SOZIALER WOHNBAU - 2 Euro - Arge für Obdachlose

Die Seite wird erstellt Hortensia-Viktoria Paul
 
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Arge für Obdachlose                                 Stra enzeitung von Randgruppen und sozial Benachteiligten

Ausgabe 160 ı MÄRZ 2015 ı 1 Euro bleibt den VerkäuferInnen ı Achten Sie auf den Verkaufsausweis           2 Euro

                                                                    SOZIALER WOHNBAU
IMPRESSUM                      LESERBRIEFE UND REAKTIONEN

Die Straßenzeitung Kupfermuckn ist ein Angebot zur                                                        kurse stattfinden, würde ich Euch bitten, die
Selbsthilfe für Wohnungslose und für Menschen an oder
unter der Armutsgrenze. Unsere Zeitung versteht sich
                                                                                                          Anmeldung zu einem Kurs für ihn zu über-
als Sprachrohr für Randgruppen und deren Anliegen.                                                        nehmen. Die Kosten bitte einfach uns über-
Der Zeitungsverkauf und das Schreiben bringen neben                                                       mitteln und wir lassen Euch dann die not­
dem Zuverdienst das Gefühl, gemeinsam etwas ge-
schaffen zu haben. Von Wohnungslosigkeit Betroffene
                                                                                                          wendigen Mittel zukommen. Liebe Grüße,
bilden mit Mitarbeitern des Vereins »Arge für Obdach-                                                     Thomas Neuhauser (Anm. d. Red.: Mittler-
lose« in partnerschaftlichem Verhältnis die Redaktion.                                                    weile kann sich Manfred über Wasser halten.
Redaktion                                                                                                 Er bedankt sich herzlich für diese Spende!)
Straßenzeitung Kupfermuckn, Marienstraße 11, 4020
Linz, Tel. 0732/770805-13, kupfermuckn@arge-ob-
dachlose.at, www.kupfermuckn.at
                                                                                                          Origami-Sterne aus Kupfermuckn
Projektleitung, Koordination, Layout, Fotos:                                                              Viele Welserinnen und Welser kennen sie - die
Heinz Zauner (hz), Chefredakteur
Daniela Warger (dw), Leitung Redaktion                                                                    schwarzweiße Zeitung mit den gelben Akzen-
Julia Kolar (jk), Leitung Redaktion                                                                       ten, die in der Fußgängerzone oder vor großen
Walter Hartl (wh), Layout, Technik                                                                        Supermärkten verkauft wird. So mancher hat
Redakteure: Angela, Anton, August, Bertl, Christine,                                                      schon seinen Stammverkäufer, bei dem er sich
Christian, Claudia, Erich, Georg, Hannes, Hans,          Mit Kupfermuckn-Leiberl in den USA               jeden Monat eine Zeitung kauft. Die Kupfer-
Helmut, Johannes, Manfred R., Manfred S., Romana,                                                         muckn war auch vielen unserer Schülerinnen
Sonja, Ursula; freie Mitarbeiter: Gerald, Margit         Bei unserer großen USA-Reise habe ich oft        und Schüler ein Begriff, aber so richtig damit
Titelfoto (jk): Redakteure in der Korefsiedlung          das Kupfermuckn-Leiberl getragen. Ich bin        beschäftigt haben sich nur wenige. Was steht
Auflage: 32.000                                          auch darauf angesprochen worden. Hier ein        da eigentlich drin? Wer schreibt die Artikel?
                                                         Bild von mir auf der Golden Gate Bridge in       Wer darf die Zeitung verkaufen? Und was
Bankverbindung und Spendenkonto
Arge Kupfermuckn, Marienstraße 11, 4020 Linz             San Francisco. Liebe Grüße und danke für         passiert mit dem Erlös? Wir haben uns in der
IBAN: AT461860000010635860, BIC: VKBLAT2L                eure gute Arbeit! Rudolf Mittelmann, Linz        Vorweihnachtszeit intensiv mit eurer Zeitung
                                                                                                          und dem Thema Obdachlosigkeit beschäftigt.
Zeitungsausgabe in Linz, Wels und Steyr
Wohnungslose, sowie Menschen die in Armut leben und      Sich über Wasser halten                          Fächerübergreifend wurde in elf Klassen von
ihren Lebensmittelpunkt in Oberösterreich haben, kön-                                                     der zweiten bis zur achten Schulstufe darüber
nen sich Montag bis Freitag zwischen 8 und 12 Uhr bei
                                                         Liebes Kupfermuckn-Team, vielen Dank vor-        gesprochen, diskutiert und informiert. Schüle-
den Ausgabestellen melden und erhalten einen Verkäu-
ferausweis. 50 Prozent des Verkaufspreises verbleiben    weg einmal für die langjährige, tolle Arbeit,    rinnen und Schüler wurden aufgefordert, sich
den Verkäufern.                                          die ihr für Menschen leistet, die es nicht so    eine Kupfermuckn zu kaufen und sie zu lesen.
Arge für Obdachlose,
                                                         leicht im Leben haben. Ich weiß sehr genau       Danach beteiligten sich alle an der Aktion
Marienstraße 11, 4020 Linz, Tel., 0732/770805-19         wovon ihr sprecht, da meine Vergangenheit        Kupfermuckn-Sterne. Aus den gelesenen Zei-
Soziales Wohnservice Wels, E 37,                         lange Zeit auch immer am Rande des Durch-        tungen wurden über hundert Origami-Sterne
Salzburgerstraße 46, 4600 Wels, Tel. 07242/290663
Verein Wohnen Steyr, B 29,
                                                         kommens war. Ich hatte aber das große Glück,     gefaltet, mit denen wir anschließend das
Hessenplatz 3, 4400 Steyr, Tel. 07252/50 211             dass immer jemand hinter mir stand, um mich      Schulhaus weihnachtlich schmückten. Wir
                                                         aufzufangen, wenn etwas schief ging. Nach        wollten mit unseren Sternen das Interesse der
Medieninhaber und Herausgeber
Vorstand des Vereines »Arge für Obdachlose«, Vorsit-
                                                         einer langen AMS Umschulung aufgrund ei-         Leute wecken und über die Zeitschrift infor-
zende Mag.a Elisabeth Paulischin, Marienstraße 11,       ner Berufskrankheit, bekam ich dann die          mieren. Damit machten wir nicht nur auf das
4020 Linz, www.arge-obdachlose.at                        Chance, in der Betriebswirtschaft Fuß zu fas-    Problem Obdachlosigkeit aufmerksam son-
                       International
                                                         sen und darf mich heute über ein sehr ange-      dern rührten auch die Werbetrommel für die
                                                         nehmes Leben freuen. Da ich aber meine Ver-      Kupfermuckn. Die Schülerinnen und Schüler
                       Die Kupfermuckn ist Mitglied
                       beim »International Network       gangenheit niemals vergessen habe, kaufe ich     haben dabei etwas Wichtiges gelernt: Wir le-
                       of Street Papers« INSP            auch regelmäßig die Kupfermuckn. Mich ha-        ben in einem der reichsten Länder der Welt,
                       www.street-papers.com
                                                         ben in der Ausgabe Dezember 2014 die Weih-       trotzdem gibt es bei uns Menschen, die in Ar-
                                                         nachtswünsche fasziniert, teilweise amüsiert     mut leben. Menschen werden aus den ver-
                                                         und in einem Fall auch tief betroffen. Der of-   schiedensten Gründen obdachlos, gemeinsam
                                                         fensichtlich größte Wunsch von Manfred R.        haben sie nur, dass sie es nicht erwartet hätten.
                                                         ist es, sich über Wasser zu halten – bei ihm     Egal, ob jemand selbst für seine missliche
                                                         sicherlich auch zweideutig gemeint, aber es      Lage verantwortlich ist oder nicht, in unserem
                                                         stellt doch einen sehr eindeutigen Wunsch dar.   Land sollte kein Mensch auf der Straße schla-
                                                         Meine Familie und ich würden daher sehr          fen müssen. Dennoch übernachten in Oberös-
                                                         gerne Manfred R. seinen Weihnachtswunsch         terreich Obdachlose in Parks, Kellern, Stie-
                                                         erfüllen und ihm einen Schwimmkurs in Linz       genhäusern oder abgestellten Wagons. Im Na-
                                                         samt den notwendigen Eintritten, Badehose,       men aller Beteiligten wünsche ich euch wei-
                                                         Badehaube und Verpflegung nach den               terhin gutes Gelingen und viel Erfolg für eure
                                                         Schwimmstunden bezahlen. Da ich aber keine       Zeitung! Mag.a Anna Kirchweger, BRG Wal-
                                                         Ahnung habe, wo und wann solche Schwimm-         lererstraße Wels
2                      03/2015
Wohnen ist ein Menschenrecht
Persönliche Erfahrungen rund um den »sozialen Wohnbau«

