VERANSTALTUNGSPROGRAMM - JANUAR - JUNI 2021
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GEDENKSTÄTTE AHLEM VERANSTALTUNGSPROGRAMM JANUAR – JUNI 2021 Vorträge • Diskussionen • Zeitzeugengespräche • Lesungen 2021 2
INHALT EINFÜHRUNG ________________________________________ 06 GEDENK-STÄTTE AHLEM (LEICHTE SPRACHE) _______________ 09 17. UND 18. JULI 2021 | 12 – 19 UHR DENK.MAL.GARTEN.FEST 2021__________________________ 18 GEDENKTAGE 2021 Gedenkveranstaltung in der Gedenkstätte Ahlem ________12 - 14 Mittwoch, 27. Januar 2021 | 12.00 Uhr Gedenktag für die Opfer und Verfolgten des Nationalsozialismus_______________________________ 12 Donnerstag, 28. Januar 2021 Online-Forum „Alle-Erinnern“ zu Demokratie und Beteiligung______________________________________ 13 Mittwoch, 03. März 2021 | 12.00 Uhr Gedenkveranstaltung für die Opfer des Völkermordes an den Sinti und Roma in der Zeit des Nationalsozialismus____ 13 Montag, 22. März 2021 Gedenkveranstaltung für die Ermordeten im System der Zwangsarbeit während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft _________________________________ 14 21. JANUAR 2021 | 19 UHR Ersatztermin bei coronabedingter Verschiebung: 11. März 2021 Die deutsche Besatzungspolitik in Luxemburg während des Zweiten Weltkrieges Vortrag von Dr. Beate Welter_____________________________ 16 18. FEBRUAR 2021 | 19 UHR Ersatztermin bei coronabedingter Verschiebung: 1. April 2021 Deutsche Besatzungspolitik in Polen: Geschichte, Folgen, Aufarbeitung Vortrag von Dr. Markus Roth_____________________________ 17 28. FEBRUAR 2021 | 15 UHR Ersatztermin bei coronabedingter Verschiebung: 2. Mai 2021 Klassenfoto mit Massenmörder Lesung mit Jürgen Gückel _______________________________ 18 18. MÄRZ 2021 | 19 UHR Deutsche Besatzungspolitik in der Ukraine, in Belarus und dem Baltikum: Geschichte, Folgen, Aufarbeitung Vortrag von Dr. Bert Hoppe______________________________ 20
28. MÄRZ 2021 | 15 UHR Ersatztermin bei coronabedingter Verschiebung: 6. Juni 2021 Späte Strafverfahren gegen NS-Täter Vortrag von Dr. Jens Lehmann____________________________ 22 25. APRIL 2021 | 15 UHR Interview mit einem NS-Verbrecher: Keine Strafe, keine Reue? Vortrag von Julian Feldmann_____________________________ 23 29. APRIL 2021 | 19 UHR Deutsche Besatzungspolitik: Geschichte, Folgen, Aufarbeitung. Der Fall Griechenland Vortrag von Dr. Iason Chandrinos_________________________ 24 16. MAI 2021 | 15 UHR Hannibal, Todeslisten, Tag X - Rechte Netzwerke in der Bundeswehr und anderen Sicherheitsbehörden Vortrag von Christina Schmidt___________________________ 25 21. MAI 2021 | 19 UHR Wiedergutmachung: Entschädigung für NS-Verfolgte in West- und Osteuropa nach 1945 Vortrag von Dr. Benno Nietzel___________________________ 26 6. JUNI 2021 | 10.30 – 13 UHR Das Holocaust-Mahnmal am Opernplatz in Hannover Führung mit Dr. Peter Schulze ____________________________ 27 17. JUNI 2021 I 19 UHR Gedenken an die Besatzung Polens und an den Vernichtungskrieg in Osteuropa Eine Podiumsdiskussion mit Prof. Wolfgang Benz, Prof. Stephan Lehnstaedt und Emilie Mansfeld ______________ 29 27. JUNI 2021 I 15 UHR „Probelauf“ für den Holocaust: Das kurze Leben von Hans Rosenbaum in den Rotenburger Anstalten der Inneren Mission Vortrag von Dr. Anke Sawahn ____________________________ 30 WANDERAUSSTELLUNG DER GEDENKSTÄTTE AHLEM Deportationsort Ahlem - „Judentransporte“ aus Hannover 1941-1944 ____________________________31 - 32 EIGENPUBLIKATIONEN Ausstellungskatalog, Schriftenreihen____________________33 - 36 ANFAHRT UND KOOPERATIONEN_________________________ 38
EINFÜHRUNG Die Gedenkstätte Ahlem bietet den Besucherinnen und Be- suchern seit ihrer Neueröffnung im Juli 2014 ein erweitertes, abwechslungsreiches Veranstaltungsprogramm. Während im Haus der Region die bekannte Vortragsreihe weitergeführt wird, bietet auch der Gerson-Saal in der Gedenkstätte Ahlem einen Veranstaltungsort mit Platz für 100 Gäste. Bitte nutzen Sie die Möglichkeit, sich durch telefonische Anmeldung einen Platz zu sichern. Das Programm in der Gedenkstätte beinhaltet Lesungen, Filmvorführungen und Konzerte sowie Gedenktage. An jedem ersten und dritten Sonntag im Monat wird um 14 Uhr eine öffentliche Führung durch die Dauerausstellung angeboten (Mindestteilnehmerzahl fünf Personen). Sollten Sie an dieser Führung mit einer Gruppe teilnehmen wollen, bitten wir Sie, sich vorher telefonisch unter (0511) 616-23745 anzumelden. 06
Ob das Programm wie geplant stattfinden kann und die öffentlichen Führungen angeboten werden können, wird von der aktuellen Entwicklung bezüglich Corona abhängen. Aktuelle Informationen zu den Veranstaltungen entnehmen Sie bitte den lokalen Medien oder der Homepage der Gedenkstätte Ahlem. Zusätzlich zu den Führungen bietet die Gedenkstätte Ahlem die Möglichkeit, sich die Ausstellungsräume und das Außengelände mittels eines Mediaguides zu erschließen. Neben fremdspra- chigen Angeboten hält der Mediaguide zudem vertiefende, deutschsprachige Angebote bereit. Besucherinnen und Besucher mit fundierten Kenntnissen finden hier ebenso neue Informatio- nen und spannende Rundgänge durch die Ausstellung wie Per- sonen, die die Gedenkstätte Ahlem zum ersten Mal besuchen. Ein sonntäglicher Besuch der Gedenkstätte kann von 15 bis 18 Uhr mit Kaffee und Kuchen im Café Jerusalem („Haus der Hoff- nung“, Wunstorfer Landstraße 5) seinen Ausklang finden. 07
Das „Neue Land“ e.V. bietet an jedem dritten Sonntag im Monat um 17 Uhr eine Führung durch das ehemalige Mädchenhaus an. Treffpunkt ist der „Raum der Erinnerung“ im „Haus der Hoff- nung“. Die Führung dauert etwa 40 Minuten und informiert über die Geschichte des Hauses und die heutige Nutzung. Die Gedenkstätte Ahlem kooperiert ab 2018 mit den Volkshoch- schulen Calenberger Land, Langenhagen und Ostkreis Hanno- ver. Die gemeinsamen Veranstaltungen finden Sie in diesem Programm. Öffnungszeiten der Gedenkstätte: Di., Mi. und Do. 10 bis 17 Uhr (in den Schulferien: 10-15 Uhr) / Fr. 10 bis 14 Uhr So. 11 bis 17 Uhr / Mo., Sa. und an Feiertagen geschlossen Aktuelle Hinweise finden Sie im Internet unter: www.gedenkstaette-ahlem.de. Die Veranstaltungen der Gedenkstätte Ahlem finden in der Regel statt im Haus der Region, Hildesheimer Straße 18, 30169 Hannover oder in der Gedenkstätte Ahlem, Heisterbergallee 10, 30453 Hannover. Anmeldung zu einem Besuch ohne Führung Der große Besucherandrang hat auch seine Schattenseite: Er macht es notwendig, dass sich auch Gruppen anmelden, die keine Führung wünschen. Nur so ist ein gewinnbringender Besuch von Gedenkstätte und Ausstellung gewährleistet. Vielen Dank für Ihr Verständnis! Ein herzliches Dankeschön an alle Kolleginnen und Kolle- gen, die hinter den Kulissen – in der Technik, im Sitzungs- dienst, an der Rezeption, in der Reinigung und im Rech- nungs- und Buchungswesen – tätig und für die Realisierung des Programmes unentbehrlich sind. Sie helfen uns dabei, dass unsere Gäste sich bei uns wohlfühlen. 08
