Wein-, Obst- und Gartenbauverein Feuerbach 1881 e.V - 125 Jahre 1881 2006
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125 Jahre Tradition Heimatgeschichte Landschaftspflege Impressum Layout und Titelbild: Horst Bulling Textbeiträge: Reinhard Heinz, Karl Müller, Karl Nagel, Ingrid Hörenberg, Emmi Laich, Helmut Wirth und Steffen Wirth Bilder: Archiv WOGV und Vereinsmitglieder Druck: Eugen Heinz Druck- und Verlagsgesellschaft mbH © Wein-, Obst- und Gartenbauverein e.V. Stuttgart-Feuerbach, gegründet 1881 Oktober 2006
Der WOGV - Feuerbach ist? Ein Verein, der durch den Kelterbetrieb maßgeblich zum Erhalt der Feuerbacher Weinberge beiträgt, welche mit ihren vielen alten Weinbergmäuerle und Gestäffel das Land- Ein gemeinnütziger Verein, dem man sein Alter nicht an- schaftsbild prägen. Vielen Tieren wird damit Nahrung und sieht. 125 Jahre jung, noch dynamisch, aktiv, voll neuer Schutz geboten. Ideen und der Tradition verbunden. Ein Verein, der auch für Frauen und Kinder etwas übrig hat; Ein Verein, der den Wein-, Obst- und Gartenbau im Rahmen dessen aktive Bastelgruppe in den Herbst- und Wintermona- des Umweltschutzes fördert und darüber hinaus seine Mit- ten zusammenkommt, um Gestecke für die Herbst- und glieder mit viel Geselligkeit und Unterhaltung erfreut. Weihnachtsfeiern herzustellen oder um neue Anregungen zu Seidenmalerei, Keramik- oder Wachsarbeit und derglei- Ein Verein, der allen Interessierten fachliche Vorträge sowie chen zu vermitteln. praktische Unterweisungen anbietet, dessen Mitglieder die Natur hegen, pflegen und dafür sorgen, dass im integrierten Ein Verein, der Feste feiert, z.B. das Kelterfest seit 1974. Anbau ein guter Wein wächst und dass Äpfel und Birnen, Dies hat dem Feuerbacher Wein wieder seinen Namen ge- Kirschen, Zwetschgen und Beeren gedeihen, aber auch, geben, den er schon im Mittelalter hatte. Feuerbach musste dass es in den Gärten grünt und blüht. seinen Wein an die Universität Tübingen liefern. Heute hel- fen die Viertelesschlotzer den Wein zu vermarkten und da- Ein Verein, der der Jugend die Natur näher bringt, indem er mit die Landschaft zu erhalten. z.B. gemeinsam mit Schulklassen Baumpflanzungen durch- führt, ein grünes Klassenzimmer durch Pflanzen von Blu- Ein Verein, der jedes Jahr einen mehrtägigen Ausflug und menzwiebeln ermöglicht und die Gelegenheit zur Kelterbe- auch Tagesfahrten durchführt, bei denen auch der fachliche sichtigung durch Schulklassen während des "Herbstes" bie- Teil nicht zu kurz kommt, sei es durch Besichtigungen von tet. Obst- oder Weinanlagen, Kellereien oder bei Weinproben. Ein Verein, der durch Aufstellen von Bänken zur Naherho- Ein Verein, der seine Aufgaben ehrenamtlich vollbringt. In lung beiträgt, der dem Hohewart-Brunnen ein schöneres der Arbeitsgruppe Kelter und Landschaft sind über 40 Frau- Gesicht gegeben hat, damit dieser in die Landschaft passt, en und Männer engagiert. der bemüht ist im Rahmen des Landschaftsschutzes die alten Weinbergmauern und -staffeln zu erhalten. Ein Verein, der Grund hat, einen Jubiläumstag zu feiern, ganz besonders jetzt zum 125-jährigen Bestehen des Ver- Ein Verein, der den Weinbau ernst nimmt, die städtische eins. Mit einem Festakt in der Feuerbacher Festhalle und Kelter gepachtet hat, damit der „Herbst“, dies bedeutet das einer Schau- und Probierausstellung in der Feuerbacher Raspeln und Pressen, für die Wengerter erhalten bleibt. Kelter. 1
125 Jahre Die jährliche Vereinszeitschrift heißt Jubiläum im 3. Jahrhundert "D’ Grondechte" und vermittelt all das, "En dr Kelter ond drom rom" flattert 2006 was sich so ’s ganze Jahr tut. Wer sich die Jubiläumsfahne zum einhundertfünf- dort informiert, dem fällt gleich auf, dass undzwanzigsten Jahr des Bestehens des Feuerbach etwas bietet, was man in ei- Wein-, Obst-, und Gartenbauvereins Feu- nem Industrievorort kaum sucht, den erbach. Im Stadtbezirk der älteste und Weinbau. Dort wächst ein Wein, den die lebhafteste, darüber hinaus nicht nur im einheimischen Wengerter als "onser Oi- Stuttgarter Norden der bekannteste Ver- gener" bezeichnen. Eine Probe ist der ein. Nicht zuletzt wegen des einmaligen Beweis. Freilich wirkt sich Traditionspfle- Kelterfests einer früheren Weinbauge- ge und Erhalt von Weinbergmäuerle auf meinde sondern auch durch einen guten das Gemüt der echten Feuerbacher aus. Platz in der Heimatgeschichte. Unterstützt wird dies durch die vielseitigen Feuerbach besitzt im nahen Umkreis als und vielfältigen Feschtle, die der Jubi- einzigstes noch eine historische Kelter. läumsverein 's ganze Jahr bietet. Einen Und für die Ortsgeschichte ereignete sich Überblick vermittelt dieses Jubiläumsbuch im letzten Jahrhundert das kaum Mögli- und es ist gleichermaßen ein Loblied auf che: Die Zuffenhäuser verloren ihre Kelter die aktiven Helfer, von denen viele selbst und ihr Kelterfest und sind jetzt zu Gast ein Vereinsjubiläum feiern können. Durch an der Feuerbacher Weinpresse. diese Verbundenheit von Verein und Mit- In drei Jahrhunderten hat sich der gliedern zu "ihrem" Feuerbach gelingt es WOGV, wie er heute im Zeichen der doch tatsächlich, dass dieser Stadtbezirk Computerzeit abgekürzt geschrieben "ebbes b'sonders" ist. Nicht zuletzt viel- wird, nicht nur behauptet sondern auch leicht durch ein Gebäude, das nicht nur neue Wege eingeschlagen. durch seine Größe imponiert. Es ist "au Jüngster Einfall sind die bunten Fahnen, onser Oiges" und sogar älter als der Ver- die nicht nur zu Jubiläum und Kelterfest ein: die Kelter. Sie feiert mehr als 200 laden, (wie hier abgebildet) sondern auch Jahre ihres Bestehens und das Schönste das Bekenntnis des Vereins im 3. Jahr- dran ist: “ da sind wir daheim“. tausend tragen: Hand und Herz für die Reinhard Heinz Natur. In der Weinkarte zum 33. Kelterfest 2006 steht über dem Jubiläumstext: Tradition – Motto und Gestaltung der Jubiläumsfahne Heimatgeschichte – Landschaftspflege. Horst Bulling 2
