Stellenmeldepflicht - wirtschaft + arbeit 02|19 - Kanton St. Gallen

Die Seite wird erstellt Hannah Link
 
WEITER LESEN
Stellenmeldepflicht - wirtschaft + arbeit 02|19 - Kanton St. Gallen
Kanton St.  Gallen
Amt für Wirtschaft und Arbeit

     wirtschaft + arbeit         02|19

   Stellenmeldepflicht
   Zwischenbilanz und Ausblick
Stellenmeldepflicht - wirtschaft + arbeit 02|19 - Kanton St. Gallen
«Wir sind stolz
auf das Erreichte.»

IMPRESSUM
Ausgabe November 2019
Herausgeber Amt für Wirtschaft und Arbeit des Kantons St. Gallen Redaktion Adrian Schumacher, Andreja Novacic
Redaktionsadresse Amt für Wirtschaft und Arbeit, Unterstrasse 22, 9001 St. Gallen, www.awa.sg.ch, info.vdawa@sg.ch
Copyright Abdruck mit Quellenangabe gestattet Gestaltung TGG Hafen Senn Stieger, St. Gallen
Druck Galledia Print AG, Flawil Fotografie Bodo Rüedi, Adrian Schumacher, Archiv AWA

Amt für Wirtschaft und Arbeit, Unterstrasse 22, 9001 St. Gallen, Telefon 058 229 35 60, info.vdawa@sg.ch, www.awa.sg.ch
Stellenmeldepflicht - wirtschaft + arbeit 02|19 - Kanton St. Gallen
Editorial

Gute Basis                                            4/10                            18/20
für die Zukunft                                       Stellenmeldepflicht
                                                      •   en Ansturm gut
                                                         D
                                                                                      Arbeitsbedingungen
                                                                                      • D iewichtigsten
                                                         bewältigt                       Fakten zum neuen
Seit bald anderthalb Jahren gilt in der Schweiz       • D as wird neu ab dem            Meldeverfahren
die Stellenmeldepflicht (STMP) für Berufsarten,          1. Januar 2020               • A nstellung von
in denen die Arbeitslosigkeit landesweit acht         • I nterview mit Walter           Kadermitarbeitenden
Prozent übersteigt. Ab dem 1. Januar 2020 wird           Abderhalden                     aus Drittstaaten
der Schwellenwert auf fünf Prozent gesenkt.              und Ueli Häcki

                                                                                      21/25
                                                      • W ie läuft es auf den RAV?
Ungeachtet aller politischer Absichten ging es für
                                                                                      Ein Arbeitstag von
                                                      11
uns – also den Kantonen bzw. den mit der Um­
setzung der Aufgabe betrauten Ämter wie dem                                           Thomas Oegerli
Amt für Wirtschaft und Arbeit (AWA) – darum,          Arbeitslosenkasse               • W issenschaftlicher
innert kurzer Zeit leistungsfähige Strukturen und     •    er wir sind und was
                                                          W                               Mitarbeiter Statistik
Prozesse zu definieren, um die zusätzlichen               wir machen

                                                                                      26
Stellenmeldungen zu bewältigen und für Unter­

                                                      12/13
nehmen und Stellensuchende eine optimale
Dienstleistung bieten zu können.                                                      News
                                                      Umsetzungsprogramm              • I nnovationspark
Wir dürfen heute sagen, dass wir unsere selbst        Neue Regionalpolitik            •   Anregung umgesetzt
gesteckten operativen Ziele weitgehend erreicht       •    ntwicklung in den
                                                          E                           •   AWA-Barometer
haben. Die Umsetzung der STMP im Kanton                   Regionen möglich

                                                                                      27
St.Gallen funktioniert, und die Erfahrungen               machen
fliessen laufend in unsere Arbeit ein. Wichtig sind
                                                                                      Schlusspunkt
                                                      14/15
in diesem Zusammenhang die Rückmeldungen
aus der Wirtschaft: Hier profitieren wir davon,                                       •    bschied von zwei
                                                                                          A
dass die RAV in den Regionen schon seit Jahren        Innovation                          prägenden
über die Arbeitgeberservices einen engen Kon­         • D igitaleKompetenzen             Persönlichkeiten
takt zu den Unternehmen pflegen.                          fördern und Potenzial
                                                          entfalten
Die STMP hat die RAV und die Arbeitgeber noch

                                                      16/17
näher zusammengeführt; auch von Seiten der
Wirtschaft stösst die Regelung grösstenteils auf
Akzeptanz. Dies sind gute Voraussetzungen für         Tourismusentwick­
die weitere erfolgreiche Zusammenarbeit zuguns­       lungskonzept
ten eines funktionierenden Arbeitsmarktes.            Klang Toggenburg
                                                      •    orhandene Stärken
                                                          V
+ K A RIN JUNG                                            gezielt ausbauen
Le ite r in A mt für Wir ts chaf t und A r b e it

                                                                                                                  3
Stellenmeldepflicht - wirtschaft + arbeit 02|19 - Kanton St. Gallen
Stellenmeldepflicht

Den Ansturm gut
bewältigt

Rund anderthalb Jahre nach
Einführung der Stellenmelde­
pflicht (STMP) ist es Zeit für
eine Zwischenbilanz. Dabei
zeigt sich: Die neue Regelung
ist auch im Kanton St.Gallen
gut angelaufen.

                                 Auf den St.Galler RAV funk tionier t die Umset zung der STMP plangemäss.

                                 Seit dem 1. Juli 2018 gilt bei der             10’000 unter die STMP gefallen
                                 Besetzung offener Stellen für                  sind. Dass die grosse Anzahl
                                 Berufsarten mit schweizweit                    Meldungen erfolgreich bewältigt
                                 mindestens acht Prozent Arbeits­               werden konnte, stellt sämtlichen
                                 losigkeit die STMP. Sowohl für                 Prozessbeteiligten – inklusive
                                 Arbeitgeber als auch für die Regio­            der Arbeitgeber und der privaten
                                 nalen Arbeitsvermittlungszentren               Stellenvermittler – ein gutes
                                 (RAV) stellten die neuen Vorgaben              Zeugnis aus.
                                 im Rekrutierungsprozess einen
                                 Paradigmenwechsel dar.                         Optimierungen vorgenommen
                                                                                Ab dem 1. Januar 2020 wird der
                                 Massiv mehr Meldungen                          Schwellenwert für die Anwendung
                                 Was die zahlenmässigen Schät­                  der STMP von acht auf fünf Pro­
                                 zungen betrifft, so wurden die                 zent gesenkt. Zusätzlich werden
                                 ursprünglichen Annahmen bei                    aufgrund der gemachten Erfahrun­
                                 weitem übertroffen. Phasenweise                gen und der Rückmeldungen von
                                 hatte sich die Zahl der gemeldeten             Seiten der Berufsverbände gezielte
                                 Stellen im Vergleich zur Vorjahres­            Verbesserungen vorgenommen.
                                 periode ohne STMP mehr als                     Die nachfolgenden Seiten liefern
                                 verdreifacht. Im ersten Jahr                   die wichtigsten Antworten auf
                                 verarbeiteten die sechs RAV im                 praktische Fragen.
                                 Kanton St.Gallen rund 11’000
                                 Meldungen mit über 16’000                      + A D RIA N SCHUM ACHER
                                 gemeldeten Stellen, wovon knapp                St absmit a r b eite r Supp o r t

4
Stellenmeldepflicht - wirtschaft + arbeit 02|19 - Kanton St. Gallen
Stellenmeldepflicht

Das wird neu ab dem
1. Januar 2020

Ein tieferer Schwellenwert
und ein verfeinertes Berufs­
raster: Die Weiterentwicklung
der STMP wartet mit einigen
Änderungen auf. Ein Über­
blick über die wichtigsten
Neuerungen.

