TKPV-Merkblatt 7 Stand: März 2023 - Niedermolekulare Kohlenwasser-stoffverbindungen in Papier- und Verpackungsklebstoffen
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TKPV-Merkblatt 7 Stand: März 2023 Niedermolekulare Kohlenwasser- stoffverbindungen in Papier- und Verpackungsklebstoffen (Mineralölkohlenwasserstoffe) Erstellt von der Technischen Kommission Papier- und Verpackungs- klebstoffe (TKPV) im Industrieverband Klebstoffe e. V., Düsseldorf Dieses Merkblatt steht zum kostenfreien Download beim Industrieverband Klebstoffe e. V. unter www.klebstoffe.com zur Verfügung.
TKPV-Merkblatt 7 Mineralölkohlenwasserstoffe • März 2023 Seite 2 von 10 Schon seit vielen Jahren gibt es Berichte1 darüber, dass anwendungen zeichnen sich durch einen minimalen niedermolekulare Kohlenwasserstoffverbindungen (haupt- Gehalt an MOAH aus. Die bei der Polymerisation von sächlich Kettenlänge C10 bis C50) in Lebensmitteln Polyolefinen und Kohlenwasserstoffharzen mitentste- gefunden werden. Gewöhnlich werden diese nieder- henden POSH und ROSH sind überwiegend Oligo- molekularen Kohlenwasserstoffverbindungen in der mere, deren Signale sich bei den Analysen häufig mit Literatur als MOH oder MKW (Mineral Oil Hydro- denen von MOSH und MOAH überlagern. carbons/Mineralölkohlenwasserstoffe) bezeichnet, da Mineralöle im Wesentlichen aus solchen Kohlen- wasserstoffverbindungen bestehen. MKW in Lebensmitteln Entsprechend der Definition in der Empfehlung (EU) Untersuchungsergebnisse und Eintragsquelle 2017/842 sind „Mineralölkohlenwasserstoffe (MKW) … chemische Verbindungen, die überwiegend aus Rohöl Da niedermolekulare Kohlenwasserstoffverbindungen gewonnen werden, aber auch synthetisch aus Kohle, in vielen Produkten und für viele Prozesse eingesetzt Erdgas und Biomassen hergestellt werden.“ werden, ist es nicht verwunderlich, dass sie auch in Lebensmitteln gefunden werden können. Seit dem Jahr MKW werden in vielen Chemieprodukten eingesetzt – 2011 häufen sich die Medienberichte über niedermole- z. B. in Wachsen, Weißölen oder Maschinenschmier- kulare Kohlenwasserstoffverbindungen in Lebensmit- stoffen und darüber hinaus in Produkten, die in teln, vor allem auf Grund von zwei Studien, die 2010 medizinischen und kosmetischen Anwendungen sowie von der amtlichen Untersuchungsstelle des Kantons dem ökologischen Anbau von Nahrungsmitteln seit Zürich veröffentlicht wurden.1 In diesen Studien wur- vielen Jahrzehnten verwendet werden. den 119 Proben von trockenen Lebensmitteln, die in Kartons verpackt waren (mit und ohne Kunststoff- Die niedermolekularen Kohlenwasserstoffverbindun- innenbeutel), analysiert. Dabei wurden in allen Lebens- gen lassen sich in unterschiedliche Typen aufteilen: mitteln niedermolekulare Kohlenwasserstoffverbin- dungen (MKW) in zum Teil hohen Konzentrationen (4 • Gesättigte Kohlenwasserstoffe (MOSH = Mineral Oil bis 28 mg/kg Lebensmittel MOSH und 0,7 bis 6,1 mg/kg Saturated Hydrocarbons), z. B. paraffinartige, line- Lebensmittel MOAH, je nach Lebensmittelart und Kon- are und verzweigte Alkane sowie naphthenartige, taktzeit) gefunden. Die Autoren der Studien schätzen zyklische Alkane. die gemessenen Konzentrationen als eine gesundheit- • Aromatische Kohlenwasserstoffe (MOAH = Mineral liche Gefährdung für die Konsumenten ein. Oil Aromatic Hydrocarbons), hauptsächlich alky- lierte polyzyklische aromatische Kohlenwasser- Die gefundenen Gehalte an Kohlenwasserstoffen wer- stoffe. den einer Migration von niedermolekularen Kohlen- wasserstoffen aus den eingesetzten Recycling-Kartona- Berücksichtigen muss man hierbei, dass es sich bei gen zugeschrieben, wobei der Mineralölanteil des Re- MOSH und MOAH um analytisch ermittelte Fraktionen cyclingkartons überwiegend aus der Verwendung von handelt, die sich aus einer Vielzahl von Einzelsubstan- mineralölhaltigen Druckfarben beim Zeitungsdruck zen zusammensetzen. kommt. Diese Mineralölanteile aus den Farben lassen sich derzeit bei der Aufarbeitung der Sekundärfasern Darüber hinaus tauchen in Zusammenhang mit den noch nicht sicher abtrennen. Begriffen MOSH und MOAH in der neueren Literatur zusätzlich folgende Untergruppen von Kohlenwasser- stoffverbindungen auf: Spurenverunreinigungen aus unspezifischen Quellen • Gesättigte polyolefinische Oligomere von Kohlen- wasserstoffen (POSH = Polyolefin Oligomeric Satu- Da MKW in fast allen Lebensbereichen eingesetzt wer- rated Hydrocarbons; ROSH = Resin Oligomeric den, findet man Spuren von ihnen fast überall in der Saturated Hydrocarbons). Umwelt. Daher können MKW auch aus einer Vielzahl von weiteren, teilweise auch undefinierten Quellen in • Isoparaffine mit kurzen Haupt- und langen Seiten- Lebensmittel gelangen. Bekannte Quellen sind hier ketten (PAO = Poly Alpha Olefins) z. B. Kohlenwasserstoffe aus PKW- und LKW-Treib- • Mineralölraffinationsprodukte (MORE = Mineral Oil stoffen (z. B. Diesel), Kompressorenöle aus Druckluft- Refined Products), MOSH aus zugelassenen raffi- leitungen, Schmier- und Dichtstoffe von Rührwerken nierten Mineralölprodukten, wie z. B. paraffinischen und Förderbändern sowie aus Trennmitteln, die bei der Wachsen Behälterherstellung sowohl aus Metallen als auch aus Kunststoffen verwendet werden. Auch bei diesen Pro- MKW in technischer Qualität bestehen dabei gewöhn- dukten werden teilweise paraffinische Kohlenwasser- lich aus 65 % bis 85 % MOSH, und 15 % bis 35 % stoffe eingesetzt, die für eine Anwendung mit Lebens- MOAH. Weißöle und Paraffinwachse für Lebensmittel- mittelkontakt ausdrücklich zugelassen sind.3, 4 Paraffi-
