Situationsanalyse Nachhaltigkeit im deutschen Profifußball 2021
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Über den FC PlayFair! e.V. Fußball verbindet Menschen und vermittelt Werte. Fußball ist jede Woche der emotionale Fixpunkt für Millionen von Menschen in unserem Land. Der FC PlayFair!, Verein für Integrität und Nachhaltigkeit im Fußball e.V., wurde 2017 auf Initiative von Claus Vogt gegründet. Mit unseren bundesweiten Mitgliedern, aus unterschiedlichsten Bereichen und Vereinen fördern wir aktiv die hohe gesellschaftliche, integrative und soziale Kraft des Fußballs. Wir zeigen Probleme auf und bringen Fans, Vereine, Funktionäre und Verbände an einen Tisch oder auch in eine Videokonferenz zusammen. Es wird Zeit, dass Fans eine Stimme und Vereinsfunktionäre einen neutralen und unabhängigen Ansprechpartner bekommen. Damit gemeinsam bessere Lösungen ge- funden werden. Über wissenschaftliche Studien und Konzepte, Umfragen zu fußballspezifischen The- men bis hin zu Workshops und Fußballcamps versuchen wir als FC PlayFair! Bessermacher zu sein und nicht Besserwisser. Unser Anspruch ist es, die Kultur des Fußballs zu bewahren, seine Zukunft zu ge- stalten und Sportsgeist zu leben. In einer groß angelegten Studie haben wir im Jahr 2017 über 17.000 Fußball-Fans befragt und wichtige Erkenntnisse für die zukünftige Entwicklung des Profifußballs gewonnen. Zentrale Botschaft der be- fragten Fans ist es, die Kommerzialisierung im Fußball zu begrenzen und nachhaltige Strukturen zum Erhalt der Integrität des Wettbewerbs zu etablieren. Mit Umfragen zum Videobeweis, zu Anstoßzeiten und zu den Geisterspielen in der Corona-Pandemie haben wir immer wieder die Hand am Puls der Fußball-Fans im Stadion und geben deren Positionen wieder. Eines der wichtigsten Projekte im Jahr 2020 war die Vorbereitung und Begleitung der DFL Taskforce Zukunft Profifußball. Hier haben wir, gemeinsam mit vielen anderen Fangruppierungen, tragfähige Konzepte für die Zukunft unseres Lieblingssports entwickelt und veröffentlicht. Gerade auch vor dem Hintergrund der Bemühungen zur Gründung einer europäischen Super-League ist die Umsetzung die- ser Konzepte von großer Bedeutung. Wir engagieren uns aber auch ganz besonders für Kinder und Jugendliche; es ist uns wichtig, ihnen ein tragfähiges Fundament an Werten und Grundhaltungen für den Sport und darüber hinaus mitzugeben. Mit unseren Fußball-Camps und Workshops zur Gewaltprävention wollen wir den Kindern auf und ne- ben dem Platz einen guten Start in den Sport und ins Leben vermitteln. Zu vielen aktuellen Themen beziehen wir in unserem Blog KLARTEXT Position und vertreten dort auch unbequeme Meinungen. Mitmacher und Bessermacher sind im FC PlayFair! e.V. jederzeit herzlich willkommen. Wir bieten auch gerne Praktika für junge Menschen an. Gerne könnt ihr Kontakt mit unserem Marcel aufnehmen. 2
Unser Beirat Wir sind sehr stolz auf unseren Vereinsbeirat, der sich aus bekannten Persönlichkeiten aus Fußball und Politik zusammensetzt. Unser Vereinsbeirat unterstützt die Projekte unseres FC PlayFair! und natürlich auch diesen Bericht. Cem Özdemir, Spitzenpolitiker, freut sich: „Die Transformation in eine nachhaltige Lebensweise ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Des- halb muss sich auch der Fußball mit seiner großen integrativen Kraft die- ser Aufgabe und Verantwortung stellen, damit auch unsere Enkelkinder noch Bällen auf grünem Rasen hinterherjagen können und dabei sau- bere Luft atmen. Der Nachhaltigkeits-Bericht des FC PlayFair! gibt einen guten Überblick über die sozialen und ökologischen Aktivitäten der Liga und bietet mit dem Nachhaltigkeits-Audit innovative Ansätze, um den Profifußball in eine nachhaltige und generationengerechte Zukunft zu führen.“ Claus Vogt, Präsident des VfB Stuttgart 1893 e.V. und Beirat des FC Play- Fair! sagt dazu: „Alle großen Vereine in Deutschland sollten sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusstwerden und Maßnahmen zur Verbesserung des ökologischen und sozialen Footprints unserer Vereine engagiert umsetzen. Der FC PlayFair! geht hier mal wieder mit einer aus- führlichen Nachhaltigkeits-Analyse der Liga voran und liefert damit eine Steilvorlage für gute Ideen, noch bessere Projekte und nachhaltige Ver- änderungen.“ Markus Hörwick, ehemaliger Pressesprecher des FC Bayern München freut sich besonders über die Möglichkeit zum Vergleichen und Lernen: „Die Diskussionen um Klimaschutz und soziale Verantwortung werden in der Öffentlichkeit intensiver geführt. Das Thema Nachhaltigkeit nimmt in unserer Gesellschaft immer mehr Raum ein. Auch die Bundesligisten können sich nicht mehr nur auf ihren sportlichen Erfolgen ausruhen, son- dern müssen dem Thema Nachhaltigkeit Raum und Bedeutung geben. Der Nachhaltigkeits-Bericht des FC PlayFair! liefert viele gute Beispiele, an denen sich die Vereine aneinander orientieren können. So entsteht ein ganz neuer Wettbewerb innerhalb der Liga: Das FC PlayFair!-Nachhaltigkeits-Rating“ Urs Meier, Schweizer FIFA-Schiedsrichter-Legende, betont: „Begren- zung des Klimawandels, Erhalt der Biodiversität und ein friedliches Mit- einander von Generationen und Nationalitäten sind für unser aller Zu- kunft von großer Bedeutung. Der Fußball kann hier als Vorbild weit in die Gesellschaft hineinwirken und mit gutem Beispiel voran gehen. Der Nachhaltigkeits-Bericht des FC PlayFair! liefert hier viele gute Beispiele, in der Bundesliga darf aber gerne noch mehr getan werden.“ 3
Grußwort Sehr geehrte Leserinnen und Leser, im Namen des FC PlayFair!, Verein für Integrität und Nachhaltigkeit im Fußball e.V., möchte ich Sie ganz herzlich begrüßen. Ich freue mich sehr, dass Sie sich für unsere Analyse zur Nachhaltig- keit in der Fußball-Bundesliga interessieren. Die Forderung nach Nachhaltigkeit ist längst auch im Sport ange- kommen. Verbände und Vereine überbieten sich in Initiativen und Aktivitäten. Doch was davon wirkt tatsächlich nachhaltig? Und was ist lediglich Aktionismus und Greenwashing zu PR-Zwecken? Schon gibt es im Profifußball die ersten Zertifikate und Labels für „nachhaltige“ Vereine. Die ersten Clubs veröffentlichen Nachhaltigkeitsberichte, etablieren Strukturen und Netzwerke und engagieren sich auf Konferenzen. Als FC PlayFair! e.V. haben wir jetzt einmal genau hingeschaut: Wo stehen die einzelnen Vereine der Bundesliga in Bezug auf ihre Aktivitäten zur Nachhaltigkeit? Wo liegen die Schwerpunkte und wie wirk- sam und nachhaltig sind die Maßnahmen tatsächlich? Dieser Bericht soll einerseits Transparenz schaffen und Anregungen zum Nachmachen geben, ande- rerseits soll er die Clubs dazu motivieren, sich strategisch und langfristig mit dem Thema Nachhaltigkeit im Fußball auseinanderzusetzen. Hier bieten wir mit unserem Nachhaltigkeits-Audit die Möglichkeit, einen qualifizierten und begleiteten Start zu wagen. Mein Dank für diesen Bericht, der komplett ehrenamtlich und unentgeltlich erstellt wurde, geht an unser fantastisches FC PlayFair!-Team Nachhaltigkeit mit Sarah, Fabian, Michael, Emanuel, Dominik, Franzi, Janis, Jean und Stefan. Mit fairen Grüßen Jörn Kleinschmidt 1. Vorsitzender des FC PlayFair! e.V. Böblingen im August 2021 4
