Vielfältig und stark im Ehrenamt Dialog-Tage 2018 Wasser - Elixier für den Körper Medienrevolution im Wohnzimmer
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2/ 2018 Vielfältig und stark im Ehrenamt Dialog-Tage 2018 Wasser – Elixier für den Körper Medienrevolution im Wohnzimmer Quelle Titelbild: Fotolia, Junge Frau auf Steg - 2018 Zeitschrift des Deutschen Evangelischen Frauenbundes, Landesverband Bayern e.V. www.def-bayern.de april 2018 / def aktuell 1
Monatslosung Mai 2018: Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht dessen, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht. Hebr 11, 1 (L) inhalt MUKI reist nach Salzburg, siehe Beitrag auf Seite 16 4 Des Erinnerns wert: 1918 18 Wasser – Elixier für den Körper 5 vzbv-Jahresthema „Nachhaltiger Konsum“ 20 Gottes Vielfalt – Lebensraum für alle Geschöpfe 21 Wir haben es satt! Glyphosat 7 Neues Pflegeberufeausbildungsgesetz 23 Wohin mit der Hauswirtschaft? 8 Weltgebetstag 25 Rezepte: Frühlingsfrische Köstlichkeiten 9 Neue Stabsstelle Chancengleichheit 10 100 Jahre Frauenwahlrecht 26 Medienrevolution im Wohnzimmer 11 Rückblick auf Dialog-Tage 27 Schaut hin – nicht weg! EFB nimmt Stellung 13 Landesfrauenrat: Arbeit 4.0 28 Plädoyer für den Aus der Praxis: Floß, Schwabach öffentlich-rechtlichen Rundfunk 14 Aus der Praxis: Schweinfurt 29 Messe 66 in München 15 Aus der Praxis: München Aus der Praxis: Tablet-/Smartphone-Kurs 16 Haus für Mutter und Kind 30 Andacht 17 Büchertipps 31 Antrag auf Mitgliedschaft / Impressum Redaktionsschluss für die Ausgabe 3/2018 (Juli bis September 2018): 18. Mai 2018 (Feiertag vor Pfingsten) 2 def aktuell / april 2018 www.def-bayern.de
DEF D EF Deutscher Evangelischer Frauenbund, Landesverband Bayern e.V. editorial Liebe Leserinnen und Leser, Qualität verstellen. Meinungs- und Gedankenfreiheit sind uralte Forde- während ich dies schreibe, hat die SPD den Weg frei rungen. Denken Sie an Schiller, der im Don Carlos gemacht für eine neue Regierungsbildung. Der Koali- schon fordert „Sire, geben Sie Gedankenfreiheit“. Uns tionsvertrag ist sicher noch verbesserungswürdig und allen ist das Lied bekannt „Die Gedanken sind frei…“ -fähig, aber einige vernünftige Weichen für die wei- Eine erste Fassung gab es schon von Walther von der tere Zusammenarbeit sind gestellt worden. Wer viel Vogelweide. Bekannt wurde das Lied dann mit den Bahn fährt, weiß, wie häufig es zu Weichenstörungen Strophen von Hoffmann von Fallersleben. Damals kommen kann. Doch hoffen wir das Beste, auf Ein- ein Lied der aufständischen Studenten und bis heute sicht, Diskussionsfreude, Kompromissfähigkeit und immer wieder gesungen und gespielt. So von Sophie Vertrauen. Schade, dass die CSU es nicht geschafft Scholl, die vor 75 Jahren von den Nazis ermordet wur- hat, ihre Ministerposten paritätisch zu besetzen. de. Sie lebte in einer Familie, die nichts mit den Nazis Wenn die Regierungsbildung auch lange gedauert verband. So wurde ihr Vater 1942 verhaftet. Sophie hat, so ist dies ein Zeichen für eine mündige Demo- stellte sich am Abend vor die Gefängnismauer und kratie, auch dass die fehlende Regierung im Allge- spielte das Lied auf der Flöte. meinen nicht vermisst wurde. Aber die lebhaften Bei der Berliner Blockade 1948 sprach Ernst Reuter vor Diskussionen in allen Parteien, die stattgefunden der Bevölkerung und forderte die Alliierten auf, die haben, zeigen, dass die Bürger politisch denken und Stadt nicht preiszugeben. Auch diese Kundgebung eingebunden werden wollen. Auch die Jugend, nicht endete mit dem Lied „Die Gedanken sind frei…“ Eben- nur in der SPD, mischt sich ein. Das nicht nur bei uns, so eine Solidaritätslesung 2017 für Deniz Yücel. sondern weltweit, wie wir es jetzt bei der Diskussion um Waffenbesitz in den USA erleben. Hier erheben Vielleicht muss man auch sagen, noch sind die Gedan- Jugendliche ihre Stimme, nutzen die neuen Medien ken frei. Keiner kann in unseren Kopf gucken und die und haben schon mehr erreicht als viele Politiker vor Gedanken lesen. Aber die Schöpfer der künstlichen ihnen. Walmart verkauft keine Waffen mehr an Min- Intelligenz würden gerne wissen, wie wir denken, um derjährige, andere Geschäft schließen sich dem an. uns noch genauere Werbung, uns Angebote zukom- men zu lassen, bevor wir selbst wissen, was wir wol- Wir sind also nicht ohnmächtig zwischen den Wah- len. Gesichtserkennung ist schon serienreif, aber die len. Das zeigen auch immer wieder Volksbegehren, Stimmung zu erkennen, in der sich der Mensch ge- die ganz gezielt einzelne Vorhaben ins Licht rücken. rade befindet, daran wird noch gearbeitet. Das läuft So das Volksbegehren zur Abschaffung der Rundfunk- alles unter dem Stichwort „Schöne neue Welt“, die das gebühren in der Schweiz. Glücklicherweise haben 71 Leben leichter und sicherer machen soll. Wollen wir Prozent der Abstimmenden für die Beibehaltung der das? Digitalisierung will auch die neue Staatsministe- Gebühren gestimmt und damit für den öffentlich- rin vorantreiben. Aber die Datenschutzrichtlinien und rechtlichen Rundfunk. Und der ist nicht nur in der auch die Freiheit und Unabhängigkeit der Bürger und Schweiz umstritten, sondern auch in anderen euro- Bürgerinnen muss dabei im Blick bleiben. päischen Ländern und auch bei uns. Lesen Sie dazu den Bericht von Elke Beck-Flachsenberg, die als Rund- Wir werden als DEF hier wachsam bleiben und die funkrätin für die Evangelischen Frauen in Bayern im Entwicklung beobachten und wenn nötig im Verbund Rundfunkrat des Bayerischen Rundfunks sitzt. mit anderen unsere Stimme erheben, damit die Wür- de eines jeden Menschen auch in Zukunft sowohl im Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist ein gewisser realen Leben als auch im Netz geachtet wird. Garant für Meinungsvielfalt und auch für Bildungsan- gebote im weitesten Sinn. Dabei sollte der Gedanke Es grüßt Sie herzlich Ihre der Kommerzialisierung nicht im Vordergrund stehen und der Blick auf die Quote nicht den Blick auf die Inge Gehlert, Landesvorsitzende www.def-bayern.de april 2018 / def aktuell 3
