seinen Sinfonien und Kammermusikwerken hat er sich über Jahrzehnte eine internationale Fangemeinde aufgebaut, »von Mexiko bis Calcutta«, wie ein zeitgenössischer Biograf bewundernd bestätigt, und ganz nebenbei die disparaten Ausläufer des Barock in einen bündigen neuen Stil überführt, der als »Wiener Klassik« das Maß aller Dinge darstellt. Und nachdem er 30 Jahre lang beim Fürsten Esterházy angestellt war und aus dessen Schlössern in Wien und im länd- lichen Ungarn praktisch nicht herauskam, war er mit dem Tod des Dienst- herrn 1790 und immerhin fast 60 Jahren in die Selbstständigkeit gestartet. Zum ersten Mal in seinem Leben ging er auf Tournee – und dann gleich über den Kanal nach England. Dort entfachte der Komponist eine regelrechte »Haydn-Manie«: »Meine Ankunft verursachte großes Aufsehen«, schreibt er geschmeichelt nach Hause, »drei Tage lang wurde ich in allen Zeitungen herumgetragen; jeder- man ist begierig, mich kennenzulernen.« Der Prince of Wales begrüßt ihn, den Handwerkersohn und ehemaligen Musiklakaien, sogar mit einer Verbeu- gung. Aktiv nimmt er am regen Londoner Musikleben teil; im Mai 1791 besucht er beispielsweise das jährlich stattfindende Händel-Fest in Westminster Abbey. Den Kern seines Aufenthalts bildet die wöchentlich stattfindende Abo- konzertreihe seines Agenten Johann Peter Salomon (gebürtig aus Bonn und zufälligerweise ein Nachbar der Beethovens), für die Haydn eigens sechs
neue Sinfonien komponiert und die auch dank des noblen Publikums schnell zum gesellschaftlichen Ereignis ersten Ranges avanciert. Doch so recht genießen kann Haydn den Wirbel um seine Person nicht: »Ich wurde unter allgemeinem Händeklat- schen durch die Mitte des Saals von vorne an das Orchester geführt, von allen ange- gafft und mit einer Menge Komplimente bewundert.« Nicht selten wünscht er sich, »nach Wien fliehen zu können, um mehr Joseph Haydn Ruhe zur Arbeit zu haben«. Rund andert- halb Jahre bleibt Haydn in England. Bevor er Anfang 1794 zu einer zweiten Reise aufbricht, unterrichtet er nicht nur Beethoven, sondern schreibt sechs weitere Sinfonien, darunter auch die Nr. 99. Diese »Londoner Sinfonien« bilden den krönenden Abschluss seines sinfonischen Schaffens. Oft basiert jeder Satz nur auf einem einzigen Thema, das mit großem Einfallsreichtum variiert wird. Häufig – so auch in der Nr. 99 – baut zu Beginn eine langsame Einlei- tung kunstvoll Spannung auf, die sich im heiteren Hauptteil gut gelaunt auf- löst. Damit trifft Haydn den populären Geschmack, erfreut aber auch die Ken- ner. »Sie ist eine der großartigsten Leistungen der Kunst«, schwärmt prompt der Morning Chronicle von der Nr. 99. »Sie ist reich an neuartigen, großen und eindringlichen musikalischen Gedanken, sie erhebt die Seelen und die Ge- fühle. Das Werk wurde mit begeistertem Applaus begrüßt.« Speziell dieses Stück wartet mit einem besonderen Effekt auf, der uns heute freilich kaum mehr auffällt: Zum ersten Mal verwendet Haydn Klarinetten, die damals ge- rade so weiterentwickelt wurden, dass sie sich sauber spielen und klanglich gut ins Orchester integrieren ließen. Ab sofort zählen sie zur Standardbeset- zung des klassischen Sinfonieorchesters. CLEMENS MATUSCHEK
