So könntest DUDU die Welt retten! - SOMMER | 2022 - younion

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So könntest DUDU die Welt retten! - SOMMER | 2022 - younion
Die Daseinsgewerkschaft.
                                                                                                             SOMMER   | 2022
                                    Mitgliedermagazin der younion mit Beilage für unsere Pensionist*innen.

                                   So könntest DU
                                       die Welt retten!
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SERVICE

                    R EC H T S B E R AT U N G                                                         I N F O C E N T E R
                  Für die Mitglieder der Landesgruppe Wien bietet                                                 Infocenter Zentrale
                younion _ Die Daseinsgewerkschaft Rechtsberatung                                           1090 Wien, Maria-Theresien-Straße 11
                 in allen dienst- und besoldungsrechtlichen Fragen
                                     wie folgt an.                                                                Öffnungszeiten
                    Jeden Montag, Dienstag und Mittwoch                                   Montag, Mittwoch und Donnerstag                     von 8.00–16.00 Uhr
                            von 16.30 bis 18.00 Uhr                                       Dienstag                                            von 8.00–17.00 Uhr

          !!                                                                     !!
                                                                                          Freitag                                             von 8.00–14.00 Uhr
                Aufgrund der Corona-Krise bis auf Weiteres nur
      		                     gegen Voranmeldung                                           Schulferien
      		                   unter +43 1 313 16-83650                                       Montag bis Donnerstag                               von 8.00–16.00 Uhr
                                                                                          Freitag                                             von 8.00–14.00 Uhr
              (in den Sommerferien jeden Montag und Mittwoch,
                      nicht in den sonstigen Schulferien)
        in der Zentrale, 1090 Wien, Maria-Theresien-Straße 11, 3. Stock.                                                Kontakt
                                                                                          Tel.:     +43 1 313 16-83720 bis 83723
           Für die Mitglieder der Hauptgruppe VIII (ehem. KMSfB) bietet                   Fax:      +43 1 313 16-99-83720
                                                                                          E-Mail:   infocenter@younion.at
          younion _ Die Daseinsgewerkschaft in allen arbeitsrechtlichen
                                                                                          Web:      www.younion.at
               Fragen Rechtsberatung zu bestimmten Terminen an.
        Bitte um Terminvereinbarung unter der Tel.-Nr. +43 1 31316-83861.
                                                                                                                    Service/Leistungen
                                Lohnsteuerberatung                                        Hier ein kleiner Überblick über die Tätigkeiten im Infocenter der
                              in der Zentrale der younion                                 younion für unsere Mitglieder:
                (1090 Wien, Maria-Theresien-Straße 11, 3. Stock):                         • Wir nehmen gerne Ihre Mitgliedsanmeldung entgegen
        Jeden Montag (in den Sommerferien jeder zweite Montag) von 16.30 bis 18.00 Uhr,
       !!  gegen Voranmeldung unter der Tel.-Nr. +43 1 31316-83650.
                                                                                     !!   • Erhalten Sie Informationen zu Urlaubsangeboten von
                                                                                             Hotel Grimmingblick, Vitalhotel Styria,
                                                                                             Appartements Bad Kleinkirchheim, „Grand Tours“ und „Sowegeno“
                                  Pensionsberatung
                             in der Zentrale der younion                                  • Im Infocenter erhalten Sie Ihre neue Mitgliedskarte
                 (1090 Wien, Maria-Theresien-Straße 11, 3. Stock),
                                                                                          • Bei uns können Sie für die Solidaritäts-Unterstützungen einreichen
          Jeden Donnerstag (in den Sommerferien jeden 2. Mittwoch nur in der Zentrale)
                                 von 16.00 bis 18.00 Uhr,                                 • Holen Sie sich im Infocenter die Karten für diverse Kultur-Vorstellungen
       !!   gegen Voranmeldung unter der Tel.-Nr. +43 1 31316-83650.
                                                                                     !!   • Sie können bei uns Ihren Mitgliedsbeitrag einzahlen
            Die Mitglieder der übrigen Bundesländer ersuchen wir um                       • Sie erhalten bei uns vergünstigte Parkkarten für den Parkplatz C
             Kontaktaufnahme mit der zuständigen Landesgruppe.                               und die Parkhäuser 3 + 4 am Flughafen Wien-Schwechat

    IMPRESSUM
    Herausgeber: younion _ Die Daseinsgewerkschaft; 1090 Wien, Maria-Theresien-Straße 11
    Medieninhaber:	Verlag des Österreichischen Gewerkschaftsbundes GmbH, 1020 Wien, Johann-Böhm-Platz 1, Tel. 01/662 32 96, Fax 01/662 32 96 - 39793,
                    E-Mail: zeitschriften@oegbverlag.at, Web: www.oegbverlag.at, UID: ATU 55591005, FN 226769i
    Hersteller:     Walstead Leykam Druck GmbH & Co KG, Bickfordstraße 21, 7201 Neudörfl; Verlagsort: 1020 Wien, Herstellungsort: 7201 Neudörfl
    Redaktion:	    1090 Wien, Maria-Theresien-Straße 11; Chefredakteur: Ronald Pötzl; Redaktion: Christian Meidlinger, Michael Novak, Marcus Eibensteiner;
                    Layout/Grafik: jürgen kirchner - grafik, gestaltung & produktion, www.grafikstudio.at
    Für unverlangt eingesendete Manuskripte und Fotos keine Gewähr. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zu kürzen. Nachdrucke, auch auszugsweise,
    nur mit Zustimmung der Redaktion und mit Quellenangabe. Namentlich gekennzeichnete Artikel müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen.
    DVR-Nr. 0046655 | ZVR 576 439 352                                             Offenlegung nach § 25 Mediengesetz unter: www.younion.at/offenlegung

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So könntest DUDU die Welt retten! - SOMMER | 2022 - younion
SO hilft man

                                                                                     Foto: Michael Liebert
den Menschen NICHT
                                                                                                                                Christian Meidlinger
                                                                                                                                Vorsitzender
                                                                                                                                der younion

N   iemand von uns hat sich das ge-
    wünscht. Aber trotzdem ist sie
da: Wir leben in einer Zeit von Krisen.
                                          • 
                                            Die Treibstoff- und Energiekosten
                                            müssen durch z. B. Senkung der
                                            Mehrwertsteuer oder Deckelungen
Und zwar das volle Programm: Kli-           billiger werden.                                                 chen nur für die nächsten 24 Monate.
ma, Krieg, Flüchtlinge, Pandemie und                                                                         Wir werden da weiterhin am Drücker
Teuerung. Gleichzeitig erleben wir        • 
                                            Auf Lebensmittel und Güter des                                   bleiben.
eine demografische Veränderung. Die         täglichen Bedarfs muss bis auf wei-
Babyboomer gehen in Pension, Fach-          teres die Mehrwertsteuer entfallen.                              15a-Vereinbarung Kindergarten
kräfte fehlen uns an allen Ecken und
Enden. Besonders spüren wir das in        • Die kalte Progression soll sozial ge-                           Auch hier verkauft uns die Regierung
den technischen Berufen, in den päd-         recht zurückgegeben (nicht abge-                                eine kleine Verbesserung als großen
agogischen, aber auch in den Gesund-         schafft) werden.                                                Schritt. Während wir als Kindergar-
heitsberufen.                                                                                                tengewerkschaft eine Milliarde Euro
                                          Die Bundesregierung ist mit ihren                                  pro Jahr gefordert haben, hat die Re-
Die unglaubliche Abhängigkeit von         Maßnahmen keinem einzigen Punkt                                    gierung eine Milliarde für fünf Jahre
(russischem) Gas ist nicht nur schäd-     gefolgt. Im Gegenteil: Unternehmen                                 zugesagt. Geld, das wir für den Aus-
lich für das Klima, sondern auch für      profitieren durch Entlastung bei                                   bau, die Ausbildung von Beschäftig-
unsere Geldbörsen. Derzeit betragen       AUVA- und FLAF-Beiträgen. Gewin-                                   ten, Verbesserungen der Rahmenbe-
die Preissteigerungen bis zu 400 Pro-     ner der Teuerung, durch Zufallsge-                                 dingungen, wie z. B. kleinere Gruppen
zent und mehr.                            winne bei der Wasserkraft oder bei                                 durch Verbesserung des Betreuungs-
                                          Windparks, tragen nichts zur Inflati-                              schlüssels, dringend benötigen.
Heizkosten, Treibstoffkosten, Lebens-     onsbekämpfung bei.
mittel und vieles andere wird teurer,                                                                        Der Herbst wird heiß
Lieferketten sind durch Krieg und Co-     Dabei wäre hier eine Reform nicht
vid eingeschränkt.                        einmal kompliziert: Der Energiepreis                               Die Herbstlohnrunde wird von der
                                          müsste sich an echten Entstehungs-                                 hohen Inflation geprägt sein. Für den
Einmalzahlungen:                          kosten orientieren und nicht an der                                öffentlichen Dienst erwarten wir eine
Das soll eine Lösung sein?                Merit-Order (das letzte und damit teu-                             rollierende Inflation (letztes Quar-
                                          erste Kraftwerk bestimmt den Strom-                                tal 2021 und die ersten drei Quartale
Die Bundesregierung redet davon,          preis).                                                            2022) von rund 6 Prozent. Harte Ver-
viel Geld in die Hand zu nehmen, um                                                                          handlungen sind vorprogrammiert!
durch Einmalzahlungen die Last zu         Pflegepaket:
lindern. Von den Maßnahmen ist al-        Zufällig vor der Demo                                              Bis dahin ist noch ein wenig Zeit, nach
lerdings kaum eine nachhaltig. Die                                                                           den Anstrengungen der vergangenen
Inflation wird nicht gedämpft, die An-    Dann noch ein Wort zum Pflegepaket.                                Monate folgt für viele die längst über-
liegen der Pensionist*innen wurden        Rasch und natürlich rein zufällig am                               fällige Urlaubszeit. Ich wünsche allen
überhaupt ignoriert.                      Tag vor unserer großen österreichwei-                              einen schönen Sommer und erholsa-
                                          ten Demonstration der Beschäftigten                                me Tage.
Wir brauchen Maßnahmen zur Be-            in den Gesundheitsberufen hat die
kämpfung der Teuerung.                    Regierung ein Paket zur Pflege ange-
                                          kündigt. Dieser Ankündigung folgte                                 Ihr
Der ÖGB hat bei der großen „Preise        ein Vortrag im Ministerrat ohne kon-
runter“-Konferenz der Betriebsrät*in-     krete Inhalte. Die im Paket beinhaltete
nen die Eckpfeiler eingeschlagen.         Pflegelehre lehnen wir ab.

