Wirtschaftsbericht Japan 2021 - Switzerland Global Enterprise
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Embassy of Switzerland in Japan 512.0 – SJS/HUNRO/BOKSA Wirtschaftsbericht Japan 2021 Schweizer Vertretung in: Tokio Formular CH@WORLD: A754 512.0 – SJS / HUNRO / BOKSA 20.07.2021
Zusammenfassung Das vergangene Jahr wurde auch in Japan vom Umgang mit Covid-19 geprägt. Die wirtschaftliche Ausgangslage, welche sich zunächst trotz vorangegangener Steuerhöhungen und geopolitischen Spannungen solide präsentierte, wurde ab März jäh vom Ausbruch der Pandemie beeinträchtigt. Dabei hatte man sich im Land der aufgehenden Sonne für 2020 ein Jahr Japans erhofft: die Olympischen Sommerspiele in Tokio wären ein Blickfang für die ganze Welt gewesen und bei den ausländischen Touristen peilte man die Marke von 40 Millionen Besuchern an. Zudem setzte man darauf, dass das im April 2019 in Kraft getretene, erstmalige Immigrationsregime zu greifen beginne. Von all dem ist vorläufig wenig übriggeblieben. Der grösste Sportanlass der Welt ist um ein Jahr verschoben worden, mit happigen Kostenfolgen für ein zurückgestuftes Projekt. Die anvisierten ausländischen Besucherzahlen blieben angesichts der Reisebeschränkungen unerreichbar und der Zuwanderung zum Arbeitsmarkt hat Covid-19 bis auf Weiteres den Riegel geschoben. Die Herausforderungen durch die Pandemie führten zu einer spürbaren Reduktion der Wirtschaftsleistung. Der grosse Einbruch erfolgte im zweiten Quartal, verursacht durch eine Implosion der Konsumnachfrage nach Ausrufung des ersten Ausnahmezustands sowie die Grenz- und Schulschliessungen Mitte März. In der zweiten Hälfte des Jahres konnte sich die Wirtschaft etwas erholen, wobei eine erneute Verschlechterung der Pandemielage im ersten Quartal 2021 bereits wieder zu einem negativen Wachstum geführt hat. Die generell tiefe Arbeitslosenrate bewegte sich im Tandem zum BIP und erreichte gegen Ende Jahr mit dem kurzzeitigen Durchbrechen der Marke von drei Prozent ihren Höhepunkt. Um die japanische Wirtschaft, der drittgrössten der Welt, vor einer noch schwereren Rezession zu bewahren, sind Parlament und Regierung massiv eingeschritten. Nach drei Paketen werden die Schulden mittelfristig um rund 23% des BIP anwachsen, zuzüglich zu bereits rekordhohen 235%. Auf der anderen Seite haben politische Stabilität, Integrität der Institutionen und Kohäsion der Gesellschaft verhindert, dass sich die Situation weiter verschlimmert. Bei der Bekämpfung von Covid-19 geht Japan seinen eigenen Weg. Anders als in fast allen anderen Staaten gründen die Massnahmen nämlich auf blossen Empfehlungen der Regierung. Wo nötig, bediente man sich eines «naming and shaming» gegenüber Abweichlern. Japan weist dabei eine der kleinsten Infektions- und Sterberaten unter den OECD-Staaten auf. Auch wenn hierzulande wegen geringen Testzahlen wohl viele Fälle unentdeckt bleiben, kam die Schweiz am Jahresende bei den Infektionen auf das 28-fache des japanischen Werts und bei den Todesfällen gar auf das 34-fache – eine Diskrepanz die sich in der ersten Jahreshälfte 2021 um zwei Drittel verkleinert hat. Bemerkenswert ist, dass das Gesundheitssystem trotz verhältnismässig geringen Fallzahlen ungenügend auf die Pandemie vorbereitet und – notabene aufgrund von Personalengpässen und bürokratischen Barrieren – rasch überlastet war. Auch politisch hat sich mit dem Rücktritt des langjährigen Premierministers Shinzo Abe, der raschen Einigung auf dessen Parteigenosse Yoshihide Suga und der Ankündigung von neuen Prioritäten einiges in Bewegung gesetzt. Der neue Regierungschef setzt bei der Wirtschaftspolitik auf zwei Hauptthemen – „Green“ und „Digital“. Gemeint ist die Förderung von umweltverträglichen Technologien und ein Umdenken in der mehrheitlich auf fossilen Energien basierenden Energieversorgung des Inselstaates sowie das Vorantreiben der Digitalisierung in 2
