Viktor Kaplan und seine bahn brechen den Erfindungen - Zum Andenken an das 100-jährige Jubiläum der Patent ein reichung
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WASSERKRAFT Helmut Jaberg Viktor Kaplan und seine bahnbrechenden Erfindungen – Zum Andenken an das 100-jährige Jubiläum der Patenteinreichung Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Kaplan-Turbine wird ein kurzer Abriss des Werde- gangs von Viktor Kaplan gegeben, und auf die Bedeutung dieser Turbinenbauart, der Ent deckung der Kavitation in Wasserturbinen sowie des Kaplan‘schen Konstruktionsverfahrens für alle Strömungsmaschinen wird eingegangen. Moderne Berechnungsverfahren für Kavita- tion werden angerissen. 1 Einleitung Deutschen Technischen Hochschule in alschule von 1895 bis 1900 Maschinenbau Brünn unter der Leitung von Prof. Alfred studierte und anschließend seinen einjäh- Am 7. August 1913 hat Viktor Kaplan sein Musil tätig, dem Vater des Dichters Robert rigen Militärdienst bei der Kriegsmarine Patent für die „Schaufelregelung für Musil, der übrigens auch zunächst Ma- versah. Ab 1903 verbrachte Kaplan schnelllaufende Kreiselmaschinen mit schinenbauingenieur wurde, in Stuttgart (Bild 1b) fast drei Jahrzehnte an der Hoch- Leitvorrichtung“ als Patentschrift Num- an der TH arbeitete und sich erst danach schule in Brünn und machte dort auf Ba- mer 74 244 (Bild 1a) eingereicht. Nota be- der Schriftstellerei widmete. Zuvor war sis wissenschaftlicher Forschung seine be- ne hat er als vielseitig interessierter Inge- Viktor Kaplan, der 1876 als drittes Kind rühmten Erfindungen. Manche seiner Er- nieur dieses Patent nicht nur auf die spä- eines Bahnbeamten in Mürzzuschlag in kenntnisse, wie z. B. das Kaplan‘sche ter nach ihm benannte Wasserturbine der Obersteiermark geboren wurde, für Konstruktionsverfahren für räumlich ge- gemünzt, sondern naheliegender weise auf zwei Jahre (ab 1901) als Turbinenkonst- krümmte Schaufeln oder die Entdeckung alle Strömungsmaschinen, also auch rukteur bei der Leobersdorfer Maschinen- der Kavitation, haben wohl sogar noch Dampf- und Gasturbinen sowie Kreisel- fabrik tätig und fiel bereits dort als inno- weiterreichende Bedeutung als die be- pumpen und Gebläse. Zum Zeitpunkt der vativer Querdenker auf. Schon als Kind rühmte und nach ihm benannte Kaplan- Patenteinreichung (Bild 1) war Viktor Ka- war Viktor Kaplan nach Wien gekommen, Turbine. 1912, also neun Jahre nach plan bereits 10 Jahre als Assistent an der wo er nach der Matura auf der Wiener Re- seinem Dienstantritt in Brünn, wurde Viktor Kaplan a. o. Professor für Wasser- kraftmaschinen, und ab 1918 war er or- dentlicher Professor, ein Zeitraum wie er auch heute bei wissenschaftlichen Hoch- schulkarrieren üblich ist. Aufgrund schwerer Erkrankungen ab den 20er Jahren, die wohl nicht zuletzt mit den physischen und psychischen Belastun- gen seines jahrelangen schlussendlich er- folgreichen Patentstreites mit praktisch der gesamten damaligen Turbinenindustrie verknüpft waren, ließ sich Viktor Kaplan 1931 pensionieren. Er zog sich auf seinen zehn Jahre vorher erworbenen Landsitz Rochuspoint (mit angeschlossener Werk- statt und Gießerei!) am Attersee zurück, wo er bereits 1934 im 58. Lebensjahr verstarb. 2 Die Bedeutung der Kaplan-Turbine Die Kaplan-Turbine stellt eine der drei Bild 1: a) Patentschrift Viktor Kaplans von 1913; b) Viktor Kaplan Hauptbauarten der Turbinenbranche dar WasserWirtschaft 6 | 2014 33
