VORSPIEL ZU - Badisches Staatstheater Karlsruhe

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VORSPIEL ZU - Badisches Staatstheater Karlsruhe
VORSPIEL ZU
VORSPIEL ZU - Badisches Staatstheater Karlsruhe
VORSPIEL ZU ARIADNE AUF NAXOS
                            Vorspiel zu einer Oper von Richard Strauss
                            Dichtung von Hugo von Hofmannsthal
                            Der Haushofmeister                    KLAUS COFALKA-ADAMI a. G.
                                                                  GUNNAR SCHMIDT
                            Ein Musiklehrer                       Ks. TOMOHIRO TAKADA
                                                                  Ks. ARMIN KOLARCZYK
                            Der Komponist                         LUISE VON GARNIER
                            Der Tenor                             NUTTHAPORN THAMMATHI
                            Ein Offizier                          MERLIN WAGNER
                            Ein Tanzmeister                       MATTHIAS WOHLBRECHT
                            Ein Perückenmacher                    ÄNEAS HUMM | UĞUR ATASOY*
                            Ein Lakai                             NATHANAËL TAVERNIER | YANG XU
                            Zerbinetta                            HYE JUNG LEE | SOPHIA THEODORIDES
                            Primadonna                            JENNIFER FEINSTEIN
                                                                  *Opernstudio

                            BADISCHE STAATSKAPELLE
                            STATISTERIE DES BADISCHEN STAATSTHEATERS

                            DAS WUNDERTHEATER
                            Oper in einem Akt von Hans Werner Henze. Text nach einem Intermezzo
                            von Miguel de Cervantes in der deutschen Übersetzung von Adolf Friedrich
                            Graf von Schack
                            Chanfalla                             Ks. KLAUS SCHNEIDER
                            Chirinos                              CHRISTINA NIESSEN
                            Der Knirps                            MERLIN WAGNER
                            Der Gobernadór                        Ks. KONSTANTIN GORNY

VERGESST ABER NICHT,        Benito Repollo
                            Theresa
                                                                  RENATUS MESZAR
                                                                  ILKIN ALPAY

WELCHE EIGENSCHAFTEN
                            Juan Castrado                         TOMOHIRO TAKADA
                            Juana Castrada                        ALEXANDRA KADURINA
                            Pedro Capacho                         NUTTHAPORN THAMMATHI

DIEJENIGEN HABEN MÜSSEN,    Ein Fourier
                            Tänzer
                                                                  ROBERT BESTA a. G.
                                                                  MANUEL GAUBATZ a. G.

DIE DIESES WUNDERSPIEL ZU   BADISCHE STAATSKAPELLE

SEHEN WAGEN WOLLEN
VORSPIEL ZU - Badisches Staatstheater Karlsruhe
Musikalische Leitung                                GEORG FRITZSCH
Nachdirigat                                         YURA YANG
Regie Vorspiel zu Ariadne auf Naxos                 ANJA KÜHNHOLD
Regie Das Wundertheater                             JULIA BURBACH
Bühne                                               TILO STEFFENS
Kostüme                                             JULIA MÜER
Licht                                               STEFAN WOINKE
Dramaturgie                                         FLORIAN KÖFLER
Bühnenbildassistenz                                 SARAH KIRSCH, CHRIS KOCH
Kostümassistenz                                     ANNEMARIE KÖGL
Soufflage                                           ANGELIKA PFAU
                                                    RUXANDRA VAN DER PLAS-VODA
Inspizienz                                          GABRIELLA MURARO
                                                                                           Regieassistenz & Abendspielleitung STEFANIA GRAZIOLI, MAGDALENA RYBICKA
                                                                                           Musikalische Assistenz IRENE-CORDELIA HUBERTI, YURA YANG Studienleitung
                                                                                           IRENE-CORDELIA HUBERTI Einstudierung ALISON LUZ, ALESSANDRO PRATICÓ,
Premiere 26.6.21 GROSSES HAUS                                                              FRANÇOIS SALIGNAT
Dauer ca. 1 3/4 Stunden, eine Pause
Aufführungsrechte Das Wundertheater mit freundlicher Genehmigung von Schott Music, Mainz   Technischer Direktor IVICA FULIR Bühneninspektor STEPHAN ULLRICH Bühnen-
                                                                                           meister*innen MARGIT WEBER, THOMAS BRAUN Leiter Beleuchtungsabteilung
                                                                                           STEFAN WOINKE Beleuchtungsmeister CHRISTOPH PÖSCHKO Leiter Ton- und
                                                                                           Videotechnik STEFAN RAEBEL Leiter der Requisite TILO STEFFENS Technische
                                                                                           Produktionsleitung MAIK FRÖHLICH Werkstättenleiter JAKOB KERSCHER
                                                                                           Konstrukteur STEPHAN SURE Malsaalvorstand GIUSEPPE VIVA Leiter der
                                                                                           Theaterplastiker*innen WLADIMIR REISWICH Leiter der Schreinerei ROUVEN
                                                                                           BITSCH Leiter der Schlosserei MARIO WEIMAR Polster und Dekoabteilung UTE
                                                                                           WIENBERG

                                                                                           Kostümdirektorin ELISABETH RICHTER Gewandmeister*innen Herren PETRA
                                                                                           ANNETTE SCHREIBER, ROBERT HARTER Gewandmeisterinnen Damen TATJANA
                                                                                           GRAF, KARIN WÖRNER, HELENA WACHAUF Schuhmacherei THOMAS MAHLER,

MUT IST
                                                                                           NICOLE EYSSELE, BENJAMIN BIGOT Modisterei DIANA FERRARA, JEANNETTE
                                                                                           HARDY Kostümbearbeitung ANDREA MEINKÖHN Fundusverwaltung GRISELDA
                                                                                           SCHREDNITZKI Waffenmeister HARALD HEUSINGER, MICHAEL PAOLONE
                                                                                           Ankleider*innen CHRISTINE DUNKE, REBEKKA HAISCH, URSULA LEGELAND,
                                                                                           GINA NAUE, HACI YENER Chefmaskenbildnerin CAROLINE STEINHAGE Maske
                                                                                           SABINE BOTT, KARIN GRÜN, HANNAH HECKL, JUTTA KRANTZ, FREIA KAUFMANN,
                                                                                           LILLY MATHIS, JASMIN MÜLLER
                                                                                           Wir machen darauf aufmerksam, dass Ton- und/oder Bildaufnahmen unserer
                                                                                           Aufführungen durch jede Art elektronischer Geräte strikt untersagt sind.

                                                                                                                                                                      3
VORSPIEL ZU - Badisches Staatstheater Karlsruhe
DIE MASKEN
                                                                                     DAS WUNDERTHEATER

