Albert-Schweitzer-Waldkindergarten Bad Tölz und Wackersberg - Albert-Schweitzer ...

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Albert-Schweitzer-Waldkindergarten Bad Tölz und Wackersberg - Albert-Schweitzer ...
Albert-Schweitzer-Waldkindergarten
                       Bad Tölz und Wackersberg
Liebe Leserin, lieber Leser,

was ist ein Waldkindergarten? Sind die
Kinder immer draußen, auch bei Schnee
und Eis? Sind die Kinder überhaupt auf
die Schule vorbereitet, wenn sie den
ganzen Tag nur wie die Wildfänge drau-
ßen sind?
Solche und ähnliche Fragen mögen ei-
nem durch den Kopf gehen und sind
ehrlich gesagt auch mir 2001 durch den
Kopf gegangen, als die „Elterninitiative
Waldkindergarten“ mit der Frage nach
einer Übernahme der Trägerschaft auf
mich zukam. Nach einigen Gesprächen
waren die Rahmenbedingungen geklärt,
und einer Trägerschaft durch das Albert-Schweitzer-Familienwerk Bayern e.V. stand
nichts mehr im Wege.
Der Albert-Schweitzer-Waldkindergarten ist seit 2003 als Kindergarten mit kommuna-
ler Förderung nach dem Kindergartengesetz anerkannt. Er wird von der Stadt Bad Tölz
und der Gemeinde Wackersberg unterstützt.
Inzwischen gibt es uns schon seit 20 Jahren, und so haben schon viele Kinder und
Eltern den Waldkindergarten genießen können. Die Kinder entwickeln neben einer in-
nigen Verbindung zur Natur besonders auch hervorragende intellektuelle und motori-
sche Grundlagen für die weiteren Anforderungen in der Schule. Dies zeigen unsere
persönlichen Erfahrungen, die durch wissenschaftliche Untersuchungen gestützt wer-
den. Durch unsere kleine Gruppe von ca. 20 Kindern können wir eine individuelle Be-
treuung der Kinder und intensive Elternarbeit gewährleisten.
Ich wünsche Ihnen nun viel Spaß beim Lesen dieser Konzeption. Falls Sie noch Fra-
gen haben, können Sie sich gern jederzeit an uns wenden.

Heiner Koch
Geschäftsführender Vorstand                Königsdorf, im November 2021
Albert-Schweitzer-Waldkindergarten Bad Tölz und Wackersberg - Albert-Schweitzer ...
Albert-Schweitzer-Waldkindergarten Bad Tölz und Wackersberg
Leitung: Stefanie Knott (Erzieherin), Kerstin Wägner (Erzieherin, Wildnispädagogin),
Tel.: 0175/5493590
Tel.: 0175/5449354
E-Mail:waldkindergartenbadtoelz@albert-schweitzer.org.

Bereichsleitung Oberbayern:
Martina Böhm-Seifert (Dipl. Sozialpädagogin)
Bahnhofstr.34
82377 Penzberg
Tel: 08856/9350780
Fax 08856/9350781
Martina.Boehm-Seifert@Albert-Schweitzer.org

Geschäftsstelle
Albert-Schweitzer-Familienwerk Bayern e.V.
Heiner Koch (Geschäftsführender Vorstand)
Wolfsgrube 6a
82549 Königsdorf
Tel.: 08046/18752-0
Fax: 08046/18752-25

www.Albert-Schweitzer.org

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Albert-Schweitzer-Waldkindergarten Bad Tölz und Wackersberg - Albert-Schweitzer ...
Konzeption
                 Albert-Schweitzer-Waldkindergarten
                          Inhaltsverzeichnis

Das Familienwerk                                         4
Die Einrichtungen                                        4
Die Bedeutung Albert Schweitzers                         5
Das moderne Kinderdorf                                   6
Kinderdörfer in Bayern                                   6
Die Zukunft                                              7
Der Waldkindergarten Bad Tölz und Wackersberg            8
Warum wir einen Waldkindergarten brauchen                9
Der Tagesablauf                                         10
Unsere Pädagogik                                        11
Bildung im Waldkindergarten                             14
Inklusion für Kinder mit einem besonderen Hilfebedarf   19
Die Schulvorbereitung                                   20
Fachliche Standards                                     21
Die Kinderschutzfachkraft und deren Aufgaben            22
Elternarbeit und Elternbeirat                           22
Die Aufnahme und Eingewöhnung von Kindern               23
Ausrüstung für einen Tag im Waldkindergarten            23
Öffnungszeiten                                          25
Finanzierung                                            25
Anfahrtsbeschreibung                                    25
Adressen und Ansprechpartner                            27

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Albert-Schweitzer-Waldkindergarten Bad Tölz und Wackersberg - Albert-Schweitzer ...
Das Familienwerk                                 Zwei weitere vollstationäre Einrichtun-
               Das Albert-Schweitzer -            gen, das heilpädagogische Albert-
               Familienwerk        Bayern         Schweitzer-Kinderhaus Kerb und der
               e.V. ist ein eingetragener         heilpädagogische Albert-Schweitzer-
               gemeinnütziger Verein,             Rosenhof, befinden sich in Pinswang
               der seit seiner Gründung           bei Rosenheim. Insgesamt 18 Kinder
               1996 kleine, überschau-            wohnen dort. Mitten in der Natur und
bare Einrichtungen für Kinder und Ju-             doch mit guter Infrastruktur, können
gendliche in Bayern aufbaut und be-               sich Kinder und Hauseltern heimisch
treibt.                                           fühlen.
Das     Albert-Schweitzer-Familienwerk            Idyllisch gelegen ist auch das Albert-
Bayern e.V. ist Mitglied im Verband der           Schweitzer-Kinderhaus Pegnitztal.
Albert-Schweitzer-Familienwerke und               In der renovierten Villa aus dem Jahre
Kinderdörfer e.V. In diesem Verband
                                                  1906 wohnen sechs Kinder zusammen
haben sich Albert-Schweitzer-Familien-            mit einem Ehepaar. Das große Außen-
werke und Kinderdörfer aus ganz                   gelände mit einem schönen Mischwald
Deutschland zusammengeschlossen.                  bietet viele Möglichkeiten für Spiel und
Bundesweit werden ca. 600 Kinder und              Sport.
Jugendliche stationär in Kinderdorfein-
richtungen und insgesamt ca. 9500                 Andere Betreuungsformen
Menschen durch Einrichtungen des                  Über ganz Bayern verteilt gibt es heil-
Verbandes betreut. Alte und kranke                pädagogische         Erziehungsstellen.
Menschen sowie Menschen mit Behin-                Zentrales Charakteristikum der Erzie-
derung werden ebenfalls im Albert-                hungsstellen ist ebenfalls die Erziehung
Schweitzer-Familienwerk betreut.                  und Therapie von Kindern und Jugend-
Das     Albert-Schweitzer-Familienwerk            lichen, für die nach §34 und §35a sowie
Bayern e.V. ist ein nicht konfessionell           §41 des SGBVIII die Unterbringung in
gebundener Verein und ist Mitglied im             einem Heim beschlossen wurde.
Deutschen Paritätischen Wohlfahrts-               In den Erziehungsstellen werden bis zu
verband als Spitzenverband der Wohl-              zwei Kinder in einer Familie aufgenom-
fahrtspflege.                                     men. Der erziehende Elternteil hat da-
Die Geschäftsstelle des Albert-                   bei eine Ausbildung als Erzieher oder
Schweitzer-Familienwerks Bayern e.V.              Dipl. Sozialpädagoge, der zweite El-
befindet sich in Königsdorf bei Bad               ternteil geht einer anderen Erwerbstä-
Tölz, ca. 50 km südlich von München.              tigkeit nach.
                                                  Im Raum Aschaffenburg sowie bald in
Die Einrichtungen                                 Rosenheim bieten wir Einzelbetreutes
Nachfolgend erhalten Sie einen kurzen             Wohnen sowie in Aschaffenburg Fle-
Überblick über die bestehenden Ein-               xible Familienhilfen an.
richtungen im Albert-Schweitzer-Fami-
lienwerk Bayern e.V.                              Schulen und Kindertagesstätten
Kinderdorfhäuser und Kleinstheime                 Im Landkreis Aschaffenburg ist das
                                                  Albert-Schweitzer-Familienwerk Bay-
Im Albert-Schweitzer-Sternstunden-                ern an zehn, in den Landkreisen Bad
haus in Rückersdorf bei Nürnberg be-              Tölz-Wolfratshausen und Starnberg
treuen wir neun Kinder und Jugend- li-            an drei verschiedenen Schulen und
che. Hier wohnt die Hausmutter mit den            Schularten tätig. Hier wird Nachmit-
Kindern unter einem Dach.                         tagsbetreuung im Rahmen der offe-
                                                  nen oder gebundenen Ganztags-
                                                  schulen für Schüler angeboten.
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Albert-Schweitzer-Waldkindergarten Bad Tölz und Wackersberg - Albert-Schweitzer ...
Einen guten Überblick über unsere Ein-
                                                richtungen gibt Ihnen unsere Gesamt-
                                                konzeption, die alle Einrichtungen
                                                kompakt darstellt. Wenn Sie sich für
                                                eine Einrichtung detailliert interessie-
                                                ren, halten wir zu jedem der oben ge-
                                                nannten Projekte eine differenzierte
                                                Konzeption und eine Leistungsbe-
                                                schreibung für Sie bereit.