• Die heurige Mietpreiserhöhung soll     Die Regierung hat Geld versprochen.
   rückwirkend     zurückgenommen         Wie die Verteilung erfolgten soll, ist
   werden.                                nicht klar, jedoch gilt dieses Verspre-                                         Christian Meidlinger

                                                                                                                                                       3
So könntest DUDU die Welt retten! - SOMMER | 2022 - younion
I N H A L T                                            Doch, es ist wichtig
    Auto und Verkehr                                  Seiten 5—7
                                                                            N     atürlich ist die Versuchung groß,

                                                                                                                                                   Foto: Harri Mannsberger
    Der Pkw-Verkehr gehört zu den Hauptverursachern für Treib-                    es den anderen zu überlassen.
    hausgasemissionen. Aber wie kommt man von A nach B ohne                  Wozu gibt’s die Politik? Warum küm-
    CO2? Und was sind die klima-freundlichsten Alternativen?                 mert sich nicht der Nachbar drum,
                                                                             der oder die Vorgesetzten, die NGOs,
    Ernährung                                        Seiten 8—9              die Wirtschaft? Irgendjemand soll
    Wie umweltfreundlich und gesund Vegan wirklich ist.                      bitte irgendetwas tun. Damit das Kli-
                                                                             ma nicht weiter überhitzt. Damit das         Ronald Pötzl
    Müll und Trennung                               Seiten 13—15             Meer nicht in Plastik absäuft. Damit         Chefredakteur
    12 Minuten pro Woche wenden Österreicher*innen durch-                    die Armut abgeschafft wird. Und noch
                                                                             viele andere Baustellen warten auf           Viel zu oft mussten
    schnittlich für Mülltrennung auf. Die Folgen sind weitreichend.                                                       wir an dieser Stelle
                                                                             eine Lösung.                                 unsere Kulturange-
    Preise runter!                                        Seite 16                                                        bote absagen, weil die
    Die große Kampagne des ÖGB für Entlastung: Wir sind dabei.               Oder wir machen es ganz anders. Was          Lage einfach nicht zu
                                                                             kann ICH tun? Das war bei unserer Re-        berechnen war. Damit
                                                                             daktionskonferenz die entscheidende          ist bis auf weiteres
    Nachhaltig investieren                          Seiten 17—19                                                          Schluss. Auf Seite 43
    Die Bankzinsen sind im Keller, die Inflation weiter am Steigen.          Frage, die nach längerer Diskussion          steht endlich wieder
    Was tun mit mühsam Erspartem?                                            zum Generalthema unseres Sommer-             unser Theaterpro-
                                                                             hefts geführt hat.                           gramm. Applaus!
    Neue Gutscheine                                Seiten 20—21
    Unser Gutscheinportal wächst weiter.                                       „Irgendjemand soll bitte irgendetwas tun,
    Kindergarten und Gesundheit                   Seiten 23—26                  ist leider kein optimaler Lösungsansatz.“
    Demos und Proteste haben sich ausgezahlt. Der Druck auf
    die hohe Politik zeigt Wirkung. Und wir sind noch lange nicht            Weil, doch, ja, es ist wichtig. Jeder ein-
    fertig.                                                                  zelne von uns kann Teil der Lösung
                                                                             werden oder Teil des Problems sein.          Die Frauen-
    Runder Tisch                                  Seiten 28—29                                                            Fußball-EM
                                                                             Und deshalb haben wir in dieser Aus-         beginnt am 6. Juli
    Personalmangel, harter Arbeitsalltag, zu wenig Geld: Der Pflege          gabe unseres Mitgliedermagazins ei-          mit England
    wandert das Personal ab. Was zu tun ist, wissen Expert*innen.            nen Überblick geschaffen: Hier könn-         gegen Österreich.
                                                                             te jeder und jede einen Beitrag dazu         Unser Tipp:
    Bildung                                       Seiten 30—31               leisten, die Welt zumindest einen klei-      Sarah Zadrazil
    Was bringt lebenslanges Lernen? Mit den richtigen Kursen viel.                                                        in der 72. Minute.
                                                                             nen Schritt weit zu einem schöneren          Das Interview dazu:
                                                                             Ort zu machen. Viel Spaß beim Lesen          Ab Seite 36.
    International                                 Seiten 32—35               und einen schönen Sommer, wo im-
    Warum das Entlastungspaket zur Teuerung nicht ausreicht.                 mer Sie ihn verbringen werden.

                    Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag
                  unseren verdienten Funktionärinnen und Funktionären
                                                        Mag. Konrad Krattenthaler
            Walter Fuchsbauer                               60. Geburtstag, 18.5.1962                           Helene Roth
          60. Geburtstag, 11.4.1962                                                                       70. Geburtstag, 11.5.1951
                                                           Werner Gschwandtner
             Gerd Laussegger                                65. Geburtstag, 18.4.1957                        Mag. Walter Baco
          60. Geburtstag, 16.4.1962                                                                       70. Geburtstag, 19.6.1952
                                                                      Karl Kaiser
              OAR Karl Aufner                               60. Geburtstag, 15.3.1961                          Rudolf Klippl
          60. Geburtstag, 18.5.1962                                                                        80. Geburtstag, 8.4.1942
                                                            Ing. Robert Horvatits
4                                                           65. Geburtstag, 19.5.1957
So könntest DUDU die Welt retten! - SOMMER | 2022 - younion
Foto: olando - stock.adobe.com

   Von A nach B
                             aber
           ohne CO2
      Der Pkw-Verkehr gehört zu den Hauptverursachern für                                                           Fotos: ©Wiener Linien
   Treibhausgasemissionen in Österreich, wie aber von A nach B
   ohne CO2, wenn man pendeln muss, und was sind die klima-                               für die Erderwärmung und den men-
freundlichsten Alternativen zum Individualverkehr in Österreich?                          schengemachten Klimawandel mit
                                                                                          verheerenden Folgen wie extremen
                               Text: Leslie Fedora Keferstein
                                                                                          Dürren, dem steigenden Meeresspie-

