Das CORA-Konzept Frauenspezifische Einrichtungen als Servicestellen für Arbeit, Familie und Leben

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Das CORA-Konzept Frauenspezifische Einrichtungen als Servicestellen für Arbeit, Familie und Leben
EUROPÄISCHE UNION
                                                                                                      Europäischer Sozialfonds

                                                                                                                                                         Netzwerk Thüringer Frauenzentren zur Förderung
                                                                                                                                                                  der Vereinbarkeit von Familie und Beruf

EUROPÄISCHE UNION
Europäischer Sozialfonds

                                                   EUROPÄISCHE UNION

                        Das CORA-Konzept
                                                   Europäischer Sozialfonds

                                                                                                      Netzwerk Thüringer Frauenzentren zur Förderung
                                                                                                               der Vereinbarkeit von Familie und Beruf

                        Frauenspezifische Einrichtungen als Servicestellen für Arbeit, Familie und Leben
Netzwerk Thüringer Frauenzentren zur Förderung
         der Vereinbarkeit von Familie und Beruf

                                                   Netzwerk Thüringer Frauenzentren zur Förderung
                                                            der Vereinbarkeit von Familie und Beruf

                        Das CORA-Konzept
                        Ein Handlungsmodell für die Umsetzung arbeitsmarktorientierter
                        Unterstützungsleistungen zur Förderung der Vereinbarkeit von Familie
                        und Beruf in Frauenzentren und frauenspezifischen Einrichtungen

                        Laufzeit des Netzwerkprojekts insgesamt: 01. Februar 2009 bis 31. Dezember 2013
                        Projektteam der CORA-Netzwerkkoordinierungsstelle: Annett Reichert, Julia Heidekrüger, Katharina Böhning
Das CORA-Konzept Frauenspezifische Einrichtungen als Servicestellen für Arbeit, Familie und Leben
Impressum

Herausgeber:
Der PARITÄTISCHE Landesverband Thüringen e. V.
OT Neudietendorf
Bergstraße 11
99192 Nesse-Apfelstädt

Gestaltung: Steffi Winkler, www.winklerin.de
Druck: LASERLINE
Autorin: Annett Reichert
V.i.S.d.P.: Reinhard Müller

Titelbild: majeco, www.fotolia.com
Bildnachweise: Kurzfilm CORA-Netzwerk 2011
www.fotolia.com (Seite 17: RTimages, Seite 18: Yvonne
Bogdanski, Seite 19: Sabimm, Seite 20: lassedesignen,
Seite 21: ashumskiy, Seite 22: Harald07, Seite 23: Peter
Maszlen, Seite 24: Gerhard Seybert, Seite 25: Pixel,
Seite 26: moonrun, Seite 35: Mykola Velychko)

Hinweise werden erbeten an:
Der PARITÄTISCHE Landesverband Thüringen e. V.
OT Neudietendorf
Bergstraße 11
99192 Nesse-Apfelstädt
Tel: +49 (0)36202 26-240
Fax: +49 (0)36202 26-234
E-Mail: areichert@paritaet-th.de

Internet: www.paritaet-th.de

Mit Dank an die Beteiligten Simone Akelbein-Stark,
Franka Bergmann, Monica Cordier, Susan Hoßfeld,
Karin Kretschmer, Silke Laurent, Dagmar Keller,
Anne-Kristin Mohrich, Susan Ose, Tobias Rothacker,
Steffen Richter und Karola Schmidt.
Das CORA-Konzept Frauenspezifische Einrichtungen als Servicestellen für Arbeit, Familie und Leben
Das CORA-Konzept
Frauenspezifische Einrichtungen als Servicestellen
für Arbeit, Familie und Leben

Dieses Papier entstand durch das in der ESF-Förderperiode 2009 – 2013 initiierte und geförderte CORA-Projekt, ein
Zusammenschluss von frauenspezifischen Einrichtungen in Thüringen im „CORA-Netzwerk Thüringer Frauenzentren
zur Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf.“

Beteiligte Partner:
Der PARITÄTISCHE Landesverband Thüringen e. V., Nesse-Apfelstädt, OT Neudietendorf
Projekt: „CORA-Netzwerkkoordinierungsstelle“
Frauen- und FamilienZentrum Erfurt e. V., Erfurt
Projekt: „Hand in Hand“
Frauenbildungs- und Begegnungsstätte ko-ra-le e. V., Heilbad Heiligenstadt
Projekt: „Leben und Beruf im Eichsfeld“
LIFT gGmbH, Nordhausen
Projekt: „Hand und F.U.S.“
SOS Kinderdorf e. V., Gera
Projekt: „WEG – Wagen Entwickeln Gestalten“
Verein Professor H. A. Krüger e. V., Nesse-Apfelstädt, OT Neudietendorf
Projekt: „VOR ORT“ Servicestelle Familie und Arbeit Nesse-Apfelstädt
Das CORA-Konzept Frauenspezifische Einrichtungen als Servicestellen für Arbeit, Familie und Leben
Inhalt

1.      Zum gesellschaftlichen Hintergrund.......................................................................................................................................... 6

2.      Was ist das CORA-Konzept?.......................................................................................................................................................... 9

3.      Theoretische Basis........................................................................................................................................................................ 12

4.      Zielgruppen und Zielstellung – eine Lebensverlaufsperspektive....................................................................................... 15

5.      Angewandte Methoden, Techniken und Verfahren............................................................................................................... 27
A.      Einzelfallhilfe.................................................................................................................................................................................. 29
A.1.    Bedarfsanalyse.........................................................................................................................................................................................................30
A.2.    Netzwerkanalyse.....................................................................................................................................................................................................32
A.3.    Potenzial- und Interessenanalyse/Profiling...................................................................................................................................................34
A.4.    Perspektivenentwicklung durch das Karrieremosaik................................................................................................................................34
A.5.    Unterstützung bei Ausbildungsplatz-/Studiengangsuche......................................................................................................................35
A.6.    Individuelles Bewerbungstraining....................................................................................................................................................................36
A.7.    Unterstützung bei der Lösung individueller Probleme im Kontext der Vereinbarkeit von Familie und Beruf ....................37
A.8.    Beratung zu Qualifizierungsangeboten.........................................................................................................................................................38
A.9.    Beratung bei Fragen zur Existenzgründung.................................................................................................................................................38
A.10.   Auskunft über Leistungsansprüche.................................................................................................................................................................39
A.11.   Schuldenpräventionsmaßnahmen...................................................................................................................................................................39
A.12.   Case Management..................................................................................................................................................................................................40
B.      Bildungs- und Gruppenarbeit.................................................................................................................................................... 41
B.1.    Informations- und Bildungsangebote zur Weiterentwicklung von Chancen auf dem Arbeitsmarkt .....................................41
B.2.    Kurse zur Gesundheitsförderung......................................................................................................................................................................42
B.3.    Gruppenarbeit und offene Gruppenangebote zum Austausch über Arbeitsmarkt – Chancen, Risiken, Kontakte............43
C.      Strukturbezogene Arbeit............................................................................................................................................................. 45
C.1.    Strukturelle Angebote zur Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf.............................................................................45
C.2.    Netzwerkarbeit........................................................................................................................................................................................................47

6.      Erforderliche Ressourcen zur Umsetzung des CORA-Konzepts............................................................................................ 48
6.1.    Ressourcen der Beratungsfachkraft.......................................................................................................................................... 49
6.2.    Netzwerkressourcen..................................................................................................................................................................... 50

