Tell es-Sa' īdīje Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet - Katja Soennecken

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              Tell es-Sa‘īdīje

                  Katja Soennecken

                      erstellt: Juni 2021

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Tell es-Sa‘īdīje

                                Katja Soennecken

1. Lage und Ausgrabungsgeschichte
Der           Siedlungshügel Tell     es-Sa‘īdīje
(Koordinaten: 2046.1861; N 32° 16' 05'', E 35°
34' 36'') be ndet sich ca. 10 km nördlich vom
Tell Dēr ‘Allā       (→ Sukkot; Koordinaten:
2088.1782; N 32° 11' 46'', E 35° 37' 15''), etwa
2 km östlich des → Jordans am südlichen Ufer
des Wādī Kufringī. Der ca. 40 m hohe Tell liegt
inmitten einer fruchtbaren Ebene und
                                                  Abb. 1 Blick über den Tell es-Sa‘īdīje
überblickt den Verlauf des nahegelegenen
                                                  (Richtung Osten).
Jordans. Das Plateau des Siedlungshügels
erstreckt sich von Ost nach West über 180 m
und von Nord nach Süd über 110 m. Westlich des Tells erhebt sich ein weiterer
kleinerer rechteckiger Hügel (el-Ġarbī). Das potentielle Siedlungsgebiet dieses
Doppelhügels umfasst insgesamt eine Fläche von ca. 13 Hektar. Nördlich des
Tells entspringen einige Quellen, welche die ganzjährige Wasserversorgung
sicherstellten.

                                Erste archäologische Untersuchungen des Tell
                                es-Sa‘īdīje begannen in den 1940iger Jahren
                                durch N. Glueck (1942). Bereits 1953 wurde
                                eine Testgrabung von H. de Contenson
                                durchgeführt. Groß ächige Ausgrabungen
                                konnten aber erst 1964 unter Leitung von J.B.
                                Pritchard aufgenommen werden. Es folgten
Abb.       2 Plan des Tells mit drei Kampagnen, bevor der israelisch-
Ausgrabungsarealen    (grau  =  arabische Krieg 1967 die Weiterarbeit
Friedhof).
                                unmöglich machte. Die Arbeiten wurden erst
                                1985 unter der Leitung von J.N. Tubb im
Auftrag des British Museums wiederaufgenommen und bis 2007 fortgeführt.

2. Name und Identifikation
Die heutige Bezeichnung lässt keine
Schlussfolgerungen auf den antiken Namen

WiBiLex | Tell es-Sa‘īdīje                                                            1
dieses Ortes zu. Für eine Identi kation dieses
Hügels mit einer biblischen Stadt stehen
aufgrund der Lokalisation am Ostufer des
zentralen Jordantals drei Kandidaten zur
Verfügung: Zafon (Jos 13,27; evtl. Ri 12,1),
Zaretan (Jos 3,16; 1Kön 4,12; 1Kön 7,46) und
Sukkot (Gen 33,17; Jos 13,27; Ri 8,5-16; 1Kön
7,46 und 2Chr 4,17). Jede dieser Zuordnungen
fand ihre Fürsprecher.

2.1. Zafon

Schon im Jahr 1926 schlug W.F. Albright auf
                                                       Abb. 3 Karte zu Tell es-Sa’īdīje und
der Basis von Ri 12,1 eine Identi kation des           seiner Umgebung.
Ortes mit dem biblischen Zafon vor. Die
Ephraimiten überquerten demnach an dieser
Stelle den Jordan, um → Jeftah zur Rede zu stellen und zu besiegen. Aus dem
lokalen „Setting“ lasse sich schließen, dass Zafon südlich der Nordgrenze des
ephraimitischen Stammesgebiets lag. Für diese Grenze biete sich das Wādī
Kufringī an. Dabei wäre der Tell es-Sa‘īdīje die prominenteste städtische Siedlung.

Dieser Meinung schlossen sich auch F.-M. Abel und Y. Aharoni an.

