Wer hilft, gewinnt - www.kolping.de Kolping magazin

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Kolping
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            www.kolping.de              magazin

Fit im Beruf durchs Ehrenamt

Wer hilft,
gewinnt
       ■ Jugend Chillen oder trainieren für die Zukunft? • Seite 18
       ■ Eine Welt Dank ohne Worte im Altenheim • Seite 22            DPAG - PVSt. - Entgelt bezahlt          Ausgabe A
       ■ Kongo Wenn Armut von Menschen gemacht wird • Seite 26        Kolpingwerk, Kolpingplatz 5-11, 50667 Köln
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K10A-02   17.09.2008   17:13 Uhr   Seite 2
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K10A-03    24.09.2008           14:41 Uhr   Seite 3

                                                                                                                                 INHALT

                                                                      TITELTHEMEN:
            Liebe Leserin,                                            6 ■ Karriere durchs Ehrenamt
            lieber Leser!                                                Macht ehrenamtliche Ar-
                                                                         beit auch fit für den Be-
            Ein Ehrenamt zu übernehmen,                                  rufsalltag? Gutes tun und
            bedeutet in der Regel Arbeit,                                gleichzeitig erfolgreich
                                                                         sein? Kolpingmitglieder
            Verantwortung und Verpflich-
                                                                         und Personalverantwortli-
            tung. Das erscheint auf den
                                                                         che unterschiedlicher Fir-
            ersten Blick nicht für jeden                                 men berichten.
            attraktiv. Aber im Kolpingwerk
            gibt es 25 000 Frauen und Män-
            ner, die ein Vorstandsamt über-
            nommen haben. Das ist fast jedes zehnte Mitglied. Ge-     18 ■ Chillen oder trainieren für die Zukunft?
            wiss, manche Leitungskraft wünscht sich, die Aufgabe         Am Wochenende ist
            in jüngere Hände abzugeben. Ja, es könnte noch viel          normalerweise Freizeit
            mehr Menschen geben, die sich in ihrer Freizeit für          angesagt. In Kirchlengern
            Gemeinschaftsaufgaben einsetzen. Manchmal fehlt              steht diesmal jedoch ein
                                                                         Bewerbungstraining der
            vielleicht nur der Mut, jemanden persönlich anzuspre-
                                                                         Kolpingjugend auf dem
            chen. So bin ich übrigens selbst an mein erstes Ehren-
                                                                         Programm. 20 Stunden
            amt gekommen: Ich wurde mit 17 Jahren „Chefredak-            für die Zukunft.
            teur“ einer kleinen katholischen Jugendzeitung, weil
            mich jemand direkt aufgefordert hat: „Mach mit, wir
            brauchen dich!“ Die Person, die mich damals vom Zu-
            schauer in die Verantwortung geholt hat, hieß übrigens    22 ■ Dank ohne Worte
            „Engel“, und der Name passt ganz gut.                        Margret Kawooya hat bei
               Wer einmal drin ist im Ehrenamt, der spürt nicht          ihrem Besuch in Deutsch-
            nur Arbeit und Verpflichtung, sondern sehr viel Freude       land eine Woche lang
            an der Aufgabe. Es ist eine Chance, schöpferisch tätig       ehrenamtlich in einem
            zu sein, also Dinge ins Leben zu rufen, die hilfreich        Altenheim in Abenberg
            sind für andere Menschen. Jeder, der es tut, spürt, wie      gearbeitet – aus Dankbar-
            er selbst dabei gewinnt. Das liegt nach meiner Erfah-        keit für die Unterstützung
            rung besonders an zwei Faktoren: am Umgang mit               der Kolping-Frauenprojek-
            Menschen und an den Herausforderungen, die sich im-          te und der Aids-Waisen in
            mer neu stellen. Jedesmal, wenn ich auf einer Kolping-       Uganda.
            Veranstaltung bin, wiederholt sich das Erlebnis, dass
            sich Kolpinger untereinander unbeschreiblich viel zu
                                                                      WEITERE THEMEN:
            sagen haben. Selten erlebe ich eine solche ausgeprägte
            Kommunikationslust! „Alles wirkliche Leben ist Begeg-     4 ■ Nachrichten
            nung.“ Um dieses Zitat des jüdischen Religionsphilo-         Kolping bei ersten Urwahlen erfolgreich. – Spätabtreibungen: mehr
            sophen Martin Buber als Wirklichkeit zu erfahren, sind       Lebensschutz?
            Ehrenamtler bei Kolping tatsächlich in einer bevorzug-
            ten Situation.                                            10 ■ Ratgeber
               Der zweite Vorteil:An Herausforderungen wächst            Muss ich Mitglied sein? – Was heißt „Gender Mainstreaming“?
            der Mensch.Viele Ehrenamtler entwickeln Fähigkeiten
            und Talente, mit denen sie manchem Profi Konkurrenz       12 ■ Magazin
            machen können. Deshalb freut mich, dass wir in dieser        Leserbriefe, Rätsel, Cartoon, Foto des Monats, Tipps.
            Ausgabe besonders über Freiwillige berichten, die
            durch das Ehrenamt in ihrem Beruf erlebt haben: „Wer      14 ■ Regional
                                                                         Berichte aus den Diözesanverbänden.
            hilft, gewinnt!“
                                              Martin Grünewald        20 ■ Jugend
                                                      Chefredakteur      Termine, News, Tipps, Porträt.

                                                                      26 ■ International
                                                                         Kongo: Wenn Armut von Menschen gemacht wird. – Projekt des
                                                                         Monats.

                                                                      28 ■ Verbandsnachrichten
                                                                          Bundesversammlung in Essen, Kurznachrichten, Impressum.

     Titelfoto: Barbara Bechtloff

                                                                                                                        Kolpingmagazin 10/2008   3
Wer hilft, gewinnt - www.kolping.de Kolping magazin
K10A-04     23.09.2008       15:59 Uhr    Seite 4

          NACHRICHTEN

                     Handwerkskammer

                     Kolping bei ersten Urwahlen erfolgreich
                            iese erstmalige Urwahl in der Ge-
                     D                                                                       rung. Die ehren-           unterstützen dort die politischen Forderun-

                                                                                                                                                                        Foto: Bilderbox.com
                            schichte der Handwerkskammern                                    amtliche Arbeit            gen des Kolpingwerkes. „Auf der Grundla-
                     der Bundesrepublik Deutschland hatte                                    unserer Mitglie-           ge der Aussage der Christlichen Gesell-
                     eine historische Dimension. Umso erfreu-                                der in der hand-           schaftslehre, wonach die Wirtschaft dem
                     licher ist es, dass die gemeinsame Liste                                werklichen                 Menschen zu dienen hat und nicht umge-
                     von Kolpingwerk und DGB einen so gro-                                   S e l b s t ve r w a l -   kehrt, setzen wir uns für eine Stärkung des
                     ßen Erfolg erzielen konnte“, stellte der                                tung erfährt so            Produktivvermögens in Arbeitnehmerhand
                     Bundesvorsitzende des Kolpingwerkes                                     eine überzeu-              ein. Das bringt auch Vorteile für die Betrie-
                     Deutschland, Thomas Dörflinger MdB                                      gende Würdi-               be mit sich und kann auch eine wichtige
                     am 16. September fest.                      gung.“ Sein Dank gelte auch allen Kolping-             Option für kleine und mittlere Betriebe in
                        Für einen Neuanfang der Kammer, die      mitgliedern im Kammerbezirk Magdeburg,                 Handwerk und Handel sein“, erklärte Dörf-
                     zuvor unter etlichen Querelen zu leiden     die die Kandidaten unterstützt hätten,                 linger. Daneben setzt sich das Kolpingwerk
                     hatte, war die Listenverbindung von Kol-    betonte Dörflinger.                                    Deutschland für die Einführung eines
                     ping und DGB erfolgreich angetreten. Mit      Das Ergebnis in Magdeburg habe auch                  gesetzlichen Mindestlohns ein. „Wir for-
                     1 054 von 1 299 gültigen Stimmen fand sie   gezeigt, dass es Kolping gelungen sei, Hand-           dern eine Mindestvergütung, die sich nach
                     das große Vertrauen der Wähler.             werker zu motivieren, sich für die Selbst-             einem jährlich zu ermittelnden sozio-kul-
                        „Das Kolpingwerk Deutschland, das tra-   verwaltung zu interessieren und als Kandi-             turellen Existenzminimum richtet und
                     ditionell dem Handwerk verbunden ist,       daten zur Verfügung zu stehen. „Damit                  nicht unter 7,50 Euro pro Stunde liegen
                     gratuliert den Freunden in Magdeburg zu     wurden alle die eines Besseren belehrt, die            sollte.“
                     dem großen Wahlsieg. Im Hinblick auf die    das Ende der Selbstverwaltung gerne her-                  „Mit bundesweit mehr als 1 000 in der
                     in den verschiedenen Handwerkskammern       beireden würden.“                                      handwerklichen Selbstverwaltung aktiven
                     anstehenden Wahlen in den kommenden           Die Kolpingvertreter im Handwerk wol-                Kolpingmitgliedern sind wir für die kom-
                     zwei Jahren ist das Ergebnis für uns eine   len mit ihrer Tätigkeit in der Selbstverwal-           menden Herausforderungen gut gerüstet“,
                     Bestätigung und eine große Herausforde-     tung auch inhaltliche Impulse setzen. Sie              ist der Kolping-Bundesvorsitzende sicher.

