NEUE TÖNE Kirchenmusik im Bistum Münster 1/2021 - Bistum Münster
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Impressum VORWORT Sehr geehrte Damen und Herren, HERAUSGEBER der Allgemeine-Cäcilien-Verband für Deutschland präsentierte Bischöfliches Generalvikariat Münster Ende November die Ergebnisse zu seiner Chor-Umfrage in Zeiten Hauptabteilung Seelsorge der Corona-Pandemie: „Katholische Kirchenchöre in Deutsch- Rosenstraße 16, 48143 Münster land setzen viel daran, den Probenbetrieb am Laufen zu halten“, ist die Kernaussage. Tatsächlich gaben der Umfrage zufolge 52 REDAKTION Prozent der 1.200 Rückmeldungen an, Präsenzproben – zumeist Ulrich Grimpe Ulrich Grimpe (v.i.S.d.P) in Kirchen – durchzuführen. Etwa 4 Prozent probten digital oder mischten Online-Angebote mit Präsenzproben. Immerhin gaben 44 Prozent auch an, derzeit GESTALTUNG nicht zu proben, beziehungsweise dazu keine Angabe machen zu können. Dies zeigt, wie tief Bischöfliches Generalvikariat die Verunsicherung in der Chorszene nach wie vor sitzt. DRUCK Unser Heft „Neue Töne“ stellt in dieser Ausgabe erneut „Chor und Corona“ in den Mittel- Druckerei Joh. Burlage, Münster | www.burlage.de punkt. Wir haben vielschichtige Facetten dieses Dauerthemas in „Stimmungsbildern aus dem Bistum Münster“ zusammengestellt. Es zeigt sich beim Lesen der Berichte, dass viele REDAKTIONSSEKRETARIAT Kolleginnen und Kollegen kreativ und mit großem Einsatz die Situation meistern. Beim Bischöfliches Generalvikariat Münster Schreiben dieser Zeilen erreichen uns erste Meldungen vom Start der Impfungen noch im Hauptabteilung Seelsorge Dezember 2020. Wir hoffen, dass die Impfungen auch unseren Chören dazu verhelfen, Referat Kirchenmusik wieder neuen Mut zu schöpfen, um sich in den Dienst der Kirchenmusik zu stellen. Mögli- Rosenstraße 16, 48143 Münster cherweise bricht Altes und Liebgewordenes weg. Dies mag bedauerlich sein, dennoch bietet es auch die Chance Neues aufzubauen: Ein Beitrag dazu ist unser Studientag „Singen und Fon 0251 495-570 Musizieren mit Kindern“ am 6. Februar 2021. Wir wollen diesen Tag nutzen, um gemeinsam kirchenmusik@bistum-muenster.de Erfolgsmodelle und Konzepte des Musizierens mit Kindern zu sammeln und zu diskutieren. Machen Sie mit: weitere Informationen hier im Heft. Anmeldung erbeten unter kirchenmu- FOTOS sik@bistum-muenster.de Vermerke bei den Bildunterschriften. Angenehme Lektüre wünscht TITELBILD Niklas Piel erklärt die Orgel in Münsters St.-Mauritz-Kirche: Auf dem YouTube-Kanal des Bistums Münster stellt der 23-jährige Kirchenmusiker die Funktionen der Orgel in Kurzvideos vor. Weitere Informationen zu den Videos und der Aktion in diesem Heft. Foto: Ann-Christin Ladermann ULRICH GRIMPE Referent für Kirchenmusik 2 3
Inhaltsverzeichnis INHALT CHOR UND CORONA – 3 VORWORT 42 DIÖZESAN-CÄCILIEN-VERBAND 5 CHOR UND CORONA – 43 „Das Denken des Herzens“ STIMMUNGS- STIMMUNGSBILDER AUS DEM BISTUM MÜNSTER 45 PUERI CANTORES 6 „Weniger ist Mehr“ BILDER AUS 11 Wenn gemeinsames Singen nicht 47 BERICHTE AUS DEN (mehr) möglich ist KREIS- UND STADTDEKANATEN 13 Chorproben: Ein Dreistufenmodell 48 Kreisdekanat Borken DEM BISTUM in Kevelaer 50 Kreisdekanat Coesfeld 15 Chorproben – nur mit Abstand! 51 Stadtdekanat Münster 17 Mozart-Requiem in Zeiten von Corona 53 Kreisdekanat Recklinghausen MÜNSTER 19 Hygienekonzepte – von Panikmache 53 Kreisdekanat Steinfurt und verantwortungsvollem Umgang 56 Kreisdekanat Wesel 23 Und was sagen Chormitglieder? 24 Konzertgefühl im Gottesdienst 58 Offizialatsbezirk Oldenburg 25 Online-Angebote (nicht nur) in Corona-Zeiten 59 INFORMATIONEN UND EMPFEHLUNGEN 27 AUS DEM REFERAT 60 Tablet und Orgel – ein Erfahrungs- KIRCHENMUSIK bericht 28 Studientag „Singen und Musizieren mit Kindern“ 63 ANSCHRIFTEN 28 Orgeltag Westfalen 2021 64 Kreisdekanatspräsides und 30 Niklas Piel erklärt mit Video-Serie Regionalkantoren die Orgel 66 Bischöfliche Kirchenmusikschule 31 „Die Freude am Glauben vermitteln“ Münster 34 Präventionsschulungen 67 Kirchenmusikausbildung im Offizialatasbezirk Oldenburg 35 BISCHÖFLICHE KIRCHEN- MUSIKSCHULE MÜNSTER 36 Gabriele Schepers-Wittig mit Gregorius-Medaille ausgezeichnet 37 Wie die Tochter, so der Vater 38 Abschlussprüfungen in der Kirchen- musikschule 40 Orgelunterricht per Video – ein Vergleich verschiedener Plattformen 4
Chor und Corona – Stimmungsbilder aus dem Bistum Münster „WENIGER IST MEHR“ Von Thorsten Maus, Recklinghausen „Allround“-Kirchenmusik Wer sich als Kirchenmusikerin oder -musiker bislang nicht zu den Kreativen seines Faches zäh- len mochte, hat beste Chancen, dies aufs Neue zu ändern: Nach bald einem Jahr der Corona- bedingten Situationsanpassungen auch im Bereich der Kirchenmusik mit ihren Gottesdiensten, Proben, Singen in Kindergärten, Schulen und Konzerten, kann man sich durch regelmäßiges Anpassen an veränderten Rahmenbedingungen zum wendigen Allrounder mausern – wobei Kirchenmusik ja ohnehin „allround“ ist! Unruhige Zeiten Alla Brukwin und Peter Ricken in Rheine. Foto: privat Für die Kirchenmusik bedeutet die Situation des flexiblen Planens eine Unruhe, die „aus der In Recklinghausens Propsteigemeinde St. Peter gab es Gemeindegesang lediglich einige Not eine Tugend machen“ lässt, wie Thorsten Schlepphorst aus Nordwalde es formuliert. In Wochen vor den Herbstferien, ansonsten darf die Gemeinde geduldig zuhören. Dort erklangen seiner Pfarrkirche etablierte er die Reihe „Feierabendmusik“, die schnell ihre Fans fand und neben Kleingruppen der Chöre auch Instrumentalisten oder Gesangssolisten mit Begleitung – Instrumentalisten bis zur Novemberpause die Möglichkeit bot, sich konzertant zu betätigen. mal am E-Piano, mal am Orgelpositiv. Kantorin Lucia Müller gestaltet in der Elisabethkirche die In probenärmerer Zeit versorgte Schlepphorst seine Chormitglieder im Vorfeld mit Noten und Dienstagabendmesse, die zur regulären Chorprobenzeit stattfindet, mit wechselnder Schola- Übungsdateien, um dann mit Gruppen von vier Personen Messfeiern nach einem dreiviertel- besetzung aus der Chorgemeinschaft. Musiker der Neuen Philharmonie Westfalen finden sich stündigen Einproben vor dem Gottesdienst zu bestücken. „Die Kinderchöre in den Schulen in den Messen der Propsteikirche musizierend wieder. fallen bis heute aus“, sagt Schlepphorst, der durch gezielte Chorwerbung in den Grundschulen mit singwilligen Kindern in der Gemeinde auch Neues ermöglichen konnte. Weniger ist mehr – Musikakzente wohltuend und heilsam Domorganist Thomas Schmitz berichtet von reduzierter Strophenzahl in den Domgottesdiens- ten beim Gemeindegesang und ist angetan von der Kreativität seiner Kolleginnen und Kollegen der Domsingschule hinsichtlich der Formation kleinerer Ensembles bis hin zum Oktett zur Ge- staltung der regelmäßig stattfindenden Dienste. Ähnlich läuft es an vielen Kirchorten: Weniger ist mehr – Kirchgänger erfreuen sich an Gottesdiensten mit besonderen musikalischen Akzen- ten. Vieles ist nicht neu, wird aber jetzt als wohltuend und heilsam wahrgenommen. Alla Brukwin (Kirchenmusikerin in Rheine) sieht die Gottesdienste als „eine gute Gelegen- heit den Hobby- und Profiinstrumentalisten einen kleinen Auftritt zu verschaffen.“ Ob sanfte Violine oder führende Trompete, begleitet von der Orgel tragen Solistinnen und Solisten zur Five-Live-Konzerte in Marl: im Jahr 2021 als Online-Veranstaltung geplant. Foto: Stefan Kuster musikalischen Abwechslung in der Liturgie bei. Stephan Kuster, der seit 25 Jahren die jährlichen „Five Live-Konzerte“ mit Sakro-Pop, NGL und Gospel in der Marler Piuskirche verantwortet, lässt sich seinen Mut nicht so schnell nehmen: Bei allem Bedauern über das erstmalige Aussetzen des Podiums für neue Bands in 2020 denkt er bereits an ein Online-Format mit Außenübertragung im Sommer 2021. 6 7