7.      Literatur/Quellen........................................................................................................................................................................... 53
Das CORA-Konzept Frauenspezifische Einrichtungen als Servicestellen für Arbeit, Familie und Leben
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Vorwort

Die Folgen des demografischen Wandels erreichen Thürin-         von Frauen, der Erschließung zusätzlicher Beschäftigung
gen und stellen umfangreiche, sozioökonomische Herausfor-       im Dienstleistungssektor, der Förderung von Vereinbarkeit
derungen an Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Der künftig   von Familie und Beruf sowie dem Abbau geschlechtsspezi-
immer deutlich spürbarere Fach- und Arbeitskräftemangel         fischer und familiärer Zugangsbarrieren zum Arbeitsmarkt
ist wirtschaftspolitisches Synonym dieser Entwicklung. Ins-     umzusetzen.
gesamt steigt der Anteil der älteren Erwerbspersonen, da im-           Seitdem haben frauenspezifische Einrichtungen im
mer weniger junge Arbeitsnehmerinnen und Arbeitnehmer           Rahmen des „CORA-Netzwerk Thüringer Frauenzentren zur
nachrücken.                                                     Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ ein ar-
       Gleichzeitig arbeiten viele Menschen nur geringfügig,    beitsmarktorientiertes Unterstützungskonzept entwickelt,
in Minijobs oder gar nicht. Insbesondere Frauen sind von        das den Bedarfslagen von Frauen ebenso wie denen von
längeren Phasen der Arbeitslosigkeit und prekären Beschäf-      Männern mit Familienverantwortung entspricht und darü-
tigungsformen betroffen. Damit weisen sie ein deutlich hö-      ber hinaus die regionalen Rahmenbedingungen und Beson-
heres Risiko sozialer Ausgliederung und Verarmung auf.          derheiten einbezieht. Sie fungieren als Impulsgeberinnen für
       DER PARITÄTISCHE Thüringen und die Beauftragte für       Existenzgründungen sowie für die Schaffung neuer Beschäf-
die Gleichstellung von Frau und Mann des Freistaates Thürin-    tigungsfelder im Gemeinwesen. Darüber hinaus werben sie
gen setzen sich seit langem dafür ein, Thüringer Frauenzen-     im Kontakt zu kleinen und mittelständischen Unternehmen
tren und frauenspezifische Einrichtungen als kompetente         für Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Familie, Pfle-
Partner für Arbeit, Familie und Leben zu profilieren.           ge und Beruf.
       Die im PARITÄTISCHEN organisierten Frauen- und                  Mit dem vorliegenden CORA-Konzept wird das Erfah-
Familienzentren sowie Mehrgenerationenhäuser stellen            rungswissen aus fast fünf Jahren Projektpraxis zusammen-
eine zentrale Größe in der Interessenvertretung von Frau-       gefasst. Es dient als Orientierungshilfe für weitere Frauen-
en und Familien, der Umsetzung von Chancengleichheit,           zentren, Familienzentren und Mehrgenerationenhäuser, die
der Bekämpfung von Diskriminierung und der sozialen             sich den Herausforderungen des demografischen Wandels
Integration durch Gemeinwesen orientiertes Arbeiten             stellen möchten. Den zahlreichen Einrichtungen, die hier
dar. Gleichzeitig hat sich in den Frauenzentren ein gesell-     bereits Wertvolles und Innovatives leisten, hoffen wir, weite-
schaftspolitisches und arbeitsmarktrelevantes Potenzial         re Anregungen für die Schaffung bedarfsgerechter und zu-
insbesondere im Bereich der familienunterstützenden             kunftsweisender Angebote geben zu können.
Dienstleistungen entwickelt, das für diese Aufgaben ideale
Entwicklungspotentiale bietet.                                  Wir wünschen Ihnen eine interessante Lektüre!
       Im Juni 2008 konnten von einer Jury die Gewinner des
Ideenwettbewerbs, der in Abstimmung mit dem Thüringer
Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Technologie initiiert          Reinhard Müller
wurde, ermittelt werden, um ein Modellprojekt mit dem                 Landesgeschäftsführer
Ziel der Förderung von Beschäftigungsfähigkeit, speziell              DER PARITÄTISCHE Landesverband Thüringen e. V.
Das CORA-Konzept Frauenspezifische Einrichtungen als Servicestellen für Arbeit, Familie und Leben
Zum gesellschaftlichen
Hintergrund
Das CORA-Konzept Frauenspezifische Einrichtungen als Servicestellen für Arbeit, Familie und Leben
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1. Zum gesellschaftlichen Hintergrund

