So könntest DUDU die Welt retten! - SOMMER | 2022 - younion
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Die Daseinsgewerkschaft. SOMMER | 2022 Mitgliedermagazin der younion mit Beilage für unsere Pensionist*innen. So könntest DU die Welt retten! sarayut_sy stock.adobe.com Bild: stock.adobe.com
SERVICE R EC H T S B E R AT U N G I N F O C E N T E R Für die Mitglieder der Landesgruppe Wien bietet Infocenter Zentrale younion _ Die Daseinsgewerkschaft Rechtsberatung 1090 Wien, Maria-Theresien-Straße 11 in allen dienst- und besoldungsrechtlichen Fragen wie folgt an. Öffnungszeiten Jeden Montag, Dienstag und Mittwoch Montag, Mittwoch und Donnerstag von 8.00–16.00 Uhr von 16.30 bis 18.00 Uhr Dienstag von 8.00–17.00 Uhr !! !! Freitag von 8.00–14.00 Uhr Aufgrund der Corona-Krise bis auf Weiteres nur gegen Voranmeldung Schulferien unter +43 1 313 16-83650 Montag bis Donnerstag von 8.00–16.00 Uhr Freitag von 8.00–14.00 Uhr (in den Sommerferien jeden Montag und Mittwoch, nicht in den sonstigen Schulferien) in der Zentrale, 1090 Wien, Maria-Theresien-Straße 11, 3. Stock. Kontakt Tel.: +43 1 313 16-83720 bis 83723 Für die Mitglieder der Hauptgruppe VIII (ehem. KMSfB) bietet Fax: +43 1 313 16-99-83720 E-Mail: infocenter@younion.at younion _ Die Daseinsgewerkschaft in allen arbeitsrechtlichen Web: www.younion.at Fragen Rechtsberatung zu bestimmten Terminen an. Bitte um Terminvereinbarung unter der Tel.-Nr. +43 1 31316-83861. Service/Leistungen Lohnsteuerberatung Hier ein kleiner Überblick über die Tätigkeiten im Infocenter der in der Zentrale der younion younion für unsere Mitglieder: (1090 Wien, Maria-Theresien-Straße 11, 3. Stock): • Wir nehmen gerne Ihre Mitgliedsanmeldung entgegen Jeden Montag (in den Sommerferien jeder zweite Montag) von 16.30 bis 18.00 Uhr, !! gegen Voranmeldung unter der Tel.-Nr. +43 1 31316-83650. !! • Erhalten Sie Informationen zu Urlaubsangeboten von Hotel Grimmingblick, Vitalhotel Styria, Appartements Bad Kleinkirchheim, „Grand Tours“ und „Sowegeno“ Pensionsberatung in der Zentrale der younion • Im Infocenter erhalten Sie Ihre neue Mitgliedskarte (1090 Wien, Maria-Theresien-Straße 11, 3. Stock), • Bei uns können Sie für die Solidaritäts-Unterstützungen einreichen Jeden Donnerstag (in den Sommerferien jeden 2. Mittwoch nur in der Zentrale) von 16.00 bis 18.00 Uhr, • Holen Sie sich im Infocenter die Karten für diverse Kultur-Vorstellungen !! gegen Voranmeldung unter der Tel.-Nr. +43 1 31316-83650. !! • Sie können bei uns Ihren Mitgliedsbeitrag einzahlen Die Mitglieder der übrigen Bundesländer ersuchen wir um • Sie erhalten bei uns vergünstigte Parkkarten für den Parkplatz C Kontaktaufnahme mit der zuständigen Landesgruppe. und die Parkhäuser 3 + 4 am Flughafen Wien-Schwechat IMPRESSUM Herausgeber: younion _ Die Daseinsgewerkschaft; 1090 Wien, Maria-Theresien-Straße 11 Medieninhaber: Verlag des Österreichischen Gewerkschaftsbundes GmbH, 1020 Wien, Johann-Böhm-Platz 1, Tel. 01/662 32 96, Fax 01/662 32 96 - 39793, E-Mail: zeitschriften@oegbverlag.at, Web: www.oegbverlag.at, UID: ATU 55591005, FN 226769i Hersteller: Walstead Leykam Druck GmbH & Co KG, Bickfordstraße 21, 7201 Neudörfl; Verlagsort: 1020 Wien, Herstellungsort: 7201 Neudörfl Redaktion: 1090 Wien, Maria-Theresien-Straße 11; Chefredakteur: Ronald Pötzl; Redaktion: Christian Meidlinger, Michael Novak, Marcus Eibensteiner; Layout/Grafik: jürgen kirchner - grafik, gestaltung & produktion, www.grafikstudio.at Für unverlangt eingesendete Manuskripte und Fotos keine Gewähr. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zu kürzen. Nachdrucke, auch auszugsweise, nur mit Zustimmung der Redaktion und mit Quellenangabe. Namentlich gekennzeichnete Artikel müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen. DVR-Nr. 0046655 | ZVR 576 439 352 Offenlegung nach § 25 Mediengesetz unter: www.younion.at/offenlegung 4
SO hilft man Foto: Michael Liebert den Menschen NICHT Christian Meidlinger Vorsitzender der younion N iemand von uns hat sich das ge- wünscht. Aber trotzdem ist sie da: Wir leben in einer Zeit von Krisen. • Die Treibstoff- und Energiekosten müssen durch z. B. Senkung der Mehrwertsteuer oder Deckelungen Und zwar das volle Programm: Kli- billiger werden. chen nur für die nächsten 24 Monate. ma, Krieg, Flüchtlinge, Pandemie und Wir werden da weiterhin am Drücker Teuerung. Gleichzeitig erleben wir • Auf Lebensmittel und Güter des bleiben. eine demografische Veränderung. Die täglichen Bedarfs muss bis auf wei- Babyboomer gehen in Pension, Fach- teres die Mehrwertsteuer entfallen. 15a-Vereinbarung Kindergarten kräfte fehlen uns an allen Ecken und Enden. Besonders spüren wir das in • Die kalte Progression soll sozial ge- Auch hier verkauft uns die Regierung den technischen Berufen, in den päd- recht zurückgegeben (nicht abge- eine kleine Verbesserung als großen agogischen, aber auch in den Gesund- schafft) werden. Schritt. Während wir als Kindergar- heitsberufen. tengewerkschaft eine Milliarde Euro Die Bundesregierung ist mit ihren pro Jahr gefordert haben, hat die Re- Die unglaubliche Abhängigkeit von Maßnahmen keinem einzigen Punkt gierung eine Milliarde für fünf Jahre (russischem) Gas ist nicht nur schäd- gefolgt. Im Gegenteil: Unternehmen zugesagt. Geld, das wir für den Aus- lich für das Klima, sondern auch für profitieren durch Entlastung bei bau, die Ausbildung von Beschäftig- unsere Geldbörsen. Derzeit betragen AUVA- und FLAF-Beiträgen. Gewin- ten, Verbesserungen der Rahmenbe- die Preissteigerungen bis zu 400 Pro- ner der Teuerung, durch Zufallsge- dingungen, wie z. B. kleinere Gruppen zent und mehr. winne bei der Wasserkraft oder bei durch Verbesserung des Betreuungs- Windparks, tragen nichts zur Inflati- schlüssels, dringend benötigen. Heizkosten, Treibstoffkosten, Lebens- onsbekämpfung bei. mittel und vieles andere wird teurer, Der Herbst wird heiß Lieferketten sind durch Krieg und Co- Dabei wäre hier eine Reform nicht vid eingeschränkt. einmal kompliziert: Der Energiepreis Die Herbstlohnrunde wird von der müsste sich an echten Entstehungs- hohen Inflation geprägt sein. Für den Einmalzahlungen: kosten orientieren und nicht an der öffentlichen Dienst erwarten wir eine Das soll eine Lösung sein? Merit-Order (das letzte und damit teu- rollierende Inflation (letztes Quar- erste Kraftwerk bestimmt den Strom- tal 2021 und die ersten drei Quartale Die Bundesregierung redet davon, preis). 