TKPV-Merkblatt 7 Mineralölkohlenwasserstoffe • März 2023 Seite 3 von 10 ne werden auch z. B. in Form von Mikroemulsionen im Gesundheitsrisiken durch niedermole- biologischen Landbau bei Obstbäumen als ungiftige kulare Kohlenwasserstoffverbindungen Spritzmittel gegen Insekten eingesetzt.5 So sind in der Verordnung (EG) Nr. 889/2008 Paraffine und Mineral- MOSH und MOAH haben unterschiedliche Eigenschaf- öle unter der Rubrik „Andere Substanzen, die tradi- ten und können folgende Probleme aufwerfen: tionell im ökologischen Landbau verwendet werden“ als zugelassene Einsatzstoffe aufgeführt.6 Auch dies • Kürzerkettige gesättigte Kohlenwasserstoffe können Quellen für Kontaminationen von Lebens- (MOSH – vor allem Kettenlänge von C16 bis C35) mitteln mit Mineralölanteilen aus der MOSH-Fraktion werden vom Körper leicht aufgenommen und kön- sein. nen in Organen gespeichert werden. Aus tierexperi- mentellen Studien ist bekannt, dass derartige Auch Pflanzen, wie z. B. Äpfel, bilden auf den Schalen MOSH zu Ablagerungen und Schäden in der Leber eine natürliche Wachsschicht aus Paraffinen, die eben- und den Lymphknoten führen können.8 falls als MOSH nachgewiesen werden kann. • Zu der die MOAH-Fraktion ausmachenden komple- xen Mischung aus überwiegend alkylierten aromati- Orientierungswerte für Mineralölkohlen- schen Kohlenwasserstoffen können auch krebser- zeugende und mutagene Substanzen gehören. Hier wasserstoffe in Lebensmitteln sind vor allem die 3 – 7 Ring-Aromaten toxikolo- gisch bedenklich. Damit sind sie vom Gefährdungs- Mit dem Ziel, einen Überblick über die tatsächlich in potential her deutlich kritischer zu bewerten als die Lebensmitteln gefundenen Mengen an MKW zu erar- MOSH. In dem vom Bundesrat am 16.12.2022 ab- beiten, haben Vertreter der Lebensmittelüber- gelehnten Entwurf10 der deutschen „Mineralölver- wachungsbehörden der Länder und der Lebensmittel- ordnung“9 wurde aus diesen Gründen das Augen- verband Deutschland e. V. (bis Juni 2019 BLL e. V.) in merk verstärkt auf die MOAH-Fraktion gelegt, wo- einem gemeinsamen Projekt erstmals im April 2019 bei aus unserer Sicht hier zu einseitig Recycling- eine Liste von „Orientierungswerten“ zum Gehalt an papier als Quelle für Mineralöle gesehen wurde. Die MKW und deren Analoga in Lebensmitteln erarbeitet Minimierung von MOAH als Kontaminanten wird und veröffentlicht.7 Diese Orientierungswerte wurden aber weiterhin von Bedeutung sein. auf Basis von Daten zu Bestimmungen von Mineral- ölkohlenwasserstoffen in Lebensmitteln entwickelt, die sowohl von der Lebensmittelindustrie als auch von Behörden ab Juni 2016 durchgeführt wurden. Risikoabschätzung durch das Bundes- institut für Risikobewertung (BfR) Die Orientierungswerte „… geben eine Orientierung, welcher quellenunabhängige Gehalt an mineralöl- Aus Sicht des BfR stellen die gefundenen Kontamina- artigen Kohlenwasserstoffen (MOH als Summe aus tionen von Lebensmitteln durch Mineralölbestandteile MOSH und MOSH Analogen (wie POSH, PAO, MORE) zwar kein akutes Gesundheitsrisiko dar, sie sind jedoch sowie MOAH in Lebensmitteln einer spezifischen Gruppe grundsätzlich unerwünscht. Daher sollten die Über- mit hoher Wahrscheinlichkeit zu erwarten ist als Ergeb- gänge von niedermolekularen Kohlenwasserstoffver- nis einer guten fachlichen Herstellungspraxis und auf- bindungen, z. B. aus Recyclingpapier und -pappe, auf grund ubiquitärer Einflüsse.“ 7 Lebensmittel umgehend minimiert werden, soweit dies technisch möglich ist.8 Diese Werte sind nicht als Grenzwerte zu verstehen, sondern sollen als Orientierungshilfe für die Praxis die- Für die in den Lebensmitteln gefundenen MKW-Gemi- nen. Sie „gelten für Endverbraucherprodukte bzw. sche liegen bisher keine toxikologischen Studien mit Produkte am Markt und stellen den Stand der Guten oraler Aufnahme vor.8 Daher ist eine Risikobewertung Agrar-, Herstellungs- und Verpackungspraxis der jeweili- momentan nicht möglich. Das BfR kann jedoch zurzeit gen Prozessketten zum gegenwärtigen Zeitpunkt dar.“ 7 nicht ausschließen, dass in der MOAH-Fraktion auch Die Liste, die derzeit (Stand: September 2022) neun krebserzeugende aromatische Verbindungen enthal- Lebensmittelkategorien umfasst, wird von der Projekt- ten sind. gruppe stetig fortgeschrieben, aktualisiert und erwei- tert. In einer BfR-Stellungnahme zum Thema „Mineralöle in Kosmetika“14 wird zum einen beschrieben, dass die Aufnahme über die Haut als unkritisch angesehen wird, aber auch z. B. bei der Lippenpflege stattfindenden oralen Aufnahme keine negativen Auswirkungen zu erwarten sind, wenn nur MKW verwendet werden, die als Lebensmittelzusatzstoffe zugelassen sind.
