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TCFD Think Tank TCFD in a nutshell Eine kurze Übersicht der wichtigsten Begrifflichkeiten im Kontext der TCFD
Symbole Definition Further Reading Key Message Beispiel Food for Thought Abkürzungen BoE Bank of England CCS Carbon Capture and Storage COP21 21. Conference of the Parties EBRD European Bank for Reconstruction and Development ETDF Enhanced Disclosure Task Force FSB Financial Stability Board GCECA Global Centre of Excellence on Climate Adaptation G20 Gruppe der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer HLEG High-Level Expert Group on Sustainable Finance
NBG Non-Binding Guidelines NDC Nationally Determined Contributions NFRD Non-Financial Reporting Directive PRI Principles for Responsible Investment SASB Sustainable Accounting Standards Board TCFD Task Force on Climate-related Financial Disclosures TEG Technical Expert Group on Sustainable Finance UNEP FI United Nations Environment Programme Finance Initiative
Vorwort Green and Sustainable Finance Cluster Germany Transparenz ist elementar um Risiken zu evaluieren und Kapital effizient zu allokieren. Dazu ist die konsequente Offenlegung von Finanzergebnissen, der Handhabung von Chancen und Risiken, der Dar- stellung der Lage und der Abgabe von Prognosen unerlässlich. Dies gilt auch für das Verständnis der Auswirkungen der Klimakrise. Die Betrachtung von Klimarisiken erweist sich als herausfordernd, da weder der genaue Entwicklungs- pfad hin zu einer mit dem Pariser Klimaabkommen kompatiblen Welt noch der exakte Zeitpunkt und das Ausmaß der physischen Auswirkungen der Klimakrise vorherzusehen sind. Viele Akteure erken- nen nur langsam die Bedeutung der Klimakrise für ihren künftigen wirtschaftlichen Erfolg. Tatsächlich betreffen Veränderungen aufgrund der Klimakrise alle Teile des globalen Wirtschafts- systems. Die damit verbundenen Veränderungen stellen nicht nur ein erhebliches Risiko dar, sondern eröffnen auch neue Geschäftschancen für Unternehmen, die die Klimakrise strategisch mitdenken. Risiko-Rendite-Profile im Kreditgeschäft und in der Vermögensverwaltung werden sich aufgrund der Klimakrise erheblich verändern. Sie sind ein Ergebnis der physischen Auswirkungen des Klimawan- dels, der Klimapolitik und -regulierung, sich verändernder Nachfragestrukturen und neu entstehender Technologien. Klimabedingte Risiken zu vermeiden wird sich in bestimmten Anlageklassen oder Sek- toren als schwierig erweisen, was zu einer Neubewertung solcher Aktivitäten führen kann. Zur Bewertung klimarisikorelevanter Informationen hat das Financial Stability Board die Industrie geführte Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) eingesetzt. Die TCFD hat Empfeh- lungen für die freiwillige und konsistente Offenlegung klimabezogener Finanzinformationen erstellt. Diese sollen Investoren, Kreditgeber und Versicherungsunternehmen helfen wesentliche klimabedingte Risiken und Chancen zu verstehen. Global werden die TCFD Empfehlungen inzwischen als Leitlinie verstanden und zahlreiche Unternehmen haben sich zu ihrer Umsetzung verpflichtet. Das Green and Sustainable Finance Cluster Germany e.V. (Cluster) hat in seinem im August 2018 veröf- fentlichten Baseline Report gezeigt, dass die TCFD Empfehlungen für deutsche Finanzinstitute zu abs- trakt wirken. Es herrscht ein geringes Verständnis über praktische Implementierungsansätze der TCFD Empfehlungen vor. Deshalb hat das Cluster in Zusammenarbeit mit erfahrenen Finanzmarktpraktikern einen Think Tank für Fragen der praktischen Implementierung etabliert. Dieser wird durch das gebün- delte Wissen der Frankfurt School of Finance & Management, PwC Deutschland, d-fine und right. based on science unterstützt. Im Rahmen des TCFD Think Tank wurden vier Workshops mit ausgewählten Finanzmarktpraktikern durchgeführt. In deren Verlauf wurde ein vertieftes Verständnis für die TCFD Empfehlungen aufgebaut. Die Erkenntnisse werden der interessierten Öffentlichkeit, insbesondere Finanzinstitutionen, nun in Form von Handreichungen zur Verfügung gestellt. Sie sind auf die Bedürfnisse der Praxis zugeschnit- ten, um die Implementierung der TCFD Empfehlungen eigenständig voranzutreiben.