                                                Die Bedeutung Albert
                                                Schweitzers
                                                Albert Schweitzer ist der Namens-pat-
                                                ron unserer Einrichtungen. Er hat, wie
                                                er 1957 in einem Brief schrieb, diese
                                                Aufgabe gern übernommen. „Ich danke
                                                Ihnen für die Sympathie, die Sie mir be-
                                                kunden, indem Sie meine Einwilligung
                                                erbitten, dem Kinderdorf meinen Na-
                                                men zu geben. Gern tue ich dies. Kin-
                                                derdörfer dieser Art sind eine Notwen-
                                                digkeit in dieser Zeit. Möge der Bau des
                                                Dorfes vorangehen und möge das Werk
                                                gedeihen und viel Segen stiften."
In Bad Tölz/ Wackersberg, Leng-                 (A.Schweitzer, 1957).
gries, Mürnsee und in Penzberg befin-
                                                Aus diesem ersten Kinderdorf haben
det sich je ein Waldkindergarten. Je-
                                                sich viele Kinderdörfer und vergleich-
weils 18 bis 22 Kinder werden hier vor-
                                                bare Einrichtungen entwickelt, die sich
wiegend im Freien betreut.
                                                alle der Ethik Albert Schweitzers und
In Nürnberg betreuen wir 50 Kinder in           seiner gelebten Mitmenschlichkeit ver-
unserem Kindergarten „Die Maxfeld-              pflichtet fühlen.
Minis“.
                                                Der Tropenarzt, Theologe, Kulturphilo-
Vor den Toren Nürnbergs in Rückers-             soph, Musiker und Friedensnobelpreis-
dorf liegt die Albert-Schweitzer-Stern-         träger Albert Schweitzer ist in unserer
schnuppenkrippe, eine natur- und er-            Arbeit mit den Kindern Wegbegleiter
lebnisorientierte    Kinderkrippe.  Sie         und Vorbild.
nimmt 24 Kinder vom 1. bis zum 3. Le-
                                                „Ehrfurcht vor dem Leben“
bensjahr auf.
                                                „Ehrfurcht vor dem Leben“ ist der zent-
Seit 2010 betreibt das Albert-Schweit-
                                                rale Begriff der Ethik Albert Schweit-
zer-Familienwerk zusammen mit der
                                                zers. Ausgangspunkt ist „die unmittel-
Firma EagleBurgmann seine erste Be-
                                                barste Tatsache des Bewusstseins des
triebs-Kinderkrippe für 24 Kleinkinder
                                                Menschen [...]:“
in Wolfratshausen.
                                                „Ich bin Leben, das leben will, inmit-
Insgesamt werden im Albert-Schweit-
                                                ten von Leben, das leben will.“
zer-Familienwerk Bayern derzeit circa
50 Kinder im Heimbereich und 1800                „Als Wille zum Leben inmitten von Le-
Kinder, Jugendliche und Erwachsene in           ben erfasst sich der Mensch in jedem
den weiteren Abteilungen betreut.               Augenblick, in dem er über die Welt um
                                                sich herum nachdenkt. Wie in meinem
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Albert-Schweitzer-Waldkindergarten Bad Tölz und Wackersberg - Albert-Schweitzer ...
Willen zum Leben Sehnsucht ist nach               Das moderne Kinderdorf
dem Weiterleben [...] und Angst vor der
Vernichtung [...]: also auch in dem Wil-
len zum Leben um mich herum, ob er
sich mir gegenüber äußern kann oder
stumm bleibt." (A.Schweitzer, 1931).
Aus dieser Erkenntnis leitet er seine ra-
dikal humanistische Haltung ab:
"Zugleich erlebt der denkend gewor-
dene Mensch die Nötigung, allem Wil-
len zum Leben die gleiche Ehrfurcht vor
dem Leben entgegenzubringen, wie
dem eigenen. Er erlebt das andere Le-
ben in dem seinen. Als gut gilt ihm: Le-
ben erhalten, Leben fördern, entwickel-
bares Leben auf seinen höchsten Wert
zu bringen; als böse: Leben vernichten,
Leben schädigen, entwickelbares Le-
ben niederhalten. Dies ist das denknot-
wendige, absolute Grundprinzip des
Sittlichen." (A.Schweitzer, 1931).
                                                  1960 nahm das erste Albert-Schweit-
Albert Schweitzer war bei seinen vielfäl-         zer-Kinderdorf seinen Betrieb auf. In
tigen Begabungen als Musiker, Arzt und            Waldenburg (Baden-Württemberg) ent-
Theologe immer ein Mensch der Tat. Er             standen insgesamt neun Familienhäu-
sagte, was er dachte, und er tat, was er          ser mit einem zentralen Dorfgemein-
sagte. Seine Glaubwürdigkeit war und              schaftshaus und einem eigenen
ist stark mit dieser Übereinstimmung              Kindergarten. Mittlerweile gibt es Al-
von Wort und Tat verbunden. Er for-               bert-Schweitzer-Kinderdörfer in zehn
derte von niemandem etwas, das er                 Bundesländern, sie betreuen zusam-
nicht auch selber bereit gewesen wäre             men ca. 600 Kinder und Jugendliche in
zu geben. Er verbrachte einen großen              Kinderdorfhäuser und Kinderheimen.
Teil seines Lebens in Lambarene, ei-              Darüber hinaus werden ca. 2700 junge
nem Dorf in Gabun/ Westafrika, um das             Menschen und Erwachsene in unter-
Elend, das er dort vorfand, zu mildern.           schiedlichen Projekten betreut.
Albert Schweitzer hat sich nicht konkret
zu pädagogischen Themen geäußert.                 Kinderdörfer in Bayern
Was für unsere Arbeit in Theorie und              Auch in Bayern begann 1999 alles mit
Praxis die entscheidende Rolle spielt,            einem klassischen Kinderdorfhaus. Die
ist das Menschenbild und die Ethik,               exakte und nüchterne Bezeichnung zur
die Albert Schweitzer geprägt hat. Man            Einordnung nach den Kriterien der Hei-
weiß, dass er als junger Mann Überle-             maufsicht lautet: Heilpädagogisches
gungen angestellt hat, Kinder zu sich zu          Kleinstheim für Kinder und Jugendli-
nehmen und diese aufzuziehen. Sein                che mit innewohnenden Betreuern.
Ziel lag dabei auch darin, diese Kinder           Heute bietet der Verein ein vielfältiges
dahingehend zu erziehen, dass sie ih-             und modernes Hilfsangebot in der Kin-
rerseits wieder elternlose Kinder auf-            der - und Jugendhilfe und auch in ande-
nehmen.                                           ren Bereichen an.

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Albert-Schweitzer-Waldkindergarten Bad Tölz und Wackersberg - Albert-Schweitzer ...
Die Zukunft
                                                           fördern können, wenn wir selbst Inte-
Wir im Albert-Schweitzer-Familienwerk
                                                           resse an persönlicher Weiterentwick-
Bayern e.V. freuen uns auf die Heraus-
                                                           lung haben. Wir legen deshalb - über
forderungen der Zukunft und haben
                                                           alle hierarchischen Ebenen und ver-
noch viele Pläne. Wir wollen uns stetig
                                                           schiedenen Aufgabenbereiche hinweg -
weiterentwickeln und für die Problemla-
                                                           großen Wert auf ein wachstumsfördern-
gen unserer Zeit innovative und indivi-
                                                           des,        selbsterfahrungsorientiertes
duelle Hilfsangebote entwickeln. Ge-
                                                           Klima. Genauso wichtig ist es uns, dass
mäß dem Grundsatz Albert Schweitzers
                                                           unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
fördern, unterstützen und begleiten wir
                                                           einen Grenzen wahrenden Umgang ge-
Menschen in ihrer persönlichen Entfal-
                                                           genüber den Kindern und Jugendlichen
tung. Daher legen wir in unserem Fami-
                                                           pflegen. Sie werden in Fortbildungen
lienwerk besonders Wert auf ein ent-
                                                           geschult, um auf Verdachtsfälle von
wicklungsförderndes Klima.
                                                           körperlicher, seelischer oder sexueller
Wir sind überzeugt, dass wir Mitarbeiter                   Gewalt sowohl außerhalb der Einrich-
und Mitarbeiterinnen im Albert-Schweit-                    tung als auch innerhalb angemessen
zer-Familienwerk die Kinder, Jugendli-                     reagieren zu können. Klare Strukturen
chen und Familien in ihrer Entwicklung                     und offene Kommunikation auf allen
nur dann am besten                                         Ebenen erleichtern dies.

Monique Egli-Schweitzer, die Enkelin Albert-Schweitzers, bei einem Besuch im Kreise unserer Kinder .