TKPV-Merkblatt 7 Mineralölkohlenwasserstoffe • März 2023 Seite 4 von 10 Für die gesundheitliche Bewertung dieser Verbindun- Das Material muss den folgenden Spezifikationen gen ist vor allem der Anteil entscheidend, der vom entsprechen: Körper resorbiert wird. Dabei gilt es allerdings zu be- - Durchschnittliches Molekulargewicht von nicht achten, dass die aufgenommenen Gemische nur lang- weniger als 350 Da sam wieder aus dem menschlichen Körper ausge- schieden werden und sich somit im Körper anreichern - Viskosität mindestens 2,5 cSt bei 100 °C können. - Gehalt an mineralischen Kohlenwasserstoffen mit einer Kohlenstoffzahl kleiner als 25: höch- stens 40 Gew.-% Stellungnahme der europäischen Hinweis: Behörde für Lebensmittelsicherheit Als spezifischer Migrationsgrenzwert (SML) ist ein (EFSA) Wert von 0,05 mg/kg Lebensmittel angegeben. Da- rüber hinaus dürfen diese Stoffe nicht für Gegen- In einer Stellungnahme der EFSA (European Food stände in Kontakt mit fetthaltigen Lebensmitteln Safety Authority) vom 6. Juni 2012 15 werden verschie- verwendet werden. dene Aspekte der Problematik angesprochen: Zum Im Rahmen einer Neubewertung dieser Stoffklasse einen wird erwähnt, dass weitere Studien notwendig erschien im Februar 2023 ein „safety assessment“ sind, um mögliche Gefahren, die von den verschie- der EFSA, nach dem es keine Sicherheitsbedenken denen MOH-Gemischen ausgehen, fundiert bewerten geben sollte, wenn die Migration unter 5 mg/kg zu können. Ferner wird ein deutlicher Bedarf für ver- liegt.12 besserte analytische Methoden gesehen. Zudem wird ein Monitoring auf den verschiedenen Stufen der Her- • Food Contact Material (FCM)-Stoff-Nr. 94: stellung von Lebensmitteln und Lebensmittelbedarfs- Wachse, raffiniert, gewonnen aus erdölbasierten gegenständen eingefordert, um eine bessere Kontrolle oder synthetischen Kohlenwasserstoffen, hohe Vis- der Risiken, die durch MKW-Fraktionen verursacht wer- kosität den, zu ermöglichen. Der Empfehlung (EU) 2017/84 zu Das Material muss den folgenden Spezifikationen diesem Monitoring in den Jahren 2017 bis 2018 2 hat entsprechen: der ständige Ausschuss für Pflanzen, Tiere, Lebens- mittel und Ernährung des deutschen Bundesministe- - Durchschnittliches Molekulargewicht von nicht riums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) am weniger als 500 Da 25.11.2016 zugestimmt. Schließlich muss die Über- - Viskosität mindestens 11 cSt bei 100 °C; tragbarkeit der Ergebnisse von Leberschäden bei - Gehalt an mineralischen Kohlenwasserstoffen Ratten auf den Menschen geprüft und die toxikolo- mit einer Kohlenstoffzahl kleiner als 25: höch- gischen Auswirkungen von MKW-Gemischen im Detail stens 5 Gew.-% bewertet werden. Hinweis: Ein spezifischer Migrationsgrenzwert (SML) ist nicht Rechtliche Situation definiert. • Food Contact Material (FCM)-Stoff-Nr. 95: EU-Recht Weiße Mineralöle, paraffinisch, gewonnen aus Koh- lenwasserstoffen auf Erdölbasis. In der Verordnung (EG) Nr. 1935/2004 werden die all- Das Material muss den folgenden Spezifikationen gemeinen Bestimmungen für Materialien und Gegen- entsprechen: stände festgelegt, die in Lebensmittelkontakt gelangen - Durchschnittliches Molekulargewicht von nicht können. Auf europäischer Ebene gibt es keine spezifi- weniger als 480 Da. schen Maßnahmen in Bezug auf niedermolekulare Kohlenwasserstoffgemische. Die Verordnung (EU) Nr. - Viskosität mindestens 8,5 cSt bei 100 °C; 10/20113 regelt auch einige MKW-Gemische bezüg- - Gehalt an mineralischen Kohlenwasserstoffen lich ihrer Verwendung als Additive für Kunststoffgegen- mit einer Kohlenstoffzahl kleiner als 25: höch- stände für den Kontakt mit Lebensmitteln. Die folgen- stens 5 Gew.-% den MKW-Gemische werden im Anhang 1 (Unionsliste) Hinweis: der Verordnung (EU) Nr. 10/2011 als Zusatzstoffe oder Ein spezifischer Migrationsgrenzwert (SML) ist nicht als Hilfsstoff geregelt: definiert. • Food Contact Material (FCM)-Stoff-Nr. 93: Des Weiteren sind Harze auf Basis von Kohlenwasser- Wachse, paraffinisch, raffiniert, gewonnen aus erd- stoffen, die auch einen Beitrag zur MOSH und zur ölbasierten oder synthetischen Kohlenwasser- MOAH-Fraktion liefern können, in der Kunststoffver- stoffen, geringe Viskosität.
