Tiers ch utznachrichten - November 2019 | Nr. 4
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Markus Glanzmann Leiter Niederlassungen und Privatkunden acrevis Bank St. Gallen Grüezi Ausschliesslich regional. Wir beraten Sie engagiert, partnerschaftlich und kompetent in allen finanziellen Ange legenheiten – von Zahlungslösungen über Vorsorge bis zu Private Banking. Vereinbaren Sie noch heute einen unverbindlichen Beratungstermin unter Tel. 058 122 78 10. acrevis Bank AG, Marktplatz 1, St. Gallen www.acrevis.ch/st-gallen
Foto: Meldestelle wohl auch die Meldestelle. Wir sind Liebe Tierfreundinnen gefordert, zu überdenken, was an- und Tierfreunde gesichts der verbesserten Tier- schutzgesetzgebung und der ge- Das Jahr geht dem Ende zu und stiegenen Erwartungen der Bevöl- Weihnachten steht vor der Türe. Es kerung an die Tierhaltung künftig ist für unseren Verein ein spezielles unsere Schwerpunkte sein werden. Jahr, nicht wegen der aufgenom- menen Fälle, Findel- und Verzicht- tiere, sondern weil wir unseren Prä- sidenten Erich Feineis jetzt ziehen FAIR-FOOD-INITIATIVE - lassen mussten. Ein Jahr nach der Abstim- mung Es gab in den letzten Jahren nur wenige Wechsel im Vorstand und Die bevorstehenden Feiertage sind momentan geht es ohne grosse traditionell bei uns mit festlichen Veränderungen weiter. Natürlich ist Essen im Familien und Freundes- absehbar, dass in Zukunft Neue- kreis verbunden. So wie auf dem rungen anstehen. Foto oben, stellt sich der Konsu- ment die Herkunft seines Menüs An der Mitgliederversammlung vor. Aber: Rund die Hälfte des ge- 2020 wird das Präsidium neu zu be- samten Importfleisches – bei den setzen sein, in den Folgejahren Milchprodukten ist der Anteil noch 1
höher – stammt im Jahr nach der gemästet werden, wird dem (abgelehnten) Fair-Food-Initiative Schweizer Konsumenten ebenso von Tieren, deren Haltungsbedin- billig angeboten wie Kaninchen-, gungen Schweizer Tierschutzstan- Pferde- und Lammfleisch aus Län- dards in keinster Weise entspre- dern, in denen praktisch keine spe- chen. zifischen Tierschutzrichtlinien be- stehen. Foto: Schweinehaltung leider nicht so: Schlechte Noten für die Landesregierung Alle politischen Vorstösse zu die- sem Thema sind seither abgelehnt oder mit dem Hinweis auf ausste- hende Studien verzögert worden. An importierte Produkte ist endlich derselbe Anspruch zu stellen wie Sondern so (Foto Meldestelle) an inländische. Billigware soll klar deklariert werden. Von den Markt- akteuren – Handel, Importeure und Gastronomie verlangen wir den vor einem Jahr versprochenen Umstel- lungsprozess hin zu tierschutzkon- formen Importen nun endlich kon- sequent und rasch voranzutreiben. Referendum Jagdgesetz Nein zum missratenen Jagdgesetz In grossen Mengen wird weiterhin Fleisch importiert von hormonge- Im September dieses Jahres hat dopten Rindern und Geflügelfleisch das Parlament das neue Jagdge- aus Tierfabriken, in denen Mast- setz, auf das wir seit 10 Jahren poulets in drangvoller Enge zusam- warten endlich in Kraft gesetzt. mengepfercht sind. Schweine- Dieses Jagdgesetz ist ein Rückschritt! Es schwächt den fleisch von Tieren, die ohne Schutz wildlebender Tiere, statt Schmerzausschaltung kastriert und unter misslichsten Bedingungen 2