                                                                                     Eine fahrende Theatertruppe ver-          einem Trompetensignal unterbrochen

       FALLEN
                                                                                     spricht den gutgläubigen Einwohnern       wird. Der Fourier – ein Quartiermacher –
                                                                                     eines kleinen Dorfes das Theater-         kündigt die baldige Ankunft einer
                                                                                     Spektakel ihres Lebens; es gibt aber      Reiterkompanie an, die im Dorf halt-
                                                                                     einen Haken – nur „aufrichtige Chris-     machen wird. Das Publikum hält den
                                                                                     ten“, die in einer „rechtmäßigen Ehe      Fourier allerdings für einen weiteren
                                                                                     gezeugt und geboren sind“, werden         Akteur des Wundertheaters. Beim Auf-
                                                                                     es sehen. Wer diese Voraussetzungen       tritt der unsichtbaren Tänzerin verrät
                                                                                     nicht erfüllt, dem wird nichts vor den    der Fourier, dass er nichts von dem
                                                                                     Augen erscheinen. Aus Furcht vor dem      Spektakel sehen kann. Das Volk nimmt
ZUR HANDLUNG                                                                         Gesichtsverlust in der Öffentlichkeit
                                                                                     überschlagen sich die Beschreibungen
                                                                                                                               dies als Beweis, dass er ein Bastard
                                                                                                                               und getaufter Jude sein müsse, wo­
                                                                                     der Dorfbevölkerung über das schein-      raufhin der Fourier vom wütenden Mob
                                                                                     bar Dargebotene. Der Wundertheater-       gelyncht wird. Der Wundertheater-
                                                                                     direktor lässt biblische Szenen vor dem   direktor ist begeistert über den Erfolg
VORSPIEL ZU ARIADNE AUF NAXOS                                                        Auge des manipulierbaren Dorfpubli-       der Vorstellung und stellt viele weitere
                                                                                     kums ablaufen, bis die Vorstellung von    in Aussicht.
Im Hause eines reichen Herrn soll in      des anschließenden Feuerwerks nicht
Kürze die erste Oper seria eines jungen   zu gefährden, sollen die Opera seria
Komponisten zur Uraufführung kommen.      und die Opera buffa, das ernste und das
Vom Haushofmeister erfährt der Musik­     heitere Stück, nunmehr gleichzeitig
lehrer des Komponisten kurz vor der       aufgeführt werden, ohne aber auch nur
Premiere von den Plänen des Mäzens,       eine einzige Minute länger zu dauern.
auf die Opera seria ein unverfäng-        Der Komponist und der Musiklehrer sind
liches Lustspiel folgen zu lassen. Der    bestürzt über die Nachrichten, wäh-
Komponist ist entsetzt und sieht sein     rend der Tanzmeister mit der Haupt-
ernstes Werk durch die anschließende      darstellerin der Tanztruppe, Zerbinetta,   WUNDERTHEATER HEISST ES WEGEN DER WUNDER­BAREN DINGE, DIE SICH
Tanzkomödie entweiht. Als Pragmatiker     bereits an der Realisierung des Abends     AUF DEM PUPPENTHEATER MIT LEBENDEN BILDERN WEISEN UND ZEIGEN.
versuchen der Musiklehrer und der         arbeitet. Diese versteht es auch, den      ES IST GEMACHT VON DEM WEISEN PINSELO, UNTER SOLCHEN PARALLELEN,
Tanzmeister auf ihre Weise dem jungen     Komponisten zu bezaubern, sodass er        RHOMBEN, GESTIRNEN UND KONSTELLATIONEN, MIT SOLCHEN PUNKTEN,
Künstler die kurzfristigen Änderungen     neuen Mut findet und eine schwelge-        CHARAKTEREN UND OBSERVATIONEN, DASS NIEMAND ETWAS DAVON SEHEN
schmackhaft zu machen, weil man sich      rische Hymne an die Musik anstimmt.        KANN, DER EINEN EINZIGEN TROPFEN UNCHRISTLICHEN BLUTS IN DEN
dem Willen des Geldgebers wohl oder       Kurz darauf wird der enthusiasmierte       ADERN HAT ODER DER NICHT VON SEINEN ELTERN IN RECHTMÄSSIGER EHE
übel beugen müsse. Als der Komponist      Komponist allerdings wieder in die raue
                                                                                     GEZEUGT UND GEBOREN IST. WER MIT EINEM DIESER SO HÄUFIGEN SCHÄDEN
allmählich einigen Streichungen in        Realität zurückgeholt, die ihn in tiefe
                                                                                     BEHAFTET IST, DER VERZICHTET DARAUF, DIE UNERHÖRTEN UND NIE
seinem Werk zustimmt, kommt der Haus-     Verzweiflung und Resignation versin-
hofmeister, um die nächste Hiobsbot-      ken lässt.
                                                                                     GESEHENEN WUNDER MEINES THEATERS ZU SEHEN.
schaft zu verkünden: um den Zeitplan                                                 Chanfalla Der Wundertheaterdirektor

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INTERESSANTE
          ZEITEN
ZU DEN STÜCKEN
„Die Weltgeschichte ist nicht der           bringen konnten. Für ihn, als Anhänger
Boden des Glücks. Die Perioden des          des monarchischen Systems, kam das
Glücks sind leere Blätter in ihr“, dieser   allgemeine Wahlrecht einer Diktatur
Aphorismus Hegels beschreibt treffend       des Mittelmaßes gleich, die nur Unheil
die turbulenten Jahre der ersten Hälfte     und kulturellen Verfall versprach. Sein
des 20. Jahrhunderts; nicht umsonst         Werk wiederum sah er als konsequente
wünscht man in China seinen Feinden         Fortführung der größten Errungenschaf-
ein Leben in „interessanten Zeiten“.        ten in Musik und Dichtung, in gerader
Die Biografien von Richard Strauss und      Linie abgeleitet von Bach, Wagner und
Hans Werner Henze umspannen zu-             Goethe. Er scheute auch nicht davor
sammen das, unter diesem Aspekt, wohl       zurück, in privaten brieflichen Äuße-
„interessanteste“ Jahrhundert der           rungen die Vertreter der musikalischen
Menschheitsgeschichte.                      Avantgarde um Arnold Schönberg als
                                            „atonale Bolschewiken“ zu schmähen,
Obwohl Richard Strauss in seinem            weil sie seine konservativere Sicht auf
Leben die verschiedensten politi-           die Tonkunst nicht teilen wollten. Wie
schen Umstürze erlebt hat, blieb er         viele seiner Zeitgenossen bezeichnete
Zeit seines Lebens dem Bildungs- und        er sich selbst als „unpolitisch“ und
Wertbegriff seiner Jugend im wilhel-        nach seinen frühen Opern, die den Zeit-
minischen Kaiserreich verpflichtet.         geist der Jahrhundertwende aufgrif-
Egal ob es sich um die demokratischen       fen, entwickelte er seinen ureigenen
Versuche der Weimarer Republik oder         zeitlosen Kunstbegriff, den er geschützt
den totalitären Nationalsozialismus         vor den Turbulenzen der ersten Hälfte
handelte, für Richard Strauss waren         des 20. Jahrhunderts in seiner Garmi-
es vorübergehende Moden, die seine          scher Villa pflegte.
Wertvorstellungen nicht ins Wanken