BIOGR AFIEN SIR ANDRÁS SCHIFF KL AVIER UND LEITUNG Sir András Schiff ist als einer der bedeutendsten Pianisten unserer Zeit regelmäßig mit den größten internationalen Orchestern und Dirigenten zu erleben. In besonderer Weise widmet sich der in Bu- dapest geborene Künstler zyklischen Aufführungen der Klavier werke von Bach, Haydn, Mozart, Beethoven, Schubert, Chopin, Schumann und Bartók. So führte er inzwischen in mehr als 20 Städten den kompletten Zyklus sämtlicher Klaviersonaten von Ludwig van Beethoven in chronologischer Reihenfolge auf. Von 1989 bis 1998 leitete der leidenschaftliche Kammermusiker das internationale Kammermusikfestival Musiktage Mondsee und von 1995 bis 2013 gemeinsam mit Heinz Holliger die Ittinger Pfingstkonzerte. Seit 1998 findet unter seiner Leitung die Konzert- reihe »Omaggio a Palladio« im Teatro Olimpico in Vicenza statt, dessen Ehrenbürger er seit 2014 ist. 1999 gründete er mit der »Cappella Andrea Barca« sein eigenes Kammerorchester, mit dem er als Dirigent und Solist eng zusammenarbeitet. Jüngste CD-Veröffentlichungen beinhalten eine Kammermusik-Edition in Zusammenarbeit mit dem Klarinettisten und Komponisten Jörg Widmann und die 2021 erschienene Einspielung der beiden Kla- vierkonzerte von Johannes Brahms auf einem Blüthner-Flügel mit dem Orchestra of the Age of Enlightenment. Sir András Schiff wurde mit mehreren internationalen Preisen und Auszeichnungen gewürdigt, darunter der Robert-Schumann- Preis der Stadt Zwickau sowie das Große Verdienstkreuz der Bun- desrepublik Deutschland. Sir András Schiff ist österreichischer und britischer Staatsbürger. 2014 wurde er von Queen Elizabeth II. für seine Verdienste in den Adelsstand erhoben. 2017 erschien sein Buch Musik kommt aus der Stille.
BIOGR A FIEN ORCHESTRA OF THE AGE OF ENLIGHTENMENT Aus dem internationalen Konzertleben ist das Orchestra of the Age of Enlightenment seit mittlerweile mehr als 30 Jahren nicht mehr wegzudenken. 1986 von einer Gruppe engagierter Londoner Musiker mit dem Wunsch gegründet, sich aus ein- gefahrenen Orchesterstrukturen zu lösen, lässt es sich we- der vom Diktat eines einzelnen Chefdirigenten noch durch eine bestimmte Repertoireauswahl einschränken. Sowohl ihre Dirigenten als auch ihr Repertoire wählen und entwi- ckeln die Musikerinnen und Musiker des selbstverwalteten Ensembles grundsätzlich selbst. Gastdirigenten waren unter anderem Sigiswald Kuijken, Philippe Herreweghe und René Jacobs. Zu den sogenannten Principal Guest Conductors, mit denen das Orchester eine besonders enge Zusammen- arbeit pflegt, zählten und zählen mit Frans Brüggen, Charles Mackerras, Vladimir Jurowski, Iván Fischer und Sir Simon Rattle einige der größten Dirigenten unserer Zeit. Benannt nach dem Zeitalter der Aufklärung, haben die al- lesamt auf historischen Instrumenten spielenden Ensemble mitglieder es sich zur Aufgabe gemacht, stets neugierig, wandlungsfähig und erfinderisch zu bleiben. Weder Resi- denzen bei renommierten Institutionen wie dem Londoner Southbank Centre und dem Glyndebourne Festival noch ein
Plattenvertrag bremsten ihre Experimentierfreudigkeit, sondern sorgten für noch größere Freiheit und Entschlossenheit in der künstlerischen Entwick- lung. 2006 rief das Orchester mit »The Night Shift« (Nachtschicht) in Lon- don eine eigene Konzertreihe ins Leben, zu der das Publikum in legerer Klei- dung erscheint und – wie zu Haydns Zeiten üblich – Getränke mit in den Saal bringt und auch während der Musik besonders gelungene Soli beklatscht. Mit seinem engagierten Musikvermittlungs-Programm, das integrative Pro- jekte, Opern-Workshops und umfangreiche Unterrichtsmaterialien umfasst, erreicht das Orchester jedes Jahr mehr als 17.000 Menschen und leistet so einen wesentlichen Beitrag zur Musikvermittlung und Förderung des musi- kalischen Nachwuchses.
