TKPV-Merkblatt 7 Stand: März 2023 - Niedermolekulare Kohlenwasser-stoffverbindungen in Papier- und Verpackungsklebstoffen

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TKPV-Merkblatt 7
       Stand: März 2023

         Niedermolekulare Kohlenwasser-
         stoffverbindungen in Papier- und
         Verpackungsklebstoffen
         (Mineralölkohlenwasserstoffe)

         Erstellt von der Technischen Kommission Papier- und Verpackungs-
         klebstoffe (TKPV) im Industrieverband Klebstoffe e. V., Düsseldorf

Dieses Merkblatt steht zum kostenfreien Download beim Industrieverband Klebstoffe e. V.
unter www.klebstoffe.com zur Verfügung.
TKPV-Merkblatt 7                      Mineralölkohlenwasserstoffe • März 2023                                Seite 2 von 10

Schon seit vielen Jahren gibt es Berichte1 darüber, dass         anwendungen zeichnen sich durch einen minimalen
niedermolekulare Kohlenwasserstoffverbindungen (haupt-           Gehalt an MOAH aus. Die bei der Polymerisation von
sächlich Kettenlänge C10 bis C50) in Lebensmitteln               Polyolefinen und Kohlenwasserstoffharzen mitentste-
gefunden werden. Gewöhnlich werden diese nieder-                 henden POSH und ROSH sind überwiegend Oligo-
molekularen Kohlenwasserstoffverbindungen in der                 mere, deren Signale sich bei den Analysen häufig mit
Literatur als MOH oder MKW (Mineral Oil Hydro-                   denen von MOSH und MOAH überlagern.
carbons/Mineralölkohlenwasserstoffe) bezeichnet, da
Mineralöle im Wesentlichen aus solchen Kohlen-
wasserstoffverbindungen bestehen.                                MKW in Lebensmitteln
Entsprechend der Definition in der Empfehlung (EU)               Untersuchungsergebnisse und Eintragsquelle
2017/842 sind „Mineralölkohlenwasserstoffe (MKW) …
chemische Verbindungen, die überwiegend aus Rohöl                Da niedermolekulare Kohlenwasserstoffverbindungen
gewonnen werden, aber auch synthetisch aus Kohle,                in vielen Produkten und für viele Prozesse eingesetzt
Erdgas und Biomassen hergestellt werden.“                        werden, ist es nicht verwunderlich, dass sie auch in
                                                                 Lebensmitteln gefunden werden können. Seit dem Jahr
MKW werden in vielen Chemieprodukten eingesetzt –                2011 häufen sich die Medienberichte über niedermole-
z. B. in Wachsen, Weißölen oder Maschinenschmier-                kulare Kohlenwasserstoffverbindungen in Lebensmit-
stoffen und darüber hinaus in Produkten, die in                  teln, vor allem auf Grund von zwei Studien, die 2010
medizinischen und kosmetischen Anwendungen sowie                 von der amtlichen Untersuchungsstelle des Kantons
dem ökologischen Anbau von Nahrungsmitteln seit                  Zürich veröffentlicht wurden.1 In diesen Studien wur-
vielen Jahrzehnten verwendet werden.                             den 119 Proben von trockenen Lebensmitteln, die in
                                                                 Kartons verpackt waren (mit und ohne Kunststoff-
Die niedermolekularen Kohlenwasserstoffverbindun-                innenbeutel), analysiert. Dabei wurden in allen Lebens-
gen lassen sich in unterschiedliche Typen aufteilen:             mitteln niedermolekulare Kohlenwasserstoffverbin-
                                                                 dungen (MKW) in zum Teil hohen Konzentrationen (4
• Gesättigte Kohlenwasserstoffe (MOSH = Mineral Oil              bis 28 mg/kg Lebensmittel MOSH und 0,7 bis 6,1 mg/kg
  Saturated Hydrocarbons), z. B. paraffinartige, line-           Lebensmittel MOAH, je nach Lebensmittelart und Kon-
  are und verzweigte Alkane sowie naphthenartige,                taktzeit) gefunden. Die Autoren der Studien schätzen
  zyklische Alkane.                                              die gemessenen Konzentrationen als eine gesundheit-
• Aromatische Kohlenwasserstoffe (MOAH = Mineral                 liche Gefährdung für die Konsumenten ein.
  Oil Aromatic Hydrocarbons), hauptsächlich alky-
  lierte polyzyklische aromatische Kohlenwasser-                 Die gefundenen Gehalte an Kohlenwasserstoffen wer-
  stoffe.                                                        den einer Migration von niedermolekularen Kohlen-
                                                                 wasserstoffen aus den eingesetzten Recycling-Kartona-
Berücksichtigen muss man hierbei, dass es sich bei               gen zugeschrieben, wobei der Mineralölanteil des Re-
MOSH und MOAH um analytisch ermittelte Fraktionen                cyclingkartons überwiegend aus der Verwendung von
handelt, die sich aus einer Vielzahl von Einzelsubstan-          mineralölhaltigen Druckfarben beim Zeitungsdruck
zen zusammensetzen.                                              kommt. Diese Mineralölanteile aus den Farben lassen
                                                                 sich derzeit bei der Aufarbeitung der Sekundärfasern
Darüber hinaus tauchen in Zusammenhang mit den                   noch nicht sicher abtrennen.
Begriffen MOSH und MOAH in der neueren Literatur
zusätzlich folgende Untergruppen von Kohlenwasser-
stoffverbindungen auf:                                           Spurenverunreinigungen aus unspezifischen
                                                                 Quellen
• Gesättigte polyolefinische Oligomere von Kohlen-
  wasserstoffen (POSH = Polyolefin Oligomeric Satu-              Da MKW in fast allen Lebensbereichen eingesetzt wer-
  rated Hydrocarbons; ROSH = Resin Oligomeric                    den, findet man Spuren von ihnen fast überall in der
  Saturated Hydrocarbons).                                       Umwelt. Daher können MKW auch aus einer Vielzahl
                                                                 von weiteren, teilweise auch undefinierten Quellen in
• Isoparaffine mit kurzen Haupt- und langen Seiten-
                                                                 Lebensmittel gelangen. Bekannte Quellen sind hier
  ketten (PAO = Poly Alpha Olefins)
                                                                 z. B. Kohlenwasserstoffe aus PKW- und LKW-Treib-
• Mineralölraffinationsprodukte (MORE = Mineral Oil              stoffen (z. B. Diesel), Kompressorenöle aus Druckluft-
  Refined Products), MOSH aus zugelassenen raffi-                leitungen, Schmier- und Dichtstoffe von Rührwerken
  nierten Mineralölprodukten, wie z. B. paraffinischen           und Förderbändern sowie aus Trennmitteln, die bei der
  Wachsen                                                        Behälterherstellung sowohl aus Metallen als auch aus
                                                                 Kunststoffen verwendet werden. Auch bei diesen Pro-
MKW in technischer Qualität bestehen dabei gewöhn-               dukten werden teilweise paraffinische Kohlenwasser-
lich aus 65 % bis 85 % MOSH, und 15 % bis 35 %                   stoffe eingesetzt, die für eine Anwendung mit Lebens-
MOAH. Weißöle und Paraffinwachse für Lebensmittel-               mittelkontakt ausdrücklich zugelassen sind.3, 4 Paraffi-
TKPV-Merkblatt 7                       Mineralölkohlenwasserstoffe • März 2023                               Seite 3 von 10