TKPV-Merkblatt 7 Mineralölkohlenwasserstoffe • März 2023 Seite 5 von 10 ordnung als FCM Stoff Nr. 97 gelistet. Für diese Sub- Tab. 1: Bestimmungsgrenzen für MOAH in stanzgruppe gelten folgende Spezifikationen: Lebensmitteln13 • Food Contact Material (FCM)-Stoff-Nr. 97: Bestimmungs- Lebensmittel Erdölkohlenwasserstoffe, hydriert. grenze in mg/kg Das Material muss den folgenden Spezifikationen Trockene Lebensmittel mit gerin- 0,5 entsprechen: gem Fett-/Ölgehalt ( 4 % Fett/Öl) - Viskosität bei 120 °C: > 3 Pa·s Lebensmittel mit höherem Fett-/Öl- 1 - Erweichungspunkt: > 95 °C, nach der ASTM-Me- gehalt (> 4 % Fett/Öl) thode E 28-67 Fette / Öle 2 - Bromzahl: < 40 (ASTM D1159) - Farbe einer 50 %igen Lösung in Toluol < 11 auf Deutsches Recht der Gardner-Skala In dem am 19.08.2022 veröffentlichten9 und am - Restliches aromatisches Monomer ≤ 50 ppm 16.12.2022 vom Bundesrat abgelehnten10 Entwurf zur Viskosität mindestens 8,5 cSt bei 100 °C; „Mineralölverordnung“ (Zweiundzwanzigste Verord- Hinweis: nung zur Änderung der Bedarfsgegenständeverord- Ein spezifischer Migrationsgrenzwert (SML) ist nicht nung) lag der Schwerpunkt auf der Vermeidung der definiert. Migration von MKW aus rezykliertem Altpapier durch den Einsatz von Barriereschichten. Derartige Barriere- Gemäß Verordnung (EG) Nr. 1333/2008 des europäi- schichten würden jedoch das Papierrecycling erschwe- schen Parlaments und des Rates vom 16. Dezember ren. Wenn die Verordnung so, wie dort beschrieben, 200816 über Lebensmittelzusatzstoffe sind mikro- Gesetz geworden wäre, hätte dann die Migration aus kristalline Wachse (E905, FCM: 94) für den Einsatz in einem aus Altpapier hergestellten Bedarfsgegenstand der Oberflächenbehandlung von Süßwaren außer bei der MOAH-Fraktion nicht oberhalb der angege- Schokolade, von Kaugummi und Melonen, Papaya, benen Nachweisgrenzen (bei Lebensmitteln: 0,5 mg/kg Mango und Avocado ohne Mengenbegrenzung (quan- bzw. bei Lebensmittelsimulanzien 0,15 mg/kg) liegen tum satis) unter Beachtung und Einhaltung der „Guten dürfen. Herstellungspraxis“ genehmigt. In der Sitzung des Bundesrates am 16.12.2022, in der Laut Verordnung (EU) Nr. 231/2012 über Anforderun- die „Mineralölverordnung“ abgelehnt wurde, wurde die gen an die Reinheit4 sind die Wachse definiert als Bundesregierung um Prüfung gebeten, eine technisch „Raffiniertes Gemisch aus festen, gesättigten Kohlen- mögliche und wirtschaftlich zumutbare Regelung zur wasserstoffen, die aus Erdöl oder synthetischen Grund- Minimierung des Eintrags von MOAH in Druckfarben in stoffen gewonnen werden.” Die Molmasse muss im den Papier- und Kartonagen-Kreislauf zu erarbeiten.11 Mittel mindestens 500 Da betragen, die Viskosität muss mindestens 11 mm²/s bei 100 °C oder nicht weniger Französisches Recht als 8 mm²/s bei 120 °C betragen, wenn das Wachs bei 100 °C ein Feststoff ist. Bei den mikrokristallinen Wach- In Frankreich gibt es eine nationale Verordnung 17, die sen dürfen nicht mehr als 5 % der Moleküle eine Mineralölverbindungen, die potentiell das Recycling Kohlenstoffzahl von weniger als 25 haben. Zusätzlich stören, in Verpackungen verbietet. Durch ein Decrét 18 sind Einschränkungen hinsichtlich des Vorhandenseins und zwei Arrêtés19, 20 wird dies weiter konkretisiert: von polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen Diese Bestimmungen gelten zunächst nur für Druck- gegeben. farben. Ende April 2022 hat der Ständige Ausschuss für Pflan- Schweizerisches Recht zen, Tiere und Futtermittel der Europäischen Kommis- sion (SC PAFF) Bestimmungsgrenzen für eine harmoni- Die Verordnung über Bedarfsgegenstände des EDI 21 sierte EU-weite Bewertung für MOAH in Lebensmitteln enthält einen Abschnitt über Bedarfsgegenstände aus veröffentlicht13, die de facto auch die neuen Grenz- Papier und Karton (Abschnitt 9). In Artikel 27 wird werte für MOAH als Kontaminanten in Lebensmitteln gefordert, dass entweder nur Produktionsabfälle nicht sein werden. Die Werte für die verschiedenen Lebens- bedruckter Frischfasern verwendet werden, „die den für mittel sind in der unten aufgeführten Tabelle aufge- sie geltenden Anforderungen entsprechen“ oder führt. erwiesen ist, dass die Migration der Bestandteile die Anforderungen von Artikel 49 der Lebensmittel- und Gebrauchsgegenständeverordnung22 erfüllen. Für letz- teres kann dabei auch eine geeignete Sperrschicht oder ein Adsorptionsmittel zum Einsatz kommen.
