Wenn's brennt 02/2017 - Samariter.ch
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02/2017 www.samariter.ch Wenn’s brennt Seite 4 Grossbrand in Genf Wissen Menschen Katastrophenpikett Knie- und Fuss- Unerschütterlich kommt zum Einsatz verletzungen Teil 2 optimistisch Seite 14 Seite 18 Seite 29
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Inhalt Editorial Reportage Liebe Leserin, 04 Rauchschwaden lieber Leser im Gemeindehaus Eine gute Zusammenarbeit zwischen Ende Januar wurde der Zeiger der den verschiedenen Elementen der Weltuntergangsuhr von drei auf Rettungskette ist längst keine Selbst- zweieinhalb Minuten vor zwölf verständlichkeit. In der bernischen vorgestellt. Mit dieser Uhr legt ein Gemeinde Kallnach spielen der lokale Gremium aus Wissenschaftlern und Samariterverein und die freiwillige Fachautorinnen fest, wie nahe sich Feuerwehr allerdings perfekt zusam- die Menschheit ihrer Meinung nach men – und profitieren vom gemeinsa- vor dem Untergang befindet. Nur men Wissen. 1953 nach dem Bau der Wasserstoff- bombe war es noch knapper. Grund für die «Zeitanpassung» jetzt Aktuell ist der Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump, dessen Handlungen 10 Bewährte Partnerschaft derzeit die Welt auf den Kopf stellen Die Samaritervereine bleiben auch in Zukunft wichtige Partner von und ein globales Gefühl der Angst Blutspende SRK Schweiz, bei Blutspendeaktionen genauso wie vermehrt und Hoffnungslosigkeit wecken. Sich bei der Suche nach Spenderinnen und Spendern von Blutstammzellen. davon nicht anstecken zu lassen, ist eine grosse Herausforderung, denn 14 Kein Sonntag wie jeder andere fast scheint es, als ob Menschlichkeit, Für die Samariterinnen und Samariter des Genfer Katastrophenpiketts Unparteilichkeit oder Universalität begann das Jahr dramatisch: Am 1. Januar wurden sie zum Einsatz bei ausgedient hätten. einem Grossbrand gerufen. Wohl beinahe unbewusst ist deshalb nun eine Ausgabe des «Samariter» 16 Voll im Leben trotz Krankheit entstanden, in der es in erster Linie Der «Tag der Kranken» 2017 möchte Brücken bauen zwischen Menschen mit um die positiven Folgen von Aus- einer Beeinträchtigung und Gesunden und daran erinnern, dass chronisch tausch, Zusammenarbeit und kranke Menschen trotz allem am Leben teilhaben. Solidarität geht. Sei es bei den vielen Partnerschaften zwischen Samariter- vereinen und der Feuerwehr, der Wissen Zusammenarbeit mit Blutspende SRK Schweiz oder bei der Gesund- 18 Verletzungen des Knies, heitsförderung und der Solidarität am Unterschenkel und am Fuss mit chronisch kranken Menschen. Im zweiten Teil der Serie über Gelenk- Anders als bei vielen Entscheidungen verletzungen der unteren Extremitäten in der Politik werden in der Welt der geht es um das Knie. Wenn das Samariterinnen und Samariter für Kniegelenk verletzt wird, bedeutet dies Probleme nämlich Lösungen geboten, in der Regel eine grosse Beeinträchti- die allen zugutekommen. Statt Angst gung der Bewegungsfähigkeit. Umso machen wir uns hier Gedanken, wie wichtiger ist es für die Ersthelferinnen man andere für das freiwillige und Ersthelfer, sofort zu handeln. Engagement zum Wohle der Gesell- schaft motivieren kann. Und den Parolen aus Worten voller Hass, Help Nationalismus und Isolationismus halten wir unsere Rotkreuzgrund- 26 Fürio, es brennt! sätze entgegen. Wenn genug Men- Jedem Ort ist eine Feuerwehr zugeteilt. Die Mitglieder arbeiten in der Regel schen zusam- freiwillig. Es gibt aber auch Feuerwehrmänner und -frauen, die ihr Hobby zum menkommen, Beruf gemacht haben und für eine Berufsfeuerwehr arbeiten. können wir den Zeiger der Weltuntergangs- Menschen uhr aufhalten. 29 Optimistisch in allen Lebenslagen Mit mehr Partizipation der Verbandsmitglieder, einer offenen Kommunikation und viel Zuversicht möchte Präsidentin Beatrice Eheim den Kantonalverband Sonja Wenger Solothurn wieder zu voller Stärke führen. samariter 02/2017 3
Gemeinsame Übung Samariterverein und Feuerwehr Rauchschwaden im Gemeindehaus Eine gute Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Elementen der Ret- tungskette ist längst keine Selbstverständlichkeit. In der bernischen Gemeinde Kallnach spielen der lokale Samariterverein und die freiwillige Feuerwehr allerdings perfekt zusammen – und profitieren vom gemeinsamen Wissen. Alle Leiterinnen und Leiter des Einsatzes geben sich ein Stelldichein. Text und Fotos: Sonja Wenger Und nichts lässt ahnen, dass sich in und um che aus, fahren Leitern hoch und dringen dieses Gebäude, in dem sich auch die Spiel mit Atemschutzgeräten ausgerüstet in das Einsam steht das alte Gemeindehaus von gruppe der Gemeinde befindet, schon bald verrauchte Treppenhaus vor. Kallnach da. Abweisend wirkt es, fast un dramatische Szenen abspielen werden. Die bereitstehenden Samariterinnen und wirtlich an diesem feuchten Abend Mitte Dann werden plötzlich dichte Rauchschwa Samariter des Vereins KallnachNiederried November, an dem es viel zu früh schon dun den aus den Fenstern der oberen Stockwerke nehmen kurz darauf die Verletzten in Emp kel wird und einem die Kälte in die Knochen qualmen und Menschen verzweifelt um Hilfe fang, die von der Feuerwehr gerettet wur kriecht. Kaum ein Mensch ist auf den Stras schreien. Die Einsatzwagen der Feuerwehr den. Auf dem Parkplatz vor dem Gebäude sen dieser kleinen Gemeinde im bernischen fahren mit Blaulicht auf und innert Minuten wird ein Sanitätsnest eingerichtet und mit Seeland zwischen Lyss und Kerzers zu sehen. rollen zwei Dutzend Feuerwehrleute Schläu Hilfe der ebenfalls eingetroffenen Rettungs 4 samariter 02/2017
