Und der Zukunft zugewandt - Medium Magazin

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Und der Zukunft zugewandt - Medium Magazin
Medien. Ost-West

TEXT: ANNE HAEMING

Und der Zukunft zugewandt
Ihre Titel seien Heimatpflege für viele in Ostdeutschland, sagen unisono
Stefan Kobus (Super-Illu) und Wolfgang Hübner (Neues Deutschland).
Anne Haeming sprach mit beiden über ostdeutsches Blattmachen und
westdeutsche Blickwinkel.

Stefan Kobus hat eines dieser Eckbüros,                 Seit Herbst 2003 ist Kobus bei der Su-               Zukunftskonzept sei er der Falsche. Die Re-
die mal als Statussymbol galten. Hinter               per-Illu, seit 2016 als Chefredakteur, in-             daktion der 73-jährigen ND mit ihren 60
der Fensterfront schummert der weite                  klusive Verantwortung fürs Verbraucher-                Vollzeitstellen sitzt wie schon 1972 in diesem
Horizont der Hauptstadt in Winterabend-               monatsheft Guter Rat, das 1945 noch in                 Gebäude im Osten der Stadt, zwischen Ost-
pastell, davor glänzt die Berliner Philhar-           der Sowjetischen Besatzungszone gegrün-                bahnhof und Karl-Marx-Allee. Das Büro
monie und das Sony-Center. Nur 200                    det wurde und heute noch 125.000 Exem-                 von Correctiv, der Club Berghain sind nicht
Meter vom ehemaligen Mauerstreifen am                 plare verkauft.                                        weit, auf der einen Seite gibt’s den „Alpen-
Potsdamer Platz entfernt arbeitet der                   Das Fenster im zweiten Stock, aus dem                wirt“, auf der anderen das Lokal „Volks-
Chefredakteur der Super-Illu – mit West-              der Neues-Deutschland-Chefredakteur                    kammer“ mit „gutbürgerlicher DDR-Kü-
blick. „Moment“, sagt Kobus, „nur in                  Wolfgang Hübner schaut, ist auch gen Wes-              che“. Die Adresse Franz-Mehring-Platz 1
eine Richtung zu schauen, ist ja genau                ten gerichtet. Hübner ist seit 1985 beim Blatt,        erinnert an das frühe SPD-Mitglied Mehring,
das, was wir nicht tun.“ Er geht ans Fens-            seit 2018 Chefredakteur, aber nur „amtie-              den Chefredakteur vieler Zeitungen wie der
ter und deutet nach rechts: dort ist Osten,           rend“: „Ich erinnere meinen Geschäftsfüh-              Frankfurter Zeitung, der Neuen Zeit, der
dort verlief die Mauer. „Und sonst kann               rer regelmäßig, dass das für den Übergang              Leipziger Volkszeitung und Mitbegründer
ich immer noch auf die Dachterrasse ge-               gedacht ist“, sagt er. Er könne den Laden              der KPD 1918. Im Verlagsgebäude auf dem
hen.“                                                 am Laufen halten, klar, aber für das große             Grundstück, an dem das ND beteiligt ist und

                                                                                                                                                                 FOTOS: SUPER-ILLU/GORAN NITSCHE, ND/FRANK SCHIRRMEISTER

Größer geht’s kaum: Die jährliche „Goldene Henne“-Preisverleihung, übertragen in rbb und MDR, gehört zum Markenprofil der Super-Illu: große Show mit rotem
Teppich und Stars und Glitzern, moderiert von Kai Pflaume. Der Politikpreis ging in diesem Jahr an die ersten Montagsdemonstrierenden von 1989.

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Und der Zukunft zugewandt - Medium Magazin
„Wir leben
                                                                                               auch vom
                                                                                               alten Ruf.“
                                                                                               Wolfgang Hübner, ND