1 Einordnung der TCFD und Reichweite der Empfehlungen Der Gouverneur der Bank of England (BoE) und ehemalige Vorsitzende des 2009 gegründeten Financial Stability Board (FSB), Mark Carney, hatte im September 2015 in seiner Rede „Breaking the tragedy of the horizon – climate change and financial stability“ vor den Auswirkungen des Klimawandels für die Gesellschaft gewarnt. In Anlehnung an die aus der Umweltökonomie bekannte Tragödie des Allgemein- guts wohne den Auswirkungen des Klimawandels die Tragik des Zeithorizonts inne. Der Planungshori- zont der meisten Staaten und Unternehmen sei zu kurz, um den Herausforderungen des Klimawandels wirksam zu begegnen. Sobald der Klimawandel zu einem entscheidenden Thema für die Finanzstabili- tät werde, sei es vielleicht schon zu spät. Die Anpassung sollte jedoch nicht zu abrupt erfolgen, um die finanzielle Stabilität nicht zu gefährden. Um die Tragik des Zeithorizonts zu durchbrechen, so Carney, müsste insbesondere eine adäquate Informationsbasis geschaffen werden, mit der ein besseres Ver- ständnis für Klimarisiken erlangt werden kann. Die von ihm angeregte industriegeführte Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) sollte zu diesem Zweck für Unternehmen einen freiwil- ligen Standard der klimawandelbezogenen Berichterstattung entwickeln, der die Kriterien der Kon- sistenz, Vergleichbarkeit, Zuverlässigkeit, Klarheit und Effizienz erfüllt1. Im Dezember 2015 wurde die TCFD etabliert, die im Juni 2017 ihre Empfehlungen veröffentlichte2. Ein Zwischenbericht zum Umset- zungsstatus der Empfehlungen folgte September 2018 und Juni 2019. Die von der UN unterstützte Investoreninitiative Principles for Responsible Investment (PRI) hat mit aktuell über 2.200 Unterzeichnern und einem gemeinsamen verwalteten Vermögen von über 80 Billio- nen US-Dollar die TCFD Empfehlungen adaptiert, sodass das TCFD-basierte Reporting ab 2020 für die Unterzeichner der PRI-Initiative verpflichtend wird3. Im Rahmen der Maßnahme 9.2 des im März 2018 veröffentlichten EU Aktionsplans wird eine zukünfti- ge Anpassung der Non-Binding Guidelines (NBG) der Non-Financial Reporting Directive (NFRD) erläu- tert, die unter anderem weitere Anhaltspunkte zur Einbeziehung klimawandelbezogener Informationen im Einklang mit den TCFD Empfehlungen bietet4. Die Technical Expert Group (TEG), die zur Unterstüt- zung der Ausarbeitung von (technischen) Detaillierungsvorschlägen zu den im Mai 2018 veröffentlich- 1 Breaking the tragedy of the horizon - climate change and financial stability (Carney, M., September 2015): https://www.bankofen- gland.co.uk/speech/2015/breaking-the-tragedy-of-the-horizon-climate-change-and-financial-stability 2 Final Report: Recommendations of the Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD, Juni 2017): https://www.fsb-tcfd.org/publications/final-recommendations-report/ 3 TCFD-based reporting to become mandatory for PRI signatories in 2020 (UNPRI, Februar 2019): https://www.unpri.org/news-and-press/tcfd-based-reporting-to-become-mandatory-for-pri-signatories-in-2020/4116.article 4 Action Plan: Financing Sustainable Growth (EU Komission, März 2018): https://eur-lex.europa.eu/legal-content/EN/TXT/?uri=CELEX:52018DC0097 GSFC Germany e.V | TCFD Think Tank - TCFD in a nutshell 1
ten ersten drei Legislativvorschlägen einberufen wurde, beschreibt in ihrem „Report on Climate-related Disclosures“ die Verbindung zwischen den TCFD Empfehlungen und der NFRD5. Die darauf aufbauende Konsultation zu den NBG auf EU Ebene wurde im März 2019 abgeschlossen. Im Juni 2019 wurde die NBG in der NFRD schließlich angepasst. 