STG ohne Hardware: Trennung von Dunhill/White Spot und Winslow - Das Pfeifenblog
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
STG ohne Hardware: Trennung von Dunhill/White Spot und Winslow Dunhill Pfeifen (das idiotische „White Spot“ kommt mir nach über 50 Jahren unveränderter Begeisterung über Dunhills irgendwie nicht aus der Feder) und die von Poul Winslow werden ab dem 01.07.2021 vom italienischen Distributor Augusta srl, Rom, (u.a. Castello) vertrieben. Augusta zeichnet bereits für den Vertrieb von Dunhill in der Schweiz, Irland, USA und Italien verantwortlich und hat soeben in Duisburg ein Büro eröffnet, das für den deutschen und österreichischen Markt zuständig ist. Markus Wirtz, lange Jahre bei STG verantwortlich für die STG Pfeifensparte in Deutschland, leitet die Niederlassung und damit ändert sich für den Fachhandel bis auf eine geänderte Fakturierung wohl nichts. Es reden weiterhin die gleichen Beteiligten miteinander. Dunhill 4111 Cumberland aus der „Vor-White Spot“ Zeit. STG verabschiedet sich damit vollständig aus dem
„Hardwaregeschäft“, es sei daran erinnert, dass auch einmal Stanwell zu STG gehörte. Veränderungen in der Pfeifenbranche gibt es immer wieder. Anders als bei Peterson & Kapp, die 2018 in den Besitz von Laudisi Enterprises (USA, u.a. Cornell & Diehl, Smokingpipes) übergingen, haben bei Dunhill und Winslow nicht die Besitzverhältnisse, sondern nur die Distributionspartner gewechselt. Wir Pfeifenraucher werden davon wohl kaum etwas bemerken, solange die Produktpolitik und die Verfügbarkeit unverändert bleiben. 3 Winslow-Pfeifen mit Kontrastbeizung. einmal anders als die beliebten Großformate des dänischen Pfeifenmachers. Alle abgebildeten Pfeifen im Besitz des
Autors. STG = Scandinavian Tobacco Group Pfeifendeckel – Deckelpfeifen Übersicht über die wichtigsten Deckelvarianten – ein Versuch. Der eine oder andere von euch, kann es sicher schon nicht mehr hören oder lesen. Mein Pfeifendeckel-Fetisch interessiert doch keine Sau, dachte ich auch immer, aber schrieb trotzdem darüber. Doch zeigt mir überraschenderweise die Statistik, dass diese Artikel sehr viel gelesen werden. Aber vielleicht spricht das nicht unbedingt für dieses Thema, sondern nur für die Tatsache, dass hier zu wenig wirklich interessante Artikel veröffentlicht werden und dass meine Deckel-Elegien aus lauter Verzweiflung trotzdem angeklickt werden. Aber ich kann euch versprechen, dieser Beitrag erschlägt das Thema Pfeifendeckel endgültig und erschöpfend. Nach dieser Arbeit, wird jede weitere Zeile nur Wiederholung des bereits von mir Gesagtem sein. Und auch ich lasse euch danach für immer in Ruhe damit, versprochen. Den Link zur achtbändigen Druckvariante des „Almanach der Deckelpfeife im Wandel der Zeit unter der besonderen Berücksichtigung sozikultureller Einflüsse auf das Rauchverhalten des westlichen Abendlands“ folgt sofort nach Drucklegung. Lesen Sie jetzt schon einige Kapitel vorab:
Klappen, Schwenken, Schieben und Kippen. Klappen Bruyere Garantie Peterson Silver Wind Cap Der Klassiker: Ein Metalldeckel wird mittels eines Scharniers nach oben und natürlich auch wieder unten geklappt. Meist passiert das längs zur Holmrichtung vom Raucher weg, damit er oder sie hineinschauen und bequem nachfeuern kann. Der Verschlussmechanismus ist eine Metalllippe, die sich sich über eine feste Stelle am Kopfrand stülpt und den Deckel nach leichtem Druck schliesst. Das gibt es natürlich in
unterschiedlicher Ausführung aber im Grunde ist das Prinzip immer gleich, simpel und selbsterklärend. Die deutlichen Unterschiede sind in erster Linie qualitativer Art. Während meine Peterson zum Beispiel eine massive Echtsilber Applikation hat, hängt auf der Bruyere Garantie nur ein windiger Blechdeckel schief herum. Von Dunhill soll es sogar Deckel aus massivem Gold geben, einen solchen kann ich euch aber leider nicht zeigen, schliesslich bin ich nur ein einfacher Junge aus der Isarvorstadt. (Ihr wisst schon, in der Kindheit nur im Winter Schuhe und nach dem Krieg mit dem Bollerwagen aufs Land zum Kartoffeln kaufen und so … wir hatten ja nix.) Schwenken Das Schwenken oder Schieben als Verschlussmechanismus ist schon etwas ungewöhnlicher und mutet auch viel moderner und weniger großväterlich an. Für das Schieben wird eine Achse benötigt, diese Funktion übernimmt meist eine Schraube, die in den Pfeifenkopf hineingeschraubt wurde. Der Deckel wird an der Achse horizontal von der Rauchkammer weg, bzw. auch wieder auf sie zu bewegt. Aufsetzen, oder Schlitzen? Maestro de Paja – Fatta a Mano
Caminetto Bei den Schiebedeckeln ist der Variantenreichtum deutlich ausgeprägter. Ganz grundsätzlich kann man die Patente unterscheiden, in dem man die vertikale Position der Deckel betrachtet. Die einfachste und auch primitivste Variante ist, wie auch meiner Vauen Duke der Deckel, der auf der Pfeife oben aufliegt, man kann den Messingdeckel an der Schraube um 360 Grad drehen. Schon ein etwas ausgefeilter ist der Mechanismus meiner Caminetto. Hier befindet sich der Deckel zwar auch oben auf dem Kopfrand, dieser ist aber mit einer weiteren Metallschicht ausgekleidet. Zudem verhindert eine Nut im Metall und ein winziger Stift auf der Unterseite des Deckels, dass der Deckel zu weit geschwenkt wird. Maestro de Paja – Fatta a Mano Bei meinen beiden Schwestern aus dem Hause Maestro de Paja befindet sich die gesamte Mechanik im Deckel, der aus mehreren Teilen besteht. Der Schwenkdeckel läuft in einer mittig zum Teil geschlitzten stählernen Kopfrand-Applikation. Hier rastet
der Deckel nicht ein, sondern stoppt in der geschlossenen Position, weil der Schlitz zu Ende ist. Ein kleiner Vogelkopf dient hier als Griff fürs Auf- und zuschwenken. Schneiderwind W.O. Selection Brebbia Der aufwändigste Schwenkmechanismus ist bei der Schneiderwind W.O. Selection Brebbia verbaut. Hier ist nicht der Deckel geschlitzt, sondern der Pfeifenkopf selbst. Es ist auch keine primitive Schraube, die hier Achse dient, sondern ein Stahlstift, der hier in den Kopf getrieben wurde. Auf dem Kopfrand befindet sich eine filigrane Silberarbeit. Innen und aussen befindet sich jeweils ein schmaler Silberring. Das Bird-Eye Muster des Bruyeres-Rands kommt dadurch noch besser zur Geltung. Zudem sorgen zwei winzige Silbernasen dafür, dass der Deckel angenehm fest einrastet. Da wackelt nichts, das ist ungeheuer stabil und zugleich filigran und edel hier ist auch der Deckel aus Sterlingsilber. Kippen Butz-Choquin Auto-Sport 1601