Grußwort des Ministerpräsidenten des Landes Baden-Würrtemberg Der Wein-, Obst- und Gartenbauverein Stuttgart- Feuerbach feiert in diesem Jahr sein 125-jähriges Beste- hen. Zu diesem Jubiläum gratuliere ich dem Vorstand und allen Mitgliedern. Baden-Württemberg ist für seine besonderen landschaft- lichen Reize bekannt. Mit den schönen Wäldern, Bergen, Flusstälern und der intakten Umwelt sowie den über 2.000 Natur- und Landschaftsschutzgebieten gibt es hier die stimmungsvollen Feste, zeigt zahllose Orte der Erholung. Was das Bild von Baden- sich ein bemerkenswerter Gemeinschaftssinn. Württemberg ganz besonders abrundet, sind die liebevoll gepflegten Balkone und Gärten. Die Menschen leisten Ich wünsche dem Wein-, Obst- und Gartenbauverein damit einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Attraktivität Stuttgart-Feuerbach auch für die Zukunft alles Gute und unserer Ortschaften und Städte sowie zur Gestaltung den Gästen der Jubiläumsfeierlichkeiten fröhliche Stun- unserer Umwelt. Sie sichern damit ein wichtiges Stück den. der besonderen Lebensqualität, die Baden-Württemberg ausmacht. Für dieses Engagement ist die Arbeit des Wein-, Obst- und Gartenbauvereins Stuttgart-Feuerbach exemplarisch. 600 Mitglieder nutzen die Möglichkeit des fachlichen Aus- tauschs, der Geselligkeit und des ehrenamtlichen Enga- gements. Damit ist der Verein der größte seiner Art in Stuttgart. Betrachtet man die Aktivitäten der Mitglieder, Günther H. Oettinger die fachlichen Lehrgänge, die regelmäßigen Ausflüge und Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg 3
Grußwort des Ministers einer ansehnlichen Größe entwickelt, sollte erfahren, wie Bäume blühen und reife Früchte tragen, Vögel zwitschern hören und die für Ernährung wärmende Sonne spüren. Der Großraum Stuttgart ist für den Wein-, und Ländlichen Raum Obst- und Gartenbau ideal: Die Region ist klimatisch begünstigt und hat auch hervorragende Böden. Das Faible für den Obst- und Gar- Liebe Mitglieder und Freunde des tenbau hat daher in dieser Region schon eine lange Tradition: Her- Wein-, Obst- und Gartenbauvereins zog Carl Eugen von Württemberg ließ bereits 1760 eine staatliche Feuerbach. Baumschule in Ludwigsburg errichten, um den Obstanbau zu för- Zu Ihrem 125 jährigen Vereinsjubi- dern. Deren erster Leiter Johann Caspar Friedrich Schiller war übri- läum beglückwünsche ich Sie sehr gens der Vater des berühmten Dichters Friedrich Schiller. Für die herzlich. Erhaltung und Pflege der Streuobstwiesen sind die Obst- und Gar- tenbauvereine besonders wichtig, denn: Großkronige Solitärbäume Der Verein hat Stürme und Unwet- verleihen unserer Landschaft einen besonderen Reiz, bieten einem ter, Hitze und Frost von weit mehr breiten Spektrum an Tierarten Lebensraum und stellen mit ihrer als einem Jahrhundert gut überstan- großen Sortenvielfalt ein gewaltiges Genreservoir dar. So manche den, ist nach wie vor, dynamisch und besonders aktiv. alte Sorte zeichnet sich durch hohe Widerstandsfähigkeit und Ro- Die Förderung des Wein-, Obst- und Gartenbaus im Rahmen des bustheit aus. Diese Eigenschaften sind besonders interessant, wenn Naturschutzes sowie der Erhalt des Landschaftsbildes sind die wich- man Sorten züchten will, die weniger anfällig für Krankheiten wie tigsten Vereinsziele. Sie unterstützen Ihre Mitglieder durch fachliche Schorf, Mehltau oder Feuerbrand sind. Deshalb müssen wir alles Vorträge, praktische Anleitungen sowie Lehrgänge und helfen durch dafür tun, dass diese Raritäten erhalten bleiben! vielerlei Maßnahmen, das Stadtteilbild zu verschönern und die Ju- In den letzten Jahrzehnten ist leider viel Wissen über traditionelle gend zur Naturverbundenheit zu erziehen. Außerdem pflegen Sie Anbauverfahren verloren gegangen. Heute ist das Know how über die Tradition des alten Weingärtnerdorfes Feuerbach. die Pflege der Obstbäume, den Schnitt und die Nachpflanzung keine Dieses ehrenamtliche Engagement gewinnt heute zunehmend an Selbstverständlichkeit mehr. Meine Bitte an Sie: Kümmern Sie sich Bedeutung. Dort, wo Ehrenamtliche tätig sind, wird unser Gemein- weiter intensiv um die Nachwuchsarbeit. Bringen Sie den jungen wesen mit Leben erfüllt. In Ihrem Verein wird gehandelt und ange- Menschen den Wein-, Obst- und Gartenbau nahe. Wir brauchen das packt, was meine große Anerkennung findet. Beim Wein-, Obst- und Engagement der Bürger in und für die Natur, damit unser Land lie- Gartenbauverein Feuerbach hat die Bodenständigkeit eine Heimat! bens- und lebenswert bleibt, damit unsere Kulturlandschaft erhalten Für mich ist das einer der Gründe für die 125 jährige Erfolgsge- und gepflegt wird, damit den Menschen sinnvolle Freizeitgestaltun- schichte des Vereins. gen möglich sind. Das wird um so wichtiger, je mehr die Industriali- Viel Freude kann durch die Farben und den Duft der Blumen, blü- sierung voranschreitet und je mehr Fläche verbraucht wird. henden Stauden und Sträuchern gestiftet werden. In einen reifen Apfel zu beißen, der im eigenen Garten gesund herangewachsen ist, ist ein wahrer Genuss. Der Mensch sollte erleben und beobach- ten, wie eine Pflanze vom Samenkorn bzw. vom Steckling sich zu Peter Hauk MdL 4
Grußwort sorger. Für die Menschen, besonders für unsere Kinder, des Oberbürgermeisters ist das Leben im und mit dem Garten wichtiger denn je, der Landeshauptstadt Stuttgart denn dort schöpfen und sammeln sie Kraft für den Alltag und bleiben mit der Natur verbunden. Sehr geehrte, liebe Mitglieder des Wein-, Obst- und Gartenbauverei- An dieser Stelle sei dem ehrenamtlichen Engagement der nes Feuerbach, das 125-jährige Mitglieder des Vereines mit seinem Vorsitzenden Helmut Bestehen zu feiern ist schon ein ganz besonderer Anlass Wirth und der gesamten Vorstandschaft recht herzlich und dazu gratuliere ich Ihnen im Namen der Landes- gedankt. Leisten Sie doch alle einen wertvollen aktiven hauptstadt Stuttgart ganz herzlich. Beitrag zum Natur- und Landschaftsschutz und dem Er- halt unserer Kulturlandschaft. Ihr aktiver Verein macht nicht nur durch sein über die Stadtgrenzen hinaus bekanntes Kelterfest von sich reden, Dem Wein-, Obst- und Gartenbauverein Feuerbach wün- sondern auch durch seine vielseitigen Aktivitäten wie sche ich in seiner vielfältigen Arbeit weiterhin alles Gute Schnittkurse, Vorträge und Lehrfahrten. Und diese gut und den Jubiläumsfeiern einen guten Verlauf. besuchten Veranstaltungen gibt's nicht nur für die Viel- zahl der Mitglieder, sondern auch für die interessierte Allgemeinheit. Besonders die Aktionen mit Schulkindern Mit freundlichen Grüßen verdienen Beachtung und Dank. 1881 als "Weingärtner und Güterbesitzerverein" mit der Aufgabe gegründet, die Pflege des Wein- und Obstbaues zu fördern, hat sich dies grundlegend gewandelt: Heute sind es nicht die erwerbs- gartenbaulich genutzten Flächen, die Ihrem Verein im Blickfeld liegen, sondern der Erhalt und die Pflege der Weinberge und Gütle für den Liebhaber und Selbstver- Dr. Wolfgang Schuster 5