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Zum Zeitpunkt der Entstehung der              Pauline: „Es klingt prachtvoll, schöner    den Plänen einer Neubearbeitung, denn       Ur­aufführung stattfinden soll. Seine
Ariadne auf Naxos, sind die zukünftigen       als alles, was ich bisher gemacht habe.    er habe eine „angeborene Antipathie“        kunstfremden Anweisungen muss er
Verwerfungen noch nicht absehbar,             Ein ganz neuer Stil und neue Klang-        gegen Romane und Dramen, die das            indessen nicht einmal mehr persön-
wenn auch die Fassade der alten Welt-         wolken.“                                   Künstlerschicksal in den Mittelpunkt        lich überbringen, sondern er wird vom
ordnung allmählich zu bröckeln be-                                                       stellen und er verspüre nicht die Motiva-   Haushofmeister vertreten, der die an-
gann. Im Frühjahr 1911 plante Strauss         Trotz eines respektablen Erfolgs der       tion zur Anfertigung einer Neufassung.      wesenden Kunstschaffenden mit den
mit seinem Librettisten Hugo von Hof-         Uraufführung am 25. Oktober 1912,          Daraufhin verschwindet das Vorspiel         absurden Anweisungen konfrontiert, die
mannsthal eine „30-Minuten-Oper für           nicht zuletzt durch prominente Gast­       in der Schublade, das Ballett Josephs-      als Prämisse das chaotische Nebenei­
kleines Kammerorchester“, die sie             solist*innen wie Maria Jeritza aus Wien    legende und seine neue Oper Die             nander von Opera buffa und Opera seria
Max Reinhardt als Dank für seine Regie-       als Ariadne, Margarethe Siems aus          Frau ohne Schatten haben nun für ihn        erst ermöglichen. Dieses Spiel mit
Mitarbeit bei der Uraufführung des            Dresden als Zerbinetta und Hermann         Priorität.                                  Gattung und Form, sowie der Rückgriff
Rosenkavaliers schenken wollten. Ur­          Jadlowker aus Berlin als Bacchus,                                                      auf die Ästhetik des „Settecento“
sprünglich als Einlage für ein Schauspiel     erkennt der Theaterpraktiker Strauss       Im April 1916 beschäftigt sich Strauss      werden dann auch Strauss‘ weiteres
Reinhardts geplant, legte Hofmansthal         recht früh, dass das Werk in dieser        wieder ernsthaft mit dem Vorspiel und       Opernschaffen maßgeblich prägen. Die
wenig später den Plan vor, der Oper           Form kein durchschlagender Erfolg          komponiert in nur zwei Monaten das          turbulenten politischen Verhältnisse
seine Bearbeitung des Molière-Klas-           werden wird, weil „ein Publikum, das       Vorspiel zu Ariadne auf Naxos. Die          dieser Zeit, die Gräuel der beiden Welt-
sikers Le Bourgeois gentilhomme (Der          ins Schauspielhaus geht, keine Oper        Neubearbeitung kommt am 4. Oktober          kriege, all dies findet keinen Nieder-
Bürger als Edelmann) voranzustellen.          hören will, und umgekehrt. Man hatte       1916 am k. u. k. Hof-Operntheater in        schlag im Opernschaffen von Richard
Im Sommer 1911 beendet Hofmannsthal           für den hübschen Zwitter kein Ver-         Wien zur Uraufführung. Maria Jeritza        Strauss. Ganz im Gegenteil: Gerade
die Arbeit am Libretto zu Ariadne auf         ständnis“. Schon kurz darauf sprechen      verkörpert erneut die Ariadne, wäh-         sein Spätwerk löst sich geradezu in
Naxos und notiert auf dem für Strauss         sich erste Stimmen für die Trennung der    rend die blutjunge Lotte Lehmann dem        mythologische Sphären auf, Daphne
bestimmten Manuskript: „Ich habs so           Ariadne vom Molière aus, der Wiener        Komponisten die Stimme leiht. Die           oder Die Liebe der Danae distanzieren
gut gemacht als ich konnte, das Ganze,        Musikkritiker des Merker Richard Spechtl   durchaus turbulente Entstehungs­            sich thematisch vollkommen von der
hoffe, es freut Sie zum Komponieren           würde „am liebsten freilich auf den        geschichte ist auch heute noch in der       politischen Situation des nationalsozia-
und ich habs nicht verfehlt“.                 ganzen Molière verzichten“, dann hätte     zweiten Fassung von Ariadne auf             listischen Deutschland in dem sie
                                              man nämlich „zwei endgültige Meister-      Naxos erkennbar, die zu einer der meist-    entstanden, und während Strauss seine
Das Ergebnis dieser Arbeit wird ein           werke statt eines problematischen“.        gespielten Werke von Richard Strauss        letzte Oper Capriccio vollendet, in der
Doppelabend aus Schauspiel und Oper,                                                     werden sollte, vielleicht auch, weil        sich französische Aristokraten darüber
ein Zwitter, den man heute wohl als           Auf Strauss‘ Wunsch konzipiert Hof-        sie nur einen vergleichsweise kleinen       streiten, ob Wort oder Ton das Primat
„spartenübergreifende Produktion“             mannsthal ein Vorspiel für eine neue       Orchesterapparat verlangt. Diese            in der Oper zukommt, wird an der Ostfront
bezeichnen würde. Da Reinhardts               Bearbeitung von Ariadne auf Naxos,         Fassung ist es auch, die heute im Opern­    in Stalingrad der Anfang vom Ende des
Stammhaus, das Deutsche Theater in            diesmal ganz ohne Schauspiel. Die Büh-     kanon vertreten ist, trotz vieler en-       Nationalsozialismus eingeläutet.
Berlin, als nicht geeignet für das Molière/   nenmusik für den Bürger als Edelmann       gagierter Wiederbelebungsversuche
Ariadne-Projekt galt, wurde es als            wird Strauss später einer Bearbeitung      der ersten Fassung bei den Salzburger       BLINDER HASS
Gastspiel konzipiert und zur Eröffnung        unterziehen, die ihr als Orchestersuite    Festspielen oder jüngst in Darmstadt.
des Kleinen Hauses am Königlichen             ein Weiterleben auf den Konzertpodien                                                  Kurz vor seinem Tod publizierte Miguel
Hoftheater in Stuttgart angesetzt.            sicherte. Als Hofmannsthal im Juni         Der neureiche Kulturbanause Jourdain,       de Cervantes, der als Vater des moder-
Strauss war mit seiner Komposition für        1913 das Manuskript mit dem Vorspiel       der einst titelgebende Bürger als Edel-     nen Romans und Autor des Don Quijote
die kleine Besetzung mehr als zufrie-         zu Ariadne auf Naxos schickt, distan-      mann, wird im Vorspiel zum reichsten        in die Literaturgeschichte einging, im
den, im Juli 1912 schrieb er an seine Frau    ziert sich Strauss überraschend von        Mann von Wien, in dessen Haus die           Jahr 1615 die „Ocho comedias y ocho

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entremeses nuevos, nunca representa-        aus dem Krieg zurückkehren wird,           mus offen gezeigt hat. Während der          Dabei ist dies nicht der erste Lapsus,
dos“ welche – wie der Titel verrät – nie    wünscht seinen Sohn ins KZ, als sich       Großteil des Dorfpublikums aus Angst        der dem selbsternannten Wunder-
zur Aufführung bestimmt waren. Die          erste homosexuelle Neigungen ab-           vor Repressalien die Selbsttäuschung        theaterdirektor passiert: Die groß-
acht kurzen Zwischenspiele in Prosa,        zeichnen. Eine ressentimentgeladene        brav mitspielt, erweist sich gerade der     angelegten biblischen Tableaus seiner
die zunächst als pasos, später als ent-     Ausgrenzungsgesellschaft im Nach-          Dorfschulze als reflektiert, wenn er        fingierten Szenen verfügen über
remeses bezeichnet wurden, beziehen         kriegsdeutschland wird zum Dokumen-        die Sorge um seine Abstammung dem           zahlreiche kleine Ungereimtheiten und
ihre drastische Situationskomik vor         tationsraum der jungen Generation von      Publikum formuliert: „Wie, sollte ich       Fehler, die dem bibelfesten Zuschauer
allem aus dem tollpatschigen Verhalten      Künstler*innen wie Wolfang Koeppen,        unter all diesen Ehrlichgeborenen der       eigentlich nicht entgehen sollten, war
von Bauern, die nicht über den ver­         Ingeborg Bachmann oder Heinrich Böll,      einzige Bastard sein?“ Sein dramaturgi-     es doch bekanntlich nicht die auftre-
meint­lichen Intellekt edelmütiger Adeli­   die den Hass auf alles Fremde in der       scher Gegenpol ist der Alkalde Benito       tende Herodias, sondern ihre Tochter
ger aus reiner Blutslinie verfügen. Die     vermeintlich entnazifizierten BRD auf-     Repollo, der sich durch besonderen          Salome, deren „Tanz dem Vorläufer
Frage des Blutes spielt auch in „El         zeichneten. Was in Spanien bereits         Eifer in der Mitwirkung des Streiches       des Herrn den Kopf gekostet hat“. Als
retablo de las maravillas“, dem Wunder-     Jahrhunderte zuvor mit dem Ausschluss      hervortut. „Mein Stammbaum hat eine         es Chanfalla, der im Stück weniger
theater, eine zentrale Rolle. Das bäuer-    von Jüdinnen und Juden aus höheren         zolldicke Schwarte von stinkaltem           als Theatermacher, denn als geistiger
liche Publikum kann seine „limpieza de      Ämtern einen ersten Höhepunkt er-          Christen­speck“, verkündet er vollmundig,   Vorfahre der Taschenspieler und Trick-
sangre“, seine Blutreinheit, zwar nicht     reichte, wurde im Rassenwahn des na-       in ihm erkennt man den Typus eines          betrüger auftritt, nicht mehr gelingt die
gegenüber dem blaublütigen Adel, sehr       tionalsozialistischen Deutschland zum      aufstachelnden Rädelsführers, dessen        wahrhaftige Existenz der anrückenden
wohl aber gegenüber jenen behaupten,        Nukleus des Genozids. Die Nürnberger       verbale Eskapaden („Getaufe Juden           Reiterkompanie nachzuweisen, bricht
die der damaligen Idee von Reinheit in      Rassengesetze stellten 1935 die            und Bakerte werden uns das Maul             das Kartenhaus in sich zusammen. Der
Ehe, Glauben und Herkunft nicht ent-        menschenverachtende Ideologie des          nicht verschließen!“) die kollektive        Fourier, ein einfacher Quartiermacher
sprachen. Bereits im 14. Jahrhundert        Nationalsozialismus auf eine recht-        Enthemmung spürbar machen, die              und damit nicht einmal ein kampfer-
kam es zu massenhaften Zwangsbe-            liche Grundlage, die die Ausschließung     zum „spontanen Volkszorn“ und den           probter Soldat, muss seine Ehrlichkeit
kehrungen von Jüdinnen und Juden,           „nichtarischen“ Lebens und deren           Plünderungen der Reichspogrom-              mit dem Leben bezahlen.
die trotz ihres Religionsübertritts als     massenhafte Vernichtung in Konzen-         nacht geführt haben müssen. Er ist es
„conversos“ gebrandmarkt wurden,            trationslagern juristisch legitimieren     aber auch, der den ersten öffentlichen      Strauss und Henze prägten die Entwick-
weil ihr Religionsübertritt nicht frei-     sollte.                                    Zweifel am Wunderspiel formuliert,          lung des Musiktheaters in der ersten
willig erfolgt war und somit als ungültig                                              wenn er anmerkt, dass Herodias nicht        beziehungsweise zweiten Hälfte des
angesehen wurde. Der kollektive Wahn        Der junge Hans Werner Henze „hatte         teilhaben könne: „Aber wenn sie eine        20. Jahrhunderts maßgeblich. So
um die Reinheit des Blutes erreichte        wirklich die Nase voll von jeder Art von   Jüdin ist, wie kann sie dann von all        unterschiedlich Strauss‘ artifizieller
im Spanien des 15. Jahrhunderts einen       Zwang und Gehorsam und Befehlser-          den Herrlichkeiten etwas sehn?“ Auf         Personalstil von Henzes Eklektizismus
ersten Höhepunkt, als man den Beweis        füllung“. Nach seiner Zeit als Funker in   diesen Fehler in der Logik seiner Dar-      entfernt sein mag, verstanden sie es
für die genealogische Unbedenklichkeit      der Wehrmacht, sah er es als Aufgabe       bietung entgegnet der Wundertheater-        beide künstlerischen Anspruch mit
der eigenen Herkunft für höhere kirch-      seiner „Generation, die moralischen        direktor mit dem lapidaren Stehsatz:        Breitenwirksamkeit zu verbinden, was
liche wie weltliche Ämter zwingend          Verhältnisse in diesem Land zu korri-      „Jede Regel hat ihre Ausnahme“, was         ihre Werke zu den beispielgebenden
nachweisen musste.                          gieren, […] die Verlogenheit zu ent-       den aufgescheuchten Derwisch Benito         Opern der beiden Jahrhunderthälften
                                            larven.“ Cervantes bitterböses Stück       ohne weitere Rückfragen überzeugt.          werden ließ.
Hans Werner Henze wird schon in sei-        über Philisterei und Selbsttäuschung
nem Elternhaus mit dem Gedankengut          wird für ihn zur Leinwand, um die
der NSDAP konfrontiert: Sein Vater,         Archetypen nachzuzeichnen, die die
ein überzeugter Parteigänger, der nicht     Massenpsychose des Nationalsozialis-