das teils der Linken gehört, residieren auch    wird, die Augen öffnen für blinde Flecken
die Rosa-Luxemburg-Stiftung, diverse Bü-        in der Berichterstattung? Zumindest lädt
ros, dazu Co-Working-Spaces und ein Café.       es zum Vergleichen ein. Um Gemeinsam-
  Die Wochenzeitschrift Super-Illu und die      keiten herauszuschälen, Differenzen stehen
Tageszeitung Neues Deutschland sind bei-        zu lassen, Stereotype zu hinterfragen.
de überregional ausgerichtet, werden aber         Zumal an der Spitze der Redaktionen
im Westen gerne als Regionaltitel wahr-         derzeit ein Wessi und ein Ossi stehen. Bei
genommen. Ein schiefer Blick: Schließlich       der Super-Illu Kobus, der zwei Jahre nach
umfasst jene „Region“ 14 Millionen Men-         dem Mauerbau zur Welt kam in Trier, der
schen in fünf Bundesländern zwischen            Geburtsstadt von Karl Marx. Beim Neuen
Ostsee und Erzgebirge.                          Deutschland Hübner, zwei Jahre vor dem
  Beide Titel bieten, so die Chefredakteure,    Mauerbau geboren, Studium an der Karl-
heute eine Art „Heimatpflege“ für Men-          Marx-Uni in Leipzig, ab 1985 beim ND.
schen, die ostdeutsch sozialisiert sind. „Die     Um zu Stefan Kobus in den sechsten Stock     „Das Weltereignis als Nebensache“:
                                                                                               So beschreibt Wolfgang Hübner die Reaktion des
Stimme der Ostdeutschen sind wir nicht,         zu kommen, eine Etage über der Bunten          ND auf Mauerfall und Grenzöffnung. Am 10. 11. 1989
dafür sind wir viel zu klein“, sagt Hübner.     und anderen Burda-Titeln, braucht man          wurde im „Bericht über Schabowskis Presse-
Eher stimme, dass „wir uns konkreter und        eine Zugangskarte für den Aufzug.              konferenz die Grenzfrage sehr weit hinten
vielfältiger mit ostdeutschen Themen be-          Um Wolfgang Hübner zu besuchen, steigt       erwähnt – verschämt, unvollständig und fast
                                                                                               unsichtbar“, in der Ausgabe vom 11. 11. kaum mehr.
schäftigen als die Überregionalen“. Dass        man in einen Paternoster und lässt sich
gerade die ältere Leserschaft beim ND noch      zwei Etagen nach oben gleiten. Im Vorraum
eine „politische Heimat“ finde, verbucht        der Super-Illu-Etage stehen Glasvitrinen,
er als „kulturell-psychologischen Nebenef-      etwa mit der „Goldenen Henne“, dem Preis
fekt“.                                          mit seiner jährlichen promigefüllten
  Beim Blick in die beiden Blätter wird für     TV-Gala. An der Fassade des ND-Redak-
den westsozialisierten Blick sofort klar:       tionsgebäudes steht ein Zitat von Karl
Deren Ansatz, Themenauswahl, Blickrich-         Marx: „Die soziale Revolution kann ihre
tung ist anders als beim ganzen großen Rest.    Poesie nicht aus der Vergangenheit schöp-
  Allein die Ausgaben des Herbstes: Die         fen, sondern nur aus der Zukunft.“
Super-Illu titelt mit „Die Mauer in unseren       Auch 17 Jahre nachdem Stefan Kobus zur
Köpfen“ zum 9. November, mit dem „neu-          Super-Illu stieß, irritieren ihn immer noch
en Pittiplatsch“, Peter Maffay zum 70. Oder     so manche Kollegen-Reaktionen auf sein
Linken-Politiker Gregor Gysi, der über          Blatt. „Warum gibt die Kanzlerin ausge-
seine Partei sagt: „Wir haben den Osten         rechnet diesem Blatt ein so wichtiges In-
vernachlässigt.“ Drinnen dann eine Ost/         terview? Wie kommt es, dass Dax-Vorstän-       … und die Titelseite 30 Jahre später:
West-Umfrage, die die ganze Kluft zwi-          de mit einem Heft reden, auf dessen Cover      Mit einem Blick auf die Mauer damals als
                                                                                               Foto – und in Form eines Interviews mit
schen den beiden Landesteilen offenlegt,        Stefanie Hertel zu sehen ist?“, hört er bis-   Schriftsteller Christoph Hein über die Monate vor
jeweils mehrere Seiten Analyse über die         weilen. Seine Erklärung: „Es ist Symptom       und nach dem November 1989.
Linkspartei, zum Pflegereport, Interviews       für die Arroganz, die die Westdeutschen
mit dem EnBW-Vorstand übers Klimapa-            gegenüber den Ostdeutschen haben.“
ket, mit Jens Spahn und Roland Kaiser über        Ein wenig erinnere ihn das an damals,
Organspenden, mit dem BMW-Vorstand.             als er als Jungredakteur 1990/91 mithalf,
Dazu Kinderseiten, Ratgeberstücke, Plätz-       für den Bauer-Verlag Unsere Illustrierte
chen-Rezepte und „Vegetarisch genießen“.        zu starten. Gemacht von westdeutschen
  Im Neuen Deutschland gibt es Analysen         Männern in Hamburg, die Zigarre in der
über die Folge des Berliner Mietpreisde-        Hand, gedacht für den ostdeutschen Markt:
                                                                                                                          Seit 1985 gehört er
ckels für Wohnungsbaugenossenschaften,          „Diese Attitüde gibt es heute leider immer                                schon der ND-Redaktion
das Porträt einer Labour-Abgeordneten,          noch“, sagt er.                                                           an: Chefredakteur
Hintergrundstücke über die aktuelle Lage          Damit meint er auch die blinden Flecken                                 Wolfgang Hübner, der
im Libanon, der Ukraine, den FC Erzge-          in der überregionalen Berichterstattung –                                 nach dem Abgang von
                                                                                                                          Tom Strohschneider
birge Aue oder die Schwäche der linken          und einen eindimensionalen Blick: „Es                                     Ende 2017 das Amt
Opposition in der DDR; und in der Wo-           werden häufig Klischees bedient: Etwa als                                 übernahm.
chenendausgabe eine Doppelseite Repor-          ob alle fremdenfeindlich seien und der
tage aus dem pfälzischen Eisenberg neben        Osten der alleinige Nährboden für Rechts-
Geschichten aus Bremen.                         extremismus“, sagt er. Leider nähmen
  Kann ein solcher Blick in Zeiten, in denen    viele die ostdeutsche Bevölkerung in Sip-
über Ost/West-Journalismus debattiert           penhaft. „Ich verstehe es ehrlich gesagt

