Albert-Schweitzer-Waldkindergarten Bad Tölz und Wackersberg - Albert-Schweitzer ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Albert-Schweitzer-Waldkindergarten Bad Tölz und Wackersberg Liebe Leserin, lieber Leser, was ist ein Waldkindergarten? Sind die Kinder immer draußen, auch bei Schnee und Eis? Sind die Kinder überhaupt auf die Schule vorbereitet, wenn sie den ganzen Tag nur wie die Wildfänge drau- ßen sind? Solche und ähnliche Fragen mögen ei- nem durch den Kopf gehen und sind ehrlich gesagt auch mir 2001 durch den Kopf gegangen, als die „Elterninitiative Waldkindergarten“ mit der Frage nach einer Übernahme der Trägerschaft auf mich zukam. Nach einigen Gesprächen waren die Rahmenbedingungen geklärt, und einer Trägerschaft durch das Albert-Schweitzer-Familienwerk Bayern e.V. stand nichts mehr im Wege. Der Albert-Schweitzer-Waldkindergarten ist seit 2003 als Kindergarten mit kommuna- ler Förderung nach dem Kindergartengesetz anerkannt. Er wird von der Stadt Bad Tölz und der Gemeinde Wackersberg unterstützt. Inzwischen gibt es uns schon seit 20 Jahren, und so haben schon viele Kinder und Eltern den Waldkindergarten genießen können. Die Kinder entwickeln neben einer in- nigen Verbindung zur Natur besonders auch hervorragende intellektuelle und motori- sche Grundlagen für die weiteren Anforderungen in der Schule. Dies zeigen unsere persönlichen Erfahrungen, die durch wissenschaftliche Untersuchungen gestützt wer- den. Durch unsere kleine Gruppe von ca. 20 Kindern können wir eine individuelle Be- treuung der Kinder und intensive Elternarbeit gewährleisten. Ich wünsche Ihnen nun viel Spaß beim Lesen dieser Konzeption. Falls Sie noch Fra- gen haben, können Sie sich gern jederzeit an uns wenden. Heiner Koch Geschäftsführender Vorstand Königsdorf, im November 2021
Albert-Schweitzer-Waldkindergarten Bad Tölz und Wackersberg Leitung: Stefanie Knott (Erzieherin), Kerstin Wägner (Erzieherin, Wildnispädagogin), Tel.: 0175/5493590 Tel.: 0175/5449354 E-Mail:waldkindergartenbadtoelz@albert-schweitzer.org. Bereichsleitung Oberbayern: Martina Böhm-Seifert (Dipl. Sozialpädagogin) Bahnhofstr.34 82377 Penzberg Tel: 08856/9350780 Fax 08856/9350781 Martina.Boehm-Seifert@Albert-Schweitzer.org Geschäftsstelle Albert-Schweitzer-Familienwerk Bayern e.V. Heiner Koch (Geschäftsführender Vorstand) Wolfsgrube 6a 82549 Königsdorf Tel.: 08046/18752-0 Fax: 08046/18752-25 www.Albert-Schweitzer.org -2-
Konzeption Albert-Schweitzer-Waldkindergarten Inhaltsverzeichnis Das Familienwerk 4 Die Einrichtungen 4 Die Bedeutung Albert Schweitzers 5 Das moderne Kinderdorf 6 Kinderdörfer in Bayern 6 Die Zukunft 7 Der Waldkindergarten Bad Tölz und Wackersberg 8 Warum wir einen Waldkindergarten brauchen 9 Der Tagesablauf 10 Unsere Pädagogik 11 Bildung im Waldkindergarten 14 Inklusion für Kinder mit einem besonderen Hilfebedarf 19 Die Schulvorbereitung 20 Fachliche Standards 21 Die Kinderschutzfachkraft und deren Aufgaben 22 Elternarbeit und Elternbeirat 22 Die Aufnahme und Eingewöhnung von Kindern 23 Ausrüstung für einen Tag im Waldkindergarten 23 Öffnungszeiten 25 Finanzierung 25 Anfahrtsbeschreibung 25 Adressen und Ansprechpartner 27 -3-
Das Familienwerk Zwei weitere vollstationäre Einrichtun- Das Albert-Schweitzer - gen, das heilpädagogische Albert- Familienwerk Bayern Schweitzer-Kinderhaus Kerb und der e.V. ist ein eingetragener heilpädagogische Albert-Schweitzer- gemeinnütziger Verein, Rosenhof, befinden sich in Pinswang der seit seiner Gründung bei Rosenheim. Insgesamt 18 Kinder 1996 kleine, überschau- wohnen dort. Mitten in der Natur und bare Einrichtungen für Kinder und Ju- doch mit guter Infrastruktur, können gendliche in Bayern aufbaut und be- sich Kinder und Hauseltern heimisch treibt. fühlen. Das Albert-Schweitzer-Familienwerk Idyllisch gelegen ist auch das Albert- Bayern e.V. ist Mitglied im Verband der Schweitzer-Kinderhaus Pegnitztal. Albert-Schweitzer-Familienwerke und In der renovierten Villa aus dem Jahre Kinderdörfer e.V. In diesem Verband 1906 wohnen sechs Kinder zusammen haben sich Albert-Schweitzer-Familien- mit einem Ehepaar. Das große Außen- werke und Kinderdörfer aus ganz gelände mit einem schönen Mischwald Deutschland zusammengeschlossen. bietet viele Möglichkeiten für Spiel und Bundesweit werden ca. 600 Kinder und Sport. Jugendliche stationär in Kinderdorfein- richtungen und insgesamt ca. 9500 Andere Betreuungsformen Menschen durch Einrichtungen des Über ganz Bayern verteilt gibt es heil- Verbandes betreut. Alte und kranke pädagogische Erziehungsstellen. Menschen sowie Menschen mit Behin- Zentrales Charakteristikum der Erzie- derung werden ebenfalls im Albert- hungsstellen ist ebenfalls die Erziehung Schweitzer-Familienwerk betreut. und Therapie von Kindern und Jugend- Das Albert-Schweitzer-Familienwerk lichen, für die nach §34 und §35a sowie Bayern e.V. ist ein nicht konfessionell §41 des SGBVIII die Unterbringung in gebundener Verein und ist Mitglied im einem Heim beschlossen wurde. Deutschen Paritätischen Wohlfahrts- In den Erziehungsstellen werden bis zu verband als Spitzenverband der Wohl- zwei Kinder in einer Familie aufgenom- fahrtspflege. men. Der erziehende Elternteil hat da- Die Geschäftsstelle des Albert- bei eine Ausbildung als Erzieher oder Schweitzer-Familienwerks Bayern e.V. Dipl. Sozialpädagoge, der zweite El- befindet sich in Königsdorf bei Bad ternteil geht einer anderen Erwerbstä- Tölz, ca. 50 km südlich von München. tigkeit nach. Im Raum Aschaffenburg sowie bald in Die Einrichtungen Rosenheim bieten wir Einzelbetreutes Nachfolgend erhalten Sie einen kurzen Wohnen sowie in Aschaffenburg Fle- Überblick über die bestehenden Ein- xible Familienhilfen an. richtungen im Albert-Schweitzer-Fami- lienwerk Bayern e.V. Schulen und Kindertagesstätten Kinderdorfhäuser und Kleinstheime Im Landkreis Aschaffenburg ist das Albert-Schweitzer-Familienwerk Bay- Im Albert-Schweitzer-Sternstunden- ern an zehn, in den Landkreisen Bad haus in Rückersdorf bei Nürnberg be- Tölz-Wolfratshausen und Starnberg treuen wir neun Kinder und Jugend- li- an drei verschiedenen Schulen und che. Hier wohnt die Hausmutter mit den Schularten tätig. Hier wird Nachmit- Kindern unter einem Dach. tagsbetreuung im Rahmen der offe- nen oder gebundenen Ganztags- schulen für Schüler angeboten. -4-