Mehr zu dem Star des Abends erfahren Sie bei uns. Bestellen Sie Ihre kostenlose Ausgabe* direkt beim Verlag. Ausgabe 6/19* HINTERGRUND Intim Fotos: Christoph Vratz Die besten Klassik- und Jazz-Alben des Monats und fokussiert FONO FORUM E Juni 2019 Tonmeister Stefan Schellmann (links) und Klavierbauer Georg F. Senn www.fonoforum.de Juni 2019 Deutschland 9,80 € Österreich 10,80 € • BeNeLux 11,30 € Italien 12,70 € • Slowakei 12,70 € Sein neues Schubert- s ist ein heißer Tag An- letzten Feinheiten nach, mit ruhiger Griechenland 13,70 € • Schweiz 17,60 SFR fang Juli 2016, ein Frei- Hand und geduldigem Gehör. „Dieser Allein. Über einen kleinen Bildschirm schließt die Augen, dirigiert mit der Saal und in die unterirdische Tech- Doppelalbum hat András tag. Die Schlagzeilen des Flügel besitzt, neben dem glockenar- im Technikraum lässt sich verfolgen, rechten Hand sachte mit. „Hier lie- nikzentrale. Das nächste Werk steht 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 Schiff im Bonner Beetho- Tages künden vom Aus tigen Klang im Diskant, eine größere was auf der Bühne vorgeht. Die Ver- ber kein Crescendo, eher ein Subito“, an: Schuberts große A-Dur-Sonate. FONO FORUM 4 190288 509800 4 190288 509800 4 190288 509800 4 190288 509800 4 190288 509800 4 190288 509800 4 190288 509800 4 190288 509800 4 190288 509800 4 190288 509800 4 190288 509800 4 190288 509800 ven-Haus aufgenommen. bei der Fußball-EM gegen Frankreich Weichheit verglichen mit vielen ande- ständigung beschränkt sich aufs We- erkennt er an einer Stelle. „Und da Georg F. Senn hat nochmals einige KLASSIK JAZZ HIFI Ein Blick hinter die Kulis- und vom Final-Einzug von Angelique ren Instrumenten der damaligen Zeit“, sentliche. „Da war gerade ein kurzes könnte der Gegensatz noch deutlicher Töne nachgestimmt. Wieder erfolgt Kerber in Wimbledon. Die Luft in der erklärt Senn. „Außerdem gibt es in der Knarzen zu hören.“ Vielleicht war es sein.“ Wieder geht er zurück, bündelt das Signal „Aufnahme“, und mit sen während der Aufnah- Bonner Innenstadt steht, ist morgens oberen Mittellage ein paar Töne“ – er der Klavierhocker, vielleicht kam es seine Kräfte und spielt abermals das dem ersten Akkord ist sie wieder da, Das Klarinetten-Genie mesitzungen. aber noch erträglich. Vor Beethovens spielt sie an –, „wo die Klarheit nach- vom Pedal. Keine große Sache, das ganze Stück. Stumm saugen die Fest- András Schiffs faszinierende Fokus- Geburtshaus tummeln sich die ersten lässt. Aber wir haben daran nie etwas Problem hat sich offenkundig schon platten auf, womit sie gespeist werden. siertheit und seine Vertrautheit mit Zum 60. Todestag von Sidney Bechet S. 62 Touristen. geändert, weil András Schiff sich nie von selbst erledigt. „Es können am Ende dreißig Stunden dieser Musik und diesem historischen Von Christoph Vratz Im Gebäude nebenan wird bereits daran gestört hat.“ Dann wird es ernst. „Aufnahme Material sein“, sagt Schellmann, „Bei Instrument. ■ unter Hochdruck gearbeitet. Für meh- Mehrere Mikrofonständer sind vor läuft“, heißt es. Schiff wird den Tag mit anderen Produktionen auch mal das Intime Momente rere Tage ist der kleine Konzertsaal des Beethoven-Hauses reserviert für dem Flügel aufgebaut, die Kabel auf dem Boden sind verklebt. Folgt man Schuberts drei Klavierstücken D 946 beginnen, diesem ungleichen Trip- Doppelte, etwa, wenn sich ein junger Musiker ein horrend schweres Pro- im Beethoven-Haus Aufnahmesitzungen. András Schiff ihren, gelangt man eine kleine Treppe tychon. Zunächst das Allegro assai, gramm ausgesucht hat.