O Täler weit, o Höhen - Neuer Basler Kammerchor Leitung: Florian Cramer
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Samstag, 22. November 2014 Martinskirche Basel Neuer Basler Kammerchor Leitung: Florian Cramer O Täler weit, o Höhen Romantische Chorwerke von Felix Mendelssohn Bartholdy, Johannes Brahms und Robert Lucas Pearsall Chorleitung Wolfgang Schäfer Klavier Bobby Mitchell www.nbk-basel.ch Programmheft Fr. 3.-
Liebe Konzertbesucherin, lieber Konzertbesucher Herzlich willkommen zum Konzert des Neuen Basler Kammerchors. Wir freuen uns, dass Sie heute Abend zu uns in die Martinskirche gekommen sind! Es erwartet Sie ein ganz besonderes Konzerterlebnis: Zum ersten Mal in seiner Geschichte wagt sich der Neue Basler Kammerchor in die a-cappella-Welt vor. Wir präsentieren Ihnen romantische Chorwerke von Johannes Brahms, Felix Mendelssohn Bartholdy und Robert Lucas Pearsall. Während die beiden erstgenannten Komponisten bekannt und populär sind, ist der letztgenannte nur Insidern der Vokalmusik ein Begriff – leider zu Unrecht, wie Sie in diesem Konzert eindrücklich erleben dürfen. Umrahmt wird das Konzert vom Pianisten Bobby Mitchell, der zeitgenössische Klavierstücke spielen wird. Getrübt wird der Konzertabend von der Abwesenheit unseres Chorleiters Florian Cramer. Er hat das Programm konzipiert und mit dem Chor einstudiert, kann aber krankheitsbedingt nicht selbst am Pult stehen. Wir wünschen ihm hiermit noch ein- mal beste Genesung! Es freut uns aber, dass wir mit Prof. Wolfgang Schäfer – einem der renommiertesten Chorleiter im deutschsprachigen Raum – hochkarätigen Ersatz gefunden haben. Wir sind dankbar und glücklich, dass er kurzfristig eingesprungen ist und den Chor durch den Konzertabend führen wird. Bedanken möchten wir uns bei allen, die diesen Abend ermöglicht haben: unseren Gönnern, Inserenten und Sponsoren, allen mitwirkenden Musikern und Sän- gern, sowie allen fleissigen Helfern. Ganz besonders gerne weisen wir auch auf unser nächstes Konzert hin: Ausnahmsweise am Sonntag, den 26. April 2015 um 19.00 Uhr führt der Neue Basler Kammerchor zusammen mit dem kammerorchesterbasel und einem hochkarätigen Solistenensemble Joseph Haydns Cäcilienmesse in der Martinskirche auf. Wir heissen Sie dazu herzlich willkommen und freuen uns auf Sie! Wir wünschen Ihnen einen schönen und unvergesslichen Konzertabend! Ursula Refardt Ralf Heinig Präsidentin
Programm Robert Lucas Pearsall (1795 - 1856) Great God of love Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 - 1847) Aus „Sechs Lieder im Freien zu singen“ op. 41 Nr. 2 Entflieh mit mir Nr. 3 Es fiel ein Reif Nr. 4 Auf ihrem Grab Nr. 5 Mailied Aus „Sechs Lieder im Freien zu singen“ op. 59 Nr. 4 Die Nachtigall Lieder ohne Worte As-Dur op. 53,1 Lieder ohne Worte As-Dur op. 38,6 Johannes Brahms (1833 - 1897) Aus „Vierzehn deutsche Volkslieder“ WoO 34 Nr. 1 Von edler Art Nr. 2 Mit Lust tät ich ausreiten Nr. 10 Der tote Knabe Nr. 13 Schnitter Tod Nr. 6 In stiller Nacht Nr. 3 Bei nächtlicher Weil Sonate C-Dur, op. 1 Andante Felix Mendelssohn Bartholdy Aus „Sechs Lieder im Freien zu singen“ op. 48 Nr. 5 Morgengebet
Robert Lucas Pearsall O who will o’er the downs so free Purple glow the forest mountains When last I strayed When Allen-a-Dale went a-hunting Felix Mendelssohn Bartholdy Aus „Sechs Lieder im Freien zu singen“ op. 59 Nr. 6 Jagdlied Robert Schumann (1810 - 1856) Arabeske C-Dur op. 18 Felix Mendelssohn Bartholdy Aus „Sechs Lieder im Freien zu singen“ op. 48 Nr. 6 Herbstlied Aus „Sechs Lieder im Freien zu singen“ op. 59 Nr. 5 Ruhetal Johannes Brahms Aus „Vierzehn deutsche Volkslieder“ WoO 34 Nr. 6 Ach lieber Herre Jesu Christ Nr. 9 Abschiedslied Felix Mendelssohn Bartholdy Aus „Sechs Lieder im Freien zu singen“ op. 59 Nr. 3 Abschied vom Walde Robert Lucas Pearsall Lay a garland
»Ins Land der ewigen Sehnsucht« Mendelssohn – Brahms – Pearsall Was Romantik ist, hat (hoffentlich) jeder war, tatsächlich »im Freien« gesungen und jede im Leben schon einmal emp- zu werden. funden. Wie ›Romantik‹ zu definieren ist – Romantik als literarische Bewegung, die um 1800 aufkommt und in der Mu- sik bis weit ins 19. Jahrhundert wirksam bleibt –, diese Frage hat dagegen schon manchen Schüler und Studenten zum Stammeln gebracht. Welcher Blickwin- kel, welche Denkfiguren und Themen machen denn den Kern romantischer Weltanschauung aus? Schnell einigen wird man sich immerhin darauf, dass zu ihren ureigensten Haltungen die Sehn- sucht gehört. Der romantisch gestimmte Mensch weiss von einem »Land der ewigen Sehnsucht«, von dem E. T. A. Gewiss kann man sich heute mit guten Hoffmann einmal sprach und das er Gründen darüber hinwegsetzen, und beispielsweise seine Figur des Kapell- doch ist hier etwas ästhetisch Wesent- meisters Kreisler beim Improvisieren liches für diese Stücke berührt. So be- am Klavier suchen liess. Romantische scheiden in Umfang und Anspruch die Sehnsucht kann sich freilich auf sehr Lieder im Freien zu singen auch waren, Verschiedenes richten – das zeigt eine sie verkörperten für ihren Komponisten Vielzahl von Stücken in diesem Kon- – ein Brief von 1839 belegt es – ein Ideal zertprogramm. von Musik: »Die natürlichste Musik von allen ist es doch, wenn 4 Leute zusam- Natur (Mendelssohn) men spazieren gehen, in den Wald, oder Zwischen 1838 und 1843 hat Felix Men- auf dem Kahn fahren, und dann gleich delssohn Bartholdy drei Sammlungen die Musik mit sich und in sich tragen.