O    b notwendiges Übel für den Weg
     zum Arbeitsplatz, Prestigeobjekt
oder Gebrauchsgegenstand, Österreich
                                                 Sektoren wie Energie, Industrie und
                                                 Landwirtschaft, oder besser gesagt,
                                                 wie viel macht der Verkehr tatsäch-
                                                                                          gel oder dem Aussterben unzähliger
                                                                                          Arten. Grund genug, dem Auto Le-
                                                                                          bewohl zu sagen. Was aber, wenn der
setzt nach wie vor aufs Auto. Wie kürz-          lich aus? Die Antwort ist einfach und    Einzelne gar nicht die Freiheit besitzt,
lich erhobene Zahlen zeigen, nutzen 36           für Autofahrer*innen ernüchternd:        mir nichts dir nichts auf andere Mobi-
Prozent der Bevölkerung in Österreich            Der Verkehr belegt den zweiten Platz,    litätsangebote umzusatteln und sich
nach wie vor ihr eigenes Fahrzeug und            geht es darum, welcher Sektor die        das Auto, mangels besserer Angebote,
33 Prozent setzen sich sogar mehrmals            meisten Emissionen von Treibhaus-        als alternativlos herausstellt? Die Zu-
die Woche in ihren fahrbaren Unter-              gasen verursacht. Zum Vergleich: In      kunft sieht nicht rosig aus.
satz. Unschöne Zahlen, bedenkt man,              Österreich beliefen sich 2020 die Ge-
dass der Verkehrssektor zu den Haupt-            samtemissionen des Sektors Energie       Zwang zum CO2-Ausstoß
verursachern für Treibhausgasemissi-             und Industrie auf 32,4 Mio. Tonnen       Von einem Zwang zur Automobilität
onen in Österreich zählt. Dabei ist der          CO2-Äquivalent, jene des Verkehrs        spricht die deutsche Mobilitätsexper-
höchste Anteil der Emissionen im Ver-            auf 20,7 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent      tin Katja Diehl in ihrer Publikation
kehr auf den Straßenverkehr und hier             – womit der Verkehr für 28,2 Prozent     „Autokorrektur“, in der sie nachdrück-
insbesondere auf den Pkw-Verkehr zu-             aller Treibhausgase in Österreich ver-   lich fordert, dass jeder Mensch das
rückzuführen.                                    antwortlich ist.                         Recht haben sollte, ein Leben ohne
                                                                                          eigenes Auto führen zu können. Nur
Pkw-Verkehr besonders                            Das durch den Verkehr ausgestoßene       wie, wenn die Bahnnetze in ländlichen
klimaschädlich                                   CO2, welches unter anderem beim Ver-     Gebieten in Österreich nach wie vor
Verkehr beeinflusst das Klima, so weit           brauch fossiler Brennstoffe entsteht,    unzureichend ausgebaut und bereits
so gut, aber wie steht es um andere              ist bekanntlich wesentlicher Treiber     jetzt zahlreiche Pendlerstrecken des

                                                                                                                                           5
So könntest DUDU die Welt retten! - SOMMER | 2022 - younion
cheren     Alternative
                                                                                                                        gibt es noch viele
                                                                                                                        Probleme, wie sie in
                                                                                                                        ihrem Buch zur Mo-
                                                                                                                        bilitätswende darlegt.
                                                                                                                        Denn weder die Prob-
                                                                                                                        lematik der Lärmbe-
                                                                                                                        lästigung noch die des
                                                                                                                        Reifenabriebs, eine
                                                                                                                        der größten Quellen
                                                                                                                        für Feinstaub, sind
                                                                                                                        mit dem E-Auto ge-
                                                                                                                        löst. Das E-Auto muss
                                                                                                                        auch       keineswegs
                                                                                                                        emissionsfrei sein –
                                                                                                                        der Strommix ist hier
                                                                                                                        ausschlaggebend,
                                                                                                                        kommt der Strom
                                                                                                                        nicht aus erneuerba-
                                                                                                                        ren Energien, werden
                                                                                                                        die Emissionen zwar
                                                                                                                        nicht beim Fahrbe-
Straßenbahn: Öffentliche Verkehrsmittel nutzen den verfügbaren Platz in                                                 trieb erzeugt, jedoch
der Stadt besser und tragen so auch zur Lebensqualität in Wien bei.
                                                                                                                        bei der Strombe-
                                                                                                                        reitstellung und die
                                                                                                                        Emissionserzeugung
                                                                                                                        wäre so lediglich
                                                                                                                        vorgelagert. Im Um-
öffentlichen Verkehrs zur Rushhour                            sonennahverkehr und der starke Zu-       kehrschluss bedeutet das aber auch,
stark überlastet sind, wie die erst kürz-                     zug in die Bundeshauptstadt führen       je sauberer der Strom wird, desto um-
lich entbrannte Diskussion über Raus-                         in Wien im Vergleich zu den gerings-     weltfreundlicher das E-Auto. Das im
würfe aus überlasteten Zügen der ÖBB                          ten Pro-Kopf-Emissionen. Wirklich        Juli 2021 verabschiedete Erneuerba-
zeigte.                                                       klimaschonend leben die Wiener*in-       ren-Ausbau-Gesetz lässt also zumin-
                                                              nen aber dennoch nicht. Neben den        dest in dieser Hinsicht positiv in die
Lässt man die Zahlen sprechen zeigt                           öffentlichen Verkehrsmitteln wird        Zukunft blicken. Und auch jetzt schon
sich, beim Pendlerverkehr müssen                              nach wie vor auf Verbrenner gesetzt.     sind die Treibhausgasemissionen ei-
noch einige Anstrengungen unter-                              Geht es um die vieldiskutierte Alter-    nes E-Autos im Vergleich niedriger.
nommen werden, um die Klimaziele                              native der E-Mobilität, liegt Wien mit   So schneidet das E-Auto bei einer Bei-
Österreichs zu erreichen: Täglich                             einem E-Auto-Anteil von 5,7 Prozent      spielsrechnung des Instituts für Ener-
pendeln in Österreich 2,3 Millionen                           im unteren Drittel im Bundesländer-      gie und Umweltforschung Heidelberg
der aktiven Erwerbstätigen, also rund                         vergleich.                               in seiner Klimabilanz deutlich besser
53 Prozent – 72 Prozent dieser Pend-                                                                   ab als vergleichbare Fahrzeuge mit
ler*innen nutzen für ihren Arbeits-      Sind E-Autos die Alternative?                                 Verbrennungsmotor und das selbst
weg ausschließlich das Auto. Was wie     Mobilitätsexpertin Katja Diehl sieht                          dann, wenn die energieintensive Her-
eine trockene Aufschlüsselung klingt,    E-Autos nicht als der Weisheit letzter                        stellung der Batterie miteinberechnet
ist sinnbildlich und vor allem ursäch-   Schluss, auch bei der klimafreundli-                          wird.
lich für die hohe Kilometerzahl,
die Österreicher*innen durch-
schnittlich zurücklegen. So ist es     So geht Ecodriving
auch nicht verwunderlich, dass
                                       Wenn schon Autofahren, dann klimaschonend - 4 Tipps für umweltfreundliches Autofahren:
alle Bundesländer im Verkehrs-
sektor seit 1990 eine Zunahme                                •
                                           Schwung nutzen und unnötiges starkes Beschleunigen vermeiden
der Treibhausgas-Emissionen pro                              •
                                           Vorausschauend und flüssig fahren
Kopf zu verzeichnen haben. Ledig-                            •
                                           Hohe Geschwindigkeiten vermeiden
lich Wien ist ausgenommen – der
hohe Anteil an öffentlichem Per-
                                                             •
                                           Hoher Gang und niedrige Motordrehzahl

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So könntest DUDU die Welt retten! - SOMMER | 2022 - younion
Stur auf E-Mobilität umzusatteln, wird                     Nicht nur in Sachen E-Mobilität sind
dennoch nicht genug sein, um das von                       die Wiener Linien Vorreiter. Zahlrei-
der österreichischen Bundesregie-                          che Zusatzangebote und innovative
                                                                                                                  Michael
rung gesteckte Ziel, Klimaneutralität                      Projekte zeigen den Willen der Wiener
                                                                                                                  DEDIC
bis 2040, zu erreichen. Der Fokus soll-                    Linien zur emissionsfreien Zukunft.
te auf Vermeidung und Verkehrsver-                         Unter der Marke WienMobil verknüp-
lagerung liegen, wie die Studiener-                        fen sie das dichte Netz von Bus, Bim
steller des Instituts resümieren, weg                      und U-Bahn mit Sharing-Fahrzeugen,
also vom Auto hin zum öffentlichen                         um das beste Angebot für jeden indi-
Nahverkehr oder gleich aufs Rad.                           viduellen Weg bieten zu können. Bis
                                                           2025 sind 100 WienMobil-Stationen
Öffis als Schlüssel                                        in ganz Wien geplant, je nach Stand-
Der öffentliche Personennahverkehr                         ort mit unterschiedlichen Angebo-
(Öffis) ist ein wesentlicher Bestandteil                   ten, von Leihautos, über Scooter und
auf dem österreichischen Weg zur Kli-                      Mopeds, bis zu Radabstellboxen und
maneutralität: Wer auf Öffis umsteigt,                     Radservicestationen. Ein attraktives
spart pro Jahr bis zu 1.500 kg CO2, das                    Angebot, das garantiert den einen
sind ca. 8.300 nicht gefahrene Kilome-                     oder anderen vom Umstieg überzeugt.
ter mit einem durchschnittlichen Pkw,
rechnet Michael Dedic, Vorsitzender                        Eines ist sicher: So oder so führt kein             Zur Person
der younion-Hauptgruppe IV - Wie-                          Weg daran vorbei, mehr Menschen
ner Linien, vor. Eine beeindruckende                       zum Umstieg auf öffentliche Ver-                    Michael Dedic ist Vorsitzender der
Zahl, wenn man bedenkt, dass eine                          kehrsmittel zu bewegen. Laut Dedic                  Hauptgruppe IV - Wiener Linien. Infos im
Buche jährlich nur ca. 12,5 Kilogramm                      wird der U2-, U5-Ausbau viel dazu                   Internet: www.bv-wienerlinien.at/
CO2 binden kann. Bei den Wiener Li-                        beitragen, durch den Platz für 300
nien spielt E-Mobilität schon immer                        Millionen zusätzliche Öffi-Nutzer*in-             Dedic, angesprochen auf das Problem
eine große Rolle – rund 80 Prozent                         nen geschafft wird. Und auch auf die              der Pendler*innen in Österreich. „Wir
der Fahrgäste der Wiener Linien sind                       Pendler*innen soll nicht vergessen                müssen alle an einem Strang ziehen.
bereits elektrisch mit Bim, U-Bahn                         werden. „Der Stadt-Umland-Verkehr                 Allerdings fehlen in vielen Bereichen
und E-Bussen unterwegs – Tendenz                           muss auf jeden Fall attraktiver gestal-           nach wie vor die richtigen Rahmen-
steigend. „Straßenbahn, U-Bahn und                         tet werden, die Linie 72 ist ein Parade-          bedingungen und der Klimaschutz
E-Busse werden mit Strom aus erneu-                        beispiel. Durch die Straßenbahnlinie              gehört besser gefördert“, schließt der
erbaren Energien betrieben. Ab 2023                        ist Schwechat in Niederösterreich                 Betriebsrat. In einigen Hinsichten
werden voraussichtlich 60 E-Busse                          demnächst an Wien angebunden.                     bietet Wien schon heute einen Aus-
abgasfrei unterwegs sein, in einem ei-                     In Wirklichkeit geht es darum, das                blick in die Zukunft des klimaneut-
gens geschaffenen E-Mobilitäts-Kom-                        Stadt-Umland so gut anzubinden,                   ralen Verkehrs. Bis dahin ist es aber
petenzzentrum arbeitet man hier be-                        dass Pendler*innen ab der Stadt-                  noch ein weiter Weg, der viel Engage-
reits an weiteren Möglichkeiten“, wie                      grenze halten können und dann gut                 ment von uns allen und vor allem der
Michael Dedic erzählt.                                     an ihren Arbeitsplatz kommen“, sagt               Politik erfordert.

