Wie passen Möbel in den Onlineshop?
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36 Omnichannel Internet-Möbelhandel Wie passen Möbel in den Onlineshop? Längere Zeit glaubte man nicht, dass Möbel auch online verkauft werden. Erfolgreiche Möbel-Online-Pure-Player lehren das Gegenteil. Zwar bemüht sich der stationäre Möbel- handel, sich omnichannel aufzustellen, steht aber auch in der Kritik, dass er selten einen exzellenten Online-Auftritt hinbekommt. Klaus Manz Beim Ranking des Deutschen Instituts für Preis-Leistungsforschung Dazu gehört u.a., den Online- und Offline-Kunden kürzere Wege landet ikea.de unter 22 getesteten Online-Möbelhäusern lediglich und schnellere Lieferungen zu bieten. In der Leipziger City wurde im Mittelfeld. Gemessen am reinen Online-Umsatz mit Möbeln und hierfür im Frühjahr 2015 die erste City-Abholstation eröffnet, an Wohn-Accessoires sind die Schweden in Deutschland mit knapp der die Kunden online oder im Möbelhaus bestellte Ware abholen 92 Mio. Euro zwar Marktführer, liegen dabei (Werte für 2013) aber können. Solche Pick-up-Points betreibt Ikea bereits in China, Kana- „nur“ um rund 15 Mio. Euro über dem Umsatzergebnis des zweit- da und den USA. Je nach zur Verfügung stehender Fläche können platzierten Pure-Online-Players Home24 – angesichts der Bekannt- die Pick-up-Points auch mit einem kleinen Präsenzsortiment be- heit des Namens Ikea und angesichts der vielen Kunden-Touch- stückt werden. Auf der Agenda von Ikea steht die flächendecken- points durch Kataloge und durch die bundesweit 48 stationären de Multiplikation dieser Click & Collect-Stationen. „In Deutschland Möbelhäuser kein sonderlich beeindruckender Befund. wollen wir dadurch bis 2020 sicherstellen, dass Ikea für jeden Ver- International ist Ikea in 27 Ländern mit stationären Häusern braucher innerhalb von maximal 40 bis 45 Minuten Fahrzeit er- vertreten, betreibt aber nur in knapp der Hälfte dieser Länder einen reichbar ist“, so Michael Mette. Onlineshop. Auch diese Tatsache legt nahe, dass sich die Schwe- den bislang noch nicht mit Verve um das Online- bzw. um das ka- City-Abholstationen nalübergreifende Shopping gekümmert haben. Das aber soll sich Vor dem Hintergrund der Entwicklungen im E-Commerce und der ändern. Auf dem Omnichannel-Kongress des EHI im Juli in Köln damit verbundenen Änderungen des Kundenverhaltens ist auch kündigte Michael Mette, stellvertretender Geschäftsführer von Ikea, das neue Filial-Format zu sehen, das Ikea in Hamburg testet. Die weitere „umfangreiche Aktivitäten“ in diesem Bereich an. traditionellen Einrichtungshäuser des schwedischen Händlers ste- rt retail technology 03 2015
Internet-Möbelhandel Omnichannel 37 hen auf dem platten Land, häufig an Autobahnkreuzen. In Ham- Dabei geht es insbesondere darum, die technischen Vorausset- burg hat Ikea im Frühjahr 2015 sein weltweit erstes Innenstadt- zungen für die Omnichannel-Strategie zu schaffen. In zwei Jahren Einrichtungshaus eröffnet. Auf 18.000 qm Verkaufsfläche wird ein wollen die Schweden ein neues, umfassendes und international reduziertes Präsenz-Sortiment ausgestellt. Die Verkaufsberater sind taugliches Sales and Management-System implementiert haben – mit iPads ausgestattet, um jederzeit auf das gesamte Katalog- inklusive einer neuen Lösung für den Betrieb der Onlineshops. „Die Sortiment zugreifen zu können. Damit können sie die Kunden bei größte Einzelinvestition in der Geschichte von Ikea“, sagt Mette. Bestellungen von nicht vorrätigen Artikeln unterstützen und die Wie Schuhe und Lebensmittel lassen sich auch Möbel nicht logistischen Prozesse initiieren. Vom Fahrrad-Kurier über Auslie- online verkaufen – auf dieser These haben sich viele Unternehmen ferungstaxis bis zu Mietwagen steht den Kunden dazu eine breite der Branche lange ausgeruht. Dazu trug auch bei, dass die Bran- Varianten-Palette zur Verfügung. chenumsätze wuchsen – im Jahr 2014 um 1,8 Prozent auf rund Parallel zu diesen neuen Verkaufs- und Servicekonzepten arbei- 31,3 Mrd. Euro. Gründe, warum die großen stationären Anbie- tet Ikea im Hintergrund an der Renovierung seiner IT-Strukturen. ter das E-Geschäft häufig halbherzig angehen. Im Test