Österreichische Gesellschaft für Meteorologie 2014/1
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Zum Titelbild: Phänologiephasen: Süßkirsche (Prunus avium), Rosskastanie (Aesculus hippocastanum), Robinie (Robinia pseudiacacia), Haselnuss (Corylus avellana), Fichte (Picea Abies), Vogelbeere (Sorbus aucuparia), Sonnenblume (Helianthus annuus), Flieder (Syringa vulgaris), Wiesen-Knäuelgras (Dactylis glomerata). Siehe Beitrag über Phänologie; Bild: Thomas Hübner, ZAMG.
ÖGM bulletin 2014/1 1 Inhalt Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Die ÖGM vor 140 Jahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .4 Fritz Neuwirth Phänologie an der ZAMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Elisabeth Koch, Thomas Hübner, Anita Jurkovic, Helfried Scheifinger, Markus Ungersböck Aktuelles aus COST ESSEM . . . . . . . . . . . . . . . 19 Ulrike Pechinger Neuigkeiten von der Europäischen Meteorologi- Impressum schen Gesellschaft EMS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Herausgeber und Medieninhaber: Der 15. Österreichische Klimatag – ein Rück- Österreichische Gesellschaft für Meteorologie blick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 1190 Wien, Hohe Warte 38 Ingeborg Schwarzl http://www.meteorologie.at Geburtstage 2014 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 Redaktion: Fritz Neuwirth Österreichische Gesellschaft für Meteorologie MetGIS GmbH: Hochdetaillierte Echtzeit- 1190 Wien, Hohe Warte 38 vorhersagen für die weltweit bedeutendsten fritz.neuwirth@gmx.at Berggebiete . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Michael Kuhn Gerald Spreitzhofer Institut für Meteorologie und Geophysik, Universität Innsbruck Gottfried und Vera Weiss-Stiftung . . . . . . . . . .32 6020 Innsbruck, Innrain 52 Ernst Rudel Österreichische Gesellschaft für Meteorologie Abgeschlossene Dissertationen 2013 . . . . . . . . 33 1190 Wien, Hohe Warte 38 Abgeschlossene Diplomarbeiten 2013 . . . . . . . 33 Technische Umsetzung: Christian Maurer Abgeschlossene Bachelorarbeiten 2013 . . . . . . 36 christian.maurer@zamg.ac.at Redaktionsschluss für das ÖGM Bulletin 2014/2 ist 31. Oktober 2014. Um Beiträge wird gebeten. Wien, im Juni 2014
2 ÖGM bulletin 2014/1 Ausschussmitglieder der ÖGM Vorstand 1. Vorsitzender Fritz NEUWIRTH (ehemals ZAMGa ) 2. Vorsitzender Michael KUHN (IMGIb ) Generalsekretär Ernest RUDEL (ehemals ZAMG) Kassier Markus KOTTEK (KIKSc ) Schriftführer Andreas GOBIET (Wegener Centerd , Graz) Sonstige Ausschussmitglieder Michael ABLEIDINGER (ACGe ) Ingeborg AUER (ZAMG) Gottfried KIRCHENGAST (Wegener Center, Graz) Helga KROMP-KOLB (BOKU-Metf ) Manfred SPAZIERER (UBIMETg ) Reinhold STEINACKER (IMGWh ) Leopold HAIMBERGER (IMGW) Viktor WEILGUNI (HZBi ) Mathias ROTACH (IMGI) Franz RUBEL (VetMedj ) Michael STAUDINGER (ZAMG) a Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik b Institut für Meteorologie und Geophysik, Universität Innsbruck c Kärnter Institut für Klimaschutz d Wegener Center for Climate and Global Change, Universität Graz e Austro Control f Institut für Meteorologie, Universität für Bodenkultur Wien g UBIMET GmbH h Institut für Meteorologie und Geophysik, Universität Wien i Hydrographisches Zentralbüro j Institut für Öffentliches Veterinärwesen,Veterinärmedizinische Universität Wien
ÖGM bulletin 2014/1 3 Vorwort Fritz Neuwirth 1. Vorsitzender der Österreichischen Gesellschaft für Meteorologie (ÖGM) Sehr geehrte Mitglieder der Österreichischen gelaufen. Um die Angelegenheit und auch an- Gesellschaft für Meteorologie! dere gemeinsame Themen wie die Zukunft der DACH-Tagung zu bereinigen, wird Ende Juni Am 25. März 2014 wurde vor der Jahreshaupt- in Zürich eine Besprechung zwischen den Vor- versammlung der ÖGM die Ausschusssitzung sitzenden der drei Gesellschaften stattfinden. abgehalten. Ich darf Ihnen nachfolgend über Als Preiskomitee für die Zuerkennung des die wesentlichen Ergebnisse der Sitzung berich- Margules-Preises der ÖGM wurden Alexander ten. Gohm (Universität Innsbruck), Leopold Haim- Der Vorstand und Ausschuss der ÖGM berger (Universität Wien), Franz Rubel (Veter- wurde durch zwei zusätzliche Mitglieder er- inärmedizinische Universität Wien) und An- weitert: Franz Rubel und Michael Staudinger. drea Steiner (Universität Graz) eingesetzt. Wie Franz Rubel von der Veterinärmedizinischen beim letzten gemeinsamen Fortbildungstag mit Universität ist der Vertreter der ÖGM im Ko- dem Zweigverein München der DMG verein- ordinationsgremium zur Herausgabe der Me- bart, wird heuer wieder der Fortbildungstag teorologischen Zeitschrift und hat als ehema- mit dem voraussichtlichen Thema Energieme- liger 1. Vorsitzender genügend Einblick in die ” teorologie“im November 2014 in München bzw. ÖGM. Durch Michael Staudinger, dem Direk- im Umkreis von München abgehalten werden. tor der ZAMG, ist die ZAMG nach der Ver- Die Vorbereitungen für die Festveranstal- setzung unseres Generalsekretärs Ernst Rudel tung 150 Jahre der ÖGM im Rahmen der in den Ruhestand, wieder hochrangig im Aus- ICAM in Innsbruck am 2. September 2015 ha- schuss vertreten. Die Zusammenarbeit mit der ben begonnen. ZAMG ist für die ÖGM von wesentlicher Be- Der Ausschuss befürwortete auch, dass die deutung. Es wurde auch beschlossen zu versu- ÖGM eine Partnerschaft mit dem Climate chen, die Einbindung der studentischen Mit- Change Centre Austria CCCA eingeht. Bei der glieder in die ÖGM etwa durch ein studen- am 3. Juni 2014 stattgefundenen Vollversamm- tisches Mitglied im Ausschuss zu verbessern. lung der CCCA wurde die ÖGM als so genann- Nach dem Ausscheiden von Prof. Huber-Pock tes Förderndes Mitglied“aufgenommen. Ein als zweiter Rechnungsprüfer wurde Frau Ulrike ” diesbezüglicher Vertrag zwischen CCCA und Pechinger der Jahreshauptversammlung vorge- ÖGM wird nun ausgehandelt. schlagen und von dieser auch in diese Funktion Soweit die wesentlichen Ergebnisse der Aus- gewählt. schusssitzung. Mit 2014 erscheint die Meteorologische Im vorliegenden Heft des Bulletins ha- Zeitschrift als Open Access Journal. Bedauer- ben wir wieder versucht, Interessantes aus licherweise sind die damit erforderlichen Ver- der österreichischen meteorologischen Gemein- tragsänderungen zwischen DMG, SMG und schaft zusammenzustellen. Ich hoffe, es ist uns ÖMG nicht zur Zufriedenheit der ÖGM ab- gelungen.