ihn zu stärken. Nur ein Referen- gründet werden kann. Gefähr- dum gegen dieses missratene dete Arten endlich unter Schutz Jagdgesetz ermöglicht es, ein zu stellen: das wäre im Jagd- und neues Gesetz mit Augenmass Schutzgesetz angezeigt. Diese und für einen zeitgemässen Chance wurde gründlich ver- Schutz der einheimischen Arten- passt. vielfalt zu schaffen. Baujagd wird nicht verbo- Kantone entscheiden zu- ten künftig über Abschuss Die problematische Baujagd ist Das revidierte Jagdgesetz wei- weiterhin erlaubt. Jäger schicken tet die Bestandsregulierung ihre Hunde auf Füchse und (Dezimierung) geschützter Ar- Dachse in deren natürlichen ten stark aus. Abschüsse „auf Rückzugsort, den Bau. Der Jäger Vorrat“ werden möglich – also nimmt Beissereien und Verlet- Abschüsse einer namhaften An- zungen auch seines eigenen zahl Tiere einer geschützten Art, Hundes in Kauf. ohne dass diese je Schäden an- gerichtet hätten und ohne dass zuvor die nötigen und zumutba- ren Präventivmassnahmen (z. B. Herdenschutz) ergriffen wurden. Dies hätte zur Folge, dass bereits „wahrscheinliche“ Schäden als Grund zur Tötung von geschütz- ten Arten gelten. Geschützte Tiere wie Biber, Luchs, Wolf oder Graureiher könnten geschossen werden – einfach, weil es sie gibt. Keine Begrenzung der Oder weil Bauern oder Fisch- züchter keine Schutzmassnah- Treibjagd men treffen wollen. Die jährlich bis zu fünf Treibjag- Bedrohte, auf der Roten Liste ge- den pro Revier sind mit Abstand führte Arten wie Feldhase, Birk- die gravierendste Störung des hahn, Schneehuhn oder Wald- Wildes. Neu sollen Dam- und schnepfe können weiterhin be- Sikahirsche sowie Mufflon ganz- jagt werden (Art. 5, Abs. 1). Es jährig jagdbar sein. Muttertiere handelt sich hierbei um eine Tro- können so abgeschossen wer- phäen- respektive „Traditions- den, selbst wenn sie säugende jagd“, die wildbiologisch nicht be- Jungtiere führen. 3
Keine Meldepflicht für Nachsu- methoden endlich zu unterbin- che bei der Jagd verwundetet den. Dass der Schutz von Wolf, Tiere Luchs, Biber und Co. gelockert wird ist inakzeptabel. Deshalb Fliehendes Rehwild ist wegen unterstützt der STS das Referen- seiner Bogensprünge ein sehr dum, das von Pro Natura, WWF, schwer tödlich zu treffendes Ziel. Bird Life und der Gruppe Wolf Die Gefahr von Fehlschüssen ist Schweiz getragen wird. stark erhöht. Angeschossene Tiere fliehen ins Dickicht. Nur Unterzeichnen Sie die in die- etwa die Hälfte von ihnen kann sem Heft beiliegende Referen- gefunden und erlöst werden. Aus dumskarte und bitten Sie wei- Transparenzgründen verlangt tere stimmberechtigte aus der- der Schweizerische Tierschutz selben Gemeinde, dies ebenfalls seit Jahren dass diese Nachsu- zu tun. Geben Sie die ausgefüllte che in die Jagdstatistik aufge- Karte bei ihrer Gemeinde ab zur nommen wird. kostenlosen Beglaubigung. Da- mit helfen Sie aktiv mit, die benö- Das neue Jagdgesetz ist aus tigten 50’000 Unterschriften bis Sicht des Tierschutzes eine Ka- zum 16. Januar 2020 zu errei- tastrophe! Es wurde eine Chance chen. vertan, tierschutzwidrige Jagd- 4