Den für mich ungewöhnlichsten Deckelmechanismus hat meine neue Butz-Choquin Auto-Sport 1601. Ich erhielt sie von einem Zuschauer meines YouTube-Kanals, der genau wusste in wessen Händen bizarre Deckelpfeifen gehören, Danke nochmals. Es handelt sich dabei um die rustizierte Variante dieses Modells. Beim flüchtigem Blick glaubt man fast, der Deckel sei aus dem gleichen Holz geschnitzt, wie die Pfeife selbst. Das ist aber mitnichten so. Es ist nicht einmal Holz, der Deckel ist aus Bakelit, einem sehr altertümlichen Kunststoff und er wurde mit dem gleichen Muster rustiziert, wie der Pfeifenkopf und sieht auch farblich täuschend gleich aus. Der Deckel wird zum Öffnen nach hinten gekippt, sehr lässig! Der Name Auto-Sport verrät einem sogleich für welche Zielgruppe diese Pfeife entwickelt wurde. Der sportliche Cabrio-Fahrer sollte trotz Fahrtwind geschützt von Funkenflug dem genussvollen Pfeifenrauch frönen. Ohne diesen Deckel würde der Fahrtwind bei sportlicher Fahrweise die Glut so sehr anheizen, dass von dem Bruyèreholz bald nichts mehr übrig sein würde, meinten die Erfinder. Zusätzlich ist die Oberseite des Kopfes vorne auch etwas erhöht, was einen zusätzlichen Schutz der Glut gewährt. Materialien Wie ihr aus dem vorherigen Beschreibungen entnehmen konntet, kommen für die Deckel verschiedenste Materialien zur Anwendung. Gold, Silber, Edelstahl, Blech (vernickelt, verchromt), Messing, Holz (Bruyere) und Bakelit. Welches Material verwendet wird, hängt glaube ich in erster Linie mit der Preisgestaltung der Pfeife zusammen. Alle diese Materialien erfüllen ihren Zweck, sie schützen vor Wind und Wetter und halten die Funken im Pfeifenkopfinneren. Mit der Hitze der Brennkammer kommen sie allesamt gut zurecht. Den einzigen wirklichen Vorteil kann ich bei der Kombination von Bruyere und Silber bemerken (Caminetto). Durch die isolierende Wirkung des Holzes wird das Metall nicht heiss. Das verhindert, dass man sich bei der Bedienung des Deckelmechanismus‘ nicht die
Pfoten verbrennt. Und damit sind wir schon beim nächsten Teil angelangt. Handhabung Warum sollte man den Deckel während des Rauchens überhaupt anfassen? Natürlich, weil man nachfeuern muss. Möglicherweise gibt es Raucher unter uns, die ihre Pfeife, einmal entzündet, bis zum Ausschütten des legendären grauen Ascherests, nicht mehr anfassen müssen, ich gehöre leider nicht dazu. Ich bin viel zu g’schaftig und unkonzentriert. Ich muss immer wieder nachfeuern und dazu ist es eigentlich nötig, den Deckel zu öffenen. Eigentlich? Ja, bei einigen Modellen ist es nämlich nicht unbedingt erforderlich. Bei einem oben geschlossenen Deckel, bleibt einem natürlich nichts anderes übrig, als vor dem Anzünden zu öffnen, aber durch einige der Löcher kann man durchaus hindurchzünden, wenn man eine genügend starke Flamme nutzt. Da ich draussen fast immer einen Pfeifen-Zippo benutze, geht das vortrefflich. Das ist sicherlich alles andere als elegant, aber mache ich hin und wieder, muss ich zugeben. B.B.K Brunner-Buhofer, kurz auch Bru- Bu Luftzufuhr Eine jede Verbrennung braucht Sauerstoff, da muss man kein promovierter Chemiker sein, um das zu wissen. Deshalb wäre ein hermetisch schliessender Deckel nur ein sehr kurzer
Rauchgenuss. Eine jede Abdeckung der Rauchkammer braucht Lücken, um Luft an die Glut zu lassen. Dabei kommen zwei verschiedene Arten der Luftzufuhr zur Anwendung: Löcher oben oder seitliche Schlitze. Die Löcher im Deckel sind am Verbreitetsten, aber bei Starkregen nur so mittel-gut. Für hochalpines Gelände (München->Verona) oder im immer- verregneten-südskandinavische-Tiefland (Aschaffenburg->Bergen) braucht man einen oben geschlossenen Deckel. Seitliche Luftschlitze sorgen bei diesen Pfeifen für die Sauerstoffzufuhr. Pflege und Reinigung. Jede Applikation auf einer Pfeife ist ein zusätzlicher Schmutzfänger. Verbringen wir sowieso nicht schon unzählige Stunden unseres Lebens mit einem Silberputztuch in der Hand? Kommen zu den Silberbechern, den Serviettenringen, dem Besteck und Teekannen jetzt auch noch lauter Zierringe, Army- Mounts und Pfeifendeckel dazu? Ja, so ist es leider. Rauch der nach oben steigt nimmt ordentlich Teer, Asche und Wasweissichnochalles mit und dieses Zeug klebt dann innen am Pfeifendeckel fest. Und nicht nur das, auch die Scharniere verkleben mit der Zeit. Eine Deckelpfeife ist ein „High- Maintenance-Rauchgerät“ das ist leider so. Vielleicht ist sie deshalb so aus der Mode gekommen. Obwohl seit 2020 eigentlich jeder Mensch mindestes zwei Hunde zu haben scheint, (Das habe ich anhand der gestiegenen Vollgeschissenheit der Pegnitz-Auen und Trottoirs hochgerechnet) werden Deckelpfeifen immer seltener, obwohl ich mir nicht besseres auf eine Hunderunde, als eine solche Outdoorpfeife vorstellen kann. Aber wer will schon zusätzlich zu den Hundekotbeuteln auch noch
Silberputztücher mit auf die Gassirunde mitnehmen. (Ausserdem wären dann die Parkanlagen auch noch mit gebrauchten Silberputztüchern vermüllt). Schluss mit den Gehässigkeiten, aber es ist tatsächlich so, Deckelpfeifen machen Arbeit. Aussen wische ich einfach nur mit dem Tuch über die Deckel, das reicht. Ein Silberputztuch reinigt im übrigen auch alle anderen Metalle sehr gut und innen … Naja, sagen wir es mal so, bei mir fällt das in die Kategorie Jahresinspektion. Wenn möglich schraube ich die Deckel ab und gönne der Unterseite einen ausführlichen Putz mit Wattestäbchen, Alkohol, und Silberputzmittel. Bei besonders hartnäckigen Fällen gehe ich mit Grillreinigern oder sogar Backofenspray an die verdreckten Kamine. Das hört sich brutal an, ist aber effektiv. Lieber Leser, sind jetzt noch irgendwelche Fragen zu Deckelpfeifen offen geblieben? Ich kann es mir kaum vorstellen. Wenn doch, so freue ich mich über Kommentare hier unter dem Artikel. Ansonsten, habt ihr auch ein paar Deckelpfeifen in eurem Besitz, oder pflegt ihr einen anderen (Pfeifen)-Fetisch? Ungleiche Brüder: Peterson Irish Flake und University Flake Lässt man die berühmten Adoptivkinder aus der Familie Dunhill einmal außen vor, dann tummelt sich unter dem Dach des
Irischen Hauses Peterson schon seit Jahrzehnten eine kleine Schar von Tabak-Persönlichkeiten, die zu kennen gewiss kein Fehler ist. Zwei Flakes sind darunter, die vieles gemeinsam haben, insbesondere einen hohen Anteil an Burley und den Ruf, recht kräftige Burschen zu sein, denen man besser erst nach einer ausgiebigen Mahlzeit begegnen sollte. Rein optisch besteht große Ähnlichkeit: überwiegend mittelbrauner Tabak mit einem ordentlichen Anteil an dunklem Blattgut und einigen hellen Einsprengseln. Beide Flakes basieren auf Burley und Virginia, darunter ein größerer Anteil Dark Fired, die Dosen-Prosa dazu ist wie üblich eher unbrauchbar. Sowohl dem Irish, als auch dem University wurde ein dezentes Casing mit auf den Weg gegeben, das an trockene Pflaumen oder Feigen (wer sagt als erster „Kletzenbrot“?) erinnert. Beim Irish Flake – und das ist der erste markante Unterschied – wird bereits der Geruch aus der Dose von einem massiven Leder-Duft des Dark Fired dominiert, beim University wird der DFK dagegen eher zurückhaltend als „Gewürz“ eingesetzt.