4 ÖGM bulletin 2014/1 ÖGM Die ÖGM vor 140 Jahren Fritz Neuwirth Die Österreichische Gesellschaft für Meteoro- Zeitschrift auf. Der Originaltext aus der Zeit- logie wurde 1865 gegründet. Sie ist damit die schrift ist in kursiv. drittälteste meteorologische Gesellschaft. Be- Im Dezember 1873 hielt die österreichische reits 1850 wurden die Royal Meteorological Gesellschaft für Meteorologie ihre Jahresver- Society und 1852 die Société Française de la sammlung ab. Den Vorsitz führte der Präsident Météorologie etabliert. der Gesellschaft , Herr Regierungsrath Director Zur Einstimmung auf den in 2015 statt- Dr. C. v. Littrow. Der erste Sekretär Hr. Ho- findenden Festakt aus Anlass von 150 Jahren frath Dr. Jelinek legte den Ausweis über den ÖGM im Rahmen der Internationalen Alpin- Stand der Mitglieder am 1. Oktober 1873 vor. meteorologischen Konferenz Ende August in Innsbruck werden aus der Zeitschrift der öster- Ehrenmitglieder 16 reichischen meteorologischen Gesellschaft für Stiftende Mitglieder 18 Meteorologie, 9. Band, Nr.2, 29-32, 1874 Aus- Ordentliche Mitglieder: schnitte aus den dort publizierten Vereinsnach- a) auf Lebenszeit 11 richten (Jahreshauptversammlung) zur Kennt- nis gebracht. Die Zeitschrift wurde von C. Je- b) mit Jahresbeiträgen 261 linek, Direktor der Centralanstalt für Meter- c) befreit 14 orologie und Erdmagnetismus von 1863-1876, und J. Hann, dem späteren Direktor der Cen- Im Ganzen 320 tralanstalt von 1877-1897 und wohl bedeutend- stem österreichischem Meteorologen, redigiert. Hierauf las Hr Carl Fr. Häcker, Cassier und Die Zeitschrift erschien ab 1866 - zunächst Rechnungsführer der Gesellschaft, den folgen- monatlich - und ging dann ab 1886 in die den Cassa-Bericht (Zeitraum 1. Oktober 1872 mit der Deutschen Meteorologischen Zeitschrift bis 30. September 1873 in Gulden) vor: gemeinsam herausgegebenen Meteorologischen Einnahmen: 1. Cassa-Vortrag mit 1. October 1872 fl. 173.03 2. Subvention des k.k. Ackerbau-Ministeriums 200.- 3. Subvention des k.k. Handels-Ministeriums 200.- 4. Subvention des k.k. Kriegsministerium 200.- 5. Beitrag eines lebenslänglichen Mitgliedes 45.- 6. Jahresbeiträge stiftender Mitglieder 170.- 7. Jahresbeiträge ordentlicher Mitglieder 797.50 8. Diplomtaxen 8.60
ÖGM bulletin 2014/1 5 9. Absatz der Zeitschrift im Wege des Buchhandels 300.40 10. Absatz der Zeitschrift im Wege des Abonnements 36.75 11. Verkauf älterer Jahrgänge der Zeitschrift 23.50 12. Zahlung der k.k Central-Anstalt für 500 Exemplare des Berichtes über die 150.- Leipziger Meteorologen-Versammlung 13. Erlös von 25 verkauften Berichten über die Leipziger Meteorologen- 21.- Versammlung 14. behobene Zinsen von Südbahn-Prioritäten, Sparcassen-Einlagen und Cassa- 129.75 scheinen der Creditanstalt 15. Portogebühren 45.28 2440 .01 Erlös bei 3 Stück verkauften Südbahn-Prioritäten und Zinsen à 111.50 342.20 fl 2783 .01 Ausgaben: 1. Druckkosten der Zeitschrift VII. Jahrgang Nr. 19-24 449.43 2. Druckkosten der Zeitschrift VII. Jahrgang Nr. 1-18 1473.61 3. Druckkosten des Berichtes über die Leipziger Meteorologen-Versammlung 329.77 4. Lithographien und Zeichnungen 66.- 5. Adressen und Buchbinderarbeiten 69.62 6. Ankauf eines Cassabuches 1.05 7. Heizung und Beleuchtung 2.80 8. Neujahrgelder und Remuneration 56.- 9. Rückkauf eines II. Jahrganges der Zeitschrift 4.- 10. Retournierung dreier Jahreskarten des Observatoriums in Odessa 11.16 11. Briefporto, Marken, Kreuzband- und Fahrpostsendungen 200.19 12. Verschiedene kleine Ausgaben 4.01 fl. 2667 .64 13. Cassarest am 30. September 1873 115.37 fl. 2783 .01 Vermögensstand am 30. September 1873: 1. 16 Stück Südbahn-Prioritäten zum Course à 111.50 vom 30. September 1873 fl. 1784.- 2. Baarer Cassabestand vom 30. September 1873 115.37 1899 .37 Bemerkungen zum Cassa-Bericht: Die ÖGM dem Kriegsministerium subventioniert. Auch wurde in dieser Zeit vom Ackerbau- die Central-Anstalt unterstützte offensicht- Ministerium, dem Handels-Ministerium und lich die Gesellschaft. Einnahmen wurden auch
6 ÖGM bulletin 2014/1 durch den Verkauf der Zeitschrift der Österrei- • Professor Dr. Franz Pisko chischen Gesellschaft für Meteorologie erzielt, wobei die Ausgaben für die Zeitschrift die Ein- • Mechaniker L. J. Kapeller sen. nahmen deutlich überstiegen, da die Druckko- Im Präsidium und Ausschuss waren zur dama- sten eines kompletten Jahrgangs rund 2000.- ligen Zeit bedeutende Persönlichkeiten Mitglie- Gulden betrugen. Es ist schwierig festzustel- der: len, welchen Wert 1 Gulden (=100 Kreuzer) in Euro hätte. Aufgrund einer kurzen Internetre- • Carl Ludwig von Littrow (1811-1877), cherche kann man annehmen, dass 1 Gulden Professor für Astronomie, Direktor der etwa 10 oder mehr Euro entsprechend würde. Universitätssternwarte ab 1842, bear- In 1880 kostete 1 Semmel 2 Kreuzer, 1 kg But- beitete mit seinem Nachfolger Edmund ter 1,13 Gulden, 1l Milch 14 Kreuzer. Weiss die meteorologischen Beobachtun- Der Präsident ersucht die beiden Vereins- gen der Wiener Sternwarte. mitglieder Hr. Primararzt Dr. Carl Haller und Hrn. Rector Prof. Dr. V. Pierre, die Revision • Anton Schrötter von Kristelli (1802- der Rechnungen der Gesellschaft für das Jahr 1875), Professor für Allgemeine Che- 1872/3 übernehmen zu wollen. Hierauf wurde mie, einer der Begründer der Kaiserlichen statutengemäß zuerst zur Wahl des Präsidiums Akademie der Wissenschaften in Wien, und hierauf der 12 Ausschussmitglieder für das 1850 deren Generalsekretär, 1866-1874 Vereinsjahr 1873/74 geschritten. Das Scrutini- Leiter des österreichischen Hauptmünz- um ergab: amtes • Präsident: Regierungsrath Dr. C. v. Lit- • Emerich Gabely, Professor am Schotten- trow gymnasium (?) • Vice-Präsident: Hofrath A. Ritter v. • Viktor von Lang (1838-1921), Professor Schrötter für Physik an der Universität Wien, Pio- nier der Kristallographie In den Ausschuss erscheinen gewählt: • Josef Ritter Lorenz von Liburnau, Verfas- ser des Buches Wald, Klima und Was- ” • Professor Dr. Emerich Gabely ser“aus 1878 • Professor Moritz Kuhn • Hermann Militzer, Inspector der Staats- • Professor Dr. Viktor v. Lang telegraphen in Wien, korrespondierendes Mitglied der Kaiserlichen Akademie • Hofrath Dr. Josef R. Lorenz • Theodor von Oppolzer (1841-1886), Pro- • Sectionsrath Dr. Hermann Militzer fessor für Astronomie und Geodäsie, Uni- • Professor Dr. Theodor Ritter v. Oppolzer versität Wien, wirkliches Mitglied der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaf- • Professor Dr. Edmund Reitlinger ten • Professor Dr. Friedrich Simony • Eduard Reitlinger (1830-1896), Professor • Professor Dr. Edmund Weiss der Physik, Technische Hochschule Wien
