St. Galler Naturschutznachrichten - nvs-sg.ch

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St. Galler Naturschutznachrichten - nvs-sg.ch
St. Galler
          Naturschutznachrichten

November 2021                      SNN Nr. 184
St. Galler Naturschutznachrichten - nvs-sg.ch
Mitteilungsblatt
Nr. 184 | November 2021 | 45. Jahrgang | Auflage 2500
Erscheint viermal jährlich (Februar, Mai, August und November)

Herausgeber	Naturschutzverein Stadt St. Gallen
             und Umgebung NVS
             NVS Sekretariat
             CH-9000 St. Gallen
             info@nvs-sg.ch
             www.nvs-sg.ch
             079 288 68 33
             Bankverbindung: Postkonto 90-16478-1
             Postfinance, IBAN CH82 0900 0000 9001 6478 1

Redaktionsteam	Elda Heiniger, Marlis Werz, Esther Hungerbühler,
                Hansruedi Clerici, Yasmin Bleiker

Redaktionsleitung Yasmin Bleiker

Illustrationen     Thomas Hättenschwiler

Druck 	NiedermannDruck AG, 9015 St. Gallen
        Gedruckt auf FSC-Recyclingpapier

Dein Beitrag für die SNN? Wende dich an das Redaktionsteam:
nvs-snn.sg@gmx.ch.

Redaktionsschluss SNN Nr. 185: 3. Dezember 2021

   NVS – St. Gallen und Umgebung
   nvs_st.gallen

 Umschlagbilder:    Hans Oettli (071 223 48 21)
 Titelblatt:        Nierenfleck-Zipfelfalter, auch Birken-
                    Zipfelfalter genannt (Thecla betulae)
 Schlussblatt:      Ulmen-Zipfelfalter (Satyrium w-album)
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Inhalt
04 Editorial                Kreativ

                            26 Kinder zeichnen
Veranstaltungen                 Thema: Im Wald

05 Chlausabend
    im Höchsterwald         Rückblick

06 52. NVS-                 28 Wanderung
    Hauptversammlung            zu den Schutzgebieten

                            32 Arbeitseinsatz
                                Huebermoos
Wissen                          Erfahrungsbericht
                                Klasse OZ Grünau
07 Insekten
    Wie steht es um sie?    33 Amphibien
                                Wen rette ich da?
09 Ein Raupensommer
                            35 Statistik
11 Mitbewohner                  Amphibienrettung 2021
    über den Winter

15 Bodenfruchtbarkeit       Mach mit!
    Was macht sie aus?
                            37 Mitglied / HelferIn
18 Baumschutz                   werden
    Stadtbäume St. Gallen

22 Burgweiherareal          Cover

                            39 Zipfelfalter
Rezept                          Beschreibung
                                Umschlagbilder
17	
   Mathi’s Genuss-Ecke
    Eberesche(Vogelbeer)-
    Marmelade
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Editorial
            Aufgaben des Vorstandes

            Der Naturschutzverein Stadt St.Gallen        einsangelegenheiten. Aktuell steht unter
            und Umgebung wurde während der letz-         anderem die Statutenrevision an. Die
            ten 50 Jahre zu dem aufgebaut, was er        Statuten vom 2. März 2012 werden in
            heute ist. Er wird von den Ämtern und        einzelnen Belangen ergänzt und aufgrund
            Departementen der Stadt St. Gallen als       neuer gesetzlicher Bestimmungen wo nö-
            Gesprächspartner geschätzt und immer         tig angepasst. Die vom Vorstand neu er-
            wieder um Stellungnahmen gebeten, zu         arbeiteten Statuten legt er anschliessend
            Projektsitzungen beigezogen und um Mit-      einem Juristen zur Prüfung vor. Wir infor-
            arbeit angefragt. Die Arbeit des Vorstan-    mieren die Vereinsmitglieder in der SNN-
            des und des Präsidenten sind somit sehr      Ausgabe im Februar 2022 ausführlich
            vielseitig und auch zeitaufwendig. Umso      über die Revision, bevor am 11. März 2022
            wichtiger, dass die Arbeit auf genügend      an der 52. Haupt­versammlung darüber
            Schultern verteilt werden kann. Nicht alle   abgestimmt werden kann.
            Tätigkeiten sind von aussen sichtbar. Der
            Vorstand trifft sich einmal pro Monat zu     Euer Präsident
            einer Sitzung und berät sich zu aktuellen    Christoph Noger
            Themen, Projekten und allgemeinen Ver-
EDITORIAL

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De Chlaus chonnt in Höchsterwald
Montag, 6. Dezember 2021

Wir laden unsere Mitglieder (auch Nichtmitglieder sind herzlich willkom-
men) mit Bekannten und Freunden ein zum Chlausabend im Höchster-
wald (Guggeien). Besonders heissen wir Kinder willkommen.

Wir begeben uns auf einen kleinen Spaziergang. Samichlaus und
Schmutzli halten am Lagerfeuer für alle eine Überraschung bereit.
Kommt mit und lasst euch überraschen! Wir freuen uns auf euer zahlrei-
ches Erscheinen.

Datum           Montag, 6. Dezember 2021

Treffpunkt      18.00 Uhr Bus-Endstation Stephanshorn
                (Bus Nr. 1 ab Hauptbahnhof)

Durchführung Der Anlass findet bei jeder Witterung statt. Wir empfeh-
             len warme, zweckmässige Kleidung (evtl. Regenschutz)
             und gutes Schuhwerk. Auch eine Taschenlampe kann
             nützlich sein.

                                                                           VERANSTALTUNGEN

                                                                      5
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52. NVS-Hauptversammlung 2022
                  Freitag, 11. März 2022

                  Die Hauptversammlung des NVS findet statt am Freitag, 11. März 2022,
                  19.30 Uhr, in der Aula des KV-Zentrums Kreuzbleiche.

                  Wichtige Traktanden sind Wahlen in den Vorstand und eine Revision
                  der Statuten vom 2. März 2012.

                  Traktandenliste und weitere Informationen zur Hauptversammlung
                  findet ihr in den SNN Nr. 185, Februar 2022.
VERANSTALTUNGEN

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Wie steht es um unsere Insekten?
Veronika Meyer, Vorstandsmitglied NVS

Kurz gesagt: Nicht gut! Diese Tat-    mehr von Mücken belästigt wer-
sache wird eindeutig im Bericht       den. Und wer stellt überhaupt fest,
«Insektenvielfalt in der Schweiz –    dass längst nicht mehr so viele
Bedeutung, Trends, Handlungsop-       Heuschrecken wie früher in den
tionen» dargestellt. Das Dokument     Wiesen herumhüpfen und ihre
wurde im September 2021 von der       Konzerte veranstalten? Insekten
Akademie der Naturwissenschaf-        sind klein und ihr Schwund ist
ten Schweiz (SCNAT) veröffentlicht.   nicht so spektakulär wie bei den ge-
Die gründliche Studie liefert er-     fährdeten Königstigern oder Blau-
schreckende Daten.                    walen. Aber jede Art von Tieren
                                      (und Pflanzen) hat ihre Existenz­
Eine Studie der Akademie der Na-
turwissenschaften Schweiz (SCNAT)
hat die Insektenvielfalt in der
Schweiz untersucht. Man findet
den im September 2021 veröffent-
lichten Bericht sofort im Internet,
wenn man nach «Insektenvielfalt
in der Schweiz» sucht. Die Ergeb-
nisse sind erschütternd: Beispiels-
weise sind 36% unserer 75 Libellen­
arten gefährdet, 35% der 226 Tag­-    Ein Männchen des Hauhechel-Bläulings
falterarten oder 46% der 102 Heu-     (Polyommatus icarus). Bläulinge sind auf
                                      der Flügelunterseite nicht blau!
schreckenarten (also fast die Hälf-
                                      Bild: Hans Oettli
te). Bei den Singzikaden sind sogar
acht unserer zehn Arten gefährdet!    berechtigung, ja sogar Existenznot-
Und den Wildbienen oder Pracht-       wendigkeit in den überaus vernetz-
käfern geht es nicht besser.          ten Ökosystemen unserer Erde.