2022) von rund 6 Prozent. Harte Ver- viel Geld in die Hand zu nehmen, um handlungen sind vorprogrammiert! durch Einmalzahlungen die Last zu Pflegepaket: lindern. Von den Maßnahmen ist al- Zufällig vor der Demo Bis dahin ist noch ein wenig Zeit, nach lerdings kaum eine nachhaltig. Die den Anstrengungen der vergangenen Inflation wird nicht gedämpft, die An- Dann noch ein Wort zum Pflegepaket. Monate folgt für viele die längst über- liegen der Pensionist*innen wurden Rasch und natürlich rein zufällig am fällige Urlaubszeit. Ich wünsche allen überhaupt ignoriert. Tag vor unserer großen österreichwei- einen schönen Sommer und erholsa- ten Demonstration der Beschäftigten me Tage. Wir brauchen Maßnahmen zur Be- in den Gesundheitsberufen hat die kämpfung der Teuerung. Regierung ein Paket zur Pflege ange- kündigt. Dieser Ankündigung folgte Ihr Der ÖGB hat bei der großen „Preise ein Vortrag im Ministerrat ohne kon- runter“-Konferenz der Betriebsrät*in- krete Inhalte. Die im Paket beinhaltete nen die Eckpfeiler eingeschlagen. Pflegelehre lehnen wir ab. • Die heurige Mietpreiserhöhung soll Die Regierung hat Geld versprochen. rückwirkend zurückgenommen Wie die Verteilung erfolgten soll, ist werden. nicht klar, jedoch gilt dieses Verspre- Christian Meidlinger 3
I N H A L T Doch, es ist wichtig Auto und Verkehr Seiten 5—7 N atürlich ist die Versuchung groß, Foto: Harri Mannsberger Der Pkw-Verkehr gehört zu den Hauptverursachern für Treib- es den anderen zu überlassen. hausgasemissionen. Aber wie kommt man von A nach B ohne Wozu gibt’s die Politik? Warum küm- CO2? Und was sind die klima-freundlichsten Alternativen? mert sich nicht der Nachbar drum, der oder die Vorgesetzten, die NGOs, Ernährung Seiten 8—9 die Wirtschaft? Irgendjemand soll Wie umweltfreundlich und gesund Vegan wirklich ist. bitte irgendetwas tun. Damit das Kli- ma nicht weiter überhitzt. Damit das Ronald Pötzl Müll und Trennung Seiten 13—15 Meer nicht in Plastik absäuft. Damit Chefredakteur 12 Minuten pro Woche wenden Österreicher*innen durch- die Armut abgeschafft wird. Und noch viele andere Baustellen warten auf Viel zu oft mussten schnittlich für Mülltrennung auf. Die Folgen sind weitreichend. wir an dieser Stelle eine Lösung. unsere Kulturange- Preise runter! Seite 16 bote absagen, weil die Die große Kampagne des ÖGB für Entlastung: Wir sind dabei. Oder wir machen es ganz anders. Was Lage einfach nicht zu kann ICH tun? Das war bei unserer Re- berechnen war. Damit daktionskonferenz die entscheidende ist bis auf weiteres Nachhaltig investieren Seiten 17—19 Schluss. Auf Seite 43 Die Bankzinsen sind im Keller, die Inflation weiter am Steigen. Frage, die nach längerer Diskussion steht endlich wieder Was tun mit mühsam Erspartem? zum Generalthema unseres Sommer- unser Theaterpro- hefts geführt hat. gramm. Applaus! Neue Gutscheine Seiten 20—21 Unser Gutscheinportal wächst weiter. „Irgendjemand soll bitte irgendetwas tun, Kindergarten und Gesundheit Seiten 23—26 ist leider kein optimaler Lösungsansatz.“ Demos und Proteste haben sich ausgezahlt. Der Druck auf die hohe Politik zeigt Wirkung. Und wir sind noch lange nicht Weil, doch, ja, es ist wichtig. Jeder ein- fertig. zelne von uns kann Teil der Lösung werden oder Teil des Problems sein. Die Frauen- Runder Tisch Seiten 28—29 Fußball-EM Und deshalb haben wir in dieser Aus- beginnt am 6. Juli Personalmangel, harter Arbeitsalltag, zu wenig Geld: Der Pflege gabe unseres Mitgliedermagazins ei- mit England wandert das Personal ab. Was zu tun ist, wissen Expert*innen. nen Überblick geschaffen: Hier könn- gegen Österreich. te jeder und jede einen Beitrag dazu Unser Tipp: Bildung Seiten 30—31 leisten, die Welt zumindest einen klei- Sarah Zadrazil Was bringt lebenslanges Lernen? Mit den richtigen Kursen viel. in der 72. Minute. nen Schritt weit zu einem schöneren Das Interview dazu: Ort zu machen. Viel Spaß beim Lesen Ab Seite 36. International Seiten 32—35 und einen schönen Sommer, wo im- Warum das Entlastungspaket zur Teuerung nicht ausreicht. mer Sie ihn verbringen werden. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag unseren verdienten Funktionärinnen und Funktionären Mag. Konrad Krattenthaler Walter Fuchsbauer 60. Geburtstag, 18.5.1962 Helene Roth 60. Geburtstag, 11.4.1962 70. Geburtstag, 11.5.1951 Werner Gschwandtner Gerd Laussegger 65. Geburtstag, 18.4.1957 Mag. Walter Baco 60. Geburtstag, 16.4.1962 70. Geburtstag, 19.6.1952 Karl Kaiser OAR Karl Aufner 60. Geburtstag, 15.3.1961 Rudolf Klippl 60. Geburtstag, 18.5.1962 80. Geburtstag, 8.4.1942 Ing. Robert Horvatits 4 65. Geburtstag, 19.5.1957
Foto: olando - stock.adobe.com Von A nach B aber ohne CO2 Der Pkw-Verkehr gehört zu den Hauptverursachern für Fotos: ©Wiener Linien Treibhausgasemissionen in Österreich, wie aber von A nach B ohne CO2, wenn man pendeln muss, und was sind die klima- für die Erderwärmung und den men- freundlichsten Alternativen zum Individualverkehr in Österreich? schengemachten Klimawandel mit verheerenden Folgen wie extremen Text: Leslie Fedora Keferstein Dürren, dem steigenden Meeresspie- O b notwendiges Übel für den Weg zum Arbeitsplatz, Prestigeobjekt oder Gebrauchsgegenstand, Österreich Sektoren wie Energie, Industrie und Landwirtschaft, oder besser gesagt, wie viel macht der Verkehr tatsäch- gel oder dem Aussterben unzähliger Arten. Grund genug, dem Auto Le- bewohl zu sagen. Was aber, wenn der setzt nach wie vor aufs Auto. Wie kürz- lich aus? Die Antwort ist einfach und Einzelne gar nicht die Freiheit besitzt, lich erhobene Zahlen zeigen, nutzen 36 für Autofahrer*innen ernüchternd: mir nichts dir nichts auf andere Mobi- Prozent der Bevölkerung in Österreich Der Verkehr belegt den zweiten Platz, litätsangebote umzusatteln und sich nach wie vor ihr eigenes Fahrzeug und geht es darum, welcher Sektor die das Auto, mangels besserer Angebote, 33 Prozent setzen sich sogar mehrmals meisten Emissionen von Treibhaus- als alternativlos herausstellt? Die Zu- die Woche in ihren fahrbaren Unter- gasen verursacht. Zum Vergleich: In kunft sieht nicht rosig aus. satz. Unschöne Zahlen, bedenkt man, Österreich beliefen sich 2020 die Ge- dass der Verkehrssektor zu den Haupt- samtemissionen des Sektors Energie Zwang zum CO2-Ausstoß verursachern für Treibhausgasemissi- und Industrie auf 32,4 Mio. Tonnen Von einem Zwang zur Automobilität onen in Österreich zählt. Dabei ist der CO2-Äquivalent, jene des Verkehrs spricht die deutsche Mobilitätsexper- höchste Anteil der Emissionen im Ver- auf 20,7 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent tin Katja Diehl in ihrer Publikation kehr auf den Straßenverkehr und hier – womit der Verkehr für 28,2 Prozent „Autokorrektur“, in der sie nachdrück- insbesondere auf den Pkw-Verkehr zu- aller Treibhausgase in Österreich ver- lich fordert, dass jeder Mensch das rückzuführen. antwortlich ist. Recht haben sollte, ein Leben ohne eigenes Auto führen zu können. Nur Pkw-Verkehr besonders Das durch den Verkehr ausgestoßene wie, wenn die Bahnnetze in ländlichen klimaschädlich CO2, welches unter anderem beim Ver- Gebieten in Österreich nach wie vor Verkehr beeinflusst das Klima, so weit brauch fossiler Brennstoffe entsteht, unzureichend ausgebaut und bereits so gut, aber wie steht es um andere ist bekanntlich wesentlicher Treiber jetzt zahlreiche Pendlerstrecken des 5