Gedenk-Stätte Ahlem Gedenken bedeutet: an etwas denken, sich erinnern, etwas nicht vergessen. Mit einer Gedenk-Stätte will man an etwas erinnern. Damit die Menschen nicht vergessen, was dort passiert ist. Die Gedenk-Stätte Ahlem war früher eine jüdische Schule für Garten-Bau. Dann sind die Nazis gekommen. Sie haben ein Gefängnis gebaut. Und Juden eingesperrt. Heute ist dort ein Denk-Mal für die verfolgten und ermordeten Juden. Das ganze Jahr über gibt es verschiedene Veranstaltungen. Zum Beispiel Kurse für Schul-Klassen. Aber auch Konzerte von Künstlern aus Israel. Film-Vorführungen. Gedenk-Stätte Ahlem Heisterbergallee 10, 30453 Hannover Telefon: 0511 / 61 62 37 45 www.gedenkstaette-ahlem.de 09
17. UND 18. JULI 2021 | 12 – 19 UHR DENK.MAL.GARTEN.FEST 2021 Die ehemalige Israelitische Gartenbauschule in Ahlem war lange Zeit ein Ort vielfältigen jüdischen Lebens, zu dem natürlich auch die Kultur, die Musik und das Feiern ge- hörten. Mit dem dritten Denk.Mal.Garten. 2021 Fest möchte die Gedenkstätte Ahlem an die positive Geschichte des Ortes anknüp- fen. Die ursprünglich für 2020 geplante Veranstaltung soll in diesem Sommer nachgeholt werden. Gemeinsam mit unseren Nachbarn auf dem weitläufigen Gelände - der Justus-von-Liebig-Schule der Region Hannover, der Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau Ahlem oder dem Verein Neues Land - werden wir versuchen, so zu feiern wie es die dann geltenden Corona-Reglungen zulassen. Bei freiem Eintritt ist an zwei Tagen auf verschiedenen Bühnen ein buntes Programm geplant: Kleinkunst, Theater und Lesungen. Angefragt sind musikalische Gäste aus der Schweiz und Israel. Ob das Denk.Mal.Garten.Fest wie vorgesehen stattfinden kann, wird sich kurzfristig entscheiden. Den aktuellen Ablaufplan der Veranstaltung entnehmen Sie bitte den lokalen Medien oder der Homepage der Gedenkstätte Ahlem. Samstag 17. Juli und Sonntag, 18. Juli 2021, 12 - 19 Uhr | Gedenkstätte Ahlem, Heisterbergallee 10, 30453 Hannover Veranstalterin: Region Hannover, Gedenkstätte Ahlem 10
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GEDENKTAGE 2021 Gedenkveranstaltung in der Gedenkstätte Ahlem Aufgrund der pandemiebedingt wenig einschätzbaren Rahmen- bedingungen werden die Gedenktage im Januar und März als Online-Veranstaltungen geplant. Bitte informieren Sie sich über kurzfristige Änderungen unter: www.gedenkstaette-ahlem.de Mittwoch, 27. Januar 2021 | 12.00 Uhr Gedenktag für die Opfer und Verfolgten des Nationalsozialismus Am 27. Januar 1945 wurde das deutsche Vernichtungslager Auschwitz befreit, heute ist dieser Tag international dem Geden- ken an alle Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft gewidmet. Teilnahme per Livestream geplant: Wenn die Pandemie-Lage es zulässt, werden Vertreterinnen und Vertreter der gedenkenden Verbände sowie der Region Hannover und der Landeshauptstadt Hannover in einer nichtöf- fentlichen Veranstaltung in der Gedenkstätte Ahlem an die Opfer erinnern und Kränze zum Gedenken niederlegen. Eine solche Zeremonie würde auf dem Youtube-Kanal der Regi- on Hannover als Livestream übertragen werden, bitte informie- ren sie sich vorab auf der Internetseite der Gedenkstätte. Beiträge der Sophienschule zum Gedenktag auf Youtube: An diesem Gedenktag gestalten traditionell Schülerinnen und Schüler das Programm der Gedenkstunde in Ahlem, in diesem Jahr aus dem 12. Jahrgang der Sophienschule Hannover. Um durch die Pandemie möglichst wenig eingeschränkt zu werden, wurden die Beiträge der Beteiligten von Anfang an als filmi- sche Präsentation geplant und entwickelt. Die Ergebnisse der Auseinandersetzung der Jugendlichen mit der NS-Geschichte sind persönliche Zeichen lebendiger Erinnerungskultur. Damit sie über den Gedenktag hinaus wirken, werden die Beiträge aus der Sophienschule ab dem 20. Januar 2021 für einen Monat auf dem Youtube-Kanal der Region Hannover veröffentlicht. 12 Veranstalterinnen: Region Hannover und Landeshauptstadt Hannover
Donnerstag, 28. Januar 2021 Online-Forum „Alle-Erinnern“ zu Demokratie und Beteiligung Einen Tag nach dem 27. Januar bietet die Gedenkstätte Ahlem ein Online-Forum an. Es ermöglicht den Austausch über Wege zur Beteiligung von Jugendlichen in politischen Prozessen. Teil- nehmende können zuerst bei einem Online-Podium namhaften Referierenden zuhören, die sich demokratisch aktiv engagieren: Marina Weisband und weitere junge Aktive geben motivierende Beispiele. Im zweiten Teil werden Workshops durchgeführt, in denen sich Teilnehmende persönlich mit eigener Meinung und Kreativität online einbringen können. Mit den Aktiven des Podiums und mit anderen Jugendlichen wird es um Fragen der offenen Gesell- schaft gehen: Wie gehen wir mit Vielfalt um? Das betrifft auch Erinnerungskulturen und wie „Geschichte für Alle“ tatsächlich auch für alle interessant sein kann. Dabei spielen moderne Kommunikationsformen und -strukturen und die Medienkom- petenzen heutiger Jugendlicher eine Rolle. Die Anregungen aus den Workshops werden in der Gedenkstätte Ahlem in die Entwicklung eines neuen Ausstellungsteils einbezogen, der die erinnerungskulturellen Entwicklungen und aktuelle gesellschafts- politische Herausforderungen zum Thema hat. Nähere Informationen zur Teilnahme werden ab Mitte Januar im Internet über die Startseite der Gedenkstätte Ahlem bereitgestellt. Veranstalterinnen: Gedenkstätte Ahlem der Region Hannover in Kooperation mit mygatekeeper gUG. Mittwoch, 03. März 2021 | 12.00 Uhr Gedenkveranstaltung für die Opfer des Völkermordes an den Sinti und Roma in der Zeit des Nationalsozialismus An diesem Tag wurden 1943 über 100 Personen aus Hannover und dem Umland in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Die sogenannten „Zigeuner“ sollten entsprechend der NS-Ideo- logie ausgerottet werden: Das Verfolgungsschicksal der Sinti und der Roma ist beispielhaft für den menschenverachtenden und mörderischen Umgang mit Minderheiten im NS. Wenn die Pandemie-Lage es erlaubt, wird an diesem Gedenktag eine nichtöffentliche Veranstaltung zur Erinnerung an die Opfer in Ahlem erfolgen. 13