WASSERKRAFT James B. Francis erfunden und in dem Ka- plan-Patent auch explizit angesprochen) und den verstellbaren Laufschaufeln als seiner eigentlichen großartigen Erfindung kann die Kaplan-Turbine einen außeror- dentlich großen Fahrbereich von dem ma- ximalen Durchfluss (bei ca. 125 % des Op- timaldurchflusses) bis herunter zu ca. 25 % des optimalen mit nur ganz geringen Wirkungsgradeinbußen bei gleichzeitig weitgehender Kavitationssicherheit bear- beiten. Ein ähnlich weites Arbeitsgebiet kann nur die Pelton-Turbine abdecken, die aber bekanntlich als Freistrahlturbine auf einem vollkommen anderen Prinzip ba- siert. Oft wird angenommen, Viktor Kaplan habe die Axialturbine erfunden, was je- doch nicht stimmt und von Viktor Kaplan auch nie behauptet wurde. Bereits 1837 ist die Henschel-Jonval-Turbine belegt (Bild 2a), die mit rein axialer, jedoch nicht Bild 2a: Henschel-Jonval-Turbine, 1837, nicht regelbar verstellbarer Beschaufelung als direkter Vorläufer der Kaplan-Turbine mit prak- neben der Pelton- und der Francis-Turbi- schen Abflusskurven auftreten. Ohne Vik- tisch der gleichen spezifischen Schnellläu- ne. Etwa ein Drittel aller gebauten Turbi- tor Kaplans Turbine könnten Flusskraft- figkeit anzusehen ist und als eine frühe nen weltweit sind Kaplan-Turbinen, sie er- werke nicht vernünftig ausgerüstet und Form der Schachtturbine eingesetzt wur- zeugen ca. 10 % der weltweiten Wasser- betrieben werden, andere ältere Versuche, de. Die Francis-Turbine wurde 1849 von kraft. Die hohe, auch wirtschaftliche z. B. die doppelflutige Francis-Turbine, dem bereits genannten James B. Francis Bedeutung Viktor Kaplans und seiner Er- blieben im Vergleich nur Stückwerk. Die erfunden, interessanterweise betrifft auch findung wurde vielfach gewürdigt, nicht spezifische Schnellläufigkeit der Kaplan- diese Erfindung die verstellbaren Leiträ- zuletzt zierte sein Konterfei in den 1970er Maschine beginnt bei ca. nq = 100 min-1, der, die radialen Laufräder waren schon und 1980er Jahren den damaligen Tau- bei Fallhöhen unter ca. 80 m (mit Spiral- damals bereits vorbekannt. send-Schilling-Schein in Österreich. beaufschlagung) und setzt sich fort bis hi- Somit ist der Verdienst Viktor Kaplans Mehr noch als „nur“ für große Durch- nunter zu Fallhöhen von ca. 20 m und die Verstellbarkeit der Laufschaufel und flüsse mit niedrigen Fallhöhen ist die Ka- niedriger, dann mit der Rohrturbine als damit die Regelbarkeit von Axialturbinen plan-Turbine für stark veränderliche Fall- typischer Vertreterin. Aufgrund der Dop- (Bilder 2b und 2c). Bis zum Durchbruch höhen und Durchflüsse geeignet, also für pelregelung gemäß seinem 1913er Patent der Turbine war es jedoch noch ein langer Charakteristika, wie sie gerade bei Lauf- mit verstellbaren Leitschaufeln (letztere Weg, der zunächst von anfänglicher Ab- kraftwerken an Flüssen mit ihren typi- wurden schon sehr viel früher von lehnung durch die damalige Fachwelt be- Bild 2: b) Kaplan-Versuchslaufrad (1912/13); c) Kaplan-Laufrad Lilla Edet (1925) 34 WasserWirtschaft 6 | 2014
WASSERKRAFT Auch in der Zusammenarbeit mit der Ei- avitationsauswirkungen in Francis-Tur- K sengießerei Storek erwies sich Viktor Ka- binen, in denen Thoma seine Beobachtun- plan als nicht immer bequemer Querden- gen machte, deutlich weniger krass aus ker, ganz wie es genialen Köpfen oft nach- geprägt als bei den Niederdruck-Kaplan- gesagt wird. Turbinen. Somit dauerte es nicht weniger als Bei Schiffsschrauben war zu diesem sechs Jahre bis von der Patentanmeldung Zeitpunkt die Kavitation schon bestens und einer Laborausführung eine prakti- bekannt, weil mit der Einführung der sche Anwendung mit einem Laufrad- Dampfturbinen ab ca. 1890 die Drehzah- durchmesser von gerade einmal 60 cm re- len deutlich anstiegen und höhere Schau- alisiert werden konnte. Die erste, auch im felbelastungen mit dem dann fast unver- heutigen Maßstab große