Vermeiden, verringern, verbessern - Konny Scholz
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sortimente | warenpräsentation Vermeiden, verringern, verbessern Foto: Katja Vogt Der deutschlandweit erste Zero-Waste-Store „Original Unverpackt“, 2014 in Berlin eröffnet, löste eine Welle neuer Läden ähnlichen Zuschnitts aus. R Recycling. Nachhaltige Verpackung ückblickend könnte das Jahr 2019 Komplexe Anforderungen und Mehrweg-Transportsysteme, wohl mit dem Zusatz „Durchbruch der „Zurzeit kommt das Thema ausnahmslos in Zero-Waste-Idee“ in die Geschichte jedem Kundengespräch auf den Tisch“, Zero-Waste, Refilling-Stationen: eingehen. Durchbruch der Idee, wohlge- betont Daniel Kükenhöhner, Inhaber der auf Der Markt forscht auf Hochtouren, merkt. Denn es ist ein langer Weg, das Vor- Bioladen- und Reformhaus-Konzepte spe- um Plastikverpackungen am POS haben wirksam in die Tat umzusetzen. Ver- zialisierten Planungs- und Ladenbaufirma einzusparen und Alternativen an- packungsmaterialien, allen voran Plastik, am Petzinger. Allerdings sind Verpackungen, zubieten. Auch im Pflanzenmarkt POS zu reduzieren, geht mit viel Forschung gerade in Supermärkten, meist hochgradig regt sich da einiges. Gartencenter, und der Änderung lieb gewordener, weil ein- komplex. „Es gibt wahnsinnig viele Anforde- facher Systeme und Gewohnheiten einher. rungen an eine Verpackung: Im Lebensmit- Baumärkte und Blumenfach- Dennoch: Ein Anfang war gemacht, nach- telbereich stehen Produktschutz und Halt- geschäfte können von Initiativen dem im Januar das Verpackungsgesetz in barkeit an erster Stelle. Zudem erwartet der und Erfahrungen großer und Kraft getreten ist und sich so gut wie alle Kunde einen gewissen Convenience-Faktor, kleiner Unternehmen lernen. Handelssparten aktiv für alternative Verpa- zusätzlich ist die Verpackung Werbeträger“, Von Konny Scholz ckungsmaterialien interessierten, bis hin zu meint Jan Weynand, Einkaufs- und Supply- Möglichkeiten, Produkte im Mehrwegbehäl- Chain-Experte bei Rewe. ter oder ganz und gar unverpackt verkaufen Einfache Lösungen gibt es daher eher zu können. Als im Laufe des Jahres die selten. Weynand: „Wenn man zur Erfüllung Diskussion um einen nachhaltigen Lebensstil einer Anforderung eine Änderung durch- hochkochte, angefacht vor allem durch die führt, kann es sein, dass man dadurch einen Fridays for Future-Bewegung, wurde klar, anderen Aspekt wieder verschlechtert – es dass die Konsumenten aller Zielgruppen entstehen Zielkonflikte. Zum Beispiel beim sensibilisiert sein würden. Joghurtbecher: Machen wir den Kunststoff Fest steht: Eine nachhaltige – oder auch dünner und stabilisieren den Becher mit Pa- nicht vorhandene – Verpackung wird sich pierbanderole, verbrauchen wir zwar weniger zunehmend positiv auf Kaufentscheidungen Kunststoff. Jedoch hängt die Recyclingfähig- auswirken. Dafür spricht auch, dass Rewe keit dann maßgeblich davon ab, ob der Kun- zum Beispiel die plastikfreien Errungen- den die beiden Materialen getrennt entsorgt.“ schaften ganzseitige Anzeigen in Publikums- medien Wert sind, in denen der Handels- Beispiele der Umsetzung konzern jubelt: „Endlich unverpackt!“ Einige Einzelmaßnahmen zeigen das Spek- Zero-Waste wird inzwischen als prestige- trum auf, wo Plastikverpackung bereits ver- trächtig, imagefördernd und mittelfristig mieden und reduziert werden: umsatzsteigernd angesiedelt, kurz: als Wett- ◼ Lebensmitteleinzelhändler wie Rewe, bewerbsvorteil. Edeka, MPreis in Österreich, Alnatura ▶ branchenbuch gartencenter 2020 55