“ Mit diesem Raphaela Gromes • András Schiff • Johannes Pramsohler • Ulf Bästlein • Sidney Bechet • Jan Dvorák Wie András Schiff Schubert wird ein Doppelalbum mit Werken abwärts und durch einen Flur in die es-Moll! Schiff spielt es ohne Unter- Material wird Schellmann in ein paar ˇ aufnimmt S. 16 von Franz Schubert einspielen. Hier, Künstlergarderobe des Beethoven- brechung. Dann ein weiteres Mal, und Tagen nach Hause fahren. „Dann er- in diesem schmucken amphitheatra- Hauses. Der Raum ist kaum wiederzu- noch einmal. Währenddessen macht stelle ich anhand meiner Aufzeich- lischen Rund mit seiner schwarzen erkennen. Die Technik hat hier Einzug sich Stephan Schellmann Notizen in nungen eine erste Schnittfassung, die Frontwand, steht ein Flügel, der als gehalten, Laptops, Gegensprech-Ein- seine Noten. Winzigkeiten hält er fest, Alles schreit nach Veränderung Leihgabe ins Haus gekommen ist. Sein Besitzer heißt András Schiff. richtung, Lautsprecher, Regler und, ganz konventionell, mehrere gespitzte dynamische Kontraste etwa, die ihm eine Spur zu laut oder leise erschei- Die Sonne brät, weit weg Jan Dvorák ˇ über den deutschen Opernbetrieb S. 18 2010 hat er dieses Instrument mit sei- nem warmbraunen Holzkorpus, den Bleistifte. „Von den sechs Mikrofonen auf der Bühne, die an Analog/Digi- nen, Triller-Unebenheiten, Details zur Balance. Man braucht schon ein sehr scheint das jagende es-Moll vielen sprechenden Maserungen, der tal-Wandler angeschlossen sind, wan- erfahrenes Ohr, um die Unterschiede kunstvoll verzierten Leiste hinter und dern die Tonsignale direkt in den Rech- zwischen den verschiedenen Aufnah- der Künstler zum Abhören bekommt. Einsatz für den gerundeten Flanken am äußeren Rand der Tastatur erstanden. Gebaut ner. Die kompletten Aufnahmen sind heute computerbasiert, gleichzeitige Si- mesequenzen überhaupt wahrnehmen zu können. Es ist frappierend, mit Dann kann er dazu Stellung beziehen. Manchmal bekomme ich lange Listen die Triosonate hat ihn um 1820 Franz Brodmann, cherungskopien inklusive, damit keine welcher Konstanz und Konzentration mit neuen Wünschen, die ich darauf- Der Geiger Johannes einer von damals über hundert Wiener Daten verloren gehen.“ Stephan Schell- Schiff weitere Fassungen, die sich nur hin einarbeiten muss.“ Pramsohler S. 26 Klavierbauern. Sein Bruder Joseph war mann, in der Tonmeister-Schmiede minimal voneinander unterscheiden, Die Mittagszeit naht. Etliche ebenfalls in diesem Metier tätig und Detmold ausgebildet, kann so schnell in die Tasten setzt – ein mentaler und Versionen von D 946 sind inzwischen CD ungleich bekannter, nicht zuletzt als nichts aus der Ruhe bringen. Und das auch physischer Kraftakt. „Außerge- aufgezeichnet. Eine Pause tut not. Man Foto: Nicolas Brodard / ECM Records Schubert, Sonaten Lehrherr von Ignaz Bösendorfer. strahlt auch auf die Musiker aus, die wöhnlich“, flüstert Schellmann. Es ist