Dark Fired Tabake (meist ist ein Burley aus Kentucky die Basis, aber die Feuertrocknung ist prinzipiell auch z.B. bei Virginias möglich) sind derzeit schwer in Mode, kaum eine Neuerscheinung aus der englisch-naturbelassenen Ecke kommt ohne sie aus. Der Tabak hat auch viel zu bieten, er ist prägnant erdig-würzig, wirkt aber weder im Geschmack noch im Raumduft so aufdringlich wie Latakia. Zudem hat er ordentlich Gehalt und spricht damit auch langjährige oder stärkere Raucher mit höherer Nikotin-Toleranz an. Für mich persönlich wäre hier weniger oft mehr. Der Irish Flake ist sicher noch kein Samuel Gawith 1792 Flake, aber spürbar stärker als der University Flake. Der University Flake bietet für mich das rundere Gesamtpaket: Das ist ein voller, gut mittelschwerer Tabak, das Casing unterstützt die Virginia-Süße und den weichen Burley, der Anteil DFK ist gerade hoch genug, um deutlich wahrgenommen zu werden, ohne alles andere plattzumachen.
Beim Irish Flake ist dagegen die Menge an Würztabak so hoch, dass man schon ein besonderer Liebhaber des Dark Fired sein sollte, inklusive der Nebenwirkungen – Nikotingehalt, aber auch eine zunehmende Bitterkeit des Rauchs, die auch nicht mehr durch das noch dezent spürbare Casing kompensiert wird. Die Vorgängerversion des Irish – von Mac Baren produziert (Steuernummer 10102) – war sogar noch etwas markanter und rauchiger, balancierte dies dafür aber mit einer süßen Schwere aus, die die Neuauflage von STG (Steuernummer 517) nicht mehr ganz schafft. Im Tabakbild ist der Mac Baren dann auch um einiges dunkler, selbst die Virginias leuchten eher ockerfarben als golden aus dem satten Umbraton des Flakes heraus.
Überhaupt die Geschichte der Peterson-Tabake: Ursprünglich von Murray (wie auch die „alten“ Dunhills) in Irland hergestellt, später bei Kohlhase & Kopp, dann bei Mac Baren, bis die Tabak-Marke Peterson schließlich 2019 von der Scandinavian Tobacco Group übernommen wurde. Jedes Haus hat die Rezepte wohl etwas unterschiedlich interpretiert, es gab im Laufe der Jahrzehnte mit Sicherheit auch Verwerfungen in der Beschaffenheit der zugrundeliegenden Rohtabake. Die Unterschiede sind nicht riesig, so mancher Effekt entsteht zudem auch durch die jahrelange Lagerung, aber gerade bei Mac Baren habe ich den Eindruck, dass man dort den Umgang mit Dark Fired beherrscht wie wohl kaum irgendwo sonst. Der ungesoßte „Original Cavendish“ beispielsweise, den Mac Baren entwickelt hat und in vielen Mischungen einsetzt, ist nichts anderes als ein Dark Fired Kentucky, der durch Nachfermentierung unter Druck und Hitze geschmacklich charakteristisch bleibt, aber runder und gleichzeitig milder wird. Man probiere nur den großartigen Stockton! Wer weiß, vielleicht hatten sie bei ihrem Irish Flake einen kleinen Teil von diesem Cavendish beigemischt…vielleicht ist meine lang gelagerte Dose aber einfach nur etwas altersmilde geworden, der „neue“ von STG ist dagegen maximal einige wenige Monate alt, so ein Vergleich ist immer etwas unfair. Beim University Flake ähneln sich übrigens die Versionen von Mac Baren und STG noch mehr als beim Irish. Auch hier ist der STG eine Nuance heller im Tabakbild, die verwendeten Virginias riechen etwas mehr nach Heu, während der Mac Baren wohl auch
beim University etwas stärker auf „matured“ Virginias zurückzugreifen scheint. Sättigend und natursüß sind sie beide und wenn man sie nicht wie ich gleichzeitig-abwechselnd in baugleichen Pfeifen (hoffentlich auch gleich gestopft und angezündet) raucht, wird man sich schwer tun, allzu gravierende Unterschiede festzumachen. Fazit Beide Tabake sind eine Empfehlung für die späteren Abendstunden, wenn es etwas kräftiger zugehen darf. Der University Flake ist ein All-Time-Klassiker, der auch in seiner jüngsten Inkarnation sehr stimmig und ausgewogen ist. Insbesondere das leichte Casing ist harmonisch auf den Tabak abgestimmt und keinesfalls dominant: Das ist KEIN „Aromatabak“ – weder im klassischen Sinne, noch gar ein modernes Früchtekompott oder ein Lakeland’scher Geranientopf. Sein nächster Verwandter dürfte der St. Bruno Flake sein, der allerdings eine deutlich markantere Aromatisierung in eine ganz andere Richtung (Essig/Florales) aufweist und eine Spur leichter ist. Der Irish Flake war und ist für mich dagegen ein Tabak für eher rare Gelegenheiten. Meist ist er mir einfach zu stark und dann finde ich tatsächlich die Vorgängerversion von Mac Baren mit ihrer süßen Rauchigkeit gelungener. Wer so etwas wie eine Alltagsversion vom Samuel Gawith 1792 sucht, könnte allerdings viel Freude an dem Iren aus Dänemark finden. Und wer sich für die Interpretationen dieser Klassiker aus dem Hause Kohlhase & Kopp interessiert, der mag ja den Stirling und den Wallace Flake (Rattray’s) etwas näher unter die Lupe nehmen.
Pfeifen Huber | Selected Blend – Irish Die Besprechung von Aromaten – Hocharomaten gar – ist kein besonders häufiges Ereignis in diesem Blog. Fast drängt sich ein Vergleich mit sophistischen Weinkennern auf, in deren Kreisen Rezepte für Sangria oder Glühpunsch dann auch eher unter vorgehaltener Hand ausgetauscht werden. Diskussionen zu „Naturbelassenen“ versus „Aromaten“ werden im Internet gerne mit ähnlich religiösem Eifer geführt wie die Frage, ob sich die Nutzer von Aktivkohlefiltern überhaupt als echte Pfeifenraucher betrachten dürfen. Tatsächlich hatte mich die Beschreibung durchaus neugierig gemacht: ein solider Anteil an Cube Cuts (kleine Flake-Würfelchen) zusammen mit dem weltweiten „ISO-Aromaten-Standard“ Virginia-Black Cavendish- Burley versprach einen langsam und problemlos rauchbaren Tabak. Dazu eine interessante Aromatisierung mit gebackenen Früchten (wie das wohl roch und schmeckte?), Vanille (ok, die ist ohnehin immer mit dabei) und Irish Whiskey (John Jameson & Sons oder Tullamore Dew?). Mit dieser Beschreibung war klar, dass das namensgebende „Irish“ bestimmt keine Remineszenz an Alltime-Klassiker wie den Erinmore Flake oder den überragenden Peterson University Flake war, sondern – so schloss ich messerscharf – aus einer besonders raffinierten Whiskey- Aromatisierung zu erklären war.