                                                     -7-
Albert-Schweitzer-Waldkindergarten Bad Tölz und Wackersberg - Albert-Schweitzer ...
Was ist ein Waldkindergarten?                    Wertschätzung eines Kindergartens
                                                 ohne Türen und Wände.
Die Waldkindergärten stellen eine Alter-
native zur herkömmlichen Erziehung in            Gespräche mit einem Landwirt zur Nut-
einem Regelkindergarten dar. Die erste           zung seines Grundes und Bodens er-
Einrichtung dieser Art in Deutschland            mutigten zum Weitermachen. Bei ei-
entstand 1993 in Flensburg. Die Bewe-            nem Infoabend im April 2001 ermittelte
gung fand erst seit den neunziger Jah-           die Elterninitiative das Interesse, bzw.
ren größeren Anklang. In Deutschland             den Bedarf an einem Waldkindergarten
bestehen heute über 1500 Natur- und              in der Region Tölz.
Waldkindergärten bzw. Gruppen. Die               Die Elterninitiative fand dann einen Trä-
Tendenz zu Neugründungen von Natur-              ger für die begonnene Arbeit im Albert--
und Waldkindergärten ist steigend. Die           Schweitzer Familienwerk.
Grundidee eines Waldkindergartens                Schnell kamen beide Seiten überein,
heißt: eine Gruppe von Kindern geht mit          dass gemeinsam der Albert-Schweit-
mindestens zwei Betreuungspersonen               zer-Waldkindergarten entstehen sollte.
täglich in den Wald, auf die Wiesen, in          Er ist seit 2003 durch die Kommunen
die freie Natur. Bei jedem Wetter. Dort          Bad Tölz und Wackersberg als Regel-
findet alle pädagogische Arbeit statt,           kindergarten anerkannt.
wie sie sonst auch in anderen Kinder-            Das     Albert-Schweitzer-Familienwerk
gärten geleistet wird.                           Bayern e.V. ist Mitglied im Landesver-
                                                 band Wald- und Naturkindergärten in
                                                 Bayern e.V.

                                                 Die Lage

                                                 Der Albert-Schweitzer-
                                                 Waldkindergarten ist bei
                                                 Bad Tölz auf Wackers-
                                                 berger Flur nahe dem
                                                 Weiler Bürg gelegen.
                                                 Dort steht der für unsere
                                                 Zwecke ausgebaute Zir-
                                                 kuswagen. Abseits von
Für nasskaltes Wetter gibt es einen Un-          Verkehrshektik und -
terstand in Form eines Zirkuswagens,             lärm findet sich hier al-
einer Holzhütte oder eines Raumes in             les, was für Kinder in der
einem festen Haus. Gespielt wird mit al-         Natur verlockend ist: of-
lem, was der Wald dazugibt.                      fenes Wiesenland mit Blick auf die Isar-
                                                 winkler Berge, zwei kleinere, teils tief
                                                 eingeschnittene Bachläufe im Misch-
Der Waldkindergarten Bad Tölz                    wald, knorrige Eichen und Linden, viele
und Wackersberg                                  Moränenhügel, die sich im Winter aus-
                                                 gezeichnet fürs Schlittenfahren eignen
Die Entstehung                                   und natürlich die Tiere in Wald und
                                                 Wiese und beim nahe gelegenen Bau-
Der Albert-Schweitzer-Waldkindergar-
                                                 ern.
ten Bad Tölz und Wackersberg ent-
                                                 „Bienenland“, „Räuberwald“ oder auch
stand zunächst als Elterninitiative.
                                                 „Feuerland“ heißen die markanten La-
Motiviert waren die Eltern durch eine
                                                 gerplätze und Gebiete in allen Him-
bereits bestehende Wald- und Wiesen-
                                                 melsrichtungen, die je nach Lust und
Spielgruppe sowie durch die ideelle
                                                 Laune oder auch Witterung von den
                                           -8-
Albert-Schweitzer-Waldkindergarten Bad Tölz und Wackersberg - Albert-Schweitzer ...
Kindern angesteuert werden – eine, wie             verändert. Kindern fehlt zunehmend die
wir meinen, ideale Voraussetzung für               Möglichkeit, in freier Natur zu spielen.
uns als Waldkindergarten, um jeden                 Der Autoverkehr, aber auch ein verän-
Tag spontan und abwechslungsreich                  dertes Risikobewusstsein von Erwach-
erleben zu können.                                 senen führen dazu, dass eine freie Er-
                                                   kundung der Umwelt als zu gefährlich
Unser Team                                         erscheint.
                                                   Immer mehr Kinder verbringen ihre
                                                   Spielzeit in Räumen, zwischen denen
                                                   sie in Autos gefahren werden. Dies führt
                                                   dazu, dass Kinder unter Bewegungs-
                                                   mangel leiden. 60% der Kindergarten-
                                                   und Schulkinder haben Haltungsschwä-
                                                   chen oder Haltungsschäden, 40 % ein
                                                   schwaches Herz-Kreislaufsystem und
                                                   30 % Übergewicht. Der Bewegungs-
                                                   mangel führt auch zu Unfällen, da man-
                                                   che Kinder kaum noch lernen, zu stür-
Das Mitarbeiterteam besteht im Mo-                 zen und sich wieder abzufangen, ihre
ment aus zwei Erzieherinnen (eine mit              körperlichen Fähigkeiten und Grenzen
Zusatzausbildung Wildnispädagogin),                richtig einzuschätzen oder Risiken zu
einer Kinderpflegerin, einem Natur- und            erkennen und kompetent damit umzu-
Wildnistrainer. Praktikantenstellen bie-           gehen.
ten wir für Praktikanten im freiwilligen           Räumliche Enge – in Kinderzimmern
ökologischen Jahr, für Praktikanten der            häufig durch zu viele Spielsachen –
Fachhochschule, der Kinderpflege-                  führt auch zu Aggressionen. Diese
schule und der Fachakademie für Sozi-              „Spielzeugwelt führt dazu, dass die Kin-
alpädagogik an. Ebenso sind Wochen-                der sich kaum noch in ein Spiel vertie-
Schulpraktikanten willkommen.

In 14-tägigen Rhythmus trifft sich unser
Mitarbeiterteam zu einer Besprechung.
Hier reflektieren wir aktuelle Situationen
in der Kindergruppe, planen die päda-
gogische Arbeit, bereiten Elterngesprä-
che vor und vieles mehr.
Die regelmäßigen Teamtage im Jahr
nutzen wir zur langfristigen Planung
und zur Diskussion und Reflexion kon-
zeptioneller und pädagogischer The-                fen oder auf eine Sache konzentrieren
men. Bei unserer Arbeit besteht die                können, denn zu groß sind die anderen
Möglichkeit, dass wir von einer qualifi-           Reize, die ablenken. Ist das Spielzeug
zierten Supervisorin begleitet werden.             schon vorgefertigt, sind die Kinder bei
Auf interne und externe Fortbildung un-            der Entwicklung von Fantasie, Kreativi-
seres Mitarbeiterteams legen wir gro-              tät und Spontanität eingeschränkt.
ßen Wert.
                                                   Die heutige Zeit wird dominiert von der
Warum Kinder einen naturna-                        Digitalisierung und Reizüberflutung
hen Kindergarten brauchen                          sämtlicher Lebensbereiche, auch die
                                                   der Kinder! Reale Erfahrungen werden
Die Lebenssituation von Kindern hat                immer mehr durch digitale Welten er-
sich in den letzten Jahrzehnten stark              setzt. Die intensive Nutzung digitaler
                                             -9-
Albert-Schweitzer-Waldkindergarten Bad Tölz und Wackersberg - Albert-Schweitzer ...
Medien kann bei Kindern zu Entwick-               Nach diesem ersten Treffen machen
lungsstörungen führen. Dies ist das Er-           sich die Kinder in der Regel auf den
gebnis der Blikk-Medien-Studie 2017.              Weg zum besprochenen Lagerplatz,
Kleinkinder brauchen kein Smartphone.             wobei die Strecke nicht länger als ein
Sie müssen erst einmal lernen, mit bei-           bis zwei Kilometer pro Tag ist. Jedes
den Beinen sicher im realen Leben zu              Kind trägt seinen eigenen Rucksack.
stehen. Und das lernen sie im Waldkin-            Der Weg ist dabei das Ziel, denn die
dergarten zur Genüge, er ist ein guter            Kinder spielen überall. Sie finden aller-
Gegenpol zur digitalen Welt.                      lei Dinge (Holzstücke, Steine, Gräser,
                                                  Blumen, Moos, Eierschalen, Buch-
Der Tagesablauf                                   eckern, Eicheln, Baumrinde ...), die sie
                                                  für ihr Spiel benutzen.
 Wie oft habe ich mir gesagt, dass                Es bilden sich kleine Gruppen, die sich
 in einem Kinderherzen viel mehr                  nach einiger Zeit wieder neu zusam-
 vorgeht, als es ahnen lässt.                     mensetzen. Es ist schön zu beobach-
                                                  ten, wie intensiv die Kinder dabei mitei-
 Albert Schweitzer                                nander sprechen und sich gegenseitig
                                                  unterstützen. Beim ausgewählten Platz
                                                  angekommen wird es Zeit für die ge-
Morgens treffen sich alle Kinder mit ih-          meinsame Brotzeit.
ren Betreuern am Zirkuswagen „Albin               Danach haben die Kinder wieder Zeit
vom Lichtwald“.                                   zum freien Spiel, bei dem sie mit ihrer
Beim Bringen und Abholen der Kinder               Fantasie und Kreativität eigene Spiele
haben die Eltern die Möglichkeit zum in-          erfinden: Wenn ein Kind z.B. einen Boh-
formellen Austausch mit den Pädago-               rer braucht, um seine "Waldhöhle" aus-
gen. Pünktlich um 08:30 Uhr beginnt die           zubessern, findet es bestimmt einen
pädagogische Kernzeit.                            Ast, der dafür tauglich ist.