Des Erinnerns wert Das ereignisreiche Jahr 1918 Deutscher Evangelischer Frauenbund e.V. Bundesverband feindlichen Parteien mit Sicherheit voraussehen. Dieser Gesichtspunkt muß nach Ansicht des Deutsch-Evan- gelischen Frauenbundes für national denkende Frauen Quelle (beide Bilder): AddF Kassel maßgebend sein.“ Wie unglaublich fortschrittlich - ja geradezu revolutionär - war der Ansatz auf einen einzig in Betracht kommenden Anspruch auf ein allgemeines, gleiches und freies Wahlrecht für beide Geschlechter im Jahr 1908 in einem obrigkeitlich geführten Staat! Zudem von Frauen ausgesprochen. Mathilde Gräfin zu Münster Paula-Mueller Ottfried Was aber sollte man nach dem Austritt aus der Dach- organisation der Frauenbewegung tun? Wie konnte Auf der Generalversammlung Mitte März 1918 – man die unterschiedlichen Strömungen im Verband im vierten Jahr des Ersten Weltkrieges – hatte der DEF zusammenhalten? Wie die erzkonservativen Ansprüche nach langen, sehr kontrovers geführten Diskussionen der Vertreterinnen des preußischen Landadels mit den schließlich mehrheitlich dafür gestimmt, weiterhin beim weitaus liberaleren Kräften im Süden, aber auch dem seit vielen Jahren von ihm vertretenen Standpunkt zu Nordverband, geprägt durch die stolzen freien Stadt- bleiben und n i c h t die zunehmend kämpferischen staaten mit ihren traditionell weltoffenen Handelsbezie- Forderungen innerhalb der Frauenbewegung nach hungen, zusammenbinden und im Verband halten? Eine dem politischen Frauenstimmrecht auf Reichsebene zu Zerreißprobe in der zunehmend angespannten und von unterstützen. Die Folge war der Austritt aus dem Bund Unruhen und Streiks gezeichneten Kriegszeit. Deutscher Frauenvereine. Die Vorsitzende des DEF Paula Mueller initiierte nun Schon 1908 hatte Mathilde Gräfin zu Münster im von den Zusammenschluss der konfessionellen Frauenver- der DEF-Vorsitzenden Paula Mueller herausgegebenen bände und hoffte dabei auch auf ein Ende der massiven „Handbuch zur Frauenfrage“ in einem Beitrag „Die Stel- und verleumderischen Angriffe aus jenen christlich-na- lung des Deutsch-Evangelischen Frauenbundes zu dem tionalen Kreisen, die sich im Bund zur Bekämpfung der kirchlichen, kommunalen und politischen Wahlrecht Frauenemanzipation zusammengeschlossen hatten. Am der Frau“ eine deutliche Differenzierung auf den drei 14. Juni 1918 wurde die Vereinigung Evangelischer Frau- Ebenen – Kirche, Kommune, Staat – aus Sicht des DEF enverbände gegründet, später in Evangelische Frauen- aufgezeigt. In ihm begründet sie, warum der Verband arbeit in Deutschland umbenannt. Damit war mit gro- zwar die Mitsprache in Kirche und Kommune anstrebte, ßer Verspätung das gelungen, was bereits 1899 auf dem nämlich dort, wo die Frauen durch die praktische Arbeit Frauentag in Kassel angestrebt worden war. Es hieß dazu auf vielen Gebieten der Wohlfahrtspflege Erfahrungen in einer Erklärung: „Es ist gut, daß es endlich zu diesem gesammelt hatten, die sie zum Wohl der Allgemeinheit Zusammenschluß gekommen ist und damit der un- einbringen wollen, nicht aber das politische Wahlrecht. heilvollen Zersplitterung der evangelischen Kreise ent- Der Verband verschließe „sich zwar nicht der Erkennt- gegengewirkt wird. … Die Vereinigung evangelischer nis, daß der Einfluss der Frauen auf die Gesetzgebung Frauenverbände will zu gegenseitiger Förderung dienen der leichteste Weg zur Erlangung der Ziele, denen die und dem besonderen Zwecke, die Interessen der Frau- ganze Frauenbewegung zustrebt“ sei. „Er weiß, daß für enwelt in evangelischem Sinn gemeinsam zu vertreten“. die Hebung des weiblichen Geschlechtes in sozialer, Der Zusammenschluss erwies sich dann als eine gute rechtlicher, sittlicher, geistiger Beziehung das politische Entscheidung – und besteht bis heute, als EFiD (Evange- Wahlrecht ein unschätzbarer Vorteil wäre“. Sie fährt fort: lische Frauen in Deutschland). „Die Einführung des doch nur in Betracht kommenden allgemeinen gleichen politischen Wahlrechtes für beide Ein weiterer Schritt war die Intensivierung der Zu- Geschlechter würde aber in Anbetracht unserer inner- sammenarbeit mit dem Katholischen Frauenbund. Die- politischen Verhältnisse und der noch vielfach mangeln- se ökumenische Arbeit war damals keineswegs üblich, den Reife der Frauen in absehbarer Zeit keinen Segen für sondern ein erstaunliches, doch wunderbares Zeichen unser deutsches Volk bedeuten, sie ließe dagegen eine der Versöhnung. Auch sie besteht bis heute. im höchsten Grade bedenkliche Stärkung der staats- Halgard Kuhn 4 def aktuell / april 2018 www.def-bayern.de
DEF Deutscher Evangelischer Frauenbund Die Bundesvorsitzende informiert. serer Mitgliedsfrauen hat Kenntnisse und unschätz- Wir kennen alle Grundsatzprogramme. Sie werden in bare Lebenserfahrung. langen Sitzungen formuliert, an den Texten wird ge- feilt, Standortbestimmungen werden gemacht, zu- 2. Wir denken und handeln kunftsweisende Reden gehalten und dann...? diakonisch, aber wollen selber bestimmen, wann, wie und wo wir uns einsetzen - gemäß unseren Kräften Die raue Realität holt uns im turbulenten Alltag ein, und Möglichkeiten. der Elan nimmt ab, die Aufbruchsstimmung verflacht. Um dem entgegenzuwirken, hat sich der Vorstand 3. Wir wollen im vorparlamentarischen Raum als Eh- und Vorstandsrat im Februar in Hannover zu einer mo- renamtliche die Sicht von Ehrenamtlichen einbringen derierten Klausur getroffen, um unsere verbandliche - immer gerne auch mit Unterstützung von „Fachfrau- Wirklichkeit zu hinterfragen, Alleinstellungsmerkmale en“ aus dem Haupt- oder dem Ehrenamtsbereich. Aber unserer Arbeit herauszuarbeiten, gelungene Umset- wir wollen in Gremien unsere Anliegen gleichberech- zung von Projekten in den Fokus zu nehmen, aber auch tigt selber zu Gehör bringen und dabei ernst genom- um sich vielleicht von geliebten - nicht mehr umsetz- men, statt wohlwollend von Berufs wegen „befragt“ zu baren - Traditionen zu lösen oder sie zu modifizieren: werden. Ohne geeignete Rahmenbedingungen bleibt Machbarkeitsstudien haben immer etwas technokra- es jedoch beim „Einmal-etwas-sagen-Dürfen“. tisches, können aber auch neuen Sichtweisen Chan- Unsere Urgroßmütter, Großmütter und Mütter haben cen eröffnen. Im Detail können Sie auf der Homepage dafür gekämpft und gestritten. Sie haben keine Wider- oder in den Ausgaben von „def aktuell“ viele unserer stände gescheut und Zeichen gesetzt. Aktivitäten nachverfolgen und begleiten. Geben wir diese Positionen nicht gleichgültig aus der Einiges ist für uns jedoch nicht verhandelbar: Hand, sei es in Kirche oder Zivilgesellschaft! 