SIR SIMON RATTLE HIPPOLYTE ET ARICIE - NOVEMBER 2018 ELBPHILHARMONIE GROSSER SAAL

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SIR SIMON RATTLE HIPPOLYTE ET ARICIE - NOVEMBER 2018 ELBPHILHARMONIE GROSSER SAAL
SIR SIMON
     RATTLE
HIPPOLYTE
      ET ARICIE

         2 7. N OV E M B E R 2 0 18
  ELBPHILHARMONIE GROSSER SAAL
SIR SIMON RATTLE HIPPOLYTE ET ARICIE - NOVEMBER 2018 ELBPHILHARMONIE GROSSER SAAL
Dienstag, 27. November 2018 | 20 Uhr | Elbphilharmonie Großer Saal

CHOR DER STAATSOPER
UNTER DEN LINDEN BERLIN
FREIBURGER BAROCKORCHESTER
ANNA PROHASKA ARICIE
MAGDALENA KOŽENÁ PHÈDRE
REINOUD VAN MECHELEN HIPPOLYTE
GYULA ORENDT THÉSÉE

ADRIANE QUEIROZ OENONE
ELSA DREISIG DIANE
SARAH ARISTIDOU HOHEPRIESTERIN / EINE SEEMANNSFRAU
SLÁVKA ZÁMEČNÍKOVÁ EINE JÄGERIN
SERENA SÁENZ MOLINERO EINE HIRTIN
ROMAN TREKEL TISIPHONE
PETER ROSE PLUTON
MICHAEL SMALLWOOD MERCURE
LINARD VRIELINK ERSTE PARZE
ARTTU KATAJA ZWEITE PARZE
JAN MARTINÍK DRITTE PARZE

DIRIGENT     SIR SIMON RATTLE

Jean-Philippe Rameau (1683–1764)
Hippolyte et Aricie / Oper in fünf Akten (1733 / 1757)
Konzertante Aufführung in französischer Sprache

Pause nach dem 2. Akt / Ende gegen 23 Uhr
SIR SIMON RATTLE HIPPOLYTE ET ARICIE - NOVEMBER 2018 ELBPHILHARMONIE GROSSER SAAL
WILLKOMMEN

LUX
                                                                       Wer im fortgeschrittenen Alter noch einen Neu-
                                                                       start plant, der kann in Jean-Philippe Rameau
                                                                       eine Ermutigung sehen: Immerhin schrieb der

AETERNA
                                                                       Komponist seine erste Oper im reifen Alter von
                                                                       50 Jahren. Auch für Sir Simon Rattle begann
                                                                       jüngst noch einmal eine neue Ära – nach 16 Jah-
EIN MUSIKFEST FÜR DIE SEELE
                                                                       ren trennte er sich von den Berliner Philharmo-
                                                                       nikern. Von der Hauptstadt kann er aber (noch)
DIE TANZENDEN DERWISCHE AUS DAMASKUS,                                  nicht lassen. Zusammen mit dem Freiburger
NDR ELBPHILHARMONIE ORCHESTER, INGO METZMACHER,
ENSEMBLE RESONANZ, PEKKA KUUSISTO, HOURIA AÏCHI,
                                                                       Barock­orchester brachte er erst vor zwei Tagen
IVETA APKALNA, ANNA LUCIA RICHTER, GEORG NIGL,                         »Hippolyte et Aricie« auf die Bühne der wieder-
DUO NAQSH, ROKIA TRAORÉ, CRAIG TABORN
                                                                       eröffneten Staatsoper Unter den Linden – die
                                                                       erste Zusammenarbeit Rattles mit dem renom-
                                                                       mierten Ensemble für Alte Musik. Hochkarätige
3.–27. FEBRUAR 2019
ELBPHILHARMONIE, LAEISZHALLE,                                          Solistinnen wie Anna Prohaska und Magdalena
ST. KATHARINEN, PLANETARIUM,                                           Kožená hauchen den alten Sagengestalten
ST. MICHAELIS, KAMPNAGEL U.A.
TICKETS 040 357 666 66
                                                                       neues Leben ein und eröffnen ein gefährliches
WWW.LUX-AETERNA-HAMBURG.DE                                             Spiel um Liebe und Eifersucht.

                                                   Projektförderer
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DIE HANDLUNG

                                                                                                   1. AKT   Aricia bereitet sich auf die Priesterschaft vor. Hippolytos
                                                                                                            erscheint und gesteht ihr seine Gefühle. Die Hohepriesterin der
                                                                                                            Diana und ihr Gefolge feiern die Macht der reinen Liebe, doch
                                                                                                            Aricia liebt Hippolytos und kann sich nicht der Göttin weihen.
                                                                                                            Phädra versucht, Hippolytos gegen Aricia aufzustacheln. Weil
                                                                                                            es ihr nicht gelingt, will sie wütend den Tempel zerstören. Die
                                                                                                            Göttin Diana erscheint und hindert sie daran.

                                                                                                   2. AKT   Die Furie Tisiphone warnt Theseus, dass niemand aus dem
                                                                                                            Hades zurückkehrt. Vor Plutos Thron gebracht, bittet Theseus
                                                                                                            um die Freigabe eines Freundes. Als Pluto dies ablehnt, ver-
                                                                                                            langt Theseus den eigenen Tod. Die drei Parzen, die allein um
                                                                                                            die Zukunft wissen, verweigern den Wunsch – über das Schick-
                                                                                                            sal kann er nicht bestimmen. Theseus ruft nun seinen Vater
                                                                                                            Neptun zu Hilfe. Zwar entlässt Pluto ihn aus dem Hades, doch
                                                                                                            die Parzen verkünden Theseus’ Schicksal: Er entkommt zwar
                                                                                                            der Hölle, aber nur, um sie im eigenen Haus wiederzufinden.

                                                                                                   3. AKT   Während Phädra nach Hippolytos schmachtet, macht der ihr
                                                                                                            einen Vorschlag: Wenn Theseus nicht aus dem Hades zurück-
                                                                                                            kehrt, will Hippolytos auf den Thron verzichten; Phädra soll ihn
                                                                                                            dafür mit Aricia vereinen. Verletzt offenbart ihm Phädra ihre
                                                                                                            Liebe. In diesem Augenblick überrascht Theseus die beiden.
                                                                                                            Um Phädra zu schützen, behauptet ihre Dienerin Oenone, Hip-
                                                                                                            polytos habe ihrer Herrin Gewalt angetan. Voll Zorn löst Theseus
Die Verleumdung des Hippolytos                                                                              seinen dritten Wunsch ein: Neptun soll Hippolytos vernichten!

                                                                                                   4. AKT   Hippolytos bittet Aricia, gemeinsam mit ihm zu fliehen. Das Paar
                                                                                                            schwört sich ewige Treue, es will seinen Bund vor dem Altar
                                                                                                            Dianas schließen. Jäger stoßen zu dem Liebespaar, als plötz-
             VOR­G ESCHICHTE     Der Held Theseus, König von Athen, hat beim Meeresgott Nep-                lich ein Ungeheuer dem Meer entsteigt. Hippolytos nimmt den
                                 tun drei Wünsche frei und will in die Unterwelt hinabsteigen,              Kampf mit dem Monster auf. Plötzlich sind beide verschwunden.
                                 um sie einzulösen. Zurück bleibt seine Gattin Phädra, die ihren
                                 Stiefsohn Hippolytos begehrt. Der wiederum liebt Aricia, die      5. AKT   Aricia beklagt den Tod Hippolytos. Zusammen mit einigen Schä-
                                 einzige Überlebende ihres Stammes, der von Theseus bei der                 fern ruft sie Diana an. Die Göttin erscheint und führt Hippolytos
                                 Eroberung Athens ausgelöscht wurde. Sie soll in den Dienst der             mit sich, der von den Göttern gerettet wurde: Theseus’ Sohn und
                                 jungfräulichen Göttin Diana treten.                                        Aricia sollen die neuen Regenten des Landes sein. Aricia hört
                                                                                                            den Gesang einer Nachtigall – vereint mit Hippolytos wird sie in
                                                                                                            ein neues Leben in Glück und Harmonie eintreten.
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DIE OPER

                       TRADITION UND INNOVATION
                       Jean-Philippe Rameau: Hippolyte et Aricie