Steigende Mietpreise, Mindest-                     Mieter in meiner Siedlung unterschiedliche        Sozialfall. Ich würde es gerecht finden, wenn
                                                   Mietbeiträge zahlen, obwohl die Wohnungen         Menschen, die sich in schwerer finanzieller
sicherung wird nicht erhöht                        in etwa gleich groß sind. Die Größenunter-        Notlage befinden, entweder vom Sozialamt
                                                   schiede der Wohnungen betragen ungefähr           mehr bekämen oder eine höhere Wohnbeihilfe
Seit 2012 lebe ich in einer 42 m² großen Woh-      zwei Quadratmeter. Kürzlich habe ich mit ei-      beziehen könnten. Am besten wäre es, wenn
nung, die der Wohnungsgenossenschaft GWG           nigen Nachbarn geredet und als ich hörte, wie     die Mieten gar nicht erhöht werden würden.
gehört. Sie befindet sich im Stadtteil Münich-     viel diese zahlen, ist mir fast der Atem wegge-   Wenn das nämlich so weiter geht, leben bald
holz. Es gefällt mir dort sehr gut und ich fühle   blieben. Die eine Nachbarin zahlt um die          viele Menschen auf der Straße. Soll das wirk-
mich auch total wohl in meinen vier Wänden.        Hälfte weniger als ich, der Nachbar im Ne-        lich das Ziel unserer Regierung sein? Meiner
Derzeit beträgt die Miete 308 Euro. Als ich        benhaus zahlt den gleichen Betrag, obwohl         Meinung nach sollte es sozial geförderte Woh-
vor zwei Jahren eingezogen bin, waren es           seine Wohnung zwei Quadratmeter kleiner ist       nungen geben bzw. falls es sie gibt, sollte es
noch 287 Euro. Zusätzlich bekomme ich 143          als meine. Würde ich noch ein paar Mieter         mehr davon geben. Und es sollten bewohn-
Euro Wohnbeihilfe und ein bisschen was von         fragen, bekäme ich sicher ähnliche Angaben        bare/wohnliche Wohnungen sein und nicht ir-
der Mindestsicherung. Obwohl die Miete je-         zur Miete – sie würden mehr oder weniger als      gendwelche abgefuckten, schimmligen,
des Jahr mehr ausmacht, werden weder die           ich zahlen, bei gleicher Wohnungsgröße. Ich       feuchten Wohnbauten. Davon werden Men-
Mindestsicherung noch die Wohnbeihilfe er-         lebe von der Sozialhilfe, bekomme nur das         schen nur krank und das kostet unserem Staat
höht. Ich habe einen sehr guten Kontakt zu         Existenzminimum und finde das alles sehr          wiederum viel Geld. Die Mieten sollten leist-
meinen Nachbarn. Daher weiß ich, dass alle         ungerecht. Sicher bin ich nicht der einzige       bar sein. Es wäre angebracht, dass sich unsere
                                                                                                                         03/2015                 3
haben. Ich habe draus gelernt und meine Kon-
                                                                                                           sequenzen gezogen. Das wird mir ganz sicher
                                                                                                           nicht mehr passieren. Zu allem Überdruss ist
                                                                                                           auch genau in den Jahren, in denen das Geld
                                                                                                           bei mir immer weniger geworden ist, die
                                                                                                           Miete für die Wohnung gestiegen. Schön lang-
                                                                                                           sam, kontinuierlich, und doch – sehr deutlich:
                                                                                                           Als ich in die Wohnung eingezogen bin, habe
                                                                                                           ich noch 3.000.- Schilling gezahlt. Zum
                                                                                                           Schluss – im letzten Jahr, als ich ohnehin
                                                                                                           schon kein Geld mehr gehabt habe - waren es
                                                                                                           dann schon stolze 300.- Euro und mehr! Und:
                                                                                                           Ich war leider noch nicht so gescheit, dass ich
                                                                                                           mich über verschiedene soziale Unterstüt-
                                                                                                           zungsangebote erkundigt hätte. Vielleicht war
                                                                                                           ich auch zu stolz, solche Hilfe anzunehmen
                                                                                                           und halt eben auch noch nicht so vernetzt wie
                                                                                                           ich es heute unter anderem dank der Kupfer-
                                                                                                           muckn bin. Die gute Frau Niederberger, die in
                                                                                                           der Heimstätte die »sozialen Belange« wahr-
                                                                                                           genommen hat (tut sie vielleicht immer noch),
                                                                                                           war so freundlich, mich darauf hinzuweisen,
                                                                                                           dass es so etwas wie eine Wohnbeihilfe des
                                                                                                           Landes OÖ gibt, und dass ich die beantragen
                                                                                                           könne. Mit dem Geld für das letzte halbe Jahr
                                                                                                           Wohnbeihilfe konnte dann auch der Mietrück-
                                                                                                           stand der letzten Monate beglichen werden.
                                                                                                           Als ich dann nach den drei Monaten der Kün-
                                                                                                           digungsfrist (ich habe selbst gekündigt) tat-
                                                                                                           sächlich ausgezogen bin, kam ich in die sehr
                 Sozialer Wohnbau heute am Areal der ehemaligen Landesfrauenklinik                         spannende und zugleich in vielerlei Hinsicht
                                                                                                           sehr bereichernde Zeit der Obdachlosigkeit
Politiker einmal etwas Ordentliches einfallen             (nach dem Job bei der Diözese, der dann auch     (von 2006 bis 2011), in die »Phase ohne
lassen. Sie sollten auf einen Teil ihres ohnehin          zu Ende gegangen ist) genug Geld für die         Geld«. Johannes
hohen Gehaltes verzichten. Da bliebe für uns              Kaution und die Ablösung der Wohnungsein-
genug übrig. Unsere »Vertreter« dürfen ja gra-            richtung vorhanden und u.a. eine recht schöne,
tis mit der Bahn erste Klasse fahren, bei Flü-            kleine, komplett eingerichtete Küche, sodass     »Im Häfn hättest du ein größeres
gen die Business-Klasse nutzen oder sie wer-              ich da nicht lange sparen musste. Und Gott sei   Zimmer«, meinte ein Freund
den gleich mit einem Privatjet abgeholt. Und              Dank war die Wohnung ganz in der Nähe der
einen Chauffeur haben die führenden Herren                anderen Wohnung, wo die Kinder ab diesem         Nach meiner Scheidung im Jahre 2006, war
im Staatsdienst auch noch. Wir aber werden in             Zeitpunkt nur mehr bei ihrer Mutter lebten.      ich gezwungen, die Wohnung zu verlassen. In
eine Schublade geschoben und es geht denen                Die Kinder waren damals noch sehr klein, und     allen möglichen Zeitungen suchte ich nach
am Arsch vorbei, wie und ob wir jeden Monat               ich hatte kein Auto. Somit war diese große       einer leistbaren Wohnung oder nach einem
mit dem uns zur Verfügung stehenden Geld                  Nähe schon ein Vorteil. Meine finanzielle        Zimmer. Ich hatte Pech. Die Wohnungen, die
durchkommen. Ist das gerecht? Sandra (Steyr)              Lage war in den ersten zwei Jahren etwas         für mich in Frage gekommen wären, waren
                                                          knapp: Ich war Student in der Stiftung (diöze-   bereits schon vergeben. Es war mühsam. »Die
                                                          sane Arbeitsstiftung, Versorgung durch das       nächste nehme ich einfach«, dachte ich mir.
Damals, im berühmt-berüchtigten                           AMS, Studium der Sozialpädagogik in Linz),       Ich hatte Glück. Es war ein Zimmer in Urfahr,
Stadtteil Noitzmühle                                      dann ging es ein gutes Jahr lang etwas besser    das von einem privaten Vermieter um 280
                                                          (Arbeit bei der Emmausgemeinschaft St. Pöl-      Euro angeboten wurde. Eine Provisionszah-
Was meine Erfahrungen mit dem Thema                       ten), doch durch Arbeitslosigkeit vor allem      lung hätte ich mir aber ohnehin nicht leisten
»leistbares Wohnen« betrifft, möchte ich mich             gegen Schluss hin wurde es sehr prekär. Dazu     können. Die Kaution allein betrug schon 800
hauptsächlich auf meine Welser Zeit bezie-                kam eine doch etwas angespannte Schuldensi-      Euro. Eine enorme Summe. Die Probleme fin-
hen. Genauer auf die fünf Jahre (2001 – 2006),            tuation, wo es bei mir so war, wie es wahr-      gen aber dann nach der Zusage erst so richtig
in denen ich eine Mietwohnung in Wels bei                 scheinlich bei vielen ist: Wenn man Geld hat,    an. Da bei der Scheidung viel Geld für den
der »Welser Heimstätte« (eine der größten                 gibt man´s aus und macht vielleicht Schulden,    Rechtsanwalt drauf gegangen ist, waren meine
Wohnbaugenossenschaften in Wels) hatte.                   wenn man nicht aufpasst. Achtung: Auch           Taschen leer. Nirgendwo konnte ich das nö-
Dort bin ich im berühmt-berüchtigten Stadt-               Konto-Überziehung ist schon Schulden-Ma-         tige Geld für die Kaution auftreiben. Also
teil Noitzmühle (am westlichen Stadtrand),                chen, ist schon »Leben auf Pump« - und wenn      ging ich zu meinem Chef und bat um einen
zweieinhalb Monate nach der schmerzlichen                 man kein Geld mehr hat, oder eben eh schon       Vorschuss. Zu meiner Überraschung bekam
Trennung von meiner Frau und Familie einge-               weniger, dann möchte die Bank aus unerfind-      ich diesen. Ich könne ihn in Raten abstottern,
zogen. Gott sei Dank war von der Abfertigung              lichen Gründen gerade dann ihr Geld zurück-      meinte der Chef. Meine erste Wohnung in
4                 03/2015
Linz war also gerettet. Kaum war ich dort ein-    ger. Da kann ich doch nicht auch noch den
gezogen, fühlte ich mich aber nicht wohl.         Kleiderkasten vom Vorraum dazustellen. Ich
Dann war da noch ein Freund von mir. Der          möchte ja nicht nörgeln, aber 35 m2 Woh-
hatte zu jener Zeit kein Dach überm Kopf. Ich     nungsfläche erlauben mir keine großen
ließ ihn sechs Monate lang bei mir auf dem        Sprünge in Bezug auf notwendige Planung im
Boden schlafen, immer unter Tags. Abends          Innenbereich. Im Badezimmer mit Bade-
war es nicht möglich, denn das Zimmer war         wanne, WC, Waschmaschine, Alibert und ei-
zu klein für uns beide. »Im Häfn hättest du ein   nem Kästchen, besteht keine Möglichkeit,
größeres und schöneres Zimmer«, meinte ein        dort noch ein Möbelstück mehr unterzubrin-
anderer Freund, der auch bei mir zu Besuch        gen. Bei meiner Mindestpension fehlt mir das
war. »Und das könntest du umsonst haben«,         nötige Kleingeld dazu, durch einen Tischler         »Eine Wohnung ist nicht alles -
fügte er noch hinzu. Ich wohnte aber nicht        Maßmöbel anfertigen zu lassen. Ein zweiter          ohne Wohnung ist alles nichts«
lange dort. Das Wohngebäude wurde nach ei-        Wohnraum wäre ideal für mich, um der Lage
nigen Monaten an einen Immobilienmakler           Herr zu werden. Nur kann ich mir eine grö-
verkauft. Ich musste ausziehen, denn den          ßere Wohnung nicht leisten. Also freunde ich     Seit nunmehr 31 Jahren bemüht sich die
Preis für die neue Miete hätte ich mir niemals    mich mit dem Gedanken an – lieber fein und       Wohnplattform für eine ständig steigende
leisten können. Bei einem Freund bekam ich        leistbar. Beim derzeitigen Wohnungsmarkt         Anzahl von Wohnungsnotfällen, den Zu-
Unterschlupf und dann begann die erneute          wäre eine größere, leistbare Wohnung zu fin-     gang zu leistbarem Wohnraum zu ermög-
Suche nach einer Wohnung. Helmut                  den, ohnehin ein Ding der Unmöglichkeit.         lichen und zu verbessern, bzw. in der Öf-
                                                  Dabei geht´s mir ja im Gegensatz anderen         fentlichkeit diese Problemlagen zu thema-
                                                  Menschen noch gut, die ihre liebe Not haben,     tisieren und Lösungsansätze anzubieten.
Beschmierte Wände im Stiegen-
                                                  mit zu teuren Wohnungen, oder die gar auf der
aufgang, Exkremente im Keller                     Straße leben müssen. Für mich besteht also       Schwerpunkte der Arbeit:
                                                  kein Grund, unzufrieden zu sein. Georg
Ich lebe in einem 20-stöckigen Hochhaus im                                                         8 Delogierungsprävention und Woh-
Westen der Stadt Wels, direkt an der stark vom                                                     nungssicherung für gefährdete Haus-
Verkehr frequentierten Hauptverkehrsachse
                                                  In einer Badewanne im Wohn­                      halte: Beratung, Betreuung, Koordination
und ebenso an einer Kreuzung, welche diese        zimmer wuschen wir uns alle                      der Zusammenarbeit zwischen Hilfsange-
Situation verschärft: Bremsquietschen, For-                                                        boten, VermieterInnen, Gerichten und öf-
mel-1-Starts und unnötiges Gehupe prägen          Das waren noch Zeiten, als wir in der Sindt-     fentlichen Stellen
den Alltag hier. Interessant wäre vielleicht      straße in Substandard-Wohnungen unterge-
noch ein Feinstaub-Gutachten vom Ort des          bracht waren. Die Klos waren alle noch am        8 100 Übergangswohnungen für Men-
Geschehens. Dadurch, dass ich vom 14.             Gang. Ein Klo mussten wir mit mehreren Mit-      schen mit Unterstützungsbedarf, die von
Stockwerk aus einen wunderbaren Ausblick          bewohnern teilen. Wir, meine Familie mit         Sozialeinrichtungen betreut werden
über das Stadtgebiet habe, bemerke ich den        Kindern, hatten nur eine kleine Küche und ei-
nicht unwesentlichen Anteil von Lichtsmog in      nen Wohn- bzw. Schlafraum zur Verfügung.         8 »WohnratgeberInnen« - Schulungen
der Stadt. Hinzu kommt, dass sich einige Mie-     Einen Anschluss für eine Waschmaschine gab       zur Vermittlung von Grundgeschicklich-
ter undiszipliniert verhalten. Lärm, Schmutz,     es damals noch nicht in der Wohnung. Zum         keiten beim Wohnen und Zusammenleben
beschmierte Wände im Stiegenaufgang, im           Waschen mussten wir in den Keller gehen,         (schon bei jungen Menschen und zugezo-
Vorhaus gewisser Stockwerke, abgekletzelte        dort gab es für alle eine Waschküche, die von    genen MitbürgerInnen)
Farben und das I-Tüpfelchen: Exkremente im        allen Mitbewohnern genutzt wurde. Auch von
Kellerabgang. Neben unserer braven Haus­          einer Badewanne konnten wir nur träumen.         8 »Auf gute Nachbarschaft« - Kon-
besorgerin verzweifeln auch die anständigen       Wir stellten uns eine Babywanne ins Wohn-        fliktregelung beim Wohnen und im Wohn-
Mieter an den Menschen, welche die Regeln         zimmer und dort wuschen wir uns alle. Man-       umfeld mit ehrenamtlichen Konfliktreg­
des Miteinanders missachten. Zu meiner            ches Mal gingen wir auch ins Tröpferlbad in      lerInnen
Wohnsituation: Mein Wunsch, eine größere          die Franckstraße. Als mein Sohn auf die Welt
Wohnung zu ergattern, wird wohl ein Wunsch-       kam, bekamen wir dann zum Glück eine grö-        8 »Ansfelden Miteinander« - Gemein-
traum bleiben. Nichtsdestotrotz bin ich noch      ßere Wohnung, die wir uns auch leisten konn-     wesenprojekt, bei dem wir BewohnerIn-
zufrieden mit meiner derzeitigen Herberge.        ten. Endlich hatten wir auch unser eigenes       nen eines Stadtteiles unterstützen, Prob-
Nur leider ist sie sehr klein. Binnen fünf Jah-   WC und unser eigenes Bad. Das war für uns        lembereiche beim Zusammenleben zu ar-
ren vermehrte sich das Inventar und so bin        alle Luxus pur. Es war wie Weihnachten und       tikulieren und aktiv an Änderungen und
ich leider dazu gezwungen, mich von einigen       Ostern zugleich – zwei Kinderzimmer, ein         Verbesserungen mitzuarbeiten.
lieb­gewonnenen Dingen zu trennen. So zum         Wohnzimmer, ein Schlafzimmer und eine Kü-
Beispiel von meinem Kleiderkasten im Vor-         che. Einzig das Heizen wurde zum Problem,        Kontakt Wohnplattform:
raum meiner Garconniere. Und auch von mei-        da es damals noch keine Fernwärme gab. Die       Büro Linz und Linz/Land sowie
nem Schuhkasterl ebendort. Denn, ein Ein-         letzten Jahre lebte ich in einer Wohngemein-     Vereinssitz, Harrachstraße 54, 4020 Linz
bauschrank über die gesamte Seitenlänge des       schaft vom Verein B37. Seit erstem Jänner        Büro Wels, Wels/Land, Eferding, Grieskir-
Vorhauses ergäbe viel mehr Platz für meine        habe ich wieder eine eigene Wohnung über         chen, Martin-Luther-Platz 1, 4600 Wels
Garderobe, die sich in den letzten Jahren dras-   den Verein erhalten. Sie ist 47 m2 groß, und
tisch erweitert hat. Der eigentliche Wohnraum     nun habe ich auch endlich wieder genug Platz     Zwei Büros -
- also Schlafzimmer, Küche und Wohnzimmer         für mich und meine Sachen. Bertl // Foto Seite   eine Telefonnummer: 0732 / 603104
in einem - wirkt jetzt schon wie ein Möbella-     3: hz, Seite 4: jk                               kontakt@verein-wohnplattform.at
                                                                                                                   03/2015                5
Rundreise »Sozialer Wohnbau« in Linz

