O Täler weit, o Höhen - Neuer Basler Kammerchor Leitung: Florian Cramer

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O Täler weit, o Höhen - Neuer Basler Kammerchor Leitung: Florian Cramer
Samstag, 22. November 2014
Martinskirche Basel

Neuer Basler
Kammerchor
Leitung: Florian Cramer

O Täler weit, o Höhen
Romantische Chorwerke von
Felix Mendelssohn Bartholdy,
Johannes Brahms und
Robert Lucas Pearsall

Chorleitung Wolfgang Schäfer
Klavier		 Bobby Mitchell

www.nbk-basel.ch
Programmheft Fr. 3.-
O Täler weit, o Höhen - Neuer Basler Kammerchor Leitung: Florian Cramer

O Täler weit, o Höhen - Neuer Basler Kammerchor Leitung: Florian Cramer
Liebe Konzertbesucherin, lieber Konzertbesucher
Herzlich willkommen zum Konzert des Neuen Basler Kammerchors.
Wir freuen uns, dass Sie heute Abend zu uns in die Martinskirche gekommen sind!

Es erwartet Sie ein ganz besonderes Konzerterlebnis: Zum ersten Mal in seiner
Geschichte wagt sich der Neue Basler Kammerchor in die a-cappella-Welt vor. Wir
präsentieren Ihnen romantische Chorwerke von Johannes Brahms, Felix
Mendelssohn Bartholdy und Robert Lucas Pearsall. Während die beiden
erstgenannten Komponisten bekannt und populär sind, ist der letztgenannte nur
Insidern der Vokalmusik ein Begriff – leider zu Unrecht, wie Sie in diesem Konzert
eindrücklich erleben dürfen.

Umrahmt wird das Konzert vom Pianisten Bobby Mitchell, der zeitgenössische
Klavierstücke spielen wird.

Getrübt wird der Konzertabend von der Abwesenheit unseres Chorleiters Florian
Cramer. Er hat das Programm konzipiert und mit dem Chor einstudiert, kann aber
krankheitsbedingt nicht selbst am Pult stehen. Wir wünschen ihm hiermit noch ein-
mal beste Genesung!

Es freut uns aber, dass wir mit Prof. Wolfgang Schäfer – einem der renommiertesten
Chorleiter im deutschsprachigen Raum – hochkarätigen Ersatz gefunden haben.
Wir sind dankbar und glücklich, dass er kurzfristig eingesprungen ist und den Chor
durch den Konzertabend führen wird.

Bedanken möchten wir uns bei allen, die diesen Abend ermöglicht haben:
unseren Gönnern, Inserenten und Sponsoren, allen mitwirkenden Musikern und Sän-
gern, sowie allen fleissigen Helfern.

Ganz besonders gerne weisen wir auch auf unser nächstes Konzert hin:
Ausnahmsweise am Sonntag, den 26. April 2015 um 19.00 Uhr führt der Neue Basler
Kammerchor zusammen mit dem kammerorchesterbasel und einem hochkarätigen
Solistenensemble Joseph Haydns Cäcilienmesse in der Martinskirche auf.
Wir heissen Sie dazu herzlich willkommen und freuen uns auf Sie!

Wir wünschen Ihnen einen schönen und unvergesslichen Konzertabend!

Ursula Refardt					                         Ralf Heinig
Präsidentin

                                        
O Täler weit, o Höhen - Neuer Basler Kammerchor Leitung: Florian Cramer
Programm

 Robert Lucas Pearsall (1795 - 1856)
			       Great God of love

  Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 - 1847)
		     Aus „Sechs Lieder im Freien zu singen“ op. 41
			         Nr. 2		  Entflieh mit mir
			         Nr. 3		  Es fiel ein Reif
			         Nr. 4		  Auf ihrem Grab
			         Nr. 5		  Mailied
		     Aus „Sechs Lieder im Freien zu singen“ op. 59
			         Nr. 4		  Die Nachtigall

         Lieder ohne Worte As-Dur op. 53,1
         Lieder ohne Worte As-Dur op. 38,6

  Johannes Brahms (1833 - 1897)
		    Aus „Vierzehn deutsche Volkslieder“ WoO 34
			        Nr. 1		  Von edler Art
			        Nr. 2		  Mit Lust tät ich ausreiten
			        Nr. 10   Der tote Knabe
			        Nr. 13   Schnitter Tod
			        Nr. 6		  In stiller Nacht
			        Nr. 3		  Bei nächtlicher Weil

		       Sonate C-Dur, op. 1
             Andante

  Felix Mendelssohn Bartholdy
		     Aus „Sechs Lieder im Freien zu singen“ op. 48
			         Nr. 5		  Morgengebet

                               
O Täler weit, o Höhen - Neuer Basler Kammerchor Leitung: Florian Cramer
Robert Lucas Pearsall
			       O who will o’er the downs so free
			       Purple glow the forest mountains
			       When last I strayed
			       When Allen-a-Dale went a-hunting

  Felix Mendelssohn Bartholdy
		     Aus „Sechs Lieder im Freien zu singen“ op. 59
			         Nr. 6		  Jagdlied

    Robert Schumann (1810 - 1856)
             Arabeske C-Dur op. 18

  Felix Mendelssohn Bartholdy
		     Aus „Sechs Lieder im Freien zu singen“ op. 48
			         Nr. 6		  Herbstlied
		     Aus „Sechs Lieder im Freien zu singen“ op. 59
			         Nr. 5		  Ruhetal

  Johannes Brahms
		    Aus „Vierzehn deutsche Volkslieder“ WoO 34
			        Nr. 6		  Ach lieber Herre Jesu Christ
			        Nr. 9		  Abschiedslied

  Felix Mendelssohn Bartholdy
		     Aus „Sechs Lieder im Freien zu singen“ op. 59
			         Nr. 3		  Abschied vom Walde