ÖGM bulletin 2014/1 7 • Friedrich Simony (1813-1896), Professor Beobachtungssysteme zu verständigen, so dass für Geographie, Universität Wien, Er- derselbe in der Lage war, schon am 4. De- schließer des Dachsteingebietes, Freund zember ein Kabel-Telegramm an den Vortra- Adalbert Stifters genden zu richten, worin er mittheilte, dass England und Russland die proponirten Moda- • Edmund Weiss, (1837-1917), ab 1875 litäten angenommen haben und um Mitwirkung Professor für Astronomie, Universität von österreichischer Seite ersucht. Es werden Wien, Direktor der Universitätssternwar- demnach vom 1. Jänner 1874 angefangen um te von 1878 - 1910 1h 49min Nm. Mittlerer Wiener Zeit Beobach- • Franz Pisko, Professor der Physik an tungen zu Wien, Krakau, Kremsmünster, Lem- der technischen Militärakademie und am berg, Pola angestellt und zweimal im Monate Central-Infanteriecurse unter Gleichstel- an Hrn. General Myer (durch die Post) einge- lung mit den ordentlichen Professoren sendet werden. Auch die k. ungarische Central- der Physik am Wiener Polytechnicum Anstalt in Ofen wird sich mit einigen ihrer Sta- tionen (Debreczin, Hermannstadt u.a.) an dem • L. J. Kapeller, berühmt für die Kapeller- erwähnten Unternehmen betheiligen. Barometer Eine zweite Unternehmung von weitrei- (Quelle: Internet) chender Bedeutung, mit welcher der Congress Hr. Hofrath C. Jelinek macht hierauf ei- sich zu beschäftigen hatte, war die Organi- ne Mitteilung über den im September 1873 zu sation eines Beobachtungsnetzes an den chi- Wien abgehaltenen Meteorologen-Congress. Zu nesischen Küsten. Hr. Robert Hart, General- demselben waren 30 Delegirte, 17 verschiede- Inspector des Central-Bureaus für die chinesi- nen Regierungen angehörend, erschienen; aus- sche Seezölle, liess durch den Delegirten Herrn serdem hatten Spanien und Griechenland ihre J.D. Campell, erster Secretär des genannten Vertreter ernannt; es waren jedoch die betref- Amtes, dem Congress die auf diese Organi- fenden Delegirten Hr. Antonio Aguilar, Direk- sation sich beziehenden Documente vorlegen. tor der Sternwarte zu Madrid und Dr. Juli- Hienach sollen an den chinesischen Küsten us Schmidt, Director der Sternwarte zu Athen, 23 meteorologische Stationen errichtet werden. durch ihre Gesundheitsverhältnisse gehindert, Als Beobachter sind Beamte der Hafenämter, sich am Congresse zu betheiligen. Von den Fra- Leuchtthurmwächter u.s.f. in Aussicht genom- gen, welche den Congress beschäftigen, hebt der men. An die Spitze des ganzen Beobachtungs- Vortragende blos einige von principieller Be- systems soll eine Persönlichkeit gestellt wer- deutung hervor. den, die mit dem Stande der neueren Meteo- Hr. General Albert J Myer, der Delegir- rologie gründlich vertraut ist. Die Beobachtun- te der Vereinigten Staaten von Nordameri- gen sollen jährlich zu Shanghai veröffentlicht ka stellte den Antrag, der Congress möge als werden. Ausserdem sollen dieselben für tele- wünschenswert erklären, dass mindestens ein- fraphische Witterungsberichte und Sturmwar- mal des Tages gleichzeitige Beobachtungen an nungen nutzbar gemacht werden, zu welchem möglichst vielen Stationen der nördlichen He- Zwecke die Stationen in mehrere Gruppen get- misphäre zu dem Zwecke angestellt werden heilt und Einleitungen getroffen wurden, wel- mögen, um auf deren Grundlage synoptische che den Anschluss an die Beobachtungssysteme meteorologische Karten zu construiren. Der der anderen Staaten, namentlich an die rus- Congress bot Hrn General Myer die Gelegen- sischen, spanischen, englischen, französischen, heit, sich mit den Vorständen der anderen holländischen und japanischen Stationen (Ni-
8 ÖGM bulletin 2014/1 kolajewsk, Manila, Hongkong und Singapore, Rücksicht ferner auf Beobachtungen zur See, Saigun, Batavia, Yeddo und Yokohama) bewir- den Gebrauch der englischen Maasseinheiten ken sollen. Man hofft, mit Beginn des nächsten zulassen. Die Mittelwerte in den Publicationen Jahres einen Theil der Stationen activiren zu sollen jedoch auch im metrischen Maasse gege- können. ben werden. Hr. Dr. J. Hann legte hierauf vor Für die Durchführung seiner Beschlüsse hat und besprach neuere meteorologische Publica- der Congress durch Einsetzung eines aus 7 Mit- tionen:... gliedern unter dem Präsidium Professor Buys- Wie aus dem Bericht von Direktor Jeli- Ballot’s in Utrecht bestehenden permanenten nik ersichtlich hat der erste weltweite Meteo- Comité’s gesorgt. Für den Herbst 1874 ist eine rologenkongress 1873 (2.-16. September in der Zusammenkunft der Comité-Mitglieder in Ut- Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften) die recht in Aussicht genommen. Das permanen- entscheidenden Schritte zum Beginn der welt- te Comité wird die erforderlichen Einleitungen weiten koordinierten Meteorologie durch die wegen Einberufung eines zweiten Meteorologen- Schaffung eines internationalen permanenten Congresses (im Jahre 1876) zu treffen haben. Komitees und eines weltweiten synoptischen Für die Vorbereitungen zur Abhaltung einer Beobachtungsnetzes gesetzt. Der Meteorolo- maritimen Conferenz wurde durch Einsetzung gencongress 1873 in Wien wird auch von der eines besonderen Comité’s gesorgt. WMO als Geburtsstunde der WMO angege- So sehr das Wünschenswerthe einer Ei- ben. So fand 1973 in Wien die 100-Jahr-Feier nigung bezüglich der den Beobachtungen zu der WMO statt. Ist man an den Anfängen der Grunde liegenden Masseeinheiten anerkannt Meteorologie als Wissenschaft interessiert, so wurde, so stehen derselben doch derzeit noch kann als diesbezügliche Fundgrube die Zeit- grosse praktische Schwierigkeiten entgegen und schrift der Österreichischen Gesellschaft für der Congress musste neben der metrischen Sca- Meteorologie bzw. die daraus herausgehende la, deren allgemeine Einführung von der weit Meteorologische Zeitschrift wärmstens empfoh- überwiegenden Zahl der Delegirten als anzu- len werden. Die Jahrgänge sind in der Biblio- strebendes Ziel erklärt wurde, mit Rücksicht thek der Zentralanstalt für Meteorologie und auf die grosse Ausdehnung der englischen und Geodynamik zu finden. nordamerikanischen Beobachtungssysteme, mit Reisekostenzuschuss für studierende Mitglieder Die ÖGM fördert junge Mitglieder, die ihr hat der Antragsteller Originalrechnungen und Studium noch nicht abgeschlossen haben, einen kurzen Bericht (1-2 Seiten), bis späte- mit Reisekostenzuschüssen von maximal Eu- stens 3 Monate nach beendeter Reise, abzuge- ro 150,- pro Reise. Die Reise soll der wissen- ben. Der Bericht ist so abzufassen, dass er im schaftlichen Fortbildung oder der Präsentation nächsten ÖGM bulletin veröffentlicht werden der eigenen Arbeit im Rahmen von Workshops kann; die Mitglieder der ÖGM über die Ta- oder Tagungen dienen. Der Antrag auf Reise- gung und im Besonderen über den Beitrag des kostenzuschuss muss an den 1. Vorsitzenden geförderten ÖGM Mitglieds informiert werden. der ÖGM gerichtet werden. Bei Bewilligung
ÖGM bulletin 2014/1 9 ZAMG Phänologie an der ZAMG Elisabeth Koch, Thomas Hübner, Anita Jurkovic, Helfried Scheifinger, Markus Ungersböck Historischer Überblick national und in- dem Werk Philosophia Botanica die Beobach- ternational tung von Blühbeginn, Blattentfaltung, Reife und Blattfall in ganz Schweden gemeinsam mit Phänologie, die Lehre von den periodisch wie- lokaler Wetterbeobachtung anzustellen, um zu derkehrenden Wachstums- und Entwicklungs- zeigen, wie sich die Regionen voneinander un- Erscheinungen in der belebten Umwelt, hat ih- terscheiden. Er gründete das erste phänolo- re wissenschaftlichen Wurzeln in den Arbei- gische Beobachtungsnetz, welches sich über ten des Botanikers und Mediziners Carl von Schweden und Finnland erstreckte, allerdings Linné (1707 – 1778). 1751 empfahl Linné in nur drei Jahre betrieben wurde. Abb. 1a: Phänologisches Beobachtungsnetz der Monarchie, Stand 1857, unterstrichen sind die Stations- namen (Frisch und Löw, 1859)