                       Wie ein einsamer Riese stand er in seiner Zeit. Der Komponist       Hippolytos’ tragischer Tod beschäftigte viele Künstler – wie hier Jean-Baptiste Lemoyne
                       Jean-Philippe Rameau, von der Nachwelt als ein hochorigineller
                       Repräsentant der französischen wie der europäischen Musik-
                       kultur angesehen, blieb zeit seines Lebens ein Unangepass-
                       ter, ein Nonkonformist, gar ein Außenseiter. Mehrfach geriet er
                       –zumeist ungewollt – in Streitigkeiten hinein, die mit harschen     und Domenico Scarlatti, alle innerhalb eines Jahrzehnts geboren und jeder eine
                       Worten und Widerworten ausgetragen wurden. Häufig genug             Größe für sich. Mit Ausnahme des zwei Jahre älteren Telemann hat Rameau sie
                       wurde ihm vorgeworfen, ein Konservativer zu sein, der sich den      alle überlebt und dabei eine Vielzahl eigener Akzente gesetzt. Über die Kom-
                       modernen Entwicklungen verschließe; dann wieder wurde er            positionsgeschichte im engeren Sinn reichen seine Aktivitäten weit hinaus; die
                       auf den Schild gehoben, wenn es galt, einen »Revolutionär« zu       Spuren, die er hinterlassen hat, sind von einer solchen Fülle und Reichhaltigkeit,
                       finden, der an der Spitze des Fortschritts marschierte.             dass sie kaum vollständig zu erfassen sind. Der Mensch und Künstler Rameau
                          Dass er fest gefügte, tief verwurzelte Traditionen ebenso        besitzt viele Gesichter: Mal dominiert der Ausdruck des Ernstes, mal zeichnet
                       ernst nahm wie das Bestreben, mit seinen Gedanken und seiner        sich ein Lächeln ab, mal scheinen seine Züge undurchschaubar zu bleiben.
                       Kunst hochgradig innovativ, ja radikal avanciert zu wirken, steht      Begonnen hatte er als Tastenspieler. Von früher Kindheit an pflegte Rameau
                       wohl außer Frage. Auch, dass er ein wahres Multitalent war, mit     ganz selbstverständlich den Umgang mit Orgel und Cembalo und erwuchs zu
                       vielfältigen Begabungen und Interessen. Ein reflektierter Musik-    einem formidablen Musiker auf diesen Instrumenten. Schon zeitig erprobte er
                       theoretiker war er ebenso wie ein begnadeter Musikpraktiker,        sich auch kompositorisch an und auf den Tasten – 1706 bereits legte er die ers-
                       auf den Tasten wie beim Komponieren. Zahlreiche Schriften, in       ten Stücke für das Cembalo vor, ganz in der großen französischen Tradition,
                       denen er im Kosmos der Töne und Klänge eine höhere Ordnung          wie sie etwa Louis und François Couperin verkörperten. Von hier aus führte er
                       erkannte, gehören mit gleichem Recht zu seinem staunenswer-         die Forcierung des musikalischen Ausdrucks fort. Nicht wenige Stücke wirken
                       ten Œuvre wie seine Cembalo- und Vokalwerke – vor allem aber        beinahe so, als seien sie für eine imaginäre Opernbühne entworfen worden;
                       jene Kompositionen, die er im Laufe seiner letzten drei Lebens-     oft genug scheinen sie die Begrenzungen des Tasteninstruments zu sprengen.
                       jahrzehnte für die Bühne schuf. In allen diesen Resultaten wis-     Bemerkenswert ist die Vielfalt der Formen: Rameau konnte hier aus dem Vollen
                       senschaftlichen Ehrgeizes und künstlerischen Tuns zeigt sich        seines Gestaltungsvermögens schöpfen, einschließlich so mancher harmoni-
                       die facettenreiche Persönlichkeit Jean-Philippe Rameaus.            scher Kühnheiten, die zu seinem Markenzeichen wurden.
Jean-Philippe Rameau      Als Protagonist des musikalischen Spätbarock steht Rameau           Doch Rameau musste erst 50 Jahre alt werden, ehe es ihm gelang, als Opern-
                       in einer ganzen Reihe von Zeitgenossen aus verschiedenen            komponist Fuß zu fassen. Und es gehört zu den Merkwürdigkeiten seiner Kar-
                       Regionen Europas, die zu den »großen Namen« der Musikge-            riere, dass er auf dem weiten Feld des Musiktheaters sowohl als Bewahrer wie
                       schichte zählen: Johann Sebastian Bach, Georg Friedrich Hän-        als Innovator gewirkt hat, ohne in innere Widersprüche zu geraten. Dem Son-
                       del und Georg Philipp Telemann gehören dazu, Antonio Vivaldi        derweg der französischen Oper, den Jean-Baptiste Lully seit den 1670er Jahren
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DIE OPER

                  eingeschlagen hatte, zeigte sich zwar auch Rameau verpflichtet. Gleichwohl ver-       Hades – und entsprechend dunkel timbriert zeigt sich auch
                  bot es ihm seine Individualität als Künstler, sich als bloßer Kopist zu verstehen.    die Klangwelt. Hinzu kommen harmonische Verläufe von einer
                  Die Muster von Lullys Opern dienten ihm zwar als Blaupause, oft genug ent-            bislang nicht gekannten Komplexität. Gewöhnliche Drei­klangs­
                  fernte er sich aber auch davon. Das brachte ihm immer wieder der Vorwurf ein,         bildungen werden häufig durch zusätzliche Töne angereichert,
                  fest gefügte Verbindlichkeiten, die zum Stolz der französischen Kultur avanciert      so dass sich ebenso reizvolle wie herausfordernde klangliche
                  waren, um des puren Effektes willen leichtfertig zu opfern.                           Phänomene ergeben. Vielfach haben die Zeitgenossen diese
                     Die Uraufführung seiner ersten großen Oper ­Hippolyte et Aricie am 1. Oktober      Klänge als Dissonanzen empfunden, als Stör­momente inner-
                  1733 wurde zum Exempel einer solchen Kontroverse. Das, was dem Publikum               halb der Norm, die zwar Expressivität verlangt, zugleich aber
                  – darunter auch vermeintliche wie tatsächliche Kenner der französischen Opern-        auch ein hohes Maß an Wohlklang. Allein, die Hölle ist kein
                  kunst – geboten wurde, löste einen ästhetischen »Choc« aus, der weitreichende         angenehmer Ort – und Rameaus offensichtliche Intention, die
                  Folgen hatte und Rameau in der Pariser Öffentlichkeit zu einer Person allgemei-       Charaktere zu schärfen und die jeweiligen Situationen profi-
                  nen Interesses werden ließ. Dabei hatte er sich offenkundig an Lully und dessen       liert klanglich auszumalen, hat sich hier besonders prägnant
                  maßstabsetzenden Werken orientiert, jedoch nicht ohne das Zugeben eigener             niedergeschlagen.
                  Impulse. In Hippolyte et Aricie zeigen sich essenzielle Gestaltungsweisen, derer          Paradigmatisch hierfür ist auch das zweite Duett der Parzen
                  sich Rameau bediente, wenn es galt, für die Bühne zu schreiben: Der gemes-            am Schluss des Aktes, in dem Rameau ganz bewusst wahr-
                  sene, elegante deklamatorische Stil Lullys weicht einem beständigen Changieren        haft »unerhörte« (und bislang noch ungehörte) harmonische
                  zwischen rezitativischen und ariosen Passagen, sodass eine klare Unterschei-          Kühnheiten einkomponiert hat. Auf engem Raum moduliert er          Hippolyte et Aricie an der
                                                     dung kaum mehr möglich erscheint. Auch legte       von einer Tonart zur anderen und überrascht immer wieder mit       Staatsoper Unter den Linden:
                                                     Rameau auffällig viel Wert auf eine farben- wie    neuen, kaum erwartbaren Weichenstellungen, die den Hörer           29. November sowie
Phädra auf einem Fresko aus Pompeji                  kontrastreiche Instrumentierung sowie eine         geradezu schwindlig werden lassen. Bei der Uraufführung sah        2. / 4. / 6. / 8. Dezember
                                                     vielfältige harmonische Sprache. Gerade hier       Rameau sich sogar gezwungen, diese Passagen wegzulassen,
                                                     ging er merklich über das Gewohnte hinaus,         da sie auf Unverständnis und Widerstände von Seiten der Sän-
                                                     was nicht selten zu Irritationen bei den Zeitge-   ger stießen und als nicht aufführbar angesehen wurden. Der
                                                     nossen führte, die von derart kühnen Klängen       Komponist integrierte sie jedoch in die Druckausgabe, wodurch
                                                     sowohl angezogen als auch abgestoßen wur-          diese seltsame, merklich »moderne« und immens ausdrucks-
                                                     den. Dass Rameau hier eine wahre »Zukunfts-        starke Musik erhalten geblieben ist.
                                                     musik« ins Werk gesetzt hatte, sollte erst nach        Galt Rameau zu Lebzeiten auch als Sonderling, der nur
                                                     und nach ins Bewusstsein treten.                   bedingt in die eigene Gegenwart passte – mit der Aufführung
                                                         »Mein Gott, in dieser Oper steckt genug        seiner ersten Oper wurde er berühmt. Am Ende seines langen
                                                     Musik, um zehn daraus zu machen« – die-            Lebens (er starb kurz vor seinem 81. Geburtstag) war er der pro-
                                                     ses Urteil von Rameaus Komponistenkollegen         minenteste Komponist Frankreichs. »Der unsterbliche Rameau
                                                     André Campra zeigt denn auch hinreichend,          ist das größte musikalische Genie, das Frankreich hervorge-
                                                     welch ein Reichtum in diesem Werk zu finden        bracht hat«, urteilte Camille Saint-Saëns über den einsamen
                                                     ist. In der Tat hat Rameau bei Hippolyte et Ari-   Riesen der Musik, der unbeirrt von Anfeindungen und Rück-
                                                     cie buchstäblich alle Register gezogen, um ein     schlägen seine Kreise zog und es letztlich zu Ruhm und auch
                                                     musikalisches Drama auf die Bühne zu brin-         Vermögen brachte. Seinen Nachkommen hinterließ er rund
                                                     gen, das bezwingende Schönheiten ebenso            200.000 Livre – und der Nachwelt noch viel mehr: die unaus-
                                                     enthält wie bizarre Merkwürdigkeiten. Zu ihnen     schöpfbare und immer wieder inspirierende Summe seiner
                                                     gehört etwa die markante »Musik der Unter-         Werke, die Zeugnisse eines reichen Lebens.
                                                     welt«. Der zweite Akt spielt dort, im lichtlosen                                                    DETLEF GIESE
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DIE KÜNSTLER