                     KURZ BERICHTET…

                     ■ Bildungschancen                 gig“, macht Dörflinger deut-          chen Tabu erklärt werden.              republik Deutschland wurde
                     „Das Kolpingwerk Deutsch-         lich. „Da sich die Bildungs-                                                 als deutsche Verfassung am
                     land begrüßt die Initiative der   chancen der jungen Generati-          ■ Wettbewerb                           23. Mai 1949 verabschiedet.
                     Bundeskanzlerin, das Bildungs-    on in den einzelnen Bundes-           Zum 60. Jahrestag der deut-
                     wesen in seiner ganzen Breite     ländern wesentlich unter-             schen Verfassung startet die           ■ Elterngeld
                     auf die bundespolitische          scheiden, dürfen zur Ermögli-         Körber-Stiftung den Jugend-            Rund die Hälfte aller Eltern-
                     Agenda zu setzen", erklärte       chung gleicher Bildungschan-          wettbewerb «DemokratieMit-             geldbezieher erhält den ge-
                     der Bundesvorsitzende des         cen in ganz Deutschland,              Wirkung.60 Jahre Grundge-              setzlichen Mindestsatz von
                     Kolpingwerkes Deutschland,        bundesstaatliche Initiativen          setz». Mitmachen dürfen alle           300 Euro.Wie das Statisti-
                     Thomas Dörflinger MdB.            und Rahmenregelungen nicht            rund 6 000 früheren Preisträ-          sche Bundesamt im Septem-
                       Zwar sei aufgrund der fö-       weiter erschwert, sondern             ger des Geschichtswettbe-              ber mitteilte, haben seit Ein-
                     deralistischen Arbeitsteilung     müssen als Instrumente einer          werbs des Bundespräsiden-              führung des Elterngeldes im
                     die Bildungspolitik in weiten     koordinierten Bildungspolitik         ten, die heute zwischen 18             Januar 2007 rund 353.000
                     Teilen Ländersache und somit      gefördert werden.“                    und 25 Jahre alt sind.                 Mütter und Väter diesen Min-
                     dem gestaltenden Zugriff der         Schon 2005 formulierte                Die Teilnehmer sind aufge-          destsatz erhalten. Das ent-
                     Bundesregierung entzogen.         das Kolpingwerk Deutschland           rufen, praktische Beispiele von        spricht einem Anteil von 47
                     Doch Bildungspolitik müsse        die Erwartung an die Bundes-          demokratischem Engagement,             Prozent. 123.000 von ihnen
                     ebenenübergreifend an den         regierung, den möglichen              gelebter Demokratie oder               erhielten noch einen Ge-
                     Chancen und Bedürfnissen          Rahmen für eigene bildungs-           den Werten der Grundrechte             schwister-, beziehungsweise
                     der Lernenden orientiert          politische Initiativen auszu-         aufzuspüren und in Form von            Mehrlingszuschlag. Demge-
                     sein.                             schöpfen.Wenn es um die               Dokumentationen oder krea-             genüber lag das Elterngeld bei
                       „Von den Bildungsrahmen-        Lebenschancen von Kindern             tiven Beiträgen zu präsentie-          399.000 Eltern (53 Prozent)
                     bedingungen der Kinder von        und Jugendlichen gehe, dürf-          ren. Einsendeschluss ist der           höher, da es sich nach ihrem
                     heute ist der Wohlstand der       ten auch föderale Zuständig-          31. Dezember 2008. Das                 vorherigen Einkommen er-
                     nächsten Generation abhän-        keiten nicht zum überzeitli-          Grundgesetz für die Bundes-            rechnete.

    4     Kolpingmagazin 10/2008
Wer hilft, gewinnt - www.kolping.de Kolping magazin
K10A-05   24.09.2008    10:41 Uhr     Seite 5

                                                                                                                  NACHRICHTEN

                       Jugendwohnen

                       Im Kolpinghaus gut aufgehoben                                            Vier Sterne
                                                                                                Zum ersten Mal hat ein niedersächsi-
                                                    ie Parlamentarische Staatssekretärin
                                                  D Ursula Heinen hat das im Kölner
                                              Wahlkreis gelegene Jugendwohnheim Kol-
                                                                                                sches Gästehaus vier Sterne des Quali-
                                                                                                tätsmanagement des BundesForums
                                                                                                Kinder- und Jugendreisen (Berlin) er-
                                              pinghaus International besucht. Bei einer         halten.Am 20. September wurde das
                                              Führung durch das Haus sowie einem an-            Kolping Ferienparadies Duderstadt mit
                                              schließenden Gespräch mit Pädagogen, der          dem QMJ Qualitätsmanagement aus-
                                              Geschäftsführung und Vertretern vom Ver-          gezeichnet. Pluspunkte sammelte das
                                              band der Kolpinghäuser sowie der Bewoh-           Haus durch Komfort und wegen seiner
                                              ner informierte sich die Politikerin. Ursula      pädagogischen Programmangebote.
                                              Heinen zeigte sich von dem Angebot                Die Familienferienstätte liegt mitten
                                              Jugendwohnen beeindruckt: „Wenn meine             im Grünen vor den Toren der mittelal-
                                              Tochter mal 18 Jahre alt ist und von zuhau-       terlichen Fachwerkstadt Duderstadt
                                              se weggehen muss, um ihre Ausbildung zu           und verfügt über 220 Betten in Fami-
                                              machen, wüsste ich sie auch gerne so gut          lien-Appartements mit DU/WC.
                                              aufgehoben.“ In rund 550 Jugendwohn-Ein-
                                              richtungen mit fast 60 000 Plätzen in
     Foto: Wullhorst   Deutschland finden Jugendliche zwischen 14 und 27 Jahren, die
                       während ihrer schulischen oder beruflichen Ausbildung entfer-
                       nungsbedingt nicht mehr bei ihren Eltern wohnen können, ein
                       neues Zuhause. Derzeit wird die staatliche Förderung des Jugend-
                       wohnens infrage gestellt.

            Spätabtreibungen
                                                                                             Kindergeld
            Mehr Lebensschutz                                                                18 Prozent
            „Wir brauchen dringend einen bes-     „Wir brauchen eine Beratungspflicht
            seren Schutz der Ungeborenen im       und eine Frist zwischen Beratung           Der Familienbund der Katholiken hat eine
            Falle der Diagnose einer Behinde-     und Abtreibung. Eine solche Bedenk-        deutliche Erhöhung des Kinderfreibetrages und
            rung oder schweren Krankheit“, be-    frist schützt nicht nur das Kind, son-     des Kindergeldes um mindestens 18 Prozent
            grüßt der Kolping-Bundesvorsitzende   dern ist auch als Hilfe für die Eltern     gefordert. Der größte deutsche Familienver-
            Thomas Dörflinger MdB die aktuelle    des Kindes zu verstehen“, ergänzt          band stützt sich dabei auf eigene Berechnungen,
            Gesetzesinitiative aus den                      Dörflinger. „Wir müssen als      nach denen sich das Existenzminimum von Kin-
            Reihen der Abgeordneten                         Gesellschaft Eltern Mut ma-      dern seit der letzten Anhebung des Steuerfrei-
            des Deutschen Bundesta-                         chen, sich für ein behinder-     betrages im Jahr 2002 um rund 18 Prozent ver-
            ges. Bislang erlaubt eine                       tes Kind zu entscheiden und      teuert hat. Der Familienbund fordert daher, den
            entsprechende Indikation                        ihnen helfen, ihre enorme        Kinderfreibetrag sowie das Kindergeld entspre-
            einen Schwangerschaftsab-                       Verantwortung anzuneh-           chend anzuheben.
            bruch ohne Einhaltung von                       men“, betonte der Bundes-           „Die Bundesregierung hat bereits den letzten
            Fristen. In den vergange-                       tagsabgeordnete in Köln.         Existenzminimumbericht künstlich niedrig ge-
            nen Jahren sind jeweils                         „Das Akzeptieren von Un-         rechnet und scheint es jetzt wieder zu versu-
            etwa 200 Kinder nach der 23.          vollkommenheit und Unverfügbarkeit         chen. Dabei weiß jeder, wie sehr die Lebenshal-
            Schwangerschaftswoche abgetrieben     des Lebens muss in einer Gesell-           tungskosten in den vergangenen Jahren
            worden. Zumeist, nachdem Eltern       schaft, in der all zu häufig die perfek-   gestiegen sind.“, sagte die Präsidentin des
            von einer möglichen Krankheit oder    te Programmierbarkeit des Lebens           Familienbundes der Katholiken, Elisabeth Buß-
            Behinderung des ungeborenen Kin-      unterstellt wird, neu erlernt wer-         mann. „Eltern haben ein Recht darauf, keine
            des erfahren haben.                   den.“                                      Steuern auf den Lebensunterhalt ihrer Kinder
                                                                                             zahlen zu müssen. Das darf der Finanzminister
                                                                                             nicht länger ignorieren.“ Den Vorschlag, den
                                                                                             Freibetrag um 200 Euro und das Kindergeld um
                                                                                             zehn Euro zu erhöhen, bezeichnete Bußmann
                                                                                             als „realitätsfern“. Sie warnte davor, Eltern die
                                                                                             ihnen zustehende Entlastung zu verweigern.