Grußwort den Veranstaltungen, die gleichgültig, wie das Wetter gera- des Bezirksvorstehers des de ist, gut besucht sind. Stadtbezirks Feuerbach Der Verein weiß aber nicht nur zu feiern, sondern er setzt sich durch vielfältige Aktionen und Spenden für unseren Dem 125jährigen, keinesfalls alten, Stadtbezirk Feuerbach ein. Nennen möchte ich die Ver- sondern sehr jung gebliebenen und schönerung des Rathausvorplatzes, des Brunnens in der sehr aktiven Jubilar gilt mein beson- Hohen Warte, Bankspenden, um nur einige wenige Beispie- derer Gruß, den ich verbinde mit der le aufzuzeigen. Auch dafür spreche ich der Vorstandschaft Anerkennung der herausragenden des Wein-, Obst und Gartenbauvereins meinen herzlichen Leistungen, die der Verein seit sei- Dank und meine Anerkennung aus, der auch den Dank des nem Bestehen für unser Gemeinwe- Bezirksbeirats Feuerbach für die erbrachten Leistungen sen erbracht hat und immer noch beinhaltet. Ich danke ausdrücklich auch denen, die im Hin- erbringt. Der Wein-, Obst- und Gar- tergrund arbeiten, die aber wichtiger Bestandteil eines Ver- tenbauverein Feuerbach beschränkt sich nicht nur auf seine eines sind und ohne die solche Veranstaltungen, wie bei- reine Vereinstätigkeit, sondern erbringt auch in unserem spielsweise das Kelterfest nicht denkbar wären. Stadtbezirk Feuerbach immer wieder aufs Neue vorbildliche Schon Oberbürgermeister Geiger schrieb anläßlich des Leistungen. Dabei wird die Tradition nicht vergessen, son- 50jährigen Bestehens des Vereins „Wir sind stolz darauf, dern tatkräftig gefördert. So ist die Geschichte des Wein-, einen so tatkräftigen Verein als den unsrigen nennen zu Obst- und Gartenbauvereins eng mit der Ortsgeschichte dürfen, der in so hohem Maße es versteht, seinen Zweck Feuerbachs verbunden. und sein Ziel zu erfüllen und dem ein so rühriger Vorstand Die vielen Veranstaltungen, die der WOGV in Feuerbach und Ausschuss zur Seite steht.“ Dem können wir alle auch durchführt, tragen zu einer positiven Entwicklung unseres heute uneingeschränkt zustimmen. Gemeinwesens bei. Beispielhaft möchte ich die Baum- schnittunterweisungen, die zahlreichen Baumpflanzungen gefährdeter Baumarten mit Schülern der Hohewartschule an Herzlichen Glückwunsch zum 125jährigen Jubiläum. der Bracke und an der Heiligenberg-/Fichtelbergstraße im Gewann Ob den Bubenhalden, den Vitamintreff bei der Gärtnerei Stöckle und das Herbstansingen erwähnen. Viele Feste, die der Verein veranstaltet, bereichern unser Ge- meinschaftsleben. Allen voran steht das Kelterfest, das zahl- Helmut Wiedemann reiche Besucher aus dem Umland Feuerbachs anlockt. Bezirksvorsteher des Auch das Brackefest zählt zu den jedes Jahr wiederkehren- Stadtbezirks Feuerbach 6
LOGL GRUSSWORT DES LANDESVERBANDES Gegründet wurde der Verein ursprünglich als Weingärtner- und Traditionell verfügt der Wein-, Obst- Güterbesitzer-Verein Feuerbach. und Gartenbauverein Stuttgart- 125 Jahre lang sind die beiden Bereiche Wein- und Obstbau Feuerbach e. V. über ein hohes, fachlich begleitet worden. Gerade der Weinbau spielt auch fachliches Wissen und trägt durch heute noch eine wichtige Rolle im Vereinsleben, weil dadurch viele, fachliche Veranstaltungen die Tradition des alten Weingärtnerdorfes Feuerbach hoch- dazu bei dieses zu erhalten, zu för- gehalten wird. dern und an die folgende Generati- Die Förderung der Gartenkultur und der Erhalt einer lebens- on weiterzugeben. werten Umwelt sind heute weitere, wichtige Ziele des Wein-, Aber auch die Geselligkeit kommt nicht zu kurz, das jährlich Obst- und Gartenbauverein Stuttgart-Feuerbach e. V. stattfindende Kelterfest, das Brackefest und der alle 2 Jahre Eine lebenswerte Umwelt hängt unter anderem von der Grün- stattfindende Vitamintreff sind ein fester Bestandteil des Feuer- gestaltung im öffentlichen und privaten Bereich ab. Durch bacher Gemeinwesens geworden. Pflanzaktionen, schöne Gärten, Blumenschmuck und Fassa- Nicht nur an Jahren sondern auch an Mitgliedern ist der Wein-, denbegrünung trägt der Wein-, Obst- und Gartenbauverein Obst- und Gartenbauverein Stuttgart-Feuerbach e. V. ein be- Stuttgart-Feuerbach e. V. hier viel bei. deutender Verein. Kultur steht für die Weiterentwicklung des Menschen. Auch Mit seinen nahezu 600 Mitgliedern bildet er eine starke Kraft wenn der Begriff "Kultur" heute hauptsächlich auf den geisti- innerhalb des Kreisverbandes Stuttgart. gen und künstlerischen Bereich beschränkt wird, ist doch der Im Namen des Landesverbandes für Obstbau, Garten und Garten eines der ersten deutlichen Zeichen der Weiterentwick- Landschaft Baden-Württemberg e.V. gratuliere ich dem Vorsit- lung des Menschen. zenden Herrn Helmut Wirth, dem Gesamtvorstand und allen Der Mensch soll im Garten aber keinesfalls ausgeklammert Mitgliedern ganz herzlich zu diesem bedeutenden Jubiläum. werden, sondern steht im Mittelpunkt des Geschehens. Gar- tenkultur erfordert fachliches Wissen, Achtung vor Natur und Schöpfung, Naturverständnis und Fantasie. Hierbei ist die Erhaltung des fachlichen Wissens von großer Bedeutung. Präsident Ulrich Rieker 7
Grußwort des Vorsitzenden des Kreisverbandes für Obst- und Gartenbau Stuttgart e.V. (KOV) Liebe Vereinsmitglieder des Wein-, Obst- und Gartenbauver- Kulturlandschaft schließlich eine eins Feuerbach, besonders wichtige Rolle. Es ist deswegen zu einem wesentlichen im Namen des Kreisverbandes der Stuttgarter Obst- und Gar- Teil Ihr Verdienst, liebe Vereins- tenbauvereine gratuliere ich Ihnen ganz herzlich zu 125 Jahren mitglieder, dass das Feuerbacher erfolgreicher Tätigkeit für den Wein-, Obst- und Gartenbau hier Tal, der Lemberg oder die Hohe in Stuttgart. Warte mit ihren Gartengrundstü- Der WOGV Feuerbach ist nicht nur der älteste Verein in Feuer- cken und Weinbergen das Land- bach, er ist auch mit der älteste der fünfundzwanzig im Kreis- schaftsbild prägen und Feuerbach verband zusammengeschlossenen Stuttgarter Obst- und Gar- nicht nur ein bedeutender Indust- tenbauvereine. Gleichzeitig ist er aber auch der mitglieder- riestandort, sondern eben auch stärkste und sicher auch mit der aktivste – Sie haben also eine ein beliebter Wohnort geblieben ist. ganze Reihe von Gründen, stolz auf Ihren Verein zu sein. Wer sich das Jahresprogramm durchliest wird feststellen, dass Mag manchem Feuerbächer die Zwangseingemeindung nach die Veranstaltungen des WOGV Feuerbach an Vielfalt kaum zu Stuttgart auch heute noch im Magen liegen, wir vom Stuttgarter überbieten sind. Von der qualifizierten Weinbauberatung über Kreisverband der Obst- und Gartenbauvereine sind jedenfalls den Vitamintreff bis zum zwischenzeitlich fast schon legendä- stolz, den WOGV Feuerbach in unseren Reihen zu haben und ren Feuerbacher Kelterfest wird eine ganze Palette attraktiver wünschen zu Ihrem Jubiläum weiterhin viel Freude an Ihren Veranstaltungen geboten. Dazu kommen die Kontakte zu den Gärten, reichlich Öchslegrade in Ihren Weinbergen und ma- Feuerbacher Schulen – hier leistet der WOGV Feuerbach si- chen Sie einfach weiter so! cherlich Beispielhaftes. Dies alles ist jedoch auch mit sehr viel Arbeit verbunden, Arbeit die ohne ein wirklich beeindruckendes ehrenamtliches Enga- gement der Vereinsmitglieder gar nicht zu bewältigen wäre. Dafür an dieser Stelle großen Respekt und herzlichen Dank! "Hand und Herz für die Natur" – das war das Motto des Kelter- festes in diesem Jubiläumsjahr und eigentlich könnte man die gesamten Aktivitäten des WOGV Feuerbach unter dieses ge- lungene Motto stellen. In einem industriell geprägten Stadtbe- Marcus Lämmle zirk wie Feuerbach spielen der Erhalt und die Pflege unserer 1. Vorsitzender 8