cheren Alternative gibt es noch viele Probleme, wie sie in ihrem Buch zur Mo- bilitätswende darlegt. Denn weder die Prob- lematik der Lärmbe- lästigung noch die des Reifenabriebs, eine der größten Quellen für Feinstaub, sind mit dem E-Auto ge- löst. Das E-Auto muss auch keineswegs emissionsfrei sein – der Strommix ist hier ausschlaggebend, kommt der Strom nicht aus erneuerba- ren Energien, werden die Emissionen zwar nicht beim Fahrbe- Straßenbahn: Öffentliche Verkehrsmittel nutzen den verfügbaren Platz in trieb erzeugt, jedoch der Stadt besser und tragen so auch zur Lebensqualität in Wien bei. bei der Strombe- reitstellung und die Emissionserzeugung wäre so lediglich vorgelagert. Im Um- öffentlichen Verkehrs zur Rushhour sonennahverkehr und der starke Zu- kehrschluss bedeutet das aber auch, stark überlastet sind, wie die erst kürz- zug in die Bundeshauptstadt führen je sauberer der Strom wird, desto um- lich entbrannte Diskussion über Raus- in Wien im Vergleich zu den gerings- weltfreundlicher das E-Auto. Das im würfe aus überlasteten Zügen der ÖBB ten Pro-Kopf-Emissionen. Wirklich Juli 2021 verabschiedete Erneuerba- zeigte. klimaschonend leben die Wiener*in- ren-Ausbau-Gesetz lässt also zumin- nen aber dennoch nicht. Neben den dest in dieser Hinsicht positiv in die Lässt man die Zahlen sprechen zeigt öffentlichen Verkehrsmitteln wird Zukunft blicken. Und auch jetzt schon sich, beim Pendlerverkehr müssen nach wie vor auf Verbrenner gesetzt. sind die Treibhausgasemissionen ei- noch einige Anstrengungen unter- Geht es um die vieldiskutierte Alter- nes E-Autos im Vergleich niedriger. nommen werden, um die Klimaziele native der E-Mobilität, liegt Wien mit So schneidet das E-Auto bei einer Bei- Österreichs zu erreichen: Täglich einem E-Auto-Anteil von 5,7 Prozent spielsrechnung des Instituts für Ener- pendeln in Österreich 2,3 Millionen im unteren Drittel im Bundesländer- gie und Umweltforschung Heidelberg der aktiven Erwerbstätigen, also rund vergleich. in seiner Klimabilanz deutlich besser 53 Prozent – 72 Prozent dieser Pend- ab als vergleichbare Fahrzeuge mit ler*innen nutzen für ihren Arbeits- Sind E-Autos die Alternative? Verbrennungsmotor und das selbst weg ausschließlich das Auto. Was wie Mobilitätsexpertin Katja Diehl sieht dann, wenn die energieintensive Her- eine trockene Aufschlüsselung klingt, E-Autos nicht als der Weisheit letzter stellung der Batterie miteinberechnet ist sinnbildlich und vor allem ursäch- Schluss, auch bei der klimafreundli- wird. lich für die hohe Kilometerzahl, die Österreicher*innen durch- schnittlich zurücklegen. So ist es So geht Ecodriving auch nicht verwunderlich, dass Wenn schon Autofahren, dann klimaschonend - 4 Tipps für umweltfreundliches Autofahren: alle Bundesländer im Verkehrs- sektor seit 1990 eine Zunahme • Schwung nutzen und unnötiges starkes Beschleunigen vermeiden der Treibhausgas-Emissionen pro • Vorausschauend und flüssig fahren Kopf zu verzeichnen haben. Ledig- • Hohe Geschwindigkeiten vermeiden lich Wien ist ausgenommen – der hohe Anteil an öffentlichem Per- • Hoher Gang und niedrige Motordrehzahl 6
Stur auf E-Mobilität umzusatteln, wird Nicht nur in Sachen E-Mobilität sind dennoch nicht genug sein, um das von die Wiener Linien Vorreiter. Zahlrei- der österreichischen Bundesregie- che Zusatzangebote und innovative Michael rung gesteckte Ziel, Klimaneutralität Projekte zeigen den Willen der Wiener DEDIC bis 2040, zu erreichen. Der Fokus soll- Linien zur emissionsfreien Zukunft. te auf Vermeidung und Verkehrsver- Unter der Marke WienMobil verknüp- lagerung liegen, wie die Studiener- fen sie das dichte Netz von Bus, Bim steller des Instituts resümieren, weg und U-Bahn mit Sharing-Fahrzeugen, also vom Auto hin zum öffentlichen um das beste Angebot für jeden indi- Nahverkehr oder gleich aufs Rad. viduellen Weg bieten zu können. Bis 2025 sind 100 WienMobil-Stationen Öffis als Schlüssel in ganz Wien geplant, je nach Stand- Der öffentliche Personennahverkehr ort mit unterschiedlichen Angebo- (Öffis) ist ein wesentlicher Bestandteil ten, von Leihautos, über Scooter und auf dem österreichischen Weg zur Kli- Mopeds, bis zu Radabstellboxen und maneutralität: Wer auf Öffis umsteigt, Radservicestationen. Ein attraktives spart pro Jahr bis zu 1.500 kg CO2, das Angebot, das garantiert den einen sind ca. 8.300 nicht gefahrene Kilome- oder anderen vom Umstieg überzeugt. ter mit einem durchschnittlichen Pkw, rechnet Michael Dedic, Vorsitzender Eines ist sicher: So oder so führt kein Zur Person der younion-Hauptgruppe IV - Wie- Weg daran vorbei, mehr Menschen ner Linien, vor. Eine beeindruckende zum Umstieg auf öffentliche Ver- Michael Dedic ist Vorsitzender der Zahl, wenn man bedenkt, dass eine kehrsmittel zu bewegen. Laut Dedic Hauptgruppe IV - Wiener Linien. Infos im Buche jährlich nur ca. 12,5 Kilogramm wird der U2-, U5-Ausbau viel dazu Internet: www.bv-wienerlinien.at/ CO2 binden kann. Bei den Wiener Li- beitragen, durch den Platz für 300 nien spielt E-Mobilität schon immer Millionen zusätzliche Öffi-Nutzer*in- Dedic, angesprochen auf das Problem eine große Rolle – rund 80 Prozent nen geschafft wird. Und auch auf die der Pendler*innen in Österreich. „Wir der Fahrgäste der Wiener Linien sind Pendler*innen soll nicht vergessen müssen alle an einem Strang ziehen. bereits elektrisch mit Bim, U-Bahn werden. „Der Stadt-Umland-Verkehr Allerdings fehlen in vielen Bereichen und E-Bussen unterwegs – Tendenz muss auf jeden Fall attraktiver gestal- nach wie vor die richtigen Rahmen- steigend. „Straßenbahn, U-Bahn und tet werden, die Linie 72 ist ein Parade- bedingungen und der Klimaschutz E-Busse werden