beschließt, auf dem Rathausplatz et- D 958 & 959, Im- Georg F. Senn kennt dieses Instru- mit ihm arbeiten und, noch wichtiger, ein intimer Moment für jeden Künst- was zu essen. Mehrere Mitarbeiter des promptus D 899, ment inzwischen aus dem Effeff. Der die ihm vertrauen. Schellmann ist ein ler, wenn er komplett allein ist mit Beethoven-Hauses gesellen sich hinzu. Klavierstücke D schweizerische Klavierbauer, Sohn des Mann, der weiß, wie man bei Aufnah- sich und seinem Instrument vor dem Man kennt und schätzt sich. Es wird 946; András Schiff Cellistin Raphaela Gromes ehemaligen Berner Münster-Organis- men das Bestmögliche aus Künstlern Mikrofon. geflachst und das EM-Aus der Deut- (2016); ECM Virtuoses von ten, hat schon mehrere CD-Produkti- herausholt. Später kommt Schiff zu kurzen Ab- schen kommentiert. Die Sonne brät, (2 CDs) (Rezension S. 53) onen an diesem Flügel begleitet. Jetzt Inzwischen ist auch András Schiff hörkontrollen in den Technikraum. weit weg scheint das jagende es-Moll. Offenbach justiert er mit dem Stimmhammer die eingetroffen, er spielt sich im Saal ein. Wieder versenkt er sich in die Musik, Dann geht es zurück in den kühlen S. 12 16 FONO FORUM 06/19 06/19 FONO FORUM 17 001_FF_Titel_Ruecken_K.indd 2-3 29.04.19 17:43 016_17_Andras_Schiff_K.indd 16 30.04.19 11:53 016_17_Andras_Schiff_K.indd 17 30.04.19 11:53 SCHWERPUNKT KLAVIER Ausgabe 7/21* Foto: Tristram Kenton/ECM Records Dessen erstes Klavierkonzert be- op. 119. Dieses Stück ist so zeitlos, es Nun brauchte Schiff noch das pas- gann er im Alter von 16/17 Jahren zu gehört definitiv nicht mehr zum 19. sende Orchester für die Konzerte. Er lernen, „da hatte ich eine harte Nuss Jahrhundert, für mich weist es bereits entschied sich für das britische Or- zu knacken“, erklärt er. „Ich habe vie- auf Schönberg hin.“ chestra of the Age of Enlightenment le Jahre gebraucht, um dieses Werk Für seine Aufnahme der beiden (zu Deutsch: Orchester aus der Zeit so einzustudieren, dass mein Lehrer Brahms-Konzerte war für Schiff von der Aufklärung), das Instrumente ver- Ferenc Rados dazu bereit war, es mit mir an zwei Klavieren zu spielen. Es zentraler Bedeutung, dass der Klang von Soloinstrument und Orchester wendet, die aus der Entstehungszeit der aufzuführenden Werke stammen Großes Klavier-Spezial auf 22 Seiten FONO FORUM dauerte noch ein paar und häufig – wie auch bei Juli 2021 www.fonoforum.de Juli 2021 weitere Jahre, bis ich das diesem Brahms-Projekt – Konzert mit einem leider „Dieser Blüthner-Flügel hat ohne Dirigent spielt. Wie Deutschland 9,80 € Österreich 10,80 € • BeNeLux 11,30 € Italien 12,70 € • Slowakei 12,70 € nicht sehr guten Orches- ter aufführen durfte, es einen wunderbar singenden Ton, seinerzeit die Meininger Hofkapelle, die etwa Griechenland 13,70 € • Schweiz 17,60 SFR 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 war trotzdem eine tolle als hätte er gar keine Hämmer“ Brahms᾿ vierte Sinfonie FONO FORUM 4 190288 509800 4 190288 509800 4 190288 509800 4 190288 509800 4 190288 509800 4 190288 509800 4 190288 509800 4 190288 509800 4 190288 509800 4 190288 509800 4 190288 509800 4 190288 509800 Erfahrung.