ne werden auch z. B. in Form von Mikroemulsionen im               Gesundheitsrisiken durch niedermole-
biologischen Landbau bei Obstbäumen als ungiftige                 kulare Kohlenwasserstoffverbindungen
Spritzmittel gegen Insekten eingesetzt.5 So sind in der
Verordnung (EG) Nr. 889/2008 Paraffine und Mineral-               MOSH und MOAH haben unterschiedliche Eigenschaf-
öle unter der Rubrik „Andere Substanzen, die tradi-               ten und können folgende Probleme aufwerfen:
tionell im ökologischen Landbau verwendet werden“
als zugelassene Einsatzstoffe aufgeführt.6 Auch dies
                                                                  • Kürzerkettige   gesättigte    Kohlenwasserstoffe
können Quellen für Kontaminationen von Lebens-
                                                                    (MOSH – vor allem Kettenlänge von C16 bis C35)
mitteln mit Mineralölanteilen aus der MOSH-Fraktion
                                                                    werden vom Körper leicht aufgenommen und kön-
sein.
                                                                    nen in Organen gespeichert werden. Aus tierexperi-
                                                                    mentellen Studien ist bekannt, dass derartige
Auch Pflanzen, wie z. B. Äpfel, bilden auf den Schalen
                                                                    MOSH zu Ablagerungen und Schäden in der Leber
eine natürliche Wachsschicht aus Paraffinen, die eben-
                                                                    und den Lymphknoten führen können.8
falls als MOSH nachgewiesen werden kann.
                                                                  • Zu der die MOAH-Fraktion ausmachenden komple-
                                                                    xen Mischung aus überwiegend alkylierten aromati-
Orientierungswerte für Mineralölkohlen-                             schen Kohlenwasserstoffen können auch krebser-
                                                                    zeugende und mutagene Substanzen gehören. Hier
wasserstoffe in Lebensmitteln                                       sind vor allem die 3 – 7 Ring-Aromaten toxikolo-
                                                                    gisch bedenklich. Damit sind sie vom Gefährdungs-
Mit dem Ziel, einen Überblick über die tatsächlich in               potential her deutlich kritischer zu bewerten als die
Lebensmitteln gefundenen Mengen an MKW zu erar-                     MOSH. In dem vom Bundesrat am 16.12.2022 ab-
beiten, haben Vertreter der Lebensmittelüber-                       gelehnten Entwurf10 der deutschen „Mineralölver-
wachungsbehörden der Länder und der Lebensmittel-                   ordnung“9 wurde aus diesen Gründen das Augen-
verband Deutschland e. V. (bis Juni 2019 BLL e. V.) in              merk verstärkt auf die MOAH-Fraktion gelegt, wo-
einem gemeinsamen Projekt erstmals im April 2019                    bei aus unserer Sicht hier zu einseitig Recycling-
eine Liste von „Orientierungswerten“ zum Gehalt an                  papier als Quelle für Mineralöle gesehen wurde. Die
MKW und deren Analoga in Lebensmitteln erarbeitet                   Minimierung von MOAH als Kontaminanten wird
und veröffentlicht.7 Diese Orientierungswerte wurden                aber weiterhin von Bedeutung sein.
auf Basis von Daten zu Bestimmungen von Mineral-
ölkohlenwasserstoffen in Lebensmitteln entwickelt, die
sowohl von der Lebensmittelindustrie als auch von
Behörden ab Juni 2016 durchgeführt wurden.
                                                                  Risikoabschätzung durch das Bundes-
                                                                  institut für Risikobewertung (BfR)
Die Orientierungswerte „… geben eine Orientierung,
welcher quellenunabhängige Gehalt an mineralöl-                   Aus Sicht des BfR stellen die gefundenen Kontamina-
artigen Kohlenwasserstoffen (MOH als Summe aus                    tionen von Lebensmitteln durch Mineralölbestandteile
MOSH und MOSH Analogen (wie POSH, PAO, MORE)                      zwar kein akutes Gesundheitsrisiko dar, sie sind jedoch
sowie MOAH in Lebensmitteln einer spezifischen Gruppe             grundsätzlich unerwünscht. Daher sollten die Über-
mit hoher Wahrscheinlichkeit zu erwarten ist als Ergeb-           gänge von niedermolekularen Kohlenwasserstoffver-
nis einer guten fachlichen Herstellungspraxis und auf-            bindungen, z. B. aus Recyclingpapier und -pappe, auf
grund ubiquitärer Einflüsse.“ 7                                   Lebensmittel umgehend minimiert werden, soweit dies
                                                                  technisch möglich ist.8
Diese Werte sind nicht als Grenzwerte zu verstehen,
sondern sollen als Orientierungshilfe für die Praxis die-         Für die in den Lebensmitteln gefundenen MKW-Gemi-
nen. Sie „gelten für Endverbraucherprodukte bzw.                  sche liegen bisher keine toxikologischen Studien mit
Produkte am Markt und stellen den Stand der Guten                 oraler Aufnahme vor.8 Daher ist eine Risikobewertung
Agrar-, Herstellungs- und Verpackungspraxis der jeweili-          momentan nicht möglich. Das BfR kann jedoch zurzeit
gen Prozessketten zum gegenwärtigen Zeitpunkt dar.“ 7             nicht ausschließen, dass in der MOAH-Fraktion auch
Die Liste, die derzeit (Stand: September 2022) neun               krebserzeugende aromatische Verbindungen enthal-
Lebensmittelkategorien umfasst, wird von der Projekt-             ten sind.
gruppe stetig fortgeschrieben, aktualisiert und erwei-
tert.                                                             In einer BfR-Stellungnahme zum Thema „Mineralöle in
                                                                  Kosmetika“14 wird zum einen beschrieben, dass die
                                                                  Aufnahme über die Haut als unkritisch angesehen wird,
                                                                  aber auch z. B. bei der Lippenpflege stattfindenden
                                                                  oralen Aufnahme keine negativen Auswirkungen zu
                                                                  erwarten sind, wenn nur MKW verwendet werden, die
                                                                  als Lebensmittelzusatzstoffe zugelassen sind.
TKPV-Merkblatt 7                      Mineralölkohlenwasserstoffe • März 2023                                Seite 4 von 10