TKPV-Merkblatt 7 Mineralölkohlenwasserstoffe • März 2023 Seite 6 von 10 Gemäß der in Abschnitt 9 Artikel 28 dieser Verordnung • Schmelzklebstoffe aufgeführten Anforderungen an Paraffine und Wachse Ethylen-Vinylacetat- und Polyolefin-Schmelzkleb- müssen diese den Anforderungen der Pharmacopoea stoffe für Lebensmittelbedarfsgegenstände können Helvetica entsprechen und müssen frei von cancero- MKW enthalten, zum Beispiel aus Paraffinwachsen, genen Substanzen sein. die zur Formulierung des Klebstoffs eingesetzt werden. Diese Rohstoffe sollen die Anforderungen Für die nicht bewerteten Gemische gilt ein Migrations- als FCM 93 oder FCM 94 erfüllen. grenzwert von 0,01 mg/kg Lebensmittel (10 ppb). Typische Anwendungen für diese Schmelzkleb- US-Amerikanisches Recht stoffe finden sich im Kartonverschluss und bei der Kaschierung. Die für eine Verwendung von Mineralölkomponenten in den USA relevanten FDA-Bestimmungen sind zwar in Im Oktober 2021 publizierte die FEICA als euro- Europa nicht anwendbar, werden aber gelegentlich päischer Klebstoffverband eine Studie die vom nachgefragt, insbesondere, wenn Bedarfsgegenstände Labor Lommatzsch & Säger23 in ihrem Auftrag auch in Länder geliefert werden sollen, in denen FDA- durchgeführt wurde und in der gezeigt wird, dass Regelungen zur Anwendung kommen. typische Verpackungsschmelzklebstoffe die Anfor- derungen der EU-Rahmenverordnung erfüllen. In diesen Fällen sind die Bestimmungen für MKW als direkte und indirekte Lebensmitteladditive relevant. • Haftschmelzklebstoffe Für weiße Mineralöle kommen hier die Paragrafen 172.878 und 178.3620 aus 21 CFR zur Anwendung. Haftschmelzklebstoffe für Lebensmittelbedarfs- § 172.878 beschreibt die Kriterien für die Anwendung gegenstände können neben den Polymeren und als direktes Lebensmitteladditiv und § 573.680 für eine Harzen ca. 10 % bis 30 % MKW z. B. Weißöle (FCM Anwendung als Futtermittelzusatz. Für Anwendungen 95) als Rezepturbestandteil enthalten. mit indirektem Lebensmittelkontakt sind spezifische Kriterien in § 175.105 zu finden. Des Weiteren können Beispiele für typische Anwendungen dieser Kleb- sowohl die GRAS (generally recocnized as safe) Sub- stoffe sind Selbstklebeetiketten und Verpackungs- stanzen als auch Angaben aus den §§ 176.170, klebebänder. 176.200, 176.210, 177.2800, 177.1200, 178.2010, 178.3650, 178.3710, 178.3720, 178.3740, 178.3860 und FCN (food contact notifications) für die Beurteilun- Wie ist die Klebstoffindustrie betroffen? gen berücksichtigt werden. Bisher konzentriert sich die Diskussion über die Quellen von MKW in Lebensmitteln hauptsächlich auf Niedermolekulare Kohlenwasserstoff- Druckfarben und deren Einfluss auf die Qualität von Recycling-Kartonagen für Lebensmittelverpackungen. gemische in Papier- und Verpackungs- Es existieren allerdings bereits erste Veröffent- klebstoffen lichungen, in denen ebenfalls Klebstoffe als mögliche Eintragsquelle von MKW genannt werden. MKW finden sich auch in unterschiedlichen Klebstoff- systemen. Hierbei kann es sich um Rezepturkompo- Als Reaktion auf diese Veröffentlichungen fragen zu- nenten handeln, oder die Stoffe werden als Bestand- nehmend mehr Firmen, die Lebensmittelverpackun- teile von Rohstoffen mit in die Rezeptur eingebracht. gen herstellen oder verwenden, nach „mineralölfreien“ Klebstoffen. Die Anfragen differenzieren nicht nach • Wasserbasierende Klebstoffe/Dispersionen MKW aus FCM und MKW aus non-FCM, die analytisch Wasserbasierende Klebstoffe können Rezeptur- nicht zu unterscheiden sind. komponenten wie zum Beispiel Entschäumer auf Basis von „Mineralöl-Kohlenwasserstoffen“ enthal- Darüber hinaus ist nicht auszuschließen, dass der ten. Typischerweise ist die maximale Konzentration Gesetzgeber Regelungen zum Einsatz von niedermole- des Entschäumers in der Rezeptur nicht höher als kularen Kohlenwasserstoffverbindungen und –gemi- 0,5 %. Die Rohstoffe der mineralölbasierenden schen im lebensmittelnahen Bereich erlässt, welche Entschäumer in Klebstoffen für Lebensmittelbe- Konsequenzen z. B. im Hinblick auf die Verfügbarkeit darfsgegenstände sollen die Anforderungen als von Klebrohstoffen haben könnten. Ein entsprechen- FCM 95 erfüllen. des Deutsches Gesetz des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Typische Anwendungen derartiger Klebstoffe sind: (BMELV) über die: „Zweiundzwanzigste Verordnung zur Verpackung, Kaschierung und Etikettierung. Änderung der Bedarfsgegenständeverordnung (sog. „Mineralölverordnung“)9 wurde, wie bereits oben be- schrieben, in der Sitzung des Bundesrates am