Einen guten Überblick über unsere Ein- richtungen gibt Ihnen unsere Gesamt- konzeption, die alle Einrichtungen kompakt darstellt. Wenn Sie sich für eine Einrichtung detailliert interessie- ren, halten wir zu jedem der oben ge- nannten Projekte eine differenzierte Konzeption und eine Leistungsbe- schreibung für Sie bereit. Die Bedeutung Albert Schweitzers Albert Schweitzer ist der Namens-pat- ron unserer Einrichtungen. Er hat, wie er 1957 in einem Brief schrieb, diese Aufgabe gern übernommen. „Ich danke Ihnen für die Sympathie, die Sie mir be- kunden, indem Sie meine Einwilligung erbitten, dem Kinderdorf meinen Na- men zu geben. Gern tue ich dies. Kin- derdörfer dieser Art sind eine Notwen- digkeit in dieser Zeit. Möge der Bau des Dorfes vorangehen und möge das Werk gedeihen und viel Segen stiften." In Bad Tölz/ Wackersberg, Leng- (A.Schweitzer, 1957). gries, Mürnsee und in Penzberg befin- Aus diesem ersten Kinderdorf haben det sich je ein Waldkindergarten. Je- sich viele Kinderdörfer und vergleich- weils 18 bis 22 Kinder werden hier vor- bare Einrichtungen entwickelt, die sich wiegend im Freien betreut. alle der Ethik Albert Schweitzers und In Nürnberg betreuen wir 50 Kinder in seiner gelebten Mitmenschlichkeit ver- unserem Kindergarten „Die Maxfeld- pflichtet fühlen. Minis“. Der Tropenarzt, Theologe, Kulturphilo- Vor den Toren Nürnbergs in Rückers- soph, Musiker und Friedensnobelpreis- dorf liegt die Albert-Schweitzer-Stern- träger Albert Schweitzer ist in unserer schnuppenkrippe, eine natur- und er- Arbeit mit den Kindern Wegbegleiter lebnisorientierte Kinderkrippe. Sie und Vorbild. nimmt 24 Kinder vom 1. bis zum 3. Le- „Ehrfurcht vor dem Leben“ bensjahr auf. „Ehrfurcht vor dem Leben“ ist der zent- Seit 2010 betreibt das Albert-Schweit- rale Begriff der Ethik Albert Schweit- zer-Familienwerk zusammen mit der zers. Ausgangspunkt ist „die unmittel- Firma EagleBurgmann seine erste Be- barste Tatsache des Bewusstseins des triebs-Kinderkrippe für 24 Kleinkinder Menschen [...]:“ in Wolfratshausen. „Ich bin Leben, das leben will, inmit- Insgesamt werden im Albert-Schweit- ten von Leben, das leben will.“ zer-Familienwerk Bayern derzeit circa 50 Kinder im Heimbereich und 1800 „Als Wille zum Leben inmitten von Le- Kinder, Jugendliche und Erwachsene in ben erfasst sich der Mensch in jedem den weiteren Abteilungen betreut. Augenblick, in dem er über die Welt um sich herum nachdenkt. Wie in meinem -5-
Willen zum Leben Sehnsucht ist nach Das moderne Kinderdorf dem Weiterleben [...] und Angst vor der Vernichtung [...]: also auch in dem Wil- len zum Leben um mich herum, ob er sich mir gegenüber äußern kann oder stumm bleibt." (A.Schweitzer, 1931). Aus dieser Erkenntnis leitet er seine ra- dikal humanistische Haltung ab: "Zugleich erlebt der denkend gewor- dene Mensch die Nötigung, allem Wil- len zum Leben die gleiche Ehrfurcht vor dem Leben entgegenzubringen, wie dem eigenen. Er erlebt das andere Le- ben in dem seinen. Als gut gilt ihm: Le- ben erhalten, Leben fördern, entwickel- bares Leben auf seinen höchsten Wert zu bringen; als böse: Leben vernichten, Leben schädigen, entwickelbares Le- ben niederhalten. Dies ist das denknot- wendige, absolute Grundprinzip des Sittlichen." (A.Schweitzer, 1931). 1960 nahm das erste Albert-Schweit- Albert Schweitzer war bei seinen vielfäl- zer-Kinderdorf seinen Betrieb auf. In tigen Begabungen als Musiker, Arzt und Waldenburg (Baden-Württemberg) ent- Theologe immer ein Mensch der Tat. Er standen insgesamt neun Familienhäu- sagte, was er dachte, und er tat, was er ser mit einem zentralen Dorfgemein- sagte. Seine Glaubwürdigkeit war und schaftshaus und einem eigenen ist stark mit dieser Übereinstimmung Kindergarten. Mittlerweile gibt es Al- von Wort und Tat verbunden. Er for- bert-Schweitzer-Kinderdörfer in zehn derte von niemandem etwas, das er Bundesländern, sie betreuen zusam- nicht auch selber bereit gewesen wäre men ca. 600 Kinder und Jugendliche in zu geben. Er verbrachte einen großen Kinderdorfhäuser und Kinderheimen. Teil seines Lebens in Lambarene, ei- Darüber hinaus werden ca. 2700 junge nem Dorf in Gabun/ Westafrika, um das Menschen und Erwachsene in unter- Elend, das er dort vorfand, zu mildern. schiedlichen Projekten betreut. Albert Schweitzer hat sich nicht konkret zu pädagogischen Themen geäußert. Kinderdörfer in Bayern Was für unsere Arbeit in Theorie und Auch in Bayern begann 1999 alles mit Praxis die entscheidende Rolle spielt, einem klassischen Kinderdorfhaus. Die ist das Menschenbild und die Ethik, exakte und nüchterne Bezeichnung zur die Albert Schweitzer geprägt hat. Man Einordnung nach den Kriterien der Hei- weiß, dass er als junger Mann Überle- maufsicht lautet: Heilpädagogisches gungen angestellt hat, Kinder zu sich zu Kleinstheim für Kinder und Jugendli- nehmen und diese aufzuziehen. Sein che mit innewohnenden Betreuern. Ziel lag dabei auch darin, diese Kinder Heute bietet der Verein ein vielfältiges dahingehend zu erziehen, dass sie ih- und modernes Hilfsangebot in der Kin- rerseits wieder elternlose Kinder auf- der - und Jugendhilfe und auch in ande- nehmen. ren Bereichen an. -6-
Die Zukunft fördern können, wenn wir selbst Inte- Wir im Albert-Schweitzer-Familienwerk resse an persönlicher Weiterentwick- Bayern e.V. freuen uns auf die Heraus- lung haben. Wir legen deshalb - über forderungen der Zukunft und haben alle hierarchischen Ebenen und ver- noch viele Pläne. Wir wollen uns stetig schiedenen Aufgabenbereiche hinweg - weiterentwickeln und für die Problemla- großen Wert auf ein wachstumsfördern- gen unserer Zeit innovative und indivi- des, selbsterfahrungsorientiertes duelle Hilfsangebote entwickeln. Ge- Klima. Genauso wichtig ist es uns, dass mäß dem Grundsatz Albert Schweitzers unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fördern, unterstützen und begleiten wir einen Grenzen wahrenden Umgang ge- Menschen in ihrer persönlichen Entfal- genüber den Kindern und Jugendlichen tung. Daher legen wir in unserem Fami- pflegen. Sie werden in Fortbildungen lienwerk besonders Wert auf ein ent- geschult, um auf Verdachtsfälle von wicklungsförderndes Klima. körperlicher, seelischer oder sexueller Wir sind überzeugt, dass wir Mitarbeiter Gewalt sowohl außerhalb der Einrich- und Mitarbeiterinnen im Albert-Schweit- tung als auch innerhalb angemessen zer-Familienwerk die Kinder, Jugendli- reagieren zu können. Klare Strukturen chen und Familien in ihrer Entwicklung und offene Kommunikation auf allen nur dann am besten Ebenen erleichtern dies. Monique Egli-Schweitzer, die Enkelin Albert-Schweitzers, bei einem Besuch im Kreise unserer Kinder . -7-