« von Liedern im Freien zu singen publi- Wie seine Lieder bei solchen Landpar- ziert. Diese Chorlieder waren ursprüng- tien musiziert wurden, hat Mendelssohn lich Gelegenheitsstücke und entstanden erlebt und in einem andern, enthusias- oft spontan für Zusammenkünfte von tisch-schwärmerischen Brief desselben befreundeten Sängern. Mendelssohn Jahres festgehalten, wo es unter ande- wollte sie allerdings auch später, in ihrer rem heisst: »Wie sie [die Sängerinnen veröffentlichten Gestalt, nicht als Kon- und Sänger] sich nun den Abend unter zert-, sondern als Gesellschaftsmusik die Bäume stellten und mein erstes Lied verstanden wissen, die dafür konzipiert … anhoben, da war es in der Waldstille
bezaubernd, dass mir beinah‘ die Thrä- Welt« kommt, wird er von einer gespannt- nen in die Augen kamen. Wie lauter instabilen, vom verminderten Septak- Poesie klang es.« kord geprägten Satzstruktur abgelöst, Musikalische Geselligkeit in der Natur, um sich über einen emphatischen, den die Mendelssohn als glückhaft emp- Wald als Gegenwelt beschwörenden fand, hat das Entstehen seiner Lieder Sextaufschwung des Soprans wieder in offenbar entscheidend befördert. Un- der Tiefe der Es-Dur-Harmonie zu beru- trennbar damit verbunden war etwas higen. Gegenstücke zu dieser Kunst der Zweites: der romantische Blick auf die verdichteten Miniatur sind das Jagd- Natur, deren Poetisierung und Überhö- lied (als grossformatiges musikalisches hung, die sich in diesen Liedern und Landschaftsbild) und das Herbstlied. deren Textvorlagen vielfach zeigen. Für Natur fungiert in romantischer Lyrik häu- Mendelssohns Epoche war Natur nicht fig als schlüsselhaftes Sinnbild für eine bloss Rohstoffquelle oder Gefahrenzo- im weitesten Sinn spirituelle Einsicht. Im ne, sie war vielmehr ein Sehnsuchtsort. Herbstlied hat Mendelssohn durch ei- Der romantische Blick bemerkte, »dass nen kühnen Eingriff in das zugrundelie- eine gewaltige Dichtung durch die gan- gende Gedicht von Lenau genau einen ze Natur weht« (Achim von Arnim). Na- solchen Gedankengang gewonnen: auf tur konnte zur entgrenzten Landschaft den welken Herbst folgt stets der Früh- werden, Natur – und für die deutsche ling – »Treulich bringt ein jedes Jahr Romantik vor allem der Wald – konnte neues Laub wie neues Hoffen«. Diese aber auch zu etwas Bergendem in einer Wendung ins Positive übersetzt Men- für nicht wenige Zeitgenossen heillos delssohn in eine hochgradig rhetorische sich verändernden Welt werden. musikalische Form, in der er den Rah- Nirgends ist dies so auf den Punkt ge- men des anfänglich intimen Strophen- bracht wie im Abschied vom Walde, der lieds mit einem überschwänglichen, von durch den Text Eichendorffs, erst recht Moll nach Dur umschlagenden Schluss aber durch Mendelssohns Vertonung klanglich und proportional sprengt. zu einem der Herzstücke deutscher Waldinnigkeit geworden ist. Das Stück Volkslied (Brahms) verkörpert mustergültig jenen Liedtypus Unter dem Eindruck der napoleonischen bei Mendelssohn, der mit strophisch- Kriege und ihrer Folgen, im Gefühl ei- schlichter Anlage ganz im Rahmen ner sich überhaupt tiefgreifend wan- des damals populären Chorlieds bleibt delnden Zeit waren in den Jahrzehnten und doch durch den literarischen Fein- nach 1800 Entfremdung und Verlust geist, den begnadeten Melodiker und romantische Grunderfahrungen. Eine den satztechnischen Alleskönner Men- der Strategien, auf diese Verlusterfah- delssohn weit darüber hinaus gebracht rung zu reagieren, war die Besinnung wird. Aus der Anrufung im Unisono (»O auf das kulturelle Erbe, und so wurde Täler weit«) fächert sich ein satter ho- im 19. Jahrhundert der Historismus ge- mophoner Klangfluss auf; dort, wo der boren. Zu den wertvollsten ›Speicher- Gedanke auf die falsche, »geschäft‘ge medien‹, die den Geist besserer Zeiten
Für Höchstnoten. Wenn Sie auf die Nummer 1 im Kanton setzen wollen: BLKB. blkb.ch, 061 925 94 94 blkb_hoechstnoten_130x190mm_sw.indd 1 09.09.14 16:14
bewahrten, gehörte in den Augen der lied war einerseits das eines spätgebo- Romantiker das Volkslied. Die Begeis- renen Romantikers, es hatte anderseits terung für das Volkslied war in Deutsch- aber genuin musikalische Gründe. In land durch Johann Gottfried Herder einem Brief von 1860 nannte Brahms schon in den 1770ern Jahren angestos- das Volkslied ein »Ideal« von Lied über- sen und dann durch die Sammlung Des haupt, und entsprechend lieferten ihm Knaben Wunderhorn (1806/08) ent- Volkslieder Modelle und hochwertiges scheidend verstärkt worden. Was man musikalisches Material für das eigene in den alten Volksliedern suchte (wobei Komponieren. Gut 100 Volksliedbear- es die romantischen Dichter und Kom- beitungen für Stimme und Klavier, für ponisten mit dem Alter letztlich nicht Frauen- oder für gemischten Chor a so genau nahmen), war etwas Über- cappella