Syrien: Wer gegen wen? - Israelreport 5 | 2013 Das Magazin von Israelnetz. Berichte und Hintergründe aus Israel und dem Nahen Osten
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Israelreport Das Magazin von Israelnetz. Berichte und Hintergründe aus Israel und dem Nahen Osten 5 | 2013 Syrien: Wer gegen wen?
Editorial „Zeit für Gespräche“ Liebe Leserinnen, liebe Leser, hatten wir nicht alle mit einem mächtigen Militärschlag der ne beschrieben. Die Art der Bomben, die Zahl der Flugzeuge USA gegen Syriens Präsidenten Assad gerechnet? Einem und die Dauer des Einsatzes – die deutschen Medien schienen Countdown gleich wurden Tage und Stunden herunterge- alles zu wissen. Doch jetzt gibt es Zeit für Gespräche. Erst die zählt bis zum Start der Raketen, die als Vergeltung für den Zukunft wird zeigen, ob diese Kontakte zum Frieden helfen. angenommenen Giftgaseinsatz durch Regierungstruppen auf Ziele in Syrien abgefeuert werden. Voller Angst richteten sich Nahezu im Hintergrund laufen Gespräche zwischen Israel und die Menschen auf diesen Beschuss ein. Eine weitere Flücht- den Palästinensern. Nur wenig dringt nach außen. Manche se- lingswelle rollte auf die Nachbarländer zu. Von roten Linien hen darin eher ein positives Zeichen. war immer wieder die Rede und von der Glaubwürdigkeit der Obama-Regierung, andererseits vom Wert der militärischen Wir haben in diesem Israelreport wieder sorgfältig Themen Abschreckung überhaupt. Über Erfolg und Misserfolg solcher aufbereitet und Zusammenhänge erläutert. Ein Beitrag be- Aktionen diskutierten Journalisten, Politiker und Militärexper- schäftigt sich mit den brennenden Kirchen und einer neuen ten. Doch der Finger am Abzug zuckte bereits. Und dann hatte Welle der Christenverfolgungen im Nahen Osten. Gerade in plötzlich jemand die Hand am Sicherungshebel der Waffen. den Ländern der Revolten und Rebellionen geraten Christen Unmittelbar nach einem weltweiten Gebetstag für Syrien gab zwischen alle Fronten. Der Syrienexperte Professor Eyal Zisser es diesen Umschwung. Plötzlich öffnete sich ein Fenster und prophezeite auf dem Weltgipfeltreffen zum Kampf gegen den es begann eine Zeit für Gespräche. Terror im israelischen Herzlija: „Der arabische Frühling ist das Ende des orientalischen Christentums.“ Doch lesen Sie selbst. Die traurige Wirklichkeit: Das Sterben in Syriens Dörfern und Städten geht weiter – und doch: Hoffnung keimt auf. Angesichts der vielen Kämpfe und Kriege auf der Erde seh- nen sich viele Menschen danach, dass der lebendige Gott ein Neue Töne kommen aus Teheran. Nach den harten Ansagen letztes Wort spricht, dem Bösen wehrt und dem Frieden die gegen Israel und bösen Sprüchen über den Holocaust fallen Tür öffnet. „Er wird richten unter den Heiden und zurechtwei- die milden Worte auf. Glückwünsche zum jüdischen Neujahrs- sen viele Völker. Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen fest und die Beteuerung, dass der Iran allein zur friedlichen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Denn es wird kein Volk Nutzung der Kernenergie forschen will, brachten Bewegung wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort in die europäische und amerikanische Iran-Diplomatie. Am nicht mehr lernen, Krieg zu führen“ (Jesaja 2,4). Rande der UN-Vollversammlung liefen Gespräche mit ira- nischen Politikern. Seit dreißig Jahren gab es erstmals einen In diesem Sinne Schalom! Gesprächsfaden zwischen dem US-Präsidenten und dem ira- nischen Präsidenten. Vor einem Jahr hatte Israels Premiermi- Ihr nister Netanjahu eine andere rote Linie markiert. Mit einem Zeichenblock in der Hand trat er vor die UN-Vertreter und warnte vor der iranischen Atombombe. In deutschen Zei- tungen wurden haargenau angebliche israelische Angriffsplä- Egmond Prill Impressum Inhalt Herausgeber Christlicher Medienverbund KEP e.V. Postfach 1869, D-35528 Wetzlar Telefon (0 64 41) 9 15 151 | Telefax (0 64 41) 9 15 157 Editorial: „Zeit für Gespräche“ 2 www.israelnetz.com editor@israelnetz.com | gerloff@kep.de (J. Gerloff) Titel: Wer in Syrien kämpft 3 Bankverbindung Zeitgeschehen: USA erstatten Raubgut an Räuber 5 Volksbank Mittelhessen eG Geschichte: Fatale Überheblichkeit 6 Konto 40983201, BLZ 513 900 00 IBAN DE73513900000040983201, BIC VBMHDE5F Christentum: „Arabischer Frühling“: Ende des Christentums im Orient? 8 Vorsitzende: Margarete Hühnerbein Hintergrund Islam: Schiiten und Sunniten 10 Geschäftsführer: Wolfgang Baake Redaktionsleitung: Dana Nowak, Johannes Gerloff Zeitgeschehen: Ein afrikanischer Traum 12 (stv.) | Redaktion: Moritz Breckner, Daniel Frick, Meldungen: Radprofi für Judenrettung geehrt 14 Elisabeth Hausen, Mirjam Holmer, Egmond Prill, Martina Schubert, Swanhild Zacharias Kommentar: Ist Schweigen doch Gold? 15 Der Israelreport erscheint als Beilage des Christlichen Medienmagazins pro. Titelfoto: picture alliance 2 Israelreport 5 | 2013
Titel Wer in Syrien kämpft Seit fast drei Jahren tobt in Syrien ein Krieg, der bereits weit mehr als 120.000 Menschen das Leben gekostet hat. Vordergründig kämpft ein Volk gegen einen brutalen Diktator um seine Freiheit. Bei näherem Hinsehen zeigt sich allerdings ein kompliziertes Bild mit weltweiten Verflechtungen und Implikationen. || Johannes Gerloff Foto: picture alliance Auch Al-Qaida-Anhänger kämpfen in Syrien E rster Israeli im Kampf gegen Assad rige Student Abd el-Kader Altala aus dem Masrawa behauptet, nur seinen Bruder gefallen“, war am Vorabend des israelischen Taibe muss sich vor dem Be- gesucht zu haben, der in Syrien verschol- Laubhüttenfestes 2013 Schlagzei- zirksgericht in Lod verantworten, weil er len sei. le in israelischen Medien. Am Tag zuvor sich der radikal-islamischen Dschabhat Die Beziehungen zwischen den Län- hatte die Familie Dschuma’ah aus Mu- al-Nusra angeschlossen haben soll. Ende dern des Nahen Ostens sind allen feind- schirfa, einem kleinen Dorf neben Umm Juli hatte ein Medizinstudent, der im Aus- lichen politischen Beziehungen zum el-Fahm im Wadi Ara, das Bild von einem land studiert, seine Familie in Untergali- Trotz eng. Das zeigte sich, als die Na- zerschossenen Leichnam erhalten. Die läa wissen lassen, er werde sich den Re- zarether Familie Waqed im August er- Familie glaubt, ihren Sohn Mu’eid ein- bellen in Syrien anschließen. fuhr, dass 21 ihrer Verwandten bei dem deutig identifizieren zu können. Wenige Im April war der 29-jährige Hechmat Chemiewaffen- Massaker in einem Vor- Monate zuvor hatte der 28-jährige Mu’eid Masrawa aus Taibe zu zweieinhalb Jah- ort von Damaskus ermordet worden wa- Zachi Agabaria geheiratet. Niemand ren Haft verurteilt worden, nachdem ren – darunter eine Mutter und ihre