Mit Beginn des neuen Jahres wird       2’000 die Grundlage der meldepflich­    weise keinen Unterschied zwischen
der Schwellenwert, ab welchen          tigen Berufe. Sie enthält rund 22’000   Spezialitätenköchen, die auf dem
Unternehmen offene Stellen in          Einzelberufe, die nach einer wirt­      Arbeitsmarkt kaum zu finden
Branchen mit hoher Arbeitslosigkeit    schaftsorientierten Struktur grup­      sind, und Küchenhilfspersonal.
den zuständigen RAV melden             piert sind (zum Beispiel Berufe des
müssen, von acht auf fünf Prozent      Bauhauptgewerbes, Berufe des            Kritik umgesetzt
gesenkt. Mit der «Verschärfung»        Gesundheitswesens). Das Problem         Nun hat der Bund reagiert. Per Anfang
fallen neu auch Berufe unter die       dabei war, dass die verwendeten         2020 wird der veraltete Schweizer
Regelung, die bisher nicht betroffen   Berufsbezeichnungen oft nicht mehr      Raster durch den internationalen
waren. Mitte Oktober 2019 hat das      der heutigen Arbeitsrealität entspra­   Standard ISCO, der 436 Berufsgattun­
Staatssekretariat für Wirtschaft       chen und teilweise zu wenig detail­     gen enthält, ersetzt. Dieser Standard
seco die provisorische Berufsliste     liert waren. Dadurch war bisher für     ist laut den Bundesstatistikern «interna­
auf der Website arbeit.swiss publi­    Arbeitgeber wie auch für Arbeits­       tional vergleichbar, gut dokumentiert
ziert. Sie umfasst rund 90 Berufe –    marktbehörden nicht immer sofort        und weit verbreitet». Der Vorschlag
reichend vom Pizzaiolo über die        ersichtlich, ob eine neu zu besetzen­   sieht zudem punktuelle Anpassungen
Schauspielerin bis hin zum Eisen­      de Stelle meldepflichtig ist. Die       im Sinne eines «Swiss Finish» vor,
leger. Die Berufsliste wird im         Berufsverbände hatten zudem mit         namentlich eine zusätzliche Verfeine­
Dez­e mber 2019 vom Bundesrat          einigem Recht kritisiert, dass die      rung des Berufsrasters. Das Instrument
verabschiedet und gilt für das         erfassten Berufsarten zum Teil die      soll auch in den kommenden Jahren
Kalenderjahr 2020.                     Tätigkeiten verschiedenster             laufend aktualisiert und aufgrund der
                                       Qualifikationsstufen über einen         Bedürfnisse der involvierten Akteure
Verfeinerter Berufsraster              Kamm scherten und damit Berufe          angepasst werden.
Für die Einführung der STMP war die    mit Angebotsüberfluss und solche
sogenannte Schweizerische Berufs­      mit Knappheiten vermischt hatten.       + A D RIA N SCHUM ACHER
nomenklatur (SBN) aus dem Jahr         So machte der Raster beispiels­         St absmit a r b eite r Supp o r t

«Berufsliste abrufbar
auf arbeit.swiss»                                                              a r b e it.swis s

                                                                                                                    5
Stellenmeldepflicht - wirtschaft + arbeit 02|19 - Kanton St. Gallen
Stellenmeldepflicht | Interview

«Der Vermittlungs-
gedanke auf den RAV
wurde weiter gestärkt.»
Walter Abderhalden,
Hauptabteilungsleiter
Arbeitslosenversicherung
beim AWA, und RAV-Koor­
dinator Ueli Häcki äussern
sich im Gespräch mit «w+a»
zur Umsetzung der STMP
im Kanton St.Gallen.

Das Staatssekretariat für
Wirtschaft Seco hat Anfang
November eine positive Bilanz
zur Einführung der STMP
gezogen. Wie lautet ihr Fazit       Walter Abderhalden (links) und Ueli Häcki im Gespräch.
für den Kanton St.Gallen?

WA LTER A BD ER H A LD EN           UELI H ÄCKI                                   und Informationen über stellen­
Ich bin ehrlich gesagt ein wenig    Unsere kantonale Task Force,                  suchende Personen, Stellenmel­
stolz auf das, was wir im Kanton    welche die Einführung der STMP                dungen, Unternehmen sowie
in den letzten rund zwei Jahren     vorbereitet hatte, trifft sich auch           arbeitsmarktliche Massnahmen
geleistet haben.                    künftig in regelmässigen Abstän­              bearbeitet werden.
                                    den und sammelt die auf den
Erklären Sie.                       RAV gemachten Erfahrungen. So                 UELI H ÄCKI
                                    gelingt es uns, Abläufe rasch                 Der Fokus lag einerseits auf der
WA LTER A BD ER H A LD EN           und unkompliziert zu optimieren.              Datenqualität und Datenpflege.
Die Zeit von der Ankündigung der                                                  Einheitliche Abläufe und die
STMP bis zu ihrer Einführung im     Wo wurden denn                                Vollständigkeit der Angaben – u.a.
Juli 2018 war extrem kurz. Innert   Verbesserungen                                das Erfassen der Skills der Stellen­
weniger Monate haben wir ein        vorgenommen?                                  suchenden – sind wichtig, um
Konzept erarbeitet, das sich bis                                                  das Angebot gemeldeter Stellen
heute im Betrieb bewährt. Bemer­    WA LTER A BD ER H A LD EN                     effektiv und effizient mit den auf
kenswert ist auch, dass wir den     In der Praxis hatte sich gezeigt,             den RAV registrierten Stellen­
Mehraufwand bis anhin ohne          dass auf den RAV beim Einsatz                 suchenden abzugleichen. Ande­
zusätzliches Personal bewältigen    des zentralen Informationssystems             rerseits wurden die Mitarbeitenden
können.                             für die Arbeitsvermittlung und die            für spezifische Arbeitsabläufe
                                    Arbeitsmarktstatistik punktuell               sensibilisiert, welche die STMP
                                    noch Schulungsbedarf bestand.                 mit sich gebracht hat.
                                    Konkret ging es um die zentrale
                                    Datenbank AVAM, mit der Daten

6
Stellenmeldepflicht - wirtschaft + arbeit 02|19 - Kanton St. Gallen
Inwiefern hat die STMP die
Arbeit für die RAV verändert?          «Unser Konzept hat
UELI H ÄCKI
Das Leistungsangebot der RAV
                                       sich bewährt.»
umfasst im Wesentlichen die
Bereiche Beratung, Weiter­
bildungsangebote sowie Vermitt­        Login können Arbeitgeber wie         Ziel aller Anstrengungen muss es
lungsleistungen im Sinne einer Hilfe   auch private Stellenvermittler die   sein, dass die Stellensuchenden
bei der Stellensuche. Die STMP         entsprechenden Kandidatinnen         noch stärker von ihrem Informati­
trägt dazu bei, den Vermittlungs­      und Kandidaten direkt kontaktie­     onsvorsprung profitieren als
gedanken unter den RAV-Mitarbei­       ren und diesen ein potenzielles      bisher. Gelingt uns dies in den
tenden weiter zu stärken.              Jobangebot unterbreiten.             kommenden Monaten, stellt die
                                                                            STMP für alle Beteiligten einen
WA LTER A BD ER H A LD EN              Doch die Betroffenen selber          grossen Gewinn dar.
Verglichen mit anderen Kantonen        haben nur in den wenigsten
hat St.Gallen dem Aspekt der           Fällen ein persönliches Login,       Was wünschen Sie sich für die
Stellenvermittlung innerhalb des       um selbst nach gemeldeten            Zukunft?
Leistunsgsspektrums schon              Stellen zu suchen …
immer viel Gewicht beigemessen.                                             UELI H ÄCKI
Die STMP setzt hier jedoch zu­         UELI H ÄCKI                          Mit einer guten Dienstleistung
sätzliche Impulse und rückt            Hier besteht in der Tat Nachhol­     für Arbeitgebende wollen wir
die entsprechende Arbeit in ein        bedarf. Viele der Betroffenen sind   erreichen, dass die Unternehmen
bedeutenderes Licht.                   nicht gewohnt, mit dem zu Beginn     nicht nur meldepflichtige sondern
                                       recht umständlich aufgebauten        alle offen Stellen auf unsern RAV
Bei der Einführung der STMP            Registrierungsprozess zu arbeiten.   melden.
wurde der fünftägige Informati­        Hier haben wir gezielte Verbesse­
onsvorsprung der Stellen­              rungen erzielt bzw. sind daran,      + A D RIA N SCHUM ACHER
suchenden als Chance ins Feld          die Registrationsquote zu erhöhen.   St absmit a r b eite r Supp o r t
geführt. Werden die Möglich­
keiten entsprechend genutzt?           Was genau wird gemacht?

WA LTER A BD ER H A LD EN              UELI H ÄCKI
Die RAV-Personalberater sorgen         Die Registrierung und das Arbeiten
dafür, dass die Daten der auf dem      mit der Plattform wurde in die
RAV gemeldeten Stellensuchen­          Bewerbungscoaching-Kurse
den auf der Plattform jobroom.ch       integriert. Zudem ist die Login-
registriert sind. Hierzu braucht       Prozedur vereinfacht worden.
es die Einwilligung der Stellensu­     Das sind auf den ersten Blick
chenden. Im Kanton St.Gallen           unspektakuläre Massnahmen,
sind rund neun von zehn Stellen­       doch sie zeigen Wirkung.
suchenden auf jobroom.ch regist­
riert. Mit einem entsprechenden

                                                                                                                7
Stellenmeldepflicht - wirtschaft + arbeit 02|19 - Kanton St. Gallen
RAV   RAV
                                                 Wil   St.Gallen

                                                                         RAV
                                       RAV                               Heerbrugg
                                       Wattwil

                               RAV
                               Rapperswil-
                               Jona

Wie funktioniert die
Stellenmeldepflicht?