Können Sie sich eine Welt, ein Leben ohne Arbeit vorstel-       diskutieren wir zudem den erschreckenden Trend zur Alters-
len? Neben der Bedeutung des eigenen Einkommens für             armut von Frauen. Verantwortlich hierfür ist u. a. das gerin-
die Existenzsicherung merken wir schnell, wie wichtig die       gere Bruttoeinkommen von Frauen gegenüber Männern.
Arbeit Anderer ist, wenn die Beschäftigten des öffentlichen     Frauen haben aber auch nach wie vor häufigere und längere
Nahverkehrs streiken, Elektroleitungen im Haus erneuert         Arbeitsunterbrechungen auf Grund von Kindererziehung
werden müssen oder die Kinderbetreuung krankheitsbe-            und Pflegezeiten. Wir sprechen hier von der sogenannten
dingt ausfällt.                                                 kumulativen Geschlechterungleichheit. Denn eine einmal
       Arbeit – bezahlt oder unbezahlt – bildet die Ba-         getroffene Entscheidung an der Schnittstelle von Berufs-
sis, um unsere individuellen oder kollektiven Bedürfnis-        biografie und Familienverantwortung beeinflusst wiederum
se, Ansprüche und Kompetenzen zu verwirklichen oder             berufliche Entscheidungsmöglichkeiten in der Zukunft und
weiterzuentwickeln.                                             hat damit Folgen für den gesamten Lebensverlauf.1
       Unsere Kultur wurde lange geprägt von einer Auftei-             Erwerbsarbeit spielt eine der zentralsten Rollen in
lung der Arbeitsbereiche des privaten und des öffentlichen      unserer Gesellschaft. Sie ist derart tief verwurzelt, dass sie
Raumes. Während zumeist Frauen dem privaten Raum un-            auch eine psychosoziale Bedeutung für uns gewonnen hat.
bezahlter Reproduktionsarbeit zugeordnet worden sind, bot       Idealtypisch qualifizieren wir uns im Arbeitsalltag stetig wei-
der öffentliche Raum Arbeitsmöglichkeiten der produktiven       ter und gewinnen ein Gefühl von Handlungskompetenz. Er-
Sphäre und entlohnte den Einsatz von Zeit und Fähigkeiten       werbsarbeit strukturiert die Lebensplanung, was in unserer
mit Geld. Diese Aufteilung der Rollen zwischen Frau und         Kultur der Individualisierung ein gewisses Maß an Ordnung
Mann galt mehr als Ideal des gebildeten Bürgertums des 19.      und Orientierung verspricht. Sie bietet uns Raum für soziale
Jahrhunderts denn als Lebenswirklichkeit der meisten Frau-      Kontakte und Anerkennung. Und sie trägt ganz maßgeblich
en in Deutschland. Und wenngleich sie inzwischen überholt       zur Entwicklung einer persönlichen Identität und des Selbst-
ist – zahlreiche politische Entscheidungen die Chancen-         wertgefühls bei. In entsprechender Weise wird die (Lang-
gleichheit der beiden (großen) Geschlechter in allen ge-        zeit-)Erwerbslosigkeit derart intensiv stigmatisiert, dass be-
sellschaftlichen Teilbereichen öffneten, Frauen sich seit der   troffene Menschen im Alltag häufig Demütigungen erleben
deutschen Bildungsexpansion in den 1960er Jahren auf der        müssen. Inzwischen hat sich die Erkenntnis durchgesetzt,
Überholspur befanden und heute junge Frauen häufiger            dass Arbeitslosigkeit und Armut – flankiert durch wachsende
bessere Bildungsabschlüsse erzielen als junge Männer – hal-     Gefühle von Orientierungslosigkeit, Zukunftsangst und sozi-
ten sich die Folgen der einstig entworfenen Arbeitsteilung      aler Isolation – krank machen können.
hartnäckig in unserer Arbeitswelt fest.                                Und wir treffen auf weitere Kehrseiten: Erwerbsarbeit
       Unser Arbeitsmarkt ist sowohl horizontal als auch        als Ursache für das Aufbrechen sozialer Gefüge, Niedrig-
vertikal geschlechtsspezifisch geteilt: Frauen und Männer       lohn und ergänzende Transferleistung statt existenzsichern-
arbeiten nicht zu gleichen Teilen in den gleichen Berufs-       dem Einkommen, Mobbing statt sozialer Integration, die
gruppen. Sie erklimmen nicht die gleichen Positionen auf
den Karriereleitern. Frauen arbeiten weiter zunehmend in
prekärer Beschäftigung und sind häufiger auf soziale Trans-     1   Siehe dazu: http://www.gem-esf-bw.de/htm/glossar/09_glossar-02-
ferleistungen angewiesen. Neben der Einkommensarmut                 nav01-C.html
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    Entgrenzung von privater Lebens- und Arbeitszeit, Über-                        der Versorgung pflegebedürftiger Menschen. Und so stehen
    oder Unterforderung statt Kompetenzentwicklung.                                wir vor gravierenden wirtschaftlichen und sozialstaatlichen
            Die Bedeutung der Erwerbsarbeit in unserer Kultur                      Herausforderungen.
    macht einmal mehr deutlich, dass wir die gleichen Chancen                             Wie kann dieses Dilemma überwunden werden? Die
    für Frauen und Männer brauchen. Daher bedingt Frauenpo-                        Entwicklung eines zukunftsfähigen Modells der Arbeitswelt
    litik, Gender Mainstreaming und geschlechtsspezifische Ar-                     und eines Geschlechterverhältnisses scheint unausweich-
    beit immer auch die aktive Einmischung in die Arbeitsmarkt-                    lich und ist zugleich eine enorme Entwicklungschance!
    und Beschäftigungspolitik.                                                     Es kann nur um eines gehen: das „und“. Arbeiten und Fa-
            Durch die Alterung unserer Gesellschaft und dem damit                  milie! Zeit ist zur Schlüsselressource unserer Gesellschaft
    einhergehenden Ruf nach Fachkräften verändern sich heute                       geworden.
    die Rahmenbedingungen des Arbeitsmarktes. Mit geeigneten                              Doch welche Unterstützungsleistungen können Frau-
    Maßnahmen soll das weibliche Erwerbspersonenpotential                          en und Männern heute angeboten werden, um ihnen bei der
    besser ausgeschöpft werden. Dabei hat sich die Förderung                       Bewältigung ihrer beruflichen und familiären bzw. privaten
    der Vereinbarkeit von Familie und Beruf als Handlungsfeld                      Anforderungen zu helfen? Wir müssen u. a. die Frage beant-
    fest etabliert. Auch der Ausbau der Kinderbetreuung läuft auf                  worten, welche Barrieren und welche Rahmenbedingungen
    Hochtouren.                                                                    es sind, die den beruflichen Lebenslauf von Frauen und Män-
            Das Dilemma ist simpel: Jede Stunde Erwerbsarbeit ist                  nern beeinflussen. Die Änderung einzelner Rahmenbedin-
    eine Stunde weniger Zeit für die (unbezahlte) Familienarbeit.                  gungen, wie der Rechtsanspruch auf eine Kinderbetreuung
    Doch je weniger Zeit und Energie wir hierfür aufbringen kön-                   ab dem 1. Lebensjahr, das Familienpflegezeitgesetz oder
    nen (oder möchten), desto geringer fällt in der Summe die                      neue Formen familienbewusster Personalpolitik sind wich-
    Geburtenziffer aus. Da die Zahl der potentiellen Mütter (d.                    tige Bausteine. Doch einzelne Maßnahmen allein werden
    h. aller Frauen im gebärfähigen Alter) ab 2020 wahrschein-                     nicht genügen. So ist eine Forscherinnengruppe des Fraun-
    lich wieder deutlich schrumpfen wird, muss damit gerechnet                     hofer Instituts zu dem Ergebnis gekommen, dass wir eine
    werden, dass ein neues Geburtentief entstehen kann.2 Das                       völlig neue Kultur der Arbeitswelt benötigen, um Frauen und
    bedeutet, dass immer weniger Menschen dem Arbeitsmarkt                         Männern die gleichen beruflichen Chancen zu bieten.
    als Erwerbspersonen zur Verfügung stehen und gleichzeitig                             Gleichzeitig sind die Herausforderungen für den ein-
    im Schnitt immer älter werden. Diese Entwicklung führt zu                      zelnen Menschen genauso individuell wie deren erforderli-
    weiter steigenden Anforderungen an Familie und Staat bei                       che Lösungen. Hier setzt das CORA-Konzept an.

    2   Quelle: www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/Bevoelke-
        rung/Geburten/Geburten.html. Das Statistische Bundesamt geht davon
        aus, dass wir zur Erhaltung des heutigen Niveaus der Geburtenzahl einen
        Anstieg der zusammengefassten Geburtenziffer von derzeit 1,4 Kin-
        dern auf 1,6 Kinder pro Frau im gebärfähigen Alter benötigen. Für eine
        anschauliche Darstellung der Entwicklung der zusammengefassten Ge-
        burtenziffer wird auf den Genderdatenreport des Bundesministeriums für
        Familie, Senioren, Frauen und Jugend verwiesen (siehe Kapitel 4, S.231).
        Dieser steht unter http://www.bmfsfj.de/doku/Publikationen/genderre-
        port/root.html zum Download bereit.
Was ist das
CORA-Konzept?
10

     2. Was ist das CORA-Konzept?

                                                            Auf Grund der Benachteiligungen von Frauen am Arbeits-
      Das CORA-Konzept ist ein geschlechtersensibles        markt, die durch
      Handlungsmodell in frauenspezifischen Einrichtungen
      zur arbeitsmarktorientierten Unterstützung von        • Brüche im Erwerbsverlauf auf Grund von Schwanger-
      Menschen mit Problemlagen an der Schnittstelle von      schaft, Elternzeit und Pflegezeiten,
      Familie, Pflege und Beruf.                            • geringere Verweildauern in Unternehmen,
            Es ist das Leitbild von CORA, Frauen und        • ein damit einhergehendes geringeres Bruttoeinkommen
      Männern eine chancengerechte Erwerbsbeteiligung         von bundesdurchschnittlich 22 % gegenüber Männern,
      sowie die gleichwertige Wahrnehmung familiärer        • die „gläserne Decke“, die den Aufstieg von Frauen in
      Verantwortung zu ermöglichen.                           höhere Führungsebenen verhindert
                                                            • und den signifikant hohen Anteil prekärer Beschäftigung
                                                              von Frauen, wie geringfügige Beschäftigung und Teilzeit