Ausführung meidlichen Kavitationsphänomen her- Bild 3: Eisengießer Ignaz Storek, Förderer wurde 1925 im schwedischen Edet unweit vorbrachten. Um dem Phänomen Herr zu Kaplans in Brünn einer der auch heute noch größten Papier- werden, nahm Viktor Kaplan Änderun- fabriken Europas von dem Unternehmen gen an der Beschaufelungsgeometrie vor, gleitet war und später in den bereits ange- Verkstaden Kristinehamn realisiert und was auch heute noch fast als Patentrezept sprochenen langjährigen Patentstreit wies bei einem Laufraddurchmesser von für die Verbesserung des Kavitationsver- mündete, bei dem Viktor Kaplan als Ein- 5,8 m eine Engpassleistung von immerhin haltens und des Wirkungsgrads gelten zelkämpfer nur seinen Assistenten und 8,1 MW auf (Bilder 4b und 4c). kann, obwohl heute natürlich erheblich unermüdlichen Mitkämpfer Jaroslav Slá- feinere Werkzeuge namentlich der nume- vik und wenige weitere Freunde zur Un- rischen Strömungsmechanik zu Verfü- terstützung hatte, aber praktisch alle Tur- 3 Die Entdeckung und gung stehen. Wie schon angesprochen binenunternehmen der Welt mit ihrer ge- Erforschung der Kavitation liegt somit das Optimierungspotenzial ballten Kraft gegen sich. Es ist aber auch seit der Patenteinreichung der Jahre 1913 erwähnenswert, dass sich in seinen späte- Zwar ist bis heute die Konzeption der Ka- in der Verbesserung dieser beiden Cha- ren Jahren Viktor Kaplan namentlich mit plan-Turbine praktisch unverändert ge- rakteristika Wirkungsgrad und Kavitati- der Firma Voith arrangierte, nachdem der blieben (Bild 4), jedoch hat sich die Wei- on. Zum Vergleich sei auf die Wirkungs- Patentstreit gerichtlich zu seinen Gunsten terentwicklung in einer drastischen Zu- gradverläufe des Kraftwerkes Lilla Edet ausgegangen war, und sich eng mit dem nahme der Leistungsdichte geäußert und (1925; Bild 5), dem einer modernen Kap- damaligen Mitinhaber Walther Voith be- einer deutlichen Verbesserung von Wir- lan-Spiralturbine (ca. 1960) und dem ei- freundete. kungsgrad (Bild 5) und Kavitationsverhal- ner Kaplan-Spiralturbine aus jüngster Die erste industrielle Anwendung einer ten, das – man muss fast sagen naturge- Zeit (ca. 2005) verwiesen, wo bei ver- Kaplan-Turbine kam durch Unterstüt- mäß – in Folge der praktischen Einsätze gleichbaren Ausführungen deutlich die zung von Ignaz Storek (Bild 3), den Inha- der Kaplan-Turbine ebenfalls von Viktor drastische Steigerung des Wirkungs ber einer Eisengießerei in Brünn, zustan- Kaplan unter kräftiger Hilfe seines Mitar- gradniveaus als auch die deutliche Ver- de und wurde 1919 in Velm, Niederöster- beiters Slávik im Jahre 1921 entdeckt wur- besserung des Fahrbereiches erkennbar reich, in einer Textilfabrik installiert de. Frühere Beobachtungen von Kavitati- werden. Damit geht auch die aus Bild 5 (Bild 4a). Sie war bis 1955 in Betrieb (über- on (z. B. Thoma, TU München) hielt man nicht direkt erkennbare Steigerung des lebte also ihren Erfinder) und ist heute im zunächst fälschlicherweise für ungelöste Schluckvermögens um über 20 % Hand Technischen Museum Wien ausgestellt. Luft. Allerdings waren (und sind) die in Hand. a) b) c) Bild 4: a) Die erste industrielle Kaplan-Turbine aus Velm, Niederösterreich, 1919; Die erste Kaplan-Großturbine und der Vergleich zu heute: b) Laufrad Lilla Edet (1925), P = 8,1 MW, D = 5,8 m; c) Oberaudorf-Ebbs (1992), P = 34,5 MW, D = 6,1 m WasserWirtschaft 6 | 2014 35