1. Wir sind jederzeit offen für Anregungen, wollen uns Im Gedenkjahr „100 Jahre Frauenwahlrecht“ wollen aber nicht nur „belehren“ lassen. Wir Frauen können wir nicht nur wieder schöne Worte hören, sondern selbstständig lernen und uns weiterbilden. Jede un- auch Taten sehen. Dietlinde Kunad, DEF Bundesvorsitzende Das von den Mitgliedern des vzbv ausgewählte Jah- resthema 2016-2018 behandelt den „Nachhaltigen Kon- sum“ aus verschiedenen Blickwinkeln. Als Unterthemen wurden „Suffizienz“, „Obsoleszenz und die Reparatur- fähigkeit von Produkten“, „Abfallvermeidung mit dem Nachhaltiger Konsum Schwerpunkt Verpackungsmüll“ gesetzt und von der Netzwerkgruppe Nachhaltiger Konsum für die inter- vzbv-Jahresthema essierten Mitgliedsorganisationen in je zwei Jahresta- 2016 - 2018 gungen 2016 und 2017 vorbereitet. Zusätzlich gibt es noch eine Lenkungsgruppe, die die thematische Arbeit fachlich berät und begleitet. Zu dieser Lenkungsgruppe Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv e.V.) gehört auch Sigrid Lewe-Esch, DEF-Delegierte im vzbv. analysiert Verbrauchermärkte, deckt strukturelle Miss- Es ergab sich eine gute Mischung der Zusammenarbeit stände auf und macht auf Probleme der Verbraucher von Verbraucherzentralen der Länder mit den verbrau- und Verbraucherinnen aufmerksam. Lösungen werden cherpolitisch tätigen Verbänden wie dem DEF. aufgezeigt und für deren Umsetzung gestritten. Diese Nachhaltiges Verhalten ist immer mit einer nachhal- Kernaufgaben bearbeiten rund 200 Mitarbeiter und Mit- tigen Entwicklung verbunden. Diese Entwicklung versu- arbeiterinnen. Der Verband mit seinem Sitz in Berlin und chen der vzbv und seine Mitglieder zu fördern und zu einem Büro in Brüssel ist die Dachorganisation der 16 fordern. Ohne „Nudge“, d.h. Anstoß aus der Gesellschaft, Verbraucherzentralen der Länder und von 25 sozial- und wird diese Entwicklung keinen Erfolg haben. Langfristig- verbraucherpolitisch orientierten Mitgliedsorganisatio- keit ist angesagt und ein ständiges Erinnern bzw. Einfor- nen. Das gemeinsame Ziel des vzbv ist, die Verbraucher- dern des Themas Nachhaltiger Konsum, damit die Politik politik in Deutschland und in der Europäischen Union zu sich seiner annimmt. gestalten. www.def-bayern.de april 2018 / def aktuell 5
Die Netzwerkgruppe hat bis Ende 2017 schwerpunkt- mäßig die Themen „Suffizienz“, „Obsoleszenz“ und „Ab- fallvermeidung unter Einbeziehung von Verpackungs- müll“ bearbeitet. 2018 wird die Abfallvermeidung weiter konkretisiert. Für die Europäische Woche der Abfallver- meidung vom 17. bis 25. November 2018 werden von verschiedenen Mitgliedern Aktionen geplant, die von den Teilnehmern am Jahresthema vorbereitet werden. Für verschiedene Zielgruppen wird ein Arbeitspaket für Verbraucherinformationen herausgegeben und da- nach verbraucherpolitische Forderungen an die Politik gestellt. Das Arbeitspaket soll einen Mustervortrag und ein Modell bzw. Konzept für einen Infostand für die Mit- glieder enthalten. Aus den Mitgliedsverbänden sollen auch Experten als Referenten angefragt werden können. Eventuell soll auch eine Broschüre entwickelt werden, doch im Moment ist noch keine Finanzierung gesichert. Über diese Arbeiten wird in den nächsten Ausgaben des „def aktuell“ informiert und zum Mitarbeiten eingeladen. Den Beginn macht der Themenschwerpunkt Suffizienz. Suffizienz: Brauche ich das wirklich? Suffizienz (von lat. sufficere: reichen, genügen), also Genügsamkeit, auch Sparsamkeit, ist ein Konzept in der Ökologie. Die Idee dahinter ist, zur Schonung der Res- sourcen der Umwelt und der Gesellschaft wie auch der eigenen sich bei jedem Vorgang und Produkt, bei jedem Kauf die Frage zu stellen: Brauche ich das wirklich? Suffizienz in der konkreten Anwendung. Sie liegt allein Das Angebot der Märkte ist riesig. Wir leben heute als aufseiten der Verbraucherinnen und Verbraucher. Damit Konsumentin in einem Schlaraffenland. In der Bundes- werden von Konsumentinnenseite die Bemühungen republik Deutschland können Konsumierende aus dem unterstützt, die wenig Verbrauch von Ressourcen und Vollen schöpfen. Alle nur möglichen Konsumgüter sind Energie, Ökologie und Schutz der Umwelt zum Ziel ha- käuflich zu erwerben, ebenso können alle denkbaren ben. Das ist schonend für die Umwelt und übrigens auch Dienstleistungen in Anspruch genommen werden. für den Geldbeutel. Das ist Nachhaltigkeit. Als ein bewährtes protestantisches Prinzip gilt der Auf einen Kauf zu verzichten, fällt gar nicht so leicht in Konsumverzicht. Meine sehr gläubige Großmutter über- unserer Alltagskultur. Vorher darüber nachzudenken, ob legte immer zweimal, ob sie dieses oder jenes unbedingt man diesen Gegenstand unbedingt besitzen muss oder brauchte und somit käuflich erwerben solle. Ihre kleine jene Dienstleistung den Alltag schöner macht, ist mitt- Schwester hingegen kaufte spontan gerne Kleidung, die lerweile ziemlich aus der Mode gekommen. Nachhaltig ihr als gerade modern empfohlen wurde. Der Kommen- zu verbrauchen ist nicht unbedingt der Trend in unserer tar meiner Großmutter dazu war: „Frieda, wie siehst Du Gesellschaft des 21. Jahrhunderts. Wenn wir jedes Jahr wieder aus!“ ein neues Smartphone, ein Tablet, einen Fernseher etc. kaufen, werden in der nächsten Zeit schon bald die Roh- Heute wird nicht selten geshoppt bis zum Umfallen. stoffe für die Produktion dieser elektronischen Geräte zur Oder der Kauf wird gleich ins Internet verlegt. Hier wer- Neige gehen. Auch eine mit Verknappung verbundene den häufig, da kein Ansehen oder Probieren möglich ist Verteuerung der Rohstoffe ist nur der Beginn vom Ende und keine Fachberatung erfolgt, verschiedene Größen der Ressourcen unserer Erde. und Produkte bestellt und die überflüssige Ware zurück- Sigrid Lewe-Esch, DEF-Delegierte im vzbv geschickt. Das ist nicht kostenlos, denn es geschieht auf Kosten des Einzelhandels und durch Massen von Auslie- Vgl. Sie hierzu das Faktenblatt des vzbv zum Verpa- ferungsfahrten und Verpackungsmüll auch auf Kosten ckungsmüll: der Umwelt und der Allgemeinheit. www.vzbv.de/sites/default/files/down- Sich wie im genannten Beispiel also Gedanken zu loads/2017/12/20/2017_vzbv_faktenblatt_verpackungs- machen, ob das Produkt wirklich gebraucht wird, das ist muell.pdfe 6 def aktuell / april 2018 www.def-bayern.de
DEF Deutscher Evangelischer Frauenbund, Landesverband Bayern e.V. Pflegeberufereformgesetz regelt Pflegeausbildung neu Dem wachsenden Notstand in der Pflege will die bildenden vertraglich vereinbart wurde. Dadurch kann Bundesregierung mit einer Reform der Ausbildung - statt des generalistischen Berufsabschlusses Pflege- begegnen. Krankenpflege, Kinderkrankenpflege fachfrau / Pflegefachmann - auch weiterhin ein speziel- oder doch Altenpflege? Auszubildende in Pflegebe- ler Abschluss in der Kinderkranken- oder Altenpflege er- rufen müssen sich künftig nicht mehr zu Beginn ih- worben werden. Allerdings behält sich der Gesetzgeber rer Ausbildung entscheiden, welchen Weg sie gehen. vor, nach Ablauf von sechs Jahren ab Beginn der neuen Zudem wird sie für alle Auszubildenden kostenlos. Ausbildung zu überprüfen, ob für diese gesonderten Abschlüsse weiterhin Bedarf besteht. Eine Ausbildung Andrea Jörger, Schriftleiterin und Autorin im Ket- zur Pflegehelferin bzw. zum Pflegehelfer kann auf die teler Verlag, informiert nachfolgend über das neue Ausbildung zur Pflegefachkraft angerechnet werden. Pflegeberufereformgesetz. Bereits ab dem Jahr 2019 wird die Ausbildung in der Die Neuregelungen sollen für die