Zu viele Katzen Sie sind herzig, wenn wir sie jung genug finden, werden sie auch Tierschutz ist heute eng mit Um- zahm und platzierbar – aber dann weltschutz verknüpft. Und manch- hat es irgendwo wieder ein Büsi mal kommen sich diese Bereiche in mehr. Auf rund 1.6 Mio Katzen wird die Quere. Ein Dauerbrenner ist die die Population in der Schweiz ge- Frage: wie viele Hauskatzen ver- schätzt. Die grosse Mehrheit sind trägt unsere Natur? Für Katzen- Freigänger, reine Wohnungshal- freunde kann es kaum Grenzen ge- tung ist eher die Ausnahme als die ben, für Naturliebhaber ist jede Regel. Seit 2013 ist auch verlangt, Katze, die einen Vogel oder eine dass bei Wohnungshaltung ohne Blindschleiche erbeutet, eine Katze Auslauf zwei Katzen zu halten sind, zu viel! weil ein Leben ohne je einen Artge- nossen als Sozialpartner zu haben Mit der Aufzucht von herrenlosen o- auch für Katzen nicht richtig ist. der wild geborenen Katzenwelpen sind wir da mitten im Problemkreis, Der Weg muss sein, die jetzt (zu) ein bisschen zwischen Hammer grosse Katzenpopulation in unse- und Amboss. Das schleckt keine rem Land zu verkleinern. Es gab Geiss weg: es gibt bei uns immer dieses Jahr in zwei Fällen in unse- noch jedes Jahr zu viele Jungkat- rem Gebiet in ländlicher Umgebung zen. wieder verwilderte Populationen 5
die mühsam eingefangen und kas- Darum ist die Aufzucht von Kätz- triert werden mussten. Dabei waren chen eine ambivalente Sache und insgesamt 10 Mutterkatzen und 46 wir sind froh, wenn die gezähmten Jungtiere in unserer Auffangstation, Wildlinge zu zweit als Wohnungs- die sich ohne unsere Einfang- und büsis platziert werden können. Kastrationsaktion nächstes Jahr noch weiter vermehrt hätten. Das Ziel der Katzenkastration Bau- ernhofkatzen ist klar, die Zahl der Wir wenden viel Zeit und Geld auf, Katzen einzuschränken und die un- um freilebende Katzenvölker zu kontrollierte Vermehrung zu verhin- verhindern und die aufgezogenen dern. Unsere Kastrationsgut- Jungkatzen so zu platzieren, dass scheine für Landwirte geben wir sie gut versorgt werden, allenfalls rund ums Jahr ab. als Wohnungskatzen zu zweit le- ben. So herzig ein Büsi auch sein Auch finanzschwache Besitzer von mag, es sind Jäger. Mehr als eine Jungkatzen in unserem Betreu- kastrierte Katze pro Haushalt oder ungsgebiet können einen Kastrati- 1-2 pro Bauernhof müsste nicht onsgutschein bei der Meldestelle sein, wenn sie Freilauf haben. Was bekommen, sodass der Tierschutz- Katzenfreunde oft vergessen: verein etwa die Hälfte der Kosten Wenn jede Katze in der Schweiz der Kastration für Kater und Kätzin- auch nur einen einzigen Vogel pro nen übernimmt. Jahr tötet, fallen ihnen 1.5 Mio Vö- gel jährlich zum Opfer. 6
Meldestelle Fehlende Kenntnisse über Schweizer Tierschutzgesetz Meldungen von Nachbarn sind wichtig: Sachverhalt ab- Die Gegebenheiten in der Heimat sind oft für Migrantenfamilien das klären Vorbild für eine Tierhaltung in unse- Nicht selten erreichen uns Meldun- rem Land. Angesichts unserer viel gen von Nachbarn von Heimtierhal- restriktiveren Vorschriften müssen tern und man muss genau hinhö- relativ viele Tierhaltungen in Schre- ren. Es gibt gravierende Tierschutz- bergärten oder auf Sitzplätzen von fälle, die dank Hinweisen von auf- Wohnungen beanstandet werden. merksamen Mitbewohnern über- Beispiele dafür sind der Junghund, prüft werden können. Gerade bei der den ganzen Tag an der 2 Meter Tieren in Terrarien oder Aquarien langen Leine auf dem Sitzplatz an- muss man ab und zu den Tier- gebunden ist, die zwei Jungkanin- schutzbeauftragten der Gemeinde chen im Kellerabteil in einer gros- oder des Veterinäramts bitten, vor sen Kiste mit wenig Tageslicht, und Ort