                                                                                                 »Leistbares Wohnen« wird ein zentrales Thema des heurigen Land-
                                                                                                 tagswahlkampfes sein. Die Mieten, und besonders die Betriebskos-
                                                                                                 ten, steigen seit vielen Jahren beträchtlich stärker an als die Ein-
                                                                                                 kommen. 22.000 Wohnungssuchende sind derzeit bei den OÖ
                                                                                                 Wohnbauträgern gemeldet. Die Hälfte davon in Linz. Neben dem
                                                                                                 Mangel an leistbaren Wohnungen sind die hohen Grundstückskos-
                                                                                                 ten und der Anstieg der Baukosten durch gestiegene Anforderun-
                                                                                                 gen - wie Tiefgaragen und Niedrigenergiebauweise - Preistreiber.
                                                                                                 Schuld ist aber auch die Aufhebung der Zweckbindung der Wohn-
                                                                                                 bauförderungsgelder ab dem Jahr 2008, mit denen die Bundeslän-
                                                                                                 der nun andere Budgetlöcher stopfen dürfen. Mit einem Reisebus
                                                                                                 und dem Geschäftsführer des Vereines Wohnplattform Hubert
                                                                                                 Mittermayr - als fundiertem Kenner des sozialen Wohnbaus in
                                                                                                 Linz - begab sich die Straßenzeitung Kupfermuckn auf eine ge-
                                                                                                 schichtliche Reise durch die Entwicklung des sozialen Wohnbaus.

                                                                                                 Etwa zwei Drittel der Linzer leben in einer von rund 110.000 Mietwoh-
                                                                                                 nungen, wobei diese zu 55 Prozent gemeinnützigen Bauvereinigungen
                                                                                                 gehören. Den Beginn des sozialen Wohnbaues bildete Ende des 19.
                                                                                                 Jahrhunderts der Bau von Werkswohnungen großer Betriebe, wie die
                                                                                                 Wollzeugfabrik, die Schiffswerft oder die Firma Franck, die sogar ei-
                                                                                                 nem ganzen Stadtteil den Namen gab.

