Warum? - Zeitschrift der Quartiervertretung Stadtteil IV 24. Jahrgang Nummer 95 Juni 2019s - Quavier

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      Q UAV I E R                       Zeitschrift der Quartiervertretung Stadtteil IV · 24. Jahrgang · Nummer 95 · Juni 2019s

                                                                                                  warum?
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       E D I T O R I A L                                                                                  I N H A L T

                                                                                                          Aus der QUAV 4                        4
                               Warum                                                                      Impressum                             5
                               ist die Banane krumm?                                                      Einstein                              9
                                                                                                          Schulen                              10
                               Ich bin täglich zu Fuss, mit dem Velo, mit dem Tram oder mit dem Auto
                               im Stadtteil IV unterwegs. Im Hinblick auf die Nummer 95 von QUAVIER       Zum Thema                            12
                               zum Thema WARUM habe ich mir die folgenden Fragen gestellt:
                                                                                                          Porträts                             12
       – Warum kann man nicht durch den Dählhölzliwald gemütlich Velo fahren?
       – Warum soll es nicht möglich sein, dass am Egelsee die Menschen verweilen können, ohne die
                                                                                                          Veranstaltungen                      16
         Natur zu beeinträchtigen?
       – Warum wird das Welttelegrafendenkmal auf dem Helvetiaplatz von Kindern gerne bestiegen
                                                                                                          Multaka                              19
         und dann im Wasser geplanscht?
       – Warum müssen Elektrovelos schneller fahren als 30 km/h?
                                                                                                          Fotoseiten                           20
       – Warum spielen keine Kinder oder Erwachsene auf dem öffentlichen Fussballplatz mit dem            Report Gehirn                        23
         Kunstrasen auf der Grossen Allmend?
       – Warum regeln Verkehrspolizisten den Verkehr an einer Kreuzung viel effektiver als jeder Super-   Füller                               25
         computer?
       – Warum hat es entlang dem Dählhölzliwald fünf Tennisclubs mit insgesamt 32 Tennisplätzen?         Kein Denkmal                         26
       – Warum verhindert der Stadtrat mit einer Motion zur Umgestaltung der Autobahn im Wank-
         dorf den Bypass Bern-Ost?                                                                        Homestory                            29
       – Warum gibt es in Bern 140'000 Verkehrsexperten?
       – Warum versucht man, die schönen schwarzen Vögel aus dem Quartier zu vertreiben?                  Neu und Jubiläen                     31
       – Warum tragen die meisten Menschen dunkle oder schwarze Kleider?
       – Warum stimmen mich die Klimastreiks der Schülerinnen und Schüler optimistisch?                   Wettbewerb                           31
       – Warum beobachte ich alle Flugzeuge am Himmel?
       – Warum befinden sich 57 von insgesamt 84 Botschaften mit etwa 1’200 Personen in unserem           Kleininserate                        31
         Stadtteil?
       – Warum müssen die Botschaften scharf bewacht werden?
       – Warum ist das Galgenfeld eines der lebendigsten Quartiere im Stadtteil?
       – Warum ist die Siedlung Wittigkofen mit ihren Hochhäusern ein so lebendiges Quartier? Und
         warum erinnert sie mich an die EXPO 64 in Lausanne?
       – Warum wurde das Kirchenfeldschulhaus noch nicht erneuert?
       – Warum stehen auf dem Helvetiaplatz insgesamt 64 Verkehrsschilder?
       – Warum wurden im Hinblick auf die Klimaerwärmung bisher noch keine Palmen gepflanzt?
       – Oder Bananenbäume mit krummen Bananen!

       Ich wünsche allen Leuten im Stadtteil IV einen schönen Sommer.

           Jürg Krähenbühl
           Co-Präsident
                                                                                                          Titelbild:
                                                                                                          Warum muss man
                                                                                                          vor einem Hund ein
                                                                                                          bisschen warnen . . . ?

                                                                                                          Foto:
                                                                                                          Lukas Lehmann, Bern

                                                                                                                                    QUAVIER 95/19   |3
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      A U S       D E R       Q U A V         4

                                                           Zu früh gefreut – PUN nach wie                           Ausgehend vom bestehenden Nutzungs-
      Verkehr                                              vor durch Einsprachen blockiert                       und Gestaltungskonzept sowie den Ergebnis-
                                                           Die reich bebilderte Baumfällung in QUAVIER           sen aus der Mitwirkung der Quartiere wurden
      Pilotversuch «Laden im öffentlichen                  Nr. 94 zeigte zwar eine imposante Aktion, und         vier thematische Schwerpunkte mit entspre-
      Raum» – nicht am Laubeggplatz                        der mächtige Baum wird, zu Kleinholz verarbei-        chenden Massnahmenbündeln definiert.
      Der Standort der Ladestation im Stadtteil IV         tet, wohl noch manches Cheminée-Feuer näh-               Als erster Schwerpunkt hat sich die unge-
      wird noch angepasst: Die Einrichtung wird            ren. Nur: mit der Realisierung der Pannenstrei-       nügende Qualität des Abschlusses in Richtung
      nicht wie in QUAVIER Nr. 94 angekündigt vor          fenumnutzung (PUN) und dem damit                      Stadt sowie die fehlende Anbindung an die
      der Laubeggschule installiert. Der Stadtteil IV      verbundenen Ausbau der Lärmschutzwände                Papiermühlestrasse herauskristallisiert. Dies
      bleibt aber Teil des Pilotversuchs: Die Verkehrs-    hat diese Aktion nicht den geringsten Zusam-          soll mit einer Vervollständigung und Stärkung
      planung wird diesen Sommer die Standort-             menhang. Das Projekt zur temporären Schaf-            der Allee an der Papiermühlestrasse sowie der
      suche neu starten und dabei auf den Erfahrun-        fung von zusätzlichem Raum für den Verkehr            Umlagerung der Parkplätze in den Unter-
      gen in den Stadtteilen II (Länggasse) und VI         auf dem Abschnitt Muri – Wankdorf ist nach            grund erreicht werden. Die neue Freifläche
      (Bümpliz) aufbauen. Sobald ein neuer Stand-          wie vor durch ein Gerichtsverfahren blockiert.        steht für einen Umnutzung respektive eine
      ort vorliegt, wird die Verkehrsplanung der           Für das ASTRA ist es aus diesem Grund auch            Klärung des Raumabschlusses zur Verfügung.
      QUAV 4 den Vorschlag unterbreiten. Die e-Mo-         schwierig, zum jetzigen Zeitpunkt verbindliche           Eine zweite Baustelle sind der Hyspa- und
      bilität soll sich auch in unserem Stadtteil nicht    Angaben zum Start der Arbeiten zu machen.             Zirkusplatz, deren Beläge durch die intensive
      auf ein Autorennen beschränken.               (pr)   Geplant ist, sollte das Projekt in die Umsetzung      Nutzung stark beschädigt sind. Ausserdem
                                                           kommen, die Arbeiten im 2-Schichtbetrieb              besteht hier ein fliessender Übergang von
      Neugestaltung Laubeggplatz – auf-                    rund 2 Jahre nach Baubeginn abzuschliessen.           Hartflächen in Grünflächen, der die räumliche
      geschoben ist nicht aufgehoben                                                                             Situation verunklärt: Der Hyspaplatz ist durch
      Im Rahmen des E-Grandprix im Juni 2019 wer-                                                                die intensive Nutzung nicht mehr als Grün-
      den am Laubeggplatz bauliche Veränderun-                                                                   raum und Teil der Grossen Allmend erfahrbar.
      gen vorgenommen, die nach dem Rennen wie-            Raum gestalten                                        Hier soll die Zusammenlegung und Neugestal-
      der rückgängig gemacht werden. Die Stadt                                                                   tung von Zirkus- und Hyspaplatz Abhilfe
      stellte sich nun die Frage, ob bei der Wieder-       Nutzungs- und Gestaltungskonzept                      schaffen. Es stehen aktuell drei Varianten zur
      herstellung Veränderungen vorgenommen                der Berner Allmenden                                  Diskussion, die bezwecken, den Raum multi-
      werden sollen. Im April fand dazu eine Sitzung       Im Rahmen der QUAV 4-Delegiertenversamm-              funktional und nutzungsoffen zu gestalten.
      mit Vertretungen der Verkehrsplanung, der            lung vom Januar hat Stadtgrün Bern über die              Drittens wurden der mangelnde Anschluss
      Schule und der QUAV 4 statt. Die Teilnehmen-         Planung der Allmenden informiert . Die Grosse         ans Quartier, die trennend wirkenden Park-
      den waren sich einig, dass es schön wäre, wenn       Allmend westlich der Autobahn A6 besteht              plätze sowie die fehlenden Verbindungen in-
      das Schulhaus einen verkehrsfreien Vorplatz          aktuell aus mehreren, unterschiedlich genutz-         nerhalb und zwischen den Allmenden bean-
      erhalten könnte. Dazu müsste jedoch die              ten Flächen: dem permanenten Messegelände             standet. Eine Verbesserung soll die Schaffung
      Busspur verlegt werden, was im Rahmen der            der BernEXPO (1), dem Zirkusplatz (2), dem Hy-        eines neuen Ankunftsraums, ohne Nutzungs-
      Wiederherstellung nicht möglich ist. Eine            spaplatz (3), den Fussballfeldern (4) sowie den       druck durch Zirkus, BEA, Messen etc., sowie
      Umgestaltung des Platzes wird aber nach dem          Parkplätzen (5) entlang der Papiermühlestras-         verbesserte und ganzjährig nutzbare Verbin-
      E-Grandprix weiterverfolgt.                 (kr)     se. Die Kleine Allmend (6), östlich der A6, ist ak-   dungswege für den Langsamverkehr (Fuss-
                                                           tuell mit einer Schafweide, Familiengärten und        gänger und Velo) bringen. Das vierte Massnah-
      Einsprache gegen                                     einem Pumptrack weitgehend «grün» genutzt.            menbündel sieht vor, auf der Allmend die
      Tempo 30 in der Elfenau
      Fristgerecht ist eine Einsprache gegen das
      geplante Tempo 30 auf der Elfenstrasse
      (Abschnitt Thunstrasse – Brunnadernstrasse)
      sowie der Brunnadernstrasse (Abschnitt Wer-
      nerstrasse – Egghölzlistrasse) eingegangen.
      Beschwerdeführer sind neben dem TCS drei
      weitere private Parteien. Sie machen geltend,
      dass die genannten Abschnitte wichtige
      Durchgangs- und Verbindungssstrassen des
      Brunnadernquartiers seien, dass mit Tempo
      50 der Verkehr flüssig laufe, die Situation über-
      sichtlich sei und keine Sicherheitsprobleme
      bekannt seien. Ferner orten die Einsprecher
      eine generelle Tendenz zur flächendeckenden
      Einführung von Temporeduktionen, und hal-
      ten fest dass diese, bezogen auf die genannten
      Abschnitte, rechtlich nicht haltbar seien. Der
      weitere Zeitplan ist unklar, sicher ist, dass die
      Einführung von Tempo 30 auf den genannten
      Abschnitten wohl noch eine Weile dauern
      wird.                                                Nutzungsvielfalt der Allmenden im Überblick.                                               Plan: zvg

