STADTNATUR-RANGER BERLIN, DIE RANGER SIND DA! - FRELWLLLLCK GRÜN - UMWELTFESTIVAL
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FRElWlLLlCK GRÜN Das neue Ehrenamts- portal für Umweltschutz STADTNATUR-RANGER Berlin, die Ranger sind da! FlLME „WlLDES BERLlN“ Unterwegs mit Derk Ehlert
EDITORIAL Liebe Leserinnen und Leser, „wenn einem das Leben einen Tritt verpasst, sollte man den Schwung nutzen, um vorwärts zu kommen.” So ungefähr kann man beschreiben, wie die Stiftung Naturschutz Berlin mit diesem Jahr um- gegangen ist. Ich könnte jetzt aufzählen, was alles nicht stattfinden konnte, welche „Tritte“ uns das Leben verpasst hat. Das würde aber weder unserer Arbeit noch dem Engagement und der Kreativität der Mitarbeiter*innen gerecht werden. Lassen Sie mich lieber beschreiben, was wir alles geschafft haben, welche neuen Ideen umgesetzt wurden. Dank des Einsatzes unserer IT-Abteilung konnten wir sehr schnell, effektiv und sicher von zu Hause aus arbeiten. In Videokonferenzen wurden neue Pläne geschmiedet und an der Umsetzung getüftelt. Beispiele gefällig? Mit der Videoreihe „Unterwegs mit Derk Ehlert“ als „Ersatz“ für den Langen Tag der Stadtnatur konn- ten wir einen Quotenhit landen. Viele Menschen folgen dem Wildtierexperten online durch die Berliner Stadtnatur. • Das Team von Nemo – Naturerleben mobil – hat sich darüber den Kopf zerbrochen, wie man Kindern auch vom Balkon oder Hinterhof aus die Stadtnatur nahebringen kann. Herausgekommen sind Kurzfilme, die Lust machen, sofort loszulegen. Falls Sie den „Spiegelgang“ noch nicht kennen – diese Methode verschafft auch Erwachsenen ganz neue Perspektiven. • Viele Dozent*innen des Bildungsforums strukturierten ihre Seminare so um, dass sie per Videokon- ferenz durchgeführt werden konnten. • Selbst die Bewerbungsverfahren – ganz gleich, ob für offene Stellen in der Stiftung, dem ÖBFD oder dem FÖJ – wurden komplett digital abgewickelt. • Besonders stolz sind wir darauf, das Projekt Stadtnatur-Ranger in diesem ungewöhnlichen Jahr so erfolgreich auf den Weg gebracht zu haben. Ich könnte Ihnen noch viel mehr Beispiele geben da- für, was das Team der Stiftung in diesem besonderen Jahr geleistet hat. Wichtiger ist es mir zu schildern, warum das alles so gut gelungen ist: Die Stiftung war so erfolgreich in diesem Jahr, weil die Mitarbei- ter*innen über sich hinaus gewachsen sind. Weil wir gemeinsam die widrigen Umstände als Herausforde- rung verstanden haben. Bei all dem, was wir taten, konnten alle, die mit uns zu tun hatten, eines deutlich spüren: Teamgeist. Es war jederzeit spürbar, dass hier nicht nur miteinander, sondern füreinander gear- beitet wurde – bereichsübergreifend. Es macht mich sehr stolz, Vorstandsvorsitzende einer Einrichtung zu sein, in der der Satz „Einer für alle und alle für einen“ mehr ist, als ein Filmzitat. Darum bin ich sicher, dass der Schwung, den wir unter den erschwerten Bedingungen am Jahres- anfang 2020 aufgenommen haben, uns auch durch das Jahr 2021 tragen wird. Damit dies gelingt, brauchen wir Sie an unserer Seite. Ganz gleich, ob Sie uns mit Ihrer Spende fördern, als Politiker*in oder Mitarbeiter*in der Verwaltung unterstützen und anspornen – wir zählen auf Sie. Ihre Annette Nawrath Vorstandsvorsitzende 2
EHRENAMT Naturschutz Heute schon einen kleinen Wald gepflanzt.* sucht Helfer Und Sie? * Müllsammeln im Treptower Park? Kröten zählen am See nebenan? Wenn sich das für Sie interessant anhört, soll- ten Sie sich auf www.freiwillickgruen.de umschauen. Freiwillick Grün vermittelt Einsatzstellen im Natur- und Umweltschutz an Ehrenamtliche. In dem Portal finden In- © Sophie Bengelsdorf teressierte eine Vielzahl an Angeboten für sich oder eine ganze Gruppe, einmalig oder längerfristig, draußen oder im Büro. lhre Zeit. Für Berlin. Betreut wird Freiwillick Grün von unserer ebenfalls neu FREIWILLICK GRÜN – gegründeten Koordinierungsstelle Ehrenamt. Nachdem DAS EHRENAMTSPOR TAL FÜR UMWELTS CHUTZ Senat und Abgeordnetenhaus dem Projekt zugestimmt Heute schon für Klima- * Florian setzt sich für den nachhaltigen Waldu mbau ein. hatten, konnten wir im Sommer dieses Jahres mit unserer Ein Projekt der Website online gehen. Seitdem erfreut sie sich wachsen- der Beliebtheit. Denn bislang war es für Berliner*innen, gerechtigkeit getwittert.* die sich ehrenamtlich für den Naturschutz engagieren wollten, gar nicht so leicht, eine passende Stelle zu finden. Als zentrale Und Sie? * und verbandsunabhängige Freiwilligenagentur, die ausschließ- lich auf den Berliner Natur- und Umwelt- schutz ausgerichtet ist, schließt Freiwillick Grün hier eine Lücke. Auch im nächsten Jahr haben wir noch eine Menge vor: Wir wol- len unsere Webseite in der Umwelt- und Naturschutzszene be- kannter machen, unsere persönliche Beratung für Ehrenamtliche und Einsatzstellen ausbauen und Green Social Days in unser lhre Zeit. Für Berlin. Angebot aufnehmen. Wir freuen uns jetzt schon darauf! FREIWILLICK GRÜN – DAS EHRENAMTSPORTAL FÜR UMWELTSCHUTZ * Sophie und Nadine kreieren ehrenamtlich Social-Media-Kampagnen. www.freiwillickgruen.de Ein Projekt der Wir stellen vor: Cathrina Balthasar Dass eine ehrenamtliche Tätigkeit auch Angebot der Stiftung Naturschutz er- etwas für Profis ist, beweist Cathrina: möglichte es mir, unter professioneller Die studierte Biogeowissenschaftlerin Anleitung von Dr. Saure in die Welt der absolvierte ihren Master in Ökologie, Wildbienen einzutauchen. Sich auf eigene Evolution und Naturschutz an der Uni Faust in solch ein Thema einzuarbeiten, Potsdam. Seit Januar ist sie Doktoran- ist ziemlich schwierig. Und dafür sind die din am Senckenberg Deutschen Ento- Ehrenamtsangebote der Stiftung ein- mologischen Institut in Müncheberg, wo fach super!“ Cathrina hat während der sie Nachtfalter auf Waldbrandflächen Artenkenntnis-Ausbildung, die über das untersucht. „Bislang habe ich mich von der Senatsverwaltung für Umwelt, hauptsächlich mit Käfern beschäftigt, Verkehr und Klimaschutz geförderte möchte jetzt aber die anderen Insek- ArtenFinder-Projekt angeboten wird, tengruppen besser kennenlernen. Ein Wildbienen in Kleingärten kartiert. 3