mit Strom aus erneu- beispiel. Durch die Straßenbahnlinie gehört besser gefördert“, schließt der erbaren Energien betrieben. Ab 2023 ist Schwechat in Niederösterreich Betriebsrat. In einigen Hinsichten werden voraussichtlich 60 E-Busse demnächst an Wien angebunden. bietet Wien schon heute einen Aus- abgasfrei unterwegs sein, in einem ei- In Wirklichkeit geht es darum, das blick in die Zukunft des klimaneut- gens geschaffenen E-Mobilitäts-Kom- Stadt-Umland so gut anzubinden, ralen Verkehrs. Bis dahin ist es aber petenzzentrum arbeitet man hier be- dass Pendler*innen ab der Stadt- noch ein weiter Weg, der viel Engage- reits an weiteren Möglichkeiten“, wie grenze halten können und dann gut ment von uns allen und vor allem der Michael Dedic erzählt. an ihren Arbeitsplatz kommen“, sagt Politik erfordert. Auto, Bus, Bahn oder Flugzeug? Die Sommerferien stehen vor der Tür, wie aber kann man möglichst klimafreundlich in den Urlaub fahren? Wir haben uns anhand eines Beispiels angeschaut, wie man auf der Strecke von Wien nach Rom am klimafreundlichsten unterwegs ist. km CO2-Emission Auto* (Benziner, Verbrauch 8 L) 1.121 ≈ 22,3 kg Flugzeug 764 ≈ 21,0 kg Reisebus 1.121 ≈ 37,1 kg Bahnfahrt Fernverkehr ÖBB 766 ≈ 6 kg** * Quelle: https://www.klimaneutral-handeln.de/php/kompens-berechnen.php#rechner E-Busse – Elektromobilität aus Erneuerbaren spart jede Menge CO2. ** 8 g pro Person/km - Angabe der ÖBB 7
Was kann VEGAN? Foto: Pixelbliss – stock.adobe.com Text: Leslie Fedora Keferstein S aitan statt Steak, Hafermilch und Sojajoghurt statt Milchprodukte von der Kuh und Zuckerrübensirup höchsten Fleischkonsum pro Kopf. Das schlägt sich auch in der Klima- bilanz nieder: Rund ein Fünftel aller durch ihren Fleischkonsum im Durch- schnitt eineinhalb Tonnen CO2-Emis- sionen pro Jahr. Mit einer veganen statt Honig. Klingt eigentlich nicht Treibhausgase gehen in Österreich Ernährung und dem ausschließlichen so schlecht, oder? Vegane Ernährung auf das Konto der Ernährung, vor al- Verzehr von pflanzlichen Produkten liegt im Trend. Besonders die junge lem die Produktion und der Konsum aus Bio-Anbau jedoch könnten die Ös- Generation beschäftigt sich mehr und von Fleisch schlägt hier zu Buche. terreicher ihren Treibhausgasausstoß mehr mit den Auswirkungen ihres in- Denn zum einen entstehen durch die aus der Landwirtschaft gar um gut dividuellen Konsumverhaltens. Rinderhaltung direkte Emissionen, drei Viertel (76 Prozent) verringern. zum anderen werden für den hohen Die Studie schließt mit dem Ausblick, 30 Prozent verzichten auf Fleisch Das Ergebnis: Die Zahl der Menschen, die sich vegetarisch oder vegan er- nähren steigt stetig. Waren es im Jahr „Das Obst- und Gemüsesortiment 2017 noch sechs Prozent, leben in Ös- terreich 2021 bereits rund 30 Prozent kann auch zur Ökofalle werden.“ vegetarisch oder vegan. Der Verzicht auf tierische Produkte hat dabei nicht Bedarf an Futtermittel, zumeist Soja- dass schon die Halbierung des Kon- nur positive Auswirkungen auf die schrot, riesige Flächen Regenwald ge- sums von tierischen Produkten in der Gesundheit, sondern vor allem auch rodet und natürliche Ressourcen und gesamten EU entscheidende Effekte auf das Klima. Ökosysteme durch genmanipulierte auf unsere Umwelt haben würde. Soja-Monokulturen ersetzt. Trotzdem Schlusslicht in der EU Dennoch ist nicht nur übermäßiger Österreich, Land der Berge, Land des CO2-Ausstoss: 1,5 Tonnen pro Jahr Fleischkonsum klimaschädlich, im Schnitzels. Trotz Trend zur veganen Das müsste nicht so sein: Wie eine Supermarktregal warten auch auf Ernährungsweise ist Österreich EU- Forschergruppe der BOKU 2019 her Vegetarier*innen und Veganer*innen weit immer noch das Land mit dem ausfand, verursachen die Österreicher einige Stolperfallen. 8
Foto: EVOGRAF.MX – stock.adobe.com „Wenn man zum Beispiel das ganze Jahr Erdbeeren isst und nicht auf Re- gionalität und Saisonalität schaut, ist auch die vegane Ernährung klima- schädlich“, erklärt Margarete Schauer, Diätologin beim Gesundheitsverbund Österreich. Zwischen dem nicht-sai- sonalen Obst und Gemüse verstecken sich in der Frischwarenabteilung wei- tere Klimasünder, die, ob ihrer Kli- maschädlichkeit, eigentlich ersatzlos vom Speiseplan gestrichen gehören. Trotz ihrer schlechten Ökobilanz ist die Avocado im Gegensatz Eine Avocado: 2 Badewannen Wasser zu tierischen Produkten wie Ein Beispiel ist die Avocado. Das be- Rindfleisch oder Butter immer noch weitaus emissionsärmer. liebte Obst legt nicht nur weite Stre- cken zurück, bevor es auf unseren Tellern landet. Für die Produktion ei- viel Energie in der Herstellung und zu beschäftigen. Diese sogenannten ner einzigen Frucht braucht es umge- Lagerung. Eine vegane Ernährung, die kritischen Nährstoffe sind dabei unter rechnet auch zwei volle Badewannen ausschließlich aus Ersatzprodukten anderem Eiweiß, OMEGA-3-Fettsäu- Wasser, wobei der Einsatz von Pestizi- besteht, muss daher nicht so nach- ren oder Eisen, alles Nährstoffe, die den und Düngemitteln außerdem zur haltig sein, wie es vielleicht den An- normalerweise durch den Konsum Versalzung der Böden und Verunrei- schein hat. von tierischen Produkten aufgenom- nigung des Grundwassers führt. men werden. Viele Produkte sind nicht nachhaltig Viel Energie in der Herstellung „Viele Fleischersatzprodukte, wie ein Alles ist drin, bis auf B12 Aber nicht nur in der Frischwaren- veganes Schnitzel oder veganer Käse Laut der Ernährungsexpertin kann abteilung liegt der Hase im Pfeffer. sind nicht nachhaltig, weil es Conveni- man grundsätzlich bis auf das Vitamin Auch hochverarbeitete Produkte, wie ence-Produkte sind, die oft auch einen B12 alle fehlenden Nährstoffe erset- beispielsweise Fleischersatzprodukte hohen Anteil an Palmöl haben und zen. „Wichtig ist, dass sehr viele Hül- – die zum Teil auch noch tiefgekühlt im Endeffekt Fertigprodukte mit in- senfrüchte, Getreide, Nüsse, Samen werden müssen – verbrauchen sehr dustrieller Aufbereitung und langen oder eben auch Gemüse wie Brokkoli Transportwegen bleiben“, erklärt uns oder Spinat gegessen werden. Auch Margarete Schauer. hier macht die Kombination viel aus. Wenn man zum Beispiel Hülsenfrüch- Der ausschließliche Verzicht auf te mit Getreide kombiniert, erzeugt Fleisch ist also keineswegs Garant für das eine höhere biologische Wertig- eine klimafreundliche Ernährung. keit, was bedeutet, dass dann das Ei- Wie aber steht es um den mensch- weiß im Körper besser verwertet wer- lichen Organismus selbst: Ist der den kann. Mensch überhaupt dafür geschaffen, sich ausschließlich von pflanzlichen Lebensmitteln zu ernähren? Foto: New Africa – stock.adobe.com Wie gesund ist Veganismus? Foto: younion/Archiv „Der Mensch kann sich grundsätzlich vegan ernähren, wenn er sich gut da- mit beschäftigt und auf eine ausge- wogene Zusammenstellung achtet“ Margarete Schauer – so die Expertin vom Gesundheits- verbund. Oftmals leben Veganer*in- Die Diätologin Margarete Schauer be- nen sogar gesünder, da sie durch den gleitet täglich Patient*innen in der Klinik Verzicht auf bestimme Lebensmittel Donaustadt auf ihrem Weg zu einer ge- dazu gezwungen sind, sich mit den Ein guter Plan: Regionalität und Saisonalität, wenige sunden Ernährung. Auswirkungen ihrer Ernährung, also Convenience-Produkte, auf Fleisch aus Massentierhaltung beispielsweise fehlenden Nährstoffen, verzichten und möglichst keine Lebensmittel wegwerfen. 9