 Robert Lucas Pearsall
			       Lay a garland
                              
»Ins Land der ewigen Sehnsucht«
                   Mendelssohn – Brahms – Pearsall
Was Romantik ist, hat (hoffentlich) jeder         war, tatsächlich »im Freien« gesungen
und jede im Leben schon einmal emp-               zu werden.
funden. Wie ›Romantik‹ zu definieren ist
– Romantik als literarische Bewegung,
die um 1800 aufkommt und in der Mu-
sik bis weit ins 19. Jahrhundert wirksam
bleibt –, diese Frage hat dagegen schon
manchen Schüler und Studenten zum
Stammeln gebracht. Welcher Blickwin-
kel, welche Denkfiguren und Themen
machen denn den Kern romantischer
Weltanschauung aus? Schnell einigen
wird man sich immerhin darauf, dass zu
ihren ureigensten Haltungen die Sehn-
sucht gehört. Der romantisch gestimmte
Mensch weiss von einem »Land der
ewigen Sehnsucht«, von dem E. T. A.               Gewiss kann man sich heute mit guten
Hoffmann einmal sprach und das er                 Gründen darüber hinwegsetzen, und
beispielsweise seine Figur des Kapell-            doch ist hier etwas ästhetisch Wesent-
meisters Kreisler beim Improvisieren              liches für diese Stücke berührt. So be-
am Klavier suchen liess. Romantische              scheiden in Umfang und Anspruch die
Sehnsucht kann sich freilich auf sehr             Lieder im Freien zu singen auch waren,
Verschiedenes richten – das zeigt eine            sie verkörperten für ihren Komponisten
Vielzahl von Stücken in diesem Kon-               – ein Brief von 1839 belegt es – ein Ideal
zertprogramm.                                     von Musik: »Die natürlichste Musik von
                                                  allen ist es doch, wenn 4 Leute zusam-
          Natur (Mendelssohn)                     men spazieren gehen, in den Wald, oder
Zwischen 1838 und 1843 hat Felix Men-             auf dem Kahn fahren, und dann gleich
delssohn Bartholdy drei Sammlungen                die Musik mit sich und in sich tragen.«
von Liedern im Freien zu singen publi-            Wie seine Lieder bei solchen Landpar-
ziert. Diese Chorlieder waren ursprüng-           tien musiziert wurden, hat Mendelssohn
lich Gelegenheitsstücke und entstanden            erlebt und in einem andern, enthusias-
oft spontan für Zusammenkünfte von                tisch-schwärmerischen Brief desselben
befreundeten Sängern. Mendelssohn                 Jahres festgehalten, wo es unter ande-
wollte sie allerdings auch später, in ihrer       rem heisst: »Wie sie [die Sängerinnen
veröffentlichten Gestalt, nicht als Kon-          und Sänger] sich nun den Abend unter
zert-, sondern als Gesellschaftsmusik             die Bäume stellten und mein erstes Lied
verstanden wissen, die dafür konzipiert           … anhoben, da war es in der Waldstille

                                              
bezaubernd, dass mir beinah‘ die Thrä-         Welt« kommt, wird er von einer gespannt-
nen in die Augen kamen. Wie lauter             instabilen, vom verminderten Septak-
Poesie klang es.«                              kord geprägten Satzstruktur abgelöst,
Musikalische Geselligkeit in der Natur,        um sich über einen emphatischen, den
die Mendelssohn als glückhaft emp-             Wald als Gegenwelt beschwörenden
fand, hat das Entstehen seiner Lieder          Sextaufschwung des Soprans wieder in
offenbar entscheidend befördert. Un-           der Tiefe der Es-Dur-Harmonie zu beru-
trennbar damit verbunden war etwas             higen. Gegenstücke zu dieser Kunst der
Zweites: der romantische Blick auf die         verdichteten Miniatur sind das Jagd-
Natur, deren Poetisierung und Überhö-          lied (als grossformatiges musikalisches
hung, die sich in diesen Liedern und           Landschaftsbild) und das Herbstlied.
deren Textvorlagen vielfach zeigen. Für        Natur fungiert in romantischer Lyrik häu-
Mendelssohns Epoche war Natur nicht            fig als schlüsselhaftes Sinnbild für eine
bloss Rohstoffquelle oder Gefahrenzo-          im weitesten Sinn spirituelle Einsicht. Im
ne, sie war vielmehr ein Sehnsuchtsort.        Herbstlied hat Mendelssohn durch ei-
Der romantische Blick bemerkte, »dass          nen kühnen Eingriff in das zugrundelie-
eine gewaltige Dichtung durch die gan-         gende Gedicht von Lenau genau einen
ze Natur weht« (Achim von Arnim). Na-          solchen Gedankengang gewonnen: auf
tur konnte zur entgrenzten Landschaft          den welken Herbst folgt stets der Früh-
werden, Natur – und für die deutsche           ling – »Treulich bringt ein jedes Jahr
Romantik vor allem der Wald – konnte           neues Laub wie neues Hoffen«. Diese
aber auch zu etwas Bergendem in einer          Wendung ins Positive übersetzt Men-
für nicht wenige Zeitgenossen heillos          delssohn in eine hochgradig rhetorische
sich verändernden Welt werden.                 musikalische Form, in der er den Rah-
Nirgends ist dies so auf den Punkt ge-         men des anfänglich intimen Strophen-
bracht wie im Abschied vom Walde, der          lieds mit einem überschwänglichen, von
durch den Text Eichendorffs, erst recht        Moll nach Dur umschlagenden Schluss
aber durch Mendelssohns Vertonung              klanglich und proportional sprengt.
zu einem der Herzstücke deutscher
Waldinnigkeit geworden ist. Das Stück                    Volkslied (Brahms)
verkörpert mustergültig jenen Liedtypus        Unter dem Eindruck der napoleonischen
bei Mendelssohn, der mit strophisch-           Kriege und ihrer Folgen, im Gefühl ei-
schlichter Anlage ganz im Rahmen               ner sich überhaupt tiefgreifend wan-
des damals populären Chorlieds bleibt          delnden Zeit waren in den Jahrzehnten
und doch durch den literarischen Fein-         nach 1800 Entfremdung und Verlust
geist, den begnadeten Melodiker und            romantische Grunderfahrungen. Eine
den satztechnischen Alleskönner Men-           der Strategien, auf diese Verlusterfah-
delssohn weit darüber hinaus gebracht          rung zu reagieren, war die Besinnung
wird. Aus der Anrufung im Unisono (»O          auf das kulturelle Erbe, und so wurde
Täler weit«) fächert sich ein satter ho-       im 19. Jahrhundert der Historismus ge-
mophoner Klangfluss auf; dort, wo der          boren. Zu den wertvollsten ›Speicher-
Gedanke auf die falsche, »geschäft‘ge          medien‹, die den Geist besserer Zeiten