Unauffälliger Rückgang                Vielfältig und unentbehrlich
Diese Abnahme der Insekten-Bio-       Viele Insekten sind einfach schön
masse geht still vor sich, und wir    anzusehen: eine Libelle, die wie
bemerken sie kaum. Wir sind sogar     eine metallisch glänzende Nadel in
                                                                                     WISSEN

froh, wenn wir in der Nacht nicht     der Luft schwebt, ein glücksbrin-

                                                                                 7
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gender Marienkäfer, ein Schmet-                     dem Einsatz von Pestiziden, dem
         terling mit unglaublich komplexen                   Klimawandel und der Lichtver-
         Mustern auf den Flügeln oder eine                   schmutzung. Es ist nötig, alle diese
         imposante Heuschrecke. Allein                       Problemfelder anzugehen, um den
         schon diese Vielfalt sollte uns An-                 Insekten zu helfen.
         sporn sein, sie zu bewahren. Aber
         Insekten sind nicht nur nützlich,                   Was können wir tun?
         sondern unentbehrlich: für uns                      Eigentlich wissen wir es: Biopro-
         Menschen als Bestäuber von Nah-                     dukte kaufen, den Garten insek-
         rungspflanzen und Früchten, für                     tenfreundlich gestalten und nicht
         zahllose Vögel und andere Tiere                     zu viel aufräumen, keine Pestizide
         als Futter. Selbst die Kernbeisser                  verwenden, im Samengeschäft
         und andere Körnerfresser benöti-                    nach geeigneten Blumen- und Ra-
         gen Raupen und Insekten für die                     senmischungen fragen, auf dem
         Aufzucht ihrer Jungen. Manche                       Balkon nektarreiche Blumen in
         Käfer sind Abfallbeseitiger und                     Töpfen und Kistchen ziehen (auch
         Aasfresser, manche Insekten hal-                    dafür gibt es Beratung im Fachge-
         ten Schädlinge in Schach.                           schäft oder Tipps im Internet), kei-
                                                             ne Lichtorgien im Garten. Dürre
         Ursachen des Insekten-                              Blumen und Staudenpflanzen im
         schwundes                                           Herbst nicht abschneiden, sondern
         Es gibt nicht eine Ursache für die                  erst im späten Frühjahr, denn in
         Abnahme der Anzahl und Vielfalt                     den dürren Pflanzen sind wahr-
         von Insekten. In der Regel leiden                   scheinlich Eier von mannigfachen
         sie unter den weitverbreiteten                      Insekten versteckt. Auch sollten
         landwirtschaftlichen Monokultu-                     wir versuchen, zu Fliegen, Mücken
         ren, dem oft zu frühen Schnitt von                  oder Wespen freundlich zu sein:
         Wiesen, dem Verschwinden von                        bitte nicht totschlagen.
         Kleinstrukturen in der Landschaft,
WISSEN

         Ein Nachtigall-Grashüpfer (Chorthippus biguttulus). Bild: Hans Oettli

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Ein Raupensommer
Verena Lerche, Ehrenmitglied NVS

Woran denkt man, wenn man eine                    geschrieben wurde, wollte ich mich
Raupe sieht? Vermutlich an einen                  auf andere Raupen konzentrieren.
Schmetterling. Dabei gehen die inte-
ressanten und leider nicht mehr so                Ein Zufallsfund
verbreiteten Nachtfalter vergessen.               Auf einem Spaziergang im Wald
                                                  wurden Erika Eichmann und ich
Normalerweise liegen meine per-                   fündig. Eigentlich wollten wir die
sönlichen Schwer­ punkte bei den                  rotbraune Stendelwurz suchen, wir
«Gefiederten» sowie bei den Blu-                  stiessen jedoch nur noch auf kläg-
men und Co. Der Sommer 2021                       liche Überreste, sie war verblüht.
brachte mich jedoch auf neue Wege.                Einige Schritte weiter fanden wir
Meine Nachbarin fing plötzlich mit                jedoch die schönste Raupe, die wir
einer Schwalbenschwanz-Zucht an,                  je gesehen hatten. Wir konnten nur
welche sich als sehr erfolgreich                  staunen und schauen! Natürlich
entpuppte. Da darüber schon oft                   hatten wir keine Ahnung, was sich

Aus dieser wunderschönen Raupe entwickelt sich der Ligusterschwärmer. Er gehört, wie es der Name
                                                                                                   WISSEN

sagt, zur Familie der Schwärmer. Bild: Erika Eichmann

                                                                                              9
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wird. Google löste das Rätsel, aber
                                                            ich wurde auch in meinem guten,
                                                            alten Schmetterlingsbuch fündig:
                                                            Es war die Raupe des Liguster-
                                                            schwärmers, ein Nachtfalter, den
                                                            man kaum je zu Gesicht bekommt.
                                                            Es sei denn, man wartet bei einer
                                                            Lichtquelle an einem ruhigen Ort.

                                                            «Schmetterlinge»
         Diese Raupe wurde von Erika Eichmann im            der Nacht
         Garten ihrer Tochter in Bern fotografiert.         Nachtfalter sind wenig bekannt.
         Sie sieht aus, wie wenn sie einem mit dem einen
                                                            Dass ihre Raupen so wunderschön
         Auge zuzwinkern würde, auch erinnert ihr
         Köpfchen an eine kleine Schildkröte. Was aus       sind, war auch mir nicht bewusst.
         ihr wird? Es ist das Räupchen des Mittleren        Vielleicht setzt auch ihr euch
         Weinschwärmers, welcher zur Familie der            nachts einmal an eine Lichtquelle
         Schwärmer gehört. Einer der schönsten Nacht-       und wartet? Mir ist allerdings auf-
         falter, wie ich finde.
                                                            gefallen, dass es lange dauert, bis
         Bild: Erika Eichmann                               man einen zu Gesicht bekommt.
                                                            Denn auch die Nachtfalter sind lei-
         aus der Raupe entwickeln würde,                    der nicht mehr so verbreitet.
         zumindest noch nicht. Wir konn-
         ten uns kaum satt sehen; ein weite-
         res Wunder, das so oft übersehen

         Ein weiteres Exemplar aus der grossen Familie der Nachtfalter-Raupen. Diese gehört jedoch zur
         Familie der Spinner. Es ist die Raupe des Mondfleck oder Mondvogels. Diese Raupen sind behaart und
         werden deshalb von den Vögeln nicht gefressen. Auch der Mondvogel fliegt gerne ans Licht und
WISSEN

         könnte so beobachtet werden. Bild: Erika Eichmann

         10
Mitbewohner über den Winter
Andreas Kopp und Petra Wiesenhütter,
Naturmuseum St. Gallen

Insekten überwintern nicht nur in
natürlichen Habitaten, sie finden
auch den Weg in Häuser. Unsere
zeitweiligen Mitbewohner nutzen
ihren Überwinterungsplatz dabei
auf unterschiedliche Art und Weise.
                                       Florfliege. Bild: Entomologie/Botanik, ETH
Um den Winter sicher zu überste-       Zürich / Fotograf: Albert Krebs
hen, haben Insekten unterschiedli-
che Strategien entwickelt. Am häu-     Wärme aktiv werden, können sie in
figsten überwintern sie im Ei. Viele   den kühleren Keller oder Dachbo-
Insekten überbrücken den Winter        den umgesiedelt werden. Es braucht
aber auch als Puppe oder Larve.        diese Tiere, um im Frühling die
Eher selten kommt die Überwinte-       nächste Generation zu starten.
rung als ausgewachsenes Tier vor.
In der freien Natur überwintern        Eine Art, die selten, aber dann oft in
diese Tiere in Höhlen, grober Borke,   Massen auftreten kann, ist die
Felsspalten, Streu oder Laubhau-       Halmfliege (Thaumatomyia notata).
fen. Häuser sind nur ein Ersatz für    Sie ist nur zwei Millimeter gross,
einen natürlichen Standort.            gelbschwarz und unbehaart. Diese
                                       Art kann lästig werden, denn sie
Florfliege und Halmfliege              sucht immer wieder die gleichen
In Häusern häufig anzutreffen sind     Gebäude zum Überwintern auf.
Florfliegen (Chrysoperla sp.). Der
deutsche Name «Fliege» ist etwas
irreführend, denn Florfliegen gehö-
ren zu den Netzflüglern und nicht
zu den Fliegen. Sie sind Nützlinge
und fressen die Larven der Blatt-
läuse. In der Regel sind Florfliegen
grün. Über den Winter können sie
ausblassen und im Frühjahr sind
sie dann beinahe weiss. Wenn die
                                                                                         WISSEN