                                                                                                                      Kolpingmagazin 10/2008   5
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THEMA

              Karriere                                        Von Marlies Grüter

              durchs Ehrenamt
                             Macht ehrenamtliche Arbeit auch fit für den Berufsalltag?
                             Gutes tun und gleichzeitig erfolgreich sein?
                             Kolpingmitglieder und Personalverantwortliche berichten.

6   Kolpingmagazin 10/2008
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Isabell Bea-John (Mitte)                                                                            THEMA
– hier mit Jugendlichen in
  Köln-Blumenberg – hat
  sich in der Jugendarbeit
       viele Kompetenzen
                 erworben.

                                                                    „Menschen zu erreichen –
                                                                    das habe ich bei Kolping
                                                                    gelernt.“
                                                               ie tolle gelb-schwarz gestreifte Tiger-

                                                    D          entenbrille einfach einem Fremden
                                                               überlassen? Das kommt für die Drei-
                                                    jährige nicht in Frage. Eine Ausnahme macht
                                                    die Kleine nur bei Isabell Bea-John. Die 29-
                                                    jährige Augenoptikermeisterin aus Köln hat
                                                    nach wenigen Sätzen die junge Brillenträgerin
                                                    überzeugt, ihr kostbares Hilfsmittel für eine
                                                    kurze Reparatur herzugeben. Wie sie
                                                    es schafft, in ihrem Beruf auch in
                                                    schwierigen Situationen die
                                                    Menschen zu erreichen? Da
                                                    muss Isabell Bea-John nicht
                                                    lange überlegen. „Das habe
                                                    ich bei Kolping gelernt“,
                                                    lacht sie. Viele Jahre lang war
                                                    sie in der Kolpingsfamilie
                                                    Köln-Deutz ehrenamtlich als
                                                                       Gruppenleiterin
                                                        Isabell        aktiv, hat als Be-
                                                     Bea-John          treuerin bei Kinder- und Jugendfreizeiten
                                                  arbeitet als         mitgewirkt. Teamorientierung oder Kon-
                                                    Optikerin          fliktfähigkeit sind ständig gefragt in Isabell
                                                   und Hartz-          Bea-Johns Berufsalltag. Als Augenoptiker-
                                                IV-Betreuerin.         meisterin arbeitet sie nur noch nebenbei. Ihr
                                                                       Hauptjob: Verwaltungsfachangestellte in der
                                                                       Leistungsabteilung für Arbeitslosengeld II bei
                                                                       einer ARGE im Rhein-Erft-Kreis. Das ist eine
                                                                       konfliktträchtige Aufgabe, denn sie muss oft
                                                                       auch geltend gemachte Ansprüche ablehnen.
                                                                       Im Bewerbungsgespräch konnte sie durch
                                                                       ihre vielfältigen Kompetenzen überzeugen,
                                                                       die sie sich bei der Kolpingjugend als Diözes-
                                                                       anleiterin jahrelang erarbeitet hat. Eine Aus-
                                                                       bildung als Verwaltungsfachangestellte hat
                                                                       Isabell Bea-John überhaupt noch nicht; die
                                                                       holt sie jetzt nebenbei nach.g

         Vier Engagierte und vier Personaler berichten über Fähigkeiten, die ein Ehrenamt vermitteln kann:
         (v. l.) Isabell Bea-John, Lars Teigeler, Andreas Huil, Kristin Elsbecker, Werner Dembsky, Anja Kock-
         mann, Ursula Kreutz und Bettina Pick.

                                                                                             Kolpingmagazin 10/2008   7
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                                    „Mein Engagement hat die ent-
                                                                                                                                            Andreas Huil:
                                    scheidenden Pluspunkte gebracht.“                                                                       Beim Bewer-
                                                                                                                                            bungsgespräch
                                                                ndreas Huil ist gelernter Tischler. Er hat ebenfalls in den Sommer-

                                                         A      ferien eine Ferienfreizeit geleitet: das mehrtägige Projektlager der
                                                                Kolpingsfamilie Riesenbeck. „Das war schon eine ganz besondere
                                                       Erfahrung, an der ich wirklich gewachsen bin“, sagt der 20-Jährige,
                                                                                                                                            punktete er mit
                                                                                                                                            seinem Ehrenamt.

                                                       der schon seit vielen Jahren eine eigene Gruppe innerhalb der
                                                       Kolpingjugend leitet. „Als ich mich jetzt nach der Ausbildung
„Die Erfahrung bei Kolping                                                          um eine neue Arbeitsstelle bemüht
hilft mir, meinen Kunden offener zu begegnen.“                                      habe, die es mir erlaubt, berufsbe-
                                                                                    gleitend Holztechnik zu studieren,
               uf die Frage, ob auch er einen Job wegen seines ehrenamt-            hat mir das Engagement in der

        A      lichen Engagements in der Kolpingsfamilie bekommen
               hat, muss Lars Teigeler passen: „Natürlich habe ich das in
     meiner Bewerbung angegeben, aber es war kein Thema beim Be-
                                                                                    Kolpingsfamilie einige Pluspunkte
                                                                                    gebracht“, weiß Andreas Huil. Auf
                                                                                    seine Bewerbung bei einem der größten
     werbungsgespräch“, erzählt er. Wie hilfreich die Erfahrungen aus               Küchenhersteller Deutschlands in Melle hatte
     der ehrenamtlichen Verbandsarbeit in seinem Berufsalltag sind,                 seine Kolpingtätigkeit einen entscheidenden
     spürt der Bankkaufmann dennoch jeden Tag. „Bei Kolping habe ich                Einfluss: „Im Bewerbungsgespräch hat mein
     gelernt, den Menschen offen zu begegnen und ihre individuellen                 späterer Chef sich alles berichten lassen und
     Bedürfnisse zu erkennen. Das ist am Bankschalter ständig gefragt.              daraus meine Teamfähigkeit abgeleitet“, sagt
     Auch auf neue Situationen kann ich mich sehr schnell einstellen.              Andreas Huil. Auf die so genannten „soft skills“
     Dabei ist es ganz egal, ob es ein Jugendlicher ist, der meine Bera-            legen die Arbeitgeber eben neben der fach-
     tung braucht, oder die Seniorin, die mit ihrer knappen Rente kal-              lichen Qualifikation immer größeren Wert bei
     kulieren muss“, erzählt der Angestellte eines großen Geldinstituts in          der Neueinstellung von Fach- und Führungs-
     Osnabrück. „Beim Kontakt zu den Kunden helfen mir – besonders                  kräften. g
     in schwierigen Situationen – die Erfah-
     rungen aus der Kolpingarbeit.“
        Kompetenzen im zwischenmensch-                „Die Gruppenleitung hat mich
     lichen Bereich, dazu die Bereitschaft,                                                                               „SOFT SKILLS“
                                                      persönlich weitergebracht.“
     Verantwortung zu übernehmen, und                                                                                sind die sozialen Kompetenzen
     auftauchende Konflikte auf kreative                      oft skills? Mit dem Begriff kann Kris--

                                                         S
                                                                                                                  im Beruf, die neben den „hard skills“,
     Weise zu lösen, das hat der 24-Jährige                  tin Elsbecker nicht viel anfangen.               dem Fachwissen, immer mehr an Bedeutung
     gelernt – ganz nebenbei, in seiner lan-                 Für die 19-jährige Schülerin stehen               gewinnen: Team-, Kommunikations-, Kritik-
     gen Tätigkeit in der Kolpingsfamilie              im kommenden Frühjahr die Abiturprü-                   fähigkeit, Selbstbewusstsein, Konfliktmanage-
     Saerbeck. Als Gruppenleiter begann die            fungen an. Danach möchte sie gerne eine               ment, Motivation, Kreativität, Zielorientierung,
    „Kolpingkarriere“ des Bankkaufmanns,               kaufmännische Ausbildung beginnen und                 Organisationstalent und Einfühlungsvermögen,
              später übernahm er den Vor-              gleichzeitig berufsbegleitend studieren; die             aber auch Höflichkeit, Respekt, Toleranz,
                   sitz der Kolpingjugend und          passenden Ausbildungsplätze sind rar und                   Freundlichkeit, Verlässlichkeit und ein
                      leitete im vergangenen           sehr begehrt. Seit einiger Zeit gehört sie in               guter Umgangsstil gehören zu den
                        Sommer das Kolping-            ihrer Kolpingsfamilie zur Gruppe junger Er-                     „weichen“ Qualifikationen.
                         ferienlager mit über          wachsener und hat vor wenigen Monaten die Lei-
                        50 Kindern und Ju-             tung einer Kolpingjugendgruppe mit zehnjährigenhnjährigen
                         gendlichen. „Das übt          Mädchen übernommen. Die Arbeit kostet zwar freie Zeit,
                        gewaltig“, findet Lars          macht Kristin Elsbecker aber viel Freude: „Ich   Ich habe das
                      Teigeler. g                      Gefühl, dass die Vorbereitung der Gruppenstunden und
                                                       die neue Erfahrung als Gruppenleiterin mich
                                                       persönlich weiter bringen“, findet die
      Lars Teigeler ist Bankkauf-
                                                       Schülerin. „Bei den Vorstellungster-
      mann und Ferienlager-Leiter
                                                       minen wurde mein Kolping-Enga-
      bei Kolping.
                                                       gement absolut positiv bewertet.“
                                                                                                                                    Kristin Elsbecker
                                                       Ihren Ausbildungsvertrag hat sie
                                                                                                                                     macht im Früh-
                                                       bereits in der Tasche.g
                                                                                                                                    jahr ihr Abi und
                                                                                                                                    hat bereits einen
                                                                                                                                   Ausbildungsvertrag.