So dachte ich mir das jedenfalls. Das Öffnen der hübschen blau-silbernen 50g-Dose offenbarte mir etwas radikal anderes. Das Tabakbild passte noch sehr gut zur Beschreibung: grob geschätzt gleiche Teile Virginia, Burley und Black Cavendish, dazwischen einige Cube Cuts, fein. Aber der Geruch? Der Geruch! Dazu muss ich etwas ausholen und in die „Altvorderenzeit der Hocharomaten“, die 80er-Jahre des vorigen Jahrhunderts zurückblicken. Damals eroberten innerhalb weniger Jahre zwei ausgesprochen revolutionäre Aromatabake den Markt: Einmal der Black Diamond (seinerzeit im Vertrieb von Stanwell, heute glänzt er in seiner Schmuckdose unter dem Larsen-Label) zusammen mit seinem „Tankstellen-Tabak“-Ableger Black Luxury (Danske Club, die „B“-Marke von Stanwell). Unglaublich weich und mild, mit einem damals enormen Anteil stark gesoßtem Black Cavendish, unbestimmt fruchtig-puddingartig, kann man den ganzen Tag durchrauchen, wird nie zu heftig oder zu langweilig. Bis heute übrigens nahezu unverändert und ein Stammgast in meiner
Tabakbar. Und dann gab es noch den Indigo (ebenfalls Stanwell, auch er ist heute als Larsen gelabelt). Der Indigo war deutlich „lauter“: einen so heftig aromatisierten Tabak gab es vielleicht nie zuvor, ein ganz frisches, helles und markant- exotisches Frucht-Flavour hatte der und doch konnte man nie genau sagen, welche Frucht damit eigentlich gemeint war. Eine Füllung genügte und die Pfeife schmeckte noch Jahre später danach. Das war so ein bisschen wie der „grüne Apfel“, der plötzlich in allen Geschirrspülmitteln, Shampoos und was weiß ich noch alles eingesetzt wurde, einem „Apfel!“ ins Gesicht brüllte und der doch nicht wirklich nach Apfel roch. Auch der heute vertriebene und spürbar reformulierte „Indigo“ trägt noch die Gene dieser Aromabombe in sich, ein wesensverwandter Tabak ist z.B. „Belle Epoque“ (heute ebenfalls Larsen), ein toll zu rauchender reiner Cube Cut, der mit zusätzlicher Vanille und Rum etwas anders abgestimmt ist. Ein modernes Mitglied dieser – wenn man so will – „Familie“ ist übrigens der 2019 erschienene Ashton Signature, der dieses sehr spezielle „Frucht“-Aroma recht raffiniert mit einem kleinen Anteil Latakia kombiniert. Zurück zu unserem Huber „Irish“. Er ist für mich ein SEHR naher Verwandter dieser Tabake. Ich mag so etwas gerne ab und zu, für mich ist das wie eine nostalgische Reise zu meinen Pfeifen-Anfängen. Aus der Beschreibung hätte ich das allerdings im Leben nicht erwartet. Freilich darf man die Hersteller-Prosa von Tabaken nie ganz ernst nehmen, vom aktuellen Indigo wird schließlich auch behauptet, er wäre in
Richtung Honig (keine Spur!), Vanille (im Leben nicht!) und Pflaume (hier muss eher der Werbetexter gemeint sein…) aromatisiert. Stattdessen könnte man einfach schreiben: „frisch, fruchtig und exotisch, aber total undefinierbar“ und man wüsste mehr. So geht es mir nun auch mit dem hier besprochenen „Irish“. Das ist eine moderne und clever gemachte Indigo-Variation, freilich ohne den Großvater 1:1 „nachzubauen“, durchaus schmackhaft, kann man (wenn man denn Hocharomaten zu rauchen versteht!) locker ohne Biss und Sottern bis auf den letzten Krümel aufrauchen, das Aroma und die Dauerwelle bleiben auch in München bei einsetzendem Frühling stabil, alles gut, an der Qualität ist rein gar nichts auszusetzen. Aber weshalb heißt der ausgerechnet „Irish“? Und wo soll der Whiskey sein? Die Vanille (vielleicht eine Spur!)? Hmmm. Für wen ist nun der „Irish“?
Wer (wie auch ich) sich gerne ab und an in der Nostalgie der ersten Generation von Hocharomaten bedient, aber mit 100g-Dosen (besonders den ziemlich undichten Schmuckdosen) seine liebe Not hat, weil die nach ein paar Wochen staubtrocken geworden sind, der ist mit dem hübschen 50g-Doserl bestens bedient. Sonntagnachmittag in die Stanwell 124 (oder die 162) gestopft und die Welt ist schön. Sozusagen der DeLorean DMC-12 für die Zeitreise in die 80er Jahre. Der Preis ist in Ordnung, 100g Indigo oder Belle Epoque kosten fast genau das Doppelte wie die 50g hier. Wer etwas wirklich „Irisches“ sucht, wird dagegen eher enttäuscht sein. Dann lieber den unerreichten University Flake in einer Peterson Sherlock Holmes und dazu eine Seite aus James Joyces Ulysses (für Mutige: einen Satz aus James Joyces Finnegans Wake mit mindestens einem ordentlichen Glas Jameson‘s). Wer
etwas KRÄFTIG Irisches sucht, der greife zum DFK-Monster Peterson Irish Flake. Nikotin zum Abwinken. Der Huber „Irish“ enthält mit Sicherheit Nikotin, allerdings nichts, was einem nach (oder vor) dem Frühstück Sorgen bereiten müsste. Wer dagegen unikate Aromaten sucht, der mag zu Hubers Amerika Special greifen oder zur Auslese No 1 (beides Virginia und Burley ohne Black Cavendish mit zwei ganz unterschiedlichen nussigen Aromen) oder zur Auslese No.3 (Virginia mit ganz leichtem Pflaumenaroma). Wer einen Aromaten wirklich alter Schule sucht, der mag den Larsen Nr. 32 Curly Flake oder den Larsen Classic versuchen (beide leicht mit Karamell versetzt und praktisch ohne Black Cavendish). Fazit Ein unzweifelhaft guter Hocharomat, handwerklich wie zu erwarten tadellos, vom Geschmack und Aroma allerdings nicht wirklich neu und ein gutes Stück weit weg von der Prosa der Beschreibung. erhältlich hier Peterson | Irish Dew – auf Abwegen Diesen Tabak gibt es schon einige Jahre und die vom Hersteller hervorgehobene Aromatisierung hat mich davon abgehalten, ihn zu rauchen. Die Beschreibung klingt denn auch für einen
Pfeifenraucher, der (fast) ausschließlich naturbelassene Tabake genießt, ein wenig abenteuerlich: Whisky und Vanille, irgendein Fruchtblüten-Aroma – also ein Misch Masch, da nicht näher bezeichnet und Schokolade (wenigstens keine heiße). Sie erkennen an dieser Einführung schon meine Skepsis und auch einen gelinden Unwillen, mich mit einer solchen Aromabombe zu befassen. Dann das „Aha oder Öha“ , denn alles kam ganz anders. Peterson, deren Tabake -abgesehen von den neuen Dunhill- Petersons)- nicht unbedingt auf meiner Tagesmenukarte stehen, hatten mich im März 2018 schon einmal sehr angenehm mit einem Saisontabak überrascht. Dennoch bedurfte es eines Hinweises vom Tobacconisten meines unverrückbaren Vertrauens, denn allein das Racing Green des Pouches hätte mich nicht zum Kauf veranlaßt. Obwohl, irgendwie blendete sich bereits die Verpackung der Peterson Special Reserve assoziativ in den Kaufanreiz ein. Zum Glück, wie ich jetzt weiß. Dose ist nicht! Der Ready Rubbed Flake wird in einem Pouch angeboten, perfiderweise mit 40g Inhalt. Wer schaut denn so genau auf die Angaben, scheint das Kalkül des Herstellers zu
sein. Vielleicht steht da ein profitmaximierender Plan dahinter, denn bekanntlich werden im Brexit Country Pouches sogar mit 25g Tabak verkauft. Da ich, wie Sie vermutlich auch, diesen Tabak nicht unverzüglich völlig aufrauchen werde, sollte er in ein Schraubdeckelglas umgefüllt werden, um Austrocknen zu vermeiden. Denn nach ungefähr einer Woche im geöffneten Pouch ist er bereits zu trocken. Also – das Vaku-Siegel gebrochen und ……..die Überraschung. Ich rieche weder etwas von Whisky, Schokolade, noch von Vanille und auch nixen von irgendwelchem Früchte-Laub. Was duftet, ist ein wundervoller Virgina und der etwas dunkler-nussartig riechende Burley. Denn aus nichts anderem besteht der Irish Dew, 2-3 verschiedene Virginias (hell und rotbraun) und ein gerösteter Burley. Natürlich liegt da ein leichtes Casing über der ganzen Geschichte, aber so unaufdringlich, so sachte, daß es tatsächlich angenehm ist und ich die Gedanken daran ausblende.