Administration und Privatwirtschaft. Beide Prioritäten stehen jedoch bis heute im Schatten der andauernden Bekämpfung der Pandemie und ihren wirtschaftlichen Folgen. Wachstum verspricht sich Tokio durch den in den letzten Jahren stark vorangetriebenen Ausbau des Aussenhandelsnetzes. Obwohl die Verwerfungen zwischen Japans grössten Handelspartnern China und USA die Lage weiterhin belasten, ist es Japan mit der im November erfolgten Unterzeichnung des Regional Comprehensive Economic Partnership (RCEP), dem Comprehensive and Progressive Agreement for Trans-Pacific Partnership (CPTPP oder „TPP11“) und den neuen Freihandelsverträgen mit der EU, dem UK und den USA gelungen, eine Warenfreihandelsquote von voraussichtlich 88 Prozent zu erreichen. Für die Schweiz bleibt Japan ein anspruchsvoller, jedoch interessanter Markt. Vor allem die Handelszahlen weisen ein deutliches Plus zugunsten der Schweiz auf. Das Engagement schweizerischer Unternehmen auf dem japanischen Markt ist dabei meist langfristig ausgerichtet. Was eine Revision des Freihandelsabkommens von 2009 betrifft, hat eine im Juli 2019 von Bundesrat Parmelin angeführte Delegation bislang nicht zu einer raschen Realisierung des Vorhabens geführt. Im Wissenschafts- und Innovationsbereich steht der Aufbau eines neuen Swissnex-Standortes in Osaka ab August 2021 symbolisch für die Dynamisierung der Beziehungen. 3
1 Wirtschaftliche Probleme und Herausforderungen ________________________________________________________________________ Nach einem wirtschaftspolitisch schwierigen, von einer umstrittenen Erhöhung der Konsumsteuer von 8 auf 10% und einem Rezessionsquartal geprägten 2019 standen die Zeichen zu Beginn des Berichtsjahrs 2020 auf Erholung. Angetrieben von einer wieder anziehenden Konsumentenstimmung und wachsenden Investitionen schickte sich der damalige Premier Abe an, die längste Wachstumsperiode weiterführen zu können. Überhaupt sollte 2020 ein besonderes Jahr für Japan werden. Bestens vorbereitete Olympische Sommerspiele (Ausgaben bis dato: 13 Milliarden Franken) versprachen globale Aufmerksamkeit und zusätzliche Wirtschaftsimpulse. Beim Tourismus wurde die Marke von 40 Millionen ausländischen Besuchern angepeilt, gegenüber 6 Millionen vor einem Jahrzehnt. Davon erhoffte sich die Regierung Erfolgsgeschichten und wenigstens teilweise Antworten auf den Bevölkerungsschwund in ländlichen Gebieten. Schliesslich schien auch die im April 2019 in Kraft getretene neue Ausländerregelung – Japans erstem Immigrationsregime – nach äussert verhaltenem Start allmählich besser zu greifen. Dies, und einiges mehr, wurde mit COVID-19 zumindest vorläufig hinfällig. Die Olympischen Spiele wurden auf Juli/August 2021 verschoben, mit Mehrkosten von rund 2.5 Milliarden Franken und einem immer noch ungewissen Ausgang. Die Zahlen ausländischer Besucher brachen nach vielversprechendem Start komplett ein. Und auch anstelle von mehr Arbeitskräften, vor allem aus benachbarten südostasiatischen Staaten, kam es einstweilen zu einer nahezu totalen Abriegelung der Zuwanderung. Selbst ausländische Personen, die in Japan Wohnsitz hatten und sich zum Beispiel auf Heimaturlaub befanden, konnten während einiger Zeit nicht mehr zurückkehren. Wirtschaftsentwicklung Covid-19 hat Japans Wirtschaft erwartungsgemäss zugesetzt. Insgesamt schrumpfte das reale GDP 2020 um 4.8%.1 Mit einem negativen realen Wachstum von -0.5% (auf Jahresbasis - 2.0%) fiel das erste Quartal 2020 noch relativ moderat aus. Der grosse Einbruch kam mit dem zweiten Quartal, das mit -8.1% (auf Jahresbasis: -28.6%) alles seit den 1950er Jahren Gesehene in den Schatten stellte. In der zweiten Hälfte des Jahres standen die Zeichen auf Erholung, wobei es auch Lichtblicke gab: Im dritten Quartal wuchs die Wirtschaft um rekordverdächtige 5.3% (auf Jahresbasis: 22.9%) und im vierten