sechs will gewusst haben, dass er im Sommer er im Februar über die Türkei nach Sy- Kinder, sowie ein Ehepaar mitsamt sei- ausgezogen war, um sich den Aufstän- rien eingereist war. Bei seiner Rückkehr nen vier Kindern. Über Verwandte in Jor- dischen in Syrien anzuschließen. am 19. März war er auf dem Ben-Gurion- danien war die Nachricht nach Israel ge- Israelische Medien wissen von minde- Flughafen verhaftet worden. In seiner langt. Im selben Vorfall waren auch elf stens 25 Israelis, die in Syrien gegen das Anklageschrift steht, er habe sich eine Mitglieder der Familie Churani – im Al- Regime von Baschar al-Assad kämpfen. Woche lang bei einer Rebelleneinheit ter von drei bis 75 Jahren – aus dem pa- So meldete Anfang September ein Vater aufgehalten, dort seinem Willen, sich lästinensischen Dschenin im nördlichen aus Zentralisrael seinen Sohn bei der Po- Kampfhandlungen anzuschließen, Aus- Westjordanland ums Leben gekommen. lizei als vermisst, nachdem er feststellen druck verliehen, beim Aufbau eines mi- Der Onkel eines mutmaßlichen israe- musste, dass der ein Ticket in die Türkei litärischen Trainingslagers geholfen und lischen Dschihadkämpfers in Syrien, der ohne Rückflug gekauft hatte. Der 26-jäh- an Übungen mit Waffen teilgenommen. gerne anonym bleiben möchte, bezeich- Israelreport 5 | 2013 3
raten. Insofern ist es nicht ganz abwegig, wenn Assad behauptet, der Krieg sei ein internationales Komplott, seine Regie- rung zu stürzen. 200.000 Soldaten Assads stehen also schätzungsweise 100.000 Kämpfern ge- genüber, die sich in Dutzenden Milizen unterschiedlichster Prägung, Ausbil- dung, Kampfstärke, Ideologie und Ziel- setzung zusammengeschlossen haben. Dabei ist sich die syrische Opposition al- les, nur nicht einig. So zeigte etwa ein Vi- deoclip im Internet angeblich die Hinrich- tung von sieben syrischen Soldaten durch Foto: picture alliance Dschihadisten. Experten-Recherchen er- gaben indes, dass es sich bei den Hinge- richteten nicht um Soldaten, sondern um konkurrierende Oppositionelle handelt. Kämpfer der „Freien Syrischen Armee“ Kampf für Großsyrien nete das Phänomen, dass junge israe- An erster Stelle ist die so genannte lische Araber nach Syrien in den Kampf „Freie Syrische Armee“ (FSA) zu nennen, In dieser dritten Gruppe sticht ein Ver- ziehen, gegenüber der israelischen Ta- die sich aus desertierten syrischen Solda- bund heraus, durch seine klare ideo- geszeitung „Ha‘aretz“ als Besorgnis erre- ten gebildet hat. Die FSA will ein verein- logische Zielsetzung, aber auch durch gend. Er appellierte an die Führung der tes, säkulares Syrien, wie es einmal war – seine effektive Vorgehensweise: Die israelischen Muslime, sich öffentlich und allerdings ohne Assad. Islam ist definitiv „Dschabhat an-Nusrah li-Ahl asch- vor allem in den Moscheen dagegen aus- nicht ihre Agenda. Die USA und Europa Scham“, was übersetzt so viel wie „Un- zusprechen. unterstützen die FSA. terstützungsfront für das Volk von Groß- Natürlich stellt sich angesichts dieser Daneben gibt es lokale Milizen, die in syrien“ bedeutet. Anführer der kurz Meldungen die Frage: Wer kämpft da ei- der sunnitischen Bevölkerungsmehrheit „Dschabhat al-Nusra“ genannten Organi- gentlich gegen wen im syrischen Bürger- verwurzelt sind. Sie sind von der Ideo- sation ist Abu Mohammad al-Golani. krieg? logie der Muslimbruderschaft geprägt, Die „Dschabhat al-Nusra“ lehnt „Staa- Das Assad-Regime wird von Alawiten, wünschen aber ein herkömmliches ten“ als eine westlich-kolonialistische Drusen, Kurden, Christen und Schiiten Staatswesen. Eventuell sehen sich dieser Erfindung grundsätzlich ab. Ihre An- gestützt. Hinzu kommen nicht wenige zweiten Gruppe die islamistischen Pa- hänger reden nicht von „Syrien“, son- sunnitische Muslime, die zwar kaum be- lästinenserorganisationen, etwa die Ha- dern von „Asch-Scham“, einem Gebiet, geistert sind von der Diktatur Assad, de- mas, verbunden. Bei palästinensischen das man als „Großsyrien“ bezeichnen ren säkularen Charakter aber der radikal- Flüchtlingen, die teilweise schon in könnte, und das auch den Libanon, Is- islamischen Alternative, die sich am Ho- vierter Generation in Syrien leben, stellt rael und Jordanien umfasst. Sie wollen rizont abzeichnet, vorziehen. Aktiv wird sich die Frage, ob sie Ausländer oder Ein- die alawitischen „Götzenanbeter“ besei- Assad noch von der schiitischen Hisbol- heimische sind. Sie haben zwar keine tigen, sehen den Kampf gegen das jü- lah aus dem Libanon und Revolutions- Staatsbürgerschaft, können Syrien aber dische Israel als nächsten Schritt und gardisten aus dem Iran unterstützt. Hin- auch nicht verlassen, weil sie niemand haben als Ziel die Verbreitung des Islam zu kommen säkulare palästinensische haben will. über die ganze Welt. Die Türkei unter- Gruppierungen, wie die Volksfront zur Als dritte Gruppierung, die einen ent- stützt die „Al-Nusra-Front“ und hat sie Befreiung Palästinas – Generalkomman- scheidenden Einfluss auf den Fortgang in der Vergangenheit mehrfach mit Waf- do (PFLP-GC). Auf der internationalen der Ereignisse ausübt, sind internatio- fen versorgt. Bühne stehen neben dem Iran vor allem nale Dschihadisten erkennbar. Experten Der israelische Inlandsgeheimdienst Russland und China hinter der syrischen in Israel haben in akribischer Kleinar- „Schabak“ fürchtet, dass vor allem in- Regierung, die ihr auch massiv Rüstungs- beit Bildmaterial ausgewertet und Grup- ternationale Dschihadisten junge isra- güter zukommen lassen. pen oder Individuen aus mindestens 83 elische Araber dazu benutzen könnten, Ländern identifiziert, darunter aus Af- um Informationen über Israel zu sam- ghanistan, Ägypten, Australien, Bahrain, meln oder dort gar einen Anschlag aus- Konkurrierende Belgien, Dänemark, Deutschland, Finn- zuführen. Ebenso wenig dürften sich Opposition land, Frankreich, Großbritannien, In- andere westliche Polizei- und Geheim- donesien, Irak, Irland, Israel, Jemen, Jor- dienste bei dem Gedanken wohl fühlen, Die Opposition besteht aus einem Kon- danien, Kuwait, Libanon, Libyen, Norwe- dass Hunderte von Bürgern ihrer eigenen glomerat von lose verbundenen und gen, Pakistan, den Palästinensischen Au- Länder in Syrien nicht nur ideologisch kaum koordinierten Milizen, die sich tonomiegebieten, Russland, Somalia, Tu- radikalisiert werden, sondern zudem grob in drei Gruppierungen einteilen las- nesien, Türkei, Tschetschenien, den USA eine Ausbildung und Kampferfahrung in sen. und den Vereinigten Arabischen Emi- der Praxis erhalten. || 4 Israelreport 5 | 2013