Für die gesundheitliche Bewertung dieser Verbindun-                  Das Material muss den folgenden Spezifikationen
gen ist vor allem der Anteil entscheidend, der vom                   entsprechen:
Körper resorbiert wird. Dabei gilt es allerdings zu be-              -   Durchschnittliches Molekulargewicht von nicht
achten, dass die aufgenommenen Gemische nur lang-                        weniger als 350 Da
sam wieder aus dem menschlichen Körper ausge-
schieden werden und sich somit im Körper anreichern                  -   Viskosität mindestens 2,5 cSt bei 100 °C
können.                                                              -   Gehalt an mineralischen Kohlenwasserstoffen
                                                                         mit einer Kohlenstoffzahl kleiner als 25: höch-
                                                                         stens 40 Gew.-%
Stellungnahme der europäischen                                       Hinweis:
Behörde für Lebensmittelsicherheit                                   Als spezifischer Migrationsgrenzwert (SML) ist ein
(EFSA)                                                               Wert von 0,05 mg/kg Lebensmittel angegeben. Da-
                                                                     rüber hinaus dürfen diese Stoffe nicht für Gegen-
In einer Stellungnahme der EFSA (European Food                       stände in Kontakt mit fetthaltigen Lebensmitteln
Safety Authority) vom 6. Juni 2012 15 werden verschie-               verwendet werden.
dene Aspekte der Problematik angesprochen: Zum                       Im Rahmen einer Neubewertung dieser Stoffklasse
einen wird erwähnt, dass weitere Studien notwendig                   erschien im Februar 2023 ein „safety assessment“
sind, um mögliche Gefahren, die von den verschie-                    der EFSA, nach dem es keine Sicherheitsbedenken
denen MOH-Gemischen ausgehen, fundiert bewerten                      geben sollte, wenn die Migration unter 5 mg/kg
zu können. Ferner wird ein deutlicher Bedarf für ver-                liegt.12
besserte analytische Methoden gesehen. Zudem wird
ein Monitoring auf den verschiedenen Stufen der Her-             • Food Contact Material (FCM)-Stoff-Nr. 94:
stellung von Lebensmitteln und Lebensmittelbedarfs-                Wachse, raffiniert, gewonnen aus erdölbasierten
gegenständen eingefordert, um eine bessere Kontrolle               oder synthetischen Kohlenwasserstoffen, hohe Vis-
der Risiken, die durch MKW-Fraktionen verursacht wer-              kosität
den, zu ermöglichen. Der Empfehlung (EU) 2017/84 zu
                                                                     Das Material muss den folgenden Spezifikationen
diesem Monitoring in den Jahren 2017 bis 2018 2 hat
                                                                     entsprechen:
der ständige Ausschuss für Pflanzen, Tiere, Lebens-
mittel und Ernährung des deutschen Bundesministe-                    -   Durchschnittliches Molekulargewicht von nicht
riums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) am                         weniger als 500 Da
25.11.2016 zugestimmt. Schließlich muss die Über-                    -   Viskosität mindestens 11 cSt bei 100 °C;
tragbarkeit der Ergebnisse von Leberschäden bei
                                                                     -   Gehalt an mineralischen Kohlenwasserstoffen
Ratten auf den Menschen geprüft und die toxikolo-
                                                                         mit einer Kohlenstoffzahl kleiner als 25: höch-
gischen Auswirkungen von MKW-Gemischen im Detail
                                                                         stens 5 Gew.-%
bewertet werden.
                                                                     Hinweis:
                                                                     Ein spezifischer Migrationsgrenzwert (SML) ist nicht
Rechtliche Situation                                                 definiert.
                                                                 • Food Contact Material (FCM)-Stoff-Nr. 95:
EU-Recht                                                           Weiße Mineralöle, paraffinisch, gewonnen aus Koh-
                                                                   lenwasserstoffen auf Erdölbasis.
In der Verordnung (EG) Nr. 1935/2004 werden die all-                 Das Material muss den folgenden Spezifikationen
gemeinen Bestimmungen für Materialien und Gegen-                     entsprechen:
stände festgelegt, die in Lebensmittelkontakt gelangen
                                                                     -   Durchschnittliches Molekulargewicht von nicht
können. Auf europäischer Ebene gibt es keine spezifi-
                                                                         weniger als 480 Da.
schen Maßnahmen in Bezug auf niedermolekulare
Kohlenwasserstoffgemische. Die Verordnung (EU) Nr.                   -   Viskosität mindestens 8,5 cSt bei 100 °C;
10/20113 regelt auch einige MKW-Gemische bezüg-                      -   Gehalt an mineralischen Kohlenwasserstoffen
lich ihrer Verwendung als Additive für Kunststoffgegen-                  mit einer Kohlenstoffzahl kleiner als 25: höch-
stände für den Kontakt mit Lebensmitteln. Die folgen-                    stens 5 Gew.-%
den MKW-Gemische werden im Anhang 1 (Unionsliste)
                                                                     Hinweis:
der Verordnung (EU) Nr. 10/2011 als Zusatzstoffe oder
                                                                     Ein spezifischer Migrationsgrenzwert (SML) ist nicht
als Hilfsstoff geregelt:
                                                                     definiert.
• Food Contact Material (FCM)-Stoff-Nr. 93:
                                                                 Des Weiteren sind Harze auf Basis von Kohlenwasser-
  Wachse, paraffinisch, raffiniert, gewonnen aus erd-
                                                                 stoffen, die auch einen Beitrag zur MOSH und zur
  ölbasierten oder synthetischen Kohlenwasser-
                                                                 MOAH-Fraktion liefern können, in der Kunststoffver-
  stoffen, geringe Viskosität.
TKPV-Merkblatt 7                         Mineralölkohlenwasserstoffe • März 2023                                 Seite 5 von 10