                                           
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bewahrten, gehörte in den Augen der               lied war einerseits das eines spätgebo-
Romantiker das Volkslied. Die Begeis-             renen Romantikers, es hatte anderseits
terung für das Volkslied war in Deutsch-          aber genuin musikalische Gründe. In
land durch Johann Gottfried Herder                einem Brief von 1860 nannte Brahms
schon in den 1770ern Jahren angestos-             das Volkslied ein »Ideal« von Lied über-
sen und dann durch die Sammlung Des               haupt, und entsprechend lieferten ihm
Knaben Wunderhorn (1806/08) ent-                  Volkslieder Modelle und hochwertiges
scheidend verstärkt worden. Was man               musikalisches Material für das eigene
in den alten Volksliedern suchte (wobei           Komponieren. Gut 100 Volksliedbear-
es die romantischen Dichter und Kom-              beitungen für Stimme und Klavier, für
ponisten mit dem Alter letztlich nicht            Frauen- oder für gemischten Chor a
so genau nahmen), war etwas Über-                 cappella haben sich erhalten. Die An-
persönliches und Ungekünsteltes. Ein              ziehungskraft des Volkslieds reichte bei
›teutscher‹ Kollektivgeist sollte sich hier       Brahms freilich bis in die Instrumental-
aussprechen: einfach, innig, tüchtig, ur-         musik, wie es das Andante der Klavier-
wüchsig, unverdorben – und das alles in           sonate op. 1 von 1853 zeigt: sein The-
»alten Melodien, wie sie Gott erschaffen          ma ist die Volkslied-Melodie Verstohlen
hat«, so jedenfalls wäre es dem jungen            geht der Mond auf. Die Vierzehn deut-
Goethe am liebsten gewesen.                       schen Volkslieder WoO 34 sind unter
                                                  seinen Volkslied-Chören die einzigen,
                                                  die Brahms selbst veröffentlichen liess
                                                  (ohne Opuszahl, deswegen heutzutage
                                                  ›WoO‹). Sie entstanden 1863/64 für die
                                                  Wiener Singakademie, deren Dirigent
                                                  der seit Herbst 1862 in Wien ansässige
                                                  Brahms für kurze Zeit war.
                                                  In den Volksliedern WoO 34 verwende-
                                                  te Brahms – was er sonst nicht immer
                                                  tat – neben dem Text eines Volkslieds
                                                  stets auch dessen überlieferte Melo-
                                                  die. Brahms war ein musik- und stilge-
                                                  schichtlich gelehrter Komponist, wie es
                                                  von seinem Rang wohl keinen zweiten
                                                  gegeben hat. Er war keineswegs ein Re-
                                                  aktionär; aber partout modern zu sein,
Des Knaben Wunderhorn war ein Lieb-               war für ihn, der dem musikalischen Fort-
lingsbuch von Johannes Brahms. Seit               schritt skeptisch gegenüberstand, keine
er ein Teenager war, hat Brahms auch              Ambition. So lag der Reiz der Gattung
selbst Volkslieder gesammelt, im Lauf             Volksliedbearbeitung für Brahms nicht
von Jahrzehnten sind Abschriften von              zuletzt darin, dass die alten (und auch
ungefähr 230 Liedern zusammenge-                  die weniger alten) Liedweisen zu stili-
kommen. Brahms‘ Faible für das Volks-             stisch ganz unterschiedlichen Einklei-

                                              
dungen in einen mehrstimmigen Satz                in die Natur, auf die Abwendung von
einluden. In Von edler Art zum Beispiel           der Gegenwart und die Sehnsucht nach
geht die Liedweise (im Sopran) minde-             einem märchenhaft besseren Damals.
stens bis ins 16. Jahrhundert zurück,             Pearsall passt also trefflich in diese the-
und sie wird auch in einem vorbarock-             matische Konstellation, und doch mag
polyphonen Motettenstil adaptiert, der            es seltsam erscheinen, seinen Namen
in seiner motivischen Durcharbeitung              so umstandslos neben den beiden
freilich wieder ›typisch Brahms‹ ist. Ar-         Komponistengrössen des 19. Jahrhun-
chaischer noch klingt Ach lieber Her-             derts eingeordnet zu sehen. Tatsächlich
re Jesu Christ, vielleicht das stilistisch        ist Pearsall jenseits seiner englischen
raffinierteste Stück der Sammlung. Der            Heimat nie zu grösserer Bekanntheit
Sopran singt die phrygische Melodie               gelangt – gleichwohl lohnt sich eine Be-
eines katholischen Tauflieds; Brahms              gegnung mit ihm als Komponist wie als
unterlegt sie mit einer ›wie geträumt‹            Gestalt seiner Epoche ausserordent-
altertümlichen, absichtlich ganz span-            lich.
nungsarmen Harmonisierung. Der Kon-
trast zu In stiller Nacht könnte grösser
kaum sein. Am Weitesten hat Brahms
sich hier von Volksliedbearbeitung in
Richtung hochromantisches Chorlied
bewegt; schon der zweite Akkord mit
seiner Molleintrübung, der die nächtliche
Szenerie kongenial harmonisch abdun-
kelt, signalisiert das unzweideutig. Am
Text erweist sich besonders markant,
was hinter einem ›Volkslied‹ alles ste-
cken kann. Er basiert auf einem Trauer-
Gesang von der Not Christi am Ölberg
des Barockdichters Friedrich Spee. Im
Volkslied jedoch ist dieses Gedicht nach
massiven Kürzungen und Ergänzungen
kaum wiederzuerkennen und zu einer                Seine Biographie ist beinahe so mär-
gänzlich weltlichen Szene geworden, in            chenhaft wie manch eines seiner Su-
der sich Mensch und Natur in namen-               jets. Aus einer alten, begüterten Offi-
loser Traurigkeit spiegeln.                       ziersfamilie stammend, schlug Pearsall
                                                  zunächst die Anwaltslaufbahn ein. 1825
     Merry old England (Pearsall)                 erlitt er einen leichten Schlaganfall, und
Auf viele der Motive bei Mendelssohn              der familiäre Wohlstand erlaubte es
und Brahms stösst man auch in den                 ihm, von da an die meiste Zeit auf dem
Stücken von Robert Lucas Pearsall                 Kontinent zu leben und nur noch seinen
(1795–1856): auf Treueschwur und                  Interessen nachzugehen. Längere Sta-
Liebesweh, auf den besinnlichen Blick             tionen waren Mainz und Karlsruhe, be-