Inhaltsverzeichnis ÜBER DEN FC PLAYFAIR! E.V. ............................................................................................................................ 2 UNSER BEIRAT .................................................................................................................................................. 3 GRUßWORT...................................................................................................................................................... 4 INHALTSVERZEICHNIS ....................................................................................................................................... 5 1. ÜBERSICHT UND STRUKTUR DES BERICHTS .............................................................................................. 6 2. WIE DIESER BERICHT ENTSTAND .............................................................................................................. 8 3. DIE NACHHALTIGE LAGE DER LIGA 2021 ................................................................................................. 12 3.1 THEMENFELD SOZIALES ..................................................................................................................................... 12 3.2 THEMENFELD ÖKOLOGIE ................................................................................................................................... 27 3.3 THEMENFELD MANAGEMENT ............................................................................................................................. 43 4. FC PLAYFAIR!-KONZEPT ZUR ZERTIFIZIERUNG VON FUßBALL-CLUBS ...................................................... 52 5. AUF EIN LETZTES WORT ......................................................................................................................... 66 6. ANHANG: DIE CLUBS IM NACHHALTIGKEITS-PORTRAIT ......................................................................... 67 Stand der Recherche: 31. März 2021 5
1. Übersicht und Struktur des Berichts Der FC PlayFair! hat eine breit angelegte Nachhaltigkeits-Analyse der Bundesliga durchgeführt und dabei Bemerkenswertes zu Tage gefördert: Über 700 Aktivitäten haben die Vereine der Liga dokumen- tiert und kommuniziert. Das ist ein gutes Zeichen. Getreu dem Motto „Tue Gutes und rede darüber“ waren die Kommunikationsabteilungen der Clubs fleißig. Nachhaltigkeit darf nicht zum verheimlichten Wettbewerbsvorteil verkommen, sondern muss transparent sein und zur Nachahmung anregen. In diesem Sinne wollen wir ausführlich, neutral und konstruktiv über die Aktivitäten im Bereich der Nachhaltigkeit der Bundesligavereine berichten. Gleich zu Beginn wollen wir dem selbst formulierten Transparenzanspruch gerecht werden und doku- mentieren in Kapitel 2 “Wie dieser Bericht entstand” nachvollziehbar, wie die im Folgenden darge- stellten Erkenntnisse erlangt wurden. Darauf aufbauend finden sich in Kapitel 3 “Nachhaltige Lage der Liga” die Rechercheergebnisse, die die veröffentlichten Nachhaltigkeitsaktivitäten im deutschen Profifußball zum Stand März 2021 aus- führlich beleuchten. Die dargestellten positiven Beispiele für nachhaltiges Engagement der Fußballvereine finden sich schließlich in Kapitel 4 “FC PlayFair! Konzept zur Zertifizierung von Fußball-Clubs" als sogenannte Best Practices und liefern damit die Grundlage für das eigens entwickelte Audit. Im Rahmen dessen können sich interessierte Vereine - unterstützt durch den FC PlayFair! - offen, transparent und zielgerichtet in puncto Nachhaltigkeit weitgehend selbst evaluieren und somit ihre eigenen Aktivitäten im Themenfeld reflektieren und weiterentwickeln. Dabei ist es unser Kernanliegen, volle Nachvollziehbarkeit zu ge- währleisten, so dass Fans und andere Interessierte ein klares, unverwässertes Bild “ihres” Vereins be- kommen können. Schließlich fassen wir, nach einem kurzen Schlusswort (Kapitel 5 „Auf ein letztes Wort“), im Anhang - Kapitel 6: „Nachhaltigkeits-Aktivitäten der Fußball-Clubs“ – den aktuellen Stand für jeden einzelnen Verein aus unserer Sicht schlaglichtartig zusammen. Sicherlich subjektiv, selektiv und unvollständig – und damit ein idealer Ausgangspunkt für die weiterführende Diskussion! Das Kernthema aller Kapitel des Berichts ist Nachhaltigkeit. Diese mittlerweile zum Modewort gewor- dene Begrifflichkeit verstehen wir analog etablierter Standards als verantwortungsvolles Agieren mit Weitblick (“Enkeldenken”1), insbesondere durch soziales Engagement, die Schonung und Förderung von Natur und Klima sowie integres und faires Unternehmertum. Viele Maßnahmen der Clubs finden sich im Feld „Soziales“ wieder - ein klassisches Themenfeld des eingetragenen Vereins: Neben der Förderung des Sports und der Gesundheit werden im Verein auch implizit wichtige gesellschaftliche Werte wie Fairness und Respekt, Bildung, demokratische Prozesse, Führung und Leistungsorientierung vermittelt. 1 “Enkeldenken”: Das Agieren heute soll nicht zu Lasten nachfolgender Generationen sein. Die Welt (natürliche Ressourcen, Gesellschaft, Infrastruktur, …) soll für unsere Kinder und Kindeskinder so lebenswert wie möglich sein. 6
Und selbstverständlich fördern Vereine das Zusammenleben und die Integration von Menschen. Damit verbunden ist auch immer die Bekämpfung von Ausgrenzung, Rassismus, Homophobie und Misogynie sowie die Einhaltung grundlegender Menschenrechte. Auch im Themenfeld „Ökologie“ wird schon über viele Maßnahmen berichtet: Hier gibt es Vereine, die vorangehen und insbesondere beim Betrieb des Stadions neue, nachhaltige Wege beschreiten. Die Spanne der Maßnahmen reicht hier vom mittlerweile selbstverständlichen Mehrwegbecher in der Gastronomie bis hin zum vollständig klimaneutralen Stadion. Im Themenfeld „Management“ halten sich die Vereine eher bedeckt: Hier ist die Berichtslage dünn und gibt damit zu viel Raum für Unklarheit und Zweifel. Ob Mitbestimmung der Vereinsmitglieder, Bekenntnis zu „50+1“, integrer Wettbewerb, nachhaltige Finanzierung, Gehälter, Provisionen oder Ein- haltung von ethischen Geschäftspraktiken ̶ hier gibt es bisher offensichtlich nur wenige „gute Nach- richten“, über die Vereine gerne sprechen. 7