                                  »Mit seinem Abschied geht eine Ära zu Ende«, betrauerte
                                  die Frankfurter Allgemeine Zeitung kürzlich Sir Simon Rattles
                                  Abschied von den Berliner Philharmonikern, die er 16 Jahre
                                  als Chefdirigent leitete. Der Hauptstadt bleibt er dennoch treu:
    DIRIGENT   SIR SIMON RATTLE   geplant sind bereits verschiedene Projekte mit den Berliner
                                  Philharmonikern, und die Produktion des heutigen Abends ist
                                  gleich mehrfach an der Staatsoper Unter den Linden zu sehen
                                  (siehe Termine rechts).
                                     Von 1980 bis 1998 leitete Sir Simon Rattle das City of Bir-
                                  mingham Symphony Orchestra, das er zu internationalem An-
                                  sehen führte. Seit 2017 ist er Chefdirigent des London Symphony
                                  Orchestra. Auch mit anderen führenden Orchestern verbindet
                                  den Dirigenten eine lange Zusammenarbeit, darunter das Los
                                  Angeles Philharmonic, das Boston Symphony Orchestra, das
                                  Orchestra of the Age of Enlightenment, das Symphonieorches-
                                  ter des Bayerischen Rundfunks sowie die Wiener Philharmo-
                                  niker. Mit Letzteren spielte er sämtliche Beethoven-Sinfonien
                                  und Klavierkonzerte ein.
                                     Seit 2013 hat Simon Rattle eine Residenz bei den Osterfest-
                                  spielen Baden-Baden inne, wo er in diesem Jahr Wagners Par-
                                  sifal leitete. Beim Festival d’Aix-en-Provence, den Salzburger     Sir Simon Rattle ist in dieser
                                  Festspielen und an der Wiener Staatsoper führte der Dirigent       Saison noch mit zwei weiteren
                                                                                                     Projekten in der Elbphilharmonie
                                  den gesamten Ring-Zyklus auf, am Royal Opera House in Lon-
                                                                                                     zu erleben:
                                  don leitete er zudem Produktionen wie Poulencs Dialogues des
                                                                                                     Am 23. Februar 2019 dirigiert er
                                  Carmélites und Debussys Pelléas et Mélisande.                      sein neues Orchester, das London
                                     Eine umfangreiche und preisgekrönte Diskografie dokumen-        Symphony Orchestra. Auf dem
                                  tiert sein Schaffen. Jüngst erschienen Marc-Anthony Turna-         Programm: Werke von Bartók und
                                  ges Remembering und das Album Ravel, Dutilleux, Delage. Von        Bruckner.
                                  besonderer Bedeutung ist für Sir Simon Rattle darüber hin-         Am 6. und 7. April steht dann
                                  aus die Jugendarbeit. Das Projekt »Zukunft@BPhil« mit den          Bachs Johannes-Passion in einer
                                                                                                     szenischen Umsetzung von
                                  Berliner Philharmonikern wurde vielfach ausgezeichnet, unter
                                                                                                     Peter Sellars auf dem Programm
                                  anderem mit dem Comenius Award, dem Schillerpreis der Stadt        – gespielt vom Orchestra of
                                  Mannheim, der Goldenen Kamera sowie der Urania-Medaille.           the Age of Enlightenment und
                                  Die Berliner Philharmoniker waren unter Simon Rattle außer-        ebenfalls mit Magdalena Kožená
                                  dem das erste künstlerische Ensemble überhaupt, das 2004
                                  zum Unicef-Botschafter ernannt wurde. Zu Ehren seiner Per-
                                  son folgte auf den Ritterschlag 1994 in diesem Jahr die Ehren-
                                  auszeichnung »Freedom of the City of London«.
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DIE KÜNSTLER

ANNA PROHASKA                    ARICIE / SOPRAN                                   MAGDALENA KOŽENÁ                        PHÈDRE / MEZZOSOPRAN

Mit Leidenschaft widmet sich Anna Prohaska dem unerschöpflichen Reper-             Die Mezzosopranistin Magdalena Kožená stammt aus der tschechischen Stadt
toire der Alten Musik. Eine langjährige Zusammenarbeit verband sie mit Niko-       Brno (Brünn), wo sie am Konservatorium studierte. Ihren großen Durchbruch fei-
laus Harnoncourt, heute tritt sie regelmäßig mit Ensembles wie dem Concentus       erte sie 2000 bei den Wiener Festwochen, als sie in Monteverdis L’incoronazione
Musicus, der Academy of Ancient Music und dem Freiburger Barockorchester           di Poppeia als Kaiser Nero einsprang. Seitdem hat sie ihr Verständnis der his-
auf. Mit eigens von ihr konzipierten Barockprogrammen geht sie regelmäßig auf      torischen Aufführungspraxis weiter vertieft, besonders in Zusammenarbeit mit
Tournee, hervorzuheben sind etwa Shakespeare & Music mit der Akademie für          so herausragenden Alte-Musik-Ensembles wie den English Baroque Soloists
Alte Musik Berlin, das sie im Théâtre des Champs-Elysées in Paris und in der       und Il Giardino Armonico.
Londoner Wigmore Hall präsentierte.                                                   Magdalena Kožená arbeitet regelmäßig mit führenden Dirigenten zusammen,
   Doch auch für die zeitgenössische Musik ist Anna Prohaska eine gefragte         darunter Gustavo Dudamel, Sir John Eliot Gardiner, Mariss Jansons und Sir
Interpretin. Großen Erfolg feierte sie als Inanna in Jörg Widmanns Babylon. Sie    Roger Norrington. Bei Liederabenden begleiten sie Pianisten wie Daniel Baren-
war die Interpretin der Uraufführungen von Wolfgang Rihms Mnemosyne und            boim, Yefim Bronfman und Malcolm Martineau. Die Sängerin ist an allen großen
Requiem Strophen mit den Berliner Philharmonikern und dem Symphonieor-             Konzerthäusern zu Hause und trat unter anderem an der Carnegie Hall, der Wig-
chester des Bayerischen Rundfunks sowie von Toshio Hosokawas Klage bei den         more Hall London und dem Concertgebouw Amsterdam auf. An der New Yorker
Salzburger Festspielen. Im Konzert trat die Sopranistin gemeinsam mit den Wie-     Met interpretierte sie die weibliche Hauptrolle in Debussys Pelléas et Mélisande
ner Philharmonikern, dem London Symphony Orchestra sowie dem Cleveland             und unter Andrea Marcon brillierte sie in der Titelrolle von Charpentiers Médée.
Orchestra auf und sang unter Dirigenten wie Daniel Harding, Mariss Jansons,        Ein Highlight war in diesem Jahr die Tournée Héroïnes baroques mit Emmanuelle
Gustavo Dudamel und Claudio Abbado. 2017/18 war sie Artist in Residence der        Haïm und dem Concert d’Astrée. In der Saison 2015/16 hatte Magdalena Kožená
Philharmonie Luxemburg.                                                            zudem eine Residenz in der Laeiszhalle inne und war mit mehreren Projekten
   Bei Kammermusik-Konzerten zählen Künstler wie Jörg Widmann, Vilde Frang         in Hamburg zu Gast.
und Isabelle Faust zu ihren Partnern. Im Film Die Mozart-Session (2018) prä-          Neben zahlreichen Preisen wurde die Sängerin 2003 zum »Chevalier de
sentiert Anna Prohaska ihre Sicht auf Mozart, im Kinofilm The Casanova Varia-      l’Ordre des Arts et des Lettres« ernannt sowie 2004 von der Gramophone zur
tions (2014) spielte sie an der Seite von John Malkovich. Einspielungen umfassen   »Künstlerin des Jahres« gekürt.
Rufus Wainwrights Vertonung von Shakespeare-Sonetten mit dem BBC Sym-
phony Orchestra sowie mehrere Soloalben.
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DIE KÜNSTLER

REINOUD VAN MECHELEN                           HIPPOLYTE / TENOR                  GYULA ORENDT                  THÉSÉE / BARITON