“ Allmählich unter seiner Leitung ur- lernte er auch Brahms᾿ aufführte, umfasst das KLASSIK JAZZ HIFI Soloklavierstücke, die Kammermusik, nicht zu voluminös ausfällt: „Viele britische Orchester nur 50 Musiker, die Lieder und die Sinfonien kennen. Leute empfinden Brahms᾿ Musik als so war die klangliche Transparenz Später gab es eine Phase, in der für schwerfällig und dick und spielen gewährleistet, die sich Schiff für die Schiff vor allem die Musik von Bach, sie auch so“, erklärt er. „Wir führen Einspielung der Brahms-Konzerte Das Beste aus Martha Argerich • András Schiff • Brahms Trio • Christa Ludwig • Pablo Heras-Casado • Thomas Dausgaard • Sophie Dervaux Haydn und Mozart wichtig wurde, Brahms᾿ sinfonische Werke heutzu- wünschte. Klassik und Jazz sowie die Werke von Beethoven, tage mit enorm großen Orchestern Sein Ziel: diese beiden Werke „neu Rezensionen ab S. 70/112 Schubert und Schumann. „Nun im auf, das entspricht jedoch nicht dem, zu deuten, sie quasi zu restaurieren, Brahms entschlacken reifen Alter von 67 Jahren komme ich was Brahms beabsichtigte; zahlreiche die Musik zu ,entschlacken‘.“ Nach langsam, aber sicher zurück zu mei- Dokumente belegen das. Zu seinen dem Anhören der Aufnahme kann ner ersten Liebe“, schmunzelt er. „Ich Lebzeiten wurden Brahms᾿ Sinfonien man sagen, dass ihm dies hervorra- Jazz und verwandte Stile (Teil 3) liebe Brahms immer noch so sehr wie von etwa 40 bis 45 Musikern gespielt, gend gelungen ist. ■ damals.“ heute werden sie mit 80 bis 90 Musi- Flamenco-Jazz: W Dem ungarischen Starpianisten ist kern gespielt.“ Neue Freiheiten es wichtig, darauf hinzuweisen, dass Auch die heutigen Konzertflügel Von der „Vielsaitigkeit“ Brahms als Komponist zwei Seiten hat: empfindet Schiff als zu voluminös zur Vielseitigkeit S. 64 enn in Kreisen Kindern gespielt zu werden, trotzdem „Eine ist die klassische Seite, bei der im Klang, deshalb war der Flügel András Schiff hat sich von Pianisten war er damals mein Lieblingskompo- er sich in die Vergangenheit begibt. von 1859, den er für die Aufnahme vor allem als herausragen- und Klavier- nist, insbesondere seine beiden Kla- In dieser Hinsicht gibt es kaum einen verwendete, für ihn eine wunderba- der Interpret von Bach, musikliebha- vierkonzerte hatten es mir angetan.“ anderen Komponisten, der so kennt- re Entdeckung: „Er wurde von Julius Aktuelle CD Die Begnadete Mozart, Beethoven und bern über András Schiff gesprochen Regelmäßig ging der kleine András nisreich war, wie Brahms. Er kannte Blüthner in Leipzig gebaut, Brahms Zum Tod der großen wird, so lobt man oft sein scharf- mit seiner Mutter in Budapest ins wirklich die ganze Musik, vom Mittel- kannte und spielte diese Instrumente. Brahms: Klavierkonzerte Nr. 1 Christa Ludwig S. 36 Bartók einen Namen sinniges Bach-Spiel. Andere rühmen Konzert. Dort erlebte er, bei ihr auf alter über die Renaissance bis zu Bach Das Besondere an diesem Flügel ist, und 2; András Schiff; Orchestra of gemacht. Weniger be- die intellektuell fundierten Beetho- dem Schoß sitzend, die großen Pi- und Händel. Er war ein exzellenter dass die Saiten alle parallel aufgezogen the Age of Enlightenment (2019); ECM (2 CDs) kannt ist sein besonderes ven-Deutungen oder die Innigkeit anisten der damaligen Zeit. „Eines Musikwissenschaftler, der auch an