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von links: Renatus Meszar, Merlin Wagner, Ks. Klaus Schneider, Alexandra Kadurina, Ilkin Alpay,
Manuel Gaubatz, Ks. Konstantin Gorny
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DER                                                                        und eine erneute Hinwendung zur
                                                                                    Tonalität feststellen. Es blieb dem Kreis
                                                                                                                                Das aus diesem Geiste entstandene
                                                                                                                                Vorspiel ist eine Konversationsoper, die

KLANG DES
                                                                                    um Arnold Schönberg vorbehalten, mit        munter zwischen streng reduziertem
                                                                                    der Dodekaphonie jene neue harmoni-         Secco-Stil und arioseren Accompagnati
                                                                                    sche Ordnung weiter zu verfolgen, die       wechselt, und die als Vorbote für spä-
                                                                                    zum Nukleus einer Vielzahl an Ton-          tere dialogisch getriebene Werke wie
                                                                                    sprachen der zeitgenössischen Musik         seine seltener aufgeführten späteren
                                                                                    werden sollte.                              Opern Intermezzo oder Capriccio gelten

JAHRHUNDERTS
                                                                                                                                kann, die das lustvolle Spiel mit Reminis-
                                                                                    Strauss‘ Tendenz zur Rückbesinnung          zenz, Parodie und Formzitaten auf die
                                                                                    in musikalischer Sprache und Form           Spitze treiben werden. Das Experiment
                                                                                    kam der Vorschlag einer kurzen Oper,        mit „Ausdruck und Form“ lässt Strauss
                                                                                    „gemischt aus heroisch-mythologi-           die Meisterschaft seiner Instrumen-
                                                                                    schen Figuren […] und aus Figuren der       tationskunst aufbieten, die dem für
ZUR MUSIK                                                                           commedia dell’arte […] welche ein mit
                                                                                    dem heroischen Element fortwährend
                                                                                                                                seine Verhältnisse spärlich besetzten
                                                                                                                                Kammerorchester immer neue Zitate
                                                                                    verwebtes Buffo-Element tragen“,            entlockt; zum Beispiel, wenn die Bläser
                                                                                    seitens seines Librettisten Hugo von        streng kontrapunktisch die Mahnung
                                                                                    Hofmansthal sehr entgegen. Das              des Tanzmeisters zum Pragmatismus
                                                                                    leichtfüßige Spiel mit Gattungstraditio-    an den starrköpfigen Komponisten
AUSDRUCK UND FORM: STRAUSS               Diese kurze Vorgeschichte gilt es          nen und Genregrenzen sprach Strauss         unter­malen, denn „Hundert große Meis-
                                         zu wissen, wenn man die Radikalität        sofort an, für die Uraufführung der         ter, die wir auf den Knien bewundern,
Mit der Uraufführung seiner Salome       des Bruchs verstehen möchte, der           zweiten Fassung in Wien komponierte         haben sich ihre erste Aufführung mit
im Jahr 1905 wurde Richard Strauss       mit dem Rosenkavalier erfolgte. Die        er – als Ersatz für das gestrichene         noch ganz andern Opfern erkauft“.
zur Speerspitze der musikalischen        avantgardistische Klangwelt seiner         Schauspiel – ein durchkomponiertes          Die zwei musikalischen Hemisphären,
Moderne. Mit geradezu unerhörten         frühen Opern wird Strauss nie wieder       Vorspiel, vor dem er den Dirigenten der     jene der Opera seria und der Opera
harmonischen Kühnheiten reizte sein      betreten, seine musikalische Zukunft       Wiener Neufassung Franz Schalk in           buffa, werden durch die musikalische
Musikdrama über den alttestamen­         widmet er fortan seinem großen Vor-        einem Brief vom Juni 1916 eindrücklich      Charakterisierung der durch sie
tarischen Stoff seine Zeitgenossen       bild Mozart, dessen Leichtigkeit er sein   warnte, „denn das kleine Ding (Dauer        vertretenen Personen voneinander
zur Aussage, dieses Werk sei nichts      restliches Lebenswerk über beständig       1/2 Stunde) muss gut studiert werden:       abgehoben: dem Komponisten bleiben
weniger als der Prototyp der modernen    suchen wird: „Ausdruck und Form“           es sind nämlich – erschrecken sie nicht     die schwelgerischen und lyrischen
Oper. Vier Jahre später ließ Strauss     erkennt der erst 21-jährige Richard        – die seit Lohengrin so gefürchteten        Momente mit Streicherteppichen und
seinem Skandalstück ein weiteres         Strauss in einem Brief an Cosima Wag-      Seccorezitative streng im Rytmus [!],       Bläsern vorbehalten, aber es wäre kein
Folgen: Elektra bediente sich zur Ver-   ner als zentrale Prinzipien im Schaffen    die bis jetzt noch kein König Heinrich      Werk des Theaterpraktikers Richard
tonung seiner mörderischen Handlung      seines Idols. Er wird nicht der einzige    der Welt richtig derlernt hat. Ich Esel     Strauss, hätte er seinem Alter Ego nicht
bis dato vollkommen ungehörter poly-     Komponist bleiben, der die Grenzen der     probiere es natürlich zum zweiten           zum Ende des Werks einen ariosen
tonaler Klangkaskaden, die Strauss‘      romantischen Harmonik streifte und         Male, erstens um den seligen Richard        Ausbruch zur Huldigung der „heiligen
Tonsprache bis an den Rand der Dur-      eine Kehrtwende vollzog, im Spätwerk       Wagner zu rächen, zweitens um mich          Musik“ gegönnt, um das Verlangen des
Moll-Harmonik führten.                   von Igor Strawinsky und Paul Hinde-        wahrscheinlich dabei meinerseits halb       Publikums nach stimmlicher Entfaltung
                                         mith lassen sich ähnliche Tendenzen        tod [!] zu ärgern.“                         zu befriedigen. Mehr als interessant ist