des Deut- Interview Wichtig ist Kanal-Exzellenz Marcus Diekmann, Geschäftsführer des Unternehmens Shopmacher, kritisiert die E-Commerce-Strategie der stationären Möbelhändler. E-Commerce im Möbelhandel: Wie lau- Sie retten sich lieber in ihre Komfortzone, tet Ihr aktueller Befund? anstatt umzudenken. Aber künftig werden Bei den Online-Konzepten traditioneller sta- 25 bis 30 Prozent der Umsätze online er- tionärer Anbieter sehe ich die gleichen Feh- zielt werden, wobei die Branche insgesamt Marcus Diekmann ler wie in den fortgeschrittenen E-Commer- nicht wachsen wird. Wer online nicht über- Geschäftsführer ce-Branchen Fashion, Elektronik, Buch und zeugt, verliert diese Umsätze. Shopmacher Media. Hier werden Shops gebaut, ohne an den Verbraucher und seine Bedürfnis- Was konkret machen Möbelhändler falsch se zu denken. Die Regel sind prozessual beim Aufbau ihres Online-Absatzkanals? getriebene Shops, deren Look and Feel, Wichtig ist Kanal-Exzellenz. Online gelten eine Kundenbasis on- und offline, Bestän- Produktpräsentation, Kundenführung, Be- die Erfolgsfaktoren Produkt, Preis, Fea- de prüfen und online wie offline reservie- ratungsfeatures und Mehrwerte meist am tures, Reichweite, Organisation und Ser- ren können, Filialen mit Öffnungszeiten und Kunden vorbei gehen. vices. Die Möglichkeiten, diese Faktoren Kontaktdaten auch online. Das aber sind überzeugend zu spielen, müssen analysiert keine Erfolgstreiber im E-Commerce. Viel- Da gibt es aber sicherlich auch Aus- und ausgeschöpft werden. Das geschieht mehr muss ein Unternehmen in jedem Ka- nahmen? derzeit nicht. Ich sehe aktuell keine In- nal wettbewerbsfähig sein, auch online, es Ich kenne in Deutschland keinen strate- novation, sondern nur eine 1:1-Übertra- muss sich ständig mit den Kundenbedürf- gisch gut aufgestellten Onlineshop eines gung der stationären Strategie. Eine Ant- nissen auseinandersetzen und die richti- stationären Möbelanbieters. Die echten In- wort auf das Thema Preistransparenz, ein gen Antworten finden. novationen kommen von Pure Playern wie komplettes Umdenken in der Mediastrate- Westwing oder Home24. Diese haben on- gie, innovative Mehrwert-Service-Ansätze Wie sieht die richtige Strategie aus? line ihren Weg in den Kopf der Verbraucher und Geschwindigkeit in der Lieferfähigkeit Entscheidend ist, dass der Geschäftsfüh- gefunden – im Gegensatz zu den Shops finde ich nicht. rer E-Commerce als strategisches The- der Traditionsunternehmen wie XXL Lutz ma begreift und hier nicht nur stark und oder Segmüller. Wird E-Commerce im Möbelhandel noch konsequent investiert, sondern auch ak- zu sehr als isolierter Kanal begriffen? zeptiert, dass die Renditeerwartung erst Warum investieren Möbelhändler immer Das Thema Multichannel wird aus meiner mittelfristig, also nach fünf bis sieben Jah- noch stark in Flächen? Sicht überstrapaziert. Multichannel heißt: ren greift. rt retail technology 03 2015
38 Omnichannel Internet-Möbelhandel Ikea hat in diesem Jahr in Hamburg- Altona sein erstes Innenstadt- Einrichtungshaus eröffnet mit einem reduzierten Präsenzsortiment. Der Rest befindet sich im iPad der Verkäufer Foto: Ikea schen Instituts für Preis-Leistungsforschung zum Beispiel belegt für Online-Beratungen direkt zu den jeweils zuständigen Verkaufs- der Pure Online Player Home24 bei den Kriterien Produktangebot, beratern in den stationären Häusern. Dort wiederum stehen di- Lieferleistung und Kundenservice den ersten Platz. Die stationä- gitale Infosäulen mit großen Touch-Bildschirmen, die den Kunden ren Branchenriesen folgen mit Abstand. XXXLutz steht auf Rang über das Präsenzsortiment hinaus verfügbare Varianten anzeigen. 