sortimente | warenpräsentation Foto: MPreis/Dominic Erschen Foto: Floramedia Nachhaltigere Alternativen zum herkömmlichen Kunststoff-Etikett für Wiederbefüllbare Smart Bags statt „Wegwerftüten“ in den Märkten des Pflanzen von Floramedia. österreichischen Lebensmitteleinzelhändlers MPreis. ▶ und andere bieten in ihren Obst- und zwischen ohne Plastikverpackung an. Da- Filiale bereitgestellt oder auf Wunsch auf Gemüse-Abteilungen Veggiebags, Smart mit hat der Händler die geringste Plastik- umweltfreundlichem Papier ausgedruckt. Bags oder Mehrwegnetze an. quote im Obst- und Gemüsebereich, wo ◼ Edeka führte Mitte 2018 ein Mehrweg- der Anteil sonst bei zwei Dritteln liegt, wie Nachhaltig passt zum Grünen Markt system für die Frischetheken ein: Einmalig ein aktueller Marktcheck der Verbrau- Auch im Grünen Markt wird zu viel nicht erwirbt der Kunde eine Mehrwegdose, in cherzentrale (vzbv) ergeben hat. „Vor allem verwertbarer Kunststoffabfall produziert – der Wurst und Käse über die Theke Discounter müssen ihre Hausaufgaben durch Verpackungen, Pflanzentrays, Einweg- gereicht werden. Beim nächsten Einkauf noch machen“, sagt vzbv-Vorstand Klaus Töpfe und Pflanzenbeschriftungen aus Kunst- Müller, bei Penny und Aldi sei die durch- stoff – und entsprechend gegengesteuert. schnittliche Plastikquote mit 81 Prozent Toom hatte bereits im Sommer 2018 in „Von über 1.000 Befragten und 74 Prozent besonders hoch. seinem Pop-up-Store „StadtGrün“ in Köln in Deutschland, Österreich ◼ Der Lebensmitteleinzelhändler Tegut er- Blumenerde in loser Form angeboten. Ab- und der Schweiz sagen öffnete im Juli 2019 seine erste Unverpackt- füllschaufeln und Papiertüten lagen bereit, 92 Prozent, dass sie lieber Station, integriert in den Supermarkt in um die eigene „Naturtalent“-Erde in „Balkon- wiederbefüllen würden, Fulda, weitere sind in Planung. Insgesamt kasten-Menge“ mitzunehmen, bezahlt wurde 144 Lebensmittel, alle in Bio-Qualität, nach Gewicht. Pilotfunktion hatte der Lose- anstatt wegzuwerfen – werden lose angeboten. Die Kunden kön- Verkauf seinerzeit nicht, die herkömmlichen gäbe es bloß Möglichkeiten.“ nen ihre eigenen Gefäße oder kompos- Toom-Filialen sprechen eine andere Ziel- Holger Knapitsch, Umdasch tierbare Papiertüten vor Ort nutzen. gruppe an, die mit dem Pkw vorfährt und oft ◼ Der Liquid Dispenser des Ladenbau- auch größere Mengen kauft. Dennoch: „Ver- gibt er sie, ähnlich dem Pfandglas, in eine Unternehmens Umdasch ist inzwischen meiden, verringern, verbessern“ hat sich die Sammelbox im Markt und erhält seine mit dem German Innovation Award aus- Rewe Group als Verpackungsleitlinie auf die Ware in einer frischen Box, während die gezeichnet worden. Dabei handelt es sich Fahnen geschrieben. So trat Toom als erster gesammelten Gefäße nach der Reinigung um einen Apparat, der das Wiederbefül- Partner aus dem Handel Floritray bei, dem wieder an der Theke bereitgestellt werden. len von Mehrweggebinden mit flüssigen Mehrwegsystem für Pflanzenpaletten. Mit ◼ Nachdem Edeka-Händler Dieter Hieber, Substanzen ermöglicht. Selbsterklärend Beginn der Saison 2020 werden die Pflan- ein Pionier in Sachen Plastikvermeidung und wie ein Kaffeeautomat mit Knopf- zentrays bei Toom erstmals in Pilotversu- am POS, bereits seit über zwei Jahren an druck zu bedienen, macht es der Liquid chen auf eine Mehrwegvariante umgestellt. den Frischetheken seiner Märkte die mit- Dispenser den Kunden leicht. Ob für Flüs- Auch das „grüne“ Unternehmen Florame- gebrachten Dosen seiner Kunden befüllen sigwaschmittel oder Frostschutzmittel – dia, das auf Pflanzenetiketten, Potcover, lässt, hat diese Eigeninitiative Schule ge- das Refilling-System ist produktspezifisch