Was ist ein Waldkindergarten? Wertschätzung eines Kindergartens ohne Türen und Wände. Die Waldkindergärten stellen eine Alter- native zur herkömmlichen Erziehung in Gespräche mit einem Landwirt zur Nut- einem Regelkindergarten dar. Die erste zung seines Grundes und Bodens er- Einrichtung dieser Art in Deutschland mutigten zum Weitermachen. Bei ei- entstand 1993 in Flensburg. Die Bewe- nem Infoabend im April 2001 ermittelte gung fand erst seit den neunziger Jah- die Elterninitiative das Interesse, bzw. ren größeren Anklang. In Deutschland den Bedarf an einem Waldkindergarten bestehen heute über 1500 Natur- und in der Region Tölz. Waldkindergärten bzw. Gruppen. Die Die Elterninitiative fand dann einen Trä- Tendenz zu Neugründungen von Natur- ger für die begonnene Arbeit im Albert-- und Waldkindergärten ist steigend. Die Schweitzer Familienwerk. Grundidee eines Waldkindergartens Schnell kamen beide Seiten überein, heißt: eine Gruppe von Kindern geht mit dass gemeinsam der Albert-Schweit- mindestens zwei Betreuungspersonen zer-Waldkindergarten entstehen sollte. täglich in den Wald, auf die Wiesen, in Er ist seit 2003 durch die Kommunen die freie Natur. Bei jedem Wetter. Dort Bad Tölz und Wackersberg als Regel- findet alle pädagogische Arbeit statt, kindergarten anerkannt. wie sie sonst auch in anderen Kinder- Das Albert-Schweitzer-Familienwerk gärten geleistet wird. Bayern e.V. ist Mitglied im Landesver- band Wald- und Naturkindergärten in Bayern e.V. Die Lage Der Albert-Schweitzer- Waldkindergarten ist bei Bad Tölz auf Wackers- berger Flur nahe dem Weiler Bürg gelegen. Dort steht der für unsere Zwecke ausgebaute Zir- kuswagen. Abseits von Für nasskaltes Wetter gibt es einen Un- Verkehrshektik und - terstand in Form eines Zirkuswagens, lärm findet sich hier al- einer Holzhütte oder eines Raumes in les, was für Kinder in der einem festen Haus. Gespielt wird mit al- Natur verlockend ist: of- lem, was der Wald dazugibt. fenes Wiesenland mit Blick auf die Isar- winkler Berge, zwei kleinere, teils tief eingeschnittene Bachläufe im Misch- Der Waldkindergarten Bad Tölz wald, knorrige Eichen und Linden, viele und Wackersberg Moränenhügel, die sich im Winter aus- gezeichnet fürs Schlittenfahren eignen Die Entstehung und natürlich die Tiere in Wald und Wiese und beim nahe gelegenen Bau- Der Albert-Schweitzer-Waldkindergar- ern. ten Bad Tölz und Wackersberg ent- „Bienenland“, „Räuberwald“ oder auch stand zunächst als Elterninitiative. „Feuerland“ heißen die markanten La- Motiviert waren die Eltern durch eine gerplätze und Gebiete in allen Him- bereits bestehende Wald- und Wiesen- melsrichtungen, die je nach Lust und Spielgruppe sowie durch die ideelle Laune oder auch Witterung von den -8-
Kindern angesteuert werden – eine, wie verändert. Kindern fehlt zunehmend die wir meinen, ideale Voraussetzung für Möglichkeit, in freier Natur zu spielen. uns als Waldkindergarten, um jeden Der Autoverkehr, aber auch ein verän- Tag spontan und abwechslungsreich dertes Risikobewusstsein von Erwach- erleben zu können. senen führen dazu, dass eine freie Er- kundung der Umwelt als zu gefährlich Unser Team erscheint. Immer mehr Kinder verbringen ihre Spielzeit in Räumen, zwischen denen sie in Autos gefahren werden. Dies führt dazu, dass Kinder unter Bewegungs- mangel leiden. 60% der Kindergarten- und Schulkinder haben Haltungsschwä- chen oder Haltungsschäden, 40 % ein schwaches Herz-Kreislaufsystem und 30 % Übergewicht. Der Bewegungs- mangel führt auch zu Unfällen, da man- che Kinder kaum noch lernen, zu stür- Das Mitarbeiterteam besteht im Mo- zen und sich wieder abzufangen, ihre ment aus zwei Erzieherinnen (eine mit körperlichen Fähigkeiten und Grenzen Zusatzausbildung Wildnispädagogin), richtig einzuschätzen oder Risiken zu einer Kinderpflegerin, einem Natur- und erkennen und kompetent damit umzu- Wildnistrainer. Praktikantenstellen bie- gehen. ten wir für Praktikanten im freiwilligen Räumliche Enge – in Kinderzimmern ökologischen Jahr, für Praktikanten der häufig durch zu viele Spielsachen – Fachhochschule, der Kinderpflege- führt auch zu Aggressionen. Diese schule und der Fachakademie für Sozi- „Spielzeugwelt führt dazu, dass die Kin- alpädagogik an. Ebenso sind Wochen- der sich kaum noch in ein Spiel vertie- Schulpraktikanten willkommen. In 14-tägigen Rhythmus trifft sich unser Mitarbeiterteam zu einer Besprechung. Hier reflektieren wir aktuelle Situationen in der Kindergruppe, planen die päda- gogische Arbeit, bereiten Elterngesprä- che vor und vieles mehr. Die regelmäßigen Teamtage im Jahr nutzen wir zur langfristigen Planung und zur Diskussion und Reflexion kon- zeptioneller und pädagogischer The- fen oder auf eine Sache konzentrieren men. Bei unserer Arbeit besteht die können, denn zu groß sind die anderen Möglichkeit, dass wir von einer qualifi- Reize, die ablenken. Ist das Spielzeug zierten Supervisorin begleitet werden. schon vorgefertigt, sind die Kinder bei Auf interne und externe Fortbildung un- der Entwicklung von Fantasie, Kreativi- seres Mitarbeiterteams legen wir gro- tät und Spontanität eingeschränkt. ßen Wert. Die heutige Zeit wird dominiert von der Warum Kinder einen naturna- Digitalisierung und Reizüberflutung hen Kindergarten brauchen sämtlicher Lebensbereiche, auch die der Kinder! Reale Erfahrungen werden Die Lebenssituation von Kindern hat immer mehr durch digitale Welten er- sich in den letzten Jahrzehnten stark setzt. Die intensive Nutzung digitaler -9-
Medien kann bei Kindern zu Entwick- Nach diesem ersten Treffen machen lungsstörungen führen. Dies ist das Er- sich die Kinder in der Regel auf den gebnis der Blikk-Medien-Studie 2017. Weg zum besprochenen Lagerplatz, Kleinkinder brauchen kein Smartphone. wobei die Strecke nicht länger als ein Sie müssen erst einmal lernen, mit bei- bis zwei Kilometer pro Tag ist. Jedes den Beinen sicher im realen Leben zu Kind trägt seinen eigenen Rucksack. stehen. Und das lernen sie im Waldkin- Der Weg ist dabei das Ziel, denn die dergarten zur Genüge, er ist ein guter Kinder spielen überall. Sie finden aller- Gegenpol zur digitalen Welt. lei Dinge (Holzstücke, Steine, Gräser, Blumen, Moos, Eierschalen, Buch- Der Tagesablauf eckern, Eicheln, Baumrinde ...), die sie für ihr Spiel benutzen. Wie oft habe ich mir gesagt, dass Es bilden sich kleine Gruppen, die sich in einem Kinderherzen viel mehr nach einiger Zeit wieder neu zusam- vorgeht, als es ahnen lässt. mensetzen. Es ist schön zu beobach- ten, wie intensiv die Kinder dabei mitei- Albert Schweitzer nander sprechen und sich gegenseitig unterstützen. Beim ausgewählten Platz angekommen wird es Zeit für die ge- Morgens treffen sich alle Kinder mit ih- meinsame Brotzeit. ren Betreuern am Zirkuswagen „Albin Danach haben die Kinder wieder Zeit vom Lichtwald“. zum freien Spiel, bei dem sie mit ihrer Beim Bringen und Abholen der Kinder Fantasie und Kreativität eigene Spiele haben die Eltern die Möglichkeit zum in- erfinden: Wenn ein Kind z.B. einen Boh- formellen Austausch mit den Pädago- rer braucht, um seine "Waldhöhle" aus- gen. Pünktlich um 08:30 Uhr beginnt die zubessern, findet es bestimmt einen pädagogische Kernzeit. Ast, der dafür tauglich ist. Für Gespräche unter Eltern bietet sich der Elternparkplatz besser an als am Al- bin, da die Kinder, nach dem Verab- schieden völlig im Kindergartenalltag eintauchen