Reportage Gut zu wissen Samariterverein und Feuerwehr – gemeinsam «fägt’s» Der Samariterverein Kallnach-Niederried feiert 2017 sein neunzigjähriges Bestehen. Mit «alt und behäbig» haben die Vereinsmitglieder jedoch nichts am Hut. Im Gegenteil: Laut ihrer eigenen Aussage und mit einem Augenzwinkern gehört die 39-jährige Samariterlehrerin Mirjam Köhli fast schon zum «alten Eisen». Dazu beigetragen habe sicher, dass im Verein in den letzten Jahren auf natürliche Weise ein starker Generationswech- sel stattgefunden hat. Köhli und ihre Vereinskollegin Silvia Maurer sind zudem stets auf der Suche nach neuen Ideen, wie man den Verein in der Öffentlichkeit noch bekannter und die Mitgliedschaft attraktiver gestalten könnte. Was bei den Mitgliedern auffalle, sei ein grosses Engagement für den Verein und bei allem, was in der Gemeinde pas- siert, erzählen beide im Gespräch mit dem «Samariter». Besonders die gute Zusammenarbeit mit der Feuerwehr habe sicherlich dazu beigetragen, dass sich der Verein im Dorf einen Namen machen konnte. Inzwischen treten sie bei Veranstaltungen oft gemeinsam auf, etwa mit einem Informationsstand, und stimmen ihr jeweiliges Jahrespro- gramm aufeinander ab. Zusammen haben sie erreicht, dass im Dorf ein Defibrillator installiert werden konnte. Und Da das Treppenhaus voller Rauch ist, sind die Betroffenen im vor zwei Jahren hat ihnen die Gemeinde den Ausbau des oberen Stockwerk eingeschlossen. gemeinsamen Vereinslokals ermöglicht. sanität findet die Triage und die erste Jahren im «Samariter» eher selten darüber Wie genau das geht und was es Gutes Versorgung statt. Rund fünfzig Personen berichtet wurde. Doch eine gute Zusammen- hervorzubringen vermag, zeigt das Beispiel sind emsig, beinahe hektisch am Werk. Die arbeit zwischen den verschiedenen Elemen- Kallnach. Die Gemeinde zählt rund 1900 einen hantieren mit schwerem Material, die ten der Rettungskette ist längst keine Einwohnerinnen und Einwohner. Es gilt als anderen betreuen verwirrte Personen und Selbstverständlichkeit. Sie braucht Einsatz das «längste Strassendorf der Schweiz», in gleich mehrere Schwerverletzte, auch eine und guten Willen von allen Seiten und ein dem sagenhafte 29 Vereine aktiv sind. Viel Reanimation muss gemeistert werden. Bewusstsein dafür, welcher Nutzen daraus Konkurrenz also für den Samariterverein Längst ist die Kälte vergessen, zeigen sich auch für die Gemeinschaft entsteht. (vgl. «Samariterverein und Feuerwehr – Schweissperlen auf der Stirn vieler Leute. Ein Dorfverein im Vereinsdorf All diese Szenen sind glücklicherweise gestellt. Das Chaos gewollt. Und nach nicht mal einer halben Stunde ist alles vorbei, sind die verletzten Personen plötzlich wieder putzmunter, sieht man erleichterte und lachende Gesichter. Beim inszenierten Drama im Gemeindehaus – im Raum der Spielgruppe war Feuer ausgebrochen – han- delt es sich um eine der zehn jährlichen Übungen, welche die freiwillige Feuerwehr von Kallnach seit längerem gemeinsam mit dem Samariterverein Kallnach-Niederried durchführt. Nicht alle sind jedoch in dieser Grössenordnung. Viele Samaritervereine kennen gemeinsa- me Übungen mit der lokalen Feuerwehr. Auf den ersten Blick scheint dieses Zusammen- Müde, aber zufrieden: Die über vierzig Beteiligten der grossen Aktion nach der Besprechung spiel derart verbreitet, dass in den letzten im gemeinsamen Vereinslokal. samariter 02/2017 5
Noch ist alles ruhig und friedlich im Gemeindehaus von Kallnach, in Auch die Moulage darf nicht fehlen: Vorbereitung einer Figurantin, dem sich auch die Kinderspielgruppe des Dorfes befindet. die später die Einsatzkräfte auf Trab halten wird. In der sogenannten Chaosphase müssen sich alle erst Mal einen Ein wichtiger Teil der Samariterarbeit ist bei einem solchen Einsatz Überblick verschaffen. die richtige Triage. gemeinsam fägt’s»). Dennoch haben es gibt. Er bildet auch die Feuerwehrleute in vorgenommen, alle Einsätze und den Ablauf die Vereinsmitglieder in den vergangenen Erster Hilfe aus und weiter, organisiert die genau wie im Ernstfall ausüben zu lassen Jahren mit viel Einsatz, kreativen Ideen und unterschiedlichsten Bevölkerungskurse und und zu beurteilen», erzählt sie, bevor die eben der intensiven Zusammenarbeit mit leistet bei Veranstaltungen in der Gemeinde ersten Rauchschwaden zu sehen sind und der Feuerwehr geschafft, das «Image des Sanitätsdienst. Nicht ohne für einen Verein, fast gleichzeitig von allen Strassenzugängen Pflästerlivereins abzustreifen», wie die der zurzeit zwar achtzig Passivmitglieder Rettungs- und Betreuungskräfte eintreffen. Samariterlehrerin und Kursleiterin Silvia zählt, aber nur zwölf Aktive. Für die Übung war einiges aufgeboten Maurer stolz erzählt. «Heute werden wir in worden. Nicht nur das grosse Tanklösch- der Gemeinde als dynamisch und kompe- Viel Aufregung und verwirrte fahrzeug der Feuerwehr, ein halbes Dutzend tent wahrgenommen.» «Patienten» moulagierte Figurantinnen und Figuranten Auch Mirjam Köhli, die zweite Samariter- Mirjam Köhli ist zusammen mit der Inst- und noch mehr Samariterinnen und Samari- lehrerin, spricht mit Begeisterung von ihrer ruktorin Andrea Schmid vom Schweizeri- ter. Auch ein Team der Rettungssanität aus Tätigkeit im Verein und man weiss genau, schen Samariterbund bei der heutigen Aarberg ist mit dabei sowie ein was sie mit «jung und dynamisch» meint. So Übung zuständig für den Einsatz der Sama- zweiköpfiges Polizeiteam, dem gemäss den konnte Köhli vor einigen Jahren die Ausbil- riterinnen und Samariter. Sie hat sich dafür gesetzlichen Vorgaben die Gesamtführung dung zur Feuerwehrfrau machen, nur um einiges einfallen lassen, wie sich bei der Vor- des Einsatzes unterliegt. einen besseren Einblick in die Arbeitsweise besprechung und den Vorbereitungen zeigt, Bereits nach wenigen Minuten funktio- der Feuerwehr zu erhalten. Doch diese denn leicht machen will sie es den Übungs- niert die Versorgung der Verletzten fast Zusammenarbeit ist nur ein Element von teilnehmenden nicht. «Für uns sind die reibungslos, jede und jeder weiss, was zu tun vielen. So ist ihr Verein nicht nur der einzige gemeinsamen Übungen immer auch eine ist. Eine Figurantin und ein Figurant haben der Region, der Kurse für Berufschauffeure grosse Herausforderung und ich habe mir jedoch die Aufgabe, immer wieder für 6 samariter 02/2017