Chor und Corona – Stimmungsbilder aus dem Bistum Münster Bernhard Terschluse (Herten St. Antonius) berichtet von reduziertem Gemeindegesang zum Weniger ist mehr – Einstimmig statt vierstimmig Eingang, Halleluja, Sanctus und Schlusslied mit je einer Liedstrophe, ergänzt durch Orgel- Nachdem Vieles auf Eis gelegt wurde, entsteht gleichzeitig auch Neues: Die Bachwerkstatt an literatur. Er hält das stellvertretende Singen vor allem für Veranstaltungen sinnvoll, in denen St. Peter in Recklinghausen probt statt Krönungsmesse nun mit den Damenstimmen Rheinber- ohnehin sangesungeübtere Besucher anwesend sind, wie zur Erstkommunion oder an Weih- gers „Missa puerorum“ und mit den Herren Bruckners „Windhaager Messe“. Auch das macht nachten. Vergleichbar hält es die Gemeinde Hl. Edith Stein in Marl. Der dortige Kirchenchor den temporär geschrumpften Gruppen Spaß und gibt ein Gefühl von Gemeinschaft. St. Georg ist vorsichtig und möchte erst wieder proben, wenn der Inzidenzwert unter 50 zurückgegangen ist. Der Marler Kantor Markus Lienstromberg hatte zuletzt in zwei Gruppen mit dem Georgschor geprobt, „je 30 Minuten mit 15 Minuten lüften. Zu Weihnachten werde ich auf freiwilliger Basis kleine Ensembles aus den Chören abfragen und auf die Christmetten verteilen“, so Lienstromberg. Für den YouTube-Kanal der Gemeinde erstellt er Weihnachtslie- der zum Mitsingen oder Anhören. Weniger ist mehr: Bruckners einstimmige Choralmesse neu aufgelegt. Foto: Referat Kirchenmusik Liedtexte aufmerksamer hören „Bei uns wird zur Zeit überhaupt nicht mit der Gemeinde gesungen, nur der Kantor an der Or- gel singt. Dadurch werden – laut vielen Rückmeldungen – die Liedtexte wieder aufmerksamer gehört. Vielleicht ist das auch ein Aspekt“, regt Thomas Kleinhenz (St. Felizitas, Lüdinghausen) zum Nachdenken an. Mehr geht nicht: Thorsten Maus probt mit der „Bachwerkstatt“ im Freien vor der Kirche und mit Abstand. Foto: privat 8 9
Chor und Corona – Stimmungsbilder aus dem Bistum Münster WENN GEMEINSAMES SINGEN NICHT (MEHR) MÖGLICH IST Von Thomas Kleinhenz, Lüdinghausen Vielen kirchlichen und weltlichen Chören fehlten auch schon vor der Corona-Pandemie neue und jüngere Mitglieder. Die Corona-Krise, in der sämtliche Chöre ihre Probenarbeit reduzieren oder einstellen, hat dieses Problem weiter verschärft: kein gemeinsames Singen, keine regel- mäßigen Treffen. Der von vielen Sängerinnen und Sänger geschätzte soziale Kontakt mit an- deren Chormitgliedern bricht zunehmend weg. Die Befürchtungen eines Chöresterbens durch Corona sind berechtigt, denn je länger man mit dem Chorgesang wartet und keine Proben abhält, umso größer sind die Verlockungen für Chormitglieder, andere Routinen abseits des Chorgesangs zu suchen. Später, wenn die Chorproben wieder starten sollen, fehlt womöglich die Motivation, erneut in den Chor einzusteigen. Die Band „areosounds“ spielte openair im Juni im „Garten der Religionen“ in Recklinghausen. Foto: privat Grauzone erkannt Simon Opalinski (Informatikstudent mit C-Prüfung) hat eine „Grauzone“ erkannt, die ein wenig Probenbetrieb im November ermöglichte: Das (Ein)singen und -spielen vor Gottesdiensten. Er leitet die von ihm gegründete Band „areosounds“ im Jugendzentrum AREOPAG in der Reckling- häuser Innenstadt. „Wie es weiter geht, weiß noch keiner ...“, teilt er die Ungewissheit mit Vielen. Übevorlagen für Kinder In der Sixtus-Gemeinde in Haltern am See bereitete Kantor Thomas Drees für Weihnachten im Kinderchor ein Krippenspiel für einen Outdoor-Auftritt auf dem Marktplatz vor. Er erstellte für die Kinder Übervorlagen. „Corona stellt uns vor die Herausforderung, neue Wege zu gehen. Die Kinder sind hoch motiviert und haben die Chance, sich durch die Einzelförderung stimmlich weiterzuentwickeln“, sagt Drees, der die Szenen mit den Kindern auch zuhause probte. Guter Ausgang der Situation Die Devise „weniger ist mehr“ scheint, bei unüberhörbarem Klagen, der Motor der Kreativität Leere Probenräume in den Pfarrheimen – bald ein Dauerzustand? Foto: Thomas Kleinhenz zu sein – neben der Hoffnung auf einen guten Ausgang der gegenwärtigen Situation. Ein Ge- danke eines Kollegen: „Im Übrigen denke ich, dass alle ihr Möglichstes tun in dieser schwieri- Begegnung in digitalen Angeboten? gen Zeit und es damit sein Genügen haben sollte.“ Thomas Drees ergänzt: „Für die Kinder und Einige Chöre haben ihre Probenarbeit auf das Internet umgestellt. Vor allem ältere Chor- Jugendlichen ist es zwar eine große Herausforderung, in kleinen Ensembles zu singen, aber für mitglieder fühlen sich wegen der technischen Voraussetzungen am Computer dabei oft über- Videogottesdienste Lieder aufzunehmen, macht großen Spaß.“ fordert. Und Singen in einer Videokonferenz ist nicht einfach: Die Sänger hören vor allem sich selbst, die anderen Stimmen erleben sie virtuell, im besten Fall ohne Zeitverzug oder Störung. Zusätzlich fehlt die wirkliche Begegnung. Daher nutzen sich digitale Angebote schnell ab. 10 11