8   Kolpingmagazin 10/2008
Wer hilft, gewinnt - www.kolping.de Kolping magazin
„Teamgeist und Rücksichtnahme sind                                                                      Ursula Kreutz vermisst
                                                                                                        Fähigkeiten, die Familie
wichtig im beruflichen Alltag.“                                                                          und Schule vermitteln.

                hnlich wie im Bankwesen sieht’s auch im Hand-

      Ä         werk aus, auch hier ist Teamfähigkeit gefragt. „Soziale
                Kompetenzen waren bis vor wenigen Jahren kein Thema,
       wenn es um die Einstellung von Auszubildenden oder Mitarbeitern ging,“ berichtet                                             Bettina Pick
       Ursula Kreutz. Sie ist verantwortlich für die 70 Mitarbeiter des Autohauses Berke-                                           setzt auf „Eigen-
       meier in Saerbeck. „Da war klar, dass in der Schule und in den Familien genau auf                                            gewächse“ im
       Fähigkeiten wie Verlässlichkeit, gegenseitige Rücksicht und Respekt Wert gelegt wur-                                         Unternehmen.
       de. Das hat sich aber grundsätzlich gewandelt.
       Viele junge Leute leben nicht mehr in großen Fa-
       milien und verbringen weite Teile ihrer Freizeit „Menschliche Qualitäten bei
       nur noch vor dem Computer. Auch der Schulun- Mitarbeitern – darauf kommt es an“
       terricht ist inzwischen oft so gestaltet, dass jeder
       nur für sich selbst verantwortlich ist und auf die                          ngagierte Leute sind sehr gefragte
       anderen wenig Rücksicht nimmt. Junge Leute haben es
       deshalb häufig sehr schwer, sich in Gemeinschaften ein-
       zufügen.“ Der beste Fachmann, so Ursula Kreutz, nützt
                                                                         E         Nachwuchskräfte, auch bei global
                                                                                   tätigen Unternehmen wie dem Logis-
                                                                           tikunternehmen Fiege in Greven. Von ihrem
       auch im klassischen Handwerksbetrieb nicht viel, wenn               Arbeitsplatz aus hat Bettina Pick, Personalrefe-
       er mit seinen Kollegen und mit den Kunden nicht aus-                rentin der Fiege Deutschland Stiftung, das Terminal
       kommt. „Wenn Jugendliche in Vereinen oder Verbänden                 des Flughafens Münster-Osnabrück im Blick und kann das geschäf-

                                                                                                                                                   Fotos: Marlies Grüter (7), Barbara Bechtloff (2). Layout: Eva Kräling, Köln
       aktiv sind, können wir davon ausgehen, dass sie es auch             tige Treiben beobachten. Gleichzeitig sorgen an vielen verschie-
       gewohnt sind, ihre eigenen Interessen ein Stück weit zu-            denen Orten über 20 000 Fiege-Mitarbeiter dafür, dass der Material-,
       rück zu nehmen. Sie können andere motivieren und sich               Waren- und Informationsfluss rund um den Globus funktioniert.
       meist gut in ein Team einfügen.“g                                  „Qualifizierte Mitarbeiter sind das Kapital einer Firma“, weiß Bettina
                                                                           Pick. Als Personalentwicklerin kümmert sie sich um die Beschäf-
                                                                           tigten in den deutschen Fiege-Niederlassungen und hier insbeson-
      „Wir suchen Persönlichkeiten                                         dere um eine qualifizierte Ausbildung junger Leute, denn auch Fiege
       mit sozialen Kompetenzen.“                                          setzt vor dem Hintergrund des demographischen Wandels verstärkt
                                                                           auf „Eigengewächse“, die mit den speziellen Anforderungen des Lo-
                                 nja Kockmann und Werner                   gistikdienstleisters vertraut sind. Wer Führungskräfte sucht, braucht

                       A        Dembsky von der Personalab-
                                 teilung der Verbundsparkasse
                            Emsdetten-Ochtrup raten dringend,
                                                                           Mitarbeiter mit Format und Persönlichkeit. Wie Bettina Pick diese
                                                                           findet? Ganz einfach. Auch sie achtet in den Unterlagen auf Aussa-
                                                                           gen über die menschlichen Qualitäten des Bewerbers. „Wer ehren-
                                  ehrenamtliches Engagement in             amtlich arbeitet und Verantwortung für andere übernimmt, der be-
                                      die Bewerbung zu erwähnen.           sitzt unschätzbare persönliche Werte“, sagt Bettina Pick. [
                                       „Junge Leute, die sich in
                                         ihrer Freizeit für andere
                                         ehrenamtlich im sozialen
                                         Bereich engagieren, haben bei der Vergabe von Ausbildungs-
                                         plätzen in unserem Unternehmen einen entscheidenden
                                        Pluspunkt“, beschreiben die Bankkaufleute. „Denn nicht den
                                      Individualisten, sondern den Nachwuchskräften mit sozialen,
 Werner                            zwischenmenschlichen Kompetenzen gehört die Zukunft“, sagt
   Dembsky                    Werner    Dembsky, der seit mehr als 30 Jahren für den Bereich des Per-                                   Anja
achtet auf Schulno-      sonalwesens   in der Verbundsparkasse   verantwortlich  ist. Über 200 Mitarbeiter                             Kockmann
ten, will aber keine     beschäftigt das Unternehmen, davon 24 Auszubildende. „Vor dem Hintergrund                                 bemerkt sofort,
     Einzelkämpfer.      des drohenden    Fachkräftemangels   setzen wir verstärkt  auf die eigene Nachwuchsförderung.     ob ein Bewerber soziale
                         Da kommt es darauf an, gute Kräfte zu gewinnen, die in das Unternehmen passen.“ Gemein- Kompetenzen hat.
                         sam mit seiner jüngeren Kollegin Anja Kockmann sichtet er die Vielzahl der Bewerbungen.
                        „Natürlich werfen wir einen Blick in die Zeugnisse“, macht Dembsky klar. Aber die Zensuren
                         sind eben nicht alles. „Wichtig ist uns der Mensch, der hinter den Zeugnissen steht. Er oder
                         sie muss eben in unser Team passen, sollte offen auf die Kollegen und die Kunden zugehen
                         und bereit sein, Verantwortung zu übernehmen“, beschreibt Dembsky. [

                                                                                                                                Kolpingmagazin 10/2008                                                                           9
Wer hilft, gewinnt - www.kolping.de Kolping magazin
K10A-10    16.09.2008                 11:47 Uhr   Seite 10

Fragen
          RATGEBER

                                                                                                        enn wir neue Mitglieder für unsere

                                                             Muss ich Mitglied
                                                                                                W       Kolpingsfamilien und damit für un-
                                                                                                seren Verband gewinnen wollen, dann brau-

                    chon seit längerem werden gesetz-
                                                             sein?                              chen wir auch eine entsprechende Offenheit.