wollen. Nachdem die Eltern weggefahren sind, wird der neue Tag im Wald mit dem Morgenkreis begonnen. Dieses erste Angebot wird von den Kindern gern an- genommen: Erst einmal ankommen, zur Ruhe finden, den Wochentag be- Bei "Einkaufsladen" dient ein umge- stimmen, fehlende Kinder benennen, kippter Baum als Ladentisch, und Fich- neue Lieder ausprobieren, aktuelle Vor- tenzapfen, Blätter, Rindenstücke oder kommnisse besprechen und auch Ta- kleine Zweige werden zu Lebensmit- gesinhalte vorplanen. teln. Wichtig erscheint uns dabei, dass die Im freien Spielen zeigt sich bei den Kin- Kinder in möglichst viele, sie betreff- dern deutlich die Zunahme an Sicher- ende Prozesse demokratisch eingebun- heit und Selbstvertrauen, wenn sie auf den werden. Die Kinderpartizipation dem unebenen Waldboden laufen und wird gelebt, zum Beispiel bei demokra- springen, wenn sie auf Bäume klettern, tischer Abstimmung bei Neuanschaf- an Ästen hangeln oder auf umgestürz- fungen oder Projektentwicklung oder ten Stämmen balancieren. Ausflugszielen. -10-
Unser Waldkindergarten bietet darüber Berühmte Kinderärztinnen wie die Un- hinaus auch gezielte Angebote, welche garin Emmi Pikler ("Lasst mir Zeit"), sich schwerpunktmäßig auf unter- oder die Italienerin Maria Montessori schiedliche Tage verteilen. So gibt es ("Hilf mir es selbst zu tun") haben mit ih- zum Beispiel den Kochtag, an dem die ren Studien einen wertvollen Fundus für Kinder Zutaten von Zuhause mitbrin- unsere pädagogische Ausrichtung ge- gen, mit denen gemeinsam an unserer schaffen. Zeitgenössische (Natur-) Pä- offenen Feuerstelle gekocht wird. Auch dagogen wie Rudolf Hettich oder Re- Bastelarbeiten werden regelmäßig an- beca Wild („Erziehung zum Sein“) geboten. Hierbei verwenden wir gerne haben durch ihre praxisrelevanten Ar- Naturmaterialien und üben den Um- beiten diesen Fundus um wichtige An- gang mit Werkzeugen. sätze bereichert. Auch die Wildnis- und Waldorfpädagogik prägen unseren Ar- Ebenso die so genannten Kulturtechni- beitsalltag. Mit Hilfe ihren Anregungen ken kommen etwa in Form von Mal- und fällt es oftmals leichter, die Rätsel kind- Zeichenstift, Schere und Klebstoff re- lichen Empfindens, die uns täglich be- gelmäßig zum Einsatz. gegnen, zu begreifen und unser päda- Dass die Kinder von der Welt der Mär- gogisches Handeln zu erweitern. chen und Sagen fasziniert werden, ver- Die Grundlage für unsere gesamte pä- steht sich von selbst. Auch bietet die dagogische Arbeit sind das Bayerische uns umgebende Natur immer wieder Kinderbildungs-und-Betreuungsgesetz Anlass, Naturmärchen und Naturge- schichten einfließen zu lassen. Die Ge- schichten können auch zu Mitmachge- schichten werden und die Kinder werden miteingebunden. Wieder beim Zirkuswagen angelangt, bekommen die Kinder als Abschlussri- tual noch ein kleines „Bärenfutter“ in Form von Studentenfutter, Gemüse oder Frischobst. Wir kaufen oder wer- den ausschließlich mit Bio und Fairt- rade Produkten beliefert. Anschließend werden die nach den Abenteuern des (BayKiBiG) mit Ausführungsverord- Vormittags zufriedenen Kinder von ih- nung, Art 5 und 6 des Bayerischen In- ren Eltern am Zirkuswagen wieder ab- tegrationsgesetzes, sowie auch der geholt. Bayerische Bildungs- und Erziehungs- Die Eltern haben Fahrgemeinschaften plan (BEP) mit seinem Blick auf den gebildet, damit nicht jedes Kind einzeln Ausbau kindlicher Kompetenzen. in den Wald gebracht und abgeholt wer- den muss. Dabei entstehen neue Unsere Ziele Freundschaften und es spart zudem Energie. Die Ziele im Einzelnen: - Kinder bei der Entwicklung ihrer Unsere Pädagogik Gesamtpersönlichkeit fördern und begleiten Unsere Aufgabe ist es, den Kin- - Kinder beim Aufbau eines positi- dern den Raum für ihre Sinneser- ven Selbstwertgefühls unterstüt- fahrungen zu geben und das aufzu- zen greifen, was sie mit all ihren Sinnen - Kindern helfen, die Fähigkeit zu erleben wollen. Rudolf Hettich erlernen und zu erweitern, die -11-
sie brauchen, um für ein selbst- Die meist sehr offen ständiges Leben gut gerüstet zu gestalteten Ange- sein. bote bilden ein päda- - Kinder werden im Sinne der Par- gogisches Gegenge- tizipation selbstverständlich in wicht zum freien die Gestaltung des Alltags aktiv Spiel und dem infor- und ehrlich miteinbezogen. mellen Lernen der - Kindern, unabhängig vom Ge- Kinder. Sie sind den schlecht, die gleichen Möglich- Bedürfnissen und keiten im Experimentieren, in ih- den Fähigkeiten der ren Körpererfahrungen und bei Waldkinder ange- der Wahrnehmung ihrer individu- passt. In der gemeinsamen Arbeit an ei- ellen Bedürfnissen zu ermögli- nem Angebot entstehen wesentliche chen. Waldpädagogik steht für Grundzüge von zielgerichteter Kommu- eine Erziehung jenseits der Rol- nikation. lenklischees. Neue Herausforderungen appellieren an Teamwork und Gemeinsinn und re- gen - je nach Möglichkeit - auch zur Selbstreflexion an. Angebote im Waldkindergarten Auch kulturelle Anregungen und nicht- formales Lernen haben ihren Platz im Ausflüge des Waldkindergartens täglichen Geschehen des Waldkinder- gartens. Die Angebote der Pädagogen sind sehr facettenreich und fördern vom Die regelmäßigen Ausflüge des Wald- Grobmotorischen bis zum Kognitiven kindergartens ergänzen das Gefüge alle Bereiche kindlicher Entwicklung, des freien Spiels und der Angebote um durch neue, unbekannte Orte. Dort erwarten uns Künstler mit Ateliers, * den Umgang mit Werkzeugen Handwerker mit Werkstätten, Betriebe * das Musizieren mit Instrumenten mit Maschinen und Bauernhöfe mit Tie- * das Ausprobieren didaktischer ren. Materialien, wie z.B. der Nikitinspiele * das Feuermachen Jeder Ausflug ist eine „Kultour“ und er- * das Kochen am offenen Feuer weitert den kindlichen Horizont. Ganz * das Hantieren mit Küchenutensilien, gleich, ob wir beim Apfelpressen helfen * das Erzählen und Singen, oder ein Museum besuchen –die Kinder * den angeleiteten Umgang mit Mal- kommen dabei immer wieder mit der und Bastelmaterial Vielfalt kultureller Errungenschaften in * das Experimentieren und dem Men- Berührung. Sie machen bisher unbe- genverständnis kannte Erfahrungen und sammeln Nah- rung für innere Bilder, die sie vielleicht -12-