2 Empfehlungen und Definitionen der TCFD 2.1 Der gemeinsame Offenlegungsrahmen Für den gemeinsamen Offenlegungsrahmen, der durch die TCFD Empfehlungen vorgegeben wird, gilt die Unterscheidung zwischen Nutzer- und Ersteller-Sicht. Die primären Nutzer sind Investoren, Kreditgeber und Versicherer. Sekundäre Nutzer sind Ratingagenturen, Aktienanalysten, Börsen und Anlageberater. Für die Ersteller wird eine gemeinsame Leitlinie zur Offenlegung bereitgestellt. Ergän- zend hierzu werden Leitlinien zur Umsetzung der Offenlegung speziell für den Finanzsektor sowie für nicht-finanzielle Sektoren zur Verfügung gestellt. Zu den Erstellern im Finanzsektor gehören Banken, Versicherungen, Asset Manager und Vermögensei- gentümer (auch Asset Owner genannt). Insbesondere haben große Asset Manager und Vermögenseigen- tümer beim aktiven Management Einfluss auf ihre Investitionsempfänger, damit bessere klimawandel- bezogene Finanzinformationen bereitgestellt werden. Im nicht-finanziellen Sektor wird ein Fokus auf die Sektoren Energie, Transport, Materialien, Gebäude, sowie Landwirtschaft, Lebensmittel und forst- wirtschaftliche Produkte gelegt, da diese Sektoren für den größten Teil der Treibhausgasemissionen verantwortlich sind. Weiterführende Literatur Final Report: Recommendations of the Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD, Juni 2017): https://www.fsb-tcfd.org/publications/final-recommendations-report/ Annex: Implementing the Recommendations of the TCFD (TCFD, Juni 2017): https://www.fsb-tcfd.org/publications/final-implementing-tcfd-recommendations/ 2.2 Chancen, Risiken und finanzielle Auswirkungen Klimaveränderungen beinhalten sowohl Chancen als auch Risiken für Investoren, Kreditgeber, Ver- sicherungen sowie andere Finanzmarktakteure, da sie sich über verschiedene Kanäle auf finanzielle 5 Report on Climate-related Disclosures (TEG, Januar 2019): https://ec.europa.eu/info/sites/info/files/business_economy_euro/ban- king_and_finance/documents/190110-sustainable-finance-teg-report-climate-related-disclosures_en.pdf 2 GSFC Germany e.V | TCFD Think Tank - TCFD in a nutshell
Kennzahlen sowohl positiv als auch negativ auswirken können. 2.2.1 Chancen Durch die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen, dem Erschließen neuer Märkte, der ver- mehrten Verwendung emissionsarmer Energiequellen sowie einem effizienteren Umgang mit Ressour- cen und damit einhergehenden Kostenersparnissen als Reaktion auf den Klimawandel ergeben sich für Wirtschafts- und Finanzmarktakteure viele neue Möglichkeiten. Insbesondere Organisationen, die eine hohe Anpassungsfähigkeit an den Tag legen, um Nachhaltigkeitsüberlegungen in ihre Investitions- und Geschäftsentscheidungen einzubeziehen, könnten von den Chancen profitieren, die Aktivitäten zur Ein- dämmung des Klimawandels mit sich bringen. Beispiel » Die höhere Nachfrage nach emissionsarmer Energie fördert Investitionen in den Ausbau erneuerbarer Energiequellen wie Wind- und Sonnenenergie, sowie Biomasse und Wasserkraft. » Die von der EU ab 2021 vorgegebenen CO2-Flottengrenzwerte von 95 g CO2/km für Automobilhersteller kurbeln den Markt für Elektroautos und andere alternative An- triebe an. 2.2.2 Risiken Auf der Seite der klimawandelbedingten Risiken wird von der TCFD zwischen physischen und transito- rischen Risiken unterschieden. Beispiele » Schneestürme, Hagel, Überschwemmungen stellen akute physische Risiken dar, wohingegen der Anstieg der globalen Temperatur oder des Meeresspiegels einem chronischen physischen Risiko entspricht. » Die verringerte Nutzung fossiler Brennstoffe zur Erreichung eines politisch ange- strebten Klimaziels oder die Einführung eines CO2-Preises bilden ein transitorisches Risiko. Definition Physische Risiken resultieren aus Beeinträchtigungen des Geschäftsbetriebs durch Schäden an Vermögenswerten (direkte Auswirkungen) sowie aus Marktrisiken bspw. aufgrund steigender Materialkosten oder der reduzierten Verfügbarkeit benötigter Ressourcen bis hin zur vollständigen Unterbrechung von Lieferketten (indirekte Aus- GSFC Germany e.V | TCFD Think Tank - TCFD in a nutshell 3