2.2. Zaretan

Für eine Gleichsetzung mit dem biblischen Zaretan sprach sich N. Glueck (1943)
aus. Auf der Grundlage der Identi kation des Tell ed-Dāmieh mit Adamah und
der Distanz von 12 km zwischen beiden Orten (eine Distanz, die von Rabbi
Johanan im Jerusalemer → Talmud genannt wird), könnte der Tell es-Sa‘īdīje mit
Zaretan verbunden werden. Die Berichte in 1Kön 7,46 / 2Chr 4,17 wurden von
Glueck so gedeutet, dass sich die Produktionsstätten für das Kupfergerät des
Jerusalemer Tempels zwischen Sukkot und Zaretan (gelesen nur in 2Chr 4,17:
Ṣarethān anstelle von Ṣerēdah) befanden. ‫מה‬     ָ ‫אָד‬
                                                    ֲ ‫ה‬
                                                      ָ ‫ﬠבֵה‬ ַ ּ ְ‫ ב‬bəma‘ăvēh hā’ădāmāh
                                                           ֲ ‫מ‬
übersetzte Glueck im Sinne von „Ton-Formen“ und interpretierte, dass Erz in
Mulden im Boden bzw. in Formen aus Lehm gegossen worden sei. Da es
zwischen Tell Dēr ‘Allā und Tell es-Sa‘īdīje einige kleinere eisenzeitliche Orte mit
guten Tonvorkommen gibt, sah er sich in seiner Argumentation bestätigt.

Glueck war sich auch sicher, dass dieser bedeutende Tell in biblischen Zeiten
allgemein bekannt gewesen sei. Das bedeute aber nicht, dass der Name auch in
den biblischen Texten auftauchen müsse (nach Glueck taucht er als Zaretan auf).

2.3. Su kkot

Nur M. Ottosson sprach sich, allerdings mit großem Vorbehalt, für → Sukkot aus;
dieses wird mehrheitlich mit dem Tell Dēr ‘Allā verbunden.

2                                                                   WiBiLex | Tell es-Sa‘īdīje
Die durchgeführten Ausgrabungen ergaben keine Anhaltspunkte für eine
eindeutige Identi kation, sodass die Frage der biblischen Namensgebung des Tell
es-Sa‘īdīje letztlich offenbleiben muss.

3. Besiedlungsphasen
Die Siedlungsgeschichte des Tell es-Sa‘īdīje beginnt im Chalkolithikum, im 4. Jt. v.
Chr., und reicht bis in die römische Zeit.

3.1. Frü h e Bron z ez ei t

In der Frühen Bronzezeit scheint es sich um eine Ansiedlung mit beträchtlicher
Größe gehandelt zu haben. An zwei Stellen des Tells wurden Reste einer
Stadtmauer      freigelegt. Dabei      konnten      insgesamt vier   Schichten
frühbronzezeitlicher Besiedlungen identi ziert werden. Eine Reihe von
Lehmziegelplattformen mit eingetieften Kanälen, in den Boden eingelassene
Becken, eine Vielzahl verbrannter botanischer Überreste und spezielle
Keramikformen liefern Hinweise auf eine industrielle Wein- und Olivenöl-
Verarbeitung. Die Siedlung wurde am Ende der Frühen Bronzezeit II (ca. 2700 v.
Chr.) zerstört. Auch der Nordwestbereich des kleineren, westlichen Tells war
während der Frühen Bronzezeit besiedelt. Dieses Gebiet wurde später, während
der Späten Bronzezeit und Eisenzeit I, als Friedhof genutzt.

3.2. Sp äte Bron z ez ei t

3.2.1. Die Siedlung

Tell es-Sa‘īdīje scheint ähnlich wie → Bet-Schean unter den Pharaonen der 20.
Dynastie (am Übergang von der Späten Bronzezeit zur Eisenzeit I) ein ägyptischer
Kontrollpunkt / Stützpunkt bzw. eine Garnison gewesen zu sein. Daher wird das
größte Gebäude aus dem Stratum XII als „Residenz eines ägyptischen
Statthalters“ interpretiert. Dieses ähnelt in seinem Grundriss und seiner Bauweise
den aus dem Westjordanland bekannten ägyptischen Bauwerken. Die Errichtung
einer solchen Residenz auf dem Tell es-Sa‘īdīje könnte durch seine Nähe zum
Jordan, direkt östlich einer breiten und achen Furt, begründet sein. So hatte der
Tell sowohl strategische als auch handelspolitische Bedeutung.

3.2.2. Der Friedhof

                                   Von außergewöhnlicher Bedeutung war die
                                   Nekropole in Areal FF auf dem westlichen
                                   Hügel. Dort wurden 45 Gräber, mehrheitlich
                                   mit    Einzelbestattungen,  freigelegt.  Sie
                                   stammen aus dem 13. und 12. Jh. v. Chr. Das
                                   zuerst entdeckte Grab (101) war zugleich das