erst Jahre später kognitiv werden ein- ordnen können. Die so gewonnenen Eindrücke sind gleichermaßen Anlass, Ziel und Hand- lungsrahmen für neue Spiele. Auch Eltern sind als Begleiter bei den Ausflügen gern gesehen und oft dabei. Durch das gemeinsame Erleben wer- den sie zu einem Teil des Kindergar- tens. Die Ausflüge und die Fahrdienste werden von der Elternschaft ehrenamt- Wir versuchen, die Hintergründe für lich organisiert. das jeweilige Verhalten zu erforschen Für Eintritte oder Honorare fällt pro und teilen bei den Elterngesprächen un- Quartal ein geringer Eigenanteil an. sere Beobachtungen und Eindrücke Wir laden auch gerne Besuch zu uns aus dem Kindergartenalltag den Eltern ein. mit. Wenn Zeichen der genannten Art häufiger auftreten und den Kindergar- tenalltag belasten, versuchen wir mit den Eltern gemeinsam nach einer Lö- sung zu suchen. Entwicklung von Fähigkeiten Der Wald mit seinen natürlichen und die Kindergruppe mit ihren sozialen Herausforderungen bieten darüber hin- aus beste Vorraussetzungen für das Entstehen von wichtigen Schlüssel- kompetenzen wie Verantwortungsbe- reitschaft, Flexibilität, Entscheidungs- fähigkeit und Selbstbewusstsein. Das Vom Umgang mit Gefühlen anspruchsvolle „Lernumfeld Wald“ wird dabei zu einem der ersten Orte des Waldkindergarten stellt dank des Ambi- lebenslangen Lernens und vermittelt entes und der kleinen Gruppe mit ihrem optimale Grundlagen für spätere hohen Betreuungsgrad eine außerge- Lernorte. wöhnliche Einrichtung dar. Wir haben hier Raum, den Gefühlen der Kinder ge- nügend Aufmerksamkeit zu schenken. Die natürliche Aufmerksamkeit Auch bei uns fließen bisweilen Tränen, und achtsame Wahrnehmung jedes Kind erleidet auch einmal werden unsichtbar gelenkt, ver- Schmerzen oder Frustration. Unsere ändern damit die Sicht auf die Welt, Haltung ist: Wenn Tränen fließen, ha- und infolgedessen werden neue ben sie ihren Grund und werden ange- Gehirnmuster ausgebaut. Die nommen. Dinge, denen wir unsere Be- Es gibt auch wütende und aggressive achtung widmen, prägen das Ausbrüche bei den Kindern, ebenfalls Denken, Handeln und dadurch kommt das Manipulieren anderer Kin- Gesundheit und Wohlbefinden. der vor. Prof. Dr. Gerald Hüther -13-
Bildung im Waldkindergarten tungen und Fragen. Mit Hilfe von Bestimmungsbüchern suchen sie nach Die Ergebnisse der Hirnforschung Informationen über Tiere und Pflanzen. haben gezeigt, dass sich im Gehirn des Jahreszeiten und ihre Veränderungen Menschen vor allem dann die Bildung werden bewusst erlebt. Durch die von Synapsen verstärkt, wenn sich das Phantasie der Kinder ergeben sich Kind selbstwirksam erfährt, wenn es schier unendlich viele Möglichkeiten, selbstbildend und aktiv im Alltag um mit Hilfe von Experimenten ihr beteiligt ist. Kinder im Waldkindergarten Erfahrungsspektrum zu erweitern. haben die Möglichkeiten, sich tiefer in eine Materie, ein Thema einzuarbeiten, Gerade das Leben in der Natur bietet als es in anderen Umfeldern möglich ist. eine Fülle von intensiven und nachhalti- Sie gewinnen hier, in diesem gen Sinnesanreizen. Die Kinder fühlen vielfältigen Umfeld und den täglich dabei, welchen unschätzbaren Wert der wechselnden Naturgegebenheiten, Wald für Menschen, Tiere und Pflanzen tiefergehende Erkenntnisse über ein hat und lernen, behutsam mit Lebendi- Sachgebiet, über einen Gegenstand gem umzugehen. Ihre Erlebnisse im oder über komplexe Vorgänge. Waldkindergarten führen sie zu Wert- schätzung und Liebe für die natürliche Umwelt. Bildung im Waldkindergarten bedeutet forschendes Lernen in Sinnzusammen- hängen. Die Prozesse des jahres- zeitlich bedingten Werdens und Vergehens werden intensiv erlebt und machen im höchsten Maße neugierig. Diese starken sinnlichen Wahrnehmun- gen des Kindes in der Natur sorgen für eine besonders intensive Verankerung des Erlebten und Erfahrenen im Langzeitgedächtnis. Wir fühlen uns der Natur sehr eng verbunden und leben in Achtsamkeit und Dankbarkeit. Daraus entwickeln sich die wichtigen und einsichtigen Verhaltensregeln im Wald, die das rücksichtsvolle Umgehen mit Flora, Fauna und Mitmenschen be- inhalten. Diese einzuhalten fordert von den Kindern erste Übernahme von Ver- antwortung für ihre direkte Umwelt. Aus dieser frühen Erfahrung resultiert si- Umwelt- Natur- und Sachverständnis cherlich ein anderer und bewussterer Umwelt-,Natur- und Sachverständnis Umgang mit der Natur im späteren Er- entwickeln sich am besten durch direkte wachsenenalter, sie werden vermutlich und eigene Erfahrung. Sei es im Garten mehr als andere Menschen Verantwor- oder im Wald, überall ergeben sich für tung zum Schutz der Natur und des Le- Kinder viele spannende Beobach- bens übernehmen. -14-
Unser Bestreben ist es, anfallenden kommt in unserem Kindergarten nicht Müll zu trennen, zu recyceln und ein nur beim bildnerischen Gestalten zum plastikfreier Waldkindergarten zu sein. Vorschein. Kultur und Religion sondern auch Uns ist es wichtig, dass sich jede Fami- beim Erfinden lie und auch die Mitarbeiter mit ihrem re- von Rollen- ligiösen und kulturellen Hintergrund ein- spielen, beim bringen können. Wir möchten den Weitererzäh- Kindern vermitteln, dass es ganz unter- len von Ge- schiedliche Glaubensrichtungen gibt schichten, und dass diese auch oft mit einer ande- beim gemein- ren Kultur verknüpft sind. Das Thema samen Musi- Religion und Kultur ist sehr stark abhän- zieren oder gig von den Kindern und den Dingen, beim Suchen die sie beschäftigen. Sie fließen immer von Geräu- wieder im Alltag mit ein und werden schen. Auch auch öfter in kleinen Gruppen bespro- handwerkli- chen und diskutiert. Wir vermitteln den che Fähigkeiten wie Weben, Filzen Kindern, dass wir für Fragen offen sind oder Nähen laden zum freien Gestalten und mit ihnen auch über schwierigere ein. Themen, wie z.B. den Tod und das Sterben sprechen. Werte wie Solidari- tät, Toleranz und Achtung vor dem Le- Kinder sind Meister der Nachah- ben werden von uns und den Kindern mung, des Nachbauen und Experi- gelebt und immer wieder thematisiert. mentierens und verrichten hand- werkliche Tätigkeiten mit großer Das Vorbereiten und Feiern von religiö- Hingabe, die sie mit Stolz und sen Festen wie Erntedank, Weihnach- Freude erfüllen. Spielen und arbei- ten und Ostern gehört genauso dazu ten verschmelzen in diesem Pro- wie die Sonnwendfeiern im Juni und zess und die Kinder sind vollkom- Dezember. men verbunden mit ihrer innersten Natur. Sabine Simeoni Wildes Naturhandwerk Die Kindergruppe und die Betreuer fer- tigen mit wenigen Werkzeugen und mit natürlichen Materialien, kindgerechte und nützliche Gegenstände wie Bau- klötze, Schüssel, Löffel und alles was den Kindern in den Sinn kommt, an. Kreativität auf allen Ebenen Das Selbsterschaffte ist intuitiv und wirkt noch lange nach. Die Verbunden- Die Natur bietet eine Schatztruhe an heit zum Werkstoff aus der unmittelba- Materialien. Die Beschäftigung damit ren Natur, die Werkzeuge aus einfachs- fördert die Fantasie und die Kreativität ten Mitteln und das sinnvolle Erschaffen unserer Kinder. Im Wagen bietet sich eines Gegenstandes kommt den z.B. die Möglichkeit zum Malen und menschlichen Urinstinkten und dem Basteln und freien Gestalten Kreativität Wohlbefinden sehr nah. -15-
