Österreichische Gesellschaft für Meteorologie 2014/1

 
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Österreichische Gesellschaft für Meteorologie 2014/1
2014/1

Österreichische Gesellschaft für Meteorologie
Österreichische Gesellschaft für Meteorologie 2014/1
Zum Titelbild:

Phänologiephasen: Süßkirsche (Prunus avium), Rosskastanie (Aesculus hippocastanum), Robinie
(Robinia pseudiacacia), Haselnuss (Corylus avellana), Fichte (Picea Abies), Vogelbeere (Sorbus
aucuparia), Sonnenblume (Helianthus annuus), Flieder (Syringa vulgaris), Wiesen-Knäuelgras
(Dactylis glomerata). Siehe Beitrag über Phänologie; Bild: Thomas Hübner, ZAMG.
Österreichische Gesellschaft für Meteorologie 2014/1
ÖGM bulletin 2014/1                                                                                                                        1

                                                   Inhalt
                                                   Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3

                                                   Die ÖGM vor 140 Jahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .4
                                                    Fritz Neuwirth

                                                   Phänologie an der ZAMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
                                                    Elisabeth Koch, Thomas Hübner,
                                                    Anita Jurkovic, Helfried Scheifinger,
                                                    Markus Ungersböck

                                                   Aktuelles aus COST ESSEM . . . . . . . . . . . . . . . 19
                                                    Ulrike Pechinger

                                                   Neuigkeiten von der Europäischen Meteorologi-
Impressum                                          schen Gesellschaft EMS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22

 Herausgeber und Medieninhaber:
                                                   Der 15. Österreichische Klimatag – ein Rück-
 Österreichische Gesellschaft für Meteorologie
                                                   blick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
 1190 Wien, Hohe Warte 38
                                                     Ingeborg Schwarzl
 http://www.meteorologie.at

                                                   Geburtstage 2014 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
 Redaktion:
 Fritz Neuwirth
 Österreichische Gesellschaft für Meteorologie   MetGIS GmbH: Hochdetaillierte Echtzeit-
 1190 Wien, Hohe Warte 38                          vorhersagen für die weltweit bedeutendsten
 fritz.neuwirth@gmx.at                             Berggebiete . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
 Michael Kuhn                                        Gerald Spreitzhofer
 Institut für Meteorologie und Geophysik,
 Universität Innsbruck                            Gottfried und Vera Weiss-Stiftung . . . . . . . . . .32
 6020 Innsbruck, Innrain 52
 Ernst Rudel
 Österreichische Gesellschaft für Meteorologie   Abgeschlossene Dissertationen 2013 . . . . . . . . 33
 1190 Wien, Hohe Warte 38
                                                   Abgeschlossene Diplomarbeiten 2013 . . . . . . . 33
 Technische Umsetzung:
 Christian Maurer                                  Abgeschlossene Bachelorarbeiten 2013 . . . . . . 36
 christian.maurer@zamg.ac.at

 Redaktionsschluss für das ÖGM Bulletin
 2014/2 ist 31. Oktober 2014. Um Beiträge
 wird gebeten.
                                                   Wien, im Juni 2014
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                    Ausschussmitglieder der ÖGM
    Vorstand

            1. Vorsitzender                 Fritz NEUWIRTH (ehemals ZAMGa )
            2. Vorsitzender                 Michael KUHN (IMGIb )
            Generalsekretär                Ernest RUDEL (ehemals ZAMG)
            Kassier                         Markus KOTTEK (KIKSc )
            Schriftführer                  Andreas GOBIET (Wegener Centerd , Graz)

    Sonstige Ausschussmitglieder

            Michael ABLEIDINGER (ACGe )
            Ingeborg AUER (ZAMG)
            Gottfried KIRCHENGAST (Wegener Center, Graz)
            Helga KROMP-KOLB (BOKU-Metf )
            Manfred SPAZIERER (UBIMETg )
            Reinhold STEINACKER (IMGWh )
            Leopold HAIMBERGER (IMGW)
            Viktor WEILGUNI (HZBi )
            Mathias ROTACH (IMGI)
            Franz RUBEL (VetMedj )
            Michael STAUDINGER (ZAMG)
    a
      Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik
    b
      Institut für Meteorologie und Geophysik, Universität Innsbruck
    c
      Kärnter Institut für Klimaschutz
    d
      Wegener Center for Climate and Global Change, Universität Graz
    e
      Austro Control
    f
      Institut für Meteorologie, Universität für Bodenkultur Wien
    g
      UBIMET GmbH
    h
      Institut für Meteorologie und Geophysik, Universität Wien
    i
      Hydrographisches Zentralbüro
    j
      Institut für Öffentliches Veterinärwesen,Veterinärmedizinische Universität Wien
Österreichische Gesellschaft für Meteorologie 2014/1
ÖGM bulletin 2014/1                                                                            3

                                         Vorwort

                    Fritz Neuwirth
                    1. Vorsitzender der Österreichischen Gesellschaft für Meteorologie (ÖGM)

Sehr  geehrte Mitglieder der Österreichischen    gelaufen. Um die Angelegenheit und auch an-
Gesellschaft für Meteorologie!                   dere gemeinsame Themen wie die Zukunft der
                                                  DACH-Tagung zu bereinigen, wird Ende Juni
Am 25. März 2014 wurde vor der Jahreshaupt-      in Zürich eine Besprechung zwischen den Vor-
versammlung der ÖGM die Ausschusssitzung         sitzenden der drei Gesellschaften stattfinden.
abgehalten. Ich darf Ihnen nachfolgend über          Als Preiskomitee für die Zuerkennung des
die wesentlichen Ergebnisse der Sitzung berich-   Margules-Preises der ÖGM wurden Alexander
ten.                                              Gohm (Universität Innsbruck), Leopold Haim-
    Der Vorstand und Ausschuss der ÖGM           berger (Universität Wien), Franz Rubel (Veter-
wurde durch zwei zusätzliche Mitglieder er-      inärmedizinische Universität Wien) und An-
weitert: Franz Rubel und Michael Staudinger.      drea Steiner (Universität Graz) eingesetzt. Wie
Franz Rubel von der Veterinärmedizinischen       beim letzten gemeinsamen Fortbildungstag mit
Universität ist der Vertreter der ÖGM im Ko-    dem Zweigverein München der DMG verein-
ordinationsgremium zur Herausgabe der Me-         bart, wird heuer wieder der Fortbildungstag
teorologischen Zeitschrift und hat als ehema-     mit dem voraussichtlichen Thema Energieme-
liger 1. Vorsitzender genügend Einblick in die                                       ”
                                                  teorologie“im November 2014 in München bzw.
ÖGM. Durch Michael Staudinger, dem Direk-        im Umkreis von München abgehalten werden.
tor der ZAMG, ist die ZAMG nach der Ver-              Die Vorbereitungen für die Festveranstal-
setzung unseres Generalsekretärs Ernst Rudel     tung 150 Jahre der ÖGM im Rahmen der
in den Ruhestand, wieder hochrangig im Aus-       ICAM in Innsbruck am 2. September 2015 ha-
schuss vertreten. Die Zusammenarbeit mit der      ben begonnen.
ZAMG ist für die ÖGM von wesentlicher Be-           Der Ausschuss befürwortete auch, dass die
deutung. Es wurde auch beschlossen zu versu-      ÖGM eine Partnerschaft mit dem Climate
chen, die Einbindung der studentischen Mit-       Change Centre Austria CCCA eingeht. Bei der
glieder in die ÖGM etwa durch ein studen-        am 3. Juni 2014 stattgefundenen Vollversamm-
tisches Mitglied im Ausschuss zu verbessern.      lung der CCCA wurde die ÖGM als so genann-
Nach dem Ausscheiden von Prof. Huber-Pock         tes Förderndes Mitglied“aufgenommen. Ein
als zweiter Rechnungsprüfer wurde Frau Ulrike         ”
                                                  diesbezüglicher Vertrag zwischen CCCA und
Pechinger der Jahreshauptversammlung vorge-       ÖGM wird nun ausgehandelt.
schlagen und von dieser auch in diese Funktion        Soweit die wesentlichen Ergebnisse der Aus-
gewählt.                                         schusssitzung.
    Mit 2014 erscheint die Meteorologische            Im vorliegenden Heft des Bulletins ha-
Zeitschrift als Open Access Journal. Bedauer-     ben wir wieder versucht, Interessantes aus
licherweise sind die damit erforderlichen Ver-    der österreichischen meteorologischen Gemein-
tragsänderungen zwischen DMG, SMG und            schaft zusammenzustellen. Ich hoffe, es ist uns
ÖMG nicht zur Zufriedenheit der ÖGM ab-         gelungen.
Österreichische Gesellschaft für Meteorologie 2014/1
4                                                                              ÖGM bulletin 2014/1