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       Langsamverkehrsanbindung zu stärken, neue          wie der neue Schulstandort aussehen soll. Zur     22. März im Mediencenter der Stadt Bern einge-
       Nutzungsinseln zu schaffen und die Qualität        Klärung dieses zweiten Punkts hat Hochbau         sehen werden: https://www.bern.ch/medi-
       der offenen, extensiven Flächen sicher zu er-      Stadt Bern in Zusammenarbeit mit Stadtgrün        encenter/medienmitteilungen/
       halten.                                            Bern einen Wettbewerb durchgeführt. Er                Die Zonenplanänderung und die Um-
          Ebenfalls Teil des Nutzungs- und Gesamt-        wurde Ende März juriert und die Projekte im       setzung der Siegerprojekte müssen nun die
       konzepts ist die Neuordnung der Sportfelder.       Anschluss der Öffentlichkeit präsentiert.         Hürde einer Volksabstimmung nehmen, bevor
       Aktuell teilen sich Hornusser, Baseballer, Fuss-      Gegenstand des Wettbewerbs waren die           2021 die Bagger auffahren dürfen und 2023 der
       baller, Rugbyspieler und viele andere in die       zwei Teilprojekte «Neubau Volksschule und         Standort bezogen werden kann.
       Grosse Allmend. Konzepte, wie die Felder auf       Gestaltung Stadtteilpark» sowie ««Sanierung
       beide Allmenden verteilt und optimiert             und Umnutzung Wysslochgut in eine Tages-          Museumsquartier Bern:
       werden können, liegen vor. Einfacher wird die      schule». Vorgabe für die den Neubau war die       Aufbruch zu neuen Ufern
       Planung aufgrund YBs Interesse an weiteren         Schaffung von Raum für 8 Klassen, inklusive       Im Raum zwischen dem südlichen Kopf der
       Trainingsfeldern auf Naturrasen sicher nicht,      Spezial- und Nebenräumen sowie einer Sport-       Kirchenfeldbrücke und dem Gymnasium Kir-
       und auch die Frage, inwieweit Anlagen des Pro-     garderobe. Die Verbindung der Aussengestal-       chenfeld sind nicht weniger als 11 Museen und
       fisports auf der für grüne Nutzung vorgesehe-      tung mit dem Entwurf des Schulhaus war mit        Institutionen konzentriert. Einfallstor in dieses
       nen Kleinen Allmend ihre Berechtigung haben,       der Erwartung verknüpft, dass sich die beiden     Gebiet bildet der unwirtliche, von Verkehr und
       dürfte nicht einfach zu beantworten sein.          Bereiche «in einem harmonischen Gesamt-           Welttelegrafendenkmal dominierte Helvetia-
                                                          konzept zusammen binden und dadurch ein           platz. Dessen Neugestaltung hat bereits die
                                                          qualitätsvolles Ensemble bilden». Bei der         Wettbewerbsphase durchlaufen: das Sieger-
                                                          Tagesschule wurde die Erhaltung des denk-         projekt «Coquille Saint-Jacques» wurde am
                                                          malgeschützten Hauptvolumens des Wyss-            1. Mai der Öffentlichkeit vorgestellt, es soll bis
                                                          lochguts vorausgesetzt.                           2023 umgesetzt sein. Die Konsolidierung des an
                                                             Gewinner des ersten Bereichs ist das Projekt   den Platz anschliessenden Areals ist hingegen
                                                          WO DIE WILDEN KERLE WOHNEN des Teams              weniger weit gediehen: Ende April wurde eine
                                                          Bischof Föhn Architekten ETH SIA, Zürich, zu-     Machbarkeitsstudie präsentiert, die die Vision
                                                          sammen mit Parbat Landschaftsarchitektur          verdichtet, in Bern ein Museumsquartier von in-
                                                          GmbH, St. Gallen. Als Sieger für die Sanierung    ternationaler Ausstrahlung zu schaffen. Es soll
                                                          und Umnutzung Wysslochgut ging das Projekt        nun eine gemeinsame Erklärung der Institutio-
       Rand- und Breitensport auf der Grossen             PARKER des Teams Büro B Architekten AG, Bern,     nen und bis am 5. Juli eine Vernehmlassung fol-
       Allmend: Rugbyspieler beim Aufwärmen.              und extra Landschaftsarchitekten AG, Bern, her-   gen. In den Jahren 2019 und 2020 wird das Vor-
                                           Foto: zvg      vor. Zum Siegerprojekt für das Schulhaus wurde
                                                          festgehalten, dass es sehr gute Voraussetzun-
       Nächster Schritt für die Wysslochschule:           gen biete, die gewünschte Qualität einer Schule    Impressum
       Wettbewerbprämierung                               im Park zu erreichen und mit einer klaren Er-      QUAVIER erscheint 4mal jährlich

       Bis die Laubeggschule den dringend benötig-        schliessungs- und Raumstruktur ein einfaches       Herausgeberin: Quartiervertretung des
                                                                                                             Stadtteils IV, Postfach 257, 3000 Bern 6
       ten Schulraum am Standort Wyssloch beziehen        Gebäudetechnikkonzept ermögliche. Das Sie-
                                                                                                             Geschäftsstelle: Sabine Schärrer, Tel. 031 351 95 75
       kann, ist noch einiges zu klären. Erstens muss     gerprojekt zur Umnutzung des Wysslochguts          (Beantworter), info@quavier.ch
       eine Zonenplanänderung (s. QUAVIER Nr. 94)         biete Gewähr, das Konzept in eine «qualitäts-      Webmaster: Franz Keller, webmaster@quavier.ch
       die räumlichen Rahmenbedingungen und die           volle und in gewissem Sinne einmalige Tages-       Co-Präsidenten:
       rechtlichen Grundlagen für den Schulstandort       schule weiterzuführen». Die Details der Jurie-     Richard Pfister, Bolligenstrasse 14c, 3006 Bern
                                                                                                             Jürg Krähenbühl, Staufferstrasse 6, 3006 Bern
       schaffen. Zweitens muss festgelegt werden,         rung können dem Bericht des Preisgerichts vom
                                                                                                             Auflage: 15 500 Exemplare
                                                                                                             Redaktionsadresse: QUAVIER, Postfach 257,
                                                                                                             3000 Bern 6, Tel. 031 351 95 75 (Beantworter)
                                                                                                             redaktion@quavier.ch
                                                                                                             Redaktion: Anna Hauser (aha), Rita Jost (rj), Johannes
                                                                                                             Künzler (jkü), Andreas Rapp (ar), Philipp Richard (pr),
                                                                                                             Muriel Riesen (mr), Alice Sommer (as)
                                                                                                             Inserate: Länggass Druck AG, Länggassstr. 65,
                                                                                                             Postfach 726, 3000 Bern 9, Tel. 031 307 75 73,
                                                                                                             haering@ldb.ch, www.ldb.ch
                                                                                                             Inserateschluss: 14.8.2019
                                                                                                             Layout: MediaDesign Bern, Franz Keller (fak)
                                                                                                             keller@mediadesign-bern.ch
                                                                                                             Druck: Länggass Druck AG, Bern,
                                                                                                             Veranstaltungshinweise bitte an:
                                                                                                             QUAVIER, Postfach 257, 3000 Bern 6, events@quavier.ch
                                                                                                             QUAVIER Nr. 96, September 2019, ist dem Thema
                                                                                                                                    «REIF»
                                                                                                             gewidmet. Wenn Sie etwas beitragen möchten, tele-
                                                                                                             fonieren Sie der Redaktion (031 351 95 75) oder mai-
                                                                                                             len Sie an redaktion@quavier.ch.
                                                                                                             Redaktionsschluss: 21.8.2019
                                                                                                             Erscheinungsdatum: 13.9.2019
                                                                                               Plan: zvg