Für Gespräche unter Eltern bietet sich
der Elternparkplatz besser an als am Al-
bin, da die Kinder, nach dem Verab-
schieden völlig im Kindergartenalltag
eintauchen wollen.

Nachdem die Eltern weggefahren sind,
wird der neue Tag im Wald mit dem
Morgenkreis begonnen. Dieses erste
Angebot wird von den Kindern gern an-
genommen: Erst einmal ankommen,
zur Ruhe finden, den Wochentag be-                Bei "Einkaufsladen" dient ein umge-
stimmen, fehlende Kinder benennen,                kippter Baum als Ladentisch, und Fich-
neue Lieder ausprobieren, aktuelle Vor-           tenzapfen, Blätter, Rindenstücke oder
kommnisse besprechen und auch Ta-                 kleine Zweige werden zu Lebensmit-
gesinhalte vorplanen.                             teln.
Wichtig erscheint uns dabei, dass die
                                                  Im freien Spielen zeigt sich bei den Kin-
Kinder in möglichst viele, sie betreff-
                                                  dern deutlich die Zunahme an Sicher-
ende Prozesse demokratisch eingebun-
                                                  heit und Selbstvertrauen, wenn sie auf
den werden. Die Kinderpartizipation
                                                  dem unebenen Waldboden laufen und
wird gelebt, zum Beispiel bei demokra-
                                                  springen, wenn sie auf Bäume klettern,
tischer Abstimmung bei Neuanschaf-
                                                  an Ästen hangeln oder auf umgestürz-
fungen oder Projektentwicklung oder
                                                  ten Stämmen balancieren.
Ausflugszielen.
                                           -10-
Unser Waldkindergarten bietet darüber             Berühmte Kinderärztinnen wie die Un-
hinaus auch gezielte Angebote, welche             garin Emmi Pikler ("Lasst mir Zeit"),
sich schwerpunktmäßig auf unter-                  oder die Italienerin Maria Montessori
schiedliche Tage verteilen. So gibt es            ("Hilf mir es selbst zu tun") haben mit ih-
zum Beispiel den Kochtag, an dem die              ren Studien einen wertvollen Fundus für
Kinder Zutaten von Zuhause mitbrin-               unsere pädagogische Ausrichtung ge-
gen, mit denen gemeinsam an unserer               schaffen. Zeitgenössische (Natur-) Pä-
offenen Feuerstelle gekocht wird. Auch            dagogen wie Rudolf Hettich oder Re-
Bastelarbeiten werden regelmäßig an-              beca Wild („Erziehung zum Sein“)
geboten. Hierbei verwenden wir gerne              haben durch ihre praxisrelevanten Ar-
Naturmaterialien und üben den Um-                 beiten diesen Fundus um wichtige An-
gang mit Werkzeugen.                              sätze bereichert. Auch die Wildnis- und
                                                  Waldorfpädagogik prägen unseren Ar-
Ebenso die so genannten Kulturtechni-
                                                  beitsalltag. Mit Hilfe ihren Anregungen
ken kommen etwa in Form von Mal- und
                                                  fällt es oftmals leichter, die Rätsel kind-
Zeichenstift, Schere und Klebstoff re-
                                                  lichen Empfindens, die uns täglich be-
gelmäßig zum Einsatz.
                                                  gegnen, zu begreifen und unser päda-
Dass die Kinder von der Welt der Mär-             gogisches Handeln zu erweitern.
chen und Sagen fasziniert werden, ver-
                                                  Die Grundlage für unsere gesamte pä-
steht sich von selbst. Auch bietet die
                                                  dagogische Arbeit sind das Bayerische
uns umgebende Natur immer wieder
                                                  Kinderbildungs-und-Betreuungsgesetz
Anlass, Naturmärchen und Naturge-
schichten einfließen zu lassen. Die Ge-
schichten können auch zu Mitmachge-
schichten werden und die Kinder
werden miteingebunden.
Wieder beim Zirkuswagen angelangt,
bekommen die Kinder als Abschlussri-
tual noch ein kleines „Bärenfutter“ in
Form von Studentenfutter, Gemüse
oder Frischobst. Wir kaufen oder wer-
den ausschließlich mit Bio und Fairt-
rade Produkten beliefert. Anschließend
werden die nach den Abenteuern des                (BayKiBiG) mit Ausführungsverord-
Vormittags zufriedenen Kinder von ih-             nung, Art 5 und 6 des Bayerischen In-
ren Eltern am Zirkuswagen wieder ab-              tegrationsgesetzes, sowie auch der
geholt.                                           Bayerische Bildungs- und Erziehungs-
Die Eltern haben Fahrgemeinschaften               plan (BEP) mit seinem Blick auf den
gebildet, damit nicht jedes Kind einzeln          Ausbau kindlicher Kompetenzen.
in den Wald gebracht und abgeholt wer-
den muss. Dabei entstehen neue
                                                  Unsere Ziele
Freundschaften und es spart zudem
Energie.
                                                  Die Ziele im Einzelnen:
                                                     - Kinder bei der Entwicklung ihrer
Unsere Pädagogik                                         Gesamtpersönlichkeit    fördern
                                                         und begleiten
 Unsere Aufgabe ist es, den Kin-                     - Kinder beim Aufbau eines positi-
 dern den Raum für ihre Sinneser-                        ven Selbstwertgefühls unterstüt-
 fahrungen zu geben und das aufzu-                       zen
 greifen, was sie mit all ihren Sinnen               - Kindern helfen, die Fähigkeit zu
 erleben wollen. Rudolf Hettich                          erlernen und zu erweitern, die
                                           -11-
sie brauchen, um für ein selbst-             Die meist sehr offen
       ständiges Leben gut gerüstet zu              gestalteten     Ange-
       sein.                                        bote bilden ein päda-
   -   Kinder werden im Sinne der Par-              gogisches Gegenge-
       tizipation selbstverständlich in             wicht zum freien
       die Gestaltung des Alltags aktiv             Spiel und dem infor-
       und ehrlich miteinbezogen.                   mellen Lernen der
   -   Kindern, unabhängig vom Ge-                  Kinder. Sie sind den
       schlecht, die gleichen Möglich-              Bedürfnissen      und
       keiten im Experimentieren, in ih-            den Fähigkeiten der
       ren Körpererfahrungen und bei                Waldkinder      ange-
       der Wahrnehmung ihrer individu-              passt. In der gemeinsamen Arbeit an ei-
       ellen Bedürfnissen zu ermögli-               nem Angebot entstehen wesentliche
       chen. Waldpädagogik steht für                Grundzüge von zielgerichteter Kommu-
       eine Erziehung jenseits der Rol-             nikation.
       lenklischees.                                Neue Herausforderungen appellieren
                                                    an Teamwork und Gemeinsinn und re-
                                                    gen - je nach Möglichkeit - auch zur
                                                    Selbstreflexion an.

Angebote im Waldkindergarten

Auch kulturelle Anregungen und nicht-
formales Lernen haben ihren Platz im
                                                    Ausflüge des Waldkindergartens
täglichen Geschehen des Waldkinder-
gartens. Die Angebote der Pädagogen
sind sehr facettenreich und fördern vom             Die regelmäßigen Ausflüge des Wald-
Grobmotorischen bis zum Kognitiven                  kindergartens ergänzen das Gefüge
alle Bereiche kindlicher Entwicklung,               des freien Spiels und der Angebote um
durch                                               neue, unbekannte Orte.
                                                    Dort erwarten uns Künstler mit Ateliers,
* den Umgang mit Werkzeugen                         Handwerker mit Werkstätten, Betriebe
* das Musizieren mit Instrumenten                   mit Maschinen und Bauernhöfe mit Tie-
* das Ausprobieren didaktischer                     ren.
   Materialien, wie z.B. der Nikitinspiele
* das Feuermachen                                   Jeder Ausflug ist eine „Kultour“ und er-
* das Kochen am offenen Feuer                       weitert den kindlichen Horizont. Ganz
* das Hantieren mit Küchenutensilien,               gleich, ob wir beim Apfelpressen helfen
* das Erzählen und Singen,                          oder ein Museum besuchen –die Kinder
* den angeleiteten Umgang mit Mal-                  kommen dabei immer wieder mit der
  und Bastelmaterial                                Vielfalt kultureller Errungenschaften in
* das Experimentieren und dem Men-                  Berührung. Sie machen bisher unbe-
  genverständnis                                    kannte Erfahrungen und sammeln Nah-
                                                    rung für innere Bilder, die sie vielleicht
                                             -12-
erst Jahre später kognitiv werden ein-
ordnen können.
Die so gewonnenen Eindrücke sind
gleichermaßen Anlass, Ziel und Hand-
lungsrahmen für neue Spiele.