Reportage Verwirrung zu sorgen, indem sie sich unkoo perativ geben, die Betreuungsmassnahmen hinterfragen oder verwirrt herumlaufen. Zu den schwereren Fällen gehören natürlich mehrere Rauchvergiftungen, Atembeschwer den, leichte Verbrennungen sowie ein allergischer Schock. Für den Herzstillstand mit anschliessender Reanimation muss dann allerdings ein Phantom herhalten. «Übung erfüllt» Nachdem genug Adrenalin durch die Venen und Wasser durch die Schläuche gepumpt ist, geht es dann zur Nachbesprechung der Übung. Zuvor ist allerdings Aufräumen an gesagt. Die Schläuche müssen eingerollt, das ErsteHilfeMaterial verpackt, der Normal zustand wiederhergestellt werden. Erst da nach fährt ein wahrer Konvoi aus Fahrzeu gen aller Art zum gemeinsamen Übungslokal der Feuerwehr und des Samaritervereins. Bei so vielen Verletzten muss alles schnell gehen: Die Mitglieder des Samaritervereins Helme, Atemschutzmasken und anderes übernehmen eine Person von den Feuerwehrleuten. Einsatzmaterial werden sauber verstaut und es dauert, bis sich alle Beteiligten im gemütlichen Raum einfinden, in dem lange Zu wenig Einsatzpersonal stellt im An komplex gewesen und habe einen präzisen Tischreihen und viele Stühle stehen. schluss dann auch die Dame von der Austausch erschwert. Als Folge davon gab Nach den ersten Begrüssungen und einem Sanität fest. Im Ernstfall wäre die Triage zu es auch Defizite bei der allgemeinen Koordi gut gelaunten Austausch untereinander Beginn zudem härter ausgefallen. Wenn es nation. Alle Absperrungen hätten gut setzen sich dann alle in Erwartung der tatsächlich so viele Schwerverletzte zu ver funktioniert, doch habe der Abtransport Beurteilung durch die Einsatzleitenden. Es sorgen gäbe, würde man wohl keine Reani der Verletzten zu lange gedauert. Dennoch folgen interessante Analysen, wertschät mation mehr durchführen können. Zudem sind alle Einsatzleitenden zufrieden und zendes Lob, aber auch sachliche Kritik. müssten die verwirrten Personen besser der Feuerwehrkommandant darf bekannt Den Anfang macht die Polizei und erntet unter Kontrolle gebracht werden. geben: «Übung erfüllt.» mit der Beschreibung der «Chaosphase Die Rückmeldungen von den Einsatz Es ist spät geworden und nach ein paar beim Eintreffen» einiges Gelächter. Diese leitenden des Samaritervereins und der persönlichen Gesprächen zieht es alle Phase sei zwar normal, sollte aber nicht Feuer wehr betonen dann einhellig, dass von Beteiligten dann nur noch «in die warme allzu lange anhalten, fährt der Herr in Anfang an sehr speditiv gearbeitet wurde Stube» – oder auf den Heimweg. Bei einem Uniform fort und informiert die Anwesen und die Rettungsachse gut gelungen sei. letzten Blick zurück steht das alte Schul den darüber, welche Möglichkeiten im Nachholbedarf sieht vor allem die Feuer haus in Kallnach wieder einsam und ruhig Ernstfall bestanden hätten, zusätzliches wehr bei der Kommunikation untereinan auf seinem kleinen Hügel. Nur abweisend Personal oder Einsatzmaterial anzufordern. der – die vorgefundene Situation sei wirkt es nicht mehr. • Gleich werden die mit Atemschutzgeräten ausgerüsteten Auch eine Reanimation stand auf dem Übungsprogramm. Im Feuerwehrmänner ins verrauchte Treppenhaus vordringen. Ernstfall wäre dafür aber wohl keine Zeit. samariter 02/2017 7
Die Rega fliegt erste Patientin auf einer Instrumentenflugroute über den Gotthard Die Rega hat zum ersten Mal einen Einsatz mit einer Patientin auf einer Instrumentenflugroute des Low Flight Network (LFN) geflogen. Damit kommt die Rega ihrer Vision «Retten bei jedem Wetter» einen weiteren Schritt näher. Das neue, schweizweite Netz aus den peripheren Regionen, weil wir Instrumentenflugrouten erlaubt es nun Patienten – falls medizinisch Helikoptern, auch bei schlechter notwendig – auch bei widrigen Sicht im Instrumentenflugverfahren Wetterbedingungen in die Zentrum- (IFR) auf vordefinierten Routen zu spitäler fliegen können», sagt er. fliegen. Seit dem 1. Dezember 2016 Einschränkungen müssen derzeit sind die beiden Hauptrouten Nord- aber nach wie vor bei sogenann- Süd (über den Gotthardpass) und ten Vereisungsbedingungen ge- Ost-West (von St. Gallen bis macht werden. Damit die Rega auch Lausanne) des LFN für Luftret- dann retten kann, beschafft sie drei tungseinsätze zugelassen. Bereits allwettertaugliche Rettungshelikop- einige Tage später konnte die Rega ter mit Enteisungsanlage vom Typ den ersten IFR-Flug auf diesem AW169-FIPS. Diese werden im Jahr Flugroutennetz mit einer Patientin 2021 zur Rega-Flotte stossen. an Bord durchführen. Mehr Informationen zur Rega- Heinz Leibundgut, Rega-Chef- Vision «Retten bei jedem Wetter»: pilot Helikopter, freut sich darüber www.ifr.rega.ch ganz besonders. «Profitieren wird vor allem auch die Bevölkerung in Anflug auf einen Spitallandeplatz mittels IFR. Text und Bild: Rega • Silicon Plast Damit lästige Narben bald der Vergangenheit angehören. www.lohmann-rauscher.ch/flawa