Zeitgeschehen USA erstatten Raubgut an Räuber Im Mai 2003, nach der Eroberung von Bagdad, entdeckten amerikanische Soldaten im überschwemmten Keller des ehemaligen Geheimdienstes von Saddam Hussein das Archiv der irakischen jüdischen Gemeinden mitsamt Sakralgeräten. Es wurde „ausgeplündert“ und „zur Sicherheit“ in die USA gebracht. Im Juni 2014 soll das Raub- gut an seinen „rechtmäßigen Besitzer“, die Regierung des Irak, zurückgegeben werden. || Ulrich W. Sahm I m Oktober will das amerikanische Zwischen Blindgängern und trop- zeugte dann auch die amerikanische Regie- Nationalarchiv in Washington eine fenden Rohren drangen die Einge- rung von dem Projekt. Die US-Armee stell- Ausstellung zu dem Archiv der ira- weihten in den überfluteten Keller vor. te daraufhin größere Pumpen und Kühlwa- kischen Judenheit eröffnen. Von insge- Dort entdeckten sie erst die „Israel- gen zur Verfügung, bis alles Material nach samt 2.700 Büchern und Zehntausenden Abteilung“ mit Bildern des Felsendoms Texas ausgeflogen werden konnte. Dort ha- Dokumenten auf Hebräisch, Arabisch und russischen Luftaufnahmen des is- ben Fachleute die nassen Dokumente im und Judäo-Arabisch sollen eine Hebrä- raelischen Atomreaktors von Dimona. Vakuum gefriergetrocknet. Das Außenmi- ische Bibel von 1568, ein Babylonischer Dann stießen sie auf die „jüdische Ab- nisterium stellte drei Millionen US-Dollar Talmud von 1793, Fragmente einer der teilung“ mit Torah-Rollen und Tausen- zur Verfügung, um die Dokumente zu digi- 48 Torah-Rollen und Dokumente gezeigt den im Wasser liegenden Dokumenten. talisieren und zu restaurieren. Wem gehört der Schatz? Rhode erklärte zum Fund: „Die Frage ist, Fotos: YouTube, Screenshot Israelnetz wem das Material gehört. Gemäß inter- nationalem Recht dürfen keine Schätze von einem besetzten Land ins Ausland gebracht werden. Aber dieser Fall liegt außerhalb der Norm, weil die Fundsa- chen geraubtes Eigentum der jüdischen Gemeinde sind. Die gibt es im Irak aber nicht mehr.“ Aus dem Keller des Geheimdienstes in Bagdad wurden Dokumente der vertriebenen Siv Jehuda vom Institut für die Erfor- irakischen Juden geborgen. schung des Erbes der Juden aus Babylon im israelischen Or Jehuda verfolgt seit werden, die der irakische Geheimdienst Iraker hätten geraten, das Material au- Jahren das Schicksal des Archivs. Der Wis- aus Synagogen und jüdischen Häusern ßer Landes nach Amerika zu bringen, senschaftler fühlt sich an den Raub jü- geraubt hat, ehe alles wieder nach Bag- ehe dessen Existenz bekannt würde. Oh- discher Wertsachen durch die Nazis erin- dad transportiert wird. nehin wäre eine Konservierung des nas- nert. „Man stelle sich vor, dass von Juden sen Papiers im Irak unmöglich gewesen. geraubte Kunstwerke und andere Wertsa- chen heute an irgendwelche Nazis erstat- Die Entdeckung tet würden und nicht an ihre rechtmä- Nächtliche Bergung ßigen jüdischen Besitzer“, sagte Jehuda Das irakische Regime hatte im Keller des auf Anfrage. Sowohl die Amerikaner wie „Muchabarat“ (Geheimdienst) in Bagdad Mithilfe der Spende eines New Yorker Ban- der Irak hätten bestätigt, dass es einen die Schätze der vertriebenen irakischen kiers besorgte Hirshberg Pumpen, um den Vertrag gebe, der jedoch die Rückgabe des Juden gehortet. Ein irakischer Ex-Agent vollgelaufenen Keller leer zu pumpen. Mit Archivs an den Irak vorsehe. Traurig fügte gab Ahmad Chalabi, dem Vorsitzenden Soldaten und irakischen Arbeitern barg er er hinzu: „Die Iraker werden das Archiv des Irakischen Nationalrats, dem ameri- über mehrere Wochen hinweg in „nächt- weder schützen noch pflegen. Nachdem kanischen Sprachexperten Mark Hirsh- lichen Kommandoaktionen“ den Fund. der Irak die fast 3.000 Jahre alte jüdische berg und dem Pentagon-Mitarbeiter Ha- Hirshberg hatte Juden in aller Welt über das Gemeinde seit dem babylonischen Exil rold Rhode den Tipp, wo sich das Archiv heimliche Projekt informiert, darunter Na- zerstört, ausgeraubt und vertrieben hat, befand. Im Gegenzug erwartete der Agent than Scharanski, früherer Sowjet-Dissident wird nun auch ihr schriftliches Erbe un- einen „Persilschein“. und israelischer Minister. Dieser über- wiederbringlich verloren gehen.“ || Israelreport 5 | 2013 5
Geschichte Fatale Überheblichkeit Am frühen Nachmittag des 6. Oktober 1973 griff eine Staatenkoalition unter Führung Ägyp- tens und Syriens den jüdischen Staat an. Die israelische Regierung war völlig überrascht. Als knapp drei Wochen später ein Waffenstill- Foto: Israelnetz, Johannes Gerloff stand in Kraft trat, waren 2.656 israelische und schätzungsweise 18.500 arabische Soldaten tot, mehr als 40.000 verletzt. Damit ist der Jom- Kippur-Krieg der bislang blutigste arabisch- israelische Waffengang. || Johannes Gerloff Zeitzeuge des Jom-Kippur-Krieges: Jossi Bar Kochba M ein Gesprächspartner bittet gedehnt, so dass heute zwei Drittel des die Aschkenasen – die europäischen Ju- mich, von der „milchigen“ Piz- Ortes auf Gebiet liegen, das vor 1967 zu den – meinen ursprünglichen Namen zeria in die „neutrale“ Bäcke- der Enklave um die Hebräischen Uni- nicht aussprechen können“. Im militä- rei umzuziehen. Er hält sich streng an jü- versität auf dem Skopusberg, also zum rischen Nachrichtendienst brachte er es dische Speisegebote, möchte unmittelbar Staat Israel gehörte. Auf Sichtweite, bis zum Hauptmann: „In den Anfangs- vor dem „fleischigen“ Mittagessen nichts gleich hinter Issawije, beginnt das inter- jahren des Staates waren alle Geheim- „Milchiges“ zu sich nehmen. „Ismail!“, national heftig diskutierte Gebiet „E-1“, dienste Israels von irakischen Juden be- bestellt er lautstark auf Arabisch und auf dem Israel bauen will, um Ma‘aleh stimmt. In meiner Einheit sprach jeder zieht den Stuhl vom Tisch zurück: „Zwei Adumim, die größte jüdische Siedlung den Slang aus Bagdad – außer dem Vize- schwarze Kaffee ohne Zucker, bitte – und im Westjordanland, mit Jerusalem zu kommandeur, der war Aschkenase – aber bring uns Gebäck!“ verbinden. Aber diese komplizierten deswegen trotzdem kein Esel!“ Das zwei- Der Jerusalemer Stadtteil „French politischen Korrektheiten interessieren deutige Lob für den Vizekommandeur ist Hill“ ist laut EU-Richtlinien eine „ille- weder Ismail noch meinen Gesprächs- symptomatisch dafür, was Bar Kochba gale jüdische Siedlung“. Ismail kommt partner, Jossi Bar Kochba. gemeinhin von Aschkenasen hält. Dass aus dem palästinensischen Dorf Issa- Bar Kochba ist am 1. Juli 1951 im Al- die „mit ihren europäischen Köpfen“ wije, nur wenige Hundert Meter unter- ter von neun Jahren mit seinen Eltern nicht verstehen, wie ein Orientale tickt, halb des French Hill. Issawiye hat sich aus dem Irak nach Israel eingewandert. hält er für einen der Hauptgründe des unter israelischer Herrschaft kräftig aus- Schnell änderte er seinen Namen, „weil Nahostkonflikts. 6 Israelreport 5 | 2013