Auch Eltern sind als Begleiter bei den
Ausflügen gern gesehen und oft dabei.
Durch das gemeinsame Erleben wer-
den sie zu einem Teil des Kindergar-
tens. Die Ausflüge und die Fahrdienste
werden von der Elternschaft ehrenamt-           Wir versuchen, die Hintergründe für
lich organisiert.                               das jeweilige Verhalten zu erforschen
Für Eintritte oder Honorare fällt pro           und teilen bei den Elterngesprächen un-
Quartal ein geringer Eigenanteil an.            sere Beobachtungen und Eindrücke
Wir laden auch gerne Besuch zu uns              aus dem Kindergartenalltag den Eltern
ein.                                            mit. Wenn Zeichen der genannten Art
                                                häufiger auftreten und den Kindergar-
                                                tenalltag belasten, versuchen wir mit
                                                den Eltern gemeinsam nach einer Lö-
                                                sung zu suchen.

                                                Entwicklung von Fähigkeiten
                                                Der Wald mit seinen natürlichen und die
                                                Kindergruppe mit ihren sozialen
                                                Herausforderungen bieten darüber hin-
                                                aus beste Vorraussetzungen für das
                                                Entstehen von wichtigen Schlüssel-
                                                kompetenzen wie Verantwortungsbe-
                                                reitschaft, Flexibilität, Entscheidungs-
                                                fähigkeit und Selbstbewusstsein. Das
Vom Umgang mit Gefühlen                         anspruchsvolle „Lernumfeld Wald“ wird
                                                dabei zu einem der ersten Orte des
Waldkindergarten stellt dank des Ambi-          lebenslangen Lernens und vermittelt
entes und der kleinen Gruppe mit ihrem          optimale Grundlagen für spätere
hohen Betreuungsgrad eine außerge-              Lernorte.
wöhnliche Einrichtung dar. Wir haben
hier Raum, den Gefühlen der Kinder ge-
nügend Aufmerksamkeit zu schenken.               Die natürliche Aufmerksamkeit
Auch bei uns fließen bisweilen Tränen,           und   achtsame      Wahrnehmung
jedes Kind erleidet auch einmal                  werden unsichtbar gelenkt, ver-
Schmerzen oder Frustration. Unsere               ändern damit die Sicht auf die Welt,
Haltung ist: Wenn Tränen fließen, ha-            und infolgedessen werden neue
ben sie ihren Grund und werden ange-             Gehirnmuster     ausgebaut.     Die
nommen.                                          Dinge, denen wir unsere Be-
Es gibt auch wütende und aggressive              achtung widmen, prägen das
Ausbrüche bei den Kindern, ebenfalls             Denken, Handeln und dadurch
kommt das Manipulieren anderer Kin-              Gesundheit und Wohlbefinden.
der vor.
                                                 Prof. Dr. Gerald Hüther

                                         -13-
Bildung im Waldkindergarten                        tungen und Fragen. Mit Hilfe von
                                                   Bestimmungsbüchern suchen sie nach
Die Ergebnisse der Hirnforschung                   Informationen über Tiere und Pflanzen.
haben gezeigt, dass sich im Gehirn des             Jahreszeiten und ihre Veränderungen
Menschen vor allem dann die Bildung                werden bewusst erlebt. Durch die
von Synapsen verstärkt, wenn sich das              Phantasie der Kinder ergeben sich
Kind selbstwirksam erfährt, wenn es                schier unendlich viele Möglichkeiten,
selbstbildend und aktiv im Alltag                  um mit Hilfe von Experimenten ihr
beteiligt ist. Kinder im Waldkindergarten          Erfahrungsspektrum zu erweitern.
haben die Möglichkeiten, sich tiefer in
eine Materie, ein Thema einzuarbeiten,             Gerade das Leben in der Natur bietet
als es in anderen Umfeldern möglich ist.           eine Fülle von intensiven und nachhalti-
Sie gewinnen hier, in diesem                       gen Sinnesanreizen. Die Kinder fühlen
vielfältigen Umfeld und den täglich                dabei, welchen unschätzbaren Wert der
wechselnden          Naturgegebenheiten,           Wald für Menschen, Tiere und Pflanzen
tiefergehende Erkenntnisse über ein                hat und lernen, behutsam mit Lebendi-
Sachgebiet, über einen Gegenstand                  gem umzugehen. Ihre Erlebnisse im
oder über komplexe Vorgänge.                       Waldkindergarten führen sie zu Wert-
                                                   schätzung und Liebe für die natürliche
                                                   Umwelt.
Bildung im Waldkindergarten bedeutet
forschendes Lernen in Sinnzusammen-
hängen. Die Prozesse des jahres-
zeitlich bedingten Werdens und
Vergehens werden intensiv erlebt und
machen im höchsten Maße neugierig.
Diese starken sinnlichen Wahrnehmun-
gen des Kindes in der Natur sorgen für
eine besonders intensive Verankerung
des Erlebten und Erfahrenen im
Langzeitgedächtnis.

                                                    Wir fühlen uns der Natur sehr eng
                                                   verbunden und leben in Achtsamkeit
                                                   und Dankbarkeit.
                                                   Daraus entwickeln sich die wichtigen
                                                   und einsichtigen Verhaltensregeln im
                                                   Wald, die das rücksichtsvolle Umgehen
                                                   mit Flora, Fauna und Mitmenschen be-
                                                   inhalten. Diese einzuhalten fordert von
                                                   den Kindern erste Übernahme von Ver-
                                                   antwortung für ihre direkte Umwelt. Aus
                                                   dieser frühen Erfahrung resultiert si-
Umwelt- Natur- und Sachverständnis
                                                   cherlich ein anderer und bewussterer
Umwelt-,Natur- und Sachverständnis                 Umgang mit der Natur im späteren Er-
entwickeln sich am besten durch direkte            wachsenenalter, sie werden vermutlich
und eigene Erfahrung. Sei es im Garten             mehr als andere Menschen Verantwor-
oder im Wald, überall ergeben sich für             tung zum Schutz der Natur und des Le-
Kinder viele spannende Beobach-                    bens übernehmen.
                                            -14-
Unser Bestreben ist es, anfallenden                 kommt in unserem Kindergarten nicht
Müll zu trennen, zu recyceln und ein                nur beim bildnerischen Gestalten zum
plastikfreier Waldkindergarten zu sein.             Vorschein.

Kultur und Religion
                                                    sondern auch
Uns ist es wichtig, dass sich jede Fami-            beim Erfinden
lie und auch die Mitarbeiter mit ihrem re-          von    Rollen-
ligiösen und kulturellen Hintergrund ein-           spielen, beim
bringen können. Wir möchten den                     Weitererzäh-
Kindern vermitteln, dass es ganz unter-             len von Ge-
schiedliche Glaubensrichtungen gibt                 schichten,
und dass diese auch oft mit einer ande-             beim gemein-
ren Kultur verknüpft sind. Das Thema                samen Musi-
Religion und Kultur ist sehr stark abhän-           zieren   oder
gig von den Kindern und den Dingen,                 beim Suchen
die sie beschäftigen. Sie fließen immer             von    Geräu-
wieder im Alltag mit ein und werden                 schen. Auch
auch öfter in kleinen Gruppen bespro-               handwerkli-
chen und diskutiert. Wir vermitteln den             che Fähigkeiten wie Weben, Filzen
Kindern, dass wir für Fragen offen sind             oder Nähen laden zum freien Gestalten
und mit ihnen auch über schwierigere                ein.
Themen, wie z.B. den Tod und das
Sterben sprechen. Werte wie Solidari-
tät, Toleranz und Achtung vor dem Le-                Kinder sind Meister der Nachah-
ben werden von uns und den Kindern                   mung, des Nachbauen und Experi-
gelebt und immer wieder thematisiert.                mentierens und verrichten hand-
                                                     werkliche Tätigkeiten mit großer
Das Vorbereiten und Feiern von religiö-              Hingabe, die sie mit Stolz und
sen Festen wie Erntedank, Weihnach-                  Freude erfüllen. Spielen und arbei-
ten und Ostern gehört genauso dazu                   ten verschmelzen in diesem Pro-
wie die Sonnwendfeiern im Juni und                   zess und die Kinder sind vollkom-
Dezember.                                            men verbunden mit ihrer innersten
                                                     Natur.
                                                    Sabine Simeoni