STADTNATURRANGER Berlin, die Ranger sind da! Den ganzen Tag durch die Natur stapfen, mit dem Fernglas wilde Tiere beobachten und abends am Lagerfeuer den heulenden Kojoten lauschen. So stellt man sich einen Ranger vor. Ein Bild, das scheinbar nicht in die Großstadt passt. Oder doch? Präriewölfe gibt es in Berlin zwar nicht, aber eine Menge anderer tierisch wilder Nachbarn. Für die sind die städti- schen Grünflächen und Gewässer ein Refugium. Aber auch für uns Menschen ist die Natur inmitten der Hauptstadt von unschätzbarem Wert. Um diesen Wert zu erhalten und weiterzuentwickeln, wurde seit Herbst 2019 das Projekt „Stadtnatur-Ranger“ aufgebaut, das die Stiftung Natur- schutz Berlin gemeinsam mit den Bezirken realisiert. Das Projekt startete mit einem Pressefilm, in dem unter anderen Regine Günther, Senatorin für Umwelt, Verkehr und Wildtierkameras helfen beim Nac hweis nachtaktiver Arten Klimaschutz, Projektleiter Lars Büttner und die Stadtnatur- Ranger*innen selbst zu Wort kommen. Nachdem der Be- Abseits der Erhebung von Zahlen und Fakten sind die Stadt- zirk Pankow bereits 2019 mit einem eigenen Modellansatz natur-Ranger*innen aber auch im ständigen Dialog mit den startete, nahmen ab 2020 auch in der Stiftung Naturschutz Bürger*innen. Um sie für die Pflanzen- und Tierwelt vor ihrer allmählich immer mehr Rangerinnen und Ranger ihre Arbeit Haustür zu begeistern, haben sich die Ranger*innen trotz auf. Mittlerweile sind es 20, die in kleinen Teams zu Fuß der erschwerten Pandemiesituation eine Reihe von Veran- oder per Fahrrad in ihren Einsatzgebieten – Schutzgebiete, staltungen einfallen lassen. So ging es in Lichtenberg gleich Parks, Brachen, Kleingärten und Friedhöfe – unterwegs sind. zwei Mal auf Entdeckungstour durch die faszinierende Welt der Feldhecken, bei Nacht und Nebel auf Fledermaus-Safari In dieser Vielfalt der Biotope spiegelt sich auch die breit gefächer- im Volkspark Friedrichshain oder ausgerüstet mit GPS und te naturschutzfachliche Arbeit wider. So erfassen die Ranger- Taschenlampe auf Geocaching-Tour durch die Spandauer *innen Daten, kartieren und führen Monitorings durch. Damit Dämmerung. Im Sommer startete schließlich auch die offene erweitern sie das Wissen um unsere Stadtnatur und schaffen wöchentliche Ranger-Sprechstunde im Kreuzberger Robinien- die Grundlagen für Maßnahmen zum Schutz der Artenvielfalt. wäldchen und am Lokschuppen im Wriezener Park. 4
STADTNATURRANGER Berlin, artenreichste Stadt Deutschlands, ist voll von grünen Oasen. Die Ranger*innen sorgen für die Pflege und die Erhaltung dieser wertvollen Naturräume. Und für das Wissen bei den Bürger*innen – denn nur wer weiß, kann auch wertschätzen. In enger Zusammenarbeit mit den Bezirken konnten zudem der Grundstein für Leuchtturmprojekte gelegt und ein Konzept für die Ausbildung von Junior-Ranger*innen auf den Weg gebracht werden. Schon jetzt gibt es ein starkes Netzwerk mit Akteuren aus dem Um- welt- und Naturschutz und tolle Kooperationen. Der Ranger-Blog und www.stadtnatur-ranger.de Social-Media-Kanäle auf Facebook und Twitter bieten informative digitale Plattformen. Mit diesen ersten Meilensteinen, viel Rü- ckenwind und zahlreichen Plänen freuen sich die Stadtnatur-Ranger*innen darauf, sich auch 2021 für die grünen Schätze der Hauptstadt einzusetzen und einen Beitrag für die „Berliner Strategie zur biologischen Vielfalt“ zu leisten. „Stadtnatur-Ranger im Zentrum von Berlin, das ist einfach etwas ganz Neues mit großem Potenzial für den Naturschutz in der Hauptstadt!“ freut sich unsere Vorstandsvorsitzende Annette Nawrath. Film: Berlin, die Ranger sind da! Szene aus dem Film „Berlin, die Ranger sind da!“ PFLANZE DES MONATS: Januar Der Ästige Rautenfarn Botrychium matricariifolium „Simplify your life“ ist das Credo des Ästigen Rautenfarns. Denn mit nur einem Wedel und © Justus Meißner 10-20 Zentimetern Größe beschränkt sich der Farn auf das Wesentliche. An einem fleischigen Stängel sitzen sowohl ein Abschnitt, der Chlorophyll produziert, als auch ein sporentragender, der zur Fortpflanzung dient. Als eine der ältesten Pflanzengruppen der Welt verzichten Farne auf entwicklungsgeschichtliche Errungenschaften wie Samen und Blütenstände. 5
KOORDINIERUNGSSTELLE FLORENSCHUTZ & FAUNA Verloren und Wiedergefunden Es gibt Pflanzen- oder Tierarten, die man in Berlin verloren glaubte. Tauchen sie plötzlich wieder auf und das sogar manchmal in bemerkenswerten Beständen, ist die Freude groß. Die Koordinierungsstelle Florenschutz & Fauna kann von erfreulichen Funden berichten. Halten auch Sie die Augen offen und teilen uns Ihre Beobachtungen von seltenen Arten mit! Nacktschneckensensation im Hinterhof Der Bierschnegel (Limacus flavus) war sie die Tiere mit Champignonstücken. früher häufig in feuchten Bier- und Vor- Die Sichtung von paarenden Tieren las- ratskellern zu finden. Der Geruch des sen sogar den Schluss einer erfolgrei- Bieres ist für ihn einfach unwidersteh- chen Reproduktion zu. Deutschlandweit lich. Die früher fast überall anzutreffende sind die Bierschnegel sehr rar geworden. Nacktschnecke ist laut der Roten Liste Umso mehr freuen wir uns über diese Berlins „vom Aussterben bedroht“, denn Meldung, die schon Einzug in die zentra- die letzte Sichtung stammt von 2015. le Berliner Artdatenbank gefunden hat. Nun fand Andrea Tönjes, eine „große Frau Tönjes hilft weiterhin, ihr kleines Schneckenfreundin“, wie sie sich selbst „Schneckenparadies“ zu erhalten. Sie nennt, eine kleine Population in ihrem konnte sogar Interesse bei einigen Haus- Neuköllner Hinterhof. Angelockt hatte bewohner*innen entfachen. Italienische Schönschrecke wieder in Berlin Mitarbeiter*innen der Stiftung Natur- Meldungen auf fünf unterschiedlichen schutz haben bei Feldarbeiten die Ita- Standorten im ArtenFinder Portal auf- lienische Schönschrecke (Calliptamus genommen und konnte sogar bei der Ei- italicus) wiederentdeckt. In Brandenburg ablage dokumentiert werden. Die und Deutschland wird sie als „vom Aus- wärme- und trockenheitsliebende Art sterben bedroht” kategorisiert und zählt kommt vor allem auf vegetationsar- nach dem Bundesnaturschutzgesetz zu men Trockenrasen, Fels- und Sandflu- den besonders geschützten Arten. Letz- ren, Zwergstrauchheiden oder Brachen te Funde in Berlin wurden 1931 in Heili- vor und unterscheidet sich von anderen gensee, 1940 im Botanischen Garten so- Arten durch die hellrot leuchtenden Hin- wie 1992 im südöstlichen Wuhlegarten terschienen sowie die rosarot getönten veröffentlicht. In diesem Sommer wurde Hinterflügel, die im Flug besonders gut die Schönschrecke allerdings mit sechs zu erkennen sind. Auf der Liegewiese entdeckt Ausgerechnet ein Abschied führte für Bereits in der Flora Marchica von Albert Susan Wittwer zu einem Wiedersehen. Dietrich von 1841 und in der Berlin-Flo- Nachdem die Botanikerin ihre Familie ra 1859 von Paul Ascherson wird auf die am Flughafen verabschiedete, drehte Jungfernheide verwiesen. Jetzt wächst sie noch eine Runde durch die Jungfern- die konkurrenzschwache, niedrigwüch- heide. Dort entdeckte sie einen dichten sige Art wieder zahlreich am Rande des Rasen von Blysmus compressus, der Zu- Röhrichts und in der Liegewiese, wo hö- sammengedrückten Quellbinse. Ein gro- herwüchsige Arten keine Chance haben. ßer Bestand wurde wenig später von der Das Beispiel zeigt, dass auch an unge- Koordinierungsstelle Florenschutz bestä- wöhnlichen Orten in einer Großstadt mit tigt. Die Art war in der zweiten Hälfte des unerwarteten Wieder- bzw. Neufunden 19. Jahrhunderts noch an 10 Fundorten von vom Aussterben bedrohten Arten im Gebiet des heutigen Berlins bekannt. gerechnet werden kann. 6