                                                           RAV Sargans

                    Meldung offener Stellen via www.arbeit.swiss

                    Zustellung Dossiers passender Kandidaten
                    falls vorhanden

                                      Information über Entscheid (keine Begründung)

                                      Ablehnung des Vorschlags oder Einladung
                                      zum Vorstellungsgespräch

1. M
    eldung der offenen Stellen        2. D
                                           as RAV teilt dem Arbeitgeber         3. D
                                                                                     er Arbeitgeber kann frei
   durch Arbeitgeber, private             innerhalb von 3 Arbeitstagen              entscheiden, ob er die Vor­
   Stellenvermittler oder Personal­       mit, ob passende Dossiers vor-            schläge des RAV weiter verfol­
   verleiher an das zuständige            handen sind und übermittelt               gen möchte. So oder so muss
   RAV via Online-Plattform               ihm die entsprechenden Über­              er seinen Entscheid nicht
   www.arbeit.swiss                       sichten/Lebensläufe.                      begründen. Falls einer der
                                                                                    Kandidaten des RAV den
                                                                                    Zuschlag erhält, nimmt der
                                                                                    Arbeitgeber direkt Kontakt mit
                                                                                    dem Stellensuchenden auf.

8
Stellenmeldepflicht - wirtschaft + arbeit 02|19 - Kanton St. Gallen
Stellenmeldepflicht

Wie läuft es
auf den RAV?

Den RAV kommt bei der
Umsetzung der STMP eine
entscheidende Rolle zu. Wie
die Arbeiten vor Ort ablaufen
und worauf es im Umset­
zungsalltag ankommt, zeigt
unser Erfahrungsbericht von
der «Front».

                                Ur s Greuter, Leiter RAV Sargans.

                                Seit Einführung der STMP werden       die RAV selber bzw. für die Mit­
                                die beim RAV registrierten            arbeitenden hat die neue
                                stellensuchenden Personen als         Regelung einige Anpassungen
                                erste über freie Stellen in Berufs­   im Arbeitsalltag mit sich gebracht.
                                arten mit hoher Arbeitslosigkeit      Am offensichtlichsten zeigt
                                informiert. Sie erhalten so einen     sich dies bei der Entwicklung
                                Informations- und Bewerbungs­         der Meldungen. Seit der Einfüh­
                                vorsprung gegenüber den übrigen       rung der STMP am 1. Juli 2018
                                Mitbewerbern. Gleichzeitig bedie­     haben sich die Stellenmeldungen
                                nen die RAV die Arbeitgeber           bei den einzelnen RAV im Kanton
                                rasch mit passenden Kandidaten­       vervielfacht.
                                dossiers von Bewerbern. Auch für

                                «Vertragsunterzeichnung
                                innert drei Stunden»
                                                                                                        9
Stellenmeldepflicht - wirtschaft + arbeit 02|19 - Kanton St. Gallen
Stellenmeldungen einfach
gemacht
Für die Arbeitgebenden erfolgt
                                       «Qualität statt Quantität»
die Meldung einer offenen Stelle
einfach und schnell über das           Wie sieht die Praxis aus?             pro Tag. Dabei können nicht
Online-Portal arbeit.swiss. Nach       Bei Eingang der Stellenmeldung        selten Erfolge verbucht werden.
der kostenlosen Registrierung          validiert die Stellenkoordination     Unser bisheriges Highlight war
können Unternehmen ihre Stellen        auf dem RAV die entsprechende         eine Vertragsunterzeichnung
im Internet selber verwalten und       Information innert 24 Stunden.        zwischen Unternehmen und
die Plattform als erstklassigen        Danach wird das Stellenangebot        stellensuchender Person innert
Publikationskanal auf der schweiz­     zur Vermittlung im Job-Room.ch        drei Stunden nach Eingang der
weiten grössten Stellenplattform       freigegeben. Hier gleicht die         Stellenmeldung.
nutzen. Als zusätzlichen Mehrwert      Stellenkoordination das Angebot
können Unternehmen dabei auch          mit den in der RAV-Kundendaten­       RAV arbeiten schnell
proaktiv mit potenziellen Kandida­     bank zur Verfügung stehenden          Gemäss den geltenden Regeln
ten in Kontakt treten. In der Praxis   Angaben ab (Matching). Die            sind die RAV gehalten, Unter­
hat sich dies grundsätzlich be­        resultierenden Treffer bzw. die       nehmen innert drei Tagen über
währt; einige Unternehmen nutzen       Namen der entsprechenden              potenzielle Kandidaten zu infor­
die neuen Möglich­keiten aktiv.        Stellensuchenden werden im            mieren. Die Praxis zeigt aber,
                                       Rahmen des Vieraugen-Prinzips         dass die RAV im Kanton St.Gallen
Die Erfolgsfaktoren                    automatisch den zuständigen           oftmals schneller sind als gefor­
Der Erfolg bei der Umsetzung der       Personalberatenden zur Prüfung        dert und den Firmen schon nach
STMP steht und fällt in operativer     übermittelt. Verläuft dessen          24 Stunden erste Kandidaten­
Hinsicht mit der Datenqualität und     Prüfung erfolgreich, gibt der         vorschläge unterbreiten können.
den zur Verfügung stehenden            Personalberater die Dossiers          Unsere Erfahrung zeigt, dass
Informatiktools. So stehen den         frei und übermittelt sie als Kandi­   die RAV im Kanton St.Gallen den
Unternehmen bei der Suche nach         datenvorschläge des RAV zur           meldenden Firmen im Durch-
möglichen Kandidaten neben             Auswahl an das Unternehmen,           schnitt zwei bis drei aus ihrer
den Berufsbezeichnungen auch           das die Stelle gemeldet hat.          Sicht taugliche Dossiers auf eine
aussagekräftige Informationen          Konkret erhalten die Firmen per       offene Stelle vorschlagen können.
in Bezug auf die beruflichen           Mail aussagekräftige Kandida­         Dabei steht die Qualität der
Erfahrungen und Ausbildungen           tenprofile mit aktuellen Lebens­      Kandidatenvorschläge an Unter­
(berufliche Skills) zur Verfügung.     läufen zugestellt. Nachdem die        nehmen vor der Quantität im
Das macht die Suche nach               Unternehmen die RAV-Vorschläge        Vordergrund.
einem neuen Mitarbeiter oder           geprüft haben, informieren sie
einer neuen Mitarbeiterin letztlich    die Stellenkoordination darüber,      + URS G R EU TER
einfacher und effizienter. Und         ob einer der Bewerbenden des          Le ite r R AV S a rga ns
genau darum geht es in letzter         RAV zum Vorstellungsgespräch
Konsequenz: Unternehmen sollen         eingeladen bzw. später auch
ihre künftigen Mitarbeitenden          eingestellt worden ist. Eine
rasch und unkompliziert finden.        Stellenkoordination validiert
                                       und bewirtschaftet im Durch­          w w w.a r b e it.swis s
                                       schnitt bis zu zehn Stellen           w w w.job - ro om.ch

10
Arbeitslosenkasse

Wer wir sind
und was wir machen

Seit Anfang April 2019 leitet
Michael Schweitzer die
öffentliche Arbeitslosenkasse
des Kantons St.Gallen. Im
w+a nimmt er Stellung zu
Meinungen, die in der Öffent­
lichkeit in Bezug auf die
Arbeitslosenkasse kursieren.