Hinweise auf Auf den Golanhöhen legten Panzerkom- Schon während der ersten Tage des Jom- einen Angriff mandeure wie Avigdor Kahalani und Zvi- Kippur-Krieges zeichnete sich intern ein ka Greengold, die mit 15 Panzern drei sy- „Krieg der Generäle“ Israels ab. Mei- „Eigentlich wollte ich nur nach Hause, rische Brigaden aufhielten, die Grundla- nungsverschiedenheiten werden in der duschen, die Zeitung lesen, bis es Zeit ge für Legenden. Erstmals fielen Hunder- israelischen Gesellschaft schonungslos war in die Synagoge zu gehen“, erinnert te von Israelis in die Hände der Ägypter ausgetragen. So auch der Zwist zwischen sich Jossi Bar Kochba an den Vorabend und Syrer. Schlimmste Befürchtungen dem Kommandeur des Südabschnitts, des Jom Kippur im Oktober 1973. Er arbei- bewahrheiteten sich: Die Syrer igno- Generalmajor Schmuel „Gorodisch“ tete damals in der Militärverwaltung in rierten die Genfer Konventionen, fol- Gonen, und Generalmajor Ariel „Arik“ Ramallah, wo er es letztendlich bis zum terten und töteten viele der Kriegsge- Scharon, dem Kommandeur der Panzer- Gouverneur brachte. „Doch dann rief fangenen. Im Dezember 1973 brüstete division 143, die im Sinai operierte. Scha- mich der Stellvertreter des Gouverneurs. sich der syrische Verteidigungsminister ron war Vorgänger Gonens als Befehlsha- Ich solle bleiben. Begründung: Es gibt Mustafa Tlass vor der Nationalversamm- ber des Südabschnitts gewesen. Offen- Krieg!“ – „Ja’ani“, sinniert Bar Kochba in lung seines Landes, einem Soldaten die sichtlich hatte „Gorodisch“ keine Chance, einem seltsamen Gemisch aus Hebräisch Medaille der Republik dafür verliehen zu den dickköpfigen „Arik“ in den Griff zu und Arabisch, „wenn ich kleine Schrau- haben, dass er 28 israelische Gefangene bekommen. Bar Kochba meint im Rück- be im großen Getriebe das um 10.00 Uhr mit einer Axt erschlagen habe. blick: „Gonen war ein Esel. Gerade mal wusste, dann wusste das mein Vorgesetz- Tatsächlich war die militärische Lage vier Monate im Amt hätte er bei Kriegs- ter schon um 9.00 Uhr – und der General- in den ersten Kriegstagen so kritisch, ausbruch dem kompetenteren Scharon stab um 7.00 Uhr … – offiziell brach der dass der israelische Verteidigungsminis das Kommando übergeben sollen.“ Krieg aber erst am darauf folgenden Tag ter Mosche Dajan in der Nacht vom 8. auf um 14.00 Uhr aus …?!“ den 9. Oktober seiner Premierministerin Tatsächlich hatte es genug Warnungen mitteilte: „Dies ist das Ende des dritten Rückblick und Deutung im Vorfeld des Krieges gegeben. Bar Tempels!“ „Tempel“ war das Codewort Kochbas Kollege im militärischen Nach- für Atomwaffen. Golda Meir gab grünes Nach dem Krieg untersuchte eine Kom- richtendienst, Leutnant Benjamin Siman- Licht für die Installation taktischer Nu- mission unter Vorsitz des Präsidenten Tov, hatte in der vorhergehenden Woche klearwaffen. Als die Amerikaner davon des Obersten Gerichts Israels, Schimon anhand von Luftaufnahmen ägyptische erfuhren, ordneten sie eine Luftbrücke Agranat, das Geschehen. Ein „Krieg der Manöver als Kriegsvorbereitungen ent- an, die alle materiellen Verluste Isra- Zeitungen“ um das Versagen von Poli- tarnt. „Sie haben ihn einfach rausgewor- els ersetzen sollte. Außer Portugal und tikern und Militärs ringt bis in jüngste fen“, weiß Bar Kochba. Auch der Verweis, den Niederlanden verweigerte ganz Eu- Zeit um die Auswertung des Jom-Kippur- dass die Gleichzeitigkeit ägyptischer und ropa den Flugzeugen dieser Luftbrücke Krieges. Neu aufgetauchte Tonbandauf- syrischer Manöver verdächtig sei, über- die Zwischenlandung. Nur knapp wurde zeichnungen bringen kaum mehr als zeugte nicht. Dann ließ Aschraf Marwan, eine Eskalation zwischen den Großmäch- eine Auffrischung der Erinnerung an alt- Schwiegersohn des drei Jahre zuvor ver- ten USA und UdSSR vermieden. bekannte Stimmen kommandierender storbenen ägyptischen Präsidenten Ga- Offiziere. Vor zehn Jahren machte der mal Abdel Nasser, der für den Mossad ar- Vorwurf die Runde, eine revidierte Ge- beitete, Israel wissen, ein Angriff stehe „Ihr werdet siegen“ schichtsschreibung wolle das Image von unmittelbar bevor. Und schließlich war Ariel Scharon aufbessern. Klar bleibt: König Hussein von Jordanien in der letz- Jossi Bar Kochba erinnert sich an die de- Der Überraschungsangriff hätte niemals ten Septemberwoche heimlich nach Isra- primierte Stimmung der ersten Tage – gelingen dürfen. el gekommen, um Premierministerin Gol- und an eine eigenartige Situation: „Da Die Frage, wie Israel 1973 trotzdem da Meir persönlich zu warnen. kam am Dienstag ein Priester aus Bir Seit überrascht werden konnte, beantwortet zu mir: ‚Warum bist du traurig?‘ – Ich der fromme Bar Kochba: „Der Heilige, fragte mich, was ich einem arabischen gelobt sei Er, hat uns alle geblendet, da- Am Rand der Niederlage Priester in so einer Situation antworten mit wir zur Vernunft kommen. Nach dem solle und sagte: ‚Nein, nein, ich bin nicht Sieg von 1967, als wir drei arabische Staa- Als dann am heiligsten Tag des Juden- traurig!‘ – Sagt er zu mir: ‚Morgen werdet ten besiegten und Gebiete eroberten, von tums Ägypten, Syrien, der Irak und Jorda- ihr siegen! Das steht im Propheten Jesa- denen niemand zu träumen wagte, wur- nien mit Unterstützung der Sowjetunion, ja …‘“ Bar Kochba lacht – und der Zwei- den wir arrogant. Wir haben die Araber Algeriens, Kubas, Kuwaits, des Libanon, fel von damals steht ihm noch heute ins gering geschätzt. Deshalb hat Gott uns Libyens, Nordkoreas, Pakistans, Saudi- Gesicht geschrieben –, gibt aber zu: „Im- mit Dummheit geschlagen. Araber den- Arabiens und Tunesiens auf den Golan- merhin hat dieser Pope mich aufgebaut.“ ken anders, sind deshalb aber noch lange höhen und am Suezkanal die Offensive Zwei Tage später stand er wieder da. Das nicht dumm.“ Auf die Frage, ob die isra- begannen, stand Israel mit dem Rücken Blatt auf dem Schlachtfeld hatte sich in- elische Gesellschaft die Lektion des Jom- zu Wand. In den Wochen vor dem Krieg zwischen gewendet. Er lachte und meint: Kippur-Krieges gelernt habe, winkt Bar hatte Ägyptens Präsident Anwar el-Sadat „Ich hatte Recht, nicht wahr?! Ihr wer- Kochba ab. Immerhin hat der politische gar behauptet, eine Koalition von über det siegen. Siehst du!“ Der gläubige Jude und strategische Gewinn, den vor allem hundert Staaten hinter sich zu haben. scheint bis heute ambivalent gegenüber Ägypten aus diesem Krieg gezogen hat, Erstmals in der Geschichte stellten sich derartigen Aussagen von Christen, aber: die Tür für vierzig Jahre Ruhe im Süden Großbritannien und Frankreich im UN- „Das hat mir einfach in der Seele gut ge- geöffnet – wenngleich diese Ruhe heute Sicherheitsrat auf die Seite der Araber. tan.“ wieder ganz neu auf dem Spiel steht. || Israelreport 5 | 2013 7