                                                    Wildes Naturhandwerk
                                                    Die Kindergruppe und die Betreuer fer-
                                                    tigen mit wenigen Werkzeugen und mit
                                                    natürlichen Materialien, kindgerechte
                                                    und nützliche Gegenstände wie Bau-
                                                    klötze, Schüssel, Löffel und alles was
                                                    den Kindern in den Sinn kommt, an.
Kreativität auf allen Ebenen                        Das Selbsterschaffte ist intuitiv und
                                                    wirkt noch lange nach. Die Verbunden-
Die Natur bietet eine Schatztruhe an
                                                    heit zum Werkstoff aus der unmittelba-
Materialien. Die Beschäftigung damit
                                                    ren Natur, die Werkzeuge aus einfachs-
fördert die Fantasie und die Kreativität
                                                    ten Mitteln und das sinnvolle Erschaffen
unserer Kinder. Im Wagen bietet sich
                                                    eines Gegenstandes kommt den
z.B. die Möglichkeit zum Malen und
                                                    menschlichen Urinstinkten und dem
Basteln und freien Gestalten Kreativität
                                                    Wohlbefinden sehr nah.
                                             -15-
Die Kinder erleben in ihrem eigenen                integration, zu intensiveren Freund-
Tun Unabhängigkeit.                                schaften und fördert die Konfliktfähig-
                                                   keit und -bewältigung. Im sprachintensi-
Bewegung macht Freude
                                                   ven Rollenspiel setzen sie ihre
Der Freiraum und die Vielfältigkeit un-            Fähigkeiten gezielt ein, um mit anderen
serer Einrichtung bieten zahlreiche Be-            gemeinsam zu agieren, Ideen auszu-
wegungsanreize. Laufen auf unebenen,               tauschen, Verhandlungen zu führen,
steigenden oder sich neigenden Unter-              Konflikte zu beheben, Vorgehenswei-
gründen der Natur sowie das Klettern               sen zu diskutieren und ihre Phantasie-
auf Steine, Bäume und Hochsitze för-               welt ausführlich zu beschreiben.
dert die Differenzierung und die Koordi-
nation des Bewegungsablaufes. Die
Kondition wird verbessert, die Bewe-
gung erzeugt Freude, Wohlbefinden
und Selbstvertrauen und stärkt die Per-
sönlichkeit der Kinder. Hier ist das Aus-
leben des kindlichen Bewegungsdrangs
an der frischen Luft und in der ruhigen
Natur alltäglich. Dies ist eine wichtige
Basis für die innere Ausgeglichenheit
des Menschen.
Miteinander Leben und Sprechen
Die Kinder erfahren im Kindergarten
eine gegenüber der Familie erweiterte
Gruppenzugehörigkeit und Gemein-                   Die Bücher und andere Materialien er-
schaft. Sie lernen, sich in dieser verbal          möglichen den Kindern, auch mit Buch-
und nonverbal zurechtzufinden, sich                staben, Schrift und der geschriebenen
durchzusetzen und abzugrenzen, ei-                 Sprache täglich in Kontakt zu kommen.
nander zu helfen und Verantwortung zu              Bilderbücher, Lexika und Sachbücher
übernehmen.                                        stehen jederzeit zum Ansehen oder
                                                   Vorlesen zur Verfügung.
                                                   Wir wechseln auch bewusst zwischen
                                                   Dialekt und Hochsprache. Lieder und
                                                   Geschichten in Mundart dienen sowohl
                                                   der Förderung des Dialekts als auch der
                                                   Bewahrung der kulturellen Wurzeln.
                                                   Dieser Wechsel fördert das genaue
                                                   Hinhören und befähigt die Kinder,
                                                   selbst auch die Sprachen zu variieren.
                                                   Nachgewiesenen Maßen erleichtert
                                                   diese frühe „Fremdsprache“ auch den
                                                   späteren Fremdspracherwerb in der
Durch      Gespräche,    Bilderbücher,             Schule.
Reime, Lieder und Spiele werden die
Kinder im sprachlichen Bereich täglich             Wir begleiten aufmerksam die sprachli-
gefördert. Sie sind weniger durch vor-             che Entwicklung. Kinder, die besonders
gegebenes Spielzeug abgelenkt und                  sprachförderbedürftig sind, erhalten
werden dadurch stärker angeregt, mit-              nach Bedarf zum Beispiel Förderung
einander zu sprechen und untereinan-               durch einen Vorkurs Deutsch oder de-
der Beziehungen zu knüpfen. Dies führt             ren Eltern Beratung für eine externe Lo-
zu einer verbesserten Gruppen-                     gopädie.

                                            -16-
Mathematik im Wald                                  In angeleiteten Angeboten, auch mit ei-
                                                    ner Musikpädagogin, fördern wir die
                                                    Kinder zum Singen, Trommeln und
                                                    Tanzen auf. In den musikalischen Ein-
                                                    heiten erlernen die Kinder die Handha-
                                                    bung von Musikinstrumenten, wie zum
                                                    Beispiel Blockflöre, Trommeln und Ras-
                                                    seln. Durch das Wiederholen von Lied-
                                                    texten und Bewegungen festigt sich Er-
                                                    lerntes. Das rhythmische Klatschen und
                                                    die Bewegung im Takt der Musik ist
                                                    eine ganzkörperliche, freudvolle Erfah-
                                                    rung für alle Menschen und fördert ein
Durch die intensive Auseinanderset-
                                                    positives Körpergefühl.
zung mit dich selbst und den verfügba-
ren Materialien lernen Kinder spiele-               Musik begleitet uns auf Spaziergängen
risch, Dinge zu vergleichen, zu klassifi-           und beim Rasten. Oft gibt es tolle An-
zieren und zu ordnen. Sie erleben, dass             lässe, die Erlebnisse mit einem Lied zu
ein Stein rund oder eckig, schwer oder              untermalen: der erste Schnee, eine Ti-
leicht, flach oder dick sein kann.                  gerschnecke oder ein Vogelnest. Auch
                                                    lädt die Natur uns ein, Instrumente zu
Erste Erfahrungen mit Zeit, Monatsna-
                                                    bauen und zu nutzen. Stöcke werden
men und Wochentagen können die Kin-
                                                    zu Klanghölzer und Baumstümpfe zu
der zum einen durch einen strukturier-
                                                    Trommeln. Wir singen in verschiedenen
ten Tages- und Wochenablauf als auch
                                                    Sprachen, auch lautieren wir, um die
durch tägliche Rituale sammeln. Jeden
                                                    Freude am Singen zu erhalten.
Tag werden beispielsweise das Datum
und der jeweilige Wochentag bespro-                 Gesundheit
chen, zudem werden täglich die Kinder
gezählt, um zu sehen, wie viele fehlen.
Dies ermöglicht den jüngeren Kindern,
ihre Kenntnisse im Bereich der Zähl-
kompetenz ungezwungen zu erweitern.
Musik
Die Natur klingt täglich neu, und sie bie-
tet uns vielfältige Momente an, ihr zu
lauschen und sich mit eigenen Tönen
ihrem Klang anzuschließen.

                                                    Hygienische Maßnahmen, wie das
                                                    gründliche Waschen der schmutzigen
                                                    Hände vor Mahlzeiten, werden auch im
                                                    Wald umgesetzt.
                                                    Ebenso wird der Umgang mit Zecken
                                                    und giftigen Pflanzen, Bei Unfällen und

                                             -17-
Nöten unterstützen wir die Kinder da-              Architekten, Innenausstatter können
bei, sich und anderen zu helfen.                   gut mit Werkzeug umgehen. Dabei erle-
                                                   ben alle, welche Vorteile eine gemein-
Außerdem kochen oder backen wir ver-
                                                   same Aktion hat und wie viel Spaß es
schiedene Gerichte vierzehntägig an
                                                   macht. Wenn es einmal Streit gibt, ge-
unserem Kochtag. Die Kinder lernen
                                                   ben wir beiden Streitparteien Zeit, ihren
dabei Grundsätze über die Zubereitung
                                                   Standpunkt zu erläutern. Wir fördern
von Gerichten und lernen verschiedene
                                                   respektvolle Diskussion und faire Lö-
gesunde Zutaten kennen.
                                                   sungen. Wir sind Unterstützer und An-
Wir bevorzugen regionale, saisonale,               sprechpartner in Konfliktsituationen.
bio- und Fairtrade Produkte.
                                                   Das wichtigste am Waldkindergarten ist
Der tägliche Aufenthalt im Freien fördert          es wohl, dass Kinder nicht nur ihre kör-
das Immunsystem uns stabilisiert so die            perlichen Fähigkeiten erweitern, son-
Gesundheit der Kinder.                             dern dass sie neben dem Ausleben des
Emotionalität, soziale Beziehungen                 kindlichen Bewegungsdranges auch
und Konflikte                                      ihre Emotionalität in dieser Gemein-
                                                   schaft besonders intensiv erfahren, be-
Um Kinder in ihrer emotionalen und so-             reichern und ausleben können.
zialen Entwicklung unterstützen zu kön-
nen, ist es von besonderer Bedeutung,              Wir trösten und ermöglichen die Kräfte
dass eine Basis des Vertrauens zwi-                der Selbstregulation. Bei der Interaktion
schen dem pädagogischen Personal                   wenden wir die gewaltfreie Kommunika-
und dem Kind geschaffen wird. Hierbei              tion an.
leistet die Natur große Hilfe, denn beim
Aufenthalt im Freien gelingt es sehr
schnell, untereinander Kontakt zu knüp-
fen.
Das Spiel in der Natur begeistert die
Kinder so sehr, dass ihre Ängste in den
Hintergrund treten und sie auf Grund
dessen ungezwungener auf anderes
Zugehen und sich mit Leib und Seele
dem Spiel widmen können. Der Aufent-
halt im Wald fordert von den Kindern
eine Vielzahl von sozialen Kompeten-
zen.
So müssen sie beispielsweise auf dem
Weg zum jeweiligen Platz an Haltestel-
len aufeinander warten, sich in demo-              Kompetenter Umgang mit Verände-
kratischen Abstimmungen auf einen                  rungen und Belastungen
Platz einigen, aufeinander achten und              Grenzerlebnisse im körperlichen Be-
einander bei anspruchsvollem Gelände               reich schaffen ein stabiles Fundament,
weiterhelfen. Während der Freispielzeit            um auch mit psychischen Belastungs-
entstehen immer wieder Kleingruppen,               und Stresssituationen besser umgehen
in denen die Kinder sich zusammen-                 zu können.
schließen, um ein gemeinsames Pro-
jekt zu bewältigen.                                In der Natur gibt es viele Situationen, in
                                                   denen die kindlichen Fähigkeiten auf
Beim Bau eines großen Lagers bei-                  die Probe gestellt werden. mit konfron-
spielsweise fallen verschiedene Aufga-             tieren. Die Natur beschert tägliche neue
ben an. Einige Kinder besorgen das                 Erfahrungen durch die sich stets verän-
Material,   andere     fungieren   als             dernden Bedingungen. Wind und
                                            -18-
Wetter ausgesetzt zu sein fördert nicht            zu erfahren. Gerade das Spüren, Wahr-
nur die Gesundheit, sondern vermittelt             nehmen und Äußern ihrer eigenen
intensives Körpererleben und Naturver-             Grenzen und das Nein-Sagen zu uner-
bundenheit. Der Wald bietet zudem                  wünschten Kontakten, auch Körperkon-
Rückzugsmöglichkeiten für die Kinder,              takten, wird kindgerecht thematisiert.
wenn sie das Bedürfnis nach Ruhe und               Offenheit und Klarheit für kindliche Fra-
Abgeschiedenheit haben.                            gen sind auch in diesem sensiblen Be-
                                                   reich wichtig.