hinzuschauen. Da wir Vertreter mehrere Kleintiere in einem Behält- des Tierschutzvereins keinen Zutritt nis für Gartengeräte im Garten auf zu privaten Grundstücken oder engem Raum eingesperrt. Auf- Wohnungen verlangen können, ist merksame Wohnungsnachbarn ha- es besser, bei fragwürdigen Tier- ben das gemeldet und dafür sind haltungen den „amtlichen Tier- wir dankbar. schutz“ beizuziehen. Unterschiedliche Auffassung von Tierhaltung „Allen Leuten recht getan, ist eine Kunst die niemand kann“ – daran muss man denken, wenn am Tele- fon oder per E-Mail wieder einmal Beschimpfungen kommen, weil es „der Tierschutz“ nicht recht macht – nach Ansicht des Anrufers. Da ist die Katzenfreundin im Quar- tier, die findet, eine Familie 3 Stras- sen weiter ernähre ihre 16-jährige Foto: Fische bei ungenügender Was- Katze nicht richtig, lasse sie fast serqualität. 7
verhungern. Wenn man die Katzen- Besitzer meint, sie wären gern tags- besitzer besucht, verweisen sie auf über draussen, wo sie andere Vö- den Napf mit Trockenfutter in der gel vorbeifliegen sehen und auf den Küche und sagen, wenn ihr Senior Weg unter dem Haus, wo Schulkin- heim komme, bekomme er auch ein der vorbeigehen. Nachts sind sie im Beutelchen Nassfutter. Ein grosser Winterhalbjahr im Wohnzimmer. Es Pack einer günstigen Marke steht gibt nichts zu beanstanden, doch auf dem Regal. Und sie beklagen für den Tierfreund ohne eigene sich, dass ihre Katze „auswärts ge- Tiere in der Nachbarswohnung ist füttert“ werde und nicht mehr viel das eine unzumutbare Tierhaltung. heim komme, weil es ihr dort besser Er ist überzeug, die Vögel würden schmecke. Und die Dame, die hinausgestellt, damit man in der fremde Katzen füttert, ist der Mei- Wohnung weniger putzen müsse nung, der alte Kater würde nicht und „der Tierschutz“ helfe den ar- stundenlang auf ihrem Sitzplatz vor men Vögeln nicht. der Türe sitzen, wenn er daheim genug und besseres Futter be- „Nasenringe“ bei Jungrin- käme. Sie offeriert ihm täglich dern, warum? Nassfutter aus dem Hochpreisseg- ment und ist überzeugt, dass ihr So lautete die Meinung einer jun- vierbeiniger Besucher verhungern gen Frau: „Ich wollte ihnen kurz mit- würde am häuslichen Futternapf. teilen dass wir heute in Oberriet junge Kühe gesehen haben die Was soll „der Tierschutz“ da unter- spitzige Nasenringe tragen müs- nehmen? Ich kann es beiden Par- sen, damit sie nicht an die Milch von teien nicht recht machen, weder der der Mutterkuh können. Dass das einen vorschreiben, anderes Kat- Tierquälerei ist weiss jeder und zenfutter anzubieten noch der Kat- egal ob das legal ist, sollte man die- zenfreundin verbieten, den alten sen armen Kühen helfen. Ein faires Leben für eine Kuh sieht anders Kater, den sie seit Jahren mit Futter aus“ verwöhnt, nicht mehr zu füttern. Nachbarschaftsdifferenzen werden Im vorliegenden Fall waren die häufig über die Tierhaltung abgewi- Jungrinder unter sich und keine Mutterkuh auf der Weide. Warum ckelt. Da sind die Wellensittiche, die also? Die Antwort des Fachmanns auch im November tagsüber in ih- kommt von Herrn Blöchlinger vom rem grossen Käfig auf Rädern noch Veterinäramt: auf dem Balkon sind – wo sie nach Meinung des Wohnungsnachbars „Das sind Saugschutzringe welche erfrieren könnten. Aber Wellensitti- bewilligt sind. Sie verhindern, dass che vertragen kühle Tage und der die Kälber aneinander saugen. Dies kann zu Kühen führen die nur auf drei Zitzen Milch geben. 8