4, Ikea auf 11, Höffner, Roller und Porta folgen ab Platz 16. „Ich kenne in Deutschland keinen strategisch gut aufgestellten Online- Konfiguration für Schrankwände shop eines stationären Anbieters“, sagt Marcus Diekmann, Bran- Auf der Investitionsagenda steht bei Möbel Mahler, den Webshop chenexperte und Geschäftsführer des Unternehmens Shopmacher für mobile Anwendungen zu optimieren sowie alle Einrichtungshäu- (siehe Interview). ser mit Wlan auszustatten. Den Kunden sollen weitere Konfigura- Inzwischen aber ist Umdenken angesagt. Denn im vergange- toren zum Beispiel für Schrankwände angeboten werden, außer- nen Jahr wurden immerhin schon 1,5 Mrd. Euro, damit gut 4 Pro- dem sollen alle Preisschilder für detaillierte Produktinformationen zent des Gesamtumsatzes mit online bestelltem Mobiliar gemacht. durch QR-Codes ergänzt werden. „Solche Investitionen sind nur Kundenbefragungen legen nahe, dass dieser Anteil dynamisch an- über Crosschannel-Effekte zu rechtfertigen“, sagt Geschäftsfüh- wachsen könnte. Laut der repräsentativen Otto-Wohnstudie 2015, rer Gerhard Mahler. durchgeführt von TNS Infratest, halten es inzwischen 24 Prozent Schon heute besteht die Gruppe der Smart Natives zu 68 Pro- der Deutschen für wahrscheinlich, dass sie künftig Möbel im In- zent aus selektiven Online-Shoppern, die ihre Käufe situativ zwi- ternet kaufen. „Der Online-Kauf von Möbeln wird so alltäglich sein schen stationärem Handel und Onlineshops aufteilen. 26 Prozent wie heute bei Schuhen oder Kleidung“ – ebenfalls 24 Prozent der der Smart Natives wollen möglichst alle Einkäufe online erledigen. Kunden erklären laut einer IFH-Studie, dass diese Aussage voll Das IFH Köln glaubt, dass der Online-Umsatz mit Möbeln bis und ganz zutrifft. 2020 auf bis zu 14 Mrd. Euro steigen könnte. Eine selbst aus Sicht von E-Commerce-Enthusiasten gewagte Prognose – doch auch ein Crosschannel-Händler werden deutlich geringeres Online-Wachstum würde die Strukturen und die Die Händler müssen darauf reagieren und sich zu Crosschannel- Betriebskonzepte der Branche nachhaltig verändern. „Ein Drittel Anbietern weiterentwickeln. Dies gilt nicht nur für die Branchengrö- aller stationären Möbel- und Einrichtungsgeschäfte, damit bis zu ßen, sondern auch für mittelständische, regional aufgestellte Ein- 10.000 Outlets sind in den kommenden Jahren von der Schließung richtungshäuser. Möbel Mahler zum Beispiel, mit drei Häusern in bedroht“, meint Achim Himmelreich, Partner bei der Unternehmens- den süddeutschen Städten Bopfingen, Wolfratshausen und Neu- beratung Mücke, Sturm & Company und Autor der Studie „Digi- Ulm, hat vor knapp 20 Jahren seinen eigenen Webshop installiert, talisierung im Möbelhandel“. Der Experte zieht den Schluss, dass seither ständig optimiert und durch Crosschannel-Services ergänzt. „in diesem Szenario nur jene Händler erfolgreich sein können, die So können die Kunden über einen 3-D-Küchenplaner oder über ei- sich konsequent an Wünschen der Konsumenten ausrichten und nen Polstermöbel-Konfigurator ihren Einkauf online vorbereiten, sich sie bei ihrer kanalübergreifenden Customer Journey unterstützen.“ über aktuelle Verfügbarkeiten informieren oder online Stoffmuster anfordern. Besteht weiterer Informationsbedarf, führt die Hotline redaktion@ehi.org rt retail technology 03 2015
TOP 1.000 E-Commerce- Markt NEU ab Oktober Deutschland 2015 2015 Marktstudie der 1.000 umsatz- stärksten B2C-Onlineshops für physische Güter Detaillierter Überblick über die Top 1.000-Online- Excel-Datei: Gesamtübersicht der 1.000 Online- shops, sortiert nach E-Commerce-Umsätzen im shops mit rund 170 Merkmalsausprägungen Geschäftsjahr 2014 (sortier- und exportierbar als Excel-Datei), z.B.: Adresse, Ansprechpartner/Geschäftsführer, Einzigartiges Instrument für Wettbewerbs- und E-Mail, angebotene Produktsegmente, Vertriebs- Marktanalysen sowie für die Akquisition neuer kanäle, Payment, Versandarten, Social Media Partner im Handel (Facebook, Twitter, YouTube, Google+, Shop - PDF-Datei: Zusammenfassung der wichtigsten bewertungen), Mobil-Aktivitäten und Shopsysteme Ergebnisse der Studie inkl. Empfehlungen und Kommentierungen auf ca. 50 Seiten Weitere Informationen und Leseproben finden Sie im EHI-Shop: www.ehi-shop.de/e-commerce EHI Retail Institute GmbH Spichernstraße 55 50672 Köln Jetzt bestellen. Tel. +49 221 57993-64 Fax +49 221 57993-764 vertrieb@ehi.org Ja, ich bestelle die Studie „E-Commerce-Markt Deutschland 2015“ zum Preis von 980 €, zzgl. gesetzlicher MwSt., ISBN 978-3-87257-451-0, Erscheinungstermin: 21.10.2015 Firma: Tel. / Fax: Name: E-Mail: Straße, Nr.: PLZ, Ort: Datum Unterschrift Herausgeber:
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