Das ausgewogene Tabakbild ist typisch für einen ready rubbed Flake, teilweise finden sich noch gepresste Stücke in der Mischung. Es gefällt mir auch, dass die Mischung ziemlich breit geschnitten ist, denn das erhöht für mich den Rauchgenuß und fördert ein besonders langsames Rauchen. Zum Befüllen der Pfeife mag ich keinen Kommentar abgeben. Die Kondition ist sehr gut, nicht zu feucht, nicht zu trocken. Hat man zuoberst einige Flakebrocken liegen, kann das Zündeln etwas langwierig werden, aber wer hat die schon. Ist es gelungen und glimmt die gesamte Oberfläche, merken Sie es. Das ist ein probater Virgina und kein vorrangig aromatisierter Tabak, dessen Heugeschmack vortrefflich vom Burley abgerundet wird. Die nussige Gesamtsüße kommt mir so sehr natürlich vor und ich rauche die 4 Testpfeifen ganz besonders langsam – und genußvoll. In der Tat empfehle ich, den Irish Dew mit etwas Aufmerksamkeit zu rauchen, er hat die Tendenz, leicht zu heiß zu werden und wird dann geschmacklich zu trocken. Der Abbrand ist hervorragend (nein, – ich erwähne nicht mehr den reinweißen Ascherest als wichtigstes Ergebnis für den Rauchgenuß!). Die vermeintliche Natürsüße und der Nussgeschmack bleiben von Anfang bis Ende gleich gut. Das spricht für die Güte des Tabaks und die Fähigkeit des Blenders, aber das ist man ja von STG gewohnt:
Wohl bekomm`s, in der wahren Bedeutung des Wunsches. Peterson Irish Dew Mixture 40g Pouch
Peterson Old Dublin – ein Brexit Gegner Schlechte Nachrichten blenden wir im Pfeifenblog.de gewöhnlich einfach aus, die gehören nicht in unsere, sondern in die äußere Welt, die eh voll davon ist. So habe ich den aufklärerischen, renitenten Artikel von Alexander Broy aus dem vergangenen Jahr selbstverständlich ignoriert. Zumal mir bisher außer dem 3 P Plug und einem gelegentlichen Rauch mit University und Irish Flake nichts von Peterson in die Pfeifen geraten durfte. Und bis vor wenigen Monaten werkelte auch noch MacBaren daran rum, zu denen doch die Übernahme von Planta viel besser passt. Aber nun ist ja die Scandinavian Tobacco Group (STG) am Ruder, hat die Peterson Tobacco Lizenzen erworben und die ersten Resultate aus „DER ANDEREN“ dänischen Fertigung liegen als 50 g Runddosen in den Regalen. Und da die beiden Irlands gerade in aller Munde sind und vielleicht für das britische Inselchen-Wundermännchen aus London zur Pita werden könnten, habe ich mir den Old Dublin vorgenommen.
Wer den Tabak nicht kennt und einen aromatisierten irischen Blend erwartet, wird zum Glück eines Besseren belehrt. Der Old Dublin ist eine saubere englische Latakia Mischung, die aus cypriotischem Latakia, hellem Virginia und einem kräftigen Anteil von Basma Orientabak aus Griechenland besteht und durch Black Cavendish abgerundet wird. Der Tabak ist für meine Vorlieben etwas zu fein geschnitten, wie auch einige Dunhill Tabake. Der Duft aus der Dose ist der eines feinen Engländers, wie wir ihn aus den 1950er/60er/70er Jahren her kennen. Der Latakia steht keineswegs im Vordergrund, sondern ist sorgsam auf Virginia und Orient abgestimmt. Das ist auch deutlich am Tabakbild zu sehen:
Diese typische englische Mischung hat einen leichten, nussigen, dennoch würzigen Unterton und ich denke, das ist auch dem hervorragenden Basma zu verdanken. Über das Befüllen einer Pfeife mit diesem Tabak lasse ich mich hier nicht aus, das sollte bekannt sein. Obwohl – ich werde den Old Dublin allen empfehlen, die bisher andere Geschmacksrichtungen bevorzugen und doch gerne einmal in eine Latakia Mischung hineinschnuppern wollen. Oder sogar Einsteigern, wenn ich sie von Cherry-Vanilla-Himbeeren Tabaken wegführen will. Der Old Dublin ist der richtige Tabak dazu. Fast ein wenig zu leicht in der Geschmacksdichte, mit wenig Nikotin – dennoch ein gelungenes, englisches Rauchvergnügen. Auch über die sogenannte Raumnote werden Sie von mir nichts hören. Ein Engländer riecht wie ein Engländer und Sie werden sich in
einer Parfumerie oder bei Ihrer militant nichtrauchenden Tante nicht gut Freund machen. Man kann einige Geschütze gegen ihn auffahren, da fallen mir die Skiff Mixture und der Squadron Leader von Samuel Gawith ein, keineswegs aber die Dunhill Mixture 965, wie in manchen Foren zu lesen ist. Das ist eine ganze andere Nummer. Peterson Old Dublin Made in Denmark by STG 50 g Runddose Ein Gruß mit Rückblick: 2019 Pfeifenblog.de wird betrieben von drei Köpfen, die in ihrer Ausprägung, den Ansichten und „Irgendwie und Sowieso“ durchaus eigenständig und unterschiedlich sind. Und so ist es nur logisch, dass der Rückblick auf das heute zu Ende gehende Jahr 2019 verschiedene Sichtweisen erlaubt. Das ist alles andere als dogmatisch und so leistet sich der Blog demnach auch drei Rückblicke. Unseren Abonnenten und der Leserschaft wünschen wir einen geruhsamen Übergang in das nächste Jahr. Bleiben Sie uns gewogen. Ihr TRIO PFEIFENBLOG BODO FALKENRIED
Jahresrückblicke sind längst nicht mehr, was sie waren. Erstens wurde das Jahr auf 11 Monate gekürzt, da vermutlich die „Moderatoren“ dieser bahnbrechenden Medienereignisse die Zwölf, vom „Dutzend“ ganz zu schweigen, nicht mehr kennen, so daß der Dezember nicht mehr vorkommt. Ob die meisten von ihnen ohnehin nicht einmal bis Drei zählen können, lasse ich offen. Also, zu Beginn des Fernsehzeitalters gab es exakt am 31.12. eines Jahres den Jahresrückblick, zuerst im Ersten, später dann gefolgt von den Mainzern. Und bei beiden Sendern hieß die Sendung Jahresrückblick und nicht wie heute z.B. beim Herrn Überflüssig Lanz „Menschen 2019“ mit Sarah Connor, den Toten Hosen und der Kelly Family, gesendet bereits am 20.Dezember. Demnach ist für die restlichen 11 Tage des Jahres diese Spezies scheinbar eliminiert. Politik gibt es bei dem Lanz-Format nur marginal, dafür aber ein bedeutsames Statement vom neuen Kapitän der Nation, dem diese Rolle eine Herzensangelegenheit sei, kann aber eigentlich noch nicht als Rückblick gelten, denn er gleitet erst heute Abend zum ersten Mal durch die Gewässer. Zurück blicken auch Dieter Bohlen und ein gewisser Bruce Darnell (?) bei RTL, im SAT gibt es gleiche mehrere Jahresrückblicke, darunter besonders erwähnenswert der von Annemarie Carpendale am 17.12. in Prosieben, wer immer diese Dame auch ist. Eine Inflation finden wir bei den satirischen Jahresrückblicken und eingedenk der Tatsache, daß heute jeder, der einen Satz in normaler deutscher Umgangssprache nicht einmal unverständlich beenden kann, bereits ein Comedian sein soll, gilt offensichtlich als TV-Förderprogramm für diese Semantik-Eleven. Gespannt sein darf man wohl nur auf die Platzhirsche des Genres, Dieter Nuhr und den klugerweise unterjährig so abwesenden Urban Priol mit TILT. Wie anders sieht es da in der unüberschaubaren, riesigen Gemeinde der Pfeifentabakgenießer, Pfeifen- und Zigarrenrauchern aus, mit ihrer stetig wachsenden Anzahl von abermillionen Mitgliedern? Wie hat sich deren Welt in 2019