                                                   Inklusion

                                                          Alle Kinder sind gleich –
                                                          jedes Kind ist besonders

                                                   In diesem Sinne leben wir in unserem
                                                   Waldkindergarten eine Pädagogik der
                                                   Vielfalt, die alle Beteiligten in ihrer
                                                   Diversität mit einbezieht.
                                                   Deshalb sind wir offen für alle Kinder
„Ich fühle mich in meinem Körper
wohl“                                                 •   mit und ohne geistige, seelische
Dies ist für uns ein wichtiger Aspekt für                 oder körperliche Behinderung
die Entwicklung der kindlichen Persön-                •   aus unterschiedlichen familiären
lichkeit. Die Auseinandersetzung mit                      Systemen
der Körperlichkeit ist letztendlich auch              •   mit unterschiedlichem kulturel-
eine Auseinandersetzung mit der kindli-                   lem und religiösem Hintergrund
chen Sexualität. Sexualpädagogik Ge-                  •   in verschiedenen Entwicklungs-
fühlen, Fortpflanzung, körperlicher Ent-                  phasen und mit ihrem individuel-
wicklung sowie den menschlichen                           len Tempo.
beschäftigt sich mit Fragen zu Liebe,
Körpern. Umgesetzt wird dies in unse-
rem Kindergarten unter anderem, in-
dem wir die Kinder darin unterstützen,
ein gutes Körpergefühl zu entwickeln
und ein stabiles Selbstbild aufzubauen.
                   Wichtig dafür sind
                   viele Sinneseindrü-
                   cke, die in großer
                   Vielfalt durch unse-
                   ren Aufenthalt im
                   Wald und durch un-
                   sere Pädagogik ver-             Ganz im Sinne von Albert Schweitzer
                   mittelt werden. Die             sehen wir Diversität als Ressource und
                   Kinder werden darin             Chance für unsere Gesellschaft an, von
                   unterstützt,    ihren           der alle profitieren und woran alle wach-
                   Körper zu spüren                sen können. Die Kinder lernen durch In-
                   und positiv wahrzu-             klusion in unserer Einrichtung die
                   nehmen und auch im              menschliche Vielfalt kennen und Empa-
                   Kontakt mit anderen             thie zu entwickeln. Sie erkennen, dass
                                            -19-
jeder Mensch mit seinen Unterschieden               ab. Wir suchen zusammen nach Lösun-
gleichermaßen wertvoll und ein wichti-              gen für eventuelle Probleme, um dann
ger Bestandteil unserer Gruppe ist. So              gemeinsam zu entscheiden, ob die Auf-
können wir Vorurteilen und diskriminie-             nahme in den Waldkindergarten zielfüh-
rendem Verhalten vorbeugen.                         rend ist.

                                                    Wir bieten in unserem Waldkindergar-
                                                    ten maximal 2 Integrationsplätze an.
                                                    Den Antrag für ihr Kind können die El-
                                                    tern gerne mit unserer Hilfe beim Bezirk
                                                    Oberbayern stellen.
                                                    Wir arbeiten selbstverständlich nicht
                                                    nur mit den Eltern, sondern auch mit
                                                    den Frühförderstellen und den Thera-
                                                    peuten eng zusammen.

                                                    Die Schulvorbereitung

                                                    „Und können Kinder aus dem Waldkin-
Diese Diversität erleben unsere Kinder
                                                    dergarten in der Schule denn ruhig sit-
nicht nur in unserer Gruppe, sondern
                                                    zen bleiben?“
auch gerade in unserem Erfahrungs-
raum Natur. Tag für Tag können sie be-              Gerade weil sie ihre kindliche Bewe-
obachten, wie die unterschiedlichsten               gungsfreude im Waldkindergarten gut
Tiere und Pflanzen für den Zusammen-                ausleben konnten fällt es den Kindern
halt unserer Erde einen wertvollen Bei-             später nicht so schwer mit dem „Stillsit-
trag leisten.                                       zen“.
In der sozialpädagogischen Praxis be-
deutet Inklusion u.a., dass sich die Bil-
dungsangebote an den Bedürfnissen
und Ressourcen des jeweiligen Kindes
orientieren und somit flexibel und indivi-
duell gestaltet werden.

Um den Zusammenhalt in der Gruppe
zu stärken, werden immer wieder Spiel-
situationen angeregt, in die sich wirklich
alle einbringen können. Die Alltags-
strukturen sind darauf aus-gelegt, dass
die Kinder miteinander in Beziehung                 Wie zahlreiche Untersuchungen auch
kommen und sich als Gruppe erleben                  nachgewiesen haben, gehen Intelligen-
können.                                             zentwicklung, Sensorik und Motorik
                                                    Hand in Hand. Die Kinder werden bei
Vor einer Aufnahme stimmen wir indivi-              uns im Waldkindergarten täglich körper-
duell mit den Eltern und dem Kind ab,               lich gefordert und gefördert, bauen Kon-
ob der Erlebnisraum Wald für das Kind               dition, Widerstandskraft und damit ein
ausreichend Entwicklungsmöglichkei-                 gesundes Immunsystem auf. Bewegun-
ten und Schutzraum bietet.                          gen werden geschmeidiger, Kinder wer-
Wir klären auf der Basis unserer bishe-             den geschickter,
rigen Erfahrungen die Vorteile und auch
die Gefahren für das Kind bei einem Be-             Grob- und Feinmotorik werden „ge-
such unserer Einrichtung mit den Eltern             schmiert“ und trainiert, die Sinne täglich
                                             -20-
reichlich mit Eindrücken aller Art berei-          Fachliche Standards
chert. Das Ziel ist es, den Kindern Sin-
nes- und Selbstwirksamkeitserfahrun-               Supervision und Fortbildung
gen zu ermöglichen, ihnen Freude am
Lernen zu vermitteln, so dass die Kin-             Regelmäßige Supervision und Fortbil-
der beim Einstieg in die Schule und im             dungen für Einzelne oder auch ganze
späteren Leben ein starkes, inneres                Teams sind im Albert-Schweitzer-Fami-
Fundament haben, das sie immer un-                 lienwerk selbstverständlich.
terstützt und trägt.                               Die Supervision dient der Reflexion der
                                                   pädagogischen Praxis und der perma-
                                                   nenten Qualitätssicherung der pädago-
                                                   gischen Arbeit. Die Inhalte der Supervi-
                                                   sion sind die Betrachtung der
                                                   Beziehungsdynamik zwischen Betreuer
                                                   und Betreutem, die Auseinanderset-
                                                   zung mit der eigenen Person vor dem
                                                   Hintergrund der institutionellen und ge-
                                                   sellschaftspolitischen Rahmenbedin-
                                                   gungen.
                                                   Die Qualität unserer gesamten Arbeit
                                                   steht und fällt mit der Befähigung der
                                                   MitarbeiterInnen sowie intakter Struktu-
Über 100 Lehrerinnen und Lehrer aus                ren. Wir stellen fachlich gut ausgebil-
verschiedenen Bundesländern beteilig-              dete pädagogische Mitarbeiter ein, die
ten sich 2003 an einer Studie zur Schul-           sich bei uns durch regelmäßige Fortbil-
fähigkeit von Waldkindern. Das Ergeb-              dungen in und außerhalb des Albert-
nis der Studie, die unter www.uni-                 Schweitzer-Familienwerk Bayern e.V.
heidelberg.de abgerufen werden kann                in vielen Bereichen weiterqualifizieren
ist eindeutig: “                                   können.
Grundsätzlich werden Kinder aus dem
Waldkindergarten von den Lehrkräften
als besser auf die Schule vorbereitet
angesehen als Kinder aus dem Regel-
kindergarten. Im Durchschnitt arbeiten
sie besser mit, sind motivierter, konzen-
trierter und verfügen über ein höheres
Maß an sozialen Fähigkeiten. Des Wei-
teren schneiden sie im musischen und
im Allgemeinen körperlichen Bereich                Auf spezielle Fortbildungen unseres
besser ab als ihre Mitschüler.“                    Mitarbeiterteams im Bereich der Wald-
                                                   und Naturpädagogik legen wir großen
(aus „Kindergarten heute“)
                                                   Wert, da in den üblichen Ausbildungen
In der 14-tägig stattfindenden Vor-                auf diese speziellen Anforderung en zu
schule werden die Kinder bei uns ge-               wenig eingegangen wird. Alle zwei
zielt auf den Schuleintritt vorbereitet.           Jahre frischt das Team den Erste-Hilfe-
Wir stehen mit den Schulen vor Ort in              Kurs auf.
engem Kontakt und können den Eltern
bei Fragen zum Schulübergang bera-                 Sexualpädagogik
tend zur Seite stehen.
                                                   Für alle unsere Einrichtungen haben wir
Kooperationen mit anderen Schulen                  ein sexualpädagogisches Konzept ent-
des Landkreises bestehen ebenfalls.                wickelt, dass den Pädagogen als