                                                            gekennzeichnet sind, haben frauenspezifische Einrichtun-
                                                            gen im Rahmen des „CORA-Netzwerk Thüringer Frauenzen-
                                                            tren zur Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf“
                                                            ein Handlungsmodell entwickelt, das diese Besonderheiten
                                                            der ungleichen Rahmenbedingungen von Frauen und Män-
                                                            nern berücksichtigt.
                                                                  Frauen werden dabei unterstützt, ihren Weg in exis-
                                                            tenzsichernde Beschäftigung zu finden. So soll langfristig
                                                            der sozialen Isolation und Verarmung von Frauen entgegen
                                                            gewirkt werden. Je nach Erwerbsstatus zielen die Angebote
                                                            auf die Verbesserung der Beschäftigungs- oder der Arbeitsfä-
                                                            higkeit ab. Die Vereinbarkeit von familialen und beruflichen
                                                            Anforderungen stellt dabei ein zentrales Handlungsfeld dar.
                                                            Erst eine Balance beider Lebensbereiche ermöglicht den
                                                            Menschen soziale sowie berufliche Teilhabe und sichert - so
                                                            die hier vertretene These - die gesamtgesellschaftlichen Re-
                                                            produktions- und Produktionserfordernisse.
                                                                  Da Gender Mainstreaming im CORA-Konzept nicht nur
                                                            Querschnitts-, sondern Leitziel ist, werden Männer als Ziel-
                                                            gruppe aller Angebote angesprochen, die die Vereinbarkeit
                                                            von Familie, Pflege und Beruf befördern.
11

    Der Aufbau der Broschüre basiert auf dem „Konzept-                         jeweiligen Region, wie z. B. Kindertagesstätten, vorgestellt.
    Methode-Technik“-Modell von Michael Galuske. Es                            Je nach Bedarf können hier Beratungszeiten festgelegt wer-
    wird ergänzt durch Bausteine zur Beschreibung von                          den, die interessierten Bürgern den Zugang erleichtern. Aus
    Qualitätsstandards.3                                                       diesem Grund können insbesondere jene Frauen von den
                                                                               Angeboten profitieren, die als die „stille Reserve“ bezeichnet
                                                                               werden – Frauen, die zwar erwerbsfähig jedoch nicht arbeits-
Das CORA-Konzept setzt sich aus Einzelfall- und Primärgrup-                    los gemeldet sind oder keinen Anspruch auf Leistungen zur
penbezogenen Methoden sowie Gruppen- und Struktur-                             beruflichen Wiedereingliederung haben.
bezogenen Methoden zusammen. Diese reichen von klas-                                 Einen sehr wichtigen Stellenwert nimmt die Netzwerk-
sischer sozialpädagogischer Beratung, über Bildungs- und                       arbeit ein. CORA versteht sich neben der eigenen Angebots-
Informationsveranstaltungen bis zur Netzwerkarbeit.                            struktur als Vermittlungsinstanz der Angebote der Region.
      Identitätsstiftend für dieses arbeitsmarktorientierte                    Die Überwindung von Doppelstrukturen und die Vermitt-
Handlungsmodell sind die Kombination aus geschlech-                            lung der für die Klientinnen und Klienten richtigen, d. h. be-
tersensibler Arbeit, Lebensweltorientierung und Niedrig-                       darfsgerechten Angebote stehen im Zentrum.
schwelligkeit. Empowerment wird hier als Grundhaltung der                            Darüber hinaus trägt die Netzwerkarbeit maßgeblich
Beratungsfachkraft und weniger als eigenständige Methode                       zur Erkundung von Angebotslücken in der Region bei. Hier-
betrachtet. Die Klientinnen und Klienten werden dabei un-                      durch können Impulse gesetzt werden, um neue Angebote
terstützt, formelle und informelle Ressourcen zu erschließen,                  zu entwickeln. Dazu zählen z. B. soziale Dienstleistungen zur
die die Entwicklung einer selbstbestimmten, den persönli-                      Betreuung von hilfebedürftigen Angehörigen oder haus-
chen Lebensumständen angemessenen Form der Lebens-                             haltsnahe Dienstleistungen.
führung und Problembewältigung fördert.
      Ein besonderes Alleinstellungsmerkmal des CORA-
Konzepts ist der niedrigschwellige Zugang über Frauen-                            Das CORA-Konzept wurde in einem Zeitraum von fünf
zentren sowie Familienzentren oder Mehrgenerationen-                              Jahren an fünf Standorten in Thüringen regional- und
häuser mit einer geschlechterspezifischen Ausrichtung.                            einrichtungsspezifisch entwickelt. Frauenzentren und
Hier finden offene Angebote der Kommunikation, Kultur,                            frauenspezifische Einrichtungen, die nicht am Netz-
Sport und Gesundheit sowie Freiwilligenprojekte statt, die                        werkprojekt beteiligt waren, können hier Anregungen
von vielen Menschen besucht werden. Unabhängig von                                für die Entwicklung eigener Angebote finden, um dem
einer Zuweisung durch öffentliche Träger (z. B. der Arbeits-                      demografischen Wandel und seinen Herausforderun-
verwaltung) können die CORA-Angebote ohne Zielgruppen-                            gen in ihrer Region zu begegnen.
beschränkung oder Zugangsbarrieren genutzt werden. Dar-                                  Das CORA-Konzept stellt Transparenz für das
über hinaus wird das Angebot in weiteren Einrichtungen der                        Klientel, Kostenträger, die Gesellschaft und Profes-
                                                                                  sionelle sozialer Arbeit her. Es zeigt den Nutzen des
                                                                                  Unterstützungskonzepts auf und leistet einen Beitrag
                                                                                  zur Qualitätsentwicklung.
3   Die herangezogenen Quellen sind die „Qualitätskriterien des DBSH.
    Grundraster zur Beurteilung der Qualität in den Handlungsfeldern                     Auf Grund der unterschiedlichen Rahmenbedin-
    Sozialer Arbeit“ unter www.dbsh.de/beruf/haltung-der-profession/              gungen der Projektstandorte, wurden die dargestellten
    qualitaetskriterien.html sowie der „Social Reporting Standard. Leitfaden
    zur wirkungsorientierten Berichterstattung“. Stand 2012 unter www.
                                                                                  Angebote nicht gleichermaßen in allen Regionen
    social-reporting-standard.de.                                                 umgesetzt.
Theoretische Basis
13

3. Theoretische Basis

Das CORA-Konzept ist die Bündelung von Erfahrungswissen          wichtige Aufgabe der aktivierenden Arbeitsmarktpolitik ist
aus fünf Jahren Projektpraxis an fünf Standorten in Thürin-      es, die ggf. in der Person eines Arbeitslosen liegenden Ver-
gen, dem zu Grunde liegenden wissenschaftlichen Modell           mittlungshemmnisse zu beseitigen oder zu reduzieren, be-
zur Operationalisierung der Beschäftigungsfähigkeit und          vor eine Vermittlung in reguläre Erwerbstätigkeit überhaupt
einem Set professioneller Techniken der sozialen Einzelfallar-   in Angriff genommen werden kann.
beit, Gruppenbezogenen Arbeit sowie strukturell wirksamer
Maßnahmen.                                                       Das Ergebnis dieser Studie ist die Definition von sechs Di-
                                                                 mensionen der Beschäftigungsfähigkeit, die in der Person
                                                                 selbst angelegt sind und einen Einfluss auf die Chancen am
Die sechs Dimensionen der                                        Arbeitsmarkt haben:

Beschäftigungsfähigkeit                                          •   Qualifikation und Kompetenzen
                                                                 •   Gesundheit
Wie kann das Ziel der Verbesserung der Beschäftigungsfä-         •   Suchtverhalten
higkeit wirksam erfüllt werden? Damit effektive Maßnahmen        •   Konzessionsbereitschaft
geplant werden können, braucht es eine Definition dieser         •   Ressourcen bei der Arbeitssuche
Zielkategorie, die wissenschaftlich fundiert ist.                •   Persönliche Umstände und soziales Umfeld.
        Um diesem Qualitätsstandard zu entsprechen, griff das
CORA-Netzwerk auf eine Methodenstudie zurück, die 2006           Diese Dimensionen stimmen mit den Praxiserfahrungen im
im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales        CORA-Netzwerk überein. Im Rahmen einer Arbeitsgruppe
durchgeführt wurde. Hier wurde erstmals der noch unein-          leitete das CORA-Netzwerk fundierte Unterstützungsbedarfe
heitliche Begriff der „Beschäftigungsfähigkeit“ operationali-    ab, welche zur Förderung der Beschäftigungsfähigkeit, der
siert, d. h. messbar gemacht.                                    sozialen und beruflichen Eingliederung sowie der Vereinbar-
        Die Erhöhung individueller Beschäftigungsfähigkeit       keit von Privat- und Erwerbsleben auftreten können. Hinter
ist zentraler Bestandteil der Europäischen Beschäftigungs-       jedem Unterstützungsbedarf verbergen sich zahlreiche po-
strategie und in Deutschland gesetztes Ziel der Arbeitsför-      tentielle Problemlagen, die die Chancen auf dem Arbeits-
derung nach dem SGB III. Hiernach gibt es Grundvoraus-           markt negativ beeinflussen können.
setzungen, die einer Person zugrunde liegen müssen, um                  So wurde beispielsweise ein hoher signifikanter Zu-
überhaupt auf dem Arbeitsmarkt vermittelbar zu sein. Eine        sammenhang zwischen dem Erleben häuslicher Gewalt und
14

     der Beschäftigungsfähigkeit der hiervon betroffenen Men-
     schen nachgewiesen. Im Folgenden werden die identifizier-
     ten Unterstützungsbedarfe skizziert.

        • Unterstützungsbedarf bei der Betreuung und/oder
          Pflege von Angehörigen (Kinder, Angehörige mit
          Behinderung, ältere pflegebedürftige Angehörige)

        • Unterstützungsbedarf bei der beruflichen
          Neuorientierung während der Erwerbslosigkeit
          oder aus der Berufstätigkeit heraus (Unklarheiten
          über berufliche Perspektiven sowie inter- und
          intrapersonelle Ressourcen, Unterstützungsbedarf
          hinsichtlich Bewerbungsverfahren und -techniken
          usw.)

        • Suche nach familien- bzw. haushaltsnahen
          Dienstleistungen

        • Unterstützungsbedarf bei psychosozialen Problem-
          lagen, die die Beschäftigungsfähigkeit einschränken
          (Ängste, Isolation, Orientierungslosigkeit, Stressbe-
          wältigungsstrategien, Überforderung, Überlastung)

        • Bedarf nach ganzheitlicher Begleitung und ergän-
          zenden Angeboten bei gesundheitlichen Problemla-
          gen, die die Beschäftigungsfähigkeit einschränken
          (z. B. durch zu hohe Stressbelastung oder körperliche
          Belastungen bei der Vereinbarkeit von familiären
          und beruflichen Aufgaben)

        • Unterstützungsbedarf bei häuslicher Gewalt
          sowie bei Konflikten und Gewalt im sozialen/fa-
          miliären Umfeld, die die Beschäftigungsfähigkeit
          einschränken

        • Unterstützungsbedarf bei finanziellen Problem-
          lagen (z. B. Probleme hinsichtlich der Mobilität
          oder des repräsentativen Erscheinungsbildes im
          Bewerbungsverfahren)
Zielgruppen und Zielstellung –
eine Lebensverlaufsperspektive
16

     4. Zielgruppen und Zielstellung –
        eine Lebensverlaufsperspektive

       Da die Problemlagen bzw. Unterstützungsbedarfe zwischen der privaten und beruflichen Lebenswelt stark von der
       aktuellen Lebensphase abhängen, werden die Zielstellungen in Abhängigkeit von der Zielgruppe entlang einer Le-
       bensverlaufsperspektive beschrieben. Welche der hier aufgeführten Ziele im konkreten Einzelfall verfolgt werden,
       hängt von der individuellen Fallkonstellation sowie den Wünschen und Erfordernissen der Klientin/des Klienten ab.

       a.     Lebensphase Übergang in die Ausbildung/Studium ................................................................................................ 17
       b.     Lebensphase Ausbildung, Studium ................................................................................................................................. 18
       c.     Lebensphase Übergang Ausbildung/Studium – Job ................................................................................................. 19
       d.     Lebensphase Erwerbstätigkeit und Selbstständigkeit .............................................................................................. 20
       e.     Lebensphase Familiengründung ...................................................................................................................................... 21
       f.     Lebensphase Arbeitslosigkeit und Langzeitarbeitslosigkeit................................................................................... 22
       g.     Lebensphase Pflegeverantwortung bei Erwerbstätigkeit ....................................................................................... 23
       h.     Lebensphase Pflegeverantwortung bei Erwerbslosigkeit ....................................................................................... 24
       i.     Lebensphase Erwerbstätigkeit Ü55.................................................................................................................................. 25
       j.     Lebensphase Erwerbslosigkeit Ü55 ................................................................................................................................. 26
17

a. Lebensphase Übergang in die Ausbildung/Studium
Zielgruppe
Junge Frauen und Männer beim Übergang in Ausbildung/Studium,
• die sich in einer orientierungslosen Phase hinsichtlich ihres zukünftigen beruflichen Werdegangs befinden,
• die Unterstützung bei der Bewältigung sozialer und ggf. psychosozialer Hemmnisse benötigen, um ihren beruflichen
  Weg gehen zu können. Hierunter fallen bspw. soziale, finanzielle, emotionale Abhängigkeiten, stark unausgeprägte/s
  Selbstwahrnehmung und Selbstbewusstsein, Selbstpräsentation,
• die Unterstützung bei der formalen Umsetzung von Bewerbungen benötigen,
• die bei einem oder mehreren der genannten Unterstützungsbedarf/en koordinierende und/oder begleitende Hilfe
  brauchen und diese durch bestehende Angebote nicht erhalten.