ÖGM

Die ÖGM vor 140 Jahren
Fritz Neuwirth

Die   Österreichische Gesellschaft für Meteoro-   Zeitschrift auf. Der Originaltext aus der Zeit-
logie wurde 1865 gegründet. Sie ist damit die      schrift ist in kursiv.
drittälteste meteorologische Gesellschaft. Be-        Im Dezember 1873 hielt die österreichische
reits 1850 wurden die Royal Meteorological          Gesellschaft für Meteorologie ihre Jahresver-
Society und 1852 die Société Française de la     sammlung ab. Den Vorsitz führte der Präsident
Météorologie etabliert.                           der Gesellschaft , Herr Regierungsrath Director
   Zur Einstimmung auf den in 2015 statt-           Dr. C. v. Littrow. Der erste Sekretär Hr. Ho-
findenden Festakt aus Anlass von 150 Jahren         frath Dr. Jelinek legte den Ausweis über den
ÖGM im Rahmen der Internationalen Alpin-           Stand der Mitglieder am 1. Oktober 1873 vor.
meteorologischen Konferenz Ende August in
Innsbruck werden aus der Zeitschrift der öster-        Ehrenmitglieder             16
reichischen meteorologischen Gesellschaft für          Stiftende Mitglieder        18
Meteorologie, 9. Band, Nr.2, 29-32, 1874 Aus-           Ordentliche Mitglieder:
schnitte aus den dort publizierten Vereinsnach-
                                                        a) auf Lebenszeit           11
richten (Jahreshauptversammlung) zur Kennt-
nis gebracht. Die Zeitschrift wurde von C. Je-          b) mit Jahresbeiträgen    261
linek, Direktor der Centralanstalt für Meter-          c) befreit                  14
orologie und Erdmagnetismus von 1863-1876,
und J. Hann, dem späteren Direktor der Cen-            Im Ganzen                  320
tralanstalt von 1877-1897 und wohl bedeutend-
stem österreichischem Meteorologen, redigiert.     Hierauf las Hr Carl Fr. Häcker, Cassier und
Die Zeitschrift erschien ab 1866 - zunächst        Rechnungsführer der Gesellschaft, den folgen-
monatlich - und ging dann ab 1886 in die            den Cassa-Bericht (Zeitraum 1. Oktober 1872
mit der Deutschen Meteorologischen Zeitschrift      bis 30. September 1873 in Gulden) vor:
gemeinsam herausgegebenen Meteorologischen

    Einnahmen:
    1. Cassa-Vortrag mit 1. October 1872                                                  fl. 173.03
    2. Subvention des k.k. Ackerbau-Ministeriums                                              200.-
    3. Subvention des k.k. Handels-Ministeriums                                               200.-
    4. Subvention des k.k. Kriegsministerium                                                  200.-
    5. Beitrag eines lebenslänglichen Mitgliedes                                              45.-
    6. Jahresbeiträge stiftender Mitglieder                                                  170.-
    7. Jahresbeiträge ordentlicher Mitglieder                                               797.50
    8. Diplomtaxen                                                                             8.60
Österreichische Gesellschaft für Meteorologie 2014/1
ÖGM bulletin 2014/1                                                                            5

 9. Absatz der Zeitschrift im Wege des Buchhandels                                        300.40
 10. Absatz der Zeitschrift im Wege des Abonnements                                        36.75
 11. Verkauf älterer Jahrgänge der Zeitschrift                                           23.50
 12. Zahlung der k.k Central-Anstalt für 500 Exemplare des Berichtes über die            150.-
 Leipziger Meteorologen-Versammlung
 13. Erlös von 25 verkauften Berichten über die Leipziger Meteorologen-                    21.-
 Versammlung
 14. behobene Zinsen von Südbahn-Prioritäten, Sparcassen-Einlagen und Cassa-            129.75
 scheinen der Creditanstalt
 15. Portogebühren                                                                        45.28
                                                                                        2440 .01
 Erlös bei 3 Stück verkauften Südbahn-Prioritäten und Zinsen à 111.50                342.20
                                                                                     fl 2783 .01
 Ausgaben:
 1. Druckkosten der Zeitschrift VII. Jahrgang Nr. 19-24                                   449.43
 2. Druckkosten der Zeitschrift VII. Jahrgang Nr. 1-18                                  1473.61
 3. Druckkosten des Berichtes über die Leipziger Meteorologen-Versammlung                329.77
 4. Lithographien und Zeichnungen                                                            66.-
 5. Adressen und Buchbinderarbeiten                                                        69.62
 6. Ankauf eines Cassabuches                                                                1.05
 7. Heizung und Beleuchtung                                                                 2.80
 8. Neujahrgelder und Remuneration                                                           56.-
 9. Rückkauf eines II. Jahrganges der Zeitschrift                                            4.-
 10. Retournierung dreier Jahreskarten des Observatoriums in Odessa                        11.16
 11. Briefporto, Marken, Kreuzband- und Fahrpostsendungen                                 200.19
 12. Verschiedene kleine Ausgaben                                                           4.01
                                                                                     fl. 2667 .64
 13. Cassarest am 30. September 1873                                                      115.37
                                                                                     fl. 2783 .01
 Vermögensstand am 30. September 1873:
 1. 16 Stück Südbahn-Prioritäten zum Course à 111.50 vom 30. September 1873        fl. 1784.-
 2. Baarer Cassabestand vom 30. September 1873                                            115.37
                                                                                        1899 .37

Bemerkungen zum Cassa-Bericht: Die ÖGM            dem Kriegsministerium subventioniert. Auch
wurde in dieser Zeit vom Ackerbau-                 die Central-Anstalt unterstützte offensicht-
Ministerium, dem Handels-Ministerium und           lich die Gesellschaft. Einnahmen wurden auch
Österreichische Gesellschaft für Meteorologie 2014/1
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durch den Verkauf der Zeitschrift der Österrei-      • Professor Dr. Franz Pisko
chischen Gesellschaft für Meteorologie erzielt,
wobei die Ausgaben für die Zeitschrift die Ein-      • Mechaniker L. J. Kapeller sen.
nahmen deutlich überstiegen, da die Druckko-
                                                   Im Präsidium und Ausschuss waren zur dama-
sten eines kompletten Jahrgangs rund 2000.-
                                                   ligen Zeit bedeutende Persönlichkeiten Mitglie-
Gulden betrugen. Es ist schwierig festzustel-
                                                   der:
len, welchen Wert 1 Gulden (=100 Kreuzer) in
Euro hätte. Aufgrund einer kurzen Internetre-        • Carl Ludwig von Littrow (1811-1877),
cherche kann man annehmen, dass 1 Gulden                Professor für Astronomie, Direktor der
etwa 10 oder mehr Euro entsprechend würde.             Universitätssternwarte ab 1842, bear-
In 1880 kostete 1 Semmel 2 Kreuzer, 1 kg But-           beitete mit seinem Nachfolger Edmund
ter 1,13 Gulden, 1l Milch 14 Kreuzer.                   Weiss die meteorologischen Beobachtun-
   Der Präsident ersucht die beiden Vereins-           gen der Wiener Sternwarte.
mitglieder Hr. Primararzt Dr. Carl Haller und
Hrn. Rector Prof. Dr. V. Pierre, die Revision         • Anton Schrötter von Kristelli (1802-
der Rechnungen der Gesellschaft für das Jahr           1875), Professor für Allgemeine Che-
1872/3 übernehmen zu wollen. Hierauf wurde             mie, einer der Begründer der Kaiserlichen
statutengemäß zuerst zur Wahl des Präsidiums          Akademie der Wissenschaften in Wien,
und hierauf der 12 Ausschussmitglieder für das         1850 deren Generalsekretär, 1866-1874
Vereinsjahr 1873/74 geschritten. Das Scrutini-          Leiter des österreichischen Hauptmünz-
um ergab:                                               amtes