10 ÖGM bulletin 2014/1 Morren (1853) prägte das Kunstwort Phänolo- gramm bzw. ohne Richtlinien durchgeführten gie erst 100 Jahre später, das aber sehr rasch Beobachtungen vereinheitlicht werden (Reiß, von der wissenschaftlichen Gemeinde akzep- 1959). Die Abbildungen 1a und 1b zeigen tiert wurde. das phänologische Netz in der Monarchie im Das erste europaweite Beobachtungspro- Jahr 1857 und die Stationen von PEP725 im gramm wurde 1781 von der Societas Meteoro- Jahr 2014. Mit dem Tod von Karl Fritsch im logica Palatina ins Leben gerufen; die Beob- Jahr 1877 fand das systematische phänologi- achtungsdaten, darunter auch Tier - Beobach- sche Netz in der Monarchie sein Ende und es tungen, sind in Ephemerides Societatis Meteo- dauerte fast 50 Jahre bis wieder erste Ansätze rologicae Palatinae publiziert (1783-1794). Das eines öffentlichen phänologischen Dienstes in Netz fand jedoch in den Wirren der französi- Österreich zu finden waren (Werneck – Wil- schen Revolution sein Ende (Lingelbach, 1980). lingrain, 1926). Die ZAMG betreibt nun seit An der Centralanstalt für Meteorologie und 1928 ein phänologisches Netz, mit einer Unter- Erdmagnetismus, initiierte Karl Fritsch - zu- brechung von 1938 bis 1945 (Rosenkranz, 1940, erst Adjunkt dann Vizedirektor - die erste 1961; Roller, 1963; Koch, 1982). In den Kriegs- systematische phänologische Beobachtung im jahren wurden die Agenden vom Reichwetter- Kaisertum Österreich. dienst in Berlin übernommen. Ab etwa 1960 war die mehr als 100 jähri- ge Hochblüte der Phänologie vorbei. Ledig- lich die Agrarphänologie behielt bzw. erlang- te an Bedeutung. Auf Empfehlung der Com- mission for AgroMeteorology CAgM der WMO organisierten viele nationale Wetterdienste nach dem 2. Weltkrieg Beobachtungsprogram- me mit dem Schwerpunkt Agrarphänologie, welche die wissenschaftliche Durststrecke bis zur Jahrtausendwende überdauerten (Koch et al., 2008). Auch die Internationalen Phäno- logischen Pflanzgärten IPG, die Volkert und Schnelle (1958) ins Leben riefen und deren Be- obachtungsdaten heute ein wichtiges Rückgrat der phänologischen Forschung darstellen, ha- ben nicht nur Bestand sondern an Zahl zuge- nommen. (Chmielewski 2001 und 2013; Menzel Abb. 1b: Phänologisches Beobachtungsnetz der und Fabian, 1999). Die österreichischen Stand- PEP725 Datenbank, Stand 2013 (Jurkovic et al., orte von IPG sind Salzburg und Wien / ZAMG. 2014) Im letzten Jahrzehnt des vorigen Jahrtau- sends konnte die Phänologie ihr Image als In Instruction für Vegetationsbeobachtun- harmloser Zeitvertreib von NaturforscherInnen ” gen“(1858) wurden die Beobachterinnen und ablegen. Der Klimawandel mit seinen Auswir- Beobachter angewiesen, ihre Beobachtungsfor- kungen auf Gesellschaft und Natur rückte die mulare alljährlich ausgefüllt an die Zentral- phänologische Forschung wieder in den Mit- anstalt zurückzuschicken. Damit konnten die telpunkt. Phänologie gilt als wichtiger Bio- bereits vorhandenen aber ohne jedes Pro- Indikator des Klimawandels (Menzel, 2002;
ÖGM bulletin 2014/1 11 Rosenzweig et al., 2007; Pereira et al., 2013). wichtig, da sich diese ohne Züchtung und be- Weltweit gibt es Anstrengungen, phänologi- wusstes Eingreifen durch den Menschen ent- sche Beobachtungsnetze zu installieren oder wickeln. So können sie wertvolle, von mensch- deren Betrieb weiter aufrecht zu erhalten lichen Kulturmaßnahmen unbeeinflusste Da- und phänologische Datenbanken aufzubauen ten liefern. Auch die forstliche Ertragskun- (Koch, 2009), wie die Pan Europäische Phäno- de profitiert von einer Beobachtung der re- logische Datenbank PEP725, www.pep725.eu, liefabhängigen Phasenunterschiede. Im öster- die an der ZAMG beheimatet ist oder das reichischen phänologischen Programm scheinen National Phenology Network US-NPN. Die 25, zumeist typisch einheimische wildwachsen- CCl der WMO empfiehlt den nationalen Wet- de Pflanzen auf, mit insgesamt 7 Entwick- terdiensten phänologische Beobachtungsnetze lungsstadien. Die Zahl der beobachteten land- zu organisieren, WCDMP und WCP stimu- wirtschaftlichen Nutzpflanzen schwankte in der lieren und koordinieren weltweit CC Mo- Vergangenheit entsprechend den sich ändern- nitoring Aktivitäten, darunter fallen auch den Anbaugewohnheiten. Auch einige Tiere phänologische Beobachtungen (www.omm.urv. sind im Beobachtungsprogramm, zumeist das cat/media/documents/WMO.pdf). Phänologi- erste Auftreten/ die erste Sichtung von be- sche Beobachtungen zählen in einigen Ländern, stimmten Insekten und Vögeln. so auch in Österreich, zu ECVs (essential cli- Seit 2006 gibt es die Möglichkeit, die Da- mate variables), die gebraucht werden, um ten online über das Phäno-Portal der ZAMG die Arbeit des IPCC und UNFCCC zu un- (Klimaschutzpreis 2006 des Lebensministeri- terstützen. ums und der Öst. Hagelversicherung) hochzu- laden (www.zamg.ac.at/phaenologie). Die- Das Beobachtungsprogramm und das se werden in eine Datenbank eingespielt und Stationsnetz in Österreich werden mit Visualisierungsprogrammen darge- stellt. Damit stehen sofort einige Auswertun- Die pflanzenphänologischen Beobachtungen gen, wie Karten und Diagramme zur Verfügung umfassen drei Gruppen, nämlich Wildpflanzen, (Scheifinger und Koch, 2013a). Daneben be- landwirtschaftliche Nutzpflanzen, Obstgehölze steht weiterhin die traditionelle Form der Da- und Weinreben. In jeder der drei Gruppen ist tenübermittlung per Formular, mit dem Nach- eine Auswahl der für Österreich typischen und teil, dass diese Information erst jeweils zu Jah- weit verbreiteten Pflanzen vertreten, an denen resende zur Verfügung steht. markante Entwicklungsstufen beobachtet wer- Das phänologische Netz der ZAMG hat den. Sämtliche Entwicklungsphasen (also z.B. schon immer auf freiwilligen Beobachterinnen Austrieb, Blüte, Reife...) der Pflanzen sind Ge- und Beobachtern, sogenannten Citizen Scien- genstand des phänologischen Programms. Al- tists (Scheifinger und Koch, 2013b; Beaubien, le Beobachtungen sollten möglichst im nahen 2013; Benz et al., 2013) aufgebaut. Mit die- Umland des Ortes durchgeführt werden, in dem sen wird über das Webpage – Diskussionsfo- der Beobachter wohnt. In der Beobachtungs- rum (das allerdings wenig genutzt wird), Foto- anleitung, die auf dem Phänologie-Portal der galerie (laufend mehr Foto-Uploads), über die ZAMG einsehbar ist bzw. von der ZAMG zur Rubrik Aktuelles“und per Mail kommuniziert. ” Verfügung gestellt wird, sind die zu beobach- Feedback ist bei dieser Form der Datengewin- tenden Pflanzen und Entwicklungsstadien defi- nung extrem wichtig und ist Motivation für die niert. Beobachterinnen und Beobachtern. Auch wird Die Gruppe der Wildpflanzen ist besonders die Datenqualität gesteigert. Derzeit werden