                                                                              Auto, Bus, Bahn oder Flugzeug?
                                                                              Die Sommerferien stehen vor der Tür, wie aber kann man möglichst
                                                                              klimafreundlich in den Urlaub fahren? Wir haben uns anhand eines
                                                                              Beispiels angeschaut, wie man auf der Strecke von Wien nach Rom
                                                                              am klimafreundlichsten unterwegs ist.
                                                                                                                      km         CO2-Emission
                                                                               Auto* (Benziner, Verbrauch 8 L)       1.121         ≈ 22,3 kg
                                                                               Flugzeug                              764           ≈ 21,0 kg
                                                                               Reisebus                              1.121         ≈ 37,1 kg
                                                                               Bahnfahrt Fernverkehr ÖBB             766           ≈ 6 kg**

                                                                                * Quelle: https://www.klimaneutral-handeln.de/php/kompens-berechnen.php#rechner
  E-Busse – Elektromobilität aus Erneuerbaren spart jede Menge CO2.
                                                                               ** 8 g pro Person/km - Angabe der ÖBB

                                                                                                                                                                  7
So könntest DUDU die Welt retten! - SOMMER | 2022 - younion
Was kann

                                     VEGAN?
Foto: Pixelbliss – stock.adobe.com

                                                                                                   Text: Leslie Fedora Keferstein

S  aitan statt Steak, Hafermilch und
   Sojajoghurt statt Milchprodukte
von der Kuh und Zuckerrübensirup
                                         höchsten Fleischkonsum pro Kopf.
                                         Das schlägt sich auch in der Klima-
                                         bilanz nieder: Rund ein Fünftel aller
                                                                                 durch ihren Fleischkonsum im Durch-
                                                                                 schnitt eineinhalb Tonnen CO2-Emis-
                                                                                 sionen pro Jahr. Mit einer veganen
statt Honig. Klingt eigentlich nicht     Treibhausgase gehen in Österreich       Ernährung und dem ausschließlichen
so schlecht, oder? Vegane Ernährung      auf das Konto der Ernährung, vor al-    Verzehr von pflanzlichen Produkten
liegt im Trend. Besonders die junge      lem die Produktion und der Konsum       aus Bio-Anbau jedoch könnten die Ös-
Generation beschäftigt sich mehr und     von Fleisch schlägt hier zu Buche.      terreicher ihren Treibhausgasausstoß
mehr mit den Auswirkungen ihres in-      Denn zum einen entstehen durch die      aus der Landwirtschaft gar um gut
dividuellen Konsumverhaltens.            Rinderhaltung direkte Emissionen,       drei Viertel (76 Prozent) verringern.
                                         zum anderen werden für den hohen        Die Studie schließt mit dem Ausblick,
30 Prozent verzichten auf Fleisch
Das Ergebnis: Die Zahl der Menschen,
die sich vegetarisch oder vegan er-
nähren steigt stetig. Waren es im Jahr
                                         „Das Obst- und Gemüsesortiment
2017 noch sechs Prozent, leben in Ös-
terreich 2021 bereits rund 30 Prozent
                                          kann auch zur Ökofalle werden.“
vegetarisch oder vegan. Der Verzicht
auf tierische Produkte hat dabei nicht   Bedarf an Futtermittel, zumeist Soja-   dass schon die Halbierung des Kon-
nur positive Auswirkungen auf die        schrot, riesige Flächen Regenwald ge-   sums von tierischen Produkten in der
Gesundheit, sondern vor allem auch       rodet und natürliche Ressourcen und     gesamten EU entscheidende Effekte
auf das Klima.                           Ökosysteme durch genmanipulierte        auf unsere Umwelt haben würde.
                                         Soja-Monokulturen ersetzt.
Trotzdem Schlusslicht in der EU                                                  Dennoch ist nicht nur übermäßiger
Österreich, Land der Berge, Land des     CO2-Ausstoss: 1,5 Tonnen pro Jahr       Fleischkonsum klimaschädlich, im
Schnitzels. Trotz Trend zur veganen      Das müsste nicht so sein: Wie eine      Supermarktregal warten auch auf
Ernährungsweise ist Österreich EU-       Forschergruppe der BOKU 2019 her­       Vegetarier*innen und Veganer*innen
weit immer noch das Land mit dem         ausfand, verursachen die Österreicher   einige Stolperfallen.

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So könntest DUDU die Welt retten! - SOMMER | 2022 - younion
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                       „Wenn man zum Beispiel das ganze
                       Jahr Erdbeeren isst und nicht auf Re-
                       gionalität und Saisonalität schaut, ist
                       auch die vegane Ernährung klima-
                       schädlich“, erklärt Margarete Schauer,
                       Diätologin beim Gesundheitsverbund
                       Österreich. Zwischen dem nicht-sai-
                       sonalen Obst und Gemüse verstecken
                       sich in der Frischwarenabteilung wei-
                       tere Klimasünder, die, ob ihrer Kli-
                       maschädlichkeit, eigentlich ersatzlos
                       vom Speiseplan gestrichen gehören.                                                                     Trotz ihrer schlechten Ökobilanz
                                                                                                                              ist die Avocado im Gegensatz
                       Eine Avocado: 2 Badewannen Wasser                                                                      zu tierischen Produkten wie
                       Ein Beispiel ist die Avocado. Das be-                                                                  Rindfleisch oder Butter immer
                                                                                                                              noch weitaus emissionsärmer.
                       liebte Obst legt nicht nur weite Stre-
                       cken zurück, bevor es auf unseren
                       Tellern landet. Für die Produktion ei-         viel Energie in der Herstellung und       zu beschäftigen. Diese sogenannten
                       ner einzigen Frucht braucht es umge-           Lagerung. Eine vegane Ernährung, die      kritischen Nährstoffe sind dabei unter
                       rechnet auch zwei volle Badewannen             ausschließlich aus Ersatzprodukten        anderem Eiweiß, OMEGA-3-Fettsäu-
                       Wasser, wobei der Einsatz von Pestizi-         besteht, muss daher nicht so nach-        ren oder Eisen, alles Nährstoffe, die
                       den und Düngemitteln außerdem zur              haltig sein, wie es vielleicht den An-    normalerweise durch den Konsum
                       Versalzung der Böden und Verunrei-             schein hat.                               von tierischen Produkten aufgenom-
                       nigung des Grundwassers führt.                                                           men werden.
                                                                      Viele Produkte sind nicht nachhaltig
                       Viel Energie in der Herstellung                „Viele Fleischersatzprodukte, wie ein     Alles ist drin, bis auf B12
                       Aber nicht nur in der Frischwaren-             veganes Schnitzel oder veganer Käse       Laut der Ernährungsexpertin kann
                       abteilung liegt der Hase im Pfeffer.           sind nicht nachhaltig, weil es Conveni-   man grundsätzlich bis auf das Vitamin
                       Auch hochverarbeitete Produkte, wie            ence-Produkte sind, die oft auch einen    B12 alle fehlenden Nährstoffe erset-
                       beispielsweise Fleischersatzprodukte           hohen Anteil an Palmöl haben und          zen. „Wichtig ist, dass sehr viele Hül-
                       – die zum Teil auch noch tiefgekühlt           im Endeffekt Fertigprodukte mit in-       senfrüchte, Getreide, Nüsse, Samen
                       werden müssen – verbrauchen sehr               dustrieller Aufbereitung und langen       oder eben auch Gemüse wie Brokkoli
                                                                      Transportwegen bleiben“, erklärt uns      oder Spinat gegessen werden. Auch
                                                                      Margarete Schauer.                        hier macht die Kombination viel aus.
                                                                                                                Wenn man zum Beispiel Hülsenfrüch-
                                                                      Der ausschließliche Verzicht auf          te mit Getreide kombiniert, erzeugt
                                                                      Fleisch ist also keineswegs Garant für    das eine höhere biologische Wertig-
                                                                      eine klimafreundliche Ernährung.          keit, was bedeutet, dass dann das Ei-
                                                                      Wie aber steht es um den mensch-          weiß im Körper besser verwertet wer-
                                                                      lichen Organismus selbst: Ist der         den kann.
                                                                      Mensch überhaupt dafür geschaffen,
                                                                      sich ausschließlich von pflanzlichen
                                                                      Lebensmitteln zu ernähren?
                                                                                                                                                                           Foto: New Africa – stock.adobe.com