Chor und Corona – Stimmungsbilder aus dem Bistum Münster Kirchengemeinden tragen kirchliche Chöre Über die Sommermonate konnten sich die Chöre wieder zu Proben treffen, vorzugsweise im CHORPROBEN: EIN DREISTUFENMODELL IN großen Kirchenraum. Die Hygiene-Auflagen und Abstandsregeln, die es dabei zu beachten galt, KEVELAER stellten viele Chormitglieder vor neue Herausforderungen. Zusätzliche Corona-bedingte Ein- Von Sebastian Piel, Kevelaer schränkungen im Heizungsbetrieb von Kirchenräumen während der Wintermonate erschwe- ren nun die Situation wieder. Glücklicherweise tritt in der Regel die jeweilige Kirchengemeinde als Träger für ihre kirchlichen Chöre auf, so dass keine finanziellen Einbußen entstehen. Anders Seit dem Ende der Sommerferien stehen viele Chöre vor der Frage, in welcher Form weiter sieht es bei den Chören aus, die aus Konzerten und Festen ihre Einnahmen generieren müs- musiziert werden kann. Dabei hängt vieles von örtlichen Gegebenheiten und den personel- sen. Viele freischaffende Chorleiterinnen und -leiter sind als Solo-Selbständige nicht oder nur len Möglichkeiten ab. Beim Kevelaerer Knabenchor wurde ein Stufenmodell entwickelt, das bedingt in den Genuss der Corona-Soforthilfen gekommen. versucht, sich den aktuellen virologischen Entwicklungen und Erkenntnis anzupassen, um eine möglichst sichere Form von Probenarbeit zu gewährleisten. Wann wird es wieder normal? Aktuell bleibt die Unsicherheit, wann Chöre wieder zur Normalität zurückkehren können. Bis Angepasstes Stufenmodell dahin ist Kreativität gefragt, sei es nun per Videokonferenz, Singen mit Mundschutz in kleinen Die erste Stufe findet unter Lockdown-Bedingungen statt. Die Basis bilden dabei wöchent- Gruppen oder im öffentlichen Park. Für die Förderung der sozialen Kontakte der Mitglieder liche Online-Proben, wobei sich herausgestellt hat, dass Online-Stimmbildung besser funk- sind auch außerchorische Aktivitäten wie eine Winterwanderung oder ein Grillfest hilfreich. tionierte. Die zweite Stufe wird unter eingeschränkten Lockdown-Bedingungen angewandt, bei denen sich nur Parteien aus zwei Haushalten treffen dürfen. In diesem Fall wird Einzel- Bewusstsein für die Chöre stärken stimmbildung (im Falle von Geschwistern Zwei-Personen-Stimmbildung) durchgeführt, und Innerhalb der Pfarrei sollte das Bewusstsein für die Chöre gestärkt werden, die unter den zwar im wöchentlichen oder zweiwöchentlichen Rhythmus – je nach Kapazitäten. Die dritte Einschränkungen beim gemeinsamen Singen besonders leiden. Im Rahmen einer „Seelsorge Stufe bildet eine Situation trotz anhaltender Pandemie ab: Dabei finden Proben in großen für Chormitglieder“ sind Gottesdienste und Andachten denkbar, zu denen Sängerinnen und Räumen statt, bei denen die Abstände zwischen den einzelnen Sängern mit drei Metern zur Sänger eingeladen werden. Diese könnten dann – unter Einhaltung der nötigen Abstandsre- Seite und sechs Metern nach vorne gesetzt sind. Um die Gefahr von Tröpfcheninfektionen geln – mit Chorgesang musikalisch besonders mitgestaltet werden. zu minimieren, werden zwischen allen Personen Plexiglaswände positioniert. Des Weiteren wird mit offener Tür und Fenstern geprobt, um einen hohen Luftaustausch zu gewährleisten. Zusätzlich tragen alle einen Mund-/Nasenschutz bis sie auf ihrem Platz sind. Mit Hilfe dieser Maßnahmen kann, trotz nicht umfassend vorhandener wissenschaftlicher Erforschung der Wechselwirkungen von Ansteckung und Singen, auch im Falle eines infizierten Chormitglie- des ein hohes Maß an Sicherheit für die Gemeinschaft gewährleistet werden. Zeitintensive Probenarbeit Auf dieser dritten Stufe hat der Knabenchor Kevelaer seit den Sommerferien den Großteil seiner Proben gestaltet. Allerdings ist das Proben für die Chorleitung zeitintensiv, da die Räume in Kevelaer unter Berücksichtigung der genannten Vorsichtsmaßnahmen nur eine Kapazität von acht Sängern pro Probeneinheit bieten. Normalerweise hat jeder Sänger zweimal pro Woche 90 Minuten Probe, was nun auf die Hälfte oder ein Viertel reduziert werden musste, damit jeder Sänger wenigstens einmal pro Woche Probe hat. Für die Chor- leitung hat sich die Probenzahl allerdings verdoppelt! Bei weniger leistungsorientierten Chören ist es deshalb eine gute Möglichkeit, die Proben im 14-tägigen Wechsel abzuhalten. Diese Kleingruppen von acht Personen sind in der Lage, Gottesdienste nun einstimmig zu gestalten. Für zweistimmige Auftritte ist es möglich, zwei Achtergruppen gemeinsam zu positionieren – wenn der Kirchenraum dies zulässt. Allerdings muss die Literatur dafür sicher 12 13
Chor und Corona – Stimmungsbilder aus dem Bistum Münster CHORPROBEN – NUR MIT ABSTAND! Von Bernhard Ratermann, Warendorf Im Frühsommer begann das Chorleben allmählich wieder zu erwachen. Bis Ende Oktober wurden die angebotenen Proben – wenn auch nicht von allen, so doch von einem großen Teil der Mitglieder – gerne wieder angenommen. Dass ein Pfarrheim einen ausreichend großen Probenraum bietet, blieb eher die Ausnahme. Aufstellungsvarianten in Kirchräumen In der Regel proben die Chöre in den Kirchen ihrer Pfarrei. Platziert werden die Mitglieder mit dem erlaubten Abstand in den Bänken. Zwei Varianten dafür: Sopran und Alt singen aus dem Kirchenschiff, vor ihnen die Chorleitung. Tenor links und rechts im Querschiff, der Bass im Rücken der Chorleitung im Chorraum. Ein entsprechend großer Altarraum erlaubt einem Chor, sich komplett im Viereck aufzu- stellen. Große Trennwände aus Plexiglas zwischen den Chorknaben ermöglichen Schutz vor Tröpfcheninfektionen. Foto: Knabenchor Kevelaer Sich selbst bewusster hören einstudiert sein, da ein zweistimmiger Auftritt ohne vorheriges zweistimmiges Proben nicht Eine Herausforderung in Kirchen mit viel Nachhall: den Chormitgliedern fehlt eine direkte ohne Weiteres funktioniert. Nebenstimme. Von denen, die sich davon nicht entmutigen lassen, kommt der Hinweis, sich selbst bewusster zu hören und die eigene Stimme wahrzunehmen. Außerdem werde Stimmliche und soziale Entwicklung fördern die Eigenverantwortlichkeit gestärkt. Für die Chorleitung stellt sich das Problem, dass die Die jungen Sänger profitieren sehr von diesen kleinen Gemeinschaften im Vergleich zu den Stimmen nicht mit der gewohnten Präsenz wahrgenommen werden. Auch die Auswahl der online-Formaten der Lockdown-Zeit. Manche der älteren Sänger sind sogar froh, dass sie auf Literatur muss sich an die neuen Gegebenheiten ausrichten. Um effektiv zu proben, hat es diese Weise momentan nicht mit den jüngeren und leistungsschwächeren Sängern zusam- sich bewährt, den Sängerinnen und Sängern Audiodateien vor der Probe bereitzustellen. men proben müssen und individueller gefördert werden. Für die jüngeren Sänger und die Gesamtentwicklung des Chores ist dieses Konstrukt allerdings auf Dauer problematisch, da die jüngeren nicht von der Leistung und stimmlichen Qualität der älteren Sänger profitieren können. Normalerweise wird dies durch überschneidende Proben gewährleistet. Dies führt zu einer musikalischen, stimmlichen, aber auch sozialen Beeinträchtigung der Entwicklung der jungen Sänger – herausragende Merkmale pädagogisch fundierter Knabenchorarbeit bleiben so leider außen vor. Auftritt mit Außenwirkung Um dem entgegen zu wirken, werden nun Konzerte veranstaltet, auf die sich alle Sänger ein- zeln vorbereiten, diese dann aber gemeinsam in der Kirche gestalten. Die Knaben verteilen sich im gesamten Kirchenraum, die Basilika in Kevelaer ist zum Glück groß genug dafür! Da- bei wird kein Publikum eingelassen, sondern die Veranstaltung nur online übertragen. Damit geht für die Sänger das Gefühl eines richtigen Auftritts mit Außenwirkung nicht verloren. Viele Chöre arrangieren sich mit Proben in den Kirchenräumen. Foto: Werner Hespe 14 15