                                                                                                 Mietrecht und Wohnbeihilfe

                                                                                                 Während des ersten Weltkrieges war die Wohnungsnot groß und es
                                                                                                 wurden die ersten Gesetze gegen »Mietwucher« erlassen. Mit Inkraft-
                                                                                                 treten der Mietengesetze im Jahr 1922 wurde in Österreich erstmals,
                                                                                                 neben einem erweiterten Kündigungsschutz, auch die Miethöhe gere-
                                                                                                 gelt. Dieses Gesetz wurde 1982 durch das Miesrechtsgesetz abgelöst,
                                                                                                 das mit Kategorie-Mieten - je nach Ausstattung von A bis D - klare
                                                                                                 Mietobergrenzen festlegte. Leider wurde diese Regelung 1994 durch
                                                                                                 den sogenannten »Richtwertmietzins« ersetzt, bei dem es durch mögli-
                                                                                                 che Zuschläge zu einer nicht transparenten Mietzinsbildung kommt.
                                                                                                 Die reinen Mietkosten im gemeinnützigen Wohnbau liegen derzeit et-
                                                                                                 was unter fünf Euro pro Quadratmeter, inklusive Betriebskosten nähern
                                                                                                 wir uns damit der Grenze von sieben Euro, bis zu welcher Wohnbeihilfe
                                                                                                 gewährt wird. Der festgelegte Höchstrichtsatz beträgt in Oberösterreich
                                                                                                 5,84 Euro, wobei bei besserer Ausstattung Zuschläge (z.B. Garten) oder
                                                                                                 Abschläge (z.B. Lärm) berechnet werden. Die Realität zeigt, dass es
                                                                                                 viele Zuschläge, aber kaum Abschläge gibt. Circa 32.000 Oberösterrei-
                                                                                                 cher sind auf Unterstützung durch die Wohnbeihilfe angewiesen, die
                                                                                                 bei Bedürftigkeit je nach Familiengröße beim gemeinnützigen Wohn-
                                                                                                 bau bis zu 300 Euro, und sonst bis 200 Euro im Monat betragen kann.
                                                                                                 Gefördert wird mit 3,50 Euro pro Quadratmeter, wobei die Miete nicht
                                                                                                 mehr als sieben Euro betragen darf. Viele privat vermietete Wohnungen
                                                                                                 liegen über dieser Grenze. Auch wurde in den letzten Jahren unter an-
    Oben: Hubert Mittermayr, Geschäftsführer des Vereines Wohnplattform war unser kundiger       derem der Zugang zur Wohnbeihilfe für Nicht-Österreicher erschwert
    Begleiter bei der Rundreise; Mitte: Siedlung in der Sintstraße errichtet zwischen 1910 und   und bei Alleinerziehern werden seit 2013 Unterhaltszahlungen beim
            1920; Unten: Bertl vor der »Derfflingerkaserne«, seinem neuen Zuhause.               Einkommen einbezogen.
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Beim Wohnprojekt Biesenfeld in Urfahr wurden erstmals in den 70er Jahren        Wohnbau in Linz Auhof aus den 70er Jahren - ein schnell wachsendes Wohngebiet
                      die Bewohner in die Planung eingebunden                                          nach Gründung der Johannes Kepler Universität

        Mit dem umstrittenen Namen »Hitlerbau« bezeichneter typischer Wohnbau                Am Areal der ehemaligen Landesfrauenklinik wurden in den Jahren
                aus den Jahren 1938 bis 1945, Leonfeldnerstraße Urfahr                              2008 bis 2011 circa 450 neue Wohnungen errichtet

Die Reise beginnt bei den Wurzeln des sozialen Wohnbaus                           Weltkrieges, die im Volksmund den verunglückten Namen »Hitlerbau-
                                                                                  ten« tragen. Diese klassischen - dem traditionellen Vierkanthof nach-
Die Busreise beginnt mit der Fahrt zur sogenannten »Derfflingerka-                empfundenen - Blockbauten entstanden aber vor allem auch im Süden
serne«. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden zur Bekämpfung der Woh-                  von Linz, am Spallerhof, Bindermichl, Keferfeld sowie in Kleinmün-
nungsnot unter anderem Kasernen in Notwohnungen umgewidmet.                       chen. Im Krieg und in den ersten Nachkriegsjahren stieg innerhalb von
Kupfermuckn-Redakteur Bertl bekam dort im Februar eine neu sanierte               zehn Jahren die Einwohnerzahl um 55.000 Personen. Das ergab damals
Wohnung und so verliert »die Kaserne« und auch der Stadtteil wegen                einen Bedarf von 15.000 Wohnungen, von denen nur rund 11.000 tat-
vieler Verbesserungen schön langsam den Ruf eines Glasscherben-                   sächlich errichtet wurden. So war auch nach dem Zweiten Weltkrieg die
Viertels. Nächstes Ziel ist die Siedlung in der Sintstraße, die zwischen          Wohnungsnot groß und führte zur Errichtung von Mietwohnblöcken
1910 und 1920 entstand und eines der ersten gemeinnützigen Wohn-                  ohne gestalterische Elemente - oftmals auch ohne jegliche Infrastruktur
bauprojekte in Linz war. Seit Jahren stellt sich hier die Frage nach              wie Schulen, Kindergärten oder Anbindung an den öffentlichen Ver-
Neubebauung oder Sanierung. Die Reise geht weiter zum Stadtteil Au-               kehr. Diese fehlende Infrastruktur wurde erst später errichtet.
hof in Urfahr, wo nach Gründung der Johannes Kepler Universität in
den 60er Jahren innerhalb von 15 Jahren Wohnungen für 15.000 Be-                  Über die Eisenbahnbrücke geht unsere Reise vorbei an der alten Tabak-
wohner gebaut wurden. Die damalige Betonbauweise führt mittlerweile               fabrik, hinter der auf dem ehemaligen Areal der Landesfrauenklinik in
zu hohen Sanierungskosten. Interessant ist das Wohnprojekt Biesen-                den Jahren 2008 bis 2011 von mehreren Bauträgern 415 Wohnungen in
feld, bei dem beim Bau von 400 Eigentumswohnungen erstmals in Linz                Niedrigenergiebauweise errichtet wurden. Die Gebäude sehen aus wie
die Bewohner aktiv in die Planung eingebunden wurden.                             Würfel in einer modernen, geradlinigen Architektur und mit sehr guter
                                                                                  Wohnqualität, wie Bewohner berichten. Entlang der Gruberstraße fin-
Am Weg Richtung Zentrum finden sich von der Leonfeldnerstraße bis                 den sich dann zahlreiche Bauten der Nachkriegszeit, durchsetzt von
hin zur Eisenbahnbrücke zahlreiche Bauten aus der Zeit des Zweiten                neueren Bauten.
                                                                                                                                          03/2015                      7
Koref-Siedlung im Franckviertel - Modellprojekt für leistbares Wohnen,                Wimhölzel-Bogen im Franckviertel - wunderschöner Bau aus der Zwischenkriegszeit,
                    unter anderem durch den Verzicht auf Tiefgaragen                                                  wie man sie ihn Linz nur selten sieht

    Solarcity: Die drei Eckpfeiler der Nachhaltigkeit - Ökonomie, Ökologie und Soziales -          »Schmuckhäuschen« nahe dem Wasserwald - schön sanierte Einfamilienhäuser
                      wurden gleichrangig und gleichzeitig berücksichtigt                                           mit Gärten aus der Zwischenkriegszeit

Im Franckviertel gibt es mit 55 m2 die kleinsten Wohneinheiten                              Die drei Eckpfeiler der Nachhaltigkeit - Ökonomie, Ökologie und So-
                                                                                            ziales - wurden gleichrangig und gleichzeitig berücksichtigt. Die Stra-
Ab 1919 förderte Bürgermeister Josef Dametz den sozialen Wohnbau.                           ßenbahnlinie 2 wurde bis zur Solarcity erweitert und der Weikerlsee
Zu den großen Projekten zählten die Anlagen Wimhölzel-Bogen und                             schließt als Naherholungsgebiet an die Siedlung an.
Wimhölzel-Hinterland im Franckviertel mit über 1.200 Kleinwohnun-
gen, die in den Jahren 1920 bis 1929 entstanden sind. Das traditionelle                     Zukunft sozialer Wohnbau am Areal der Kaserne Ebelsberg
Arbeiterwohnviertel verfügt laut dem »Linz Atlas« des Stadtforschers
Peter Arlt mit 55 Quadratmetern über die kleinste durchschnittliche                         Auf der Rückfahrt finden sich die weißen Bauten auf den Kastgründen
Wohnungsgröße in Linz. Die größten Wohnungen gibt es mit 102 Qua-                           in Ebelsberg, wo Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre 1.200 Wohn-
dratmetern am Pöstlingberg, wo der Reichtum zuhause ist, gefolgt vom                        einheiten entstanden sind. Auf der anderen Seite der Straße befindet
Gründberg mit 85 Quadratmetern. Ein Modellprojekt für leistbares                            sich die Hillerkaserne, die im Jahr 2015 ihre Tore schließt. »Gemein-
Wohnen findet sich mit der Koref-Siedlung, ebenfalls im Franckviertel,                      sam mit den angrenzenden Grundstücken ist das Gebiet mit 33 Hektar,
in der 174 Wohnungen mit einer Größe von 45 bis 90 Quadratmetern                            das entspricht 46 Fußballfeldern, das größte Stadtentwicklungsgebiet.
bis zum Jahr 2005 entstanden. Besonders wertvoll sind die großen, be-                       Nun soll ein Masterplan für ein familienfreundliches, sozial und ökolo-
grünten Innenhöfe. Auf Tiefgaragen hat die GWG bewusst verzichtet,                          gisch ausgeglichenes Stadtquartier erstellt werden«, skizzierte Bürger-
um leistbare Mieten für die Bewohner zu ermöglichen. Nach einem                             meister Klaus Luger das größte Zukunftsprojekt des sozialen Wohn-
Gang durch die Koref-Siedlung bringt uns der Bus in den Süden nach                          baus bei einer Pressekonferenz im November. Auf der Fahrt zum ver-
Pichling zur Solarcity. In den Jahren 1999 bis 2005 entstanden hier                         dienten Mittagessen im Traditionsgasthof Bratwürstglöckerl fahren wir
1.300 Wohnungen (957 Miet- und Mietkaufwohnungen, sowie 336 Ei-                             am Stadtteil Auwiesen vorbei, einem Großprojekt mit 2.800 Wohnun-
gentumswohnungen). Von international anerkannten Architekten ge-                            gen, in welchem im 1981 die ersten Mieter einzogen. Auf den ersten
plant, wurde ein viel beachtetes Stadtentwicklungsprojekt realisiert.                       Blick eine vorbildliche autofreie Gartenstadt. Durch die Art der Wohn-
8                     03/2015
Großbauprojekt Lange Allee - dort, wo die alte Postgarage stand, werden             450 Wohnungen, ein Kindergarten und eine Krabbelstube sollen noch
                von mehreren Wohnbauträgern Wohnungen errichtet                                           in diesem Jahr fertiggestellt werden