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Nachgefragt: Dr. Rudolf Schwabe, Direktor Blutspende SRK Schweiz Bewährte Partnerschaft Die Samaritervereine bleiben auch in Zukunft wichtige Partner von Blutspende SRK Schweiz, bei Blutspendeaktionen genauso wie vermehrt bei der Suche nach Spenderinnen und Spendern von Blutstammzellen. 1. Anfang 2017 wurde die Partnerschaft zwischen Blutspende Jahr hat es in der Schweiz genügend Blut, und die anderen sechs SRK Schweiz und dem Schweizerischen Samariterbund ver Monate besteht die Gefahr von Engpässen. längert. Welche Bilanz ziehen Sie aus der bisherigen Zusammen arbeit und was ist dabei für Sie das wichtigste Element? Da kann ich ganz klar eine sehr positive Bilanz ziehen! Denken Sie 4. In welcher Form kann dies die Mithilfe der Samaritervereine nur an den «Tag der Tat», wo sehr viele Samaritervereine mitgemacht bei Blutspendeaktionen betreffen? Müssen sie zukünftig flexibler haben. Am wichtigsten ist für mich das spürbare Interesse der Sama- sein, beispielsweise Aktionen kurzfristiger ansetzen als heute? riterinnen und Samariter, uns zu unterstützen und auch selber aktiv Nehmen wir zum Beispiel die aktuelle Grippewelle: Sie kam sehr zu werden. Deshalb war es mir letztes Frühjahr auch ein Anliegen, heftig, vor allem aber zeitlich viel früher als in anderen Jahren. den Samariterinnen und Samaritern in Form einer Videobotschaft Niemand hatte damit gerechnet. Flexibilität ist hier das richtige meinen Dank auszusprechen. Stichwort: Wir müssen uns täglich so gut wie möglich an neue, unerwartete Situationen anpassen. Weil viele Blutprodukte zudem nur wenige Tage haltbar sind, müssen wir oft kurzfristig die 2. Wie wird die zukünftige Zusammenarbeit aussehen und Blutbeschaffung drosseln oder eben intensivieren. Wenn unsere was sind die Schwerpunkte? Partner, die Samaritervereine, dafür Verständnis aufbringen und Die Schwerpunkte dürften unverändert bei der Blut- und uns dabei im Rahmen ihrer Möglichkeiten unterstützen, ist dies Blutstammzellspende liegen. Die Samaritervereine sind für uns natürlich sehr hilfreich. bewährte Partner, und an einer solchen Partnerschaft gibt’s nicht viel Wesentliches zu ändern: Es ist gut zu wissen, dass sie da sind, dass auf sie Verlass ist. 5. Ein zunehmend wichtiges Element bei den Blutspendeaktio nen ist auch die Blutstammzellspende. Welche Entwicklungen sind hier zu beobachten? 3. Immer wieder liest man, dass in der Schweiz der Blutver Wir haben vor kurzem die «magische Zahl» von 100 000 registrier- brauch rückläufig sei. Braucht es nun in Zukunft weniger ten Blutstammzellspenderinnen und -spendern in der Schweiz Spenderinnen und Spender? überschritten, was uns natürlich enorm gefreut hat. Viele Samariter- Der Blutverbrauch war auch im letzten Jahr leicht rückläufig, und vereine haben uns bei den Registrierungsaktionen unterstützt, zwar um drei Prozent. Zu glauben, es bräuchte deshalb viel weniger deshalb ist dies zu wesentlichen Teilen auch ihr Verdienst. Spenderinnen und Spender, wäre Ein weiterer wichtiger Aspekt jedoch falsch: Es braucht mittel- sind Registrierungsaufrufe für fristig sogar deutlich mehr als Patientinnen und Patienten etwa heute, da aufgrund der demogra- in deren persönlichem Umfeld fischen Veränderungen in unse- via Social Media und über klas- rer Gesellschaft immer weniger sische Medienkanäle. Durch sie junge Blutspender immer mehr hat die Blutstammzellspende zu- älteren Blutempfängern gegen- nehmend an Bekanntheit gewon- überstehen. nen. Diese Entwicklung ist des- Schon heute ist unsere halb so wichtig, weil ein grosses, Situation – trotz rückläufigem vielfältiges Register die Chance Blutverbrauch – recht komplex: erhöht, für Betroffene einen Während der Sommermonate passenden Spender zu finden, und in der winterlichen Grippe- denn dass zwei nicht verwandte zeit kommt es nach wie vor zu Menschen möglichst identische Engpässen. Im ersten Fall sind Gewebemerkmale besitzen, ist viele Menschen in den Ferien, im extrem selten. zweiten Fall fällt ein Teil der Spenderinnen und Spender aus, Die Videobotschaft von da man etwa nach einer Grippe Dr. Rudolf Schwabe finden Sie während mehrerer Wochen kein Dr. Rudolf Schwabe, Direktor Blutspende SRK Schweiz, zieht eine sehr auf dem YouTube-Kanal der Blut spenden darf. Mit anderen positive Bilanz über die Zusammenarbeit mit den Samaritervereinen. Blutspende SRK Schweiz: www. Worten: Rund sechs Monate pro (Foto: Blutspende SRK Schweiz) youtube.com/blutspendesrk 10 samariter 02/2017
Aktuell Lettershop Die Zentralsekretärin Entlastung bei der Samaritersammlung «Ich bin SSB» Solidarität ist ein wertvolles Gut. Sie ist ein Grundprinzip des menschli chen Zusammenlebens und definiert jene Werte, die uns dazu motivieren, einen individuellen Beitrag für das Wohl unserer Gesellschaft zu erbrin gen. Solidarität ist die Grundlage für eine gerechte und friedvolle Welt. Und sie ist die Basis für das grosse Engagement, das die Samariterinnen Jedes Jahr nimmt der Anteil der und Samariter leisten. Kontosammlung bei der Sammlung Solidarität bedeutet aber nicht nur, der Samaritervereine zu. So wurden anderen zu helfen. Sie definiert sich 2016 schätzungsweise 800 000 Briefe verschickt. Mit auch durch das gegenseitige Eintreten der Vervielfältigung des Briefes ist die Arbeit aber noch füreinander. Nicht umsonst ist die nicht getan. Die Briefe oder Kopien müssen gefaltet und Sequenz «Wir sind SSB» Teil der mit allfälligen Beilagen wie etwa dem Jahresprogramm in Kaderausbildung. Darin geht es um ein Kuvert gesteckt werden. Aufgrund dieser Ausgangslage Fragen, welche Werte uns als Samari hat das Zentralsekretariat die Möglichkeit geprüft, wie terinnen und Samariter vereinen, wie Vereine, die bei der Samaritersammlung die Kontosammlung einsetzen, entlastet werden sich diese in ein gemeinsames können, indem etwa alle Arbeitsschritte extern in einem sogenannten Lettershop gebündelt Leitbild umsetzen lassen und wie auf würden. diese Weise das Gemeinschaftsgefühl Um das Interesse und den Bedarf eines solchen Angebots abschätzen zu können, bitten gefördert werden kann. wir Sie, uns Ihr Interesse zum Thema «Externer Lettershop» mitzuteilen. Sie finden die Dies klingt im ersten Moment wie dazugehörige Kurzumfrage sowie weiterführende Informationen im Extranet unter etwas Selbstverständliches, ist es aber Marketing > Vereinsmarketing > Lettershop. nicht immer. Vielmehr müssen wir in der Samariterbewegung alle das Text und Bild: SSB • Gemeinsame und Positive in unserer Tätigkeit stets aufs Neue betonen und bewusst fördern. Im Verein, im Kantonalverband und in der Zentral organisation, und erst recht im Austausch mit den Medien oder gegenüber der Öffentlichkeit. Denn wir werden in der Öffentlich Grundbotschaft des Monats keit wahrgenommen – und wie! Viele Menschen sehen genau, was wir Samariterinnen und Samariter alles leisten, und wissen unseren Einsatz sehr wohl zu schätzen. Wenn wir hierbei nun alle auch als Einheit in unserer Haltung und mit Wir Samariterinnen und Samariter Loyalität gegenüber unserer Samari terbewegung auftreten, dann stärkt bilden Laien zu kompetenten Partnern das den einzelnen Kantonalverband, den Samariterverein und jede Sama der Rettungsdienste aus. riterin und jeden Samariter. Dann heisst es nicht mehr nur «Wir Sämtliche Grundbotschaften finden Sie unter sind SSB», www.samariter.ch > Downloads > Werbe- und PR-Texte > Grundbotschaften sondern ganz solidarisch: «Ich bin SSB.» Regina Gorza samariter 02/2017 11