                                                                                                                                                   QUAVIER 95/19    |5
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       haben in thematischen Arbeitsgruppen und              Allen Beteiligten ist klar: es handelt sich um
       unter Einbezug der Quartiervertreter konkreti-    ein ambitioniertes Projekt, das die einmalige         2. Informations- und Mitwirkungsan-
       siert. Im Herbst/Winter 2020 soll dann ein Ar-    Chance bietet, die Museen und Institutionen           lass zur Arealentwicklung Elfenau
       chitekturwettbewerb ausgeschrieben werden.        an den neu gestalteten Helvetiaplatz anzubin-         Am 26. August 2019 bietet Stadtgrün Bern
          Wie Christophe von Werdt (Vertreter Klei-      den sowie ein städtebaulich interessantes und         allen Interessierten erneut die Möglichkeit,
       ner Burgerrat) anlässlich der Präsentation für    wertvolles Ensemble zu schaffen. Ein langer           sich über den Stand der Planung rund um
       die QUAV 4 betonte, handle es sich um eine        Atem wird von allen Beteiligten erwartet: vor         den vorgesehenen Umbau des Werkhofs,
       Machbarkeitsstudie und nicht um eine              2028 ist nicht mit einer Übergabe an das              die Zukunft des Bauernbetriebs und die
       Planung. Kern des Vorhabens sei es, nach in-      Publikum zu rechnen.                                  Weiterentwicklung von Gastronomie und
       haltlichen Gemeinsamkeiten und Potenzialen            Die Delegierten der QUAV 4 haben das Pro-         Veranstaltungen in der Parkanlage Elfenau
       zu suchen und diese auszubauen respektive zu      jekt mit grossen Interesse aufgenommen. Kri-          zu informieren und Ideen einzubringen.
       realisieren. Die hierfür erforderlichen bauli-    tische Stimmen gab es zum Vorgehen, im Gros-          Ort: Grosse Orangerie, Elfenauweg 94
       chen Massnahmen seien als Folge dieses Pro-       sen und Allgemeinen zu starten, anstatt mit           Uhrzeit: 18 Uhr
       zesses des Zusammenrückens zu verstehen. So       kleinen und gezielten Interventionen (und we-
       sind die in den Medien genannten Kosten von       sentlich bescheideneren Mitteln) kurzfristig
       250 Millionen Franken klar als Maximalvarian-     eine Verbesserung zu erzielen. Auch bedauert         Beschwerde zur Villa Bomonti
       te zu verstehen. Der Betrag beinhaltet 50 Mil-    wurde, dass die Studie das Kunstmuseum als           Wie in QUAVIERNr. 94 berichtet, wurden alle
       lionen Franken für die dringend notwendige        Leuchtturm der bernischen Museumsland-               Einsprachen, darunter die der QUAV 4, gegen
       Sanierung des Historischen Museums sowie          schaft nicht ins Museumsquartier integriert.         das Baugesuch zur Umnutzung der Villa
       50 Millionen Franken für ein neues Depot. Die     Dies scheitere jedoch am Raumbedarf, der im          Bomonti am Kalcheggweg 12 abgewiesen. Da
       restlichen 150 Millionen Franken seien für das    Museumsquartier schlicht nicht realisierbar          der Stadtteil IV von der Botschaftsproblematik
       eigentliche Museumsquartier Bern vorgese-         sei, und an der Tatsache, dass der damit frei        und den ausufernden Sicherheitsdispositiven
       hen. Die Varianten sowie Informationen zu         werdende (und denkmalgeschützte) Stettler-           besonders betroffen ist, befürwortet die QUAV
       den Eckpunkten dieser Studie können unter         bau, da als reiner Museumbau konzipiert, de          4 schon lange eine speziell ausgeschiedene
       www.mqb.ch eingesehen werden.                     facto nicht umnutzbar ist.                           Botschaftszone, muss aber immer wieder fest-
                                                                                                              stellen, dass es in der Regel keinen Weg gibt,
                                                                                                              den Verkauf wertvoller und identitätsstiften-
                                                                                                              der Liegenschaften an fremde Staaten zu
                                                                                                              verhindern. Eine Gruppe von Anwohnern, zu-
                                                                                                              sammen mit dem Kirchenfeld-Brunnadern-
                                                                                                              Elfenau Leist und dem Verein Bern bleibt grün
                                                                                                              zeigt sich jedoch kämpferisch: Sie ziehen den
                                                                                                              Entscheid weiter, nun muss sich die kantonale
                                                                                                              Baudirektion mit dem Fall befassen.       (pr)

                                                                                                              Videoüberwachung des Bomontiwegs
                                                                                                              Nachdem die VR China neben ihrem Botschafts-
                                                                                                              gebäude am Kalcheggweg 10 auch die Villa Bo-
                                                                                                              monti am Kalcheggweg 12 erworben hat und
                                                                                                              diese ebenfalls als Botschaftsgebäude betrei-
                                                                                                              ben will (s. o.), liegt der Bomontiweg («Schnäg-
                                                                                                              gegässli») zwischen den beiden Botschafts-
                                                                                                              arealen. Er gehört zwar zur Villa Bomonti, die
                                                                                                              Stadt Bern hat aber ein Wegrecht, und der
                                                                                                              Durchgang ist öffentlich. Er bildet eine wichtige
                                                                                                              Fussgängerverbindung zwischen dem Brunna-
                                                                                                              dern- und dem Elfenauquartier und dient auch
                                                                                                              als Schulweg zur Manuelschule. An der Umzäu-
                                                                                                              nung der Liegenschaften wurden Videokame-
                                                                                                              ras installiert, mit denen sich der gesamte Ver-
                                                                                                              kehr auf dem Bomontiweg überwachen lässt.
                                                                                                              Die Passanten können der Überwachung nicht
       Warum stehst du noch hier, Löschgeräthschafts-Magazin No. XIX? – Weil ich als schützenswert            ausweichen, sondern werden gezwungener-
       gelte! 1921 sollte ich um 18 m südwärts verlegt werden. Da erhoben der Kirchenfeldleist und 12         massen von den Kameras erfasst.
       Nachbarn Einsprache; sie wollten mich aus ästhetischen Gründen weghaben und ins obere                      Jede Videoüberwachung des öffentlichen
       Kirchenfeld verbannen. Die Stadt lehnte das ab: Das Strassenbild werde nicht «nachteilig beein-        Raumes ohne gesetzliche Grundlage und
       flusst»; das Gebäude werde aufgefrischt und näher ans Trottoir gestellt, «damit nicht ein Ablage-      Zustimmung der zuständigen Behörden ver-
       rungsplatz für Unreinlichkeiten entsteht». Wegen der hohen Gebäude ringsum könne «im Jnteresse         letzt den Datenschutz, d. h. die Privatsphäre
       der Dienstbereitschaft der Feuerwehr» von einer Entfernung aus dem untern Kirchenfeld «nicht           und das Recht auf informationelle Selbstbe-
       die Rede sein». Im Magazin war damals eine mechanische Leiter versorgt; heute dient es als Lager       stimmung aller Betroffenen – hier umso ein-
       für «Park- und Eventmaterial» des Historischen Museums. (Akten Stadtarchiv, merci).       Foto: ar     schneidender, als die Überwachung für einen

                                                                                                                                              QUAVIER 95/19   |7
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      ausländischen Staat erfolgt. Der Kirchenfeld-       banner zu platzieren. Die Realisierung sah vor,
      Brunnadern-Elfenau-Leist ist daher an die           die Werbeflächen quer über den Gehweg an           Ihre direkte Mitwirkung
      kantonale Datenschutzaufsichtsstelle ge-            beidseitig gesetzten Pfosten zu spannen.           Was fehlt Ihnen im Stadtteil IV? Was möch-
      langt, mit dem Antrag, den Fall von Amts we-        Gegen dieses Vorhaben hat die QUAV 4 Ein-          ten Sie anders haben? Schreiben Sie an:
      gen abzuklären und den Datenschutzbestim-           sprache erhoben und sich mit der Leitung des       QUAV 4, Postfach 257, 3000 Bern 6, oder
      mungen Nachachtung zu verschaffen.       (ar)       Tierparks zur Ausarbeitung eines Kompromis-        mailen Sie an info@quavier.ch.
                                                          ses getroffen. Die Lösung besteht nun aus drei
      Einsprachen gegen                                   Bannern: eines zu Beginn, gut sichtbar von der     Ihre Anregungen werden an die QUAV4
      Werbebanner für den Tierpark                        Bushaltestelle, d. h. ausserhalb des Walds         weitergeleitet. Besuchen Sie auch unsere
      Der Tierpark hat geplant, auf dem Zugang von        (bestehender Standort), eines beim Eingang         Website unter www.quavier.ch und teilen
      der Thormannstrasse zum Vivarium zusätz-            zum Vivarium und eines beim Restaurant.            Sie uns dort Ihre Meinung mit.
      liche auf den Tierpark hinweisende Werbe-                                                      (pr)