haben sich erhalten. Die An- persönliches und Ungekünsteltes. Ein ziehungskraft des Volkslieds reichte bei ›teutscher‹ Kollektivgeist sollte sich hier Brahms freilich bis in die Instrumental- aussprechen: einfach, innig, tüchtig, ur- musik, wie es das Andante der Klavier- wüchsig, unverdorben – und das alles in sonate op. 1 von 1853 zeigt: sein The- »alten Melodien, wie sie Gott erschaffen ma ist die Volkslied-Melodie Verstohlen hat«, so jedenfalls wäre es dem jungen geht der Mond auf. Die Vierzehn deut- Goethe am liebsten gewesen. schen Volkslieder WoO 34 sind unter seinen Volkslied-Chören die einzigen, die Brahms selbst veröffentlichen liess (ohne Opuszahl, deswegen heutzutage ›WoO‹). Sie entstanden 1863/64 für die Wiener Singakademie, deren Dirigent der seit Herbst 1862 in Wien ansässige Brahms für kurze Zeit war. In den Volksliedern WoO 34 verwende- te Brahms – was er sonst nicht immer tat – neben dem Text eines Volkslieds stets auch dessen überlieferte Melo- die. Brahms war ein musik- und stilge- schichtlich gelehrter Komponist, wie es von seinem Rang wohl keinen zweiten gegeben hat. Er war keineswegs ein Re- aktionär; aber partout modern zu sein, Des Knaben Wunderhorn war ein Lieb- war für ihn, der dem musikalischen Fort- lingsbuch von Johannes Brahms. Seit schritt skeptisch gegenüberstand, keine er ein Teenager war, hat Brahms auch Ambition. So lag der Reiz der Gattung selbst Volkslieder gesammelt, im Lauf Volksliedbearbeitung für Brahms nicht von Jahrzehnten sind Abschriften von zuletzt darin, dass die alten (und auch ungefähr 230 Liedern zusammenge- die weniger alten) Liedweisen zu stili- kommen. Brahms‘ Faible für das Volks- stisch ganz unterschiedlichen Einklei-
dungen in einen mehrstimmigen Satz in die Natur, auf die Abwendung von einluden. In Von edler Art zum Beispiel der Gegenwart und die Sehnsucht nach geht die Liedweise (im Sopran) minde- einem märchenhaft besseren Damals. stens bis ins 16. Jahrhundert zurück, Pearsall passt also trefflich in diese the- und sie wird auch in einem vorbarock- matische Konstellation, und doch mag polyphonen Motettenstil adaptiert, der es seltsam erscheinen, seinen Namen in seiner motivischen Durcharbeitung so umstandslos neben den beiden freilich wieder ›typisch Brahms‹ ist. Ar- Komponistengrössen des 19. Jahrhun- chaischer noch klingt Ach lieber Her- derts eingeordnet zu sehen. Tatsächlich re Jesu Christ, vielleicht das stilistisch ist Pearsall jenseits seiner englischen raffinierteste Stück der Sammlung. Der Heimat nie zu grösserer Bekanntheit Sopran singt die phrygische Melodie gelangt – gleichwohl lohnt sich eine Be- eines katholischen Tauflieds; Brahms gegnung mit ihm als Komponist wie als unterlegt sie mit einer ›wie geträumt‹ Gestalt seiner Epoche ausserordent- altertümlichen, absichtlich ganz span- lich. nungsarmen Harmonisierung. Der Kon- trast zu In stiller Nacht könnte grösser kaum sein. Am Weitesten hat Brahms sich hier von Volksliedbearbeitung in Richtung hochromantisches Chorlied bewegt; schon der zweite Akkord mit seiner Molleintrübung, der die nächtliche Szenerie kongenial harmonisch abdun- kelt, signalisiert das unzweideutig. Am Text erweist sich besonders markant, was hinter einem ›Volkslied‹ alles ste- cken kann. Er basiert auf einem Trauer- Gesang von der Not Christi am Ölberg des Barockdichters Friedrich Spee. Im Volkslied jedoch ist dieses Gedicht nach massiven Kürzungen und Ergänzungen kaum wiederzuerkennen und zu einer Seine Biographie ist beinahe so mär- gänzlich weltlichen Szene geworden, in chenhaft wie manch eines seiner Su- der sich Mensch und Natur in namen- jets. Aus einer alten, begüterten Offi- loser Traurigkeit spiegeln. ziersfamilie stammend, schlug Pearsall zunächst die Anwaltslaufbahn ein. 1825 Merry old England (Pearsall) erlitt er einen leichten Schlaganfall, und Auf viele der Motive bei Mendelssohn der familiäre Wohlstand erlaubte es und Brahms stösst man auch in den ihm, von da an die meiste Zeit auf dem Stücken von Robert Lucas Pearsall Kontinent zu leben und nur noch seinen (1795–1856): auf Treueschwur und Interessen nachzugehen. Längere Sta- Liebesweh, auf den besinnlichen Blick tionen waren Mainz und Karlsruhe, be- 10
vor er sich 1842 bis zu seinem Lebens- at God of love haben genau dort ihre ende auf Schloss Wartensee oberhalb Vorbilder: Mit der qualvoll betörenden von Rorschach niederliess, das er ne- Schäferin Amaryllis, auf die der »gros- ogotisch umgestaltete und von wo aus se Gott der Liebe« seinen Bogen rich- er enge Kontakte zum Kloster St. Gallen ten soll – und man darf in diesem Gott pflegte. Pearsall erwies sich in dieser wohl Cupido sehen –, steht eine Figur zweiten Lebenshälfte als ein Mann von im Zentrum, die seit Giambattista Gua- vielen Talenten: er reiste als Historiker rini zum Stammpersonal der Madrigal- durch Bibliotheken in Europa und er- dichtung gehörte. Musikalisch allerdings forschte (unter anderem) ein mittelalter- orientiert sich Pearsall hier (wie auch in liches Folterinstrument; er übersetzte Lay a garland) nicht am eher intimen den Wilhelm Tell und den Faust; er ver- und beweglichen