wirkungen), die aufgrund eines ereignisbezogenen (akuten) oder langfristig (chro- nisch) veränderten Klimas entstehen. Physische Risiken beziehen naturgemäß sowohl einen kurzfristigen als auch einen langfristigen Zeit- horizont ein. Auch wenn sich die physischen Risiken in ihrer Ausprägung und Häufigkeit in den letz- ten Jahren verändert und verstärkt haben , ist diese Art der Risikobetrachtung nicht neu. Für direkte Effekte, die physikalisch messbar sind, können bereits monetäre Abschätzungen getroffen werden. Ver- sicherungen rechnen bspw. direkte Effekte physischer Risiken in die Bestimmung ihrer Versicherungs- prämien ein. Wirtschaftliche, soziale und ökologische Auswirkungen, die sich jenseits der Unterneh- mensgrenze befinden, sind jedoch schwerer zu fassen, weshalb sich eine Projektion und Begrenzung dieser indirekten Auswirkungen als besonders schwierig erweist. Weiterführende Literatur TCFD Think Tank: Physische Risiken (2019) Advancing TCFD guidance on physical climate risk and opportunities (European Bank for Reconstruction and Development and Global Centre of Excellence on Climate Adaptation, 2018): https://www.physicalclimaterisk.com/knowledge-hub/ Definition Transitorische Risiken resultieren aus dem Übergang in eine emissionsarme Wirt- schaft, die zur Abmilderung der Folgen des Klimawandels durch politische, rechtli- che, technologische, markt- und reputationsbezogene Maßnahmen angestrebt wird. Transitorische Risiken beschreiben somit Auswirkungen, die mittel- bis langfristig aus den für die Be- grenzung des Klimawandels notwendigen Transformationen hin zu einer emissionsarmen Wirtschaft über alle Sektoren hinweg resultieren können. In dem Ausmaß stellen sie eine neue Herausforderung für das gesamte Wirtschaftssystem inklusive des Finanzsystems dar, da diese Risiken in der erwarte- ten Ausprägung und Wesentlichkeit neu sind und es demnach keine Historie vergangener Ereignisse gibt, die zur Risikoquantifizierung herangezogen werden kann. 2.2.3 Finanzielle Auswirkungen Physische und transitorische Risiken können sich in veränderten gegenwärtigen und zukünftigen Kapitalflüssen manifestieren. Sie beeinflussen demnach potentiell die Gewinn- und Verlustrechnung sowie die Bilanz eines Unternehmens. Wie hoch die Auswirkungen klimabezogener Risiken sind, ist abhängig vom betroffenen Wirtschaftssektor, der geografischen Lage, den Geschäftsfeldern, mit ande- ren Worten der spezifischen Exponiertheit der Organisation. Die TCFD unterscheidet vier Kategorien 4 GSFC Germany e.V | TCFD Think Tank - TCFD in a nutshell
von finanziellen Auswirkungen: • Erlöse und Aufwendungen • Ausgaben • Vermögenswerte und Verbindlichkeiten • Kapital und Finanzierung In diesem Zusammenhang steht auch der Begriff der Stranded Assets, der darunter z.B. Anlagen ver- steht, die aufgrund von klimawandelbezogenen Änderungen vor dem Ende ihrer wirtschaftlichen Nut- zungsdauer abgeschrieben oder wertberichtigt werden oder aufgrund dessen an Liquidität verlieren. Beispiel Ein Energieunternehmen verliert an Wert, da aufgrund neuer Emissionsstandards die zur Verfügung stehenden Kohlereserven nicht mehr aufgebraucht werden dürfen und somit einer Wertberichtigung unterliegen. Damit stellen diese Reserven ein Beispiel für Stranded Assets dar. 2.3 Empfehlungen und Leitlinien Die TCFD gliedert ihre Empfehlungen zur Offenlegung von klimawandelbezogenen finanziellen Aus- wirkungen, die für Organisationen in allen Sektoren und Ländern anwendbar sind, in vier thematische Bereiche: • Unternehmensführung in Bezug auf klimawandelbedingte Chancen und Risiken • Aktuelle und zukünftige klimawandelbedingte Auswirkungen auf die Strategie des Unternehmens • Identifizierung, Bewertung und Risikomanagement im klimawandelbezogenen Kontext • Metriken und Ziele zur Bewertung klimawandelbezogener Chancen und Risiken Ergänzend hierzu werden Leitlinien zur Umsetzung der Offenlegung speziell für den Finanzsektor so- wie für nicht-finanzielle Sektoren empfohlen. 2.3.1 Empfehlungen zur Offenlegung für alle Sektoren Tabelle 1 zeigt eine Übersicht der Empfehlungen der TCFD zur Offenlegung klimawandelbedingter Chancen und Risiken untergliedert in die vier Bereiche Unternehmensführung, Strategie, Risikoma- nagement und Metriken & Ziele. GSFC Germany e.V | TCFD Think Tank - TCFD in a nutshell 5