      Von Menschen für Menschen
      Weitere Verzögerung für die Bar au Lac              Unterstützung für eine quartierorientierte        sich ausschliesslich mit rhythmischen Pump-
      Wie berichtet wurde, hat der Regierungsstatt-       Nutzung des Entsorgungshofs zum Ausdruck          bewegungen des Körpers.
      halter eine fünfjährige Ausnahmebewilligung         gebracht. Mit massvollem Abstand hat die Kan-         Der Parcours auf der Kleinen Allmend ist
      für die Bar im ehemaligen Entsorgungshof            tonspolizei das bunte Treiben im sonst als ver-   dank Initiative aus dem Quartier entstanden. Er
      beim Egelsee erteilt. Geknüpft ist die Bewilli-     schlafen geltenden Quartier mitverfolgt. Auf      ist 85 Meter lang, wurde von Profis angelegt
      gung unter anderem an die Auflage, keinen           wessen Konto der Flug einer Kameradrohne          und ist im Oktober in Anwesenheit von Stadt-
      Take-away anzubieten und den Betrieb auf die        ging, konnte leider nicht eruiert werden. (pr)    präsident Alec von Graffenried eingeweiht
      Sommermonate zu beschränken. In der ersten                                                            worden. Seither zieht der Parcours täglich zwi-
      Saison 2017 stiess das Angebot auf reges Inte-                                                        schen 10 und 50 meist jugendliche Mountain-
      resse im Quartier; die Wiederaufnahme und                                                             biker, Kickboarder und Scooterfahrer an.
      Fortsetzung des Betriebs über mehrere Sai-                                                                Die Anlage bietet jedoch mit Sandkasten,
      sons böte die Chance, das Konzept quartierge-                                                         Grillplatz, Tischen und Bänken auch für Besu-
      recht weiter zu entwickeln.                                                                           cherInnen ohne rollenden Untersatz eine
          Gegen diese Bewilligung ist eine Beschwer-                                                        attraktive Erholungs- und Spielzone.
      de eingegangen. Die Beschwerdeführenden
      befürchten, dass die Emissionen der Bar au Lac      Instagramtaugliche Bilder oder Big Brother?
      das Ökosystem «Egelsee» über Gebühr strapa-         Auch eine Drohne war im Einsatz.     Foto: zvg
      zieren, geben zu bedenken, dass der Betrieb
      grundsätzlich nicht zonenkonform sei und            Das Burgfeld hat seinen Pumptrack
      dass es problematisch sei, eine Nutzung zuzu-       Das Burgfeldquartier ist neuerdings ein
      lassen, die auf einer noch nicht bewilligten Zo-    Geheimtipp für Pumptracker. Der Name
      nenplanänderung beruht. Für Juristenfutter          Pumptrack bezieht sich auf eine Besonderheit
      ist also gesorgt. Dass die Bar ihre Türen im Som-   solcher Rundkurse für Velos und andere rollen-
      mer 2019 öffnet, scheint unwahrscheinlich.          de Fahrzeuge: Die Benutzer absolvieren mit        Zwischennutzung auf der kleinen Allmend:
          Derweil haben mehrere hundert Quartier-         ihren Fahrzeugen die asphaltierte Wellenbahn      Kickboarder am Start des neuen Pumptracks.
      bewohner in einem «Flash-mob» spontan ihre          ohne Pedalantritt. Geschwindigkeit holen sie                                          Foto: zvg

                                                                                                               Die Anlage ist als Zwischennutzung de-
                                                                                                            klariert und soll die Kleine Allmend zwischen
                                                                                                            Bolligenstrasse und Mittelholzerstrasse be-
                                                                                                            leben. Die Stadt hat mit dem Bau dieses
                                                                                                            Spielplatzes ein fast 100-jähriges Versprechen
                                                                                                            eingelöst. Im Quartierarchiv kann man nach-
                                                                                                            lesen, dass in den Zwanzigerjahren des letzten
                                                                                                            Jahrhunderts erstmals Pläne für einen Spiel-
                                                                                                            platz auf der Kleinen Allmend eingereicht
                                                                                                            wurden. Nun ist er Tatsache geworden. Sehr
                                                                                                            zur Freude der Kinder und Jugendlichen im
                                                                                                            Quartier.                                   (rj)

                                                                                                            Treffpunkt Wittigkofen – Lichtblick
                                                                                                            Der Treffpunkt Wittigkofen dient als Gemein-
                                                                                                            schaftszentrum der gesamten Bevölkerung im
      Kundgebung aus dem Nichts: Flash-mob auf dem Areal des alten Entsorgungshofs.             Foto: zvg   Quartier und bietet auch vielen Drittnutzer-

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       Innen Unterkunft – Quartierverein, Kultur-             weder von der Revisionsstelle noch der Dele-        eine Gruppe von Anwohnern aus dem Murifeld
       Arena, vbg, Französische Schule, etc. Wie ande-        giertenversammlung sind hierzu Fragen ein-          eine städtische Initiative lanciert, die nichts an-
       re Kirchgemeindehäuser von einschneidenden             gangen. Die Delegierten sind dem Antrag des         deres anstrebt, als das Projekt zu stoppen, um
       Sparmassnahmen betroffen, wurden für den               Vorstands gefolgt und haben die Rechnung, die       «dem Areal eine neue Perspektive zu geben».
       Treffpunkt Schritte zur Rettung unternommen            mit einem kleinen Gewinn von Fr. 2'323.41              Obwohl es sich beim Projekt von GVB und
       (s. QUAVIER Nr. 88, Sept. 2017, S. 6). In diese Be-    abschliesst, einstimmig angenommen. Der             wbg8 um ein nicht profitorientiertes Unter-
       mühungen sind auch die QUAV 4, die Stadt, die          Verwaltung, bestehend aus Vorstand, Co-Präsi-       fangen handelt, das grossen Wert auf die Ge-
       Burgergemeinde und weitere Akteure einbe-              dium und der Geschäftsleiterin, wurde per           meinschaft in der neuen Überbauung legt und
       zogen; der hohe Stellenwert der im Treffpunkt          Applaus Décharge erteilt. Bis zum Wahljahr          eine qualitätsvolle sowie nachhaltige städti-
       geleisteten Gemeinwesenarbeit ist anerkannt.           bleibt der Vorstand unverändert mit Erika Reber     sche Verdichtung anstrebt, monieren die Ini-
       Nun zeichnet sich eine Lösung ab: Zwar geht            (SOML), Richard Pfister (GLP), Jürg Krähenbühl      tiaten, dass ein Freiraum, ein «städtischer
       der Treffpunkt am 1. Juli 2019 zur RefBernImmo         (AnwohnerInnenverein Werner-/ Staufferstras-        Dorfplatz» verschwinde, den die Stadt leicht-
       AG (RBI AG) über, der Betrieb wird aber sicher         se), Hans Ulrich Gränicher (SVP) sowie Christine    fertig und unter dem Deckmantel der Verdich-
       bis Ende 2019 weitergeführt, und es laufen zwi-        Fach (Nachberegruppe Obstberg) besetzt. Der         tung hergebe. Auch basiere die Volksabstim-
       schen der Kirchgemeinde Petrus und dem Ver-            Vorstand hat Sabine Schärrer für ein weiteres       mung von 2015 auf einer Lüge, da in den Ab-
       waltungsrat der RBI Verhandlungen, welche              Jahr mit der Geschäftsführung beauftragt.           stimmungsunterlagen von einem «ungenutz-
       darauf abzielen, dass der Treffpunkt auch für                                                              ten Areal, auf dem nichts abgerissen werden
       weitere Jahre wie bisher genutzt werden kann.          Neues zur Überbauung                                müsse» die Rede gewesen sei.
       Das Quartier wurde vom Kirchgemeinderat im             des Tramdepot-Areals                                   Die Stadt will über die Gültigkeit der Initia-
       JUPI entsprechend informiert.                   (ar)   Die Geschichte des Projekts zur Überbauung          tive erst entscheiden, wenn die erforderlichen
                                                              des Tramdepot-Areals ist um ein Kapitel reicher.    5'000 Unterschriften fristgerecht eingehen.
       Ordentliche Geschäfte der QUAV 4                       Nach einem Architekturwettbewerb 2013, einer        Tatsache ist, dass die Initiative zu spät kommt,
       Wie jedes Jahr hat die die Delegiertenversamm-         Volksabstimmung 2015, Abtretung des Bau-            da die Baurechtsverträge abgeschlossen und
       lung im März über die ordentlichen Geschäfte           rechts an eine Bietergemeinschaft von               rechtsgültig sind. Im Falle eines Erfolgs der Ini-
       der Quartierkommission befunden. Die Unter-            Gebäudeversicherung (GVB) und der Wohn-             tiative müssten die Baurechtnehmer enteig-
       lagen inklusive dem Revisionsbericht wurden            baugenossenschaft wbg8 im Jahr 2016 sowie           net werden, wofür keinerlei Rechtsgrundlage
       der Dialog Treuhand rechtzeitig verschickt,            der Einreichung des Baugesuchs Ende 2018 hat        besteht.                                       (pr)