    • Präsident: Regierungsrath Dr. C. v. Lit-       • Emerich Gabely, Professor am Schotten-
      trow                                              gymnasium (?)
    • Vice-Präsident: Hofrath A. Ritter v.
                                                      • Viktor von Lang (1838-1921), Professor
      Schrötter
                                                        für Physik an der Universität Wien, Pio-
                                                        nier der Kristallographie
In den Ausschuss erscheinen gewählt:
                                                      • Josef Ritter Lorenz von Liburnau, Verfas-
                                                        ser des Buches Wald, Klima und Was-
                                                                        ”
    • Professor Dr. Emerich Gabely                      ser“aus 1878
    • Professor Moritz Kuhn
                                                      • Hermann Militzer, Inspector der Staats-
    • Professor Dr. Viktor v. Lang                      telegraphen in Wien, korrespondierendes
                                                        Mitglied der Kaiserlichen Akademie
    • Hofrath Dr. Josef R. Lorenz
                                                      • Theodor von Oppolzer (1841-1886), Pro-
    • Sectionsrath Dr. Hermann Militzer
                                                        fessor für Astronomie und Geodäsie, Uni-
    • Professor Dr. Theodor Ritter v. Oppolzer          versität Wien, wirkliches Mitglied der
                                                        Kaiserlichen Akademie der Wissenschaf-
    • Professor Dr. Edmund Reitlinger                   ten
    • Professor Dr. Friedrich Simony
                                                      • Eduard Reitlinger (1830-1896), Professor
    • Professor Dr. Edmund Weiss                        der Physik, Technische Hochschule Wien
Österreichische Gesellschaft für Meteorologie 2014/1
ÖGM bulletin 2014/1                                                                             7

   • Friedrich Simony (1813-1896), Professor       Beobachtungssysteme zu verständigen, so dass
     für Geographie, Universität Wien, Er-       derselbe in der Lage war, schon am 4. De-
     schließer des Dachsteingebietes, Freund       zember ein Kabel-Telegramm an den Vortra-
     Adalbert Stifters                             genden zu richten, worin er mittheilte, dass
                                                   England und Russland die proponirten Moda-
   • Edmund Weiss, (1837-1917), ab 1875
                                                   litäten angenommen haben und um Mitwirkung
     Professor für Astronomie, Universität
                                                   von österreichischer Seite ersucht. Es werden
     Wien, Direktor der Universitätssternwar-
                                                   demnach vom 1. Jänner 1874 angefangen um
     te von 1878 - 1910
                                                   1h 49min Nm. Mittlerer Wiener Zeit Beobach-
   • Franz Pisko, Professor der Physik an          tungen zu Wien, Krakau, Kremsmünster, Lem-
     der technischen Militärakademie und am       berg, Pola angestellt und zweimal im Monate
     Central-Infanteriecurse unter Gleichstel-     an Hrn. General Myer (durch die Post) einge-
     lung mit den ordentlichen Professoren         sendet werden. Auch die k. ungarische Central-
     der Physik am Wiener Polytechnicum            Anstalt in Ofen wird sich mit einigen ihrer Sta-
                                                   tionen (Debreczin, Hermannstadt u.a.) an dem
   • L. J. Kapeller, berühmt für die Kapeller-   erwähnten Unternehmen betheiligen.
     Barometer                                          Eine zweite Unternehmung von weitrei-
(Quelle: Internet)                                 chender Bedeutung, mit welcher der Congress
   Hr. Hofrath C. Jelinek macht hierauf ei-        sich zu beschäftigen hatte, war die Organi-
ne Mitteilung über den im September 1873 zu       sation eines Beobachtungsnetzes an den chi-
Wien abgehaltenen Meteorologen-Congress. Zu        nesischen Küsten. Hr. Robert Hart, General-
demselben waren 30 Delegirte, 17 verschiede-       Inspector des Central-Bureaus für die chinesi-
nen Regierungen angehörend, erschienen; aus-      sche Seezölle, liess durch den Delegirten Herrn
serdem hatten Spanien und Griechenland ihre        J.D. Campell, erster Secretär des genannten
Vertreter ernannt; es waren jedoch die betref-     Amtes, dem Congress die auf diese Organi-
fenden Delegirten Hr. Antonio Aguilar, Direk-      sation sich beziehenden Documente vorlegen.
tor der Sternwarte zu Madrid und Dr. Juli-         Hienach sollen an den chinesischen Küsten
us Schmidt, Director der Sternwarte zu Athen,      23 meteorologische Stationen errichtet werden.
durch ihre Gesundheitsverhältnisse gehindert,     Als Beobachter sind Beamte der Hafenämter,
sich am Congresse zu betheiligen. Von den Fra-     Leuchtthurmwächter u.s.f. in Aussicht genom-
gen, welche den Congress beschäftigen, hebt der   men. An die Spitze des ganzen Beobachtungs-
Vortragende blos einige von principieller Be-      systems soll eine Persönlichkeit gestellt wer-
deutung hervor.                                    den, die mit dem Stande der neueren Meteo-
   Hr. General Albert J Myer, der Delegir-         rologie gründlich vertraut ist. Die Beobachtun-
te der Vereinigten Staaten von Nordameri-          gen sollen jährlich zu Shanghai veröffentlicht
ka stellte den Antrag, der Congress möge als      werden. Ausserdem sollen dieselben für tele-
wünschenswert erklären, dass mindestens ein-     fraphische Witterungsberichte und Sturmwar-
mal des Tages gleichzeitige Beobachtungen an       nungen nutzbar gemacht werden, zu welchem
möglichst vielen Stationen der nördlichen He-    Zwecke die Stationen in mehrere Gruppen get-
misphäre zu dem Zwecke angestellt werden          heilt und Einleitungen getroffen wurden, wel-
mögen, um auf deren Grundlage synoptische         che den Anschluss an die Beobachtungssysteme
meteorologische Karten zu construiren. Der         der anderen Staaten, namentlich an die rus-
Congress bot Hrn General Myer die Gelegen-         sischen, spanischen, englischen, französischen,
heit, sich mit den Vorständen der anderen         holländischen und japanischen Stationen (Ni-
Österreichische Gesellschaft für Meteorologie 2014/1
8                                                                            ÖGM bulletin 2014/1