Tiere im Wohnzimmer wegen der          Halmfliege. Bild: André Mégroz

                                                                                    11
Marienkäfer                           (Halyomorpha halys) oder die Ame-
         Marienkäfer überwintern im Haus       rikanische Kiefernwanze (Leptog-
         in Rollladenkästen oder in Fenster-   lossus occidentalis). Während die
         nischen. Nebst den einheimischen      Kiefernwanze unproblematisch ist,
         Arten wie dem Zweipunkt-Marien-       verursacht die Marmorierte Baum-
         käfer (Adalia bipunctata) oder dem    wanze erhebliche Schäden an Obst-
         Siebenpunkt-Marienkäfer (Coccinel-    kulturen. Sie sieht der einheimi-
         la septempunctata) kommt in den       schen Grauen Feldwanze zum
         letzten Jahren immer häufiger der     Verwechseln ähnlich. Bei der Feld-
         Asiatische Marienkäfer (Harmonia
         axyridis) vor. Er hat sehr variable
         Flügelzeichnungen und ist so gross
         wie der Siebenpunkt-Marienkäfer.
         In der Regel kann er von vorne be-
         trachtet eindeutig erkannt werden:
         Er hat auf dem Halsschild ein
         schwarzes «W» auf weissem Grund.

         Fliegen bei Ihnen Wanzen
         durch die Wohnung?
         Früher tat dies häufig die Graue      Marmorierte Baumwanze. Bild: André Mégroz
         Feldwanze (Rhaphigaster nebulosa),
         die Grüne Stinkwanze (Palomena        wanze ist der Bauch weiss mit
         prasina) oder die Gemeine Boden-      schwarzen Sprenkeln, bei der Mar-
         wanze (Rhyparochromus vulgaris).      morierten Baumwanze ist die
         Neuerdings werden immer häufi-        Bauchmitte reinweiss bis beige
         ger Neozoen (eingewanderte oder       ohne irgendwelche Punkte.
         eingeschleppte Tierarten) entdeckt,
         wie die Marmorierte Baumwanze

         Amerikanische Kiefernwanze.           Links: Marmorierte Baumwanze.
WISSEN

         Bild: André Mégroz                    Rechts: Graue Feldwanze. Bild: Andreas Kopp

         12
Verstecken sich bei Ihnen              nur wenige Tage überleben. Die
Schmetterlinge?                        zwei Arten unterscheiden sich am
Das Tagpfauenauge (Aglais io), der     Halsschild. Die Bernstein Wald-
Grosse Fuchs (Nymphalis polychlo-      schabe hat ein gleichmässig ge-
ros) und der Kleine Fuchs (Aglais      zeichnetes Halsschild, die Deutsche
urticae) überwintern zuweilen im       Schabe weisst dort zwei dunkle
Dachboden. Während das Tagpfau-        Längsstriche auf.
enauge und der Kleine Fuchs häufig
anzutreffen sind, ist der Grosse       Spinnen im Haus
Fuchs ein seltener Gast geworden.      Unter den Spinnentieren gibt es
Die Falter können frei an Balken       auch unterschiedliche Strategien,
hängen oder sich an Rückwänden         um durch den Winter zu kommen.
von Schränken verstecken. In den       Einige Arten überwintern als Ei wie
letzten Jahren kam der Admiral         zum Beispiel die Gartenkreuzspin-
(Vanessa atalanta) neu dazu. Frü-      ne (Araneus diadematus), andere
her wanderte diese Art jedes Jahr      als Jungtier oder ausgewachsen im
über die Alpen in den Norden ein       Boden und unter Rinden. Manche
und wurde erst ab dem Spätsom-         gehen dem Winter aus dem Weg,
mer oder Herbst bei uns beobach-       indem sie zu uns in die Häuser
tet. Seit etwa fünf Jahren fliegen     kommen. Die Grosse Winkelspinne
schon im Frühjahr Admirale bei         (Tegenaria atrica) ist die grösste
uns. Das müssen eindeutig Exemp-       Spinne in der Schweiz. Sie lebt
lare sein, welche hier überwintert     nebst in ihren natürlichen Habita-
haben.                                 ten auch in Häusern und baut ihre
                                       trichterförmige Wohnröhre in ver-
Waldschaben                            steckten Ecken. Dort lauert sie auf
Weitere Gäste, die das Haus irrtüm-    Asseln und Insekten.
lich zum Überwintern aufsuchen,
aber in der Regel nach einigen Ta-     Die aus dem Mittelmeerraum ein-
gen sterben, sind die Waldschaben      gewanderte Kräuseljagdspinne (Zo-
(Ectobius sp.). In den letzten Jah-    ropsis spinimana) bevorzugt Häu-
ren wird die aus dem Süden zuge-       ser als Überwinterungsquartier und
wanderte Bernstein Waldschabe          legt ihre Eier in Kokons ab, die sie
(Ectobius vittiventris) vermehrt ge-   bewacht. Sie ist eine nachtaktive
funden. Sie hat einen starken Drang,   Jägerin und baut ihr Wohngespinst
in Gebäude zu kommen, da es ihr        an einem möglichst verborgenen
draussen zu kalt ist. Waldschaben      Ort, an dem sie sich tagsüber ver-
sind aber im Gegensatz zur Deut-       steckt. Sie ist etwa gleich gross wie
schen Schabe (Blattella germanica)     die Grosse Winkelspinne und kann
keine Vorratsschädlinge; und da es     mit ihr verwechselt werden. Die
                                                                               WISSEN

im Haus zu trocken ist, können sie     Grosse Winkelspinne hat aber ei-

                                                                        13
nen schlankeren Körperbau und
         längere, einfarbige Beine. Dazu sind                Welche Gäste haben Sie
         sie meist bräunlich und eher dun-                   bei sich zu Hause entdeckt?
         kel gefärbt, während Zoropsis spi-
         nimana mehrheitlich eine gelbliche                  Schicken Sie uns ein Foto an:
         Grund­zeichnung und geringelte Bei-                 naturinfo@naturmuseumsg.ch.
         ne hat.
WISSEN

         Kräuseljagdspinne (Zoropsis spinimana). Bild: Stefan Vollenweider

         14
Was ist Bodenfruchtbarkeit?
St. Galler Bauernverband

Boden gilt als fruchtbar, wenn sich     chend Nahrung finden, ist es wich-
sowohl Pflanzen als auch Bodenle-       tig, dass der Boden immer mit
bewesen bestmöglich entwickeln          Pflanzen bedeckt ist.
können. Für optimale Bedingungen
müssen Böden locker sein und aus-       Bodenbearbeitung
reichend Sauerstoff, Feuchtigkeit       Schwere Maschinen schaden der
und Nährstoffe enthalten.               Bodenstruktur. Laut Agroscope,
                                        dem     Kompetenzzentrum         der
Auf den ersten Blick wird Boden oft     Schweiz für landwirtschaftliche
nur als brauner Dreck wahrgenom-        Forschung, ist etwa ein Drittel aller
men. Wenn man aber genau hin-           Böden in der Schweiz verdichtet.
schaut, gibt es einen ganzen Kos-       Diese Böden sind schlechter durch-
mos an Bakterien, Pilzen und            wurzelbar, was zu Ertragseinbus-
Tieren zu entdecken. In einer           sen führen kann. Durch das Pflü-
Handvoll Erde leben mehr Boden-         gen wird der Boden zwar oberflächig
organismen, als es Menschen auf         gelockert; darunter befindet sich
der Erde gibt. Sie sorgen dafür, dass   aber häufig eine Pflugsohle: eine
Gemüse, Getreide, Beeren und vie-       Schicht, die von den Rädern des
les mehr auf fruchtbaren Böden he-      Traktors verdichtet wurde.
ranwachsen können.
                                        Um Böden möglichst wenig zu stö-
Boden lebt                              ren, kann die sogenannte redu­
Bodenlebewesen wie Bakterien,           zierte Bodenbearbeitung eingesetzt
Springschwänze oder Asseln zer-         werden. Dann werden Bodenarbei-
setzen pflanzliches Material. In ih-    ten möglichst oberflächlich durch­
rem Kot befinden sich wertvolle         geführt oder ganz weggelassen.
Nährstoffe, die von den Pflanzen        Mais kann beispielsweise in leich-
aufgenommen werden können. Re-          ten oder mittelschweren Böden
genwürmer sorgen darüber hinaus         auch ohne Pflügen gesät werden.
mit ihren Gangsystemen für eine         Für die Direktsaat werden lediglich
gute Belüftung der Böden. Sie lo-       schmale Schlitze des Felds geöf-
ckern und mischen den Boden und         fnet, in die das Saatgut abgelegt
halten ihn schön krümelig. Damit        wird. Diese Anbautechnik hat al-
                                                                                WISSEN