Der Tenor Reinoud Van Mechelen schloss sein Gesangsstudium 2012 in Brüs-          Der Bariton Gyula Orendt wurde in Rumänien geboren und studierte an der Tran-
sel ab. Noch während des Studiums wurde er Mitglied des Ensembles Jardin          sylvania Music University in Brașov (Kronstadt) und der Franz-Liszt-Musikakade-
des Voix von William Christie. Bald wurde er auch regelmäßiger Solist bei dem     mie in Budapest. Bereits als Student sang er unter Helmuth Rilling die Titelrolle
Ensemble Les Arts Florissants, mit dem er beim Festival d’Aix-en-Provence,        in Händels Oratorium Saul. Er ist mehrfacher Preisträger des Francisco-Viñas-
beim Edinburgh Festival, am Bolschoi-Theater Moskau sowie in der Royal Albert     Wettbewerbs in Barcelona. Von 2011 bis 2013 war er Mitglied des Internationa-
Hall in London gastierte.                                                         len Opernstudios der Staatsoper Unter den Linden Berlin und Stipendiat der Liz
    Auch mit anderen namhaften Barockensembles arbeitet Reinoud Van Meche-        Mohn Kultur- und Musikstiftung. Seit 2013 gehört er dem Ensemble der Staats-
len zusammen, darunter Collegium Vocale, La Petite Bande und Les Talens           oper Unter den Linden an, wo er als Papageno in Mozarts Die Zauberflöte, als
Lyriques. 2014 gab er sein Debüt als Evangelist in Johann Sebastian Bachs         Figaro in Il barbiere di Siviglia sowie in Puccinis La bohème und zuletzt in Bizets
Johannes-Passion mit dem Royal Liverpool Philharmonic; diesen Part wird er        Les pêcheurs de perles debütierte.
im kommenden Jahr auch mit dem Royal Concertgebouw Orchestra in Amster-              Darüber hinaus gastiert Gyula Orendt an renommierten Opernhäusern und
dam interpretieren. Höhepunkte der letzten Spielzeiten waren Rameaus Zoro-        bei Festivals wie dem Royal Opera House London, beim Glyndebourne Festi-
astre unter Raphaël Pichon beim Festival de Radio France Montpellier, beim Fes-   val, an der Bayerischen Staatsoper München, der Komischen Oper Berlin, der
tival d’Aix-en-Provence, beim Festival de Beaune sowie an der Opéra Royal in      Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf, am Gran Teatre del Liceu Barcelona, an
Versailles. 2017 debütierte der Sänger am Opernhaus Zürich als Jason in Char-     der Opéra national de Lorraine Nancy und der Ungarischen Staatsoper Buda-
pentiers Médée unter der Leitung von William Christie und im September 2018       pest. Konzertengagements führten ihn in den Salle Pleyel und die Cité de la
am Théâtre de la Monnaie als Tamino in Mozarts Die Zauberflöte.                   musique Paris, die Berliner Philharmonie, den Palace of Arts Budapest und das
    Im vergangenem Jahr wurde ihm von der Union der belgischen Musikkri-          L’Auditori Barcelona. Er arbeitet mit Dirigenten wie Daniel Barenboim, Jona-
tik der Caecilia-Preis als »Junger Musiker des Jahres« verliehen. Reinoud Van     than Cohen, René Jacobs, Ingo Metzmacher, Yannick Nézet-Séguin und Stefan
Mechelens jüngste Solo-CD Cérambault, Cantates françaises erhielt den Diapa-      Soltész zusammen.
son d’Or 2018.
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DIE KÜNSTLER

ADRIANE QUEIROZ                                                                                                                                          SLÁVKA ZÁMEČNÍKOVÁ
OENONE / SOPRAN                                     ELSA DREISIG                                      SARAH ARISTIDOU         SOPRAN /                   EINE JÄGERIN / SOPRAN
                                                    DIANE / SOPRAN                                    HOHEPRIESTERIN; SEEMANNSFRAU
Die brasilianische Sopranistin Adriane Queiroz                                                                                                           Slávka Zámečníková erhielt ihre Gesangsaus-
absolvierte ihre musikalische Ausbildung im         Elsa Dreisig war die »Gesangsentdeckung«          Die französische Sopranistin Sarah Aristidou       bildung in Bratislava und Berlin. Seit 2017 ist
brasilianischen Pará, in Missouri und in Wien.      beim Musikpreis Victoires de la musique clas-     wurde 2016 von der Zeitschrift Opernwelt als       sie Mitglied des Internationalen Opernstudios
Nach zahlreichen Wettbewerbserfolgen gas-           sique 2016, und die anerkannte Fachzeitschrift    »Nachwuchskünstlerin des Jahres« nominiert         der Staatsoper Unter den Linden Berlin, wo sie
tierte sie bei den Wiener Festwochen, am The-       Opernwelt verlieh ihr die begehrte Auszeich-      und ist Gewinnerin zahlreicher Stipendien wie      in Opern wie Mozarts Die Zauberflöte, Verdis La
ater an der Wien, am Staatstheater Stuttgart        nung als »Nachwuchskünstlerin des Jahres«.        der Freunde des Nationaltheaters München.          Traviata und Falstaff sowie Brittens The Turn of
und an der Semperoper Dresden. Auch an der          2015 wurde sie ins Opernstudio der Staatsoper     Sie studierte Gesang in Paris und München          the Screw auftrat. Konzerte führten sie in der
Staatsoper Hamburg war sie bereits zu Gast.         Berlin aufgenommen. In der Saison 2016/17 gab     und ist seit 2017 Mitglied des Internationalen     vergangenen Spielzeit außerdem zum Rhein-
   Adriane Queiroz gestaltete darüber hinaus        die junge Sopranistin ihre Debüts an der Opéra    Opernstudios der Staatsoper Unter den Lin-         gau Musik Festival, zum Konzerthaus Berlin
Liederabende im Theatro da Paz in Belém,            National de Paris als Pamina in Mozarts Die       den Berlin.                                        sowie mit Mozarts Requiem zum Galina Wisch-
im Arnold Schönberg Center Wien, im Wiener          Zauberflöte, am Opernhaus Zürich in Giacomo          Noch als Studentin debütierte sie in Purcells   newskaja Opernfestival in Sotschi.
Bösendorfer-Saal, im Musikverein, im Wiener         Puccinis La Bohème und beim Festival d’Aix-       King Arthur unter Paul Goodwin am Prinzre-            Diesen Sommer sang sie beim Festival Pra-
Konzerthaus und sang in Mahlers Achter Sinfo-       en-Provence in Georges Bizets Carmen. Ein         gententheater in München. 2016/17 gab die Sän-     ger Frühling das Sopransolo in Mahlers Vierter
nie unter Pierre Boulez in der Berliner Philhar-    besonderer Erfolg war Haydns Die Schöpfung        gerin ihr professionelles Debüt in der Haupt-      Sinfonie mit der Warschauer Nationalphilhar-
monie. Auch bei internationalen Opernfestivals      mit den Berliner Philharmonikern unter Simon      rolle der Eurydice in Offenbachs Orpheus in der    monie. Die Sopranistin konnte sich bereits bei
trat sie auf. Seit der Saison 2002/03 ist Adri-     Rattle in Berlin, Salzburg, Luzern und Paris.     Unterwelt mit dem Orchestre National des Pays      zahlreichen Gesangswettbewerben durchset-
ane Queiroz Ensemblemitglied an der Staats-            Seit 2017 /18 ist sie Ensemblemitglied der     de la Loire unter Laurent Campellone. Weitere      zen, so erhielt sie 2018 den Ersten Preis beim
oper Unter den Linden, wo sie als Pamina in         Staatsoper Berlin, wo sie in Rollen auftrat       Verpflichtungen führten sie an das Konzert-        Internationalen Wettbewerb Accdemia Belcanto
Mozarts Die Zauberflöte große Erfolge feierte,      wie Gretchen in Schumanns Szenen aus Goe-         haus Berlin für einen Liederabend sowie an         in Graz. Darüber hinaus ist Slávka Zámečníková
ebenso wie in Georges Bizets Carmen, Lud-           thes Faust zur Wiedereröffnung der Staats-        die Kölner Philharmonie für die Uraufführung       Stipendiatin der »Junge Musiker Stiftung« und
wig van Beethovens Fidelio, Giacomo Puccinis        oper Unter den Linden sowie in der Hauptrolle     von Manfred Trojahns Les dentelles de Montmi-      des Deutschlandstipendiums.
Turandot und in Kurt Weills Aufstieg und Fall der   in La Traviata. Ihr erstes Solo-Album Miroir(s)   rail. Ihre Liederabende begleiten renommierte
Stadt Mahagonny.                                    erschien vor wenigen Wochen.                      Pianisten wie Gerold Huber.
DIE KÜNSTLER