2.3.2 Leitlinien zur Offenlegung für alle Sektoren Unternehmensführung Im Themenbereich der Unternehmensführung sollte der Überwachungsprozess und die Rolle des Ma- nagements zur Bewertung und Handhabung klimawandelbezogener Risiken erörtert werden. Wichtig ist hierbei auch offenzulegen, inwiefern die Bewältigung klimawandelbezogener Probleme erreicht und wie die Thematik in der Organisationsstruktur verankert wird. Strategie Organisationen sollten offenlegen, von welchen klimawandelbezogenen Chancen und Risiken sie be- sonders betroffen sind und wie sich diese kurz-, mittel- und langfristig auf ihre Profitabilität, Strategie und Finanzplanung auswirken werden. Insbesondere die Belastbarkeit einer Organisation in einem 2°C oder niedriger-Szenario sollte hierbei berücksichtigt werden. In diesem Kontext spielt auch der Begriff der Materialität von Risiken eine wichtige Rolle (siehe weiterführende Literatur), da Empfehlungen zur Offenlegung nur für materielle Risiken gelten. Weiterführende Literatur zu Materialität Statement of Common Principles of Materiality of the Corporate Reporting Dialogue (Corporate Reporting Dialogue, 2016): https://corporatereportingdialogue.com/wp-content/uploads/2016/03/State- ment-of-Common-Principles-of-Materiality1.pdf Risikomanagement Die Angaben zum Risikomanagement dienen der Einschätzung des allgemeinen Risikoprofils einer Organisation. Neben der Beschreibung der Identifizierung, Bewertung und des Managements klima- wandelbezogener Risiken, sollte auch dargestellt werden, inwiefern diese Prozesse in bestehende Risi- komanagementprozesse integriert werden. Besonderes Augenmerk sollte auf die verwendeten Faktoren zur Beurteilung und auf die relative Bedeutung klimawandelbezogener Risiken im Vergleich zu anderen Risikokategorien gelegt werden. Metriken und Ziele Unter Metriken und Zielen sind Informationen zu den verwendeten Messgrößen und Methoden zum Erfassen und Verwalten von klimawandelbezogenen Risiken zu verstehen und wie diese im Risiko- management und bei der strategischen Ausrichtung der Organisation eingesetzt werden. Des Weiteren sollten die wichtigsten klimarelevanten Ziele der Organisation offengelegt werden. Damit verbunden ist auch der Ausweis der Scope 1-, Scope 2- und ggf. Scope 3-Treibhausgasemissionen sowie der damit ein- hergehenden Risiken unter Berücksichtigung des Materialitätsgedankens. Der Ausweis von Informatio- nen zu Metriken und Zielen ist ebenfalls im Kontext der Materialität zu sehen. 6 GSFC Germany e.V | TCFD Think Tank - TCFD in a nutshell
Unternehmensführung Strategie Risikomanagement Metriken & Ziele Beschreibung der Übersicht Darstellung klimawandelbe- Erläuterung der Prozesse zur Offenlegung der Metriken zur des Vorstands über die dingter Risiken und Chancen Identifizierung und Bewer- Bewertung, inwiefern Klima- Klimarisiken und -chancen. der Organisation auf kurz-, tung klima-wandelbedingter risiken und -chancen im Ein- mittel- und langfristige Sicht. Risiken. klang sind mit Strategie- und Risikomanagement-prozessen der Organisation. Beschreibung der Rolle des Beschreibung der Auswirkun- Erläuterung der Prozesse Offenlegung von Scope 1, Managements bei der Bewer- gen von Klimarisiken und zum Management von Scope 2 und ggf. Scope 3-Treib- tung und dem Management -chancen auf das Geschäfts- Klimarisiken. hausgasemissionen und damit klimawandelbezogener modell, die Unternehmens- verbundene Risiken. Risiken und Chancen. strategie und die Finanz- planung. Darstellung der Belastbarkeit Beschreibung wie die oben Beschreibung der Ziele der der Unternehmensstrategie genannten Prozesse in das Organisation bezüglich des unter Einbeziehung ver- Risikomanagement der Managements von klimabe- schiedener Klimaszenarien, Organisation eingebunden dingten Risiken und Chancen einschließlich