Chor und Corona – Stimmungsbilder aus dem Bistum Münster Proben aufnehmen Ein „Bonbon“ für einen Chor: Die Chorleitung nimmt die Probenergebnisse auf und leitet sie MOZART REQUIEM IN ZEITEN VON CORONA den Chormitgliedern zu. So nehmen alle den Gesamtklang im Anschluss an die Probe wahr. Oratorienaufführung in Nordwalde Den Probenverhältnissen entsprechend bieten sich neben Kanons und mehrstimmigen Ge- Von Thorsten Schlepphorst, Nordwalde sängen aus dem Gotteslob auch klangschöne, homophone Chorsätze an. Geplant war alles ganz anders: Zwei Chöre wollten sich zusammentun und Mozarts Requiem Mut und Fantasie gefragt aufführen. Das spart Kosten und bringt die Chormitglieder in den Genuss einer zweiten Auf- In den Gottesdiensten können zumeist nicht alle Chormitglieder singen. Bewährt haben sich führung. Soweit der Plan, was dann kam, wissen wir alle. Es gab nur zwei Möglichkeiten: die zwei Modelle: Sache ruhen zu lassen und die Konzerte zu verschieben (aber wohin?) oder eine Alternative Die direkte Anfrage von stimmsicheren Sängerinnen und Sänger, verbunden mit der zu finden. Die Kirchenmusik Nordwalde entschied sich für die Alternative. Wie konnte die Bereitschaft zur Übertragung des Gesangs über die Mikrophonanlage. aussehen bei sich ständig ändernden „Spielregeln“? An eine Aufführung mit der originalen Die Stimmgruppen entscheiden eigenverantwortlich, wer von ihnen singt. Orchesterbesetzung war nicht zu denken. Zum einen aus finanziellen Gründen, zum andern würde der Platz für die Musizierenden nicht zur Verfügung stehen. Es entstand eine Bearbei- Aber auch der Gesamtchor kann hin und wieder zum Einsatz kommen, wenn die Mitglieder tung des Requiems für Kammerbesetzung: Streichsextett, Oboe d’amore und Pauken. So im erlaubten Abstand aufgestellt – beispielsweise aus den Seitenschiffen heraus – singen. waren inklusive Chor, Dirigent und Solisten 35 Aufführende so im Raum zu verteilen, dass Dies wird von allen als ein besonders eindrückliches gottesdienstliches Erleben wahrgenom- die geltenden Abstände (bei der Planung noch 3 Meter) eingehalten werden konnten. men. In den nächsten Monaten kommt es darauf an, das Chorsingen „am Laufen zu halten“. Das gelingt, wenn die Möglichkeiten dazu erkannt werden. Sie gilt es, mutig auszuschöpfen und mit Fantasie zum Leben zu erwecken. Mozart-Requiem mit Abstand – in Nordwalde möglich gemacht. Foto: Rainer Nix 16 17
Chor und Corona – Stimmungsbilder aus dem Bistum Münster Grünes Licht vom Ordnungsamt Im Laufe der Vorbereitungen lockerten sich die Abstandsregelungen, Veranstaltungen mit HYGIENEKONZEPTE – VON PANIKMACHE UND bis zu 300 Personen waren ohne ein besonderes Hygienekonzept erlaubt. Das Ordnungs- VERANTWORTUNGSVOLLEM UMGANG amt gab schließlich grünes Licht und die Vorbereitungen mussten nun kurzfristig in die Tat Von Andreas Wermeling, Rheine umgesetzt werden. Es wurden zwei Konzerte am 5. und 6. Oktober 2020 angesetzt. Da es im Umkreis keine größeren musikalischen Veranstaltungen gab, rechneten wir mit einem gro- ßen Zuschauerandrang. Wir entschieden uns, maximal 200 Zuhörer in die Kirche zu lassen. „Der Grat zwischen Panikmache und einem verantwortungsvollen Umgang zur Eindämmung Günstiger Weise dauert das Mozart-Requiem etwa eine Stunde. Genau die Zeitspanne, die möglicher Infektionen durch den Corona-Virus ist schmal und eng“, sagte Dechant Thomas ein Konzert nicht überschreiten sollte. Der Einlass erfolgte eine Viertelstunde vor Konzertbe- Hüwe im Frühjahr 2020 zu Beginn der Maßnahmen. Schwierige Zeiten für die Kirchen- ginn. Ein eingespielter Ordnungsdienst stand durch die sonntägliche Routine zur Verfügung. gemeinden, den „richtigen” Weg zu finden. Diese beschritten zum Teil unterschiedliche Im Vorverkauf wurden die Programmhefte als Eintrittskarten verkauft. Hier wurde auf die Pfade zur Bekämpfung der Pandemie. Es lässt sich jedoch ein besonnenes und achtsames Verhaltensregeln hingewiesen. Eine eingelegte Seite lag jedem Programmheft bei, auf der Vorgehen feststellen. Da wurden die einzelnen Kirchorte auf ihre Größe hinterfragt, daraus die Besucher schon ihre Kontaktdaten eintragen konnten, so dass diese beim Eintritt nur die begrenzte Teilnehmerzahl errechnet und Sitzplätze im Kirchenraum gekennzeichnet. Ob noch abgegeben wurden. vorher georderte Reservierungskarten oder Einlass nach Reihenfolge des Eintreffens das „richtige” Vorgehen ist, lässt sich trefflich diskutieren – hier steht der Zweck, nämlich die 18 Meter Abstand Vermeidung unzulässiger Überbelegung, im Vordergrund. Freiwillige Helfer als Ordnungs- Und ja, man kann mit einem Chor auch komplexe Stücke singen, wenn die Sängerinnen und dienst, Bereitstellung von Handdesinfektion, Listen zur Rückverfolgung, Desinfektion von Sänger zwei Meter auseinander stehen müssen. Auch der Abstand vom Chor zum Orchester Büchern, Bänken und Klinken – Dinge, die vor Monaten noch Neuland waren, sind mittler- war einzuhalten. Die Aufstellung war so gewählt, dass der Chor in drei Gruppen aufgeteilt weile zum Standard geworden. stand (jeweils zweireihig): rechts und links von der Altarinsel die Frauen, hinter der Altarinsel die Männer, davor das Orchester. Vom Dirigenten zur zweiten Männerreihe betrug der Ab- Neuland waren auch Überlegungen für die Kirchenmusik, in welchen Räumen noch geprobt stand 18 Meter! Die Sängerinnen und Sänger waren es inzwischen gewohnt in den großen werden darf. Hier ließen sich unterschiedliche Herangehensweisen ausmachen: Manch ein Abständen zu singen und die Klavierproben haben in dieser Aufstellung stattgefunden. Der Chor zog eine befristete Pause vor, andere trotzten den schwierigen Bedingungen beim erwartete Zuschauerandrang blieb allerdings aus. Knapp 200 Zuhörer haben die beiden Proben in großen Kirchenräumen und stellten die kontinuierliche Fortführung in den Vorder- Konzerte insgesamt besucht. Für die Kasse war das nicht optimal, aber zu verkraften. Die grund. Zuhörer haben sich allerdings durch die größeren Abstände zueinander wesentlich wohler gefühlt. Beachtung der Raumgröße, zeitlicher Abstand zwischen verschiedenen Veranstaltungen, sich dauernd verändernde Vorschriften war für manche Kirchengemeinde Anlass, aus Un- sicherheit gleich ihre Kirchen und Pfarrzentren zu schließen. Der Umgang mit dem Vorläu- figen, mit temporären Regelungen und unvermeidbaren Beschränkungen forderte alle und überforderte manche – Corona hat viele alte Strukturen auf den Prüfstand gestellt und neu durchgemischt. Dass eine Kirchengemeinde am Ende des Lockdowns allerdings ihren Chören die angestammten Probezeiten und -räume nicht mehr geben wollte, blieb glücklicherweise eine Ausnahme. Hygienekonzept für Chöre In den vergangenen Monaten hat der Allgemeine Cäcilienverband für Deutschland (ACV) und der Pueri Cantores Chorverband ein Hygienekonzept für Chöre erarbeitet und inzwi- schen aktualisiert. Das vollständige Konzept kann unter www.acv-deutschland.de/aktuelles/ proben-bleibt-wichtig/ heruntergeladen werden. Es enthält auch eine Checkliste zur Vorbe- 18 19