         Die »Grüne Mitte Linz« am ehemaligen Frachtenbahnhof - in mehreren                  Während im Frühjahr 2014 bereits die ersten Bewohner einzogen,
            Bauphasen werden 803 Wohnungen bis zum Jahr 2016 errichtet                              stehen am zukünftigen Grün noch die Baukräne

bauförderung stiegen die Mieten nach zehn Jahren stark an, was zu                 sollen »hängende Gärten« entstehen. So werden zehn Prozent der Frei-
zahlreichen Delogierungen führte. Heute noch versucht die Stadt mit               flächen auf allen Geschossen und am Dach als Kleingärten begrünt. Für
Stadtteilzentren und Jugendarbeit den sozialen Brennpunkt Auwiesen                Lebensqualität wird die grüne Mitte - eine 14.000 m2 große Parkanlage
zu entschärfen. Am Weg wagen wir noch einen Blick in die Vergangen-               - sorgen, wo wir heute noch auf Kräne und Baugruben schauen.
heit und besichtigen den »Schmuckhof« Spaunstraße/Haydnstraße nahe
dem Wasserwald. Bürgerliche Parteien bevorzugten in der Zwischen-                 Leistbares Wohnen erfordert Verdoppelung der Bauleistung
kriegszeit den Bau von Einfamilienhäusern mit kleinen Gärten.
                                                                                  Die Stadt Linz wird in diesem Jahr die 200.000 Einwohnergrenze über-
Die großen Wohnbauprojekte Lange Allee und Grüne Mitte Linz                       schreiten und soll bis zum Jahr 2020 um die Größe der Stadt Traun
                                                                                  wachsen. Derzeit werden jährlich je 500 private, nichtgeförderte und
Gestärkt durch die gutbürgerliche Küche, beenden die Wohnexperten                 geförderte Wohnungen errichtet. Die Wohnbauförderung sei seit Ende
der Kupfermuckn die Rundfahrt mit einer Besichtigung der derzeit                  der 1990er Jahre um ein Drittel zurückgegangen, kritisiert Bürgermeis-
größten Wohnbauprojekte in Linz. Einige wissen es noch, da stand frü-             ter Klaus Luger und fordert, bereits in Vorwahlstimmung, die Verdop-
her die große Postgarage an der »Langen Allee« neben der Salzburger-              pelung des geförderten Wohnbaus auf 1.000 Wohnungen im Jahr. Ab-
straße. Bis zum Jahr 2016 entstehen nun 450 Wohnungen in der Größe                schließend meint auch Hubert Mittermayr: »Bei aller erfreulicher
von 48 bis 110 Quadratmetern in Kooperation mit mehreren Wohnbau-                 Wohnbautätigkeit, darf die Tatsache, dass eine immer größere Anzahl
trägern. Ebenfalls auf dem alten Betriebsareal Frachtenbahnhof ent-               von Menschen keinen oder nur eingeschränkten Zugang zu leistbarem
steht das neue Großprojekt »Grüne Mitte Linz«. Auf der einen Seite                Wohnraum hat, nicht verschwiegen werden. Hier werden auf die Politik
sind bereits Mieter eingezogen, auf der anderen Seite gähnt eine riesige          in den nächsten Jahren noch hohe Herausforderungen zukommen, um
Baugrube. Sieben Wohnbaugesellschaften errichten 803 Wohnungen                    das Abgleiten immer größerer Bevölkerungsschichten in Armut zu ver-
inklusive 40 betreubare Wohnungen. Auf den Balkons und Loggien                    meiden.« Text: hz; Fotos: jk
                                                                                                                                         03/2015                9
Schnell bin ich in die Abhängigkeit gerutscht
Betroffene berichten über ihre Süchte und die Folgeerscheinungen