WiBiLex | Tell es-Sa‘īdīje                                                        3
mit den reichsten Funden. Darunter befanden
                                   sich Elfenbein-, Karneol-, Elektrum-, Silber- und
                                   besonders Bronzeobjekte von herausragender
                                   Qualität. Auch ein Wein-Set – allerdings nicht
                                   so gut erhalten, wie ein vergleichbares aus
                                   Grab 32 – war einem der Verstorbenen
                                   mitgegeben worden.
Abb. 4 Blick auf den Friedhof im
Ausgrabungsbereich FF.           Bei     zwei
                                 Gräbern
                                 von Kindern
(104 und 126) wurden Gefäße mit
durchbohrtem Boden gefunden, deren
Fundlage darauf schließen lässt, dass ihr
oberer Teil nach der Bestattung aus dem
Boden herausragte. Sie dienten vermutlich als
Grab-Marker. Pritchard sah darin einen Beleg
dafür,    dass   die    Angehörigen     ihren    Abb. 5 Bronzenes Wein-Set aus
                                                 Grab 32 (Späte Bronzezeit).
Verstorbenen auch über den Tod hinaus
Verehrung und Libationen zukommen ließen.
Insgesamt spiegeln die Beigaben eine kosmopolitische Gesellschaft mit
Einflüssen aus Ägypten, Zypern und der mykenischen Welt wider.

Bei späteren Ausgrabungen während der 1980iger Jahre wurden südlich des
Areals FF, im zentraleren Bereich CC, 420 weitere Bestattungen freigelegt. Bei
diesen – ebenfalls mehrheitlich aus dem 13. und 12. Jh. v. Chr. stammenden
Gräbern – waren der Grabbau, die Anlage der → Gräber und die Ausrichtung der
Toten, die → Bestattungspraxis sowie die Grabbeigaben au allend uneinheitlich.
Dies könnte für eine gemischte Bevölkerung sprechen. Eine außergewöhnliche
Bestattung (in Grab 232) scheint Bräuche aus Ägypten aufzunehmen: Der
Verstorbene wurde mit dem Gesicht zum Boden bestattet. Auf seinen Hinterkopf
legte man drei Fische. Seine Genitalien wurden mit einer Schüssel bedeckt, die
ein fischförmiges Kosmetikkästchen aus Elfenbein enthielt.

Einige Fundumstände sprechen dafür, dass die Bevölkerung des Tell es-Sa‘īdīje im
13. und 12. Jh. v. Chr. stark von Ein üssen aus der Küstenebene geprägt war (z.B.
Bestattungen in Doppel-Pithoi, ein hoher Anteil an Imitationen von Gefäßen der
Gattung Mykenisch IIIB, eine große Anzahl an Metallgegenständen und der
Gebrauch von Bitumen zur „Mumi zierung“ der Toten). Besonders die
ungewöhnlichen Bestattungen in Doppel-Pithoi sprechen für eine Gruppe
innerhalb der Bevölkerung, die den → „Seevölkern“ zugerechnet werden kann.
Für Tubb ist auch die Tatsache, dass die meisten dieser Bestattungen schon in
der Antike beraubt worden waren, ein Beleg dafür, dass es sich dabei um Gräber
einer fremden Bevölkerungsgruppe handelte.

4                                                              WiBiLex | Tell es-Sa‘īdīje
Gleichzeitig zeigte sich im Bereich der Grabbeigaben und Bestattungssitten ein
erhöhter ägyptischer Ein uss (Skarabäen, Fayence-Funde, Umwicklung der Toten
mit ägyptischem Leinen). Sicherlich ist in dieser Zeit von der Anwesenheit
fremder Gruppen innerhalb der Bevölkerung der ägyptisch kontrollierten Städte
auszugehen.

3.3. Ei sen z ei t I

Die eisen-I-zeitliche Stadt des Stratums XII bestand aus einer Reihe von
Wohnhäusern mit einer zentralen, von Ost nach West verlaufenden Straße. Die
Keramik stammt aus der → Eisenzeit I, doch nahm sie auch noch Traditionen der
Späten Bronzezeit auf und antizipierte Formen der Eisenzeit II. Damit ist diese
Epoche als eine Übergangszeit anzusehen. Zu dieser Stadt gehörte auch ein
Gebäude in Bereich EE, welches zuerst für eine Kasemattenmauer gehalten
wurde, deren Kasematten mit Erde und Steinen verfüllt waren, um eine größere
Stärke der Mauer zu erreichen. Bei einer Vergrößerung des ausgegrabenen
Bereichs zeigte sich, dass es sich bei diesem Gebäude allerdings um eine massive
Stadtmauer mit einem anschließenden großen ö entlichen Gebäude handelt
(umschrieben mit „Gouverneurs-Palast“). Es weist typische Merkmale ägyptischer
Bauweise auf: Lehmziegelmauern ohne Steinfundamente; Außenmauern, die
paarweise gebaut werden und einen kleinen Kanal im Zwischenraum besaßen,
sowie die standardisierte Größe der verwendeten Lehmziegel (mit 44 cm x 23 cm
x 11 cm).