Das Programm des Gedenktags wird traditionell in Kooperation mit Selbstorganisationen der Sinti in Niedersachsen entwickelt. Auch an diesem Tag werden wir online verschiedene erinne- rungskulturelle Angebote machen: Wir bitten um Verständnis, dass das Programm aufgrund der Dynamik der Pandemie aktuell noch nicht fest geplant werden kann. Auf den Social-Media-Kanälen der Region Hannover und auf der Internetseite der Gedenkstätte Ahlem werden ab Mitte Februar 2021 Informationen zur Verfügung gestellt. Veranstalterinnen: Region Hannover und Landeshauptstadt Hannover Montag, 22. März 2021 Gedenkveranstaltung für die Ermordeten im System der Zwangsarbeit während der nationalsozialistischen Gewalt- herrschaft Am 22. März 1945 wurde die Bürgerin der Sowjetunion, Irina Wolkowa, aus rassistischen Gründen in Ahlem erhängt, nachdem sie vorher bereits als Zwangsarbeiterin ausgebeutet worden war. Im 80. Jahr seit dem mörderischen Überfall des nationalsozia- listischen deutschen Reiches auf ihre Heimat gedenken wir in der Gedenkstätte Ahlem den Opfern des Systems der Zwangs- arbeit. Menschen aus allen Teilen Europas wurden zur Arbeit in Deutschland zwangsrekrutiert; unter Menschen aus Osteuropa war die Todesrate jedoch mit Abstand die höchste. Eine Gedenkstunde zur Erinnerung wird traditionell in Koopera- tion mit einer Schule oder durch das Engagement von Jugend- lichen aus anderen Zusammenhängen entwickelt. Auch an diesem Tag werden wir online erinnerungskulturelle Angebote machen; diese sind derzeit pandemiebedingt noch nicht realis- tisch zu planen. Ab Anfang März 2021 finden Sie dazu Informationen auf den Social-Media-Kanälen der Region Hannover und auf der Internetseite der Gedenkstätte Ahlem. Veranstalterinnen: Region Hannover und Landeshauptstadt Hannover 14
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21. JANUAR 2021 | 19 UHR Ersatztermin bei coronabedingter Verschiebung: 11. März 2021 Die deutsche Besatzungspolitik in Luxemburg während des Zweiten Weltkrieges Vortrag von Dr. Beate Welter Mit der Besetzung Luxemburgs am 10. Mai 1940 begann die deutsche Besatzungsmacht eine „Germanisierung“ des Groß- herzogtums durchzusetzen. Dies ging über ausschließlichen Ge- brauch des Deutschen als Amtssprache, über die Einführung des Reicharbeitsdienstes bis hin zur Rekrutierung zur Wehrmacht. Im Land organisierte sich der Widerstand; ein Schwerpunkt war die Unterstützung derjenigen, die sich der Zwangsrekrutierung entzogen hatten. Ein Mittel diesen Widerstand zu brechen, war die Verschleppung in Konzentrationslager – stellvertretend dafür steht das SS-Sonderlager Hinzert bei Trier. Dr. Beate Welter ist seit 1998 bei der Landeszentrale für politi- sche Bildung Rheinland-Pfalz und seit 2005 Leiterin der Gedenk- stätte SS-Sonderlager/KZ Hinzert. Publikationen (u.a.): Annexion, Repression, „Germanisierung“. Deutsche Besatzungsziele in Luxemburg, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft Heft 9, 2020, S. 726-734; Ermittlungsver- fahren gegen die Wachmannschaften und den letzten Lager- kommandanten des SS-Sonderlagers/KZ Hinzert, in: Wolfgang Bohnen/ Lina Haase (Hg.): Kontrolle, Konflikt und Kooperation. Festschrift 200 Jahre Staatsanwaltschaft Koblenz und Trier (1820- 2020), München 2020, S. 327-344. Donnerstag, 21. Januar 2021, 19 Uhr | der Veranstaltungsort steht noch nicht fest Veranstalterin: Region Hannover, Gedenkstätte Ahlem 16
18. FEBRUAR 2021 | 19 UHR Ersatztermin bei coronabedingter Verschiebung: 1. April 2021 Deutsche Besatzungspolitik in Polen: Geschichte, Folgen, Aufarbeitung Vortrag von Dr. Markus Roth Mit dem Überfall auf Polen begann der Zweite Weltkrieg. Für die Bevölkerung begannen damit Jahre des Terrors, der Ausbeutung und des Massenmords in bis dahin unbekannter Dimension. Der Vortrag zeichnet die Ziele und Entwicklungslinien deutscher Be- satzungsherrschaft in Polen nach und nimmt dabei die Akteure besonders in den Blick. Welche Auswirkungen die NS-Politik für die unterdrückten Menschen hatten und wie diese reagierten, wird mit Hilfe von Tagebüchern, Briefen und anderen Quellen rekonstruiert. Der Horizont des Vortrags reicht über 1945 hinaus: Was geschah mit den Tätern? Wie ging man in Polen und in Deutschland mit den Folgen der Massenverbrechen um, und wie wirkte dies auf die wechselseitigen Beziehungen? Dr. Markus Roth ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des Fritz Bauer Instituts in Frankfurt am Main und beschäftigt sich dort vor allem mit der deutschen Verbrechensgeschichte im besetzten Ostmitteleuropa. Publikationen (u.a.): Herrenmenschen. Die deutschen Kreis- hauptleute im besetzten Polen – Karrierewege, Herrschaftspraxis und Nachgeschichte, Göttingen 2009; mit Frank Beer (Hg.): Von der letzten Zerstörung. Die Zeitschrift „Fun letstn churbn“ der Jüdischen Historischen Kommission in München 1946–1948, Berlin 2020. Donnerstag, 18. Februar 2021, 19 Uhr | der Veranstaltungsort steht noch nicht fest Veranstalterin: Region Hannover, Gedenkstätte Ahlem 17
28. FEBRUAR 2021 | 15 UHR Ersatztermin bei coronabedingter Verschiebung: 2. Mai 2021 Klassenfoto mit Massenmörder Lesung mit Jürgen Gückel Niedersachsen, August 1961. Der Klassenlehrer Walter Wilke wird in seiner Dorfschule aus dem Unterricht abgeholt und später in einem der ersten großen Prozesse über deutsche Ver- brechen in Osteuropa verurteilt. In seinem kleinen Ort wird über die Sache nicht gesprochen. Später kehrt der Mann zurück und lebt bis zu seinem Tod 1989 zurückgezogen im Dorf. Seine Frau, mit der er über Jahre in Bigamie gelebt hatte, ist die beliebte Landärztin. Jürgen Gückel, mehrfach ausgezeichneter Gerichtsreporter, geht einer Spur nach. Einer Geschichte, die ihn seit der Schulzeit beschäftigt, denn Walter Wilke war sein erster Lehrer. In seinem Buch „Klassenfoto mit Massenmörder“ rekonstruiert Gückel einen einzigartigen Lebensweg: „Walter“ war in Wahrheit Artur Wilke, der die Identität seines gefallenen Bruders angenommen hatte. Artur selbst war studierter Theologe und Archäologe, im Dritten Reich der SS beigetreten und nachweislich an Massen- erschießungen von Juden beteiligt. Er galt als gefürchteter Parti- sanen-Jäger und wurde nach dem Krieg dann – Volksschullehrer. Sein Name ist mit grauenhaften Kriegsverbrechen verbunden, doch zur Rechenschaft gezogen wurde er für seine Taten im Partisanenkampf nie. Gückel zeichnet nicht nur eine spektakuläre deutsche Biografie im 20. Jahrhundert nach – die Entwicklung eines Intellektuellen zum Täter und die Verneinung jeglicher persönlicher Schuld, das Wegsehen der Gesellschaft. Er zeigt auch auf, wie schwierig das Erinnern ist, wie unterschiedlich Erlebtes bewertet wird und wie schwer die Erarbeitung historischer Wahrheit letztlich ist. Auch nach der Sichtung mehrerer zehntausend Seiten Gerichtsakten und anderer Dokumente bleiben scheinbar einfache Fragen offen. 18