2. Wie dieser Bericht entstand In den letzten Jahren haben sich immer mehr Fußball-Bundesligisten sozial und nachhaltig für unsere Gesellschaft engagiert. Und getreu dem alten, bekannten Motto „tue Gutes und rede darüber“, haben sie auch fleißig darüber berichtet. Ob in den sozialen Medien, auf der Internetseite des Vereins, in News-Feeds oder gar in aufwendigen Nachhaltigkeitsberichten: Täglich erreichen den geneigten und interessierten Fan Nachrichten über die Aktivitäten der Clubs im Themenbereich Nachhaltigkeit. Als FC PlayFair! haben wir in 2020, kurz nach Ausbruch der Pandemie und im tiefsten, ersten Lockdown, unseren Ausschuss für „Nachhaltigkeit im Fußball“ einberufen. Viele FC PlayFair! Mitglieder haben sich von Anfang an eingebracht. Ob Anwalt, Unternehmensberater, Student, Ingenieur oder Sportwis- senschaftler: Ein breiter Querschnitt der Fan-Szene war von Anfang an mit dabei. Bildquelle: FC PlayFair! Eine erste Analyse der Aktivitäten dient der Strukturierung der Themenfelder In einer ersten Analyse haben wir uns eine Übersicht über die Aktivitäten der Vereine der ersten Liga verschafft: Hier waren schnell über 160 Aktivitäten gefunden, die auf den ersten Blick grundsätzlich einen Nachhaltigkeits-Aspekt hatten. 8
Im nächsten Schritt wurden die Aktivitäten den drei Kernthemen „Ökologie“, „Soziales“ und „Manage- ment“ zugeordnet und weiter differenzierte Themenfelder innerhalb der Kernthemen gebildet. Bildquelle: FC PlayFair! Anschließend stand die Frage im Raum, wie „wirksam“ die einzelnen Maßnahmen sind. Nur Maßnah- men, die langfristig wirken und eine tatsächliche Verbesserung der Situation erzielen, wurden in die Top-Kategorie aufgenommen. Maßnahmen, die lediglich eine zeitlich befristete Wirkung haben oder Schaden, z.B. Umweltbelastung, nur kurzfristig verhindern, wurden in ihrer Wirksamkeit niedriger ein- gestuft. Die Detailanalyse der Vereine zeigt eine große Zahl von Aktivitäten aber auch offene Flanken Mit dieser strukturierten Differenzierung in Themenfelder und Wirksamkeit wurden dann alle Bundes- ligisten der Saison 2020/21 sowie ausgewählte Clubs der zweiten Liga (Hamburger SV und FC St. Pauli) detailliert analysiert. Dabei wurden die Veröffentlichungen der Vereine auf der Homepage oder im Rahmen von Berichten gesichtet, dokumentiert, zugeordnet und bewertet. So entstand die beeindru- ckende Liste von annähernd 700 Aktivitäten, die Basis für diesen Bericht sind. Neue Ideen und Maß- nahmen, die danach umgesetzt wurden werden in einem Update dieses Berichts Berücksichtigung fin- den. Dann werden wir auch die Aktivitäten der zwei neuen Bundesligisten VfL Bochum und Greuther Fürth analysieren und bewerten. Die besten Ideen stellen wir in diesem Bericht, nach Themenfeldern sortiert, ausführlich vor. Diese Ideen sollen alle anderen Vereine inspirieren und Anregung für eigene Aktivitäten geben. Fehlende Ideen und Aktivitäten gibt es natürlich auch. Von vielen Vereinen hat man sich als Fan mehr versprochen: Mehr Bewusstsein für Klimaschutz, ein kritischer Umgang mit den Geschäftspraktiken von Investoren und Sponsoren, nachhaltiges Wirtschaften mit den riesigen Summen und Begrenzung der Verschuldung, ein selbstkritischer Umgang mit steigenden Gehältern, mehr Engagement für den Erhalt der Integrität des Wettbewerbs, die Förderung des Amateur- und Breitensports sowie mehr Diversität in den Gremien und Posten, um nur einige Themen zu nennen. Es bleibt also noch ganz viel Luft nach oben! Hier müssen nicht nur die Vereine, sondern auch die Liga und der DFB als Verband noch Hausaufgaben machen. Ein Ziel muss es sein, nachhaltiges Agieren und Wirtschaften auch in die Lizenzierungsordnung der DFL zu bringen. Der Nachweis der Liquidität für die nächsten 18 Monate darf 9
nicht mehr alleiniges Kriterium zur Vergabe der Spiellizenz sein; auch das nachhaltige Wirtschaften und ethische Verhaltensweisen müssen zukünftig nachgewiesen werden. Rating der Vereine Natürlich darf bei keiner Nachhaltigkeits-Analyse der Bundesliga ein Rating der Vereine fehlen. Wir haben die Aktivitäten der einzelnen Bundesligisten in sechs zentralen Themenfeldern miteinander verglichen und subjektiv in drei Tabellenregionen einsortiert: Spitzengruppe, Mittelfeld und Nachzüg- ler. Dabei war es wichtig, tatsächlich eine Abstufung zu erzielen: Es kann nicht die Mehrheit der Vereine in der Spitzengruppe sein. Die Differenzierung soll einerseits die bisher vorbildlichen Vereine lobend hervorheben, andererseits das Mittelfeld und die Nachzügler motivieren, sich an den Top-Teams zu orientieren und entsprechend nachzulegen. Beispiele und Ideen zeigt dieser Bericht auf. Die Methodik des Ratings sowie Auswertung und Darstellung der Ergebnisse orientiert sich stark an der Vorgehensweise des CHE Rankings für Hochschulen und akademische Einrichtungen. Dabei wer- den die Institute ebenfalls in drei Gruppen (Spitzengruppe, Mittelgruppe und Schlussgruppe) einge- teilt. In der Farbkodierung weichen wir jedoch von der CHE-Methodik ab: Die Nachzügler in unserem Bericht werden mit einem roten Punkt (statt einem blauen) bedacht. Nachhaltigkeits-Rating Erklärung: Das ist das aktuelle Nachhaltigkeits-Rating der Fußball-Bundesligisten in Deutschland (Stand Juli 2021) 1 Nachzügler 2 Mittelfeld 3 Spitzengruppe 1. Verantwortungsvolles Wirtschaften 2. FairTrade, FairWork 3. Klimaneutralität fördern 4. Abfall, Abwasser, etc. reduzieren (Ressourcenschonung) 5. Förderung von Region & Nachwuchs 6. Vorbild, Multiplikator für gesellschaftliche Werte Verein Werte Region Abfall Klima FairTrade Ökonomie 1. FC Köln 1. FC Union Berlin 1. FSV Mainz 05 Arminia Bielefeld Bayer 04 Leverkusen Borussia Dortmund Borussia Mönchengladbach Eintracht Frankfurt FC Augsburg FC Bayern München FC Schalke 04 FC St. Pauli Hamburger SV Hertha BSC RB Leipzig SC Freiburg TSG Hoffenheim VfB Stuttgart VfL Wolfsburg Werder Bremen Bildquelle: FC PlayFair! 10