Madrigal-Tonfall. Viel- fasste musikgeschichtliche Studien zu mehr scheint er sakrale Polyphonie, ei- abgelegenen Themen; und er brachte nen ›Kathedralenklang‹ im Ohr gehabt es, mit dem vergleichsweise grössten zu haben; und den verschmolz er mit Ehrgeiz, als Komponist auf ein beträcht- einer modern anmutenden, aber kontra- liches Œuvre – drei Orchester-Ouvertü- punktisch blitzsauberen Ausreizung von ren gehören hier beispielsweise dazu, Dissonanzballungen zu einem stile anti- doch es dominiert quantitativ und qua- co, den es vorher nie gegeben hat. litativ die a-cappella-Musik, für die er Es ist nicht zu übersehen: Pearsall war häufig auch selbst die Texte dichtete. ein retrospektiver Geist – womit er im Ein- Wer will, kann in Pearsall einen Ama- klang mit dem Zeitgeist der englischen teurkomponisten sehen. Aber Amateure Romantik stand. Kompositorisch konnte sind zuweilen in einer bestimmten Ni- er durchaus up-to-date sein. O who will sche furchtlose Spezialisten, und so ist o‘er the downs so free ist zum Beispiel es auch bei Pearsall, der ein Meister der ein eingängiges biedermeierliches Chor- kleinen Form war und sich ein Handwerk lied, dessen leicht schwelgerischer Ton erarbeitet hatte, mit dem ihm makellose an der Entstehungszeit keinen Zweifel Preziosen gelangen. Aufs Schönste lässt. Das literarische Sujet verrät frei- belegen das die beiden achtstimmigen lich hier genauso wie in When Allen-a- »Madrigale« Great God of love und Dale went a-hunting den nostalgischen Lay a garland on her hearse, die wie Gentleman. Ob es um die tapferen Kerle die zwei Flügel eines musikalischen im mittelalterlichen Gloucestershire Diptychons wirken. 1839/40 entstan- geht, die die weggeschlossene Braut den, waren sie wie viele weitere Stücke ihres Kumpanen befreien, oder um den Pearsalls für die Bristol Madrigal Socie- Barden, der zur Bande des sagenhaften ty bestimmt. Die Gattung Madrigal war Robin Hood gehört: in Gedanken hat in England seit ihrer Blütezeit (d.h. den sich Robert Lucas Pearsall am liebsten Jahrzehnten um 1600) nie ganz aus der mit den Menschen des guten alten, nur Mode gekommen, und Pearsall war ein leider lange untergegangenen England grosser Kenner jenes alten ›elisabetha- umgeben. nischen‹ Madrigals. Die Verse von Gre- Thomas Gerlich 11
Robert Lucas Pearsall: Great God of love (Robert Lucas Pearsall) Great God of love, some pity show Zeig Mitleid, grosser Gott der Liebe, On Amarillis bend Thy bow; Auf Amaryllis deinen Bogen spann’, Do Thou, we pray, Wir fleh’n dich an: Her soul inspire, Erleuchte ihre Seele, And make her feel the self-same fire, Dass sie dieselbe Flamme nährt, That wastes her lover’s heart away. Die des Verliebten Herz verzehrt. Felix Mendelssohn Bartholdy: Entflieh mit mir (Heinrich Heine) 1. Entflieh‘ mit mir und sei mein Weib, 2. Und fliehst du nicht, so sterb‘ ich hier, und ruh‘ an meinem Herzen aus; und du bist einsam und allein; in weiter Ferne sei mein Herz und bleibst du auch im Vaterhaus, dir Vaterland und Vaterhaus. wirst doch wie in der Fremde sein. Felix Mendelssohn Bartholdy: Es fiel ein Reif (Heinrich Heine) 1. Es fiel ein Reif in der Frühlingsnacht, 3. Sie sind gewandert hin und her, er fiel auf die bunten Blaublümelein, sie haben gehabt sie sind verwelket, verdorret. weder Glück noch Stern, sie sind gestorben, verdorben. 2. Ein Jüngling hatte ein Mädchen lieb, sie flohen heimlich von Hause fort, es wusst‘ weder Vater noch Mutter. Felix Mendelssohn Bartholdy: Auf ihrem Grab (Heinrich Heine) 1. Auf ihrem Grab 2. Die Winde weh‘n da steht eine Linde, so still und so schaurig, drin pfeifen die Vögel die Vögel singen und Abendwinde, so süß und so traurig, und drunter sitzt die schwatzenden Buhlen, auf dem grünen Platz sie werden stumm, der Müllersknecht sie weinen und wissen mit seinem Schatz. selbst nicht warum. Übersetzung der englischen Texte: Gregor Wittkop 12
Felix Mendelssohn Bartholdy: Mailied (Ludwig Christoph Heinrich Hölty) 1. Der Schnee zerrinnt, 3. Wer weiß, wie bald der Mai beginnt, die Glocke schallt, und Blüten keimen da wir des Maien auf Gartenbäumen, uns nicht mehr freuen, und Vogelschall wer weiß, wie bald tönt überall. die Glocke schallt! 2. Pflückt einen Kranz 4. Drum werdet froh, und haltet Tanz Gott will es so, auf grünen Auen, der uns dies Leben ihr schönen Frauen, zur Lust gegeben! wo grüne Mai’n Genießt der Zeit, uns Kühlung streu’n. die Gott verleiht! Felix Mendelssohn Bartholdy: Die Nachtigall (Johann Wolfgang von Goethe) Die Nachtigall, sie war entfernt, der Frühling lockt sie wieder; was Neues hat sie nicht gelernt, singt alte liebe Lieder. Felix Mendelssohn Bartholdy Lieder ohne Worte As-Dur op. 53,1 Lieder ohne Worte As-Dur op. 38,6 Johannes Brahms: Von edler Art (anonym, 16. Jahrhundert) 1. Von edler Art, auch rein und zart, des ich mich doch zu dir versieh bist du ein Kron, der ich mich han in Hoffnung viel, nit mehr ich will, ergeben gar, glaub mir fürwahr; allein setz mir ein gnädig‘s Ziel. das Herz in mir kränkt sich nach dir, darum ich b‘gehr auf all dein Ehr: 3. Seit du die bist, gen der ich List hilf mir, ich hab nicht Trostes mehr. nit brauchen soll, das weisst du wohl: ohn allen Scherz will dir mein Herz 2. Wie ich ihm tu, hab ich kein Ruh, in Treuen sein, darum ich dein ohn dein Gestalt die mich mit G‘walt kein Stund im Tag vor Leid und Klag, gefangen hat: Herzlieb, gib Rat, auch rechter Lieb vergessen mag. 13