       Q U A V I E R            W A R         H I E R

       Von Einstein, Tumarkin und Tobler
       Der Rundgang «Kluge Köpfe – Kunstvolle Bauten» von StattLand lädt ein zu einem                             zeichnet und setzte sich nach Erhalt der
       Spaziergang quer durch die Länggasse. Dabei erfahren die Teilnehmenden Wis-                                Schweizer Staatsbürgerschaft zudem mass-
       senswertes über historische Gebäude und die klugen Köpfe, die darin forschten                              geblich für das Frauenstimmrecht ein.
       und lehrten.                                                                                                  Weitere Stopps des 80-minütigen Rund-
                                                                                                                  gangs erfolgen bei den Institutsneubauten
       Der Rundgang beginnt vor dem Hauptgebäu-               rin der Universität Bern, stand nämlich einst       der Architekten Salvisberg und Brechbühl (die-
       de der Universität Bern. Heute sind rund               auf dem Grundstück des heutigen Kultur              selben Architekten, die auch das ehemalige
       18'000 Studierende an der Uni Bern immatri-            Casinos. Doch durch das stetige Wachstum der        Säuglings- und Mütterheim in der Elfenau er-
       kuliert. 57% davon sind Frauen, wobei die An-          Hochschule wurde mehr Platz benötigt, und           baut hatten), sowie im alten Anatomie Hör-
       zahl der Professorinnen gerade mal bei 24%             1904 erfüllten sich Kanton und Universität          saal, wo man sich in der Zeit augenblicklich um
       liegt. So viel zum Thema Gleichstellung der Ge-        einen alten Traum: ein neues Hauptgebäude           ein paar Jahrhunderte zurückversetzt fühlt.
       schlechter. Doch warum befinden sich die               mit Blick auf die Alpen.                            Die Tour endet im Gebäude der Unitobler und
       meisten Fakultäten der Uni Bern eigentlich in             Unter den klugen Köpfen, die an der Uni          auch hier gibt es wieder viel Wissenswertes zu
       der Länggasse? Die alte Hochschule, Vorläufe-          Bern lehrten, war auch Albert Einstein. Von         erfahren: Bis ins Jahr 1984 war das heutige Uni-
                                                              1908 – 1909 unterrichtete er als Privatdozent       gebäude nämlich die Produktionsstätte der
                                                              und da er zu jener Zeit auch beim Patentamt         weltberühmten «Toblerone» – ein Komposi-
                                                              tätig war, fand seine erste Vorlesung «Moleku-      tum aus dem Namen des Chocolatiers The-
                                                              lare Theorie der Wärme» jeweils samstags von        odor Tobler und Torrone, dem italienischen
                                                              7 bis 8 Uhr morgens statt – und verzeichnete        Wort für Honig-Mandel-Nougat. Die Studen-
                                                              beim ersten Mal lediglich drei Zuhörer. Noch        ten hatten damals also ein wortwörtliches
                                                              vor Einsteins Zeit als Dozent wurde die Philo-      «Schoggi-Läbe» oder wie Bernhard Stirnimann
                                                              sophin Anna Tumarkin 1898 als erste Frau in         so schön sang: «Mys Käthi schmöckt nach
                                                              Bern habilitiert. Sie war es auch, die als aller-   Schoggola, si schafft bim Tobler z Bärn». Pas-
                                                              erste Professorin Europas das Recht hatte, Dok-     send dazu verteilt der Stadtführer allen Teil-
                                                              toranden sowie Habilitanden zu prüfen und           nehmenden ein Mini-Toblerönchen – ein süs-
       Universitätsinstitute der Architekten                  im Senat Einsitz zu nehmen. Tumarkin wurde          ser Abschluss eines sehr empfehlenswerten
       Salvisberg und Brechbühl.             Foto: zvg        1937 mit dem Theodor-Kocher-Preis ausge-            Rundgangs.                                   (as)

                                                                                                                                                   QUAVIER 95/19   |9
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      S C H U L E N

      Manuelkonzert 2019
      Jedes Jahr veranstaltet die Manuel-Schule ein      Die Schülerinnen und Schüler pendelten je-           rung und Freude dabei. Dank dem freiwilligen
      Schülerkonzert - normalerweise in der Aula.We-     weils zwischen Wittigkofen und Manuel hin            Schülerrat und der Mithilfe des Elternrates
      gen des Umbaus wurde es diesmal in den gros-       und her. Für einige war es das erste Mal, dass sie   konnten wir im Vorraum sogar einen Kiosk auf-
      sen Saal des Zentrums Wittigkofen verlegt. In      das Quartier Wittigkofen besuchten und auf ei-       bauen und selber gemachtes Essen und Hot-
      der letzten Woche vor den Frühlingsferien be-      ner grossen Bühne stehen durften, um zu per-         Dogs verkaufen. Das Konzert wurde von 16 Ka-
      gannen die intensiven Proben auf der Bühne.        formen.Wir wurden sehr freundlich aufgenom-          meras gefilmt und wird nun von Aron Andrija-
                                                                     men, und es wurde fleissig geübt.        nic, einem ehemaligen Schüler, zusammenge-
                                                                     Am 4. April. 2019 fand das Konzert       schnitten. Das Musikfest 2019 war ein grosser
                                                                     schliesslich statt. Der Saal war mit     Erfolg.
                                                                     ehemaligen Schülern, Eltern, Gross-      Leona Schweizer und Stella Baumann, Klasse 9
                                                                     eltern und Mitschülern
                                                                     gut gefüllt. Eine Klasse
                                                                     nach der anderen prä-
                                                                     sentierte ihren selbst
                                                                     ausgewählten und er-
                                                                     probten Song. Die Stim-
                                                                     mung war ausgelassen,
                                                                     fröhlich, und die Schü-
                                                                     ler waren mit Begeiste-

      Plus chaudes que le climat!
      QUAVIER hat sich mit zwei Gymnasiastinnen über Klimademos und Umweltschutz                              J: Aus ärmeren Ländern, die jetzt schon stark
      unterhalten. Joanna Büchler geht ins Kirchenfeld, Salma Flügel in den Muristalden.                      von der Klimaerwärmung betroffen sind, wer-
                                                                                                              den viele Flüchtlinge hierher kommen. Und in
      QUAVIER: Warum macht ihr euch Sorgen               stürzt, weil es kein Eis mehr gibt. Wenn das Eis     fernerer Zukunft wird es noch weniger Platz
      wegen der Klimaerwärmung?                          weg ist, ist es für immer weg.                       zum Leben geben.
      Joanna: Weil es der nächsten Generation ge-        J: Ja, die Tiere können am wenigsten dafür.
      genüber nicht fair ist, ihr eine solche Welt zu    S: Und die armen Menschen, die sich nicht            Q: Ich nehme an, dass die Klimaerwär-
      hinterlassen. Wir wollen mehr Druck auf Poli-      wehren können. In den Inselstaaten zum Bei-          mung nicht euer einziges Umweltanliegen
      tik und Wirtschaft – vor allem auf die Politik –   spiel.                                               ist?
      damit sich etwas ändert.
      Salma: Ich weiss nicht, was ich ergänzen soll.
      So ist es.

      Q: Wie stellt ihr euch die Zukunft vor, wenn
      wir so weitermachen wie bisher?
      J: Unsere Generation wird wahrscheinlich
      noch recht normal weiterleben können. Man
      kann es ja nicht so genau vorhersagen. Also
      heiss wird es schon. Wenn wir 60 sind, ist es
      wahrscheinlich schon nicht mehr so cool für
      uns. Aber die nächste Generation wird von
      klein auf damit leben müssen.
      S: Ich habe Angst davor, keine Kinder haben zu
      können. Weil ich es nicht mit meinem Gewis-
      sen vereinbaren kann, eine Familie zu gründen.

      Q: Ihr befürchtet gar nicht so sehr, dass es
      für euch selber schon grosse Veränderungen
      geben wird?
      S: Nicht so drastische. Aber ich habe auch Angst
      um die Tiere. Ich habe ein Video gesehen von
      einem Walross, das einen Felsen hinunter-          Die Klimademo vom 6. April 2019 startete auf dem Helvetiaplatz.