                                             10
vor er sich 1842 bis zu seinem Lebens-           at God of love haben genau dort ihre
ende auf Schloss Wartensee oberhalb              Vorbilder: Mit der qualvoll betörenden
von Rorschach niederliess, das er ne-            Schäferin Amaryllis, auf die der »gros-
ogotisch umgestaltete und von wo aus             se Gott der Liebe« seinen Bogen rich-
er enge Kontakte zum Kloster St. Gallen          ten soll – und man darf in diesem Gott
pflegte. Pearsall erwies sich in dieser          wohl Cupido sehen –, steht eine Figur
zweiten Lebenshälfte als ein Mann von            im Zentrum, die seit Giambattista Gua-
vielen Talenten: er reiste als Historiker        rini zum Stammpersonal der Madrigal-
durch Bibliotheken in Europa und er-             dichtung gehörte. Musikalisch allerdings
forschte (unter anderem) ein mittelalter-        orientiert sich Pearsall hier (wie auch in
liches Folterinstrument; er über­setzte          Lay a garland) nicht am eher intimen
den Wilhelm Tell und den Faust; er ver-          und beweglichen Madrigal-Tonfall. Viel-
fasste musikgeschichtliche Studien zu            mehr scheint er sakrale Polyphonie, ei-
abgelegenen Themen; und er brachte               nen ›Kathedralenklang‹ im Ohr ge­habt
es, mit dem vergleichsweise grössten             zu haben; und den verschmolz er mit
Ehrgeiz, als Komponist auf ein beträcht-         einer modern anmutenden, aber kontra-
liches Œuvre – drei Orchester-Ouvertü-           punktisch blitzsauberen Ausreizung von
ren gehören hier beispielsweise dazu,            Dissonanzballungen zu einem stile anti-
doch es dominiert quantitativ und qua-           co, den es vorher nie gegeben hat.
litativ die a-cappella-Musik, für die er         Es ist nicht zu übersehen: Pearsall war
häufig auch selbst die Texte dichtete.           ein retrospektiver Geist – womit er im Ein-
Wer will, kann in Pearsall einen Ama-            klang mit dem Zeitgeist der englischen
teurkomponisten sehen. Aber Amateure             Romantik stand. Kompositorisch konnte
sind zuweilen in einer bestimmten Ni-            er durchaus up-to-date sein. O who will
sche furchtlose Spezialisten, und so ist         o‘er the downs so free ist zum Beispiel
es auch bei Pearsall, der ein Meister der        ein eingängiges biedermeierliches Chor-
kleinen Form war und sich ein Handwerk           lied, dessen leicht schwelgerischer Ton
erarbeitet hatte, mit dem ihm makellose          an der Entstehungszeit keinen Zweifel
Preziosen gelangen. Aufs Schönste                lässt. Das literarische Sujet verrät frei-
belegen das die beiden achtstimmigen             lich hier genauso wie in When Allen-a-
»Madrigale« Great God of love und                Dale went a-hunting den nostalgischen
Lay a garland on her hearse, die wie             Gentleman. Ob es um die tapferen Kerle
die zwei Flügel eines musikalischen              im mittelalterlichen Gloucestershire
Diptychons wirken. 1839/40 entstan-              geht, die die weggeschlossene Braut
den, waren sie wie viele weitere Stücke          ihres Kumpanen befreien, oder um den
Pearsalls für die Bristol Madrigal Socie-        Barden, der zur Bande des sagenhaften
ty bestimmt. Die Gattung Madrigal war            Robin Hood gehört: in Gedanken hat
in England seit ihrer Blütezeit (d.h. den        sich Robert Lucas Pearsall am liebsten
Jahrzehnten um 1600) nie ganz aus der            mit den Menschen des guten alten, nur
Mode gekommen, und Pearsall war ein              leider lange untergegangenen England
grosser Kenner jenes alten ›elisabetha-          umgeben.
nischen‹ Madrigals. Die Verse von Gre-                                     Thomas Gerlich

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Robert Lucas Pearsall: Great God of love (Robert Lucas Pearsall)
Great God of love, some pity show                 Zeig Mitleid, grosser Gott der Liebe,
On Amarillis bend Thy bow;                        Auf Amaryllis deinen Bogen spann’,
Do Thou, we pray,                                 Wir fleh’n dich an:
Her soul inspire,                                 Erleuchte ihre Seele,
And make her feel the self-same fire,             Dass sie dieselbe Flamme nährt,
That wastes her lover’s heart away.               Die des Verliebten Herz verzehrt.

Felix Mendelssohn Bartholdy: Entflieh mit mir (Heinrich Heine)
1. Entflieh‘ mit mir und sei mein Weib,           2. Und fliehst du nicht, so sterb‘ ich hier,
und ruh‘ an meinem Herzen aus;                    und du bist einsam und allein;
in weiter Ferne sei mein Herz                     und bleibst du auch im Vaterhaus,
dir Vaterland und Vaterhaus.                      wirst doch wie in der Fremde sein.

Felix Mendelssohn Bartholdy: Es fiel ein Reif (Heinrich Heine)
1. Es fiel ein Reif in der Frühlingsnacht,        3. Sie sind gewandert hin und her,
er fiel auf die bunten Blaublümelein,             sie haben gehabt
sie sind verwelket, verdorret.                    weder Glück noch Stern,
                                                  sie sind gestorben, verdorben.
2. Ein Jüngling hatte ein Mädchen lieb,
sie flohen heimlich von Hause fort,
es wusst‘ weder Vater noch Mutter.

Felix Mendelssohn Bartholdy: Auf ihrem Grab (Heinrich Heine)
1. Auf ihrem Grab                                 2. Die Winde weh‘n
da steht eine Linde,                              so still und so schaurig,
drin pfeifen die Vögel                            die Vögel singen
und Abendwinde,                                   so süß und so traurig,
und drunter sitzt                                 die schwatzenden Buhlen,
auf dem grünen Platz                              sie werden stumm,
der Müllersknecht                                 sie weinen und wissen
mit seinem Schatz.                                selbst nicht warum.

               Übersetzung der englischen Texte: Gregor Wittkop

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Felix Mendelssohn Bartholdy: Mailied (Ludwig Christoph Heinrich Hölty)
1. Der Schnee zerrinnt,                      3. Wer weiß, wie bald
der Mai beginnt,                             die Glocke schallt,
und Blüten keimen                            da wir des Maien
auf Gartenbäumen,                            uns nicht mehr freuen,
und Vogelschall                              wer weiß, wie bald
tönt überall.                                die Glocke schallt!

2. Pflückt einen Kranz                       4. Drum werdet froh,
und haltet Tanz                              Gott will es so,
auf grünen Auen,                             der uns dies Leben
ihr schönen Frauen,                          zur Lust gegeben!
wo grüne Mai’n                               Genießt der Zeit,
uns Kühlung streu’n.                         die Gott verleiht!

Felix Mendelssohn Bartholdy: Die Nachtigall
(Johann Wolfgang von Goethe)
Die Nachtigall, sie war entfernt,
der Frühling lockt sie wieder;
was Neues hat sie nicht gelernt,
singt alte liebe Lieder.

                     Felix Mendelssohn Bartholdy
                   Lieder ohne Worte As-Dur op. 53,1
                   Lieder ohne Worte As-Dur op. 38,6

Johannes Brahms: Von edler Art (anonym, 16. Jahrhundert)
1. Von edler Art, auch rein und zart,        des ich mich doch zu dir versieh
bist du ein Kron, der ich mich han           in Hoffnung viel, nit mehr ich will,
ergeben gar, glaub mir fürwahr;              allein setz mir ein gnädig‘s Ziel.
das Herz in mir kränkt sich nach dir,
darum ich b‘gehr auf all dein Ehr:           3. Seit du die bist, gen der ich List
hilf mir, ich hab nicht Trostes mehr.        nit brauchen soll, das weisst du wohl:
                                             ohn allen Scherz will dir mein Herz
2. Wie ich ihm tu, hab ich kein Ruh,         in Treuen sein, darum ich dein
ohn dein Gestalt die mich mit G‘walt         kein Stund im Tag vor Leid und Klag,
gefangen hat: Herzlieb, gib Rat,             auch rechter Lieb vergessen mag.