ordnung als FCM Stoff Nr. 97 gelistet. Für diese Sub-               Tab. 1: Bestimmungsgrenzen für MOAH in
stanzgruppe gelten folgende Spezifikationen:                        Lebensmitteln13

• Food Contact Material (FCM)-Stoff-Nr. 97:                                                               Bestimmungs-
                                                                     Lebensmittel
  Erdölkohlenwasserstoffe, hydriert.                                                                      grenze in mg/kg
   Das Material muss den folgenden Spezifikationen                   Trockene Lebensmittel mit gerin-
                                                                                                                 0,5
   entsprechen:                                                      gem Fett-/Ölgehalt ( 4 % Fett/Öl)
   -   Viskosität bei 120 °C: > 3 Pa·s                               Lebensmittel mit höherem Fett-/Öl-
                                                                                                                  1
   -   Erweichungspunkt: > 95 °C, nach der ASTM-Me-                  gehalt (> 4 % Fett/Öl)
       thode E 28-67                                                 Fette / Öle                                  2
   -   Bromzahl: < 40 (ASTM D1159)
   -   Farbe einer 50 %igen Lösung in Toluol < 11 auf               Deutsches Recht
       der Gardner-Skala
                                                                    In dem am 19.08.2022 veröffentlichten9 und am
   -   Restliches aromatisches Monomer ≤ 50 ppm                     16.12.2022 vom Bundesrat abgelehnten10 Entwurf zur
       Viskosität mindestens 8,5 cSt bei 100 °C;                    „Mineralölverordnung“ (Zweiundzwanzigste Verord-
   Hinweis:                                                         nung zur Änderung der Bedarfsgegenständeverord-
   Ein spezifischer Migrationsgrenzwert (SML) ist nicht             nung) lag der Schwerpunkt auf der Vermeidung der
   definiert.                                                       Migration von MKW aus rezykliertem Altpapier durch
                                                                    den Einsatz von Barriereschichten. Derartige Barriere-
Gemäß Verordnung (EG) Nr. 1333/2008 des europäi-                    schichten würden jedoch das Papierrecycling erschwe-
schen Parlaments und des Rates vom 16. Dezember                     ren. Wenn die Verordnung so, wie dort beschrieben,
200816 über Lebensmittelzusatzstoffe sind mikro-                    Gesetz geworden wäre, hätte dann die Migration aus
kristalline Wachse (E905, FCM: 94) für den Einsatz in               einem aus Altpapier hergestellten Bedarfsgegenstand
der Oberflächenbehandlung von Süßwaren außer                        bei der MOAH-Fraktion nicht oberhalb der angege-
Schokolade, von Kaugummi und Melonen, Papaya,                       benen Nachweisgrenzen (bei Lebensmitteln: 0,5 mg/kg
Mango und Avocado ohne Mengenbegrenzung (quan-                      bzw. bei Lebensmittelsimulanzien 0,15 mg/kg) liegen
tum satis) unter Beachtung und Einhaltung der „Guten                dürfen.
Herstellungspraxis“ genehmigt.
                                                                    In der Sitzung des Bundesrates am 16.12.2022, in der
Laut Verordnung (EU) Nr. 231/2012 über Anforderun-                  die „Mineralölverordnung“ abgelehnt wurde, wurde die
gen an die Reinheit4 sind die Wachse definiert als                  Bundesregierung um Prüfung gebeten, eine technisch
„Raffiniertes Gemisch aus festen, gesättigten Kohlen-               mögliche und wirtschaftlich zumutbare Regelung zur
wasserstoffen, die aus Erdöl oder synthetischen Grund-              Minimierung des Eintrags von MOAH in Druckfarben in
stoffen gewonnen werden.” Die Molmasse muss im                      den Papier- und Kartonagen-Kreislauf zu erarbeiten.11
Mittel mindestens 500 Da betragen, die Viskosität muss
mindestens 11 mm²/s bei 100 °C oder nicht weniger                   Französisches Recht
als 8 mm²/s bei 120 °C betragen, wenn das Wachs bei
100 °C ein Feststoff ist. Bei den mikrokristallinen Wach-           In Frankreich gibt es eine nationale Verordnung 17, die
sen dürfen nicht mehr als 5 % der Moleküle eine                     Mineralölverbindungen, die potentiell das Recycling
Kohlenstoffzahl von weniger als 25 haben. Zusätzlich                stören, in Verpackungen verbietet. Durch ein Decrét 18
sind Einschränkungen hinsichtlich des Vorhandenseins                und zwei Arrêtés19, 20 wird dies weiter konkretisiert:
von polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen                 Diese Bestimmungen gelten zunächst nur für Druck-
gegeben.                                                            farben.