Ausbildungsjahrgänge Pflege durch einen Ausbildungsfonds finanziert. Dieser ab 2019 gelten. Die Finanzierung aller Ausbildungswege Fonds wird auf Länderebene organisiert und maßgeblich erfolgt unterschiedslos über einen gemeinsamen Aus- durch die Einrichtungen der verschiedenen Pflegeberei- bildungsfonds. che finanziert. Demnach werden in allen Bundesländern Nachdem der Bundesrat Anfang Juli seine Zustimmung alle Pflegeeinrichtungen durch ein Umlageverfahren an erteilt hatte, konnte das Pflegeberufereformgesetz (Ge- der Finanzierung der Pflegeausbildung beteiligt. Zum setz zur Reform der Pflegeberufe) vom 17. Juli 2017 1.1.2020 wird das von einigen Ländern noch erhobene verkündet und das parlamentarische Gesetzgebungs- Schulgeld an Pflegeschulen bundeseinheitlich abge- verfahren damit zum Abschluss gebracht werden (Be- schafft. Zugunsten der Auszubildenden sieht das Gesetz kanntmachung in: BGBl. I Nr. 49 v. 24.7.2017, S. 2581 ff ). die Zahlung einer „angemessenen“ Vergütung vor. Mit der dem Gesetz zugrunde liegenden Reform wird Ergänzend zur beruflichen Pflegeausbildung wird es das die Ausbildung in der Pflege ab dem Ausbildungsjahr Pflegestudium geben: Neu eingeführt wird mit der Re- 2020 als auch deren Finanzierung ab dem Jahr 2019 voll- form eine Pflegeausbildung an Hochschulen. Das Stu- kommen neu geregelt. Erklärtes Ziel ist es, vor dem Hin- dium soll drei Jahre dauern und insbesondere ein ver- tergrund eines zunehmenden Fachkräftemangels, den tieftes Wissen über Grundlagen der Pflegewissenschaft Pflegeberuf zukunftsfähig und attraktiver zu machen vermitteln. und die Pflege qualitativ zu verbessern. Quelle: AVR-Kompendium, Aktuelle Information, 54. AL, 2017, Ketteler Verlag, Waldmünchen Den Kern des umfangreichen Regelungswerkes bildet das in Artikel 1 des Pflegeberufereformgesetzes enthal- Tipp: Das Pflegeberufereformgesetz wird mit Hin- tene Gesetz über die Pflegeberufe (Pflegeberufegesetz). tergründen sowie Fragen und Antworten zur neuen Dieses Gesetz sieht im Wesentlichen vor, dass die bisher Rechtslage auf dem Webangebot des Bundesministeri- getrennten Ausbildungswege in der Kranken-, Alten- ums für Gesundheit vorgestellt unter und Kinderkrankenpflege zu einer generalistischen Aus- www.bundesgesundheitsminister.de. bildung mit dem Berufsabschluss zur „Pflegefachfrau“ bzw. zum „Pflegefachmann“ zusammengefasst werden. Es geht also darum, statt vertieftem Spezialwissen (z.B. als Kinderkrankenschwester) ein breites Spektrum an Einsatz- und Entwicklungsmöglichkeiten der Pflege- kräfte zu schaffen und einen Wechsel zwischen den ver- schiedenen Pflegebereichen zu ermöglichen. Quelle zum Foto: NicoLeHe_pixelio.de Die neue generalistische Ausbildung startet mit Beginn des Ausbildungsjahres 2020/2021. Dabei sind die ersten beiden Ausbildungsjahre für alle Auszubildenden im Pflegebereich verbindlich. Nach zwei Jahren gemein- samer Ausbildung kann eine einjährige Spezialisierung („Vertiefung“) in den Bereichen Kinderkranken- oder Altenpflege gewählt werden, wenn dies zu Beginn der Ausbildung zwischen Ausbildungsträger und Auszu- www.def-bayern.de april 2018 / def aktuell 7
Der offene Blick der Frau für die Frau Der Weltgebetstag der Frauen gilt dieses Jahr den Frauen Surinams – Weltgebetstag für Friedensno- belpreis vorgeschlagen Jedes Jahr am ersten Freitag im März beschäftigt sich Vergangenheit ist allgegenwärtig: Der westliche Reich- der Weltgebetstag (WGT) mit der Lebenssituation von tum, die südliche Armut. Beides verklammert sich in den Frauen eines bestimmten Landes: „Informiert beten – Projekten, die der WGT unterstützt. Außerdem wird die betend handeln“, damit Frauen und Mädchen überall Weltgebetstagsarbeit als ein Beitrag zur Versöhnung auf der Welt in Frieden, Gerechtigkeit und Würde leben nach den kolonialen Zeiten, deren Spuren noch überall können, lautet die Devise. Christliche Frauen aus dem in den betreffenden Ländern spürbar sind, begriffen. Der betreffenden Land haben Texte, Gebete und Lieder für Weltgebetstag der Frauen ist so auch ein großes Frie- einen Gottesdienst ausgewählt, der dann weltweit in denswerk, und so ist es verständlich, dass es wie bereits über 100 Ländern gefeiert wird. Auch in den Gemeinden erwähnt das Bestreben gibt, dass der Weltgebetstag der in Bayern bereiteten Frauen unterschiedlicher Konfessio- Frauen wegen seiner friedensstiftenden und völkerver- nen die Gottesdienste nach dieser Gottesdienstordnung bindenden Wirkung für den Friedensnobelpreis vorge- gemeinsam vor. schlagen werden soll. Anfang 2017 hatten einige Weltgebetstags-Gruppen im Projekte aus Surinam, die dieses Jahr neben Frauen- und Ruhrgebiet eine Idee: Wir schlagen die Internationale Mädcheninitiativen in vielen anderen Ländern des glo- Weltgebetstags-Bewegung für den Friedensnobelpreis balen Südens besonders im Fokus stehen, sind alle eng vor! Die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen startete mit der sozialen Situation der Frauen in der Bevölkerung daraufhin eine Unterschriftenkampagne, die auf begeis- verknüpft. Es ist schwer, Arbeit zu finden. Das Land ex- terte Resonanz stieß. Fast 44.000 Menschen aus meh- portiert Bodenschätze wie Bauxit oder Gold, vor allem reren Ländern unterstützten die Initiative, die zum Ziel Öl. Preisschwankungen führen zu Krisen, es gibt weni- hatte, eine vorschlagsberechtigte Person zu überzeu- ge Arbeitsplätze. Ein Drittel der Bevölkerung ist emig- gen, die gesellschaftspolitische christliche Arbeit von riert. Frauen, die Arbeit gefunden haben, mussten dafür ehrenamtlichen Frauen rund um den Erdball im WGT oft ihre Kinder zurücklassen. Im Elend zurückgelassene dem Nobelpreiskomitee vorzuschlagen. Das soll inzwi- Kinder und Jugendliche leiden unter ihrer mangelnden schen gelungen sein. Bildung, brechen die Schulen ab, haben nicht selten Das Land, das dieses Jahr ausgewählt wurde, im Mittel- mit Drogen zu tun, mit Vergewaltigungen. Es gibt viele punkt zu stehen, ist Surinam, ein tropisches Land im Nor- Teenage-Schwangerschaften, Teufelskreise. Am krasses- den Südamerikas, an der Atlantikküste gelegen. Da es bis ten sind die Verhältnisse in den Slums der Hauptstadt in die 70er Jahre zu den Niederlanden gehörte, ist die Paramaribo. Dort setzt die Hilfe durch amerikanische Sprache des kolonialen Mutterlandes die Klammer einer Herrnhuter Frauen an, die jugendlichen Müttern aus zwar überwiegend schwarzen, aber auch sehr gemisch- der Drogen- und Prostitutionsproblematik heraushelfen ten Bevölkerung. wollen und Jugendleiterinnen ausbilden zu Scouts für Durch den Weltgebetstag der Frauen entsteht idea- Notleidende in ihrem eigenen Viertel. Am selben Miss- lerweise ein Verständnis und eine weltweite Welle der stand der