kolajewsk, Manila, Hongkong und Singapore,          Rücksicht ferner auf Beobachtungen zur See,
Saigun, Batavia, Yeddo und Yokohama) bewir-         den Gebrauch der englischen Maasseinheiten
ken sollen. Man hofft, mit Beginn des nächsten     zulassen. Die Mittelwerte in den Publicationen
Jahres einen Theil der Stationen activiren zu       sollen jedoch auch im metrischen Maasse gege-
können.                                            ben werden. Hr. Dr. J. Hann legte hierauf vor
    Für die Durchführung seiner Beschlüsse hat   und besprach neuere meteorologische Publica-
der Congress durch Einsetzung eines aus 7 Mit-      tionen:...
gliedern unter dem Präsidium Professor Buys-          Wie aus dem Bericht von Direktor Jeli-
Ballot’s in Utrecht bestehenden permanenten         nik ersichtlich hat der erste weltweite Meteo-
Comité’s gesorgt. Für den Herbst 1874 ist eine    rologenkongress 1873 (2.-16. September in der
Zusammenkunft der Comité-Mitglieder in Ut-         Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften) die
recht in Aussicht genommen. Das permanen-           entscheidenden Schritte zum Beginn der welt-
te Comité wird die erforderlichen Einleitungen     weiten koordinierten Meteorologie durch die
wegen Einberufung eines zweiten Meteorologen-       Schaffung eines internationalen permanenten
Congresses (im Jahre 1876) zu treffen haben.        Komitees und eines weltweiten synoptischen
Für die Vorbereitungen zur Abhaltung einer         Beobachtungsnetzes gesetzt. Der Meteorolo-
maritimen Conferenz wurde durch Einsetzung          gencongress 1873 in Wien wird auch von der
eines besonderen Comité’s gesorgt.                 WMO als Geburtsstunde der WMO angege-
    So sehr das Wünschenswerthe einer Ei-          ben. So fand 1973 in Wien die 100-Jahr-Feier
nigung bezüglich der den Beobachtungen zu          der WMO statt. Ist man an den Anfängen der
Grunde liegenden Masseeinheiten anerkannt           Meteorologie als Wissenschaft interessiert, so
wurde, so stehen derselben doch derzeit noch        kann als diesbezügliche Fundgrube die Zeit-
grosse praktische Schwierigkeiten entgegen und      schrift der Österreichischen Gesellschaft für
der Congress musste neben der metrischen Sca-       Meteorologie bzw. die daraus herausgehende
la, deren allgemeine Einführung von der weit       Meteorologische Zeitschrift wärmstens empfoh-
überwiegenden Zahl der Delegirten als anzu-        len werden. Die Jahrgänge sind in der Biblio-
strebendes Ziel erklärt wurde, mit Rücksicht      thek der Zentralanstalt für Meteorologie und
auf die grosse Ausdehnung der englischen und        Geodynamik zu finden.
nordamerikanischen Beobachtungssysteme, mit

              Reisekostenzuschuss für studierende Mitglieder

Die   ÖGM fördert junge Mitglieder, die ihr       hat der Antragsteller Originalrechnungen und
Studium noch nicht abgeschlossen haben,             einen kurzen Bericht (1-2 Seiten), bis späte-
mit Reisekostenzuschüssen von maximal Eu-          stens 3 Monate nach beendeter Reise, abzuge-
ro 150,- pro Reise. Die Reise soll der wissen-      ben. Der Bericht ist so abzufassen, dass er im
schaftlichen Fortbildung oder der Präsentation     nächsten ÖGM bulletin veröffentlicht werden
der eigenen Arbeit im Rahmen von Workshops          kann; die Mitglieder der ÖGM über die Ta-
oder Tagungen dienen. Der Antrag auf Reise-         gung und im Besonderen über den Beitrag des
kostenzuschuss muss an den 1. Vorsitzenden          geförderten ÖGM Mitglieds informiert werden.
der ÖGM gerichtet werden. Bei Bewilligung
ÖGM bulletin 2014/1                                                                               9

ZAMG

Phänologie an der ZAMG
Elisabeth Koch, Thomas Hübner, Anita Jurkovic, Helfried Scheifinger, Markus Ungersböck

Historischer Überblick national und in-           dem Werk Philosophia Botanica die Beobach-
ternational                                        tung von Blühbeginn, Blattentfaltung, Reife
                                                   und Blattfall in ganz Schweden gemeinsam mit
Phänologie, die Lehre von den periodisch wie-     lokaler Wetterbeobachtung anzustellen, um zu
derkehrenden Wachstums- und Entwicklungs-          zeigen, wie sich die Regionen voneinander un-
Erscheinungen in der belebten Umwelt, hat ih-      terscheiden. Er gründete das erste phänolo-
re wissenschaftlichen Wurzeln in den Arbei-        gische Beobachtungsnetz, welches sich über
ten des Botanikers und Mediziners Carl von         Schweden und Finnland erstreckte, allerdings
Linné (1707 – 1778). 1751 empfahl Linné in       nur drei Jahre betrieben wurde.

Abb. 1a: Phänologisches Beobachtungsnetz der Monarchie, Stand 1857, unterstrichen sind die Stations-
namen (Frisch und Löw, 1859)
10                                                                         ÖGM bulletin 2014/1

Morren (1853) prägte das Kunstwort Phänolo-     gramm bzw. ohne Richtlinien durchgeführten
gie erst 100 Jahre später, das aber sehr rasch   Beobachtungen vereinheitlicht werden (Reiß,
von der wissenschaftlichen Gemeinde akzep-        1959). Die Abbildungen 1a und 1b zeigen
tiert wurde.                                      das phänologische Netz in der Monarchie im
   Das erste europaweite Beobachtungspro-         Jahr 1857 und die Stationen von PEP725 im
gramm wurde 1781 von der Societas Meteoro-        Jahr 2014. Mit dem Tod von Karl Fritsch im
logica Palatina ins Leben gerufen; die Beob-      Jahr 1877 fand das systematische phänologi-
achtungsdaten, darunter auch Tier - Beobach-      sche Netz in der Monarchie sein Ende und es
tungen, sind in Ephemerides Societatis Meteo-     dauerte fast 50 Jahre bis wieder erste Ansätze
rologicae Palatinae publiziert (1783-1794). Das   eines öffentlichen phänologischen Dienstes in
Netz fand jedoch in den Wirren der französi-     Österreich zu finden waren (Werneck – Wil-
schen Revolution sein Ende (Lingelbach, 1980).    lingrain, 1926). Die ZAMG betreibt nun seit
   An der Centralanstalt für Meteorologie und    1928 ein phänologisches Netz, mit einer Unter-
Erdmagnetismus, initiierte Karl Fritsch - zu-     brechung von 1938 bis 1945 (Rosenkranz, 1940,
erst Adjunkt dann Vizedirektor - die erste        1961; Roller, 1963; Koch, 1982). In den Kriegs-
systematische phänologische Beobachtung im       jahren wurden die Agenden vom Reichwetter-
Kaisertum Österreich.                            dienst in Berlin übernommen.
                                                      Ab etwa 1960 war die mehr als 100 jähri-
                                                  ge Hochblüte der Phänologie vorbei. Ledig-
                                                  lich die Agrarphänologie behielt bzw. erlang-
                                                  te an Bedeutung. Auf Empfehlung der Com-
                                                  mission for AgroMeteorology CAgM der WMO
                                                  organisierten viele nationale Wetterdienste
                                                  nach dem 2. Weltkrieg Beobachtungsprogram-
                                                  me mit dem Schwerpunkt Agrarphänologie,
                                                  welche die wissenschaftliche Durststrecke bis
                                                  zur Jahrtausendwende überdauerten (Koch et
                                                  al., 2008). Auch die Internationalen Phäno-
                                                  logischen Pflanzgärten IPG, die Volkert und
                                                  Schnelle (1958) ins Leben riefen und deren Be-
                                                  obachtungsdaten heute ein wichtiges Rückgrat
                                                  der phänologischen Forschung darstellen, ha-
                                                  ben nicht nur Bestand sondern an Zahl zuge-
                                                  nommen. (Chmielewski 2001 und 2013; Menzel
Abb. 1b: Phänologisches Beobachtungsnetz der     und Fabian, 1999). Die österreichischen Stand-
PEP725 Datenbank, Stand 2013 (Jurkovic et al.,    orte von IPG sind Salzburg und Wien / ZAMG.
2014)                                                 Im letzten Jahrzehnt des vorigen Jahrtau-
                                                  sends konnte die Phänologie ihr Image als
In Instruction für Vegetationsbeobachtun-        harmloser Zeitvertreib von NaturforscherInnen
    ”
gen“(1858) wurden die Beobachterinnen und         ablegen. Der Klimawandel mit seinen Auswir-
Beobachter angewiesen, ihre Beobachtungsfor-      kungen auf Gesellschaft und Natur rückte die
mulare alljährlich ausgefüllt an die Zentral-   phänologische Forschung wieder in den Mit-
anstalt zurückzuschicken. Damit konnten die      telpunkt. Phänologie gilt als wichtiger Bio-
bereits vorhandenen aber ohne jedes Pro-          Indikator des Klimawandels (Menzel, 2002;
ÖGM bulletin 2014/1                                                                              11