                                  S
                    lich Krankenversicherte neben ih-
               ren Beiträgen über Zuzahlungen an
                                                                                                Denn nur durch das eigene Erleben kann das
                                                             Wer darf an Veranstaltungen vertrauensvolle Miteinander – wir sprechen
                                                             der Kolpingsfamilien und des im Kolpingwerk vom familienhaften Um-
               den Kosten von Gesundheitsleistun-                                               gang – vermittelt und
               gen beteiligt. Das gilt insbesondere für      Verbandes teilnehmen?              erfahrbar werden.
               ärztliche, zahnärztliche und stationäre                                          Wir sollten deshalb
                                  Behandlung, Arz-                     den Eindruck vermeiden, wir seien ein ge-
     Hat sich an den nei-, Heil- und Hilf-                             schlossener Kreis oder gar eine verschworene
                                  mittel sowie Zahn-                   Gemeinschaft. Achten wir deshalb darauf,
     Zuzahlungen                  ersatz. Daran hat                    dass die Angebote und Veranstaltungen auch
     etwas geändert? die Gesundheitsre-                                für andere, weit über den Kreis unserer Mit-
                                  form 2007 nichts                     glieder hinaus, offen stehen und einladend
     Welche Befreiungen           geändert. Bei Arz-                   wirken. Wenn Neue kommen, müssen sie er-
     gibt es?                     neien enfallen die                   fahren – ja spüren – dass sie bei Kolping
                                  Zuzahlungen aber                     herzlich willkommen sind!
                                  oftmals oder ermä-                      In eine Gemeinschaft hineinzuwachsen,
                                  ßigen sich auf                       ist immer eine Entwicklung: Es ist gut,
                                  Grund von Rabatt-                    sich untereinander kennenzulernen und
                                  vereinbahrungen                      mit der Gemeinschaft vertraut zu werden. Wer regelmäßig bei Ver-
                                  der Krankenkassen                    anstaltungen dabei ist, wird nach einer gewissen Zeit entweder selbst
                                  mit pharmazeuti-                     den Wunsch äußern, Mitglied zu werden, oder dafür ansprechbar
                                  schen Unterneh-                      sein. Durch die Aufnahmefeier beim Josef-Schutzfest oder beim Kol-
                                  men. Ermäßigun-                      ping-Gedenktag kommt dieses auch öffentlich zum Ausdruck: Ich
                                  gen kommen                           gehöre dazu! Deshalb brauchen wir Rituale und Regeln, die Klarheit
                                  ebenso in Betracht,                  schaffen und zudem den Zusammenhalt in unseren Gemeinschaften
                                  wenn Versicherte                     im Kolpingwerk fördern.                              Ulrich Vollmer
               freiwillig besondere Versorgungsfor-
               men wählen. Unverändert geblieben
               sind auch die Härtefallregelungen.
               Danach sind Versicherte von weiteren
                                                             Was ist der Welt-                        r ist weniger bekannt als der „Weltgebets-
               Zuzahlungen frei, wenn die bisherigen
               Zuzahlungen zwei Prozent der jährli-
               chen Bruttoeinnahmen zum Lebens-
                                                             gebetstag des                      E     tag der Frauen“ – doch seine Tradition
                                                                                                 reicht auch noch nicht so weit zurück. Der
               unterhalt erreichen, Bei chronisch            Internationalen                     Weltgebetstag des Kolpingwerkes wird seit
               Kranken sinkt die Belastungsgrenze                                                1992 aus Anlass der Seligsprechung Adolph
               auf ein Prozent. Im Zweifel erteilt die
                                                             Kolpingwerkes?                      Kolpings jeweils am 27. Oktober begangen.
               Krankenkasse nähere Auskunft. Sie er-                                             Das Bewusstsein, dass dieser Gottesdienst
               stellt auch die Bescheinigungen über                                              überall auf der Welt stattfindet, verbindet die
               Befreiungen aus. Bei der Ermittlung                      Kolpingmitglieder weltweit. Für die Gestaltung stellt in jedem Jahr
               sind alle im Haushalt gemeinsam le-                      ein Kolping-Nationalverband eine Arbeitshilfe zur Verfügung, in die-
               benden Angehörigen – unter Beach-                        sem Jahr Südafrika. Neben der Vorlage für einen Gottesdienst sind
               tung von Freibeträgen – zusammen-                        auch Informationen über die Kolpingarbeit in Südafrika sowie über
               zurechnen. Neu ist lediglich, dass die                   Land und Leute enthalten. Eine Sammlung von südafrikanischen
               Einprozent-Belastungsgrenze nur gilt,                    Kochrezepten rundet die Materialsammlung ab – damit kann ein ge-
               wenn der Versicherte nachweist, dass                     meinsames Mahl den Weltgebetstag in der Kolpingsfamilie abrunden.
               er über die Inanspruchnahme von                          Die Arbeitshilfe steht im Internet unter www.kolping.net bereit. Ge-
                Foto: Bilderbox

               Früherkennungsuntersuchungen in-                         gen eine Kostenerstattung wird sie als Broschüre (3,50 Euro plus 1,50
               formiert ist.            Jürgen Peters                   Porto) und mit PowerPoint-Präsentation auf CD (5 Euro plus 1,50
                                                                        Porto) gerne zugeschickt: Telefon (02 21) 20 701-45.
                                                                                                                              Hubert Wissing

   10   Kolpingmagazin 10/2008
K10A-11 RH   11.09.2008      16:43 Uhr      Seite 11

                                                                                                                                    RATGEBER

                   ender Mainstreaming bezeichnet den            Warum gibt es das
              G    Versuch, die Gleichstellung der Ge-
             schlechter auf allen gesellschaftlichen Ebe-
                                                                 „Ich tu’s ehrenamt-                     I  n den Jahren 2005 und 2006 hat sich
                                                                                                            die Kolpingjugend mit dem Themen-
                                                                                                         schwerpunkt Ehrenamt auseinanderge-
             nen durchzusetzen. Das englische Wort               lich“ T-Shirt nicht im                  setzt. Dabei wurde unter anderem die
             „Gender“ meint – im Gegensatz zum biolo-            Angebot des Kolping-                    Kollektion der „Ich tu’s“ T-Shirts kre-
                                     gischen Geschlecht –                                                iert. Es sollte eine limitierte und exklu-
                                     die sozial und kultu-       Shops?                                  sive Kollektion sein. Damit die T-Shirts
       Was heißt                     rell geprägten Ge-                                                                         nicht zu einer
       eigentlich                    schlechterrollen von                                                                       Massenware aus-
                                     Frauen und Männern.                                                                        uferten, wurde ver-
       „Gender Main- Das englische Wort                                                                                         einbart, dass die
       streaming“?                   „Mainstreaming“                                                                            Diözesanverbände
                                     bedeutet, dass eine                                                                        diese T-Shirts kau-
       Strategie zur Gleich- bestimmte Perspektive                                                                              fen konnten und an
       stellung oder                 verstärkt in den Vorder-                                                                   die von ihnen aus-
                                     grund gerückt wird.                                                                        gewählten Mitglie-
       gleichmacherische             So lässt sich Gender                                                                       der verteilen oder
       Ideologie?                    Mainstreaming mit                                                                          verkaufen konnten,
                                     „Integration der                                                                           z. B. an Diözesan-,
             Gleichstellungsperspektive“ oder „durch-                                                                           Regional- und
             gängige Gleichstellungsorientierung“ über-                                                                         Landesleitungen
             setzen. Es ist ein Ziel der Politik sowohl in                             oder Mitglieder von Schulungsteams etc. Um die
             Deutschland als auch in der Europäischen                                  Exklusivität sicherzustellen, wurden die T-Shirts nicht in
             Union. Es gibt Anfragen und Befürchtun-                                   das Angebot des Kolping-Shops aufgenommen. Wer
             gen, dass sich hinter dieser Ausrichtung                                  heute noch eines der begehrten „Ich tu´s ehrenamtlich“
             eine Ideologie der Gleichmacherei bzw. eine                               T-Shirts haben möchte, kann sich erkundigen, ob es an
             Leugnung der Geschöpflichkeit von Frau                                    seiner Diözesanstelle noch eine Restauflage gibt. Einige
             und Mann verbirgt. Das ist im Großen und                                  Exemplare gibt es auch noch im Bundesjugendreferat.
             Ganzen sicher nicht zutreffend, wobei es in                                                                                Sonja Bradl
             einzelnen Projekten solche Tendenzen ge-
             ben mag. Das Kolpingwerk wird diese Pro-
             zesse kritisch begleiten. Michael Griffig

               ann jemand, der nicht zur Kirche
                                                       Kolping ja – Kirche nein?
         K     gehört oder aus der Kirche ausgetre- Mitgliedschaft ohne Kirchen-
         ten ist, Mitglied im Kolpingwerk sein?
                                                                                               Verbandsgründers Adolph Kolping verpflich-
                                                                                               tet. Von daher versteht sich auch,
                                                                                               dass niemand ein Vorstands-
                                                     zugehörigkeit?
         Kann dieser/diese in ein Vorstandsamt                                                 amt oder eine Leitungs-
         gewählt werden oder eine Leitungsauf-                                                 verantwortung bei
         gabe im Verband oder in einer Kolping-Einrichtung überneh-        Kolping übernehmen kann, der/die keine
         men? Solche und ähnliche Anfragen erreichen mich ab und an.       der christlichen Kirchen angehört. Hier
            Um zu einer allgemein gültigen und objektiven Beantwortung     besteht zu Recht der Anspruch, engagiert
         dieser Fragen zu kommen, verweise ich auf die formalen und        und überzeugend als Christ zu leben
         programmatischen Vorgaben, die das Selbstverständnis und den      und zu handeln!
         Auftrag des Kolpingwerkes betreffen. Unser Leitbild als die „ver-    Unbeschadet dieses identitätsstiften-
         bindliche Grundlage und Orientierung“ (3) definiert uns als ka-   den Selbstverständnisses bietet das Kol-
         tholischen Sozialverband und damit als „Teil der katholischen     pingwerk mit seinen Gliederungen und Ein-
         Kirche“ (64). Folgerichtig kann niemand, der/die (noch) nicht     richtungen viele Möglichkeiten der Bildung,
         oder nicht mehr zur Kirche gehört, Mitglied im Kolpingwerk        Gemeinschaftserfahrung, Aktion, Freizeitgestaltung etc.
         sein oder werden. Als Kolpingwerk und Kolpingsfamilie nehmen      an, die auch von Menschen genutzt werden (können), die noch
         wir teil am Auftrag und an der Sendung der katholischen Kirche.   nicht oder nicht mehr der Kirche angehören!
         Zudem wissen wir uns dem Beispiel und Auftrag unseres seligen                                    Bundespräses Alois Schröder