Die Kinder erleben in ihrem eigenen integration, zu intensiveren Freund- Tun Unabhängigkeit. schaften und fördert die Konfliktfähig- keit und -bewältigung. Im sprachintensi- Bewegung macht Freude ven Rollenspiel setzen sie ihre Der Freiraum und die Vielfältigkeit un- Fähigkeiten gezielt ein, um mit anderen serer Einrichtung bieten zahlreiche Be- gemeinsam zu agieren, Ideen auszu- wegungsanreize. Laufen auf unebenen, tauschen, Verhandlungen zu führen, steigenden oder sich neigenden Unter- Konflikte zu beheben, Vorgehenswei- gründen der Natur sowie das Klettern sen zu diskutieren und ihre Phantasie- auf Steine, Bäume und Hochsitze för- welt ausführlich zu beschreiben. dert die Differenzierung und die Koordi- nation des Bewegungsablaufes. Die Kondition wird verbessert, die Bewe- gung erzeugt Freude, Wohlbefinden und Selbstvertrauen und stärkt die Per- sönlichkeit der Kinder. Hier ist das Aus- leben des kindlichen Bewegungsdrangs an der frischen Luft und in der ruhigen Natur alltäglich. Dies ist eine wichtige Basis für die innere Ausgeglichenheit des Menschen. Miteinander Leben und Sprechen Die Kinder erfahren im Kindergarten eine gegenüber der Familie erweiterte Gruppenzugehörigkeit und Gemein- Die Bücher und andere Materialien er- schaft. Sie lernen, sich in dieser verbal möglichen den Kindern, auch mit Buch- und nonverbal zurechtzufinden, sich staben, Schrift und der geschriebenen durchzusetzen und abzugrenzen, ei- Sprache täglich in Kontakt zu kommen. nander zu helfen und Verantwortung zu Bilderbücher, Lexika und Sachbücher übernehmen. stehen jederzeit zum Ansehen oder Vorlesen zur Verfügung. Wir wechseln auch bewusst zwischen Dialekt und Hochsprache. Lieder und Geschichten in Mundart dienen sowohl der Förderung des Dialekts als auch der Bewahrung der kulturellen Wurzeln. Dieser Wechsel fördert das genaue Hinhören und befähigt die Kinder, selbst auch die Sprachen zu variieren. Nachgewiesenen Maßen erleichtert diese frühe „Fremdsprache“ auch den späteren Fremdspracherwerb in der Durch Gespräche, Bilderbücher, Schule. Reime, Lieder und Spiele werden die Kinder im sprachlichen Bereich täglich Wir begleiten aufmerksam die sprachli- gefördert. Sie sind weniger durch vor- che Entwicklung. Kinder, die besonders gegebenes Spielzeug abgelenkt und sprachförderbedürftig sind, erhalten werden dadurch stärker angeregt, mit- nach Bedarf zum Beispiel Förderung einander zu sprechen und untereinan- durch einen Vorkurs Deutsch oder de- der Beziehungen zu knüpfen. Dies führt ren Eltern Beratung für eine externe Lo- zu einer verbesserten Gruppen- gopädie. -16-
Mathematik im Wald In angeleiteten Angeboten, auch mit ei- ner Musikpädagogin, fördern wir die Kinder zum Singen, Trommeln und Tanzen auf. In den musikalischen Ein- heiten erlernen die Kinder die Handha- bung von Musikinstrumenten, wie zum Beispiel Blockflöre, Trommeln und Ras- seln. Durch das Wiederholen von Lied- texten und Bewegungen festigt sich Er- lerntes. Das rhythmische Klatschen und die Bewegung im Takt der Musik ist eine ganzkörperliche, freudvolle Erfah- rung für alle Menschen und fördert ein Durch die intensive Auseinanderset- positives Körpergefühl. zung mit dich selbst und den verfügba- ren Materialien lernen Kinder spiele- Musik begleitet uns auf Spaziergängen risch, Dinge zu vergleichen, zu klassifi- und beim Rasten. Oft gibt es tolle An- zieren und zu ordnen. Sie erleben, dass lässe, die Erlebnisse mit einem Lied zu ein Stein rund oder eckig, schwer oder untermalen: der erste Schnee, eine Ti- leicht, flach oder dick sein kann. gerschnecke oder ein Vogelnest. Auch lädt die Natur uns ein, Instrumente zu Erste Erfahrungen mit Zeit, Monatsna- bauen und zu nutzen. Stöcke werden men und Wochentagen können die Kin- zu Klanghölzer und Baumstümpfe zu der zum einen durch einen strukturier- Trommeln. Wir singen in verschiedenen ten Tages- und Wochenablauf als auch Sprachen, auch lautieren wir, um die durch tägliche Rituale sammeln. Jeden Freude am Singen zu erhalten. Tag werden beispielsweise das Datum und der jeweilige Wochentag bespro- Gesundheit chen, zudem werden täglich die Kinder gezählt, um zu sehen, wie viele fehlen. Dies ermöglicht den jüngeren Kindern, ihre Kenntnisse im Bereich der Zähl- kompetenz ungezwungen zu erweitern. Musik Die Natur klingt täglich neu, und sie bie- tet uns vielfältige Momente an, ihr zu lauschen und sich mit eigenen Tönen ihrem Klang anzuschließen. Hygienische Maßnahmen, wie das gründliche Waschen der schmutzigen Hände vor Mahlzeiten, werden auch im Wald umgesetzt. Ebenso wird der Umgang mit Zecken und giftigen Pflanzen, Bei Unfällen und -17-
Nöten unterstützen wir die Kinder da- Architekten, Innenausstatter können bei, sich und anderen zu helfen. gut mit Werkzeug umgehen. Dabei erle- ben alle, welche Vorteile eine gemein- Außerdem kochen oder backen wir ver- same Aktion hat und wie viel Spaß es schiedene Gerichte vierzehntägig an macht. Wenn es einmal Streit gibt, ge- unserem Kochtag. Die Kinder lernen ben wir beiden Streitparteien Zeit, ihren dabei Grundsätze über die Zubereitung Standpunkt zu erläutern. Wir fördern von Gerichten und lernen verschiedene respektvolle Diskussion und faire Lö- gesunde Zutaten kennen. sungen. Wir sind Unterstützer und An- Wir bevorzugen regionale, saisonale, sprechpartner in Konfliktsituationen. bio- und Fairtrade Produkte. Das wichtigste am Waldkindergarten ist Der tägliche Aufenthalt im Freien fördert es wohl, dass Kinder nicht nur ihre kör- das Immunsystem uns stabilisiert so die perlichen Fähigkeiten erweitern, son- Gesundheit der Kinder. dern dass sie neben dem Ausleben des Emotionalität, soziale Beziehungen kindlichen Bewegungsdranges auch und Konflikte ihre Emotionalität in dieser Gemein- schaft besonders intensiv erfahren, be- Um Kinder in ihrer emotionalen und so- reichern und ausleben können. zialen Entwicklung unterstützen zu kön- nen, ist es von besonderer Bedeutung, Wir trösten und ermöglichen die Kräfte dass eine Basis des Vertrauens zwi- der Selbstregulation. Bei der Interaktion schen dem pädagogischen Personal wenden wir die gewaltfreie Kommunika- und dem Kind geschaffen wird. Hierbei tion an. leistet die Natur große Hilfe, denn beim Aufenthalt im Freien gelingt es sehr schnell, untereinander Kontakt zu knüp- fen. Das Spiel in der Natur begeistert die Kinder so sehr, dass ihre Ängste in den Hintergrund treten und sie auf Grund dessen ungezwungener auf anderes Zugehen und sich mit Leib und Seele dem Spiel widmen können. Der Aufent- halt im Wald fordert von den Kindern eine Vielzahl von sozialen Kompeten- zen. So müssen sie beispielsweise auf dem Weg zum jeweiligen Platz an Haltestel- len aufeinander warten, sich in demo- Kompetenter Umgang mit Verände- kratischen Abstimmungen auf einen rungen und Belastungen Platz einigen, aufeinander achten und Grenzerlebnisse im körperlichen Be- einander bei anspruchsvollem Gelände reich schaffen ein stabiles Fundament, weiterhelfen. Während der Freispielzeit um auch mit psychischen Belastungs- entstehen immer wieder Kleingruppen, und Stresssituationen besser umgehen in denen die Kinder sich zusammen- zu können. schließen, um ein gemeinsames Pro- jekt zu bewältigen. In der Natur gibt es viele Situationen, in denen die kindlichen Fähigkeiten auf Beim Bau eines großen Lagers bei- die Probe gestellt werden. mit konfron- spielsweise fallen verschiedene Aufga- tieren. Die Natur beschert tägliche neue ben an. Einige Kinder besorgen das Erfahrungen durch die sich stets verän- Material, andere fungieren als dernden Bedingungen. Wind und -18-