Quartal um weitere 2.8% (auf Jahresbasis 11.7%). Noch ist Japan nicht über den Berg, denn bis Ende Jahr erreichte man erst etwa die Hälfte des Niveaus von September 2019.2 Die sich verschlechternde Pandemiesituation im ersten Quartal 2021 hat zudem einen erneuten Einbruch von -1% (auf Jahresbasis: -3.9%) verursacht. Ungelöst bleibt die Frage nach dem Ende der Corona-Hilfeleistungen der Regierung. Japan war eines der ersten Länder, welches von der Pandemie direkt betroffen wurde. Am 20. Februar 2020 meldete die Weltgesundheitsorganisation, der grösste Infektionsherd ausserhalb Chinas sei ein im Hafen von Yokohama vertäutes Kreuzfahrtschiff mit 3700 Passagieren und Besatzungsmitgliedern, von denen sich 711 mit COVID-19 angesteckt hatten und 14 daran starben. Bis Ende 2020 gab es in Japan rund 230’000 Infektionsfälle mit 3’400 Verstorbenen. Die Schweiz kannte in der gleichen Periode rund 450’000 Infizierte und 7’900 Tote. Im Verhältnis zur Bevölkerungszahl ergab dies für die Schweiz eine 28-mal höhere Ansteckungsquote und gar eine um den Faktor 34 erhöhte Sterberate. Allerdings hat sich dieses Verhältnis aufgrund eines relativ starken Anstiegs der Fallzahlen in Japan während der ersten Hälfte 2021 um zwei Drittel reduziert. 1 International Monetary Fund (IMF) 2 Cabinet Office of Japan 4
Dabei kam es in Japan nie zu einem eigentlichen Lockdown. Die Massnahmen der Regierung hatten den Charakter von Empfehlungen, denen die Unternehmen – selbst während der siebenwöchigen Intensivphase im Frühling – nicht direkt unterstellt waren. Die schärfste Sanktionsform bestand in einem behördlich verfügten «naming and shaming», das unter anderem gegenüber «Pachinko»-Hallen (Geldspielautomaten) teilweise zur Anwendung kam. Die Bevölkerung ihrerseits zeigte sich grösstenteils kooperativ. Die Corona-Hilfsleistungen haben die wirtschaftlichen Folgeschäden zumindest teilweise abgefedert. Am 1. Mai 2020 trat ein vom Parlament verabschiedetes erstes Paket in Kraft, das den Minderertrag aufgrund der Corona-Krise teilweise kompensieren sollte. Am 12. Juni folgten weitere, noch umfangreichere Massnahmen. Gemeinsam erhöhten sie das BIP um rund 17%, wobei sich gewisse der Schritte erst über mehrere Jahre auswirken werden. Das dritte, am 8. Dezember verabschiedete Paket legte den Schwerpunkt auf eine Überwindung der Pandemie, selbst wenn noch über ein Drittel der Mittel zu deren Bekämpfung eingesetzt werden. Insgesamt kamen auf diese Weise nochmals rund 6% des BIP hinzu, stärker als zuvor verteilt über längere Fristen. Unter anderem fand ein Fonds zur Erforschung und Anwendung von Energieformen Anwendung, der eine Laufzeit von 10 Jahren hat und Japan näher an das Ziel einer emissionsfreien Gesellschaft bis 2050 bringen soll. Premierminister Suga hatte bei seiner Antrittsrede im Parlament dieses Versprechen abgegeben.3 Als weitere Entwicklung versucht Tokio, Teile des Überseemarktes an Aktien, Obligationen und weiteren Formen des Handels von Wertpapieren von Hong Kong nach Japan zu lotsen. Dafür ist eine Sondersteuer vorgesehen, die unter der weiterhin hohen Belastung der lokalen Wirtschaft liegt. Ob dies gelingt, darf bezweifelt werden. Der lokale 6-Billionen-Markt wird weitestgehend von einheimischen Händlern geprägt, die in der Mehrheit kaum Englisch sprechen. Dass im Oktober 2020 ein ganztägiger Ausfall den Tokyo Stock Exchange lahmlegte, dürfte ebenfalls nicht für eine rasche Verlegung nach Japan sprechen. Ungeachtet dessen notierte der japanische Aktienmarkt im Dezember 2020 bei einem seit fast 30 Jahren nicht mehr erreichten Höchststand. Einerseits reflektiert dies ein durch die Politik des «quantitative-easing» verursachtes Phänomen, das zahlreiche nationale Börsen erfasst hat. Anderseits gilt der japanische Markt verhältnismässig als immer noch unterbewertet, stellt man auf die vermuteten positiven Aussichten