In den rund 15 Jahren, in denen ich
beruflich im Bereich der Arbeits­     Leitet neu die kantonale Arbeitslosenkasse: Michael Schweit zer.
losenkassen tätig bin, begegne
ich in Gesprächen immer wieder
Aussagen zu unserer Arbeit,           «Ihr braucht ewig für die                      zwischen gesetzlichen Anforderun­
die zum Teil auf falschen Annah­      Zahlung.»                                      gen und Existenzängsten kann
men beruhen. Gerne möchte             Der Arbeitsmarkt wandelt sich                  es vorkommen, dass einzelne
ich hier einige der «populärsten»     stark (neue Vertragsformen, mehr               Auskünfte missverständlich sind
Meinungen aufgreifen.                 Teilzeit- und Temporärarbeit etc.).            bzw. falsch wahrgenommen werden.
                                      Gleich­z eitig nimmt die Regelungs­
«Ihr gehört zum RAV,                  dichte zu. Dadurch können Ab­                  «Formulare sind in Papier-
nicht wahr?»                          klärungen tatsächlich mehr Zeit in             form einzureichen – das ist
Nein, die Arbeitslosenkasse und       Anspruch nehmen. Wir geben                     unzeitgemäss.»
die RAV sind getrennte Einheiten:     uns aber Mühe, alle Fälle speditiv             Das stimmt in doppelter Hinsicht.
Die RAV unterstützen ihre Kundin­     zu bearbeiten. So haben im letzten             Obwohl wir seit zehn Jahren elektro­
nen und Kunden bei der Stellen­       halben Jahr über 50 Prozent aller              nische Dossiers führen, laufen unsere
suche, überprüfen in regelmässi­      Kunden die erste Zahlung im Monat              Geschäftsprozesse auf Kundenseite
gen Beratungsgesprächen deren         ihrer Anmeldung oder in der ersten             noch immer brieflich. Der Bund
Arbeitsbemühungen und fördern         Woche des Folgemonats erhalten,                arbeitet daran, den Kunden online
die Arbeitsmarktfähigkeit über        was einen sehr guten Wert darstellt.           den Datentransfer und die Einsicht
passende Unterstützungsange­                                                         in Kundendaten zu ermöglichen. Auf
bote. Die Arbeitslosenkasse           «Am Telefon wird man                           Seiten der RAV beginnt die Pilotphase
hingegen ist für den Bereich der      unanständig behandelt.»                        Ende dieses Jahres, bei den Kassen
Versicherungsleistungen zustän­       Unsere Mitarbeitenden beantwor­                ist die Einführung auf das Jahr 2021
dig, also für die Festlegung des      ten jeden Monat fast 5’000 Anfra­              geplant. Selbstverständlich dürfen
Anspruchs und die Auszahlung          gen per Telefon und es ist unser               sauber eingescannte PDFs per Mail
von Tag­g eldern. Neben den           Anspruch, alle Kunden freundlich               bei uns eingereicht werden.
öffentlichen Arbeitslosenkassen       und korrekt zu behandeln. Arbeits­
der Kantone gibt es auch private      losigkeit ist für die Betroffenen              + MICH A EL SCHWEIT ZER
Kassen.                               belastend. Im Spannungsfeld                    Le ite r ka ntona le A r b e itslose nka s se

                                                                                                                                     11
Umsetzungsprogramm Neue Regionalpolitik

Entwicklung in den
Regionen möglich
machen
Die neue Regionalpolitik
(NRP) des Bundes leistet
einen wertvollen Beitrag an
die regionalwirtschaftliche
Entwicklung in den Kanto­
nen. St. Gallen hat diesen
Sommer sein neues Umset­
zungsprogramm für die Jahre
2020 bis 2023 auf den Weg
gebracht.

                              Samuel Mösle, Teamleiter Standor t förder ung.

                              Seit dem 1. Januar 2008 fördern                  bis hin zu ländlichen Regionen mit
                              der Bund und die Kantone gemein­                 tieferem Wertschöpfungsbeitrag
                              sam die wirtschaftliche Wettbe­                  praktisch das ganze Spektrum an
                              werbsfähigkeit und den Aufbau                    Möglichkeiten. Im ländlichen Raum
                              bzw. den Erhalt von Arbeitsplätzen               ist meist der Tourismus ein be­
                              in den Regionen mit dem Ziel,                    deutsamer Arbeitgeber, nicht
                              vorhandene Unterschiede in der                   selten stellt er die Haupteinnahme­
                              Wirtschaftskraft auszugleichen.                  quelle dar. Das neue NRP-Um­
                              Für St. Gallen ist das Instrument                setzungsprogramm des Kantons
                              besonders interessant: Der Kanton                St. Gallen, das diesen Sommer
                              ist wirtschaftlich ausgesprochen                 beim Bund eingereicht wurde,
                              heterogen aufgestellt und umfasst                trägt dieser Ausgangslage Rech­
                              von stark industrialisierten, hoch               nung. Zu gleichen Teilen von
                              innovativen Industriestandorten                  Kanton und Bund finanziert

                              «Leistungsträger können
                              Anträge einreichen.»
12
werden durch die NRP verschiede­
ne Projekte, Initiativen und Investi­
tionen ermöglicht, welche zu einer
                                        «Vielzahl von
Angleichung der Wirtschaftskraft
in den St. Galler Regionen führen.
                                        Anspruchsgruppen»
Die Unterstützungen erfolgen
dabei in Form von Anschubfinan­
zierungen über einen Zeitraum
von zwei bis vier Jahren. Um von        räumlichen und thematischen            Fokusthema Digitalisierung und
Fördergeldern profitieren zu            Entwicklung von Tourismus-             Projekteingabe
können, müssen die Projekte             regionen unterstützt.                  Die beiden Wertschöpfungssyste­
und Initiativen einen innovativen                                              me überspannend werden Bestre­
und überbetrieblichen Charakter         Das Wertschöpfungssystem               bungen zum verstärkten Einbezug
aufweisen und sich am Export von        Industrie zum anderen richtet sich     der Digitalisierung in einer Gross­
Dienstleistungen oder Produkten         an eine Vielzahl von Anspruchs­        zahl der zu unterstützenden
orientieren.                            gruppen und umfasst entspre­           Projekte verfolgt. Die digitale
                                        chend zahlreiche Instrumente.          Transformation durchdringt dabei
Wertschöpfungssysteme                   Diese reichen von innovationsbe­       alle Branchen und Institutionen
Industrie und Tourismus                 gleitenden und -fördernden             und es gilt, diese Entwicklung im
Das neue St. Galler NRP-Umset­          Massnahmen für KMU über                Rahmen zukunftsgerichteter
zungsprogramm definiert zwei            Angebote für Start-ups und             Projekte und Initiativen miteinzu­
thematische Schwerpunkte                Gründungsinteressierte bis zur         beziehen.
(Wertschöpfungssysteme), die            Entwicklung von Arealen für
wiederum verschiedene Teilziele         wirtschaftliche Schwerpunktgebie­      Leistungsträger oder Initianten
verfolgen. Diese orientieren sich       te und strategische Arbeitsplatz­      können Projektanträge und Initiati­
an den bestehenden kantonalen           standorte sowie Prozesse der           ven während der gesamten Dauer
Gesetzen, der Strategie «Wirt­          Innenentwicklung. Massnahmen           des Umsetzungsprogrammes
schaftsstandort 2025» der Regie­        zur Steigerung der Attraktivität der   2020 bis 2023 einreichen. Anlauf­
rung sowie am laufenden Stand­          Ostschweiz als Arbeits- und            stellen sind hierbei die Standort­
ortförderungsprogramm, das der          Wohnstandort, die Ausschöpfung         förderung im Amt für Wirtschaft
Kantonsrat jüngst verabschiedet         von Arbeits- und Fachkräftepoten­      und Arbeit (www.standort.sg.ch)
hat. Da ist zum einen das Wert­         zialen sowie die Unterstützung         sowie, für touristische Aufbaupro­
schöpfungssystem Tourismus,             von Netzwerkstrukturen zwischen        jekte, der Tourismusrat St. Gallen
das die Anschubfinanzierung von         Branchenorganisationen im              (www.tourismusrat-stgallen.ch).
touristischen Angeboten sowie           In- und Ausland runden den
Erlebnissen ermöglicht und dabei        Leistungskatalog des zweiten           + SA MUEL M ÖSLE
planerische Massnahmen in der           Wertschöpfungssystems ab.              Te a mle ite r St a ndor t förde r ung

                                                                                                                        13
Innovation

Digitale Kompetenzen
fördern und Potenzial
entfalten
Diverse Kennzahlen belegen
die hervorragende Innovati­
onskraft der Schweiz. Zudem
setzen viele in unserer Regi­
on ansässige Unternehmen
in ihrem Kerngeschäft welt­
weit Massstäbe und sind
bestens vernetzt – optimale
Voraussetzungen, um die
digitale Transformation zur
Erschliessung neuer Ge­
schäftsfelder zu nutzen.

                                D aniel Müller leitet die Standor t förder ung des Kantons St.Gallen.