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Vorwort des Vorsitzenden Liebe Mitglieder des Wein-, Obst- und Gartenbauvereins Feuerbach 1881 e.V. Ich freue mich, mit Ihnen das 125- jährige Jubiläum des bezogen auf Mensch und Na- WOGV Feuerbach feiern zu dürfen. tur, aber auch von Mensch zu Es ist sicher an der Zeit auf die letzten 25 Jahre zurück- Mensch. Möglich waren An- zublicken. Bei unserem 100-jährigen war ich noch als passungen nur durch unsere Rechner tätig. Doch in der ganzen Zeit und ab 1984 als gemeinsamen Anstrengungen Vorsitzender konnte ich maßgeblich an der Vereinsge- im Ehrenamt. Es ist mir ein staltung wirken. Die vergangenen Jahre waren sehr er- Bedürfnis, an dieser Stelle eignisreich und unser Verein hat sich mit großen Schrit- allen die mich in den letzten ten dem Zeitgeist angepasst, ohne unsere Ziele aus den 23 Jahren so tatkräftig unter- Augen zu verlieren. Voraussetzung war der solide Aufbau stützt haben, recht herzlich zu danken. Die vielen Aktivitä- unseres Vereins. Er ist am besten mit einem knorrigen ten der letzten 25 Jahre stehen in einer Kurzfassung in alten aber vitalen Streuobstbaum zu vergleichen. Eine der Mitte der Festschrift. Wenn es notwendig erschien, solide Mitte mit dem Vorsitzenden, drei kräftige Leitäste wurden diese auch durch einzelne Rubriken ausführlicher mit stellvertretendem Vorsitzenden, der Schriftführerin dargestellt. Bei allem „net o’zfrida“ der letzten 25 Jahre und der Rechnerin und einer Vielzahl sehr aktiven Mit- sollten wir nicht beim Rückblick verharren. Unser Blick gliedern, welche die Funktion der Zweige übernahmen. muss Vorwärts gehen und Zukunftsvisionen aufbauen. Die Saftbahnen der einzelnen Baumteile wurden von Wenn wir das berücksichtigen, setzen wir das Wirken wechselnden Personen mit viel Fleiß und Energie ver- unserer „Altvorderen„ um und die Mitglieder des Wein-, sorgt. Stockungen in einzelnen Baumteilen wurden stets Obst- und Gartenbauvereins Feuerbach prägen auch durch die anderen mit erhöhtem Energieeinsatz ausgegli- weiterhin mit Hand und Herz die Natur. chen. Gemeinsam haben wir stets versucht alle Mitglie- der, ob aktiv oder passiv, mitzunehmen. Außer unserer Verantwortung zur Natur und Landschaft haben wir auch die Traditionen gepflegt und dazu gehört Helmut Wirth auch ein menschliches Miteinander. Zum Erfolg unserer Vorsitzender des Wein-, Obst- und 125-jährigen Vereinsgeschichte gehört die Harmonie Gartenbauverein Feuerbach 10
125 Jahre – WOGV Hondertfönfazwanzig Jahr - Omweltschutz pur mit Hand ond Herz - für dui Natur dös fendet mer - net überall en Feuerbach - isch es dr Fall. Wer en Garta hat - ob groß - ob klei' Feuerbacher isch beim Wei'-, Obscht-, Gartabauverei' Heimatdichter der seit Generationa - o'entwegt Karl Müller zeigt - wia d'Natur wird g'hegt - ond pflegt. Egal - ob mer en Wei'berg hat Dazu g'hört au' - en all den Jahra en Garta - mitta en dr Schtadt en Feuerbach - d'Tradito' bewahra en Acker - oder Baumschtück gar für den älteschta Verei' oder en Burra - o'fruchtbar. soll dös a' Verpflichtong sei'. Ob Obscht - Gemüse - oder Wei' Doch wenn dui Arbeit isch vollbracht ob Bluma - ond no' vielerlei wird au' a'mal - a' Feschtle g'macht mer schafft drfür - dass jederzeit so ladet dr Wei'-, Obscht-, Gartabauverei' älles wohl - ond guat - gedeiht. heut' zo sei'm Jubiläum ei’! Was mer ererbt - von seine Alta So wünschet mir - vor alle Dinga tuat mer weiterhin - erhalta dem Jubiläum - guats Gelinga ob es kalt isch - oder heiß ond dem Verei' - weiterhin ohne End mit viel Mühe - ond mit Schweiß. viel Erfolg - ond glückliche Händ'! KARL MÜLLER 11
Das erste Jahrhundert Vereinschronik Vorstandschaft alle erhalten sind, dass überall der Wein- von 1881 bis 1981 bau namentlich und sachlich im Vordergrund stand. So ist auch festgehalten, dass man schon im ersten Vereinsjahr Als man 1981 das einhundertste Jubiläum des Wein-, eine gemeinsame Lese zuwege brachte, und zwar mit Obst- und Gartenbauvereins Feuerbach feierte, schrieb Sorten wie Sylvaner 70 Grad, Roth Urban 65 Grad und Oberbürgermeister Manfred Rommel ein Grußwort ins Trollinger 66 Grad Öchsle. Festbuch, bezugnehmend auf die Gründung des Vereins 1881: Bei der Stadterhebungsfeier 1907 trat der Verein mit ei- "Vielfältige Aufgaben waren in dieser Zeit zu lösen, vor- nem Festwagen an die Öffentlichkeit. Doch vier Jahre nehmlich im Zuge des industriellen und technischen Fort- später etablierte sich ein Konkurrenzverein, den das "Gü- schritts in Feuerbach. Der Verein hat es verstanden, in all terbesitzer" im Vereinsnamen störte. Man nannte sich den Entwicklungsphasen den Wein-, Obst- und Garten- nun Wein- und Obstbauverein. Doch es dauerte bis nach bau zu pflegen und zu erhalten." Er lobte auch das Be- dem Ersten Weltkrieg bis sich die beiden Interessenten mühen, die Tradition nicht in Vergessenheit geraten zu näher kamen und am 5. Juni 1921 sich zum heutigen lassen. "Wein-, Obst- und Gartenbauverein Feuerbach e. V." zu- sammenschlossen. An gleicher Stelle ergänzte der damalige Vorsitzende des Ein bissle Konkurrenz aber blieb in einem Gedichtle er- Vereins, der leider 1983 verstorbene Karl Munz, wie es halten: zur Gründung des Vereins kam: "Nach dem strengen Der Wein erfreut des Menschen Herz, der Lembergwein Winter 1879 – 80 gründeten am 4. November 1881 im ist gar nicht schlecht, der Walpenreuter geht auch noch Gasthaus zum Hirsch 13 Männer den Wein- und Güter- an, jedoch nicht ganz an den Hohewarter heran. besitzerverein. Ihr Ziel war es, gemeinsam schwierige 50-jähriges Jubiläum: Nach dem "glanzvollen Ereignis Zeiten zu überbrücken, gleichzeitig aber auch an der in- des Jubiläums 1931", so steht es in der alten Chronik, dustriellen Entwicklung teilzunehmen, neue Pflegemaß- bekam der Verein neuen Auftrieb. Erstmals warb man mit nahmen einzuführen und Mineraldünger zu verwenden." dem neuen Motto "Trinkt Feuerbacher Wein". Doch der Zweite Weltkrieg ließ alle Kulturbemühungen versiegen. Die Gründungschronik des Vereins ist im Festbuch zum Man kümmerte sich nur noch ums Überleben. 1953 gings 100-jährigen Jubiläum genau dokumentiert. Die Liste der weiter mit dem alten Vereinsnamen. Zum 75-jährigen gab ersten Mitglieder liest sich wie eine Genealogie Feuerba- es erstmals Feuerbacher Flaschenwein unter dem Orts- cher "Grondechter". Interessant war schon in den ersten namen. Mit Lob geradezu überschüttet wurden Vorstand- Protokollen des Vereins, die Dank großer Sorgfalt der schaft und Mitglieder beim Jubiläumsfest. 12