Nicht nur berichten, sondern aktiv Nachhaltigkeit entwickeln Als FC PlayFair! wollen wir keine Besserwisser sein, sondern Bessermacher. Das ist auch der Anspruch, den unser Vereinsbeirat Claus Vogt (Präsident des VfB Stuttgart 1893 e.V.) gerne formuliert. Deswegen haben wir es nicht bei der Berichterstattung belassen, sondern aus den positiven Beispielen ein „Best of“ entwickelt, das die Basis für ein Audit-Programm darstellt. Vereine können sich an diesen „Best Practices“ messen und ihre eigene Position im Vergleich zu den guten Beispielen aus der Liga ermitteln. Positiver, aber gewollter Nebeneffekt: Schon beim Audit werden neue Ideen entwickelt und Ansporn für eine Weiterentwicklung der Aktivitäten gegeben. Es gibt allerdings viele Themenfelder mit Luft nach oben. Da können viele Vereine noch eine Schippe drauflegen und die offensichtlichen Lücken identifizieren und möglichst bald und nachhaltig schließen. Für die Vereine in der Spitzengruppe gilt es aber ebenso, neue „Best Practices“ für die Liga zu entwi- ckeln und sich nicht auf ihren Lorbeeren auszuruhen. Unser Anliegen - im Gegensatz zu professionellen Audits durch bekannte Zertifizierer - ist es, dass die teilnehmenden Vereine ihre Ergebnisse und Ideen transparent machen: Die Anspruchsgruppen an den Verein, also Mitglieder, Fans, Öffentlichkeit, Presse, Partner und Sponsoren, sollen sehen, wo ihr Ver- ein tatsächlich in Bezug auf Nachhaltigkeit steht und welche Möglichkeiten zur Weiterentwicklung noch bestehen. Zu dieser Transparenz tragen natürlich auch qualifizierte, eigene Berichte der Clubs bei; hier ist beispielhaft der VfL Wolfsburg zu nennen, der einen sehr ausführlichen und transparenten Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht. Unser FC PlayFair! Nachhaltigkeits-Audit stellen wir ausführlich in Kapitel 4 vor. Die Bildrechte der benutzten Bilder haben wir bei den Vereinen angefragt und benutzen daher nur Bilder, die freigegeben wurden. Wir haben übrigens alle Bilder verlinkt, um die Verbindung zur Origi- nalquelle zu ermöglichen. Sollte die Darstellung eines Bildes doch nicht gewünscht sein, so kontaktie- ren Sie uns bitte gleich. 11
3. Die nachhaltige Lage der Liga 2021 3.1 Themenfeld Soziales Den größten Anteil im Themenkomplex Nachhaltigkeit hat innerhalb der Bundesliga aktuell das The- menfeld „Soziales“. Alle Bundesligisten engagieren sich sozial – über die Hälfte aller von den Bundes- ligisten kommunizierten Engagements im Bereich der Nachhaltigkeit fällt in diese Kategorie. Zudem zeigt sich hier eine immense Vielfalt der Aktivitäten der verschiedenen Proficlubs. Wir sehen das als einen Hinweis darauf, dass nicht nur einige Pflichtaufgaben erfüllt werden, sondern auch ganz gezielt dort angesetzt wird, wo Unterstützung und direkte Hilfe nötig ist. Dies äußert sich in den un- terschiedlichsten Aktionen. Festzuhalten ist, dass alle Bundesligisten ihre prominente, medial präsente Position nutzen, um als Vorbild und Multiplikator gesellschaftlicher Werte zu fungieren. Weihnachtsbesuche und Spendenaufrufe So besuchen zahlreiche Vereine anlässlich des Weihnachtsfests regionale Krankenhäuser, meist in Be- gleitung des Maskottchens und einzelner Spieler, die dann gemeinsam Plätzchen, Geschenke und oft- mals auch einen Scheck überreichen. Beim FC Schalke 04 und beim VfL Wolfsburg sind derartige Akti- onen mittlerweile fester Bestandteil des sozialen Engagements. Auch wenn sie gesamtgesellschaftlich nicht den größten Einfluss haben, ist es schön, dass vor allem Kinder und Angehörige auf den Kranken- stationen zumindest für einen Moment nicht nur an ihre Behandlung denken müssen, sondern strah- len und glücklich sein können. Weitere Maßnahmen im Rahmen der Vorbildfunktion, die bei einer Vielzahl von Vereinen zu finden waren, sind Aufrufe zur Blut- oder Stammzellenspende. Bayer 04 Leverkusen engagiert sich bereits seit 2013 für die DKMS und unterstrich sein Engagement bereits vor 8 Jahren mit einem entsprechenden Sondertrikot. Bildquelle: Bayer 04 Leverkusen Da viele Menschen aus Sorge und Angst um die Ausbreitung des Coronavirus nicht mehr zum Blutspen- den gingen, rief beispielsweise Borussia Dortmund mitten in der Corona-Pandemie zur Blutspende auf. Auch RB Leipzig engagierte sich in diesem Bereich, indem anlässlich eines Spieltags die 12
Möglichkeit gegeben wurde, sich bei der DKMS als Stammzellenspender zu registrieren und Blutkrebs- patienten damit potenziell eine zweite Lebenschance zu geben. Bildquellen: DKMS Erinnerungskultur wird in vielen Vereinen gelebt Doch nicht nur die Gegenwart und der Blick in die Zukunft sind entscheidend. Vor allem für deutsche Proficlubs ist es besonders wichtig auch zurück in die Vergangenheit zu schauen, insbesondere die Zeit des Zweiten Weltkriegs, in der alleine vier Millionen Juden in Konzentrationslagern wie beispielsweise Auschwitz auf brutalste Art und Weise ermordet wurden. In Rahmen der Initiative „!NieWieder – Er- innerungstag im Deutschen Fußball“ gedenken die Vereine der 1. und 2. Bundesliga im Januar den Opfern des Nationalsozialismus und tragen somit ihren Teil zur Erinnerungskultur bei, um zu verhin- dern, dass sich etwas Derartiges wiederholen kann. Auch darüber hinaus engagieren sich manche Clubs wie beispielsweise der FC Schalke 04 für die Erinnerungskultur in den eigenen Kreisen, so be- suchten in den vergangenen Jahren Gruppen von Schalke-Anhängern die Konzentrationslager in Auschwitz oder Buchenwald, um sich selbst vor Augen zu führen, wie das Leben in einem Konzentrati- onslager aussah und um das Andenken an diejenigen, die unter der Zeit des Nationalsozialismus gelit- ten haben, zu bewahren. Klare Kante gegen Rassismus - Bekenntnis zu Vielfalt und Integration Ähnlich dem Erinnerungstag sind auch Aktionsspieltage oder Vielfaltswochen, wie beispielsweise beim 1. FC Köln und beim VfL Wolfsburg. So zeigten die Rheinländer im Rahmen des Heimspiels gegen den 1. FC Heidenheim klare Kante gegen Rassismus, um auf die Problematik an sich aufmerksam zu ma- chen und auch um zu zeigen, dass Vielfalt in unserer Gesellschaft als Vorteil genutzt werden kann. Der VfL Wolfsburg geht dabei noch einen Schritt weiter und behandelt gleichzeitig die Themen Diskri- minierung, Rassismus und Inklusion und schafft während den Vielfaltswochen zahlreiche Begegnun- gen verschiedener Gruppen, um die Menschen zueinander zu bringen und für Weltoffenheit zu mobi- lisieren. So können alle Teilnehmer mit Leuten ins Gespräch kommen, neue Kulturen und neue Berei- che kennenlernen, um dadurch einen persönlichen Beitrag zum Thema Vielfalt leisten zu können. Oftmals sind solche Aktionsspieltage auch gekoppelt mit Sondertrikots. So tauschte der VfB Stuttgart seinen traditionell roten gegen einen regenbogenfarbenen Brustring und auch Kölns Hauptsponsor Rewe tauschte seine Farben. Eintracht Frankfurt, bekannt für ihr Engagement gegen Rassismus und 13