Jürgen Gückel ist Journalist. Er war fast vier Jahrzehnte als Re- dakteur und Korrespondent für verschiedene Zeitungen tätig und arbeitete zuletzt 23 Jahre lang als Polizei- und Gerichtsreporter des Göttinger Tageblattes. Für seine Arbeiten ist er vielfach aus- gezeichnet worden. Er deckte den Transplantations-Skandal am Universitäts-Klinikum Göttingen auf und wurde dafür zusammen mit Kolleginnen der Süddeutschen Zeitung und der taz mit dem Wächterpreis des Verbandes der Deutschen Zeitungsverleger geehrt. Viermal wurde ihm der Alexander-Journalistenpreis zugesprochen, unter anderem für eine Serie und ein Buch über das Grenzdurchgangslager Friedland. Sonntag, 28. Februar 2021 | 15 Uhr, Gedenkstätte Ahlem, Heisterbergallee 10, 30453 Hannover Veranstalterin: Region Hannover, Gedenkstätte Ahlem 19
18. MÄRZ 2021 | 19 UHR Deutsche Besatzungspolitik in der Ukraine, in Belarus und dem Baltikum: Geschichte, Folgen, Aufarbeitung Vortrag von Dr. Bert Hoppe Mit dem Überfall der Wehrmacht auf die Sowjetunion began- nen die Deutschen einen erbarmungslosen Vernichtungskrieg, dessen Folgen bis heute nachwirken. Im Unterschied zu den Gegnern im Westen definierte die natio- nalsozialistische Führung die Völker Osteuropas als minderwer- tig; sie standen ihren Lebensraumplänen im Weg. Der Vortrag zeichnet nach, wie die deutschen Angreifer ihre Gewaltausübung insbesondere gegenüber Menschen jüdischen Glaubens vom ersten Tag des Feldzugs an entgrenzten und in den besetzten Gebieten binnen weniger Wochen vom antise- mitischen Terror zum Völkermord übergingen. Zugleich ließ die Wehrmacht Hunderttausende sowjetische Kriegsgefangene ver- hungern, später löschten die Deutschen im Zuge der Partisanen- bekämpfung hunderte Dörfer aus, vor allem in Belarus. Zugleich nutzten die Besatzer die bestehenden ethnischen Spannungen und die Hoffnungen auf nationale Unabhängigkeit aus, um ihre Herrschaft über das riesige Territorium mithilfe von Kollaborateu- ren zu festigen. Obwohl die damals von den Deutschen aufgestellten einheimi- schen Polizei- und Militäreinheiten schwerste Massenverbrechen begangen haben, und es in Ostgalizien schließlich zwischen Ukrainern und Polen zu einem Krieg im Krieg kam, werden ihre Angehörigen teilweise bis heute als Freiheitskämpfer verehrt. Dr. Bert Hoppe ist Historiker und Journalist, er arbeitet vor allem zu den deutsch-sowjetischen Beziehungen, zur Judenverfolgung und zur Architekturgeschichte des 20. Jahrhunderts. 20
Publikationen (u.a.): In Stalins Gefolgschaft. Moskau und die KPD, München 2007; Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland (Band 7 und 8: Besetzte sowjetische Gebiete, Berlin 2011/2015); Von Nachbarn zu Ausgestoßenen. Das Verhältnis von Nicht-Juden und Juden in den besetzten sowjetischen Gebieten, in: Jürgen Zarusky/Sybille Steinbacher (Hg.): Der deutsch-sowjetische Krieg 1941-1945. Geschichte und Erinnerung, Göttingen 2020. Donnerstag, 18. März 2021, 19 Uhr | der Veranstaltungsort steht noch nicht fest Veranstalterin: Region Hannover, Gedenkstätte Ahlem 21
28. MÄRZ 2021 | 15 UHR Ersatztermin bei coronabedingter Verschiebung: 6. Juni 2021 Späte Strafverfahren gegen NS-Täter Vortrag von Dr. Jens Lehmann Im Jahre 2015 verhandelte das Landgericht Lüneburg gegen den seinerzeit 93 Jahre alten Oskar Gröning, einen ehemaligen Ange- hörigen der SS. Man legte ihm zur Last, 1944 im Vernichtungs- lager Auschwitz-Birkenau Beihilfe zum Mord in 300.000 Fällen geleistet zu haben. Jahrzehnte nach der Tat war die Arbeit der Verfolgungsbehörden schwierig. Sie erstreckte sich auf rechtliche, geschichtliche und medizinische Aspekte. Überlebende und ihre Angehörigen sollten die Möglichkeit erhalten, sich vor einem deutschen Gericht zu äußern. Das Alter der Beteiligten, aber auch das Interesse der internationalen Medien war zu bedenken. Der Bundesgerichtshof bestätigte später, dass die Arbeit Oskar Grönings als „Rädchen im Getriebe“ eine Förderung der massen- haften Tötungen darstellte. Dr. Jens Lehmann war der federführende Staatsanwalt im Prozess gegen Oskar Gröning, genannt der „Buchhalter von Auschwitz“. Er steht seit 1998 im Justizdienst des Landes Niedersachsen. 2001 wurde er zum Staatsanwalt in Hannover, 2016 zum Oberstaats- anwalt bei der Generalstaatsanwaltschaft Celle ernannt. In den vergangenen Jahren hat der Jurist mehrfach gegen mutmaßliche NS-Täter ermittelt. Sie wurden unter anderem den Besatzungen der Lager Auschwitz, Stutthof und Groß-Rosen zugeordnet. Weite- ren Beschuldigten warf man vor, sich an den Massakern von Ascq und Babyn Jar beteiligt zu haben. Einer Anklage standen aber stets Beweisschwierigkeiten, rechtliche Hindernisse oder Verhand- lungsunfähigkeit entgegen. Dr. Lehmann ist Lehrbeauftragter der Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Universität Hannover und der Universi- tät Osnabrück sowie Autor diverser Veröffentlichungen. Sonntag, 28. März 2021 | 15 Uhr, Gedenkstätte Ahlem, Heisterbergallee 10, 30453 Hannover Veranstalterin: Region Hannover, Gedenkstätte Ahlem 22
25. APRIL 2021 | 15 UHR Interview mit einem NS-Verbrecher: Keine Strafe, keine Reue? Vortrag von Julian Feldmann Der ehemalige SS-Unteroffizier Karl M. aus der Nähe von Hildes- heim war im April 1944 mit seiner Einheit an einem Kriegsver- brechen in Ascq in Frankreich beteiligt. Dort hatte die Waffen-SS 86 unschuldige Menschen ermordet. Nachdem in jüngsten Jahren Fälle von NS-Verbrechen neu aufgerollt wurden, geriet auch M. in den Fokus der Ermittler. Doch die Generalstaatsanwaltschaft Celle stellte das Verfahren gegen M. ein - weil bereits ein Urteil gegen den einstigen SS-Mann in Frankreich vorlag. Dieses inzwischen verjährte Urteil sorgte dafür, dass M. sich nun nicht mehr für die Beihilfe zum Mord verantworten musste. Nachdem Karl M. in der Neonazi-Szene als „Zeitzeuge“ auftrat und von jungen Rechtsextremen als Held verehrt wurde, hat ein Team des ARD-Magazins Panorama den Altnazi Ende 2018 interviewt. Nach der Veröffentlichung des Films zu Karl M. wurden die Autoren aus der rechtsextremen Szene angefeindet. Dies gipfelte in einer Demonstration der NPD in Hannover gegen den NDR- Reporter Julian Feldmann. Julian Feldmann ist Journalist und arbeitet für das NDR Fernse- hen in Hamburg. Dort befasst er sich mit den Themen Innere Sicherheit, Rechtsextremismus und Terrorismus. Seine Recherchen (aktuell im Mordfall Lübcke) machen ihn zur Zielscheibe von Rechtsextremisten. Sonntag, 25. April 2021 | 15 Uhr, Gedenkstätte Ahlem, Heisterbergallee 10, 30453 Hannover Veranstalterin: Region Hannover, Gedenkstätte Ahlem 23