Rosenzweig et al., 2007; Pereira et al., 2013).     wichtig, da sich diese ohne Züchtung und be-
Weltweit gibt es Anstrengungen, phänologi-         wusstes Eingreifen durch den Menschen ent-
sche Beobachtungsnetze zu installieren oder         wickeln. So können sie wertvolle, von mensch-
deren Betrieb weiter aufrecht zu erhalten           lichen Kulturmaßnahmen unbeeinflusste Da-
und phänologische Datenbanken aufzubauen           ten liefern. Auch die forstliche Ertragskun-
(Koch, 2009), wie die Pan Europäische Phäno-      de profitiert von einer Beobachtung der re-
logische Datenbank PEP725, www.pep725.eu,           liefabhängigen Phasenunterschiede. Im öster-
die an der ZAMG beheimatet ist oder das             reichischen phänologischen Programm scheinen
National Phenology Network US-NPN. Die              25, zumeist typisch einheimische wildwachsen-
CCl der WMO empfiehlt den nationalen Wet-           de Pflanzen auf, mit insgesamt 7 Entwick-
terdiensten phänologische Beobachtungsnetze        lungsstadien. Die Zahl der beobachteten land-
zu organisieren, WCDMP und WCP stimu-               wirtschaftlichen Nutzpflanzen schwankte in der
lieren und koordinieren weltweit CC Mo-             Vergangenheit entsprechend den sich ändern-
nitoring Aktivitäten, darunter fallen auch         den Anbaugewohnheiten. Auch einige Tiere
phänologische Beobachtungen (www.omm.urv.          sind im Beobachtungsprogramm, zumeist das
cat/media/documents/WMO.pdf). Phänologi-           erste Auftreten/ die erste Sichtung von be-
sche Beobachtungen zählen in einigen Ländern,     stimmten Insekten und Vögeln.
so auch in Österreich, zu ECVs (essential cli-         Seit 2006 gibt es die Möglichkeit, die Da-
mate variables), die gebraucht werden, um           ten online über das Phäno-Portal der ZAMG
die Arbeit des IPCC und UNFCCC zu un-               (Klimaschutzpreis 2006 des Lebensministeri-
terstützen.                                        ums und der Öst. Hagelversicherung) hochzu-
                                                    laden (www.zamg.ac.at/phaenologie). Die-
Das Beobachtungsprogramm und das                    se werden in eine Datenbank eingespielt und
Stationsnetz in Österreich                         werden mit Visualisierungsprogrammen darge-
                                                    stellt. Damit stehen sofort einige Auswertun-
Die    pflanzenphänologischen Beobachtungen        gen, wie Karten und Diagramme zur Verfügung
umfassen drei Gruppen, nämlich Wildpflanzen,       (Scheifinger und Koch, 2013a). Daneben be-
landwirtschaftliche Nutzpflanzen, Obstgehölze      steht weiterhin die traditionelle Form der Da-
und Weinreben. In jeder der drei Gruppen ist        tenübermittlung per Formular, mit dem Nach-
eine Auswahl der für Österreich typischen und     teil, dass diese Information erst jeweils zu Jah-
weit verbreiteten Pflanzen vertreten, an denen      resende zur Verfügung steht.
markante Entwicklungsstufen beobachtet wer-             Das phänologische Netz der ZAMG hat
den. Sämtliche Entwicklungsphasen (also z.B.       schon immer auf freiwilligen Beobachterinnen
Austrieb, Blüte, Reife...) der Pflanzen sind Ge-   und Beobachtern, sogenannten Citizen Scien-
genstand des phänologischen Programms. Al-         tists (Scheifinger und Koch, 2013b; Beaubien,
le Beobachtungen sollten möglichst im nahen        2013; Benz et al., 2013) aufgebaut. Mit die-
Umland des Ortes durchgeführt werden, in dem       sen wird über das Webpage – Diskussionsfo-
der Beobachter wohnt. In der Beobachtungs-          rum (das allerdings wenig genutzt wird), Foto-
anleitung, die auf dem Phänologie-Portal der       galerie (laufend mehr Foto-Uploads), über die
ZAMG einsehbar ist bzw. von der ZAMG zur            Rubrik Aktuelles“und per Mail kommuniziert.
                                                             ”
Verfügung gestellt wird, sind die zu beobach-      Feedback ist bei dieser Form der Datengewin-
tenden Pflanzen und Entwicklungsstadien defi-       nung extrem wichtig und ist Motivation für die
niert.                                              Beobachterinnen und Beobachtern. Auch wird
   Die Gruppe der Wildpflanzen ist besonders        die Datenqualität gesteigert. Derzeit werden
12                                                                               ÖGM bulletin 2014/1

an rund 90 Standorten phänologische Beobach-          restituierten Daten 1938 bis 1945 sind derzeit
tungen durchgeführt.                                  noch immer nur in Papierform vorhanden, die
                                                       Vorbereitungen zur Digitalisierung sind aber
Nationale und internationale Phänologi-               bereits abgeschlossen.
sche Datenbank und Qualitätskontrolle                    Die pan-europäische Datenbank PEP725,
                                                       www.pep725.eu, die seit 2010 von der ZAMG
An der ZAMG ist sowohl die nationale als auch          im Rahmen eines Projektes von EUMETNET
die internationale europäische phänologische         mit Unterstützung des bm:w fa aufgebaut und
Datenbank PEP725 angesiedelt. Ursprünglich            betreut wird, umfasst derzeit mehr als 9 Mill.
waren die nationalen Daten erst ab 1987 digi-          Dateneinträgen von 23 Ländern (siehe Abbil-
tal verfügbar. Erst in den letzten Jahren ge-         dung 1b) mit Beobachtungen von 138 Pflan-
lang es, alle im Archiv vorhandenen Beobach-           zen. Die Verteilung der Beobachtungsdaten auf
tungsformulare zu erfassen, so dass nun Daten          die Jahreszeit zeigt die für die Phänologie der
ab 1945 elektronisch vorliegen. Die Daten des          Nordhemisphäre typische zweigipfelige Aus-
Werneck´schen Messnetzes, das von ca. 1925             prägung mit dem Hauptmaximum im Frühling
bis 1935 vor allem in Ober- und Niederöster-          (Abbildung 2). 2013 wurde ein Flagging-
reich bestand, die historischen Beobachtungs-          System entwickelt und die ersten Schritte der
daten des 19. Jahrhunderts und die vom DWD             Daten-Qualitätsprüfung implementiert.

Abb. 2: PEP725 Datenbank: Verteilung der Zahl der Beobachtungsdaten auf die Tage im Jahr

                                                       stufenprüfverfahren (siehe Abbildung 3) die
                                                       ersten drei Punkte im operationellen Dienst
                                                       umgesetzt werden. Alle phänologischen Da-
                                                       ten sind frei verfügbar, die DatenbanknutzerIn-
                                                       nen kommen zu einem Großteil aus der Nord-
                                                       hemisphäre (Abbildung 4) und können den
                                                       Interessensgebieten Klimawandel, Phänologie
                                                       und Land- und Forstwirtschaft zugeordnet wer-
                                                       den.

Abb. 3: Schritte der Qualitätsprüfung (Jurkovic et   Phänologische Forschung - Anwendungs-
al., 2014)                                             gebiete
Nach einer sehr intensiven Konzepterarbei-
tungsphase konnten von dem geplanten Mehr-              Phenology   is always behind“: die Biosphäre
                                                       ”
ÖGM bulletin 2014/1                                                                                13

ist wie die Atmosphäre, Hydrosphäre, Pe-         Plateau, Burgund, und Klosterneuburg-Wien
dosphäre Teil des Klimasystems und diese ste-     dargestellt. Allen drei Beobachtungsreihen ist
hen untereinander in Wechselbeziehung. Die         gemeinsam, dass ab Mitte 1980 deutlich frühe-
saisonale und intraannuelle Vegetationsent-        re Lesetermine auftraten.
wicklung hat nicht nur auf das Wetter sondern
auf das Klima-System in seiner Gesamtheit im-
mensen Einfluss, steht aber leider oft nur im
                                          ”
Hintergrund“.