Chor und Corona – Stimmungsbilder aus dem Bistum Münster Diese Liste ist einen Monat ausschließlich zur Nachverfolgung möglicher Infektionen aufzubewahren. Sie wird in einem geschlossenen Schrank aufbewahrt und nach Ablauf der Frist nach geltenden Datenschutzrichtlinien vernichtet. Die Chormitglieder werden in geeigneter Weise darauf hingewiesen, dass die Daten im Bedarfsfall der Kontaktrückver- folgung an die staatlichen Behörden weitergegeben werden. Tragen von Mund-Nasen-Bedeckung: Ist von allen Beteiligten (ab 6 Jahren) mitzubringen und in Singpausen, sowie vor und nach der Probe, zu tragen. Ein Tragen der Mund-Nasen-Bedeckung in der gesamten Probe ist in Erwägung zu ziehen. Einmalmasken sollten für diejenigen zur Verfügung stehen, die ihre Mund-Nasen-Bede- ckung vergessen haben. Auf sachgerechten Umgang wird vor der Probe hingewiesen. Abstandsregeln: Ein Mindestabstand von 2 m zu allen Personen in alle Richtungen ist beim Singen sowohl in geschlossenen Räumen als auch im Freien strikt einzuhalten (Stühle dementsprechend aufstellen oder Stehflächen im Abstand markieren, vor Ort geltende Vorschriften beach- ten). Handhygiene – ein Muss für jedes Chormitglied. Foto: Andreas Wermeling Es empfiehlt sich eine versetzte Sitz- beziehungsweise Stehordnung („Schachbrett-Auf- stellung“). reitung der Proben. Informationen aus der Vorlage sind nachstehend gekürzt zusammen- Der Abstand zwischen Chorleitung und Chormitgliedern muss wenigstens 3 m betragen. gefasst: Raumgröße: Handhygiene: Die Räumlichkeiten müssen groß genug sein, dass die Abstandsregeln eingehalten wer- Vor der Probe muss eine Händedesinfektion (30 Sekunden lang) stattfinden, den können (Verordnungen des Landes NRW beachten). alternativ: Hände 20 bis 30 Sekunden lang mit Wasser und Flüssigseife waschen. Die Raumhöhe muss mindestens 3,5 m betragen. Zum Abtrocknen Einmalhandtücher bereitstellen. Es sollte möglichst mit festen Gruppen immer in den gleichen Räumen geprobt werden. Hände sind vom Gesicht fernzuhalten. Türklinken und Fahrstuhlknöpfe wenn möglich nicht mit der Hand anfassen, sondern ge- Lüftung: gebenenfalls den Ellenbogen benutzen. Nach spätestens 30 Minuten sollte für 10 Minuten eine intensive Stoß- oder Querlüf- tung (waagrecht geöffnete, gegenüberliegende Fenster/Türen) erfolgen. Ideal ist eine Hustenetikette: durchgehende Belüftung (vor Ort geltende zusätzliche/anderslautende Vorschriften zur Beim Husten und Niesen ist größtmöglicher Abstand zu wahren, sich möglichst wegzu- Lüftungsintervallik beachten!) drehen und in die Armbeuge/in ein Papiertaschentuch zu husten und zu niesen. Bei Einsatz einer Klimaanlage muss vorher mit dem Hersteller deren Funktion im Hinblick Nach dem Naseputzen/Niesen/Husten sind die Hände zu desinfizieren/waschen. auf eine Aerosolanreicherung oder -verminderung abgeklärt werden. Zur Feststellung der ausreichenden Durchlüftung wird die Nutzung eines CO2-Messgeräts Beteiligte protokollieren: empfohlen. Wenn aufgrund dieser Messung der CO2-Wert im Raum 800 ppm überschrei- In jeder Probe werden die Namen (Adresse/Telefon/E-Mail) und die Sitzposition aller An- tet, ist sofort eine Durchlüftung der Räumlichkeiten bis zum Unterschreiten dieses Wertes wesenden protokolliert, um spätere Infektionsketten nachzuverfolgen. durchzuführen. 20 21
Chor und Corona – Stimmungsbilder aus dem Bistum Münster Alternativ wird empfohlen, die APP „CO2-Timer“ der Deutschen Gesetzlichen Unfallver- sicherung zu verwenden, um notwendige Lüftungsintervalle für den jeweiligen Proben- UND WAS SAGEN CHORMITGLIEDER? beziehungsweise Konzertraum bei einem CO2-Wert von maximal 800 ppm einzuhalten. Erfahrungen von Sängerinnen und Sänger mit der Corona-Pandemie Von Werner Hespe, Bocholt Rhythmisierung: Sollten mehrere Chorgruppen nacheinander proben, so ist zwischen den Proben eine Frage zehn Chorsängerinnen und -sänger nach ihrer persönlichen Erfahrung mit dem Chorgesang Pause von mindestens 15 Minuten einzuplanen, um Kontakte zwischen den Chormitglie- in der Corona-Pandemie, so erhältst du ebenso viele verschiedene Einschätzungen. Sie sind dem dern zu vermeiden und eine ausreichende Belüftung zu gewährleisten. persönlichen Umfeld geschuldet und ergeben kein Gesamtbild. Leider sind Chormitglieder, die sich aus unterschiedlichen Gründen seit einiger Zeit vom Chorgesang ganz zurückgezogen haben, Umgang mit Instrumenten und Noten: kaum erreichbar. Alle Gegenstände (Noten, Notenmappen, Bleistifte) sind personenbezogen zu verwenden und von den Teilnehmenden selbst mitzubringen. Große Umsicht füreinander Die Tastatur des Probeninstrumentes muss vor und nach der Probe so fachgerecht des- Unter den Anwesenden bei Chorproben und Auftritten war eine große Umsicht füreinander infiziert werden, dass am Instrument keine Schäden entstehen. So ist die Tastatur aus- zu erkennen, wie sie bei anderen Zusammenkünften, die ich selbst erlebt habe, nicht gegeben schließlich mit einem mit Wasser oder milder Seifenlauge leicht angefeuchteten Tuch zu war. Das aufmunternde positive Vorbild des Chorleiters, sei nach Aussage eines Chorsängers für ihn ein Grund, regelmäßig teilzunehmen. Übereinstimmend haben sich alle Befragten zu reinigen. den Bedingungen geäußert, unter denen die Chorproben stattfinden müssen: Das Eintragen in Listen, der besondere Umgang mit Notenmaterial, das Öffnen der Fenster und Türen zur Vorgehensweise beim Auftreten von Krankheitsfällen: Lüftung. Dies alles wird zwar als lästig, aber nicht als störend empfunden: „Das wird schnell Zeigen Chormitglieder Anzeichen einer Atemwegserkrankung beziehungsweise anderer zur Routine und bringt noch einen kleinen Spaßfaktor“. Der größere Abstand zwischen den Symptome von Covid-19, sind sie von der Probe umgehend auszuschließen. Sängerinnen und Sängern führe zu einem intensiveren und aufmerksameren Umgang mit der Sollten Personen einer Probe im Nachhinein positiv getestet werden, sind die Protokoll- eigenen Stimme – die persönliche Bereicherung in diesem Punkt scheint groß zu sein. listen dem zuständigen Gesundheitsamt auszuhändigen. Beim Singen auf sich allein gestellt Ein „Neuling“ in einer Chorgruppe vermisst die Gruppenerfahrung, die Möglichkeit, die Chor- mitglieder kennenzulernen. Er müsse deswegen viel Courage aufbringen, zu den Proben zu er- scheinen, weil er beim Singen „auf sich allein“ gestellt sei und sich nicht „anlehnen“ könne. Dass Gemeinschaft verloren gehe, vor allem, weil diese Zeit der Einschränkungen schon länger währt und kein Ende in Sicht sei, befürchtet ein anderes stimmlich tragendes Chormitglied mit langjäh- riger Erfahrung und persönlicher Bindung zum Chor. „Ich bin froh, dass Chorgesang überhaupt stattfinden kann und darf und nehme deswegen gerne die gegebenen Bedingungen in Kauf!