                                Bahnbrechende Innovationen                        Modelle werden nachfolgend kurz
                                verändern ganze Branchen. Um                      vorgestellt. Zudem leistet auch
                                einzelne Produkte werden mass­                    der Kanton St.Gallen selbst
                                geschneiderte, neue Software­                     Bedeutendes: Im Bereich der
                                lösungen entwickelt und Gesamt­                   Nachwuchsförderung will er im
                                lösungen verkauft. Geschäftsmo­                   Rahmen der IT-Bildungsoffensive
                                delle werden neu gedacht, wobei                   den herrschenden Fachkräfte­
                                meistens neuste Informatikkennt­                  mangel im Informatikbereich
                                nisse gefragt sind. Diese Trans­                  bekämpfen und damit den Wirt­
                                formation aktiv mitzugestalten                    schaftsstandort fördern. Zudem
                                bedingt die Verfügbarkeit von                     helfen die Fachhochschulen
                                Fachkräften mit den richtigen                     sowie die Universität St.Gallen
                                Kompetenzen. Die Ostschweiz ist                   und weitere Forschungs- und
                                diesbezüglich interessant, da sich                Bildungsinstitutionen mit dem
                                viele zukunftsorientierte Initiativen             Ausbau von Informatiklehrgängen
                                etabliert haben bzw. auf einem                    mit, noch vorhandene Lücken zu
                                guten Weg sind. Drei bestehende                   schliessen.

                                «Viele Initiativen haben
                                sich etabliert.»
14
«St.Gallen ist für digitale
Gründer attraktiv.»
Kompetenzen                           Ein weiterer Beleg dafür, wie         Innovationspark Ost
zusammenbringen                       aktiv sich die Branche entwickelt,    macht St.Galler Stärken
Die Initiative «IT rockt!» bzw. der   ist der jährlich in St.Gallen         international sichtbar
Verein IT St.Gallen ist ein Zu­       statt­f indende START Summit.         Mit der Bewerbung des
sammenschluss von Ostschweizer        Das eigentliche Gipfeltreffen         «Innovationsparks Ost» um
IT-Unternehmen sowie von              der Gründerszene lockt jeweils        Aufnahme als Standortträger
Bildungs- und Netzwerkpartnern.       rund 3’000 Gründer, Investoren,       von Switzerland Innovation soll
Auch er hat sich zum Ziel gesetzt,    Studierende und Fachleute aus         die Ostschweiz neu auch in
dem IT-Fachkräftemangel entge­        der Unternehmer- und Tech­-           diesem Netzwerk vertreten sein.
genzuwirken und seine Mitglieder      welt aus ganz Europa in die Olma-     Zu den Themen der laufenden
auf dem Weg zur Digitalisierung       Hallen. Der START Summit hat          Bewerbung gehört auch die
zu unterstützen. Der Vision eines     sich damit in den letzten Jahren      praktische Anwendung von
branchenübergreifenden Digital-       zu Europas führender studentisch      Digitalisierung. Kooperation darf
Clusters mit überregionaler           organisierter Konferenz für Entre­    dabei durchaus grossräumig
Ausstrahlung kommen die Beteilig­     preneurship und Technologie           und über Grenzen hinausgedacht
ten immer näher: So beschäftigen      entwickelt. Zur Diskussion stehen     werden, immer mit dem Ziel,
in der Ostschweiz zurzeit knapp       neue Geschäftsmodelle, die            Wirtschaft und Wissenschaft
2’000 IT-Unternehmen bereits          mit künstlicher Intelligenz, dem      zu vernetzen und so den Stand­-
rund 20’000 Personen, was die         Internet der Dinge, virtueller        ort für Firmenansiedlungen
Region zu einem der attraktivsten     Realität und Blockchain-Lösungen      und Forschungsinvestitionen
Schweizer Standorte für die           entstehen. Und schliesslich           attraktiver zu machen.
Branche macht. Das Vorhanden­         soll mit dem «Startfeld» als dritte   Schliesslich helfen attraktive
sein dieser Kompetenz in der          der hier erwähnten Initiativen        Arbeitsplätze mit, den «Brain-
Ostschweiz kommt allen zugute:        der Nähr­b oden für Jungunter­        Drain» zu redu­z ieren und
Dienstleistungsunternehmen            nehmer gelegt werden. Das             zusätzliche gut aus­g ebildete
genauso wie produzierenden            Netzwerk für Innovationen und         Fachkräfte für den Wirtschafts­
Betrieben, traditionellen wie         Start-ups rund um den Säntis          standort Ostschweiz zu
jungen Firmen.                        unterstützt ambitionierte Gründer­    gewinnen.
                                      innen und Gründer sowie
                                      etablierte KMU in allen Phasen        + DA NIEL MÜLLER
                                      der Innovation.                       Le ite r St a ndor t förde r ung

                                                                            w w w.st a ndo r t.sg.ch

                                                                                                               15
Tourismusentwicklungskonzept Klang Toggenburg

Vorhandene Stärken
gezielt ausbauen

Das Thema «Klang» zieht
Touristen, Kulturinteressierte
und Freizeitgäste ins Toggen­
burg und gewinnt als touristi­
sches Alleinstellungsmerkmal
immer mehr an Bedeutung.
Im Tourismusentwicklungs­
konzept «Klang Toggenburg»
wird der Klang mit den weite­
ren Stärken des Toggen­
burgs, nämlich der intakten
Natur, dem Wald und der
kulinarischen Vielfalt, für die
Gäste in Szene gesetzt.

                                  Markus Schmid (links) und Thomas Keller «testen» eine der Klanginstallationen am
                                  Schwendisee ob Wildhaus.

                                  Räumliche Tourismusentwick­                   lage fliessen die Projekte des TEK
                                  lungskonzepte (TEK) sind ein                  in die Richtpläne des Kantons und
                                  Zukunftsbild für die Entwicklung              der Gemeinden ein und erhöhen
                                  des Tourismus in einer bestimmten             die Planungssicherheit für Ent­
                                  Region. Dabei entwickelt das AWA              wickler und Investoren. Dies
                                  in einer ersten Phase gemeinsam               schafft eine optimale Grundlage
                                  mit den touristischen Akteuren vor            für die konkrete Entwicklung der
                                  Ort und den betroffenen Gemein­               einzelnen Angebote. Projektinitian­
                                  den eine Vision. Diese beschreibt             ten können in ihrem Vorhaben
                                  ein oder mehrere Alleinstellungs­             unterstützt werden und unabhän­
                                  merkmale für die Region, entlang              gig von der Grösse des Projekts
                                  welcher die künftigen Erlebnisan­             von den Vorabklärungen und der
                                  gebote und touristischen Infra­               Visionierung profitieren. Die
                                  strukturen geplant und entwickelt             Impulse der öffentlichen Hand
                                  werden sollen. Die einzelnen Ideen            helfen, dass privat finanzierte
                                  werden in einer zweiten Phase auf             Projekte realisiert und touristische
                                  ihre raumplanerische Umsetzbar­               Angebote vielfältig und attraktiv
                                  keit hin geprüft. Auf dieser Grund­           weiter ausgebaut werden können.

16
Eine gemeinsame touristische
Vision fürs Toggenburg
Im konkreten Fall des TEK «Klang
                                      «Toggenburg als
Toggenburg» hat das AWA Anfang
2019 den gemeinsamen Prozess
                                      Ganzjahresdestination»
iniziiert. Zusammen mit den
politischen Gemeinden, der
Tourismusdestination und einigen
bedeutenden Leistungsträgern          die touristischen Angebote in
wurden die ersten Weichen für die     Mogelsberg, beispielsweise der
zukünftige Entwicklung gestellt,      Baumwipfelpfad, mit dem Thema
indem, unterstützt durch das Krea­    Klang verknüpft werden. Das
tivbüro Steiner Sarnen Schweiz,       Herz des Klangs ist und bleibt
visionäre Ideen für das Toggen­       die Gegend um den Schwendisee
burg erarbeitet wurden. Das TEK       in Wildhaus, wo es bereits heute
umfasst dabei räumlich das obere      viele entsprechende Angebote
Toggenburg mit den Gemeinden          gibt und wo ab dem Jahr 2023
Wildhaus-Alt St.  Johann und          das Klanghaus für zusätzlichen
Nesslau sowie die beiden «Satelli­    Schub für die touristische und
tenstandorten» Lichtensteig und       kulturelle Entwicklung geben
Mogelsberg. Ziel ist, künftigen       wird. Das Toggenburg steht
Gästen eine qualitativ hochwertige    touristisch vor einer spannenden
Auswahl an touristischen Erlebnis­    und intensiven Entwicklung.
sen und Übernachtungsmöglich­         Dabei gilt es, vor­h andene Stärken
keiten im Toggenburg zu bieten.       auszubauen und diese für mögli­
Angesprochen werden soll dabei        che Zielpublika zur Geltung zu
ein vielschichtiges Publikum,         bringen.
welches das Toggenburg als
Ganzjahresdestination für sich        Die Projektgruppe TEK «Klang
entdecken soll. Zu diesem Zweck       Toggenburg» wird in den nächsten
wird das Alleinstellungsmerkmal       Monaten die ersten visionären
«Klang» um weitere authentische       Ideen einem Machbarkeitstest
Aspekte des Toggenburg ergänzt,       unterziehen sowie eine erste
so dass die bestehenden Stärken       raumplanerische Prüfung durch­
aufgegriffen und gebündelt wer­       führen. Eine Kommunikation
den. Da trumpft beispielsweise        konkreter Ergebnisse ist somit im
die Wolzenalp mit einer ausser­       nächsten Jahr zu erwarten.
gewöhnlich intakten und lebendi­
gen Natur auf, welche touristisch     + M A R KUS SCHMID
in Wert gesetzt werden kann.          Proje k tle ite r St a ndor t fö de r ung
Auch Lichtensteig hat mit einer
umfassenden kulinarischen Viel-       + TH OM AS K ELLER
falt viel zu bieten. Genauso sollen   Proje k tle ite r St a ndor t fö de r ung

                                                                                  17
Arbeitsbedingungen

Die wichtigsten
Fakten zum neuen
Meldeverfahren
Seit dem 1. Januar 2019 gilt
in der Schweiz das neue
Meldeverfahren für vorläufig
Aufgenommene und aner­
kannte Flüchtlinge. Dieses
soll die rasche Integration der
Betroffenen in den Schweizer
Arbeitsmarkt fördern.