Ende April 2022 hat der Ständige Ausschuss für Pflan-               Schweizerisches Recht
zen, Tiere und Futtermittel der Europäischen Kommis-
sion (SC PAFF) Bestimmungsgrenzen für eine harmoni-                 Die Verordnung über Bedarfsgegenstände des EDI 21
sierte EU-weite Bewertung für MOAH in Lebensmitteln                 enthält einen Abschnitt über Bedarfsgegenstände aus
veröffentlicht13, die de facto auch die neuen Grenz-                Papier und Karton (Abschnitt 9). In Artikel 27 wird
werte für MOAH als Kontaminanten in Lebensmitteln                   gefordert, dass entweder nur Produktionsabfälle nicht
sein werden. Die Werte für die verschiedenen Lebens-                bedruckter Frischfasern verwendet werden, „die den für
mittel sind in der unten aufgeführten Tabelle aufge-                sie geltenden Anforderungen entsprechen“ oder
führt.                                                              erwiesen ist, dass die Migration der Bestandteile die
                                                                    Anforderungen von Artikel 49 der Lebensmittel- und
                                                                    Gebrauchsgegenständeverordnung22 erfüllen. Für letz-
                                                                    teres kann dabei auch eine geeignete Sperrschicht oder
                                                                    ein Adsorptionsmittel zum Einsatz kommen.
TKPV-Merkblatt 7                      Mineralölkohlenwasserstoffe • März 2023                              Seite 6 von 10

Gemäß der in Abschnitt 9 Artikel 28 dieser Verordnung            • Schmelzklebstoffe
aufgeführten Anforderungen an Paraffine und Wachse                   Ethylen-Vinylacetat- und Polyolefin-Schmelzkleb-
müssen diese den Anforderungen der Pharmacopoea                      stoffe für Lebensmittelbedarfsgegenstände können
Helvetica entsprechen und müssen frei von cancero-                   MKW enthalten, zum Beispiel aus Paraffinwachsen,
genen Substanzen sein.                                               die zur Formulierung des Klebstoffs eingesetzt
                                                                     werden. Diese Rohstoffe sollen die Anforderungen
Für die nicht bewerteten Gemische gilt ein Migrations-               als FCM 93 oder FCM 94 erfüllen.
grenzwert von 0,01 mg/kg Lebensmittel (10 ppb).
                                                                     Typische Anwendungen für diese Schmelzkleb-
US-Amerikanisches Recht                                              stoffe finden sich im Kartonverschluss und bei der
                                                                     Kaschierung.
Die für eine Verwendung von Mineralölkomponenten
in den USA relevanten FDA-Bestimmungen sind zwar in                  Im Oktober 2021 publizierte die FEICA als euro-
Europa nicht anwendbar, werden aber gelegentlich                     päischer Klebstoffverband eine Studie die vom
nachgefragt, insbesondere, wenn Bedarfsgegenstände                   Labor Lommatzsch & Säger23 in ihrem Auftrag
auch in Länder geliefert werden sollen, in denen FDA-                durchgeführt wurde und in der gezeigt wird, dass
Regelungen zur Anwendung kommen.                                     typische Verpackungsschmelzklebstoffe die Anfor-
                                                                     derungen der EU-Rahmenverordnung erfüllen.
In diesen Fällen sind die Bestimmungen für MKW als
direkte und indirekte Lebensmitteladditive relevant.             • Haftschmelzklebstoffe
Für weiße Mineralöle kommen hier die Paragrafen
172.878 und 178.3620 aus 21 CFR zur Anwendung.                       Haftschmelzklebstoffe für Lebensmittelbedarfs-
§ 172.878 beschreibt die Kriterien für die Anwendung                 gegenstände können neben den Polymeren und
als direktes Lebensmitteladditiv und § 573.680 für eine              Harzen ca. 10 % bis 30 % MKW z. B. Weißöle (FCM
Anwendung als Futtermittelzusatz. Für Anwendungen                    95) als Rezepturbestandteil enthalten.
mit indirektem Lebensmittelkontakt sind spezifische
Kriterien in § 175.105 zu finden. Des Weiteren können                Beispiele für typische Anwendungen dieser Kleb-
sowohl die GRAS (generally recocnized as safe) Sub-                  stoffe sind Selbstklebeetiketten und Verpackungs-
stanzen als auch Angaben aus den §§ 176.170,                         klebebänder.
176.200, 176.210, 177.2800, 177.1200, 178.2010,
178.3650, 178.3710, 178.3720, 178.3740, 178.3860
und FCN (food contact notifications) für die Beurteilun-         Wie ist die Klebstoffindustrie betroffen?
gen berücksichtigt werden.
                                                                 Bisher konzentriert sich die Diskussion über die
                                                                 Quellen von MKW in Lebensmitteln hauptsächlich auf
Niedermolekulare Kohlenwasserstoff-                              Druckfarben und deren Einfluss auf die Qualität von
                                                                 Recycling-Kartonagen für Lebensmittelverpackungen.
gemische in Papier- und Verpackungs-
                                                                 Es existieren allerdings bereits erste Veröffent-
klebstoffen                                                      lichungen, in denen ebenfalls Klebstoffe als mögliche
                                                                 Eintragsquelle von MKW genannt werden.
MKW finden sich auch in unterschiedlichen Klebstoff-
systemen. Hierbei kann es sich um Rezepturkompo-                 Als Reaktion auf diese Veröffentlichungen fragen zu-
nenten handeln, oder die Stoffe werden als Bestand-              nehmend mehr Firmen, die Lebensmittelverpackun-
teile von Rohstoffen mit in die Rezeptur eingebracht.            gen herstellen oder verwenden, nach „mineralölfreien“
                                                                 Klebstoffen. Die Anfragen differenzieren nicht nach
• Wasserbasierende Klebstoffe/Dispersionen                       MKW aus FCM und MKW aus non-FCM, die analytisch
   Wasserbasierende Klebstoffe können Rezeptur-                  nicht zu unterscheiden sind.
   komponenten wie zum Beispiel Entschäumer auf
   Basis von „Mineralöl-Kohlenwasserstoffen“ enthal-             Darüber hinaus ist nicht auszuschließen, dass der
   ten. Typischerweise ist die maximale Konzentration            Gesetzgeber Regelungen zum Einsatz von niedermole-
   des Entschäumers in der Rezeptur nicht höher als              kularen Kohlenwasserstoffverbindungen und –gemi-
   0,5 %. Die Rohstoffe der mineralölbasierenden                 schen im lebensmittelnahen Bereich erlässt, welche
   Entschäumer in Klebstoffen für Lebensmittelbe-                Konsequenzen z. B. im Hinblick auf die Verfügbarkeit
   darfsgegenstände sollen die Anforderungen als                 von Klebrohstoffen haben könnten. Ein entsprechen-
   FCM 95 erfüllen.                                              des Deutsches Gesetz des Bundesministeriums für
                                                                 Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
   Typische Anwendungen derartiger Klebstoffe sind:              (BMELV) über die: „Zweiundzwanzigste Verordnung zur
   Verpackung, Kaschierung und Etikettierung.                    Änderung der Bedarfsgegenständeverordnung (sog.
                                                                 „Mineralölverordnung“)9 wurde, wie bereits oben be-
                                                                 schrieben, in der Sitzung des Bundesrates am
TKPV-Merkblatt 7                      Mineralölkohlenwasserstoffe • März 2023                                Seite 7 von 10