gedreht, wann ist sie stillgestanden , wann hat sie Fahrt aufgenommen und wie lange wird das noch alles so weitergehen? Wobei letztere Frage ja in einem Rückblick gar nicht gestellt werden darf. Der Anfang des Jahres hat uns den bereits im letzten Quartal 2018 Fahrt aufnehmenden Tsunami um die Dunhill Tabake deutlicher beschert, der dann im Juni/Juli gerüchterweise und endlich im September realiter die Welt der Dunhillianer wieder eingenordet hat. (Fast) alles wieder da und alles wieder unverändert wie zuvor, STG sei`s gedankt. Den Robert McConnell Heritage-Spuk von Kohlhase & Kopp mag man als durchaus daseinsberechtigtes Interregnum betrachten, wenn es auch in die Nähe einer Eselei gerückt werden kann. Egal, Schnee von …. diesem Jahr. Planta hat die Segel gestrichen und ist unter das Dach von MacBaren geschlüpft, das Unternehmen existiert nicht mehr. Dafür ist Hans Wiedemann mit seiner HU Tobacco kreativ wie eh und je, wahre Meisterleistungen sind der Dark Moor und die Night Owl geworden. Das bayerische 100jährige Jubiläum der Abschaffung der Monarchie brachte uns u.a. den Kurt Eisner Tabak und ….. das war es auch schon. Ansonsten gähnende Langeweile an der Tabakfront (eigentlich haben wir doch alles, was wir uns wünschen) und gleiches gilt auch für die Holzfront. Alte Protagonisten, die üblichen sicheren Bänke, wenig Neues und Kreatives, in Deutschland macht einzig CO Pipes neugierig. Anders in Asien, wo sich viel Interessantes auftut, zum Beispiel in Taiwan und Indonesien. Zugenommen in 2019 hat die Anzahl der You Tube Kanäle, die Wissen und Anreiz rund um Pfeife und Tabak bieten wollen. Hier sehen wir eine ähnliche Entwicklung wie bei den satirischen Jahresrückblicken: nur wenige sind berufen. Bei diesen Formaten ist festzustellen, dass die Sprechpausen durch unzählig zu wiederholendes Anzünden der Pfeife oftmals mehr Zeit einnehmen als die eigentliche Berichterstattung. Das es
eine Schneidetechnik gibt, scheint da keine Rolle zu spielen. Fazit kurz und bündig: Der zum Jahresanfang erwähnte Tsunami hat sich sehr schnell in ein schmalbrüstiges, plätscherndes Rinnsaal geformt und so war das gesamte pipologische Jahr 2019. ALEXANDER BROY Ich habe schon seit Jahrzehnten kein „Fernsehen“ mehr geschaut, deshalb kann ich zu dieser Form von Jahresrückblick wenig beitragen, aber dass am 20. Dezember ein erster Jahresrückblick erscheint, ist nicht ganz unsinnig. Der 20. Dezember ist der Tag des Ungläubigen Thomas und in einigen Kulturen beginnt mit diesem Tag die Zeit der Raunächte. Die alten Kalender konnten die Tage der Sonnenwenden nicht so genau bestimmen und so blieben durch ein paar Rechenfehler immer ein paar Tage übrig. Das sind die Raunächte, die nicht den Lebenden, sondern den Toten, den Göttern, Geistern und Dämonen gehören. Am 20. schlachtete man einen Eber einerseits als Opfer und andererseits als Weihnachtsschmaus, denn während der Raunächte verlässt man besser nicht sein Heim. Ob man nun einen heiligen Eber schlachtet, oder nur wieder eine andere Sau durchs Dorf treibt, egal. Das Jahr ist rum, da kommt nichts mehr, ausser der Perchta oder dem Heiland. Was das Tabakjahr angeht, so gab es für mich tatsächlich auch nur diese drei Tabake Kurt Eisner Tabak, Dark Moor und die Night Owl da stimme ich meinem Vorredner zu. Hans Wiedemann hat spätestens mit diesen Dreien bewiesen, dass HU-Tobacco zu den ganz Grossen zählt. Diese drei Tabake waren auch mit Abstand seine erfolgreichsten Kreationen. Ich freue mich sehr, dass wir zu diesem Erfolg auch einen kleinen Teil beitragen konnten. An Planta verschwende ich keinen einzigen Gedanken (Mist, schon passiert) und Dunhill ist eine wunderbare Erinnerung an vergangene, goldene Zeiten. Ob die Navy Rolls
von Dunhill, STG, Peterson oder sonst wem kommen, ist mir egal, ich rauche nur Escudo (Egal, ob Mailand oder Madrid, Hauptsache Italien) Ich liebe YouTube und ich mag auch die neuen und alten „Pfeifen-Tabak-Youtuber“. Viele Videos haben vielleicht nicht den „Production-Value“ von HBO und nicht jeder PfeifenTuber hat das Charisma von Luis Trenker oder auch den Sachverstand von … weiss nicht ich hör jetzt auf … aber es ist eine nette, sympathische und liebenswerte Community entstanden, die zwischen lehrreich, meditativ, entspannend und (auch unfreiwillig) komisch schwankt. Also ich schau da sehr gerne immer wieder rein. Und da ich der einzige von uns Bloggern bin, der einen Facebook-Account hat, will ich auch da einen kleine Rückschau liefern. Die Foren sind tot, danke DSGVO! *Sarkasmus-Schild-hoch* was blieb sind ein paar Blogs und Facebook. Und auch auch was dieses sonst sehr zwiespältige Social-Network angeht, hege ich was die Pfeifengruppen angeht auch dahingehend überwiegend positive Gefühle. Auch da sind viele sympathische, nette und auch kauzige Menschen unterwegs, die man einfach gern haben muss und von denen man gern Bilder sieht und Geschichten liest. (Naja, nicht alle, aber eben doch recht viele). Von mir also nur Versöhnliches, 2019 war für mich ein schönes Pfeifenjahr. Kommt gut rüber, bleibt gesund, bis nächstes Jahr, euer Alexander. PETER HEMMER Mit den Rückblicken ist es immer so eine Sache. Sie machen nur Sinn, wenn man so Erblicktes mitnimmt in den Blick nach vorne. Und trotz manchen Lichtblicks war das Jahr 2019 in fast jeder Hinsicht ein eher dunkles Jahr, auf das wir da zurückblicken. Mein persönlicher Lichtblick – und das meine ich vollkommen