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Johannes Brahms: Mit Lust tät ich ausreiten
(anonym, 16. Jahrhundert)

1. Mit Lust tät ich ausreiten                  3. Das erste heißet Ursulein,
durch einen grünen Wald,                       das andre Bärbelein,
darin da hört ich singen                       das dritt hat keinen Namen,
drei Vögelein wohlgestalt.                     das soll des Jägers sein.

2. So sein es nit drei Vögelein,               4. Er nahm sie bei den Händen,
es sein drei Fräulein fein,                    bei ihrer schneeweißen Hand,
soll mir das ein‘ nicht werden,                er führt‘s des Walds ein Ende,
so gilt es das Leben mein.                     da er ein Hüttlein fand.

Johannes Brahms: Der tote Knabe
(bei August Kretzschmer & Anton Wilhelm von Zuccalmaglio)

1. Es pochet ein Knabe sachte                  reich mir dein Händelein weiße,
an Feinsliebchens Fensterlein:                 vielleicht erkennst du mich.“
„Feinslieb, sag, bist du darinnen?
Steh auf und laß mich ein!“                    4. „Du riechest gar nach Erde,
                                               sag, Liebster, bist du tot?“
2. „Ich kann mit dir wohl sprechen,            „Soll ich nach Erde nicht riechen,
doch dich einlassen nicht;                     Da ich in dem Grab geruht?“
ich bin mit jemand versprochen,
einen Zweiten mag ich nicht!“                  5. „Weck Vater auf und Mutter,
                                               weck deine Freund all auf,
3. „Mit dem, so du versprochen,                grün Kränzelein sollst du tragen
Feinsliebchen, der bin ich;                    mit mir in den Himmel hinauf.“

Johannes Brahms: Schnitter Tod
(Flugblatt, 17. Jahrhundert)

1. Es ist ein Schnitter, heißt der Tod,        2. Was heut noch grün
hat G‘walt vom höchsten Gott;                  und frisch dasteht,
heut wetzt er das Messer,                      wird morgen hinweggemäht,
es schneid‘t schon viel besser,                die edlen Narzissen,
bald wird er drein schneiden,                  die Zierden der Wiesen,
Wir müssen’s erleiden.                         die schön‘n Hyazinthen,
Hüt dich, schönes Blümelein!                   die türkischen Binden.
                                               Hüt dich, schönes Blümelein!

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3. Das himmelfarbne Ehrenpreis,               4. Trotz Tod!
die Tulipanen weiß,                           Komm her, ich fürcht dich nit,
die silbernen Glocken,                        Trotz, eil daher in ein‘m Schritt;
die goldenen Flocken,                         werd ich auch verletzet,
sinkt alles zur Erden,                        so werd ich versetzet
was wird daraus werden?                       in den himmlischen Garten,
Hüte dich schönes Blümelein!                  auf den alle wir warten.
                                              Freu‘ dich, schönes Blümelein!

Johannes Brahms: In stiller Nacht (nach Friedrich von Spee)
1. In stiller Nacht, zur ersten Wacht,        2. Der schöne Mond will untergahn,
ein Stimm begunnt zu klagen.                  für Leid nicht mehr mag scheinen.
Der nächtge Wind hat süß und lind             Die Sterne lan ihr Glitzen stahn,
zu mir den Klang getragen;                    mit mir sie wollen weinen.
von herbem Leid und Traurigkeit               Kein Vogelsang noch Freudenklang
ist mir das Herz zerflossen,                  man höret in den Lüften,
die Blümelein, mit Tränen rein                die wilden Tier traurn auch mit mir
hab ich sie all begossen.                     in Steinen und in Klüften.

Johannes Brahms: Bei nächtlicher Weil (Othmar Schönhuth)
1. Bei nächtlicher Weil                       3. So klagt er,
an eins Waldes Born                           und rauschend tönt‘s hervor
tät ein Jäger gar trauriglich stehen,         aus des Quelles tiefuntersten Gründen,
an der Hüfte hängt stumm                      wie ein Menschenlaut
sein güldenes Horn,                           zu des Jägers Ohr:
wild im Winde                                 Komm herein,
die Haare ihm wehen, ja wehen.                so tust Ruhe du finden, ja finden.

2. Die du dich                                4. Da stürzet der Jäger
in Träumen gezeiget mir,                      sich stracks hinein
traute Nixe,                                  in die Tiefe, bald ist er verschwunden.
schaff Ruh meiner Seelen,                     Dort unten empfaht ihn
du meines Lebens alleinige Zier,              das Liebchen fein,
was willst du mich ewiglich quälen,           seine Ruh hat er endlich gefunden,
ja quälen?                                    ja funden.

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Johannes Brahms
                    Andante aus der Sonate C-Dur op. 1

Felix Mendelssohn Bartholdy: Morgengebet (Joseph von Eichendorff)
1. O wunderbares tiefes Schweigen,             Was gestern noch
wie einsam ist‘s noch auf der Welt!            mich wollt‘ erschlaffen,
Die Wälder nur sich leise neigen,              dess schäm‘ ich mich im Morgenrot.
als ging‘ der Herr durch‘s stille Feld.
                                               3. Die Welt mit ihrem Gram und Glücke
2. Ich fühle mich wie neu geschaffen,          will ich, ein Pilger, froh bereit
wo ist die Sorge nun und Not?                  betreten nur als eine Brücke
                                               zu dir, Herr, über‘m Strom der Zeit.

Robert Lucas Pearsall: O who will o’er the downs so free
(Robert Lucas Pearsall)

O who will o’er the downs so free,             O, wer will über die Hügel hin,
O who will with me ride,                       O, wer will mit mir reiten?
O who will up and follow me,                   O, wer will auf und mit mir ziehn,
To win a blooming bride?                       Die holde Braut zu erringen?

Her father he has lock’d the door,             Ihr Vater verschloss das Tor,
Her mother keeps the key;                      Die Mutter nahm den Schlüssel,
But neither door nor bolt shall part           Doch weder Tor noch Riegel davor
My own true love from me!                      Trennt meine Liebste und mich.

I saw her bow’r at twilight grey,              Ich sah ihre Kammer im Abendgraun,
’T was guarded safe and sure,                  War sicher und fest geschützt,
I saw her bow’r at break of day,               Ich konnt’ ihre Kammer
’T was guarded then no more!                   am Morgen schaun,
                                               Die Tür war nicht länger beschirmt.