Aktuell Samariterverein Italiana (ZH) Cerchiamo: monitore samaritano* *Italienischsprechender Samariterlehrer (m/w) gesucht Die Geschichte des Vereins ist ein Abbild der Geschichte italienischer Einwanderinnen und Einwanderer in der Schweiz. Heute fehlt dem Samariterverein Italiana in Zürich allerdings der Nachwuchs. Ein Aufruf. Man kann es sich heute nur noch schwer vor Boom beim Nothelferkurs stellen: Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte Die Kurse seien immer sehr gut besucht ge die Schweiz einen starken Wirtschaftsauf wesen, erzählt Boccuzzo. Doch als 1976 der schwung und war dringend auf mehr Arbeits Nothelferkurs für Fahrausweisbewerbende kräfte angewiesen, die aktiv ins Land geholt obligatorisch wurde, sei die Nachfrage ge wurden. Mit Italien hatte der Bund 1948 gar radezu explodiert. Die drei Samariterlehrer ein Rekrutierungsabkommen ausgehandelt, so des Vereins schulten in manchen Jahren dass in den folgenden Jahren sehr viele Men zwischen 700 und 800 Personen. Zeitweise schen aus dem südlichen Nachbarland in die hatte der Verein bis zu 200 aktive und Schweiz kamen. Sie arbeiteten im Baugewerbe passive Mitglieder und keine Vereinsübung und in Fabriken, in der Landwirtschaft, dem verlief mit weniger als 20 Teilnehmenden. Gastgewerbe oder als Reinigungskräfte. Hinzu kam der Bedarf an Sanitätsdiensten 1964 wurden die Einwanderungsgesetze bei Sport und Kulturveranstaltungen der dann weiter gelockert. Eine Million Einwan Silvia und Salvatore Boccuzzo engagieren sich ita lienischen Vereine in Zürich. derinnen und Einwanderer lebten 1970 in der seit über 40 Jahren für ihren Verein. Seine Frau Silvia setzt sich dazu. Auch sie Schweiz, über die Hälfte von ihnen stammte war lange Samariterlehrerin, allerdings im ursprünglich aus Italien. Viele haben sich in der Schweiz eine Existenz SV Wiedikon. Sie war eine der Mentoren während der Samariter aufgebaut und sind für immer geblieben. Sie lernten die Sprache und lehrervorbereitung von Boccuzzo und so haben sie sich kennengelernt. waren bald in der Schweizer Gesellschaft integriert. Nach dem ersten der beiden Kinder hat Silvia Boccuzzo ihre aktive Lehrertätigkeit dann aufgegeben und war fortan im administrativen Italienische Gemeinschaft in Zürich Bereich des SV Italiana tätig. Das sei damals ziemlich viel Arbeit gewe Bis diese Integration zu greifen begann, gab es allerdings einen gros sen, erzählt sie lachend: «Manchmal hatten wir 200 Anrufe pro sen Bedarf an Dienstleistungen in italienischer Sprache. Eine davon Monat, und zwar zu jeder Tages und Nachtzeit.» Die Kurse des waren Nothelfer und Samariterkurse. Aus diesem Grund wurde im Samaritervereins Italiana seien nämlich auch sehr beliebt gewesen bei Dezember 1950 der Samariterverein «Sezione di Lingua Italiana», der den Einwanderinnen und Einwanderern aus Portugal, Spanien, Verein in italienischer Sprache gegründet. 18 Personen nahmen am Brasilien und vereinzelt auch Griechenland. ersten Samariterkurs teil. Drei Jahre später verabschiedete der Verein dann seine offiziellen Statuten und trat dem Dachverband Schweizeri Nachwuchs gesucht scher Samariterbund bei. Diese glänzenden Zeiten sind jedoch seit langem vorbei. In jenem Was folgte, war eine wahre Erfolgsgeschichte, erinnert sich Salvatore Masse, wie die zweite Generation besser Deutsch als Italienisch sprach Boccuzzo im Gespräch mit dem «Samariter». Boccuzzo ist Anfang der und die Mitglieder der frühen Jahre nach der Pensionierung wieder SiebzigerJahre in den Verein eingetreten, der später umbenannt wurde nach Italien zurückkehrten oder aus Altersgründen aufhörten, wurde in «Società Samaritana Italiana». Bereits kurz darauf absolvierte er im es ruhiger im Verein. Durch die Öffnung des Nothelferkurses für Tessin die Ausbildung zum Samariterlehrer und Kursleiter. Und seit Fahrlehrer erlosch die Nachfrage nach solchen Kursen im SV Italiana nun fast 40 Jahren amtiert er als Präsident. ganz und führte zu grossen Einbussen bei den Einnahmen. Immer weniger Mitglieder bedeuten auch weniger Beiträge und weniger Kapazität für Sanitätsdienste. Heute kämpfen Salvatore und Silvia Boccuzzo zusammen mit ihren Söhnen, die ebenfalls als Samariter aktiv sind, um das Überleben ihres Vereins. Damit der Verein weiterbestehen kann, brauche es in erster Linie einen italienischsprechenden Samariterlehrer, erklärt Salvatore Boccuzzo, der mit seinen 71 Jahren zwar noch topfit ist, aber irgendwann gerne zurücktreten würde. Bedarf nach ihren Dienstleistungen bestehe nämlich nach wie vor, doch die Rekrutierung neuer italienischsprachiger Mitglieder gestaltet sich als fast unmöglich. Das Herz würde ihnen bluten, wenn sie nur aus finanziellen Gründen den Verein auflösen müssten. Ein Verein, dessen Geschichte Teil der Geschichte dieses Landes ist. Text und Foto: Sonja Wenger • 12 samariter 02/2017
Communications «UND AUF EINMAL KRACHTE EIN SKI- FAHRER IN MICH.» Hören Sie die Rega-Geschichte von Sven Löffel, 39. meinerettung.ch/sven Jetzt Gönner werden.