                                                   Abb. 5: Vergleich der Weinlesetermine (in Tagen
                                                   ab Jahresbeginn) von Burgund, Schweizer Plateau,
                                                   Klosterneuburg und Wien / Bürgerspital. Die Ter-
                                                   mine sind tiefpass-gefiltert, Fensterbreite 10 Jahre
                                                   (Maurer et al., 2009)

                                                   Es zeigte sich, dass die Lufttemperatur in den
                                                   Monaten Mai bis Juli die höchste Korrelation
Abb. 4: Herkunft der DatenbanknutzerInnen          mit den Leseterminen besitzt. Die Rekonstruk-
                                                   tion der Dekaden-Mitteltemperatur dieser Mo-
Phänologische Beobachtungen als Klima-            nate ab 1523, fortgesetzt mit direkten Messun-
Proxies: Viele phänologische Entwicklungsstu-     gen ab 1781 (www.zamg.ac.at/histalp) zeigt
fen sind eng mit der Lufttemperatur korreliert     warme Jahrzehnte im 16. Jahrhundert zu Be-
und können als Proxies verwendet werden, um       ginn der Zeitreihe, die ähnlich temperiert wa-
Temperaturreihen in die vorinstrumentelle Per-     ren wie die 1990er. Dann sank die Mai-Juli
iode zu verlängern (Lauscher, 1978, Chuine et     Mitteltemperatur, die kälteste Dekade findet
al., 2004). Im Rahmen des Projektes BAC-           sich von 1771-1780. Ein konstanter mehr als
CHUS1 wurde im Stiftarchiv von Klosterneu-         30-jähriger Temperaturanstieg, wie er ab 1970
burg nach phänologierelevanten Daten wie Ter-     bis 2007 vorherrschte scheint in den letzten 470
min der Weinlese, Weinblüte, aber auch nach       Jahren einmalig und noch nie zuvor vorgekom-
Angaben über die Weinmenge und Qualität in       men zu sein.
Original-Quellen recherchiert. So überdecken         Abbildung 6 weist auf die Grenzen der
die dort aufgefundenen und ausgewerteten           Temperaturrekonstruktion hin. Die von ver-
Weinlesedaten den Zeitraum von 1668-1879.          schiedenen Autoren erarbeiteten Temperatur-
Zusammen mit den Lesedaten des Wiener              reihen unterscheiden sich zeitweise erheblich.
Bürgerspitals von 1523-1749 ergibt dies eine      Generell sollte die Qualität der Temperatur-
mehr als dreihundertjährige Beobachtungsrei-      rekonstruktion mit einer größeren Anzahl von
he mit nur wenigen Lücken. Lesedaten, gesam-      Prädiktoren anwachsen, wie bei Casty et al.
melt von der HBLA Klosterneuburg 1960-2007         (2005a, 2005b) oder Dobrovolny et al. (2009).
von Klosterneuburg und Wien schließen ab              Phänologische Beobachtungen als Bio-
1970 bzw. 1960 an diese Reihen an (Maurer et       Indikator für den Klimawandel: Phenology –
al., 2009 und 2011). In Abbildung 5 sind die       the timing of seasonal activities of animals
Zeitreihen der Weinlesetermine vom Schweizer
  1
      http://www.zamg.ac.at/cms/de/forschung/klima/bioklimatologie/bacchus-i-ii-iii
14                                                                               ÖGM bulletin 2014/1

and plants – is perhaps the simplest process in        treten beispielsweise Blattentfaltung und Blüte
which to track changes in the ecology of species       im Frühjahr und Sommer in Europa, Nordame-
in response to climate change (Rosenzweig et           rika und Japan und China während der letzten
al., 2007).                                            30 – 50 Jahre um 1 bis 3 Tage/Jahrzehnt früher
                                                       ein, wobei mit der früheren Blüte auch die Pol-
                                                       lensaison früher beginnt.
                                                           Die Trendauswertung 1981 bis 2010 der
                                                       Daten der PEP725 Datenbank macht deut-
                                                       lich, dass sich der Trend zu einem früher-
                                                       en Frühlingsbeginn in Europa in dieser Per-
                                                       iode festigte, wie auch in der Arbeit von
                                                       Ge et al., 2014 für China festgestellt wur-
                                                       de. Die Frühlings- und Sommerphasen zeigen
Abb. 6: Abweichungen von rekonstruierter und ge-       einen negativen Trend von etwa 1 bis 5 Ta-
messener Lufttemperatur (Mai bis Juli) Wien Ho-        gen pro Jahrzehnt, Reifephasen sind ebenfalls
he Warte (Maurer et al., 2009) bzw. Gitterpunkt        verfrüht. Blattverfärbung und Blattfall zeigen
48.25◦ N / 16.25◦ E (Casty et al., 2005a und 2005b)    kein eindeutiges Trendverhalten. Typisch ist
bzw. zentraleuropäisches Mittel (Dobrovolny et al.,   die große Schwankungsbreite der Trends von
2009) vom Temperaturmittel 1961 – 1990. Schwarz        Vorfrühlingsphasen wie das Stäuben der Er-
durchgezogene Linie gemessene Lufttemperatur, re-      le oder der Blühbeginn des Schneeglöckchens.
konstruierte Lufttemperatur: grau durchgezogen         Im Vollfrühling und Frühsommer (z.B. Blüte
Casty et al., 2005; grau gepunktet Dobrovolny et       von Flieder, Rosskastanie, Vogelbeere, Schwar-
al., 2009; grau strichliert Maurer et al., 2009        zer Holunder) ist die Schwankungsbreite am
                                                       geringsten (Abbildung 7).
Phänologische Beobachtungen zeigen sehr an-               Phänologie und Pollen: Aus noch wenig ge-
schaulich die Auswirkungen des Klimawandels            klärten Ursachen sind Pollenallergien in den
und sind damit geeignet, diese Auswirkun-              westlichen Ländern im Vormarsch. Die meisten
gen einem breiten Publikum zu verdeutlichen.           europäischen Wetterdienste bieten Vorhersa-
Ein globaler Temperaturanstieg von ca. 0.85◦ C         gen der Belastung durch Pollen aktuell blühen-
in der Periode 1880 bis 2012 (IPCC 2013)               der Pflanzen für die nächsten Tage an, um All-
mag relativ gering erscheinen, aber der in der         ergiker in ihren Maßnahmen zur Verringerung
nördlichen Hemisphäre beobachtete verfrühte         der Symptome zu unterstützen. Einige weni-
Frühlingsbeginn von einigen Tagen pro Dekade          ge Wetterdienste leisten sich die Entwicklung
kann sehr leicht der Öffentlichkeit kommuni-          sogenannter numerischer Pollenvorhersagemo-
ziert werden.                                          delle, die ausgehend von einer Pflanzendichte-
    Eine Reihe von Einzelstudien und Metastu-          verteilung über ein phänologisches Modell, ein
dien konnten während der letzten Jahre eine           Modul, das die Pollenfreisetzung in die Atmo-
Verschiebung des Frühlings um 2.3 bis 5.2 Ta-         sphäre berechnet, und ein Ausbreitungsmodell,
ge/Jahrzehnt zu früheren Terminen während            das die raumzeitliche Entwicklung der Pollen-
der letzten 30 Jahre in den mittleren und              konzentration in der Atmosphäre simuliert (So-
höheren Breiten der nördlichen Hemisphäre do-       fiev et al., 2013), die Pollenbelastung vorher-
kumentieren und erhärten (Parmesan and Yo-            sagen. Phänologische Echtzeitbeobachtungen
he, 2003; Root et al., 2003; Menzel et al., 2006;      sind zur Zeit noch nicht in einer ausreichenden
Rosenzweig et al., 2007; Ge et al., 2014). So          räumlichen Dichte und Verteilung verfügbar,
ÖGM bulletin 2014/1                                                                              15

sodass Eintritt und Ende der Blühphase für       aus phänologischen Modellen gewonnen werden
die numerischen Berechnungen ausschließlich        (Scheifinger et al., 2013).