eines „2°C oder werden. und inwiefern die Ziele geringer“-Szenarios. erreicht wurden. Tabelle 1: Empfehlungen der TCFD zur Offenlegung klimawandelbedingter Chancen und Risiken Definition Unter Scope 1 sind alle durch die Organisation direkt verursachten Treibhausgasemis- sionen zu verstehen. Scope 2 bezieht sich hingegen auf indirekt verursache Treib- hausgasemissionen durch den Verbrauch von eingekauftem Strom, Fernwärme und -kälte oder Dampf. Scope 3 bezeichnet darüber hinausgehende weitere indirekt ver- ursachte Treibhausgasemissionen aus der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungs- kette wie bspw. Emissionen, die durch den Gebrauch oder die Entsorgung verkaufter Produkte entstehen. Im Finanzsektor liegt der Hauptfokus auf den Scope 3 Kategorie 15 (Investments) Emissionen („financed emissions“) gemäß GHG Protocol. Beispiel » CO2 Emissionen und Ziele je Scope (absolut, intensitäts-basiert) » Anteile Umsatz, Betriebs- und Investitionskosten (zur Eindämmung und / oder An- passung des Klimawandels) » Energieverbrauch (konventionell / erneuerbar) und Energieeffizienzziele GSFC Germany e.V | TCFD Think Tank - TCFD in a nutshell 7
2.3.3 Ergänzende Leitlinien für den Finanzsektor Für Banken, Versicherungen, Vermögensinhaber und Asset Manager werden zusätzlich zu den oben aufgeführten Empfehlungen ergänzende Leitlinien in den Bereichen Strategie, Risikomanagement sowie Metriken und Ziele vorgenommen. Banken sollten zusätzlich bspw. signifikante Konzentrationen von Kreditengagements in exponierte Vermögenswerte ausweisen sowie in Betracht ziehen, eine Cha- rakterisierung der klimawandelbezogenen Risiken im Kontext der traditionellen Risikokategorien wie Kreditrisiko, Marktrisiko, Liquiditätsrisiko und Operationelles Risiko vorzunehmen. In der Diskussion, wie die Charakterisierung erfolgen wird, d. h. ob das klimawandelbezogene Risi- ko als eigene neue Risikoart behandelt oder als weiterer wichtiger Risikotreiber innerhalb der bereits etablierten Risikoarten berücksichtigt wird, spricht ESMA in ihrem finalen Papier zur Integration von Nachhaltigkeitsrisiken in die UCITS und AIFMD Richtlinien davon, „sustainability risks“ neben Markt-, Liquiditäts-, Kredit- und Operationellen Risiken beim Risikomanagement der Fonds explizit zu berück- sichtigen6,7. Zusätzlich wird aufgezeigt, an welchen bestehenden Rahmenwerken sich die ergänzenden Leitlinien orientieren: Enhancing the Risk Disclosure of Banks8 , die verschiedenen Sustainability Accounting Standards9 , the ClimateWise Principles10 , Principles for Sustainable Insurance11 , Reporting Framework Strategy and Governance12 und die Global Climate Risk Survey for Asset Managers13 . Des Weiteren wer- den konkrete Metriken zur Ermittlung des „CO2-Fußabdrucks“ und des Exposures in exponierte Vermö- genswerte bereitgestellt, um die Vergleichbarkeit offengelegter Kennzahlen zu fördern. 6 Consultation Paper on integrating sustainability risks and factors in the UCITS Directive and AIFMD (ESMA, Dezember 2018): https:// www.esma.europa.eu/sites/default/files/library/esma34-45-569_consultation_paper_on_integrating_sustainability_risks_and_fac- tors_in_the_ucits_directive_and_aifmd.pdf 7 Final Report on integrating sustainability risks and factors in the UCITS Directive and AIFMD (ESMA, April 2019): https://www.esma. europa.eu/sites/default/files/library/esma34-45-688_final_report_on_integrating_sustainability_risks_and_factors_in_the_ucits_di- rective_and_the_aifmd.pdfFinal Report 8 Enhanced Disclosure Task Force (EDTF): https://www.fsb.org/wp-content/uploads/r_121029.pdf 9 Sustainable Accounting Standards Board (SASB): https://www.sasb.org/standards-overview/download-current-standards/ 10 ClimateWise: https://www.cisl.cam.ac.uk/business-action/sustainable-finance/climatewise/principles 11 United Nations Environment Programme Finance Initiative (UNEP FI): https://www.unepfi.org/psi/wp-content/uploads/2012/06/PSI-document1.pdf 12 Principles for Responsible Investment (PRI): https://www.unpri.org/Uploads/e/n/z/2.-SG-2018---final.pdf 13 Asset Owners Disclosure Project (AODP): https://aodproject.net/wp-content/uploads/2016/10/2017-AODP-Asset-Manager-Climate-Survey-and-Guidance-Notes-V1.pdf 8 GSFC Germany e.V | TCFD Think Tank - TCFD in a nutshell