29. APRIL 2021 | 19 UHR Deutsche Besatzungspolitik: Geschichte, Folgen, Aufarbeitung. Der Fall Griechenland Vortrag von Dr. Iason Chandrinos Die Ereignisse der deutschen Okkupation in Griechenland in den Jahren 1941 bis 1944 sind einer breiteren europäischen Öffentlichkeit nahezu unbekannt, obwohl die Besatzung mehr Opfer als in allen anderen nicht-slawischen Ländern forderte. Schätzungsweise 50.000 bis 70.000 Zivilisten wurden im Gefolge von Widerstandshandlungen und bei „Sühnemaßnahmen“ der Okkupanten exekutiert bzw. massakriert. Weitere 60.000 fielen der „Endlösung“ zum Opfer: Die jüdische Bevölkerung aus etwa 30 Gemeinden, von denen einige seit der byzantinischen Zeit existierten, wurde zu annähernd 84 Prozent in die Vernichtungs- lager Auschwitz und Treblinka deportiert. Hinzu kamen die – im Wortsinne – ungezählten Opfer der Hungernot, die sich unter den Vorzeichen der deutschen Ausplünderung und der britischen See- blockade bereits früh nach der griechischen Kapitulation im April 1941 abzeichnete. Bei ihrem Abzug im Herbst 1944 hinterließ die Wehrmacht ein zerstörtes Land. Die Leistungskraft Griechenlands lähmte dies auf Jahre. Trotz des beständig wachsenden Forschungsaufwands ist die Auf- arbeitung der Kriegsjahre aus historischer Sicht ungenügend. Die Erinnerungen an die Jahre 1941 bis 1944/45 werden weiterhin zur Legitimierung politischer Interessen instrumentalisiert. Dr. Iason Chandrinos ist ein griechischer Historiker und seit 2018 Habilitand am Lehrstuhl für Europäische Geschichte (19. und 20. Jahrhundert) der Universität Regensburg. Seine Forschungsinteres- sen liegen im Bereich des Zweiten Weltkriegs in Griechenland und in „Rest-Europa“. Er hat sich mit dem Holocaust, dem kommu- nistischen Widerstand und der Repressalienpolitik der deutschen Besatzer befasst. Publikationen (u.a.): Mitkämpfer. Die Nationale Befreiungsfront (EAM) und die Juden Griechenlands, Thessaloniki: 2020 (im Erscheinen, auf Griechisch); Städte im Krieg. Europäische urbane Zentren unter deutscher Besatzung 1939-1945, Athen 2018 (auf Griechisch); Die rächende Hand des Volkes. Der bewaffnete kommunistische Widerstand im besetzten Athen (1942-1944), Athen 2012. Donnerstag, 29. April 2021 | 19 Uhr, der Veranstaltungsort steht noch nicht fest 24 Veranstalterin: Region Hannover, Gedenkstätte Ahlem
16. MAI 2021 | 15 UHR Hannibal, Todeslisten, Tag X - Rechte Netzwerke in der Bundeswehr und anderen Sicherheitsbehörden Vortrag von Christina Schmidt André S. war Elitesoldat beim Kommando Spezialkräfte, Aus- kunftsperson für den Militärischen Abschirmdienst – und der Kopf eines bundesweiten konspirativen Schatten-Netzwerkes. Chatname: Hannibal. Ein Team der Tageszeitung taz hat zu den Aktivitäten der geheimen Gruppe aus Preppern - Personen, die sich auf jedwede Art von Katastrophe vorbereiten - und Staats- bediensteten recherchiert. Die Verbindungen reichen hinein in die Bundeswehr, Polizei und den Verfassungsschutz. Sie führen hinaus aufs Land zwischen Mecklenburg-Vorpommern und Baden-Württemberg; auf Facebookprofile philippinischer Politiker und in Telegram-Chats deutscher Verschwörer. Mal agieren die – ausschließlich – Männer ganz legal, als gemeinnütziger Verein etwa. Mal verhalten sie sich hochgradig konspirativ. Rechtsextre- me haben in dieser Struktur Platz gefunden. Gegen drei von ih- nen ermittelt die Bundesanwaltschaft wegen des Verdachts auf die Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat. Terror also. Sie sollen die Tötung von Personen aus dem linken Spektrum geplant und dafür bereits Feindeslisten angelegt haben - mutmaßlich. Das Ergebnis der aufwändigen Recherche zeigt eine Welt von Preppern mit Umsturzfantasien und besten Verbindungen in staatliche Behörden, in der paramilitärische Trainings für Zivi- listen stattfinden und Mitglieder eines gemeinnützigen Vereins den Sicherheitskräften des philippinischen Autokraten Rodrigo Duterte Ausbildungen anbieten. Christina Schmidt, geboren an der Ostsee, studierte Politikwis- senschaft, Soziologie und Philosophie in Berlin und Reykjavík und ist Absolventin der Zeitenspiegel-Reportageschule. Sie arbeitet als Reporterin im Ressort „Reportage & Recherche“ der Berliner taz und war zuvor als Korrespondentin im Hauptstadt- büro der Zeitung tätig. Schmidt recherchiert derzeit vor allem über Geheimdienste und rechtsextreme Netzwerke, schreibt aber auch über andere, vor allem politische Themen im In- und Ausland. Sonntag, 16. Mai 2021 | 15 Uhr, Gedenkstätte Ahlem, Heisterbergallee 10, 30453 Hannover 25 Veranstalterin: Region Hannover, Gedenkstätte Ahlem
21. MAI 2021 | 19 UHR Wiedergutmachung: Entschädigung für NS-Verfolgte in West- und Osteuropa nach 1945 Vortrag von Dr. Benno Nietzel Der Zweite Weltkrieg hinterließ in ganz Europa unermessli- che Zerstörungen: Millionen von Menschen wurden Opfer der Raub-, Ausbeutungs- und Mordpolitik des nationalsozialistischen Deutschen Reiches. Nach 1945 stellte sich die Frage, in welcher Weise Deutschland hierfür eine materielle Verantwortung zu übernehmen hatte. In dem Vortrag wird die komplizierte und vielfach verästelte Geschichte der finanziellen „Wiedergutma- chung“ für das NS-Unrecht nachgezeichnet, die auch gegen- wärtig noch nicht beendet ist. Dabei wird deutlich, dass die Leistungen, die die Bundesrepublik Deutschland im Laufe der Zeit erbracht hat, äußerst ungleich verteilt waren. Die deutsche Politik der Wiedergutmachung war eingespannt in die Konflikt- konstellation des „Kalten Krieges“, zielte auf eine größtmögliche Begrenzung finanzieller Verpflichtungen und behandelte daher verschiedene Opfergruppen in West- und Osteuropa auf unter- schiedliche Weise, was bis heute immer wieder zu Konflikten führt. Abschließend wird der Vortrag eine Bilanz der materiellen Wiedergutmachungsleistungen ziehen und noch offene Streit- punkte ansprechen. Dr. Benno Nietzel ist Akademischer Rat auf Zeit am Arbeitsbe- reich Historische Politikforschung und Privatdozent an der Fakul- tät für Geschichtswissenschaft der Universität Bielefeld. Publikationen (u.a.): Handeln und Überleben. Jüdische Unter- nehmer aus Frankfurt am Main 1924-1964, Göttingen 2012; Das letzte Kapitel der Wiedergutmachung? Die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ und die Entschädigung für NS- Zwangsarbeit, in: Die Entschädigung von NS-Zwangsarbeit am Anfang des 21. Jahrhunderts, Bd. 1.: Die Stiftung: der Abschluss der deutschen Wiedergutmachung?, Göttingen 2012, S. 235-303; Jüdisches Eigentum im Nationalsozialismus. „Arisierung“, Ent- eignung, Zerstörung, in: Dieter Gosewinkel/Roman Holec/Miloš Řezník (Hg.): Eigentumsregime und Eigentumskonflikte im 20. Jahrhundert. Deutschland und die Tschechoslowakei im interna- tionalen Kontext, Essen 2018, S. 231-252. Freitag, 21. Mai 2021 | 19 Uhr, der Veranstaltungsort steht noch nicht fest Veranstalterin: Region Hannover, Gedenkstätte Ahlem 26