Ziel
Die Berufswahl wird bei Jugendlichen häufig durch geschlechtsspezifische Rollenzuschreibungen gesteuert. Die Entscheidung
für oder gegen eine Berufsrichtung wird flankiert von Erwartungsstrukturen aus dem sozialen Umfeld. Hierfür herrscht ein
zum Teil sehr starkes und zum Teil sehr geringes Bewusstsein vor, das mit den unterschiedlichsten kognitiven Strukturen sowie
Emotionen verwoben ist. Die CORA-Beratung zielt auf einen Berufswahlprozess, der die tatsächlichen Potentiale, Kompeten-
zen und Wünsche der Jugendlichen in den Focus rückt und damit eine nachhaltig wirksame Arbeitsmarktintegration beför-
dert. Junge Frauen und Männer werden dabei unterstützt, auch geschlechtsspezifisch unpopuläre Berufswahlen zu treffen.
       Ziel ist es, eine individuelle Entwicklung von beruflichen Perspektiven unter Berücksichtigung psychosozialer Rahmen-
bedingungen zu ermöglichen.
       Insoweit ein konkreter Berufswunsch vorliegt, werden die jungen Menschen bei der Planung von umsetzbaren Einzel-
schritten unterstützt und bei Bedarf ganzheitlich begleitet.
       Der Übergang in die Ausbildung ist insbesondere bei sehr jungen Müttern schwierig. Sie sollen dabei unterstützt wer-
den, Möglichkeiten der Teilzeitausbildung kennenzulernen, in ihrem Selbstwert gestärkt und bei der Organisation in Fragen
der Kinderbetreuung usw. praktisch unterstützt werden.
18

     b. Lebensphase Ausbildung, Studium

     Zielgruppe
     Jugendliche und junge Erwachsene, die sich in einer Ausbildung bzw. in einem Studium befinden
     • mit Familienverantwortung durch Kinder (auch Alleinerziehende) und/oder pflegebedürftige Angehörige
     • mit psychosozialem Beratungsbedarf auf Grund von Über- oder Unterforderungen und dem damit einhergehenden Risiko
       des Ausbildungs-/Studienabbruchs
     • oder die bereits ihre Ausbildung/ihr Studium abgebrochen haben.

     Ziel
     Junge Mütter und Väter, die eine Ausbildung oder ein Studium absolvieren, erfahren ein hohes Maß an zeitlicher und psychi-
     scher Belastung. Das soziale Umfeld spielt bei der Bewältigung der Herausforderung eine zentrale Rolle. Können junge Mütter
     und Väter nicht oder nur unzureichend auf ein solches Netzwerk zurückgreifen, droht der Abbruch der Ausbildung oder des
     Studiums. CORA hat zum Ziel, die jungen Erwachsenen bei der Vereinbarkeit von Ausbildung und familiären Aufgaben zu
     unterstützen und damit dem Abbruch vorzubeugen. Liegt bereits ein Ausbildungsabbruch vor, werden die Klientin/der Klient
     individuell bei der Problemlösung und der Suche nach neuen Entwicklungs- und Ausbildungsmöglichkeiten unterstützt.
19

c. Lebensphase Übergang Ausbildung/Studium – Job

Zielgruppe
Auszubildende und Studierende in der Phase der Jobsuche kurz vor oder nach dem Abschluss der Ausbildung/des Studiums
• mit Familienverantwortung durch Kinder (auch Alleinerziehende) und/oder pflegebedürftige Angehörige
• für deren erlernten bzw. studierten Beruf keine Arbeitsplätze in der Region zur Verfügung stehen
• und/oder mit psychosozialen Problemlagen im Kontext der veränderten Lebenssituation.

Ziel
Das übergreifende Ziel der erfolgreichen Eingliederung in den Arbeitsmarkt wird mit individuell abzustimmenden Teilzielen
und Orientierungshilfen umgesetzt. Hier soll die Klientin/der Klient bei der Jobsuche selbst und der Lösungen von Problemen
in Verbindung mit der Arbeitsaufnahme, wie der Wohnungssuche, finanzielle Fragen, der Organisation der Kinderbetreuung
etc. Unterstützung finden.
      Darüber hinaus soll die Klientin/der Klient erfahren, welche weiterführenden Qualifizierungsangebote vorhanden
sind und wie sie genutzt werden können. Damit werden die Chancen der beruflichen Integration erhöht.
20

     d. Lebensphase Erwerbstätigkeit und Selbstständigkeit
     Zielgruppe
     Frauen in Selbstständigkeit oder abhängiger Beschäftigung mit folgenden individuellen Unterstützungsbedarfen hinsichtlich
     der Erhaltung ihrer Arbeitsfähigkeit und des Ausbaus ihres Erwerbspotentials:
     • Unterstützungsbedarf bei der Vereinbarkeit von Kinderbetreuung und Beruf
     • Unterstützungsbedarf bei der Vereinbarkeit von Pflege und Beruf
     • Unterstützungsbedarf bei der Neuorientierung aus der Berufstätigkeit heraus auf Grund von Mobbing, schlechten
       Arbeitsverhältnissen, nichtexistenzsicherndem Einkommen/finanzielle Ungleichbehandlung, Insolvenz etc.
     • Wunsch nach ganzheitlicher Begleitung bei psychischer und/oder physischer Gesundheit, wie z. B. in Phasen der
       Erkrankung/Suchterkrankung, Unfall, Rehabilitation/Therapie
     • Bedarf an familien- bzw. haushaltsnahen Dienstleistungen, z. B. auf der Suche nach Anbietern/Dienstleistern in den
       Bereichen Kinderbetreuung, Gebäude-, Wohnungsreinigung, Einkaufshilfe, Begleitservice, Fahrdienst, Hof & Garten
     • Unterstützungsbedarf bei psychosozialen Problemlagen, die die Arbeitsfähigkeit einschränken, wie z. B. Isolation,
       Einsamkeit, Überforderung, berufliche Unterforderung, Angst, Konflikte am Arbeitsplatz/im sozialen und familiären
       Umfeld, seelische/körperliche/sexuelle Gewalt im sozialen Umfeld, Arbeitsplatz oder häuslichen/familiären Bereich.

     Ziel
     Der Arbeitsmarkt benachteiligt Frauen strukturell in vielfältiger Hinsicht. Die familiären und beruflichen Verantwortungsberei-
     che widersprechen sich häufig. Eine fehlende Balance führt zu mehrdimensionalen Problemlagen, für die CORA eine ganzheit-
     liche Unterstützung bietet. Ziel ist hier, dass Frauen nicht nur ihre Arbeitsfähigkeit erhalten bleibt und Arbeitslosigkeit vermie-
     den wird. Ziel ist darüber hinaus der Ausbau der Arbeitsfähigkeit und die optimale Entfaltung des Erwerbspotentials. Dabei
     werden die individuellen Ressourcen der Arbeitnehmer/-innen wie körperliche, mentale und soziale Fähigkeiten, Gesundheit,
     Kompetenz sowie Werte gestärkt.
21

e. Lebensphase Familiengründung

Zielgruppe
Junge Frauen und Männer mit Kleinkind/-ern, die den Wieder-
einstieg in das Berufsleben planen
• und somit Unterstützung bei der beruflichen Neuorientie-
  rung oder beim Übergang in die vorhergehende Tätigkeit
  benötigen
• und/oder einen Bedarf an familien- bzw. haushaltsnahen
  Dienstleistungen haben
• und/oder Unterstützungsbedarfe im familiären, partner-
  schaftlichen, sozialen, psychosozialen und/oder finanzi-
  ellen Bereich haben, die sich negativ auf die Beschäfti-
  gungsfähigkeit auswirken.