16.12.2022 abgelehnt. Stattdessen wurde die Bundes-              nischen Kommission Papier- und Verpackungskleb-
regierung gebeten, zu prüfen, bei Bedarfsgegen-                  stoffe (TKPV) empfohlene Informationsformat 24
ständen aus Papier, Pappe und Karton aus Altpapier               verwendet werden.
anstelle der geplanten Vorschrift zur Verwendung einer
funktionellen Barriere gegen Mineralöl (mit Aus-                 Klebstoffe für Papierprodukte, die recycelt
nahmen) eine technisch mögliche und wirtschaftlich               werden
zumutbare Regelung zur Minimierung des Eintrags von
MOAH in Druckfarben in den Papier- und Kartonagen-               Neben der direkten Migration von MKW aus Kleb-
Kreislauf zu erarbeiten.10, 11                                   stoffen zur Herstellung von Lebensmittelbedarfsgegen-
                                                                 ständen in Lebensmittel ist auch der Weg über das
                                                                 Papierrecycling zu beachten.
Was können Klebstoffunternehmen zur
Reduzierung von MKW in Lebensmittel-                             Da es bis dato keine sicher funktionierenden Methoden
                                                                 gibt, MKW komplett aus dem Papierrecyclingprozess
bedarfsgegenständen beitragen?                                   auszuschleusen, besteht die Möglichkeit, dass Kompo-
                                                                 nenten aus Klebstoffen, wenn auch in geringen Men-
Bezogen auf den Einsatz von Klebstoffen gibt es grund-           gen, über das Recyclingpapier in Lebensmittel ge-
sätzlich zwei Eintragswege von MKW in Lebensmittel:              langen.
a) Die Migration von MKW aus Klebstoffen, die zur                Anders als beim Weichmacher Diisobutylphthalat
   Herstellung und Verwendung von Lebensmittelbe-                (DIBP), auf dessen Einsatz die deutsche Klebstoff-
   darfsgegenständen eingesetzt werden.                          industrie bereits schon 2009 im Rahmen ihrer
b) Die Migration von MKW aus Recyclingpapieren/                  Responsible Care Verantwortung freiwillig verzichtet
   -kartonagen, bei deren Produktion gebrauchte                  hat, ist aus technischen Gründen eine vollständige
   Papierprodukte eingesetzt werden, die mit Kleb-               Substitution von MKW in Klebstoffen kurzfristig kaum
   stoffen, die solche Substanzen enthalten, herge-              realisierbar; die Klebstoffindustrie arbeitet jedoch mit
   stellt wurden.                                                Hochdruck an einer Reduzierung von lebensmittel-
                                                                 rechtlich unbewerteten MKW im Recyclingpapier.
Im Folgenden werden für die vorgenannten zwei Ein-               Damit unterstützt die deutsche Klebstoffindustrie das
tragswege Möglichkeiten zur Reduzierung bzw. zur                 aus Umweltgesichtspunkten sicherlich sinnvolle
Substitution von MKW beschrieben.                                Papierrecycling, auch für die Herstellung von Lebens-
                                                                 mittelverpackungen aus Karton.
Klebstoffe zur Herstellung und Verarbeitung von
Lebensmittelbedarfsgegenständen                                  Zur Mineralöl-Thematik hat die FEICA im Juni 2022
                                                                 eine aktualisierte „Guidance for evaluating the food
Um ein Risiko durch den Übergang von MKW in                      contact status of adhesives containing mineral oil
Lebensmittel abzuschätzen, wird empfohlen, in einem              hydrocarbons”25 veröffentlicht, in der auch die vom
ersten Schritt eine Risikobewertung der beabsichtigten           Industrieverband Klebstoffe propagierten Maßnahmen
Verwendung der Klebstoffe durchzuführen. Konkret                 unterstützt werden.
sollte hinterfragt werden, ob unter Berücksichtigung
der Barriereeigenschaft des Verpackungsmaterials ein             Die Aussagen sind auch im Einklang mit der vom
direktes Migrationspotential besteht (absolute oder              Lebensmittelverband Deutschland e. V. (früher BLL:
funktionelle Barriere – z. B. Glas vs. Kunststoff).              Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde
                                                                 e. V.) im Dezember 2017 veröffentlichten Toolbox26 zu
Wenn das Risiko einer Migration besteht, muss geprüft            verstehen. In dieser Toolbox wurden eine Reihe von
werden, ob die verwendeten Mineralöl-Komponenten                 Hintergrundinformationen und praktischen Entschei-
toxikologisch bewertet sind, d. h. ob sie beispielsweise         dungshilfen zusammengetragen, die von Unternehmen
im Anhang 1 (Unionsliste) der Verordnung (EU) Nr.                dazu verwendet werden können, in ihren Produkten
10/2011 gelistet sind. Ist dies nicht der Fall, sollten          und Abläufen geeignete Maßnahmen zu einer weiteren
weitere Maßnahmen geprüft werden, wie:                           Minimierung von MKW in Lebensmitteln zu treffen.