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VORSPIEL ZU - Badisches Staatstheater Karlsruhe
es auch, wenn dieser junge Mann – der        nicht entgehen und starben im KZ           war eine „Oper für Schauspieler“,          aus Carmen, bis zu Anklängen an das
unschwer als Referenz auf Mozarts            Auschwitz-Birkenau.                        die 1949 – im Todesjahr von Richard        Solofagott aus Prokofjews Peter und
liebestollen Cherubino zu erkennen                                                      Strauss – ihre Uraufführung in Heidel-     der Wolf in der Tanzszene reichen. Ein-
ist – der Zerbinetta just in dem Moment      Hans Werner Henze wurde bereits            berg feierte. Das Werk wurde aner­         zig die ersten und letzten gesungenen
verfällt, in dem sie beginnt seine Sprache   als 17-Jähriger zum Reichsarbeitsdienst    kennend aufgenommen, die Presse            Worte des Wundertheaterdirektors
zu sprechen. Waren ihre Auftritte bis        eingezogen und wenig später der            bemerkt den „absoluten Instinkt für die    sind streng dodekaphonisch aus einer
dahin vom Secco-Rezitativ evozierenden       Wehrmacht als Funker zugeteilt. Als        Bühne, für das Szenische“ des jungen       identischen Zwölftonreihe entwickelt,
Klavierpart und kolorierenden Holz-          70-jähriger resümiert er Jahrzehnte        Henze. Das groß besetzte Orchester         dazwischen ist der lustvolle Eklektizis-
blasinstrumenten dominiert, so nimmt         später: „Ich habe mein ganzes Leben        überforderte allerdings die stimmlich      mus hörbar, der auch Henzes späteres
sie im intimen Duettmoment seinen            lang unter dieser Zeit gelitten, in der    angestrengten Schauspieler, sodass         Werk prägen wird: Tanzmusikanklän-
Tonfall an und darf nun auch lyrisch         ich involviert war als Uniformträger       er sein Werk später für Opernsänger        ge und tonale Passagen stehen hier
schwelgen. In der Annäherung der             und Schießeisenbenutzer“. Nach Ende        adaptierte.                                gleichberechtigt neben Atonalität und
Personen verschmelzen somit auch die         des Zweiten Weltkriegs begann Henze                                                   seriellen Elementen; sein Stil bezieht
bis dahin dichotomen Klanghemisphä-          sein Kompositionsstudium bei Wolf-         Die 21 in sich geschlossenen Num-          seine Charakteristika vor allem in der
ren, einzig der Haushofmeister darf          gang Fortner in Heidelberg, das er         mern überschrieb er unter anderem als      Negation der Eindeutigkeit und Einheit-
sich, als Vertreter seines kunstfremden      später bei René Leibowitz in Darmstadt     Capriccio, Impromptu oder Moment           lichkeit.
Mäzens, nicht musikalisch äußern und         und Paris fortsetzte. Das musikalische     musical, was er später als „lustiges
muss ohne Singstimme und Musik aus-          Credo der jungen Generation an Kom-        Wortspiel“ bezeichnete; ein drama-         Das Herabrieseln des Wassers aus
kommen.                                      ponist*innen, die damals in Darmstadt      turgisches Täuschungsmanöver also,         dem „heiligen Jordan“ untermalt Henze
                                             und Donaueschingen die Neuausrich-         um einen intellektuellen Überbau zu        mit gebrochenen Fis-Moll-Akkorden
GEGEN JEDE REGEL: HENZE                      tung der zeitgenössischen Musik nach       suggerieren, den er als Verkörperung       der Harfe, ein Sündenfall für die dog­
                                             dem Zweiten Weltkrieg prägen sollten,      des Wundertheaterdirektors für findige     matisch Denkenden der damaligen
Der zivilisatorische Graben, den der         fand vor allem in der Ablehnung der        Analysten als Stolperfalle ausgelegt       Zeit, die jede Form von Tonalität strikt
Nationalsozialismus in Europa hinter-        Tonalität seinen gemeinsamen Nenner.       hat. Dass die Vorkommnisse in der          ablehnten. Auf die Frage, ob er dies
ließ, lässt sich auch in der Musik bis       Auf die strenge – fast schon dogma­        Dorfgemeinschaft, wie der Gobernadór       für kompositorisch zulässig hielt in
heute nachverfolgen. Mit der Macht-          tische – Doktrin, die damals in diesen     im Wundertheater bemerkt, „kein blo-       Anbetracht des damaligen Zeitgeists,
ergreifung der Nationalsozialisten           Kreisen herrschte, ließ sich der notori-   ßer Spaß sind“, lässt Henze allerdings     antwortete Henze Jahre später in
1933 verließen zahlreiche Künstler*in-       sche Alleingänger und Nonkonformist        durch seine Komposition unzweifel-         einem Interview ganz nach seinem
nen ihre Heimatländer deren jüdische         Henze niemals ein: „Ich habe mich          haft: der Vielzahl an absurden Situatio-   Credo trotzig-gelassen: „Wenn ich Lust
Abstammung sie dem Todesapparat der          immer geweigert, einer Denkschule          nen begegnet Henze mit einer wilden        hatte Fis-Moll-Akkorde zu schreiben,
Konzentrationslager zugeführt hätte,         anzugehören“, sagt Henze später über       Mischung aus Stilen und Zitaten, die       dann durfte mich niemand hindern.“
oder deren Kompositionsstil der natio­       sein Schaffen.                             vom verfremdeten Torero-Schlager
nal­­­­sozialistischen Doktrin missfiel.
Als „entartet“ diffamiert durften ihre       „Ich hatte damals meine Probleme
Werke nicht mehr aufgeführt werden:          mit Opernsängern, fand sie plump und
Arnold Schönberg und Paul Hindemith          platt, war daher als Theatermacher auf
flohen in die USA, Walter Braunfels fiel     Schauspieler und am liebsten auf den
in der „inneren Emigration“ fast dem         Tanz angewiesen“, die Skepsis gegen-
Vergessen anheim, Viktor Ullmann und         über dem Pomp der Oper teilt er also
Hans Krása konnten dem Rassenwahn            mit seinen Zeitgenossen, das Ergebnis

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Matthias Wohlbrecht, Luise von Garnier, Hye Jung Lee
DIE
WÜSTE INSEL
DER MENSCHLICH­-
                                        KEIT
ZUM KONZEPT

Die beiden Stücke befassen sich mit        Kreativität als Mittel zum Zweck,
einem Scheitern des Idealismus an der      jenseits von Wahrheit und Sensibilität.
Wirklichkeit.                              Das Kunstwerk wird zum Schutzschild
                                           gegen die Außenwelt, die Theater-
Im Zentrum des Vorspiels zu Ariadne        schaffenden geben ihre eigenen Ge-
auf Naxos steht das Kunstwerk und die      fühlswelten nicht preis. Im Gegenteil,
Entstehung einer künstlerischen Idee,      sie bedienen sich der Unsicherheiten
geboren aus Impulsen des Lebens.           der Zusehenden. Der Außenseiter,
Über sein Werk tauchen wir in die Welt     gefangen zwischen zwei Welten, ist der
des Komponisten ein. Es ist eine intime,   Knirps. Als engagierter Musiker hat er
sensible Arbeit, die von Sehnsüchten       einen Arbeitsauftrag, jedoch ist er mo-
und Wünschen erzählt. Allerdings wird      ralisch zerissen und leidet daran, dazu
bald deutlich, dass ein Kunstwerk dem      gezwungen zu sein, bei diesem Streich
Geldgeber gehört und dieser bestim-        mitspielen zu müssen.
men kann, wie es letztlich dargeboten
wird. Der Künstler und das Werk haben      Die künstlerische Idee kann ein fragiles
keinen Schutz.                             Gebilde, basierend auf echten Gefühlen,
                                           oder eine Illusion sein, die ihre Zuschau-
Beim Wundertheater entsteht Kunst          enden manipuliert und in die Irre führt.
aus finanziellen und sozialen Zwängen.