die Bodenorganismen stets ausrei-       lerdings den Nachteil, dass sie

                                                                         15
einen hohen Unkrautdruck mit sich      Humusgehalt
         bringt.                                Als Humus wird allgemein die
                                                oberste Schicht des Bodens be-
         Die Bodenhorizonte                     zeichnet. Streng genommen ist da-
         Böden sind aus mehreren Schich-        mit aber die tote organische Subs-
         ten, den Horizonten, aufgebaut. Ty-    tanz des Bodens gemeint, welche
         pischerweise bestehen Böden in         aus abgestorbenen und zersetzten
         der Schweiz aus einem humusrei-        Pflanzenresten besteht. Humus
         chen A-Horizont, dem Oberboden.        speichert CO2 und kann als Nähr-
         Darin leben Bodenorganismen und        stoffdepot im Boden verstanden
         die Pflanzen verwurzeln sich in        werden, welches von Pflanzen und
         dieser Schicht. Darunter liegt der     Bodenorganismen als Nahrung ge-
         B-Horizont, der Unterboden ohne        nutzt wird. Der Humusgehalt kann
         Humus, und anschliessend der C-        zum Beispiel durch Gründüngun-
         Horizont, welcher aus verwitter-       gen, Mist oder das Einarbeiten von
         tem Gestein besteht.                   Ernterückständen erhöht werden.
                                                Es gilt folgende Faustregel: Je brau-
         Je nach Zusammensetzung des Bo-        ner und dunkler ein Boden ist, des-
         dens fliesst Wasser unterschiedlich    to mehr Humus enthält er.
         schnell ab. Ein sandiger bzw. leich-
         ter Boden kann das Wasser              Wie fruchtbar ist mein Boden?
         schlecht speichern und trocknet        Wer die Aktivität der Bodenlebewe-
         schneller ab. Böden mit einem ho-      sen bei sich zu Hause untersuchen
         hen Tongehalt speichern Wasser         möchte, kann ein Stück Baumwoll-
         sehr gut und es kann, vor allem bei    stoff für drei Monate vergraben.
         verdichteten Böden, Staunässe ent-     Wenn sich der Stoff in dieser Zeit
         stehen. Wenn ein Boden mit Was-        fast vollständig abgebaut hat, ist
         ser gesättigt ist, steht nicht mehr    der Boden fruchtbar.
         ausreichend Sauerstoff für Boden-
         lebewesen und Pflanzen zur Verfü-
         gung und Ertragseinbussen kön-
         nen die Folge sein.
WISSEN

         16
Mathi’s Genuss-Ecke

        Eberesche(Vogelbeer)-Marmelade
                              Mathilde Strasser

      Ideal zu Fleisch-/Wildgerichten, aber auch aufs Butterbrot
                     oder zum Würzen von Saucen.

 Zutaten für 4 Personen            Zubereitung

      990 g Vogelbeeren,           01    Vogelbeeren für 48 Stunden ein-
              gesäubert                  frieren (sie verlieren so an Bitter-
                                         stoff und das Aroma kommt besser
  250 g Birnen, geschält                 hervor). Dann die Beeren in wenig
und gewürfelt, gewogen                   Wasser 20 Minuten köcheln und
                                         anschliessend durch die Flotte
250 g Äpfel, geschält und                Lotte (Passevite) passieren. 500 g
     gewürfelt, gewogen                  vom Püree abmessen. Mit den
                                         Birnen- und Apfelwürfeln, dem
  1 Bio-Zitrone (Saft und                Vanillezucker, der Zitronenschale,
     abgeriebene Schale)                 dem Zitronensaft und dem Gelier-
                                         zucker mischen. Nun mit dem
           2 Pck. echter                 Stabmixer durchpürieren, es muss
          Vanillezucker                  aber nicht sehr fein sein.

      500 g Gelierzucker           02    Unter Rühren mindestens 4 Minu-
         (Verhältnis 2:1)                ten sprudelnd kochen lassen und
                                         sofort randvoll in heiss ausge­
                                         spülte Gläser füllen.

                            Servieren und geniessen!
                                                                                REZEPT

                                                                          17
Neues von den Stadtbäumen
         Veronika Meyer, Vorstandsmitglied NVS

         Neue Bauten entstehen, Umgestal-         im Vergleich dazu mickrig. Es ist
         tungen werden realisiert. Dabei wird     mir nicht bekannt, ob dieses Prob-
         dem Baumschutz unterschiedlich           lem bereits früher ansatzweise be-
         viel Aufmerksamkeit geschenkt,           stand, aber jetzt ist es offensicht-
         wie Beispiele aus der Stadt St. Gallen   lich. Bei dieser Baustelle hat der
         zeigen.                                  Baumschutz kläglich versagt. Wie
                                                  ein stolzer Mammutbaum aussieht,
         Der Baumschutz lässt sich in der         kann man 300 Meter weiter stadt-
         Stadt St. Gallen gut beobachten.         einwärts bei zwei prächtigen Ex-
         Dabei gibt es Erfreuliches und lei-      emplaren vor dem Hotel Radisson
         der auch Unerfreuliches von den          Blu bewundern.
         Stadtbäumen zu berichten. Ich be-
         ginne mit dem Unerfreulichen.

         Kastanien und Mammutbaum
         bei der Olma
         Im SNN-Heft Nr. 177 vom Februar
         2020 wurde auf Seite 20 gezeigt,
         wie bei einigen Bäumen neben der
         Olmahalle 2 (Langgasse) viel zu
         nahe der Boden abgegraben wurde,
         damit ein neuer Parkplatz erschlos-
         sen werden konnte. Jetzt geht es
         diesen Rosskastanien und dem
         Mammutbaum nicht gut. Mitte
         September 2021 stand die nordöst-
         liche Hälfte der Kastanienreihe
         dürftig im Laub, während sich die
         südwestliche Hälfte, die von den
         Grabarbeiten kaum betroffen war,
         der Saison gemäss und in dichtem
         Laub präsentierte. Die Südseite des
         Mammutbaums ist herrlich grün,           Der Mammutbaum bei der Olmahalle 2 von der
WISSEN

         die Nordseite, wo gegraben wurde,        Stadtseite her gesehen. Bild: Veronika Meyer

         18
Zwei Rosskastanienbäume aus der             Im Vergleich dazu zwei Bäume aus der
nordöstlichen Hälfte bei der Olmahalle 2.   südwestlichen Hälfte. Beide Bilder wurden
Bild: Veronika Meyer                        zur gleichen Zeit aufgenommen.
                                            Bild: Veronika Meyer
                                                                                             WISSEN

                                                                                        19
Baustelle in Rotmonten. Links die eingefasste Linde, rechts der Bergahorn hinter einem Zaun.
WISSEN

         Bild: Veronika Meyer

         20
Vorbildlicher Baumschutz
in Rotmonten
Es gibt glücklicherweise auch er-
freuliche Entwicklungen. Bei der
Haltestelle Seeblick der Buslinie
5 entsteht eine Wohnüberbauung
(Staufer & Hasler Architekten AG,
Frauenfeld). Die Gebäude werden
sich um eine mächtige Linde grup-
pieren. Dieser Baum wird während
den Bauarbeiten mit einer fast
ebenso imposanten Einzäunung
geschützt. Gegen den weiter nörd-
lich stehenden Berg-Ahorn hin
wurde ein Zaun erstellt, sodass
sich keine Baumaschine dorthin
verirren kann. Gut gemacht!