WASSERKRAFT 4 Numerische Simulation der Kavitation in Kaplan-Turbinen U. a. beim Kavitationsverhalten hilft die numerische Strömungsmechanik deut- lich weiter. So gelingt es heute mit der numerischen Simulation zweiphasiger Strömungen, also der gleichzeitigen Be- trachtung der flüssigen und der gasför- migen Phase sowie mit Berücksichtigung des Phasenübergangs die Blasenschlep- pen der ausgeprägten Kavitation mit er- staunlicher Genauigkeit und Zuverläs- sigkeit zu erfassen, wie es noch vor Kur- zem nicht denkbar war – und auch heute nur von wenigen Bearbeitern genau ge- nug erfasst wird. Es ist aber auch ohne Betrachtung der Zweiphasigkeit, d. h. nur mit einphasiger Berechnung möglich, den Fahrbereich zu- verlässig zu erfassen. Hierzu bietet das His- Bild 5: Wirkungsgrad und Fahrbereich, damals und heute togrammverfahren [1], [2] ein ausgezeich- netes Werkzeug. Bei diesem Verfahren be- rechnet man denjenigen Grenzdruck, bei a) dem ein bestimmter Prozentsatz der Schau- felfläche einen niedrigeren Druck als die- sen Grenzdruck aufweist. Dieses Verfahren ist auf alle hydraulischen Strömungsma- schinen anwendbar, jedoch muss man den betreffenden Flächenprozentsatz kennen, um den korrekten Grenzdruck zu treffen, mit dem dann seinerseits die charakteristi- schen NPSH-Werte bzw. die Thoma-Zahl Sigma erfasst werden. Der betreffende Flä- chenanteil, für den der Grenzdruck ermit- telt werden muss, liegt je nach spezifischer Schnellläufigkeit des Laufrades zwischen einem und fünf Prozent der gesamten b) Schaufelfläche. Die Herausforderung – und der Know-how-Vorsprung – besteht dann darin, den korrekten Flächenanteil für jede spezifische Schnellläufigkeit und jeden Ma- schinentyp, also die verschiedenen Pum- pen oder Turbinen, zu kennen, ein Wissen, das ausschließlich durch den Vergleich der numerischen Simulation mit der experi- mentellen Beobachtung des Kavitations- verhaltens gefunden werden kann (Bild 6a, [3]). Die berechneten Blasenschleppen stimmen mit erstaunlicher Genauigkeit mit den Versuchsbeobachtungen überein. Ebenso stellt Bild 6b das gemessene Kennfeld einer Kaplan-Rohrturbine dar, wobei die geraden Linien die Leit- bzw. Laufschaufelstellungen angeben und die Muschelkurven wie üblich den Wirkungs- grad (hier ohne Angabe seiner Größe). Die gestrichelten Linien bezeichnen die ge- Bild 6: a) Vergleich gerechneter und gemessener Kavitationszonen [3]; b) Vergleich des messenen Sigma-Werte und die mit CFD gemessenen Kavitationskennfeldes einer Kaplan-Rohrturbine mit berechneten Sigma- markierten Punkte die durch numerische Werten bei verschiedenen Schaufelstellungen 36 WasserWirtschaft 6 | 2014
WASSERKRAFT Simulation mit dem Histogrammverfah- ausgeprägten Kavitation ist im Vergleich Franz Prasil (Bild 8a), ebenfalls einem ge- ren gewonnenen Sigma-Zahlen, die auch zum Kavitationsbeginn viel schwieriger, bürtigen Steirer (Bad Radkersburg, 1857). hier mit bemerkenswerter Genauigkeit weil streng genommen immer der Pha- Mit diesem (nota bene nicht patentfähi- diejenigen wirklichen Werte treffen, bei senübergang und die Kinetik der Flüssig- gen) Verfahren war es Konstrukteuren denen Blasengebiete sichtbar werden, die keit-Blasen-Mischströmung mit all ihren von Strömungsmaschinen aller Art von Kavitation also bereits leicht, aber in ak- Einf lüssen beschrieben werden muss. Wasserturbinen über Gas- und Dampf- zeptablem, noch nicht schädlichem Maße Das Histogrammverfahren bietet hier die turbinen bis hin zu Kreiselpumpen, Lüf- ausgeprägt ist. oben skizzierte ebenso überraschende tern und Gebläsen radialer und axialer In Bild 7 ist eine Anwendung für eine wie zuverlässige Darstellungsmethode, Bauart möglich, bis ins Detail die räumli- Francis-Turbine dargestellt [5]. Steigen die hängt aber wie schon ausgeführt eben- che Erstreckung und Geometrie der Lauf- berechneten Sigma-Werte der Turbine (die falls von der Sachkenntnis der bearbei- schaufeln darzustellen. Diese