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KOMPONIST UND KNIRPS – ZWEI                 zierten Raum der Gefühlswelten. Wir           was die Voraussetzung zum Gelingen          spiegeln sich in seinem Kunstwerk. Im
KÜNSTLERFIGUREN                             beginnen mit einem Alptraum, der dann         ihres Auftritts darstellt.                  Wundertheater ist Wahrheit und Wahr-
                                            langsam von der realen Szene über-                                                        haftigkeit gar nicht mehr der Anspruch:
Über die zwei Musiker – die zwei            flutet wird. Ein Wechselspiel zwischen        Wir begegnen somit Theatermachern,          Es geht um das tägliche Überleben, die
Künstlerfiguren – wird die Verbindung       realen und surrealen Welten beginnt,          die ihrem früheren System entwachsen        Lüge wird Mittel zum Zweck. Wir erfah-
zwischen den beiden Stücken herge-          in denen die Figuren niemals emotional        sind. Es wird skrupellos, was doch einst    ren nichts Persönliches über Chanfalla
stellt. Wir erleben zwei empfindsame,       sicher sind, gefangen durch Manipula-         so wertvoll war, womit sich der große       und Chirinos – sie bleiben versteckt
ernste und sensible Künstlerseelen, die     tion und Angst.                               Bogen über beide Stücke schließt.           hinter einer Maske und bieten keine
sich in ihrer und über ihre Musik aus-                                                                                                Angriffsfläche mehr. Vielleicht wird ein
drücken.                                    Durch seine satirische Überhöhung             DIE ROLLE DES PUBLIKUMS                     Künstler wie der Komponist nach 30
                                            fühlt sich am Ende das Wundertheater                                                      Jahren Schmerzen zu Chanfalla, der
Beide fühlen sich wie Fremdkörper in        realistischer an als Ariadne. Die Abstrak­­   Das eigentliche Publikum in Ariadne         keinen Schmerz oder Empathie mehr
ihrem System. Sie fühlen sich unver-        tion wird zum Mittel, um die Wahr­heit im     sehen wir nie, und doch scheint der         empfinden kann.
standen und ringen mit ihm. Man tritt       Kern der Thematik zu entlarven.               Geschmack des Publikums sowie die
ihnen mit Geringschätzung, Willkür,                                                       damit einhergehenden Entscheidungen         Bei Ariadne bleiben Darstellende was
Pragmatismus und im Wundertheater           THEATERMACHER – VOM IDEALISMUS                des Hausherrn, der alles tut, um sein       sie sind, nur wird jetzt von ihnen eine
sogar mit offener Ablehnung entgegen.       ZUM SARKASMUS                                 Publikum zu unterhalten und zu ge-          weniger seriöse Vorstellung verlangt.
Es scheint keinen Platz für Idealismus                                                    fallen, ausschlaggebend für die Art der     Beim Wundertheater werden die Dorf-
und Schönheit in den verschiedenen          Erleben wir im Vorspiel zu Ariadne über       Darbietung zu sein. Das Kunstwerk als       bewohner unbewusst zu den Hauptdar-
Welten, in denen wir diesen zwei Men-       den Komponisten die junge Generation,         kulinarisches Beiwerk zum eigentlichen      steller*innen, weil sie als manipulierte
schen begegnen, zu geben.                   die erstmals mit ihren Idealen an einer       Ereignis des Abends – dem Feuerwerk.        Masse in Verhaltensmuster fallen, aus
                                            Realität zu zerbrechen droht, und eine                                                    Angst nicht dazuzugehören. Die Lüge
BEZIEHUNG VON REALISMUS ZU                  ältere Generation, die dem Betrieb            Beim Wundertheater wird das Publi-          wird zum Prinzip. Man belügt die ande-
SURREALISMUS                                und der Willkür mit einem gewissen            kum zur eigentlichen Darbietung und die     ren, letztlich aber auch sich selbst. Das
                                            Pragmatismus, aber auch Resignation           Menschen zerfleischen sich gegenseitig.     Individuum in der Massendynamik kann
Im Vorspiel Ariadne wird eine zu-           begegnet. So sehen wir in Chanfalla           Dieses Geschehen wird vom realen            mit seinen Befindlichkeiten nur in der
gespitzte Theater-Realität abgebildet.      und Chirinos zwei Theaterschaffende,          Publikum begleitet, welches an die Lüge     Isolation bestehen. Ein ehrlicher Aus-
Wir bewegen uns in einem realistisch        die Verletzungen und Traumata so oft          bereits gewöhnt ist, und das nicht nur      tausch ist nicht möglich. Die wiederholte
anmutenden Raum, der durch die Ge-          erlebt haben, dass sie die Situation für      auf der Bühne. Nur voyeuristisch und        Lüge wird zur Wahrheit, sodass die
danken des Komponisten aufgebrochen         sich umgedreht haben und von Be-              passiv involviert zu sein, entbindet aber   Grenzen zwischen Realität und Imagi-
wird. Die Bühnenelemente bewegen            obachteten zu Beobachtern wurden.             nicht von Verantwortung. Alle sind an-      nation verschwimmen. Was als kleine
sich räumlich für ihn, vor allem in hoch-   Sarkasmus wird zu Selbstschutz.               gesprochen und haben die Möglichkeit        Lüge, vermeintlich harmlos beginnt,
emotionalen Momenten, wodurch                                                             und Macht, die Lüge zu brechen.             wird zu etwas Unaufhaltbaren.
Gedankenräume entstehen, in denen er        Sie bedienen sich ihrer Macht und
sich sicher fühlen kann. Der Kunstraum      Kreativität, um ihr kleines Einkommen         DIE BEZIEHUNG ZUR WAHRHEIT
als Ort, wo er frei, ehrlich und verwund-   zu verdienen und decken nebenher                                                          Anja Kühnhold und Julia Burbach
bar sein kann.                              noch den gesellschaftlichen Zerfall           Die Wahrheit selbst wird in Ariadne
                                            auf. Das Dorfpublikum wird unwissent-         attackiert und der Komponist empfindet
Im Wundertheater befinden wir uns von       lich zu Figuren des Stückes. Auf Eitelkeit    Schmerz darüber, denn seine ganze
Beginn an in einem abstrakten, redu-        und Unsicherheit der Masse ist verlass,       Persönlichkeit, seine Gefühlswelten,

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Merlin Wagner
GEORG FRITZSCH Musikalische Leitung       YURA YANG Nachdirigat                       ANJA KÜHNHOLD Regie                       JULIA BURBACH Regie

Bevor er sich dem Dirigieren widmete,     Im Anschluss an ihr Studium an der          Nach ihrem Studium der Musiktheater­      Julia Burbach, geboren in Tokio und
studierte Georg Fritzsch zunächst         Hochschule für Musik in Detmold war         regie an der Hochschule für Musik         international aufgewachsen, hat sich
Violoncello an der Hochschule für Musik   Yura Yang am Musiktheater im Revier         „Hanns Eisler“ Berlin arbeitete sie als   in den vergangenen Jahren einen
„Carl Maria von Weber“ in Dresden.        Gelsenkirchen von 2013 bis 2018 als         Regieassistentin am Staatstheater         Namen in Opernkreisen gemacht. Bei
Nach dem Studium folgte ein En-           Solorepetitorin mit Dirigierverpflich-      Mainz u. a. mit Tilman Knabe, Sandra      den International Opera Awards 2019
gagement als Solocellist beim Phil­       tung engagiert. Dort übernahm sie die       Leupold, Vera Nemirova, Tatjana Gürbaca   wurde sie in der Kategorie des „Best
harmonischen Orchester Gera, parallel     musikalische Leitung von Die Zauber-        und Katharina Wagner. Seit 2016/17        Newcomer“ nominiert. Ihre Produktion
dazu begann Georg Fritzsch sein           flöte, Don Giovanni und L’elisir d’amore.   ist sie Oberspielleiterin am STAATS-      The Rape of Lucretia gewann den 2019
Dirigierstudium in Dresden und Leipzig,   In der Spielzeit 2018/19 engagierte sie     THEATER KARLSRUHE wo sie mit              OFFIE Award in London. Wesentliche
das er 1993 abschloss. Mit Beginn der     das Theater Kiel als Kapellmeisterin        großem Erfolg bereits Gianni Schicchi,    Impulse erhielt sie als Assistentin von
Spielzeit 2003/04 war er 16 Jahre lang    und musikalische Assistentin des GMD        Gold! und zwei szenische Liederabende     Christof Loy, mit dem sie an zahlrei-
Generalmusikdirektor in Kiel. Von 2009    Georg Fritzsch. Dort übernahm sie u. a.     inszenierte. Eine enge Zusammen-          chen renommierten Bühnen arbeitete.
bis 2011 war Georg Fritzsch zusätzlich    das Dirigat für Cavalleria Rusticana,       arbeit verbindet sie auch außerhalb des   Zu ihren in letzter Zeit enstandenen
zu seiner Kieler Tätigkeit Chefdirigent   Pagliacci, Schwanensee, sowie Die           STAATS­THEATERS mit den Regisseuren       Inszenierungen gehören Semele in
des Tiroler Symphonieorchesters           Frau ohne Schatten. 2019/20 war Yura        Keith Warner und Tobias Kratzer, mit      Shanghai, Walküre in Bordeaux sowie
Innsbruck sowie des Tiroler Landes-       Yang 1. Kapellmeisterin sowie Stell-        denen sie an zahlreichen internationa-    Tosca für das Grimeborn Festival.
theaters Innsbruck. Ab der Spielzeit      vertreterin des Generalmusikdirektors       len Häusern eng zusammen arbeitete.       Zukünftige Arbeiten umfassen Eugen
2020/21 ist er Generalmusikdirektor am    am Theater Aachen. Seit der Spielzeit       Neben dem Vorspiel zu Ariadne auf         Onegin für die Opera Holland Park, La
STAATSTHEATER, zudem ist er Pro­          2020/21 ist sie 2. Kapellmeisterin und      Naxos wird sie am STAATSTHEATER           Bohème in Bielefeld, Edmea für das
fessor für Dirigieren an der Hochschule   Assistentin des Generalmusikdirektors       auch Mozarts Die Gärtnerin aus Liebe      Wexford Festival und der Fring Ring
für Musik und Theater in München.         am STAATSTHEATER.                           inszenieren.                              Cycle für das Grimeborn Festival.