                                                                                                                                              45
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Medien. Ost-West

                                                  nicht. Man muss doch in der Lage sein, so        Die Super-Illu startete 1990 mit einer
                                                  umfassend wie möglich auf Themen zu            Auflage von 900.000, heute sind es
                                                  schauen.“                                      236.000. Die ND-Auflage lag 1991 laut Ei-
                                                    Fürs Stellenportal Xing schrieb Kobus        genauskunft bei 210.350 verkauften Aus-
                                                  Anfang November in einem Kommentar             gaben, gegen Ende 2019 sind es rund
                                                  zum Mauerfalljubiläum, wie sehr nicht nur      20.000 (IVW 3/19). Die Verluste sind un-
                                                  ihn „Gottschalks große 80er-Show“ Ende         terschiedlich stark. Bei Super-Illu rund
                                                  Oktober im ZDF irritiert habe – nur West-      3,8 Prozent zum 3. Vorjahresquartal (IVW),
                                                  Songs und West-Stars, dazu Kati Witt als       bei ND dagegen rund 18 Prozent, doch
                                                  Alibi. Ein Lehrbuchbeispiel für den Blick      beide steuern dagegen:
                                                  vieler westdeutscher Medienhäuser, findet        Die Super-Illu mit lesernahen „Stadtge-
                                                  er. Die beiden Teile Deutschlands, schrieb     sprächen“ zum Mauerfalljubiläum mit
                                                  er, seien nun einmal nicht zusammenge-         Kobus, Gysi und Gästen und einem immer
So sah sie mal aus: die Erstausgabe der           wachsen, sondern „brachial zusammen-           stärker werdenden Politik-/Wirtschafts-
Super-Illu. Mit allem, was die LeserInnen der     geführt“ worden, bis heute könnten West-       teil, den Kobus auch zunehmend auf der
Redaktion zufolge so brauchen konnten: Tipps
für Gebrauchtwagen, Zukunftsberufe und Sex.       sozialisierte nicht nachempfinden, „wie        Eins sichtbar machen will.
                                                  heftig der Bruch in der Biografie der Ost-       Beim ND generalüberholte man vor einem
                                                  deutschen zur Wendezeit war“.                  Jahr die Wochenendausgabe, die nun ma-
                                                    Wenn Hübner erzählt, wie er die Tona-        gazinig daherkommt in Layout und
                                                  lität in der Medienlandschaft einschätzt,      Langstücken und „mit allen Konjunktiven
                                                  klingt er positiver: „Ich habe den Eindruck,   versehen im schlimmsten aller Fälle auch
                                                  dass sich im Vorfeld des 30. Mauerfall-Jah-    solo als Wochenzeitung funktionieren
                                                  restags mehr Sensibilität entwickelt hat“,     könnte“, so Hübner; dazu das Online-Bei-
                                                  sagt er mit Blick auf überregionale Medien.    boot „Supernova“, so was wie Bento oder
                                                  „Anders als in den 90ern haben Redakti-        Zett, nur vom Kern her explizit politisch,
                                                  onen das Leben in Ostdeutschland als           gesellschaftskritisch. Vor einem Jahr stand
                                                  wichtiges Thema erkannt – und die Ost-         die Zeitung auf der Kippe, die Kuh scheint
                                                  deutschen als gleichberechtigten Teil der      fürs Erste vom Eis, Planungssicherheit
                                                  Bevölkerung.“ Es setze sich der Eindruck       gebe es mindestens für ein weiteres Jahr.