     UNSERE EXPERTEN:                                                                                                                KONTAKT:

     ARBEIT:           Jürgen Peters                                                                                                 Redaktion Kolping-
     FAMILIE:         Michael Griffig                                                                                                magazin, Kolpingplatz
     JUGEND:             Sonja Bradl                                                                                                 5-11, 50667 Köln
     EINE WELT: Dr. Hubert Wissing
     GLAUBE:    Msgr. Alois Schröder                                                                                                 E-MAIL:
     VERBAND:         Ulrich Vollmer                                                                                                 ratgeber@kolping.de

                                                                                                                                Kolpingmagazin 10/2008   11
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          MAGAZIN

             LESERBRIEFE
                                                             Rätsel
             Zum Beitrag „Kann ein Moslem Kolping-
             mitglied werden?“, KM 7-8/2008.                 Traunstein und Papst Benedikt XVI.
             Bundespräses Alois Schröder lehnt es ab,                                        Mit der Wahl Joseph Kardinal Ratzingers zum Papst rückte
             dass ein Muslim Mitglied im Kolpingwerk                                         seine ehemalige Heimatstadt Traunstein im oberbayeri-
             sein kann. Zwar glauben Muslime – wie wir                                       schen Chiemgau in den Fokus der Weltöffentlichkeit.
             Christen – an einen „einzigen Gott“. Aber
                                                                                             Benedikt XVI. hat einen Teil seiner Kinder- und Jugendjah-
             ist es auch der gleiche Gott? Das bezweifle
             ich, denn die Gottesbilder von Christen                                         re hier verbracht. Dem Studienseminar St. Michael des
             und Muslimen sind so grundverschieden                                           Erzbistums München-Freising, dem er von 1939 bis 1943
             wie Feuer und Wasser. Übrigens wird es                                          angehörte, ist er eng verbunden. Mit seinem Bruder Geo-
             sich ein Muslim drei Mal überlegen, ob er                                       erg feierte Joseph Ratzinger am 8. Juli 1951 Primiz in der
             Mitglied im Kolpingwerk werden möchte.                                          Pfarrkirche St. Oswald. 1976 begingen die beiden Ratzin-
             Wer vom Islam zum Christentum konver-
             tiert, kann mit dem Tode bedroht werden.                                        ger-Brüder ihr silbernes, 2002 (verspätet) das goldene
             Die Identifikation mit dem Werk Adolph                                          Priesterjubiläum in Traunstein. 2003 spendete der heutige
             Kolpings könnte von Islamisten als eine                                         Papst letztmals die Firmung im Studienseminar St. Michael.
             solche Abkehr verstanden werden. Dass dies                                      Die früheren Wirkungsstätten des Papstes sind auf dem
             keine Theorie ist, zeigt die Situation in der                                   Traunsteiner Benediktweg zu sehen.
             Türkei: In dem einst byzantinischen Land
             lebt heute noch ein kümmerlicher Rest von
             0,5 Prozent Christen. Es ist verboten, Prie-    Die Stadt Traunstein verlost ein Wochenende für zwei Personen auf den Spuren von Papst
             ster auszubilden, der Bau oder die Rückga-      Benedikt XVI. in Traunstein, inklusive zwei Übernachtungen/Frühstück im Parkhotel Traun-
             be von Kirchen wird nicht geduldet.             steiner Hof und einer Exklusiv-Führung auf dem Traunsteiner Benediktweg.
                                           Hubert Hermsen
                                              48268 Greven
                                                             Wer gewinnen möchte, sollte folgende Frage richtig beantworten:
                                                             Was verbindet Papst Benedikt XVI. mit seiner „Vaterstadt“ Traunstein?
             Zum Beitrag „Konsumverhalten im All-
                                                             a)      Er wurde hier geboren.
             tag“, KM 7-8/2008.
                                                             b)      Er feierte seine Primiz in der Stadtpfarrkirche St. Oswald.
             Mit Interesse habe ich den Artikel „Ein         c)      Er unterrichtete als Professor an der Universität.
             Auto habe ich nur, wenn ich es benötige",
             gelesen. Mir geht es genauso, wie es in dem     Die Lösung senden Sie bitte per Post an Redaktion Kolpingmagazin, Kolpingplatz 5-11,
             Artikel beschrieben wird. Ich bin Mitglied      50667 Köln, oder per E-Mail an magazin@kolping.de. Einsendeschluss ist am 15. Oktober
             in dem Verein „Stadtmobil“ in Hannover,
             der das Autoteilen ebenfalls praktiziert.       2008. Hier die Gewinner des letzten Rätsels (Jeweils ein Tatico-Fairpaket): Dorothea
             Dieser Verein „Stadtmobil“ ist bundesweit       Schlicht, 29229 Celle; Andreas Scherrmann, 72178 Waldachtal; Simone Charlet, 55218 Ingel-
             in mehreren Städten vertreten – genauso         heim; Ottilie oel, 93164 Laaber;Thomas Schneider, 56112 Lahnstein. Die richtige Lösung
             wie Cambio. Beim „Stadtmobil Hannver“           war: „1968“.
             hat jedes Auto einen ehrenamtlichen Fahr-
             zeugbetreuer, der sich um die Wagenpflege
             kümmert. Sollte es mal technische Proble-
             me geben, dann muss der Betreuer Kontakt
             mit einer Werkstatt aufnehmen.
                                           Clemens Bock,
                                              Hildesheim

             Liebe Leser,
             wir freuen uns über Ihre Zuschriften und
             wünschen uns an dieser Stelle eine rege
             Diskussion über Themen des Kolpingma-
             gazins, die Sie bewegen. Wir veröffentlichen
             Ihre Texte unabhängig von Meinungen der
             Redaktion. Aus Platzgründen müssen wir
             uns Sinn wahrende Kürzungen vorbehal-
             ten. Leider können wir nicht alle Zuschrif-
             ten veröffentlichen.

             Ihre Kolpingmagazin-Redaktion
             Anschrift der Redaktion: Postfach 10 08 41,
             50448 Köln, Fax: (02 21) 20 70 11 86,
             E-Mail: magazin@kolping.de.
                                                                                                               Strichmännchen: Alexander von Lengerke

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               TIPP
          Jugendkalender 2009
          Einen schicken Jugendkalender hat
          der St.-Benno-Verlag herausgege-
          ben. Er ist ausklappbar und kann
          an der Wand befestigt werden. Für
          jeden Monat gibt es neben dem
          Kalendarium mit Fest- und Na-
          menstagen ein großes, ausdrucks-
          volles Foto sowie einen kurzen
          Glaubenstipp. Außerdem wird in
          jedem Monat eine interessante
          Persönlichkeit vorgestellt. Zum
          Beispiel Irina Sendler, die mithalf,                    BILD DES MONATS
          2 500 Kinder aus dem War-
          schauer Ghetto zu befreien. Sie                         „Gemeinsam haben wir Mut“, war das Thema eines Familien-
          wurde 1943 verraten, verhaftet,                         gottesdienstes der Kolpingsfamilie Greding (DV Eichstätt). Anschlie-
          gefoltert und zum Tode verurteilt                       ßend zogen die Teilnehmer mit Schnüren an einem 100 Kilogramm
          – und verriet nichts. Heute ist sie                     schweren Stein – und brachten ihn zum Schweben. Lasten im Leben
          fast hundert Jahre alt.                                 sollten nicht einfach liegen gelassen werden, kommentierte der Präses:
          Auch Adolph
                                                                  Wenn Menschen einander helfen, könne jede Last leicht werden.
          Kolping wird
          als „genialer                                           An dieser Stelle veröffentlichen wir bevorzugt die Schnappschüsse
          Weltverbesse-                                           oder besondere Fotomotive unserer Leser. Vorschläge bitte an: maga-
          rer“ vorge-                                             zin@kolping.de. Bankverbindung nicht vergessen! Zur Belohnung
          stellt. Mehr In-                                        überweisen wir 30 Euro.               Foto: Kolpingsfamilie Greding
          fos unter
          www.st-
          benno.de.