Diskriminierung, lief mit dem Schriftzug „Platz für Vielfalt“ und den Nationalflaggen der Eintracht- Spieler auf. Bildquellen: VfB Stuttgart, indeed Einblicke in die Grundsätze des Vereins Besonders lobenswert im Bereich Vorbildfunktion und Multiplikator für gesellschaftliche Werte sind transparente Einblicke in die Vereinssatzung, in Leitbilder oder Ethik Kodexe. Unter anderem geben der FC Schalke 04 und der SV Werder Bremen jedem Menschen Aufschluss darüber, welche Werte beim Verein fest verankert sind und nach welchen Prinzipien im Verein gehandelt werden soll. So heißt es beispielsweise im Leitbild von Schalke 04: „[…] 5. Wir begegnen uns in der Schalker Vereinsfamilie mit ihren vielfältigen Strukturen respektvoll und auf Augenhöhe. Auch bei kritischen Themen sind wir tolerant gegenüber anderen Meinungen und nehmen Rücksicht auf die Belange der Anderen. Der Dialog zwischen Vereinsorganen, Mitgliedern und der vielschichtigen Fan-Szene ist offen und vertrauensvoll. […] 8. Von uns Schalkern geht keine Diskri- minierung oder Gewalt aus. Wir zeigen Rassismus die Rote Karte und setzen uns aktiv für Toleranz und Fairness ein.“ Zusätzlich zum Leitbild existiert bei Schalke 04 auch ein Verhaltenskodex, in dem Werte wie Integrität, Ehrlichkeit oder auch Respekt verankert sind. Auch der SV Werder Bremen verpflichtet sich in seinem Ethik Kodex zu ähnlichen Werten und schreibt seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor, sich diesem zu verpflichten: „Ich bedenke immer, wie mein Handeln das Ansehen des Vereins beeinflussen kann, und dass ich ein/e Botschafter/in vom SV Werder Bremen und des Sports bin. Ich verpflichte mich einzugreifen, wenn in meinem Umfeld gegen diesen Kodex versto- ßen wird und ich werde die Verantwortlichen des Vereins darüber informieren. Ich achte aber auch darauf, dass niemand durch 14
ungeprüfte Falschanschuldigungen in Missgunst gebracht wird. Ich bin mir bewusst, dass Verstöße gegen den SV Werder Bremen Kodex vereinsschädigendes Verhal- ten darstellen. Dieses kann Sanktionen bis zum Vereinsausschluss nach sich ziehen.“2 Es ist zwar klar, dass ein reines Commitment der Mitarbeiter nicht automatisch dazu führt, dass nie- mand im Verein diese Werte jemals verletzen wird. Die Transparenz und Ehrlichkeit in den gezeigten Beispielen bewirken aber, dass Mitglieder und Fans das Verhalten von Spielern und Verantwortlichen auf Basis des Leitbilds oder des Kodex bewerten und einordnen können und dass nach außen klar kommuniziert wird, für welche Werte der Verein steht. Bildung für Heranwachsende Für Profivereine mit einer derartigen Strahlkraft sollte es selbstverständlich sein, diese Werte nicht nur zu kommunizieren, sondern sie zu leben und an Heranwachsende zu vermitteln. Egal ob Diskriminie- rung, Nachhaltigkeit, Inklusion oder andere gesellschaftspolitische Themen, jeder Verein kann etwas tun, um diese Themen den Kindern und Jugendlichen näher zu bringen. Beim FC Augsburg wird mit dem Verein Show Racism the Red Card – Deutschland e.V. zusammengearbeitet. Bereits seit zehn Jahren finden im Stadion regelmäßig Workshops statt, um gemeinsam mit Profis des FC Augsburg über die Themen Rassismus und Diskriminierung zu diskutieren. Auch beim SC Freiburg finden ähnliche Workshops statt, dabei stehen allerdings Nachhaltigkeit und der schonende Umgang mit Ressourcen im Vordergrund. Den jungen Fans wird dabei vermittelt, welche Konsequenzen der Klimawandel für die Erde und somit auch für einen selbst hat und was jeder Einzelne tun kann, um der Erderwärmung entgegenzuwirken. Dieses Engagement betrifft in Freiburg allerdings nicht nur den Nachwuchs, auch Mitarbeiter werden auf Energieschulungen dafür sensibilisiert, im Alltag Energie zu sparen. Beim VfB Stuttgart gibt es das sogenannte „VfB Lernzentrum“, in dem Jugendlichen bei ganztägigen Workshops verschiedenste Kompetenzen beigebracht werden. So gibt es die Workshops „Gewaltprävention, Zivil- courage und Fairplay“, „kulturelle Identität und Herkunft“, „Mehr als ein Spiel. Gruppenbezogene Men- schenfeindlichkeit im Fußballkontext.“ und „Und das Spiel ist…Demokratie!“. Die Workshops im VfB Lernzentrum sind unentgeltlich und werden von pädagogischen Fachreferenten des VfB Fanprojekts begleitet. Bildquelle: VfB Stuttgart 2 Der Werder Ethik Kodex. https://www.werder.de/de/werder-bewegt/ueber-werder-bewegt/werder-ethik-kodex/ (abgerufen am 16.03.2021). 15
Bei Mainz 05 wird mit dem „05er Klassenzimmer“ ein ganz ähnliches Projekt umgesetzt. Hierzu koope- riert der FSV mit 30 Partnerschulen, deren Schülerinnen und Schüler in insgesamt sechs Modulen zu verschiedenen sozialen Themen zahlreiches Wissen erwerben können, das die emotionalen, sozialen und mentalen Kompetenzen der Kinder nachhaltig stärkt. Fair Trade und Fair Work: Hier gibt es noch viel zu verändern! Stellen sich die Vereine im Bereich Vorbild und Multiplikator für gesellschaftliche Werte weitestgehend gut auf, so besteht im Bereich FairTrade bzw. FairWork mancherorts noch Nachholbedarf. Die Kom- munikation von transparenten und/oder zertifizierten Geschäftspraktiken im Sinne von FairTrade oder vergleichbaren Standards ist in der Bundesliga noch eine Ausnahme. Besonders lobenswert sind daher Vereine, die sich bereits jetzt nachhaltig mit dem Thema auseinan- dersetzen und eigene Projekte umsetzen. So geschehen beispielsweise beim FC St. Pauli: Nachdem auf der Mitgliederversammlung 2016 die Idee, alle Merchandise-Artikel in Zukunft ökologisch und sozial fair zu produzieren, auf große Zustimmung bei Mitgliedern und Verantwortlichen traf, wurde ein Ar- beitskreis bestehend aus Mitarbeitern und Mitgliedern des FC St. Pauli gegründet, um das Thema ge- meinsam mit Experten im Bereich Nachhaltigkeit anzugehen. So sind heute zahlreiche faire Textilien im Shop des FC St. Pauli erhältlich, die mit dem Siegel „GOTS – Global Organic Textile Standard“ zer- tifiziert sind. Außerdem trennte sich der Verein vom vormaligen Ausrüster Under Armour, um ab der Saison 2021/2022 in Trikots und Trainingsanzügen der auf nachhaltige Weise eigenproduzierten Team- sportkollektion „DIIY“ aufzulaufen. Bildquelle: David Bayliss on Unsplash Die TSG Hoffenheim gründete sogar eine eigene neue Lifestyle-Marke namens „umoja“, die sowohl in Deutschland als auch in Uganda eine soziale und ökologische Entwicklung fördern soll. Die Produkte sind mit dem Siegel „Cotton made in Africa“ zertifiziert, was bedeutet, dass die Herstellung der Baum- wolle garantiert nachhaltig ist. Allerdings schließt diese Zertifizierung weitere Verarbeitungsschritte 16
nicht mit ein. Die TSG, die drei Mal selbst vor Ort in Uganda war und den gesamten Produktionsprozess gemeinsam mit einer Gutachterin unter die Lupe genommen hat, erachtet die anderen Aspekte wie Arbeitsbedingungen, Lohn, Ausbildung, etc. als vergleichsweise gut und schreibt dazu auf der vereins- eigenen Website: „Die gesamte Wertschöpfung, vom Baumwollanbau bis hin zum fertigen Produkt fin- det unter fairen und sicheren Arbeitsbedingungen in Uganda statt.“ Besonders erwähnenswert im Themenbereich FairTrade, FairWork ist auch die Studie „Die Vereine im Ranking – so fair sind ihre Shops“ von der gemeinnützigen Organisation cum ratione. Den ersten Platz in der Studie belegt dabei der 1. FC Union Berlin, der mit circa 100 fair produzierten Produkten mit Abstand die meisten zertifizierten Produkte im Online-Shop aufweist. Mit dem eigenen DUFTE-Label werden die Produkte gekennzeichnet, „[…] die aus Baumwolle aus kontrolliert biologischem Anbau hergestellt oder aus recycelten Materialien wiedergewonnen werden.“3 So schafft der Club den Bezug der Fanartikel zum Verein und macht es den Fans dennoch einfach, die Produkte zu erkennen und zu finden. Bildquelle: Markus Spiske on Unsplash Teilhabe für Jedermann Ein weiteres Themenfeld im Bereich Soziales ist die Teilhabe für jedermann beziehungsweise Nahbarkeit. Proficlubs haben zahlreiche Fans mit unterschiedlichen Handicaps, daher ist es wichtig, Spieltage barrierefrei zu gestalten. So stellt die Mehrheit der Vereine beispielsweise Plätze für Rollstuhlfahrer, Kommentatoren für Sehbehinderte oder auch Toiletten für Men- schen mit schwerer Behinderung zur Verfügung. Derartige Maßnahmen sind äußerst wichtig, da der Fußball für alle da ist und es somit auch allen ermöglicht werden sollte, an einem Spieltagbe- suchs teilzuhaben. 3 DUFTE – Die umweltfreundlichen Fanartikelangebote. https://www.union-zeughaus.de/union-berlin/dufte.htm (abgerufen am 17.03.2021). 17