Neupflanzungen im Riethüsli
Die Teufener Strasse wird etappen-       Neu gepflanzte Bäume am obersten Teil
weise neu gestaltet. Das oberste         der Teufener Strasse. Bild: Veronika Meyer
Stück im Riethüsli ist bereits fertig-
gestellt. Dort wurden in einem mar-
kanten Grünstreifen insgesamt 14
junge Bäume gepflanzt (immerhin
sind sie schon fünf Meter hoch):
Feldahorne, Erlen, Winterlinden
und Flaumeichen. Der Grünstreifen
selbst besteht nicht etwa aus einer
langweiligen Rasenfläche, sondern
ist mit seiner bunten Ansammlung
von einheimischen Wildblumen
eine Augenweide für das Quartier.
Die Insekten freut’s und uns auch,
vielen Dank an Stadtgrün! Im mitt-
leren Teil der Teufener Strasse wird
es aus Platzgründen nicht möglich
sein, Bäume zu pflanzen, dafür ent-
stehen aber im untersten Teil neue
grüne Oasen mit Bäumen.
                                                                                           WISSEN

                                                                                      21
Dornröschen erwache!
         Lukas Saborowski, Stadt St. Gallen Stadtgrün

         Seit gut einem Jahr ist das Burgwei-              macht werden. Nun dient es Biodi-
         herareal für die Bevölkerung zu-                  versität, Erholung und Landwirt-
         gänglich. Durch diverse Anpassun-                 schaft gleichermassen.
         gen wurde es zu einem Nah­       er-
         holungs­gebiet, das ebenso der Bio-               Bestand des Areals
         diversität und der Landwirtschaft                 Einmalig am Burgweiherareal war
         Rechnung trägt.                                   vor allem der Umstand, dass das
                                                           Areal trotz seiner zentralen Lage
         Das Burgweiherareal ist mit knapp                 kaum betreten wurde. So haben
         zehn Hektaren die grösste zusam-                  sich denn auch die anlässlich von
         menhängende Grünfläche im Stadt­                  Begehungen gesichteten Tiere wie
         gebiet. Jahrelang war ein Grossteil               Fuchs, Graureiher oder auch eine
         dieser Fläche unzugänglich einge-                 verwilderte Katze sehr scheu ver-
         zäunt, das Betreten verboten, das                 halten. Der Grossteil des hügeligen
         Areal im Dornröschenschlaf. Nach                  Areals ist Wiesland. Röhricht prägt
         dem Kauf des Areals durch die                     die flach auslaufenden Ufer der
         Stadt St. Gallen im Sommer 2019                   Weiher, die steilen Uferpartien sind
         konnte das Gebiet im Sommer 2020                  grösstenteils bestockt. Die waldar-
         der Bevölkerung zugänglich ge-                    tige Fläche weist einen gemischten

         Biodiversität, Erholung und Landwirtschaft finden im neuen Burgweiherareal gleichermassen Platz.
WISSEN

         Bild: Lukas Saborowski

         22
Baumbestand aus Laub- und Na-                Verhaltensregeln dienen dazu, das
delbäumen auf. Die Strauchschicht            Konfliktpotenzial zwischen diesen
besteht vor allem aus Haselsträu-            drei Zielen zu entschärfen. Trotz –
chern. Umschlossen wird das Areal            oder vielleicht auch gerade auf-
von geschnittenen Wildhecken.                grund – der starken Nutzung der
Generell lässt sich festhalten, dass         Wege und Plätze sind Konflikte die
die Übergänge der Lebensräume                Ausnahme, das Nebeneinander
abrupt ausfallen. Dies ist der land-         funktioniert.
wirtschaftlichen Nutzung der Wie-
sen und Weiden geschuldet.                   Das Nebeneinander bedeutet auch,
                                             dass Massnahmen zwangsläufig
Dreifacher Nutzen                            Auswirkungen auf alle drei Aspek-
Das Areal sollte mit der Öffnung             te haben werden. Diese Auswir-
ein Nebeneinander von Biodiversi-            kungen werden im Folgenden an-
tät, Erholungsnutzung und Land-              hand von drei Beispielen aufgezeigt.
wirtschaft ermöglichen. Um diese
Ziele zu erreichen, erfolgten die            Die Streuobstwiese
Massnahmen zur Förderung der Bio-            kehrt zurück
diversität auch unter dem Aspekt             In den 70er-Jahren des 20. Jahrhun-
der Attraktivitätssteigerung für die         derts verschwanden die Obstbäume
Erholungssuchenden. Gleich­zeitig            aus dem Burgweiherareal. Die ehe-
sol­
   lte das Areal für die Landwirt-           malige Streuobstwiese befand sich
schaft bewirtschaftbar bleiben.              damals zwischen dem Unteren
                                             Burgweier und der Fürstenland-
                                             strasse und umfasste knapp 30 Bäu-
                                             me. Die neue Streuobstwiese mit 18
                                             neu gepflanzten Apfel- und Birn-
                                             bäumen integriert den letzten noch
                                             vorhandenen Apfelbaum und bildet
                                             neu den Übergang vom Wiesland zu
                                             der mit Niederhecken angelegten
                                             Fläche.

                                             Streuobstwiesen bestehen, wie der
                                             Name nahelegt, aus Wiesen und
                                             Obstbäumen. Der Begriff «Streu»
                                             bezieht sich dabei auf die verstreute
                                             Anordnung der Obstbäume und
                                             nicht etwa auf eine Nutzung des
Auch hier sind die Übergänge gut zu sehen.   Schnittguts als Einstreu. Durch die
                                                                                     WISSEN

Bild: Lukas Saborowski                       Pflanzung von Hochstammobstbäu­

                                                                              23
men bleibt die Wiese gut bewirt-                  der Bienen, oder später der Geruch
         schaftbar.                                        nach reifem Obst, welche das Na-
                                                           turerlebnis bereichern und so zum
         Der ökologische Wert der Streuobst-               Erholungsfaktor beitragen.
         wiese besteht nicht nur aus der
         Summe von Hochstammobstbaum                       Gebuchteter Waldrand
         und Wiese mit ihren vielen Funktio-               Die Ausbreitung des Waldes wird
         nen wie Nahrungsgrundlage, Le-                    durch den Schnitt der angrenzen-
         bensraum, Habitat, Ansitz, etc.                   den Wiesen verhindert. Weil heute
         Durch den Schattenwurf der Bäume                  das Hackholz nicht mehr genutzt
         entsteht auch ein Mikroklima, wel-                und dementsprechend auch nicht
         ches für eine Vielzahl von Lebewe-                mehr geschlagen wird, ist die
         sen ideale Bedingungen bietet und                 Strauchschicht insbesondere an
         somit einen Beitrag zur Biodiversi-               südlichen Waldrändern mit guten
         tät leistet.                                      Lichtverhältnissen sehr dicht. Die
                                                           Verzahnung der Lebensräume Wie-
         Vor allem während der Blütezeit                   se zu Wald findet deswegen kaum
         wird die Streuobstwiese dereinst                  statt, der Wechsel des Mikroklimas
         den Spaziergängerinnen und Spa-                   ist heute sehr abrupt.
         ziergängern Freude bereiten. Nicht
         vergessen werden dürfen dabei die
         Sinneswahrnehmungen, die Geräu-
         sche, wie zum Beispiel das Summen
WISSEN

         Auch hier sind die Übergänge gut zu sehen. Bild: Lukas Saborowski

         24
Im Bestand folgte auf den Wald gleich die Wiese. Bild: Lukas Saborowski

Um die Verzahnung der Lebensräu-                  Faktor für die Tiere, aber auch für
me Wald und Wiese zu verbessern                   die optische Attraktivität der Nie-
und auch die Artenvielfalt der                    derhecken: Dornenbüsche, wie
Strauchschicht zu erhöhen, wurden                 Schwarz-, Weiss- und Sanddorn,
deshalb Strauchpflanzungen ange-                  Berberitzen, aber auch etliche Wild-
legt, die im Wechsel mit geschlage-               rosen, welche uns bald mit ihren
nen Schneisen einen gebuchteten                   Blüten und anschliessend ihren Ha-
Waldrand zur Folge haben und zu-                  gebutten erfreuen.
gleich den Blick auf die Weiher und
den Tröckneturm freigeben. Der                    Was die Zukunft bringt
Übergang von warm zu kühl, von                    Zurzeit wird eine Offenlegung des
Licht zu Schatten, findet nun in ei-              Burgweiherbachs geplant. Bis diese
nem wesentlich breiteren Streifen                 ausgeführt ist, sind aus den Obst-
statt, was der Biodiversität aber                 bäumchen vielleicht schon kleine
auch dem Auge des Betrachters zu-                 Bäume geworden. Vielleicht fällt bis
gutekommt.                                        dann auch die eine oder andere
                                                  Esche und es entsteht eine weitere
Vielfältige Niederhecken                          Schneise. Die Hecken sind bis dann
Wie beim gebuchteten Waldrand                     schon entwickelt, belebt von klei-
und den Obstbäumen spielt auch                    nen Säugetieren, Vögeln, Reptilien,
bei den Niederhecken das Licht eine               Amphibien, Insekten und Spinnen.
entscheidende Rolle für die Biodi-                Die Dornröschen hingegen sind be-
versität. Die Landwirtschaft profi-               reits jetzt am Erwachen.
tiert direkt von dieser Biodiversität,
da in den Hecken viele Nützlinge ihr
Zuhause haben. Die Vielfalt der
                                                                                         WISSEN