                                                                      Wie gesund ist Veganismus?
Foto: younion/Archiv

                                                                      „Der Mensch kann sich grundsätzlich
                                                                      vegan ernähren, wenn er sich gut da-
                                                                      mit beschäftigt und auf eine ausge-
                                                                      wogene Zusammenstellung achtet“
                        Margarete Schauer                             – so die Expertin vom Gesundheits-
                                                                      verbund. Oftmals leben Veganer*in-
                        Die Diätologin Margarete Schauer be-          nen sogar gesünder, da sie durch den
                        gleitet täglich Patient*innen in der Klinik   Verzicht auf bestimme Lebensmittel
                        Donaustadt auf ihrem Weg zu einer ge-         dazu gezwungen sind, sich mit den
                                                                                                                   Ein guter Plan: Regionalität und Saisonalität, wenige
                        sunden Ernährung.                             Auswirkungen ihrer Ernährung, also        Convenience-Produkte, auf Fleisch aus Massentierhaltung
                                                                      beispielsweise fehlenden Nährstoffen,      verzichten und möglichst keine Lebensmittel wegwerfen.

                                                                                                                                                                      9
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                                  Othmar Ruthner, 1964 (ÖNB)

 Farming
 Ruthner-Turm auf der
             WIG 64

   Platz sparen ist eine ökonomisch wie ökologisch überaus sinnvolle Strategie. Insbesondere in den
     immer dichter werdenden Großstädten, in denen der Boden eine der wertvollsten Ressourcen
 darstellt. Ein kluger Umgang damit ist auch für die Landwirtschaft der Zukunft ein Gebot der Stunde.
                     Also: Nicht in die Horizontale denken, sondern in die Vertikale?                )
                                                                                                                                       Text: Peter Payer*

 D   ickson Despommier, US-amerika-
     nischer Ökologe und Pionier des
 „Vertical Farming“, tat dies bereits An-
                                                           Stimmt. Doch betrachten wir die
                                                           Genese dieser Idee etwas genauer,
                                                           zeigt sich, dass es bereits einige Jahr-
                                                                                                      Stahlveredelung gegründet. Daneben
                                                                                                      beschäftigte er sich als einer der ers-
                                                                                                      ten in Österreich mit der industriellen
 fang der 2000er-Jahre. In seiner bahn-                    zehnte zuvor einen nicht unwesentli-       Verarbeitung von Kunststoffen. Bis
 brechenden Publikation „The Vertical                      chen Vorläufer dazu gab – und dieser       Anfang der 1960er-Jahre hatte er an
 Farm. Feeding the World in the 21st                       stammt aus Österreich.                     die achtzig verschiedene Verfahren
 Century” propagiert er voll Überzeu-                                                                 entwickelt und verfügte über mehr als
 gung die „nächste landwirtschaftliche                     Erstmal gepflanzt in Österreich            200 eigene Patente. Und nun ging der
 Revolution“. Hauptschauplätze sind,                       Es war der Wiener Ingenieur Othmar         rastlose Innovator auch noch daran,
 so Despommier, die Städte, wo die                         Ruthner (1912–1992) – lange vergessen      den Pflanzenbau zu revolutionieren.
 Nachfrage nach Nahrungsmitteln an-                        und erst seit kurzem wiederentdeckt
 haltend hoch ist. Die Möglichkeit zur                     –, der den Gedanken einer Landwirt-        Eine Weltstadt ruft zum Blumenbeet
 ganzjährigen Kultivierung, der gerin-                     schaft, die sich in die Höhe erstreckt,    Es    begann    auf    der  Wiener
 ge Flächenverbrauch sowie die kurzen                      erstmals Realität werden ließ. Der er-     Internationalen Gartenschau des
 Lieferwege sprechen hier deutlich für                     folgreiche Unternehmer hatte in Nie-       Jahres 1964 (WIG 64). Im Bemühen
 die vertikale Landwirtschaft.                             derösterreich eine große Fabrik zur        erneut als Weltstadt wahrgenommen
 *) Historiker und Stadtforscher sowie Kurator im Technischen Museum Wien

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Foto: Wiener Stadtgärten - Österreichisches Gartenbaumuseum
zu werden hatte Wien im Donaupark        Deutschland, der Schweiz, Norwegen,
eine ausgedehnte Gartenschau, die        Polen, Russland, Kanada, Libyen und
europaweit größte, ins Leben gerufen.    Saudi-Arabien. Fasziniert berichtete
Stolz präsentierte man nicht nur         der „Spiegel“ von der nunmehr fast
Tausende Blumen und Sträucher, auch      greifbaren Utopie einer Rekordernte
neue technische Attraktionen sorgten     im Fließbandtempo, und das mit mi-
für Furore. Darunter ein sogenanntes     nimalen Arbeitsaufwand: „Ein einzi-
„Turmglashaus“ von Othmar Ruthner,       ger Arbeitsmann genügt, das grüne
in dem vorgeführt wurde, wie die voll    Uhrwerk in Gang zu halten.
automatisierte Pflanzenzucht der
Zukunft aussehen könnte.                 Nach dem Ruthner-Motto ‚Pflanze
                                         kommt zum Gärtner‘ lässt er die Gon-
Automatisiertes Gewächshaus              deln zu sich heranschweben, stoppt
Das Glashaus hatte eine Höhe von 41      sie für die Zeit der nötigen Handgriffe
Meter und war damit ein beachtli-        und setzt dann den Paternoster wieder
cher Eye-Catcher. In seinem Inneren      in Bewegung. An einem Kontrollpult
war reger Betrieb zu erkennen: Ins-      bestimmt er mittels Knopfdruck die
gesamt 35.000 Pflanzentöpfe, in ei-      richtige Zusammensetzung der Nähr-
genen Hängevorrichtungen montiert,       lösung und die erwünschte CO2-Be-
bewegten sich im Paternoster-Prinzip     gasung; Messinstrumente geben ihm
auf und ab, wurden dabei automatisch     Aufschluss über Wurzelfeuchtigkeit,
besprüht, gedüngt und gewässert.         Temperatur und Lüftungsstrom.“
                                                                                            Ruthner-Turm innen (Österr. Gartenbaumuseum)
Oberstes Ziel war es, möglichst glei-    Nur leider sind die Kosten zu hoch
che klimatische Bedingungen für alle     Die Hoffnungen des Erfinders sollten
Pflanzen zu bieten. Gezogen wurden       sich jedoch als verfrüht erweisen. Der     welches für das Pflanzenwachstum
vor allem Blumen wie Primeln und         Betrieb der Türme blieb durch hohe         ideal ist; dazu Substrat und Wasser
Veilchen, und frisches Gemüse wie        Baukosten, vor allem aber durch zu         mit wichtigen Mikronährstoffen, allen
Tomaten, Paprika und Salat. All das      hohe Energiekosten für den Antrieb         voran Natrium, Kalium und Phospha-
wurde dann gleich direkt in den Res-     des Aufzugs und die notwendige             te; und schließlich Pumpen, die das
taurants auf dem Ausstellungsgelän-      Luftumwälzung letztlich unrentabel.        Zirkulieren des Wassers und seine
de weiterverwendet.                      Ende der 1980er-Jahre beendete Ruth-       Anreicherung mit Sauerstoff bewerk-
                                         ner daher seine Tätigkeit in diesem        stelligen. All das digital gesteuert und
„Revolution im Pflanzenbau“              Bereich. Sämtliche von ihm konzi-          über WLAN jederzeit kontrollier- und
Die Öffentlichkeit war begeistert. In-   pierten Türme wurden demontiert.           nachjustierbar.
und ausländische Medien berichteten
darüber, sprachen von einer „Weltsen-    Aber die Idee lebt weiter                  Salat und Weißkohl im Museum
sation“ und einer „Revolution im         Erst in jüngster Zeit wird auch in Ös-     Im Technischen Museum Wien ist der-
Pflanzenbau“. Sogar die „New York        terreich wieder intensiv über „urban       zeit in der Ausstellung „Foodprints“
Times“ lobte die ingenieurwissen-        food“ diskutiert. Vordenker ist hier der   eine Installation von Podmirseg zu se-
schaftliche Meisterleistung, die – so    Wiener Architekt Daniel Podmirseg. Er      hen, die all dies verdeutlicht. Vogerl-
die große Hoffnung – eine von Klima      griff Ruthners Idee auf, gründete das      salat, Weißkohl, Asiasalate, aber auch
und Standort weitgehend unabhängi-       „Vertical Farm Institute“ und gehört       Salbei und Basilikum werden hier in-
ge Landwirtschaft vorstellbar machte     heute zu den gefragtesten Experten auf     door kultiviert und im buchstäblichen
und mit dazu beitragen könnte, die       diesem Gebiet.                             Sinne großgezogen. „Ich will das Ding
Ernährungsprobleme der Zukunft zu                                                   ins 21. Jahrhundert bringen“, prokla-
lösen.                                   Gewächshaus mit LED und WLAN               miert der Architekt in Anspielung auf
                                         Technisch und pflanzenphysiologisch        Ruthners vielversprechende Vision.
Rekordernte auf Knopfdruck               ist man mittlerweile auf der Höhe          Es gilt, Vergangenheit und Gegenwart
Zwar wurde die Anlage im Donaupark       der Zeit: LED-Lampen kommen zum            klug miteinander zu kombinieren. Und
nach Beendigung der Gartenschau          Einsatz, mit einem Farbspektrum vor        dabei auch an die einstige Pionierleis-
abgebrochen, doch in den kommen-         allem im roten und blauen Bereich,         tung von Othmar Ruthner zu erinnern.
den Jahren konnte Ruthner weitere
Turmgewächshäuser in verschiede-
nen, meist kleineren Varianten er-                          Foodprints. Die interaktive Ausstellung über Ernährung.
richten: Neben Österreich auch in
                                               TIPP         Noch bis Ende August im Technischen Museum Wien.