Weiterführende Literatur zu Metriken Report on Climate-related Disclosures (Technical Expert Group on Sustainable Finance, 2019): https://ec.europa.eu/info/sites/info/files/business_economy_euro/banking_and_fi- nance/documents/190110-sustainable-finance-teg-report-climate-related-disclosu- res_en.pdf 2.4 Szenarioanalyse Als eine in die Zukunft gerichtete Bewertungsmethode dient die Szenarioanalyse zur Ermittlung der Robustheit der eigenen Unternehmensstrategie in einem zukünftigen Szenario, das sowohl auf unter- nehmenseigenen Annahmen als auch auf verbreitet zur Anwendung kommenden Szenarien basieren kann. Dabei stellen die Szenarien weniger konkrete Vorhersagen dar, sondern beschreiben plausible zu- künftige Zustände der Welt, die vor der Nutzung von den Anwendern nach ihrer Plausibilität und Rele- vanz für ihr Geschäftsmodell beurteilt werden sollten. Die Szenarioanalyse verdeutlicht wie sich mögli- che zukünftige Weltzustände auf das Unternehmen auswirken könnten, sodass mögliche Risikotreiber und Konsequenzen identifiziert werden können. Um insbesondere klimawandelbezogene Chancen und Risiken eines Unternehmens aufzudecken, wird von der TCFD empfohlen, Klimawandelszenarien (z. B. der Anbieter IEA, IPCC, PIK) zu verwenden. Ein Klimawandelszenario beschreibt eine in sich konsistente Entwicklung der Welt, die unter gege- benen Annahmen zu einer bestimmten globalen Erwärmung führt. Im Szenario kann die Erwärmung selbst vordefiniert sein oder z. B. aus einer vordefinierten atmosphärischen Kohlenstoffkonzentration abgeleitet werden. Als Erwärmung bezeichnet man die Differenz zwischen der heutigen bzw. zukünfti- gen globalen Durchschnittstemperatur und der globalen Durchschnittstemperatur, die in der vorindus- triellen Zeit gemessen wurde. Die konsistente Entwicklung der Welt wird in den Szenarien anhand von quantitativen und qualitativen Risikotreibern typischerweise auf Sektorebene mit einem mittel- bis langfristigen (z. B. 2050 oder 2100) Zeithorizont modelliert. Der Hauptfokus der TCFD richtet sich im nicht-finanziellen Bereich auf die Sektoren Energie, Automobile, Stahl, Aluminium, Zement, Luftfahrt und Schifffahrt, da diese im Vergleich zu anderen am wahrscheinlichsten finanziell betroffen wären, aufgrund ihrer hohen Aussetzung gegenüber transitorischen Risiken. Die Faktoren technologische Ent- wicklung und klimabezogene Regulatorik haben somit einen besonders starken Einfluss auf die Sekto- ren. Die entsprechenden Risikotreiber könnten die veränderte Nachfrage nach Strom, nach alternativen Antriebssträngen, recyceltem bzw. Rohstahl, oder Technologielernkurven sein14. Die TCFD empfiehlt, für die Offenlegung drei bis vier unterschiedliche Szenarien zu verwenden, zu denen insbesondere ein 2°C Grad oder niedriger-Szenario zählen sollte, da das Pariser Klimaabkommen 14 The Transition Risk-o-Meter (2ii und The CO-Firm, Juni 2017): http://et-risk.eu/the-transition-risk-o-meter/ GSFC Germany e.V | TCFD Think Tank - TCFD in a nutshell 9
auf eine Begrenzung der Erderwärmung auf 2°C bzw. idealerweise 1,5°C abzielt. Darüber hinaus könn- ten Szenarien benutzt werden, die z. B. auf den Nationally Determined Contributions (NDCs) aufbauen und somit nur die bereits auf nationaler Ebene verbindlich zugesagten politischen Klimaziele berück- sichtigen, oder business-as-usual Szenarien (BAU; größer als 2°C), in denen der Ausstoß von Treibhaus- gasen unverändert zum heutigen Stand bleibt oder sogar weiter ansteigt. Letztendlich sollten Szenarien verwendet werden, die am relevantesten für die Unternehmensumstände sind. Als Hilfestellung bei der Auswahl von relevanten Szenarien könnten Leitfragen