KOORDINIERUNGSSTELLE FLORENSCHUTZ Ein Friedhof als Arche für seltene Pflanzen Sie haben gelbe körbchenförmige Blütenköpfchen und sind trotzdem kein Löwenzahn. Seltene Habichtskrautarten sind es, die vor rund 30 Jahren auf dem Friedhof Eythstraße im Bezirk Tempelhof- Schöneberg gefunden wurden. Mikrohabitatpflege an einem Fundort der vom Ausster- ben bedrohten Pflanzenarten. v. l.: Körnchen-Steinbrech, Wiesen-Habichtskraut und Täuschendes Habichtskraut profitieren vom neuen Mahdkonzept auf dem Friedhof Eythstraße. Einige Jahre später dann wurden große Naturschutzbehörde und des Grün- konnten gezielt Maßnahmen zur Erhal- Bestände auf einer Baufläche neben flächenamtes sowie mit der Floren- tung und Entwicklung von Florenschutz- dem Friedhof entdeckt. Buchstäblich in schutz-Patin wurde ein Pflegekonzept Zielarten und von anderen gefährdeten letzter Minute konnten sie vor den he- abgestimmt, um die Vorkommen der Arten umgesetzt werden, die bisher aus ranrückenden Baumaschinen gerettet Florenschutz-Zielarten auf dem Friedhof Kapazitätsgründen nicht möglich waren. werden und fanden auf dem Friedhof zu erhalten. Die Stadtnaturranger*in- eine neue Heimat. nen erfassten weitere gefährdete Arten Entsprechende Aktivitäten wurden auch und pflegten Mikrohabitate an ausge- in anderen Bezirken begonnen und wer- In diesem Jahr wurde der Friedhof Eyth- wählten Fundorten. den berlinweit einen wesentlichen Bei- straße als Projektgebiet für die im Bezirk trag zur Erhaltung und Entwicklung der tätigen Stadtnatur-Ranger*innen ausge- Mit Hilfe der Ranger*innen und in Ko- Artenvielfalt in der Stadt leisten. wählt. Mit Mitarbeiter*innen der Unteren operation mit den beteiligten Akteuren PFLANZE DES MONATS: Februar Haar-Ginster Genista pilosa © Annabell Hormann Es sind die seidenen silbrigen Härchen an Samenhülsen und Blattunterseiten, denen er seinen Namen zu verdanken hat. Die Blüten sind leuchtend gelb, wie wir sie vom Ginster gewohnt sind. Seine Blätter sind so beschaffen, dass sie Sommerdürren durch die Senkung des Wasserverlustes überstehen. Auch karge Böden und Fels- gestein stellen für den Haar-Ginster kein Problem dar. Er genießt in Berlin eine sehr hohe Schutzpriorität. 7
WILDES BERLIN 2020 Dafür neu im Programm: der StadtNatur kennen, hat bisher so unterschiedliche Orte wie den Tiergarten, den Teufelsberg, das Tempelhofer Feld, das Schöneberger Südgelände, den Museumshafen in Mitte und die Moorlinse in Buch vorgestellt. Mal stehen mehr die Artenvielfalt, mal die naturkund- lichen Besonderheiten und mal die Lebensräume der Tiere im Blickpunkt der sehr unterschiedlichen Landschaften. Allesamt machen die Videos Lust dar- auf, die Stadtnatur auf eigene Faust zu erkunden. Die Reihe wird monatlich fort- gesetzt und weitere spannende Orte sind bereits „im Kasten“. Demnächst also mehr zu den Revieren von Eisvogel, Biber, Fuchs und Co. Alle Folgen YouTube-Playlist im Umwelt- mit allen Filmen kalender Die Vorfreude war riesig, über 570 Damit die Berliner*in- nen aber trotzdem In- Ve ra n s t a l t u n g e n teressantes über die geplant und das Pro- Berliner Stadtnatur er- gramm komplett. Der Lange Tag der fahren, hat sich das StadtNatur 2020 wäre wieder die Ge- Team vom Langen Tag legenheit gewesen, die Natur in unse- der Stadtnatur mit rer Metropole zu entdecken, dabei neue dem Umweltkalender- Orte kennenzulernen und sich mit an- Team zusammengetan, deren auszutauschen. Von Fort Hah- um mit dem Wildtier- neberg in Spandau bis zu den Gärten experten der Senats- der Welt in Marzahn, vom Frohnauer verwaltung für Umwelt, Forst bis zum Freizeitpark Marienfel- Verkehr und Klima- de – in ganz Berlin hätten die Besu- schutz, Derk Ehlert, die cher*innen die Qual der Wahl gehabt. Videoreihe „Wildes Berlin“ Doch es kam anders: Wie zahlreiche herauszugeben. Bereits im andere Veranstaltungen, musste das April hieß es „Film ab“ für die Naturfestival aufgrund der Corona-Pan- Vorstellung des ersten Hot- demie abgesagt werden. Zu den ver- spots der Berliner Stadt- passten Höhepunkten zählen viele neue natur, inzwischen hat sich Veranstaltungen, etwa zur nachhaltigen die Reihe zu einem echten Fahrradmobilität oder ein Poetry-Slam Quotenhit entwickelt. Ver- im Sauriersaal des Naturkundemuseums. öffentlicht werden die Filme Viele der guten Ideen gibt es aber auf im Umweltkalender. jeden Fall beim nächsten Langen Tag der StadtNatur, am 12./13. Juni 2021 Derk Ehlert, den viele auch In „Wildes Berlin” geht Derk Ehlert auf zu sehen. als Akteur des Langen Tages Entdeckungstouren in Berlins Natur 8
UMWELTKALENDER Heute schon was vor? Warum tauchen Feuerwanzen eigentlich Ausflüge immer in großen Gruppen auf? ins Grüne – Wo kann ich in Berlin einen Biber sehen? virtuell oder Und kann ich diesen Pilz gefahrlos essen? lieber echt? Für alle, die schon immer Antworten auf Fragen wie diese Auch auf Instagram sind wir seit Ende 2019 präsent. Ein gesucht haben, ist der Umweltkalender Berlin genau das Highlight dort sind Ausflugsziele, die man mit S- und U-Bahn Richtige. In dem kostenlosen Online-Portal sind mehr als erreichen kann. Mit der U8 zum Beispiel können Sie einen 8.000 Veranstaltungen jährlich gelistet – von Ausflügen und Ausflug an den idyllischen Schäfersee direkt an der Station Ausstellungen über Führungen und Kinoprogramme bis zu Franz-Neumann-Platz machen. Über 1.000 Menschen folgen Workshops. Für Unentschlossene hält der Kalender Empfeh- bereits unseren virtuellen Ausflügen ins Grüne, und darauf lungen bereit, und Termine können direkt im eigenen Kalender sind wir ziemlich stolz. Seit Sommer 2020 informieren wir gespeichert