Am ersten Tag des Jahres machte ein starker Brand in Genf die Evakuierung von über hundert Menschen notwendig. Auch die Samariterinnen und Samariter des Genfer Katastrophenpiketts sind hier zum Einsatz gekommen. Genf Kein Jahresbeginn wie jeder andere Für die Samariterinnen und Samariter des Genfer Katastrophenpiketts begann das Jahr dramatisch: Am 1. Januar wurden sie zum Ernsteinsatz bei einem Grossbrand in einem Wohnblock gerufen. Es ist kurz vor 16 Uhr am Sonntag des 1. Januars 2017, als bei dass in der Stadt Genf unter normalen Umständen zwischen 10 bis den Samariterinnen und Samaritern des Genfer Katastrophen 15 Ambulanzen zur Verfügung stehen, kann man ermessen, welche piketts PICA (Piquet catastrophe) ein Alarm der Notrufnummer Bedeutung die kantonale Sanitätsbehörde dem Ereignis zugemes 144 eingeht. Eine Wohnung auf der 4. Etage eines 14stöckigen sen hat. Gebäudes im dicht bewohnten Quartier la Jonction steht in Flammen. Über hundert Personen evakuiert Feuerwehr, Polizei und die Rettungssanität wurden in grossem Das Ausmass des Brandes machte eine Evakuation des gesamten Rahmen aufgeboten: 32 Personen der Berufsfeuerwehr sowie Gebäudes notwendig. Insgesamt wurden 113 Personen in einem 14 freiwillige Feuerwehrleute waren mit insgesamt 13 Fahrzeugen vorgezogenen Medizinposten betreut. Zwei Ärzte und die Ret vor Ort. Zusätzlich standen 24 Personen von der Polizei sowie für tungssanität kümmerten sich um die Schwerverletzten, während das PICA 4 Medizinerinnen und Mediziner, 1 Krankenschwester sich die anderen Personen des PICA jener annahmen, die gemäss und 14 Samariterinnen und Samariter im Einsatz. einer ersten medizinischen Triage von weniger gravierenden Verlet Ergänzt wurden diese Einsatzkräfte durch die Wagen des SMUR zungen betroffen waren. (Service mobile d’urgence et de réanimation) mit ihren mobilen Am Ende zählten die Hilfskräfte 34 Verletzte, darunter viele mit Notfall und Reanimationsposten sowie 8 Fahrzeugen der städti Rauchvergiftungen. Eine ältere Frau wurde mit schweren Verbren schen Rettungssanität und 4 weiteren aus dem Kanton. Zu jedem nungen ins Kantonsspital CHUV eingeliefert, weitere 16 Personen, Zeitpunkt war zudem bekannt, wie es um die Kapazitäten der ver darunter 8 Kinder, wurden ebenfalls ins Spital überführt. Die schiedenen Spitäler in der Region stand. Hält man sich vor Augen, ältere Frau erlag später ihren Verletzungen. 14 samariter 02/2017
Aktuell Gut drei Stunden nach der Alarmierung war dann auch für die Die später eingetroffenen Samariterinnen und Samariter hatten letzten Samariterinnen und Samariter der Einsatz beendet. Gegen dann die Aufgabe, den Zustand der Betroffenen zu evaluieren und 19 Uhr hatte die Feuerwehr den Brand gelöscht und alles andere diese ihren Bedürfnissen entsprechend zu betreuen, sie über das unter Kontrolle, so dass ein Teil der Hausbewohnerinnen und weitere Vorgehen zu informieren und zu beruhigen. Hausbewohner in ihre Appartements zurückkehren konnten. Diese hatten sich während der ganzen Operation sehr kooperativ, Spezifische Kompetenzen verständnisvoll und geduldig gezeigt. Bis auch die Feuerwehr abrü- Samariterinnen und Samariter, die Mitglied im PICA werden cken konnte, dauerte es allerdings noch länger. Erst in den frühen möchten – eine Gruppe, die vom Kantonalverband der Genfer Morgenstunden waren alle Bereiche des Gebäudes gesichert und Samaritervereine (AGSS) zur Unterstützung der Sanitätsbrigade das Löschwasser abgepumpt. des Genfer Universitätsspitals ins Leben gerufen worden ist – er- halten eine spezielle Ausbildung und verpflichten sich zu regelmäs- SMS und WhatsApp siger Weiterbildung. 2016 sind 19 neue Personen zum PICA gestos- «Ich selber war in Saint-Cergue, rund 30 Kilometer ausserhalb von sen, in dem derzeit 35 Samariterinnen und Samariter sowie Genf, als mich der Alarm erreichte», erzählt Philippe Schumacher 15 Personen mit medizinischer Ausbildung aktiv sind. später dem «Samariter». Er ist Mitglied im Samariterverein Lancy Im Einsatz leisten die PICA-Mitglieder neben Erster Hilfe auch und stellvertretender Leiter des PICA. «Aus diesem Grund bin ich Unterstützung bei der Erfassung der zu behandelnden Personen, erst 45 Minuten später vor Ort eingetroffen.» helfen der Feuerwehr beim Auf- und Abbau des vorgezogenen Eine Alarmierung der PICA-Mitglieder durch den Notrufdienst Medizinpostens und assistieren den Profis aus dem Rettungswesen. erfolgt via SMS, üblicherweise gefolgt von einem weiteren Aufruf Zu ihren Aufgaben gehören zudem die Vorbereitung von Infusio- von Seiten der Samariter via den Instant-Nachrichten-Dienst nen, Intubationen und das Handhaben von Sauerstoff. WhatsApp. Der jeweils erste Samariter vor Ort übernimmt dann Vergangenes Jahr kam die Genfer Gruppe drei Mal als Einheit die Führungsaufgabe, welche beinhaltet, die Anweisungen des Ein- zum Einsatz: Im Mai bei einem Brand in einem Gemeinschaftszen- satzleitenden der Rettungskräfte an die später eintreffenden Kolle- trum, einmal als Unterstützung in einer Fan-Zone der Euro 2016 ginnen und Kollegen weiterzugeben und diese zu koordinieren. und Ende Jahr bei einem weiteren Wohnungsbrand. «Bei diesem Einsatz ist die Aufgabe an einen unserer jungen Kol- legen gefallen, der kurz vor Abschluss der PICA-Schulung steht. Er Text: Chantal Lienert, Mitarbeit: Philippe Schumacher war bereits 20 Minuten nach der Alarmierung vor Ort und hat Foto: Laurent Guiraud/Tribune de Genève • seine Aufgabe sehr gut erledigt», sagt Schumacher anerkennend. Für den Einkauf zu Hause. Lassen Sie uns den Einkauf für Sie erledigen und schenken Sie sich Zeit – für die wirklich wichtigen Dinge im Leben. Ihre Vorteile: • Umfangreiches Sortiment – zu gleichen Preisen wie in der Coop Filiale • Einzigartige Auswahl von mehr als 1’200 Jahrgangsweinen und 200 auserlesenen Spirituosen • Bequeme Lieferung bis an die Wohnungstüre – vielerorts sogar stundengenau CHF 20.– Reduktion für Ihren online Einkauf ab CHF 200.– bei coop@home. Code «SAM17A-G» im Checkout einfügen. Bon ist bis am 30.04.2017 gültig und pro Kunde einmal einlösbar. www.coopathome.ch