                                  Claudia Ruf Bopp, Leiterin Hauptabteilung Arbeitsbedingungen.

                                  Die Integration von Ausländerin­             So läuft die Meldung ab
                                  nen und Ausländern wird seit                 Neu haben vorläufig Aufgenomme­
                                  Anfang Jahr durch positive Anrei­            ne sowie anerkannte Flüchtlinge
                                  ze verstärkt. Konkret erhalten               im Allgemeinen freien Zugang zum
                                  anerkannte Flüchtlinge (Ausweis              Arbeitsmarkt und können in allen
                                  B) und vorläufig Aufgenommene                Wirtschaftszweigen arbeiten.
                                  (Ausweis F) einen erleichterten              Die erforderliche Meldung erfolgt
                                  Zugang zum Arbeitsmarkt. Für                 durch den Arbeitgeber im Voraus
                                  diese Gruppe von Arbeitnehmen­               mit Hilfe des Meldeformulars, das
                                  den hatten Arbeitgeber früher                auf der Website des AWA (Pfad
                                  eine gebührenpflichtige Arbeits­             Arbeitgebende; Meldeverfahren)
                                  bewilligung zu beantragen, die               aufgeschaltet ist und per Mail beim
                                  vor dem Stellenantritt vorliegen             kantonalen Migrationsamt einge­
                                  musste. Neu gilt die unbürokrati­            reicht werden muss. Der Arbeitge­
                                  sche, gebührenfreie Meldepflicht.            ber muss unter anderem bestäti­
                                  In den ersten zehn Monaten seit              gen, dass die orts-, berufs- und
                                  der Einführung der Meldepflicht              branchenüblichen Lohn- und
                                  sind über 3’000 Meldungen beim               Arbeitsbedingungen eingehalten
                                  AWA eingegangen und bearbeitet               werden. Dies wird anschliessend
                                  worden.                                      vom AWA kontrolliert. Der bran­

18
«Über 3’000 Meldungen                                                       Für wen die Regel nicht gilt
                                                                            Das Meldeverfahren gilt jeoch
                                                                            nicht für alle Gruppen von Flücht­
in zehn Monaten»                                                            lingen: So benötigen Personen
                                                                            mit einer Aufenthaltsbewilligung
                                                                            aus humanitären Gründen sowie
                                                                            Schutzbedürftige und Asylsuchen­
                                                                            de (Status N) nach wie vor eine
chenübliche Lohn kann mithilfe         Bedeutung von Ausweisen              Bewilligung, um arbeiten zu
des nationalen Lohnrechners, der       Beim Ausweis F für vorläufig         können. Und auch gemeinnützige
vom Staats­s ekretariat für Migrati­   Aufgenommene handelt es              Arbeitseinsätze und wirtschaftlich
on zur Verfügung gestellt wird,        sich nicht um eine Aufenthalts­-     orientierte Kurzarbeitseinsätze
ermittelt werden. Bei Branchen,        be­w illigung, sondern um die        bleiben für diese Personengruppe
die einem Gesamtarbeitsvertrag         Bestätigung, dass eine Ausschaf­     bewilligungspflichtig. Hier gilt
unterstehen, gilt der darin fest­      fung der betreffenden Person         ausserdem der Inländervorrang:
gelegte Mindestlohn.                   in ihr Herkunftsland aus rechtli­    Die betroffenen Personen erhalten
                                       chen Gründen nicht durch­-           nur dann eine Arbeitserlaubnis,
Einen Sonderfall stellen Anstellun­    führbar ist. Bei der vorläufigen     wenn vom Arbeitgeber nachge­
gen mit besonderen Bedingungen         Aufnahme handelt es sich um          wiesen wird, dass für die spezifi­
dar (z.B. bei Berufsintegrations­      eine Ersatzmassnahme, die            sche Tätikeit keine geeigneten
einsätzen). Hier wird in der Regel     anstelle einer Ausschaffung          inländischen oder europäischen
ein Beschäftigungsvertrag ab­          getroffen wird. Der F-Ausweis        (EU/EFTA-)Arbeitskräfte rekrutiert
geschlossen. Darin werden die          wird jeweils für die Dauer eines     werden konnten.
Ausnahmen zu den orts-, berufs-        Jahres ausge­s tellt und wird
und branchenüblichen Lohn-             nach einer Prüfung durch das         + CL AUD IA RUF BOPP
und Arbeitsbedingungen festge­         Staatssekretariat für Migration      Le ite r in Haupt abte ilung
                                                                            A r b e itsb e dingunge n
halten. Die Beschäftigung von          allenfalls verlängert. Nach
anerkannten Flüchtlingen und           fünf Jahren kann eine Aufent­
vorläufig Aufgenommenen in             haltsbewilligung (Ausweis B)
Beschäftigungsprogrammen,              beantragt werden.
gemeinnützigen Einsätzen,
Arbeitsintegrationsprogrammen          Auch die Aufenthaltsbewilligung
usw. bleibt weiterhin möglich.         B für anerkannte Flüchtlinge
                                       ist auf ein Jahr befristet. Diese
In jedem Fall ist auch das Ende        wird aber in der Regel verlängert,
einer Erwerbstätigkeit zu melden.      sofern die Gründe für die Flücht­
Bei einem Stellenwechsel meldet        lings­a nerkennung fortbestehen.
der erste Arbeitgeber die Beendi­      Nach bereits fünf Jahren kann
gung des Arbeitsverhältnisses,         bei erfolgreicher Integration ein
der Zweite danach die Aufnahme         Gesuch um Erteilung der Nieder­
der neuen Tätigkeit.                   lassungsbewilligung (C) gestellt
                                       werden.                              w w w.sg.ch /wir tschaf t-arbeit /arbeitgebende

                                                                                                                        19
Arbeitsbedingungen

Anstellung von
Kadermitarbeitenden
aus Drittstaaten
                                Für die Zulassung von Drittstaats­      betreffende Person zuvor schon
Damit Drittstaatsangehörige     angehörigen zum Arbeitsmarkt            mindestens ein Jahr im entspre­
zum Schweizer Arbeitsmarkt      prüfen die zuständigen Arbeits­         chenden Konzern tätig gewesen
                                marktbehörden in erster Linie das       ist. Kadertransfers können vorü­
zugelassen werden können,
                                gesamtwirtschaftliche Interesse         bergehend oder auf Dauer ange­
muss eine ganze Reihe von
                                nach Art. 18 und Art. 19 des            legt sein. So oder so besteht hier
Bedingungen erfüllt sein. Bei   Ausländer- und Integrationsge­          kein Vorrang der inländischen
Kaderangestellten von inter­    setzes (AIG). Dabei werden ins­b e­     Arbeitnehmenden nach Art. 21
nationalen Unternehmen          sondere die jeweilige Arbeits­          des Ausländer- und Integrations­
sieht das Recht indes ein       marktsituation, die nachhaltige         gesetzes (AIG). Erfüllt sein muss
vereinfachtes Bewilligungs­     Wirtschaftsentwicklung und die          jedoch eine ganze Reihe anderer
verfahren vor.                  Integrationsfähigkeit der Auslände­     Kriterien, etwa die Einhaltung
                                rinnen und Ausländer berück­            geltender Kontingentshöchstzah­
                                sichtigt. Das gesamtwirtschaftli­       len. Der Bereich Personalverleih
                                che Interesse ist vom gesuch­           aus dem Ausland ist vom be­
                                stellenden Arbeitgeber detailliert      schriebenen Verfahren übrigens
                                zu begründen und zu belegen.            ausgeschlossen.