Perspektivlosigkeit junger Frauen arbeiten Solidarität für die Bewohnerinnen des jeweiligen Welt- auch Sozialarbeiterinnen in Stadt und Region Albina, die gebetstagslands. Wichtig ist bei Ländern aus ärmeren Frauen helfen, mit dem Erzeugen von landestypischen Regionen der nichtkoloniale Blick – die Begegnung soll Süßigkeiten Geld zu verdienen. Es ist noch nicht exis- auf Augenhöhe erfolgen. Die Frauen begreifen sich als tenzsichernd, aber ein Beitrag. Außerdem können die voneinander Lernende. Die Frauen des Weltgebetstags- Frauen in diesem Projekt auch durch eine Abendschul- landes sind nicht Bettlerinnen, die die Kollekte aus den bildung ihre eigenen beruflichen Chancen verbessern. weltweiten Gottesdiensten und Spenden erhalten, son- Der eigentliche Sinn der Arbeit in diesen betreuten dern sie sind die Schöpferinnen des Gottesdienstes, sie Gruppen ist die Selbständigkeit von Frauen, die durch geben die liturgische Ordnung vor, suchen die Texte und wirtschaftliche Eigenständigkeit zu Selbstbewusstsein Lieder aus. Sie sind Gebende. kommen können. Auch die Frauen der westlichen Länder sind nicht nur In der Wirtschaftskrise und dem Kampf um die Existenz Spenderinnen, sondern sie lernen das Weltgebetstags- sind abstrakte Werte wie Frauenrechte gleichgültig. Die land und seine Bewohnerinnen kennen, beschäftigen nationale Frauenbewegung NVB Surinams versucht, sich sich mit der Gesellschaft dort und sind so Teil einer mit staatlichem Zuschuss und Spenden über Wasser weltweiten Solidarität. Dennoch, der Kolonialismus der zu halten und auf verbesserte politische Bedingungen 8 def aktuell / april 2018 www.def-bayern.de
DEF Deutscher Evangelischer Frauenbund, Landesverband Bayern e.V. für Frauen hinzuarbeiten. So rief sie neben anderen Mi- und nachfolgenden Feste statt. Auch DEF-Frauen sind so krounternehmen in der Hauptstadt ein Frauentaxiun- fest eingereiht in das globale Friedensprojekt Weltgebets- ternehmen ins Leben, um Frauen als Fahrerinnen eine tag der Frauen. Der vom Kolonialismus der Vergangenheit Existenz zu bieten. Dieses Projekt wird von den Weltge- verstellte Blick ändert sich durch die christliche Weltan- betstagskomitees aus Deutschland, Österreich und der schauung und tätige Nächstenhilfe des Weltgebetstags Schweiz unterstützt. der Frauen zu dem offenen Blick der Frau für die Frau. Ortsverbände und Frauen des DEF sind vielfach in der Dagmar Herrmann, Bettina Marquis Weltgebetstagsarbeit dabei. Als Gründungsmitglied der Dagmar Herrmann ist die Vertreterin des DEF Bayern in Arbeitsgemeinschaft WGT ist dem Verband diese Arbeit der Arbeitsgemeinschaft Weltgebetstag der Frauen in sehr wichtig. Den gesamten Februar wurden in vielen der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK). Zu- Städtegruppen die Länderinformationsabende über Su- dem ist sie seit Jahren aktiv in dem ökumenischen Bünd- rinam abgehalten. Am 2. März fanden die Gottesdienste nis für die Organisation des WGT in Miesbach /Obb. Wertungen kritisch hinterfragen Vorstellung der neuen Stabsstelle für Chancengerechtigkeit in der Landeskirche Der Deutsche Evangelische grund hat die Stelle für Chancengerechtigkeit die Auf- Frauenbund war der Frauen- gabe, die Wertungen, die mit diesen Unterscheidungen gleichstellungsstelle in der verbunden sind, kritisch zu hinterfragen. Ungerechter Landeskirche (fgs) stets ver- Behandlung und Benachteiligung, die dabei zum Vor- bunden und hat ihre Arbeit schein kommen, gilt es entgegenzuwirken. über die gesamte Zeit ihres Ganz konkret arbeite ich beispielsweise derzeit in ver- Bestehens mit Rat und Impul- schiedenen Arbeitsgruppen mit, die dafür sorgen wol- sen unterstützt. Als Frauenver- len, dass mehr Frauen in unserer Kirche in Leitungsposi- band hat der DEF die Weiterentwicklung hin zu einer tionen kommen. Stabsstelle für Chancengerechtigkeit aufmerksam Ein weiteres Aufgabenfeld ist die Beschäftigung mit der verfolgt und wird sich selbstverständlich für das An- Frage, wie wir es schaffen, dass Menschen mit Behin- liegen der Chancengerechtigkeit mit besonderem derung an unseren Aktivitäten und Angeboten in der Augenmerk auch für Frauen einsetzen. Um sich nun Gemeinde selbstverständlich teilhaben oder in unseren ein Bild über die neu geschaffene Stelle und ihre Stel- Berufsgruppen und Gremien vertreten sind. Im Blick sind leninhaberin im Landeskirchenamt machen zu kön- darüber hinaus Gruppen, die häufig sozial, aber auch in nen, stellt sich Dr. Barbara Pühl im Folgenden vor. der Kirche Randgruppen bilden: Alleinerziehende, Fa- milien mit Kindern, Kinder und Jugendliche aus sozial Liebe Leserinnen! schwachen Milieus oder ältere Menschen usw. Am 1. September habe ich die Stabsstelle für Chancenge- Aus meiner Sicht ist es ein klares inhaltliches Signal, das rechtigkeit der Bayerischen Landeskirche angetreten. Ich die Landeskirche mit der Errichtung dieser Stelle setzt: Wir bin Pfarrerin und Pädagogin und habe wissenschaftlich wollen Ernst machen mit dem Evangelium. Die Botschaft und praktisch in der Lehre und an der Schule gearbeitet. von Gottes Gnade und Barmherzigkeit, die Botschaft, dass Außerdem bin ich verheiratet und habe zwei Söhne. wir in Christus alle gleich sind, – sie gilt allen Menschen. Die Stelle für Chancengerechtigkeit ist mit einem neuen Nicht nur so, dass alle sie hören sollen, sondern auch, dass Zuschnitt aus der ehemaligen Frauengleichstellungs- sie dort sichtbar wird, wo Menschen im Namen Christi zu- stelle hervorgegangen. Die zentrale Aufgabe der Frau- sammenkommen – von der Gemeinde bis in die kirchen- engleichstellungsstelle war die Gleichstellungsarbeit leitenden Ämter. Bis dahin ist es ein weiter Weg, und es von Frauen und Männern. Dies wird auch weiterhin ein muss sich in unserer Kirche viel verändern. Schwerpunkt der neuen Stelle sein, jedoch aus einer et- Ich freue mich darüber, dass ich an dieser Veränderung was anderen Perspektive. mitdenken und mitwirken darf. Mit meinen Erfahrungen Ausgangspunkt für die neue Stelle ist das christliche in der Gemeindearbeit, in der Jugend- und Erwachse- Menschenbild. Als Geschöpf und Gottes Ebenbild be- nenbildung, an der Universität und an unterschiedlichen sitzt jeder Mensch eine unantastbare und unverlierbare Schulen, als Pfarrerin, Wissenschaftlerin und Pädagogin Würde. Diese ist unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe, sehe ich mich für die Aufgaben, die mit dieser Stelle ver- Nationalität, Behinderung, Alter, sexueller Orientierung bunden sind, gut gerüstet. Vor allem aber wünsche ich und weiterer Dimensionen, anhand welcher Menschen mir, dass ich viele Mitstreiterinnen und Mitstreiter finde, in Kulturen unterschieden werden. Vor diesem Hinter- die sich mit auf diesen Weg machen. Dr. Barbara Pühl www.def-bayern.de april 2018 / def aktuell 9