Tag der Kranken am 5. März 2017 Voll im Leben trotz Krankheit Nicht immer ist eine Krankheit oder Beeinträchtigung auf den ersten Blick erkennbar. Für Betroffene ist es meist wichtig, so normal wie möglich zu leben. Der «Tag der Kranken» 2017 möchte Brücken bauen zwischen Menschen mit einer Beeinträchtigung und Gesunden und daran erinnern, dass chronisch kranke Menschen trotz allem am Leben teilhaben. Der «Tag der Kranken» hat jeweils am ersten Sonntag im März einen alltägliche Kontakte mit Mitmenschen helfen dabei und sind beson- festen Platz im Jahresgeschehen der Schweiz. Mit Konzerten, ders in schwierigen Situationen hilfreich. Viele Betroffene möchten Besuchs- und Geschenkaktionen in Spitälern und Heimen sowie nicht dauernd über ihre Krankheit oder Beeinträchtigung sprechen. Solidaritätsveranstaltungen engagieren sich an diesem Tag jeweils Sie wollen diese ins Leben integrieren und das Leben wie andere tausende Personen und sensibilisieren so die Bevölkerung für die auch geniessen, ohne dass sich alles um die Krankheit dreht. Die Bedürfnisse der Kranken. Auch alle Samaritervereine sind meisten Betroffenen schätzen es zudem, einen Freundeskreis zu eingeladen, sich mit einer Aktion zu beteiligen. haben, in dem der Gesundheitszustand kein zentrales Thema ist. Mit dem Motto 2017 «Schau mich an: ich bin voll im Leben!» möch- te der gleichnamige Verein am Tag der Kranken einmal Menschen ins Am «Tag der Kranken» mitmachen Zentrum seiner Betrachtungen stellen, die trotz Beeinträchtigung aktiv Unter der Rubrik «Veranstaltungen» auf der Website www. am Leben teilnehmen und sich engagieren – sei es in der Arbeit, bei der tagderkranken.ch sehen Interessierte, welche Aktivitäten wo und Freiwilligenarbeit oder für die Familie und Freunde. Ziel ist es, wann stattfinden und wie man sich für eine Aktion anmelden kann. zwischen Menschen mit einer Beeinträchtigung und Gesunden Brücken Der Verein und seine Träger wollen zudem darauf hinweisen, zu bauen und der Vereinsamung kranker Menschen entgegenzuwirken. welche Hilfsangebote Kranken und ihren Angehörigen zur Verfü- gung stehen. Links Soziale Unterstützung als wichtige Ressource zu Hilfsangeboten, Gut zu wissen 2012 bekundete in der Schweizerischen Gesundheitsbefragung ein L iterat u rh i nwei s e Drittel der Bevölkerung ein dauerhaftes Gesundheitsproblem. sowie das Fakten- Verein «Tag der Kranken» Studien belegen: Menschen, die gut vernetzt sind, Unterstützung er- blatt zum Thema halten und sich eingebunden fühlen, leben länger und sind gesünder befinden sich eben- Der «Tag der Kranken» ist ein als sozial isolierte Menschen. Im Dossier «Leben mit chronischer falls auf der Website gemeinnütziger Verein, der 1939 Krankheit» des Schweizerischen Gesundheitsobservatoriums Obsan in der Rubrik gegründet wurde. Mitglieder des (siehe auch Beitrag Seite xx) wird aufgezeigt, dass es für die meisten «Service». Vereins sind sowohl Patientenorga- kranken Menschen wichtig ist, die Normalität und die Funktions- nisationen als auch Gesundheits- fähigkeit im Alltag so rasch wie möglich wiederzuerlangen und Quelle: Tag der ligen, Branchen- und Fachverbände, so lange wie möglich aufrechtzuerhalten. Freundschaften und Kranken • die Schweizerische Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorin- nen und -direktoren sowie andere im Gesundheitswesen tätige Vereini- gungen und Verbände. Der Schwei- zer Samariterbund gehört ebenfalls zu den Trägern des Vereins. Der «Tag der Kranken» sensibili- siert die Bevölkerung einmal pro Jahr zu einem besonderen Thema aus dem Bereich Gesundheit und Krankheit. Er will dazu beitragen, gute Beziehungen zwischen Kran- ken und Gesunden zu fördern, Verständnis für die Bedürfnisse der Kranken zu schaffen und an die Pflichten der Gesunden gegen- über kranken Menschen zu erin- nern. Zudem setzt er sich für die Anerkennung der Tätigkeiten all jener ein, die sich beruflich und privat für Patientinnen und Patien- ten engagieren. Der Verein finan- ziert sich über Mitgliederbeiträge Wer sich eingebunden fühlt, ist gesünder als sozial isolierte Menschen. (Bild: Shutterstock) und Spenden. 16 samariter 02/2017
Aktuell Dossier Freiwillig engagiert Freiwilligenarbeit ist vielfältig, anspruchsvoll – und zu oft unsichtbar Mit dem «Dossier Freiwillig engagiert» können auch Samariterinnen und Samariter ihr Engage- ment, ihre Einsätze und die damit erworbenen Kompetenzen nachweisen. Dies kann etwa bei Bewerbungen um eine Arbeitsstelle oder einen Ausbildungsplatz von Nutzen sein. Freiwilligenarbeit hat viele Gesichter. Administrative und leitende freiwillige und ehrenamtliche Arbeit beurteilbar und nachweisbar Funktionen in sozialen, kirchlichen oder politischen Organisationen, und so auch aufgewertet und mit bezahlter Arbeit vergleichbar Vereinen und Behörden gehören ebenso dazu wie Nachbarschafts gemacht werden. hilfe und Jugendarbeit in ihrer ganzen Breite; Engagement für Der «Sozialzeitausweis» wurde inzwischen überarbeitet und in Umweltschutz, Sport oder Kultur hat ebenso Platz wie die Betreuung «Dossier Freiwillig engagiert» umbenannt. Nach wie vor handelt es von Kindern, Kranken, älteren oder behinderten Menschen. sich dabei um eine persönliche Dokumentenmappe, in der Tätig keiten, Kompetenzen und Weiterbildungen nachgewiesen sind. Freiwillige können diese Mappe etwa bei Bewerbungen für Arbeitsstellen oder Ausbildungsplätze beilegen. Dies ist besonders wichtig für Jugendliche oder Frauen mit wenig Berufserfahrung. Mit dem Dossier Freiwillig engagiert wird das unentgeltli che freiwillige und ehrenamtliche En gagement anerkannt und somit sichtbar gemacht. Dadurch entstehen ein natio nales Qualitätslabel und ein Wiederer kennungseffekt, die den Wert der Freiw i l l igena rb eit Noch mehr ins Zentrum rücken: Freiwilligenarbeit ist nicht nur sinnvoll und macht Spass, man kann mit seinem Einsatz als wichtige Res auch beruflich weiterkommen. source stärken. Rund ein Viertel der Bevölkerung in der Schweiz führt eine freiwil Wichtige Ressource lige, unbezahlte Tätigkeit im Rahmen von Organisationen und Ausführliche Informationen auf Deutsch, Französisch und Institutionen aus. Ebenso viele unbezahlte Tätigkeiten werden in der Italienisch finden Sie unter www.dossierfreiwilligengagiert.ch, nichtorganisierten, spontanen Freiwilligenarbeit geleistet. einer Website von Benevol Schweiz, der Dachorganisation der Deutschschweizer Fachstellen für Freiwilligenarbeit. Nützlich bei Bewerbungen Auf dem Extranet finden Sie unter Dienstleistungen > Werkzeug Dabei setzen die Freiwilligen bei ihren Tätigkeiten vielfältige Fähig koffer > Bestätigen und Verabschieden weitere Informationen sowie keiten und Kompetenzen ein. Sie schulen und entwickeln diese Kom Vorlagen für die Übersicht der besuchten Kurse, Aus und Weiterbil petenzen weiter und machen dabei zahlreiche neue Lernerfahrungen. dungen oder für die geleisteten Einsätze. Freiwilligenarbeit bringt also auch neue Fähigkeiten hervor. Den noch bleibt das grosse Engagement vieler Freiwilligen oft unbeachtet. Text: SSB / Benevol, Foto: Patrick Lüthy • Auch aus diesem Grund wurde im UnoJahr der Freiwilligen 2001 der sogenannte Schweizer Sozialzeitausweis lanciert. Damit sollte die samariter 02/2017 17