                                Kadertransfers als Spezialfall          Wer profitiert?
                                Es kommt allerdings immer wieder        Das vereinfachte Verfahren be­
                                vor, dass ein Schweizer Unter­          schränkt sich generell auf Füh­
                                nehmen mit Mutterhaus, Zweig­           rungskräfte, Kadermitarbeitende
                                niederlassung oder einer Tochter­       und hoch qualifizierte Fachleute
                                gesellschaft im Ausland einen           aus Wirtschaft und Forschung in
                                ihrer Kaderangestellten, der nicht      international tätigen Unternehmen
                                Bürger eines EU- oder EFTA-             oder Forschungsinstituten (Art. 23
                                Staates ist, für eine gewisse Zeit in   AIG). Um für den Schweizer Arbeits­
                                leitender Funktion in der Schweiz       markt zugelassen zu werden, müssen
                                beschäftigen will. Im Fachjargon        die fraglichen Kaderangehörigen
                                spricht man in diesen Fällen von        (nach inter­n ationaler Definition:
                                Kadertransfers. Das Schweizer           executive function) in ihren Firmen
                                Recht sieht hier ein vereinfachtes      über weitreichende betriebliche
                                Bewilligungsverfahren vor. Dieses       Ver­a ntwortung und entsprechende
                                kommt zum Tragen, wenn die              Handlungskompetenzen verfügen.
                                                                        Bei den Forschungsmitarbeitenden
                                                                        muss es sich um hoch qualifizierte,

«Behörden prüfen                                                        in der wissenschaftlichen Forschung
                                                                        tätige Mitarbeitende (welche den
                                                                        Forschungsstandort bereichern)
gesamtwirtschaftliches                                                  handeln.

Interesse»                                                              + CL AUD IA RUF BOPP
                                                                        Le ite r in Haupt abte ilung
                                                                        A r b e itsb e dingunge n

20
Ein Arbeitstag von

Thomas Oegerli,
wissenschaftlicher
Mitarbeiter Statistik
Die Fachstelle für Statistik
(FfS) ist das Kompetenz­
zentrum für statistische
Fragen in der St. Galler
Kantonsverwaltung.
Thomas Oegerli befasst
sich als wissenschaftlicher
Mitar­b eiter seit 2003
schwergewichtig mit Fragen
des Arbeitsmarkts. Haupt­-
ab­nehmer seiner Produkte
ist das AWA.

                               Mann der Zahlen: Thomas O egerli.

                               Weit über die Hälfte aller Perso­     Mein Arbeitsweg führt mich an die
                               nen, die in der Stadt St. Gallen      Davidstrasse 35, wo die Fachstelle
                               arbeiten, pendeln von ausserhalb      mit zehn Mitarbeitenden angesie­
                               zu ihrem Arbeitsort. Somit gehöre     delt ist. Dort bin ich seit mehr als
                               ich als sogenannter Binnenpendler     15 Jahren als wissenschaftlicher
                               zu einer privilegierten Minderheit.   Mitarbeiter tätig und zwar in einem
                               Mein Arbeitstag beginnt je nach       100-Prozent-Pensum. Damit
                               Wetter mit einer Velofahrt, einem     gehöre ich zur überwiegenden
                               Fussmarsch oder, seltener, mit        Mehrheit der erwerbstätigen
                               einer kurzen Busfahrt. Wie man es     Männer. Teilzeitarbeit ist auch an
                               von einem Statistikprofi nicht        der FfS möglich und wird auch
                               anders erwartet, hat mich bereits     praktiziert, so auch von ihrem
                               mein Arbeitsweg zu statistischen      Leiter, Theo Hutter.
                               Überlegungen inspiriert. Statisti­
                               sche Informationen begleiten uns      Fokus auf den Arbeitsmarkt
                               alle, und beeinflussen, oft unbe­     Mein hauptsächliches Fachgebiet
                               merkt, private und berufliche         ist der Arbeitsmarkt, ein vielseiti­
                               Entscheidungen. Für eine moderne      ger und hochaktueller Themen­
                               Staatsverwaltung gehören sie zum      bereich. Das AWA, mit dem die
                               unverzichtbaren Handwerkszeug.        FfS eine Leistungsvereinbarung

                                                                                                        21
Ein Arbeitstag von Thomas Oegerli

                                                                                Beliebte Unterbrechungen
                                                                                Nach all diesen doch eher schwer­
                                                                                wiegenden Überlegungen ist es
                                                                                Zeit für eine Kaffeepause. In der
                                                                                Regel machen wir diese gemein­
                                                                                sam. Zwischen den Mitarbeiten­
                                                                                den der Fachstelle herrscht eine
                                                                                lockere und freundliche Atmo­
                                                                                sphäre. Wir pflegen aber auch
                                                                                rege den fachlichen Austausch,
                                                                                in wöchentlichen Teambespre­
Fachlicher Austausch mit Esther Gerber.                                         chungen und im persönlichen
                                                                                Gespräch. Anschliessend geht es
                                                                                an die Aufbereitung der Daten, um
abgeschlossen hat, ist ein dankba­        Arbeitslosigkeit, darunter auch       sie für Auswertungen nutzbar zu
rer Abnehmer meiner Produkte              persönliche Angaben zu den            machen. Dieser eher technische
und Dienstleistungen. Meine Arbeit        Stellensuchenden. Daraus              Teil der Arbeit wird durch program­
umfasst den Bezug und die Aufbe­          erzeugte statistische Informatio­     mierte Abläufe unterstützt. Diese
reitung der Rohdaten, die Analyse         nen dürfen keine Rückschlüsse         zu erstellen nimmt viel Zeit in
derselben und schliesslich die            auf einzelne Personen zulassen.       Anspruch. Wenn sie aber einmal
Publikation der Ergebnisse. Es            Dazu verpflichtet das kantonale       sauber durchlaufen, geht vieles
braucht einige Schritte, bis aus          Statistikgesetz. Zudem hat die        auf Knopfdruck. Erst nach diesem
Rohdaten ein Produkt entsteht,            Fachstelle für Statistik die Charta   Schritt können aus Daten soge­
das interpretiert und mit dem             der öffentlichen Statistik der        nannte Kennzahlen werden. Was
gearbeitet werden kann. Meine             Schweiz unterzeichnet, welche         aber ist eine Kennzahl? Dazu kann
wichtigste Quelle ist die AVAM-           dem Datenschutz höchste               ich mich nicht sofort äussern,
Datenbank, das zentrale Arbeits­          Priorität einräumt. Alle Mitarbei­    denn wie so oft wird die Arbeit im
instrument der RAV. Das AVAM              tenden der Fachstelle für Statis­     Laufe des Tages unterbrochen
(Informationssystem für die               tik haben eine berufs­e thische       durch einen Telefonanruf. Ein
Arbeitsvermittlung und die Arbeits­       Grundsatzerklärung unterzeich­        Radiosender will wissen, warum
marktstatistik) wird vom Seco             net, in der sie sich persönlich zur   die Zahl der Stellensuchenden im
betrieben. Es enthält eine Fülle von      Einhaltung des Datenschutzes          Sarganserland zurückgegangen,
Informationen rund um das Thema           verpflichten.                         im Wahlkreis Wil aber angestiegen