Und solche Kühe sind nicht wirt- ein frisch aufgepflügtes oder aus- schaftlich und werden umgehend gegrabenes Nestchen einer geschlachtet. Mäuse- oder Maulwurfmutter ge- funden und mit nach Hause genom- Ich gehe mit der Klägerin einig, men wird. Man kann die Winzlinge dass dies kein schöner Anblick ist nicht aufziehen. Weder der Finder und wieder einmal die Tiere an das noch wir können die nackten und Haltungssystem angepasst werden blinden Mäuslein aufziehen. statt umgekehrt. Aber solange es legal ist, können wir nichts machen. Man darf seine Bedenken auch di- rekt dem Tierhalter mitteilen, das kann vielleicht auch etwas nützen.“ Keine Hilfe möglich Auf Unverständnis des Anrufers führen auch jene Fälle, wo wir keine Hilfe anbieten können. Dies zum Beispiel, wenn beim Spaziergang 9
Gedanken zum und Frau Schweizer zu stillen. Mit der heilen Bauernwelt, die uns In- Fleischkonsum serate vorgaukeln, haben diese Di- mensionen nicht mehr viel zu tun. Fleischkonsum als Zeichen Es ist bekannt: Die meisten Tiere des Wohlstands vor allem im Ausland leben zusam- Fleisch ist begehrt, auch wenn re- mengepfercht in grossen Anlagen. gelmässig eine neue vegetarische Geschlachtet werden sie in zentra- Revolution ausgerufen wird. Gut lisierten Schlachthäusern in Fliess- 97 Prozent der Schweizerinnen bandmanier. Das ist ethisch inak- und Schweizer essen Fleisch. zeptabel. Der hiesige Pro-Kopf-Fleischkon- Über Ethik und Moral kann man sum hat von rund 64 Kilo in den trefflich streiten. Exakt festmachen achtziger Jahren auf 42 Kilo pro lassen sich hingegen die globalen Jahr abgenommen. Tendenz mo- Auswirkungen, die der zur Befrie- mentan leider wieder zunehmend. digung unserer karnivoren Bedürf- nisse produzierte Fleischberg auf die Umwelt hat. Die Folgen der heutige Fleischindustrie Produktion verschlingt Ener- Mehr als 400'000 Rinder, rund gie, Land und Nährwert 300'000 Kälber, 3,1 Millionen Schweine sowie über 100 Millio- 18 Prozent Anteil der Treibhaus- nen Hühner werden jährlich ge- gase stammt aus der Nutztierhal- mästet und zur Schlachtbank ge- tung. Damit ist der Fleisch- und führt, um den Hunger von Herrn Milchkonsum klimaschädigender 10
als der weltweite Verkehr. Heute Fleisch zu befriedigen.» 80 Pro- gehen manche Forscher davon zent des verkauften Fleischs stam- aus, dass sogar bis zu 50 Prozent men zwar aus hiesiger Produktion. der Treibhausgase auf das Konto Gemästet werden die Schweizer der Nutztiere gehen. Eine Kuh Tiere allerdings zunehmend mit stösst 300 bis 500 Liter Methan Futter aus dem Ausland. aus – pro Tag. Methan hat ein 25- Die Folge ist ein irrwitziger Import mal höheres Treibhauspotential von Futtermitteln. 1,1 Millionen als Kohlendioxid. Tonnen werden jedes Jahr aus Über ein Drittel der globalen Ge- dem Ausland herangeschafft, was treide- und 85 Prozent der Soja- 62 Prozent des Bedarfs entspricht. ernte werden an Nutztiere verfüt- Futtergetreide wie Weizen oder tert. Auf der dafür verwendeten Mais stammt weitgehend aus der Ackerfläche könnten Nahrungsmit- EU. Die 310'000 Tonnen Soja, die tel für Millionen von Menschen an- unsere Nutztiere jährlich verschlin- gebaut werden. Kühe und Schafe gen, werden hingegen zu einem können zwar auf Weideland gra- grossen Teil in