                                                  ROMAN TREKEL                                       PETER ROSE
SERENA SÁENZ MOLINERO                             TISIPHONE / BARITON                                PLUTON / BASS                                     MICHAEL SMALLWOOD
EINE HIRTIN / SOPRAN                                                                                                                                   MERCURE / TENOR
                                                  Roman Trekel begann seine berufliche Lauf-         Der Bass Peter Rose ist regelmäßiger Gast an
Die spanische Sopranistin Serena Sáenz Moli-      bahn an der Staatsoper Berlin und ist dem          den bedeutendsten internationalen Opernhäu-       Der australische Tenor Michael Smallwood
nero wurde 1994 in Barcelona geboren. Ihr         Ensemble bis heute fest verbunden. Von Ber-        sern der Welt, darunter das Royal Opera House     studierte Jura und Gesang in Melbourne und
professionelles Debüt feierte sie schon mit       lin aus entfaltete der Sänger seine internatio-    London, die Mailänder Scala, die Staatsopern      vervollkommnete seine Gesangsstudien an der
13 Jahren am Gran Teatre del Liceu als Aninka     nale Karriere sowohl als Liedinterpret als auch    Wien, München, Berlin, Dresden und Ham-           Juilliard School New York. 2001 wurde er an der
in der Kinderoper Brundibár von Hans Krása.       als Solist bei internationalen Spitzenorchestern   burg sowie bei den großen Festspielen in Bay-     Staatsoper Hamburg in das Opernstudio auf-
In der folgenden Spielzeit sang sie die Par-      und als Gast der großen Opernbühnen wie der        reuth, Salzburg und Aix-en-Provence. Er arbei-    genommen und später dort Ensemblemitglied.
tie der Juliet in The Little Sweep von Benjamin   Mailänder Scala, der Royal Opera London, der       tete mit Dirigentenlegenden wie Carlos Kleiber,   Er gastiert an den Opernhäusern von Paris,
Britten. Zu ihrem Repertoire gehören Opern        Staatsopern Dresden, Hamburg, München und          Lorin Maazel, Pierre Boulez, Kurt Masur und       Glyndebourne, Amsterdam, Chicago, Barce-
wie Purcells Dido and Aeneas und Donizettis       Wien sowie des Théâtre de la Monnaie in Brüs-      Georg Solti zusammen und tritt heute regel-       lona und Berlin und kehrt regelmäßig an die
Don Pasquale. Auch in der Uraufführung von        sel und der Bayreuther und Salzburger Fest-        mäßig unter ebenso profilierten Dirigenten wie    Staatsoper Hamburg zurück.
Il Conte di Marsico von Giuseppe Balducci trat    spiele.                                            Daniel Barenboim, Zubin Mehta und Sir Simon          Bei Festivals wie der Ruhrtriennale und dem
die Sängerin auf.                                     Er arbeitete mit so bedeutenden Regis-         Rattle auf.                                       Lincoln Center Festival ist Michael Smallwood
    Beim Rossini Festival 2016 erhielt Serena     seuren wie Harry Kupfer und Patrice Ché-              Sein professionelles Operndebüt gab Peter      gern gesehener Gast. Im Bereich Oper und
Sáenz Molinero für ihre Darbietung in Ros-        reau sowie mit Dirigenten wie Claudio Abbado,      Rose 1986 als Commendatore in Mozarts Don         Konzert sang er unter Dirigenten wie Daniel
sinis Le Comte Ory den internationalen Bel-       Daniel Barenboim, Pierre Boulez, Zubin Mehta       Giovanni auf einer Tournee des Glyndebourne       Barenboim, Ingo Metzmacher, Thomas Hengel-
canto Preis. Ihr musikalisches Talent wurde       und Christian Thielemann. Sein Repertoire          Festival in Hongkong. Das große Repertoire        brock, Marek Janowski und Sir Simon Rattle.
2014 und 2015 mit Stipendien der Ferrer-Salat     umfasst Rollen wie Posa in Verdis Don Carlos,      des Sängers umfasst Rollen wie Gurnemanz          Als gefragter Barocksänger arbeitet er mit
Music Foundation gewürdigt. Außerdem ist die      Wolfram in Wagners Tannhäuser oder Beck-           in Richard Wagners Parsifal, Mephistopheles       Spezialisten wie William Christie, Alessan-
Sängerin Preisträgerin verschiedener inter-       messer in Die Meistersinger. Unter Hans Graf       in Gounods Faust, König Philippe II. in Verdis    dro De Marchi, Michael Hofstetter und Konrad
nationaler Wettbewerbe wie Ferruccio Tagli-       interpretierte Roman Trekel die Titelpartie von    Don Carlos und die Titelrollen in Falstaff und    Junghänel zusammen. Sein Repertoire reicht
avini, Concurs Josep Mirabent i Magrans und       Alban Bergs Wozzeck; die Einspielung erhielt       Mussorgskis Boris Godunov. Zahlreiche Ein-        von Monteverdi, Händel und Mozart über Verdi
Symphonies d’Automne.                             den Echo Klassik 2017 und den Grammy Award         spielungen belegen das umfangreiche Schaf-        bis hin zu Richard Strauss, Janáček, Britten
                                                  2018.                                              fen des Briten.                                   und Berg.
DIE KÜNSTLER

                                                                           CHOR DER STAATSOPER
                                                                           UNTER DEN LINDEN

                                                                           Der Chor der Staatsoper Unter den Linden zählt zu den füh-
                                                                           renden Opernchören in Deutschland und Europa. Seit seiner
                                                                           Gründung 1821 im Zuge der Uraufführungen von Webers Der
                                                                           Freischütz und Spontinis Olimpia ist das Ensemble mit dem
                                                                           Opernhaus Unter den Linden fest verbunden. Mit seinen heute
                                                                           84 Sängerinnen und Sängern widmet sich der Chor der Pflege
                                                                           des großen Opernrepertoires ebenso wie chorsinfonischen Wer-
                                                                           ken, zumeist gemeinsam mit der Staatskapelle Berlin.
                                                                              Zu den jüngsten gemeinsamen Projekten gehören etwa Auf-
SOPRAN                  TENOR                 CHORLEITUNG                  führungen von Rossinis Petite messe solennelle, Haydns Die
Rosana Barrena          Jin Hak Mok           Martin Wright                Schöpfung und Elgars The Dream of Gerontius. Dabei gibt der
Minjou v. Blomberg      Andreas Bornemann
                                                                           Chor regelmäßig Zeugnis von seiner stilistischen Flexibilität,
Alena Karmanova         Andreas Werner        MUSIKALISCHE EINSTUDIERUNG
Jinyoung Kim            Peter Aude            Michele Rovetta              die sich in seinem weit gefächerten Repertoire aus vier Jahr-
Andrea Reti             Javier Bernardo       Benoit Hartoin               hunderten zeigt – von Werken des Barock über die Klassiker der
Courtney Ross           Günther Giese         Rupert Dussmann              Opernliteratur wie Mozart, Wagner, Verdi und Puccini bis hin zu
Michelle Cusson         Jens-Uwe Hübener                                   zeitgenössischen Kompositionen.
Lotta Hultmark          Stefan Livland        SPRACHCOACH
                                                                              Zahlreiche Aufnahmen unter Daniel Barenboim dokumentie-
MinJi Kim               Frank Szafranski      Anne-Lisa Nathan
Frau Mencke                                                                ren den hohen künstlerischen Rang des Staatsopernchores. Von
Haeyun Lee              BASS                                               1998 bis 2013 stand Eberhard Friedrich an der Spitze des Ensem-
Hanaa Oertel            Dominik Engel                                      bles. Unter seiner Leitung wurde der Chor 2004 von der Zeit-
                        Mike Keller                                        schrift Opernwelt als Chor des Jahres und 2009 mit dem Europä-
ALT                     Jens-Eric Schulze
                                                                           ischen Chor-Preis ausgezeichnet. Mit Beginn der Saison 2013/14
Verena Allertz          Sergej Shafranovich
Anna Warnecke           Wolfgang Biebuyck                                  wurde Martin Wright zum neuen Chordirektor berufen. Von ihm
Soongoo Lee             James Carr                                         einstudiert und geleitet, beeindruckte der Chor in letzter Zeit
Juri Bogdanov           Artur Grywatzik                                    besonders in den großen Opern und Musikdramen Wagners,
Seong-Hoon Hwang        Bernhard Halzl                                     in Beethovens Fidelio, Berlioz’ La damnation de Faust, Bizets
David Oliver            Andreas Neher
                                                                           Les pêcheurs de perles, Verdis Macbeth oder Cherubinis Medea.
Felipe Baliero Martin   Thomas Neubauer
Petrus Paulus Hormann
DIE KÜNSTLER