Getrunken, geraucht, geludert,                  Durchblutungsstörungen. Die Beine wollen        sind unübersehbar. In die Psychiater habe ich
                                                nicht mehr, so wie ich es will. Mehrere Kran-   schon längst kein Vertrauen mehr. Meine vor-
unbelehrbar                                     kenhausaufenthalte und zwei Kuren habe ich      übergehende Depression - aufgrund meiner
                                                schon hinter mir. Den Alkoholentzug ohne        damaligen Geldnöte - ist Geschichte. Jene Ta-
Mit meinen derzeit 130 Kilogramm Körperge-      Medikamente und ärztlichem Beistand zog         bletten, die ich damals zu Recht verordnet
wicht bei einer Körpergröße von 180 cm und      ich schon vor Jahren erfolgreich durch. Wahr-   bekam, setzte ich nach meinem eigenen Gut-
61 Lebensjahren habe ich den Zenit meiner       scheinlich wäre ich heutzutage schwerstkrank,   dünken längst ab. Meinen Dickschädel habe
Aktivitäten eindeutig überschritten. Mein Le-   psychisch angeschlagen oder gar schon unter     ich in manchen Belangen behalten. Ich möchte
ben vollzog sich mit vielen Auf und Abs. Ge-    der Erde, wenn ich weiter getrunken hätte.      nicht in der Masse von Herdentieren unterge-
trunken, geraucht, geludert, unbelehrbar. Er-   Würde ich mich - ob meines gesundheitlichen     hen. Ich lasse mich nicht kaufen, vielleicht
folge und Misserfolge bestimmten meinen         Zustandes - von einem Arzt zum anderen be-      mache ich deswegen auch keine Bilderbuch-
Weg. So spurlos gehen die Jahre an einem        geben, könnte ich mich als wandelnde Apo-       Karriere. Entzugserscheinungen würden aber
nicht vorbei. Manche Dinge rächen sich in       theke bezeichnen. Gewisse Medikamentenra-       gerade dann auftreten, wenn ich mein Leben
zunehmendem Alter. Auch ich wurde nicht         tionen sind nötig, aber die Verschreibungswut   nicht so führen dürfte, wie ich es mir vorstelle.
davon verschont. Seit Jahren plagen mich        der Ärzte und die Gier der Pharmaindustrie      Foto und Text: Georg
10                03/2015
Meine Medikamenten-Sucht und                     sehr schlimme Depressionen entstanden. Üb-        fast unmöglich. Ich spreche leider aus Erfah-
                                                 rigens, durch Psychopharmaka kann man(n)          rung, da ich viele Jahre das war, was man ge-
deren Folgeerscheinungen                         impotent werden. Ich war 13 Jahre lang auf        meinhin als »polytox« bezeichnet. Und ich
                                                 der Suche nach - ja was eigentlich? War es        stellte fest, dass Alkohol eine der schlimmsten
Der Weg aus meinem Burnout, dessen Symp-         Anerkennung, Liebe, Freude, Angst etwas zu        Drogen ist. So gut wie alle alkoholsüchtigen
tome aus Panikattacken, Angstzuständen und       verlieren oder konnte ich Altes nicht gehen       Menschen, die ich in meinem Leben kennen-
Depressionen bestand, sollte damals vor circa    lassen oder, oder, oder? Nach circa 13 Jahren     lernte, litten an massiven gesundheitlichen
19 Jahren über Medikamente stattfinden.          erkannte ich endlich, Dank meiner Energeti-       und psychischen Schäden, die da wären: Was-
Grundsätzlich eine (Heil)-Möglichkeit unse-      kerin, dass ich nicht mehr ich selber war. Ich    seransammlungen im Körper, Demenz und
rer Schulmedizin. Im Nachhinein gesehen war      erkannte, dass ich ganz schlimm in eine Medi-     sogar Krampfadern in der Speiseröhre. Einige
es für mich eine ganz schlimme Verdrängung       kamenten-Abhängigkeit gerutscht war. Mei-         schaffen es wortwörtlich, sich das Gehirn
aller meiner Gefühle und so nebenbei wurde       ner Energetikerin und meiner damaligen Le-        »wegzusaufen«. Und natürlich Leberzirrhose.
ich 13 Jahre lang abhängig von Psychophar-       bensgefährtin Alexandra bin ich ewig dankbar      Was ich über den intravenösen Konsum von
maka. In Wirklichkeit war das eine legale        und mit deren Unterstützung entschloss ich        Morphintabletten wie Substitol und Mundidol
Drogen-Sucht, noch dazu kostenlos und total      mich, auf die Medikamente zu verzichten! Na       lange nicht wusste: Da das enthaltene Talkum,
verharmlost in unserer Gesellschaft! Vor einer   wow, das sagt sich so leicht, die Medikamente     und ich glaube Wachs, niemals gänzlich her-
Abhängigkeit von Medikamenten hatte mich         einfach weglassen! Die Entzugserscheinun-         ausgefiltert werden können, lagern sich jedes
kein Arzt gewarnt, oder vielleicht doch? Viel-   gen waren echt grausam! Tägliche Müdigkeit,       Mal Reste davon im Körper ab. Und da beim
leicht wollte ich es nicht wahrhaben? Aber       Antriebslosigkeit, Angstzustände bestimmten       intravenösen Konsum, wie auch bei den meis-
warum haben mir die Ärzte die Medikamente        mein Leben. Ich nahm beim Entzug keine            ten Infusionen, die Flüssigkeit zuerst durch
immer wieder verschrieben, 13 Jahre lang?        Hilfe der Ärzte oder Schulmedizin in An-          die Lunge und anschließend durch den Körper
Meine negativen Gefühle wurden durch die         spruch und siehe da, plötzlich brauchte ich       geht, wird hier die Lunge sehr geschädigt. Als
Medikamente innerhalb von Minuten von ei-        keine Medikamente mehr! Von heute auf mor-        ich wieder nüchtern war, bemerkte ich, dass
ner tiefen Depression in Himmelhochjauch-        gen setzte ich die Medikamente einfach ab -       sich Substanzen auch auf den Gemütszustand
zend umgewandelt und somit baute ich mir         zum Nachmachen nicht empfohlen! Grund-            auswirken. Man ist viel schlechter gelaunt und
immer mehr Mauern um meine »wahren« Ge-          sätzlich war ich selbst verantwortlich für        hat keine Energie mehr. Sogar Zigaretten wir-
fühle herum auf, die ja von den Medikamen-       meine Sucht. Und ich bin auch weiterhin für       ken sich unglaublich auf die Stimmung aus.
ten völlig unterdrückt wurden! Denn auch ein     mich selbst verantwortlich. Leider werden         Drei Monate habe ich es einmal geschafft,
negatives Gefühl gehört zu unserem Leben         nicht viele Krankheiten als psychosomatisch       nicht zu rauchen. Damals hatte ich die dop-
und sollte auch als solches angenommen bzw.      angesehen und es werden immer nur die Aus-        pelte Energie und war unglaublich gut ge-
akzeptiert werden. Nach einem halben Jahr        wirkungen (eben Symptome) behandelt. Ich          launt. Andrea
wollte ich die Medikamente einmal weglas-        habe meine tägliche Tabletten-Sucht übrigens
sen. Unvorstellbar, welche Entzugserschei-       vor sechs Jahren in den Griff bekommen und
nungen sich da auf einmal einstellten: Totale                                                      Die Ärzte diagnostizierten
                                                 bin bis heute wieder clean! Aber das Thema,
Antriebslosigkeit beispielsweise oder Depres-    das diese Sucht ausgelöst hat, machte sich in     eine induzierte Psychose
sionen und innerhalb weniger Stunden im          anderen Bereichen meines Lebens breit. Für
nächsten Burnout. Und ich dachte mir immer:      mich ganz wichtig, dass ich es erkennen           Ich war 17 Jahre alt und war gerade im dritten
Medikamente werden mich heilen. Tja, Pech        durfte, vor allem auch durch das Schreiben        Lehrjahr in einer Schlosserei. Da lernte ich
gehabt. Die Medikamente trugen einfach nur       dieses Artikels! Christian                        Mario kennen, mit dem ich sehr bald Freund-
dazu bei, dass ich schöne Gefühle hatte. Da                                                        schaft schloss. Mario hatte einen älteren Bru-
könnte einem doch der Gedanke kommen,                                                              der, der mit Haschisch dealte. Mario erzählte
dass eine große Geldmaschinerie der Pharma-      Wasseransammlungen im Körper,                     mir immer wieder, wie gut es sei, Haschisch
industrie dahinter steckt! Ironisch gesehen,     Demenz, Krampfadern                               zu rauchen und lud mich zu sich nach Hause
kam ich mir vor wie eine Geldanlage der                                                            ein. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt noch keine
Ärzte. Und von Heilung war weit und breit        Abgesehen von gesundheitlichen Folgeer-           Erfahrung mit Drogen. Also stimmte ich zu,
nichts zu bemerken. Ganz im Gegenteil, die       scheinungen, empfinde ich soziale Ausgren-        und wir rauchten Haschisch. Ich war positiv
Schulmedizin schickte mich in die Medika-        zung noch schlimmer. Vor allem, wenn man          überrascht, sodass ich das Zeug dann immer
menten-Abhängigkeit, oder habe ich mich          Medikamenten-, Morphin- oder Heroinabhän-         wieder bei seinem Bruder kaufte. Das ging
selbst in die Sucht getrieben? Für mich waren    gig war. Sobald man im Drogenersatzpro-           einige Monate so dahin. Eines Tages fragte
auf jeden Fall die schlimmsten Folgeerschei-     gramm war, hat man einen Stempel, den man         mich Mario, ob ich XTC haben möchte. Naiv
nungen, im Nachhinein gesehen, dass man zu       ohne Hilfe unmöglich wieder los wird. Erst        und blauäugig sagte ich ja und kaufte mir fünf
einer Maschine wird. Mögen mir alle Men-         recht von Ärzten wird man meist abfällig be-      Stück. Ich nahm sie am Wochenende und ging
schen für meine damalige Kälte verzeihen,        handelt. Prinzipiell lügt man und will sich nur   in die Disco. Alles war schön und gut. Aber
aber ich war ein ferngesteuertes Wesen, das      Krankenstand oder Medikamente zum »Zu-            danach verspürte ich eine Veränderung in mir.
nur mehr sehr wenige menschliche Züge hatte.     dröhnen« besorgen, werfen einem die Ärtze         Das prägte sich so aus, dass ich Tage danach
Die Unterdrückung meiner Gefühle durch Ta-       vor. Oder es heißt, man ist arbeitsscheu. Of-     viel mehr mit meinen Mitmenschen redete,
bletten darf ich jetzt aufarbeiten. Und natür-   fenbar vergisst jeder, wie schwierig so ein       selbstbewusster war. Doch dann schlug es um.
lich wird nichts von der Schulmedizin bezahlt,   Entzug tatsächlich ist. Die wenigsten nehmen      Ich bildete mir ein, verfolgt zu werden, weil
sondern ich darf mir selber von meiner Min-      Drogen nur zum Spaß, sondern weil sie mit         mich als etwas Besonderes fühlte. Ich traute
dest-Pension einen Energetiker leisten! Eine     Problemen in der Jugend schon nicht fertig        niemandem mehr, auch nicht meinen Eltern,
weitere Folgeerscheinung war auch noch eine      wurden und diese nie bewältigen konnten.          die sich schon Sorgen machten, weil sie eine
gewaltige Gewichtszunahme, woraus weitere        Nur, unter diesen Umständen wird es dann          Veränderung feststellten. Schließlich drehte
                                                                                                                      03/2015                  11
gensteigen und auch beim schnelleren Gehen
                                                                                                        bleibt mir schnell einmal die Luft weg. Das
                                                                                                        Risiko, wieder an Krebs zu erkranken, ein
                                                                                                        Raucherbein zu bekommen und dergleichen
                                                                                                        ist mir bewusst. Aber ich kann es nicht lassen.
                                                                                                        Ein weiteres Problem habe ich mit dem Alko-
                                                                                                        hol. Gerne trinke ich den ein oder anderen
                                                                                                        Gespritzten oder mal ein Bier. Beim Schnap­
                                                                                                        serl sage ich auch nicht nein. Doch im Gegen-
                                                                                                        satz zu früher ist mein Trinkverhalten harmlo-
                                                                                                        ser geworden. Und wenn ich an meinen Mann
                                                                                                        denke, den ich vor sieben Jahren aufgrund
                                                                                                        seiner Lebererkrankung verloren habe - er hat
                                                                                                        sich buchstäblich zu Tode gesoffen - werde
                                                                                                        ich sogar sehr nachdenklich. Aber auf einem
                                                                                                        vollkommenen Gesundheitstrip möchte ich
                                                                                                        nun auch nicht sein. Dann könnte ich mich ja
                                                                                                        gleich lebendig begraben lassen. Und, sterben
                                                                                                        muss schließlich jeder. Sonja