«Eine moderne Staats-­
verwaltung braucht
statistisches Wissen.»
22
ist. Es hätte auch ein RAV-Leiter     die eine Maturaarbeit zum Thema      Was sind Kennzahlen?
sein können, der eine Zusammen­       Jugendarbeitslosigkeit plant         Inzwischen ist es Mittag geworden.
kunft mit den Gemeindepräsiden­       und vorschlägt, ihr einfach einmal   Die Nähe zwischen Wohn- und
ten seiner Region organisiert und     «zu schicken, was es zu dem          Arbeitsort erlaubt es mir manchmal,
an der er über den Zustand des        Thema gibt». In solchen Fällen ist   den Mittag zu Hause zu verbringen.
Arbeitsmarkts seiner Region           es oft nötig, im persönlichen        Diese Abwechslung schätze ich
referieren will. Dazu braucht er      Gespräch die Fragestellung           sehr. Einmal wöchentlich nutze ich
natürlich Statistiken. Die Amtslei­   einzugrenzen, nicht ohne aller­      die Mittagspause für eine Stunde
tung des AWA will wissen, wie es      dings der Schülerin meine Aner­      Power-Yoga. Denn trotz Stehpult
um die Auslastung eines Kurses        kennung dafür auszusprechen,         spielt sich mein Arbeitstag eher
für Arbeitslose steht. Ein anderes    dass sie ihre Arbeit statistisch     bewegungsarm hauptsächlich vor
Beispiel ist die Mittelschülerin,     unterfüttern will.                   dem Computer ab. Da können ein
                                                                           paar Körperübungen nicht schaden.
                                                                           Nach dem Mittagessen habe ich
                                                                           endlich Zeit, mir Gedanken zu
                                                                           machen, was denn nun eigentlich
                                                                           eine Kennzahl ist. Ihr Hauptmerkmal
                                                                           ist der Zusammenhang, den sie zur
                                                                           gesellschaftlichen Realität herstellt.
                                                                           Dass es Ende August 2019 im
                                                                           Wahlkreis Werdenberg 633 Stellen­
                                                                           suchende gab, ist für sich gesehen
                                                                           nicht besonders interessant. Erst
                                                                           wenn man weiss, wie gross der
                                                                           Anteil Stellensuchender an den
                                                                           Erwebspersonen ist, also an allen
                                                                           Personen, die eine Arbeit haben
                                                                           oder eine suchen, lässt sich die
                                                                           Stellensuchendenquote berechnen.
                                                                           Und diese Zahl wiederum erlaubt
                                                                           Vergleiche zu anderen Regionen des
                                                                           Kantons oder der ganzen Schweiz.
                                                                           Eine weitere Kennzahl ist die Verän­
                                                                           derungsrate. Warum aber genau die
                                                                           Zahl der Stellensuchenden im
                                                                           Sarganserland gesunken und im
                                                                           Wahlkreis Wil angestiegen ist, lässt
                                                                           sich oft nur beantworten, wenn man
                                                                           zusätzliches Wissen heranzieht, zum
                                                                           Beispiel über die Branchenstruktur,
                                                                           über konjunkturelle Entwicklungen
                                                                           oder saison­b edingte Eigenheiten
                                                                           des Arbeitsmarkts.

                                                                                                              23
Ein Arbeitstag von Thomas Oegerli

Herzstück Publikation                beite. Nur noch in ganz kleiner        zeuge zur Verfügung, um Kenn­
Damit bin ich beim Herzstück         Auflage erscheinen die Analysen,       zahlen selbständig zusammen­
meiner Tätigkeit angelangt: der      die die Fachstelle mehrmals            zustellen. Das ist einerseits die
Publikation des statistischen        jährlich in der Reihe «Statistik       Statistikdatenbank STADA, mit der
Wissens. Nur noch ganz selten        aktuell» herausgibt. Die Mehrzahl      verschiedene Merkmale miteinan­
geschieht diese auf Papier. Einmal   der Publikationen erscheint online     der kombiniert werden können,
jährlich gibt die Fachstelle für     auf dem kantonalen Statistikportal.    zum Beispiel Altersklassen und
Statistik das Taschenbüchlein        Ein wichtiges Produkt sind die         Berufsgruppen von Stellen­
«Kopf und Zahl» heraus, das          Infografiken, mit denen statistische   suchenden. Zum anderen ist es
grundlegende statistische Informa­   Kennzahlen grafisch dargestellt        das Online-Tool STADA2, das
tionen zu allen gesellschaftlich     und kommentiert werden und ihre        es erlaubt, von uns berechnete
bedeutsamen Themenbereichen          Berechnungsweise erklärt wird.         Kennzahlen auf der Ebene der
enthält. Ebenfalls auf Papier        Die Publikationen im Auftrag des       Gesamtschweiz bis hinunter zur
erscheinen die Berichte der          Amts für Wirtschaft und Arbeit         einzelnen St. Galler Gemeinde in
Arbeitsmarktbeobachtung Ost­         lege ich auf dem intern zugängli­      verschiedenen Darstellungsformen
schweiz, Aargau, Zug und Zürich,     chen AWA-Portal ab. Allen, die         anzuzeigen, als Liniengrafik,
wo ich seit einigen Jahren als       statistisches Wissen vertieft          auf Landkarten oder in Tabellen.
Mitglied der Projektteams mitar­     nutzen wollen, stellen wir Werk­       Beide Werkzeuge sind über
                                                                            www.sg.ch/ueber-den-kanton-
                                                                            st-gallen/statistik/statistikdaten-
                                                                            banken.html erreichbar.

                                                                            Was meine Arbeit, neben dem
                                                                            Erstellen und Publizieren statisti­
                                                                            scher Kennzahlen, so befriedigend
                                                                            macht, ist einerseits das tolle
                                                                            Team der Fachstelle für Statistik.
                                                                            Zum anderen ist es aber auch die
                                                                            Gewissheit, dass mit den Kenn­
                                                                            zahlen, die ich zur Verfügung
                                                                            stelle, tatsächlich gearbeitet wird
                                                                            und dass sie mithelfen, strategi­
                                                                            sche Entscheide informiert und auf
                                                                            der Basis von echten Fakten zu
                                                                            fällen.

                                                                            + TH OM AS OEG ER LI
                                                                            Wis se ns chaf tliche r Mit a r b e ite r

                                                                            w w w.st atistik .s g.ch

24
25
News

Innovationspark                       Anregung umgesetzt                         AWA-Barometer

In der letzten Ausgabe des «w+a»      «Warum nur verschickt ihr                  Die Lage auf dem Arbeitsmarkt hat
haben wir ausführlich über die        eurer Heft in Plastikfolie                 sich im Frühjahr und Sommer
St.Galler Bewerbung für den           eingeschweisst?                            etwas abgeschwächt. Ende
Innovationspark Ost berichtet.        Ist das wirklich nötig?»                   September 2019 lag die Zahl der
In der Zwischenzeit ist das Dossier   Mit diesen Fragen war unser Leser          Stellensuchenden erstmals seit
bei der Stiftung Switzerland          Peter Rohner Anfang Juli an                drei Jahren wieder über dem
Innovation zur Vorprüfung einge­      die Redaktion des «w+a» gelangt.           Vorjahresniveau, wenn auch auf
reicht worden. Mit den Ergebnis­      Und wir geben es gerne zu:                 einem nach wie vor tiefen Stand.
sen der Vorprüfung darf im Verlauf    Er hat damit unser Problem­                Auch die Voranmeldungen zur
des Frühjahrs 2020 gerechnet          bewusstsein geschärft.                     Kurzarbeit und die Meldungen zu
werden. Auf der übersichtlich und     Schätzungen zufolge könnten                Massenentlassungen zeigen eine
frisch gestalteten Website innova­    schweizweit allein für Zeitschriften       aufsteigende Tendenz. Die indus­
tionspark-ost.ch können sich          pro Jahr rund 300 Tonnen Plastik­          triellen und gewerblichen Bauge­
Interessierte in der Zwischenzeit     folien gespart werden. Auch                suche sowie die Zahl der Melde­
über das laufende Projekt infor­      wenn unser zweimal pro Jahr                pflichtigen bewegen sich auf dem
mieren. Ebenso finden sich hier       erscheinendes Magazin mit seiner           Stand des Vorjahrs, während die
konkrete Beispiele dafür, wie die     Auflage von 6’800 Exemplaren               Bewilligungen für Drittstaatsange­
in die Bewerbung involvierten         angesichts dieser Zahlen kaum              hörige eher etwas rückläufig sind.
Institutionen schon heute in den      ins Gewicht fällt, haben wir uns
Bereichen Gesundheitstechnik,         entschieden, unseren bescheide­            Vor diesem Hintergrund kann in
Digitalisierung und MEM-Industrie     nen Beitrag zu einem besseren              den kommenden sechs Monaten
forschen.                             Umweltschutz zu leisten. Daher             mit einer insgesamt ansprechen­
                                      verzichten wir ab sofort auf eine          den Entwicklung der konjunktu­
Mit dem Newsletter zum Projekt        gesonderte Verpackung unserer              rellen Lage gerechnet werden.
Innovationspark Ost sind Sie          Publikation.                               In mittlerer Frist kann eine gewisse
immer auf dem neusten Stand und                                                  Abkühlung nicht ausgeschlossen
erhalten aktuelle Informationen       Es ist unser Anspruch, unser               werden. Im Frühjahr 2020 wird eine
aus erster Hand.                      Magazin an den Bedürfnissen der            Neubeurteilung vorgenommen.
                                      Leserschaft auszurichten und uns
                                      laufend zu verbessern. Haben
                                      auch Sie Anregungen oder Kritik
                                      an uns? Wir freuen uns auf Ihr
                                      Feedback.

w w w.innovationspa r k- ost.ch /     w w w.s g.ch /wir ts chaf t-a r b e it /   w w w.s g.ch /wir ts chaf t-a r b e it /
newslet te r                          publikatione n.html                        publikatione n.html

26
Sie können auch lesen