Christentum „Arabischer Frühling“: Ende des Christentums im Orient? Die Demütigung und Bedrohung von Christen in der arabischen Welt hat ein erschreckendes Ausmaß erreicht. Das „christliche Europa“ und mit ihm der Vatikan haben lange geschwiegen. Welche Gründe das hat und ob den ältesten christlichen Gemeinden das gleiche Schicksal wie zuvor den Juden droht, weil der Islam keine „Ungläu- bigen“ duldet – diesen Fragen ist Ulrich W. Sahm nachgegangen. Foto: Israelnetz, Johannes Gerloff Ma‘alula als es noch unversehrt war. Die Bewohner des Bergdorfes sprechen Aramäisch. C hristen sind die meistverfolgte Minderheit weltweit!“ Das und uralter Kirchen in Damaskus, Aleppo und anderen Städ ging im Februar als Meldung um die Welt. Unklar blieb, ten mit tausendjähriger Vergangenheit nur am Rande erwähnt. nach welchem Maßstab dieser Superlativ zustande kam: Ausführlicher wurde über „schwere Kämpfe“ im syrischen Dorf Sind Christen die am meisten verfolgte Minderheit gemäß der Ma‘alula berichtet, dessen Bewohner seit 3.000 Jahren das Ara Anzahl der Länder, in denen sie verfolgt werden? Oder wurde mäische bewahrt haben, die Muttersprache von Jesus Christus. die Menge der Toten und Flüchtlinge gezählt? Der Syrienexper te Professor Ejal Zisser prophezeite auf dem Weltgipfeltreffen zum Kampf gegen den Terror im israelischen Herzlija: „Der ara Gründe für das Wegschauen bische Frühling ist das Ende des orientalischen Christentums.“ Für das auffällige Schweigen der „christlichen Welt“ zu Chris tenverfolgung in der islamischen Welt gibt es mehrere Gründe. Selektive Wahrnehmung Europa präsentiert sich als „christliche Wertegemein schaft“, wenn es darum geht, die muslimische Türkei aus der Erst als auffällig viele verbrannte Kirchen in Ägypten in Medi EU fernzuhalten. Doch mit Blick auf „christliche Gemeinschaf enberichten auftauchten, wurde über die Verfolgungen kop ten“, die wegen ihres Glaubens verfolgt werden, ist von dieser tischer Christen dort berichtet. Das Schicksal der Christen im „christlichen Wertegemeinschaft“ nichts zu spüren. In einer Irak, in Libyen, dem Sudan oder Nigeria wurde im so genann Welt, wo besonders der Islam eine gesetzgebende Rolle in Ge ten „christlichen Abendland“ kaum wahrgenommen. Im sy sellschaft und Politik spielt, hat das langfristig fatale Folgen. rischen Bürgerkrieg wurde die Zerstörung christlicher Dörfer Für offizielle Vertreter des schiitischen wie sunnitischen Islams 8 Israelreport 5 | 2013
war der 11. September 2001 ein erster Höhepunkt der Erobe rung „Roms“, also des christlichen Westens. Diese religiös mo tivierte, aber politisch und militärisch gemeinte Kriegserklä rung ignoriert der Westen. Es passt nicht mehr in sein Konzept, als „christliche Gemeinschaft“ definiert zu werden. Problematisch erweist sich bei den Christen des Orients das Phänomen der Treue von Minderheiten zum jeweiligen Unter drückerregime. Nur so können sie ihr physisches Überleben si chern. Das galt für die Juden im europäischen Mittelalter wie für Christen und Juden in islamischen Ländern, wo sie als „Dhimmis“ geduldet wurden. Für die Juden in der arabischen Welt brach dieses System schon im 19. Jahrhundert zusammen, als christliche Imperialmächte ihren rassisch definierten An tisemitismus erst nach Damaskus und dann in den Irak und nach Ägypten exportierten. Die Gründung des Staates Israel bedeutete das Ende der 3.000 Jahre alten jüdischen Gemeinden in Ländern mit „biblischen“ Traditionen wie Babylon (Irak), Je men, Syrien, Ägypten und Libyen. Doch die „aufgeklärte“ Welt interessierte sich nicht für die Juden. Bis heute ist nur die Rede von arabischen Flüchtlingen aus Palästina, nicht aber von der Vertreibung von wesentlich mehr jüdischen Flüchtlingen aus allen arabischen Ländern. Zum Verhängnis wird die Nähe zum Diktator, sobald es, wie jetzt beim „arabischen Frühling“, zum Umsturz kommt und die wehrlosen Minderheiten plötzlich Foto: Ulrich W. Sahm als Kollaborateure Saddam Husseins, Hosni Mubaraks oder Baschar al-Assads dastehen. Schweigen des Vatikan Über dem Eingang der Geburtskirche hatten Muslime im Dezember 1994 ein Bild Arafats angebracht. Der Vatikan als prominentester Sprecher der westlichen Chris tenheit ist auffallend zurückhaltend. Dabei sollte man doch das unter ihm versammelte Volk. An der Kirchenwand hingen gerade von Kirchen Solidarität erwarten, wenn Menschen der erstmals palästinensische Nationalflaggen. Auf das Dach hatte gleichen Glaubensrichtung verfolgt werden. Im Irak war der man ein Modell des muslimischen Felsendoms gehievt. Noch säkulare Saddam Hussein der Garant für das Überleben der symbolhafter hätte die angestrebte Herrschaft des Islam über Christen, in Syrien ist es Baschar al-Assad. Deshalb vermied der das Christentum nicht kundgetan werden können. Journalisten Vatikan bisher jede Kritik an Assad. aus aller Welt standen auf einem höheren Dach und konnten Symptomatisch war der weltweite Gebetsaufruf des Papstes diese Beleidigung des Christentums nicht übersehen. Wieso ist gegen einen amerikanischen Angriff auf Syrien. Die Entrüstung dieser Skandal weltweit wegzensiert worden? Unbeachtet blieb über militärisches Eingreifen der Amerikaner klingt pazifis auch eine „Ikone“ mit Arafats Abbild über dem Eingang zur Ge tisch, ist aber unglaubwürdig, wenn militärisches Eingreifen burtskirche, durch den Christen nur tief gebückt das Innere be etwa der Hisbollah aus dem Libanon ignoriert wird und Völker treten konnten. Solange über derartige symbolische Akte ein mord wie der Einsatz von Massenvernichtungswaffen kein An Tuch des Schweigens gelegt wird, bleiben auch Mord und Ver lass für internationale Friedensgebete oder Lichterketten sind. treibung unerwähnt, sofern als Täter nicht die üblichen Sün Immerhin gibt es „Kirche in Not“, ein „weltweites Hilfswerk denböcke ausgemacht werden können, speziell die Amerikaner päpstlichen Rechts“. 2013 wurde die Dokumentation „Chris und Israelis. ten in großer Bedrängnis“ veröffentlicht. In kurzen Kapiteln wird die Lage der Christen in China, Myanmar, Ägypten, Tan sania, Kuba und weiteren Ländern dargestellt. Von einer Milli Christen ignorierten Zeichen on Christen im Irak 2003 gebe es heute nur noch 300.000. Ge spickt mit faktischen Fehlern ist das Kapitel „Israel und die pa Die Welt und sogar die Christen im Orient wollten das Zeichen lästinensischen Gebiete“, obgleich Israel das einzige Land zwi an der Wand der systematischen Vertreibung aller Juden aus schen Marokko und Afghanistan ist, wo die Anzahl der Chris den arabischen Ländern nicht sehen. Inzwischen sind Liby ten in absoluten Zahlen seit 1948 stetig wächst. en, der Irak, Saudi-Arabien und Syrien „judenfrei“. In Ägyp ten leben noch zehn alte Jüdinnen und im Jemen noch maxi mal 60 Juden. Heute droht den ältesten christlichen Gemein Symbolische Erniedrigung den das gleiche Schicksal wie zuvor den Juden, weil der Islam keine „Ungläubigen“ duldet. So wird eine weitere große Kultur Beispielhaft für die Lage der Christen in der arabischen Welt ausgerottet. Wie hatte doch Heinrich Heine sinngemäß gesagt? sei hier ein von den Medien verschwiegenes Ereignis. Am 23. „Wer Buddhafiguren sprengt, und vorschlägt, die Pyramiden Dezember 1994, als PLO-Chef Jasser Arafat in Bethlehem fei zu schleifen, weil sie das Symbol von Götzendienst sind, wird erlich einzog, wandte er sich vom Dach der Geburtskirche an am Ende auch Menschen verbrennen.“ || Israelreport 5 | 2013 9