Mit dem Wechsel des Vorstands 1970 belebte sich die erledigen. Seit 1999 sind wir dank Steffen Wirth mit einer Szene. Karl Munz, der "Neue", aus alter Feuerbächer eigenen Homepage im Internet vertreten. Familie, sinnierte: "Wein ist nicht gleich Wein". Und das musste irgendwo in Im Jahre 1985 wurde die Familienfreundlichkeit in Angriff den Wengerterköpfen gezündet haben. Mit dem Jahr genommen. Als erstes wurde für den Ehepartner eine 1974 begann eine neue Ära "en dr Kelter ond drom rom". Doppelmitgliedschaft eingeführt und etwas später gab es Das erste Kelterfest fand statt. Beim Verein selbst wurde auch einen vergünstigten Beitrag für Jugendliche in der weiter gedacht. Alle Aktivitäten wurden 1977 erstmals in Familie. Dazu musste allerdings die Satzung geändert einem Veranstaltungsprogramm zusammengefaßt. 1979 werden, denn bis zu diesem Zeitpunkt war eine Mitglied- kam man erstmalig "onder Birabeem" zusammen, beim schaft nur mit der Volljährigkeit möglich. Brackefest am 10. Juni. Zum 100-jährigen Jubiläum wurde droben in den Grund- Im Jahre 1990 gelang es dem Vorsitzenden Helmut Wirth festen der Burg Frauenberg ein 5 Meter hoher Kasta- nach mehreren Versuchen, die Gemeinnützigkeit des nienbaum gepflanzt und zwar von den Paten Bürgermeis- Vereins zu erreichen. Damit konnte der Verein Spenden ter Dr. Wolfgang Dannecker und Bezirksvorsteher Hans in Empfang nehmen und auch der Spender kam in den Walter. Genuss der Steuervergünstigung. Möglich war dieser Mit dem Kelterfest 1981, dem Jubiläumsfest, hat der Umstand nur durch die schon länger getrennte Vereins- Wein-, Obst- und Gartenbauverein den Platz im Leben buchführung in einen gemeinnützigen und einen wirt- Feuerbachs eingenommen, der ihm nach einem Jahr- schaftlichen Teil und der im Januar geänderten Satzung. hundert des Bestehens gebührte. Die Vorstandschaft und der Beirat wurden in den letzten 25 Jahren ohne besondere Quoten-Regelung auch in den Vereinsentwicklung der letzten 25 Jahre Gremien von Frauen besetzt. Besonders aktiv entwickelte sich das Verhältnis zur Ho- Die letzten 25 Jahre waren durch sehr viele Veränderun- hewartschule. Seit fast 25 Jahren pflanzt der WOGV zu- gen geprägt. Bereits kurz nach dem 100-jährigen wurde nächst unter der Leitung von Karl Nagel, heute unter der der Vereinsbeitrag von Barzahlung auf Einzugsverfahren Leitung von Helmut Wirth jährlich Bäume und Sträucher umgestellt. Bereits im Jahr 1984 begann das PC-Zeitalter und bringt den Jugendlichen die Natur näher. Eine ganz im Verein. Zunächst wurden die Mitglieder-Listen EDV- besondere Pflanzaktion war im vergangenen Herbst un- gerecht erstellt, danach wurden die Serienbriefe in Angriff sere Krokus-Pflanzung mit fast 1.000 Grundschülern der genommen. Heute haben alle Vorstandsmitglieder selbst- Bachschule, der Hattenbühlschule und der Hohewart- verständlich einen PC um ihre vielfältigen Aufgaben zu schule. 13
1982 wurde unsere Damen-Bastelgruppe unter der Lei- Der inzwischen verlängerte Pachtvertrag läuft bis tung von Brigitte Wirth gegründet. Die Arbeit hat sich sehr 31.12.2022. Inzwischen gehören auch die freien Wenger- positiv entwickelt. Regelmäßig treffen sich die Damen ter von Zuffenhausen zu den Kelter-Benützern in Feuer- mehrere Male im Jahr zur Gestaltung unserer Tischdeko- bach. Bereits im Frühjahr 1992 wurde von Helmut Wirth rationen für unsere Veranstaltungen. Aber auch der Zu- die Arbeitsgruppe Kelter und Landschaft ins Leben geru- sammenhalt kommt nicht zu kurz. Zwischendurch basteln fen. Diese schlagkräftige mit breitem Fachwissen aus die Damen etwas für sich selbst oder starten zu einem allen Berufen bestehende Mannschaft ist der Garant für gemeinsamen Ausflug. den ehrenamtlichen Einsatz, damit die vielen Veranstal- Eine besondere Herausforderung war der Neubau an der tungen das ganze Jahr über reibungslos von statten ge- Kelter. Plötzlich war kein Platz mehr vorhanden für unse- hen. ren Toilettenwagen zum Kelterfest. Nach Verhandlungen Durch den glücklichen Umstand der Kelterpacht konnte mit der Stadt ergab sich die Möglichkeit, eine WC-Anlage ab 1995 die Hauptversammlung des WOGV in die Kelter in die Kelter einzubauen. Nur durch die großzügigen Dar- verlegt werden. Bei den Hauptversammlungen sind in der lehen unserer Mitglieder konnten wir diese größten finan- Regel ca. 200 der fast 600 Mitglieder anwesend. Der ziellen Aufgaben meistern. starke Besuch bescheinigt, dass die Hauptversammlung Nachdem der Kelterbetrieb nicht nur ein Regularium sondern gefährdet war, da die Stadt auch eine Pflege des Miteinan- Stuttgart nicht kostendeckend ders ist. arbeitete, stand der gesamte Für die vielfältigen Aufgaben und Kelterbetrieb infrage. Kurzfris- die dadurch entstehenden Kosten tig sprangen aktive Vereins- trägt das Kelterfest den größten mitglieder in die Bresche und Anteil. Jedes Jahr helfen 120 bis meisterten im Jahre 1991 den 150 Vereinsmitglieder bzw. Kelterbetrieb. Daraus folgend Freunde des Vereins dieses Fest pachtete der WOGV seit 1992 erfolgreich zu gestalten. Dieser die Kelter ganzjährig von der ehrenamtliche Einsatz muss ganz Stadt Stuttgart um den Kelter- besonders gewürdigt werden, betrieb aufrecht zu erhalten denn er macht uns wirtschaftlich und damit die Weinberge in unabhängig und wir können ohne Feuerbach abzusichern. staatliche Unterstützung arbeiten. 14
Vorsitzende des Vereins Weingärtner- und Güterbesitzerverein 4. November 1881 1881-1885 Michael Wöhr 1885-1904 Schultheiß Veit 1904-1920 Wilhelm Aldinger 1920-1921 Leonhard Müller Michael Wöhr Friedrich Veit Wilhelm Aldinger Wein- und Obstbauverein 8. November 1911 1911-1921 Ernst Dederer Wein-, Obst- und Gartenbauverein 13. November 1921 1921-1929 Leonhard Müller Leonhard Müller Ernst Dederer Gustav Haug 1929-1937 Ernst Dederer 1937-1955 Gustav Haug 1955-1970 Eugen Pfister 1970-1983 Karl Munz seit 1984 Helmut Wirth Ehrenvorsitzende Schultheiß Veit Eugen Pfister Karl Munz Helmut Wirth Wilhelm Aldinger Eugen Pfister Fritz Steixner 15