“ ist eine mehrfach zu hörende Bemerkung. Wer vor allem wegen der musikalischen und stimmlichen Arbeit im Chor mitsingt, der ist zum einen unglücklich über die mangelnde klangliche Erfahrung (wegen der kleinen Besetzung, der großen Abstände oder der abwesenden anderen Stimmgrup- pen), freut sich aber an der viel intensiveren Arbeit an der Stimme in der Kleingruppe. Stimmbildungs-Podcast und Einstudierungshilfen Während für die aktiven Choristen Onlineangebote keine Alternative darstellen, hat sich ein älte- rer Chorsänger, der aus gesundheitlichen Gründen die Chorproben meidet, positiv über angebo- tene Stimmbildungs-Podcasts und Einstudierungshilfen auf der Homepage der Pfarrei geäußert. Sie lieferten ein wenig „Chor-Atmosphäre“, regelmäßige Übung nach Hause und ermöglichten auch so eine Bindung an die Chorgemeinschaft. 22 23
Chor und Corona – Stimmungsbilder aus dem Bistum Münster KONZERTGEFÜHL IM GOTTESDIENST ONLINE-ANGEBOTE (NICHT NUR) IN Von Ann-Christin Ladermann, Münster CORONA-ZEITEN Von Jutta Bitsch, Münster Instrumentalmusik, Chorkonzerte, das traditionelle Weihnachtsoratorium: Die Corona-Pan- Beim Blick auf die Online-Angebote der Kirchengemeinden unseres Bistums und darüber demie zwingt Musikerinnen und Musiker zum Verstummen. Die Pfarrei St. Marien und St. hinaus, sind drei Grundlinien erkennbar: Neben den Live-Streamings von Gottesdiensten Josef in Münster hat sich deshalb etwas einfallen lassen, wie sie einige von ihnen – auch fi- (überwiegend sonntägliche Eucharistiefeiern) gab es abrufbare Videos und Podcasts mit nanziell – unterstützen kann – und davon selbst profitiert: Sie gibt selbstständigen Musikern geistlichen und musikalischen Impulsen sowie interaktive Formate mit gottesdienstlichem die Möglichkeit, mit kleinen Auftritten die Gottesdienste zu bereichern. Charakter und Gesprächsangeboten. Positive Resonanz Kontakt halten – Angebote fortsetzen „Die Resonanz nach dem ersten Probelauf war Nach der Wiederaufnahme der öffentlichen Gottesdienste im Mai wurden die Angebote durchweg positiv“, berichtet Pfarrer Ulrich zunächst, wenn auch in reduzierter Weise, fortgesetzt. So auch der „KreuzKlang“ in der Messing, der nicht nur die Pfarrei St. Marien Gemeinde Heilig Kreuz in Münster, der nun zweimal in der Woche abrufbar ist. Aufgrund und St. Josef leitet, sondern auch Pfarrverwalter der Begrenzung der Plätze in den Kirchen und der gebotenen Vorsicht in Anbetracht des der Pfarrei St. Franziskus ist. In den vier Kirchen Infektionsrisikos, soll den Interessierten, die nicht am Gottesdienst oder anderen Angeboten der beiden Pfarreien, St. Marien, St. Josef, St. teilnehmen, eine Möglichkeit geben werden, den Kontakt auf diese Weise zu halten. Norbert und Thomas Morus, kamen in den Gottesdiensten bereits eine Querflöte, eine Kreative Online-Ideen Oboe, eine Harfe und Solo-Gesang zum Einsatz. Mit Beginn der Sommerferien ebbten die Angebote merklich ab und zu Beginn der Schulzeit Ohnehin seien es vor allem Solo-Selbstständige, war eine deutliche Aufbruchstimmung in eine andere Richtung zu verspüren: Es konnten an die sich das Angebot richtet, erklärt Kirchen- – wenn auch unter Auflagen – wieder musikalische Veranstaltungen und Konzerte statt- musikerin Sabrina Blüthmann: „Das hat auch finden. Es tat gut, wenigstens in kleinen Besetzungen wieder miteinander zu musizieren praktische Gründe, denn in den Gottesdiensten und in Planungen einzusteigen. Diese wurden mit dem Herbst-Lockdown leider schnell aus- Kirchenmusikerin Sabrina Blüthmann und Pfarrer Ulrich Messing freuen sich über solo-selbstständige Musikerinnen und Musiker, müssen wir natürlich die Abstands- und Hygie- gebremst. Spätestens mit Blick auf die Advents- und Weihnachtszeit (und vorher schon zu die Gottesdienste mitgestalten. Foto: Ann-Christin Ladermann neregeln einhalten. Für mehrere Musikerinnen St. Martin) sprossen hie und da kreative Online-Ideen empor (zum Beispiel digitale Advents- und Musiker haben wir zu wenig Platz.“ kalender). In der Kirchengemeinde Heilig Kreuz haben wir uns entschieden, jeden Sonntag Abend eine alternative, oft meditative Gottesdienstform in der Kirche anzubieten, diese Großes Interesse aufzunehmen und anschließend Auszüge daraus auf unserem YouTube-Kanal einzustellen. Nachdem Pfarrer Messing seine Idee dem Kirchenvorstand und dem Pfarreirat vorgestellt hatte, gab es schnell Einigkeit: Das noch vorhandene Haushaltsbudget für Musik, das eigent- Tipps für die „digitale Verkündigung“ lich für Konzerte vorgesehen war, soll für Musik in den Gottesdiensten verwendet werden. Auch weiterhin sind fantasievolle Projekte gefragt: Dabei können drei Punkte aus den Die Orgelmusik soll damit aber keineswegs ersetzt, sondern eher ergänzt werden: „Meine „Sieben Tipps für digitale Verkündigung“ (aus: www.kirche-und-leben.de/artikel/digital-ver- Kollegen und ich spielen trotzdem die Orgel in den Gottesdiensten, nur an weniger Stellen“, kuendigen-wie-geht-das) hilfreich sein. Sie haben auch für spirituell-musikalische Angebote erklärt Sabrina Blüthmann, die den Solo-Musikern auch anbietet, sie auf der Orgel zu beglei- Gültigkeit: ten, wenn gewünscht. Über Domkapellmeister Alexander Lauer und den Manager des Kou- 1. „Entscheide dich in der digitalen Verkündigung für eine konkrete Zielgruppe.“ rion-Orchesters Münster, Klaus Storm, hat sie Kontakt zu Solo-Selbstständigen bekommen 2. „Fokussiere und halte dich kurz. Erzähle nur eine Geschichte, zeig nur ein Bild. Und das und das Angebot der Pfarrei vorgestellt. „Das Interesse war groß“, berichtet die Kirchenmu- dann lieber öfter, als alles Pulver auf einmal zu verschießen.“ sikerin: „Für manche ist es der erste öffentliche Auftritt seit Beginn der Pandemie.“ 24 25