Hintergrund Islam Schiiten und Sunniten Foto: picture alliance Aschura ist eines der höchsten Feste der Schiiten. Bei Prozessionen geißeln sich die Männer, um ihrer Trauer Ausdruck zu verleihen. Muslimische Apologeten stellten den Islam in früheren Zeiten gerne als Religion der Einheit im Kontrast zu einem hoffnungslos zerstrittenen Christentum dar. Heute ist von dieser Einheit wenig sichtbar. Die Liste der „Stellvertreterkriege“ zwischen dem sunnitischen Saudi-Arabien und dem schiitischen Iran ist lang. Wer aber sind die Schiiten? Und was unterscheidet sie von den Sunniten? || Christine Schirrmacher U nerwartet war Muhammad am Ringen um die Macht danach folgten Umar (634-644) und Uth- 8. Juni 632 gestorben, ohne man (644-656). Erst 656 kam Ali an die eine Nachfolgeregelung ge- Nach Meinung der Schiiten kann nur auf Macht. Laut Schia waren die drei ersten troffen zu haben. Daraus folgte die einem Verwandten Muhammads die Se- Kalifen „unrechtmäßig“, ihre Wahl eine geschichtlich und theologisch fol- genskraft des Propheten liegen. Außer- schwere Sünde. Daher lehnten Schiiten genschwerste Spaltung des Islam in dem habe Gott selbst Ali zum Nachfolger die sunnitischen Kalifen-Dynastien der „Sunniten“ und „Schiiten“. „Schiiten“ erwählt und dies Muhammad vor dessen Umajjaden und Abbasiden von Anfang sind die Anhänger der „Schi’at Ali“, Tod mitgeteilt – was Sunniten bestrei- an ab und verfluchen die ersten drei Kali- der „Partei Alis“, des Cousins und ten. Alle leiblichen Söhne Muhammads fen bei ihren Feierlichkeiten. Schwiegersohns Muhammads. Sie for- waren vor ihm verstorben. Seine Enkel derten einen direkten Abkömmling Hassan und Hussein waren bei seinem Muhammads als Nachfolger des Pro- Tod erst sechs und acht Jahre alt. Daher Geschichte des Leidens pheten. Die sunnitische Mehrheit da- bestimmten die Schiiten Muhammads gegen verlangte einen Nachfolger aus Schwiegersohn Ali zum Anwärter auf das Nach der Ermordung Alis 661 versuchten Muhammads Stamm, den Quraisch, Kalifat. die Schiiten, die Macht an sich zu reißen. gleichzeitig aber auch dessen Wahl Ali konnte sich jedoch nicht durchset- Der Prophetenenkel Hassan erklärte sei- durch einen Rat und seine öffentliche zen. In seiner Abwesenheit wurde 632 nen Verzicht auf das Kalifat und Hussein Huldigung. Abu Bakr zum ersten Kalifen gewählt, fiel 680 in der Schlacht von Kerbela im 10 Israelreport 5 | 2013
heutigen Irak. Damit waren alle direkten Sunniten und Schiiten – wichtigste Unterschiede männlichen Nachfahren Muhammads ausgelöscht. Im Gedenken an Kerbela Sunniten/Sunna Schiiten/Schia veranstalten Schiiten am 10. Tag des Mo- 1. Der Kalif ist rechtmäßiger Herrscher, 1. Der Imam muss als religiöser und welt- nats Muharram, dem Aschura-Tag, große Richter und Heerführer, sollte dem licher Führer direkt mit Muhammad ver- Prozessionen und Geißlergruppen. Wer Stamm Muhammads angehören und von wandt sein. Als oberste Lehrautorität ist bei den Passionsspielen und Umzügen der muslimischen Gemeinschaft bestä- er unfehlbar und sündlos, lebt heute „in tigt werden. Er bringt die Scharia zur An- der Verborgenheit“ und erteilt von dort Tränen für Hussein vergießt, erhält nach wendung, jedoch ohne Lehrautorität. Weisungen. Auffassung der Schiiten Teil an seiner Er- lösung, die er durch sein Leiden und sei- 2. Der Glaube, dass am Ende der Zeiten der 2. Das Kommen des Mahdi – häufig mit ne Fürbitte im Gericht erwirkt. Mahdi – von manchen mit Jesus Christus dem verborgenen Imam gleichgesetzt Leiden wurde in der Schia zum Leit- gleichgesetzt – wiederkommt, spielt bei – ist von großer Bedeutung. Er wird die den meisten Gelehrten keine bedeuten- Scharia aufrichten, alle Menschen wer- motiv. Alis und Husseins Tod findet sei- de Rolle. den sich dem schiitischen Glauben zu- ne Fortsetzung im Märtyrertod aller schi- wenden müssen. itischen Imame (Leiter der islamischen 3. Zeitlich begrenzte Ehe gegen Bezahlung 3. Mehrheitlich wird die „Zeit-“ oder „Ge- Gemeinschaft). Die Gräber Alis, Hassans wird von den meisten als „Prostitution“ nussehe“, weil sie von Muhammad prak- und Husseins wurden im schiitischen abgelehnt. tiziert wurde, auch heute erlaubt, ja Volksislam für viele Gläubige bedeu- empfohlen. tendere Wallfahrtsorte als Mekka. 4. Bis zum 10. Jh. bildeten sich vier Rechts- 4. Sie folgen eigenen Rechtsauslegungen. schulen, die auf bedeutende Rechtsge- Überlieferungen der drei ersten sunniti- lehrte der Frühzeit des Islam zurückge- schen Kalifen werden nicht anerkannt, Endzeithoffnung hen und bis heute gültig sind. da diese als „Ursupatoren“ gelten. 5. Geringe Unterschiede im Ritus verhin- 5. Sie beten in schiitischen Moscheen und Nachdem Hassan und Hussein im Macht- dern nicht die gegenseitige Anerken- unterscheiden sich im Gebetsritus von kampf gescheitert waren, verlagerten nung verschiedener Rechtsschulen. der sunnitischen Mehrheit. Schiiten ihre Hoffnung auf die Endzeit, 6. Der heutige Korantext gilt als fehlerloses 6. Text des Koran von Sunniten gefälscht: in der der Mahdi, der „Rechtgeleitete”, Wort Allahs. Bedeutung der Familie Muhammads und als Erlöser aus der Verborgenheit wie- die Bestimmung Alis als Nachfolger wur- derkommen und ein Friedensreich auf- den gelöscht. richten werde. Seinem Auftreten werden 7. Leiden und Erlösung haben keine Bedeu- 7. Das Leiden der Imame und besonders Sonnen- und Mondfinsternisse, Erdbe- tung. Kreuzestod Jesu wird im Koran ab- des Prophetenenkels Hussein (gest. 680 ben, Heuschreckenplagen und Wasser- gelehnt. als „Märtyrer“) für die Erlösung sehr fluten vorausgehen. Falsche Mahdis wer- wichtig. den sich erheben und Kriege gegeneinan- 8. Die Fatwa (Rechtsgutachten) eines Ge- 8. Fatwas des schiitischen