Wetter ausgesetzt zu sein fördert nicht zu erfahren. Gerade das Spüren, Wahr- nur die Gesundheit, sondern vermittelt nehmen und Äußern ihrer eigenen intensives Körpererleben und Naturver- Grenzen und das Nein-Sagen zu uner- bundenheit. Der Wald bietet zudem wünschten Kontakten, auch Körperkon- Rückzugsmöglichkeiten für die Kinder, takten, wird kindgerecht thematisiert. wenn sie das Bedürfnis nach Ruhe und Offenheit und Klarheit für kindliche Fra- Abgeschiedenheit haben. gen sind auch in diesem sensiblen Be- reich wichtig. Inklusion Alle Kinder sind gleich – jedes Kind ist besonders In diesem Sinne leben wir in unserem Waldkindergarten eine Pädagogik der Vielfalt, die alle Beteiligten in ihrer Diversität mit einbezieht. Deshalb sind wir offen für alle Kinder „Ich fühle mich in meinem Körper wohl“ • mit und ohne geistige, seelische Dies ist für uns ein wichtiger Aspekt für oder körperliche Behinderung die Entwicklung der kindlichen Persön- • aus unterschiedlichen familiären lichkeit. Die Auseinandersetzung mit Systemen der Körperlichkeit ist letztendlich auch • mit unterschiedlichem kulturel- eine Auseinandersetzung mit der kindli- lem und religiösem Hintergrund chen Sexualität. Sexualpädagogik Ge- • in verschiedenen Entwicklungs- fühlen, Fortpflanzung, körperlicher Ent- phasen und mit ihrem individuel- wicklung sowie den menschlichen len Tempo. beschäftigt sich mit Fragen zu Liebe, Körpern. Umgesetzt wird dies in unse- rem Kindergarten unter anderem, in- dem wir die Kinder darin unterstützen, ein gutes Körpergefühl zu entwickeln und ein stabiles Selbstbild aufzubauen. Wichtig dafür sind viele Sinneseindrü- cke, die in großer Vielfalt durch unse- ren Aufenthalt im Wald und durch un- sere Pädagogik ver- Ganz im Sinne von Albert Schweitzer mittelt werden. Die sehen wir Diversität als Ressource und Kinder werden darin Chance für unsere Gesellschaft an, von unterstützt, ihren der alle profitieren und woran alle wach- Körper zu spüren sen können. Die Kinder lernen durch In- und positiv wahrzu- klusion in unserer Einrichtung die nehmen und auch im menschliche Vielfalt kennen und Empa- Kontakt mit anderen thie zu entwickeln. Sie erkennen, dass -19-
jeder Mensch mit seinen Unterschieden ab. Wir suchen zusammen nach Lösun- gleichermaßen wertvoll und ein wichti- gen für eventuelle Probleme, um dann ger Bestandteil unserer Gruppe ist. So gemeinsam zu entscheiden, ob die Auf- können wir Vorurteilen und diskriminie- nahme in den Waldkindergarten zielfüh- rendem Verhalten vorbeugen. rend ist. Wir bieten in unserem Waldkindergar- ten maximal 2 Integrationsplätze an. Den Antrag für ihr Kind können die El- tern gerne mit unserer Hilfe beim Bezirk Oberbayern stellen. Wir arbeiten selbstverständlich nicht nur mit den Eltern, sondern auch mit den Frühförderstellen und den Thera- peuten eng zusammen. Die Schulvorbereitung „Und können Kinder aus dem Waldkin- Diese Diversität erleben unsere Kinder dergarten in der Schule denn ruhig sit- nicht nur in unserer Gruppe, sondern zen bleiben?“ auch gerade in unserem Erfahrungs- raum Natur. Tag für Tag können sie be- Gerade weil sie ihre kindliche Bewe- obachten, wie die unterschiedlichsten gungsfreude im Waldkindergarten gut Tiere und Pflanzen für den Zusammen- ausleben konnten fällt es den Kindern halt unserer Erde einen wertvollen Bei- später nicht so schwer mit dem „Stillsit- trag leisten. zen“. In der sozialpädagogischen Praxis be- deutet Inklusion u.a., dass sich die Bil- dungsangebote an den Bedürfnissen und Ressourcen des jeweiligen Kindes orientieren und somit flexibel und indivi- duell gestaltet werden. Um den Zusammenhalt in der Gruppe zu stärken, werden immer wieder Spiel- situationen angeregt, in die sich wirklich alle einbringen können. Die Alltags- strukturen sind darauf aus-gelegt, dass die Kinder miteinander in Beziehung Wie zahlreiche Untersuchungen auch kommen und sich als Gruppe erleben nachgewiesen haben, gehen Intelligen- können. zentwicklung, Sensorik und Motorik Hand in Hand. Die Kinder werden bei Vor einer Aufnahme stimmen wir indivi- uns im Waldkindergarten täglich körper- duell mit den Eltern und dem Kind ab, lich gefordert und gefördert, bauen Kon- ob der Erlebnisraum Wald für das Kind dition, Widerstandskraft und damit ein ausreichend Entwicklungsmöglichkei- gesundes Immunsystem auf. Bewegun- ten und Schutzraum bietet. gen werden geschmeidiger, Kinder wer- Wir klären auf der Basis unserer bishe- den geschickter, rigen Erfahrungen die Vorteile und auch die Gefahren für das Kind bei einem Be- Grob- und Feinmotorik werden „ge- such unserer Einrichtung mit den Eltern schmiert“ und trainiert, die Sinne täglich -20-
reichlich mit Eindrücken aller Art berei- Fachliche Standards chert. Das Ziel ist es, den Kindern Sin- nes- und Selbstwirksamkeitserfahrun- Supervision und Fortbildung gen zu ermöglichen, ihnen Freude am Lernen zu vermitteln, so dass die Kin- Regelmäßige Supervision und Fortbil- der beim Einstieg in die Schule und im dungen für Einzelne oder auch ganze späteren Leben ein starkes, inneres Teams sind im Albert-Schweitzer-Fami- Fundament haben, das sie immer un- lienwerk selbstverständlich. terstützt und trägt. Die Supervision dient der Reflexion der pädagogischen Praxis und der perma- nenten Qualitätssicherung der pädago- gischen Arbeit. Die Inhalte der Supervi- sion sind die Betrachtung der Beziehungsdynamik zwischen Betreuer und Betreutem, die Auseinanderset- zung mit der eigenen Person vor dem Hintergrund der institutionellen und ge- sellschaftspolitischen Rahmenbedin- gungen. Die Qualität unserer gesamten Arbeit steht und fällt mit der Befähigung der MitarbeiterInnen sowie intakter Struktu- Über 100 Lehrerinnen und Lehrer aus ren. Wir stellen fachlich gut ausgebil- verschiedenen Bundesländern beteilig- dete pädagogische Mitarbeiter ein, die ten sich 2003 an einer Studie zur Schul- sich bei uns durch regelmäßige Fortbil- fähigkeit von Waldkindern. Das Ergeb- dungen in und außerhalb des Albert- nis der Studie, die unter www.uni- Schweitzer-Familienwerk Bayern e.V. heidelberg.de abgerufen werden kann in vielen Bereichen weiterqualifizieren ist eindeutig: “ können. Grundsätzlich werden Kinder aus dem Waldkindergarten von den Lehrkräften als besser auf die Schule vorbereitet angesehen als Kinder aus dem Regel- kindergarten. Im Durchschnitt arbeiten sie besser mit, sind motivierter, konzen- trierter und verfügen über ein höheres Maß an sozialen Fähigkeiten. Des Wei- teren schneiden sie im musischen und im Allgemeinen körperlichen Bereich Auf spezielle Fortbildungen unseres besser ab als ihre Mitschüler.