6. JUNI 2021 | 10.30 – 13 UHR Das Holocaust-Mahnmal am Opernplatz in Hannover Führung mit Dr. Peter Schulze Die Veranstaltung beginnt im Neuen Rathaus in Hannover, am Stadtmodell der 1930er Jahre. Damals lebten mehr als 5.000 jüdische Einwohner in Hannover, und die Synagogengemeinde Hannover zählte zu den zehn größten jüdischen Gemeinden in Deutschland, mit der Neuen Synagoge als symbolischem Zent- rum. Jüdisches Leben war von religiöser, kultureller, sozialer und politischer Vielfalt geprägt, zahlreiche jüdische Stiftungen und Vereine repräsentierten traditionelle wie moderne Strömungen. Anschließend führt ein kurzer Gang zum Mahnmal an der Oper, das an die Zerstörung jüdischen Lebens in Hannover erinnert. Das Mahnmal entstand 1994 auf Initiative des Vereins „Me- moriam“ mit Zustimmung des Rates der Stadt, als künstleri- sches und dokumentarisches Projekt. Auf den Schrifttafeln des Mahnmals sind Namen und Schicksale von 1.935 Männern, Frauen, Jugendlichen und Kindern eingraviert. Sie alle starben eines gewaltsamen Todes, als Opfer der Verfolgung der Juden durch die Nationalsozialisten in den Jahren 1933 bis 1945. Die Nennung der Namen entreißt die Opfer der Anonymität, die Nennung ihrer Schicksale verweist auf den von den Nationalso- zialisten organisierten Massenmord. Der Besuch des Mahnmals dient der Information über dessen Entstehung und, vor allem, über die langjährige Suche nach den Namen der jüdischen Opfer aus Hannover, am Beispiel ausgewählter Personen und Familien. Es handelt sich um eine Veranstaltung der Gedenkstätte Ahlem in Kooperation mit der VHS Langenhagen, der VHS Calenberger Land und der VHS Ostkreis Hannover. Anmeldung unter: VHS Calenberger Land: www.vhs-cl.de, Tel.: (05105) 52160; VHS Langenhagen: www.vhs-langenhagen.de, Tel.: (0511) 73079710; VHS Ostkreis: www.vhs-ostkreis-hannover.de, Tel.: (05132) 50000. 27
Nur angemeldete Personen können an der Veranstaltung teilnehmen. Die Teilnahmegebühr beträgt 9 € pro Person. Sonntag, 6. Juni 2021 | Treffpunkt: Neues Rathaus Hannover, Trammplatz 2, 30159 Hannover Veranstalterinnen: Region Hannover, Gedenkstätte Ahlem in Kooperation mit der VHS Calenberger Land, der VHS Langenhagen, der VHS Ostkreis 28
17. JUNI 2021 I 19 UHR Gedenken an die Besatzung Polens und an den Vernichtungskrieg in Osteuropa Eine Podiumsdiskussion mit Prof. Wolfgang Benz, Prof. Stephan Lehnstaedt und Emilie Mansfeld Der Deutsche Bundestag hat im Herbst 2020 ein Dokumentati- onszentrum zur deutschen Besatzungsherrschaft in Europa im Zweiten Weltkrieg und außerdem die Errichtung eines Gedenkor- tes in Berlin für die polnischen Opfer beschlossen. Die Anregung folgt der Erkenntnis, dass es eines monumentalen Zeichens bedarf, das aber durch einen Ort des Lernens, der kognitiven Auseinandersetzung, begleitet wird. Die vergleichende Per- spektive führt die gemeinsamen Ziele deutscher Okkupation zwischen den Pyrenäen und dem Ural vor Augen und macht auf die rassistisch motivierten Unterschiede der Behandlung der Zivilbevölkerung, der Kriegsgefangenen und der Zwangsarbeiter auf den Territorien unter deutscher Herrschaft aufmerksam. Einen Ort, an dem nationalsozialistische Herrschaft und deren Folgen in allen okkupierten Territorien Europas dargestellt wird, gibt es noch nicht. Diskutiert wird über das erinnerungskulturelle und didaktische Ziel hinaus, auch ein politisches Zeichen für ein geeintes Europa zu setzen. Der Bundestag hat sich für eine Kombination aus Denkmal und Dokumentationszentrum entschieden, aber die konkrete Um- setzung ist noch unklar. Kritikerinnen und Kritiker eines eigenen „Polendenkmals“ verweisen auf die Gefahr einer „Nationalisie- rung“ des Gedenkens. Professor Wolfgang Benz lehrte von 1990 bis 2011 an der Technischen Universität Berlin und leitete dort das Zentrum für Antisemitismusforschung. Stephan Lehnstaedt ist Professor für Holocaust-Studien und Jüdische Studien am Touro College Berlin. Emilie Mansfeld ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Deut- schen Polen-Instituts und Projektkoordinatorin „Polendenkmal“ im Berliner Büro des Instituts. Donnerstag, 17. Juni 2021, 19 Uhr | der Veranstaltungsort steht noch nicht fest Veranstalterin: Region Hannover, Gedenkstätte Ahlem 29
27. JUNI 2021 I 15 UHR „Probelauf“ für den Holocaust: Das kurze Leben von Hans Rosenbaum in den Rotenburger Anstalten der Inneren Mission. Vortrag von Dr. Anke Sawahn Hans Rosenbaum wurde 1920 in Hannover geboren und wurde 1940 ermordet. Er war der Sohn jüdischer Eltern und der ältere Bruder von Henny Rosenbaum (1925 – 2017). Das Leben der Schwester ist in der Gedenkstätte Ahlem gut dokumentiert. Sie gehörte zu den wenigen Überlebenden der nach Riga deportierten jüdischen Frauen. Aber das Schicksal von Hans Rosenbaum war nahezu unbekannt. Für ihn liegen sowohl in Hannover als auch in Rotenburg (Wüm- me) je ein Stolperstein. Denn elf Jahre seines kurzen Lebens verbrachte er in den evangelischen Rotenburger Anstalten der Inneren Mission, gegründet 1880 als „Asyl für Epileptische und Idioten“. 1930 nannten sie sich „Rotenburger Anstalten der Inneren Mission, Heil- und Pflegeanstalt für Epileptische, Geistes- schwache und -kranke“. Hans Rosenbaum war geistig und vermutlich auch körperlich be- hindert. Er kam 1929 nach Rotenburg. Seine Patientenakte blieb nur teilweise erhalten. Seit August 1941 beteiligte sich auch die dortige Anstalt an der „Aktion T4“ (benannt nach der Adresse der verantwortlichen Zentraldienststelle in Berlin, Tiergartenstraße 4). Sie wurde beschönigend „Euthanasie“, altgriechisch für „der leichte Tod“, genannt. Ein Euphemismus für die systematischen Krankenmorde in der NS-Zeit als Teil der nationalsozialistischen „Rassenhygiene“. Eines der Opfer war Hans Rosenbaum. Dr. Anke Sawahn arbeitet freiberuflich als Historikerin und Germanistin. Sie hat an den Mahnmalen für die ermordeten jüdischen Menschen aus Hannover, in der Ohestraße und am Opernplatz, mitgearbeitet. Sonntag, 27. Juni 2021 | 15 Uhr, Gedenkstätte Ahlem, Heisterbergallee 10, 30453 Hannover. Veranstalterin: Region Hannover, Gedenkstätte Ahlem 30