Vertical Foto: P. Grünzweig (Architekturzentrum Wien) Othmar Ruthner, 1964 (ÖNB) Farming Ruthner-Turm auf der WIG 64 Platz sparen ist eine ökonomisch wie ökologisch überaus sinnvolle Strategie. Insbesondere in den immer dichter werdenden Großstädten, in denen der Boden eine der wertvollsten Ressourcen darstellt. Ein kluger Umgang damit ist auch für die Landwirtschaft der Zukunft ein Gebot der Stunde. Also: Nicht in die Horizontale denken, sondern in die Vertikale? ) Text: Peter Payer* D ickson Despommier, US-amerika- nischer Ökologe und Pionier des „Vertical Farming“, tat dies bereits An- Stimmt. Doch betrachten wir die Genese dieser Idee etwas genauer, zeigt sich, dass es bereits einige Jahr- Stahlveredelung gegründet. Daneben beschäftigte er sich als einer der ers- ten in Österreich mit der industriellen fang der 2000er-Jahre. In seiner bahn- zehnte zuvor einen nicht unwesentli- Verarbeitung von Kunststoffen. Bis brechenden Publikation „The Vertical chen Vorläufer dazu gab – und dieser Anfang der 1960er-Jahre hatte er an Farm. Feeding the World in the 21st stammt aus Österreich. die achtzig verschiedene Verfahren Century” propagiert er voll Überzeu- entwickelt und verfügte über mehr als gung die „nächste landwirtschaftliche Erstmal gepflanzt in Österreich 200 eigene Patente. Und nun ging der Revolution“. Hauptschauplätze sind, Es war der Wiener Ingenieur Othmar rastlose Innovator auch noch daran, so Despommier, die Städte, wo die Ruthner (1912–1992) – lange vergessen den Pflanzenbau zu revolutionieren. Nachfrage nach Nahrungsmitteln an- und erst seit kurzem wiederentdeckt haltend hoch ist. Die Möglichkeit zur –, der den Gedanken einer Landwirt- Eine Weltstadt ruft zum Blumenbeet ganzjährigen Kultivierung, der gerin- schaft, die sich in die Höhe erstreckt, Es begann auf der Wiener ge Flächenverbrauch sowie die kurzen erstmals Realität werden ließ. Der er- Internationalen Gartenschau des Lieferwege sprechen hier deutlich für folgreiche Unternehmer hatte in Nie- Jahres 1964 (WIG 64). Im Bemühen die vertikale Landwirtschaft. derösterreich eine große Fabrik zur erneut als Weltstadt wahrgenommen *) Historiker und Stadtforscher sowie Kurator im Technischen Museum Wien 10
Foto: Wiener Stadtgärten - Österreichisches Gartenbaumuseum zu werden hatte Wien im Donaupark Deutschland, der Schweiz, Norwegen, eine ausgedehnte Gartenschau, die Polen, Russland, Kanada, Libyen und europaweit größte, ins Leben gerufen. Saudi-Arabien. Fasziniert berichtete Stolz präsentierte man nicht nur der „Spiegel“ von der nunmehr fast Tausende Blumen und Sträucher, auch greifbaren Utopie einer Rekordernte neue technische Attraktionen sorgten im Fließbandtempo, und das mit mi- für Furore. Darunter ein sogenanntes nimalen Arbeitsaufwand: „Ein einzi- „Turmglashaus“ von Othmar Ruthner, ger Arbeitsmann genügt, das grüne in dem vorgeführt wurde, wie die voll Uhrwerk in Gang zu halten. automatisierte Pflanzenzucht der Zukunft aussehen könnte. Nach dem Ruthner-Motto ‚Pflanze kommt zum Gärtner‘ lässt er die Gon- Automatisiertes Gewächshaus deln zu sich heranschweben, stoppt Das Glashaus hatte eine Höhe von 41 sie für die Zeit der nötigen Handgriffe Meter und war damit ein beachtli- und setzt dann den Paternoster wieder cher Eye-Catcher. In seinem Inneren in Bewegung. An einem Kontrollpult war reger Betrieb zu erkennen: Ins- bestimmt er mittels Knopfdruck die gesamt 35.000 Pflanzentöpfe, in ei- richtige Zusammensetzung der Nähr- genen Hängevorrichtungen montiert, lösung und die erwünschte CO2-Be- bewegten sich im Paternoster-Prinzip gasung; Messinstrumente geben ihm auf und ab, wurden dabei automatisch Aufschluss über Wurzelfeuchtigkeit, besprüht, gedüngt und gewässert. Temperatur und Lüftungsstrom.“ Ruthner-Turm innen (Österr. Gartenbaumuseum) Oberstes Ziel war es, möglichst glei- Nur leider sind die Kosten zu hoch che klimatische Bedingungen für alle Die Hoffnungen des Erfinders sollten Pflanzen zu bieten. Gezogen wurden sich jedoch als verfrüht erweisen. Der welches für das Pflanzenwachstum vor allem Blumen wie Primeln und Betrieb der Türme blieb durch hohe ideal ist; dazu Substrat und Wasser Veilchen, und frisches Gemüse wie Baukosten, vor allem aber durch zu mit wichtigen Mikronährstoffen, allen Tomaten, Paprika und Salat. All das hohe Energiekosten für den Antrieb voran Natrium, Kalium und Phospha- wurde dann gleich direkt in den Res- des Aufzugs und die notwendige te; und schließlich Pumpen, die das taurants auf dem Ausstellungsgelän- Luftumwälzung letztlich unrentabel. Zirkulieren des Wassers und seine de weiterverwendet. Ende der 1980er-Jahre beendete Ruth- Anreicherung mit Sauerstoff bewerk- ner daher seine Tätigkeit in diesem stelligen. All das digital gesteuert und „Revolution im Pflanzenbau“ Bereich. Sämtliche von ihm konzi- über WLAN jederzeit kontrollier- und Die Öffentlichkeit war begeistert. In- pierten Türme wurden demontiert. nachjustierbar. und ausländische Medien berichteten darüber, sprachen von einer „Weltsen- Aber die Idee lebt weiter Salat und Weißkohl im Museum sation“ und einer „Revolution im Erst in jüngster Zeit wird auch in Ös- Im Technischen Museum Wien ist der- Pflanzenbau“. Sogar die „New York terreich wieder intensiv über „urban zeit in der Ausstellung „Foodprints“ Times“ lobte die ingenieurwissen- food“ diskutiert. Vordenker ist hier der eine Installation von Podmirseg zu se- schaftliche Meisterleistung, die – so Wiener Architekt Daniel Podmirseg. Er hen, die all dies verdeutlicht. Vogerl- die große Hoffnung – eine von Klima griff Ruthners