sind. Später wurden die Basssaiten di- Rezension auf Seite 116 Auferstehung seiner Schumann-Interpretationen. Tages kam Arthur Rubinstein nach Editionen der Werke von Händel oder cker konstruiert und diagonal über die Faible für Brahms. Nun Nur als Brahms-Spieler wird Schiff Budapest und spielte das zweite Schubert beteiligt war. Die andere Sei- höheren Saiten aufgezogen. Dadurch Wie skandinavische Komponisten die hat er die beiden Brahms- bisher kaum wahrgenommen, was Brahms-Konzert“, erinnert sich te von Brahms ist seine Modernität. Im wurde der Klang voluminöser, was Gattung „Sinfonie“ retteten S. 46 Klavierkonzerte auf erstaunlich ist, denn der Hamburger Schiff. „Ich war damals unglaublich 20. Jahrhundert schrieb sein Kollege allerdings auf Kosten der Transparenz Komponist hat für den ungarischen beeindruckt, dieses Erlebnis war einer Arnold Schönberg einen wunderbaren ging. Dieser Blüthner-Flügel hat einen einem Flügel von 1859 Meisterpianisten eine besondere Be- der Gründe, weshalb ich unbedingt Aufsatz mit dem Titel ,Brahms, der wunderbar singenden Ton, als hätte eingespielt. deutung. Schiffs innige Beziehung Konzertpianist werden wollte. Schon Fortschrittliche‘. Denn Brahms war in er gar keine Hämmer. Er klingt sehr zu Brahms᾿ Musik reicht zurück bis damals träumte ich davon, dieses seinem Komponieren nicht nur an der obertonreich und verfügt über deut- in seine Kindheit: „Ich war damals Konzert später einmal selbst zu spie- Tradition orientiert, sondern wies mit lich getrennte Register: Bass, Mittella- Martha Argerich Von Mario-Felix Vogt etwa zehn Jahre alt und konnte keine Brahms-Stücke spielen, denn seine len.“ Nach und nach kam Schiff in das Alter, in dem er auch Brahms᾿ Stücke seinen Werken auch in die Zukunft. Betrachten Sie beispielsweise das erste ge und Diskant. Ich empfinde Brahms᾿ Musik auf diesem Flügel als idioma- Die Jahrhundert- 22 FONO FORUM 07/21 Musik ist nicht dafür gedacht, von bewältigen konnte. Intermezzo der späten Klavierstücke tisch und gar nicht schwerfällig.“ 07/21 FONO FORUM 23 Pianistin wird 80 S. 14 022_23_Andras_Schiff_K.indd 22 25.05.21 13:27 022_23_Andras_Schiff_K.indd 23 25.05.21 13:27 U_1_FF_7_21_Titel_K.indd 2-3 21.05.21 10:30 ab 11. Mai im Handel FONO FORUM Die Institution für Klassik und Jazz *Ausgabe 6/19 und/oder Ausgabe 7/21 kostenfrei direkt bei Reiner H. Nitschke Verlags-GmbH bestellen. service.nitschke@funkemedien.de www.fonoforum.de
BESE TZUNG VIOLINE I FLÖTE Kati Debretzeni Lisa Beznosiuk Matthew Truscott Neil McLaren Rodolfo Richter Andrew Roberts OBOE Alice Evans Daniel Bates Rachel Isserlis Lars Henriksson Dominika Feher KLARINETTE VIOLIN II Katherine Spencer Margaret Faultless Sarah Thurlow Huw Daniel Iona Davies FAGOTT Henry Tong Jane Gower Daniel Edgar Sally Jackson Debbie Diamond HORN VIOLA Roger Montgomery Max Mandel Martin Lawrence Martin Kelly Annette Isserlis TROMPETE Marina Ascherson David Blackadder Lisa Cochrane Phillip Bainbridge VIOLONCELLO PAUKEN Andrew Skidmore Adrian Bending Catherine Rimer Ruth Alford Richard Tunnicliffe KONTRABASS Christine Sticher Cecelia Bruggemeyer