Informationsweitergabe an den Verwender/                         Trotz dieser wichtigen Beiträge der deutschen und der
Kunden:                                                          europäischen Klebstoffindustrie für das Papierrecycling
Hierbei sind vom Klebstoffhersteller die toxikologisch           besteht jedoch weiterhin das Problem, dass MKW aus
nicht bewerteten niedermolekularen Kohlenwasser-                 Papierprodukten, die nach Deutschland importiert wer-
stoffverbindungen oder –gemische als Substanz mit                den, in den Recyclingkreislauf gelangen, mit dem Risiko
einer Einschränkung (10 ppb) und deren maximal zu                einer anhaltenden Anreicherung im Papierrecycling-
erwartenden Konzentrationen als Basis für eine Risiko-           kreislauf.
bewertung durch den nachgeschalteten Anwender/                   Zum Schutz des Verbrauchers ist die Einbringung einer
Kunden aufzuführen. Hierfür sollte das von der Tech-             Barriere zwischen Recyclingkarton und Lebensmittel,
TKPV-Merkblatt 7                        Mineralölkohlenwasserstoffe • März 2023                                 Seite 8 von 10

die eine kritische Migration unerwünschter Substanzen              dungspotential haben als die gesättigten Kohlen-
verhindert, eine nicht nur technisch sinnvolle, sondern            wasserstoffe.
gleichzeitig kurzfristig zu realisierende Lösung, die z. B.
vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirt-
schaft favorisiert wird8, die jedoch beim Papierrecyling           Quellenachweise:
auch Nachteile wegen der Verwendung von Kunst-
stoffen als Barriereschichten mit sich bringen kann.               1     Studien des kantonalen Labors in Zürich (2010),
                                                                         z. B. „Biedermann M and Grob K, Is recycled news-
                                                                         paper suitable for food contact materials? Tech-
Zusammenfassende Beurteilung                                             nical grade mineral oils from printing inks.
                                                                         European Food Research and Technology, 230,
Generell ist bei dem Thema MKW in Lebensmitteln zu                       785-796“ und “Lorenzini R, Fiselier K, Biedermann
beachten, dass es eine Vielzahl von möglichen Quellen                    M, Barbanera M, Brashi I and Grob K (2010)
gibt, so dass man dies, wie auch bereits Vertreter von                   Saturated and aromatic mineral oil hydrocarbons
Überwachungsbehörden es beschrieben haben 27, als                        from paperboard and food packaging: Prediction
Kontaminantenproblem nur ganzheitlich angehen                            of long term migration from contents in the paper-
kann. Ein wesentlicher Schritt hierzu ist die im Text                    board; data from the market. Food additives and
bereits erwähnte EU-Initiative mit dem Ziel eines Moni-                  Contaminants 27, 1765-1774”
torings von Kohlenwasserstoffen aus MKW in Lebens-
mitteln, das für die Jahre 2017 und 2018 geplant war.2             2     Empfehlung (EU) 2017/84 der Kommission vom
Zu einer Verbesserung der Datenlage zur Risikoab-                        16. Januar 2017 über die Überwachung von
schätzung sind wahrscheinlich auch noch weitere                          Mineralölkohlenwasserstoffen in Lebensmitteln
Studien notwendig, aus denen sich dann zukünftig                         und Materialien und Gegenständen, die dazu
allgemein anerkannte Grenzwerte ableiten lassen.                         bestimmt sind, mit Lebensmitteln in Berührung zu
                                                                         kommen
In diesem Zusammenhang sind auch die von den
deutschen Überwachungsbehörden zusammen mit der                    3     Verordnung (EU) Nr. 10/2011 der Kommission
Lebensmittelindustrie erarbeiteten Orientierungswerte                    vom 14. Januar 2011 über Materialien und
für Mineralölkohlenwasserstoffe in Lebensmitteln 7 als                   Gegenstände aus Kunststoff, die dazu bestimmt
wesentlicher Beitrag zu nennen.                                          sind, mit Lebensmitteln in Berührung zu kommen
                                                                         inkl. Ergänzungen (zuletzt am 2. September 2020
Nachdem die Mineralöl-Problematik nun seit vielen                        durch Verordnung (EU) Nr.2020/1245)
Jahren auch in der Öffentlichkeit diskutiert wurde, ist
inzwischen allgemein anerkannt, dass aromatische                   4     Verordnung (EU) Nr. 231/2012 der Kommission
Kohlenwasserstoffe, die der MOAH-Fraktion zuge-                          vom 9. März 2012 mit Spezifikationen für die in
ordnet werden, ein wesentlich höheres gesundheit-                        den Anhängen II und III der Verordnungen Nr.
liches Gefährdungspotential haben als die alipha-                        1333/2008 des Europäischen Parlaments und des
tischen Kohlenwasserstoffe aus der MOSH-Fraktion.                        Rates aufgeführten Lebensmittelzusatzstoffe
Daher befassen sich auch die gesetzlichen Aktivitäten                    (inkl. Ergänzungen, zuletzt am 12.08.2022 durch
zu Beschränkungen fast ausschließlich mit der MOAH-                      Verordnung (EU) 2022/1396).
Fraktion.
                                                                   5     Oekologischer Landbau, Julius-Kuehn.de
Bezüglich der MOSH-Fraktion sollte jedoch beachtet                       (Autoren: Stefan Kühne, Britta Friedrich JKI, Insti-
werden, dass Teilfraktionen der MOSH-Fraktion von                        tut für Strategien und Folgenabschätzung, Klein-
der EFSA toxikologisch bewertet und für Anwendungen                      machnow)
mit Lebensmittelkontakt zugelassen sind. Dieser
wesentliche Unterschied zwischen den gefährlicheren                6     Verordnung (EG) Nr. 889/2008 der Kommission
aromatischen und den weniger gefährlichen gesättig-                      vom 5. September 2008 mit Durchführungsvor-
ten Kohlenwasserstoffen wird leider in der öffentlichen                  schriften zur Verordnung (EG) Nr. 834/2007 des
Diskussion häufig nicht berücksichtigt.                                  Rates über die ökologische/biologische Produk-
                                                                         tion und die Kennzeichnung von ökologischen/
Bis zur Festlegung von allgemein anerkannten Grenz-                      biologischen Erzeugnissen hinsichtlich der öko-
werten für Mineralölkohlenwasserstoffen sollten alle                     logischen/biologischen Produktion, Kennzeich-
Beteiligten in der Lebensmittelkette weiter versuchen,                   nung und Kontrolle (inkl. Ergänzungen, zuletzt am
die Belastung mit diesen Kontaminanten nach dem                          15.07.2021 durch Verordnung (EU) 2021/1165).
„ALARA“-Prinzip (as low as reasonably achievable)
weiter zu reduzieren. Hierbei ist, wie bereits oben er-
läutert, der Schwerpunkt zunächst auf eine Reduktion
der aromatischen Mineralölanteile, den MOAH, zu
legen, da diese bekanntermaßen ein höheres Gefähr-
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7    MOH-Orientierungswerte, Länderarbeitsgemein-                17    Loi no 2020-105 du 10 février 2020 relative à la
     schaft Verbraucherschutz Arbeitsgruppe Lebens-                    lutte contre le gaspillage et à l’économie circulaire
     mittel- und Bedarfsgegenstände, Wein und Kos-                     (AGREC) [Journal Officielle de la République Fran-
     metika (ALB), Lebensmittelverband Deutschland                     çaise vom 11. Februar 2020]
     e. V.
     https://www.lebensmittelverband.de/de/aktuell/              18    Décret no 2020-1725 du 29 décembre 2020
     20190502-veroeffentlichung-moh-                                   [Journal Officielle de la République Française vom
     orientierungswerte                                                30. Dezember 2020]