Idee auf, gründete das salat, Weißkohl, Asiasalate, aber auch und Standort weitgehend unabhängi- „Vertical Farm Institute“ und gehört Salbei und Basilikum werden hier in- ge Landwirtschaft vorstellbar machte heute zu den gefragtesten Experten auf door kultiviert und im buchstäblichen und mit dazu beitragen könnte, die diesem Gebiet. Sinne großgezogen. „Ich will das Ding Ernährungsprobleme der Zukunft zu ins 21. Jahrhundert bringen“, prokla- lösen. Gewächshaus mit LED und WLAN miert der Architekt in Anspielung auf Technisch und pflanzenphysiologisch Ruthners vielversprechende Vision. Rekordernte auf Knopfdruck ist man mittlerweile auf der Höhe Es gilt, Vergangenheit und Gegenwart Zwar wurde die Anlage im Donaupark der Zeit: LED-Lampen kommen zum klug miteinander zu kombinieren. Und nach Beendigung der Gartenschau Einsatz, mit einem Farbspektrum vor dabei auch an die einstige Pionierleis- abgebrochen, doch in den kommen- allem im roten und blauen Bereich, tung von Othmar Ruthner zu erinnern. den Jahren konnte Ruthner weitere Turmgewächshäuser in verschiede- nen, meist kleineren Varianten er- Foodprints. Die interaktive Ausstellung über Ernährung. richten: Neben Österreich auch in TIPP Noch bis Ende August im Technischen Museum Wien. 11
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Müll:Trennung Text: Johanna Heiss Foto: Gorodenkoff - stock.adobe.com JEDER Beitrag zählt! 12 Minuten pro Woche wenden Österreicher*innen durchschnittlich für Mülltrennung auf. 12 Minuten als kleinster Beitrag jeder Einzelperson zum Klimaschutz. 12 Minuten als Motor eines Kreislaufs – dem Kreislauf der Werkstoffwiederverwertung. D er Müllberg ist gewaltig. Jährlich fallen in Österreich rund 4,3 Mil- lionen Tonnen sogenannte Siedlungs- Grundsätzlich gilt: Vor allem Glas, Kunststoff, Metalle, Altpapier und Bioabfall sollten getrennt und an- Sortieren und Trennen In Wien ist die MA 48 für die Ab- fallwirtschaft verantwortlich. Das abfälle an. Davon stammen 1,4 Millio- schließend recycelt werden – der üb- schließt unter anderem die Bereiche nen aus dem Hausmüll. Das bedeutet rig gebliebene Restmüll wird separat der Straßenreinigung, die Müllabfuhr rund 488 Kilo pro Person. Diesen Berg gesammelt und in weiterer Folge ther- mit eigenem Fuhrpark, das Technik- abzutragen ist nicht einfach. Ein misch weiterverarbeitet. Sprich: In center, die Mistplätze und die Abfall- Schlüssel zum Erfolg: Mülltrennung. der Verbrennungsanlage verbrannt. behandlungszelte, wo Müll sortiert Dabei gelten quer durchs Land aller- Daraus entsteht Energie, die wieder in und die Trennungen durchgeführt dings unterschiedliche Regelungen. die Haushalte zurückgeführt wird. werden, ein. Somit sind die MA 48, 13
beziehungsweise de- Entlohnung. Und auch schöne re die Mülltrennung aber sehr gut in ren Mitarbeiter*innen Anekdoten. Graf: „Ich war ein- der Gemeinde – was auch durch eine auch die Schnittstel- mal in der Zahnklinik, und der finanzielle Regelung unterstützt wird: le zwischen den Wiener behandelnde Zahnarzt hatte ein- „Die Menschen wissen schon, dass Haushalten und den Deponi- mal in den Sommermonaten als Ur- sie Müll trennen sollten, weil sie sich en sowie den Anlagen zur Weiterver- laubsvertretung mit mir zusammen- dadurch auch Geld ersparen. Umso arbeitung der Abfälle. gearbeitet. Er hat mich gleich erkannt. weniger Restmüll ein Haushalt pro- Da habe ich natürlich gehofft, dass ich duziert, umso weniger muss er für die Johannes Graf, Vorsitzender der HG den damals gut behandelt hab und Müllabfuhr bezahlen. Die Bürger*in- III, war selbst viele Jahre bei der MA 48 ihm sympatisch bin.“ nen selbst spüren also einen direk- „auf der Straße“ bei der Müllabfuhr im ten finanziellen Vorteil, wenn sie den Einsatz (mehr Infos dazu: Seite 27). Mülltrennung am Land Müll besser trennen.“ Auch am Land beginnt die Mülltren- Aus dem Keller rauf ans Licht nung in den Haushalten – für die Ab- Jeder sechste Brand aus Altbatterien Johannes Graf erinnert sich gern an fallwirtschaft sind die Gemeinden zu- Müll kann große Gefahren bergen. diese Zeiten zurück, auch wenn der ständig. In Rietz, einer Gemeinde im Viele Dinge, die im Restmüll landen, Job unter schwierigsten Arbeitsbe- haben dort dingungen durchgeführt wurde und Foto: younion/Archiv nichts verloren: noch immer wird: „Wenn man durch „Mehr Öffent- Wien geht, glaubt man schnell, dass lichkeitsarbeit jeder Müllkübel auf der Straße steht zum Thema oder einfach aus dem Haus gerollt Mülltrennung werden muss. Leider ist das ein Irr- wäre wichtig. tum. Die sind teilweise drei Stock- Es gibt sehr werke tief im Keller – und müssen gefährliche dann natürlich raufgetragen werden. Stoffe, die eine Dazu kommen die großen Strecken, hohe Brand- die unsere Leute täglich zu Fuß mar- gefahr haben. schieren. Das sind am Tag rund 20 bis Jeder sechste 25 Kilometer – und dazu noch in den Brand in Öster- Keller runter und wieder rauf. Das ist reich lässt sich schon hart. Und das bei jeder Witte- auf Lithium-Io- rung. Ob es regnet oder schneit, wir Mülltransporte in den Bundesländern: „Die Menschen können sich Geld ersparen.“ nen-Batterien sind immer fünf Tage die Woche da. zurückführen. Wenn einer davon ein Feiertag ist, Tiroler Oberland, wurde die Aufgabe Hier sollte ein Fokus auf der Bewusst- dann arbeiten wir dafür am Samstag.“ der Müllabfuhr an die Entsorgungsfir- seinsbildung liegen –, damit die Men- ma Höpperger ausgelagert. schen wissen, welche Gefahrenquel- Faire Bezahlung für Knochenjob len sie im Haus oder im Keller haben“, Laut Johannes Graf wurde die Ar- Abholung schlägt Sammelstelle sagt Harald Höpperger. beit der 48er für die Müllabfuhr auch Harald Höpperger, der Geschäftsfüh- schon öfter von Gutachter*innen be- rer des Unternehmens, spricht von der Aufklärung schon für die Jüngsten wertet. Laut ihrer Expertise ist es nicht Nähe zu den Bürger*innen, die die Be- Auch die MA 48 in Wien legt besonde- wirklich möglich, ren Wert auf Aufklärung in Form von diese schwere Ar- beit durchzuführen, » Man trägt Tonnen am Tag. Und es Abfallberatung – und das schon bei den Jüngsten der Gesellschaft: „Die ohne den eigenen gibt keine Möglichkeit, bei dieser Arbeit MA 48 ist in Wien natürlich bekannt, Körper dabei an seine Grenzen zu bringen: den Körper nicht zu schädigen. « und wir fangen schon im Kindergar- ten mit der Bewusstseinsbildung an. „Man trägt Tonnen am Tag. Natürlich reitschaft zur Mülltrennung erhöht: Da verteilen wir kleine Handschuhe gewöhnt sich der Körper daran. Aber „Wir haben die Erfahrung gemacht: oder Kapperln und T-Shirts. Schulen noch jeder und jede Gutachter*in hat Umso näher wir bei den Bürger*innen und Kindergärten können sich auch in uns gesagt: Tut mir leid, aber es gibt sind, desto besser funktioniert die Ab- der Zentrale melden und wir s chicken keine Möglichkeit, bei dieser Arbeit falltrennung. Wenn wir den Müll vom dann Umweltberater*innen hin. Es deinen Körper nicht zu schädigen. Haus abholen, dann funktioniert das gibt sogar Spiele, um Mülltrennung Es ist einfach ein Knochenjob.“ Plus- besser, als wenn es eine zentrale Sam- möglichst früh, spielerisch näherzu- punkt: Für den Job gibt’s eine faire melstelle gibt.“ Prinzipiell funktionie- bringen“, sagt Johannes Graf. 14