                                                                                                        Von der Heroinsucht zur
                                                                                                        Alkoholabhängigkeit
                                                                                                        Als ich meinen Mann in den frühen 80er Jah-
                                                                                                        ren kennenlernte, war er zwar clean, mit Aus-
                                                                                                        nahmen, wo er »naschte«. Ich lebte damals
                                                                   FOTO: INSTITUT FÜR SUCHTPRÄVENTION   sehr gesund, lebte den Tieren zuliebe vegeta-
                                                                                                        risch und hatte seelisch keine Probleme.
ich dann komplett durch, weil ich fest der         Zuerst nur Haschisch, später dann Kokain.            »Naschte« er wieder einmal, war ich wütend
Meinung war, gefilmt und abgehört zu wer-          Doch auf Dauer kann man sich das nicht leis-         und verzweifelt, vor allem aber hilflos. Ein
den. Das ging so weit, dass ich meine Eltern       ten. Dazu kam, dass wir immer wieder ins             Jahr nach der Geburt meiner geliebten Tochter
bedrohte und mit einem Hammer das Auto             Casino gingen und dort viel Geld verloren            kam ich in Versuchung - ich wollte wissen,
meines Vaters demolierte. Das war zu viel.         haben. Mein Suchtverhalten wurde immer               was so toll an Heroin war. Kurzum, zwei Jahre
Mit der Rettung und der Polizei wurde ich in       schlimmer. Um das Ganze zu finanzieren,              danach war ich süchtig. Gottseidank hatten
die Psychiatrie transportiert. Dort wurde ich in   stahl ich meinem Vater mehrere tausend Euro.         wir keine Verbindung zur Drogenszene - das
der geschlossenen Abteilung ans Bett fixiert.      Als dieser drauf kam, schmiss er mich raus.          hätte alles noch schlimmer gemacht. Wir ha-
Ich musste dann Neuroleptika zu mir nehmen,        Michael nahm mich dann bei sich auf, aber            ten einen Dealer, der verlässlich kam (mit An-
weil die Ärzte eine drogeninduzierte Psychose      wir hörten nicht auf mit diesem Blödsinn. So         zug und Krawatte, samt Diplomatenkoffer) -
diagnostizierten. Die Medikamente holten           kamen wir auf die Idee, Handyverträge abzu-          vermutlich ein hohes Tier - und gute Qualität
mich wieder auf den Boden der Realität zu-         schließen, und dann verkauften wir die Han-          verkaufte. Nach circa vier Jahren machte ich
rück. Nach sieben Wochen konnte ich die Psy-       dys. Alles nur, um unsere Sucht zu stillen. Das      aus Liebe zu meiner Familie einen kalten Ent-
chiatrie wieder verlassen. Mir ging es zu die-     war dann einfach zu viel, die Rechnungen             zug. Wiederum ein paar Jahre später lehnte
sem Zeitpunkt nicht sehr gut, weil mir plötz-      wurden immer höher, das Wasser stand uns bis         ich das Methadonprogramm nach zahlreichen
lich bewusst wurde, was ich angerichtet habe.      zum Hals. Ich bekam einen Sachwalter, der            Angeboten der Sanitätshilfe Linz ab. Als ich
Meine Geschichte verbreitete sich im ganzen        das Ganze für mich regelte. Mir wurde be-            aber meinen Hund einschläfern musste, war
Ort, und die Leute sahen mich mit anderen          wusst, dass ich ein Problem habe. Ich begann         mir alles egal - ich sagte zu. Fast 20 Jahre
Augen an. Ich versuchte wieder ein geregeltes      mit einer Therapie, um wieder zu mir zu fin-         Substitutionsprogramm machten mich alt und
Leben zu führen, doch das war sehr schwer für      den. Was auch gelang, und seitdem bin ich            müde. Jetzt bin ich 50. Es liegt lange zurück,
mich, weil es nicht so war wie früher. Freunde,    clean. Gott sei dank! Zorro (Wels)                   dass ich heroinsüchtig war. Ich machte damals
die ich damals hatte, hielten Abstand, bis der                                                          den Entzug zu Hause. Eiskalt, weil ich ständig
Kontakt verloren ging. Ich machte meine                                                                 fror und schwitzte. Das Schlimmste aber wa-
Lehre zu Ende und blieb dann noch ein Jahr in
                                                   Ohne Tschick am Morgen und ohne                      ren die »restless feet and hands« - das heißt,
der Firma. Ich wurde aber dann gekündigt,          Alkohol geht es eben nicht                           man muss ständig Füße oder Hände bewegen,
weil ich zu oft im Krankenstand war. Ich war                                                            weil man es anders nicht aushält. Aber ich zog
2007 in der Psychiatrie und lernte dort Mi-        Was mich betrifft, bin ich nach mehreren Sub-        ihn beinhart durch. Heute bin ich Alkoholike-
chael kennen, der so eine ähnliche Geschichte      stanzen süchtig: Die Zigaretten sind mein täg-       rin. Diese Sucht bringe ich soweit nicht los.
hinter sich hat. Ich fühlte mich von ihm ver-      licher Begleiter. Ohne die »Sargnägel«, wie          Hier im Linzer Franckviertel gibt es viele
standen und akzeptiert. Er war so etwas wie        sie gerne mal im Volksmund genannt werden,           Trinker. Immer wieder wird er angeboten, der
ein Seelenverwandter. Wir verstanden uns gut       geht gar nichts. Wenn ich nicht zwei Tschick         böse Alk. Meist sind irgendwelche Schick-
und trafen uns regelmäßig. Ich weiß nicht wa-      am Morgen rauche, bin ich nicht ansprechbar.         salsschläge die Motive. Eigentlich, wenn ich
rum, aber wir konsumierten wieder Drogen.          Die Folgen spüre ich aber auch: Beim Stie-           es mir ganz genau überlege, dann komme ich
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auch Tage ohne Alkohol aus, wenn es sein
muss. Dann kommt die zweite Sucht: Zigaret-
ten. Ich fresse sie förmlich und meine Lunge
ist längst kaputt. Aber das ist eine andere Ge-
schichte. Ursula

Durch meine Sucht entwickelte
ich ein zweites ICH
Mein Name ist Stefan, und ich bin 30 Jahre
alt. Ich wuchs nicht gerade »normal« auf. Seit
zwölf Jahren konsumiere ich harte Drogen,
nicht nur wegen meiner Kindheit. Im Substi-
tutionsprogramm bin ich seit zehn Jahren.
Durch dieses Programm entwickelte sich ein
zweites Ich in mir. Ein Ich, das einen großen
Hang in die Dunkelheit und Depression hat.
Ich habe ganz normal einen Beruf erlernt und
meinen Führerschein gemacht, wohl bemerkt,
neben meiner Sucht. Seit acht Jahren nun gehe
ich, wenn ich nicht gerade eingesperrt bin, re-
gelmäßig arbeiten. In dieser Zeit merkte ich
schön langsam, dass es in meinem Inneren
noch einen zweiten Stefan gibt. Dieser Stefan
                                                   Mode-Drogen mit fataler Wirkung
kam, oder kommt, immer dann zu Vorschein,
wenn ich kein Substidol, also keinen Ersatz-       Rauschmittel sind heutzutage leichter          krieg eingesetzt«, weiß Berndorfer. In Linz
stoff mehr habe. Ich weiß nicht, wie ich es er-    verfügbar als je zuvor. Vieles findet über     wurde mit Crystal Meth erst vor einigen
klären soll. Am besten beschreibe ich es wie       die Grenze aus Tschechien direkt den           Jahren begonnen. Mit gefährlichen Wir-
einen Schalter in meiner Psyche, der sich um-      Weg nach Linz. Oft genügen aber auch           kungen für die Konsumierenden: »Der
legt, sobald ich merke, meine Portion wird         schon ein paar Mausklicks im Internet,         Missbrauch kann auf Dauer irreparable
leer, oder ich hab nichts mehr. Dann verändert     um zu schädlichen Substanzen zu kom-           Schäden anrichten«, betont Setz.
sich plötzlich mein Denken und Verhalten.          men. Die Folgen für die Konsumieren-
Dann geht es nur darum, mir meinen Stoff zu        den sind katastrophal.                         Zerstörerische Kraft von Crystal Meth
besorgen, egal was oder wer dadurch vernach-
lässigt wird. So habe ich schon einige Arbeits-    Eine Station für Menschen mit Sucht-Er-        Im Konkreten: Crystal Meth wirke stark
stellen verloren, und Leute verletzt, die mir im   krankung ist die Linzer Drogenanlaufstelle     euphorisierend, mache schnell abhängig
Leben das Allerheiligste sind. Das Komische,       »Substanz«. »Der Großteil der Substanz-        und unterdrücke Hungergefühl, Durst, Mü-
oder eher Traurige dabei ist, dass ich das im      Besucher ist 25 bis 35 Jahre alt«, stellen     digkeit und Schmerz. Darüber hinaus könne
zweiten Ich-Modus nicht wahrnehme. Es ist,         Georg Berndorfer (oben links) und Mario        die Substanz Wahnvorstellungen hervorru-
als hätte ich Scheuklappen vor den Augen, die      Setz (oben rechts), Sozialarbeiter des Ver-    fen. Meth greife vor allem auch den Körper
mich nur auf das eine zusteuern lassen, egal       eins, fest. Jeder von ihnen bringe seine ei-   an und schädige Organe nachhaltig. Die
ob dies Verlust oder Schaden verursacht.           gene Geschichte mit. »Hinter der Sucht ste-    beiden Experten warnen aber ebenso vor
Nachdem ich dann meine Sache erledigt habe,        cken oft traumatische Kindheitserfahrun-       sogenannten »legal highs«. Das sind neue
bin ich plötzlich wieder vollkommen normal.        gen oder eine schwere psychische Erkran-       synthetische Cannabinoide - übers Internet
Die Scheuklappen fallen ab, und das normale        kung«, weiß Berndorfer.                        relativ leicht erhältlich. Wenig sei noch
Ich ist wieder da. Dann wird mir aber erst be-                                                    über die Wirkung dieser jüngsten Substan-
wusst, was passiert ist, oder was ich getan        »Jede Zeit hat ihre Droge«                     zen bekannt. Im Verein begleitet man die
habe. Dann kommen die Gewissensbisse und                                                          Suchtkranken und bietet ihnen Hilfe an.
ein schlechtes Gefühl betrübt dann meine           Ein besonderes Problem stelle die Schnell-     Der Weg in die Sucht, sind sich die beiden
Seele. Sei es, weil ich wegen meinem zweiten       lebigkeit der heutigen Gesellschaft dar, die   Sozialarbeiter einig, sei ein langer. Ebenso
Ich gerade einen Job gekündigt habe, oder ich      viele Menschen überfordere. »Jede Zeit«,       der Weg hinaus. Gelinge es Betroffenen
wieder jemanden, der mir nahe steht, belogen       so Berndorfer, »hat ihre Droge.« War LSD       dennoch, sich aus der Abhängigkeit zu be-
habe. Überhaupt die Lügen! Wie ich glaube,         noch ein Phänomen in der Hippie-Ära, so        freien, stünden sie meist vor neuen, schier
kennt jeder, der länger Drogen konsumiert,         erlebe, laut des Experten, der Konsum          unbewältigbaren Problemen, wie etwa ei-
das Problem mit dem zweiten Ich. Hin und           rasch verfügbarer Substanzen wie Amphe­        nem hohen Schuldenberg, Arbeitslosigkeit,
wieder denke ich mir, ob dieses Problem nur        tamine heutzutage einen regelrechten Auf-      Lücken im Lebenslauf und ohne Freunde.
Leute mit Suchterkrankung haben, oder auch         schwung. Besonders gefährlich, weil heim-      Um dem Drogenmissbrauch zukünftig vor-
gesunde Leute? Meine größte Furcht und             tückisch, sei »Crystal Meth«, eine kristal-    zubeugen, fordert Berndorfer: »Der Staat
Frage ist - bekomme ich dieses zweite Ich          line Droge, die gesnieft, geraucht oder ge-    sollte mehr Geld für Aufklärung, Präven-
wieder weg, oder bleibt es für immer? Ich          spritzt wird. Neu sei die Droge aber nicht:    tion und Bildung ausgeben, und nicht für
hoffe nicht. Stefan                                »Der Stoff wurde schon im Zweiten Welt-        Strafverfolgung.« Foto und Text: dw
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Der Mann meiner Träume