Sträucher ist dabei ein wesentlicher

                                                                                   25
Kinder zeichnen!
          Thema: Im Wald

          Dieses Mal hiess das Thema «Im Wald». Es wurden zehn Zeichnungen
          eingeschickt, von denen der Computer, das heisst ein Programm von
          www.random.org, drei Bilder ausgelost hat. Sie sind hier abgedruckt und
          wurden mit einem ProCity-Gutschein belohnt. Die Sonne lacht über dem
          Wald, in dem sich fröhliche Tiere verstecken. Es geht mit einem neuen
          Thema weiter und wir danken allen Kindern, die mitmachen, ganz herz-
          lich! Wir wünschen euch viel Fantasie und Freude; denkt daran, es ist
          kein Wettbewerb. Alle Bilder zum Thema sind willkommen.

          Neues Thema «Steinböcke»
          Für                Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre
          Format             A4 oder kleiner
          Angaben            Auf der Rückseite der Zeichnung muss vermerkt
                             werden: Vorname, Name, Adresse, Jahrgang
          Einsendeschluss    13. Dezember 2021
          Einsenden an       Veronika Meyer, Unterstrasse 58, 9000 St. Gallen

                                                                Gemalt von
                                                                Noel Hollenstein,
                                                                Jahrgang 2015
KREATIV

          26
Gezeichnet von
Noah Koch,
Jahrgang 2013

Gezeichnet von
Enzo Morando,
Jahrgang 2014

                      KREATIV

                 27
Wanderung zu den Schutzgebieten
            Christoph Noger, Präsident NVS

            Im August trotzte eine Gruppe Na-      13.30 Uhr starteten wir bei der Bus-
            turschützerInnen dem regnerischen      endhaltestelle in Winkeln. Das ers-
            Wetter und trat die Wanderung zu       te Ziel, der SAK-Weiher, befand
            den Schutzgebieten des NVS an, bei     sich einen Steinwurf entfernt am
            der die Wissensvermittlung im Vor-     Westende des Gübsensees. Pünkt-
            dergrund stand.                        lich zum ersten Halt setzte auch
                                                   sogleich der Regen ein. Bekannt-
            Am 29. August fand die Wande-          lich lassen sich NaturschützerIn-
            rung zu verschiedenen NVS-             nen davon nicht beeindrucken.
            Schutzgebieten statt. Vom Güb-         Wir rüsteten uns entsprechend
            sensee bzw. dem SAK-Weiher aus         aus und trotzten somit den Wet-
            wanderten die TeilnehmerInnen          terkapriolen. Nach Informationen
            unter meiner Leitung während           zum Gebiet, aber auch zu Aufwer-
            rund dreier Stunden bei Dauerre-       tungsmassnahmen rund um den
            gen via Bildweiher in die Sitter-      Gübsensee, ging die Wanderung in
            landschaft zum Tobelweiher und         Richtung St. Gallen-Winkeln weiter.
            zurück in die Stadt zum Burgwei-
            her. Dieser Rückblick kann niemals     Gartenvergleich
            alle Informationen enthalten, wel-     Auf dem Weg nach Winkeln
            che während der Wanderung ver-         machte ich auf die Gefahren für
            mittelt wurden. Er zeigt einen klei-   unsere Amphibien im Strassenbe-
            nen Einblick, soll aber auch dazu      reich aufmerksam und zeigte auf,
            dienen, einen Anreiz für die Teil-     wie die Amphibienströme durch
            nahme an künftigen Anlässen zu         das Quartier verlaufen. Angekom-
            schaffen.                              men beim Bildweiher, wurde ein
                                                   exklusiver Einblick in die aktuelle
            Wetterharte                            Bauphase gewährt. Seit April ist
            NaturschützerInnen                     die Dammsanierung des Bildwei-
            Trotz der angekündigten dreiein-       hers in vollem Gange. Die geplan-
            halbstündigen Wanderzeit, des          ten Aufwertungen (Bachlauf mit
            garstigen Wetters und der stets an-    Ruderalflächen, Gehölzgruppen
            haltenden unsicheren Corona-Si-        und Blumenwiesen) nehmen be-
RÜCKBLICK

            tuation nahmen einige Unerschro-       reits Formen an und konnten vor
            ckene an diesem Anlass teil. Um        Ort betrachtet werden. Über das

            28
Christoph Noger erklärt den Teilnehmenden die Sitterlandschaft. Bild: Marlis Werz

Sonnmattquartier ging der Weg                      im Kleinen im eigenen Garten ge-
weiter in Richtung Sitter. Noch im                 fördert werden kann – oder wie es
Wohnquartier konnten gleich ne-                    besser nicht gemacht werden sollte.
beneinander zwei Gärten vergli-
chen werden: der eine naturnah                     Lärmbelastung und Licht­
mit einheimischen Pflanzen und                     verschmutzung
wilden Ecken, Blumenwiesen und                     Weiter ging es in die Sitterland-
Rückzugsmöglichkeiten für Insek-                   schaft. Zuvor legten wir jedoch an
ten und Kleintiere. Der andere Gar-                der Kräzernstrasse einen Stopp ein
ten, keine zehn Meter entfernt, mit                und lauschten der Umgebung. Kurz
einem gepflegten Rasen wie ein                     darauf wiederholten wir dies an der
«Golf Green»: bepflanzt mit orts-                  Sitter. Vom Verkehrslärm in die Na-
fremden einjährigen Blütenpflan-                   tur zu Vogelgezwitscher, dem Rau-
zen, welche von unseren Bienen                     schen der Sitter und dem Rascheln
verschmäht werden, alles ohne ir-                  von Tieren im Unterholz in nur we-
gendeinen natürlichen Ansatz und                   nigen Schritten. Dabei wurde uns
Mehrwert für unsere Tierwelt. An-                  vor Augen geführt, welcher Lärm-
                                                                                         RÜCKBLICK

hand solcher Beispiele kann aufge-                 belastung wir Menschen und die
zeigt werden, wie die Natur bereits                Tierwelt tagein tagaus ausgesetzt