TKPV-Merkblatt 7 Mineralölkohlenwasserstoffe • März 2023 Seite 7 von 10 16.12.2022 abgelehnt. Stattdessen wurde die Bundes- nischen Kommission Papier- und Verpackungskleb- regierung gebeten, zu prüfen, bei Bedarfsgegen- stoffe (TKPV) empfohlene Informationsformat 24 ständen aus Papier, Pappe und Karton aus Altpapier verwendet werden. anstelle der geplanten Vorschrift zur Verwendung einer funktionellen Barriere gegen Mineralöl (mit Aus- Klebstoffe für Papierprodukte, die recycelt nahmen) eine technisch mögliche und wirtschaftlich werden zumutbare Regelung zur Minimierung des Eintrags von MOAH in Druckfarben in den Papier- und Kartonagen- Neben der direkten Migration von MKW aus Kleb- Kreislauf zu erarbeiten.10, 11 stoffen zur Herstellung von Lebensmittelbedarfsgegen- ständen in Lebensmittel ist auch der Weg über das Papierrecycling zu beachten. Was können Klebstoffunternehmen zur Reduzierung von MKW in Lebensmittel- Da es bis dato keine sicher funktionierenden Methoden gibt, MKW komplett aus dem Papierrecyclingprozess bedarfsgegenständen beitragen? auszuschleusen, besteht die Möglichkeit, dass Kompo- nenten aus Klebstoffen, wenn auch in geringen Men- Bezogen auf den Einsatz von Klebstoffen gibt es grund- gen, über das Recyclingpapier in Lebensmittel ge- sätzlich zwei Eintragswege von MKW in Lebensmittel: langen. a) Die Migration von MKW aus Klebstoffen, die zur Anders als beim Weichmacher Diisobutylphthalat Herstellung und Verwendung von Lebensmittelbe- (DIBP), auf dessen Einsatz die deutsche Klebstoff- darfsgegenständen eingesetzt werden. industrie bereits schon 2009 im Rahmen ihrer b) Die Migration von MKW aus Recyclingpapieren/ Responsible Care Verantwortung freiwillig verzichtet -kartonagen, bei deren Produktion gebrauchte hat, ist aus technischen Gründen eine vollständige Papierprodukte eingesetzt werden, die mit Kleb- Substitution von MKW in Klebstoffen kurzfristig kaum stoffen, die solche Substanzen enthalten, herge- realisierbar; die Klebstoffindustrie arbeitet jedoch mit stellt wurden. Hochdruck an einer Reduzierung von lebensmittel- rechtlich unbewerteten MKW im Recyclingpapier. Im Folgenden werden für die vorgenannten zwei Ein- Damit unterstützt die deutsche Klebstoffindustrie das tragswege Möglichkeiten zur Reduzierung bzw. zur aus Umweltgesichtspunkten sicherlich sinnvolle Substitution von MKW beschrieben. Papierrecycling, auch für die Herstellung von Lebens- mittelverpackungen aus Karton. Klebstoffe zur Herstellung und Verarbeitung von Lebensmittelbedarfsgegenständen Zur Mineralöl-Thematik hat die FEICA im Juni 2022 eine aktualisierte „Guidance for evaluating the food Um ein Risiko durch den Übergang von MKW in contact status of adhesives containing mineral oil Lebensmittel abzuschätzen, wird empfohlen, in einem hydrocarbons”25 veröffentlicht, in der auch die vom ersten Schritt eine Risikobewertung der beabsichtigten Industrieverband Klebstoffe propagierten Maßnahmen Verwendung der Klebstoffe durchzuführen. Konkret unterstützt werden. sollte hinterfragt werden, ob unter Berücksichtigung der Barriereeigenschaft des Verpackungsmaterials ein Die Aussagen sind auch im Einklang mit der vom direktes Migrationspotential besteht (absolute oder Lebensmittelverband Deutschland e. V. (früher BLL: funktionelle Barriere – z. B. Glas vs. Kunststoff). Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde e. V.) im Dezember 2017 veröffentlichten Toolbox26 zu Wenn das Risiko einer Migration besteht, muss geprüft verstehen. In dieser Toolbox wurden eine Reihe von werden, ob die verwendeten Mineralöl-Komponenten Hintergrundinformationen und praktischen Entschei- toxikologisch bewertet sind, d. h. ob sie beispielsweise dungshilfen zusammengetragen, die von Unternehmen im Anhang 1 (Unionsliste) der Verordnung (EU) Nr. dazu verwendet werden können, in ihren Produkten 10/2011 gelistet sind. Ist dies nicht der Fall, sollten und Abläufen geeignete Maßnahmen zu einer weiteren weitere Maßnahmen geprüft werden, wie: Minimierung von MKW in Lebensmitteln zu treffen. Informationsweitergabe an den Verwender/ Trotz dieser wichtigen Beiträge der deutschen und der Kunden: europäischen Klebstoffindustrie für das Papierrecycling Hierbei sind vom Klebstoffhersteller die toxikologisch besteht jedoch weiterhin das Problem, dass MKW aus nicht bewerteten niedermolekularen Kohlenwasser- Papierprodukten, die nach Deutschland importiert wer- stoffverbindungen oder –gemische als Substanz mit den, in den Recyclingkreislauf gelangen, mit dem Risiko einer Einschränkung (10 ppb) und deren maximal zu einer anhaltenden Anreicherung im Papierrecycling- erwartenden Konzentrationen als Basis für eine Risiko- kreislauf. bewertung durch den nachgeschalteten Anwender/ Zum Schutz des Verbrauchers ist die Einbringung einer Kunden aufzuführen. Hierfür sollte das von der Tech- Barriere zwischen Recyclingkarton und Lebensmittel,