12 ÖGM bulletin 2014/1 an rund 90 Standorten phänologische Beobach- restituierten Daten 1938 bis 1945 sind derzeit tungen durchgeführt. noch immer nur in Papierform vorhanden, die Vorbereitungen zur Digitalisierung sind aber Nationale und internationale Phänologi- bereits abgeschlossen. sche Datenbank und Qualitätskontrolle Die pan-europäische Datenbank PEP725, www.pep725.eu, die seit 2010 von der ZAMG An der ZAMG ist sowohl die nationale als auch im Rahmen eines Projektes von EUMETNET die internationale europäische phänologische mit Unterstützung des bm:w fa aufgebaut und Datenbank PEP725 angesiedelt. Ursprünglich betreut wird, umfasst derzeit mehr als 9 Mill. waren die nationalen Daten erst ab 1987 digi- Dateneinträgen von 23 Ländern (siehe Abbil- tal verfügbar. Erst in den letzten Jahren ge- dung 1b) mit Beobachtungen von 138 Pflan- lang es, alle im Archiv vorhandenen Beobach- zen. Die Verteilung der Beobachtungsdaten auf tungsformulare zu erfassen, so dass nun Daten die Jahreszeit zeigt die für die Phänologie der ab 1945 elektronisch vorliegen. Die Daten des Nordhemisphäre typische zweigipfelige Aus- Werneck´schen Messnetzes, das von ca. 1925 prägung mit dem Hauptmaximum im Frühling bis 1935 vor allem in Ober- und Niederöster- (Abbildung 2). 2013 wurde ein Flagging- reich bestand, die historischen Beobachtungs- System entwickelt und die ersten Schritte der daten des 19. Jahrhunderts und die vom DWD Daten-Qualitätsprüfung implementiert. Abb. 2: PEP725 Datenbank: Verteilung der Zahl der Beobachtungsdaten auf die Tage im Jahr stufenprüfverfahren (siehe Abbildung 3) die ersten drei Punkte im operationellen Dienst umgesetzt werden. Alle phänologischen Da- ten sind frei verfügbar, die DatenbanknutzerIn- nen kommen zu einem Großteil aus der Nord- hemisphäre (Abbildung 4) und können den Interessensgebieten Klimawandel, Phänologie und Land- und Forstwirtschaft zugeordnet wer- den. Abb. 3: Schritte der Qualitätsprüfung (Jurkovic et Phänologische Forschung - Anwendungs- al., 2014) gebiete Nach einer sehr intensiven Konzepterarbei- tungsphase konnten von dem geplanten Mehr- Phenology is always behind“: die Biosphäre ”
ÖGM bulletin 2014/1 13 ist wie die Atmosphäre, Hydrosphäre, Pe- Plateau, Burgund, und Klosterneuburg-Wien dosphäre Teil des Klimasystems und diese ste- dargestellt. Allen drei Beobachtungsreihen ist hen untereinander in Wechselbeziehung. Die gemeinsam, dass ab Mitte 1980 deutlich frühe- saisonale und intraannuelle Vegetationsent- re Lesetermine auftraten. wicklung hat nicht nur auf das Wetter sondern auf das Klima-System in seiner Gesamtheit im- mensen Einfluss, steht aber leider oft nur im ” Hintergrund“. Abb. 5: Vergleich der Weinlesetermine (in Tagen ab Jahresbeginn) von Burgund, Schweizer Plateau, Klosterneuburg und Wien / Bürgerspital. Die Ter- mine sind tiefpass-gefiltert, Fensterbreite 10 Jahre (Maurer et al., 2009) Es zeigte sich, dass die Lufttemperatur in den Monaten Mai bis Juli die höchste Korrelation Abb. 4: Herkunft der DatenbanknutzerInnen mit den Leseterminen besitzt. Die Rekonstruk- tion der Dekaden-Mitteltemperatur dieser Mo- Phänologische Beobachtungen als Klima- nate ab 1523, fortgesetzt mit direkten Messun- Proxies: Viele phänologische Entwicklungsstu- gen ab 1781 (www.zamg.ac.at/histalp) zeigt fen sind eng mit der Lufttemperatur korreliert warme Jahrzehnte im 16. Jahrhundert zu Be- und können als Proxies verwendet werden, um ginn der Zeitreihe, die ähnlich temperiert wa- Temperaturreihen in die vorinstrumentelle Per- ren wie die 1990er. Dann sank die Mai-Juli iode zu verlängern (Lauscher, 1978, Chuine et Mitteltemperatur, die kälteste Dekade findet al., 2004). Im Rahmen des Projektes BAC- sich von 1771-1780. Ein konstanter mehr als CHUS1 wurde im Stiftarchiv von Klosterneu- 30-jähriger Temperaturanstieg, wie er ab 1970 burg nach phänologierelevanten Daten wie Ter- bis 2007 vorherrschte scheint in den letzten 470 min der Weinlese, Weinblüte, aber auch nach Jahren einmalig und noch nie zuvor vorgekom- Angaben über die Weinmenge und Qualität in men zu sein. Original-Quellen recherchiert. So überdecken Abbildung 6 weist auf die Grenzen der die dort aufgefundenen und ausgewerteten Temperaturrekonstruktion hin. Die von ver- Weinlesedaten den Zeitraum von 1668-1879. schiedenen Autoren erarbeiteten Temperatur- Zusammen mit den Lesedaten des Wiener reihen unterscheiden sich zeitweise erheblich. Bürgerspitals von 1523-1749 ergibt dies eine Generell sollte die Qualität der Temperatur- mehr als dreihundertjährige Beobachtungsrei- rekonstruktion mit einer größeren Anzahl von he mit nur wenigen Lücken. Lesedaten, gesam- Prädiktoren anwachsen, wie bei Casty et al. melt von der HBLA Klosterneuburg 1960-2007 (2005a, 2005b) oder Dobrovolny et al. (2009). von Klosterneuburg und Wien schließen ab Phänologische Beobachtungen als Bio- 1970 bzw. 1960 an diese Reihen an (Maurer et Indikator für den Klimawandel: Phenology – al., 2009 und 2011). In Abbildung 5 sind die the timing of seasonal activities of animals Zeitreihen der Weinlesetermine vom Schweizer 1 http://www.zamg.ac.at/cms/de/forschung/klima/bioklimatologie/bacchus-i-ii-iii
14 ÖGM bulletin 2014/1 and plants – is perhaps the simplest process in treten beispielsweise Blattentfaltung und Blüte which to track changes in the ecology of species im Frühjahr und Sommer in Europa, Nordame- in response to climate change (Rosenzweig et rika und Japan und China während der letzten al., 2007). 30 – 50 Jahre um 1 bis 3 Tage/Jahrzehnt früher ein, wobei mit der früheren Blüte auch die Pol- lensaison früher beginnt. Die Trendauswertung 1981 bis 2010 der Daten der PEP725 Datenbank macht deut- lich, dass sich der Trend zu einem früher- en Frühlingsbeginn in Europa in dieser Per- iode festigte, wie auch in der Arbeit von Ge et al., 2014 für China festgestellt wur- de. Die Frühlings- und Sommerphasen zeigen Abb. 6: Abweichungen von rekonstruierter und ge- einen negativen Trend von etwa 1 bis 5 Ta- messener Lufttemperatur (Mai bis Juli) Wien Ho- gen pro Jahrzehnt, Reifephasen sind ebenfalls he Warte (Maurer et al., 2009) bzw. Gitterpunkt verfrüht. Blattverfärbung und Blattfall zeigen 48.25◦ N / 16.25◦ E (Casty et al., 2005a und 2005b) kein eindeutiges Trendverhalten. Typisch ist bzw. zentraleuropäisches Mittel (Dobrovolny et al., die große Schwankungsbreite der Trends von 2009) vom Temperaturmittel 1961 – 1990. Schwarz Vorfrühlingsphasen wie das Stäuben der Er- durchgezogene Linie gemessene Lufttemperatur, re- le oder der Blühbeginn des Schneeglöckchens. konstruierte Lufttemperatur: grau durchgezogen Im Vollfrühling und Frühsommer (z.B. Blüte Casty et al., 2005; grau gepunktet Dobrovolny et von Flieder, Rosskastanie, Vogelbeere, Schwar- al., 2009; grau strichliert Maurer et al., 2009 zer Holunder) ist die Schwankungsbreite am geringsten (Abbildung 7). Phänologische Beobachtungen zeigen sehr an- Phänologie und Pollen: Aus noch wenig ge- schaulich die Auswirkungen des Klimawandels klärten Ursachen sind Pollenallergien in den und sind damit geeignet, diese Auswirkun- westlichen Ländern im Vormarsch. Die meisten gen einem breiten Publikum zu verdeutlichen. europäischen Wetterdienste bieten Vorhersa- Ein globaler Temperaturanstieg von ca. 0.85◦ C gen der Belastung durch Pollen aktuell blühen- in der Periode 1880 bis 2012 (IPCC 2013) der Pflanzen für die nächsten Tage an, um All- mag relativ gering erscheinen, aber der in der ergiker in ihren Maßnahmen zur Verringerung nördlichen Hemisphäre beobachtete verfrühte der Symptome zu unterstützen. Einige weni- Frühlingsbeginn von einigen Tagen pro Dekade ge Wetterdienste leisten sich die Entwicklung kann sehr leicht der Öffentlichkeit kommuni- sogenannter numerischer Pollenvorhersagemo- ziert werden. delle, die ausgehend von einer Pflanzendichte- Eine Reihe von Einzelstudien und Metastu- verteilung über ein phänologisches Modell, ein dien konnten während der letzten Jahre eine Modul, das die Pollenfreisetzung in die Atmo- Verschiebung des Frühlings um 2.3 bis 5.2 Ta- sphäre berechnet, und ein Ausbreitungsmodell, ge/Jahrzehnt zu früheren Terminen während das die raumzeitliche Entwicklung der Pollen- der letzten 30 Jahre in den mittleren und konzentration in der Atmosphäre simuliert (So- höheren Breiten der nördlichen Hemisphäre do- fiev et al., 2013), die Pollenbelastung vorher- kumentieren und erhärten (Parmesan and Yo- sagen. Phänologische Echtzeitbeobachtungen he, 2003; Root et al., 2003; Menzel et al., 2006; sind zur Zeit noch nicht in einer ausreichenden Rosenzweig et al., 2007; Ge et al., 2014). So räumlichen Dichte und Verteilung verfügbar,