Frauen wählen – doch wozu? 100 Jahre Frauenwahl- recht in Deutschland Schon im Sommer 2017 vor der Bundestagswahl riefen als ein Grundrecht im Grundgesetz zu verankern. Doch die ersten Verbände die „100 Jahre Frauenwahlrecht“ aus. wurde erst mit dem Einzug der Grünen in den Bundestag Tatsächlich ist das Jubiläum erst Ende 2018 oder gar An- wieder ein Frauenanteil von über 8 Prozent erreicht, wie fang 2019 zu feiern: Im November 1918 nach dem Ende es ihn im ersten Reichstag der Republik gegeben hatte! Was soll uns das eigent- des Ersten Weltkriegs und der Abdankung des Kaisers wurde das Frauenwahlrecht Gesetz. Und im Januar 1919 lich heute sagen? konnten die Frauen in Deutschland erstmals von ihrem aktiven und passiven Wahlrecht Gebrauch machen. In Bayern fanden die ersten für Frauen zugelassenen Wah- Populismus und fake news erschüttern das Vertrauen in len sogar schon eine Woche eher statt, da der Bayerische Politik, und ihre Urheber ziehen Vorteile daraus. Gleichzei- Landtag vor dem Reichstag gewählt wurde. tig sinkt der Frauenanteil in den deutschen Parlamenten. Frauen waren jahrzehntelang von Vereinen und dem Be- Damit Frauen ihre eigenen Anliegen wirksam im Parla- such politischer Versammlungen ausgeschlossen gewe- ment vertreten können, sollten aber mehr Frauen Abge- sen. Das Wahlrecht war jedoch nur eine Forderung der ordnete sein. Frauenbewegung. Damit hoffte man sich gezielter für die Das Bündnis „Parité - Mehr Frauen in die Parlamente!“ ver- eigenen Anliegen einsetzen zu können. 1902 gründeten sucht, mit juristischen Mitteln eine Änderung der Wahl- die erste deutsche Juristin Anita Augspurg zusammen mit rechte zu einer Listenaufstellung mit gleich viel Frauen Lida Gustava Heymann und Minna Cauer den Deutschen und Männern und eine möglichst gleiche Repräsentanz Verein für Frauenstimmrecht. Sie taten dies in Hamburg, im Parlament zu erreichen. „Frauen wählen Frauen“, diese wo das Vereinsrecht traditionell liberaler war und Frauen Aktionen der Frauenverbände machen stets vor Wahlen diese Möglichkeit bot. Ein Werben für die Sache des Frau- Frauen auf ihre Möglichkeiten aufmerksam, mit der Zweit- enstimmrechts war möglich, aber im ständischen und stimme bei der Landtagswahl im eigenen Regierungsbe- sich auf den Krieg rüstenden Kaiserreich war es nicht zu zirk eine Frau zu wählen oder in der Kommunalwahl Frau- erlangen. en nach vorne zu häufeln. Der Erste Weltkrieg endete mit der Revolution, und mit ihr Nach Jahren einer gewissen Wahlmüdigkeit und Interes- kam im November 1918 die Verordnung, die den Frauen selosigkeit oder bestenfalls Protestwahl scheint das Be- das aktive und passive Wahlrecht zugestand. Frauen ha- wusstsein, als Bürgerinnen und Bürger etwas für die Demo- ben sich an den ersten Wahlen in der Weimarer Republik kratie tun zu müssen, bei vielen Menschen im Augenblick begeistert zu 82 Prozent beteiligt und haben auch Man- wieder gewachsen. Das Mindeste ist, von dem Wahlrecht, date errungen. Bei den Reichstagswahlen am 19. Januar für das so viele Menschen Jahrzehnte gekämpft haben, 1919 kamen 37 Frauen von 423 Abgeordneten ins Parla- auch Gebrauch zu machen. Und Frauen können sich an ment, das ist ein Frauenanteil von 8,7 Prozent. den mutigen Streiterinnen für das Frauenwahlrecht von Die erste sogenannte „Weimarer“ Republik war von vie- vor 100 Jahren ein Beispiel nehmen und sich für ihnen len Menschen nicht gewollt und nicht getragen. Dieser wichtige Fragen einsetzen. Und überzeugende Frauen als Demokratie, urteilte die Geschichtsforschung, fehlten die Wählerin unterstützen. So wird der Staub vom Jubiläum Demokraten. Der auf sie folgende Nationalsozialismus genommen und Energie für die Demokratie heute daraus hatte Frauen aus hohen Positionen in den häuslichen Be- gewonnen! reich verdrängt, und das änderte sich auch in der Nach- Dr. Bettina Marquis kriegszeit in der jungen Bundesrepublik nicht. Dabei hatte die Juristin Elisabeth Selbert es 1948/49 - unterstützt von den Frauenverbänden - erreicht, die Gleichberechtigung 10 def aktuell / april 2018 www.def-bayern.de
DEF Deutscher Evangelischer Frauenbund, Landesverband Bayern e.V. Vielfältig und stark im Ehrenamt Dialogtage des DEF in Nürnberg und München Wie in den Jahren zuvor trafen sich Vertreterinnen der die Frauenarbeit. Sie hätten ein besonderes Verständnis Ortsverbände und Anschlussvereine, um sich auszutau- von starker, auch politischer Frauenarbeit im Ehrenamt. schen und zu erfahren, was der Landesverband und sei- Traditionell unabhängig, setzen sie sich besonders für ne Arbeitsgemeinschaften planen und welche Themen die Frauen ein. Allgemein werde zwar viel vom Ehren- anstehen. Zu Beginn verdeutlichte Landesvorsitzende amt gesprochen, aber nur, wie es einzusetzen, zu ver- Inge Gehlert, dass im Rückblick auf das vergangene Ju- walten, „zu betreuen“ sei. Mit den Praktikerinnen selbst, biläumsjahr 500 Jahre Reformation dieses im DEF tiefe den ehrenamtlich tätigen Frauen, werde aber zu selten Spuren auf allen Ebenen vom Ortsverband über den gesprochen. Sie appellierte an die Frauen, aufmerksam Landes- und Bundesverband hinterlassen habe. Im Aus- zu bleiben, ansprechbar und wachsam gegenüber Fehl- blick über das Jahresthema „Wasser“ des Landesverban- entwicklungen weg vom Priestertum aller Gläubigen. des machte sie deutlich, wie dieses Thema durch den In der Vorstellung verschiedener Arbeitsbereiche mach- Klimawandel wirklich aktuell ist. Im Rahmen des Jahres- te die Bildungsreferentin Dr. Bettina Marquis mit dem themas führt die für den Mai geplante Verbandsfahrt in Programm „Verbraucherbildung Bayern“ des Staatsmi- die Vulkaneifel - dort liegen die weltbekannten Quellen nisteriums für Umwelt und Verbraucherschutz für das Apollinaris, Gerolsteiner, Fachinger und Selters. erste Halbjahr den Anfang. Viele Veranstaltungen sind In ihrem Überblick über geplante Aktivitäten erwähnte sie exemplarisch das Seminar „Frauen in Bewegung“ in Pappenheim und den Stand auf der Messe „Die 66“ in München. Sie wies auch auf die vom 21. bis 23. Septem- ber geplante Frauenfahrt des Landesverbandes nach Dessau und Weimar hin mit Schwerpunkt „Bauhaus und die Frauen“. Im Anschluss berichtete die Bundesvorsitzende Dietlin- de Kunad über den im Mai bevorstehenden Messeauf- tritt des DEF auf der senova beim Deutschen Senioren- tag in Dortmund. Im Rahmen der BAGSO-Bildungsinsel wird dort der DEF in seinen Vorträgen und Workshops die Digitalisierung und deren Auswirkungen auf ältere Menschen in den Blick nehmen. Des Weiteren stellte sie der Verbraucherbildung im Bereich Medien gewidmet. die neuen Taschen des DEF mit dem DEF-Logo und der