Chor und Corona – Stimmungsbilder aus dem Bistum Münster AUS DEM REFERAT 3. „Mach es ästhetisch. Die Zeiten älterer Computer-Schriften und schlechter Bilder sind vorbei. Die Ästhetik muss zur Zielgruppe passen. Digital verkündigen bedeutet, einfach, ästhetisch, fokussiert zu verkündigen.“ Beispiele aktueller Online-Angebote im Stadtdekanat Münster: Täglich um 18 Uhr wird Eucharistiefeier aus der Lambertikirche als Live-Streaming gesendet. KIRCHENMUSIK In Wolbeck St. Nikolaus gibt es das Angebot des Predigt-Podcasts, jeweils mit Orgelmusik im Anschluss an die Predigt sowie seit November wieder den „frohundmunter-podcast“ für Familien. Außerdem einen Livestream des Sonntagsgottesdiensts aus der Pfarrkirche. In St. Mauritz stellt Niklas Piel in der Nachfolge des „Musikstücks der Woche“ jetzt das „Musikstück des Monats“ vor: eingespielt an der Orgel der Mauritzkirche und gibt kurze Hinweise zur Entstehung, Form und musikalischen Details der Kompositionen. Die Katholische Studierenden- und Hochschulgemeinde (KSHG) sendet ebenfalls Gottesdiens- te im Livestream, Sonntagsgottesdienst als Video oder als Kurzformat. Besondere Formate sind die „Nacht der Lichter“ in Kooperation mit der Jugendkirche und ESG als Livestream. Heilig Kreuz setzt das Angebot des „KreuzKlangs“ auf seinem YouTube-Kanal fort. Bewährtes weiterführen Bewährte digitale Formate sollten unbedingt weitergeführt werden. Sie bieten, ergänzend zu den Veranstaltungen in den Kirchen, eine zuverlässige Einkehrmöglichkeit für spirituell wie musikalisch Suchende. „Kreuzklang“ ist ein kirchenmusikalisches Onlineangebot der Pfarrei Heilig Kreuz in Münster. Foto: Jutta Bitsch 26 27
Aus dem Referat Kirchenmusik STUDIENTAG „SINGEN UND MUSIZIEREN MIT men. Organistinnen und Organisten, Kirchengemeinden, Orgelbauvereine, KINDERN“ Klöster, Orgelbauwerkstätten und alle weiteren Orgel-Schaffenden in Am 6. Februar 2021 findet im Liudgerhaus Münster ab 10 Uhr ein Studientag „Singen und Westfalen sind deshalb eingeladen, Musizieren mit Kindern“ statt. Unter der Leitung von Sebastian Piel, Kevelaer und Ulrich sich am zweiten Orgeltag Westfalen Grimpe steht der Austausch zu einer erfolgreichen Kinderchorarbeit und Heranführung 2021 zu beteiligen, indem sie eine Ver- junger Menschen an die Kirchenmusik im Mittelpunkt. Gemeinsam mit den Teilnehmerinnen anstaltung rund um ihre Orgel in ihrem und Teilnehmern sollen Fragen nach einer erfolgreichen Gewinnung von Kindern für das Umfeld anbieten. Singen und Musizieren beantwortet werden. In Einführungsvorträgen referieren Sebastian Piel von der Gründung eines Knabenchores in Kevelaer, Artur Jurczyk von Chorklassen in Vom Wohnzimmerkonzert bis zur Grundschulen in Mettingen und Niklas Piel stellt Ausschnitte aus seinen YouTube-Videos zu Orgeltour Orgelführungen und Orgelunterricht für Kinder vor. Der Kreativität der Ausführenden sind keine Grenzen gesetzt: Vom Wohnzim- Nach einem gemeinsamen Mittagessen im Liudgerhaus wird Sebastian Piel die Stimmbildung merkonzert auf der eigenen Hausorgel mit Kindern in den Mittelpunkt rücken und Wege zur Mehrstimmigkeit aufzeigen. über einen Orgelbauworkshop für Kinder bis hin zur Fahrradtour zu den Um 15.30 Uhr endet der Studientag. Als Ausblick soll mit den Teilnehmerinnen und Teilneh- Orgeln der Region ist alles möglich. Der mern die Bildung einer längerfristigen Interessen- und Arbeitsgemeinschaft für das Singen Orgeltag lebt von der Vielfalt der ange- und Musizieren mit Kindern besprochen werden. botenen Formate, besonders auch von den kleinen Veranstaltungen an außer- Der Studientag ist kostenfrei. Zurzeit dürfen bis zu 20 Personen im Saal des Liudgerhauses gewöhnlichen Veranstaltungsorten. entsprechend der Hygieneverordnung teilnehmen. Anmeldungen erbeten bis zum 31. Janu- ar 2021 unter kirchenmusik@bistum-muenster.de Veranstaltungen überregional bewerben Einen ungewohnten Blick auf die Orgel verspricht der Orgeltag Westfalen am 13. Juni 2021. Foto: Referat Kirchenmusik Auf der Homepage www.orgeltag- westfalen.de finden sich weitere ORGELTAG WESTFALEN 2021 Informationen, ein Rückblick auf den Orgeltag 2018 mit seinen etwa 100 gelungenen Veran- Vor-Ort-Veranstalter gesucht staltungen sowie eine Online-Anmeldemöglichkeit. Diese ermöglicht den Kirchengemeinden eine überregionale Werbung ihrer Konzerte und Veranstaltungen. Zudem ist ein einheitli- Nach den guten Erfahrungen im Sommer 2018 findet am Sonntag, 13. Juni 2021, der zweite ches Auftreten über Plakate und eine Werbebroschüre in Planung und garantiert eine große „Orgeltag Westfalen“ statt. Gemeinsam mit der Evangelische Kirche von Westfalen laden Verbreitung eigener Projekte. Bitte nutzen Sie das Portal für die Online-Anmeldung Ihrer die (Erz-)Bistümer Essen, Münster und Paderborn die Kirchengemeinden und Pfarreien ein, Konzerte und Veranstaltungen rund um den Orgeltag 2021: www.orgeltag-westfalen.de/an- Veranstaltungen rund um die Orgel zu organisieren, so dass der Orgeltag 2021 als großes meldung. Nur Anmeldungen, die bis zum 1. März 2021 eingetragen wurden, können zentral ökumenisches Event gefeiert werden kann. über die Plattform und Broschüre beworben werden. Vielfältige Veranstaltungsformate Der Orgeltag will die „Königin der Instrumente“ mit lebendigen und vielfältigen Veranstal- tungsformaten in das Blickfeld der Menschen holen. Durch ihren räumlichen Standort, der sich in Kirchen meistens im Rücken der Gemeinde auf einer Empore befindet, sind Orgeln kaum zugänglich; ihr Potenzial wird deshalb oft gar nicht oder unvollständig wahrgenom- 28 29
Aus dem Referat Kirchenmusik NIKLAS PIEL ERKLÄRT MIT VIDEO-SERIE DIE Learning by doing Niklas Piel gibt den Videos ein Gesicht. Der gebürtige Bochumer, der an der Hochschule ORGEL in Detmold Kirchenmusik studiert und dort nun seinen Master anschließt, ist seit Oktober Ann-Christin Ladermann Kirchenmusiker in Sankt Mauritz. Zwar macht er sich Stichpunkte zum Inhalt der einzelnen Videosequenzen, „aber eigentlich läuft das am besten durch ‚learning by doing‘“, wie er sagt. Wie entsteht der Ton? Was hat es mit der Tonhöhe auf sich? Und was sind eigentlich Zungenpfeifen? Diesen Fragen hat er sich gewidmet und anschaulich mitten in der Orgel anhand der verschiedenen Pfeifen erklärt. „Es ist eine Herausforderung, einen recht komple- xen Vorgang in nur ein oder zwei Minuten zu erklären, aber länger darf es für die Social- Media-Kanäle nicht sein“, weiß der 23-Jährige, der hinter der Kamera von seinem Kollegen Adrian Greiner unterstützt wird. Künftig werden die Kurzvideos auch für die Kirchenmusik- ausbildung im Bistum Münster Verwendung finden. Seit kurzem unterrichtet Piel drei junge Orgelschüler. Auch in Münsters Schulen wird er präsent sein und bei Orgelführungen seine eigene Begeisterung für die Kirchenmusik an die Jüngeren weitergeben. „Kinder merken sich am besten etwas, das sie anfassen und selbst ausprobieren können“, ist Piel überzeugt und räumt dafür auch gerne die Orgelbank an der mehr als 120 Jahre alten Fleiter-Orgel in der St.-Mauritz-Kirche. Die eignet sich dafür besonders gut, befindet sich der Motor der Orgel sowie das Gebläse außerhalb des Instruments in einem kleinen Vorraum. Grimpe und Piel freuen sich, wenn die Erklärvideos bei den Zuschauerinnen und Zuschauern Interesse am Instrument und der Kirchenmusik wecken. Die Videos sind auf dem YouTube- Kanal des Bistums Münster zu finden. Fragen und Anregungen nehmen die beiden Kirchen- musiker per Mail an piel@bistum-muenster.de entgegen. Niklas Piel im Inneren der Orgel in der St.