Manche Vereine, wie die beiden Clubs aus Hamburg - St. Pauli und der HSV - bieten sogar über den Spieltag hinaus für Menschen mit Handicap Projekte an, an denen die Fans aktiv teilhaben können. So gibt es beim FC St. Pauli ein Blindenfußball-Team mit zwölf aktiven Spielern, der HSV stellt eine Inklu- sionsmannschaft, bestehend aus 15 Kinder mit Handicap, die entweder Schülerin oder Schüler an der Stadtteilschule am Heidberg sind oder das Förderzentrum am Hasenstieg in Norderstedt besuchen. Bildquelle: HSV Doch auch für Menschen ohne Behinderung, deren Gesundheit allerdings erheblich auf dem Spiel steht, setzt sich vereinzelt Bundesligisten ein. So gibt es bei Borussia Mönchengladbach das Projekt „Fußballfans im Training“, das sich explizit an übergewichtige Fans richtet, um das Krebsrisiko zu sen- ken. Um der gesellschaftlichen Verantwortung für alle Altersgruppen gerecht zu werden, wird bei eini- gen Vereinen ein Projekt für Menschen höheren Alters angeboten. Beim SV Werder Bremen und beim VfL Wolfsburg gibt es die Programme „60plus“ und „WölfeClub 55plus“, die es den äl- teren Mitgliedern ermöglichen, mit ihrem Verein an verschiedenen Veranstaltungen in den Berei- chen Sport, Gesellschaft und Kultur teilzuneh- men. Beim „Walking Football“ in Wolfsburg kön- nen die Mitglieder ihrem Lieblingssport weiterhin ausüben, nur eben in einer dem Alter angepass- ten Geschwindigkeit. Bildquelle: SV Werder Bremen 18
Doch auch im Bereich Flüchtlingsarbeit können sich Profivereine engagieren. Auch hier ist der SV Wer- der Bremen tatkräftig dabei, sei es im Rahmen des Projektes „Spielraum“, bei dem in vier Stadtteilen Bremens offene Fußballtrainings angeboten werden oder über außersportliche Aktivitäten wie Aus- flüge, Ferienprogramme oder Filmdrehs. In Frankfurt engagierte sich die Eintracht bereits 2015 für Geflüchtete, indem sie Trainingscamps für Jugendliche organisierte. Zusätzlich dazu wurde versucht, die Spieler nach dem Camp in leistungsent- sprechenden Amateurvereinen zu integrieren. Bildquelle: Mika Baumeister on Unsplash Es wird niemanden wundern, dass sich auch der FC St. Pauli im Bereich Flüchtlingsarbeit engagiert, dazu gibt es den Arbeitskreis „KICK THE BORDERS – refugees welcome“. Dieses Engagement reicht sogar über die Grenzen Deutschlands hinaus. So startete St. Pauli 2018 gemeinsam mit dem Projekt „Seehilfe“ ein einwöchiges Fußballcamp, bei dem unter anderem Ewald Lienen und einige Nachwuch- strainer der Hamburger vor Ort waren, um den Geflüchteten Abwechslung zum Alltag zu bieten. Ele- mentarer Bestandteil des Camps war die Teilnahme von einheimischen Jugendlichen, sodass die Ge- flüchteten nicht nur unter sich waren, sondern in die regionalen Strukturen integriert wurden, um für mehr Vielfalt und Toleranz zu sorgen. Auch auf diesem Themengebiet zeichnet sich eine Sache ganz klar ab: Es gibt zahlreiche Möglichkeiten für jeden Verein, wie man die Nahbarkeit des Clubs fördern und dabei gezielt jeden Menschen am Sport teilhaben lassen kann. Unterstützung der Region und internationale Projekte Für einen Bundesligaverein ist die lokale Verankerung meist von enormer Bedeutung, da viele Men- schen so zu ihrem Herzensverein kommen und da der Club eigentlich immer eng mit der Stadt verbun- den ist. Es gibt viele Möglichkeiten für die Bundesligisten der Stadt und der Region etwas zurückzuge- ben, sei es über Geldspenden, soziale Hilfe oder über Projekte für den Nachwuchs. Hier finden sich viele Aktivitäten der Vereine. 19
Das European Football for Development Network fördert und unterstützt eine Reihe von CSR-Aktivi- täten rund um den Fußball. Neben Bayer 04 Leverkusen engagieren sich noch weitere Bundesligaver- eine wie der FC Schalke 04, der 1. FSV Mainz, Werder Bremen und der VfL Wolfsburg aktiv in der EFDN. Bildquelle: Bayer 04 Leverkusen Engagement finanzieller Natur oftmals über Stiftungen Ein Konzept, das sich über die letzten Jahre im Bereich des sozialen Engagements etabliert hat, sind vereinseigene Stiftungen, wie beispielsweise der „FC Bayern Hilfe e.V.“ oder auch „Der Hamburger Weg“. Beim „FC Bayern Hilfe e.V.“ kommen alle Spenden Hilfszwecken zugute, so wurden im Jahr knapp 1.300.000€ für verschiedenste Einrichtungen, Vereine oder Stiftungen gespendet. Dadurch er- hielten zahlreiche Clubs aus der Regionalliga und den Bayernligen finanzielle Hilfe vom FC Bayern, die sie gerade in diesen Zeiten unbedingt gebrauchen können. Beim Hamburger SV gibt es seit mittlerweile knapp sechs Jahren die Stiftung „Der Hamburger Weg“, bei der der Fokus auf der Förderung des Nachwuchses in den Bereichen Sport, Soziales und Bildung liegt. Im Rahmen der Förderaktion „Hamburg helfen“, bei der über den Verkauf von Gesichtsmasken eine nennenswerte Geldsumme gesammelt wurde, konnten insgesamt 94.466,48€ an zwölf soziale Einrichtungen, darunter unter anderem „Der Deutsche Kinderschutzbund Landesverband Hamburg e.V.“, „Die Arche Hamburg – Christliches Kinder- und Jugendwerk e.V.“ oder auch an die „Off Road Kids Stiftung – Streetwork-Station Hamburg“ gespendet werden. Bildquelle: HSV 20