Tablet-Workshops, das Thema Online-Bezahlen und die Devise des Verbandes, „Verantwortung übernehmen“ Diskussion um das Bargeld kommen im Programm vor, vor, die in Augsburg regional und umweltfreundlich aus ebenso wie Fitnessarmbänder, e-Books, Mediatheken Biobaumwolle produziert sind. Diese seien ein guter und vieles mehr. Ein Digital-Stammtisch zum Thema „In- Werbeträger und insbesondere für Referentinnenge- ternet of things“ soll im Juni stattfinden. Dabei ist Ver- schenke geeignet. braucherbildung im DEF auch jenseits der Beteiligung am staatlich geförderten Programm Verbraucherbildung DEF-Geschäftsführerin Katharina Geiger nutzte die Stun- Bayern mit seiner Beschränkung auf Finanzen und Inter- de zu einigen sehr ernsten Worten über die sich ver- net / Datenschutz tief verankert. schlechternde Stellung von Frauenarbeit in der Kirche. Frauen und ihre Anliegen würden zunehmend unter Es ergeben sich große Schnittmengen mit der Medien- verschiedenen Bereichen subsumiert. In dieser Situati- arbeit in der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft Medien on müssten die DEF-Frauen die Fahne hochhalten für (EAM), die von ihrer Vorsitzenden Sabine Jörk vorgestellt wurde. Sie ging auf die umfangreiche Gremienarbeit im Fachausschuss Medienpolitik im Bayerischen Lan- desfrauenrat und in der Gesellschaft für Medienpäd- agogik und Kommunikationskultur (GMK) mit seiner www.def-bayern.de april 2018 / def aktuell 11
bayerischen Landesgruppe ein. Als Projektbeirätin am Digital-Kompass setzt sich Sabine Jörk auch für dessen Projekte Material-Fundgrube und Digital-Stammtisch ein. Luitgard Herrmann, die zweite Vorsitzende der EAM, verantwortet neben den Onlinekursen für Seniorinnen mit dem Institut für Lern-Innovation der Friedrich-Alex- ander-Universität Erlangen-Fürth Tablet- und Smartpho- ne-Schulungen sowie zwei neue, letztes Jahr erstmals Die beiden diakonischen Projekte des DEF - das Haus für angebotene Onlinekurse zur „Kultur Europas“ und zu Mutter und Kind (MuKi) in Fürth und das Wohnhaus des „Gesundheit und Wohlbefinden“. Etwas Besonderes sind Landesverbandes in München - wurden von Katharina die Tablet-Kurse für Flüchtlingskinder bei der Inneren Geiger behandelt. In Fürth stehen große Veränderungen Mission in München. Die jungen Teilnehmerinnen und ins Haus, weil mit dem langjährigen Heimleiter und der Teilnehmer fragen und warten schon immer, wann Sabi- ehrenamtlich unermüdlich tätigen Vorsitzenden Rosi ne Jörk als „die Frau mit den Tablets“ wiederkommt. Und Koch zwei prägende Personen in den kommenden Jah- schließlich ist man noch mit der AEH übereingekom- ren in den Ruhestand gehen. Eine große Herausforde- men, gemeinsam ein Projekt rund um die App „Too good rung stellt auch die vermehrte Aufnahme von geflüch- to go“ gegen Lebensmittelvernichtung in Restaurants teten minderjährigen Frauen mit ihren Kindern dar. Aber machen zu wollen. trotz dieser Problemlagen: Das Haus ist voll belegt und Christa Gampl stellte als zweite Vorsitzende die Arbeit genießt besten Ruf. der Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Haushaltsfüh- Spannungsreich war der Vortrag von Eva Schmidt über rungskräfte (AEH), Förderkreis Bayern vor. Dort hat ein er- die neuen Anforderungen in der Erwachsenenbildung. folgreicher Reformprozess stattgefunden, und die Arbeit Die Veranstaltungsplanung, insbesondere bei Kooperati- ist auf mehrere Schultern verteilt worden. Unter ande- onen, wird durch die neuen Regeln deutlich komplizier- rem hält die AEH interessante Seminare in Pappenheim ter. In der folgenden lebhaften Diskussion mit den Orts- ab. Im März trifft man sich dort zum Thema „Frauen in verbandsvertreterinnen ergab sich der Wunsch nach Bewegung“, im Herbst zum Thema „Wasser“. Wasser wird Musterbeispielen zur besseren Orientierung. auch das Motto beim Stand der AEH auf dem Johanni- tag in Triesdorf sein, wo wieder das Glücksrad gedreht Anregungen für kommende Veranstaltungen bieten werden wird und hoffentlich viele Besucherinnen und wollte die Bildungsreferentin mit einer Präsentation ihre Kinder anzieht. über das Jahresthema Wasser. Sie übertrug den Was- serkreislauf auf der Erde als Gliederungsprinzip auf ihre Sigrid Lewe-Esch stellte als die Vertreterin des DEF im Vorschläge. Das Wasser in E- und U-Musik, in der Ma- Verbraucherzentale-Bundesverband (vzbv) dessen Drei- lerei und Literatur ist ein klassisches Thema der Kunst. Jahresthema „Nachhaltiger Konsum“ vor. Dies soll nun Wie kostbar diese Ressource ist, kann man im Bereich mit mehreren Aktionen der Mitgliedsverbände zum Mensch und Umwelt gut in den Mittelpunkt von Veran- Thema „Abfallvermeidung“, auch im DEF, zum Abschluss staltungen stellen. Wasseradern dienten auch über die gebracht werden. Sigrid Lewe-Esch ist in der Lenkungs- Jahrhunderte immer dem Austausch nicht nur von Gü- gruppe für diese Aktivitäten, aber aufgrund der fehlen- tern, sondern auch von Menschen und Ideen. Menschen den Bundesregierung stand alles unter Finanzierungs- finden dort Erfrischung und Entspannung; jede Einzelne vorbehalt und großer Planungsunsicherheit. weiß Geschichten vom Wasser, die es wert sind, erzählt zu werden. Die Ortsverbandsvertreterinnen nutzten die Dialogtage zum Austausch über ihre Veranstaltungen und Pläne. Sie nahmen Anregungen und Impulse für ihre eigene Arbeit vor Ort mit. Aus den Beiträgen entstand ein buntes Mosaik der Vielfalt in einem lebendigen DEF, der nirgendwo mehr lebt als in den Ortsverbänden und Anschlussvereinen. 12 def aktuell / april 2018 www.def-bayern.de
DEF Deutscher Evangelischer Frauenbund, Landesverband Bayern e.V. Aus der Praxis Arbeit 4.0 Auswirkungen auf das Familienleben Stellungnahme des Bayerischen Landesfrauenrates Die Digitalisierung verändert die Gesellschaft, die Wirtschaft und die Arbeitswelt. Gerade im Bereich Floß der Arbeitswelt müssen die Interessen aller Betei- „Schnittchen und Häppchen für liebe Gäste“ – unter ligten gleichermaßen berücksichtigt werden. diesem Motto begrüßte Vorsitzende Christa Riedel am „Kinderbetreuung und die Pflege bedürftiger An- Faschingsdienstag 19 Frauen, die zum traditionellen gehöriger können vereinfacht werden. Doch kann Faschingskochen ins evangelische Gemeindehaus der Erwartungsdruck, immer und überall verfügbar gekommen waren. Referentin Erika Brandl hatte Zuta- sein zu müssen, Entwicklungschancen von Frauen ten zu verschiedensten Kreationen modernen Finger- hemmen, da die Vereinbarkeit von Kinderbetreu- foods in ihren Körben. Mit Hilfe der Teilnehmerinnen ung und Pflege bedürftiger Angehöriger mit dem waren in kürzester Zeit leckere Dips, griechische Ho- flexiblen Arbeitsmodell gut organisiert und kom- nigbällchen, ein Hähnchensnack, Melone mit