Beim Sanitätsdienst häufig gesehen Teil 2 – Knieverletzungen Verletzungen des Knies, am Unterschenkel und am Fuss Im zweiten Teil unserer Serie über Gelenkverletzungen der unteren Extremitäten geht es um das Knie. An das Kniegelenk werden hohe Anforderungen gestellt, da es einerseits grossen Belastungen standhalten und daher eine hohe Stabilität aufweisen, gleichzeitig aber auch eine hohe Beweglichkeit zulassen muss. Wenn es verletzt wird, bedeutet dies in der Regel eine grosse Beeinträchtigung der Bewegungsfähigkeit. Beim beliebten Fussball ist das Knie besonderen Belastungen und Verletzungsgefahren ausgesetzt. 18 samariter 02/2017
Wissen Text: Dr. med. Florian Marti Bilder: Shutterstock; zVg Knieverletzungen gehören zu den häufigsten Sportverletzungen überhaupt. Gerade bei vielen Volkssportarten wie etwa Fussball ist das Knie besonders belastet und trägt daher häufig eine Verletzung davon. Besonders häufig kommen Verletzungen an «Grümpel- turnieren» vor, weil die Sportlerinnen und Sportler dieser Tourniere meist wenig Praxis in der Sportart haben und zudem untrainiert sind, gleichzeitig aber angetrieben durch die Gruppendynamik mit viel Engagement in ein Spiel steigen. Diese Erfahrung dürften schon viele Samariterinnen und Samariter gemacht haben, die an solchen Turnieren Sanitäts- dienst geleistet haben. Im Folgenden werden typische Verletzun- gen des Knie- und des Sprunggelenks erläu- tert sowie deren weiteres Vorgehen geschil- dert. Kommt ein Patient oder eine Patientin mit einer Knieverletzung auf den Sanitäts- Bei einem Kreuzbandriss (Bildmitte) wird das Knie sehr instabil. Das Aufsuchen posten, so wird er oder sie in den wenigsten der Notfallstation ist hier unerlässlich. Fällen wissen, welche Struktur verletzt ist. Daher ist es wichtig, auf Zeichen zu achten, welche auf die Verletzung hindeuten. rung einer weiteren Verschiebung der vorsichtig gestreckt werden, worauf die Fraktur sowie von Schäden am Knorpel ist Kniescheibe selbständig wieder an die 1. Ernsthafte/schwerwiegende zwingend. Ein geschädigter Knorpel heilt richtige Position gleitet. Kühlen, elastische Knieverletzungen nicht und kann nach Jahren zu einer Bandage, Schonung und Entlastung, bei Als ernsthafte/schwerwiegende Verletzungen Gelenkarthrose führen. Bedarf Diclofenac (max. 50 mg). Aufsu- gelten unter anderem: chen der Notfallstation des nächsten Spi- • Knochenbrüche (Frakturen) Quadrizeps-/Patellarsehnen(teil)ruptur: tals (und nicht nur des Hausarztes). Bleibt • Quadrizeps-/Patellarsehnen(teil)ruptur • Diagnose: Schmerz, Eindellung/Asymme- die Kniescheibe in einer Fehlstellung und • Patellaluxationen trie oberhalb (bei der Quadrizepssehnen- das Knie blockiert, muss der Transport mit • Bandrupturen (Kreuzbandruptur, Seiten- ruptur) respektive unterhalb (bei der der Ambulanz erfolgen. bandrupturen) Patellarsehnenruptur) der Kniescheibe, • Weitere Therapie: Schonung mit spezieller • Meniskusverletzungen reduzierte Kraft bei der Extension im Knie-Schiene mit Fixierung der Knie- Kniegelenk, Muskelverdickung am scheibe bis zur Abheilung der gerissenen Oberschenkel. Bänder, welche die Patella an der richti- Bei diesen Verletzungen gilt folgendes Vorge- • Erste Hilfe: Kühlen, elastische Bandage, gen Position halten. Bei wiederholtem hen: Schonung und Entlastung (ein Schonen zur Vorkommen gegebenenfalls chirurgische Knochenbrüche (Frakturen): Verhinderung einer Totalruptur ist zwin- Naht dieser Bänder. • Diagnose: Schmerzen bei der Belastung gend), bei Bedarf Diclofenac (max. 50 mg). der Knochen (Stehen oder Gehen) bei einer Aufsuchen der Notfallstation des nächsten Während die oben aufgeführten Verlet- Tibiafraktur sowie Schmerzen auf das Spitals (und nicht nur des Hausarztes). zungen mehr oder weniger direkt erkannt Wadenbeinköpfchen (siehe Abb.) als Hin- • Weitere Therapie: Operative Versorgung werden können, können andere ernsthafte weis auf eine Fraktur des Wadenbeines. in Form einer Sehnennaht. Bei Teilrissen Verletzungen nur vermutet werden. Eine offensichtliche Fehlstellung von mit nur geringem Kraftverlust kann die Folgende Beschwerden oder Zeichen weisen Knochen fehlt meistens. konservative Therapie (Schonung, später auf eine ernsthafte Verletzung hin und • Erste Hilfe: Kühlen, elastische Bandage, Physiotherapie mit Muskelaufbau) indi- machen weitere Abklärungen notwendig: Schonung und Entlastung, bei Bedarf ziert sein. Diclofenac (max. 50 mg). Bei Frakturen Bandrupturen (Kreuzband, Seitenband): ist ein Transport mit der Ambulanz ins Patellaluxation • Diagnose: ausgeprägte Instabilität des nächste Spital notwendig. • Diagnose: Die Kniescheibe springt zur Seite. Kniegelenks. • Die weitere Therapie richtet sich nach den Oft kennt die betroffene Person diese Verlet- • Erste Hilfe: Kühlen, elastische Bandage, Ergebnissen der Röntgenuntersuchung. zung bereits von früheren Unfällen. Schonung und Entlastung (zur Entlastung • Bemerkung: Bei einer der genannten Frak- • Erste Hilfe: Meist ist die Kniescheibe nur können eventuell Stöcke auf dem Notfall turen ist ein Gehen teilweise noch möglich, kurz luxiert (ausgerenkt) und springt un- eines Spitals bezogen werden), bei Bedarf muss aber strikte vermieden werden, denn mittelbar wieder an ihre ursprüngliche Po- Diclofenac (max. 50 mg dreimal täglich). eine konsequente Entlastung zur Verhinde- sition zurück. Andernfalls kann das Bein Aufsuchen der Notfallstation. samariter 02/2017 19
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