für die Zeit nach der Krise ab. Als Zeichen einer börsenfreundlichen Stimmung in Japan kann ausserdem vermerkt werden, dass erstmals seit 2007 wieder mehr als einhundert Neukotierungen vorgenommen wurden. Damit kontrastieren die rund 100 Regionalbanken, deren Stellung sich weiter verschlechtert hat. Es zeichnet sich ab, dass diese Institute zunehmend Mühe bekunden, ihre Kundschaft mit den nötigen Krediten zu versorgen. Hier setzt eine Initiative von Regierung und Zentralbank an, die eine Konsolidierung dieser Banken vorantreiben will, unter anderem mit einer Ausnahme vom Kartellrecht. Was die Konsumentenpreise betrifft, wirkten sich die meisten Massnahmen dämpfend aus. Ihr realer Mittelwert (ohne Lebensmittel) hat vor allem im ersten Halbjahr 2020 deutlich nachgelassen und kam Ende 2020 noch auf rund -0.2%.4 Gewisse Stimmen sehen darin bereits eine Deflationsspirale, die sich begonnen hat zu drehen. Es bleibt freilich abzuwarten, ob dem tatsächlich 3 Cabinet Office of Japan 4 Bank of Japan 5
so ist oder ob die Inflation wieder (auf ein im Verhältnis zur angestrebten 2%-Marke wohl ungenügendes Mass) ansteigen wird. Nicht unbedingt zur Verbesserung der Lage vermögen dabei die jüngeren Japanerinnen und Japaner beizutragen. Sie verlassen nicht nur ihre Insel immer seltener, sondern werden auch durch eine steigende Anzahl von Personen im Rentenalter, zunehmende öffentliche Schulden und einem Nullzinsumfeld zu risikoarmem Verhalten stimuliert. Dem gegenüber hat gerade auch der Umgang mit der Corona-Pandemie vor Augen geführt, dass die japanischen Institutionen integer und das Vertrauensverhältnis zwischen Einwohnern und Behörden trotz grossen Herausforderungen intakt geblieben sind. Finanzhaushalt Japans fiskalische Position kennt schon seit längerem besondere Züge. Nach dem Ende der grossen Blase 1992 erreichte die Staatsschuld bis Ende des Jahrhunderts die Marke von 100% des BIP. Um das Jahr 2010 wurden bereits 200% überschritten. Nachdem sich dieser Trend im Zuge der «Abenomics» etwas verlangsamte, hat das massive Einschreiten im Kampf gegen die wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise den Fehlbetrag auf vorläufig rund 256.2% des BIP ansteigen lassen.5 Es dürfte auf längere Sicht kaum mit einer Entspannung zu rechnen sein, denn mit dem neuesten, vom Parlament zu genehmigenden Anstieg des Budgets auf 106 Billionen Yen (+3.8%) bekennt sich Japan – zusätzlich zu den drei Sonderbudgets des Jahres – zu einer weiterhin expansiven Politik. Gleichzeitig ist zu erwarten, dass das Steuersubstrat um die 10% sinken wird. Die Regierungsanleihen bleiben trotz tiefer Renditen weiterhin attraktiv. Rund 90% der Anleihenseigner sind Inländer und die Tatsache, dass Japan weltweit weiterhin grösster Gläubiger ist, trägt ebenfalls zur Kreditwürdigkeit bei. Die Frage bleibt, was passieren würde, wenn die Zinsen auf breiter Front ansteigen würden. Da dies zumindest vorläufig nicht als realistische Option erscheint, dürfte Japan weiterhin mit den vorhandenen Mitteln über die Runden kommen. Zentralbank Die japanische Zentralbank galt lange Zeit als Sonderfall mit ihrer Politik der quantitativen Lockerung mittels Ankauf von Staatsanleihen, der Intervention am Aktienmarkt durch Kauf von Indexpapieren und – seit 2016 – einer Zinskurvensteuerung, die bei 10-jährigen Anleihen eine Rendite von nahe null Prozent anstrebt. Derzeit machen Staatsanleihen rund 71% der Bilanz der Bank aus. Inzwischen haben die amerikanische, die europäische, die englische und weitere Zentralbanken Schritte unternommen, die sich diesen Massnahmen mindestens zum Teil nähern. Allen gemeinsam ist, dass sie die Zinsen auf voraussichtlich mittlere bis längere Frist nahe bei null halten werden. Da die Bank of Japan schon längere Zeit mit diesen Instrumenten agiert, blieb ihr nur ein beschränkter Spielraum für weitere Massnahmen. Von