werden. unsere Nutzer*innen auch per Newsletter. www.stadtnatur-ranger.de Gemeinsam einen Ausflug machen, an einem Workshop teil- nehmen oder Naturfilme im Kino sehen – vieles davon musste in diesem Jahr ausfallen. Damit die Lust an der Natur trotzdem nicht zu kurz kommt, haben wir unser Angebot mit Online- Veranstaltungen, E- und Audio-Books, Online-Tools und Social-Media-Aktivitäten für Naturfreund*innen weiter aus- gebaut. Seit Mitte letzten Jahres ist der Umweltkalender auf Twitter und Facebook vertreten, wo wir mit Veranstaltungs- tipps, Sprüchen der Woche und Wissenswertem aus der Tier- und Pflanzenwelt grünes Licht selbst in die dunkle Jahreszeit bringen. PFLANZE DES MONATS: März Der Wiesen-Schachtelhalm Equisetum pratense Versteinerte Funde belegen, dass sich das unverwechselbare Design der Schachtelhalme © Annabell Hormann nun schon seit mehr als 350 Millionen Jahren bewährt. Mit seinen grünen, quirlständigen Ästen ohne Blattwerk trägt auch der Wiesen-Schachtelhalm das unverwechselbare Erkennungsmerkmal aller Schachtelhalme. In Deutschland kommt er vor allem noch im Norden und Osten vor, ist aber auch hier stark rückgängig. In Berlin war er sogar verschollen, gilt aber nach einem Wiederfund inzwischen als vom Aussterben bedroht. 9
NATURERFAHUNGSRÄUME Rückenwind für Naturerfahrungsräume Hütten bauen, unter Baumwipfeln träumen, Abenteuer im Dschungel erleben. Frei spielen. Kinder brauchen Naturerfah- rungen – für die Entwicklung ihrer Persönlichkeit und ihres Um- „Wenn ich ein Grashüpfer wär“ weltbewusstseins. In fünf bei Kitagruppen und Schulklassen beliebten Naturerfahrungsräumen (NER) in Berlin ist das bereits möglich. Drei davon – die Wilden Welten – hat die Stiftung Naturschutz im Rahmen eines Pilotprojekts eingerichtet. Das Ziel des Berliner Senates ist es, dass jeder Berliner Bezirk einen NER bekommt. Deshalb sind wir seit 2018 Ansprechpartnerin für alle, die einen Naturerfahrungsraum einrichten möchten. In 2020 hat unsere NER-Beratungsstelle mehrere Bezirke dabei unterstützt – damit Berliner Kinder zukünftig noch mehr Freiräume für Spiel und Naturerfahrung haben. NER-Film auf youtube Auch der in diesem Jahr veröffent- lichte Leitfaden „Naturerfahrungs- räume in Großstädten” unterstützt öffentliche und private Akteure dabei, einen NER einzurichten. Die Grundlage für die von der Hoch- schule für nachhaltige Entwick- Noch eine gute Nachricht: lung Eberswalde entwickelte Naturerfahrungsräume haben in diesem Jahr eine bundes- Arbeitshilfe bildeten die Erfah- weite Lobby bekommen. Der Fachbereich NER beim Bund der rungen, die die Stiftung Natur- Jugendfarmen und Aktivspielplätze will zukünftig NER auf po- schutz während des Projektes litischer Ebene voranbringen und den fachlichen Austausch gesammelt hat. fördern. Unsere Beratungsstelle unterstützt das Vorhaben. DOWNLOAD: www.stiftung-naturschutz.de/ner/ner-infomaterialien 10
DIE NATURBEGLEITER * die naturbegleiter* – Natur tut gut Mehrgenerationenhäusern sowie Initia- tiven für ältere Menschen oder solche mit Fluchterfahrung erreichen wir dabei unterschiedlichste Gruppen. 2020 haben wir mit unseren 14 Natur- begleiter*innen über 140 Gruppenange- bote durchgeführt. In diesem Jahr gab es auch besondere Angebote für Einzel- personen, einzelne Familien und Allein- erziehende, die von der Ausnahmesitua- tion besonders betroffen waren. Dem Gesang der Vögel zuhören, die Konturen der Bäume mit den Augen nachzeichnen, Früchte und Samen ertasten. Die Jetzt wird auch fortgebildet Möglichkeiten sind vielfältig, auf Entdeckungstouren durch Um Sozialarbeiter und Pädagogen für das Potenzial der Stadt- das Grüne die Farben, Formen und Gerüche der Natur zu er- natur zu sensibilisieren und sie zu bestärken, die Ressource fahren, entweder gemeinsam oder ganz für sich. Sich drau- Naturkontakt in ihre Arbeitspraxis einzubeziehen, entwickel- ßen zu bewegen und zu entspannen tut gut, lädt die Batterie ten wir den Kurs: „In die Natur begleiten – Natur als Ressour- auf und stabilisiert im Alltag. ce sozialer Berufe“. Diese Fortbildung schafft einen Überblick über die Effekte und niedrigschwelligen Methoden der Natur- Naturkontakt (wieder) zu ermöglichen, unkompliziert und begleitung und ermöglicht noch mehr Menschen den Zugang ohne Anforderungen, ist das Ziel der naturbegleiter*. Mit dem zur Stadtnatur. Projekt möchten wir das Wohlbefinden der Berliner*innen för- dern, dabei liegen uns Menschen in herausfordernden Lebens- Die Fortbildung wurde im Jahr 2020 gut angenommen. lagen besonders am Herzen. Unsere Angebote in der Stadt- Deshalb bieten wir weitere Termine im Frühjahr 2021 an. natur sensibilisieren für die Umwelt und zeigen den positiven Nutzen des Berliner Stadtgrüns für jeden Einzelnen. Durch die www.stiftung-naturschutz.de\dienaturbegleiter Zusammenarbeit mit Familienzentren, Nachbarschafts- und PFLANZE DES MONATS: April Die Echte Goldnessel Galeobdolon luteum © Thomas Nogatz Wie ein goldgelber Teppich legt sich die Echte Goldnessel zwischen Mai und Juli in unsere Wälder. Dann nämlich recken sich die zahlreichen Blüten der bis zu 40 Zentimeter großen Taubnessel empor und lassen die sonst eher dunklen Waldbereiche glitzern. Besonders alte Laubwälder haben es der schattenliebenden Schönheit angetan. Hier findet die Echte Gold- nessel lockere, mäßig stickstoffreiche Böden, die ihr die besten Bedingungen bieten. 11
KOORDINIERUNGSSTELLE FAUNA Das Jahr der Zauneidechse Wenn am Jahresende die Temperaturen sinken, verlagert sich nicht nur das Leben der Menschen nach drinnen, sondern auch das vieler Tiere. Während es sich die einen in einem dicken Fell gemütlich machen, begeben sich andere in frostsichere Verstecke und warten in der sogenannten Winterstarre auf den Frühling. So auch die Zauneidechse, Reptil des Jahres sowohl für 2020 als auch 2021. Schlüpfling der Zauneidechse Geschützt vor Kälte und hungrigen Räu- Daten für mehr zu sorgen, werden die Bestandserfassun- bern fährt dieses wechselwarme Reptil gen nächstes Jahr fortgeführt, um noch die Körpertemperatur herunter und über- Planungssicherheit detaillierteres Wissen zur Verbreitung zu wintert unterirdisch in Mäuselöchern, Außer wissenschaftlichen Erkenntnissen, erlangen. in Mauerspalten oder großen Schutthau- die aus dem Datenschatz gewonnen fen. Im Sommer aber ist es eine auffälli- werden können, hat diese detailliertere Ein weiteres Augenmerk der Unter- ge Vertreterin der Berliner Tierwelt. Vor Bestandserfassung