                                                                                           LESERTIPP
                                                                                      Die Frage, ob die katholische
                                                                                      Kirche mit den Nationalsozia-
                                                                                      listen gemeinsame Sache ge-
            PRODUKT DES MONATS                                                        macht hat, brennt vielen Zeit-
                                                                                      genossen immer noch unter
             Neue Broschüre zum Ehejubiläum                                           den Nägeln.Als Papst Johan-
                                                                                      nes Paul II. 2003 Aktenbe-
             Anfang Oktober erscheint von                                             stände aus der Zeit Pius XI.
             Bundespräses Msgr. Alois                                                 für die Forschung freigab, bot
                                                                                      sich den Historikern endlich
             Schröder eine neue Broschüre.
                                                                                      die Möglichkeit, die Innenan-
             Dieses Text-Bild-Heft steht                                              sicht der Auseinandersetzung
             unter dem Thema „Glück und                                               zwischen dem Vatikan und den
             Segen für alle, die sich getraut                                         Nationalsozialisten zu unter-
             haben!“                                                                  suchen. Der Kirchenhistoriker
                Es ist ein sehr schönes und                                           Hubert Wolf hat seine Er-
             sinnvolles Geschenk für Eheleu-                                          kenntnisse unter dem Titel „Papst & Teufel. Die Ar-
                                                                                      chive des Vatikan und das Dritte Reich“ zusammenge-
             te anlässlich ihrer Hochzeit oder
                                                                                      fasst. Seit Rolf Hochhuths Drama „Der Stellvertreter“
             eines Ehejubiläums. Auf 24                                               und Daniel Goldhagens Einlassungen gegen Papst und
             Seiten werden diese Themen                                               Kirche in der Judenfrage befindet sich die katholische
             textlich und graphisch aufberei-                                         Kirche in einer rechtfertigenden Abwehr. Dass Vor-
             tet: Miteinander vertraut. In                                            würfe gegen sie in vielen Fällen zu Unrecht erhoben
             Treue verbunden. In Liebe vereint. Miteinander versöhnt. Von             wurden, konnten die von Hubert Wolf aufgefundenen
             Hoffnung bewegt. Von Dankbarkeit erfüllt. Der Einzelpreis:               Akten beweisen. Sie zeigen, wie man in Rom gerun-
             beträgt 2,30 Euro (ab zehn Exemplaren: 2,10 Euro) zzgl.                  gen hat, mit dem Nationalsozialismus in richtiger und
                                                                                      vor allem ergebnisorientierter Form umzugehen.
             Versandkosten. Bestellungen bitte an: Kolpingwerk Deutschland,
                                                                                      (360 Seiten, 24,90 Euro,Verlag Beck.)
             Materialabteilung, Telefon: (0221) 20701-128, Kolpingplatz 5-11,                                              Gerhard Hartmann
             50667 Köln.

                                                                                                                               Kolpingmagazin 10/2008   13
K10A-014    22.09.2008       13:30 Uhr   Seite 14

  Regional…
        AUS DEN REGIONEN

            Diözesanverband Münster

            Auf dem Weg in die Zukunft
            In den vergangenen Monaten haben sich Diözesanpräsidium und Diözesanvorstand intensiv mit
            Veränderungsprozessen im DV Münster auseinandergesetzt.Was war der Grund dafür und was
            soll erreicht werden? Ein Interview mit Hermann-Josef Dyckhoff und Alfons Rave.
            Was war der Auslöser für die Überlegungen       wenden, nur so wird man uns im gesellschaft-   ses ehrenamtlich einzubringen. In den
            in Diözesanpräsidium und Diözesanvor-           lichen Vielerlei wahrnehmen.                   Gremien ist Fach- und Sachkompetenz
            stand?                                                                                         gefragt. Und die haben wir im Verband, wenn
            Rave: Seit vielen Jahren gehen die           Welche Folgen oder Veränderungen ergeben          wir nur genau hinsehen.
            Zuwendungen des Landes NRW zurück. Die       sich daraus?
            Bistumszuwendungen stagnieren. Unsere        Dyckhoff: Durch den finanziellen Spielraum        In welcher Weise sind die Kolpingsfamilien
            noch junge Kolping-Stiftung braucht erst     ergeben sich natürlich Veränderungen im           von den Veränderungen betroffen?
            erhebliches Stiftungskapital, um spürbar wir-haupt- und im ehrenamtlichen Umfeld. Im           Rave: Der ganze Prozess kann natürlich nicht
            ken zu können. Alle Aufwendungen müssen      Ehrenamt ist die Herausforderung gewaltig.        spurlos an den Kolpingsfamilien vorbei
            also auf den Prüfstand. Frei werdende StellenUns muss klar sein: Was kann heute noch           gehen. Das Diözesansekretariat soll ausdrück-
            werden teils nicht wieder besetzt, das       geleistet werden ohne die Familie, den Beruf      lich Dienstleister für die Kolpingsfamilien
            Diözesansekretariat muss sukzessive Leis-    und den persönlichen Bereich zu sehr zu bela-     bleiben.
            tungen einschränken.                         sten? Was sind Kolpinger bereit einzubringen?     Dyckhoff: Die Kolpingsfamilien sind das
            Dyckhoff: Ein zweiter Auslöser ist die       Rave: Hermann-Josef spricht es gerade an:         Fundament unseres Verbandes. Der Verän-
            Verbandsanalyse und das Profil des           Der Verband muss sich wieder stärker auf das      derungsprozess zielt dahin, dass sie gestärkt
            Kolpingwerkes: Die derzeitigen Verände-      Ehrenamt besinnen. Ehrenamtliche Funkti-          hieraus in die Zukunft gehen. Der Diözesan-
            rungsprozesse in Kirche, Staat, Gesellschaft onsträger sind stärker in der Pflicht.            verband, somit das Diözesansekretariat, soll-
            und im persönlich-familiären Bereich sind fürHauptberuflich wird es wie beim Kolping-          te verstärkt als Dienstleister wahrgenommen
            uns und unsere Kolpingsfamilien eine große   werk Deutschland lediglich noch eine              und gefordert werden. Dies wird deutlich
            Herausforderung, aber auch Chance. Wir       „Spitze“, geben. Die Leitung des Diözesan-        durch die Projekte ‚Fit im Ehrenamt‘ und die
            müssen unsere Kraft auf Kernaufgaben ver-    sekretariates liegt jetzt bei mir als             ‚Zukunftswerkstatt‘ sowie durch die Präsenz
                                                                             Geschäftsführer. Zukünf-      in den Bezirksverbänden, Regionen und
                                                                             tig wird auch in Ge-          unmittelbar vor Ort. Die Wahrnehmung des
                                                                             schäftsführungsaufgaben       Kolpingwerkes als Bildungsgemeinschaft
                                                                             stärker das Ehrenamt          braucht genau wie die Werteorientierung
                                                                             gefragt sein. Gleichzeitig    einen höheren Stellenwert.
                                                                             muss die Professionalität     Rave: Ja, und genau darum werden wir die
                                                                             in der Leitung und den        Bildungsarbeit in den Kolpingsfamilien
                                                                             Aufsichtsgremien sicher-      zukünftig durch ehrenamtliche Bildungsbe-
                                                                             gestellt und gestärkt wer-    rater in den Regionen unterstützen. Diese ste-
                                                                             den.                          hen mit dem Diözesansekretariat in Kontakt
                                                                             Dyckhoff: Ich bin über-       und bekommen dort Hilfestellung und
                                                                             zeugt: Viele unserer          Materialien für die Programmgestaltung in
                                                                             Kolpinger sind bereit, mit    den Kolpingsfamilien.
                                                                             Leidenschaft und enga-
                                                                             gierter Freude eine klar      Das Gespräch führte Rita Kleinschneider.
                                                                             definierte Aufgabe zu
                                                                             übernehmen. Jeder für
            Trotz finanzieller und personeller Einschränkungen ist für sich muss schauen, wo
            Geschäftsführer Alfons Rave, Diözesanpräses Dirk Holtmann seine Talente und sein
            und Diözesanvorsitzenden Hermann-Josef Dyckhoff (v.l.n.r.) klar: Fachwissen liegen und wie
            Das Diözesansekretariat soll ausdrücklich Dienstleister für die bereichernd es für ihn
            Kolpingsfamilien bleiben.                                        persönlich sein kann, die-

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     Diözesanverband Paderborn

     Himmelwärts
     Die Glaubenswoche 2008 der Kolpingjugend im DV Paderborn
     ist ein Geheimtipp. Es geht um das Abenteuer Spiritualität.

     E   s gibt etwas Neues vom AK Spiritualität der
         Kolpingjugend im DV Paderborn: die
     Glaubenswoche der Jugend. die Idee und das
                                                           und Herausforderungen zur vertiefenden Aus-
                                                           einandersetzung. Dazu bietet die Glaubenswo-
                                                           che gute Möglichkeiten. Für den Kolpingju-
                                                                                                                 DV PADERBORN