WANDERAUSSTELLUNG DER GEDENKSTÄTTE AHLEM Deportationsort Ahlem – „Judentransporte“ ab Hannover 1941–1944 Im September 1941 ordnete Hitler die Deportation der Jüdinnen und Juden aus dem „Deutschen Reich“ und den annektierten Gebieten an. Das Gelände der Israelitischen Gartenbauschule in Ahlem wurde zur zentralen Sammelstelle für die Verschleppung von 2.173 jüdischen Männern, Frauen und Kindern und damit zu einem Ort des Terrors und der Angst. In sieben Transporten kamen diese Menschen aus den damaligen Regierungsbezirken Hannover und Hildesheim über Ahlem und den Bahnhof Fischer- hof in die Ghettos und Konzentrationslager nach Riga, Warschau, Auschwitz und Theresienstadt. Nur 144 von ihnen erlebten die Befreiung. 31
Ausleihe Die Ausstellung Deportationsort Ahlem ist als Wanderaus- stellung konzipiert. Die einzelnen Ausstellungselemente sind für den Transport ausgelegt und mobil einsetzbar. Angespro- chen sind vor allem die Städte und Gemeinden, aus denen Jüdinnen und Juden über Ahlem deportiert wurden – also Orte in der Region Hannover sowie den Landkreisen Nien- burg, Diepholz, Schaumburg, Hameln-Pyrmont, Holzminden, Northeim, Göttingen, Hildesheim und Peine. Vor Ort können lokale Informationen und Dokumente hinzukommen, die von Archiven, Geschichtsinitiativen oder Schulprojekten zusam- mengestellt werden. Der Entleiher trägt die Kosten für den Transport und die Versicherung. Für die Ausstellung wird eine Fläche von etwa 60 Quadratmetern benötigt. Die Ausstellung verfügt nicht über eigene Beleuchtungselemente, benötigt aber lediglich normale Raumbeleuchtung. Bestandteile der Ausstellung • 3 Stellwände: 120 x 180 cm • 2 Pulte: 60 x 180 x 60 cm • 5 Kuben (20 Tafeln): 60 x 180 cm • 10 Hocker: 40 x 43 x 40 cm • 1 Roll-up: 60 x 200 cm • 1 Medienstation mit integriertem Bildschirm: 120 x 133 x 50 cm • 4 Tische mit je 1 Schuber: 180 x 80 x 90 cm Die Ausstellung wird für den Transport in Kisten verpackt. Als Transportfahrzeug wird ein 7,5-t-Fahrzeug benötigt (vorzugs- weise mit Ladebühne). Die Ausstellung ist seit April 2017 verfügbar. Bei Interesse und für weitere Auskünfte wenden Sie sich bitte an die Gedenkstätte Ahlem: gedenkstaette@region-hannover.de 32
Publikationen der Gedenkstätte Ahlem Ausstellungskatalog/Exhibition Cataloque Gedenkstätte Ahlem am Ort der Israelitischen Gartenbauschule Ahlem. Hannover 2015 Ahlem Memorial at the site oft he Ahlem Jewish Gardening School. Hannover 2015 AhlemSchriften (Schriftenreihe der Gedenkstätte Ahlem) Band 1: Hans-Dieter Schmid (Hrsg.), Die Geschichte einer jüdischen Gartenbau- schule und ihres Einflusses auf Gartenbau und Landschaftsarchitektur in Deutschland und Israel. 2. ergänzte Auflage Bremen 2017 (ISBN 978-3-86108-039-8) Band 2: Hans-Dieter Schmid u.a. (Hrsg.), Fritz Treu. „Irgendwie habe ich immer Glück gehabt.“ Lebenserinnerungen – von ihm selbst erzählt. Hannover 2019 (ISBN 978-3-86525-821-2) Schriftenreihe der Gedenkstätte Ahlem | Sonderedition Band 1: Renate Müller De Paoli, Salomon Finkelstein – Häftling Nummer 142340. Erweiterte Neuauflage 2016 (ISBN 978-3-86525-801-4) Salomon Finkelstein befand sich Renate Müller De Paoli sechs Jahre in der Vernichtungsma- Salomon Finkelstein, 1922 in Lodz in Polen ge- boren, entkam der „Endlösung der Judenfrage“ und überlebte u. a. das Getto Lodz und die Hölle von Auschwitz und Dora. Renate Müller De Paoli, geboren 1952 im Kreis Hameln/Pyr- mont in Niedersachsen, studierte Geschichte, Philosophie und Politologie und schreibt heute als freie Journalistin und Autorin besonders über Personen, die nicht „im Rampenlicht der Öf- schinerie der Nationalsozialisten und fentlichkeit“ stehen. Sechs Jahre war Salomon Finkelstein in der Ver- nichtungsmaschinerie der Nationalsozialisten Salomon Finkelstein · Häftling Nummer 142 340 und hat überlebt. Diese Jahre haben „einen rich- tigen Hunger auf Freundschaft, auf Wärme und auch auf Liebe“ in ihm erzeugt. überlebte. Das Buch erzählt die Ge- Durch die Ermordung der Eltern hatte er seine Familie verloren. Nach dem Krieg begab er sich zu seinem „alten Lagerfreund“ nach Hannover. Er verwarf seinen ursprünglichen Wunsch aus- zuwandern, baute sich als Geschäftsmann er- folgreich eine sichere Existenz in Hannover und schichte seiner Verfolgung, aber auch Frankfurt am Main auf und gründete eine Familie. Nach Jahrzehnten des Schweigens aus Angst, das Erlebte nicht mit Worten beschreiben zu kön- nen, entschloss er sich, als Zeitzeuge zu spre- chen und insbesondere in Schulen das Gespräch mit jungen Menschen zu suchen. Für dieses En- seiner Kindheit in Lodz und seines gagement sind ihm 2013 die Ehrenbürgerschaft Renate Müller De Paoli der Stadt Laatzen und 2014 die Ehrennadel der Region Hannover verliehen worden. Schriften zur Erinnerungskultur in Hannover, Band 2 Schriftenreihe der Gedenkstätte Ahlem, Sonderedition Band 1 Salomon Finkelstein Häftling Nummer 142 340 Lebens nach dem Krieg in Hannover. ISBN: 978-3-7752-6201-9 33
Band 2: Renate Müller De Paoli, Henry Korman – Biografie eines Überlebenden. Hannover 2015 (ISBN 978-3-86525-802-1) Die Biografie beschreibt das Leben Henry Kormans von seiner Kindheit Renate Müller De Paoli Henry Korman. Biography of a Survivor bis ins Jahr 2015. Ein Schwerpunkt bil- det die Geschichte seiner Verfolgung in der NS-Zeit, ein anderer sein Leben Renate Müller De Paoli Henry Korman Biography of a Survivor ons of the Ahlem Memorial Special Edition Volume 4 nach 1945 und den Versuch, mit den Erinnerungen zu leben. Band 3: Peter Hertel, Christiane Buddenberg-Hertel, Die Juden von Ronnenberg. Eine Stadt bekennt sich zu ihrer Vergangenheit. Hannover 2016 (ISBN 978-3-86525-803-8) Die Darstellung widmet sich der die Peter Hertel und Christiane Buddenberg-Hertel Geschichte der Ronnenberger Juden. Im Mittelpunkt steht die Geschichte ihrer Die Juden von Ronnenberg · Eine Stadt bekennt sich zu ihrer Vergangenheit Verfolgung und Ermordung im National- sozialismus. Peter Hertel und Christiane Buddenberg-Hertel Die Juden von Ronnenberg Eine Stadt bekennt sich zu ihrer Vergangenheit Band 4: Renate Müller De Paoli, ISBN: 978-3-7752-4903-4 Henry Korman. Biography of a