Johannes Brahms: Mit Lust tät ich ausreiten (anonym, 16. Jahrhundert) 1. Mit Lust tät ich ausreiten 3. Das erste heißet Ursulein, durch einen grünen Wald, das andre Bärbelein, darin da hört ich singen das dritt hat keinen Namen, drei Vögelein wohlgestalt. das soll des Jägers sein. 2. So sein es nit drei Vögelein, 4. Er nahm sie bei den Händen, es sein drei Fräulein fein, bei ihrer schneeweißen Hand, soll mir das ein‘ nicht werden, er führt‘s des Walds ein Ende, so gilt es das Leben mein. da er ein Hüttlein fand. Johannes Brahms: Der tote Knabe (bei August Kretzschmer & Anton Wilhelm von Zuccalmaglio) 1. Es pochet ein Knabe sachte reich mir dein Händelein weiße, an Feinsliebchens Fensterlein: vielleicht erkennst du mich.“ „Feinslieb, sag, bist du darinnen? Steh auf und laß mich ein!“ 4. „Du riechest gar nach Erde, sag, Liebster, bist du tot?“ 2. „Ich kann mit dir wohl sprechen, „Soll ich nach Erde nicht riechen, doch dich einlassen nicht; Da ich in dem Grab geruht?“ ich bin mit jemand versprochen, einen Zweiten mag ich nicht!“ 5. „Weck Vater auf und Mutter, weck deine Freund all auf, 3. „Mit dem, so du versprochen, grün Kränzelein sollst du tragen Feinsliebchen, der bin ich; mit mir in den Himmel hinauf.“ Johannes Brahms: Schnitter Tod (Flugblatt, 17. Jahrhundert) 1. Es ist ein Schnitter, heißt der Tod, 2. Was heut noch grün hat G‘walt vom höchsten Gott; und frisch dasteht, heut wetzt er das Messer, wird morgen hinweggemäht, es schneid‘t schon viel besser, die edlen Narzissen, bald wird er drein schneiden, die Zierden der Wiesen, Wir müssen’s erleiden. die schön‘n Hyazinthen, Hüt dich, schönes Blümelein! die türkischen Binden. Hüt dich, schönes Blümelein! 14
3. Das himmelfarbne Ehrenpreis, 4. Trotz Tod! die Tulipanen weiß, Komm her, ich fürcht dich nit, die silbernen Glocken, Trotz, eil daher in ein‘m Schritt; die goldenen Flocken, werd ich auch verletzet, sinkt alles zur Erden, so werd ich versetzet was wird daraus werden? in den himmlischen Garten, Hüte dich schönes Blümelein! auf den alle wir warten. Freu‘ dich, schönes Blümelein! Johannes Brahms: In stiller Nacht (nach Friedrich von Spee) 1. In stiller Nacht, zur ersten Wacht, 2. Der schöne Mond will untergahn, ein Stimm begunnt zu klagen. für Leid nicht mehr mag scheinen. Der nächtge Wind hat süß und lind Die Sterne lan ihr Glitzen stahn, zu mir den Klang getragen; mit mir sie wollen weinen. von herbem Leid und Traurigkeit Kein Vogelsang noch Freudenklang ist mir das Herz zerflossen, man höret in den Lüften, die Blümelein, mit Tränen rein die wilden Tier traurn auch mit mir hab ich sie all begossen. in Steinen und in Klüften. Johannes Brahms: Bei nächtlicher Weil (Othmar Schönhuth) 1. Bei nächtlicher Weil 3. So klagt er, an eins Waldes Born und rauschend tönt‘s hervor tät ein Jäger gar trauriglich stehen, aus des Quelles tiefuntersten Gründen, an der Hüfte hängt stumm wie ein Menschenlaut sein güldenes Horn, zu des Jägers Ohr: wild im Winde Komm herein, die Haare ihm wehen, ja wehen. so tust Ruhe du finden, ja finden. 2. Die du dich 4. Da stürzet der Jäger in Träumen gezeiget mir, sich stracks hinein traute Nixe, in die Tiefe, bald ist er verschwunden. schaff Ruh meiner Seelen, Dort unten empfaht ihn du meines Lebens alleinige Zier, das Liebchen fein, was willst du mich ewiglich quälen, seine Ruh hat er endlich gefunden, ja quälen? ja funden. 15
Johannes Brahms Andante aus der Sonate C-Dur op. 1 Felix Mendelssohn Bartholdy: Morgengebet (Joseph von Eichendorff) 1. O wunderbares tiefes Schweigen, Was gestern noch wie einsam ist‘s noch auf der Welt! mich wollt‘ erschlaffen, Die Wälder nur sich leise neigen, dess schäm‘ ich mich im Morgenrot. als ging‘ der Herr durch‘s stille Feld. 3. Die Welt mit ihrem Gram und Glücke 2. Ich fühle mich wie neu geschaffen, will ich, ein Pilger, froh bereit wo ist die Sorge nun und Not? betreten nur als eine Brücke zu dir, Herr, über‘m Strom der Zeit. Robert Lucas Pearsall: O who will o’er the downs so free (Robert Lucas Pearsall) O who will o’er the downs so free, O, wer will über die Hügel hin, O who will with me ride, O, wer will mit mir reiten? O who will up and follow me, O, wer will auf und mit mir ziehn, To win a blooming bride? Die holde Braut zu erringen? Her father he has lock’d the door, Ihr Vater verschloss das Tor, Her mother keeps the key; Die Mutter nahm den Schlüssel, But neither door nor bolt shall part Doch weder Tor noch Riegel davor My own true love from me! Trennt meine Liebste und mich. I saw her bow’r at twilight grey, Ich sah ihre Kammer im Abendgraun, ’T was guarded safe and sure, War sicher und fest geschützt, I saw her bow’r at break of day, Ich konnt’ ihre Kammer ’T was guarded then no more! am Morgen schaun, Die Tür war nicht länger beschirmt. The varlets they were all asleep, Die müden Wächter And none was near to see sahen nichts mehr, The greeting fair that passed there Sie lagen im tiefen Traum, Between my love and me! Die schönen Grüsse hin und her War keiner so nah zu schaun. 16