                                                                                    29
sind. Wiederholt man dieses Expe-       der Geburtshelferkröte waren auch
            riment an derselben Örtlichkeit         dieses Frühjahr zu hören.
            am Abend, wird einem zusätzlich
            die Lichtverschmutzung bewusst.         Amphibien im Klärbetrieb
                                                    Die Wanderung führte uns an-
            Eingeschleppte Pflanzen                 schliessend an der ARA Au vorbei.
            Entlang der Sitter thematisierten       Dort kamen Fragen zum Thema
            wir unsere Fliessgewässer und Prob-     «Amphibien im Klärbetrieb» auf.
            lematiken für die dortige Tierwelt.     Als Rettungsverantwortlicher konn-
            Aber auch Neophyten waren ein           te ich den ganzen Ablauf der Ret-
            Thema, also Pflanzen, die sich in Ge-   tung erklären sowie Zahlen und
            bieten ansiedeln, in denen sie zuvor    Fakten liefern. Die Amphibien im
            nicht heimisch waren. Entlang der       Klärbetrieb werden die Stadt
            Wege konnten verschiedene solche        St. Gallen und mich die nächsten
            Arten vor Ort gezeigt werden: Kana-     Jahre noch begleiten.
            dische Goldrute, Japanischer Stau-
            denknöterich, Einjähriges Beruf-        Anschliessend ging es die Rechen-
            kraut, Drüsiges Springkraut sowie       waldstrasse hoch zurück ins Stadt-
            unsere zwei typischen Gartenpflan-      gebiet, wo die Wanderung am
            zen, Kirschlorbeer und Sommerflie-      Burgweiher ihr Ende fand. Das
            der. Die Teilnehmenden erhielten        Burgweiherareal, das wohl kein Na-
            Ratschläge, wie man diese Pflanzen      turschutzgebiet ist, stellt dennoch
            am wirkungsvollsten bekämpft und        eine sehr wichtige Fläche für den
            deren Ausbreitung verhindert.           Westen der Stadt St. Gallen dar. Von
                                                    den bereits umgesetzten Aufwer-
            Förderung von Geburtshelfer-            tungsmassnahmen der Stadt wer-
            kröte und Gelbbauchunke                 den sowohl Mensch wie auch Tier
            Beim Tobelweiher angekommen er-         in der Zukunft profitieren können.
            läuterte ich das primäre Ziel dieses
            Gebiets: die Förderung der Geburts-
            helferkröte (Alytes obstetricans)
            und der Gelbbauchunke (Bombina
            variegata). Von beiden Tieren spiel-
            te ich den Lockruf ab und erklärte
            ihre Lebensweise sowie die Ansprü-
            che an ihr Habitat. Beim Herbstein-
            satz im Tobelweiher vom 4. Sep-
            tember 2021 konnten sowohl adulte
            Gelbbauchunken wie auch Kaul-
RÜCKBLICK

            quappen gesichtet werden. Die Rufe

            30
Vorschau 2022
Als Ausschussleiter Schutzgebiete,
gelernter Landschaftsgärtner und
grosser Naturliebhaber könnte ich
zu jedem einzelnen der erwähnten
Themen einen ganzen Nachmittag
füllen. In diesem Jahr habe ich
mich auf die Schutzgebiete im
Westen der Stadt St. Gallen kon-
zentriert. Für das nächste Jahr ist
Ähnliches geplant. Damit von Jung
bis Alt alle teilnehmen können,
werde ich mich auf ein einziges
Schutzgebiet konzentrieren, so-
dass keine allzu grossen Anstren-
gungen erwartet werden müssen.

                                      Gesponserte Eiche des NVS (sogenannte
                                      Baumpatenschaft) im Burgweiherareal.
                                      Bild: Christoph Noger

                                                                                   RÜCKBLICK

                                                                              31
Arbeitsvormittag im Huebermoos
            Erfahrungsbericht Klasse R1b, OZ Grünau, Wittenbach

            In der Sonderwoche vom 13.9. bis                  neun gab es einen feinen Znüni im
            17.9.2021 machte die Realklasse R1b               Vereinsschuppen. Danach packten
            vom OZ Grünau in Wittenbach ei-                   wir nochmals kräftig an. Am Ende
            nen Einsatz im Naturschutzgebiet.                 waren alle müde vom Aufgabeln
            Wir gingen ins Huebermoos und                     und Blachen ziehen. Wir kämpften
            entfernten das gemähte Schilf und                 bis zum Schluss. Die letzten Blachen
            Gras mit Heugabeln. Der Sinn dieser               wurden kurz vor dem Mittag bela-
            Arbeit ist, dass im Moor kein Wald                den. Wir zogen sie zu den gemach-
            heranwächst. Wir zogen die Blachen                ten Mahden. Diese wurden von ei-
            mit dem Gras und dem Schilf durch                 nem Landwirt abgeholt, um das
            das Moor. Vom Naturschutzverein                   Material zu kompostieren. Als wir
            haben uns Elda, Barbara und Kasper                fertig waren, klatschten wir uns ab
            geholfen. Sie haben uns alles erklärt.            und freuten uns über den Erfolg. Es
            Wir mussten sehr gut aufpassen,                   war streng, aber wir hielten bis
            dass wir nicht einsanken im Moor.                 zum Schluss durch und schafften
            Während der Arbeit haben wir viele                das ganze Moor fertig.
            Tiere gefunden: dabei waren Frö-
            sche, Schnecken und ein Bergmolch.                Tuana Melis Gülümser,
            Wir brachten sie in Sicherheit. Um                Leonie Egger, Jasmin Jericke
RÜCKBLICK

            Die Klasse R1b der Oberstufenschule Grünau in Wittenbach unterstützte den NVS tatkräftig bei den
            Herbstarbeiten im Huebermoos. Bild: Marco Etter (Klassenlehrperson Klasse R1b)

            32
Wen rette ich da?
Franz Blöchlinger, Mitglied NVS

Kaum schmilzt im Frühjahr der          eine praxisnahe Lektion im Freien
Schnee, wandern die ersten Am-         anzubieten. Bei sommerlichen Tem-
phibien zu ihren Laichgewässern.       peraturen lernten wir Spannendes
Kommt da ein Frosch daher oder         über die Lebensweise, die Fortpflan-
ist es doch eine Kröte? Der NVS        zung sowie die Gefahren, denen
sorgte mit fünf abendlichen Kur-       Amphibien ausgesetzt sind. Zahlrei-
sen für mehr Sicherheit bei der        che Interessierte nutzten das Ange-
Bestimmung.                            bot, die Tiere einmal bei Tageslicht
                                       genauer unter die Lupe nehmen zu
Seit Jahrzehnten sind jeden Frühling   können. Alle Molche, Kröten und
zahlreiche Mitglieder unseres Ver-     Frösche wurden übrigens am glei-
eins an verschiedenen Orten mit der    chen Tag aus der Kläranlage Au ge-
Rettung der wandernden Amphibi-        rettet und nach dem Kurs sofort
en beschäftigt. Ohne diese helfen-     wieder in die Freiheit entlassen.
den Hände wären höchstwahr-
scheinlich mehrere Populationen        Grasfrösche sind nicht grün
verschwunden, so am Bildweiher, an     Grasfrösche springen weit und ha-
der Oberstrasse und an der Kessel-     ben immer ein dunkles Dreieck hin-
haldenstrasse. Mit der zunehmen-       ter dem Auge. Sie können fast alle
den Zersiedelung und dem stark         Farben haben, ausgenommen grün.
wachsenden Verkehr kommen die          Erdkröten weisen eine warzige Haut
Amphibien schlicht nicht zurecht.      auf und können hinter den Ohren
Für die Rettung der wandernden Tie-    ein wenig giftiges Drüsensekret ab-
re sind Artkenntnisse notwendig,       sondern. Erdkröten und Grasfrösche
damit massgeschneiderte Vorkeh-        wandern im Frühling in grossen
rungen zur Sicherung der Populatio-    Mengen und sind darum unsere
nen getroffen werden können.           «Hauptkunden». Viel seltener finden
                                       wir die grünen Wasserfrösche, wel-
Weiterbildungen für jede               che ihr Laichgeschäft deutlich spä-
Amphibiengruppe                        ter im Jahr vollziehen.
Unser Präsident und Amphibienex-
perte Christoph Noger hat sich die
                                                                              RÜCKBLICK

Mühe genommen, allen HelferInnen
an ihren jeweiligen Einsatzorten

                                                                        33
Wer Molche entdecken will,
            braucht gute Augen
            Die beiden häufigsten Molche bei
            uns sind der Bergmolch und in deut-
            lich geringerer Anzahl der Faden-
            molch. Die Bergmolchweibchen sind
            ziemlich dick, tragen sie doch etwa
            100 – 120 Eier im Bauch, welche in
            anstrengender Arbeit einzeln an
            Wasserpflanzen angeheftet werden.
            Das Männchen ist im Prachtkleid
            wunderschön gefärbt, mit hellblau-
            en und leopardfarbenen Streifen.
            Auf der Unterseite sind die Bergmol-
            che orange. Im Gegensatz zum Fa-
            denmolch weisen sie auf dem Bauch
            nie dunkle Punkte auf.