ÖGM bulletin 2014/1 15 sodass Eintritt und Ende der Blühphase für aus phänologischen Modellen gewonnen werden die numerischen Berechnungen ausschließlich (Scheifinger et al., 2013). Abb. 7: Trends (Tage pro Jahrzehnt) von ausgewählten phänologischen Phasen in Europa in der Periode von 1981-2010: negative Trends bedeuten eine Verfrühung, positive Trends eine Verspätung. Schwarze Linie Median, bunte Säulen 25. bzw. 75. Perzentil (Ungersböck et al., 2013) Hier werden zwei unterschiedliche Ansätze ver- welchen die Pollenfreisetzung bereits begonnen folgt. Falls ausreichend lange und räumlich hat, herantransportiert werden können und dichte phänologische Zeitreihen zum Blühbe- so den Beginn der lokalen Blüte vortäuschen ginn der relevanten Art vorliegen, können die- (Estrella et al., 2006). Die numerische Pol- se zur Kalibrierung phänologischer Modelle lenmodellierung bietet für den operationellen herangezogen werden. Häufiger werden aller- Dienst schon jetzt eine massive Unterstützung, dings Zeitreihen von atmosphärischen Pollen- wobei das Artenspektrum und die Genauigkeit konzentrationen für diesen Zweck adaptiert. noch deutlich erweitert bzw. verbessert werden Der Beginn und das Ende der Blühperiode können (Abbildung 8). wird über statistische Parameter, wie z.B. ge- wissen Perzentilwerten der gesamten saisona- Zusammenfassung und Ausblick len Pollensumme, festgelegt und dann mit Hilfe von phänologischen Temperatursummen- Die phänologische Forschung hat in den letzten modellen simuliert (Thibaudon und Lachasse, beiden Jahrzehnten enormen Aufschwung ge- 2005). Dabei wird angenommen, dass die lo- nommen. Die Zahl der wissenschaftlichen Pu- kale Pollenfreisetzung zeitgleich mit der Re- blikationen zeigte in diesem Zeitabschnitt eine gistrierung der ersten Pollen in den Pollen- fast exponentielle Zunahme (Hudson and Kea- fallen eingesetzt hat. Diese Annahme braucht tley, 2010). Die ZAMG hat dabei mit zahl- nicht unbedingt zu zutreffen, da Pollen durch reichen nationalen und internationalen For- atmosphärische Strömungen aus Gebieten, in schungsprojekten an diesem Aufschwung mit-
16 ÖGM bulletin 2014/1 gewirkt. Auch stellt sie mit der PEP725 Daten- noch nicht mit dem erhofften Erfolg wie in ei- bank der Forschung eine wichtige Infrastruktur nigen anderen Ländern wie Schweden oder den zur Verfügung. Phänologische Beobachtungs- Niederlanden. Deshalb ist uns die Betreuung daten sind als ground truth“ für Satelliten- der ehrenamtlichen Beobachterinnen und Be- ” daten von Bedeutung. Mitarbeiter der ZAMG obachtern des nationalen Stationsnetzes beson- werden in einem gerade anlaufenden Projekt ders wichtig. Wir wollen uns an dieser Stelle bei diesen Aspekt näher beleuchten. Dem sich den Phänologie - Beobachterinnen und Beob- seit einigen Jahren abzeichnenden Schwund an achtern recht herzlich bedanken. Ohne ihr In- Beobachterinnen und Beobachtern wird mit- teresse und ihren Einsatz hätte die Phänologie tels moderner Medien entgegengetreten, leider nicht diese Renaissance erfahren können. Abb. 8: Produkte der numerischen Pollenvorhersage, wie sie an der ZAMG dem operationellen Vorher- sagedienst zur Verfügung gestellt werden. In den Reihen sind von oben nach unten die Vorhersagen für den aktuellen Tag, + 24 und + 48 Stunden aufgelistet und nach Spalten angeordnet die Ergebnisse der diversen Modelle (von links nach rechts): COSMO-ART der MeteoSchweiz aus der POL-DACH Koope- ration, das SILAM des FMI, das SILAM an der ZAMG auf Grundlage von 0.2◦ ECMWF Feldern und das SILAM auf Grundlage von ALARO – Feldern mit einer Auflösung von 5 km. Dargestellt ist das Tagesmittel der Graspollenverteilung der untersten Modellschicht. Literatur Beaubien, E. G. (2013): Spring flowering trends in Alberta, Canada: response to climate change, urban heat island effects, and an evaluation of a citizen science network, PhD thesis, Forest Biology and Management, Department of Renewable Resources, University of Alberta Benz, S., Miller-Rushing, A., Domroese, M., Ballard, H., Bonney, R., DeFalco, T., Newman, S., Shirk, J. and Young, A. (2013): Workshop 1: Conference on Public Participation in Scientific Research 2012: An International, Inter- disciplinary Conference, Bulletin of the Ecological Society of America, 94(1), 112-117 Chmielewski, F.-M., Rötzer, T. (2001): Response of tree phenology to climate change across Europe. Agricult Forest Meteorol 108: 101-112
ÖGM bulletin 2014/1 17 Chmielewski, F.-M., Heider, S., Moryson, S., Bruns, E. (2013): International Phenological Observation Networks: Concept of IPG and GPM. In M.D. Schwartz (ed.): Phenology: An Integrative Environmental Science, 2nd edition, ISBN 978-94-007-6924-3 ISBN 978-94-007-6925-0 (eBook), DOI 10.1007/978-94-007-6925-0, Springer Dordrecht Heidelberg New York London Chuine, I., Yiou, P., Viovy, N., Seguin, B., Daux, V., Le Roy Ladurie, E. (2004): Grape ripening as a past climate indicator, Nature, 432, 2004 Estrella, N., Menzel, A., Kramer, U. & Behrendt, H. (2006): Integration of flowering dates in phenology and pollen counts in aerobiology: analysis of their spatial and temporal coherence in Germany (1992-1999). International Journal of Biometeorology, 51, 49-59 Fritsch, K. (1858): Instruction für phänologische Beobachtungen. Jahrb Centralanst Meteorol Erdmagnet, Vienna (1853) 5: 51-62 Fritsch, K., Löw, F. (1859): Phänologische Übersichten von Österreich, August 1857. In: Burkhardt AU. Übersichten der Witterung in Österreich und einigen auswärtigen Stationen im Jahre 1857, Wien aus der Kaiserlich – Königlichen Hof- und Staatsdruckerei Ge, Q., Wang, H., Rutishauser, T., Dai, J. (2014): Phenological response to climate change in China: a meta analysis. Global Change Biology Hudson, I. L., Keatley, M.R. (eds) (2010): Phenological Research, Methods for Environmental and Climate Change Analsysis. doi 10.1007/978-90-481+3335-2, Springer Dordrecht Heidelberg London New York IPCC (2013): Summary for Policymakers. In: Climate Change 2013: The Physical Science Basis. Contribution of Working Group I to the Fifth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change (eds Stocker TF, Qin D, Plattner GK, Tignor M, Allen SK, Boschung J, Nauels A, Xia Y, Bex V, Midgley PM), pp.3-29. Cambridge University Press, Cambridge Jurkovic, A., Hübner, T., Koch, E., Lipa, W., Scheifinger, H., Ungersböck, M., Zach-Hermann, S. (2013): The Pan European Phenological Database PEP725, Data Content and Data Quality Procedures. The pan European phe- nological database PEP725 Data Content and Quality Control. EGU 2014, Vienna http://meetingorganizer. copernicus.org/EGU2014/EGU2014-2083.pdf Koch, E. (1982): Das phänologische Schnellmeldenetz. Wetter und Leben Jg.34, Heft 1 –2 Koch, E., Donelly, A., Lipa, W., Menzel, A., Nekovar, J. (eds) (2009): Final Scientific Report of COST 725, ISBN 978-92-898-0048-8, doi: 10.2831/10279, COST Office Koch, E., Demaree, G., Lipa, W., Zach, S., Zimmermann K. (2008): History of international phenological networks. In: COST Action 725 The history and current status of plant phenology in Europe“, Nekovar et al. (eds), 181 ” Seiten, ISBN 978-951-40-2091-9 Lauscher, F. (1978): Neue Analysen ältester und neuerer