Schin- muniziert werden muss“, verdeutlicht die Präsiden- ken und verschiedenste Aufstriche zubereitet. Wich- tin des Bayerischen Landesfrauenrates, Hildegund tiger als die Rezepte waren die ausgetauschten Tipps Rüger. und Tricks rund ums Zubereiten. Und natürlich die Zeit Der Bayerische Landesfrauenrat fordert in seiner zum Plaudern in fröhlicher Runde. Eine Tasse Kaffee jüngsten Stellungnahme „Arbeit 4.0 – Auswirkun- und ein kleiner Krapfen rundeten den Nachmittag ab. gen auf das Familienleben“ von der Gesellschaft, Christa Riedel der Politik und den Tarifvertragsparteien unter an- derem: • den Strukturwandel zu nutzen, um die Stellung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt auszubauen, u. a. durch eine bessere Verknüpfung zwischen bezahlter Erwerbsarbeit und familiärer Arbeit für beide Geschlechter; • das Konzept der „kurzen Vollzeit“ (30 bis 32 Stun- den) weiter zu verfolgen und damit einen Kultur- wandel in der Gesellschaft für alle (Männer und Frauen) herbeizuführen; Schwabach • die Sozialversicherungspflicht auf Solo-Selbst- ständige auszuweiten, da neue Arbeitsplätze als Der Ortsverband Schwabach feierte sein 90-jähriges echtes Anstellungsverhältnis ausgestattet und Bestehen mit einem Jahr Puffer. Alle Mitglieder waren die gesetzlichen Arbeitsschutzbestimmungen in das Lokal „Gartenlaube“ zu einem festlichen Mit- eingehalten werden müssen; tagessen und einem Nachmittagsprogramm eingela- den. Die nachgetragene 90-Jahr-Feier wurde bewusst • neue Führungsmodelle – partizipativ und auf Zeit ruhig in einem kleineren Kreis abgehalten, da es im – in den Betrieben zu etablieren, da die Karriere vergangenen Jahr in Schwabach sehr viele Jubiläen nicht von Präsenzkultur abhängig sein darf. unter Beteiligung von DEF-Frauen gegeben hatte. Bei Pressemitteilung des Bayerischen Landesfrauenrates der schönen Feier wurde aber auch an die Frauen ge- vom 22.11.2017 dacht, die es schwer haben, und so wurde durch die Die Stellungnahme ist abrufbar unter Vorsitzende Johanna Drechsel und Finanzvorstand http://www.lfr.bayern.de/aktuelles/stellungnahmen/ Helga Loy eine Spende von 1000 Euro an das Frauen- neue/36965/index.php haus in Schwabach an die dortige Vorsitzende Rosi Stengel (alle im Bild) überreicht. www.def-bayern.de april 2018 / def aktuell 13
Schweinfurt „Wir schaffen Herberge“ Projekt für geflüchtete Frauen und ihre Kinder „Wir schaffen Herberge“, das haben wir uns in Schwein- und immer wiederkehrende Teilnehmer kennengelernt. furt vorgenommen. Wir schaffen Herberge für gestran- Genauso gab es Menschen, die in den Kursen nur einen dete Menschen, für Geflüchtete, für Hilfesuchende. Wir kurzen Halt machten und dann weiter ziehen mussten. schaffen einen Raum, in dem Frauen mit ihren Familien, Unsere 1. Vorsitzende Heike Gröner hat einen ganz Mütter mit ihren Kindern und junge Frauen ohne Familie besonderen Zugang zu den Menschen, die in ihrem ankommen, sich orientieren und sich Hilfe suchen kön- Schweinfurter Frauenbund stranden. Sie kümmert und nen. sorgt sich immer mit Nachdruck und Herzlichkeit um je- Flüchtlingshilfe umfasst viel mehr als die Sorge um ein den Einzelnen. Dach über dem Kopf, sie beinhaltet die Eingliederung in Birgit Seidel hat mit ihrem Mann eine ganze Familie aus eine neue, völlig fremde Kultur. Für uns ganz selbstver- Syrien begleitet. Die Kinder wie auch die Eltern haben ständliche Dinge, wie Essen und Umgangsformen und ihr größtes Vertrauen und Dankbarkeit für ihre Hilfe ent- Sprache, sind anfänglich zentrale Themen. gegengebracht. Sie bastelten und lernten gemeinsam. In einem Gespräch mit einer somalischen Familie sag- Birgit Seidel: „Ich hatte immer das Gefühl, dass es ihnen te man mir: „Wir bekommen Kleider, Spielsachen und viel Spaß gemacht hat. Sie waren nicht gewohnt, mit Möbel genug. Wir wollen dafür nicht undankbar sein. Erwachsenen zu spielen oder zu malen. Schreib- und Manchmal werden sie säckeweise vor unseren Türen Malübungen mit schönen Stiften und viel, viel immer oder in den Fluren der Wohnheime abgelegt. Viel wichti- wieder anspitzen waren wichtig für sie.“ ger ist für uns aber, dass wir Menschen treffen, die unse- Die Sprachkurse wurden von Frau Bausewein, Frau Kun- re Fragen beantworten können, Hilfestellung bei Anträ- ke, Frau Shakirov, Frau Weisenberger und Frau Seidel gen oder wichtigen Terminen geben. Wir möchten die angeboten. Die öfter wechselnden Teilnehmerzahlen Menschen in Deutschland verstehen und gleichwertig haben ihnen allen viel Flexibilität abverlangt. Aber im- verstanden werden. Wir wünschen uns auch, dass die mer wenn man die Räume in der Krummen Gasse am Menschen in Deutschland in uns nicht die ‚Bösen‘ oder Mittwoch oder Freitag betritt, riecht es nach frischem ‚Kriminellen‘ sehen. Wir möchten zeigen, wer wir sind.“ Tee und leckerem Kuchen und alle sind fleißig bei der An diesem Punkt haben wir mit unserer Flüchtlingsar- Arbeit. Die Rückmeldung ist einheitlich: Es wird noch viel beit in Schweinfurt angesetzt. Wir haben in unseren mehr Sprachunterricht gebraucht. Besonders für die Kin- Räumen in der Krummen Gasse Menschen aus Afrika, der, die Kindergärten und Schulen besuchen! dem Nahen Osten und Russland für Kurse in Sprache, Was wir bekommen haben nach eineinhalb Jahren im Ernährung, Verhalten, Umgangsformen und kreativen Projekt Herberge, sind Freundinnen und Freunde und Themen willkommen geheißen. Wir haben oft ehren- auch neue Mitglieder im Evangelischen Frauenbund amtlich unterstützt bei Arztbesuchen, der Organisation in Schweinfurt. Wir haben durch das Projekt Herberge, von Wohnraum, Hilfe bei der Suche nach Arbeitsplätzen, das die Landeskirche im Herbst 2015 ins Leben gerufen Kindergartenplätzen und Ausbildungsmöglichkeiten. hat und das wir bei uns in Schweinfurt umsetzen konn- In der Vorweihnachtszeit haben wir gemeinsam Plätz- ten, viele Kontakte knüpfen und neue Netzwerke bilden chen gebacken, Sterne gebastelt, Kränze gebunden und können. Mit diesen guten Erfahrungen, die wir in den eine besinnliche Zeit mit Menschen erlebt, die mit uns vergangenen Monaten sammeln durften, steht für Heike den christlichen Glauben und unser Gebot der Nächsten- Gröner eines fest: Wir machen weiter! Auch wenn wir kei- liebe erfahren durften. In der warmen Jahreszeit haben ne finanzielle Unterstützung aus dem landeskirchlichen wir im Garten der Begegnung viele unterschiedliche Feste Programm mehr bekommen sollten. gefeiert, Marmeladen eingekocht, gegrillt und natür- Yvonne Erhard-Stumpf, Projektleitung lich die schon so bekannten und beliebten Kolben aus duftendem Lavendel hergestellt. Wir haben sehr treue 14 def aktuell / april 2018 www.def-bayern.de
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