The varlets they were all asleep,              Die müden Wächter
And none was near to see                       sahen nichts mehr,
The greeting fair that passed there            Sie lagen im tiefen Traum,
Between my love and me!                        Die schönen Grüsse hin und her
                                               War keiner so nah zu schaun.

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I promis’d her to come at night,                 Ich schwur: Noch eh’ die Nacht vorbei,
With comrades brave and true,                    Eilt der edlen Freunde treue Schar,
A galant band with sword in hand                 Die tapf’re Hand am Schwert, herbei,
To break her prison through:                     Bricht ihres Kerkers Tor und Riegel.

I promis’d her to come at night,                 Ich schwur: Noch eh’ die Nacht vorbei,
She’s waiting now for me,                        Eil’ ich zu ihr: Sie wartet nun auf mich,
And ere the dawn of morning light,               Die Liebste, dass ich sie befrei
I’ll set my true love free!                      Noch vor dem ersten Morgenlicht.

Robert Lucas Pearsall: Purple glow the forest mountains
(Friedrich Matthisson - freie Übertragung ins Englische von Robert Lucas Pearsall)

Purple glow the forest mountains                 Purpur malt die Tannenhügel
In the sun’s departing beam,                     Nach der Sonne Scheideblick,
Lovely shines the star of even,                  Lieblich strahlt des Baches Spiegel
Mirror’d in the crystal stream.                  Hespers Fackelglanz zurück.

Dark as in sepulchral chambers                   Wie in Todtenhallen düster
Low’rs the gloomy poplar grove;                  Wird’s im Pappelweidenhain,
Nought but gentlywhisp’ring branches             Unter leisem Blattgeflüster
There is heard or seen to move;                  Schlummern alle Vögel ein.

Save where Philomela singing                     Nur dein Abendlied, o Grille!
Softly from a greenwood tree,                    Tönt noch aus bethautem Grün,
To the dewbespangled roses,                      Durch der Dämmrung Zauberhülle
Pours her lovelorn melody.                       Süße Trauermelodien.

Soon, perhaps on such an evening,                Tönst du einst im Abendhauche,
I shall hear thy voice resound,                  Grillchen, auf mein frühes Grab,
Sadly singing to the roses,                      Aus der Freundschaft Rosenstrauche,
Which my early grave surround.                   Deinen Klaggesang herab:

Then my soul shall listen to thy numbers,        Wird mein Geist noch stets dir lauschen,
Listen as it listens now,                        Horchend wie er jetzt dir lauscht,
While the breezes waft thy music                 Durch des Hügels Blumen rauschen,
O’er the flow’ry mountains brow.                 Wie dies Sommerlüftchen rauscht!

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Robert Lucas Pearsall: When last I strayed (Robert Lucas Pearsall)
When last I stray’d into the glade,          Jüngst irrt ich hin im lichten Wald,
All things were green and blooming.          War alles grün und blühte,
The roses there were blushing fair,          Die Rosen scheu ersprossen hier:
All that lay round perfuming.                Wie alles seinen Duft versprühte!

I drew me near a fountain clear,             Bei einer klaren Quelle Spiel,
Which fresh and gay was playing,             Da legte ich mich nieder,
And there I saw my own true love,            Sah dort mein einzig Lieb,
And she for me was staying.                  Erwartete mich wieder.

I cannot tell how it befel,                  Ich weiss nicht, wie mir war,
That she should kindly greet me,             Als sie mir zarte Grüsse sagte,
For I might say, before that day,            Da sie mich gestern noch
Most hardly did she treat me.                Mit harten Worten plagte.

But let that be, she’s dear to me,           Gleichviel! Ich bin ja nicht ihr Bruder.
Yet love I not as brother,                   Wenn sie nur jetzt mich herzen mag!
And if she lay in her cold clay,             Ich lieb wohl nimmer wieder,
I ne’er could love another.                  Liegt sie dereinst im kühlen Grab.

Robert Lucas Pearsall: When Allen-a-dale went a-hunting
(Robert Lucas Pearsall)

When Allen-a-Dale went a-hunting,            Wenn Allen-a-Dale zum Jagen schritt,
His bow was stout and strong,                Nahm er den Bogen fest in die Hand,
And nought                                   Und nichts in dem Spiel
that was game escap’d him,                   entging seinem Blick
The bushes green among.                      Am grünen Waldesrand.
The Abbot of Beverly cried, “Oh fie!”        Der Abt von Beverly fluchte,
As he rode out to dine                       Wenn er ’nen Ritter
with a knight hard by;                       zum Festmahl besuchte.
But Allen-a-Dale went a-hunting,             Doch Allen-a-Dale beschritt zur Jagd
On the King’s highway.                       Des Königs höchsteigenen Pfad.

Who was the father of Allen-a-Dale?          Wer war der Vater von Allen-a-Dale?
His sire was a Saxon                         Sein Vater war Sachse und
and Lord of the vale,                        Herrscher im Tal.

                                        18
But the Normans came down                       Doch die normannischen Ritter
with their proud chivalry,                      fielen ins Land
And they robb’d him, and slew him,              Mit Raub und Mord
and burnt his roof tree.                        und setzten sein Dach in Brand.
So Allen-a-Dale went a-hunting,                 Da beschritt Allen-a-Dale zur Jagd
On the King’s highway.                          Des Königs höchsteigenen Pfad.

What was the calling of Allen-a-Dale?           Was war Allen-a-Dales Geschick?
He was a forester good,                         Er war ein Waidmann im Walde grün,
A harper well skilled in ditty and tale,        Ein Harfner, der glänzte mit Lied
                                                und Geschicht’
And the comrade of bold Robin Hood!             Und Robin Hoods Gefährte kühn!
And together they ranged                        So herrschten im Walde die zwei,
the forest glade,
And shot their arrows free:                     Verschossen ihre Pfeile frei:
But because he could sing like a                Doch weil er wie
minstrel king,                                  ein König singen kann,
Why, Allen’s the boy for me.                    Ist Allen-a-Dale mein Mann.

Felix Mendelssohn Bartholdy: Jagdlied (Joseph von Eichendorff)
1. Durch schwankende Wipfel                     3. Immer weiter und weiter
schießt goldener Strahl,                        die Klänge zieh‘n,
tief unter den Gipfeln das neblige Tal.         durch Wälder und Heiden,
Fern hallt es vom Schlosse,                     wohin, ach wohin?
das Waldhorn ruft,                              Erquickliche Frische,
es wiehern die Rosse in die Luft!               süßschaurige Lust!
                                                Hoch flattern die Büsche,
2. Bald Länder und Seeen,                       frei schlägt die Brust.
bald Wolkenzug                                  Und weiter und weiter
tief schimmernd zu sehen                        die Klänge zieh‘n,
in schwindelndem Flug.                          hoch flattern die Büsche,
Bald Dunkel wieder hüllt                        frei schlägt die Brust.
Reiter und Ross,
o Lieb‘, o Liebe, so lass‘ mich los!