FREIBURGER BAROCKORCHESTER
                                                                                  VIOLINE I                  BASSE DE VIOLON          FAGOTT
Es begann mit einer spontanen Idee und entwickelte sich zu einer einzigartigen    Gottfried von der Goltz    James Munro              Javier Zafra
                                                                                  Martina Graulich           Rahel Bader              Eyal Streett
musikalischen Erfolgsgeschichte: In einer Silvesternacht vor mehr als 30 Jah-
                                                                                  Beatrix Hülsemann          Andreas Voss             Benny Aghassi
ren entschlossen sich Freiburger Musikstudenten dazu, ein Orchester zu grün-      Gerd-Uwe Klein                                      Carles Cristobal
den, das sich ganz der historisch informierten Aufführungspraxis widmet. Als      Anne Katharina Schreiber   KONTRABASS
»Freiburger Barockorchester« (FBO) konzertierten die Musiker und Musikerinnen     Brigitte Täubl             Dane Roberts             HORN
erstmals 1987 im Freiburger Umkreis – heute ist der Klangkörper weltberühmt.                                 Miriam Shalinsky         Gijs Laceulle
                                                                                  VIOLINE II                                          Pierre-Antoine Tremblay
Neben den eigenen Konzertreihen in Freiburg, Stuttgart und Berlin gastiert das
                                                                                  Plamena Nikitassova        PICCOLO
FBO in den bedeutendsten internationalen Konzertsälen der Welt und gilt als       Daniela Helm               Lorenzo Gabriele         TROMPETE
eines der profiliertesten Alte-Musik-Ensembles weltweit. Zahlreiche namhafte      Petra Müllejans            Aya Komatsu              Jaroslav Roucek
Solisten und Dirigenten arbeiten regelmäßig mit dem Ensemble zusammen, dar-       Kathrin Tröger                                      Hannes Rux
unter Isabelle Faust, Christian Gerhaher, Kristian Bezuidenhout, Sandrine Piau,   Éva Borhi                  FLÖTE
                                                                                  Annelies van der Vegt      Daniela Lieb             PAUKE, PERKUSSION
Pablo Heras-Casado, Jean-Guihen Queyras oder René Jacobs. Doch nicht nur in
                                                                                                             Mathias Kiesling         Charlie Fischer
konzertanter, sondern auch in diskografischer Hinsicht setzt das FBO Maßstäbe     VIOLA                                               Markus Maggiori
und konnte bereits zahlreiche Preise entgegennehmen.                              Ulrike Kaufmann            OBOE
   Das FBO samt seinen beiden künstlerischen Leitern Gottfried von der Goltz      Werner Saller              Ann-Kathrin Brüggemann   LAUTE
und Kristian Bezuidenhout glänzt auch in der Saison 2018/19 erneut mit abwechs-   Annette Schmidt            Maike Buhrow             Lee Santana
                                                                                  Christian Goosses          Josep Domenech
lungsreichen und hochkarätig besetzten Konzertprogrammen. So erklingen
                                                                                  Lothar Haass               Thomas Meraner           CEMBALO
unter anderem französische Arien mit der Sopranistin Sandrine Piau, Weih-         Raquel Massadas                                     Benoît Hartoin
nachtskantaten von Alessandro Scarlatti mit dem Freiburger BarockConsort und                                 MUSETTE                  Torsten Johann
Dorothee Mields sowie Mozarts Don Giovanni im Rahmen einer Asientour unter        VIOLONCELLO                Markus Maggiori
René Jacobs. Außerdem ist das FBO zu Gast in der Londoner Wigmore Hall,           Guido Larisch              Bart van Troyen
                                                                                  Stefan Mühleisen
dem Wiener Musikverein, beim Bachfest Leipzig sowie in Granada, wo Mozarts
                                                                                  Ute Petersilge
Le nozze di Figaro erklingt.
LIBRETTO
                                                                   PREMIER ACTE                                       ERSTER AKT
                                                                   Un temple de Diane                                 Ein Tempel der Diana

                                                                   OUVERTURE                                          OUVERTÜRE

                                                                   SCÈNE 1                                            SZENE 1

                                                                   Aricie                                             Aricia
                                                                   Temple sacré, séjour tranquille,                   Heiliger Tempel, Ort der Ruhe,
                                                                   Où Diane aujourd’hui va recevoir mes vœux;         wo Diana heute meinen Eid empfängt,
                                                                   À mon cœur agité, daigne servir d’asile            diene meinem bewegten Herzen als Zuflucht
                                                                   Contre un amour trop malheureux.                   vor einer allzu unglücklichen Liebe!
                                                                   Et toi, dont malgré moi je rappelle l’image,       Und du, dessen Bild mir unwillkürlich erscheint,
                                                                   Cher prince, si mes vœux ne te sont pas offerts,   lieber Prinz, obwohl mein Eid nicht dir gilt,
                                                                   Du moins, j’en apporte l’hommage                   mit ihm huldige ich zumindest der Göttin,
                                                                   À la déesse que tu sers.                           der du dienst.

                                                                   SCÈNE 2                                            SZENE 2

                                                                   Hippolyte                                          Hippolytos
                                                                   Princesse, quels apprêts me frappent dans ce       Prinzessin, welche Vorbereitungen
PERSONEN                                                           temple?                                            überraschen mich hier im Tempel?
Thésée, König von Athen
                                                                   Aricie                                             Aricia
Hippolyte, sein Sohn
                                                                   Diane préside en ces lieux;                        Diana herrscht an diesem Ort;
Aricie, dessen Geliebte
                                                                   Lui consacrer mes jours,                           Ihr meine Tage weihen,
Phèdre, Gattin Thésées, begehrt Hippolyte
                                                                   c’est suive votre exemple.                         heißt Eurem Beispiel folgen.
Oenone, Amme von Phèdre
Diane, Göttin der Jagd
                                                                   Hippolyte                                          Hippolytos
Hohepriesterin
                                                                   Non, vous les immoles ces jours précieux.          Nein, Ihr opfert Euer kostbares Leben!
Eine Seemannsfrau
Eine Jägerin
                                                                   Aricie                                             Aricia
Eine Hirtin
                                                                   J’exécute du roi la volonté suprême;               Ich führe den Willen des Königs aus;
Tisiphone, Rachegöttin
                                                                   À Thésée, à son fils, ces jours sont odieux.       diese Tage sind Theseus und seinem Sohn
Pluton, Gott der Totenwelt
                                                                                                                      unerträglich.
Mercure, Götterbote
Drei Parzen (Schicksalsgöttinnen)
                                                                   Hippolyte                                          Hippolytos
                                                                   Moi, vous haïr!                                    Ich sollte Euch hassen!
                                                                   Quelle injustice extrême.                          Was für eine äußerste Ungerechtigkeit.
TEXT

Simon-Joseph Pellegrin nach der Tragödie Phèdre von Jean Racine    Aricie                                             Aricia
3. Fassung von 1757, mit Ergänzungen aus der 1. Fassung von 1733   Je ne suis point l’objet de votre inimitié?        Bin ich nicht Gegenstand Eurer Feindschaft?
L I B R E T TO

Hippolyte                                         Hippolytos                                      Aricie                                        Aricia
Je sens pour vous une pitié                       Ich empfinde für Euch ein Mitgefühl,            Phèdre sur sa captive a des droits absolus;   Phädra hat über ihre Gefangenen
Aussi tendre que l’amour même.                    das so zart ist wie die Liebe selbst.           Que sert de nous aimer?                       uneingeschränkte Rechte.
                                                                                                  Nous ne nous verrons plus.                    Was nützt uns, uns zu lieben?
Aricie                                            Aricia                                                                                        Wir werden uns nicht mehr sehen.
Quoi? Le fier Hippolyte …                         Was? Der stolze Hippolyte …
                                                                                                  Hippolyte                                     Hippolytos
Hippolyte                                         Hippolytos                                      Ô Diane! protège une flamme si belle.         O Diana! Schütze eine solch schöne Flamme!
Hélas! Je n’en ai que trop dit;                   Ach! Ich habe schon zu viel gesagt;
je ne m’en repens pas,                            ich bereue es nicht,                            Aricie                                        Aricia
Si vous avez daigné m’entendre;                   wenn Ihr die Güte hättet, mich anzuhören;       Nous brûlons des plus pures flammes.          Wir brennen von den reinsten Flammen.
Mon trouble, mes soupirs,                         meine Unruhe, mein Seufzen,
vos malheurs, vos appas,                          Euer Unglück, Eure Reize,                       Hippolyte                                     Hippolytos
Tout vous annonce un cœur                         alles verkündet Euch ein Herz,                  L’amour n’offre à nos cœurs                   Die Liebe bietet unseren Herzen
trop sensible et trop tendre.                     das zu empfindsam und zart ist.                 que d’innocents appas.                        nur unschuldige Reize.