ehrlich und aufrichtig – ist Greta Thunberg! Nicht, dass sie schnell mal die Welt verändert hätte, die Klimaerwärmung gestoppt oder das Artensterben aufgehalten hätte, oder wir schlechte Menschen wären, weil wir nicht im Segelboot reisen. Nein, es ist diese bewundernswerte Kompromisslosigkeit, mit der sie versucht, sich unserem kollektiven Selbstmord auf Raten entgegenzustellen und an der all diese professionelle, gezielt ins Nirwana führende Kompromissphrasendrescherei des Politbetriebes einfach mal folgenlos abperlt! Uns kommt unsere Lebensgrundlage abhanden. Mal wird sie uns weggespült, dann trocknet sie uns weg oder sie brennt uns weg und sie stirbt uns weg, immer irgendwo, immer in noch bedrohlicheren Ausmaßen, erst reicht noch das Saarland als Größenvergleich, dann ist es Brandenburg und ein Ende ist irgendwie nicht in Sicht. Da sitzt jemand bei einem Vortrag in der LMU und ein Agrarwissenschaftler erklärt, dass in Bayern aufgrund des Insektensterbens und des Klimas Landwirtschaft, je nach Gutachten, in 10 – 30 Jahren unmöglich sein würde. Nicht im australischen Busch oder im Mündungsdelta Bangladeshs, nein bei uns! Und dann schauen wir uns an, wie politische Entscheidungsprozesse bei uns ablaufen. Mit ihren verdeckten Lobbyschlachten, dem anbiedernden Kampf um Wählerstimmen, die von immer mehr alten Menschen stammen, obwohl Politik langfristig für junge Menschen gemacht werden muss. Das alles gestaltet sich schwierig und braucht Zeit. Zeit, die wir nicht mehr haben. Von globalen wirtschaftlichen Interessen und nationalem Machtstreben ganz zu schweigen. Und dem stellt sich dieses Mädchen entgegen – „Hier stehe ich. Ich kann nicht anders. Amen.“ – und blamiert diesen ganzen Zirkus bis ins Mark! Wir sollten uns ein Stück von diesem Lichtblick mitnehmen! Pfeife 2019? Gab’s da was außer Horror? Untaugliche Influencer, die eher ihrer eigenen Eitelkeit
fröhnen als die horriblen Entwicklungen, an denen sie teilweise selbst Schuld sind, zu benennen. Immer mehr Pfeifenmacher, die immer weniger können – Ausnahmen bestätigen die Regel. Ein Fachhändler, der mit 65% Rabatt einen der besten deutschen Pfeifenmacher aus seinem Sortiment schießt und damit natürlich beschädigt, einfach, weil sich dessen Pfeifen nicht von ganz alleine verkauft haben. Und letztlich das Aus von Butz-Choquin im September. Mal nur zum Überlegen: da geht es nicht nur um eine Marke mittelprächtigen aber durchaus seriösen Rufs weniger, da geht es viel mehr um einen der großen Zulieferer der Pfeifenwelt. Das ist Krise pur, denn wenn da noch andere nachfolgen, wird es keine Coupeure mehr geben, denn die leben nicht von der Hand voll Kanteln, die sie einzelnen Pfeifenmachern verkaufen, die leben von den Mengen für die Industrie. Das ist eine existenzielle Frage für das Fortbestehen der Pfeifenkultur. Was kann man machen? Serienpfeifen, wenn es nicht seltene oder alte Sammlerstücke sind, gefälligst nicht als Estates kaufen! Leute, die auf Pfeifenmessen stolz mit einer Plastiktüte voll unaufgearbeiteter einfacher Serienpfeifen daherkommen und deren Verkäufer, dienen nicht der Pfeifenkultur, das sind die Totengräber derselbigen! Das gilt natürlich genauso für den Online-Handel! Der Markt ist eh schon so unter Druck, da sollten diejenigen, die ihn stützen könnten, ihn nicht auch noch schwächen, in dem sie sich keinerlei Gedanken machen, welche Folgen ihr Kaufverhalten hat. Und Tabak? HU Tobacco „Darkmoor“ forever! Mein Tabak des Jahres! Und vor allem, die Freude, zu sehen, wie Hans Wiedemann mit einem Tabak, der stilistisch so sehr „seiner“ ist, einen richtigen Volltreffer gelandet hat! Gleich danach folgen auch bei mir der „Kurt Eisner“ von HU für Huber und der Night Owl. Anders als Bodo bin ich aber auch ein großer Fan der McConnell Heritage Reihe, denn da sind etliche Tabake, die deutlich interessanter geraten sind als ihre Vorbilder und deshalb für
mich einen Gewinn darstellen. Dieses Marketingdesaster am Anfang hin oder her, die Tabake sind erstklassig! Und die Wiedergeburt der Dunhills als Petersons ist für Leute, die immer schon 911er gefahren haben und denen jetzt wurscht ist, dass da nicht mehr Porsche sondern FIAT drauf steht. Recht so, schließlich rauchen wir keine Dosen mit ihren Etiketten sondern den Inhalt und der ist gut! In der Süddeutschen der letzten Tage war zu lesen, dass in deutschen Haushalten mehr als ein Drittel allen gekauften Brotes weggeworfen wird, dass die Anzahl der SUV Zulassungen auf einem Rekordhoch ist und weiter steigen soll, und vor allem, dass 15% der jährlichen Feinstaubbelastung ausschließlich in der Silvesternacht erzeugt wird! Für unsere Gattungsbezeichnung haben wir „Homo sapiens“ gewählt, irgendwann mal, wobei sapiens für „verständig, vernünftig, klug, weise, einsichtsvoll“ steht. In diesem Sinne mit dem schönsten und lustigsten aller Silvesterfeuerwerke ins Neue Jahr 2020 mit allen guten Wünschen! Zum Rückblick 2020 Peterson (Dunhill): die Rolls und der Flake sind zurück! Zeit war`s. Nun müßen wir uns endlich nicht mehr einreden, daß der Robert McConnell Heritage Highgate der Nachfolger des mittlerweile legendären Escudo / Dunhill DeLuxe Navy Rolls sei, obwohl er eigentlich ausschaut wie der Orlik Bulls Eye
Flake und auch so riecht und schmeckt (vermutlich ist das bei Kohlhase & Kopp eh noch keinem aufgefallen :)) und der in der Mark II Auflage quietschgelb mutierte Flake keineswegs auch nur annähernd an den Dunhill Flake heranreicht. Beide Original STG Produktionen sind zurück und verfügbar. Sie schmecken so, wie wir es lieben und viele von uns so schmerzlich vermißt haben und in deren Folge gibt es auch wieder die Early Morning Pipe, die Night Cap und die 965 Mixture, nicht als gelbe Chimären, sondern in der von STG in der Murray`s Nachfolge hergestellten „Fassung“. Im gestrigen Freitagsclub der Münchner Runde wurden die Rolls und der Flake ausgiebig getestet …. und ja, die Dunhills sind wieder da, originalgetreu, schmackhaft, wundervoll.
Wen stört es da, dass statt des Dunhill Schriftzugs nun aus vertragsrechtlichen Gründen Peterson steht, das übrige Design ist wie zuvor.