Gelehrten, des- der führen, bevor Stürme die Erde reini- lehrten gilt als Meinungsäußerung, nicht sen Tradition („Nachahmung“) ein Gläu- gen und alle Krankheiten von den wah- als verpflichtende Handlungsanweisung. biger folgt, haben absolute Autorität. ren Gläubigen nehmen. Danach soll der 9. Der heutige Korantext gilt zunächst im 9. Der Korantext besitzt über den einfachen wahre Mahdi in Mekka erscheinen und Wortlaut; bedeutende Auslegungen sind Wortlaut hinaus viele verborgene Bedeu- alle Ungläubigen erschlagen. Seine Herr- einflussreich; Mystiker versenken sich in tungen, die der Imam kennt und aus dem den Text. Verborgenen mitteilt. schaft wird das Paradies auf Erden sein. 10. Sie betrachten die Gräberverehrung 10. Die Trauerfeierlichkeiten im Monat schiitischer Heiliger, insbesondere als Muharram (Gedenken an den Tod Hus- Lehre Ersatz für die Pilgerfahrt nach Mekka, als Ketzerei, wenngleich der Volksislam seins in Kerbela) sind die wichtigste Fei- erlichkeit des Jahres. Wer „den Imam sei- auch Heiligenverehrung kennt. ner Zeit nicht kennt, stirbt den Tod eines Herausragendes Kennzeichen schii- Ungläubigen“. tischer Lehre ist der Glaube an den Imam. Er ist der oberste Führer der Gemeinde, von Gott auserwählt, Vertreter des Pro- pheten, von dem er abstammen muss. von begrenzter Dauer mit Entlohnung Weltweite Verteilung und Er interpretiert den Koran, vor allem des- der Frau, erwähnenswert, sowie die Tat- aktuelle Konflikte sen verborgenen Sinn. Er ist Mittler zwi- sache, dass Männer und Frauen zu glei- schen Gott und Gemeinde und hat über- chen Teilen erben. 90 Prozent der Muslime weltweit sind natürliches Wissen. Seine Lehrentschei- Schiiten unterscheiden sich in mehrere Sunniten, 8 bis 9 Prozent Schiiten. Schi- dungen sind unfehlbar und sündlos. Splittergruppen, von denen die Zwölfer- iten leben heute vor allem im Iran, dem Aussprüche der Imame besitzen dieselbe schiiten am bedeutendsten sind. In West- einzigen Land, in dem die Zwölferschia Autorität wie der Koran. Sunniten besit- syrien haben sich die Alawiten bzw. Nusai- Staatsreligion ist, sowie in der Türkei, zen keine vergleichbare Lehrinstitution. rier von der Schia abgespalten, zu unter- dem Libanon, Syrien, dem Irak, auf der In Rechtsfragen sind die Unterschiede scheiden von den Aleviten, die mehrheit- arabischen Halbinsel, in Afghanistan, zwischen Sunna und Schia gering. Der lich in der Osttürkei leben. Beide Gruppen Indien und Pakistan. Spannungen zwi- Wortlaut des Gebetsrufs weicht gering- neigen zu einer Vergöttlichung Alis und schen sunnitischen und schiitischen fügig ab. Auf schiitischer Seite sind die werden daher von Sunniten und vielen Kräften haben viele Konflikte der ver- Zeitehe, eine vereinfachte Eheschließung Schiiten nicht als Muslime anerkannt. gangenen Jahre verschärft. || Israelreport 5 | 2013 11
Zeitgeschehen Ein afrikanischer Traum Am 28. August 2013 sind 450 äthiopische Juden auf dem Ben-Gurion-Flughafen bei Tel Aviv gelandet. Sie gehö- ren zu den letzten der 7.000 „Beita Israel“, die seit November 2010 im Rahmen der „Operation Taubenflügel“ nach Israel einwandern. Richtig angekommen sind aber weder sie noch ihre Vorgänger, die bereits vor Jahr- zehnten in das Land kamen. || Daniel Frick Foto: Moshik Brin / The Jewish Agency for Israel Ein Traum wird wahr: Bei der Ankunft auf dem Ben-Gurion-Flughafen erfüllt sich eine Jahrhunderte alte Sehnsucht. D er Traum währt bereits 2.800 Jahre: Die Rückkehr in das heim erlaubte. Das Unternehmen flog auf, nachdem Informati- Land Israel aus der Fremde, wo den Juden oft Argwohn onen darüber in der israelischen Presse durchsickerten. und Ausgrenzung entgegenschlugen. Seit dem vergan- Wegen der verfrüht abgebrochenen Aktion wurden Familien genem Jahrhundert beginnt für die „Beita Israel“ (Haus Isra- auseinandergerissen: Etwa 1.000 „Waisen der Umstände hal- el) genannten äthiopischen Juden der Traum wahr zu werden, ber“ lebten in Israel, während deren Eltern im Sudan der Aus- wandern sie nach Israel ein. Rund 500 kamen, bevor sie das reise harrten. Erst die „Operation Josua“ (1985) und die 36-stün- israelische Rabbinat und schließlich der Staat Israel im April dige „Operation Salomo“ (1991) mit 14.400 Einwanderern er- 1975 als Juden anerkannt haben. möglichten die Zusammenführung der Familien. Im September 1974 übernahm eine marxistische Militärdik- Seit der „Operation Salomo“ wanderten bis heute weitere tatur die Macht in Äthiopien. Sie wandte sich mit antireligi- 52.000 Beita Israel in den jüdischen Staat ein. Unter ihnen be- ösem Impetus auch gegen die Juden des Landes. Bürgerkrieg fanden sich auch „Falasch Mura“. Deren Vorfahren sind im 19. und Hungersnot führten zur Massenflucht in den benachbar- und 20. Jahrhundert, oft unter Druck, zum Christentum über- ten Sudan. Bis 1984 machten sich etwa 8.000 äthiopische Ju- getreten. Sie konnten daher nicht das Rückkehrgesetz in An- den auf diesen gefährlichen Weg. Doch die Hälfte, rund 4.000 spruch nehmen und wanderten illegal ein. 2003 anerkannte Menschen, starb unterwegs an Krankheit, Hunger oder durch Israels Regierung jene, die mütterlicherseits jüdische Vorfah- die Hand von Banditen. ren nachweisen konnten. Zusätzlich mussten sie eine Konver- Angesichts der schlimmen Lage in Äthiopien und in den sion zum Judentum vornehmen. Insgesamt sind seit den 1970er Flüchtlingslagern des Sudan organisierte Israel mit dem ameri- Jahren laut der „Jewish Agency“ rund 92.000 äthiopische Ju- kanischen Geheimdienst CIA Ausreisen im großen Stil: Mit der den nach Israel eingewandert. Heute leben laut israelischem „Operation Mose“ kamen zwischen November 1984 und Janu- Statistikamt etwa 130.000 Beita Israel in dem jüdischen Staat, ar 1985 etwa 8.000 Beita Israel via Luftbrücke nach Israel. Den 32.500 von ihnen sind im Land geboren. Behörden am Flughafen in Khartum gaukelte man vor, die Pas- Aber wie gelangten Juden nach Äthiopien? Über ihren Ur- sagiere seien Muslime auf Pilgerreise nach Mekka, während die sprung gibt es mehrere Theorien. Entscheidend ist wohl ihr ei- Regierung des Sudan die Operation auf Druck der USA insge- gener Gründungsmythos einer Liaison von König Salomo und 12 Israelreport 5 | 2013