Aricie                                            Aricia                                          Aricie et Hippolyte                           Aricia und Hippolytos
Ah! que venez-vous de m’apprendre!                Ach! Was erfahre ich nun von Euch!              Tu ne le défends pas,                         Du unterdrückst sie nicht,
C’en est fait; pour jamais mon repos est perdu.   Es ist aus mit mir; meine Ruhe ist verloren,    Quand c’est par la vertu                      wenn sie die Tugend ist, die über
Peut-être votre indifférence                      vielleicht hätte Eure Gleichgültigkeit          qu’il règne sur nos âmes. Non, non.           unsere Seelen herrscht. Nein, nein.
Tôt ou tard me l’aurait rendu;                    sie mir früher oder später zurückgegeben;
Mais votre amour m’en ôte l’espérance.            aber Eure Liebe nimmt mir die Hoffnung.
                                                                                                  SCÈNE 3                                       SZENE 3
Hippolyte                                         Hippolytos
Qu’entends-je!                                    Was höre ich! Welch überschwängliche            Marche                                        Marsch
Quel transport de mon âme s’empare!               Gefühle ergreifen meine Seele!
                                                                                                  Chœur de Prêtresses de Diane                  Chor der Priesterinnen der Diana
Aricie                                            Aricia                                          Dans ce paisible séjour,                      An diesem friedlichen Ort
Oubliez-vous qu’on nous sépare?                   Vergesst Ihr, dass man uns trennen will?        Règne l’aimable innocence,                    herrscht die liebliche Unschuld.
Quel temple redoutable,                           Was für ein furchterregender Tempel,            Les traits que lance l’Amour                  Die Pfeile, die Amor verschießt,
et quel affreux lien!                             was für ein schrecklicher Bund!                 Sur nous n’ont point de puissance.            haben keinerlei Macht über uns.
Hippolyte amoureux m’occupera sans cesse;         Der verliebte Hippolytos wird mich unablässig   Nous jouissons à jamais                       Wie genießen auf immer
Même aux autels de la déesse,                     beschäftigen; selbst am Altar der Göttin        Des doux charmes de la paix.                  die süßen Zauber des Friedens.
Je sentirai mon cœur s’élancer vers le sien.      wird sich mein Herz zu dem seinem sehnen,
Diane et l’univers pour moi ne sont plus rien.    Diana und de Welt sind mir nichts mehr.         La Grande Prêtresse de Diane                  Hohepriesterin der Diana
Hippolyte amoureux m’occupera sans cesse;         Der verliebte Hippolytos wird mich unablässig   Dieu d’amour, pour nos asiles,                Gott der Liebe, für unsere Gefilde
Je vivrai pour pleurer son malheur et le mien.    beschäftigen; ich werde leben, um sein und      Tes tourments ne sont pas faits.              sind deine Leiden nicht gemacht,
                                                  mein Unglück zu beweinen.                       Tous les cœurs y sont tranquilles,            hier sind alle Herzen ruhig;
                                                                                                  Tes efforts sont inutiles;                    Deine Mühen sind vergeblich.
Hippolyte                                         Hippolytos                                      Non, non, tu n’en peux troubler la paix.      Nein, du kannst den Frieden nicht stören.
Je vous affranchirai d’une loi si cruelle.        Ich werde Euch von so grausamen Los befreien.   Tes alarmes ont des charmes                   Dein Aufruhr ist beglückend
                                                                                                  Pour qui manque de raison;                    für jene ohne Verstand.
L I B R E T TO

Mais, nos âmes de tes flammes          Doch unsere Seelen erkennen,               SCÈNE 4                                           SZENE 4
Reconnaissent le poison;               dass deine Flammen giftig sind.
Va, fuis, perds l’espérance,           Fort, fliehe, gib die Hoffnung auf!        Phèdre (à Aricie)                                 Phädra (zu Aricia)
Va, fuis, loin de nos cœurs;           Fort, fliehe weit von unseren Herzen!      Princesse, ce grand jour,                         Prinzessin, dieser Tag wird Euch
Contre notre indifférence,             Gegen unsere Gleichmut                     par des nœuds éternels                            mit ewigen Knoten
Tu n’as points de traits vainqueurs.   hast du keine siegreichen Pfeile.          Va vous unir aux immortels.                       an die Unsterblichen binden.

La Grande Prêtresse de Diane           Hohepriesterin der Diana                   Aricie                                            Aricia
De l’amour fuyez les charmes,          Den Reizen der Liebe entflieht;            Je crains que le ciel ne condamne                 Ich fürchte, dem Himmel missfällt
Craignez jusqu’à ces douceurs.         fürchtet Euch selbst vor Schmeicheleien.   L’hommage que j’apporte                           meine Huldigung,
                                                                                  aux pieds des saints autels.                      die ich dem Heiligtum zu Füßen lege.
Chœur de Prêtresses                    Chor der Priesterinnen                     Quel cœur viens-je offrir à Diane!                Welch ein Herz kann ich Diana weihen?
De l’amour fuyez les charmes …         Den Reizen der Liebe entflieht …
                                                                                  Phèdre                                            Phädra
La Grande Prêtresse de Diane           Hohepriesterin der Diana                   Quel discours!                                    Welche Rede!
De fleurs il couvre ses armes,         Ihre Waffen deckt er mit Blumen zu,
Mais les larmes,                       doch die Tränen                            Aricie                                            Aricia
Les alarmes                            und die Unruhe                             Sans remords, comment puis-je en ces lieux,       Wie kann ich ohne Reue an diesem Ort
Sont le prix des tendres cœurs.        sind der Preis zarter Herzen.              Offrir un cœur que l’on opprime?                  ein Herz anbieten, das man zwingt?

Chœur de Prêtresses                    Chor der Priesterinnen                     Chœur de Prêtresses                               Chor der Priesterinnen
De fleurs il couvre ses armes …        Ihre Waffen deckt er mit Blumen zu …       Non, un cœur forcé n’est pas digne des dieux;     Nein, ein gezwungenes Herz ist unwürdig den
                                                                                  Le sacrifice en est un crime.                     Göttern; das Opfer ist ein Verbrechen.
La Grande Prêtresse de Diane           Hohepriesterin der Diana
La paix et l’indifférence,             Ruhe und Gleichgültigkeit                  Phèdre                                            Phädra
Comblent ici nos désirs.               erfüllen unsere Wünsche.                   Quoi! l’on ose braver le suprême pouvoir!         Wie! Der höchsten Macht wird getrotzt?

Chœur de Prêtresses                    Chor der Priesterinnen                     Chœur de Prêtresses                               Chor der Priesterinnen
La paix et l’indifférence …            Ruhe und Gleichgültigkeit …                Obéissez aux dieux; c’est le premier devoir.      Den Göttern zu gehorchen ist die erste Pflicht!

La Grande Prêtresse de Diane           Hohepriesterin der Diana                   Phèdre (à Hippolyte)                              Phädra (zu Hippolytos)
Les biens que l’amour dispense,        Die Güter, die die Liebe verteilt,         Prince, vous souffrez qu’on outrage,              Prinz, duldet ihr, dass man
Coûtent toujours des soupirs,          kosten immer Seufzen.                      Et votre père et votre roi!                       euren Vater und König beleidigt?
Dans le sein de l’innocence,           In der Unschuld
Nous trouvons les vrais plaisirs.      findet sich das wahre Vergnügen.           Hippolyte (à Phèdre)                              Hippolytos (zu Phädra)
                                                                                  Vous savez quel respect à Diane m’engage;         Ihr wisst, wie ich Diana achte.
Chœur de Prêtresses                    Chor der Priesterinnen                     Dès mes plus tendres ans, je lui donnai ma foi.   Von Jugend an gehörte ihr meine Treue.
Les biens que l’amour dispense …       Die Güter, die die Liebe verteilt …
                                                                                  Phèdre                                            Phädra
                                                                                  Dieux!                                            Götter!
                                                                                  Thésée, en son fils trouve un sujet rebelle!      Theseus hat einen Rebellen zum Sohn!
L I B R E T TO

Hippolyte                                           Hippolytos                                      SCÈNE 5                                            SZENE 5
Je sais tout ce que je lui dois;                    Ich weiß sehr wohl, was ich ihm schuldig bin.
Mais, ne puis-je pour lui faire éclater mon zèle,   Doch kann ich ihm meine Liebe nur zeigen,       Diane (à ses Prêtresses)                           Diana (zu ihren Priesterinnen)
Qu’en outrageant une immortelle?                    indem ich eine Unsterbliche beleidige?          Ne vous alarmez pas d’un projet téméraire,         Erregt euch nicht über so viel Kühnheit.
                                                                                                    Tranquilles cœurs qui vivez sous ma loi.           Ihr, die ihr ruhig nach meinen Gesetzen lebt,
Phèdre                                              Phädra                                          Vous voyez Jupiter se déclarer mon père;           seht, Jupiter zeigt sich als mein Vater,
Laissez des détours superflus;                      Weicht mir nicht aus! Tugend ist zuweilen       Sa foudre vole devant moi.                         sein Blitz fliegt mir voran.
La vertu quelquefois sert de prétexte au crime.     nur ein Vorwand zum Verbrechen.                 (à Phèdre)                                         (zu Phädra)
                                                                                                    Toi, tremble, reine sacrilège;                     Du, erzittere, gotteslästernde Königin!
Hippolyte                                           Hippolytos                                      Penses-tu m’honorer par d’injustes rigueurs?       Willst du mit unrechter Gewalt mich ehren?
Quel crime?                                         Welches Verbrechen?                             Apprends que Diane protège                         Wisse, dass Diana die
                                                                                                    La liberté des cœurs.                              Freiheit der Herzen beschützt.
Phèdre                                              Phädra                                          (à Aricie)                                         (zu Aricia)
Je ne sais qui vous touche le plus,                 Ich weiß nicht, was euch näher steht:           Et toi, triste victime, à me suivre fidèle,        Und du, trauriges Opfer, folge mir treu
De l’autel, ou de la victime?                       Der Altar oder das Opfer?                       Fais toujours expirer les monstres                 und töte die Ungeheuer
                                                                                                    sous tes traits;                                   mit deinem Pfeil!
Hippolyte                                           Hippolytos                                      On peut servir Diane avec le même zèle,            Man kann Diana mit demselben Eifer
Du moins, par d’injustes rigueurs;                  Wenigstens will ich nicht                       Dans son temple, ou dans les forêts!               im Tempel und in den Wäldern dienen!
Je ne sais pas forcer les cœurs.                    mit Unrecht die Herzen zwingen!
                                                                                                    Aricie et Hippolyte                                Aricia und Hippolytos
Phèdre                                              Phädra                                          Déesse, pardonnez …                                Göttin, vergebt …
Périsse la vaine puissance                          Verderben soll die eitle Macht,
Qui s’élève contre les rois!                        die sich gegen Könige erhebt!                   Diane                                              Diana
Tremblez, tremblez, redoutez ma vengeance!          Erzittert! Fürchtet meine Rache!                Votre vertu m’est chère,                           Eure Tugend ist mir teuer,
Et le temple, et l’autel vont tomber à ma voix.     Tempel und Altar stürzen auf mein Wort ein.     Et c’est au crime seul que je dois ma colère.      und nur dem Verbrechen gilt mein Zorn.
Tremblez, j’ai su prévoir la désobéissance.         Erzittert, ich habe den Ungehorsam geahnt.
                                                                                                    Diane entre dans son temple avec ses               Diana betritt mit ihren Priesterinnen den Tempel,
Bruit de trompettes. Des Guerriers entrent          Lärm von Trompeten. Wachen treten ein           Prêtresses et Hippolyte emmène Aricie.             während Hippolytos Aricia mit sich nimmt.
et vont briser l’autel.                             und wollen den Altar zerstören.