Abb. 7: Trends (Tage pro Jahrzehnt) von ausgewählten phänologischen Phasen in Europa in der Periode
von 1981-2010: negative Trends bedeuten eine Verfrühung, positive Trends eine Verspätung. Schwarze
Linie Median, bunte Säulen 25. bzw. 75. Perzentil (Ungersböck et al., 2013)

Hier werden zwei unterschiedliche Ansätze ver-    welchen die Pollenfreisetzung bereits begonnen
folgt. Falls ausreichend lange und räumlich       hat, herantransportiert werden können und
dichte phänologische Zeitreihen zum Blühbe-      so den Beginn der lokalen Blüte vortäuschen
ginn der relevanten Art vorliegen, können die-    (Estrella et al., 2006). Die numerische Pol-
se zur Kalibrierung phänologischer Modelle        lenmodellierung bietet für den operationellen
herangezogen werden. Häufiger werden aller-       Dienst schon jetzt eine massive Unterstützung,
dings Zeitreihen von atmosphärischen Pollen-      wobei das Artenspektrum und die Genauigkeit
konzentrationen für diesen Zweck adaptiert.       noch deutlich erweitert bzw. verbessert werden
Der Beginn und das Ende der Blühperiode           können (Abbildung 8).
wird über statistische Parameter, wie z.B. ge-
wissen Perzentilwerten der gesamten saisona-       Zusammenfassung und Ausblick
len Pollensumme, festgelegt und dann mit
Hilfe von phänologischen Temperatursummen-        Die phänologische Forschung hat in den letzten
modellen simuliert (Thibaudon und Lachasse,        beiden Jahrzehnten enormen Aufschwung ge-
2005). Dabei wird angenommen, dass die lo-         nommen. Die Zahl der wissenschaftlichen Pu-
kale Pollenfreisetzung zeitgleich mit der Re-      blikationen zeigte in diesem Zeitabschnitt eine
gistrierung der ersten Pollen in den Pollen-       fast exponentielle Zunahme (Hudson and Kea-
fallen eingesetzt hat. Diese Annahme braucht       tley, 2010). Die ZAMG hat dabei mit zahl-
nicht unbedingt zu zutreffen, da Pollen durch      reichen nationalen und internationalen For-
atmosphärische Strömungen aus Gebieten, in       schungsprojekten an diesem Aufschwung mit-
16                                                                                          ÖGM bulletin 2014/1

gewirkt. Auch stellt sie mit der PEP725 Daten-              noch nicht mit dem erhofften Erfolg wie in ei-
bank der Forschung eine wichtige Infrastruktur              nigen anderen Ländern wie Schweden oder den
zur Verfügung. Phänologische Beobachtungs-                Niederlanden. Deshalb ist uns die Betreuung
daten sind als ground truth“ für Satelliten-               der ehrenamtlichen Beobachterinnen und Be-
                ”
daten von Bedeutung. Mitarbeiter der ZAMG                   obachtern des nationalen Stationsnetzes beson-
werden in einem gerade anlaufenden Projekt                  ders wichtig. Wir wollen uns an dieser Stelle bei
diesen Aspekt näher beleuchten. Dem sich                   den Phänologie - Beobachterinnen und Beob-
seit einigen Jahren abzeichnenden Schwund an                achtern recht herzlich bedanken. Ohne ihr In-
Beobachterinnen und Beobachtern wird mit-                   teresse und ihren Einsatz hätte die Phänologie
tels moderner Medien entgegengetreten, leider               nicht diese Renaissance erfahren können.

Abb. 8: Produkte der numerischen Pollenvorhersage, wie sie an der ZAMG dem operationellen Vorher-
sagedienst zur Verfügung gestellt werden. In den Reihen sind von oben nach unten die Vorhersagen für
den aktuellen Tag, + 24 und + 48 Stunden aufgelistet und nach Spalten angeordnet die Ergebnisse der
diversen Modelle (von links nach rechts): COSMO-ART der MeteoSchweiz aus der POL-DACH Koope-
ration, das SILAM des FMI, das SILAM an der ZAMG auf Grundlage von 0.2◦ ECMWF Feldern und
das SILAM auf Grundlage von ALARO – Feldern mit einer Auflösung von 5 km. Dargestellt ist das
Tagesmittel der Graspollenverteilung der untersten Modellschicht.

 Literatur

 Beaubien, E. G. (2013): Spring flowering trends in Alberta, Canada: response to climate change, urban heat island
      effects, and an evaluation of a citizen science network, PhD thesis, Forest Biology and Management, Department
      of Renewable Resources, University of Alberta

 Benz, S., Miller-Rushing, A., Domroese, M., Ballard, H., Bonney, R., DeFalco, T., Newman, S., Shirk, J. and Young,
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ZAMG

Aktuelles aus COST ESSEM
Ulrike Pechinger

COST      ist eine Forschungsinitiative eu-         zu meteorologischen Themen. Ausführliche Be-
ropäischer Staaten auf dem Gebiet der Wis-         schreibungen zu den laufenden und abgeschlos-
senschaft und Technologie. Gegründet 1971          senen Aktionen gibt es auf der Website: http:
in einer zwischenstaatlichen Vereinbarung von       //www.cost.eu/domains_actions/essem.
35 europäischen Staaten ist COST (European
Cooperation in Science and Technology) der             • ES1308:         ClimMani:        Climate
erste und größte Rahmen für die transnationa-          Change Manipulation Experiments
le Kooperation von nationalen Forschungspro-             in Terrestrial Ecosystems: Networ-
jekten und - Aktivitäten. COST unterstützt             king and Outreach
die Bildung von Bottom-Up-Netzwerken, den                Laufzeit: 24.4.2014-24.4.2018, Österreich
COST Aktionen, durch die Förderung von                  beteiligt: ja
Ausschusssitzungen, Workshops, Konferen-                 Universität für Bodenkultur Wien, De-
zen, befristeten Austausch von jungen For-               partment für Wald- und Bodenwis-
schern und Forscherinnen, Training-Schools,              senschaften; Prof. Sophie Zechmeister-
und Veröffentlichungen. COST ermöglicht auch           Boltenstern; Universität Innsbruck, In-
Kooperationen mit Forschungsinstitutionen                stitut für Ökologie, Prof. Michael Bahn
aus 18 Nachbarstaaten und aus 27 Drittstaa-              (Vertretung)
ten. COST ist in 9 wissenschaftliche Berei-              Die Aktion soll das Verständnis über das
che, den Domains, gegliedert. Die COST Ak-               Funktionieren von Ökosystemen unter
tionen mit Bezug zur Meteorologie sind dem               den zukünftig geänderten klimatischen
Domain COST ESSEM/Earth System Science                   Bedingungen vertiefen. In vier Arbeits-
und Environmental Management oder bei brei-              gruppen werden die Themen empfoh-
                                                                                          ”
ter interdisziplinärer Thematik dem Domain              lene Praxis für Klimaänderungsexperi-
TDP/Trans Domain Proposals zugeordnet. In-               mente“, natürliche Klimagradienten als
                                                                   ”
formationen für die Einreichung oder für die           experimentelle Proxies“, Datenbereit-
                                                                                      ”
Teilnahme an einer Aktion liefert die Website            stellung“und Daten-Modell Interakti-
                                                                         ”
http://www.cost.eu/participate.                          on“behandelt.
   Die Berichterstellerin ist als Delegierte für
                                                       • ES1305: European Network for the
COST ESSEM seit dem Jahr 2006 mit der
                                                         Radar Surveillance of Animal Mo-
Evaluierung von beantragten COST Aktionen
                                                         vement
befasst, bringt neu gestartete COST Aktio-
                                                         Laufzeit: 21.10.2013-20.10.2017, Öster-
nen mit Bezug zur Meteorologie einem weiten
                                                         reich beteiligt: nein
Kreis von potentiellen Interessenten in Öster-
                                                         Ausgehend vom EUMETNET Pro-
reich zur Kenntnis, und begleitet als COST
                                                         gramm OPERA soll die Erfassung von
Rapporteur ausgewählte Aktionen. Die nach-
                                                         Vogelbewegungen aus den Wetterradar-
folgende Zusammenstellung gibt einen Über-
                                                         beobachtungen weiterentwickelt und ver-
blick über derzeit laufende COST Aktionen
                                                         bessert werden. Damit sollen einerseits
20                                                                         ÖGM bulletin 2014/1