Monokulturen in sen und müssten eigentlich nicht Brasilien produziert – oft auf Kos- mit Kraftfutter gemästet werden. ten des Regenwalds oder der Sa- Trotzdem ist das zunehmend Pra- vannenlandschaft. xis. Von der gesamten Landwirt- schaftsfläche werden heute 70 Prozent für die Nutztierhaltung ver- wendet. Was haben diese globalen Dimen- sionen mit der Schweiz zu tun? Was bedeutet das für den Konsu- menten? Soll er dem einigermas- sen klimafreundlichen Hühnchen den Vorzug geben, obwohl es Soja «Viel», sagt der Agrarexperte An- aus Brasilien frisst? Oder greift er dreas Bosshard vom Verein Vision doch besser zum Bio-Freiland- Landwirtschaft. «Denn das Rindfleisch, dem ein Methanprob- Schweizer Agrarland reicht längst lem anhängt? In der Gesamtökobi- nicht mehr aus, um unsere Lust auf lanz steht Rindfleisch klar am 11
schlechtesten da. Denn seine Pro- „Extremzucht“ und Tier- duktion braucht im Vergleich mit schutz (STS-Tagung Schweine- und Geflügelfleisch am meisten Land und verschlingt am 18.10.19) meisten Energie und Wasser. Et- was besser ist Schweinefleisch, Wichtig für Züchter – ganz gleich- am ökologischsten Geflügelfleisch. gültig ob Hunde, Katzen, Aquarium- fische, Meerschweinchen oder Die Schweizerische Gesellschaft Nutztiere gezüchtet werden – ist für Ernährung empfiehlt, beim die Verordnung über den Tier- Konsum von eiweissreichen Nah- schutz beim Züchten (23.11.17), rungsmitteln abzuwechseln und im Volksmund „Qualzucht-Artikel“. neben Fleisch auch einmal Fisch, Er hat vor allem Rassetiere im Fo- Käse, Quark, Eier oder Tofu zu kus, weil Mischlinge eher keine ext- konsumieren. Wer diese Regel remen Merkmale aufweisen und konsequent umsetzt und die sechs schon gar nicht auf bestimmte Ei- Proteinlieferanten konsequent va- genschaften gezüchtet sind. Die riiert, konsumiert sehr viel weniger Tagung „Extremzuchten bei Heim- Fleisch als der Durchschnitts- tieren“ am 18.10.19 befasste sich schweizer. mit dem Thema und den Möglich- keiten im Vollzug. Denn auf dem Maximal 400 gr. Fleisch pro Wo- Papier stehen die Paragraphen, in che und Konsument würden das der Praxis passiert bisher wenig! Tierwohl und die Umwelt be- Warum? Es fehlt an einer exakten günstigen. Definition, was unter ein Zuchtver- Letztlich – man ahnt es – gibt es bot wegen tierschutzrelevanten ext- eigentlich nur ein Rezept: weniger remen Merkmalen fallen könnte! Fleisch, mehr Beilage. Im Fall von Hunde- (und Katzen-)- Rassen sind stark unter Verdacht: extrem kurznasige, extrem lang- haarige, extrem nackte, extrem kurzbeinige und Formen wie Kor- kenzieherruten, die nicht selten mit Missbildungen der Wirbelsäule ein- hergehen. Mit solchen Merkmalen sind Ein- schränkungen und/oder Belastun- gen verbunden, die der Besitzer o- der Rasse-Fan oft nicht als solche wahrnimmt. Als Beispiel genannt wird das „Schnarchen“ der Hunde mit kurzer Nase, das die Besitzerin „herzig“ findet und nicht mit Atemschwierigkeiten oder gar Atemnot ihres Lieblings verbindet. 12