TKPV-Merkblatt 7 Mineralölkohlenwasserstoffe • März 2023 Seite 8 von 10 die eine kritische Migration unerwünschter Substanzen dungspotential haben als die gesättigten Kohlen- verhindert, eine nicht nur technisch sinnvolle, sondern wasserstoffe. gleichzeitig kurzfristig zu realisierende Lösung, die z. B. vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirt- schaft favorisiert wird8, die jedoch beim Papierrecyling Quellenachweise: auch Nachteile wegen der Verwendung von Kunst- stoffen als Barriereschichten mit sich bringen kann. 1 Studien des kantonalen Labors in Zürich (2010), z. B. „Biedermann M and Grob K, Is recycled news- paper suitable for food contact materials? Tech- Zusammenfassende Beurteilung nical grade mineral oils from printing inks. European Food Research and Technology, 230, Generell ist bei dem Thema MKW in Lebensmitteln zu 785-796“ und “Lorenzini R, Fiselier K, Biedermann beachten, dass es eine Vielzahl von möglichen Quellen M, Barbanera M, Brashi I and Grob K (2010) gibt, so dass man dies, wie auch bereits Vertreter von Saturated and aromatic mineral oil hydrocarbons Überwachungsbehörden es beschrieben haben 27, als from paperboard and food packaging: Prediction Kontaminantenproblem nur ganzheitlich angehen of long term migration from contents in the paper- kann. Ein wesentlicher Schritt hierzu ist die im Text board; data from the market. Food additives and bereits erwähnte EU-Initiative mit dem Ziel eines Moni- Contaminants 27, 1765-1774” torings von Kohlenwasserstoffen aus MKW in Lebens- mitteln, das für die Jahre 2017 und 2018 geplant war.2 2 Empfehlung (EU) 2017/84 der Kommission vom Zu einer Verbesserung der Datenlage zur Risikoab- 16. Januar 2017 über die Überwachung von schätzung sind wahrscheinlich auch noch weitere Mineralölkohlenwasserstoffen in Lebensmitteln Studien notwendig, aus denen sich dann zukünftig und Materialien und Gegenständen, die dazu allgemein anerkannte Grenzwerte ableiten lassen. bestimmt sind, mit Lebensmitteln in Berührung zu kommen In diesem Zusammenhang sind auch die von den deutschen Überwachungsbehörden zusammen mit der 3 Verordnung (EU) Nr. 10/2011 der Kommission Lebensmittelindustrie erarbeiteten Orientierungswerte vom 14. Januar 2011 über Materialien und für Mineralölkohlenwasserstoffe in Lebensmitteln 7 als Gegenstände aus Kunststoff, die dazu bestimmt wesentlicher Beitrag zu nennen. sind, mit Lebensmitteln in Berührung zu kommen inkl. Ergänzungen (zuletzt am 2. September 2020 Nachdem die Mineralöl-Problematik nun seit vielen durch Verordnung (EU) Nr.2020/1245) Jahren auch in der Öffentlichkeit diskutiert wurde, ist inzwischen allgemein anerkannt, dass aromatische 4 Verordnung (EU) Nr. 231/2012 der Kommission Kohlenwasserstoffe, die der MOAH-Fraktion zuge- vom 9. März 2012 mit Spezifikationen für die in ordnet werden, ein wesentlich höheres gesundheit- den Anhängen II und III der Verordnungen Nr. liches Gefährdungspotential haben als die alipha- 1333/2008 des Europäischen Parlaments und des tischen Kohlenwasserstoffe aus der MOSH-Fraktion. Rates aufgeführten Lebensmittelzusatzstoffe Daher befassen sich auch die gesetzlichen Aktivitäten (inkl. Ergänzungen, zuletzt am 12.08.2022 durch zu Beschränkungen fast ausschließlich mit der MOAH- Verordnung (EU) 2022/1396). Fraktion. 5 Oekologischer Landbau, Julius-Kuehn.de Bezüglich der MOSH-Fraktion sollte jedoch beachtet (Autoren: Stefan Kühne, Britta Friedrich JKI, Insti- werden, dass Teilfraktionen der MOSH-Fraktion von tut für Strategien und Folgenabschätzung, Klein- der EFSA toxikologisch bewertet und für Anwendungen machnow) mit Lebensmittelkontakt zugelassen sind. Dieser wesentliche Unterschied zwischen den gefährlicheren 6 Verordnung (EG) Nr. 889/2008 der Kommission aromatischen und den weniger gefährlichen gesättig- vom 5. September 2008 mit Durchführungsvor- ten Kohlenwasserstoffen wird leider in der öffentlichen schriften zur Verordnung (EG) Nr. 834/2007 des Diskussion häufig nicht berücksichtigt. Rates über die ökologische/biologische Produk- tion und die Kennzeichnung von ökologischen/ Bis zur Festlegung von allgemein anerkannten Grenz- biologischen Erzeugnissen hinsichtlich der öko- werten für Mineralölkohlenwasserstoffen sollten alle logischen/biologischen Produktion, Kennzeich- Beteiligten in der Lebensmittelkette weiter versuchen, nung und Kontrolle (inkl. Ergänzungen, zuletzt am die Belastung mit diesen Kontaminanten nach dem 15.07.2021 durch Verordnung (EU) 2021/1165). „ALARA“-Prinzip (as low as reasonably achievable) weiter zu reduzieren. Hierbei ist, wie bereits oben er- läutert, der Schwerpunkt zunächst auf eine Reduktion der aromatischen Mineralölanteile, den MOAH, zu legen, da diese bekanntermaßen ein höheres Gefähr-