                                     Das dominierende Merkmal des Haupthügels
                                     ist eine eisenzeitliche Steintreppe (Bereich GG,
                                     Stratum XII), welche vom Fuß des Tells hinauf
                                     zur Stadt führt. Sie war überdacht und stellte
                                     so einen verborgenen Zugang zur am Fuß des
                                     Hügels gelegenen Quelle dar. In Kriegszeiten
                                     war sie überlebenswichtig. In einer Tiefe von
Abb. 6 Steintreppe aus Stratum XII   beinahe 8 m unter der damaligen Ober äche
am Nordhang des Tells (Eisenzeit I). erweitern sich die Seitenwände der Treppe zu
                                     einem nicht ganz runden Au angbecken.
                                     Durch einen Kanal in dessen Außenwand oss
das Wasser der nahegelegenen Quelle hinein und konnte von den Bewohnern
geschöpft werden. Ein zweiter Kanal in der gegenüberliegenden Wand diente als
Abfluss, sodass das Wasser immer in Bewegung blieb und so nicht faulte.

Datiert wird dieses Wassersystem in die
Eisenzeit I. Die überzeugendsten Parallelen zu
solch einer Anlage stammen aus Mykene und
Tyrins.

Nach der gewaltsamen Zerstörung der eisen-I-

WiBiLex | Tell es-Sa‘īdīje                                                         5
zeitlichen Stadt um das Jahr 1150 v. Chr.
scheint der Tell fast ein Jahrhundert lang
unbewohnt geblieben und erst gegen Ende
des 11. Jh.s v. Chr. neu besiedelt worden zu
sein, allerdings in sehr viel bescheidenerem
Ausmaß und auf das Zentrum des Tells
beschränkt.
                                                     Abb. 7 Quelle und Wasserreservoir
3.4. Ei sen z ei t II                                am Nordhang des Tells.

Während des 10. und 9. Jh.s v. Chr. blieb die
Besiedlungsdichte auf dem Tell es-Sa‘īdīje gering (→ Eisenzeit II). Die Siedlung
hatte eher dör ichen Charakter. Erwähnenswert ist hierbei ein rechteckiges
Gebäude mit Nord-Süd-Ausrichtung, welches im Innenraum in zwei Räume
unterteilt war. Der kleinere, hintere Raum verfügte über eine verputzte Bank
sowie eine Nische an der nördlichen Wand. Zu diesem Raum gehörte eine
unterirdisch durch einen Tunnel erreichbare → Favissa. Dieses Gebäude wurde
als Tempel interpretiert.

Erst zu Beginn des 8. Jh.s v. Chr. lässt sich wieder eine umfangreiche Bautätigkeit
feststellen, die auch eine Stadtmauer einschloss. Während der Eisenzeit IIB
erreichte die Stadt ihre größte räumliche Ausdehnung und damit vermutlich auch
ihre höchste Bevölkerungszahl. Die meisten Häuser waren im Stil eines sog.
„Dreiraumhauses“ angelegt (→ Haus), d.h. mit einem rückwärtig gelegenen
Breitraum und einem davor angelegten langgezogenen Gebäudeteil, der
vermutlich nur zu Teilen überdacht war. In der letzten eisen-II-zeitlichen Phase
waren diese Häuser so in Größe und Ausrichtung standardisiert, dass man von
einem geplanten urbanen Bauprogramm ausgehen muss. Der Haupterwerb der
Bewohner dürfte die Textilproduktion gewesen sein – wie es die Funde
(besonders von Webgewichten) nahelegen (→ weben). Diese Stadt wurde um 720
v. Chr. (von den Assyrern?) durch einen Brand zerstört und danach nicht
wiederaufgebaut. Die wenigen überlebenden Bewohner scheinen in Zelten
gewohnt zu haben (worauf Pfostenlöcher; Feuerstellen und Gruben hinweisen).

3.5. Perserz ei t

Auf dem höchsten Punkt des Tells, der sog. Akropolis, ließ sich eine dör iche
Besiedlung von der Perserzeit bis in die römische Zeit nachweisen. Ein
festungsartiger quadratischer Bau („assyrischer Hofhausstil“) vom Ende der
Eisenzeit III (ca. 520-332 v. Chr.) blieb vermutlich unvollendet. Auch Teile des
Friedhofs auf dem unteren Tell wurden in der Perserzeit wieder belegt. Die
durchaus reichen Grabbeigaben sprechen für eine kleine, aber wohlhabende
Bewohnerschaft.