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       J: Nein, schlussendlich hängt alles zusammen.                                                                       gros Fleisch kaufen gehen. Obschon ich einen
       Plastikverbrauch, Urbanisierung – das sind
                                                                                  t re ik                                  Vortrag über die Probleme der Fleischproduk-
       alles Dinge, die man herunterschrauben sollte.
                                                                               as                                          tion gehalten habe. Und nur ich und eine an-

                                                                Klim
       S: Allgemein den Luxus.                                                                                             dere Schülerin haben für den Flugverzicht ge-
                                                                                                                           stimmt. In den anderen Schwerpunkten hat es
       Q: Habt ihr konkrete Forderungen an die                                                                             schon mehr Leute, die zum Beispiel an die Kli-
       Politiker?                                                                                                          mademos gehen.
       J: Ich finde die drei Forderungen des Klima-                                                                        S: In meiner Klasse sind die meisten auch ziem-
       streiks gut: Nationaler Klimanotstand, null                                                                         lich ignorant. Viele kommen vom Land. Eigent-
       Treibhausgasemissionen bis 2030 und Kli-                                                                            lich würde ich von den Leuten, die auf dem
       magerechtigkeit. Aber ich finde es ebenso                                                                           Land wohnen, erwarten, dass sie eher bisschen
                                                                            c li m
       wichtig, dass die einzelnen Menschen an sich                                  a t e s t r i k e. c h                naturverbundener sind. Aber sie sind vielleicht
       arbeiten.                                                                                                           eher konservativer erzogen worden. Manch-
                                                            J: Ich fliege nicht mehr. Das ist nicht ein grosser            mal bin ich frustriert, aber man kann nicht alle
       Q: Und was tut ihr selber, um umwelt-                Verzicht für mich, aber für meine Familie                      überzeugen. Im Unterricht reden wir zwar
       freundlicher zu leben?                               schon. Wegen mir sind wir im Frühling nicht                    über Umweltprobleme, aber zu wenig darü-
       J: Ich versuche, nichts Neues zu kaufen, kein        nach Italien geflogen.                                         ber, was man selber dagegen tun kann.
       Fleisch zu essen und auch auf Produkte von
       Firmen wie zum Beispiel Nestlé zu verzichten,        Q: Was macht ihr sonst, um einen möglichst                     Q: Wie hat es bei euch angefangen, dass ihr
       was ja nicht so schwierig ist. Und Kleider brau-     kleinen Fussabdruck zu haben?                                  euch für Umweltthemen interessiert?
       che ich auch keine neuen mehr, weil ich nicht        J: Ich nehme möglichst oft das Velo oder das                   S:Wie gesagt, hat mich vor allem Joanna damit
       mehr wachse.                                         Trotti statt den Bus. In meinem Zimmer heize                   angesteckt.
       S: An Joanna kann man sich ein Beispiel neh-         ich nicht. Ich bestelle nichts online. Wenn es                 J: In der neunten Klasse haben wir im Englisch
       men. Ich bin noch nicht so weit. Aber es ist gut,    warm genug ist, laufe ich barfuss herum, weil                  über den Plastikteppich gesprochen, der im
       jemanden zu haben, der einem zeigt, wie ein-         von den Schuhsohlen bei jedem Schritt Mikro-                   Meer schwimmt. Und im Franz haben wir uns
       fach es eigentlich ist. Ich habe nun probiert, die   plastik abgerieben wird.                                       die Klimaerwärmung angeschaut. Da habe ich
       Familie einzubinden. Das macht es auch leich-        S: Für meine Musiknoten habe ich mir ein Tab-                  beschlossen, Vegi zu werden und auch keinen
       ter. Wir schauen nun mehr beim Essen, kaufen         lett gekauft. So kann ich viel Papier sparen. Ich              Fisch mehr zu essen. Ich habe mich dann
       Dinge, die nachhaltiger sind, oder achten zum        mache sicher nicht alles, was ich könnte. Aber                 immer mehr hineingesteigert. Das fand ich
       Beispiel darauf, nicht mehr mit Röhrli zu trin-      ich versuche, mein Umfeld aufmerksam zu                        selbst eine Zeit lang fast übertrieben, aber
       ken. Ich habe meine Mutter gebeten, mir mein         machen. Da bin ich manchmal auch bitz                          schlussendlich kann man nie genug gegen die
       Znüni statt in einem Plastiksäckli in einem          mühsam. Ich sage den Leuten zum Beispiel, sie                  Klimaerwärmung und für die Umwelt
       Tupperware mitzugeben.                               sollen doch Pet oder Papier nicht in den nor-                  machen. Und es ist wichtig, einfach mal mit et-
       J: In meiner Familie funktioniert es noch nicht      malen Abfall und Zigis nicht einfach auf den                   was anzufangen, auch wenn es zuerst nur et-
       so gut. Meine Mutter braucht viele Plastiksäck-      Boden werfen. Zuerst fühlen sie sich angegrif-                 was Kleines ist.
       li und kauft oft Petflaschen, obschon sie nur        fen und wollen nichts davon wissen. Aber beim                                     Text und Fotos: Muriel Riesen
       Wasser ohne Blätterli trinkt. Ich habe ihr zum       nächsten Mal überlegen sie
       Muttertag eine Trinkflasche geschenkt und            sich doch etwas. So hat es
       hoffe, dass sie diese nun mit Brunnen- oder Lei-     auf jeden Fall bei mir ange-
       tungswasser füllt, statt Mineralwasser zu kau-       fangen.
       fen. MeineSchwester bestellt nun immerhin
       nicht mehr eine ganze Pizza, wenn sie sie nicht      Q: Ihr versucht also auch
       aufessen mag, und schaut vor allem beim              eure Klassenkameraden zu
       Fleisch auf Bio und dass es aus der Schweiz          erziehen?
       kommt. Selber esse ich kein Joghurt mehr und         J: Ich gehe in den Wirt-
       nur noch wenig Käse, aber ich habe sehr gerne        schafts- und Rechtsgymer.
       Milch. Ich versuche schon länger, weniger            Wenn man da nach dem
       Milch zu trinken, aber das fällt mir sehr schwer.    Klischee geht, sind Leute
                                                            mit diesem Schwerpunkt
       Q: Ist Reisen auch ein Thema für euch?               eher weniger an der Natur
       S: Das ist für mich ein Problem. Ich spiele ziem-    und an der Umwelt interes-
       lich gut Cello und das ist mit Reisen verbunden.     siert. Ich streite schon
       Ich bin zum Beispiel diesen Sommer für einen         manchmal mit meiner Klas-
       Auftritt nach New York geflogen. Das war super       se, zum Beispiel über Pa-
       für meine Karriere, deshalb kann ich nicht           pierverschwendung. Oder
       darauf verzichten. Habe aber ein schlechtes          wir haben darüber disku-
       Gewissen. Das ist ein Clinch. Die Musiker müss-      tiert, ob es in der Mensa wei-
       ten entscheiden, in ihrem Land zu bleiben, aber      terhin fünfmal die Woche
       es ist Tradition, dass man in verschiedenen          Fleisch geben muss. Die
       Ländern auftritt. In den Ferien fahren wir dafür     meisten meinten, sie wür-
       oft einfach in die Berge.                            den dann einfach in die Mi-                   Warum riskieren wir, wie die Dinosaurier zu enden?

                                                                                                                                                          QUAVIER 95/19   | 11
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      T H E M A