                                                                                                                                             11
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Müll:Trennung                                                                     Text: Johanna Heiss

                                                                                                                               Foto: Gorodenkoff - stock.adobe.com
            JEDER Beitrag zählt!
      12 Minuten pro Woche wenden Österreicher*innen durchschnittlich für Mülltrennung auf.
               12 Minuten als kleinster Beitrag jeder Einzelperson zum Klimaschutz.
       12 Minuten als Motor eines Kreislaufs – dem Kreislauf der Werkstoffwiederverwertung.

D   er Müllberg ist gewaltig. Jährlich
    fallen in Österreich rund 4,3 Mil-
lionen Tonnen sogenannte Siedlungs-
                                         Grundsätzlich gilt: Vor allem Glas,
                                         Kunststoff, Metalle, Altpapier und
                                         Bioabfall sollten getrennt und an-
                                                                                  Sortieren und Trennen
                                                                                  In Wien ist die MA 48 für die Ab-
                                                                                  fallwirtschaft verantwortlich. Das
abfälle an. Davon stammen 1,4 Millio-    schließend recycelt werden – der üb-     schließt unter anderem die Bereiche
nen aus dem Hausmüll. Das bedeutet       rig gebliebene Restmüll wird separat     der Straßenreinigung, die Müllabfuhr
rund 488 Kilo pro Person. Diesen Berg    gesammelt und in weiterer Folge ther-    mit eigenem Fuhrpark, das Technik-
abzutragen ist nicht einfach. Ein        misch weiterverarbeitet. Sprich: In      center, die Mistplätze und die Abfall-
Schlüssel zum Erfolg: Mülltrennung.      der Verbrennungsanlage verbrannt.        behandlungszelte, wo Müll sortiert
Dabei gelten quer durchs Land aller-     Daraus entsteht Energie, die wieder in   und die Trennungen durchgeführt
dings unterschiedliche Regelungen.       die Haushalte zurückgeführt wird.        werden, ein. Somit sind die MA 48,

                                                                                                                         13
beziehungsweise de-                                       Entlohnung. Und auch schöne                re die Mülltrennung aber sehr gut in
ren Mitarbeiter*innen                                    Anekdoten. Graf: „Ich war ein-              der Gemeinde – was auch durch eine
auch die Schnittstel-                                   mal in der Zahnklinik, und der               finanzielle Regelung unterstützt wird:
le zwischen den Wiener                                behandelnde Zahnarzt hatte ein-                „Die Menschen wissen schon, dass
Haushalten und den Deponi-                          mal in den Sommermonaten als Ur-                 sie Müll trennen sollten, weil sie sich
en sowie den Anlagen zur Weiterver-               laubsvertretung mit mir zusammen-                  dadurch auch Geld ersparen. Umso
arbeitung der Abfälle.                            gearbeitet. Er hat mich gleich erkannt.            weniger Restmüll ein Haushalt pro-
                                                  Da habe ich natürlich gehofft, dass ich            duziert, umso weniger muss er für die
Johannes Graf, Vorsitzender der HG                den damals gut behandelt hab und                   Müllabfuhr bezahlen. Die Bürger*in-
III, war selbst viele Jahre bei der MA 48         ihm sympatisch bin.“                               nen selbst spüren also einen direk-
„auf der Straße“ bei der Müllabfuhr im                                                               ten finanziellen Vorteil, wenn sie den
Einsatz (mehr Infos dazu: Seite 27).              Mülltrennung am Land                               Müll besser trennen.“
                                                  Auch am Land beginnt die Mülltren-
Aus dem Keller rauf ans Licht                     nung in den Haushalten – für die Ab-               Jeder sechste Brand aus Altbatterien
Johannes Graf erinnert sich gern an               fallwirtschaft sind die Gemeinden zu-              Müll kann große Gefahren bergen.
diese ­Zeiten zurück, auch wenn der               ständig. In Rietz, einer Gemeinde im               Viele Dinge, die im Restmüll landen,
Job unter schwierigsten Arbeitsbe-                                                                                                  haben       dort
dingungen durchgeführt wurde und                                                                               Foto: younion/Archiv nichts verloren:
noch immer wird: „Wenn man durch                                                                                                    „Mehr Öffent-
Wien geht, glaubt man schnell, dass                                                                                                 lichkeitsarbeit
jeder Müllkübel auf der Straße steht                                                                                                zum      Thema
oder einfach aus dem Haus gerollt                                                                                                   Mülltrennung
werden muss. Leider ist das ein Irr-                                                                                                wäre wichtig.
tum. Die sind teilweise drei Stock-                                                                                                 Es gibt sehr
werke tief im Keller – und müssen                                                                                                   gefährliche
dann natürlich raufgetragen werden.                                                                                                 Stoffe, die eine
Dazu kommen die großen Strecken,                                                                                                    hohe     Brand-
die unsere Leute täglich zu Fuß mar-                                                                                                gefahr haben.
schieren. Das sind am Tag rund 20 bis                                                                                               Jeder sechste
25 Kilometer – und dazu noch in den                                                                                                 Brand in Öster-
Keller runter und wieder rauf. Das ist                                                                                              reich lässt sich
schon hart. Und das bei jeder Witte-                                                                                                auf Lithium-Io-
rung. Ob es regnet oder schneit, wir           Mülltransporte in den Bundesländern: „Die Menschen können sich Geld ersparen.“       nen-Batterien
sind immer fünf Tage die Woche da.                                                                                                  zurückführen.
Wenn einer davon ein Feiertag ist,        Tiroler Oberland, wurde die Aufgabe                        Hier sollte ein Fokus auf der Bewusst-
dann arbeiten wir dafür am Samstag.“      der Müllabfuhr an die Entsorgungsfir-                      seinsbildung liegen –, damit die Men-
                                          ma Höpperger ausgelagert.                                  schen wissen, welche Gefahrenquel-
Faire Bezahlung für Knochenjob                                                                       len sie im Haus oder im Keller haben“,
Laut Johannes Graf wurde die Ar-          Abholung schlägt Sammelstelle                              sagt Harald Höpperger.
beit der 48er für die Müllabfuhr auch     Harald Höpperger, der Geschäftsfüh-
schon öfter von Gutachter*innen be-       rer des Unternehmens, spricht von der                      Aufklärung schon für die Jüngsten
wertet. Laut ihrer Expertise ist es nicht Nähe zu den Bürger*innen, die die Be-                      Auch die MA 48 in Wien legt besonde-
wirklich      möglich,                                                                               ren Wert auf Aufklärung in Form von
diese schwere Ar-
beit durchzuführen,
                                 »
                                Man trägt Tonnen am Tag. Und es                                      Abfallberatung – und das schon bei
                                                                                                     den Jüngsten der Gesellschaft: „Die
ohne den eigenen gibt keine Möglichkeit, bei dieser Arbeit                                           MA 48 ist in Wien natürlich bekannt,
Körper dabei an seine
Grenzen zu bringen:
                               den Körper nicht zu schädigen.                          «             und wir fangen schon im Kindergar-
                                                                                                     ten mit der Bewusstseinsbildung an.
„Man trägt Tonnen am Tag. Natürlich       reitschaft zur Mülltrennung erhöht:                        Da verteilen wir kleine Handschuhe
gewöhnt sich der Körper daran. Aber       „Wir haben die Erfahrung gemacht:                          oder Kapperln und T-Shirts. Schulen
noch jeder und jede Gutachter*in hat      Umso näher wir bei den Bürger*innen                        und Kindergärten können sich auch in
uns gesagt: Tut mir leid, aber es gibt    sind, desto besser funktioniert die Ab-                    der Zentrale melden und wir s­ chicken
keine Möglichkeit, bei dieser Arbeit      falltrennung. Wenn wir den Müll vom                        dann Umweltberater*innen hin. Es
deinen Körper nicht zu schädigen.         Haus abholen, dann funktioniert das                        gibt sogar Spiele, um Mülltrennung
Es ist einfach ein Knochenjob.“ Plus-     besser, als wenn es eine zentrale Sam-                     möglichst früh, spielerisch näherzu-
punkt: Für den Job gibt’s eine faire      melstelle gibt.“ Prinzipiell funktionie-                   bringen“, sagt Johannes Graf.