                                                  durch, dass es „im Osten jede Menge kul-       Und er sagt auch: „Wir leben auch vom
                                                  tureller Eigenständigkeiten gibt, die eine     alten Ruf“, als Zeitung für ein ostdeutsches
Zum Mauerfall-Jubiläum 2019                       Bereicherung sein können“. Auch dank           Publikum. Allerdings: Die Assoziation mit
gab die Super-Illu eine Umfrage in Auftrag mit    Vorbilder in der ersten Politikliga wie Jo-    dem Zentralorgan der SED könne ein
bemerkenswerten Ergebnissen. Frage: Wer ist
Ihrer Meinung nach fleißiger? 5 Prozent der       achim Gauck oder Angela Merkel.                „Hemmschuh“ sein; bei Generationen, die
Ostdeutschen antworten: Westdeutsche.               In einem Gastbeitrag für die Zeitung des     das noch wüssten.
8 Prozent der Westdeutschen antworten:            Deutschen Kulturrats schrieb er über die         Und beide setzen auf interne Vielfalt: Ihre
Ostdeutsche. 21 Prozent der Ostdeutschen fühlen
                                                  unterstützende Rolle des ND im deutschen       Redaktionen seien je halb ost-, halb west-
sich am ehesten als Ostdeutsche – nur 6 Prozent
der Westdeutschen vor allem als Westdeutsche.     Medienmarkt seit 1990: „Auch das ist In-       deutsch besetzt, sagen Hübner und Kobus
                                                  tegration: sich unter radikal anderen Be-      unisono, alle stellen sich einzeln auf den
                                                  dingungen zurechtzufinden und zu be-           Homepages transparent vor, die Vielfalt
                                                  haupten; mit den Lesern im kritischen,         ist sichtbar. Bei der jüngeren Generation
                                                  aber nicht defätistischen Gespräch zu          verwischten die Grenzen sowieso, findet
                                                  bleiben über Probleme der Vergangenheit        Hübner, klar gebe es unterschiedliche As-
Seit Herbst 2003 gehört                           und Defizite der Gegenwart; Teil eines         soziationen, Codes wie Interpretationen
der gebürtige Trierer
                                                  kontroversen, aber nicht destruktiven          von Karl Marx. Aber: „Mir ist wichtiger,
Stefan Kobus schon
zur Super-Illu,                                   Diskurses über demokratische Möglich-          wie mit Themen umgegangen wird.“
vor fast vier                                     keiten und Herausforderungen zu wer-             Er sei ein „großer Gegner jeglicher Quo-
Jahren löste                                      den.“                                          ten“, betont Stefan Kobus: „Keine Redak-
er Robert
Schneider
                                                    Die Geschichte der beiden Publikationen      tion wird ostkompetent, nur weil sie fünf
(heute CR                                         könnte nicht unterschiedlicher sein. Die       Ossis einstellt.“ Er findet: „Es braucht vor
Focus) als                                        eine wurde 1990 vom Westverlag Burda           allem gute Journalisten. Und ein guter
Chefredak-                                        gegründet, die andere 1947 von der SED         Journalist ist sensibilisiert – auch für sei-
                                                                                                                                                 FOTO: SUPER-ILLU

teur ab.
                                                  (und heute zu 50 Prozent im Besitz der         ne blinden Flecken.“ Doch er weiß auch,
                                                  Linken-Vermögensgesellschaft Fevac, die        dass das, was nach einer Binse klingt, of-
                                                  andere Hälfte gehört der parteinahen Ge-       fenbar vielen im Journalismus schwerfalle.
                                                      nossenschaft Communio).                    Seine Erklärung dafür: „Unkenntnis, Über-