                                                                                                             Im nächsten Jahr feiert der DV
     Ziel ist es, dass sich viele Jugendliche gleichzei-   gend-Diözesanverband Paderborn wird die           Paderborn seinen 150. Geburts-
     tig in einer Woche methodisch mit einem               Glaubenswoche vom 10. bis 14. November            tag. Mit einem Prolog will sich
     bestimmten Thema ungezwungen spirituell               stattfinden. Zur Vorbereitung gibt es die Ar-     der Diözesanverband schon jetzt
     auseinandersetzen können. Und mit Hilfe der           beitshilfe „Glaubenswoche“. Sie steht unter       darauf einstimmen. Mit fünf Ver-
     Arbeitshilfe kann es jeder ohne viel Aufwand          dem Titel „Himmelwärts, Abenteuer Spiritua-       anstaltungen an unterschiedli-
     vorbereiten.                                          lität“. Hieraus kann sich jeder häppchenweise     chen Orten zu unterschiedlichen
        Im entspannten Rahmen, und vor allem               die Methoden heraussuchen, die er für seine       Themen will der Diözesanver-
     selbst gestaltet und vorbereitet, sprechen Ju-        Jugendarbeit am sinnvollsten findet. Als Leiter   band Dank sagen, Impulse für die
     gendliche über „Gott und die Welt“. Man muss          ist jeder geeignet, der schon einmal Leitungs-    Arbeit der Kolpingsfamilien ge-
     nicht jeden Tag anwesend sein, denn schon             erfahrungen gemacht hat und sich mit diesem       ben und über die Aktivitäten im
     einmal dabei ist man ein Teil des großen Gan-         Thema auseinandersetzen möchte. Die Ar-           Jubiläumsjahr informieren. Einge-
     zen. Jugendarbeit braucht nicht nur Methoden          beitshilfe kostet 5 Euro und ist im Jugendrefe-   laden hierzu sind alle ehrenamt-
     und Formen, sondern besonders auch Inhalte            rat des DV Paderborn zu erhalten.                 lich im Kolpingwerk Engagierten.
                                                                                                             Die eingeladenen Referenten
                                                                                                             sind allesamt Personen, die eine
                                                                                                             gewisse Nähe zum Kolpingwerk
                                                                                                             Diözesanverband Paderborn ha-
                                                                                                             ben, aber gleichzeitig durch ihren
                                                                                                             beruflichen Hintergrund eine an-
                                                                                                             dere Sichtweise für das Kolping-
                                                                                                             werk entwickelt haben. „Hier-
                                                                                                             durch versprechen wir uns neue
                                                                                                             Aspekte und Impulse für die Ar-
                                                                                                             beit der Kolpingsfamilien, der
                                                                                                             Bezirksverbände und des Diöze-
                                                                                                             sanverbandes“, sagt Stephanie
                                                                                                             Günnewich, die Diözesanvorsit-
                                                                                        Dieses Foto ist      zende. „Die Themen orientieren
                                                                                        Teil des Wer-        sich an unseren Schwerpunkten,
                                                                                        beplakates zur       wie sie im Leitbild formuliert
                                                                                        Glaubenswo-          sind und für die wir im Kolping-
                                                                                        che im DV Pa-        werk stehen.“
                                                                                        derborn.                Informationen zu Terminen,
                                                                                                             Themen und Referenten im In-
                                                                                                             ternet unter www.kolping-pa-
                                                                                                             derborn. de.

                              DV Münster: Großeltern und Enkel
                        Weil die Begeisterung so groß             und Klein, das zum Entdecken
                        war, hat das Kolping-Bildungs-            und Staunen, zum Nachdenken
                        werk DV Münster das Angebot               und Ausprobieren einlädt.Ange-
                        „Großeltern – Enkel“ ausgewei-            sprochen sind Großeltern mit
                        tet. Unter dem Motto „Wasser              Enkelkindern im Alter von 5 bis
                        verändert und verbindet“ erwar-           12 Jahren.Anmeldung jetzt erfor-
                        tet die Großeltern mit ihren En-          derlich.Weitere Informationen
                        keln in Kirchhundem-Rahrbach              bei: Hildegard Wübbeling,
                        (12.-14.12.08) ein abwechslungs-          02541/803-443, wuebbeling@kol-
                        reiches Wochenende für Groß               ping-ms.de, www.kolping-ms.de.

                                                                                                                                    Kolpingmagazin 10/2008   15
KM10A-016    22.09.2008          13:34 Uhr   Seite 16

        AUS DEN REGIONEN

            Diözesanverband Essen

            Was lange währt …
            Kolping, EAB und KAB arbeiten im Bezirksverband Gelsenkir-                                       zeichen geworden. „Wenn nicht sie die Dinge
                                                                                                             beim Namen nennen würden und den Finger
            chen eng zusammen.Auch gemeinsame Veranstaltungen wer-
                                                                                                             in die Wunde legen, wer sonst sollte sich für
            den mehrmals im Jahr durchgeführt.                                                               die Schwachen einsetzten“, hieß es in
            Von Klaus Wehrhöfer                                                                              Dankesworten der Vertreter beider Kirchen
                                                            Gesellschaft und die Not der Menschen sein“,
                                                                                                             inder Revierstadt.
            „Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass    berichtet Klaus Wehrhöfer weiter. Durch
                                                                                                               Eine zweite Gemeinsamkeit ist seit über
            wir bereits in den 70er Jahren mit der          freundschaftliche Kontakte untereinander fiel
                                                                                                             zehn Jahren ein Straßen-Gottesdienst, am
            Evangelischen und der Katholischen              es leicht, seit nunmehr 15 Jahren als
                                                                                                             Samstag vor dem Tag der Arbeit. Im vergan-
            Arbeitnehmertbewegung sporadisch zusam-         „Christliche Sozialverbände“ gemeinsam in
                                                                                                             genen Jahr predigte der DGB-Vorsitzende von
            men kamen. Immer, wenn es um                    der Gelsenkirchener Öffentlichkeit aufzutre-
                                                                                                             Westfalen Lippe über die Arbeiter im
            Kandidatenvorschläge für die ACA oder           ten und drei bis vier herausragende
                                                                                                             Weinberg. Hervorzuheben ist auch die
            Handwerkskammerwahlen und das jeweilige         Veranstaltungen jährlich zu planen, die ein
                                                                                                             Schaffung eines 3 mal 4,50 Meter großen
            Procedere ging, vielleicht auch das eine oder   Verband alleine nicht hätte bewältigen kön-
                                                                                                             „Kreuzes der Arbeitslosigkeit“. Das
            andere Mal, wenn ehrenamtliche Schöffen         nen.
                                                                                                             Weltjugendtagskreuz stand hier Pate. Seit
            oder Richter vorzuschlagen waren“, erinnert        So findet zu Beginn des Jahres ein
                                                                                                             Jahren finden jährlich mehrere Schweigemär-
            sich Klaus Wehrhöfer, Kolping-Bezirksvor-       Neujahrsempfang mit aktuellem Thema und
                                                                                                             sche statt, die jeweils an der Agentur für Arbeit
            sitzender in Gelsenkirchen. Vor gut 15 Jahren   Gastrednern statt. Bundesvorstände der
                                                                                                             beginnen. Die Geschäftsführung lässt es sich
            wuchs auf Initiative von Kolping bei den        Gewerkschaften, Landesminister, Weihbi-
                                                                                                             nicht nehmen, uns die aktuellen Arbeitslo-
            Sozialverbänden mehr und mehr die Einsicht,     schöfe, Ärzte aber auch die lokalen
                                                                                                             senzahlen zu präsentieren und uns – quasi
            dass ihre Ziele dicht beieinander liegen. Nur   Politikverantwortlichen reihten sich in den
                                                                                                             symbolisch diese Last – das Kreuz auf die
            Wege und Zielgruppen seien aufgrund unter-      vergangenen zehn Jahren ein. Das Thema ist
                                                                                                             Schultern zu legen. Betend und singend zie-
            schiedlicher Entstehungsgeschichten anders      Auftaktthema für die anschließende
                                                                                                             hen die Mitglieder der drei Verbände mit
            verlaufen.                                      Bildungsarbeit. Mittlerweile will man gern bei
                                                                                                             ihren Bannern und einigen Spruchbändern
               „Wollen wir doch alle in unserer Kirche zu   den „Christlich Sozialen“ gesehen werden, der
                                                                                                             mit mehreren Stationen durch die Innenstadt
            Hause sein, mitgestalten und offen für die      Zusammenschluss ist zu einem Marken-
                                                                                                             zum Gottesdienstort. Seit Jahren reihen sich
                                                                                                             betroffene Arbeitslose, ganze Familien mit
                                                                                                             ihren Kindern, Politiker und Vertreter der
                                                                                                             Gewerkschaften und Wirtschaftsverbände
                                                                                                             und die vorbeigehende Öffentlichkeit in den
                                                                                                             Marsch ein und bekennen so ihre christliche
                                                                                                             Solidarität mit den Schwachen.
                                                                                                               Das Thema des diesjährigen Neujahrsem-
                                                                                                             pfangs „Kinderarmut“ griffen alle Kolping-,
                                                                                                             EAB- und KAB-Gemeinschaften vor Ort auf
                                                                                                             und planten konkrete Projekte und Hilf-
                                                                                                             massnahmen. Sie legten bereits fest, dass sich
                                                                                                             der Neujahrsempfang 2009 ebenfalls mit dem
                                                                                                             Thema „Lasst uns doch nicht hängen“
                                                                                                             beschäftigt und bis mindestens Ende 2009 das
                                                                                                             Thema ein Dauerbrenner wird. Anlässlich des
                                                                                                             50. Bistumsjubiläums in Essen zeigten die
                                                                                                             „Christlichen Sozialverbände“ auf Einladung
                                                                                                             des Diözesanrates der Katholiken im Bistum,
                                                                                                             mit vielen anderen beteiligten Gruppen, ihre
                                                                                                             Arbeit.„Das ist gelebte und konkrete Ökume-
                                                                                                             ne vor Ort“, so berichtet der Bezirks-
                                                                                                             vorsitzende stolz, „da sind wir unseren
                                                                                                             Kirchenverantwortlichen bereits einen großen
                                                                                                             Schritt voraus.“ Weitere Infos unter http://
            Das „Kreuz der Arbeitslosigkeit“ wird mehrmals im Jahr von den drei beteiligten Verbänden        www.kolping.de/kf/bezirksverband_gelsen-
            durch die Straßen Gelsenkirchens getragen.                                                       kirchen.

   16   Kolpingmagazin 10/2008
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