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wird. Das beinhaltet Regelungen, die
  Mülltrennung in Tirol:                                                                                      dazu verpflichten, mehr Werkstoffe
 „Mehr Öffentlichkeits-                                                                                       in den Kreislauf zurückzuführen. Bis
arbeit zum Thema wäre                                                                                         2025 soll auch das Sammelsystem für
    wichtig. Im Restmüll                                                                                      Kunststoff- und Metallverpackungen
         finden sich sehr
                                                                                                              vereinheitlicht werden, was klarere
   gefährliche Stoffe, die
 eine hohe Brandgefahr                                                                                        Regeln in das Trennsystem bringen
  haben. Die Menschen                                                                                         soll.
 müssen wissen, welche
    Gefahrenquellen sie                                                                                       Trennen ist gleich Klimaschutz
      in Haus und Keller
                                                                                                              Momentan sammeln Österreicher*in-
 lagern“, fordert Harald
  Höpperger (im Bild in                                                                                       nen im Durchschnitt mehr als 110 kg
 der Mitte mit zwei Mit-                                                                                      Verpackungen und Altpapier sowie
 gliedern seines Teams).                                                                                      9 kg Elektrogeräte und Batterien pro
                                                                                                              Jahr. Das Ziel ist aber mehr: Durch die
                                                                                                              getrennte Sammlung von Sekundär-
Der Kreislauf der Stoffe                               EU plant neue Regelungen                               rohstoffen werden weniger Primär-
Nachdem der Müll aus den Haus-                         Mülltrennung und Abfallverwer-                         rohstoffe gebraucht und das Klima
halten ordentlich getrennt und recy-                   tung sind das Gebot der Stunde, das                    wird dadurch entlastet. Und das ist,
celbare Stoffe getrennt deponiert                      auch durch neue Verordnungen und                       im Anblick der aktuellen Lage, wahr-
wurden, werden Bio- sowie Restmüll                     Gesetze europaweit vorangetrieben                      scheinlich wichtiger als alles andere.
thermisch verwertet. Das bedeutet,
dass die Abfälle verbrannt und, unter                  Grafik: www.ara.at
Zugabe von z. B. Gas, Energie entsteht,
die dann zurück in den Haushalten
verwendet werden kann. Das passiert
in Wien wie auch in Rietz. „Man kann
Strom erzeugen oder Gas – um die-
se Ressource zu nutzen. Das ist auch
spannend für die Regionalentwick-
lung. Wenn es eine Aufbereitungs-
anlage in der Region gibt, kann man
auch die daraus gewonnene Energie
als Ressource in der Region halten.
Das bedeutet auch zudem kurze Ent-
sorgungswege, was ebenfalls klima-
technisch ein Vorteil ist“, beschreibt
Harald Höpperger.

Guter Grund aus Müllverbrennung
In Wien entsteht durch die Müllver-
brennungsanlagen die sogenannte
Fernwärme, die ebenfalls wieder in
Wiener Haushalte rückgeführt wird.
Bioabfälle werden in Kompostwer-
ken wie dem Kompostwerk Lobau
weiterverarbeitet. 43.000 Tonnen            Der Müllberg ist gewaltig. Jährlich fallen in Österreich rund 4,3 Millionen Tonnen sogenannte Siedlungsabfälle an.
Kompost konnten so im Jahr 2021 in                     Davon stammen 1,4 Millionen aus dem Hausmüll. Das bedeutet rund 488 Kilo pro Person.
Wien produziert werden. Aus diesem
wird seit 2009
die torffreie Erde  INFOS im Internet:
„Guter     Grund“
gewonnen, die als            •
                      https://www.ara.at/news/oesterreicherinnen-verwenden-zwoelf-minuten-pro-woche-fuer-muelltrennung
Bodenverbesse-               •
                      https://www.oesterreich.gv.at/themen/bauen_wohnen_und_umwelt/abfall/Seite.3790051.html
rer sowie als Dün-
ger dient.
                             •
                      https://www.ara.at/muelltrennung-recycling

                                                                                                                                                                 15
Es braucht noch mehr!                                                                                                         Christian Meidlin-
                                                                                                                              ger, Vorsitzender
                                                                                                                              der younion _ Die
                                                                                                                              Daseinsgewerkschaft,
                                                                                                                              plädierte bei der
                                                                                                                              ­„Preise runter“-Kon-
                                                                                                                               ferenz für ein rasches
                                                                                                                               Handeln der Bundes-
                                                                                                                               regierung. Mit Erfolg.
                                                                                                                               Allerdings sieht er
                                                                                                                               Nachbesserungsbe-
                                                                                                                               darf beim Entlas-
                                                                                                                               tungspaket: „Auf die
                                                                                                                               Pensionist*innen hat
                                                                                                                               die Regierung prak-
                                                                                                                               tisch völlig vergessen!
                                                                                                                               Und Konzerne, die
                                                                                                                               zum Beispiel mit
                                                                                                                               Wasserkraft Strom
                                                                                                                               erzeugen, machen mit
                                                                                                                               den gestiegenen Prei-
                                                                                                                               sen Zufallsgewinne.
                                                                                                                               Auch da muss rasch
                                                                                                                               etwas passieren!“

                                                                                         Text & Fotos: Marcus Eibensteiner

    Mit der großen „Preise runter“-Konferenz haben wir Druck                                    Treibstoffe bleibt die Bundesregie-
                                                                                                rung schuldig.
auf die Regierung gemacht. Mit Erfolg. Aber es braucht noch mehr!
                                                                                                Christian Meidlinger, Vorsitzender der
                                                                                                younion _ Die Daseinsgewerkschaft:

R   und 3.200 Betriebsrät*innen,­­
    Personalvertreter*innen und Ju-
gendvertrauensrät*innen kamen am
                                                Zu begrüßen ist die Inflationsanpas-
                                                sung von Sozial- und Familienleistun-
                                                gen. Ebenso positiv bewertet wird die
                                                                                                „Auch auf die Pensionist*innen hat
                                                                                                die Bundesregierung praktisch ver-
                                                                                                gessen! Und bei der Abschaffung der
8. Juni zur “Preise runter!”-Konferenz          Erhöhung der Absetzbeträge, denn                sogenannten kalten Progression profi-
des ÖGB.                                        diese wirken unabhängig vom Ein-                tieren die oberen Einkommen stärker.
Klares Ziel: Die Politik muss rasch et-         kommen und entlasten daher auch                 Da braucht es mehr Gerechtigkeit!“
was gegen die Teuerungen unterneh-              jene, die keine Lohnsteuer
men. Denn eigentlich wollte die Bun-            zahlen.
desregierung noch in Sommerpause                Für Kritik sorgen die vielen
gehen und das Thema erst im Herbst              Einmalzahlungen. ÖGB-Prä-
behandeln.                                      sident Wolfgang Katzian:
Der Druck hat schließlich gewirkt.              „Einmalzahlungen bremsen
Mitte Juni präsentierte die Bundes-             die Erhöhung der Inflations-
regierung dann doch konkrete Maß-               rate nicht, das Preisniveau
nahmen. Eine erste Analyse zeigt al-            erhöht sich ja dauerhaft.“
lerdings, dass das Paket neben einigen          Die Mietpreisregulierung,
gelungenen Punkten auch viele Nach-             die Senkung der Mehrwert-
teile aufweist.                                 steuer auf Lebensmittel und
                                                                                 Auch aus den Bundesländern kamen viele Betriebsrät*innen und Personal-
                                                                                 vertreter*innen nach Wien. Hier unsere Abordnung aus Oberösterreich.