Doch nicht nur über die Stiftungen, sondern auch über die Vereine selbst wird vielerorts Geld gesam- melt. Beliebt ist bei einigen Vereinen ein sogenanntes Charity Golf Turnier, das unter anderem beim FC Bayern München, bei Borussia Mönchengladbach und beim FC St. Pauli schon zur Tradition ge- worden ist. An den Golfturnieren nehmen meist sowohl Spieler als auch Verantwortliche des Vereins teil. In den vergangenen Jahren wurden so Rekordsummen in Höhe von 80.000€ (FC Bayern), ca. 30.000€ (FC St. Pauli) und 92.800€ (Borussia Mönchengladbach) erspielt, die daraufhin für den guten Zweck genutzt wurden. Bildquellen: FC Bayern München, Borussia Mönchengladbach Eine weitere Möglichkeit, die von vielen Vereinen genutzt wird, um Geld für Spenden zu generieren sind Auktionen, oftmals von sogenannten „Matchworn-Trikots“, also Kleidung, die die Spieler wäh- rend des Spiels getragen haben oder von signierten Shirts. So kann ein Trikot bei Plattformen wie „Uni- ted Charity“ oder „Matchwornshirt“ für eine Summe von ca. 300 bis 600€ erworben werden, meist wird allerdings nicht der gesamte Betrag, sondern wie beispielsweise bei Werder Bremen 79% des Geldes an soziale Zwecke gespendet. Auch Borussia Dortmund und der FC Augsburg führten in letzter Zeit derartige Aktionen durch. Bildquellen: BVB, United Charity So engagiert sich die Bundesliga in der Corona-Krise Besonders medial präsent war in der letzten Zeit das soziale Engagement der Proficlubs im Rahmen der Corona-Krise. Eines der bekanntesten Beispiele dürfte dabei die Aktion „WeKickCorona“ der bei- den Nationalspieler Leon Goretzka und Joshua Kimmich gewesen sein, zu der der FC Bayern München 21
seinen Teil beitrug. Im Rahmen des Champions League-Achtelfinals gegen den FC Chelsea hätten in der Allianz Arena Schals im Stadion verteilt werden sollen, bekanntlich waren zu diesem Spiel keine Zu- schauer im Stadion zugelassen. So ließ der FC Bayern von regionalen Unternehmen aus den Schals Masken fertigen, die anschließend verkauft wurden. Anlässlich dieser Aktion spendete der FC Bayern eine Summe von 250.000€ an „WeKickCorona“, um auf diese Weise soziale Einrichtungen und karita- tive Vereine zu unterstützen, die unter der Corona-Krise besonders leiden. Bildquelle: FC Bayern München Während der Corona-Pandemie fassen einige Bundesligisten ihr Engagement mithilfe einer eigenen Kategorie, die auf den Websites oftmals als eigener Reiter dargestellt wird, zusammen. So gründete die TSG 1899 Hoffenheim mit dem „TSG hilft e.V.“ einen Hilfsfonds, bei dem jeder spenden oder auch Hilfe beantragen kann. Darüber hinaus unterstützen die Kraichgauer, wie viele andere Bundesligisten auch, www.lokalfreun.de, eine Spendenaktion von Coca-Cola in Kooperation mit dem DEHOGA Bun- desverband4. Dadurch kann die Gastronomie und vor allem die Lokale, die normalerweise auf den Spielbetrieb mit Zuschauern angewiesen sind, von jedem Fan unterstützt werden. Beim FC Augsburg fällt das gesamte Corona-Engagement unter das Motto #augsburghältzusam- men2020. Gemeinsam mit Partnern und Fans organisierten die bayerischen Schwaben unter anderem eine digitale Spendenplattform, den Verkauf eines Motto-Shirts, ein Getränke-Geschenk für Pflegeper- sonal und weitere Hilfsprojekte. Das Geld kam insgesamt circa 60 Augsburger Kneipen, Einzelhändlern und Restaurants zugute. Bildquellen: TSG Hoffenheim, FC Augsburg 4 Deutscher Hotel- und Gaststättenverband 22
Beim Hauptstadtclub Hertha BSC gab es wie in Augsburg ein Projekt, um die lokalen Gaststätten zu retten. Die Aktion „Herthakneipe“ wurde vom Bündnis „Blau-weißes Stadion“ ins Leben gerufen, das sich normalerweise für eine reine Fußballarena der Herthaner einsetzt. Im Rahmen der Corona-Pan- demie fand an einem Fußballnachmittag, Samstag um 15.30 Uhr, ein Zoom-Meeting statt, bei dem virtuell angestoßen wurde. Die Teilnehmer wurden dazu aufgerufen, die Kosten, die sie eigentlich in der Kneipe oder im Lokal ausgeben würden, via PayPal zu spenden. Die Summe von insgesamt 2.000€ wurde dann an die Gaststätten ausgeschüttet, die einen Bezug zu Hertha BSC haben. Die Aktion schaffte es beim Derby gegen den 1. FC Union Berlin sogar auf das Trikot der Hertha. Zusätzlich dazu starteten die Berliner noch andere Aktionen wie #helpers4free, bei der Partner und Business Club-Mitglieder von Hertha BSC auf die Kartenkontingente der Heimspiele, die noch zu spie- len waren, verzichteten. So kam eine stolze Zahl von 5.000 Eintrittskarten zusammen, die bei Wieder- aufnahme des Spielbetriebs Helferinnen und Helfern aus systemrelevanten Berufen umsonst zur Ver- fügung gestellt werden. Bilderquelle: Hertha BSC Eine Gruppe, die besonders unter der Corona-Krise leidet, da sie nicht mehr zusammen Fußball spielen kann und auch das Training missen muss, sind Kinder. Dahingehend haben sich der Sport-Club Freiburg und der VfB Stuttgart etwas überlegt, um die Kleinen bei Laune zu halten und um ihnen die Möglichkeit zu geben, sich fußballerisch weiterzuentwickeln. So gibt es beim VfB die sogenannte „VfB Trickkiste“ und beim SC Freiburg die Aktion „Zurück auf den Platz“, beides Übungssammlungen der jeweiligen Fußballschulen, mit der die Kinder ihre Fähigkeiten mit und ohne Ball ausbauen können. In Stuttgart hat man extra dafür sogar eine App entwickelt, mit der die Kinder jede Übung im Zimmer durchführen können. Bildquelle: Adrià Crehuet Cano on Unsplash 23
Corona-Engagement für Bedürftige Für die Menschen, die es schon vor dem Einbruch der Corona-Pandemie nicht leicht hatten, setzen sich die Profivereine weiterhin ein. So hat der 1. FC Köln im Stadtteil Sülz eine Lebensmittel-Ausgabe- stelle eröffnet, bis Ende 2021 sollen es insgesamt sechs werden. Gemeinsam mit der Kölner Tafel set- zen sich die Domstädter für die Versorgung der Bedürftigen in der Stadt ein und verstärken auf diese Art und Weise ihre Bindung zur Region. Die Angestellten des 1. FC Köln bekommen im Jahr zwei Ar- beitstage zur Verfügung gestellt, an denen sie bei der Tafel beziehungsweise bei den Lebensmittel- Ausgabestellen arbeiten können. Bildquelle: 1. FC Köln Auch auf St. Pauli ist der Teil derer, die wenig bis gar nichts besitzen, nicht zu übersehen. Daher schaut man beim FC St. Pauli nicht weg, sondern setzt sich aktiv dafür ein, dass zumindest die Grundbedürf- nisse jener Menschen gedeckt werden, die viele Tage im Jahr auf der Straße verbringen. Dazu unter- stützt der FC St. Pauli den Not-Duschbetrieb von „Bäderland“ und „GoBanyo“ sowohl personell als auch logistisch. Den Obdachlosen soll so auch trotz Corona-Pandemie die Möglichkeit gegeben wer- den, sich zu waschen, zu duschen, Zähne zu putzen oder auch die Kleidung zu wechseln. Mitarbeiter und Fans des Kultclubs unterstützen dabei tatkräftig an den Angebotstagen, zudem hilft der Verein bei der Planung und Vorbereitung und stellt die entsprechende Infrastruktur zur Verfügung. Außerdem ruft der Verein seine Fans dazu auf, Geld für Hotelübernachtungen für Obdachlose zu spenden. In den vergangenen Jahren konnte der FC St. Pauli zahlreiche Obdachlose in den Wintermonaten in großen Hallen unterbringen, pandemiebedingt ist das aktuell nicht möglich. Aus diesem Grund sammelt der Verein Geld, um das Leben und die Sicherheit der Obdachlosen zu gewährleisten. Bildquelle: Jon Tyson on Unsplash 24