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TILO STEFFENS Bühne                          JULIA MÜER Kostüme                        STEFAN WOINKE Licht                       FLORIAN KÖFLER Dramaturgie

Seit 1997 ist Tilo Steffens als freischaf-   Julia Müer studierte Bühnen- und          In den frühen 1990er Jahren hat Stefan    Nach seinem Studium an der Universität
fender Bühnen- und Kostümbildner für         Kostümbild an der Hochschule für Bil-     Woinke als Abendaushilfe bei der          für Musik und Darstellende Kunst Wien
Musiktheater, Schauspiel, Tanz sowie         dende Künste Dresden und schloss ihr      Beleucht­ungsabteilung erste Erfahrun-    war er als Opernsolist international
Kinder- und Jugendtheater tätig und          Studium 2007 als Meisterschülerin ab.     gen am STAATSTHEATER gemacht.             tätig. Engagements führten ihn an das
lebt in Karlsruhe. Er schuf die Bühnen-      Im selben Jahr war sie Preisträgerin      Nach dem Abschluss seines Elektro-        Theater Regensburg, die Händelfest-
bilder für die Uraufführung von Rolf         des Europäischen Opernregie-Preises       technikstudiums an der damaligen          spiele in Halle und die Oper Köln, in
Riehms Sirenen an der Oper Frankfurt         und 2008 Finalistin des Ring Award in     Technischen Hochschule (heute KIT)        Konzerten war er im Herkulessaal in
und arbeitete unter anderem an den           Graz. Seit 2009 arbeitet sie regelmä-     war er ein Jahr lang als Beleuchter       München, im Wiener Musik­verein so-
Theatern in Freiburg, Kiel, Osnabrück,       ßig als Bühnen- und Kostümbildnerin       in der INSEL tätig, bevor er Beleuch-     wie im Gulbenkian Lissabon zu hören.
Dessau und Konstanz. Mit Katharina           mit Keith Warner, Katharina Thoma,        tungsmeister wurde. Seit 2011 ist er      Er war Mitglied im Jungen Ensemble
Wagner brachte er bei den Bayreuther         Nicola Raab und Ute M. Engelhardt         Leiter der Beleuchtungsabteilung          des Theater an der Wien, wo er als gern
Festspielen Die Meistersinger von            zusammen. Bisherige Arbeiten waren        des STAATSTHEATERS. Hier war er           gesehener Gast immer wieder zurück­
Nürnberg, am Theater Bremen Rienzi           an der Oper Frankfurt, der Semperoper     einer der ersten Ausbilder für Ver-       kehrte. Prägende Künstlerpersönlich­
und am Teatro Pérez Galdós auf Gran          Dresden, der Deutschen Oper Berlin,       anstaltungstechnik und Mitglied im        keiten aus dieser Zeit waren René
Canaria Tannhäuser auf die Bühne.            der Königlichen Oper Kopenhagen, der      IHK Prüfungsausschuss. Am STAATS-         Jacobs, Michael Boder und Lawrence
Eine enge Zusammenarbeit verbindet           Ungarischen Staatsoper Budapest,          THEATER sowie bei Gastspielen im          Foster, sowie Tatjana Gürbaca, Lotte
ihn mit Keith Warner, für dessen Insze-      der Folkoperan Stockholm, der Oper        In- und Ausland hat er an zahlreichen     de Beer, Calixto Bieito und Valentin
nierungen er fantasiereiche Bühnen-          Malmö, der Dallas Opera und am Gärtner-   Produktionen der Sparten BALLETT,         Schwarz. Mit der Spielzeit 2020/21
bilder kreierte, darunter Nabucco an         platztheater München sowie bei den        SCHAUSPIEL und OPER mitgewirkt u. a.      verlegt er seinen Schwerpunkt hinter
der Deutschen Oper Berlin und Parsifal       Opernfestspielen in Glyndebourne und      für Tobias Kratzers Inszenierung von      die Bühne – als Operndramaturg des
am STAATSTHEATER.                            Savonlinna zu sehen.                      Der Zwerg an der Deutschen Oper Berlin.   STAATSTHEATERS.

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von links: Nutthaporn Thammathi, Merlin Wagner, Renatus Meszar, Christina Niessen
KLAUS COFALKA-ADAMI a. G.Haushofmeister                               MERLIN WAGNER Ein Offizier/Der Knirps
     Seit 1980 steht Klaus Cofalka-Adami auf der Bühne. Seine Enga-        Der Tenor studierte in Würzburg und Karlsruhe und debütierte
     gements führten ihn nach Mannheim, Tübingen, Dortmund und             2019/20 als Hermann und Schlémil in Hoffmanns Erzählungen am
     Heidelberg. 2011 wechselte er als Ensemblemitglied ans STAATS-        STAATSTHEATER. Ab der Spielzeit 2020/21 gehört er zum Ensemble
     THEATER, wo er auch nach seinem Ruhestand als gern gesehener          und ist hier als St. Brioche in der Lustigen Witwe
     Gast immer wieder zurückkehrt.                                        und Knirps in Das Wundertheater zu erleben.

     GUNNAR SCHMIDT Haushofmeister                                         MATTHIAS WOHLBRECHT Ein Tanzmeister
     Nach seiner Schauspielausbildung in Hamburg führte seine Schau-       Der Tenor studierte in Würzburg und Mailand und wurde nach
     spielkarriere über Wilhelmshaven, Reutlingen, Münster und             Festengagements in Rostock, Darmstadt und Mannheim 2004
     Tübingen ans STAATSTHEATER, dessen Ensemble er seit 2002 an-          Ensemblemitglied des STAATSTHEATERS. Neben Mime und Loge
     gehört. Hier stand er in den letzten Jahren in Mein Jahr ohne Udo     im Ring des Nibelungen sang er hier auch u. a. die Knusperhexe
     Jürgens, Stolpersteine Staatstheater und Terror auf der Bühne.         in Hänsel und Gretel und Max im Freischütz.

     Ks. ARMIN KOLARCZYK Ein Musiklehrer/Juan Castrado                     ÄNEAS HUMM Ein Perückenmacher
     Der in Trento aufgewachsene Bariton sang am Theater Bremen,           Der Schweizer Bariton schloss 2019 sein Gesangsstudium an der
     bevor er nach Karlsruhe kam. Hier gestaltet er große Mozart- und      Juilliard School New York ab. 2019/20 war Äneas Humm Ensemble­
     Wagner-Partien, Doctor Atomic, Orest, Wagnerdämon in Wahn-            mitglied des Nationaltheaters Weimar, hier sang er Partien wie
     fried, sowie Simon Boccanegra und Danilo in Die lustige Witwe.        Guglielmo in Così fan tutte oder Harlekin in Ariadne auf Naxos. Ab
     2015 wurde ihm der Kammersänger-Titel verliehen.                      2020/21 ist er im Ensemble des STAATSTHEATERS.

     Ks. TOMOHIRO TAKADA Ein Musiklehrer/Juan Castrado                     UĞUR ATASOY Ein Perückenmacher
     Der japanische Bariton war von 2007 bis 2020 fest an der Oper Kiel,   Der Bariton studierte Gesang an der Haliç Uni­versity in Istanbul.
     wo er die großen Rollen seines Fachs sang. Er ist Kammersänger        2019 gewann er den 1. Preis beim 19. Siemens-Gesangswettbe-
     der Landeshauptstadt Kiel und gastierte u. a. an der Staatsoper       werb Istanbul und ist seit der Spielzeit 2019/20 Mitglied des Opern-
     Stuttgart, an der Komischen Oper Berlin und häufig in Tokio.          studios am STAATSTHEATER, wo er bereits als Mandarin in
     Ab 2020/21 ist er Ensemblemitglied des STAATSTHEATERS.                Turandot und Douphol in La Traviata zu hören war.