8    „Übergänge von Mineralöl aus Verpackungsmate-               19    Arrêté du 1er octobre 2021 [Journal Officielle de
     rialien auf Lebensmittel“ Stellungnahme Nr.                       la République Française vom 27. Oktober 2021]
     008/2010 des BfR vom 9. Dezember 2009
                                                                 20    Arrêté du 13 avril 2022 [Journal Officielle de la
9    Zweiundzwanzigste Verordnung zur Änderung                         République Française vom 3. Mai 2022]
     der Bedarfsgegenständeverordnung, Entwurf vom
     19.08.2022.                                                 21    Verordnung des EDI 817.023.21 über Materialien
                                                                       und Gegenstände, die dazu bestimmt sind, mit
10   „Beschluss des Bundesrates: Zweiundzwanzigste                     Lebensmitteln in Berührung zu kommen (Bedarfs-
     Verordnung zur Änderung der Bedarfsgegen-                         gegenständeverordnung) vom 16. Dezember
     ständeverordnung“ vom 16.12.2022, Bundesrat                       2016 (Stand am 15. Oktober 2022)
     Drucksache 390/22 (Beschluss)
                                                                 22    Lebensmittel- und Gebrauchsgegenständever-
11   Empfehlungen der Ausschüsse AV – G – U – Wi zu                    ordnung 817.02 (LGV) vom 16. Dezember 2016
     Punkt … der 1029. Sitzung des Bundesrates am 16.                  (Stand am 1. Juli 2020)
     Dezember 2022, Bundesrat Drucksache 390/1/22
                                                                 23    FEICA-Studie “Extraction, migration simulation
12   Safety assessement of ‚waxes, paraffinic, refined,                and storage test regarding oligomeric hydro-
     derived from petroleum-based or synthetic hydro-                  carbons from hotmelt adhesives used in card-
     carbon feedstock, low viscosity’ for use in food                  board packaging” Labor Lommatzsch & Säger,
     contact materials EFSA Journal 2023;21(2) 7761                    2021
     https://www.efsa.europa.eu/en/efsajournal/pub/                    https://www.feica.eu/information-center/all-
     7761                                                              information-centre/preview/1214/feica-
                                                                       commissioned-study-safety-packaging-hotmelts-
13   Standing Committee on Plants, Animals, Food and                   october-2021?id=3f329bcf-8ae6-4ec3-9493-
     Feed Section Novel Food and Toxicologial Safety                   8a54c614e578&filename=Final+Report+Feica+S
     of the Food Chain 21 April 2022                                   tudy+Oct+2021+with+FEICA+logo.pdf
     https://ec.europa.eu/food/system/files/2022-
     05/reg-com_toxic_20220421_sum.pdf                           24    TKPV-Merkblatt „Lebensmittelrechtlicher Status
                                                                       Klebstoffe“
14   „Hochraffinierte Mineralöle in Kosmetika: Ge-                     https://www.klebstoffe.com/informationen/merk
     sundheitliche Risiken sind nach derzeitigem                       blaetter/
     Kenntnisstand nicht zu erwarten“ aktualisierte
     Stellungnahme Nr. 008/2018 des BfR vom 27.                  25    FEICA Guidance for evaluating the food contact
     Februar 2018                                                      status of adhesives containing mineral oil hydro-
                                                                       carbons:
15   „Scientific Opinion in Mineral Oil Hydro-carbons                  https://www.feica.eu/search_results/preview/feic
     in Food“ EFSA Journal Vol.10 Issue 6 Seite 2704 ff,               a-guidance-regarding-food-contact-mohs-
     Stellungnahme der EFSA (European Food Safety                      adhesives?id=2e88ef12-3546-48c0-b6a9-
     Authority) vom 6. Juni 2012                                       f43e1d1bcbeb&filename=FEICA+guidance+regar
                                                                       ding+food+contact+of+MOHs+in+adhesives.pdf
16   Verordnung (EG) Nr. 1333/2008 des europäi-
     schen Parlaments und des Rates vom 16. Dezem-               26    BLL „TOOLBOX zur Vermeidung von Einträgen
     ber 2008 über Lebensmittelzusatzstoffe (inkl.                     unerwünschter Mineralölkohlenwasserstoffe in
     Ergänzungen, zuletzt am 27. Februar 2017 durch                    Lebensmittel“
     Verordnung (EU) 2017/335 der Kommission vom                       https://www.lebensmittelverband.de/de/lebensm
     27. Februar 2017                                                  ittel/verpackung/mineraloeluebergaenge/toolbo
                                                                       x-vermeidung-mosh-moah

                                                                 27    Both S, Helling R, 2016 In aller Munde … Mineral-
                                                                       öle, DLR Dezember 2016, 533-539
TKPV-Merkblatt 7                     Mineralölkohlenwasserstoffe • März 2023                        Seite 10 von 10

                                   Alle verfügbaren Merkblätter der
            Technischen Kommission Papier- und Verpackungsklebstoffe (TKPV)
                                    im Industrieverband Klebstoffe
                     finden Sie in der jeweils aktuell gültigen Fassung unter

                           www.
                                            klebstoffe
                                                                                .com

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