3.6. Hel l en i sti sch e Zei t

6                                                              WiBiLex | Tell es-Sa‘īdīje
Auf der „Palastruine“ aus der Perserzeit wurde in hellenistischer Zeit ein
ö entliches Gebäude – ebenfalls mit festungsartigem Charakter – errichtet. Ein
herausragender Fund aus diesem Gebäude ist ein kleiner 6 cm hoher Räucher-
Altar aus Kalkstein. Er war auf allen Seiten mit geometrischen Mustern dekoriert.
Auf einer Seite waren 5 hebräische Buchstaben eingeritzt (von Pritchard gelesen:
l-j-k-n-u „dem Jakinu gehörend“). Möglich wäre, dass es sich bei diesem Domizil
um den Sitz eines Großgrundbesitzers oder eines lokalen Machthabers handelte.

3.7. R ömi sch e Zei t

In römischer Zeit spiegelt sich die verbliebene strategische Bedeutung des Tells in
seiner Nutzung wider. Neben einem Wachturm scheint es auch eine kleine
Siedlung gegeben zu haben. Auf der Akropolis des Tells wurden zwei verputzte
Wasserreservoire gefunden, bei denen es sich vermutlich um Zisternen handelte,
eventuell bei einer der beiden sogar um ein rituelles Bad (Mikwe) aus
hasmonäisch-herodianischer Zeit.

Insgesamt teilte der Tell es-Sa‘īdīje das Schicksal der frühen großen Städte im
Jordantal: In der persischen Zeit verlor er seinen urbanen Charakter. Mit der
hellenistisch-römischen Zeit verlagerte sich die Besiedlung hin zu den Dekapolis-
Städten bzw. der Ammonitis. Auch die Verkehrswege veränderten sich. Sie
verliefen nun auch auf der westlichen Seite des Jordans sowie auf dem
ostjordanischen Plateau. Durch neue Irrigationstechniken abseits der großen
Wadis und Wasserquellen verlor der Tell seine Bedeutung und konnte nicht mehr
zu großer Blüte gelangen.

Angaben zu Autor / Autorin finden Sie hier

WiBiLex | Tell es-Sa‘īdīje                                                       7
Empfohlene Zitierweise
Soennecken, Katja, Art. Tell es-Sa‘īdīje, in: Das                          Wissenschaftliche
Bibellexikon im Internet (www.wibilex.de), 2021

Literaturverzeichnis
1. Lexi kon arti kel

      The New Encyclopedia of Archaeological Excavations in the Holy Land, Jerusalem 1993

2. Wei tere Li teratu r

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8                                                                          WiBiLex | Tell es-Sa‘īdīje
Abbildungsverzeichnis
       Abb. 1 Blick über den Tell es-Sa‘īdīje (Richtung Osten). Mit Dank an © Biblisch-
       Archäologisches Institut, Wuppertal / Deutsches Evangelisches Institut für
       Altertumswissenschaft, Jerusalem
       Abb. 2 Plan des Tells mit Ausgrabungsarealen (grau = Friedhof). Zeichnung © Katja
       Soennecken nach Tubb / Dorell 1991, 68
       Abb. 3 Karte zu Tell es-Sa’īdīje und seiner Umgebung. © Katja Soennecken
       Abb. 4 Blick auf den Friedhof im Ausgrabungsbereich FF. Mit Dank an © Biblisch-
       Archäologisches Institut, Wuppertal / Deutsches Evangelisches Institut für
       Altertumswissenschaft, Jerusalem
       Abb. 5 Bronzenes Wein-Set aus Grab 32 (Späte Bronzezeit). Mit Dank an © The Trustees
       of the British Museum; BM 1985,0714.54 lizenziert unter Creative Commons-Lizenz,
       Attribution-Share Alike 4.0 International; Zugriff 4.1.2021
       Abb. 6 Steintreppe aus Stratum XII am Nordhang des Tells (Eisenzeit I). Mit Dank an ©
       Biblisch-Archäologisches Institut, Wuppertal / Deutsches Evangelisches Institut für
       Altertumswissenschaft, Jerusalem
       Abb. 7 Quelle und Wasserreservoir am Nordhang des Tells. Mit Dank an © Biblisch-
       Archäologisches Institut, Wuppertal / Deutsches Evangelisches Institut für
       Altertumswissenschaft, Jerusalem

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Impressum

Herausgeber:

Alttestamentlicher Teil
Prof. Dr. Michaela Bauks
Prof. Dr. Klaus Koenen

Neutestamentlicher Teil
Prof. Dr. Stefan Alkier

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