Wir gedenken aller verstorbenen Mitglieder und Gönner, die uns aktiv oder auch passiv verbunden waren. Ein besonderer Dank gilt denjenigen, die durch ihr Mitwirken unseren Verein gestaltet und auf seinem Weg begleitet haben. 16
Erinnerungen in Stein Erinnerungssteine in den Weinbergmäuerle sind heute nur noch selten zu finden. Meist sind diese verwittert und unleserlich geworden. Die Tradition der Steininschriften ist heute selten gewor- den. Zum 10. Brackefest ließ der Verein durch Steinmetz- meister Manfred Kirchner einen Stein an der Mauer in der Walpenreute erneuern und einen weiteren restaurieren, damit die Schrift nicht ganz verloren geht. Zum 100.jährigen Jubiläum pflanzte der WOGV eine Kastanie an der Ruine der “Frauenberger“ und stiftete eine Sitzbank. Zur Erinnerung wurde dort ein roter, fein gespitzter und überbeilter Mainsandstein ge- Auch bei der Renovierung des Hohewartbrunnens legten setzt. wir Wert auf eine wie altersher übliche Steininschrift. 17
Vorstand, Beirat und Kassenprüfer im Jubiläumsjahr 2006 Hintere Reihe: Sabine Strauch, Steffen Wirth, Klaus Schmidt, Bernd Müller, Hugo Sigle, Hubert Kucher, Manfred Gerlach, Rolf Henne Vordere Reihe: Isolde Stöckle, Brigitte Hintermaier, Gerhard Otto, Brigitte Vollmer, Ingrid Hörenberg, Horst Weiler, Helmut Wirth, Rudolf Baitinger, Manfred Gehring, Hannelore Mößner, Richard Berger. 18
Vorstand und Beirat der letzten 25 Jahre Vorsitzende Beiratsmitglieder Karl Munz bis 1983 Rudolf Baitinger 1993 -1997, Richard Berger seit 1974, Helmut Wirth seit 1984 Hermann Berger bis 1993, Manfred Gehring seit 1994, Manfred Gerlach bis 1989, Ingeborg Gräber 1996 bis Stellvertretende Vorsitzende 2000, Rolf Henne seit 1990, Karl Henne bis 1989, Brigitte Fritz Steixner bis 1989 Hintermaier seit 1993, Hubert Kucher seit 1995, Gotthilf Bernd Müller 1989 - 1997 Laich bis 1993, Lore Lanz bis 2000, Bernd Müller 1981 - Rudolf Baitinger seit 1997 1989 und seit 1997, Karl Müller 1989 – 1995, Karl Nagel 1983 – 1995, Albert Osswald bis 1983 und 1989 -1995, Schriftführer Gerhard Otto seit 1993, Dieter Pfauth bis 1993, Paul Karl Nagel bis 1983, Schäfer 1981 - 1989, Klaus Schmidt seit 1990, Erich Albert Osswald 1983 – 1989 Schwarz bis 1982, Karl-Hugo Sigle seit 1995, Sabine Gerhard Berger 1989 – 1993 Strauch seit 2000, Isolde Stöckle seit 1995, Horst Weiler Hannelore Mößner 1993 – 2003 seit 1977, Steffen Wirth seit 2000. Ingrid Hörenberg seit 2003 Kassenprüfer Rechner Karl Kromer bis 1989, Manfred Gerlach seit 1989, Hedwig Helmut Wirth 1981 - 1984 Laich bis 1992, Hannelore Mößner 1992, Dieter Pfauth Ingeborg Gräber 1984 bis 1996 1993 – 1994, Brigitte Vollmer 1994 – 1996, Ingrid Hören- Brigitte Vollmer seit 1996 berg 1996 - 2003, Hannelore Mößner seit 2003 Presssewart Leitung Damenbastelgruppe Albert Osswald 1983 - 1989 Brigitte Wirth seit 1982 Karl Müller 1989 - 1995 Rudolf Baitinger seit 1995 Keltermeister Hermann Berger 1981 - 1985, 1991, Karl Pfau 1985 - 1990, Gerhard Otto seit 1992 19
Ehrenmitglieder der letzten 25 Jahre Albrecht Richard Lanz Lore Baitinger Rudolf Mayer Alfons Berger Albert Meyer Hans Berger Hermann Melchior Hermann Berger Otto Merkert Eduard Berger Richard Mößner Hannelore Bindel Otto Müller Bernd Bulling Horst Müller Karl Dannecker Dr. Wolfgang Munz Karl Eberhardt Otto Nagel Karl Eppinger Christel Osswald Albert Eppinger Otto Otto Gerhard Gehring Albert Pfister Eugen Geiger Adolf Rukwid Wilhelm Gerlach Manfred Schwarz Eugen Gräber Fritz Sigle Karl Gräber Ingeborg Singer Klara Grözinger Elisabeth Steixner Fritz Henne Karl Steixner Rosa Heinz Reinhard Vollmer Brigitte Herrmann Ernst Vollmer Erich Hiller Otto Weiler Horst Hoffmann Theodor Weischedel Paul Klein Eugen Wirth Brigitte Kromer Elise Wirth Helmut Kromer Karl Wöhr Karl Laich Gotthilf Wurst Manfred Laich Karl 20
Wengerter Tracht 1989 Anlässlich des 90. Jubiläums des Musikverein Stadtor- Ehrenmitglied Hermann Berger zu Verfügung. Aber auch chester Feuerbach ließ der Verein seine Wenger- die Kinder unserer Trachtenträger hatten sich für den terstracht wieder aufleben. Außer den alten Bildern von Festumzug herausgeputzt. Gruppenbild der Teilnehmer 1907 wo die Tracht anlässlich der Stadterhebung entwi- beim Festumzug des Musikvereins 1989. ckelt wurde stand uns noch ein Exemplar von unserem 21
Das Kelterfest hat Tradition keine Hocketse sondern eine Probieretse wurde. "Ziehet Im 125. Jubiläumsjahr zum 33. Mal die Propfen auch für andere Tropfen." Die Ära Kelterfest Wie es zum Feuerba- hatte begonnen. Was niemand vorhergeahnt hatte, Feu- cher Kelterfest kam, erbacher Wein war wieder "in". Ein Kulturgetränk, das das liegt schon eine dem Weinbau wieder zur Geltung verhalf, dank dem Be- ganze Menschengene- mühen des Wein- Obst- und Gartenbauvereins und das in ration zurück. Es gibt Tradition. Seit der Vereinsgründung 1881 hatte dieser dieses Jahr die 33. Kel- Begriff nicht nur am Anfang des Vereinsnamens gestan- terfestkarte und man den, sondern auch vor allen Bemühungen. muß im Jubiläumsbuch 1974 erste "Probieretse" für 100-Jahre Wein-, Eine Sammlung von alten Feuerbacher Weinsprüchen in Obst- und Gartenbau- der ersten Weinkarte. "Endlich amol a echt's Viertele aus verein unter "Die Kelter- Feuerbach vom Lemberg, dr Walpruid ond dr Hawart." fest-Ära" nachlesen, um die Zusammenhänge wieder auferstehen zu lassen. Allerorten brach rings um Feuerbach die Hocketsemode aus. So überlegten ein paar Grondechte in Vorstand und Beirat, ob solches nicht auch in Feuer- bach machbar sein könnte. Den größten Vorteil hatte man hierorts schon parat: Die schon zweihundertjährige Kelter im richtigen Stil. Die Leute dazu auch, wenn auch der Keltermeister bruddelte: "Wo na mit 'm Gschirr'?" Vor- stand Karl Munz hatte mit den Kunstmalern Richard Alb- recht und Horst Bulling die richtigen Gestalter zur Hand und mit den Mitgliedern die fachkundigen Weinschenke. Die Feuerbacher Weinkultur, seit Jahrzehnten etwas „hehlinge“ geworden, blühte auf. "Ein froher Zecher trinkt Fritz Steixner, Horts Bulling, Karl Munz und Reinhard Heinz Feuerbächer" wurde zum Sinnspruch, genau so wie es 1974 nach dem ersten Kelterfest 22