Survivor. Hannover 2016 (ISBN 978-3-86525-804-5) Band 5: Michael Brown, „Es war eine recht unruhige Reise“ – Von Franz Michael Schlesinger zu Michael Brown. Hannover 2017 (ISBN 978-3-86525-805-2) Kurz vor Kriegsbeginn konnten Michael Michael Brown und seine Schwester Hannah Deutschland „Es war eine recht unruhige Reise“ – Von Franz Michael Schlesinger zu Michael Brown mit einem Kindertransport Richtung Eng- land verlassen. Seine Eltern hat er nicht Michael Brown wiedersehen. Michael Brown erinnert sich an die Trennung von seinen Eltern und an „Es war eine recht unruhige Reise“ Von Franz Michael Schlesinger zu Michael Brown ein Leben in einem fremden Land. Band 6: Renate Riebe, Die Fürsts – Geschichte einer deutsch- jüdischen Familie. Hannover 2017 (ISBN 978-3-86525-806-9) Die Familienbiografie beschreibt das Leben der sieben Geschwister Die Autorin: Die Biografie »Die Fürsts – Geschichte einer deutsch-jüdischen Familie« zeichnet die so unterschiedlichen Lebenswege der sieben Geschwister Fürst über die Zeitspanne eines Jahrhunderts nach. Hermann, Isidor, Salli, Renate Riebe Renate Riebe, geboren 1955 in Hildesheim, studierte Johanna, Max, Clothilde und Berthold wachsen im hessischen Frankenberg auf. Von ihren Eltern Falk und Florentine Fürst über die Zeitspanne eines Renate Riebe Die Fürsts – Geschichte einer deutsch-jüdischen Familie Geschichte und Germanistik in Hannover. Sie lebt und arbeitet als Historikerin in Hannover. übernehmen sie die »deutschen Tugenden« wie Fleiß, Ordnung, Pünktlichkeit. »Liebe zum Vaterland« war für sie ebenso selbstverständlich wie das Engagement für die jüdische Gemeinde. Ihr beruflicher und gesellschaftlicher Die Fürsts – Geschichte Aufstieg fand ein jähes Ende durch Ausgrenzung, Verfolgung, Emigration und Vernichtung während der NS-Zeit. einer deutsch-jüdischen Familie Im Mittelpunkt der Biografie steht die Familie des Kaufmanns Max Fürst und seiner Ehefrau Else. In Hannover bauen sie sich eine Existenz auf, die durch die Nazis zerstört wird. Mit ihrem Sohn Helmut werden sie Ende 1941 in das Jahrhunderts. Das Buch handelt von Ghetto Riga deportiert. Nur Helmut überlebt. Er kehrt in seine Heimatstadt Hannover zurück – und bleibt. Er gründet eine Familie, fasst beruflich Fuß und setzt sich für den Aufbau einer neuen jüdischen Gemeinde ein. Als einer der wenigen Überlebenden will er die Geschehnisse während des Nationalsozialismus nicht in Vergessenheit geraten lassen und war ein wichtiger und geachteter Zeitzeuge in Hannover. gesellschaftlichem Aufstieg, von Verfolgung und Vernichtung im Nati- onalsozialismus und vom Neuanfang Schriftenreihe der Gedenkstätte Ahlem, Sonderedition Band 6 ISBN 978-3-86525-806-9 eines Überlebenden in Hannover. 34
Band 7: Im Schatten des Vergessens. Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter und heimatlose Ausländer in Burgdorf 1939–1950. (ISBN 978–3–86525–807–6) Während des Zweiten Weltkrieges Im Schatten des Vergessens Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter und heimatlose Ausländer in Burgdorf 1939 – 1950 wurden viele Kriegsgefangene, Zwangsarbeiterinnen und Zwangs- Im Schatten Arbeitskreis Stadtgeschichte Burgdorf arbeiter in Burgdorf eingesetzt. Von des Vergessens den Nationalsozialisten wurden sie Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter und heimatlose Ausländer in Burgdorf als Menschen zweiter Klasse behan- 1939 – 1950 delt. Das Buch schildert das Leben und Leiden dieser Menschen. Band 8: Ivan Moscovich. The Puzzleman – Der Rätselmann (ISBN 978-3-86525-808-3) Ivan Moscovich überlebt Auschwitz und „Puzzle“ ist eine hervorragende Metapher für die Beschreibung des Lebens von Ivan Moscovich. Er selbst war es, Ivan Moscovich The Puzzleman – Der Rätselmann der den Titel „The Puzzleman“ für die englische Ausgabe seiner Erinnerungen ausgewählt hat. die Todesmärsche ins Deutsche Reich. Moscovich wird 1926 in Novi Sad in der jugoslawischen Provinz Vojvodina geboren. Bis zum Alter von 15 Jahren wächst er behütet in einer jüdischen Familie der Mittelschicht auf. Doch schon als Kind macht er die persönliche Erfahrung von Judenhass. 1941 überfällt die deutsche Wehrmacht das Königreich Jugoslawien. Teile der Vojvodina, darunter die Heimatstadt Novi Sad, werden von Ungarn als einem Verbündeten Deutschlands annektiert. Die Familie zerbricht. Ivans Vater fällt 1942 einem Massaker ungarischer Faschisten zum Opfer; die Großeltern sterben in Auschwitz. Ivan wird von Dort schuftet er als Arbeitssklave in Auschwitz in Todesmärschen in das Innere des Deutschen Reiches getrieben, dient zuletzt als Arbeitssklave in den KZ-Außenlagern Hildesheim und Hannover-Ahlem, wird in Bergen-Belsen befreit. Seine Mutter und er überleben getrennt voneinander den Holocaust und kehren nach Jugoslawien zurück. Schon früh war Ivan Moscovichs Interesse an Mathematik gefördert worden. Zurück in Jugoslawien beginnt er ein Maschinenbaustudium, das er mit dem Diplom abschließt. Wegen fehlender beruflicher Perspektiven wandert er in den 1950er Jahren nach Israel aus. Dort lernt er seine spätere Ehefrau Anitta kennen. In den 1960er Jahren gründet den KZ-Außenlagern Hildesheim und er das renommierte Wissenschaftsmuseum in Tel Aviv. Als kreativer Künstler, Erfinder und Autor von wissenschaftli- chen Spielen und mathematischen Rätseln wird er international bekannt. Seit 2001 leben Ivan und Anitta Moscovich bei der Familie ihrer Tochter in den Niederlanden. In den letzten Jahren hat Ivan Moscovich mehrmals Deutschland besucht und an Gedenkveranstaltungen teilgenommen – auch in Ahlem. Trotz schwerer Erinnerungen entstehen neue Freundschaften. Hannover-Ahlem. Seine Mutter und er überleben getrennt voneinander den Ivan Moscovich The Puzzleman – Der Rätselmann Schriftenreihe der Gedenkstätte Holocaust und kehren nach Jugoslawien Ahlem, Sonderedition Band 8 ISBN 978-3-86525-808-3 zurück. Band 9: Ivan Moscovich. The Puzzleman (ISBN 978-3-86525-809-0) Schriftenreihe der Gedenkstätte Ahlem Band 1: „... und eigentlich wissen wir selbst nicht, warum wir leben...“. Aus dem Tagebuch von Lore Oppenheimer Band 2: „Du kannst verdrängen, aber nicht vergessen“. Die Erinnerungen von Gerd Landsberg Band 3: „Ich habe jede Nacht die Bilder vor Augen“ Das Zeitzeugnis des Nachum Rotenberg Band 4: „Mein Herz friert, wenn ich Deutsch höre...“ Aus den Aufzeichnungen von Henny Markiewicz-Simon, geb. Rosenbaum Band 5: „Spuren meines Vaters“ Das Zeitzeugnis der Ruth Gröne, geb. Kleeberg 35
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