einen weiteren suchungen lag auch auf sogenannten allem die Männchen mit ihren auffallend Grund: Die Zauneidechse ist nach EU- „Ersatzhabitaten“: Um die Tötung und grünen Flanken sind gut zu erkennen. Recht streng geschützt und genießt den Bestand der lokalen Population von damit denselben Schutzstatus wie Luchs Eidechsen bei Bauarbeiten zu verhin- Dennoch ist die genaue Verbreitung in und Fischotter. Bei der Stadtplanung dern, wurden sie in der Vergangenheit Berlin unklar. Um dem auf die Spur zu müssen daher ihre Be- kommen, haben Kolleg*innen der Koordi- lange mitbedacht und nierungsstelle Fauna von April bis Okto- berücksichtigt werden. ber systematisch 100 Gebiete auf Zaun- Die rasante Entwicklung eidechsen hin untersucht. Dabei wurden der Stadt und die bis rund 4.500 Zauneidechsen beobachtet dato dürftige Daten- und mit wichtigen biologischen Angaben grundlage über die Ver- dokumentiert. Erstmalig für eine Kartie- breitung der Tiere haben rung dieser Größenordnung wurden da- bei einigen Bauprojekten für Tablets und Datenbanken eingesetzt, schon für Überraschun- um einen digitalen Datenschatz zu ge- gen gesorgt und zu Kon- nerieren, aus dem sich weitere Erkennt- flikten geführt. Über- nisse ableiten lassen. Zusätzlich hat die raschungen, die in Zu- Koordinierungsstelle Fauna aktuelle Gut- kunft durch die Daten achten und historische Berichte ausge- der Koordinierungsstelle wertet, um so ein umfassendes Bild zur Fauna verhindert wer- Verbreitung der Zauneidechse erstellen den können. Um für stär- zu können. kere Planungssicherheit ‚ Männchen verfärben sich in der Paarungszeit auffällig grün 12
KOORDINIERUNGSSTELLE FAUNA aufwändig in eigens dafür geschaffene Lebensräume umgesiedelt. Bis heute ist der Erfolg dieser Schutzmaßnahmen unklar. Es ist häufig nicht geklärt, ob die Fledermausquartiere – Tiere diese neuen Lebensräume anneh- ein toller Erfolg men, zumal die Umsiedlungen, oft unter Zeitdruck aus der Not heraus, durchge- führt wurden. Auch für die Stadtplanung erweist sich der kurzfristige Vorteil, ein Bauvorhaben wie geplant durchführen zu können, langfristig als Nachteil: Die Fläche der neuen Zauneidechsenlebensräume steht für andere Vorhaben nicht mehr zur Verfügung. Daher beschäftigt sich die Koordinierungsstelle Fauna mit diesen Umsiedlungsmaßnahmen und sucht nach innovativen Alternativen. Julius Kiso bei der Installation eines Fledermausquartiers Eine Kooperation mit der denn´s Biomarkt GmbH ermöglicht der Koordinierungs- stelle Fauna seit 2016, Ersatzquartiere für Fledermäuse in Kleingärten, Miets- häusern, Schulen und weiteren öffentlichen Gebäuden anzubringen. Finanziert wird das durch Pfandbons, die von Kunden gespendet werden. Jeder kann daran teilnehmen und potenzielle Anbringungsorte der Koordinierungsstelle mitteilen. Die gefährdeten und streng geschützten Fledermäuse sind gerade in Berlin auf künstliche Quartiere angewiesen, da aufgrund von Sanierungen, Bauvorhaben Zauneidechse vor der Häutung und Maßnahmen zur Verkehrssicherheit wichtige Lebensräume wegfallen. Der Erfolg von Ersatzquartieren insbesondere im urbanen Bereich ist umstritten, und Im nächsten Jahr wird die Koordinie- die Meinungen von Experten gehen hier stark auseinander. Daher ist es umso rungsstelle Fauna stark die Öffentlichkeit erfreulicher, dass einige Kästen aus dem Projekt bereits nach kurzer Zeit von Fle- in die Untersuchungen einbeziehen. Es dermäusen besiedelt wurden. 2019 konnte Frederic Sorbe in seiner Masterarbeit lohnt sich, ab April nach dieser schönen an der TU Berlin eine Annahmerate von 22% der kontrollierten Kästen feststel- Eidechse Ausschau zu halten und über len. In der Wohnungsbaugenossenschaft Märkische Scholle, die seit 2018 in Zu- den ArtenFinder (artenfinderberlin.de) sammenarbeit mit der Stiftung Naturschutz Berlin ökologisch aufgewertet wird, Beobachtungen zu melden. konnte ein Besatz durch Fledermäuse bei allen 10 kontrollierten Fassadenkästen nachgewiesen werden. Ein toller Erfolg, der dazu motiviert, das Projekt weiterzu- www.stiftung-naturschutz.de/fauna führen und dadurch einen Beitrag für den Artenschutz in unserer Stadt zu leisten. PFLANZE DES MONATS: Mai Der Niederliegende Ehrenpreis Veronica prostrata Veronika, der Lenz ist da! Sicher ist der Name dieser Pflanze nicht zufällig gewählt. Denn © Justus Meißner die Gattung Veronica, die hierzulande den Namen Ehrenpreis trägt, ist bekannt für ihre blauen Frühjahrsblüher. Der Niederliegende Ehrenpreis liebt es warm und sonnig, bevor- zugt durchlässige nährstoffarme, basische Böden. In freier Natur machen ihm Nährstoff- einträge durch die Landwirtschaft und Stickoxide aus verschmutzter Luft das Leben zu- nehmend schwerer, daher ist die Art in Berlin bereits als stark gefährdet eingestuft. 13
KOORDINIERUNGSSTELLE FAUNA Faszinierende Nachbarn (in Bedrängnis) In der warmen Früh- lingsnacht am 29. April Die Kreuzkröte ist nach dem Bundesnatur- dieses Jahres war das Balzen der Männchen unserer lautesten schutzgesetz streng geschützt, sie darf heimischen Amphibienart, der Kreuzkröte, über viele Hundert weder gefangen noch getötet oder ihre Meter laut und deutlich zu vernehmen. Lebensstätte gestört werden. Laut der Es war eine dieser Nächte, in der das jährliche Monitoring Roten Liste Berlins ist sie „vom Aussterben der berlinweit einzigen Kreuzkrötenpopulation auf dem Ge- bedroht“. lände des ehemaligen Güterbahnhofs in Pankow-Heinersdorf erfolgte. Diesmal konnte das Team der Koordinierungsstelle Fauna einen Rekord von 641 erwachsenen Tieren, weiteren Die Brache in Pankow-Heinersdorf hat sich zu einem wahren Jungtieren des Vorjahres und bereits über 400 geschlüpften Biodiversitätshotspot entwickelt. Neben Zauneidechsen und Larven in den fünf Laichgewässern dokumentieren. der Italienischen Schönschrecke lassen sich auch die Blau- flügelige Ödlandschrecke, Brachpieper, Flussregenpfeifer und Die durchgängig hohen Individuenzahlen und deren Stetigkeit zahlreiche andere Vogelarten, Insekten und Kleinsäuger fin- machen das Vorkommen der Kreuzkröte in Pankow zu einem den. Bleibt zu hoffen, dass sich diese Schätze auch zukünftig in Fund von bundesweiter Bedeutung. Dabei hat es der ehemali- Berlins wilder Stadtnatur wiederfinden lassen. ge Flussauenbesiedler nicht einfach. Der Klimawandel und die schnelle urbane Entwicklung lassen den Lebensraum kleiner und die Voraussetzung für eine günstige Bestandsentwicklung schlechter werden. Wärme spielt dabei eine tragende Rolle, denn je wärmer das Gewässer wird, umso schneller entwickeln sich die kleinsten heimischen Kaulquappen. Anders verhält es sich mit den Niederschlagsmengen. Größere Pfützen genügen zwar für die Laichablage, jedoch muss der Wasserstand für die kommenden 3 bis 6 Wochen gewährleistet sein, damit die jungen Kröten mit 7-8 mm Körperlänge an Land gehen kön- nen. Wie in den Vorjahren haben es durch ausbleibenden Regen und die schnelle Verdunstung auch in diesem Jahr nicht alle Kaulquappen geschafft. Groß war jedoch die Freude, als im Juni Hunderte von Jungkröten am Ufer der verbliebenen Gewässer aufzufinden waren. Eine gerade umgewandelte Kreuzkröte ist nur 7-8 mm groß 14