Angela                                              Ursula                                            dann zehn Jahre alt war, lächelte ich über
                                                                                                      diese Geschichte. Auch deswegen, weil mein
Als dieses Thema zur Sprache kam, dachte            Einen Gentleman, den wünsch ich mir, denn         Traummann schon weit anders aussah. Und
ich das erste Mal darüber wirklich nach. Ich        der ist immer zart zu dir. Vom Zeichen Fisch-     wenn ich mir meinen absoluten Traummann
kramte in meinen Erinnerungen und alten Fo-         lein soll er sein, dann hat er was mit mir ge-    vorstellte, sollte er folgende Eigenschaften
tos und stellte fest, es gab nie eine Vorstellung   mein. Im Sternenkreis woll´n wir uns treffen.     haben: Blond müsste er sein, strahlend blaue
darüber, wie mein Traummann aussehen soll­          Egal, wie Neidhammeln auch äffen. Du liebst       Augen sollte er auch haben und er sollte groß
­te. Das merkt man auch daran, dass die Män-        mich mit allen Ecken und Kanten, wir brau-        und schlank sein. Ob er klug ist oder das Herz
 ner, die meinen Weg kreuzten, verschiedener        chen keine gscheitn Tanten. Nur ich und du,       am rechten Fleck hat, das ist mir sowas von
 gar nicht sein hätten können. Allerdings haben     und du und ich, das würde furchtbar freuen        egal. Wichtig ist, dass man seinen Liebling
 sich im Laufe der Jahre meine Wertigkeiten         mich. Freunde und Freiheit wolln wir uns las-     anderen zeigen kann. Seinen Charakter kann
 etwas verschoben und sollte ich nochmals           sen, da gibt es keinen Grund zu hassen. Mo-       ja niemand sehen. So dachte ich damals. Den
 den Mut haben, eine Beziehung einzugehen,          mente voller Zärtlichkeit, wir tauchen tief ein   einen oder anderen Freund mit solchen Merk-
 würde ich sicher auf mehr Dinge, als nur auf       in die Herzlichkeit. Auch ehrlich solltest du     malen bekam ich tatsächlich. Heute wiederum
 das berühmte Kribbeln im Bauch achten. Ma-         sein, denn Lügen sind für mich nur Pein. Und      sehe ich dies mit ganz anderen Augen. Ein
 terieller Reichtum war mir zwar nie wichtig,       lange Haare, bitte sehr, dann hast du Sex-Ap-     Mann sollte in meinen Augen mit beiden Bei-
 doch wahrscheinlich hat es (rückwirkend ge-                                                          nen gut im Leben stehen, zu Hause mithelfen,
                                                    peal noch mehr. Romantik pur und im Ge-
 sehen) meiner Jugendliebe schon geholfen,                                                            aber auch kein Pantoffelheld sein. Mittler-
                                                    spräch, vielleicht auch noch einmal nach
 mich zu erobern, dass er ein Moped fuhr.                                                             weile habe ich den richtigen gefunden.
                                                    Lech. Ach leider, liebes Traummännlein, lass
 Heute sind meine Vorstellungen etwas kon-          ich das Lech doch lieber sein. Denn einen
 kreter. Abgesehen von der Liebe und dem Re-        Traummann hätt´ ich längst schon gefunden,        Andrea
 spekt, erwarte ich von einem Traummann,            nur ist der Zauber dann verschwunden. Und
 dass er auch ohne Trauschein in guten, wie in      ich saß da und weinte sehr, um meinen verlo-      Eigentlich kann ich über dieses Thema nicht
 schlechten Zeiten für mich da ist und mich         renen Teddybär. So spielt das Schicksal seinen    so wirklich viel schreiben, da ich aus diesen
 nimmt, wie ich bin. Dazu braucht er viel Hu-       Lauf. Hey Gentleman, wach endlich auf! Und        Beziehungsspielchen so gut es geht ausgestie-
 mor. Er muss meine Macken akzeptieren, das         finde mich, so nah und fern, dass ich dich end-   gen bin. Sprüche wie »Frauen von der Venus
 »wichtige Fußballspiel« abschalten, wenn ich       lich kennen lern. Lieber Traummann, sei so        und Männer vom Mars« haben wohl einen
 gerade wen zum Reden brauche und mich              gut, sei lieb zu mir und auf der Hut. Von ande-   Grund. Meistens läuft es doch so, dass einer
 einfach nur festhalten, wenn es mir nicht gut      ren Frauen rat ich ab, sonst köpf ich deine       versucht, den anderen zu ändern und dann
 geht. Einige gemeinsame Interessen wären na-       Rübe glatt. Nur hübsch, doch hohl brauchst du     beginnen die Machtspiele. Da endet die Be-
 türlich auch Voraussetzung, denn nichts ist        nicht sein, kein Alkoholiker und Schwein.         ziehung entweder, oder einer verliert, und
 schlimmer, als wenn man sich nichts mehr zu        Verkleidet nur, ganz selbstverständlich, dann     muss sich dann dem anderen voll und ganz
 sagen hat. Und dann kommt auch noch der            sieht er manchen Helden ähnlich. Ich brauch       anpassen, sich selbst also aufgeben. Oder, der
 wichtige Punkt der Toleranz: Ich brauche oft       einen Mann mit Herz und Hirn, das möcht´ ich      Alltag kommt und zerstört alles. Ganz zu
 Zeit für mich selbst und das ist schlicht zu       gerne jetzt auch spürn. Den Traummann findet      schweigen von den Besitzansprüchen, wenn
 akzeptieren! Doch manchmal muss er mich            nur mein Herz, und dann mein Hirn macht           man dann zum Eigentum wird. Manche glau-
 auch motivieren, etwas zu unternehmen, statt       eine Terz. Dann prüf ich mich und bin ganz        ben nach einer Weile, sie würden etwas ver-
 vor dem Computer zu sitzen oder die Nase in        schlau und wähle schließlich eine Frau.           säumen und ergreifen die Flucht. Ich bin der
 Bücher zu stecken. Regelmäßige Massagen,                                                             Meinung, Männer verstehen uns nicht wirk-
 Streicheleinheiten usw. wären auch gefragt.                                                          lich, wir sie ebenso wenig. Was eventuell
 Na ja, ab und zu möchte ich vielleicht auch        Sonja                                             funktionieren könnte: Getrennte Wohnungen
 auf Händen getragen (statt auf den Arm ge-                                                           würden dem Partner den nötigen Freiraum
 nommen) werden. Das reicht auch verbal,            So lange ich mich erinnern kann, war mein         und die Möglichkeit geben, sich zu verwirkli-
 wenn es Rücken-technisch nicht mehr geht.          erster Traummann mein Vater. Als Kind sagte       chen, möglichst ohne Eifersucht beim anderen
 Wenn ich darüber nachdenke, stelle ich fest,       ich immer, dass ich einmal Papa heiraten          hervorzurufen. Aber wenn man wirklich ver-
 mein Traumpartner müsste erst erfunden wer-        werde. Meine Eltern erklärten mir jedoch,         liebt ist, ist man ohnehin treu und nicht eifer-
 den und wird ein Traum bleiben. Mein Leben         dass dies nicht ginge bzw. verboten sei. Doch     süchtig. Meist wird man erst misstrauisch,
 ist aber auch als Single ausgefüllt, denn ich      mit dem Alter konnte und wollte ich dies nicht    wenn man selber Scheiße gebaut hat. Aber, da
 habe tolle Kinder und wirklich gute Freunde!       begreifen und sagte, dass sie sich doch tren-     ich mich momentan um mich selber kümmern
 Wenn es mal nicht so ist, denke ich an das Zi-     nen sollen, damit ich Papa heiraten kann.         muss, will ich keine Beziehung eingehen. Ich
 tat eines weisen Menschen: »Wer mit sich           Nach einiger Zeit wurde ich jedoch einsichti-     gehöre zu der Fraktion, die verliebt sein will
 selbst alleine einsam ist, ist in schlechter Ge-   ger und wusste auch, dass ich meinen Papa         und keine Zweckbeziehung eingeht. Da sind
 sellschaft!«                                       lieben darf, auch ohne ihn zu heiraten. Als ich   die Chancen sowieso sehr gering.
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