“ Mitarbeiterteams im Bereich der Wald- und Naturpädagogik legen wir großen (aus „Kindergarten heute“) Wert, da in den üblichen Ausbildungen In der 14-tägig stattfindenden Vor- auf diese speziellen Anforderung en zu schule werden die Kinder bei uns ge- wenig eingegangen wird. Alle zwei zielt auf den Schuleintritt vorbereitet. Jahre frischt das Team den Erste-Hilfe- Wir stehen mit den Schulen vor Ort in Kurs auf. engem Kontakt und können den Eltern bei Fragen zum Schulübergang bera- Sexualpädagogik tend zur Seite stehen. Für alle unsere Einrichtungen haben wir Kooperationen mit anderen Schulen ein sexualpädagogisches Konzept ent- des Landkreises bestehen ebenfalls. wickelt, dass den Pädagogen als -21-
Richtlinie im Umgang mit dem Thema wickelt, der die konkreten Schritte in ei- Sexualität dient. nem solchen Fall genau festlegt und do- kumentiert. Es beinhaltet Handlungsleitlinien und Verhaltensregeln für Erwachsene wie Elternmitarbeit und Elternbeirat für Kinder und Jugendliche sowie die Auflistung konkreter Maßnahmen im Al- bert-Schweitzer-Familienwerk. Beschwerdemanagement Im Albert-Schweitzer-Familienwerk gibt es ein festgelegtes Vorgehen im Um- gang mit Beschwerden von Bewohnern, Angehörigen, Fachdiensten, Behörden und anderer externer Kritik an unserer Arbeit. Die Kinderschutzfachkraft und Der Austausch zwischen Eltern und Er- deren Aufgaben zieherinnen ist wichtig und ergibt sich im Alltag in den Hol- und Bringsituatio- Dem Thema Kinderschutz wird im Al- nen in ganz ungezwungener Atmo- bert-Schweitzer-Familienwerk durch sphäre. Darüber hinaus werden in re- verbindliche Handlungsleitlinien, die gelmäßigen Abständen (ca. 2-mal Berufung und Schulung von Kinder- jährlich) Elternabende angeboten. Dort schutzfachkräften sowie durch regel- geht es nicht nur um organisatorische mäßige Besprechungen auf allen Ebe- oder das Umfeld betreffende Themen, nen und in allen Teams Rechnung sondern auch um Pädagogik. Insgesamt ist eine offene und konstruk- tive Atmosphäre unser Ziel. Transpa- renz und Offenheit im Dialog betrachten wir als Grundlage für ein vertrauensvol- les Miteinander. Der respektvolle Um- gang mit Verlässlichkeit und Pünktlich- keit bildet eine gute Basis für die Zusammenarbeit. Gegenseitige Wert- schätzung zeigt sich auch in der Ver- getragen. Eine Aufgabe der Kinder- wendung von positiven Worten und Be- schutzfachkraft ist dabei die Beratung gegnung auf Augenhöhe. bei der Einschätzung von möglichen Eine Besonderheit stellen die intensi- externen und internen Kindswohlge- ven Einzelgespräche der Eltern mit den fährdungen und bei der Frage des wei- pädagogischen Fachkräften dar. Jähr- teren Vorgehens. Darüber hinaus unter- lich zweimal sollen die Beteiligten die stützt sie gegebenenfalls bei Eltern- Möglichkeit bekommen, sich am frühen gesprächen und bei der Einbeziehung Abend (auch im häuslichen Umfeld des der Kinder bzw. Jugendlichen. Über- Kindes) über die Entwicklung der Kin- greifend wirkt sie bei der Qualitätsent- der sowie deren Erleben im Wald und wicklung im Bereich des Kinderschut- zu Hause ausführlich auszutauschen. zes mit. Wir haben für den Umgang mit Als Grundlage hierfür verwenden wir u. einem Verdacht auf Kindeswohlgefähr- a. Beobachtungsbögen hinsichtlich der dung einen Handlungsleitfaden und Sozialkompetenz nach „Perik“ und einen Dokumentationsbogen ent- Spracherhebungsbögen nach „Seldak“ -22-
oder „Sismik“, die kontinuierlich geführt Die Aufnahme und Eingewöh- werden und welche uns zur fachlichen nung von Kindern Dokumentation und Reflektion und letztlich zum Austausch mit den Eltern Im Waldkindergarten werden in der Re- dienlich sind. Ein wichtiges Anliegen ist gel Kinder im Alter von 3-6 Jahren auf- uns zudem die Qualitätsüberprüfung genommen. Der Aufnahmeprozess be- und – sicherung unserer organisatori- ginnt gleich im Anschluss an die schen Rahmenbedingungen und insbe- Einschreibung mit der eintägigen Hos- sondere der pädagogischen Arbeit. pitation im Wald während der allgemei- Deshalb holen wir alljährlich ein allge- nen „Schnuppernachmittag“. So gewin- meines anonym gehaltenes Meinungs- nen Eltern und Kinder ein Bild von der bild der Elternschaft per Fragebogen Situation im Wald, und die Betreuer ler- ein, welches für uns einen wertvollen nen ihre neuen Schützlinge in Beglei- Ansporn bildet sinnvolle Ansätze weiter tung der Eltern schon einmal kennen. auszubilden und berechtigte Kritik ernst Die Eingewöhnung der neu angemelde- zu nehmen und positiv umzusetzen. ten Kinder geschieht sehr behutsam, denn sowohl für die Eltern als auch für Kinder beginnt ein neuer Lebensab- schnitt. Meist ist die erste längere Tren- nung von Eltern und Kind eine span- nende Situation. Um eine mögliche Trennungsangst zu mindern, kann ein Elternteil am Beginn des Kindergartenjahres im Wald mitge- hen. Die Kinder bekommen so die Mög- lichkeit, sich schrittweise von den Eltern abzulösen - ebenso die Eltern vom Kind. Der Elternbeirat ist die Koordinations- stelle der Elternschaft. Er wird am An- Erkrankte Kinder fang des Kindergartenjahres gewählt. Wie in allen Kindergärten üblich, dürfen Die Elternbeiräte und ihre Stellvertreter erkrankte Kinder während der Dauer übernehmen strukturelle Aufgaben und der Erkrankung den Kindergarten nicht tragen organisatorische Verantwortung besuchen. Eltern werden gebeten, ihr für verschiedene Aktivitäten. erkranktes Kind bis 8:30 Uhr zu ent- Der Elternbeirat kann auch zu pädago- schuldigen. gischen und konzeptionellen sowie bei Nach Auftreten einer ansteckenden Personalfragen gehört werden. Er trifft Krankheit ist zum Wiedereintritt in den sich regelmäßig zu öffentlichen (ggf. Kindergarten eine ärztliche Bescheini- geschlossenen) Sitzungen, um Aktivitä- gung erforderlich. ten für das laufende Kindergartenjahr Die Kindergartenleitung ist berechtigt, anzuregen, anfallende Arbeiten zu ver- erkrankte Kinder nach Hause zu schi- teilen und verschiedenste Themen zu cken. diskutieren. Er unterstützt das Team bei Ausrüstung der Planung und Durchführung der frei- willigen 1 -2 Aktionstage im Kindergar- Wichtig: Bitte alles, auch Klei- tenjahr. dungsstücke, mit dem Namen be- schriften. Neben den Erziehern kann auch der El- ternbeirat bei Problemen angesprochen werden. -23-
Sie können auch lesen