BERLINER NATURSCHUTZPREIS Naturerlebnishof statt Betonwüste „Global Denken und lokal Handeln”, das ist für Beate Kitzmann kein Widerspruch, sondern der Schlüssel zum Erfolg für ihre Arbeit als Geschäftsführerin des Naturhofs Malchow. Denn dort, auf dem Gelände eines ehemaligen Bauernhofes im Nor- den Berlins, arbeitet sie seit über 25 Jahren daran, nachfolgen- den Generationen eine intakte Umwelt zu hinterlassen. Dafür wurde sie mit dem Berliner Naturschutzpreis ausgezeichnet. Als Geschäftsführerin des Naturhofs Malchow arbeitet Beate Kitzmann weit über das übliche Maß hinaus daran, die heimische Tier- und Pflanzenwelt zu verstehen, zu schützen und das wert- volle Wissen weiterzugeben. Die Umweltbildung ist hierbei ein wichtiger Aspekt ihrer Arbeit. Ihrem Einsatz ist es zu ver- danken, dass die Naturschutzstation Malchow sich von einer zubetonierten Liegenschaft der Staatssicherheit der DDR zu einer wichtigen und anerkannten Umweltbildungseinrichtung entwickelt hat. Beate Kitzmann ist Preisträgerin des Berliner In diesem Jahr wurde auf Grund der Coronasituation auf den Naturschutzpreises 2020 Festakt verzichtet. In einem Videoportrait lädt rbb-Moderator Hellmuth Henneberg gemeinsam mit Frau Kitzmann zu VIDEOPORTRAIT: Film über die einem Spaziergang über den Naturhof Malchow ein und stellt Preisträgerin neben den Besonderheiten des weitläufigen Geländes wich- 2020 tige Wegbegleiter*innen ihrer Arbeit vor. PFLANZE DES MONATS: Juni Die Astlose Graslilie Anthericum liliago Miss Beauty undercover: während die Astlose Graslilie fast das ganze Jahr über kaum sichtbar ist und ihre länglichen, unscheinbaren Blätter nahezu mit der Um- gebung verschmelzen, hat sie im Mai ihren kurzen, aber großen Auftritt, für den sie © Piclease sich zu einer echten Augenweide herausputzt. Als Halblichtpflanze macht sie es sich gern auf Trockenrasen, aber auch in lichten Gebüschen und Wäldern bequem – Standorte, die zunehmend verschwinden. 15
KOOPERATION MIT BERLINER KLEINGÄRTNER*INNEN Gut für Mensch und Marienkäfer Glücklich konnte sich in diesem Jahr schätzen, wer einen eigenen Garten hat – für Zeit im Freien, fürs Homeoffice auf der Gartenbank, als Rückzugsort. Damit der Garten auch für viele Insekten- arten eine Oase ist, kooperiert die Stiftung Naturschutz mit dem Landesverband Berlin der Gar- tenfreunde. Mit tatkräftiger Unterstützung vieler Kleingärtner*innen konnten wir dem Ziel „Mehr Arten im Garten“ bereits näher kommen. Wenn Sie nächstes Jahr durch eine Klein- ten. Der Erfolg: Mehr als 60 Kolonien ha- gartenkolonie spazieren und sich über ben die Mischungen bereits bestellt! das Summen und Brummen wundern, dann ist dort bestimmt schon unser in- Und auch sonst trägt die Kooperation sektenfreundliches Saatgut aufgegan- Früchte: So wurden in Kleingärten Fle- gen. „Wildbienen- und Schmetterlings- dermauskästen und Wildtierkameras in- saum“ und „Kräuter- und Magerrasen“, stalliert, Wildbienen erfasst und amphi- so heißen die eigens zusammengestell- bienfreundliche Reisighaufen angelegt. ten Mischungen. Die Wildkräuter und Übrigens: 2021 wird bunt, denn unsere -blumen sehen nicht nur wunderschön neue Saatgutmischung für artenreiche aus, sie sind auch ein Festmahl für Insek- Frischwiesen ist schon in Arbeit. Vielfalt leben: Der lgel ist wieder da! veränderten Pflege Lebensräume für haufen, sandige Trockeninseln und Nist- Pflanzen und Tiere mitten in der Stadt ge- möglichkeiten bieten nun Tieren Unter- schaffen werden können. 2020, also im schlupf. Gehölze, Saumbereiche und vierten Projektjahr, wurde mit dem Igel- Wiesen dürfen nach Anpassung der hof der vierte von insgesamt fünf Höfen Pflege wachsen. ökologisch aufgewertet. Das wird sicher- lich besonders die Mieterin freuen, die bei Auch die Lebensqualität der Bewohner Projektstart 2017 bedauerte, dass der ist gestiegen. Für die Kinder gibt es natur- Igel aus der Anlage verschwunden sei. nahe Spielangebote wie Baumstämme und Spielgebüsche. Obstgehölze können Wichtig ist bei dem Projekt die Einbin- von allen beerntet werden, für Hoch- dung der Anwohner*innen, daher wur- beete gibt es Patenschaften. de unter großer Beteiligung der Mie- Seit 2017 ist die Wohnanlage Märkische ter von der Stiftung Naturschutz und Übrigens: in diesem Jahr wurde noch Scholle in Tempelhof Schauplatz des Pi- der Wohnungsgenossenschaft ein Maß- während der Umgestaltung des zukünf- lotprojektes „Vielfalt leben“, mit dem der nahmenplan entwickelt. Einheimische tigen Igelhofes das erste Mal wieder von Beweis angetreten werden soll, dass mit Gehölze, Frühjahrsblüher und Wildkräu- einem in der Anlage gesichteten Igel be- behutsamen Umgestaltungen und einer ter wurden gepflanzt. Stein- und Ast- richtet. 16
KLIMASCHUTZABGABE Moore sind Lebensraum vieler stark bedrohter Tier- und Pflan- Berliner Moore zenarten. Und sie können große Mengen des Treibhausgases CO2 binden. Da Flugreisen in hohem in Pflege Maße zum Klimawandel beitragen, ist für unvermeidbare Dienstreisen von Berliner Behörden eine Klimaschutzabgabe zu zahlen. Diese wird von der Stiftung Naturschutz Berlin für die Rena- turierung Berliner Moore ein- gesetzt – zur Kompensation der Emissionen und zum Erhalt der biologischen Vielfalt. Das vier- te mit diesen Mitteln geförderte Projekt ging 2020 in die zweite, abschließende Umsetzungsphase. Der südliche Moorarm der Krummen Laake bei Müggelheim war ebenso wie die anderen Moorarme bis in die 1950er Jahre ein weitgehend gehölzfreies Moor. Seit den 1950er Jahren wurde das Moor aber infolge von Grundwasserabsen- kungen zunehmend von Bäumen und standsschwankungen mit Sträuchern besiedelt. Auf- und Abbewegung der Mooroberfläche zu reagieren, Mit dem Projektstart 2018 wurden zu- so dass sich ein stagnierender nächst flächig die Gehölze