                                            -21-
Richtlinie im Umgang mit dem Thema                wickelt, der die konkreten Schritte in ei-
Sexualität dient.                                 nem solchen Fall genau festlegt und do-
                                                  kumentiert.
Es beinhaltet Handlungsleitlinien und
Verhaltensregeln für Erwachsene wie               Elternmitarbeit und Elternbeirat
für Kinder und Jugendliche sowie die
Auflistung konkreter Maßnahmen im Al-
bert-Schweitzer-Familienwerk.
Beschwerdemanagement
Im Albert-Schweitzer-Familienwerk gibt
es ein festgelegtes Vorgehen im Um-
gang mit Beschwerden von Bewohnern,
Angehörigen, Fachdiensten, Behörden
und anderer externer Kritik an unserer
Arbeit.

Die Kinderschutzfachkraft und
                                                  Der Austausch zwischen Eltern und Er-
deren Aufgaben                                    zieherinnen ist wichtig und ergibt sich
                                                  im Alltag in den Hol- und Bringsituatio-
Dem Thema Kinderschutz wird im Al-                nen in ganz ungezwungener Atmo-
bert-Schweitzer-Familienwerk     durch            sphäre. Darüber hinaus werden in re-
verbindliche Handlungsleitlinien, die             gelmäßigen Abständen (ca. 2-mal
Berufung und Schulung von Kinder-                 jährlich) Elternabende angeboten. Dort
schutzfachkräften sowie durch regel-              geht es nicht nur um organisatorische
mäßige Besprechungen auf allen Ebe-               oder das Umfeld betreffende Themen,
nen und in allen Teams Rechnung                   sondern auch um Pädagogik.
                                                  Insgesamt ist eine offene und konstruk-
                                                  tive Atmosphäre unser Ziel. Transpa-
                                                  renz und Offenheit im Dialog betrachten
                                                  wir als Grundlage für ein vertrauensvol-
                                                  les Miteinander. Der respektvolle Um-
                                                  gang mit Verlässlichkeit und Pünktlich-
                                                  keit bildet eine gute Basis für die
                                                  Zusammenarbeit. Gegenseitige Wert-
                                                  schätzung zeigt sich auch in der Ver-
getragen. Eine Aufgabe der Kinder-                wendung von positiven Worten und Be-
schutzfachkraft ist dabei die Beratung            gegnung auf Augenhöhe.
bei der Einschätzung von möglichen                Eine Besonderheit stellen die intensi-
externen und internen Kindswohlge-                ven Einzelgespräche der Eltern mit den
fährdungen und bei der Frage des wei-             pädagogischen Fachkräften dar. Jähr-
teren Vorgehens. Darüber hinaus unter-            lich zweimal sollen die Beteiligten die
stützt sie gegebenenfalls bei Eltern-             Möglichkeit bekommen, sich am frühen
gesprächen und bei der Einbeziehung               Abend (auch im häuslichen Umfeld des
der Kinder bzw. Jugendlichen. Über-               Kindes) über die Entwicklung der Kin-
greifend wirkt sie bei der Qualitätsent-          der sowie deren Erleben im Wald und
wicklung im Bereich des Kinderschut-              zu Hause ausführlich auszutauschen.
zes mit. Wir haben für den Umgang mit             Als Grundlage hierfür verwenden wir u.
einem Verdacht auf Kindeswohlgefähr-              a. Beobachtungsbögen hinsichtlich der
dung einen Handlungsleitfaden und                 Sozialkompetenz nach „Perik“ und
einen Dokumentationsbogen ent-                    Spracherhebungsbögen nach „Seldak“
                                           -22-
oder „Sismik“, die kontinuierlich geführt          Die Aufnahme und Eingewöh-
werden und welche uns zur fachlichen               nung von Kindern
Dokumentation und Reflektion und
letztlich zum Austausch mit den Eltern             Im Waldkindergarten werden in der Re-
dienlich sind. Ein wichtiges Anliegen ist          gel Kinder im Alter von 3-6 Jahren auf-
uns zudem die Qualitätsüberprüfung                 genommen. Der Aufnahmeprozess be-
und – sicherung unserer organisatori-              ginnt gleich im Anschluss an die
schen Rahmenbedingungen und insbe-                 Einschreibung mit der eintägigen Hos-
sondere der pädagogischen Arbeit.                  pitation im Wald während der allgemei-
Deshalb holen wir alljährlich ein allge-           nen „Schnuppernachmittag“. So gewin-
meines anonym gehaltenes Meinungs-                 nen Eltern und Kinder ein Bild von der
bild der Elternschaft per Fragebogen               Situation im Wald, und die Betreuer ler-
ein, welches für uns einen wertvollen              nen ihre neuen Schützlinge in Beglei-
Ansporn bildet sinnvolle Ansätze weiter            tung der Eltern schon einmal kennen.
auszubilden und berechtigte Kritik ernst           Die Eingewöhnung der neu angemelde-
zu nehmen und positiv umzusetzen.                  ten Kinder geschieht sehr behutsam,
                                                   denn sowohl für die Eltern als auch für
                                                   Kinder beginnt ein neuer Lebensab-
                                                   schnitt. Meist ist die erste längere Tren-
                                                   nung von Eltern und Kind eine span-
                                                   nende Situation.
                                                   Um eine mögliche Trennungsangst zu
                                                   mindern, kann ein Elternteil am Beginn
                                                   des Kindergartenjahres im Wald mitge-
                                                   hen. Die Kinder bekommen so die Mög-
                                                   lichkeit, sich schrittweise von den Eltern
                                                   abzulösen - ebenso die Eltern vom
                                                   Kind.
Der Elternbeirat ist die Koordinations-
stelle der Elternschaft. Er wird am An-            Erkrankte Kinder
fang des Kindergartenjahres gewählt.               Wie in allen Kindergärten üblich, dürfen
Die Elternbeiräte und ihre Stellvertreter          erkrankte Kinder während der Dauer
übernehmen strukturelle Aufgaben und               der Erkrankung den Kindergarten nicht
tragen organisatorische Verantwortung              besuchen. Eltern werden gebeten, ihr
für verschiedene Aktivitäten.                      erkranktes Kind bis 8:30 Uhr zu ent-
Der Elternbeirat kann auch zu pädago-              schuldigen.
gischen und konzeptionellen sowie bei              Nach Auftreten einer ansteckenden
Personalfragen gehört werden. Er trifft            Krankheit ist zum Wiedereintritt in den
sich regelmäßig zu öffentlichen (ggf.              Kindergarten eine ärztliche Bescheini-
geschlossenen) Sitzungen, um Aktivitä-             gung erforderlich.
ten für das laufende Kindergartenjahr              Die Kindergartenleitung ist berechtigt,
anzuregen, anfallende Arbeiten zu ver-             erkrankte Kinder nach Hause zu schi-
teilen und verschiedenste Themen zu                cken.
diskutieren. Er unterstützt das Team bei           Ausrüstung
der Planung und Durchführung der frei-
willigen 1 -2 Aktionstage im Kindergar-                 Wichtig: Bitte alles, auch Klei-
tenjahr.                                                dungsstücke, mit dem Namen be-
                                                        schriften.
Neben den Erziehern kann auch der El-
ternbeirat bei Problemen angesprochen
werden.

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