phänologischer Reihen. Archiv für Meteorologie. Geophysik und Bioklimatologie Serie B 28: 373–385 Lingelbach, E (1980): Vom Messnetz der Societas Meteorologica Palatina zu den weltweiten Messnetzen heute. Ann Meteorol (Neue Folge) No 16. Symposium anläßlich der 200. Wiederkehr des Gründungsjahres der Societas Meteorologica Palatina, Mannheim 13. – 15./10.1980, Offenbach am Main, Selbstverlag des DWD Linnaeus, C. (1751): Philosophia Botanica, Stockholm Maurer, C., Koch, E., Hammerl, C., Hammerl, T., Pokorny, E. (2009): Klosterneuburg Wine and Climate Change in Lower Austria (BACCHUS) temperature reconstruction for the period 16th to 18th centuries from Viennese and Klosterneuburg grape harvest dates, J. Geophys. Res., Vol. 114, D22106, doi:10.1029/2009JD011730Menzel A. 2002. Phenology, its importance to the global change community. Climatic Change 54: 379–385 Maurer, C., Hammerl, C., Koch, E., Hammerl, T., Pokorny, E. (2011): Extreme grape harvest data of Austria, Swit- zerland and France from A.D. 1523 to 2007 compared to corresponding instrumental/reconstructed temperature data and various documentary sources. Theor Appl Climatol, DOI 10.1007/s00704-011-0410-3 Menzel, A., Fabian, P. (1999): Growing season extended in Europe. Nature, 397 Menzel, A. (2002): Phenology: Its Importance to the Global Change Community. Climatic Change, V 54, N 4, http: //dx.doi.org/10.1023/A%3A1016125215496, Kluwer Academic Publishers
18 ÖGM bulletin 2014/1 Menzel, A., Sparks T. H., Estrella, N., Koch, E., Aasa, A., Ahas, R., Alm-Kübler, K., Bissolli, P., Braslavská, O., Briede, A., Chmielewski, F. M., Crepinsek, Z., Curnel, Y., Dahl, Å., Defila, C., Donnelly, A., Filella, Y., Jatczak, K., Måge, F., Mestre, A., Nordli, Ø., Pen̋uelas, J., Pirinen, P., Remisová, V., Scheifinger, H., Striz, M., Susnik, A., Wielgolaski, F.-E., v. Vliet, A., Zach, S., Zust A. (2006): European phenological response to climate change matches the warming pattern. Global Change Biology 12(10), 1969-1976 Morren, C. (1853): Souvenirs phénologiques de l’hiver 1852-1853. Bulletin de l’Académie Royale de Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique, vol II Parmesan, C. and Yohe, G. (2003): A globally coherent fingerprint of climate change impacts across natural systems. Nature, 421, 37-42 Pereira, H. M., Ferrier, S., Walters, M., Geller, G. N., Jongman, R. H. G, Scholes, R. J., Bruford, M. W., Brummitt, N., Butchart, S. H. M., Cardoso, A. C., Coops, N. C ., Dulloo, E., Faith, D. P., Freyhof, J., Gregory, R. D., Heip, C., Höft, R., Hurtt, G., Jetz, W., Karp, D. S., McGeoch, M. A., Obura, D., Onoda, Y., Pettorelli, N., Reyers, B., Sayre, R., Scharlemann, J. P. W., Stuart, S. N., Turak, E., Walpole, M., Wegmann, M. (2013): Essential Biodiversity Variables. Science, vol. 339 Reiß, M. (1959): Die Phänologie in Österreich seit 1826 und ihre Beziehungen zur Klimakunde. Wetter und Leben Jg.11, Heft 5 – 7 Roller, M. (1963): Durchschnittswerte phänologischer Phasen aus dem Zeitraum 1946 bis 1960 für 103 Orte Österreichs. Wetter und Leben Jg.15, Heft 1 Root T. L., Price, J. T., Hall, K. R., Schneider, S. H., Rosenzweig, C., Pounds, J. A. (2003): Fingerprints of global warming on wild animals and plants. Nature 421, 57-60 Rosenkranz, F. (1940): Zehn Jahre Phänologie im Lande Österreich. Reichsamt für Wetterdienst, Wiss. Abh. 7, Nr. 2, Berlin Rosenkranz, F. (1961): Phänologie: Eintritt des Vollfrühlings - Hochsommerbeginn (Winterroggenernte) – Vegetations- zeit – Dauer der Nachfruchtzeit. Karten im Maßstab 1:1.000.000 im Atlas der Republik Österreich, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien Rosenzweig, C., Casassa, G., Karoly, D. J., Imeson, A., Liu, C., Menzel, A., Rawlins, S., Root, T. L., Seguin, B., Tryjanowski, P. (2007): Assessment of observed changes and responses in natural and managed systems. Climate Change 2007: Impacts, Adaptation and Vulnerability. Contribution of Working Group II to the Fourth As- sessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change, M.L. Parry, O.F. Canziani, J. P. Palutikof, P. J. van der Linden and C. E. Hanson, Eds., Cambridge University Press, Cambridge, UK, 79-131 Scheifinger, H., Koch, E. (2013a): An operational monitoring and display system for phenological observati- ons, Geophysical Research Abstracts, Vol. 15, EGU2013-7663, 2013, EGU General Assembly 2013, http: //meetingorganizer.copernicus.org/EGU2013/EGU2013-7663.pdf Scheifinger, H., Koch, E. (2013b): An overview of information about phenology, drought and heatwave data on Eye on Earth and the Climate-ADAPT map viewer. Interner Projektbericht für EEA, ZAMG Scheifinger, H., Belmonte, J., Celenk, S., Damialis, A., Dechamp, C., Garcia-Mozo, H., Gehrig, R., Grewling, L., Halley, J. M., Hogda, K.-A., Jäger, S., Karatzas, K., Karlsen, S.-R., Koch, E., Pauling, A., Peel, R., Sikoparija, B., Smith, M., Galán-Soldevilla, C., Thibaudon, M., Vokou, D. and de Weger, L. (2013): Monitoring, modelling and forecasting of the pollen season. In: Sofiev, M. and C. Bergmann (Eds, 2013): Allergenic pollen - A review of production, monitoring , distribution, forecast and health impact. Springer, Dordrecht, 247pp Sofiev, M., Belmonte, J., Gehrig, R., Izquierdo, R., Smitth, M., Dahl A. and Siljamo P. (2013): Airborne pollen transport. In: Sofiev, M. and C. Bergmann (Eds, 2013): Allergenic pollen - A review of production, monitoring, distribution, forecast and health impact. Springer, Dordrecht, 247pp Schnelle F., Volkert, E. (1958): Einrichtung der Internationalen Phänologischen Gärten. Arboreta Phaenologica 1 Thibaudon, M. & Lachasse, C. (2005): Phénologie : intérêt et méthodes en aérobiologie - Interest of phenology in relation to aerobiology. Revue française d’allergologie et d’immunologie clinique, 45, 194-199 Ungersböck, M., Jurkovic, A., Koch, E., Lipa, W., Scheifinger, H., Zach-Hermann, S. (2013): Trend of earlier spring in central Europe continued, EGU 2013, Vienna; http://meetingorganizer.copernicus.org/EGU2013/ EGU2013-4063.pdf Werneck–Willingrain, H. (1926): Grundlagen eines phänologischen Bundesdienstes für Österreich. Landwirtschaftliche Zeitung Nr. 50 (11. Dezember 1926)
ÖGM bulletin 2014/1 19 ZAMG Aktuelles aus COST ESSEM Ulrike Pechinger COST ist eine Forschungsinitiative eu- zu meteorologischen Themen. Ausführliche Be- ropäischer Staaten auf dem Gebiet der Wis- schreibungen zu den laufenden und abgeschlos- senschaft und Technologie. Gegründet 1971 senen Aktionen gibt es auf der Website: http: in einer zwischenstaatlichen Vereinbarung von //www.cost.eu/domains_actions/essem. 