beseitigt. Moortyp gebildet hat. Auch Schon diese Maßnahme zeigte recht dafür war die Beseitigung des bald Erfolge. Moortypische Arten haben Gehölzbewuchses wichtig, sich wieder ausgebreitet. Das erste Mal denn so kann sich wieder ein seit 20 Jahren konnten die Florenschutz- Übergangs- und Schwingra- Zielarten Mittlerer Sonnentau, Späte senmoor bzw. Torfmoosmoor Gelb-Segge, Igel-Segge und Zwiebel- entwickeln. Binse im südlichen Moorarm wieder- gefunden werden. Auch die Sumpf- Die letzten, extrem trockenen Renaturierungsarbeiten mit schwerem Gerät Schrecke und Libellen-Arten konnten Jahre mit negativer klimatischer Was- nun reichlich beobachtet werden. In der serbilanz haben grundsätzlich in Berlin Die Flächen werden nach Projektende zweiten Phase erfolgte dann im Herbst und Brandenburg zu einem erheblichen von der Obersten Naturschutzbehörde 2020 die Beseitigung wieder aufwach- Absinken der Moorwasserstände ge- betreut, die gelegentlich Pflegegänge sender Gehölze. führt. Aufgrund der Maßnahmen fiel durchführt. Wegen der Unterschutzstel- der Abfall der Moorwasserstandslinien lung und des Verschlechterungsverbots Aufgrund der vorhergehenden Aus- in den Projektgebieten der Stiftung Na- für das FFH-Gebiet sind in Zukunft kaum trocknung und Besiedelung mit tiefwur- turschutz Berlin aber nicht so stark aus, erneute Absenkungen zu erwarten, zelnden Gehölzarten hatte das Moor wie es in anderen Mooren beobachtet so dass die Renaturierung langfristig die Eigenschaft verloren, auf Wasser- wurde. gesichert ist. PFLANZE DES MONATS: Juli Das Echte Tausendgüldenkraut Centaurium erythraea Das Echte Tausendgüldenkraut wurde in der Volksmedizin so vielfältig eingesetzt und © Justus Meißner wertgeschätzt, dass es nahe lag, den bereits in der Antike verwendeten Namen Centau- rium nach dem lateinischem centum aurei (100 Goldstücke) zunächst als Hundertgülden- kraut und dann übertreibend als Tausendgüldenkraut zu übersetzen. Tatsächlich soll der Gattungsname aber auf einen kräuterkundigen Zentauren der griechischen Sagenwelt Bezug nehmen, der die Heilpflanze verwendet haben soll. 17
NEMO – NATURERLEBEN MOBIL So macht Schule tierisch Spa ! Ausgerüstet mit einer Becherlupe und und holen die Kinder und ihre Lehrer*in- Nemo zu Hause … regenfester Kleidung kommen 20 Kin- nen oder Erzieher*innen für den Drau- Mit dem Lockdown im März wurden alle der der benachbarten Grundschule um ßenunterricht ab. Dann heißt es für zwei Schulen geschlossen, die Kinder mussten die Ecke. Sie schauen ganz genau hin, Stunden: Ab in die Wildnis! Bei jedem zu Hause bleiben und der Draußenun- was da neben ihren Füßen krabbelt und Wetter, zu jeder Jahreszeit, in allen Bezir- terricht mit Nemo war nicht mehr mög- kriecht. Denn sie sind mit „Nemo – Na- ken. In Veranstaltungen wie „Die Sinne der lich. Doch weil das Naturerleben auch turerleben mobil“ unterwegs und in einer Tiere erleben“ oder „Tricks von Pflanzen in Zeiten von Corona wichtig ist, haben Regenwurm-Veranstaltung den licht- und Tieren“ tauchen die kleinen Natur- unsere Nemo-Pädagog*innen mit viel scheuen Gesellen auf der Spur. Traut sich forscher*innen ein in das wilde Berlin – Kreativität und Ideenreichtum ein On- jemand, einen der „Wenigborster” über und das mitten in der Stadt, in einem Park line-Angebot entwickelt: In spannenden die Hand kriechen zu lassen? oder auf einer Grünfläche ganz in der Videos zeigen sie Spiele und Aktionen, Nähe ihrer Schule. Für so viel Engagement die das Entdecken der Stadtnatur in „Nemo – Naturerleben mobil“ ist für BerII- in der Umweltbildung wurde Nemo als den eigenen vier Wänden, auf dem Bal- ner Grundschulkinder gemacht. Besonders offizielles Projekt der UN-Dekade „Biolo- kon oder im Hinterhof möglich machen. praktisch: Unsere Naturpädagog*innen gische Vielfalt“ im Sonderwettbewerb „So- So werden die Kinder angeregt, wie ein kommen direkt in die Schule oder den Hort ziale Natur – Natur für alle“ ausgezeichnet. Fuchs durch die Wohnung zu schleichen, Und was sagen die Lehrkräfte? „Vielen Dank für dieses „Ich möchte Ihnen auch „Die Lern- und gruppen- Angebot passend zu der für die Online-Videos mit dynamischen Spiele waren jetzigen Situation in den Naturerlebnisideen danken. super. Das Thema Pflanzen Schulen. Wir freuen uns Die meisten Kinder haben und Tiere im Kiez war didak- von Experten in die Natur zwei bis vier Ideen erprobt. tisch-methodisch sehr gut entführt zu werden und Auch die Eltern haben dabei erarbeitet. Am Ende konnten gleichzeitig unser Wissen gerne mitgemacht – viel die Kinder ein tolles Ergebnis auf so spielerische Weise lieber als „im Mathebuch mitnehmen. Nawi, Kunst, zu erweitern.“ arbeiten“, seltsam ;-)“ Sport und Spiel im Einklang! Vielen Dank!“ Lehrkraft aus Lehrkraft aus Treptow-Köpenick Tempelhof-Schöneberg Lehrkraft aus Pankow 18
NEMO – NATURERLEBEN MOBIL eine Geräusche-Landkarte zu zeichnen oder sich ihr eigenes Baumbuch zu bas- teln. Für Grundschulkinder geeignete Arbeitsbögen sind ebenfalls Teil des On- line-Angebotes. … und zurück in der Stadtnatur Kurz vor den Sommerferien ging es wieder mit dem Drau- ßenunterricht weiter – unter Einhaltung aktuell geltender Hygiene- und Abstandsregeln. Zwei dicke Pluspunkte für Nemo: Alle Veranstaltungen finden im Freien statt und öffentliche Verkehrsmittel müssen nicht genutzt werden. Trotz der starken Einschränkungen in diesem Jahr wur- den 700 Nemo-Veranstaltungen gebucht! Das freut uns sehr. Insgesamt haben unsere Naturpädagog*innen be- reits mit mehr als 230 Berliner Grundschulen zusammen- gearbeitet. Im Programm von Nemo finden sich etwa 90 verschiedene Veranstaltungskonzepte zu den Themen „Lebensraum Baum“, „Pflanzenwelt“, „Tiere in der Stadt“, „Umwelt – Klima – Energie“, „Jahreszeiten erleben“ und „Natur und Kunst“. HIER BUCHEN SIE NEMO: www.nemo-berlin.de PFLANZE DES MONATS: August Der Färber-Meier Asperula tinctoria „Schön hochroth“ färbt der Färber-Meier laut einem botanischen Buch von 1808. Aber wie macht die Staude das mit ihren zarten, filigranen Blüten und Blättern © Justus Meißner bloß? Die Lösung liegt im Verborgenen. Der entscheidende Farbstoff versteckt sich nämlich unter der Erde, im orange-rötlichen Rhizom und Wurzelwerk. Wie viele Arten, die auf Standorte mit wenig Nährstoffen angewiesen sind, ist auch der Färber-Meier rückgängig, in Berlin sogar vom Aussterben bedroht. 19