wird. Das beinhaltet Regelungen, die Mülltrennung in Tirol: dazu verpflichten, mehr Werkstoffe „Mehr Öffentlichkeits- in den Kreislauf zurückzuführen. Bis arbeit zum Thema wäre 2025 soll auch das Sammelsystem für wichtig. Im Restmüll Kunststoff- und Metallverpackungen finden sich sehr vereinheitlicht werden, was klarere gefährliche Stoffe, die eine hohe Brandgefahr Regeln in das Trennsystem bringen haben. Die Menschen soll. müssen wissen, welche Gefahrenquellen sie Trennen ist gleich Klimaschutz in Haus und Keller Momentan sammeln Österreicher*in- lagern“, fordert Harald Höpperger (im Bild in nen im Durchschnitt mehr als 110 kg der Mitte mit zwei Mit- Verpackungen und Altpapier sowie gliedern seines Teams). 9 kg Elektrogeräte und Batterien pro Jahr. Das Ziel ist aber mehr: Durch die getrennte Sammlung von Sekundär- Der Kreislauf der Stoffe EU plant neue Regelungen rohstoffen werden weniger Primär- Nachdem der Müll aus den Haus- Mülltrennung und Abfallverwer- rohstoffe gebraucht und das Klima halten ordentlich getrennt und recy- tung sind das Gebot der Stunde, das wird dadurch entlastet. Und das ist, celbare Stoffe getrennt deponiert auch durch neue Verordnungen und im Anblick der aktuellen Lage, wahr- wurden, werden Bio- sowie Restmüll Gesetze europaweit vorangetrieben scheinlich wichtiger als alles andere. thermisch verwertet. Das bedeutet, dass die Abfälle verbrannt und, unter Grafik: www.ara.at Zugabe von z. B. Gas, Energie entsteht, die dann zurück in den Haushalten verwendet werden kann. Das passiert in Wien wie auch in Rietz. „Man kann Strom erzeugen oder Gas – um die- se Ressource zu nutzen. Das ist auch spannend für die Regionalentwick- lung. Wenn es eine Aufbereitungs- anlage in der Region gibt, kann man auch die daraus gewonnene Energie als Ressource in der Region halten. Das bedeutet auch zudem kurze Ent- sorgungswege, was ebenfalls klima- technisch ein Vorteil ist“, beschreibt Harald Höpperger. Guter Grund aus Müllverbrennung In Wien entsteht durch die Müllver- brennungsanlagen die sogenannte Fernwärme, die ebenfalls wieder in Wiener Haushalte rückgeführt wird. Bioabfälle werden in Kompostwer- ken wie dem Kompostwerk Lobau weiterverarbeitet. 43.000 Tonnen Der Müllberg ist gewaltig. Jährlich fallen in Österreich rund 4,3 Millionen Tonnen sogenannte Siedlungsabfälle an. Kompost konnten so im Jahr 2021 in Davon stammen 1,4 Millionen aus dem Hausmüll. Das bedeutet rund 488 Kilo pro Person. Wien produziert werden. Aus diesem wird seit 2009 die torffreie Erde INFOS im Internet: „Guter Grund“ gewonnen, die als • https://www.ara.at/news/oesterreicherinnen-verwenden-zwoelf-minuten-pro-woche-fuer-muelltrennung Bodenverbesse- • https://www.oesterreich.gv.at/themen/bauen_wohnen_und_umwelt/abfall/Seite.3790051.html rer sowie als Dün- ger dient. • https://www.ara.at/muelltrennung-recycling 15
Es braucht noch mehr! Christian Meidlin- ger, Vorsitzender der younion _ Die Daseinsgewerkschaft, plädierte bei der „Preise runter“-Kon- ferenz für ein rasches Handeln der Bundes- regierung. Mit Erfolg. Allerdings sieht er Nachbesserungsbe- darf beim Entlas- tungspaket: „Auf die Pensionist*innen hat die Regierung prak- tisch völlig vergessen! Und Konzerne, die zum Beispiel mit Wasserkraft Strom erzeugen, machen mit den gestiegenen Prei- sen Zufallsgewinne. Auch da muss rasch etwas passieren!“ Text & Fotos: Marcus Eibensteiner Mit der großen „Preise runter“-Konferenz haben wir Druck Treibstoffe bleibt die Bundesregie- rung schuldig. auf die Regierung gemacht. Mit Erfolg. Aber es braucht noch mehr! Christian Meidlinger, Vorsitzender der younion _ Die Daseinsgewerkschaft: R und 3.200 Betriebsrät*innen, Personalvertreter*innen und Ju- gendvertrauensrät*innen kamen am Zu begrüßen ist die Inflationsanpas- sung von Sozial- und Familienleistun- gen. Ebenso positiv bewertet wird die „Auch auf die Pensionist*innen hat die Bundesregierung praktisch ver- gessen! Und bei der Abschaffung der 8. Juni zur “Preise runter!”-Konferenz Erhöhung der Absetzbeträge, denn sogenannten kalten Progression profi- des ÖGB. diese wirken unabhängig vom Ein- tieren die oberen Einkommen stärker. Klares Ziel: Die Politik muss rasch et- kommen und entlasten daher auch Da braucht es mehr Gerechtigkeit!“ was gegen die Teuerungen unterneh- jene, die keine Lohnsteuer men. Denn eigentlich wollte die Bun- zahlen. desregierung noch in Sommerpause Für Kritik sorgen die vielen gehen und das Thema erst im Herbst Einmalzahlungen. ÖGB-Prä- behandeln. sident Wolfgang Katzian: Der Druck hat schließlich gewirkt. „Einmalzahlungen bremsen Mitte Juni präsentierte die Bundes- die Erhöhung der Inflations- regierung dann doch konkrete Maß- rate nicht, das Preisniveau nahmen. Eine erste Analyse zeigt al- erhöht sich ja dauerhaft.“ lerdings, dass das Paket neben einigen Die Mietpreisregulierung, gelungenen Punkten auch viele Nach- die Senkung der Mehrwert- teile aufweist. steuer auf Lebensmittel und Auch aus den Bundesländern kamen viele Betriebsrät*innen und Personal- vertreter*innen nach Wien. Hier unsere Abordnung aus Oberösterreich. Sozialleistungen bleiben unter der Armutsgrenze Die Sozialleistungen werden zwar angepasst, aber nach wie vor bleiben viele von ihnen unterhalb der Armutsgrenze. Das betrifft die Sozialhilfe, das Arbeitslosengeld und den Ausgleichszulagenrichtsatz, also die zentralen Unterstützungen, auf die viele Menschen angewiesen sind. Die Anpassung kann daher nur ein erster Schritt sein. 16