                                                            Amphibienretter Christoph Noger in seinem
                                                            Element. Bild: Franz Blöchlinger

            Amphibienrettungen sind für Kinder extrem
            spannende Erlebnisse. Bild: Franz Blöchlinger

            Motiviert für die nächste                       Interessierte ZuhörerInnen der Rettungsgruppe
            Rettungsaktion                                  Burgweiher. Bild: Franz Blöchlinger
            Die Kurse vermittelten wertvolle In-
            formationen und motivierten, im
            nächsten Jahr noch genauer hinzu-
            schauen. Danke, Christoph, für dei-
            nen Einsatz!
RÜCKBLICK

            34
Amphibienrettungsstatistik 2021
Christoph Noger, Präsident NVS und Ausschussleiter
Schutzgebiete / Amphibienrettung

In unseren sechs Rettungsgebie-        men und keiner Ökonomin erklären,
ten Ostfriedhof, Mühleggweiher,        was dies kosten würde, müssten
Burgweiher, Bildweiher, Spisegg        Stadt und Kanton geeignete Ret-
und Sonnenberg Abtwil retteten         tungsmassnahmen ergreifen.
mehr als 80 Helferinnen und Hel-
fer von Ende Februar bis Mitte Ap-
ril mehrere Tausend Amphibien
vor dem Strassentod.

Der Naturschutzverein Stadt St. Gal-
len und Umgebung betreut in und
um das Stadtgebiet sechs aktive Ret-
tungsstellen, bei welchen morgens
die Kübel entlang der Fangzäune ge-
leert werden und abends bei jedem
Wetter freiwillige HelferInnen die
Strassen auf und ab patrouillieren,    Adulte und juvenile Erdkröten in einem
um die Amphibien auf ihrer Laich-      Fangkübel. Bild: Christoph Noger
wanderung zu retten. Wenn wir da-
von ausgehen, dass jeden Abend         Aber nun zu den diesjährigen Zah-
zwei HelferInnen während rund          len. Die Tiere werden beim Einsam-
eineinhalb Stunden unterwegs wa-       meln gezählt und nach ihrer Art be-
ren und bei den drei Gebieten Bild-    stimmt. Die Hauptpopulationen,
weiher, Burgweiher und Mühlegg         welche wir im Frühjahr antreffen,
am Morgen noch die Kübel geleert       sind Erdkröten (Bufo bufo), Grasfrö-
werden mussten, kommen wir auf         sche (Rana temporaria) und Berg-
rund 735 Stunden Freiwilligenar-       molche (Ichthyosaura alpestris).
beit. Wer schon einmal bei der Ret-    Dazu kommen noch einzelne Fa-
tungsarbeit dabei war, weiss, wie      denmolche (Lissotriton helveticus).
zeitintensiv die Rettung werden
kann. Von einer Dreiviertelstunde
über zwei bis zu drei Stunden in gu-
                                                                                     RÜCKBLICK

ten Wandernächten kann alles da-
bei sein. Man muss keinem Ökono-

                                                                                35
Rettungsstelle   Anzahl Tiere nach Art                                         Gesamte
                                                                                            Anzahl
                                                                                            Tiere
                              Erdkröten   Bergmolche        Grasfrösche    Fadenmolche
             Ostfriedhof            924               10              19                          953
             Mühleggweiher         1659               27             153                         1839
             Burgweiher            1149           118                103                1        1371
             Bildweiher            2486               23             229                         2738
             Spisegg                 19                3             121                          143
             Sonnenberg             163           241                 47               16        467

            Die Gesamtzahl der geretteten Am-              nahmen ergriffen, um uns zu unter-
            phibien beläuft sich somit auf 7511            stützen und wo möglich Schutz-
            Tiere. Die jeweiligen Zahlen sind auf          massnahmen zu ergreifen.
            der Webseite www.karch.ch unter
            Amphibien / Zugstellen und Amphi-              An dieser Stelle möchte ich mich
            bienzäune / Amphibienzugstellen in             herzlich bei allen HelferInnen von
            der Schweiz / Statistiken ersichtlich,         Klein bis Gross bedanken und freue
            oder auf unserer Vereinswebseite               mich, euch auch unter dem Jahr an
            unter Mach mit! / Amphibienrettung,            einem anderen Anlass wieder zu
            mit Direktlinks zur jeweiligen Ret-            treffen.
            tungsstelle. Dort zeigen interessante
            Statistiken und Diagramme die Ent-
            wicklung der Rettungszahlen auf.

            Erfreulich ist, dass auch dieses Jahr
            wieder eine Schulklasse beim Bild-
            weiher mitgeholfen hat. Aufgrund
            der schwierigen Wetterverhältnisse
            und der Temperaturschwankungen
            mussten zwei weitere Anfragen lei-
            der abgesagt werden.

            In so manchem Gebiet würden die                Illustration: Thomas Hättenschwiler
            Populationen längerfristig ohne un-
            sere Mithilfe nicht in dieser Grössen-
            ordnung überleben. Die Zahlen wer-
            den jeweils an die entsprechenden
RÜCKBLICK

            Stellen der Stadt St. Gallen geschickt.
            Auch auf dieser Ebene werden Mass-

            36
NVS-Helferin,                              Wir nehmen gerne
                                           Kontakt mit Ihnen auf
NVS-Helfer werden!
Ihr Einsatz ist willkommen
                                           Name / Vorname
− bei Herbstarbeiten in
  Schutzgebieten
− bei der Amphibienrettung                 Strasse
− bei der Baum- und Heckenpflege
− beim Nistkastenunterhalt
− in der Administration,                   PLZ / Ort
  im NVS-Vorstand
− auch OHNE Mitgliedschaft
  beim NVS                                 Telefon

                                           E-Mail

                                           Geburtsdatum

 www.nvs-sg.ch | «Aktiv für Natur und Umwelt»

 NVS-Mitglied werden!                      Beitrittserklärung

 Natur und Umwelt brauchen
 den Naturschutzverein (NVS):
                                           Name / Vorname
 − seit 1970 aktiv in St. Gallen
   und Umgebung
 − mit rund 2800 Mitgliedern die           Strasse
   grösste lokale Naturschutz­
   organisation in der Schweiz
                                           PLZ / Ort
 Der NVS begrüsst Sie als
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 − viermal jährlich die gedruckten
   St. Galler Naturschutznachrichten E-Mail
 − aktuelle Informationen über
   Anlässe, Projekte und Weiter-
   bild­ungen im Umfeld von Natur Geburtsdatum
   und Umwelt in St. Gallen und
   Umgebung                            www.nvs-sg.ch | «Aktiv für Natur und Umwelt»
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Zipfelfalter
Tagfalter, die zur Familie der Bläulinge (Lycaenidae) gehören

Hans Oettli, Ehrenmitglied NVS

Es gibt nur wenige Zipfelfalter-­         lassen sich nur selten beobachten.
Arten, einige sind selten. In Europa      Sie sind daher bei uns auch nicht so
kommen folgende Zipfelfalter vor:         bekannt wie andere Tagfalter. Die
Ulmen-, Nierenfleck- (auch Birken-        Zipfelfalter-Raupen leben haupt-
Zipfelfalter genannt), Pflaumen-,         sächlich an Bäumen und Sträu-
Grüner (auch Brombeer-Zipfelfalter        chern und ernähren sich von de-
genannt), Kleiner Schlehen-, Kreuz-       ren Blättern. Die Falter fliegen bei
dorn-, Blauer Eichen- und Brauner         uns jährlich in einer einzigen Ge-
Eichen-Zipfelfalter. Zipfelfalter heis-   neration.
sen sie, weil sich an den Enden der
beiden Hinterflügel ein kleiner zip-
felförmiger Fortsatz befindet. Sie
sind klein und haben Vorderflügel-
längen von lediglich 15 bis 20 mm,
beim Nierenfleck-Zipfelfalter errei-
chen sie 35 mm. Die Ansprüche an
die Lebensräume variieren stark.
Der Nierenfleck- und der Grüne Zip-
felfalter lieben Schlehengebüsche,
wo sie ihre Eier ablegen. Der Grüne
Zipfelfalter liebt trockene und war-
me Standorte, Magerwiesen, Busch-
land und Waldränder. Ulmen-Zip-
felfalter legen ihre Eier an Knospen
von Ulmenzweigen ab, Eichen-Zip-
felfalter an Knospen von Eichen-
zweigen. Den Blauen Eichen-Zipfel-
falter entdeckt man nur schwer,
weil er sich meist hoch oben an Ei-
chen aufhält. Zipfelfalter haben zum
Teil versteckte Lebensweisen und

                                                                           39
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Umgebung NVS
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