dienen. Einige Beispiele wären: Liegt mein Fo- kus auf transitorischem, physischem Risiko oder beiden? Welchen Zeitrahmen soll meine Analyse ab- decken? Soll das Szenario eine quantitative Analyse oder eine eher qualitative Diskussion ermöglichen? Möchte ich eines der gängigen „Referenzszenarien“ verwenden oder ein eigenes entwickeln?15 Weiterführende Literatur Technical Supplement: The Use of Scenario Analysis in Disclosure of Climate-related Risks and Opportunities (TCFD, Juni 2017): https://www.fsb-tcfd.org/publications/final-technical-supplement/ 3 Freiheitsgrade bei der Anwendung der TCFD Empfehlungen Die TCFD Empfehlungen zur Offenlegung klimawandelbedingter Chancen und Risiken sind freiwilliger Natur und somit derzeit, außer für die mehr als 2000 Unterzeichner der PRI-Initiative ab 2020, (noch) nicht verpflichtend (für die PRI Unterzeichner wird es eine Meldepflicht bei einer optionalen Offenle- gung geben).16 Die Empfehlungen der TCFD sollten bei allen Unternehmen, bei der Bereitstellung von In- formationen an Investoren, Kreditgeber, Versicherer und andere Interessengruppen Anwendung finden können. Die Formulierung ist offen gehalten, damit die Organisationen bei der Umsetzung hinreichend große Freiheitsgrade haben, sodass die Empfehlungen von allen Unternehmen umgesetzt werden kön- nen. Bspw. wird nicht ein ganz bestimmtes 2°C-Szenario für die Verwendung in der Szenarioanalyse empfohlen, sondern es wird bewusst Handlungsspielraum gelassen. Nicht festgelegt ist außerdem, ob das klimawandelbezogene Risiko als eigene neue Risikoart neben bspw. Marktrisiko oder Kreditrisiko behandelt oder als weiterer wichtiger Risikotreiber innerhalb der etablierten Risikoarten berücksich- tigt wird. Dabei ist wichtig hervorzuheben, dass der Offenlegungsumfang vom Proportionalitätsprinzip und Materialitätsprinzip abhängt. Aus Gründen der Proportionalität sollte die Berichterstattung kleiner Unternehmen vom Umfang her tendenziell geringer ausfallen als bei größeren Unternehmen. Gemäß 15 Navigating climate scenario analysis (IIGCC, Februar 2019): https://www.iigcc.org/resource/navigating-climate-scenario-analy- sis-a-guide-for-institutional-investors/ 16 TCFD-based reporting to become mandatory for PRI signatories in 2020 (PRI, Februar 2019): https://www.unpri.org/news-and-press/ tcfd-based-reporting-to-become-mandatory-for-pri-signatories-in-2020/4116.article 10 GSFC Germany e.V | TCFD Think Tank - TCFD in a nutshell
dem Materialitätsprinzip soll die Berichterstattung nur wesentliche Informationen enthalten. Trotz der Freiheitsgrade, die bei der Umsetzung der TCFD Empfehlungen gegeben werden, sollten sich Organisationen bei der Auswahl und Darstellung der Informationen an folgenden, von der TCFD entwi- ckelten17, sieben Grundsätzen orientieren: • Grundsatz 1: Es sollten nur relevante Informationen offengelegt werden. • Grundsatz 2: Die Angaben sollten spezifisch und vollständig sein. • Grundsatz 3: Die offengelegten Informationen sollten klar, inhaltlich ausgewogen und für Dritte ver- ständlich sein. • Grundsatz 4: Die offengelegten Informationen sollten im Zeitverlauf konsistent zueinander sein. • Grundsatz 5: Die Angaben sollten für Organisationen innerhalb eines Sektors, einer Industrie oder eines Portfolios vergleichbar sein. • Grundsatz 6: Die offengelegten Informationen sollten zuverlässig, überprüfbar und objektiv sein. • Grundsatz 7: Das Reporting sollte zeitnah erfolgen. Es wird erwartet, dass sich die anfangs voraussichtlich heterogenen Formen der Berichterstattung in Bezug auf Qualität und Konsistenz der offengelegten Informationen im Laufe der Zeit weiterentwickeln und einander angleichen werden. 17 Die Grundsätze der TCFD wurden von den Offenlegungsprinzipien aus Enhancing the Risk Disclosures of Banks der ETDF abgeleitet: http://www.fsb.org/wp-content/uploads/r_121029.pdf GSFC Germany e.V | TCFD Think Tank - TCFD in a nutshell 11
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