       die Zugbahnen der Vögel besser be-             Xin Yan (Vertretung); TU Wien, Depart-
       stimmt werden und andererseits die me-          ment für Geodäsie und Geoinformation,
       teorologischen Wetterradarprodukte von          Prof. Robert Weber, Dipl.-Ing. Gregor
       den unerwünschten Störungen durch die         Möller (Vertretung)
       Vogelbewegungen befreit werden.                 Aus der Synergie der drei GNSS Syste-
                                                       me GPS, GLONASS und Galileo sollen
     • ES1303:        Towards       operational        neue hochqualitative Produkte zur Er-
       ground based profiling with ceilo-              fassung des Wasserdampfgehalts in der
       meters, doppler lidars and microwa-             Troposphäre entwickelt werden und für
       ve radiometers for improving wea-               das Monitoring und die Vorhersage von
       ther forecasts (TOPROF)                         schweren Unwettern sowie für die Klima-
       Laufzeit: 22.10.2013-21.10.2017, Öster-        forschung eingesetzt werden.
       reich beteiligt: ja
       ZAMG, Wien, Dr. Martin Piringer, Dr.          • ES1203: Enhancing the resilience
       Kathrin Baumann-Stanzer (Vertretung)            capacity of SENSitive mountain
       Die Aktion befasst sich mit der Weiter-         FORest ecosystems under environ-
       entwicklung und Anwendung von Ceilo-            mental change (SENSFOR)
       meter, Doppler Lidar und Mikrowellen-           Laufzeit: 22.11.2012-21.11.2016, Öster-
       Profiler mit dem Ziel verbesserte Profile       reich beteiligt: ja
       für die Datenassimilation und für die Ve-     Universität für Bodenkultur Wien, Insti-
       rifikation von NWP Modellen bereit zu           tut für Waldökologie, Prof. Douglas God-
       stellen.                                        bold; Universität Innsbruck, Institut für
                                                       Botanik, Dr. Gerhard Wieser
     • ES1207: A EUropean BREWer                       Die Baumgrenzen in den Alpen und der
       NETwork - EUBREWNET                             Arktis werden stark von Landnutzung
       Laufzeit: 29.4.2013-28.4.2017, Österreich      und Klima beeinflusst. Der verantwor-
       beteiligt: ja                                   tungsvolle Umgang mit den Ökosyste-
       Universität für Bodenkultur Wien, Insti-      men im Bereich der Baumgrenzen soll
       tut für Meteorologie, Dr. Stana Simic,         mit dem Schwerpunkt auf das Monitoring
       Mag. Michael Fitzka (Vertretung)                von Biodiversität und auf Okosystem-
       Die unterschiedlichen, etwa 50 nationa-         Services wie Bodenbildung, Hangstabi-
       len Brewer Spectrophotometer Messun-            lität, Wasserrückhaltung, Wasserqualität
       gen von Ozon, AOD (aerosol optical              und Wildkorridore erhoben werden.
       depth) und UV sollen zur Einrichtung ei-
       nes einheitlichen europäischen Messnet-      • ES1106: Assessment of EUROpean
       zes optimiert und harmonisiert werden.          AGRIculture WATer use and tra-
                                                       de under climate change (EURO-
     • ES1206: Advanced Global Naviga-                 AGRIWAT)
       tion Satellite Systems troposphe-               Laufzeit: 17.4.2012-17.4.2016, Österreich
       ric products for monitoring se-                 beteiligt: ja
       vere weather events and climate                 Universität für Bodenkultur Wien: In-
       (GNSS4SWEC)                                     stitut für Meteorologie, Prof. Josef Eit-
       Laufzeit: 17.5.2013-16.5.2017, Österreich      zinger, Mag. Sabina Thaler (Vertretung);
       beteiligt: ja                                   Institut für Vermessung, Fernerkundung
       ZAMG, Mag. Christoph Wittmann, Dr.              und Landinformation Dr. Francesco Vuo-
ÖGM bulletin 2014/1                                                                        21

     lo                                              beteiligt: ja
     Die Aktion hat das Ziel, verbesser-             Universität Graz, Institut für Physik,
     te Methoden und Datensätze zu schaf-           Prof. Arnold Hanslmeier, Dr. Dominik
     fen, um europaweit den Wasserverbrauch          Utz
     zu bestimmen, der mit den verschiede-           Der Einfluss der Sonnenvariabilität auf
     nen landwirtschaftlichen Produktionssy-         die Klimaänderung wird untersucht,
     stemen und dem Import/ Export von               wobei in Arbeitsgruppen die Themen
     landwirtschaftlichen Produkten einher-          Sonneneinstrahlung, interplanetare Per-
     geht.                                           turbationen, energetische Partikel und
                                                     Wechselwirkung zwischen oberer und un-
   • ES1102: VALUE - Validating and                  terer Atmosphäre behandelt werden.
     Integrating Downscaling Methods
     for Climate Change Research                   • ES1004: European framework for
     Laufzeit: 12.12.2011-11.12.2015, Öster-        online integrated air quality and
     reich beteiligt: ja                             meteorology modelling
     ZAMG, Wien, Dr. Christoph Matulla;              Laufzeit: 28.4.2011-27.2.2015, Österreich
     Universität Graz, Wegener Center für          beteiligt: ja
     Klima und globalen Wandel, Dr. Matthi-          ZAMG, Wien, Mag. Marcus Hirtl
     as Themessl                                     Weiterentwicklung und Anwendung von
     Die      verschiedenen       Downscaling-       online integrierten Luftqualitäts- und
     Methoden werden validiert und weiter-           Meteorologie-Modellen zur Verbesserung
     entwickelt, um verlässliche regionale Kli-     der chemischen Wettervorhersage durch
     maänderungsszenarien für Europa erzeu-        Einbau von Rückkopplungsmechanismen
     gen zu können.                                 von Aerosolen und Luftchemie auf meteo-
                                                     rologische Kenngrößen und zur Berück-
   • ES1006: Evaluation, improvement                 sichtigung der Interaktion zwischen Luft-
     and guidance for the use of local-              schadstoffen und Klimavariablen.
     scale emergency prediction and re-
     sponse tools for airborne hazards in          • ES1002: Weather Intelligence for
     built environments                              Renewable Energies (WIRE)
     Laufzeit: 28.4.2011-27.4.2015, Österreich      Laufzeit: 10.11.2010-9.11.2014, Öster-
     beteiligt: ja                                   reich beteiligt: ja
     ZAMG, Wien: Dr. Kathrin Baumann-                ZAMG, Wien: Dr. Alexander Kann
     Stanzer, Mag. Sirma Stenzel (Vertre-            Die bestmöglichen Wetterinformationen
     tung)                                           für Wind- und Solaranlagen sollen
     Ziel der Aktion ist die Bestandsauf-            wissenschaftlich geprüft werden. Post-
     nahme, Evaluierung und Weiterentwick-           processing Algorithmen auf der Basis von
     lung von Modellen zur Ausbreitung von           NWP-Modellen und Fernerkundungsda-
     gefährlichen Stoffen sowie die Schaffung       ten werden entwickelt, die Beziehung
     einer Anwenderrichtlinie.                       zwischen der wetterabhängigen Energie-
                                                     produktion und den damit verbundenen
   • ES 1005: Towards a More Complete                starken Fluktuation im Stromnetz wird
     Assessment of the Impact of Solar               untersucht.
     Variability on the Earth’s Climate
     Laufzeit: 12.5.2011-11.5.2015, Österreich    • ES1001: SMOS Mission Oceanogra-
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