Unter Einschränkungen/Belastun- Diese „Belastungen“ von Tieren gen von den Experten verstanden werden in 3 Schweregrade einge- werden auch Kurzbeinigkeit wie teilt, die Verordnung des BLV über beim Pekingesen, Faltenbildung den Tierschutz beim Züchten vom unten den Augen mit Exzembildung 23.11.2017 sagt: durch Feuchtigkeit wie beim Mops oder der Perserkatze und extremes Wer Tiere züchtet: Langhaar, welches die freie Sicht a) muss die Belastungen kennen, der Augen behindert. die eine extreme Ausprägung von Merkmalen sowie die be- kannten Erbschäden der be- treffenden Zuchtform für die Tiere haben; b) darf keine Zuchtziele verfolgen, die für die Tiere mit Schmer- zen, Leiden, Schäden oder tief- greifenden Eingriffen ins Er- scheinungsbild oder in die Fä- higkeiten verbunden sind. Art. 3 Belastungskategorien Die einzelnen Belastungen werden in vier Belastungskategorien einge- Foto: extrem kurznasiger Welpe teilt: a) Belastungskategorie 0: keine Es geht nicht nur um Rassehunde Belastung; oder Rassekatzen, auch Kanin- b) Belastungskategorie 1: leichte chenrassen mit überlangen Ohren Belastung; (Widder), Nackt-Meerschweinchen, c) Belastungskategorie 2: mittlere Goldfische mit Blasenaugen usw. Belastung; dürften Belastungen und Ein- d) Belastungskategorie 3: starke schränkungen haben, die ein Belastung. Zuchtverbot für Extrem-Merkmale rechtfertigen würden. Zu einem Gezüchtet werden darf mit Tieren Zuchtverbot wegen der Belastung der Belastungskategorie 0 ohne durch Kaiserschnitt-Geburten Beschränkung, der Belastungska- dürfte es z.B. auch bei extrem mus- tegorie 1unter Beachtung allfällig kulösen Fleischrinder-Rassen kom- nötiger Pflegemassnahmen, der men wie den weissblauen Belgiern, Belastungskategorie 2 nur be- die wegen eines Gen-Defektes ext- schränkt und mit einem tiefer einge- rem viel Muskeln bilden und des- stuften Paarungspartner. Belas- halb unter diversen Problemen lei- tungskategorie 3 ergibt ein generel- den. les Zuchtverbot. 13
Diese Grundsätze haben zum Ziel, Das macht die Sache für die Voll- dass die Zahl erblich bedingt belas- zugsbehörden sehr schwierig, teter (leidender!) Tiere abnimmt. Da wenn sie in jedem Einzelfall nach- zu den „Belastungen“ auch Formen weisen müssen, dass Belastungs- gehören, wo tiefgreifend in das Er- kategorie 2 oder 3 vorliegt und scheinungsbild oder die Fähigkei- Zuchtbeschränkungen oder Zucht- ten eines Tieres eingegriffen wird, verbot verfügt werden müssen. Es ergibt sich für manche Rassen vo- hat aber auch Vorteile: raussichtlich ein Zuchtverbot: Nackthunde und –Katzen haben Alle Tiere, nicht nur solche, die ei- mangels Behaarung eine ungenü- ner Rasse zuzuordnen sind, un- gende Thermoregulation und terliegen den Anforderungen der könnten verboten werden Verordnung über den Tierschutz Tauben wie Mövchen, die wegen beim Züchten. Das heisst, auch ihres zu kleinen Schnabels ihre Mischlinge oder Neuzüchtungen Jungen nicht mehr selber füttern dürfen keine mittlere oder starke können, haben eine grundle- Belastung aufweisen. gende Fähigkeit zur Fortpflan- zung verloren und könnten verbo- Nicht nur Züchter in Verbänden ten werden. mit Zuchtreglementen müssen sich vergewissern, dass ihre Tiere Grundsätzlich ist mit der Verord- keine relevanten Beeinträchtigun- nung aber nicht an Rasseverbote gen aufweisen; d.h. auch die im- gedacht, sondern die gesetzlichen portierten Rasse-Heimtiere aus Vorschriften beziehen sich im- unkontrollierter Zucht dürfen hier mer auf das einzelne Individuum! keine Nachkommen haben, wenn sie vererbbare Defekte wie Ge- lenksdefekte, extrem kurze Na- sen mit Atemnot bei Bewegung o- der Hautprobleme aufgrund star- ker Faltenbildung und Allergien sowie andere Gesundheitsein- schränkungen aus ihrer speziel- len Färbung und Scheckung auf- weisen, wie etwa Blind- oder Taubheit. Auch sogenannte Tea- Cup Formen, also Zwerghunde, die ausgewachsen weniger als 1500 Gramm wiegen, gelten als hochbelastet und fallen daher un- ter den Begriff der Defektzuchten mit Zuchtverbot. Foto: Perserkatze mit Tränenfluss 14