"Auf zur Probieretse" hieß das Motto. Der Name Kelter- fest taucht auf und der Musikverein spielt bis heute bei jedem Kelterfest. Die erste und alle folgenden Weinkarten waren mit Illustrationen von Richard Albrecht verschönert. Sie durften nach dem Genuss von einem Viertele Feuer- bacher Trollinger mitgenommen werden. Manch einer schuf sich so im Laufe der über 30 Kelterfeste eine Feu- erbacher Weinbibliothek. 1975 Über 900 Jahre Weinbau in Feuerbach, das sein 900- Jahr Jubiläum feiert. Weingeschichte und Historisches, 1980 „au wieder ebbes rechts." Erzählt wird vom Wenger- bald 3000 Gäste konnten "en dr Kelter ond drom rom" terg'schäft in der Natur und in der Kelter bis der Wein ins Platz finden. Oberbürgermeister Manfred Rommel eröff- Fass kommt. net das Kelterfest. 1981 „ond emmer no dr gleiche Durscht." 100 Jahre 1976 "En dr Kelter ond drom rom" blieb aktuell. "Schnel- Wein-, Obst- und Gartenbauverein ist gleichzeitig Wein- ler tronke als gschafft" war das Motto. geschichte des Ortes. Auf der Karte stehen Produkte der einheimischen Weinkellerei Nägele unter Horst Weiler. 1977 „... schlotze, net saufe", etwas über Weinsorten er- Zum Jubiläum in der Kelter große Blumen- und Pflanzen- fuhr der Zecher und bekam warmen Zwiebelkuchen. Ausstellung "was uff onsere Böde wachst ond gedeiht" mit viertägigem Programm. 1978 „älles oiges Gwächs." Kelter erstmals mit großen dekorativen Wandbildern auf Holz von Richard Albrecht 1982 „Lieber guet gschluckt als schlecht g'händelt." Zum und Horst Bulling. Die Weinkarte besonders ausführlich Stadtjubiläum extra Wein unter anderem ein Feuerba- mit Feuerbacher Trollinger „Talkrabb", dazu Weißherbst cher Berg Müller- Thurgau. und Riesling mit Silvaner. 1983 „so guet wie emmer", Zehn Jahre Kelterfest. Leider 1979 „Koi orechts Tröpfle“. Altes Wengertg'schirr als his- ohne Gründungsmitglied und Vorstand Karl Munz. Erst- torischer Beitrag. mals gibt es Gläser mit Kelterfestmotiv. 23
Aus Anlass des 10-jährigen Kelterfestjubiläums hatte der 1986 „ällaweil grondfidel", die Feuerbacher Wei'zäh' ge- Feuerbacher Wein-, Obst- und Gartenbauverein eine nießen die Stimmung en der Kelter ond drom rom. städtische Hinweistafel für historische Bauten gestiftet. Es ist die erste in einem Außenstadtteil. 1987 „hehlenge guat", Weinbaulagen Feuerbachs na- mentlich, historisch interessant. Neu der Kelterfestkrug. 1988 „beim Schlotza sott mr net hudla", Kelterfestschürze und -Krug finden großen Beifall. Erstmals ökumenischer Gottesdienst in der Kelter. 1989 „Schaffet no ond feiret au", Umfangreiche Ge- schichte von Weinbau und 200 Jahre Kelter in Feuer- bach. 1990 „anedudla ond xond sei", Feuerbacher Weinge- schichte für Einheimische und Auswärtige. 1991 „Schlotza ond Glotza", 110 Jahre Wein-, Obst- und Gartenbauverein, dazu ein schönes Farbbild von Vor- stand und Beirat. Der Verein baut auf eigene Kosten eine Toilettenanlage. 1984 „Prosit uff onser Bodag'gfährtle", Feuerbacher 1992 „No net luck lau", A scheene Kammerz am Haus Weinlagen am Lemberg und Hawart. Den Weißen gabs und am Wengerthäusle braucht viel Pflege. erstmals vom Kühlwagen. 1993 „Emmer no dr gleiche Durscht." 20 Jahre Kelterfest 1985 „net o’zfriede", der Spruch des Vorsitzenden. Es – ohne die große Helferschar ging gar nix . spielt die 84th US Army Band – beste Musik über 2 Stun- den – die Feuerbächer vergaßen das Trinken! 1994 „Oifach Schpitze", Vesperkarte wieder erweitert Wengerter-Philosophie: "A sau Arbet 's ganz Jahr über". durch Kelterfestbrezel. Großes Lob "uff dr Oigene". 24
1995 „Heidenei so a Wei". Es stimmt halt doch was auf 2000 "bodaguet ond hoimelich". Wieder besonders gutes dem Weinuntersetzer zu lesen ist. "Ein foher Zecher trinkt Wetter für den ersten Jahrtausendwein Feuerbacher" 1996 "Jahraus, jahrei – dr oigene Wei'. Ökumenischer Gottesdienst in der Kelter wird von allen Kirchen gefeiert und wird sehr gut angenommen. Drei Pfarreien, Posau- nenchor CVJM, Chorvereinigung und Handharmonikaor- chester. 1997 "Äll Jahr a Feuerbächer". Bei hochsommerlichen Temperaturen erstmals Feuerbächer Schillerwein, ge- kühlt, große Nachfrage. 1998 "feiret au ond bleibet g'sond", 1000 Luftballons wur- den mit einer Postkarte mit einem Gedicht von Karl Müller Junge „Schaffer“ Kelterfest 2000 in die Luft geschickt. Erstmals am Nachmittag selbstge- backenen Kuchen. 25 Jahre Kelterfest mit besonderer 2001 "oifach sääleguet". Die Feuerbacher Sonnenlagen Weinkarte: Zwölf Wandtafeln über Feuerbacher Ge- lassen einen guten Wein reifen. schichte extra farbig in der Weinkarte abgebildet, Gestal- 2002 "New Feuerbach – Grond zom Feira". Kelterfestkar- tung Horst Bulling. tenautor Horst Bulling hat Feuerbachs SkyLine im Rose- rareal entdeckt. Quartier mit amerikanischem „Touch". 1999 "Schaffe schwitze schlotze sitze". Wo kommt der Der WOGV setzt sich auch mit Zukunftsthemen ausein- Wein her, farbige Instruktionen. Drei Tage bei bestem ander. Im Kelterfestausschank erstmals ein Feuerbacher Wetter, die fleißigen Helfer waren geschafft. Jeder trägt in Berg Rivaner (Riesling/Silvaner-Züchtung). Erhalt Silber- Zukunft ein Namensschildle. ne Preismünze der Landesweinprämierung. 25
2005 "Dr oigene isch älleweil 's bescht". Zum 32. Kelter- fest erstmals Feuerbacher Berg Trollinger als Spätlese Jahrgang 2003. Ein Drei-Tage-Regenfescht, doch kein Wasser floss in die Gläser, nur Feuerbächer Wei'le. 2006 "Hand und Herz für die Natur" heißt das Motto des Kelterfests zum 125. Jubiläum des Wein-, Obst- und Gar- tenbauvereins. Eine farbige Fahne wirbt in ganz Feuer- bach fürs Jubiläum und den WOGV. ‚s Feuerbacher Kelterfescht Hockatsa gibt’s zor Sommerzeit En jedem Flecka – weit ond breit, doch wer an was Besondres denkt, nach Feuerbach die Schritte lenkt. Dr Wei’-, Obscht-, und Gartabauverei’ 2003 - 30. Kelterfest: "wo' s Herz von Feuerbach schlägt". ladet zom Kelterfescht dort ei’. En dr Kelter ond drom rom. Vier Seiten farbige Reminis- Was sich in zwanzig Jahr bewährt, zenzen in Bildern. Zur Eröffnung kommt Oberbürgermeis- isch aktuell ond heiß begehrt, ter Dr. Wolfgang Schuster. Das Motto kommt gut an. denn en dr Kelter ond drom rom, Feuerbacher Berg Weißherbst. Weine auch aus dem herrscht a besondres Fluidom ! Weingut der Stadt Stuttgart und von den Weingärtnern Dui Atmosphäre – ond dr Wei’ Bad Cannstatt. ladet zum Verweile - ei’, 2004 "Onser fenfde Jahreszeit" – das Kelterfest- mer isch beschwingt, Wochenende. Extra feine Wei’le: Feuerbacher Berg Trol- mer isch vergnügt, linger Kabinett (erstmals!) und Kerner Kabinett oigener! isch ausgelassa ond verzückt, Eröffnung mit der württembergischen Weinkönigin Chris- mer hockt beianander ond reißt Witze, tine Warth. Dazu neu ein Feuerbacher Trollinger Kabinett denn’s Kelterfescht isch „Oifach Schpitze !“ in der Literflasche. Die Theatergruppe des Vereins bot Karl Müller Kinderschminken an, Anita Schwarz und Martina Kufner. 26