Beim VfB Stuttgart setzte man sich im Dezember anlässlich des Weihnachtsfests für Menschen in Not- lage ein. Pandemiebedingt legte der VfB dieses Mal den Fokus auf Vereine, die sich um Menschen ohne festen Wohnsitz kümmern, wie beispielsweise der „Trott-war e.V.“ oder der „Schlupfwinkel e.V. Stuttgart“. Gemeinsam mit der Profimannschaft, VfBfairplay und Stars4kids wurden so mehr als 100 Pakete zusammengestellt, die dann den Einrichtungen zugutekamen. Mit Decken, Schlafsäcken und anderen notwendigen Artikeln für die Winterzeit unterstützte der Club aus Cannstatt die Menschen, die die Corona-Pandemie ohnehin hart trifft. Ein ähnliches Engagement zeigt der VfB jährlich bei der Stuttgarter Vesperkirche, wenn auch in diesem Jahr ohne Beteiligung der Mannschaft. Dennoch halfen Präsident Claus Vogt und der Vorstandsvorsitzende Thomas Hitzlsperger am VfBfairplay Aktionstag in der Leonhardskirche mit, um bedürftigen Menschen auch in diesem Jahr eine warme Mahlzeit geben zu können und der Vorbildfunktion, die der VfB in der Region hat, gerecht zu werden. Bildquellen: VfB Stuttgart Förderung des Nachwuchses in der Region Besonders der Nachwuchs aus der Region wird von zahlreichen Bundesligisten gefördert. Bei Werder Bremen legt man Wert darauf, dass die Kinder schon in jungem Alter lernen mit Essen umzugehen, so kann an den Partnerschulen des SVW der sogenannte „aid-Ernährungsführerschein“ erworben wer- den. Gemeinsam mit zahlreichen Partnern übermittelt der Club aus dem Norden wichtiges Wissen rund um das Thema Essen, Kochen und Zubereitung an Schülerinnen und Schüler der dritten Klasse. Das Programm beinhaltet sogar eine theoretische und praktische Prüfung, um den Ernährungsführer- schein in Form einer Urkunde zu erhalten. Workshops zu Ernährung, aber auch zu Themen wie Gewalt- oder Suchtprävention unterstützt Borus- sia Mönchengladbach durch den „Bildungspark MG“. Dort wird Kindern und Jugendlichen aus der Region Mönchengladbach wertvolles Wissen aus verschiedenen Bereichen an die Hand gegeben. Da- bei bedient der „Bildungspark MG“ oftmals auch Themen, die gerade für jüngere Generationen von besonderer Bedeutung sind, so gibt es Workshops zum Thema „Die neue (Fußball-) Welt: Das Netz vergisst nichts - Social Media“ oder auch „Queerlatte“ zum Thema Geschlechterrollen. 25
Bildquelle: Lernort Stadion e.V. Der SC Freiburg legt ebenfalls viel Wert darauf, seine jüngeren Fans bilden und unterstützen zu kön- nen. Gemeinsam mit der Landeszentrale für politische Bildung veranstalten die Breisgauer regelmäßig verschiedenste Aktionen im Rahmen des Projekts „Politik trifft Fußball“. Die Aktionstage betreffen keineswegs nur gesamtgesellschaftliche politische Themen, so gab es im Rahmen der Kommunalwahl 2019 die „Aktionstage Kommunalpolitik“, an denen Schülerinnen und Schüler aus der Region mit Bezug zum SC Freiburg an das Thema herangeführt wurden. In diesem Fall spielte das konkrete Thema Stadi- onneubau bezüglich der Kommunalpolitik eine große Rolle. Auch über andere Projekte wie „Fußball und Lesen“ versucht der Sport-Club, Kinder zum einen für Bewegung und Sport und zum anderen auch für das Lesen zu begeistern. Dabei steht der SC Freiburg in regelmäßigem Austausch mit Partnerschu- len aus der Region und versucht so seit vielen Jahren für die jüngeren Generationen in der Region einen nachhaltigen Mehrwert zu leisten. Transparenz und Kommunikation der sozialen Aktivitäten Abschließend zum Themenfeld Soziales soll ergänzend zu den Projekten noch ein Hinweis auf die Darstellung beziehungsweise Kommunikation des gesellschaftlichen Engagements erfolgen. Besonders lobenswert sind an dieser Stelle sogenannte „Charity Reports“, also Tätigkeitsberichte über das soziale Engagement des Clubs, da sie es Fans und Interessierten leicht machen, sich über die Aktivitäten des Vereins zu informieren. Zusätzlich fällt das Ganze natürlich auch unter den Aspekt „Transparenz“, wenn bei der Recherche die gesamte Information in einem Bericht gesammelt ist und man nicht stattdessen über mehrere Suchanfragen und Seiten die notwendigen Informationen ein- holen muss. Ein separater Sozialbericht ist zwar eine Art Goldstandard, doch auch Reiter wie „Sozia- les“ oder „Engagement“ auf den Websites, auf denen dann die Aktivitäten gebündelt sind, tragen zur Übersichtlichkeit erheblich bei. 26
3.2 Themenfeld Ökologie Viele Menschen denken beim Thema Nachhaltigkeit wohl direkt an Ökologie, obwohl diese bei Unter- nehmen und Vereinen nur einen Teil der Nachhaltigkeit ausmacht. Auf diesem Themengebiet sind ste- tig wachsende Zahlen an Projekten zu erkennen, bereits jetzt kommunizieren alle Bundesligisten Akti- vitäten, die dem Bereich Ökologie zugeordnet werden können. Insgesamt macht dieser Aspekt etwa ein Drittel aller kommunizierten Nachhaltigkeitsprojekte in der Bundesliga aus. Die in der Bundesliga maßgebenden ökologischen Themen sind Aktivitäten mit dem Ziel der Klimaneut- ralität sowie solche zur Ressourcenschonung im Sinne der Vermeidung von Abfällen/Abwässern etc., doch auch Themen wie Biodiversität werden behandelt. Nahezu alle Bundesligisten engagieren sich für Ressourcenschonung (70 Beispiele von 17 Vereinen) sowie Klimaneutralität (87 Beispiele von 16 Vereinen). Anfangen mit dem, was bereits da ist – Müll sammeln Ressourcenschonung und Effizienzsteigerung sind äußerst wichtig, doch es ändert nichts daran, dass sich bereits zahlreicher Müll in den Städten und Flüssen dieser Welt ansammelt. Bei diesem Problem setzte Hertha BSC an und sorgte gemeinsam mit Mitarbeitern und Fans anlässlich der Berliner Freiwil- ligentage dafür, die Hauptstadt ein Stück schöner zu machen. So paddelten Mitarbeiter der Geschäfts- stelle mit geliehenen Kajaks die Spree entlang, andere sorgten mit den Anhängern des Haupt- stadtclubs am Stadion für Sauberkeit. Von Plas- tiktüten über Glasflaschen und anderen Müll ka- men zahlreiche Reste und Gegenstände zusam- men, die der Verein durch die Aktion „Zusam- men für ein sauberes Spreeathen“ entsorgen konnte. Bildquelle: Hertha BSC Unnötigen Müll vermeiden Ebenso wichtig wie der Umgang mit den Folgen des Mülls ist es, bei der Ursache anzusetzen. Im Fußball spielt dabei die Stadiongastronomie eine große Rolle. Jedes Wochenende wird Bier ausgeschenkt, wer- den Würstchen verkauft und das selbstverständlich ohne Porzellanteller oder Glasflaschen. Doch wie gelingt es den Vereinen dann, Abfall zu vermeiden oder zumindest zu reduzieren? Beim FC Schalke 04 wird beispielsweise auf Strohhalme verzichtet, Pommes- und Rührstäbchen wurden auf nachhaltige Materialien umgestellt. Gleiches gilt für den Rivalen aus Dortmund, wo der BVB ebenfalls auf Kunst- stoffstrohhalme, Kunststoffdeckel und Plastikgabeln im Stadion verzichtet. Derartige Maßnahmen sind essenziell, da sie äußerst simpel sind und doch unnötigen Abfall vermeiden. 27
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