Ziel
Das Ziel der Unterstützungsleistung ist die Prävention von
Erwerbslosigkeit durch eine aktivierende Hilfe bei der Wie-
dereingliederung in den Arbeitsmarkt. Dabei werden die
verschiedenen Dimensionen der Beschäftigungsfähigkeit
in den Blick genommen und entsprechend des individuell
festgestellten Unterstützungsbedarfs bearbeitet.
22

     f.     Lebensphase Arbeitslosigkeit und Langzeitarbeitslosigkeit
     Zielgruppe
     Von Arbeitslosigkeit und Langzeitarbeitslosigkeit betroffene Frauen mit folgenden individuellen Unterstützungsbedarfen
     hinsichtlich des Erhalts oder Wiederherstellung ihrer Beschäftigungsfähigkeit und der sozialen Eingliederung:
     • Unterstützungsbedarf bei beruflicher Neuorientierung während Erwerbslosigkeit
     • Unterstützungsbedarf bei der Organisation der Kinderbetreuung und Beruf
     • Unterstützungsbedarf bei der Organisation der Pflege von Angehörigen
     • Wunsch nach ganzheitlicher Begleitung bei psychischer und physischer Gesundheit
     • Unterstützungsbedarf bei psychosozialen Problemlagen, die die Beschäftigungsfähigkeit einschränken, wie z. B. Isolation,
       Einsamkeit, Überforderung, Angst, Konflikte sowie seelische/körperliche/sexuelle Gewalt im sozialen Umfeld
     • Unterstützungsbedarf bei häuslicher Gewalt sowie Konflikten im häuslichen/familiären Bereich, die die
       Beschäftigungsfähigkeit einschränken
     • Unterstützung bei finanziellen Problemlagen, die die Beschäftigungsfähigkeit einschränken, wie z. B. eingeschränkte
       Mobilität und fehlende Ressourcen zur repräsentativen Selbstdarstellung

     Ziel
     Übergreifendes Ziel des Unterstützungsangebots für arbeitslose und langzeitarbeitslose Frauen ist die Förderung der sozialen
     Eingliederung und der Erhalt bzw. die Erhöhung der Beschäftigungsfähigkeit durch eine Förderung der Eigenmotivation. Da-
     mit wird der Grundstein der beruflichen Eingliederung gelegt.
            Hierfür werden die individuellen Unterstützungsbedarfe erfasst, Teilziele entwickelt und passgenaue Maßnahmen ge-
     plant. Ziel ist dabei die Entwicklung beruflicher Perspektiven, die Stärkung des Selbstwertes der Klientinnen sowie die Gestal-
     tung optimaler Rahmenbedingungen für die Eingliederung in den Arbeitsmarkt.
23

g. Lebensphase Pflegeverantwortung
   bei Erwerbstätigkeit
Zielgruppe
Erwerbstätige Frauen und Männer mit Pflegeverantwortung gegenüber Angehöri-
gen mit dadurch bedingter zeitlicher, psychischer, physischer und/oder finanzieller
(Über-)Belastung bei der Vereinbarkeit von Pflege, Arbeit und Privatleben

Ziel
Die Pflege von Angehörigen ist nach wie vor eine typische Frauenaufgabe. Die
Doppelbelastung, die Frauen und zum Teil Männer durch Job und Pflege haben,
hat einen nachweislich negativen Effekt auf die Arbeitsleistung. Gesundheitliche
Probleme, die Reduzierung der Arbeitszeit und völliger Arbeitsausfall können die
Folge sein. Das CORA-Angebot zielt auf die Erhaltung der Arbeitsfähigkeit. Dazu
werden ein optimales Zeitmanagement und Gesundheitsprävention auf körperli-
cher und geistiger Ebene unterstützt.
24

     h. Lebensphase Pflegeverantwortung bei Erwerbslosigkeit
     Zielgruppe
     Erwerbslose Frauen und Männer mit Pflegeverantwortung gegenüber Angehörigen, verbunden mit dem Wunsch nach
     beruflichem Wiedereinstieg sowie ggf. mit multiplen Problemlagen, wie
     • finanzielle Probleme sowie Verarmung,
     • partnerschaftliche Konflikte,
     • gesundheitliche Probleme,
     • soziale Isolation,
     • oder Überbelastung bei der zeitlichen Vereinbarkeit von Pflege, Privatleben und Qualifizierungsbemühungen.

     Ziel
     Das Angebot zielt auf die Unterstützung bei der beruflichen Wiedereingliederung und die Förderung der hierfür erforderli-
     chen Ressourcen der Beschäftigungsfähigkeit. Dazu werden die individuellen Unterstützungsbedarfe erfasst, Teilziele entwi-
     ckelt und passgenaue Maßnahmen umgesetzt. Ziel ist dabei die Entwicklung neuer beruflicher Perspektiven, die Stärkung
     des Selbstwertes der Klientin/des Klienten sowie die Gestaltung optimaler Rahmenbedingungen für die Eingliederung in den
     Arbeitsmarkt.
25

i.     Lebensphase Erwerbstätigkeit Ü55
Zielgruppe
Erwerbstätige Frauen über 55 Jahre mit unterschiedlichen Problemlagen hinsichtlich ihrer Arbeitsfähigkeit:
• mit gesundheitlichen Beschwerden auf Grund beruflicher Belastungen
• Pflegeverantwortung gegenüber Angehörigen
• Betreuungsverantwortung für Familienangehörige oder Nahestehende
• Überforderung durch technische und körperliche Beanspruchungen am Arbeitsplatz
• drohende Arbeitslosigkeit
• sowie weitere psychosoziale Probleme, die die Arbeitsfähigkeit einschränken, wie z. B. gesteigerter Leistungsdruck
  gegenüber jungen Kolleginnen/Kollegen.

Ziel
Die Erhaltung bzw. Verbesserung der Arbeitsfähigkeit stellt das wichtigste Ziel in der Beratung und Begleitung von
erwerbstätigen Frauen über 55 Jahren dar. Hierfür soll die Gesundheit und das lebenslange Lernen befördert werden.
26

     j.     Lebensphase Erwerbslosigkeit Ü55
     Zielgruppe
     Erwerbslose Frauen
     • mit altersbedingter Schwierigkeit der Arbeitsmarktintegration
     • mit dem Wunsch einer ganzheitlichen Begleitung auf Grund gesundheitlicher Beschwerden (psychisch und/oder physisch)
     • und/oder Pflegeverantwortung gegenüber Angehörigen

     Ziel
     Übergreifendes Ziel des Unterstützungsangebots für arbeitslose Frauen, die über 55 Jahre alt sind, ist die Förderung der sozi-
     alen Eingliederung und der Erhalt bzw. die Wiederherstellung der Beschäftigungsfähigkeit. Damit soll die Basis für eine neue
     berufliche Integration geschaffen werden. Von besonderer Bedeutung ist die gesundheitliche Situation der Frauen, das Wissen
     um eigene Kompetenzen und eine passende Abstimmung von Qualifizierung und Arbeitsmarktlage.
           Um diese übergreifenden Ziele zu verwirklichen, werden die individuellen Unterstützungsbedarfe erfasst, Teilziele ent-
     wickelt und passgenaue Maßnahmen umgesetzt. Ziel ist dabei die Entwicklung beruflicher Perspektiven, die Stärkung des
     Selbstwertes der Klientinnen sowie die Gestaltung optimaler Rahmenbedingungen für die Eingliederung in den Arbeitsmarkt.
Angewandte Methoden,
Techniken und Verfahren
28

     5. Angewandte Methoden,
        Techniken und Verfahren

             Die hier vorgestellten Methoden und Techniken gehören größtenteils in den Methodenkoffer sozialer Arbeit. Aus die-
             sem Grund eignet sich das CORA-Konzept zur Umsetzung in nahezu allen Frauenzentren und frauenspezifischen
             Einrichtungen, insoweit die personellen und strukturellen Ressourcen hierfür zur Verfügung gestellt werden können
             (siehe Kapitel 6).