                             Robert Schumann
                            Arabeske C-Dur op. 18
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Felix Mendelssohn Bartholdy: Herbstlied (Nikolaus Lenau)
1. Holder Lenz, du bist dahin!                  3. Wieder ist, wie bald, wie bald!
Nirgends, nirgends darfst du bleiben!           Mir ein Jahr dahin geschwunden.
Wo ich sah dein frohes Blüh‘n                   Fragend rauscht es durch den Wald:
braust des Herbstes banges Treiben.             Hat dein Herz sein Glück gefunden?

2. Wie der Wind so traurig fuhr                 4. Waldesrauschen, wunderbar
durch den Strauch, als ob er weine;             hast du mir das Herz getroffen!
Sterbeseufzer der Natur                         Treulich bringt ein jedes Jahr,
schauern durch die welken Haine.                neues Laub wie neues Hoffen.

Felix Mendelssohn Bartholdy: Ruhetal (Ludwig Uhland)
Wenn im letzten Abendstrahl
gold‘ne Wolkenberge steigen
und wie Alpen sich erzeigen,
frag ich oft mit Tränen:
liegt wohl zwischen jenen
mein ersehntes Ruhetal?

Johannes Brahms: Ach lieber Herre Jesu Christ
(Heinrich von Lichtenberg)
1. Ach, lieber Herre Jesu Christ,               3. Nun schlaf, nun schlaf,
weil du ein Kind gewesen bist,                  mein Kindelein,
so gib auch diesem Kindelein                    Jesus, der soll dein Wächter sein,
dein Gnad und auch den Segen dein;              der woll, daß dir geträume wohl
ach, Jesus, Herre mein,                         und werdest aller Tugend voll.
behüt dies Kindelein.                           Jesus, der Herre mein,
                                                behüt dies Kindelein.

2. Dein‘r Engel Schar, die wohn ihm bei,        4. Ein‘ gute Nacht und guten Tag
es schlaf, es wach, und wo es sei,              geb dir, der alle Ding vermag.
das heilig Kreuz behüt es schon,                Hiemit sollst du gesegnet sein,
daß es besitz‘ der Heil‘ge Kron‘;               mein herzeliebes Kindelein.
ach Jesus, Herre mein,                          Jesus, der Herre mein,
behüt dies Kindelein.                           behüt dies Kindelein.

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Johannes Brahms: Abschiedslied (Lochamer Liederbuch, 15. Jahrhundert)
1. Ich fahr dahin, wenn es muß sein,           3. Ich bitt dich, liebste Fraue mein,
ich scheid mich von der Liebsten mein,         wann ich dich mein‘ und anders kein,
zuletzt laß ich ihr Herze mein,                wann ich dir gib mein Lieb allein,
dieweil ich leb; so soll es sein.              gedenk, daß ich dein eigen bin.
Ich fahr dahin, ich fahr dahin!                Ich fahr dahin, ich fahr dahin!

2. Das sag ich ihr und niemand mehr:           4. Nun halt dein Treu als stet als ich!
Mein‘m Herzen g‘schah noch nie so weh.         So wie du willt, so findst du mich.
Sie liebet mich je länger je mehr;             Halt dich in Hut, das bitt ich dich!
durch Meiden muß ich leiden Pein.              Gesegn dich Gott! Ich fahr dahin!
Ich fahr dahin, ich fahr dahin!                Ich fahr dahin, ich fahr dahin!

Felix Mendelssohn Bartholdy: Abschied vom Walde
(Joseph von Eichendorff)
1. O Täler weit, o Höhen,                      Ich habe treu gelesen
o schöner grüner Wald,                         die Worte, schlicht und wahr,
du meiner Lust und Wehen                       und durch mein ganzes Wesen
andächt‘ger Aufenthalt!                        ward‘s unaussprechlich klar.
Da draußen, stets betrogen,
saust die geschäft‘ge Welt;                    3. Bald werd‘ ich dich verlassen,
schlag noch einmal die Bogen                   fremd in die Fremde geh‘n,
um mich, du grünes Zelt!                       auf buntbewegten Gassen
                                               des Lebens Schauspiel seh‘n.
2. Im Walde steht geschrieben                  Und mitten in dem Leben
ein stilles ernstes Wort                       wird deines Ernst‘s Gewalt
vom rechten Tun und Lieben                     mich Einsamen erheben,
und was des Menschen Hort.                     so wird mein Herz nicht alt.

Robert Lucas Pearsall: Lay a garland
(nach Francis Beaumont & John Fletcher)
Lay a garland on her hearse                    Legt einen Kranz auf ihre Bahre,
Of dismal yew;                                 Von dunklen Eiben.
Maidens, willow branches wear;                 Tragt Weidenzweige, Mädchen,
Say she died true.                             Sprecht: Sie starb treu.
Her love was false, but she was firm.          Die Liebe trog, doch sie stand fest.
Upon her buried body lie                       Ruhe leicht auf ihrem Leib,
Lightly, thou gentle earth.                    Freundliche Erde.

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Wolfgang Schäfer            war von
1982 bis Oktober 2008 Professor für
Chordirigieren an der Hochschule
für Musik und Darstellende Kunst in
Frankfurt/Main.
Er ist Dirigent des im Jahre 2008
gegründeten Frankfurter Kammer-
chores, leitet seit 1972 das Freibur-
ger Vokalensemble und seit 1985
das jährlich stattfindende Festival
und Chorseminar Staufener Musik-
woche.
Von 1982 bis 1997 war er (in der
Nachfolge von Helmuth Rilling und
Kurt Thomas) Dirigent der Frankfur-
ter Kantorei.
Mit seinen Ensembles gewann Wolf-
gang Schäfer mehrere internationale                    Meisterkursen, u.a. in Italien, der
Wettbewerbe und produzierte eine                       Schweiz, Ungarn, Österreich, Est-
Vielzahl von Rundfunk-, Fernseh-                       land, Tschechien, Kanada und Ko-
und Schallplattenaufnahmen.                            rea.
Als Gastdirigent arbeitete er mit re-                  Er gehört auch zum Juroren-Team des
nommierten Chören und Orchestern                       Deutschen Musikrats (Dirigenten-Fo-
u.a. in den USA, in Israel, Japan,                     rum) und des Deutschen Chorwett-
Südafrika, Polen, Portugal und im                      bewerbs. Ausserdem ist Wolfgang
Baltikum.                                              Schäfer Mitglied des Musikkabaretts
Mehrfach war Wolfgang Schäfer                          BosArt Trio und tritt immer wieder
Dozent und Juror bei internationa-                     auch als Schauspieler und Rezitator
len Wettbewerben, Symposien und                        auf.