Darstellung nach rechts ansteigenden Linien) mit dem tenden Person ab. hat auch heute noch in Zeiten der nume- Durchfluss über den Sigma-Wert der An- rischen Strömungssimulation höchste lage (horizontale Linie, weil sich das An- Wichtigkeit bei allen (!) Strömungsma- lagen-Sigma nicht mit dem Durchfluss 6 Das Kaplan‘sche schinen für die ebenso anschauliche wie verändert im Unterschied zur Turbine), Konstruktionsverfahren korrekte Darstellung ihrer Schaufelgeo- dann tritt Kavitation ein. Voraussetzung metrie. Es ist unschwer zu erkennen, dass ist die korrekte Annahme des Flächenan- Die konstruktiven Verbesserungsmaß- genau diese Methode Kaplan die nötigen teils und damit des Grenzdrucks. In Bild 7 nahmen zur Optimierung des Kavitati- Schaufelmodifikationen erlaubte, um die sind die Sigma-Werte für verschiedene onsverhaltens der Kaplan-Turbinen waren Verbesserung des Kavitationsverhaltens Leitschaufelstellungen (und somit Fallhö- Viktor Kaplan zugänglich, weil ihm einer- zu erzielen. Man kann ohne Einschrän- hen) in Abhängigkeit vom Durchfluss ein- seits die schon genannte Eisengießerei kung festhalten, dass dieses Kaplan‘sche getragen, der zulässige Fahrbereich kann Storek den Aufbau eines hydraulischen Konstruktionsverfahren eigentlich eine sofort entnommen werden. Dieses Bild Labors und die Durchführung einschlägi- noch viel größere und umfassendere Be- wurde übrigens zur Problemlösung in ei- ger Versuche ermöglichte, und weil ande- deutung hat als die Kaplan-Turbine selbst nem Kraftwerk eingesetzt, und ein Umbau rerseits bereits 1908 Viktor Kaplan sein und somit sicherlich der größte Verdienst der Turbine beseitigte die zuvor beobach- berühmtes Konstruktionsverfahren für von Viktor Kaplan und seinem wissen- teten Kavitationsprobleme. räumlich gekrümmte Schaufeln entwi- schaftlichen Schaffen darstellt. ckelt und im R. Oldenburg Verlag als Im Wesentlichen ist es Viktor Kaplan Lehrbuch [6] publizierte. Ein Exemplar gelungen, aus dem Meridianschnitt und 5 Grenzen der numerischen der Erstauflage widmete Kaplan seinem dem Grundriss der Schaufel das soge- Berechnung an der ETH Zürich wirkenden Kollegen nannte konforme Abbild herzuleiten Es ist ziemlich leicht, den Kavitationsbe- ginn zu berechnen – natürlich mit dem Ziel, diesen zu vermeiden. Denn dann darf der statische Druck an keiner Stelle der Hydraulik bis auf den Dampfdruck absinken. Die Strömung bleibt also stets einphasig. Es ist im Übrigen nicht nur die Genauigkeit des Simulationscodes und die richtige Darstellung des Rechengit- ters, die eine zuverlässige Aussage über den Kavitationsbeginn ermöglichen – vielmehr hängt es entscheidend vom Ge- schick des Bearbeiters ab, ob gute oder schlechte Berechnungsergebnisse gefun- den werden. Alle Simulationscodes sind heutzutage so stabil, dass eigentlich im- mer ein konvergiertes Ergebnis gefunden wird. Es ist aber nicht a priori klar, dass dieses „Ergebnis“ die Wirklichkeit kor- rekt wiedergibt, so dass es auf die Sach- kenntnis der Fachleute ankommt, die Er- gebnisse richtig zu interpretieren und Maßnahmen zu treffen, die die Zuverläs- sigkeit der numerischen „Vorausberech- nung“ – denn im Allgemeinen dreht es sich ja um die Neuauslegung von Maschi- Bild 7: Verlauf der Thoma-Zahl einer Francis-Turbine und Vergleich mit den Anlage nen – garantieren. Die Darstellung der werten für verschiedenen Leitradpositionen und Fallhöhen WasserWirtschaft 6 | 2014 37