     A.      Einzelfallhilfe................................................................................................................................................................................. 29
     A.1.    Bedarfsanalyse ........................................................................................................................................................................................................30
     A.2.    Netzwerkanalyse ....................................................................................................................................................................................................32
     A.3.    Potenzial- und Interessenanalyse/Profiling ..................................................................................................................................................34
     A.4.    Perspektivenentwicklung durch das Karrieremosaik ...............................................................................................................................34
     A.5.    Unterstützung bei Ausbildungsplatz-/Studiengangsuche .....................................................................................................................35
     A.6.    Individuelles Bewerbungstraining...................................................................................................................................................................36
     A.7.    Unterstützung bei der Lösung individueller Probleme im Kontext der Vereinbarkeit von Familie und Beruf ...................37
     A.8.    Beratung zu Qualifizierungsangeboten.........................................................................................................................................................38
     A.9.    Beratung bei Fragen zur Existenzgründung ................................................................................................................................................38
     A.10.   Auskunft über Leistungsansprüche ................................................................................................................................................................39
     A.11.   Schuldenpräventionsmaßnahmen..................................................................................................................................................................39
     A.12.   Case Management .................................................................................................................................................................................................40

     B.      Bildungs- und Gruppenarbeit ................................................................................................................................................... 41
     B.1.    Informations- und Bildungsangebote zur Weiterentwicklung von Chancen auf dem Arbeitsmarkt ....................................41
     B.2.    Kurse zur Gesundheitsförderung .....................................................................................................................................................................42
     B.3.    Gruppenarbeit und offene Gruppenangebote zum Austausch über Arbeitsmarkt – Chancen, Risiken, Kontakte ...........43

     C.      Strukturbezogene Arbeit............................................................................................................................................................ 45
     C.1.    Strukturelle Angebote zur Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf ............................................................................45
     C.2.    Netzwerkarbeit .......................................................................................................................................................................................................47
29

A. Einzelfallhilfe
Grundsätzlich zu unterscheiden sind die Informationsarbeit, die Beratung zur Verbesserung der Chancen auf dem Arbeits-
markt, die Vermittlung bis hin zu Begleitung und Case Management. Das Angebot wird entsprechend der Bedarfslagen indivi-
duell auf die Klientin/den Klienten zugeschnitten.
       Die Informationsarbeit vermittelt der Klientin/dem Klienten erforderliche Kenntnisse. Häufig sind die Beratenen im An-
schluss selbstständig in der Lage, die kommenden Schritte zu planen und umzusetzen.
       Die Beratung zur Verbesserung der Chancen auf dem Arbeitsmarkt verfolgt im Wesentlichen zwei Grundsatzziele: zum
einen soll die (Neu-)Orientierung und Zielfindung im beruflichen Kontext unterstützt werden. Zum anderen zielt die Beratung
auf die Überwindung aktueller Hürden, Hemmnisse oder Problemlagen zwischen Privat- und Erwerbsleben und/oder auf die
Förderung bzw. den Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit.
       Ausgehend von den Fähigkeiten, Fertigkeiten und Ressourcen der Klientin/des Klienten werden biografische und beruf-
liche Perspektiven entwickelt, die die sozialen und insbesondere familialen Rahmenbedingungen einbeziehen. Dieses Haupt-
ziel wird in einzelne Maßnahmenziele (hier ist häufig von Meilensteinen die Rede) unterteilt, die die langfristig angesetzte
Entwicklung in realisierbare Einzelschritte untergliedern. Eine solche Planung, die konkrete Zwischenerfolge erlebbar macht,
hat einen positiven Einfluss auf die Motivation der Klientin/des Klienten und wirkt daher nachhaltig.

Die Wirkung der ressourcenorientierten, individuellen und niedrigschwelligen Einzelfallberatung lässt sich wie folgt sum-
mieren: Die Beratung

• macht die Klientin/den Klienten stark und handlungsfähig,
• stärkt das Selbstvertrauen und die Eigenverantwortung,
• baut auf den Ressourcen auf,
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     • berücksichtigt den biografischen Blick,                         A.1. Bedarfsanalyse
     • ist wertschätzend gegenüber dem formell und informell
       angeeigneten Wissen und den Erfahrungen,
     • setzt Impulse zur Veränderung und Hilfe zur Selbsthilfe,        Jedes Unterstützungsangebot im CORA-Konzept soll auf den
     • und ist nachhaltig, da sie ganzheitlich und prozesshaft         arbeitsmarktorientierten Bedarf der Klientin/des Klienten an-
       angelegt ist.                                                   gepasst sein, um Fehlversorgungen auszuschließen.
                                                                             In der Beratungssituation treten häufig Situationen
     Vermittlung heißt im CORA-Konzept, dass der Klientin/dem          auf, in denen vielfältige Problemlagen und biografische
     Klienten die den Bedarfen entsprechenden Angebote der             Entwicklungen thematisiert oder angerissen werden und
     Region vorgestellt werden. Beispiele sind hier: einrichtungs-     die Frage der beruflichen Entwicklung nur eins von vielen
     interne Schulungsangebote, Angebote zu Weiterbildung/             Themen ist. In solchen komplexen Fallkonstellationen kann
     Qualifizierung/Qualifizierungsberatung, Existenzgründungs-        es schnell dazu kommen, dass wichtige Aspekte der Be-
     beratungsstellen, Praktika/praxisrelevante Angebote/Freiwil-      schäftigungsfähigkeit übersehen werden. Eine Mind-Map
     ligendienste oder Einrichtungen des regionalen Hilfenetzes.       eignet sich als sehr übersichtliches und strukturierendes
            Entsprechend des Anspruchs auf Empowerment soll die        Instrument zur Erfassung von Bedarfen und Ressourcen. Sie
     Klientin/der Klient den Kontakt selbstständig herstellen. Inso-   kann dabei als Dokumentationsraster und/oder als Leitfa-
     fern die Klientin/der Klient hier weitergehende Unterstützung     den für ein Beratungsgespräch genutzt werden. Hier wer-
     benötigt, übernimmt die Beraterin/der Berater die Kontakt-        den alle relevanten Themenfelder erfasst.
     aufnahme und/oder bietet Begleitung an. Bei sehr komplexen              Der Handlungsbedarf ergibt sich sowohl aus den Le-
     Problemlagen, die die Koordination der Leistungen zahlrei-        bensbereichen, in denen Schwierigkeiten liegen als auch
     cher Leistungserbringer/-träger erfordert, kann die Klientin/     aus den aufgeschlüsselten Ressourcen, die weiter ausgebaut
     der Klient bei entsprechendem Bedarf durch die Methode des        werden können. Gemeinsam mit der Klientin/dem Klienten
     Case Management auf der Fallebene unterstützt werden.             werden Informationsdefizite, Maßnahmenziele und Hand-
                                                                       lungsschritte abgeleitet. Eine Druckvorlage der Mind-Map
     Jede Form der hier dargestellten Beratungsleistungen kann im      des CORA-Konzepts ist hier abgebildet.
     Rahmen einer aufsuchenden Hilfe stattfinden. Dies liegt vor,
     wenn die Beraterin/der Berater aktiv andere Orte für das Bera-
     tungsangebot aufsucht, um so der Zielgruppe den Zugang zu
     erleichtern. Dies können andere Beratungsstellen, Einrichtun-
     gen mit Eltern-Kind-Angeboten oder individuell vereinbarte
     Termine direkt bei der Klientin/dem Klienten sein.
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