Anzeige der Königin von Saba und dem daraus hervorgegangenen Sohn Menelik I., mit dem ein Teil der Israeliten nach Äthiopien ge- SCHECHINGER kommen sei. Die Beita Israel kennen entsprechend nicht die jüngeren Traditionen des Judentums wie Channukka und das Purim-Fest. Am 29. Tag des jüdischen Monats Cheschwan, 50 Tage nach Jom Kippur, feiern sie das eigene Sigd-Fest („Verbeu- Reisen mit Schechinger-To! wir laden herzlich ein ur s– Tours gung“). Sie versammeln sich in Jerusalem, tragen die Torah und bunte Regenschirme, und gedenken unter Fasten des Got- Israelreise für Hörende und Taube Mit Pfarrer Heiko Bräuning (Wilhelmsdorf) tesbundes sowie der Gabe der Torah. Mit einem Festmahl bre- und Pfarrer Roland Martin (Stuttgart) chen sie das Fasten und feiern bis in den Abend. Seit 2008 ist vom 09.02.2014 – 18.02.2014 das Fest ein offizieller Feiertag in Israel. Israel-Schnäppchenreise Mit Georg Terner (Bad Liebenzell), Integration mit Hindernissen Walter und Marianne Schechinger (Wildberg-Sulz am Eck) vom 19.02.2014 – 26.02.2014 Der Staat Israel bemüht sich um die Einbindung der Beita Is- rael, doch verläuft diese nicht unproblematisch. Vielen äthi- Israel-Frühlingsreise Mit Wolfgang Wangler (Pfalzgrafenweiler), opischen Juden mangelt es an Bildung. Das erschwert in der Walter und Marianne Schechinger (Wildberg-Sulz am Eck) hochentwickelten Arbeitsgesellschaft Israels ihre Eingliede- vom 02.03.2014 – 09.03.2014 rung. Und wenn sie eine Anstellung finden, dann ist die meist schlecht bezahlt: Einer Studie der Bar-Ilan-Universität aus dem Israel-Bibelstudienreise Jahr 2012 zufolge verdienen äthiopische Juden 30 bis 40 Pro- Mit Johannes Pflaum (Neu St. Johann/Schweiz) zent weniger als arabische Israelis, die ebenfalls Schwierig- vom 02.03.2014 – 13.03.2014 keiten auf dem Arbeitsmarkt haben. Hinzu kommt, dass äthi- opische Juden in manchen Fällen Ausgrenzung erfahren: Ihre Israel-Erlebnisreise Mit Evangelist Willi Buchwald (Helmenzen) Kinder wurden mitunter nicht in Schulen zugelassen, Immobi- und Manfred Weßler (Dierdorf) lienbesitzer weigerten sich, an äthiopische Juden zu verkaufen vom 17.04.2014 – 27.04.2014 oder zu vermieten. Diese Hindernisse führten Anfang 2012 zu Protesten vor der Knesset gegen die Diskriminierung. Israel-Osterreise Mit Johannes Vogel (Bibel-Center Breckerfeld), Walter und Marianne Schechinger (Wildberg-Sulz am Eck) vom 20.04.2014 – 01.05.2014 Israel-Festreise-Pfingsten Foto: Israelnetz, Johannes Gerloff Mit Georg Terner (Bad Liebenzell), Walter und Marianne Schechinger (Wildberg-Sulz am Eck) vom 08.06.2014 – 20.06.2014 Israel-Erlebnisreise „Wüste, Meer und mehr“ Mit Rocco Grämmel (Bibel-Center Breckerfeld) und Markus Schechinger (Wildberg-Sulz am Eck) Die Integration äthiopischer Juden in die Gesellschaft ist vom 03.08.2014 – 17.08.2014 schwierig, doch es gibt Lichtblicke. Israel-Erlebnisreise Mit Hanspeter Wolfsberger (Betberg), Dennoch gibt es Hoffnungszeichen. Bei den Knesset-Wahlen Walter und Marianne Schechinger (Wildberg-Sulz am Eck) 2013 wurde die 31-jährige Pnina Tamano-Schata (Jesch Atid) vom 01.09.2014 – 12.09.2014 als erste äthiopische Jüdin zur Abgeordneten gewählt. Sie kam 1984 mit ihrer Familie mit der „Operation Mose“ nach Israel. Im Israelreise März gewann die 21-jährige Jitjisch Ainaw den Schönheitswett- Mit Lutz Scheufler (Waldenburg), bewerb „Miss Israel 2013“. Und im gleichen Monat waren gleich Walter und Marianne Schechinger (Wildberg-Sulz am Eck) zwei Juden äthiopischer Herkunft beim Jerusalem-Marathon vom 24.10.2014 – 02.11.2014 siegreich: Abraham Kabeto Ketla gewann beim Wettbewerb der Männer und stellte einen Rekord auf. Bei den Frauen siegte Mi- hiret Anamo Anotonios. Der Marathon der Integration geht in Israel jedoch weiter. Und auch die Alijah selbst ist noch keinesfalls abgeschlossen, ek te kostenlos an! jedenfalls aus Sicht einiger Protestler, die am Tag des Einflugs Bitte fordern Sie unsere Reiseprosp der 450 Juden gegen das Ende der offiziellen Einwanderung protestierten. Einige Falasch Mura befänden sich noch in dem SCHECHINGER Tours Walter Schechinger Im Kloster 33 • D - 72218 Wildberg-Sulz am Eck Zwischenlager in Äthiopien, während ihre Verwandten in Isra- Tel. 07054-5287 • Fax 07054-7804 el lebten. Der Jahrhunderte alte Traum, nach Israel zurückzuge- e-mail: info@schechingertours.de • www.schechinger-tours.de kehren, hält für einige Beita Israel vorerst weiter an ... || Israelreport 5 | 2013 13 2013_10_01_PRO_855x258mm_4c.indd 1 02.10.2013 09:04:00
Meldungen Radprofi für Judenrettung geehrt Goldschatz in werten sportlichen Erfolge wurde er ein Jerusalem äußerst berühmter und weithin bewun- derter Nationalheld“, schreibt die Jerusa- lemer Gedenkstätte Yad Vashem auf ihrer N ahe der Südmauer des Jerusalemer Tempelbergs haben Archäologen ei- Foto: picture alliance Internetseite. nen antiken Goldschatz gefunden. For- Ein professioneller Radfahrer muss be- scher datieren ihn in die Zeit vom 4. bis kanntlich viel trainieren. Dies machte zum 7. Jahrhundert nach Christus. Ent- sich der Italiener im Widerstand gegen deckt wurden unter anderem Münzen Der Radprofi Bartali half verfolgten Juden die Nazis zunutze. Auf Trainingsfahrten aus Gold und Silber, Ohrringe sowie ein transportierte er gefälschte Dokumente großes Medaillon. Auf diesem sind eine D ie Holocaustgedenkstätte Yad Vashem hat den italienischen Radprofi Gino Bartali posthum zum „Gerechten unter in Klöster. Juden, die sich dort versteckt hielten, konnten dank der Papiere aus- reisen. Die Dokumente verbarg der Athlet Menorah, ein Schofar und eine Torah- Rolle eingraviert. Für die Forscher ist der Fund mit den jüdischen Symbolen den Völkern“ erklärt. Der zweifache „Tour im Lenker und im Sitz seines Fahrrades. ein Beleg für jüdische Präsenz im Jeru- de France“-Sieger hatte während der deut- Der strenggläubige Katholik arbeite- salem dieser Zeit. Muslime bestreiten schen Besatzung etwa 800 Juden gehol- te für kirchliche Netzwerke zur Judenret- immer wieder, dass auf dem Tempel- fen. Dafür diente ihm sein Sportgerät. tung. Auch versteckte er Verfolgte in sei- berg in Jerusalem jemals ein jüdischer Dreimal gewann der 1914 gebore- nem Haus in Florenz. Nach dem Krieg Tempel gestanden hat. Der israelische ne Bartali den Radwettbewerb „Giro schwieg der Radprofi über seinen Einsatz Premierminister Benjamin Netanjahu d‘Italia“. In den Jahren 1938 und 1948 be- für die Juden. Erst nach Bartalis Tod im würdigte den Fund als „historisches legte er den ersten Platz bei der „Tour de Jahr 2000 wurde sein Mitwirken im Wi- Zeugnis höchster Ordnung“. || Daniel France“. „Angesichts seiner bemerkens- derstand bekannt. || Elisabeth Hausen Frick Anzeigen Berlin · 7.– 9.11.2013 Berlin · 7.– 9.11.2013 „aus der Kraft der Wurzel „aus der Kraft der die Zukunft Wurzel gestalten“ die Zukunft gestalten“ Deutschland, Israel und die Berufung der Gemeinde. Deutschland, Israel und die Berufung der Gemeinde. C H R I S T L I C H E S F O R U M F Ü R I S R A E L Jetzt anmelden: www.gemeinde-israel.de 14 Israelreport 5 | 2013
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