I promis’d her to come at night, Ich schwur: Noch eh’ die Nacht vorbei, With comrades brave and true, Eilt der edlen Freunde treue Schar, A galant band with sword in hand Die tapf’re Hand am Schwert, herbei, To break her prison through: Bricht ihres Kerkers Tor und Riegel. I promis’d her to come at night, Ich schwur: Noch eh’ die Nacht vorbei, She’s waiting now for me, Eil’ ich zu ihr: Sie wartet nun auf mich, And ere the dawn of morning light, Die Liebste, dass ich sie befrei I’ll set my true love free! Noch vor dem ersten Morgenlicht. Robert Lucas Pearsall: Purple glow the forest mountains (Friedrich Matthisson - freie Übertragung ins Englische von Robert Lucas Pearsall) Purple glow the forest mountains Purpur malt die Tannenhügel In the sun’s departing beam, Nach der Sonne Scheideblick, Lovely shines the star of even, Lieblich strahlt des Baches Spiegel Mirror’d in the crystal stream. Hespers Fackelglanz zurück. Dark as in sepulchral chambers Wie in Todtenhallen düster Low’rs the gloomy poplar grove; Wird’s im Pappelweidenhain, Nought but gentlywhisp’ring branches Unter leisem Blattgeflüster There is heard or seen to move; Schlummern alle Vögel ein. Save where Philomela singing Nur dein Abendlied, o Grille! Softly from a greenwood tree, Tönt noch aus bethautem Grün, To the dewbespangled roses, Durch der Dämmrung Zauberhülle Pours her lovelorn melody. Süße Trauermelodien. Soon, perhaps on such an evening, Tönst du einst im Abendhauche, I shall hear thy voice resound, Grillchen, auf mein frühes Grab, Sadly singing to the roses, Aus der Freundschaft Rosenstrauche, Which my early grave surround. Deinen Klaggesang herab: Then my soul shall listen to thy numbers, Wird mein Geist noch stets dir lauschen, Listen as it listens now, Horchend wie er jetzt dir lauscht, While the breezes waft thy music Durch des Hügels Blumen rauschen, O’er the flow’ry mountains brow. Wie dies Sommerlüftchen rauscht! 17
Robert Lucas Pearsall: When last I strayed (Robert Lucas Pearsall) When last I stray’d into the glade, Jüngst irrt ich hin im lichten Wald, All things were green and blooming. War alles grün und blühte, The roses there were blushing fair, Die Rosen scheu ersprossen hier: All that lay round perfuming. Wie alles seinen Duft versprühte! I drew me near a fountain clear, Bei einer klaren Quelle Spiel, Which fresh and gay was playing, Da legte ich mich nieder, And there I saw my own true love, Sah dort mein einzig Lieb, And she for me was staying. Erwartete mich wieder. I cannot tell how it befel, Ich weiss nicht, wie mir war, That she should kindly greet me, Als sie mir zarte Grüsse sagte, For I might say, before that day, Da sie mich gestern noch Most hardly did she treat me. Mit harten Worten plagte. But let that be, she’s dear to me, Gleichviel! Ich bin ja nicht ihr Bruder. Yet love I not as brother, Wenn sie nur jetzt mich herzen mag! And if she lay in her cold clay, Ich lieb wohl nimmer wieder, I ne’er could love another. Liegt sie dereinst im kühlen Grab. Robert Lucas Pearsall: When Allen-a-dale went a-hunting (Robert Lucas Pearsall) When Allen-a-Dale went a-hunting, Wenn Allen-a-Dale zum Jagen schritt, His bow was stout and strong, Nahm er den Bogen fest in die Hand, And nought Und nichts in dem Spiel that was game escap’d him, entging seinem Blick The bushes green among. Am grünen Waldesrand. The Abbot of Beverly cried, “Oh fie!” Der Abt von Beverly fluchte, As he rode out to dine Wenn er ’nen Ritter with a knight hard by; zum Festmahl besuchte. But Allen-a-Dale went a-hunting, Doch Allen-a-Dale beschritt zur Jagd On the King’s highway. Des Königs höchsteigenen Pfad. Who was the father of Allen-a-Dale? Wer war der Vater von Allen-a-Dale? His sire was a Saxon Sein Vater war Sachse und and Lord of the vale, Herrscher im Tal. 18
But the Normans came down Doch die normannischen Ritter with their proud chivalry, fielen ins Land And they robb’d him, and slew him, Mit Raub und Mord and burnt his roof tree. und setzten sein Dach in Brand. So Allen-a-Dale went a-hunting, Da beschritt Allen-a-Dale zur Jagd On the King’s highway. Des Königs höchsteigenen Pfad. What was the calling of Allen-a-Dale? Was war Allen-a-Dales Geschick? He was a forester good, Er war ein Waidmann im Walde grün, A harper well skilled in ditty and tale, Ein Harfner, der glänzte mit Lied und Geschicht’ And the comrade of bold Robin Hood! Und Robin Hoods Gefährte kühn! And together they ranged So herrschten im Walde die zwei, the forest glade, And shot their arrows free: Verschossen ihre Pfeile frei: But because he could sing like a Doch weil er wie minstrel king, ein König singen kann, Why, Allen’s the boy for me. Ist Allen-a-Dale mein Mann. Felix Mendelssohn Bartholdy: Jagdlied (Joseph von Eichendorff) 1. Durch schwankende Wipfel 3. Immer weiter und weiter schießt goldener Strahl, die Klänge zieh‘n, tief unter den Gipfeln das neblige Tal. durch Wälder und Heiden, Fern hallt es vom Schlosse, wohin, ach wohin? das Waldhorn ruft, Erquickliche Frische, es wiehern die Rosse in die Luft! süßschaurige Lust! Hoch flattern die Büsche, 2. Bald Länder und Seeen, frei schlägt die Brust. bald Wolkenzug Und weiter und weiter tief schimmernd zu sehen die Klänge zieh‘n, in schwindelndem Flug. hoch flattern die Büsche, Bald Dunkel wieder hüllt frei schlägt die Brust. Reiter und Ross, o Lieb‘, o Liebe, so lass‘ mich los! Robert Schumann Arabeske C-Dur op. 18 19