     LUISE VON GARNIER Der Komponist                                       NATHANAEL TAVERNIER Ein Lakai
     Die Berliner Mezzosopranistin kam nach ihrem Studium in Berlin        Der Bassist studierte in Genf und war Preisträger des ADAMI
     und Karlsruhe über das Studio 2018 fest ins Ensemble des STAATS­      Classique. Zu seinen Partien zählen u. a. Osmin in Entführung aus dem
     THEATERS. Hier ist sie 2020/21 als Valencienne in Die lustige         Serail, und Frère Laurent in Roméo et Juliette. Gastspiele führten ihn
     Witwe und Komponist im Vorspiel zu Ariadne auf Naxos auf der          nach Amsterdam, Genf und an die Pariser Opéra-Comique. Seit 2020/21
     Bühne zu erleben.                                                     ist er am STAATSTHEATER und singt hier Komtur in Don Giovanni.

     NUTTHAPORN THAMMATHI Der Tenor/Pedro Capacho                          YANG XU Ein Lakai
     Der 1988 in Thailand geborene Tenor erhielt seine Gesangsaus­         Der chinesische Bassbariton kam über sein Studium in Karlsruhe
     bildung am College of Music der Mahidol University in Thailand.       2013 ins Opernstudio und 2016 ins Ensemble des STAATSTHEATERS,
     Als Ensemblemitglied des STAATSTHEATERS debütierte er in der          wo er Partien wie Fasolt im neuen Rheingold und Somnus in Semele
     Titelpartie von Gounods Faust und war hier auch als Alfredo in        sang. 2019 brillierte er als Elviro in Max Emanuel Cencics Serse.
     La Traviata und Don Ottavio in Don Giovanni zu erleben.               2019/20 kamen Wagner in Faust und Timur in Turandot hinzu.

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HYE JUNG LEE Zerbinetta                                                 RENATUS MESZAR Benito Repollo
     Die koreanische Koloratursopranistin gehörte von 2015 bis 2020          Der Kirchenmusiker kam 2012 über die Opernhäuser Braunschweig,
     zum Ensemble des Theater Kiel, wo sie u.a. als Gilda in Rigoletto       Weimar und Bonn ans STAATSTHEATER. Hier sang er die Wotane
     und in der Titelpartie von Lucia di Lammermoor Erfolge feierte.         im neuen Ring, die er auch in Minden und in China verkörperte. Neben
     Seit 2021 gehört sie zum Ensemble des STAATSTHEATERS, wo sie            seinen Wagner- und Verdi-Partien sang er Groves in Dr. Atomic,
     bereits als Lauretta in Gianni Schicchi debütierte.                     Eichmann in Wallenberg und Levi in Wahnfried.

     SOPHIA THEODORIDES Zerbinetta                                           ILKIN ALPAY Theresa
     Die deutsche Koloratursopranistin ging nach ihrem Studium in            Die türkische Sopranistin kam 2016 ins Opernstudio des STAATS-
     Düsseldorf 2016 ans Landestheater Innsbruck und wechselte mit           THEATERS und war hier u. a. als Ännchen im Freischütz und als
     Beginn der Spielzeit 2019/20 ans STAATSTHEATER. Hier singt sie          Papagena in Die Zauberflöte zu sehen. Ihre vielfältigen Rollen­
     Olympia in Hoffmanns Erzählungen, Ännchen im Freischütz sowie           porträts in Karlsruhe wurden 2020 mit einer Nominierung als Beste
     Zerbinetta im Vorspiel zu Ariadne auf Naxos.                            Nachwuchskünstlerin im Magazin Opernwelt ausgezeichnet.

     JENNIFER FEINSTEIN Primadonna                                           ALEXANDRA KADURINA Juana Castrada
     Die Amerikanerin studierte u. a. an der Yale University und kam         Die Kiever Mezzosopranistin kam 2017 vom Moskauer Bolshoi-Theater,
     nach Gastspielen mit Partien wie Adalgisa in Norma und Santuzza in      wo sie Dorabella in Floris Vissers Così fan tutte sang, ins Ensemble
     Cavalleria rusticana 2018 fest ins Ensemble des STAATSTHEATERS.         des STAATSTHEATERS. Hier gestaltete sie u. a. Octavian, Sesto,
     Hier wurde sie u.a. als Seymour in Anna Bolena, Sara in Roberto         Cherubino, Muse/Niklaus und die Titelheldin in Debussys Pélleas und
     Devereux und Giulietta/Stella in Hoffmanns Erzählungen gefeiert.        Melisande. Gastspiele führten sie nach Genf, Berlin, Paris, Madrid.

     Ks. KLAUS SCHNEIDER Chanfalla                                           ROBERT BESTA a. G. Ein Fourier
     Der passionierte Liedsänger debütierte unter Hans Neuenfels an          Nach seinem Schauspielstudium an der Hochschule für Schauspiel­
     der Pariser Oper und ist seit 1990 Mitglied des STAATSTHEATERS.         kunst „Ernst Busch“ in Berlin war er 2005 bis 2014 festes Mitglied
     Hier gestaltete er ein breites Repertoire. Zuletzt war und ist er als   des Schauspielensembles am STAATSTHEATER KARLSRUHE. Als
     Mozarts Titus, Aufidio in Lucio Silla, Erster Geharnischter in der      freischaffender Schauspieler kehrt er als Fourier in Das Wunder-
     Zauberflöte und Siegfried in den Lustigen Nibelungen zu hören.          theater ans Staatstheater zurück.

     CHRISTINA NIESSEN Chirinos                                              MANUEL GAUBATZ a. G. Tänzer
     Die Sopranistin und Preisträgerin zahlreicher Wettbewerbe und           Der Tänzer und Schauspieler hat an der Hochschule für Musik und
     Stipendien begann ihre Karriere an der Deutschen Oper am Rhein          darstellende Kunst Frankfurt seinen Bachelor in Ballett und Con-
     und ist seit 2006/07 Ensemblemitglied des STAATSTHEATERS. In            temporary Dance absolviert und davor eine Schauspielschule in
     der Spielzeit 2020/21 wird sie an ihrem Stammhaus als Chirinos          Freiburg besucht. Seitdem arbeitet er freiberuflich als Tänzer und
     in Das Wundertheater debütieren.                                        Schauspieler in Opern, TV und Kinoproduktionen.

     Ks. KONSTANTIN GORNY Der Gobernadór
     Mit seinem Debüt bei den Bregenzer Festspielen 1993 startete der
     russische Bass eine Weltkarriere, die ihn u.a. an die Wiener Staats-
     oper, nach Tokio, Sydney und Paris führte. Seit 1997 ist er Mitglied
     des STAATSTHEATERS, seit 2006 Kammersänger. Hier brillierte er
     zuletzt als Hagen in Götterdämmerung und Hoffmann-Bösewichter.

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BILDNACHWEISE                            IMPRESSUM

UMSCHLAG           Arno Kohlem           HERAUSGEBER
PORTRÄTS           Felix Grünschloß      STAATSTHEATER KARLSRUHE
                   Gerardo Garciacano
                   Nils Schwarz          GENERALINTENDANT
                   Lucas Semm            Peter Spuhler

TEXTNACHWEISE                            GESCHÄFTSFÜHRENDER DIREKTOR
Zum Konzept Originalbeitrag von Anja     Johannes Graf-Hauber
Kühnhold und Julia Burbach.
                                         KÜNSTLERISCHE BETRIEBS­
Alle anderen Texte sind Original­        DIREKTORIN
beiträge von Florian Köfler für dieses   Uta-Christine Deppermann
Programmheft.
                                         OPERNDIREKTORIN
Sollten wir Rechteinhaber übersehen      Nicole Braunger
haben, bitten wir um Nachricht.

                                         CHEFDRAMATURGIN
                                         Sonja Walter

                                         REDAKTION
                                         Florian Köfler

                                         KONZEPT
BADISCHES STAATSTHEATER                  DOUBLE STANDARDS Berlin
KARLSRUHE
Spielzeit 2020/21                        GESTALTUNG
Programmheft Nr. 602                     Caroline Kleeberger
Stand 23.6.21
                                         DRUCK
www.staatstheater.karlsruhe.de           medialogik GmbH, Karlsruhe

                                                                       Hye Jung Lee
MUSIK IST EINE
HEILIGE KUNST ZU
VERSAMMELN ALLE
ARTEN VON MUT
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