-Mauritz-Kirche: Der 23-Jährige erklärt in Kurzvideos, wie das Instrument funktioniert. Foto: Ann-Christin Ladermann Ein Fuß auf dem Brett, den anderen platziert er schräg darüber. Niklas Piel weiß genau, wie er sich in der Orgel zwischen den Pfeifen bewegen muss, bis er den perfekten Platz ge- funden hat. Denn der Bildausschnitt auf dem Video muss stimmen – und ein bisschen aben- „DIE FREUDE AM GLAUBEN VERMITTELN“ teuerlich darf es auch aussehen. Der 23-jährige Kirchenmusiker der Pfarrei Sankt Mauritz Die Geschäftsführerin des Diözesanrates, Lisa Rotert, im Gespräch mit in Münster produzierte im Auftrag des Referats Kirchenmusik eine Video-Serie rund um die dem Kirchenmusik-Verband und dem Referat Kirchenmusik Orgel. Das Ziel: Werbung für die „Königin der Instrumente“ und das Orgelspielen. Im Sommer 2020 veröffentlichte der Diözesanrat des Bistums Münster die Broschüre „Ver- Aufmerksamkeit für die Orgel wecken änderungen gestalten – Zukunft der Kirche durch Abschied von Gewohntem“. Vorangegan- „Wir möchten das traditionelle Orgelhandwerk mit der digitalen Welt verbinden“, erklärt gen war ein längerer Beratungsprozess im Diözesanrat, dem höchsten Beratungsgremiums Ulrich Grimpe die Idee hinter der Serie. Die Videos, die in einem ähnlichen Stil wie bei des Bischofs von Münster, in dem die Pfarreien im Bistum Münster aufgerufen werden, ihr der bekannten Sendereihe „Löwenzahn“ aufgebaut sind, sollen in ein bis zwei Minuten gesamtes Angebot, von der Seelsorge über Gebäude und Einrichtungen bis hin zu caritativen unterschiedliche, zumeist technische Aspekte der Orgel erklären – wissenschaftlich, aber Aufgaben, zu überprüfen. Im Nachgang zu dieser Veröffentlichung wandten sich Kirchen- kindgerecht und in einfacher Sprache. „Wir möchten gerade bei technisch interessierten musikerinnen und -musiker an das Referat Kirchenmusik und den Verband der Kirchenmusi- jungen Menschen Aufmerksamkeit für die Orgel wecken“, sagt Grimpe, denn für viele sei kerinnen und Kirchenmusiker, die zu einzelnen Passagen der Schrift Nachfragen hatten. das Instrument durch die Größe und Lage im Kirchenraum unnahbar und die technischen Vorgänge von außen nur schwer nachvollziehbar. 30 31
Aus dem Referat Kirchenmusik Hilfestellung für die Aufgaben einer Pfarrei Diözesanpräses Clemens Lübbers verwies auf be- Im September trafen sich Thorsten Schlepphorst und Andreas Wickel als Vertreter des Kir- sondere Anziehungspunkte von Kirchenmusik in den chenmusik-Verbandes sowie Jutta Bitsch (Regionalkantorin in Münster), Diözesanpräses Cle- Pfarreien: eine gute Orgel, die verschiedenen Chor- mens Lübbers, Dr. Nicole Stockhoff (Referat Liturgie) und Ulrich Grimpe (Referat Kirchenmu- gruppen jeden Alters, das Singen in der Breite bis hin sik) mit Lisa Roter, der Geschäftsführerin des Diözesanrates im Bischöflichen Generalvikariat. zu herausragenden chorischen Leistungen, das Wirken Frau Rotert erläuterte die Hintergründe zur Entstehung der Handreichung des Diözesan- der Kirchenmusikerin und des Kirchenmusikers in den rates, die den Pfarreien eine Hilfestellung geben soll, Schwerpunkte in der eigenen Arbeit örtlichen Schulen. zu setzen. Weit schwieriger als die Definition von Prioritäten sei ihren Worten nach jedoch die Beschäftigung mit Nachrangigkeiten: Was könne zukünftig nicht mehr geleistet werden, Erfolgskriterien für eine gelingende Pastoral wovon müsse man sich in den Pfarreien verabschieden? Frau Rotert führte aus, dass solche Die Broschüre des Diözesanrates benennt auch Abschiede von liebgewordenen Projekten und Aufgaben in Zeiten rückläufiger Ressourcen Erfolgskriterien für eine gelingende Pastoral: Werden notwendig seien. „Solche Entscheidungen machen keinen Spaß“, sagte Lisa Rotert. Menschen erreicht, die sonst nur selten kirchliche Angebote wahrnehmen? Stehen die eingesetzten Ressourcen mit dem Ergebnis in einem vernünftigen Verhältnis? Regionalkantorin Jutta Bitsch berichtete dazu über das kirchenmusikalische Angebot in der Veränderungen gestalten – Broschüre des Diözesan- rates zur zukünftigen Ausrichtung der Pfarreien im Innenstadtpfarrei Heilig Kreuz. Dort würden über Bistum Münster. das Format „KreuzKlang“ zahlreiche Menschen er- reicht, die insbesondere liturgische und musikalische Angebote konsumieren wollten. Sie betonte die Stärke der Kirchenmusik, viele Menschen ansprechen zu können. Dabei seien Partizipation sowohl über die Mitwirkung als auch durch niederschwelliges Zuhören möglich. Frau Dr. Nicole Stockhoff, hob die Bedeutung der Liturgie und Kirchenmusik in den Pastoral- plänen der Pfarrei hervor. Der Fokus müsse zukünftig auf vielfältige Formen gottesdienstli- cher Feiern gelegt werden, in denen die Kirchenmusik eine herausragende Rolle einnehmen könne. Prioritäten und Nachrangigkeiten – Thorsten Schlepphorst, Lisa Rotert, Clemens Lübbers, Dr. Nicole Stockhoff (per Videoschaltung), Jutta Freude am Glauben durch Kirchenmusik vermitteln Bitsch und Andreas Wickel (von links) im Gespräch. Foto: Referat Kirchenmusik Lisa Rotert unterstützte die Anliegen der Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusikern und motiviert, kreativ mit den Ressourcen umzugehen. Selbstverständlich sei die Mitarbeit von Andreas Wickel, Kirchenmusiker in der Liebfrauenpfarrei in Münster, betonte, dass der Fachpersonal die beste Lösung. Mit den Handlungsempfehlungen aus der Handreichung kirchenmusikalische Dienst nicht beliebig ersetzt werden könne durch Musiklehrer. Er ver- „Veränderungen gestalten“ könnten zukünftige Aufgaben in Pfarreien auch in Konkurrenz wies auf einen entsprechenden Abschnitt in der Handreichung des Diözesanrates. Thorsten zueinander stehen, wenn Finanzmittel nicht mehr oder nicht wie im bisherigen Umfang zur Schlepphorst aus Nordwalde gab zu bedenken, dass eine Chorleiterin / ein Chorleiter Verfügung stünden. Im Mittelpunkt stehe die Frage, wie wir unseren Glauben leben und etwas falsch gemacht habe, wenn es keine Nachwuchsarbeit in der Pfarrei gebe und der teilen könnten und Freude an der Botschaft Jesu vermittelten – und dies sei ja nun gerade Kirchenchor älter und unbeweglicher werde. Die Handreichung helfe auch, die Sicht auf den das besondere Merkmal der Kirchenmusik. eigenen Dienst und die Berufsgruppe zu schärfen. Zugleich wurde im gemeinsamen Gespräch deutlich, dass die Berufsgruppe der Kirchenmusi- kerinnen und -musiker auch im Diözesanrat vertreten sein könnte. Präses Lübbers sagte zu, dies in der Bischöflichen Kirchenmusikkommission weiter zu beraten. 32 33
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