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Und der Zukunft zugewandt - Medium Magazin
„Keine Redaktion wird
ostkompetent, nur weil
sie fünf Ossis einstellt.“
Stefan Kobus, Super-Illu

heblichkeit, Borniertheit.“ Und er führt            gliedschaft bei der KPO aus der Partei aus-              in Interviews, dass Super-Illu und Guter
jene Statistik an, nach der jeder Ostdeut-          geschlossen. Er starb 1991 in Berlin. Auch               Rat für den „Zusammenhalt in der Gesell-
sche schon in Westdeutschland gewesen               eine Ost-West-Biografie.                                 schaft“ werben und dazu beitrügen, „dass
sei, aber nur jeder zweite Westdeutsche in            Stefan Kobus schaut auf eines der groß-                das Land hoffentlich doch nicht kippt“.
seinem Leben schon einmal in Ostdeutsch-            formatigen knallbunten Collagen-Gemäl-                   Solchen Magazinen komme „eine wichti-
land.                                               de von Jens Lorenzen, geboren 1961 in                    ge Brückenfunktion“ zu: Sie erreichten
  Wenn Wolfgang Hübner den Blick von                Schleswig, seit 1991 in Berlin. Dies hier ist            Milieus, die andere nicht erreichen.
seinem Schreibtisch hebt, schaut er auf             von 2004, lauter Schnipsel, die Super-Illu                 Und überhaupt: „Ein großes gesellschaft-
ein Ölgemälde an der Wand gegenüber.                und Guter Rat, klar, „Club Cola“, das Sand-              liches Problem ist, dass wir uns nur noch
Ein Hügel, ein Strommast, Kinder, frische           männchen, der Ampelmann. Ein Gu-                         in geschlossenen Zirkeln aufhalten. Von
Wäsche auf der Leine – und mittendrin als           te-Laune-Bild, eines, das die großen                     dieser Abschottung sollten wir uns auch
Slogan der Satz „Es lebe die KPD“. „Das             DDR-Marken bewahrt, auf die sich alle                    im Medienbereich verabschieden.“
stand hier jahrelang in einer Rumpelkam-            einigen können. Dass sich viele auf die                    Am Ende bekam die Super-Illu übrigens
mer“, sagt Hübner, sicher eine West-Sze-            demokratiestärkende Kraft der Medien                     Silber.
ne, „in der DDR hätte da SED gestanden“.            nicht einigen können, macht Kobus Sor-
Doch der gebürtige Gelsenkirchener Ma-              gen. „Sachsen wählte bei der Landtagswahl
ler Fritz Duda, Mitglied der KPD-Opposi-            zu 27 Prozent die AfD. Für deren Anhänger
tion, studierte ab 1924 an der Kunsthoch-           sind wir die Lügenpresse – das ist in un-
schule in Berlin-Weißensee, bis er 1933             serem verkaufsstärksten Bundesland schon                 ANNE HAEMING
ausgeschlossen wurde, ab 1936 nicht mehr            eine Herausforderung“, sagt er.                          ist Redaktionsmitglied des medium
ausstellen durfte. Nach dem Krieg blieb er            Umso mehr freut er sich über die Lead-                 magazins und freie Journalistin in Berlin.

in der DDR, trat der SED bei, wurde von             Awards-Nominierung Anfang Dezember.
                                                                                                             www.annehaeming.de
1950 bis 1957 wegen seiner früheren Mit-            Deren Ausrichter Markus Peichl erklärte

Was Journalisten                                                                                                                             EURO

2020 bewegt                                                                                                                            19,50
                                                                                                                                        ZZGL. VERSAND
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Und der Zukunft zugewandt - Medium Magazin
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