Für diese beiden Tabake brauchen wir kein neues Review schreiben und können auf die hier bereits veröffentlichten verweisen, die nun wieder Gültigkeit haben. Das zeigt, wie nachhaltig der pfeifenblog.de arbeitet :)) Petersen (Dunhill) DELUXE NAVY Rolls Peterson (Dunhill) FLAKE The Peterson Pipe – The Story of Kapp & Peterson Wie verhindere ich, dass diese Buchbesprechung allzu schwärmerisch wird? Ja, ich bin eindeutig bibliophil, ein schönes Buch, interessant geschrieben, hochwertig layoutet und aufwändig gedruckt und gebunden kann mich in den einen Status der Verzückung bringen. Ja, auch ich habe schon ein Buch geschrieben, einige verlegt und auch nicht wenige gesetzt, gelayoutet, illustriert us.w. also bin ich irgendwie auch eine Art „Profi“. Aber niemand wird mir glauben, dass ich bei einem Buch so sehr aus dem Häuschen gerate wie bei diesem. Ich habe mir das Buch „The Peterson Pipe – The Story of Kapp & Peterson“ vor ein paar Tagen in England selbst gekauft, werde für diese Rezension nicht bezahlt und habe auch sonst keinerlei Vorteile davon, wenn ich es hier über den grünen
Klee lobe – Das war jetzt ein Wahnsinns Wortspiel, haben Sie es gemerkt? Peterson – Irland – grüner Klee? … Entschuldigung, ich werde mich jetzt zusammenreissen, ich verspreche es. Ich bleibe jetzt sachlich: 345 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag, Blindprägung, teilverchromte Prägung, festes reinweißes Photopapier mit unzähligen farbigen und schwarz- weißen Abbildungen. Geschrieben von Mark Irwin und Gary Malmberg, erschienen im Verlag Briar Books Press. In diesem Buch steht alles, was man über Peterson Pfeifen wissen und sehen muss und ich glaube auch wissen kann. Die Fülle an Informationen scheint einen schier zu erschlagen. Zurückgehend bis 1865, alte Dokumente, Fotos, Zeitzeugenberichte, Interviews mit ehemaligen Mitarbeitern, Anekdoten und Histörchen zurückgehend bis zu den Brüdern Kapp und Charles Peterson, Shape-Charts, alte Werbeanzeigen, Patentschriften, Tafeln mit Stempeln und Hallmarks. Fotos aus den wechselnden Produktionsstätten und Läden. Es ist unvorstellbar. Die Autoren geben sogar fundierte Tipps zu Aufarbeitung der Pfeifen und ein umfassendes Kompendium zur Bestimmung von Alter und Art der Pfeifen. Hatte ich bisher gedacht das Buch „100 Years and more of Dunhill“ sei der Maßstab eines hochwertigen Pfeifenalmanachs, so lassen Sie Sich von mir sagen, gegen „The Peterson Pipes“ wirkt es wie ein schmalbrüstiges Pixi-Buch.
Ich habe das ganze Wochendende mit diesem Wälzer auf meinem Deckchair im Garten verbracht und habe dabei meine gesamte – nicht gerade kleine – Peterson- Sammlung zu Schanden geraucht. Das ganze hat mir einen veritablen Sonnenbrand, sowie eine Beinaheeinweisung (durch meine besorgte Familie) in die Psychiatrie eingebracht und ich habe immer noch nur einen Bruchteil des Buches durchgeschmökert. Wussten Sie übrigens, das die Brüder Kapp ursprünglich aus Nürnberg kamen? „Allmächd, des sind eindeudich frängische Pfeif’n“. Von Dunhill sprach noch niemand, da war Peterson schon ein absoluter Big-Player im Pfeifengeschäft. Haben Sie das mit diesen Patentpfeifen je wirklich verstanden? Nein, ich jetzt schon. Endlich kann ich die Silberpunzen auf meinen Bling-Bling-Pfeifen lesen und meine Pfeifen an Hand der Stempel datieren, das wäre noch nützlicher, hätte ich sie nicht gerade vor lauter Begeisterung beim Lesen bis zur Unkenntlichkeit verkohlt. Der geneigte Leser mag es mir nachsehen, wenn ich jetzt nicht – wie sonst – fundiert und sachlich (Ha Ha) über Peterson, die Geschichte, die Pfeifen und Tabake referiere. In meinem Kopf schwirrt noch alles ganz wirr umher und ich könnte das gerade
Erfahrene niemals vernünftig zusammenfassen. (Vielleicht ist es auch nur der Sonnenstich). Lesen Sie das Buch selber, ich würde Ihnen nur die Freude nehmen indem ich irgendetwas – neudeutsch – spoilere … Das Buch kann man in Europa meines Wissens nach nur bei Smokingpipes.eu bestellen, es kostet 67 Euro und es ist wirklich jeden Cent wert, glauben Sie mir. Ich habe gleich zwei Stück bestellt und die kamen nach nur drei Tagen unversehrt und portofrei bei mir an. Das Ende der Peterson Tabake? – Die inoffizielle Streichliste der STG
Großmundig hat die Scandinavian Tobacco Group in Ihrer Pressemeldung vom 20. Juli 2018 verkündet, mit dem Kauf der Peterson Tabak Lizenzen von der Kapp & Peterson Limited in Irland, noch weiter wachsen zu wollen. Im „important premium pipe tobacco segment“ wollen sie mit diesen Tabaken höchster Reputation weiter noch mehr Umsatz in den „important tobacco markets“ machen. Weil die so einen „solid reputation“ haben und überhaupt so toll ins Portfolio passen und sich so tolle Synergien finden lassen (bla, bla, fasel, schwätz …) Namentlich erwähnt werden in der Pressemeldung die Tabake „Sherlock Holmes“, „Old Dublin“ und „Connoisseur’s Choice“. Am 23. Oktober gibt es eine neue Pressemeldung mit noch großartigeren Neuigkeiten. Sie haben ein tolles Programm gelauncht, was den „mid-term EBITA Growth“ supportet. Damit werden sie 3-5% „organic“ Wachsen. Erst habe ich ja gedacht, sie wollen nur noch Organic-Tobacco anbauen und mein „innerer Öko-Hippie“ begann schon in seinen Jesuslatschen zu tanzen, aber da war wohl der Wunsch der Vater des Gedanken. Es folgen noch einige Absätze langweiliger Speichelleckereien und Arschkriechereien bei den Shareholdern, leider bin ich bei der Lektüre immer wieder eingenickt. Behalten habe ich nur, dass 100-120 „White-Collar Positions“ redundant geworden sind. Das ist eine tolle Nachricht, denn dann können sie die ja
entlassen und dann und machen noch mehr „organic groth“, was die Shareholder wieder jubeln lassen wird. Das blöde an der Geschichte ist nur, dass mit den 100-120 Weiss-Krägen auch zehn Peterson-Tabake entlassen werden. Das hat die Scandinavian Tobacco Group (noch) nicht per Presseinformation verkündet – ich vermute mal sie feilen noch an schmeichelnden Euphemismen und enthusiastischen Jubelrufen – das hat Cigarworld auf Facebook geleakt. Leider konnte ich keinen weiteren Quellen finden, die Nachricht ist noch ganz frisch … Das ist die inoffizielle Streichliste der Peterson Tabake, laut Cigarworld 3P De Luxe Mixture Founders Choice Hyde Park Irish Mixture Irish Oak Killarney Luxury Blend Original 1865 Sunset Breeze Wir werden sofort berichten, wenn es Konkreteres zu berichten gibt.
Wir haben unsere rasenden Reporter, verdeckten Ermittler und Whistle Blower schon aktiviert. Sollten Sie, lieber Leser, auch zu den „üblich gut unterrichteten Kreisen“ zählen, nutzen sie bitte die Kommentarfunktion. Um welchen Tabak tut es Ihnen am meisten leid, werden sie neben Ihrer Europalette Nightcap auch noch eine Palette 3P in den Keller stellen? Ich werde jedenfalls erstmal ein paar irische „Writers Tears“ weinen und mich fragen, wie das alles weitergehen soll … ///// NACHTRAG 8.11.2018 Wir haben gerade eine Bestätigung von STG bekommen. Es ist tatsächlich so, von siebzehn Peterson Tabaken wird auf sieben reduziert werden. Die verbliebenen Sieben werden nicht mehr, wie bisher von Mac Baren, sondern mit gleicher Rezeptur von STG produziert werden. Wir sind gespannt, wie sich das auf den Geschmack und die Qualität der Mischungen auswirken wird. Ich persönlich denke, dass sich das eher positiv, denn negativ auswirken wird. Zudem wird es 2018 keinen Weihnachtstabak geben. STG bricht damit mit einer jahrelangen Tradition, vermutlich aus logistischen Gründen. Vielen Dank an Jens Meyer fürs Nachhaken bei der STG.
Sie können auch lesen