TIPP MOZARTS HÖHENFLUG Ähnlich wie Haydn benötigte Wolfgang Amadeus Mozart ei- nige Jahre, um sich aus einem fürstlichen Dienstverhältnis heraus als Künstler zu emanzipieren. Während seiner kurzen Zeit als Hoforganist in Salzburg gelang ihm das eindrucksvoll mit den Vesperae solennes de Confessore und der Krönungs- messe. Beide Werke präsentieren Balthasar-Neumann-Chor und -Ensemble nun in der Laeiszhalle unter der Leitung des jungen britischen Dirigenten Duncan Ward. Der Chor, vom Gramophone Magazine als »einer der besten Chöre der Welt« gepriesen, besetzt die anspruchsvollen Solopartien dabei aus den eigenen Reihen. Do, 2. Juni 2022 | 20 Uhr | Laeiszhalle Großer Saal Es ist nicht gestattet, während des Konzerts zu filmen oder zu fotografieren. IMPRESSUM Herausgeber: HamburgMusik gGmbH Geschäftsführung: Christoph Lieben-Seutter (Generalintendant), Jochen Margedant Redaktion: Clemens Matuschek, Simon Chlosta, Laura Etspüler, François Kremer, Julika von Werder, Juliane Weigel-Krämer, Janna Berit Heider, Nina van Ryn Lektorat: Reinhard Helling Gestaltung: breeder design Druck: Flyer-Druck.de Gedruckt auf FSC-zertifiziertem Papier Anzeigen: Antje Sievert, +49 40 450 698 03, antje.sievert@kultur-anzeigen.com BILDNACHWEIS Ludwig van Beethoven: Porträt von Josef Willibrord Mähler, 1804 (Wien Museum); Hammerflügel von Johann Fritz, 1811 (Chris Maene); »Orpheus geleitet Eurydike aus der Unterwelt«: Gemälde von Jean-Baptiste Camille Corot (1861); Joseph Haydn: Porträt von Thomas Hardy, 1791 (Royal College of Music); András Schiff (Nadia Romanini); Orchestra of the Age of Enlightenment (Emma Jane); Wolfgang Amadeus Mozart: posthumes Porträt von Barbara Krafft, 1819 (Gesellschaft der Musikfreunde Wien)
FÖRDERKREIS INTERNATIONALES MUSIKFEST HAMBURG Jürgen Abraham Corinna Arenhold-Lefebvre und Nadja Duken Ingeborg Prinzessin zu Schleswig-Holstein und Nikolaus Broschek Annegret und Claus-G. Budelmann Christa und Albert Büll Birgit Gerlach Ulrieke Jürs Ernst Peter Komrowski Dr. Udo Kopka und Jeremy Zhijun Zeng Helga und Michael Krämer Sabine und Dr. Klaus Landry Marion Meyenburg K. & S. Müller Zai und Edgar E. Nordmann Christiane und Dr. Lutz Peters Änne und Hartmut Pleitz Engelke Schümann Martha Pulvermacher Stiftung Margaret und Jochen Spethmann Birgit Steenholdt-Schütt und Hertigk Diefenbach Farhad Vladi Anja und Dr. Fred Wendt Constanze und Christian Wriedt sowie weitere Förderer, die nicht genannt werden möchten
WIR DANKEN UNSEREN PARTNERN PRINCIPAL SPONSORS PRODUCT SPONSORS FÖRDERSTIFTUNGEN Montblanc Coca-Cola Claussen-Simon-Stiftung SAP Hawesko Cyril & Jutta A. Palmer Stiftung Kühne-Stiftung Melitta Ernst von Siemens Musikstiftung Julius Bär Ricola G. u. L. Powalla Bunny’s Stiftung Deutsche Telekom Störtebeker Hans-Otto und Porsche Engelke Schümann Stiftung Haspa Musik Stiftung CLASSIC SPONSORS Hubertus Wald Stiftung Aurubis Körber-Stiftung Bankhaus Berenberg Mara & Holger Cassens Stiftung Commerzbank AG Programm Kreatives Europa DZ HYP der Europäischen Union Edekabank GALENpharma Hamburg Commercial Bank STIFTUNG Hamburger Feuerkasse ELBPHILHARMONIE Hamburger Sparkasse HanseMerkur Jyske Bank A/S FREUNDESKREIS KRAVAG-Versicherungen ELBPHILHARMONIE + Wall GmbH LAEISZHALLE E.V. M.M.Warburg & CO ELBPHILHARMONIE CIRCLE
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