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                                                          Porträts                                            Sabine, Erika und Oski gehöre ich inzwischen
        Die Frage                                                                                             zu den dienstältesten Delegierten. Ja, die Kom-
                                                          Meieli Dillier,warum bist                           mission hat sich in den letzten Jahren stark
                                                          du in der Quartierkommission?                       vergrössert. Früher kannten sich alle, man war
        aller Fragen                                      Meieli Dillier (62) empfängt uns inmitten von       ‹fasch e Familie›. Nun sind viele Neue am Werk.
                                                          Zügelkartons. Sie wohnt im dritten Stock des        Manchmal wurde es heftig; es gab Streit um
        Es ist unsere erste und unsere letzte Frage,      Passantenheims der Heilsarmee an der Muri-          Kleinigkeiten, um Formulierungen im Proto-
        wahrscheinlich ist es schlicht «die Frage         strasse; ihr Ehemann ist dort Leiter. Nun wird      koll etc. Gottlob hat das nun wieder gebessert.
        aller Fragen». Es ist die Frage des Klein-        das Haus umgebaut und behindertengerecht            Ich selber ergreife nicht häufig das Wort, neh-
        kinds, die Frage der Verzweifelten, der Ent-      gemacht. «Ich bedauere den Abschied sehr»,          me aber regelmässig an den Sitzungen teil. Ich
        täuschten, der Verlassenen, die Frage des         sagt Meieli; «wir wohnen seit 1993 da, ich liebe    setze mich vor allem dafür ein, dass wir einen
        Forschers, die Frage des Sterbenden, die          die fantastische Aussicht vom Balkon auf die        anständigen Umgang miteinander pflegen. In
        Frage der Philosophen:                            Alpen. Und auf der Westseite überblicken wir        der Kommission lasse ich mich nicht stressen;
                                                          die Altstadt, grossartig! Hier haben wir unsere     ich habe genug Aufregungen im Beruf», lacht
        Warum?                                            vier Kinder aufgezogen. Nein, eine neue Woh-        Meieli Dillier. Danke für das Gespräch.     (ar)
        Naiv, neugierig, sinnsuchend, herausfor-          nung haben wir noch nicht, aber es zeigt sich
        dernd, enttäuscht, ergriffen, tadelnd, pro-       gewiss eine Lösung», erklärt Meieli vertrau-
        vozierend . . . Der Ton mag unterschiedlich       ensvoll und seelenruhig. «Natürlich würden          Warum, Noah, bist du YB Fan?
        sein, die Frage lautet immer gleich:              wir gern im Quartier bleiben!»                      Noah ist elf Jahre alt, spielt gerne Gitarre, Uni-
                                                                                                              hockey und Fussball. Er geht in die 5. Klasse im
        Warum?                                                                                                Schulhaus Manuel und sein Lieblingsessen ist
        Es ist eine subversive Frage. Vielleicht die                                                          Pizza, am besten mit Ananas bestückt, Pizza
        subversivste. Denn, Hand aufs Herz: Wol-                                                              Hawaii also. Und Noah ist ein YB Fan. «Aber
        len wir wirklich und immer eine Antwort?                                                              nicht erst seit die Young Boys den Meistertitel
        Oder gefällt es uns oft auch einfach zu fra-                                                          gewonnen haben», stellt er sofort klar. Ihm
        gen und die Argumente unserer Mitmen-                                                                 gefällt die Tatsache, dass YB nicht immer die
        schen zu testen. Darum geht es ja meis-                                                               top Mannschaft ist, denn: «so ist im Vorhinein
        tens auch gleich weiter. Wenn wir die Ant-                                                            nicht klar, ob sie Meister werden, und es bleibt
        worten haben, geben wir uns nicht zufrie-                                                             immer spannend». Obwohl er noch keine
        den, sondern stellen immer neue Fragen.                                                               Saisonkarte besitzt, geht Noah die meisten
                                                                                                              Heimspiele im Wankdorfstadion mit seinen
        Warum?                                                                                                Freunden schauen. Genau das mache ihm am
        Die Warum-Frage hat es eben wirklich in                                                               «Fan-sein» Spass. Bei jedem Match mitzu-
        sich. Sie sagt: Sag es mir! Ich will es wissen!                                                       fiebern, die Freude am Sieg, aber auch die Ent-
        Ich gebe mich nicht zufrieden mit dem,                                                                täuschung bei einer Niederlage gehöre dazu.
        was ich bereits weiss. Ich frage weiter, weil                                                         Besonders, wenn YB gegen eine schlechtere
        ich weiss, dass sich hinter jeder Antwort                                                             Mannschaft verliert, nerve es ihn, sagt Noah
        ein neues Universum auftut. Oder weil ich                                                             und verzieht das Gesicht.
        genau weiss, was meine Grossmutter                Meieli Dillier auf dem Tavelplätzli, mit
        meinte, wenn sie uns fragende Kinder je-          Münstersicht statt Alpensicht.           Foto: ar
        weils zu neuen Fragen ermunterte mit
        dem Satz: «warum, warum . . . wer nicht              «Eigentlich bin ich ein Landmensch. Mein
        fragt, bleibt dumm».                              Vater war Bergbauer und Senn im Oberland.
                                                          Von dort her bin ich das Zügeln gewohnt, denn
        Warum?                                            jeden Sommer gingen wir z’Alp. Ich wusste
        Wir stellen die Frage in dieser Ausgabe.          schon früh, was ich werden wollte: Kranken-
        Dem Stadtpräsidenten, einem Kind, ei-             schwester. Die Krankenpflegeschule habe
        nem Landwirt, einer engagierten Quar-             ich in Thun besucht. Mein Mann und ich
        tierbewohnerin, einem Forscher, einer             haben 1982 geheiratet. Ursprünglich wollten
        Pfarrerin, die sagt, sie glaube nicht an          wir in die Mission – nach Nepal. Als sich diese
        Gott. Und wir haben sie auch verschiede-          Pläne nicht erfüllten, sind wir 1990 nach Bern
        nen Quartierbewohnerinnen und -be-                gezogen. Gegenwärtig arbeite ich bei der
        wohnern gestellt. Diese Warum-Fragen              Spitex – Teilzeit, ich mache Spätdienst. Die vie-
        finden Sie auf den folgenden Seiten.              len Veränderungen und den Druck im Beruf            Noah Liebendörfer, 11 Jahre alt, Fussballspieler
                                                          habe ich bis jetzt ausgehalten; wir sind ein        und YB-Fan – hier mit YB-Spieler Miralem
        Wir wünschen Ihnen einen schönen Som-             Team und verstehen uns.»                            Sulejmani – wohnt im Murifeld.         Foto: zvg
        mer und eine anregende Lektüre!                      «Warum ich in der Quartierkommission
                                                          bin? Weil mich Barbara Streit von der EVP              Er selbst spielt seit zwei Jahren beim FC
                                       Die Redaktion      angefragt hat und ich mich im Quartier              Breitenrain am liebsten als Aussenverteidiger
                                                          daheim fühle. Also habe ich anno 2007 die           und findet: «Ich bin nicht so der Dribbel-Typ,

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       dafür erziele ich gute Pässe». Klar würde er sich     der Blick – über Kieswege und Buchsbaum-              gebeten, das Echo der Zeit hat sie ins Studio ge-
       wünschen, einmal bei den Young Boys in der            hecken – ins Grüne: Aareschwelle, Englische           beten. Man will vor dem Fest der Auferstehung
       U12 zu spielen, auch wenn es nur für eine be-         Anlagen, Historisches Museum . . .                    wissen, warum die Theologin sagt: «Der Him-
       grenzte Zeit wäre. Ganz schön stolz würde das             Machtzentrum? Alec von Graffenried                mel ist leer, es gibt keinen personalen Gott.»
       machen. Noah lächelt. Immerhin hatte er an            nimmt sich Zeit für eine Antwort. Stadtpräsi-             Diese Worte sind eine Zumutung. Auch
       verschiedenen Probetagen und auch an Heim-            dent sei ein Traumjob, das finde er nach wie          2019 noch, wo immer weniger glauben, dass
       spielen die Möglichkeit, seine fussballerischen       vor, aber seine Macht, die sei ja eher geteilt.Was    ein himmlischer Vater die Welt lenkt und
       Vorbilder persönlich kennenzulernen. Einen            er mache, sei eigentlich eher «Managen mit            behütet. Herr und Frau Jedermann dürfen das.
       Lieblingsspieler hat Noah aber trotzdem nicht,        viel Sichtbarkeit». Was aber auch nach zwei           Aber eine Pfarrerin, ein Pfarrer? Ist Ella de
       er finde das ganze Team «cool». Für die Young         Amtsjahren offensichtlich immer noch viel             Groot, die Pfarrerin von Muri-Gümligen, eine
       Boys wünscht er sich, «dass sie in der Champi-        Spass macht. «Ja, Ich habe mein Hobby zum Be-         Atheistin? «Nein», sagt sie bestimmt, «meine
       onsleague einmal ins 8-tel Finale kommen».            ruf gemacht», gibt er unumwunden zu.                  Haltung ist nicht atheistisch, sie ist post-theis-
           Warum Noah YB Fan ist, kann er auch nicht             Politik interessiere ihn, seit er lesen kön-      tisch oder post-metaphysisch».
       genau erklären. Weil er in Bern lebt, selber          ne. Angefangen hat es mit internationaler                 Seit sie vor rund sieben Jahren in einem
       Fussball spielt und, ja, vielleicht, weil fast alle   Politik – der Vietnamkrieg, die Apartheid             Fernsehgottesdienst ihre Haltung öffentlich
       seine Freunde auch für Schwarz-gelb fiebern.          waren zwei Themen, die den Zehnjährigen be-           erläuterte, ist sie für die einen die einzig glaub-
       «Ohne Fans wäre ja keine Stimmung im                  schäftigten – als Student kam dann das Inte-          würdige Pfarrperson und für die anderen
       Stadion», realisiert er und sitzt deshalb an          resse für die lokale Politik. Als Jungjournalist      schlicht ein rotes Tuch. Sie selber bleibt bei ih-
       einem Heimspiel auch lieber in Abteil D an-           bei Radio Extrabern musste er über alles Mög-         rer Überzeugung. Religion ist für sie kein Heil-
       statt in der Loge. «Wenn man immer nur von            liche berichten: Tramtaufen, Jungtiere im Tier-       mittel und kein Wunder. Sie will Gott nicht als
       der Loge aus den Match verfolgt, ist man gar          park, Sitzungen von Gemeindeparlamenten . . .         billigen Trost oder Retter verkaufen. Und doch
       nicht wirklich mit im Geschehen, und somit            «und irgendwie habe ich da plötzlich Gefallen         hat Religion für die studierte Theologin einen
       auch nicht ein wirklicher Fan», fügt er hinzu.        an der Lokalpolitik gefunden».                        Sinn. «Alle Menschen sind ausgestattet mit
       Doch, obwohl Noah ein YB-Fan ist, trifft man              Doch der Weg ins Stadtpräsidium führte            Vorstellungskraft und Fantasie. Mit Sehnsucht
       ihn nicht immer im Young Boys-T-Shirt. Ein            zuerst einmal über die nationale Politik. Als         nach Freude, Frieden, Glück. Diese Sehnsüchte
       schwarzgelber Schal als Zeichen sollte seiner         Mitglied der Grünen Freien Liste wurde von            kann Glaube befriedigen.» Aber dafür braucht
       Meinung nach aber schon dabei sein. Warum             Graffenried 2008 in den Nationalrat gewählt.          Ella de Groot das Wort «Gott» nicht. Auf Sinn-
       die Berner Mannschaft eigentlich schwarz-             Und 2017 wurde er Stadtpräsident. Aber wa-            suche will Ella de Groot in ihren Gottesdiens-
       gelb trägt, weiss auch er nicht.                      rum genau politisiert er? Die Antwort kommt           ten und bei der Seelsorge zusammen mit den
           Und was braucht es sonst noch, um ein YB          spontan und sehr berndeutsch: «Weils fägt!»           Menschen gehen. Da-sein, aushalten, wenn es
       Fan zu sein? «Bärndütsch dänk», meint Noah            Er wolle sich engagieren, sich öffentlich einset-     schwierig wird, dem Mitmenschen beistehen.
       wie aus der Pistole geschossen und schmun-            zen, er habe Pläne mit dieser Stadt, mit der er       Das ist ihr wichtiger, als von einem Gott als Va-
       zelt zufrieden.                              (aha)    sich voll identifiziere. «Und zu merken, dass         ter, Erlöser, Retter, dem Allmächtigen sprechen.
                                                             man etwas bewegen, verändern, verbessern                  Aber wie kommt sie damit bei ihren Kolle-
                                                             kann, das ist einfach sehr befriedigend und           gen an? Ella de Groot ist überzeugt, dass ganz
       Warum politisieren Sie,                               schön.»                                   Rita Jost   viele ihrer Pfarrkollegen ähnlich denken, dies
       Herr Stadtpräsident?                                                                                        aber nicht offen aussprechen. Für sie aber sei es
       Das ist es also, das Machtzentrum von Bern: ein                                                             wichtig, dass sie genau das tue. «Ich will
       schlichtes, aber elegantes Büro im Erlacherhof.       Warum glauben Sie                                     authentisch sein, mir selber treu bleiben.» Das
       An den Wänden moderne Kunst, auf dem Side-            nicht an Gott, Frau Pfarrerin?                        verstehe sie unter dem Gelübde, das sie bei
       board Aktenberge, schön geordnet. Am Boden            Es ist kurz vor Ostern. Pfarrerin Ella de Groot ist   ihrer Ordination vor rund zwanzig Jahren ab-
       in einem Wechselrahmen ein Hockey-Shirt von           vielbeschäftigt. Das deutsche Nachrichten-            gelegt hat: einen lebendigen Glauben weiter-
       Mark Streit. Vom grossen Sitzungstisch geht           magazin «Der Spiegel» hat um ein Interview            geben.                                     Rita Jost