 Sozialleistungen bleiben unter der Armutsgrenze
 Die Sozialleistungen werden zwar angepasst, aber nach wie vor bleiben
 viele von ihnen unterhalb der Armutsgrenze. Das betrifft die Sozialhilfe, das
 Arbeitslosengeld und den Ausgleichszulagenrichtsatz, also die zentralen
 Unterstützungen, auf die viele Menschen angewiesen sind. Die Anpassung
 kann daher nur ein erster Schritt sein.

16
Anlegen mit
gutem Gewissen

                                                                                                                                Foto: stock.adobe.com
        Immer mehr Menschen wollen ihr Geld nach moralischen, ökologischen oder sozialen
          Maßstäben investieren. Österreich ist durch seine Vorsorgekassen und durch das
              staatliche Umweltzeichen für Finanzprodukte ein Vorreiter dieses Trends.
       Ab 2. August gibt es zusätzlichen Rückenwind: Alle Kunden und Kundinnen müssen ab
          dann vorab gefragt werden, ob nachhaltig investiert oder vorgesorgt werden soll.
             Lautet die Antwort ja, müssen entsprechende Produkte angeboten werden.
                                                                                Foto: Ursula Kren-Kwauka

D   ie Folgen des Klimawandels sind
    für jeden spürbar. Neue Tempera-
turrekorde gehören in Österreich zum
                                        Dauerthema, Ölheizungen haben ein
                                        Ablaufdatum. Stattdessen werden
                                        Gebäude zunehmend mit Alternativ-
Alltag. Die extremen Wetterlagen        energien beheizt und am Dach sorgen
nehmen zu: Manchmal ist es viel zu      Solarzellen für umweltfreundlichen
trocken, ein andermal sorgen heftige    und günstigen Strom.
Unwetter für massive Überschwem-
mungen. Und es ist nur eine Frage der   Nicht in Ausbeutung investieren
Zeit, bis die Gletscher verschwinden    Immer mehr Anleger wollen auch ihr
und das Skifahren im Winter nur noch    Erspartes sinnvoll investieren und
mit Kunstschnee möglich ist. In ande-   dafür sorgen, dass ihr Geld keine be-
ren Regionen der Welt drohen noch       denklichen Projekte finanziert. Dabei
dramatischere Schäden: Ganze Küs-       geht es nicht nur um ökologische,
                                                                                  Infos zu unserem Autor
tengebiete könnten durch den stei-      sondern auch um soziale Themen.
genden Meeresspiegel unbewohnbar        Wer möchte schon in Unternehmen
                                                                                  Martin Kwauka ist als Vermögensberater
werden, Unterernährung und Hun-         investieren, die ihre Mitarbeiter*in-
                                                                                  mit Standort in Wien aktiv.
ger werden dramatisch zunehmen.         nen ausbeuten oder sogar direkt
                                                                                  In der schreibenden Zunft ist er seit 1995
Spät, aber doch hat das Umdenken        oder indirekt über Zulieferer Kin-
                                                                                  als Finanzjournalist tätig, unter anderem
begonnen, um die globale Erwärmung      derarbeit nutzen? Auch Streuminen
                                                                                  war er viele Jahre Chefredakteur des
einzubremsen. Energiesparen wird        oder Atomkraft gelten für viele als
                                                                                  Wochenmagazins „Format“.
schon allein aus Kostengründen zum      Tabuthema. Klar ist: Wer sein Erspar-

                                                                                                                           17
tes einer Bank anvertraut, hat in der      Glück beginnen auch Unternehmen                          sogar noch in der Planungsphase.
Regel keinerlei Einfluss, wohin die        und die Finanzbranche, nachhaltiger                      Außerdem können Banken, Fondsge-
Geldinstitute diese Mittel als Kredite     zu arbeiten. War Umweltschutz vor                        sellschaften und Versicherungen ihre
weiterleiten. Das Gleiche gilt für klas-   ein paar Jahren oft nur ein Feigen-                      Produkte vorerst selbst einstufen, ob
sische Lebensversicherungen. Bei der       blatt, nimmt der ökologische Umbau                       sie ökologischen oder sozialen Maß-
Auswahl von Wertpapieren können            der Wirtschaft kräftig Fahrt auf. Oft                    stäben gerecht werden oder nicht. Es
Anleger*innen dagegen ihr Geld be-         sorgt spätestens der Druck der in-                       liegt auf der Hand, dass die Gefahr be-
wusst dorthin lenken, wo es gemäß          ternationalen Investoren dafür, dass                     steht, Stichwort Greenwashing, sich
der eigenen Werte investiert wird.         das Thema von den Vorständen nicht                       unberechtigt ein grünes Mäntelchen
Übrigens legt schon eine große Zahl        mehr ignoriert werden kann.                              umzuhängen.
von Österreicher*innen zumindest
indirekt nach ökologisch-ethischen         Neue Regeln für Berater*innen                            Geprüft und für gut befunden
Prinzipien an: Die Vorsorgekassen,         Der 2. August 2022 ist ein weiterer                      Eines der verlässlichsten Gütesiegel
die das Geld der Abfertigung neu für       Meilenstein für nachhaltige Invest-                      für ökologisch-soziale Veranlagun-
rund 3,6 Millionen Kunden und Kun-         ments in der gesamten Europäischen                       gen ist das staatliche Österreichische
dinnen verwalten, gehören zu den Pi-       Union. Jeder Bankberater muss ab                         Umweltzeichen. Es wurde bisher an
onier*innen des nachhaltigen Inves-        diesem Tag die Wertpapierkunden                          242 in- und ausländische Finanzpro-
tierens. Das ist nicht zuletzt die Folge   aktiv fragen, ob diese nachhaltig in-                    dukte verliehen. Der Großteil da-
davon, dass auch Arbeitnehmerver-          vestieren wollen oder nicht. Das Glei-                   von sind Investmentfonds mit 198
treter*innen über Beiräte an den Ver-      che gilt für die Beratungen zu neuen                     Auszeichnungen. Es gibt aber auch
anlagungsregeln mitwirken. Bei den         Lebensversicherungen, hier vor allem                     bereits 19 Spar- oder Giroprodukte,
Pensionskassen geht der Trend in die       bei fondsgebundenen Varianten, bei                       neun fondsgebundene Lebensversi-
gleiche Richtung.                          der die Kund*innen Auswahlmöglich-                       cherungen, außerdem elf Zertifikate
                                           keiten haben. Wenn er/sie angibt, dass                   und fünf „grüne“ Anleihen. Die Liste
55 Prozent weniger Kohlendioxid            auf Nachhaltigkeit Wert gelegt wird,                     ist unter www.umweltzeichen.at/de/
Starker Rückenwind kommt inzwi-            dürfen nur entsprechende Produkte                        produkte/finanzprodukte abrufbar.
schen auch von der EU. Das Ziel des        verkauft werden. Allerdings sind die                     Der große Vorteil: Beim Umweltzei-
Europäischen Grünen Paktes aus dem         Verfahren, die die EU dafür vorgibt,                     chen stuft sich nicht der/die Anbie-
Jahr 2019 ist es, dass Europa bis zum      reichlich kompliziert und obendrein                      ter*in selbst ein, sondern es prüfen
Jahr 2050 als erster Kontinent den         noch ziemlich lückenhaft. So sind in                     unabhängige Gutachter*innen die
Netto-Ausstoß von Treibhausgasen           der sogenannten EU-Taxonomie erst                        Produkte nach strengen Kriterien.
auf Null senkt. Schon bis zum Jahr         zwei von sechs Umweltzielen klar de-                     So sind zum Beispiel Unternehmen
2030 sollen im Vergleich zum Jahr          finiert. Die wichtigen sozialen Min-                     mit nennenswerten Geschäften im
1990 immerhin 55 Prozent weniger           deststandards sind in der Taxonomie                      Bereich Atomenergie, Rüstung und
Kohlendioxid in die Atmosphäre ge-                                                                                             Foto: rh2010 - stock.adobe.com
langen. Klar ist, dass allein für diesen
Umbau der Energiewirtschaft weg von
Kohle und Öl Richtung Windkraft, So-
larenergie & Co. in den nächsten Jah-
ren gigantische Summen erforderlich
sind. Auch andere Aufgaben sind ge-
waltig: So landen jedes Jahr zehn bis
20 Millionen Tonnen Plastik in den
Meeren. Wenn diese Entwicklung
nicht gestoppt wird, könnte es im Jahr
2050 mehr Plastik als Fische in den
Ozeanen geben. Auch die Ernährung
der wachsenden Weltbevölkerung,
deren Versorgung mit sauberem
Trinkwasser und deren Bildung wer-
den Unsummen verschlingen.

Umweltschutz ernst genommen
Vieles, aber eben nicht alles kann mit
Steuergeld finanziert werden. Ebenso       Ölheizungen haben ein Ablaufdatum. Stattdessen werden Gebäude zunehmend mit Alternativenergien beheizt und am
wichtig sind aber private Mittel. Zum      Dach sorgen Solarzellen für umweltfreundlichen und günstigen Strom.

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