Die erst seit kurzem vorhandenen Erfahrungen aus dem Vollzug zei- gen auf, dass es trotz sinnvoller Ge- setzgebung und Verordnung nicht einfach ist, in Anwendung des „Tierschutz beim Züchten“ wirk- same Zuchtverbote auszuspre- chen. Die Beurteilung eines Tieres mit Verdacht auf eine mittlere oder starke Belastung muss von einer Person mit Hochschulabschluss und Erfahrung in Veterinärmedizin, Ethologie oder Genetik vorgenom- Foto: Pekingese: extrem kurzbeinig men werden. und kurznasig mit tiefer Nasenfalte 2 Jahre nach Inkrafttreten der Ver- Nicht nur die körperlichen Eigen- ordnung liegen in der Schweiz of- schaften sind relevant für die Be- fenbar noch kaum Erfahrungen mit urteilung, ob mit einem Tier ge- Zuchtbeschränkungen oder –ver- züchtet werden darf. Da „Abwei- boten vor. chungen vom arttypischen Ver- halten“ als Folge eines falschen Zuchtziels auch nicht zulässig sind, fallen auch Verhaltensstö- rungen (z.B. Tanzmäuse) unter ein Zuchtverbot. Wir wünschen Ihnen von Herzen ein besinnliches Weihnachtsfest. Soll der Weihnachtshauch Glück bringen und das neue Jahr seinen Zauber of- fen halten. 15
www.tierlidienst.ch Beratungs- und Meldestelle: Erika Bolt Postfach 60, 9008 St. Gallen Tel. 071 244 42 38 Fax 071 244 69 86 E-Mail: info@tierlidienst.ch Wichtige Anlaufstellen: Impressum Tierheim Sitterhöfli 071 278 19 28 St. Galler Tierschutznachrichten Nr. 4 / 2019 Vogelpflegestation 079 623 90 42 Erscheint vierteljährlich Fledermaus-Nottelefon 079 775 41 66 Herausgeber: Tierschutzverein Stadt St. Gallen und Umgebung Tierschutzbeauftragter Stadtpolizei 071 224 61 03 Umschlag-Foto Kant. Veterinäramt 058 229 35 30 Meldestelle Amt für Natur, Jagd und Fischerei 058 229 39 53 Logogestaltung Anna Pfeiffer Grafik Design, St. Gallen www.annapfeiffer.ch Vorstand Mitglieder Präsident Erich Feineis Dr. med. vet Roger Fitzi Pfaffengut 5 Zürcherstrasse 234 9312 Häggenschwil 9014 St. Gallen Tel. P 071 298 05 59 Tel. 071 311 21 22 Kassier Wilfried Heinz Rohrer Theres Kessler-Wirth Scheffelstr. 3, Postfach Farbmülistrasse 11 9004 St. Gallen 9425 Thal Tel. 071 244 20 40 Tel. 079 742 86 13 Fax 071 244 20 41 Corinne Spiller Peter Baumann Gern 21 c/o Kdo. Stadtpolizei 9042 Speicher Vadianstr. 47 Tel. 071 340 02 45 9001 St. Gallen Tel. 071 224 61 03 Nina Hartmeier Heidenerstrasse 26 Melanie Ferk 9034 Eggersriet c/o Kdo. Stadtpolizei Tel. 079 569 19 55 Vadianstr. 47 9001 St. Gallen Martina Jung Tel. 071 224 61 03 Flawilerstr. 98 9200 Gossau Tel. 079 243 15 35 Postcheck-Konto: 90 – 10508-0
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P.P. 9008 St.Gallen Der Besitzer dieser herzigen Chihuahua-Mädchen Gyöngyi & Folti ist verstor- ben. Nun warten die Beiden seit mehr als einem halben Jahr auf ein gemein- sames Zuhause. Sie sind ca. 8-jährig, hängen sehr aneinander und sollen nicht getrennt werden. Besuchen kann man sie nach telefonischer Anmeldung im Tierheim Sitterhöfli: Tel. 071 278 19 28
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