Felix Mendelssohn Bartholdy: Herbstlied (Nikolaus Lenau) 1. Holder Lenz, du bist dahin! 3. Wieder ist, wie bald, wie bald! Nirgends, nirgends darfst du bleiben! Mir ein Jahr dahin geschwunden. Wo ich sah dein frohes Blüh‘n Fragend rauscht es durch den Wald: braust des Herbstes banges Treiben. Hat dein Herz sein Glück gefunden? 2. Wie der Wind so traurig fuhr 4. Waldesrauschen, wunderbar durch den Strauch, als ob er weine; hast du mir das Herz getroffen! Sterbeseufzer der Natur Treulich bringt ein jedes Jahr, schauern durch die welken Haine. neues Laub wie neues Hoffen. Felix Mendelssohn Bartholdy: Ruhetal (Ludwig Uhland) Wenn im letzten Abendstrahl gold‘ne Wolkenberge steigen und wie Alpen sich erzeigen, frag ich oft mit Tränen: liegt wohl zwischen jenen mein ersehntes Ruhetal? Johannes Brahms: Ach lieber Herre Jesu Christ (Heinrich von Lichtenberg) 1. Ach, lieber Herre Jesu Christ, 3. Nun schlaf, nun schlaf, weil du ein Kind gewesen bist, mein Kindelein, so gib auch diesem Kindelein Jesus, der soll dein Wächter sein, dein Gnad und auch den Segen dein; der woll, daß dir geträume wohl ach, Jesus, Herre mein, und werdest aller Tugend voll. behüt dies Kindelein. Jesus, der Herre mein, behüt dies Kindelein. 2. Dein‘r Engel Schar, die wohn ihm bei, 4. Ein‘ gute Nacht und guten Tag es schlaf, es wach, und wo es sei, geb dir, der alle Ding vermag. das heilig Kreuz behüt es schon, Hiemit sollst du gesegnet sein, daß es besitz‘ der Heil‘ge Kron‘; mein herzeliebes Kindelein. ach Jesus, Herre mein, Jesus, der Herre mein, behüt dies Kindelein. behüt dies Kindelein. 20
Johannes Brahms: Abschiedslied (Lochamer Liederbuch, 15. Jahrhundert) 1. Ich fahr dahin, wenn es muß sein, 3. Ich bitt dich, liebste Fraue mein, ich scheid mich von der Liebsten mein, wann ich dich mein‘ und anders kein, zuletzt laß ich ihr Herze mein, wann ich dir gib mein Lieb allein, dieweil ich leb; so soll es sein. gedenk, daß ich dein eigen bin. Ich fahr dahin, ich fahr dahin! Ich fahr dahin, ich fahr dahin! 2. Das sag ich ihr und niemand mehr: 4. Nun halt dein Treu als stet als ich! Mein‘m Herzen g‘schah noch nie so weh. So wie du willt, so findst du mich. Sie liebet mich je länger je mehr; Halt dich in Hut, das bitt ich dich! durch Meiden muß ich leiden Pein. Gesegn dich Gott! Ich fahr dahin! Ich fahr dahin, ich fahr dahin! Ich fahr dahin, ich fahr dahin! Felix Mendelssohn Bartholdy: Abschied vom Walde (Joseph von Eichendorff) 1. O Täler weit, o Höhen, Ich habe treu gelesen o schöner grüner Wald, die Worte, schlicht und wahr, du meiner Lust und Wehen und durch mein ganzes Wesen andächt‘ger Aufenthalt! ward‘s unaussprechlich klar. Da draußen, stets betrogen, saust die geschäft‘ge Welt; 3. Bald werd‘ ich dich verlassen, schlag noch einmal die Bogen fremd in die Fremde geh‘n, um mich, du grünes Zelt! auf buntbewegten Gassen des Lebens Schauspiel seh‘n. 2. Im Walde steht geschrieben Und mitten in dem Leben ein stilles ernstes Wort wird deines Ernst‘s Gewalt vom rechten Tun und Lieben mich Einsamen erheben, und was des Menschen Hort. so wird mein Herz nicht alt. Robert Lucas Pearsall: Lay a garland (nach Francis Beaumont & John Fletcher) Lay a garland on her hearse Legt einen Kranz auf ihre Bahre, Of dismal yew; Von dunklen Eiben. Maidens, willow branches wear; Tragt Weidenzweige, Mädchen, Say she died true. Sprecht: Sie starb treu. Her love was false, but she was firm. Die Liebe trog, doch sie stand fest. Upon her buried body lie Ruhe leicht auf ihrem Leib, Lightly, thou gentle earth. Freundliche Erde. 21
Wolfgang Schäfer war von 1982 bis Oktober 2008 Professor für Chordirigieren an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt/Main. Er ist Dirigent des im Jahre 2008 gegründeten Frankfurter Kammer- chores, leitet seit 1972 das Freibur- ger Vokalensemble und seit 1985 das jährlich stattfindende Festival und Chorseminar Staufener Musik- woche. Von 1982 bis 1997 war er (in der Nachfolge von Helmuth Rilling und Kurt Thomas) Dirigent der Frankfur- ter Kantorei. Mit seinen Ensembles gewann Wolf- gang Schäfer mehrere internationale Meisterkursen, u.a. in Italien, der Wettbewerbe und produzierte eine Schweiz, Ungarn, Österreich, Est- Vielzahl von Rundfunk-, Fernseh- land, Tschechien, Kanada und Ko- und Schallplattenaufnahmen. rea. Als Gastdirigent arbeitete er mit re- Er gehört auch zum Juroren-Team des nommierten Chören und Orchestern Deutschen Musikrats (Dirigenten-Fo- u.a. in den USA, in Israel, Japan, rum) und des Deutschen Chorwett- Südafrika, Polen, Portugal und im bewerbs. Ausserdem ist Wolfgang Baltikum. Schäfer Mitglied des Musikkabaretts Mehrfach war Wolfgang Schäfer BosArt Trio und tritt immer wieder Dozent und Juror bei internationa- auch als Schauspieler und Rezitator len Wettbewerben, Symposien und auf. Der Neue Basler Kammerchor dankt dem Blumengeschäft Fleurs Jean Jacques Reinach und Ther- FLEURS JEAN JACQUES wil für die gespendeten Blumen. REINACH Inh. J.J. Welz, Hauptstrasse 48 4153 Reinach, Tel. 061 711 60 07 FLEUROP-Service 22