WASSERKRAFT mit einen günstigen Wirkungsgrad und a) ein günstiges Kavitationsverhalten – oder nicht. Und umgekehrt ist es möglich, aus Meridianschnitt und konformem Abbild einen exakten Schaufelplan zu erzeugen, der die strömungstechnischen Erkennt- nisse zuverlässig in eine ausgeführte Prototypschaufel überträgt. Es ist nicht untertrieben zu behaupten, dass dieses Kaplan‘sche Konstruktionsverfahren die Ableitung von konstruktiven Verbesse- rungen zu Optimierung des Kavitations- verhaltens zumindest drastisch erleichter- b) c) te, vielleicht sogar erst die Möglichkeit zur Verbesserung des Kavitationsverhaltens geschaffen hat. Seine eigene geniale Entde- ckung der korrekten zweidimensionalen, ebenen Darstellung einer dreidimensiona- len Kontur – rund 100 Jahre vor den heu- te verfügbaren 3-D-Methoden (!) – hat es also Viktor Kaplan erlaubt, seine andere große Erfindung – die Kaplan-Turbine – gegen seine dritte große Entdeckung – die Kavitation in Wasserturbinen in techni- schem Maße resistent zu machen. Bild 8: a) Veröffentlichung des Kaplan‘schen Konstruktionsverfahrens mit Widmung; b) Dreidimensionale Stromlinie; c) Meridianschnitt und das konforme Abbild, die ebe- Autor ne Abbildung einer Schaufel mit korrekter Winkel- und Längendarstellung [7] O. Univ.-Prof. Dr.-Ing. Helmut Jaberg Institut für Hydraulische Strömungsmaschinen (Bilder 8b und 8c), das eine winkel- und Idee. Und an der Form des konformen Ab- Kopernikusgasse 24/IV streckengetreue Abwicklung der räumli- bildes kann der Hydrauliker sehr zuver- 8010 Graz, Österreich helmut.jaberg@tugraz.at chen Stromlinie entlang der Schaufel in lässig beurteilen, ob die Schaufel ein güns- die Ebene erlaubt – eine wahrhaft geniale tiges Strömungsverhalten aufweist und so- Literatur [1] Gehrer, A.; Egger, A.; Riener, J.: Numerical and Helmut Jaberg Experimental Investigation of the draft tube flow downstream of a bulb turbine. In: Proceedings of the 21st IAHR Symposium on Viktor Kaplan and his Ground-breaking Inventions – Hydraulic Machines and Systems, Lausanne, In Memory of the 100-year Jubilee of the Patent Submission 2002. [2] Gehrer, A.; Benigni, H.; Köstenberger, M.: On the occasion of 100 year jubilee of the Kaplan turbine a short overview of Unsteady Simulation of the Flow Through a Viktor Kaplan’s history is given and the significance of this turbine type, of the Horizontal-Shaft Bulb Turbine. In: 22nd IAHR discovery of the cavitation in water turbines as well as the Kaplan design method Symposium on Hydraulic Machinery and Sys- for all kinds of fluid machinery is incurred. Modern simulation methods for tems, Stockholm, 2004. [3] Gehrer, A.: KW Aschach – Berechnung und Op- cavitation are touched. timierung des Laufrades mit numerischer Strömungsberechnung und evolutionsstrate- gischen Algorithmen. In: 32. Forschungs forum, Verbund, Wien, 2007. Хельмут Яберг [4] Benigni, H.; Jaberg, H.: Bulb turbine simulati- on. Interner Bericht, HFM Institut für Hydrauli- Виктор Каплан и его новаторские изобретения – в ознаменование sche Strömungsmaschinen, Technische Uni- 100-летия подачи патентной заявки versität Graz, 2006. [5] Benigni, H.; Meusburger, P.: Francis Turbine. Interner Bericht, HFM Institut für Hydraulische В ознаменование 100-летнего юбилея создания турбины Каплана кратко Strömungsmaschinen, Technische Universität описывается путь становления Виктора Каплана. Отмечается значение Graz, 2007. турбин этого конструктивного типа, важность открытия явления кавитации [6] Kaplan, V.: Bau rationeller Francisturbinen в гидротурбинах и конструкционного метода Каплана для всех лопастных laufräder. München, Berlin: R. Oldenbourg, гидравлических машин. Затрагиваются аспекты современных методов 1908. расчета кавитации. [7] Stepanoff, A. J.: Radial- und Axialpumpen. 2. A. Berlin: Springer-Verlag, 1959. 38 WasserWirtschaft 6 | 2014
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