POS-Werbemittel und Marketingkonzepte macht und wird auch in anderen Märkten variabel und vielseitig einsetzbar. für den Grünen Markt spezialisiert ist, hat praktiziert. Um den Hygienevorschriften ◼ „Lieber nackt als verpackt“, wirbt das briti- Anfang 2018 die Nachhaltigkeit als eines der nachzukommen, reicht das Personal die sche Kosmetiklabel Lush: Deo, Shampoo, zentralen Unternehmensziele kundgetan. Dosen ohne sie zu berühren auf Tabletts Körperlotion und andere eher flüssige Kos- Die Zielsetzung: eine proaktive und führen- über die Theke, das Tablett dient also als metika stellt Lush in fester Konsistenz her – de Rolle bei der Entwicklung nachhaltiger „Hygieneschleuse“. inzwischen sogar Lippenstift in der Mehr- und nachwachsender Materialien in der ◼ Über die Hälfte des Sortiments in den Obst- weg-Hülse. Die Produktbeschreibungen Pflanzenbranche einzunehmen. „Wir kön- und Gemüseabteilungen bietet Edeka in- werden mittels App auf Fairphones in der nen unseren Kunden mittlerweile diverse 56 branchenbuch gartencenter 2020
sortimente | warenpräsentation Foto: Umdasch Foto: Lush Die britische Kosmetikmarke Lush präsentiert in ihren verpackungs- Schnell gezapft, kein Müll: schicke, platzsparende Abfüllstation für Frost- freien Stores die Produkte wie an einem Obst- und Gemüsestand. schutzmittel im Retro-Design, Display integriert, von Umdasch. Lösungen anbieten, jedoch gibt es die eine müssen: der Ursprung des Materials, die Stoffkreislauf immer noch am besten bewertet perfekte Lösung noch nicht, da stets ver- Entsorgung, die CO2-Bilanz … Besonders wird. Aber auch Biokunststoffe oder Pappe schiedene Kriterien eine Rolle spielen und sinnvoll erachten wir zum aktuellen Zeit- umhüllt mit Biokunstoff sind Alternativen“, teilweise gegeneinander abgewogen werden punkt recyceltes Material, das im gesamten so Geschäftsführer Stephan Holz. ■ Anzeige • Ein Jahr ist es her, dass die beiden traditionsreichen Düngemittel- hersteller Hauert und Manna eine strategische Zusammenarbeit eingingen. Seither ist viel passiert. Vor allem das Manna-Sorti- ment wurde weiterentwickelt. Im jetzt erscheinenden ersten Katalog der Hauert Manna Düngerwerke GmbH wird es vorgestellt. Das neue Manna- • Das Unternehmen spricht mit den neuen Produkten insbesondere die wachsende Gruppe der City-Gärtner an. Da diese in der Re- gel nur eine überschaubare Anzahl von Pflanzen zu versorgen Düngersortiment hat, verwendet sie gern Spezialdünger, die genau auf deren Bedürfnisse zugeschnitten sind. Auch werden für kleine Stadt- gärten und Balkonpflanzen keine riesigen Düngermengen benö- Bio, Spezial und Rasen tigt. Das Manna-Sortiment, das sowohl konventionelle als auch Bio-Produkte enthält, gibt es daher in handlichen, ansprechend gestalteten Packungen. Diese sind beim Transport und bei der Lagerung zuhause klar von Vorteil. • Gerade bei selbstgezogenen Gemüsen und Früchten setzen die meisten Hobbygärtner auf organische Dünger. Für sie hat Manna neun neue Bioprodukte im Sortiment. Alle enthalten ausschließ- lich natürliche Inhaltsstoffe, die langsam abgebaut werden und den Pflanzen als Nährstoffe über einen langen Zeitraum zur Ver- fügung stehen. • Für die Rasenpflege bietet das Unternehmen elf neue Pro- dukte: Neben unterschiedlichen Düngern sind auch verschiedene Rasensamen erhältlich, die in drei Verpackungsgrößen (0,5 kg, Hauert Manna Düngerwerke GmbH, Hahnebalz 35, 90411 Nürnberg 1 kg und 2,5 kg) angeboten werden. Außerdem gibt es Kombi- www.manna.de Produkte für die Rasenreparatur. branchenbuch gartencenter 2020 57
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