La Grande Pretresse de Diane,                       Hohepriesterin der Diana,                       SCÈNE 6                                            SZENE 6
chœur de Pretresses de Diane et des gardes          Chor der Priesterinnen und Wachen
Dieux vengeurs, lancez le tonnerre.                 Rächende Götter, sendet den Donner!             Phèdre                                             Phädra
Périssent les mortels qui vous livrent la guerre.   Tod den Sterblichen, die gegen euch kämpfen!    Quoi! La terre et le ciel contre moi sont armés!   Wie! Erde und Himmel kämpfen gegen mich?
                                                                                                    Ma rivale me brave!                                Meine Rivalin entkommt mir!
Bruit de tonnerre, Diane paraît                     Donner, Diana erscheint                         Elle suit Hippolyte!                               Sie folgt Hippolytos?
                                                                                                    Ah! plus je vois                                   Ach! Je mehr ich sehe,
                                                                                                    leurs cœurs l’un pour l’autre enflammés,           wie sie einander lieben,
                                                                                                    Plus mon jaloux transport s’irrite.                desto stärker regt sich meine Eifersucht.
                                                                                                    Que rien n’échappe à ma fureur:                    Nichts soll meinem Zorn entkommen!
                                                                                                    Immolons à la fois l’amant et la rivale;           Der Geliebte und die Rivalin sollen sterben!
                                                                                                    Haine, dépit, rage infernale;                      Hass, Verdruss und Wut,
                                                                                                    Je vous abandonne mon cœur!                        euch überlasse ich mein Herz!
L I B R E T TO

DEUXIÈME ACTE                                      ZWEITER AKT                                      Tisiphone                                          Tisiphone
                                                                                                    C’est peu pour moi d’une victime.                  Nein, nichts stillt meine Wut!
L’entrée des enfers                                Der Eingang zum Hades                            Non, rien n’apaise ma fureur.                      Ich muss Zerstörung und Grauen verbreiten,
                                                                                                    Je dois porter partout le ravage et l’horreur,     bis ich überall Verbrechen sehe.
SCÈNE 1                                            SZENE 1                                          Lorsque partout je vois le crime!                  Ein einziges Opfer ist zu wenig für mich!

Thésée                                             Theseus
Laisse-moi respirer, implacable furie.             Lass mich Atem schöpfen, unerbittliche Furie!    SCÈNE 2                                            SZENE 2

Tisiphone                                          Tisiphone                                        Le trône de Pluton; les trois Parques              Der Thron des Pluto; die drei Parzen
Non, dans le séjour ténébreux                      Nein, an diesem finsteren Ort                    sont assises au pied du trône.                     sitzen zu Füßen des Thrones.
C’est en vain qu’on gémit;                         sind Klagen vergeblich;
c’est en vain que l’on crie;                       sind Schreie vergeblich;                         Thésé                                              Theseus
Et les plaintes des malheureux                     und die Klagen der Unglücklichen                 Inexorable roi de l’empire infernal,               Unerbittlicher König der Unterwelt,
Irritent notre barbarie.                           stacheln unsere Grausamkeit nur an.              Digne frère, et digne rival                        ebenbürtiger Bruder und Rivale
                                                                                                    Du dieu qui lance le tonnerre;                     des Gottes, der die Blitze schleudert;
Thésée                                             Theseus                                          Est-ce donc pour venger tant de monstres divers,   Wollt Ihr aus Rache für die vielen Ungeheuer,
Dieux! N’est-ce pas assez des maux                 Götter,                                          Dont ce bras a purgé la terre,                     von denen dieser Arm die Erde befreite,
que j’ai soufferts?                                habe ich nicht genug gelitten?                   Que l’on me livre en proie                         mich nun den Ungeheuern
J’ai vu Pirithoüs déchiré par Cerbère;             Ich sah, Perithoos vom Zerberus zerrissen;       aux monstres des enfers?                           der Unterwelt überlassen?
J’ai vu ce monstre affreux                         wie dieses Untier
trancher des jours si chers,                       ein teures Leben mordete                         Pluton                                             Pluto
Sans daigner dans mon sang                         und seine Wut mit meinem Blut                    Si tes exploits sont grands,                       Sieh, welche Ehre
assouvir sa colère;                                nicht kühlen wollte.                             vois quelle en est la gloire;                      dir deinen Heldentaten einbringen!
J’attendais la mort sans effroi;                   Ich wartete ohne Angst auf den Tod,              Ton nom sur le trépas remporte la victoire;        Dein Name besiegt den Tod;
Et la mort fuyait loin de moi.                     doch der Tod wich weit von mir.                  Comme nous, il est immortel;                       Wie wir, ist er unsterblich.
                                                                                                    Mais, d’une égale main,                            Doch da wir zugleich
Tisiphone                                          Tisiphone                                        puisqu’il faut qu’on dispense                      Strafe und Lohn
Eh! croyais-tu que de tes peines,                  Wie! Meintest du, dass deine Schmerzen           Et la peine, et la récompense,                     verteilen müssen,
Le moment de ta mort fût le dernier instant?       durch deinen Tod zu Ende wären?                  N’attends plus de Pluton qu’un tourment éternel.   kannst du von Pluto nur ewige Qualen erwarten.
Pirithoüs gémit sous d’éternelles chaînes;         Perithoos stöhnt unter ewigen Ketten.            D’un trop coupable ami, trop fidèle complice,      Als treuer Mitstreiter des schuldigen Freundes
Tremble, le même sort t’attend.                    Zittre! Dich erwartet das gleiche Los!           Tu dois partager son supplice.                     musst du seine Strafe teilen.

Thésée                                             Theseus                                          Thésée                                             Theseus
Ah! qu’avec lui je le partage,                     Ach! Könnte ich nur mit ihm das Schicksal        Je consens à le partager,                          Ich will sie gerne teilen,
Ce sort que tu viens m’annoncer.                   teilen, das du mir verkündest!                   L’amitié qui nous joint                            unsere Freundschaft
Rends-moi Pirithoüs, je me livre à ta rage;        Gib mir Perithoos; ich stelle mich deiner Wut.   m’en fait un bien suprême;                         wird dadurch nur noch teurer.
Mais sur lui, s’il se peut, cesse de l’exercer!    Doch wenn es möglich ist, verschone ihn!         Non, de Pirithoüs tu ne peux te venger,            Nein, an Perithoos kannst du dich nicht
Contente-toi d’une victime,                        Begnüge dich mit einem einzigen Opfer!           Sans me punir moi-même.                            rächen, ohne mich selbst zu bestrafen.
Quoi! rien n’apaise ta fureur.                     Wie! Nichts stillt deine Wut?                    Sous les drapeaux de Mars, unis par la valeur,     Unter dem Banner des Mars, vereint in
Dois-tu porter plus loin le ravage et l’horreur,   Musst du Zerstörung und Grauen sähen,            Je l’ai vu sur mes pas voler à la victoire,        Tapferkeit, sah ich ihn mit mir zum Sieg
Lorsque sur moi je prends le crime?                wenn ich das Verbrechen auf mich nehme?          Je dois partager son malheur,                      stürmen. Ich muss sein Unglück mit ihm
                                                                                                    Comme il a partagé mes périls et ma gloire.        teilen, wie er mit mir Gefahr und Ehre teilte.
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