Weinbaugeschichte in Bildern Das Kelterfest ist nicht nur immer wieder ein Ereignis für den Stadtbezirk Feuerbach, sondern eine bemerkenswer- te Leistung des über 125 Jahre alten Wein-, Obst- und Gartenbauvereins, seiner Mitglieder und Helfer. Sie ha- ben dazu beigetragen, dass Feuerbach heute noch unter die weinbautreibenden Orte in unserer Landeshauptstadt gezählt wird. Noch mehr sogar: Ohne das Kelterfest und seine treuen Gäste gäbe es vielleicht überhaupt keinen Weinbau mehr in Feuerbach, denn allein die Freunde des württembergischen Weins haben durch ihren immerwäh- renden Durst dafür gesorgt, dass der Weinbau noch im- mer seine Gönner und vor allem Abnehmer behielt. Mit der "Stiftung" des Kelterfests 1974 hat der damalige Vor- stand Karl Munz und sein Ausschuss etwas begonnen, von dem man von vornherein nicht unbedingt sagen konnte, es würde zum Erfolg führen, doch Nachfolger Helmut Wirth (seit 1983) bewies es. Immerhin gehörte Feuerbach mit zu den ersten Weinbauorten, die sich die Mühe machten, gleichzeitig Werbung und Förderung für den Wein zu machen, aber daneben sich auch allerlei G'schäft auflud. Bewundernswert sind die Mitglieder, die sich jährlich drei Tage lang ehrenamtlich um die Gäste des Weinfestes kümmern. Einige davon machen auch heute noch mit. Jedes Jahr trug die Kelter eine eigene Dekoration, die 1978 einen Höhepunkt erreichte. Zwölf große Holztafeln, an den Wänden in der Kelter ringsum verteilt, verweisen auf die Tradition des Weinbaus in Feu- erbach. 27
von der Entwicklung des Wengerterdorfes zum Industrie- ort, den Hirschbrunnen-Histörchen sowie von dem Treff- punkt-Ereignis beim alljährlichen Kelterfest. 2005 kam eine weitere und damit letzte Tafel dazu. Anlass und ab- gebildet ist die Szenerie um den Feuerbacher Jahrhun- dertwein, den 2003er Berg Trollinger Spätlese. Eine Ein- maligkeit und Kostbarkeit unter den Feuerbacher Weinen. Sie zeigen einen Querschnitt nicht nur durch Feuerbachs Historie, sondern auch durch dessen Weingeschichte. Der verstorbene Maler Richard Albrecht erklärte den Sinn der Tafeln knitz so: "Damit die Leut' ebbes zom Lese hend, wenn d' Musik net spielt oder wenn mer grad net trinke mog". Die beiden Kunstmaler Richard Albrecht und Horst Bul- ling schufen in dessen Atelier die Bilder nach Ereignissen in der Weinbaugeschichte Feuerbachs. Die altehrwürdige Kelter mit ihrer neuen originellen Dekoration und der weinheimeligen Atmosphäre zeigte 12 Wandbilder mit ureigenen Feuerbacher Motiven in geschichtlicher Rei- henfolge. Sie erzählen vom 14. Jahrhundert mit übervollen Wein- kellern und den Schreckensjahren, als die Weinberge dreizehnmal hintereinander erfroren und nur noch Wölfe in Feuerbach hausten, von den Zeiten, als 1698 die Fran- zosen einfielen und Höfe und Keller plünderten und 1811 im Kometenjahr ein vortrefflicher Jahrgang gedieh, 28
Ökumene, Gottesdienst Kelter Wein in der Bibel als Sinnbilder für ein besseres Leben, Gottesdienst am Kelterfestsonntag ein Leben in Fülle, verstanden werden. Gott wird im Jo- hannes-Evangelium beschrieben als der Winzer, der sich Es gehört nicht nur zur Tradition des Kelterfestes, son- um seinen Weinberg kümmert; gemeint ist hier das Volk dern auch zur Tradition der Feuerbacher Ökumene, dass Gottes (Johannes 15). Gott wünscht, dass es seinem wir mitten im Sommer einen festlichen Gottesdienst in Volk gut geht und wir in seinem Sinne die Welt gestalten. unserer Kelter feiern. Hunderte von Feuerbacher Christen Das Kelterfest ist ein fröhliches Fest. Der Wein des Vor- ergreifen die Gelegenheit beim Schopfe und loben Gott jahres kann nun verkostet werden. Dankbarkeit für den konfessionsübergreifend. Das fröhliche Miteinander im Lohn der Mühe prägen diese Tage des Feierns. Mit dem Gottesdienst und danach beim Mittagessen festigt die Posaunenchor des CVJM Feuerbach und der Chorverei- Feuerbacher Gemeinschaft und ist ein wichtiger Bestand- nigung wollen wir auch weiterhin in unserer Kelter ge- teil des Feuerbacher Lebens. meinsam singen: „Nun danket alle Gott, mit Herzen Mund und Händen.“ Pfarrer Timmo Hertneck Dekan Gerhard Ott Pastor Brombach, Dekan Ott und Pfarrer Hertneck Aus Sicht der Kirchengemeinden ist das Kelterfest eine wiederkehrende Erinnerung daran, dass Trauben und Gottesdienst 29
Der Lemberg hat viele Namen Dass die Flurnamen in Feuerbach überhaupt noch be- – Flurnamenweg am Lemberg kannt sind, ist ein Verdienst des Feuerbachers Dr. Her- bert Brauch, der sich in seiner Dissertation zur Erlangung Bereits im Jahre 1987 hat der Doktorwürde im Jahre 1934 mit den Flurnamen von sich der Wein-, Obst- und Feuerbach und den umliegenden Orten beschäftigte. Gartenbauverein Feuer- Aufbereitet wurden diese Erkenntnisse von Karl Müller. bach Gedanken darüber In den Rundgang lässt sich am besten an der Kreuzung gemacht, wie er die Feu- Tannenäckerstraße und Hattenbühl einsteigen. Der Weg erbacher Flurnamen den führt rechts hinter den Häusern entlang, den schmalen alten Feuerbächern wieder Fußweg zum Wald hinauf und in westlicher Richtung den ins Gedächtnis rufen und Höhenrücken hinauf. Am Ende des Weges gelangt man die Neu-Feuerbacher mit dann auf das HORN, mit 380m die höchste Erhebung des diesen Namen vertraut Lembergs. Der Weg geht dann weiter die Treppe am Kot- machen könnte. Gedacht zenloch hinunter und den Weg zwischen den Weinbergen war daran, entlang des zurück bis Ausgangspunkt. Lembergs, wo sich noch die meisten zusammen- Er geht über folgende Gewanne: hängenden unbebauten Flurstücke befinden, einen BEBENHÄUSER, HATTENBÜHL, Flurnamen-Weg einzurichten. HIRSCHSPRUNG, KNÖPF, Erst im Jahre 1997 ging man daran, diesen Plan zu ver- SCHLAPPEN, HORN, GRÄFE, wirklichen. Richard Berger, Beiratsmitglied im WOGV PFULLINGER, WANNE, BUß, stellte dafür originelle und hübsche Holztafeln in Form SEIZEN, HEILIGENWEINGARTEN, eines Weinfasses her die mit den jeweiligen Flurnamen versehen sind. Finanziert wurden diese Tafeln vom Nicht einbezogen in den Flurna- WOGV. Nachdem einige Grundstücksbesitzer bereit wa- menweg wurden die am Lemberg ren, diese Tafeln in ihren Grundstücken aufstellen zu las- liegenden Flurstücke sen und auch die städtischen Ämter keinen Einwand er- GAIZEN, SCHELMENÄCKER, hoben, stand der Verwirklichung dieses Vorhabens nichts Oberer und unterer GRUND, mehr im Wege. innere und äußere BAINDE. 30
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