35 europäischen Staaten ist COST (European Cooperation in Science and Technology) der • ES1308: ClimMani: Climate erste und größte Rahmen für die transnationa- Change Manipulation Experiments le Kooperation von nationalen Forschungspro- in Terrestrial Ecosystems: Networ- jekten und - Aktivitäten. COST unterstützt king and Outreach die Bildung von Bottom-Up-Netzwerken, den Laufzeit: 24.4.2014-24.4.2018, Österreich COST Aktionen, durch die Förderung von beteiligt: ja Ausschusssitzungen, Workshops, Konferen- Universität für Bodenkultur Wien, De- zen, befristeten Austausch von jungen For- partment für Wald- und Bodenwis- schern und Forscherinnen, Training-Schools, senschaften; Prof. Sophie Zechmeister- und Veröffentlichungen. COST ermöglicht auch Boltenstern; Universität Innsbruck, In- Kooperationen mit Forschungsinstitutionen stitut für Ökologie, Prof. Michael Bahn aus 18 Nachbarstaaten und aus 27 Drittstaa- (Vertretung) ten. COST ist in 9 wissenschaftliche Berei- Die Aktion soll das Verständnis über das che, den Domains, gegliedert. Die COST Ak- Funktionieren von Ökosystemen unter tionen mit Bezug zur Meteorologie sind dem den zukünftig geänderten klimatischen Domain COST ESSEM/Earth System Science Bedingungen vertiefen. In vier Arbeits- und Environmental Management oder bei brei- gruppen werden die Themen empfoh- ” ter interdisziplinärer Thematik dem Domain lene Praxis für Klimaänderungsexperi- TDP/Trans Domain Proposals zugeordnet. In- mente“, natürliche Klimagradienten als ” formationen für die Einreichung oder für die experimentelle Proxies“, Datenbereit- ” Teilnahme an einer Aktion liefert die Website stellung“und Daten-Modell Interakti- ” http://www.cost.eu/participate. on“behandelt. Die Berichterstellerin ist als Delegierte für • ES1305: European Network for the COST ESSEM seit dem Jahr 2006 mit der Radar Surveillance of Animal Mo- Evaluierung von beantragten COST Aktionen vement befasst, bringt neu gestartete COST Aktio- Laufzeit: 21.10.2013-20.10.2017, Öster- nen mit Bezug zur Meteorologie einem weiten reich beteiligt: nein Kreis von potentiellen Interessenten in Öster- Ausgehend vom EUMETNET Pro- reich zur Kenntnis, und begleitet als COST gramm OPERA soll die Erfassung von Rapporteur ausgewählte Aktionen. Die nach- Vogelbewegungen aus den Wetterradar- folgende Zusammenstellung gibt einen Über- beobachtungen weiterentwickelt und ver- blick über derzeit laufende COST Aktionen bessert werden. Damit sollen einerseits
20 ÖGM bulletin 2014/1 die Zugbahnen der Vögel besser be- Xin Yan (Vertretung); TU Wien, Depart- stimmt werden und andererseits die me- ment für Geodäsie und Geoinformation, teorologischen Wetterradarprodukte von Prof. Robert Weber, Dipl.-Ing. Gregor den unerwünschten Störungen durch die Möller (Vertretung) Vogelbewegungen befreit werden. Aus der Synergie der drei GNSS Syste- me GPS, GLONASS und Galileo sollen • ES1303: Towards operational neue hochqualitative Produkte zur Er- ground based profiling with ceilo- fassung des Wasserdampfgehalts in der meters, doppler lidars and microwa- Troposphäre entwickelt werden und für ve radiometers for improving wea- das Monitoring und die Vorhersage von ther forecasts (TOPROF) schweren Unwettern sowie für die Klima- Laufzeit: 22.10.2013-21.10.2017, Öster- forschung eingesetzt werden. reich beteiligt: ja ZAMG, Wien, Dr. Martin Piringer, Dr. • ES1203: Enhancing the resilience Kathrin Baumann-Stanzer (Vertretung) capacity of SENSitive mountain Die Aktion befasst sich mit der Weiter- FORest ecosystems under environ- entwicklung und Anwendung von Ceilo- mental change (SENSFOR) meter, Doppler Lidar und Mikrowellen- Laufzeit: 22.11.2012-21.11.2016, Öster- Profiler mit dem Ziel verbesserte Profile reich beteiligt: ja für die Datenassimilation und für die Ve- Universität für Bodenkultur Wien, Insti- rifikation von NWP Modellen bereit zu tut für Waldökologie, Prof. Douglas God- stellen. bold; Universität Innsbruck, Institut für Botanik, Dr. Gerhard Wieser • ES1207: A EUropean BREWer Die Baumgrenzen in den Alpen und der NETwork - EUBREWNET Arktis werden stark von Landnutzung Laufzeit: 29.4.2013-28.4.2017, Österreich und Klima beeinflusst. Der verantwor- beteiligt: ja tungsvolle Umgang mit den Ökosyste- Universität für Bodenkultur Wien, Insti- men im Bereich der Baumgrenzen soll tut für Meteorologie, Dr. Stana Simic, mit dem Schwerpunkt auf das Monitoring Mag. Michael Fitzka (Vertretung) von Biodiversität und auf Okosystem- Die unterschiedlichen, etwa 50 nationa- Services wie Bodenbildung, Hangstabi- len Brewer Spectrophotometer Messun- lität, Wasserrückhaltung, Wasserqualität gen von Ozon, AOD (aerosol optical und Wildkorridore erhoben werden. depth) und UV sollen zur Einrichtung ei- nes einheitlichen europäischen Messnet- • ES1106: Assessment of EUROpean zes optimiert und harmonisiert werden. AGRIculture WATer use and tra- de under climate change (EURO- • ES1206: Advanced Global Naviga- AGRIWAT) tion Satellite Systems troposphe- Laufzeit: 17.4.2012-17.4.2016, Österreich ric products for monitoring se- beteiligt: ja vere weather events and climate Universität für Bodenkultur Wien: In- (GNSS4SWEC) stitut für Meteorologie, Prof. Josef Eit- Laufzeit: 17.5.2013-16.5.2017, Österreich zinger, Mag. Sabina Thaler (Vertretung); beteiligt: ja Institut für Vermessung, Fernerkundung ZAMG, Mag. Christoph Wittmann, Dr. und Landinformation Dr. Francesco Vuo-
ÖGM bulletin 2014/1 21 lo beteiligt: ja Die Aktion hat das Ziel, verbesser- Universität Graz, Institut für Physik, te Methoden und Datensätze zu schaf- Prof. Arnold Hanslmeier, Dr. Dominik fen, um europaweit den Wasserverbrauch Utz zu bestimmen, der mit den verschiede- Der Einfluss der Sonnenvariabilität auf nen landwirtschaftlichen Produktionssy- die Klimaänderung wird untersucht, stemen und dem Import/ Export von wobei in Arbeitsgruppen die Themen landwirtschaftlichen Produkten einher- Sonneneinstrahlung, interplanetare Per- geht. turbationen, energetische Partikel und Wechselwirkung zwischen oberer und un- • ES1102: VALUE - Validating and terer Atmosphäre behandelt werden. Integrating Downscaling Methods for Climate Change Research • ES1004: European framework for Laufzeit: 12.12.2011-11.12.2015, Öster- online integrated air quality and reich beteiligt: ja meteorology modelling ZAMG, Wien, Dr. Christoph Matulla; Laufzeit: 28.4.2011-27.2.2015, Österreich Universität Graz, Wegener Center für beteiligt: ja Klima und globalen Wandel, Dr. Matthi- ZAMG, Wien, Mag. Marcus Hirtl as Themessl Weiterentwicklung und Anwendung von Die verschiedenen Downscaling- online integrierten Luftqualitäts- und Methoden werden validiert und weiter- Meteorologie-Modellen zur Verbesserung entwickelt, um verlässliche regionale Kli- der chemischen Wettervorhersage durch maänderungsszenarien für Europa erzeu- Einbau von Rückkopplungsmechanismen gen zu können. von Aerosolen und Luftchemie auf meteo- rologische Kenngrößen und zur Berück- • ES1006: Evaluation, improvement sichtigung der Interaktion zwischen Luft- and guidance for the use of local- schadstoffen und Klimavariablen. scale emergency prediction and re- sponse tools for airborne hazards in • ES1002: Weather Intelligence for built environments Renewable Energies (WIRE) Laufzeit: 28.4.2011-27.4.2015, Österreich Laufzeit: 10.11.2010-9.11.2014, Öster- beteiligt: ja reich beteiligt: ja ZAMG, Wien: Dr. Kathrin Baumann- ZAMG, Wien: Dr. Alexander Kann Stanzer, Mag. Sirma Stenzel (Vertre- Die bestmöglichen Wetterinformationen tung) für Wind- und Solaranlagen sollen Ziel der Aktion ist die Bestandsauf- wissenschaftlich geprüft werden. Post- nahme, Evaluierung und Weiterentwick- processing Algorithmen auf der Basis von lung von Modellen zur Ausbreitung von NWP-Modellen und Fernerkundungsda- gefährlichen Stoffen sowie die Schaffung ten werden entwickelt, die Beziehung einer Anwenderrichtlinie. zwischen der wetterabhängigen Energie- produktion und den damit verbundenen • ES 1005: Towards a More Complete starken Fluktuation im Stromnetz wird Assessment of the Impact of Solar untersucht. Variability on the Earth’s Climate Laufzeit: 12.5.2011-11.5.2015, Österreich • ES1001: SMOS Mission Oceanogra-
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