TKPV-Merkblatt 7 Mineralölkohlenwasserstoffe • März 2023 Seite 9 von 10 7 MOH-Orientierungswerte, Länderarbeitsgemein- 17 Loi no 2020-105 du 10 février 2020 relative à la schaft Verbraucherschutz Arbeitsgruppe Lebens- lutte contre le gaspillage et à l’économie circulaire mittel- und Bedarfsgegenstände, Wein und Kos- (AGREC) [Journal Officielle de la République Fran- metika (ALB), Lebensmittelverband Deutschland çaise vom 11. Februar 2020] e. V. https://www.lebensmittelverband.de/de/aktuell/ 18 Décret no 2020-1725 du 29 décembre 2020 20190502-veroeffentlichung-moh- [Journal Officielle de la République Française vom orientierungswerte 30. Dezember 2020] 8 „Übergänge von Mineralöl aus Verpackungsmate- 19 Arrêté du 1er octobre 2021 [Journal Officielle de rialien auf Lebensmittel“ Stellungnahme Nr. la République Française vom 27. Oktober 2021] 008/2010 des BfR vom 9. Dezember 2009 20 Arrêté du 13 avril 2022 [Journal Officielle de la 9 Zweiundzwanzigste Verordnung zur Änderung République Française vom 3. Mai 2022] der Bedarfsgegenständeverordnung, Entwurf vom 19.08.2022. 21 Verordnung des EDI 817.023.21 über Materialien und Gegenstände, die dazu bestimmt sind, mit 10 „Beschluss des Bundesrates: Zweiundzwanzigste Lebensmitteln in Berührung zu kommen (Bedarfs- Verordnung zur Änderung der Bedarfsgegen- gegenständeverordnung) vom 16. Dezember ständeverordnung“ vom 16.12.2022, Bundesrat 2016 (Stand am 15. Oktober 2022) Drucksache 390/22 (Beschluss) 22 Lebensmittel- und Gebrauchsgegenständever- 11 Empfehlungen der Ausschüsse AV – G – U – Wi zu ordnung 817.02 (LGV) vom 16. Dezember 2016 Punkt … der 1029. Sitzung des Bundesrates am 16. (Stand am 1. Juli 2020) Dezember 2022, Bundesrat Drucksache 390/1/22 23 FEICA-Studie “Extraction, migration simulation 12 Safety assessement of ‚waxes, paraffinic, refined, and storage test regarding oligomeric hydro- derived from petroleum-based or synthetic hydro- carbons from hotmelt adhesives used in card- carbon feedstock, low viscosity’ for use in food board packaging” Labor Lommatzsch & Säger, contact materials EFSA Journal 2023;21(2) 7761 2021 https://www.efsa.europa.eu/en/efsajournal/pub/ https://www.feica.eu/information-center/all- 7761 information-centre/preview/1214/feica- commissioned-study-safety-packaging-hotmelts- 13 Standing Committee on Plants, Animals, Food and october-2021?id=3f329bcf-8ae6-4ec3-9493- Feed Section Novel Food and Toxicologial Safety 8a54c614e578&filename=Final+Report+Feica+S of the Food Chain 21 April 2022 tudy+Oct+2021+with+FEICA+logo.pdf https://ec.europa.eu/food/system/files/2022- 05/reg-com_toxic_20220421_sum.pdf 24 TKPV-Merkblatt „Lebensmittelrechtlicher Status Klebstoffe“ 14 „Hochraffinierte Mineralöle in Kosmetika: Ge- https://www.klebstoffe.com/informationen/merk sundheitliche Risiken sind nach derzeitigem blaetter/ Kenntnisstand nicht zu erwarten“ aktualisierte Stellungnahme Nr. 008/2018 des BfR vom 27. 25 FEICA Guidance for evaluating the food contact Februar 2018 status of adhesives containing mineral oil hydro- carbons: 15 „Scientific Opinion in Mineral Oil Hydro-carbons https://www.feica.eu/search_results/preview/feic in Food“ EFSA Journal Vol.10 Issue 6 Seite 2704 ff, a-guidance-regarding-food-contact-mohs- Stellungnahme der EFSA (European Food Safety adhesives?id=2e88ef12-3546-48c0-b6a9- Authority) vom 6. Juni 2012 f43e1d1bcbeb&filename=FEICA+guidance+regar ding+food+contact+of+MOHs+in+adhesives.pdf 16 Verordnung (EG) Nr. 1333/2008 des europäi- schen Parlaments und des Rates vom 16. Dezem- 26 BLL „TOOLBOX zur Vermeidung von Einträgen ber 2008 über Lebensmittelzusatzstoffe (inkl. unerwünschter Mineralölkohlenwasserstoffe in Ergänzungen, zuletzt am 27. Februar 2017 durch Lebensmittel“ Verordnung (EU) 2017/335 der Kommission vom https://www.lebensmittelverband.de/de/lebensm 27. Februar 2017 ittel/verpackung/mineraloeluebergaenge/toolbo x-vermeidung-mosh-moah 27 Both S, Helling R, 2016 In aller Munde … Mineral- öle, DLR Dezember 2016, 533-539
TKPV-Merkblatt 7 Mineralölkohlenwasserstoffe • März 2023 Seite 10 von 10 Alle verfügbaren Merkblätter der Technischen Kommission Papier- und Verpackungsklebstoffe (TKPV) im Industrieverband Klebstoffe finden Sie in der jeweils aktuell gültigen Fassung unter www. klebstoffe .com Die Info-Plattform im Internet. Alles Wissenswerte aus der Welt, in der wir (k)leben. Die Hinweise und Angaben in diesem Merkblatt entsprechen bestem Wissen nach derzeitigem Stand der Technik. Sie dienen zur Information und als unverbindliche Richtlinie. Gewährleistungsansprüche können daraus nicht abgeleitet werden.
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