       Alec von Graffenried politisiert, «weil’s fägt».         Foto: M. Castellote     Ella de Groot: Sinnsuche ohne Gott.                                  Foto: zvg

                                                                                                                                                    QUAVIER 95/19   | 13
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       Herr Eike Neubert – warum                            Muschel, schön zurechtgeschliffen, ein gespal-       Unterwegs in der Schweizer Landwirtschaft
       ausgerechnet die Landschnecke?                       tener Ast durch ein kleines Loch auf der Seite ge-   So begann Kim, der in seiner Freizeit übrigens
       Eike Neubert vom Naturhistorischen Museum            steckt und mit einem Stift geankert – und man        leidenschaftlicher Schiedsrichter ist, im Jahr
       Bern ist, wie er schmunzelnd sagt, der einzige       hatte einen Löffel.» Nicht zu vergessen, dass        2012 seine dreijährige Ausbildung zum Land-
       bezahlte Malakologe der Schweiz. Malako-             Weichtiere überall auf der Welt ein bedeutendes      wirt. Nach dem Lehrabschluss im Jahr 2015
       logen erforschen die Weichtiere, von den             Nahrungsmittel sind. Aber auch die Schönheit         arbeitete er auf einem Ackerbau-, Milchvieh-
       Schnecken über die Muscheln bis zu den               der Schnecken oder Muschelgehäuse faszinier-         und Schafhandelbetrieb nahe des Flughafens
       Tintenfischen. Auf meine Frage, wie er ausge-        ten die Menschen und dienen nicht zuletzt auch       Bern-Belp. Ein verlockendes Angebot als Stell-
       rechnet auf dieses spezielle Gebiet der Biologie     als Ideengeber für Architektur und Technik.          vertretender Betriebsleiter zog ihn im Frühling
       gekommen sei, erzählt er mir eine kleine                 Etwas vom Faszinierendsten für ihn sei, wie      2016 aber nach Cham in den Kanton Zug.
       Geschichte: «Bei den Bestimmungsübungen              die Schnecken, von denen viele Zwitter sind,         Einem Burnout zufolge verkaufte sein Arbeit-
       im Studium mussten wir mit einem Buch ver-           differenzierte Kommunikationsstrategien              geber jedoch alle Tiere, und Kim sah sich dazu
       schiedenste Tiere bestimmen, darunter waren          entwickelt haben, um sich fortpflanzen zu            gezwungen, eine neue Stelle zu suchen. Diese
       auch Schnecken. Ich ging da so durch und             können. Denn wer beim Sexualakt das Weib-            fand er in einem kleinen Dorf im Kanton Frei-
       dachte, ich hätte was verstanden . . . bald          chen bzw. das Männchen spiele, müsse zuerst          burg – auf einem Grossviehbetrieb, der sich der
       darauf, unterwegs im Wald, vermochte ich             ausdiskutiert werden.                                Milchproduktion, dem Ackerbau sowie der
       dann aber keine einzige von all den herum-               Wenn Leute mit Funden zu ihm kommen,             Viehzucht verschrieben hat.
       liegenden Schnecken zu bestimmen, und das            werde es manchmal auch lustig. Einmal brach-
       wurmte mich doch sehr. So habe ich begonnen,         te ein Mann eine riesige tropische Süsswasser-
       mich da einzubohren.» Und die Leidenschaft           schnecke vorbei – die habe er in seinem Garten
       halte bis heute an. Die Vielfalt in der Weichtier-   gefunden; was es doch nicht alles gebe in der
       welt sei einfach überwältigend!                      Schweiz! «Da hatte sich wohl jemand einen
           Hier im Hause betreue er eine riesige            Scherz erlaubt und sein Aquarium geleert. . .»
       Sammlung, in der selbst er immer wieder                                                           (jkü)
       Entdeckungen machen könne. Auch kommen
       immer wieder neue Sachen dazu – es gebe
       viele Menschen, die gerne sammeln, und deren         Warum bist du Landwirt geworden, Kim?
       Sammlungen er dann ins Museum überfüh-          Kim Ferrari ist 25 Jahre alt, im Stadtteil IV auf-
       ren dürfe. Die Erforschung der Sammlung sei     gewachsen und hat den Kindergarten sowie
       ein zentraler Aspekt seiner Tätigkeit.          seine gesamte Schulzeit in der Manuelschule
           Als Kurator mache er aber auch Vermitt-     verbracht. Nach der Sekundarschule entschied
       lungsarbeit. Und die scheinbar unspektakuläre   er sich für eine Ausbildung zum Elektroniker.
       Schnecke komme beim Publikum sehr gut an.       Ein halbes Jahr nach Beginn brach er die Lehre
       Man müsse sich bewusst sein, wie stark die      jedoch ab – Kim sah für sich keine Zukunft in
       Menschen seit jeher auch wirtschaftlich-kultu-  diesem Beruf. Da stellte sich die Frage: Wie
       rell mit den Mollusken verbunden seien. «Eine   weiter? Für ihn war schnell klar: Ich will Land-
                                                                                   wirt werden! Land-
                                                                                   wirt? Warum will
                                                                                   ein Städter Land-
                                                                                   wirt werden? «Weil            Für mich war schnell klar, dass ich Landwirt
                                                                                   es ein vielseitiger,          werden möchte, da es ein vielseitiger,
                                                                                   spannender und                spannender und herausfordernder Beruf ist.
                                                                                   herausfordernder                                                     Foto: zvg
                                                                                   Beruf ist», so Kim.
                                                                                   Schon als Bub habe            Ein vielseitiger Beruf
                                                                                   er sich für Tier und          Seit mehr als zweieinhalb Jahren arbeitet Kim
                                                                                   Technik      interes-         nun in diesem Betrieb. Was er am meisten an
                                                                                   siert. Dieses Interes-        seiner Arbeit schätzt? Die Vielseitigkeit: «Man
                                                                                   se kommt wohl                 ist gleichzeitig Tierarzt, Gärtner, Mechaniker,
                                                                                   nicht von ungefähr:           Elektriker, Manager, Kaufmann, Hebamme
                                                                                   Sein Vater ist näm-           und noch einiges mehr.» Weiter hegt der 25-
                                                                                   lich der Geschäfts-           jährige eine Leidenschaft für grosse und
                                                                                   führer von GEA                schwere Maschinen wie Traktoren oder Mäh-
                                                                                   Farm Technologies –           drescher. Sein Wunsch, einmal nach Kanada
                                                                                   eine Firma, die sich          oder Neuseeland zu gehen, um dort grosse
                                                                                   dem Verkauf, der              Erntemaschinen fahren zu können, kommt da-
                                                                                   Installation      und         her nicht ganz überraschend. Und wie steht es
                                                                                   Wartung von Melk-             um die beruflichen Zukunftspläne? Auch hier
       «Das Innere einer Schnecke ist dem Inneren des Menschen erstaunlich         maschinen         und         hat der junge Landwirt klare Ziele vor Augen:
       ähnlich.» Der Malakologe Eike Neubert vom Naturhistorischen Museum          Stalleinrichtungen            «Es wäre sicher schön, einen eigenen Hof leiten
       Bern hinter dem grossen Schneckenmodell.       © Lisa Schäublin, NMBE       widmet.                       und bewirtschaften zu können.»               (as)

                                                                                                                                                QUAVIER 95/19   | 15
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