Bobby Mitchell gehört trotz seiner jugendlichen 29 Jahre be- reits zu den talentiertesten und in- teressantesten Pianisten seiner Generation. Geboren 1985 in New Orleans, Lousiana (USA), beschäf- tigt sich Bobby engagiert mit vielen Aspekten der klassischen Musik und bringt vielfältiges Repertoire in im- mer wechselnden und spannenden Kombinationen zur Aufführung. Seit langem bekannt als Botschafter für Neue Musik, ist Bobby gleich- falls als Interpret in der Tradition der historischen Aufführungspraxis tätig. Alte und Neue Musik ge- meinsam mit improvisatorischen Mo- flügel in Den Haag, wo er 2009 beim menten in seinen Programmen anzu- Koninklijk Conservatorium Den Haag bieten, ist seine besondere Speziali- ein Mastersdiplom erhielt. tät. Entschlossen seine Fähigkeiten auf Bobby ist ein erfahrener und gefei- historischen Tasteninstrumenten erter Solist mit vielen Orchesterauf- weiter zu entwickeln, kam er 2011 tritten in Ländern wie Deutschland, mit einem Stipendium nach Freiburg den USA, der Schweiz, Südafrika, im Breisgau, wo er sein Studium in Jordanien und den Niederlanden. historischen Tasteninstrumenten ab- Er studierte bei der Eastman School geschlossen hat. of Music (Rochester, New York, USA) Bobby hat unter anderem mit Nelita Klavier, wo ihm zusätzlich zu seinem True, David Kuyken, Robert Hill, Ste- Diplom mit Auszeichnung auch das phen Perry und Bart van Oort stu- seltene Performer’s Certificate zu- diert. erkannt wurde. Um sich weiter der Bobby ist Gewinner des ersten Geschichte der klassischen Musik- Preises des William Garrison Kla- welt anzunähern, zog er für weitere vierwettbewerbs der American Liszt Studien nach Europa. Als Rezipient Society, sowie des zweiten und des des Huygens Stipendium der nieder- Publikumspreises 2010 im natio- ländischen Regierung studierte er nalen Wettbewerb der Young Pianist Klavier und im Nebenfach Hammer- Foundation in Amsterdam. 23
Der Neue Basler Kammer- von Orchestern und Ensembles wie chor (NBK) mit seinen rund 70 der Camerata Basel, dem Barock- Mitgliedern zählt zu den mittelgros- orchester Capriccio Basel, dem Ars sen Konzertchören Basels. Mit zwei Viva Ensemble Freiburg im Breisgau Konzerten im Jahr, meist in der Mar- oder dem Concertino Basel. tinskirche, hat er einen festen Platz Die musikalische Leitung des Neuen im Basler Musikleben. Das Reper- Basler Kammerchors liegt in den Hän- toire umfasst geistliche und weltliche den von Florian Cramer, dessen In- Chormusik von der Renaissance bis terpretationsansatz der historischen zur Moderne. Begleitet wird der NBK Aufführungspraxis verpflichtet ist. Bei uns spielt Kultur die Hauptrolle. Bücher | Musik | Tickets Aeschenvorstadt 2 | 4010 Basel www.biderundtanner.ch 24
Liebe Konzertbesucherin, lieber Konzertbesucher Möchten Sie bei uns im Neuen Basler Kammerchor mitsingen? Wir nehmen gerne geübte Sänge- Melden Sie sich bitte bei Frau rinnen und Sänger auf. Ursula Refardt; sie gibt Ihnen gerne Probe ist jeweils Montag von 19.30 Auskunft, Tel. 061 281 30 79 oder bis 22.00 Uhr. info@nbk-basel.ch Vielleicht möchten Sie den Neuen Basler Kammerchor auf eine andere Art unterstützen? Durch Ihre Passiv- oder Gönnermit- Vorteile beim Kartenvorverkauf. Gön- gliedschaft können Sie dazu beitra- nerinnen und Gönner erhalten zwei gen, dass der NBK weiterhin im Bas- freie Eintrittskarten pro Konzert. ler Musikleben mit anspruchsvollen Mit Spenden und / oder einem Inse- Konzerten präsent sein kann. Schon rat im Programmheft (Auflage 300- für Fr. 50.- resp. Fr. 500.- sind Sie 400 Exemplare) können Sie unsere dabei, geniessen Preis- und andere Konzerte unterstützen. Interessiert Sie unser Programm? Mit einem Abonnement sichern Sie gerne an Frau Elisabeth Krähenbühl sich gute Plätze zu reduziertem wenden, Tel. 061 711 35 46 oder Preis. Für Auskünfte können Sie sich info@nbk-basel.ch Besuchen Sie einfach unsere Homepage: www.nbk-basel.ch Wir freuen uns über Ihr Interesse an unserer Chorarbeit und danken Ihnen für Ihren Besuch am heutigen Abend! Gerne begrüssen wir Sie wieder zu unserem nächsten Konzert, der Cäcilienmesse von Joseph Haydn, am Sonntag, den 26. April 2015, um 19.00 Uhr in der Martinskirche Basel! Die Aufführung erfolgt zusammen mit dem kammerorchesterbasel! 25
Der Neue Basler Kammerchor dankt folgenden Institutionen, Firmen und Personengruppen für grosszügige Unterstützung: Georg Wagner Stiftung Gemeinde Binningen Gemeinde Bottmingen Ebenfalls geht ein herzliches Dankeschön an die Chormit- glieder, die dieses Konzert mit einer Spende unterstützt ha- ben, sowie an unsere Gönnerinnen, Gönner und Inserenten! 26
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8JSX×OTDIFO HVUF6OUFSIBMUVOH /BUJPOBMF4VJTTF (FOFSBMEJSFLUJPO#BTFM 4UFJOFOHSBCFO #BTFM 5FM XXXOBUJPOBMFTVJTTFDI
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