Anlegen mit gutem Gewissen Foto: stock.adobe.com Immer mehr Menschen wollen ihr Geld nach moralischen, ökologischen oder sozialen Maßstäben investieren. Österreich ist durch seine Vorsorgekassen und durch das staatliche Umweltzeichen für Finanzprodukte ein Vorreiter dieses Trends. Ab 2. August gibt es zusätzlichen Rückenwind: Alle Kunden und Kundinnen müssen ab dann vorab gefragt werden, ob nachhaltig investiert oder vorgesorgt werden soll. Lautet die Antwort ja, müssen entsprechende Produkte angeboten werden. Foto: Ursula Kren-Kwauka D ie Folgen des Klimawandels sind für jeden spürbar. Neue Tempera- turrekorde gehören in Österreich zum Dauerthema, Ölheizungen haben ein Ablaufdatum. Stattdessen werden Gebäude zunehmend mit Alternativ- Alltag. Die extremen Wetterlagen energien beheizt und am Dach sorgen nehmen zu: Manchmal ist es viel zu Solarzellen für umweltfreundlichen trocken, ein andermal sorgen heftige und günstigen Strom. Unwetter für massive Überschwem- mungen. Und es ist nur eine Frage der Nicht in Ausbeutung investieren Zeit, bis die Gletscher verschwinden Immer mehr Anleger wollen auch ihr und das Skifahren im Winter nur noch Erspartes sinnvoll investieren und mit Kunstschnee möglich ist. In ande- dafür sorgen, dass ihr Geld keine be- ren Regionen der Welt drohen noch denklichen Projekte finanziert. Dabei dramatischere Schäden: Ganze Küs- geht es nicht nur um ökologische, Infos zu unserem Autor tengebiete könnten durch den stei- sondern auch um soziale Themen. genden Meeresspiegel unbewohnbar Wer möchte schon in Unternehmen Martin Kwauka ist als Vermögensberater werden, Unterernährung und Hun- investieren, die ihre Mitarbeiter*in- mit Standort in Wien aktiv. ger werden dramatisch zunehmen. nen ausbeuten oder sogar direkt In der schreibenden Zunft ist er seit 1995 Spät, aber doch hat das Umdenken oder indirekt über Zulieferer Kin- als Finanzjournalist tätig, unter anderem begonnen, um die globale Erwärmung derarbeit nutzen? Auch Streuminen war er viele Jahre Chefredakteur des einzubremsen. Energiesparen wird oder Atomkraft gelten für viele als Wochenmagazins „Format“. schon allein aus Kostengründen zum Tabuthema. Klar ist: Wer sein Erspar- 17
tes einer Bank anvertraut, hat in der Glück beginnen auch Unternehmen sogar noch in der Planungsphase. Regel keinerlei Einfluss, wohin die und die Finanzbranche, nachhaltiger Außerdem können Banken, Fondsge- Geldinstitute diese Mittel als Kredite zu arbeiten. War Umweltschutz vor sellschaften und Versicherungen ihre weiterleiten. Das Gleiche gilt für klas- ein paar Jahren oft nur ein Feigen- Produkte vorerst selbst einstufen, ob sische Lebensversicherungen. Bei der blatt, nimmt der ökologische Umbau sie ökologischen oder sozialen Maß- Auswahl von Wertpapieren können der Wirtschaft kräftig Fahrt auf. Oft stäben gerecht werden oder nicht. Es Anleger*innen dagegen ihr Geld be- sorgt spätestens der Druck der in- liegt auf der Hand, dass die Gefahr be- wusst dorthin lenken, wo es gemäß ternationalen Investoren dafür, dass steht, Stichwort Greenwashing, sich der eigenen Werte investiert wird. das Thema von den Vorständen nicht unberechtigt ein grünes Mäntelchen Übrigens legt schon eine große Zahl mehr ignoriert werden kann. umzuhängen. von Österreicher*innen zumindest indirekt nach ökologisch-ethischen Neue Regeln für Berater*innen Geprüft und für gut befunden Prinzipien an: Die Vorsorgekassen, Der 2. August 2022 ist ein weiterer Eines der verlässlichsten Gütesiegel die das Geld der Abfertigung neu für Meilenstein für nachhaltige Invest- für ökologisch-soziale Veranlagun- rund 3,6 Millionen Kunden und Kun- ments in der gesamten Europäischen gen ist das staatliche Österreichische dinnen verwalten, gehören zu den Pi- Union. Jeder Bankberater muss ab Umweltzeichen. Es wurde bisher an onier*innen des nachhaltigen Inves- diesem Tag die Wertpapierkunden 242 in- und ausländische Finanzpro- tierens. Das ist nicht zuletzt die Folge aktiv fragen, ob diese nachhaltig in- dukte verliehen. Der Großteil da- davon, dass auch Arbeitnehmerver- vestieren wollen oder nicht. Das Glei- von sind Investmentfonds mit 198 treter*innen über Beiräte an den Ver- che gilt für die Beratungen zu neuen Auszeichnungen. Es gibt aber auch anlagungsregeln mitwirken. Bei den Lebensversicherungen, hier vor allem bereits 19 Spar- oder Giroprodukte, Pensionskassen geht der Trend in die bei fondsgebundenen Varianten, bei neun fondsgebundene Lebensversi- gleiche Richtung. der die Kund*innen Auswahlmöglich- cherungen, außerdem elf Zertifikate keiten haben. Wenn er/sie angibt, dass und fünf „grüne“ Anleihen. Die Liste 55 Prozent weniger Kohlendioxid auf Nachhaltigkeit Wert gelegt wird, ist unter www.umweltzeichen.at/de/ Starker Rückenwind kommt inzwi- dürfen nur entsprechende Produkte produkte/finanzprodukte abrufbar. schen auch von der EU. Das Ziel des verkauft werden. Allerdings sind die Der große Vorteil: Beim Umweltzei- Europäischen Grünen Paktes aus dem Verfahren, die die EU dafür vorgibt, chen stuft sich nicht der/die Anbie- Jahr 2019 ist es, dass Europa bis zum reichlich kompliziert und obendrein ter*in selbst ein, sondern es prüfen Jahr 2050 als erster Kontinent den noch ziemlich lückenhaft. So sind in unabhängige Gutachter*innen die Netto-Ausstoß von Treibhausgasen der sogenannten EU-Taxonomie erst Produkte nach strengen Kriterien. auf Null senkt. Schon bis zum Jahr zwei von sechs Umweltzielen klar de- So sind zum Beispiel Unternehmen 2030 sollen im Vergleich zum Jahr finiert. Die wichtigen sozialen Min- mit nennenswerten Geschäften im 1990 immerhin 55 Prozent weniger deststandards sind in der Taxonomie Bereich Atomenergie, Rüstung und Kohlendioxid in die Atmosphäre ge- Foto: rh2010 - stock.adobe.com langen. Klar ist, dass allein für diesen Umbau der Energiewirtschaft weg von Kohle und Öl Richtung Windkraft, So- larenergie & Co. in den nächsten Jah- ren gigantische Summen erforderlich sind. Auch andere Aufgaben sind ge- waltig: So landen jedes Jahr zehn bis 20 Millionen Tonnen Plastik in den Meeren. Wenn diese Entwicklung nicht gestoppt wird, könnte es im Jahr 2050 mehr Plastik als Fische in den Ozeanen geben. Auch die Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung, deren Versorgung mit sauberem Trinkwasser und deren Bildung wer- den Unsummen verschlingen. Umweltschutz ernst genommen Vieles, aber eben nicht alles kann mit Steuergeld finanziert werden. Ebenso Ölheizungen haben ein Ablaufdatum. Stattdessen werden Gebäude zunehmend mit Alternativenergien beheizt und am wichtig sind aber private Mittel. Zum Dach sorgen Solarzellen für umweltfreundlichen und günstigen Strom. 18
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