FÖJ – FREIWILLIGES ÖKOLOGISCHES JAHR Lea Seidel lm Gespräch Landes- und Bundessprecherin FÖJ 2020 Lea, als Du im November 2019 zur Bun- macht. Während einer Aktion zur Klima- dessprecherin gewählt wurdest, war gerechtigkeit haben wir ein Video an die noch nicht abzusehen, welches beson- Wand des Kinos International gebeamt, dere Jahr auf uns zukommt. Wie funkti- das durch starke Reden von FÖJler*in- onierte die Arbeit unter den ungewöhn- nen und Aktivist*innen der Klimabewe- lichen Bedingungen? gung unterstützt wurde. Wir haben ein Da wir uns schon vor der Pandemie oft Konzept angestoßen, das zukünftig in per Videokonferenz getroffen haben, Zusammenarbeit mit dem Bundesum- waren wir gut gerüstet. Für viele Ver- weltministerium die Klein-Projekte von anstaltungen gab es aber keine digitale FÖJlern fördern und finanziell absichern Alternative, so auch für das Herzstück soll. Beim Bundesministerium für Familie, der Bundessprecher*innenarbeit – die Senioren, Frauen und Jugend haben wir Politik-Woche. Wir mussten sie ans Ende erreicht, dass es künftig ohne jährlichen unserer Amtszeit verschieben. Zu spät, Antrag planmäßig eine dritte Bundesde- um bei Politiker*innen mit unseren An- legiertenkonferenz gibt. Wir haben nicht Erfahrungssammlung in Politik, Ökologie liegen stetig dranzubleiben und an Lö- nur mehr als unsere Vorhaben erreicht, und Demokratie; ein Jahr um Fehler zu sungen zu arbeiten. Auch das Einglie- wir sind auch persönlich gewachsen machen und daraus zu lernen. Alle, die dern von neuen Bundessprecher*innen und haben viel gelernt. Wer sich schon genau das suchen, sind prima in einem ins Team war nicht einfach. Damit wir mal mit einem Bundesamt um Geld ge- FÖJ aufgehoben. uns nicht nur im digitalen Raum treffen, stritten hat und von einem CSU-Po- haben wir uns zur letzten Bundesdele- litiker zum Waldspaziergang ein- Was möchtest Du Deinen Amtsnachfol- giertenkonferenz live getroffen. Aber wir geladen wurde, hat auf jeden Fall viel ger*innen mit auf den Weg geben? haben uns durch Corona nicht von der Spaß bei der Arbeit gehabt. Ich würde sagen: Macht Euer Ding. Habt Arbeit abhalten lassen. Trotzdem haben Spaß an der Sache und nicht zu viele wir es vermisst, die Bundesaktionstage Würdest Du sagen, dass das Freiwillige Bedenken. FÖJ ist, was ihr daraus macht. oder das GrünRockt-Festival live zu er- Ökologische Jahr für Dich ein Gewinn Das ist das Wichtigste, und erst recht gilt leben. war? Kannst Du es weiterempfehlen? das für die Sprecher*innen. Jeder Jahr- Ja, absolut! Ich habe in meinem FÖJ-Jahr gang hat neue Themen und Schwer- Du hast Dir sicherlich für deine Arbeit so viel gelernt, erlebt, tolle und inspi- punkte, unterscheidet sich von den als Sprecherin einiges vorgenommen. rierende Menschen kennengelernt, das anderen. Und das ist auch richtig so. Was sind für Dich die wichtigsten Er- kann ich alles gar nicht aufzählen. Ab- gebnisse Deiner Amtszeit? gesehen von den Ergebnissen meines Video: Da kann ich einiges aufzählen: Wir ha- Jobs als Sprecherin konnte ich auch viel ben als Bundesdelegiertenkonferenz über mich lernen. Ich hab mehr Selbst- und Bundessprecher*innen drei Posi- vertrauen und weiß, was ich (zumindest tionspapiere zu politischen Themen für die nächsten paar Jahre) erreichen Bundessprecher*in- verfasst. Das hat uns gerade in der möchte. Das FÖJ war für mich ein Jahr nen auf der Politik- woche 2020 Politik-Woche großartig unterstützt und der Orientierung, Selbstfindung, des uns im Gespräch zu Expert*innen ge- Ausprobierens und Engagements, der 20
FÖJ – FREIWILLIGES ÖKOLOGISCHES JAHR FÖJ: Orientieren - Verstehen - Handeln Was will ich mal werden? Was interessiert mich und welche Die Qualität des Einsatzes gewährleistet die Stiftung Natur- Stärken habe ich eigentlich? Kann ich nicht erstmal was pro- schutz als Trägerin durch sorgfältige Auswahl geeigneter Ein- bieren? Kein Problem. Und zwar mit einem FÖJ bei der Stiftung satzstellen in den Bereichen Landwirtschaft und Tierpflege, Mo- Naturschutz Berlin. bilität/Verkehr, Naturschutz/Landschaftspflege, Ökologische Dienstleistungen, Umweltanalytik, Umwelterziehung/Umwelt- Ziel des Freiwilligen Ökologischen Jahres ist es, neben einer bildung und Umweltinformation. In den begleitenden Bil- beruflichen Orientierung die Persönlichkeitsentwicklung so- dungsseminaren lernen alle Beteiligten mit- und voneinander. wie die Gestaltungs- und Handlungskompetenz zu fördern. So können auch Teilnehmende mit besonderem Förderbe- Durch die Kombination aus praktischer Arbeit in den Einsatz- darf in die Seminargruppen integriert werden. Das Projekt stellen, Bildungsseminaren und einem partizipativen Ansatz ist von der Agentur „Qualität in Freiwilligendiensten“ (Quifd) gelingt es, durch Verstehen und Reflektieren ins aktive Handeln zertifiziert. Die Teilnehmenden erhalten ein Taschengeld in zu kommen. Höhe von 510 €. Das Projektjahr 2019/2020 Wegen der Pandemie wurden innerhalb kürzester Zeit im März Der Staatssekretär Stefan Tidow begrüßte dann am 2. Sep- 2020 sämtliche Präsenzseminare, die Einsatzstellentagung und tember 2020 in einer gelungenen Auftaktveranstaltung in den Gruppentreffen abgesagt und auf Online-Angebote umgestellt. Gärten der Welt den 29. Jahrgang. Die Einführungsseminare Die Pädagog*innen im Team der SNB meisterten dabei sowohl mit den 190 neuen Freiwilligen gestalteten wir unter Einhaltung technische als auch methodische Herausforderungen. Themen strengster Hygienemaßnahmen in kleinen Gruppen, mussten aus dem Natur- und Umweltschutz wurden als Onlineseminare seit November aber wieder auf Online-Veranstaltungen um- angeboten, Spiele, Kochkurse und Warmups dienten zur Auflo- stellen. ckerung. Es war uns gerade in diesen schwierigen Zeiten wich- tig, den Kontakt zu den Freiwilligen und Einsatzstellen sicher zu www.stiftung-naturschutz.de/foej stellen und ihnen ratgebend zur Seite zu stehen. PFLANZE DES MONATS: September Das Echte Herzgespann Leonurus cardiaca subsp. cardiaca © Annabell Hormann Die Staude ist heute weitgehend unbekannt, ihre Nutzungsgeschichte reicht aber bis ins Mittelalter. Sie besaß den Ruf, für ein starkes Löwenherz zu sorgen. Mittlerweile konnten ihre beruhigende und blutdrucksenkende Wirkung belegt und eine ganze Reihe von Wirkstoffen nachgewiesen werden. Als Archäophyt hat es das vermutlich aus Westasien und Südosteuropa stammende Echte Herzgespann noch vor der Anlandung Kolumbus‘ in Amerika in Kloster- und Bauerngärten Mitteleuropas und von dort in die freie Wildbahn geschafft. 21
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