                                                       Der Neue Basler Kammerchor
                                                       dankt dem Blumengeschäft Fleurs
                                                       Jean Jacques Reinach und Ther-
    FLEURS JEAN                        JACQUES
                                                       wil für die gespendeten Blumen.
                                        REINACH
    Inh. J.J. Welz, Hauptstrasse 48
    4153 Reinach, Tel. 061 711 60 07

    FLEUROP-Service

                                                  22
Bobby Mitchell           gehört trotz
seiner jugendlichen 29 Jahre be-
reits zu den talentiertesten und in-
teressantesten Pianisten seiner
Generation. Geboren 1985 in New
Orleans, Lousiana (USA), beschäf-
tigt sich Bobby engagiert mit vielen
Aspekten der klassischen Musik und
bringt vielfältiges Repertoire in im-
mer wechselnden und spannenden
Kombinationen zur Aufführung. Seit
langem bekannt als Botschafter
für Neue Musik, ist Bobby gleich-
falls als Interpret in der Tradition
der historischen Auf­führungspraxis
tätig. Alte und Neue Musik ge-
meinsam mit improvisatorischen Mo-           flügel in Den Haag, wo er 2009 beim
menten in seinen Programmen anzu-            Koninklijk Conservatorium Den Haag
bieten, ist seine besondere Speziali-        ein Mastersdiplom erhielt.
tät.                                         Entschlossen seine Fähigkeiten auf
Bobby ist ein erfahrener und gefei-          historischen     Tasteninstrumenten
erter Solist mit vielen Orchesterauf-        weiter zu entwickeln, kam er 2011
tritten in Ländern wie Deutschland,          mit einem Stipendium nach Freiburg
den USA, der Schweiz, Südafrika,             im Breisgau, wo er sein Studium in
Jordanien und den Niederlanden.              historischen Tasteninstrumenten ab-
Er studierte bei der Eastman School          geschlossen hat.
of Music (Rochester, New York, USA)          Bobby hat unter anderem mit Nelita
Klavier, wo ihm zusätzlich zu seinem         True, David Kuyken, Robert Hill, Ste-
Diplom mit Auszeichnung auch das             phen Perry und Bart van Oort stu-
seltene Performer’s Certificate zu-          diert.
erkannt wurde. Um sich weiter der            Bobby ist Gewinner des ersten
Geschichte der klassischen Musik-            Preises des William Garrison Kla-
welt anzunähern, zog er für weitere          vierwettbewerbs der American Liszt
Studien nach Europa. Als Rezipient           Society, sowie des zweiten und des
des Huygens Stipendium der nieder-           Publikumspreises 2010 im natio-
ländischen Regierung studierte er            nalen Wettbewerb der Young Pianist
Klavier und im Nebenfach Hammer-             Foundation in Amsterdam.

                                        23
Der Neue Basler Kammer-                       von Orchestern und Ensembles wie
chor (NBK) mit seinen rund 70                 der Camerata Basel, dem Barock-
Mitgliedern zählt zu den mittelgros-          orchester Capriccio Basel, dem Ars
sen Konzertchören Basels. Mit zwei            Viva Ensemble Freiburg im Breisgau
Konzerten im Jahr, meist in der Mar-          oder dem Concertino Basel.
tinskirche, hat er einen festen Platz         Die musikalische Leitung des Neuen
im Basler Musikleben. Das Reper-              Basler Kammerchors liegt in den Hän-
toire umfasst geistliche und weltliche        den von Florian Cramer, dessen In-
Chormusik von der Renaissance bis             terpretationsansatz der historischen
zur Moderne. Begleitet wird der NBK           Aufführungspraxis verpflichtet ist.

        Bei uns spielt Kultur
        die Hauptrolle.

        Bücher | Musik | Tickets
        Aeschenvorstadt 2 | 4010 Basel
        www.biderundtanner.ch

                                         24
Liebe Konzertbesucherin,
                  lieber Konzertbesucher
Möchten Sie bei uns im Neuen Basler Kammerchor
mitsingen?
Wir nehmen gerne geübte Sänge-               Melden Sie sich bitte bei Frau
rinnen und Sänger auf.                       Ursula Refardt; sie gibt Ihnen gerne
Probe ist jeweils Montag von 19.30           Auskunft, Tel. 061 281 30 79 oder
bis 22.00 Uhr.                               info@nbk-basel.ch

Vielleicht möchten Sie den Neuen Basler Kammerchor
auf eine andere Art unterstützen?
Durch Ihre Passiv- oder Gönnermit-           Vorteile beim Kartenvorverkauf. Gön-
gliedschaft können Sie dazu beitra-          nerinnen und Gönner erhalten zwei
gen, dass der NBK weiterhin im Bas-          freie Eintrittskarten pro Konzert.
ler Musikleben mit anspruchsvollen           Mit Spenden und / oder einem Inse-
Konzerten präsent sein kann. Schon           rat im Programmheft (Auflage 300-
für Fr. 50.- resp. Fr. 500.- sind Sie        400 Exemplare) können Sie unsere
dabei, geniessen Preis- und andere           Konzerte unterstützen.

Interessiert Sie unser Programm?
Mit einem Abonnement sichern Sie             gerne an Frau Elisabeth Krähenbühl
sich gute Plätze zu reduziertem              wenden, Tel. 061 711 35 46 oder
Preis. Für Auskünfte können Sie sich         info@nbk-basel.ch

Besuchen Sie einfach unsere Homepage:
                          www.nbk-basel.ch

Wir freuen uns über Ihr Interesse an unserer Chorarbeit und danken
Ihnen für Ihren Besuch am heutigen Abend!

Gerne be­grüssen wir Sie wieder zu unserem nächsten Konzert, der
Cäcilienmesse von Joseph Haydn, am Sonntag, den 26. April 2015, um
19.00 Uhr in der Martinskirche Basel!
Die Aufführung erfolgt zusammen mit dem kammerorchesterbasel!

                                        25
Der Neue Basler Kammerchor dankt folgenden Institutionen,
Firmen und Personengruppen für grosszügige Unterstützung:

                  Georg Wagner Stiftung

                   Gemeinde Binningen

                  Gemeinde Bottmingen

Ebenfalls geht ein herzliches Dankeschön an die Chormit-
glieder, die dieses Konzert mit einer Spende unterstützt ha-
ben, sowie an unsere Gönnerinnen, Gönner und Inserenten!

                             26
27
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