der Option, nach europäischem oder amerikanischem Vorbild Banken mittels Subventionen zu ermuntern, Kredite an Unternehmen zu vergeben, wurde nicht Gebrauch gemacht. Insgesamt ist es den Zentralbanken gut gelungen, rasch die Reihen zu schliessen und – unter anderem – die Verfügbarkeit an Dollar aus übergeordneter Sicht zu koordinieren. Ab diesem Jahr soll es, angetrieben durch andere Zentralbanken, im grösseren Stil zu Tests mit digitalen Yen kommen. Unterteilt in mindestens 10 Untergruppen wie Stromunternehmen, Detailhändlern und Versicherungsfirmen, kommt dabei im Konzept der Bank of Japan einer breiten 5 IMF 6
Durchmischung einige Bedeutung zu. Aufgrund dieser Bandbreite erhofft sich die Bank, weitere Schritte in Richtung digitale Währung anschliessen zu können. Vor etwas mehr als zwei Jahren hatte Zentralbankgouverneur Kuroda noch versucht, sehr dosiert die Geldpolitik etwas weniger expansiv zu gestalten. Noch bevor er dies in erste Taten umsetzen konnte, kam es zu einer Folge von Ereignissen – inklusive Handelskonflikt USA-China und Covid- 19 – die in eine andere Richtung wiesen. Sie illustrieren, wie schwer ein Rückbau der Stützungsmassnahmen geworden ist. Beschäftigung Japans Arbeitskultur geht auf die 1950er und 1960er Jahre zurück. Bis heute gilt es als erstrebenswert, in einem Unternehmen zu beginnen und dort bis zur Pensionierung zu bleiben. Im Gegenzug bietet die Firma hohe Jobsicherheit und Investitionen in die Entwicklung ihrer Angestellten. Sehr lange Präsenzzeiten sind weiterhin die Regel, auch wenn die Regierung – unter anderem mit einer «Work Style»-Reform von 2018 – versucht, bis zu einem gewissen Grad Gegensteuer zu geben. Insgesamt sind rund 60% der japanischen Angestellten ein Teil dieses gut geschützten, «regulären» Sektors, der in den meisten Fällen Seniorität über andere Faktoren stellt. Auf der Kehrseite der Medaille finden sich 40% mit sogenannt «nicht-regulären», befristeten Verträgen und meist deutlich geringeren Löhnen. Frauen gehören dieser Gruppe weit überdurchschnittlich an. Sie können ohne grössere Umtriebe entlassen werden. Anders als während der Finanzkrise von 2008/09 fallen diese inzwischen allerdings auch unter die Regelung über temporäre Freistellung und Kurzarbeit. Dass ungefähr ein Fünftel der Japaner über 60 in relativer Armut leben (definiert als weniger als die Hälfte des mittleren Einkommens dieser Altersgruppe), steht in direktem Zusammenhang mit dem Status als «nicht-reguläre» Arbeitskraft. Arbeitet jemand bei einem Unternehmen unter 500 Angestellten, konnte bisher nur die «japanische AHV» beansprucht werden, die maximal 650 Franken beträgt. Diese Grenze wird in den kommenden Jahren in mehreren Schritten zwar auf 50 Personen pro Unternehmen gesenkt werden. Zumindest vorläufig wird die Zahl bedürftiger Personen jedoch steigen, die sich am – oder unter diesem – Minimum bewegt. Japans Arbeitslosenrate hat im Zuge der Pandemie von rekordtiefen 2.36% (Ende 2019) auf 2.79% (Ende 2020) zugenommen.6 Dies ist nach wie vor der tiefste Wert unter den G7-Staaten. Arbeitgeber, die es sich irgendwie leisten können, werden bestrebt sein, vor allem jüngere Leute bei der Stange zu halten. Je länger zudem Pandemie-bedingte Einreisesperren für Arbeitskräfte aus dem Ausland gelten, umso grösser wird in der Tendenz die Konkurrenz um einheimische Arbeiter sein. Eine Besonderheit der japanischen Arbeitskultur bildet das Jahrhunderte alte Hanko-System (persönlicher physischer Stempel, der sich im Unternehmen befindet). Konnte dieser Form der Beglaubigung bis vor kurzem kaum etwas Entscheidendes entgegengehalten werden, scheint es nun im Zuge der Digitalisierung und der Zunahme von Home-Office plötzlich schnell zu gehen. Gemäss einer Regierungsuntersuchung sollen sich von 14'992 Geschäftsfällen noch 83 als Hanko- würdig erweisen. Die Abschaffung des Hanko-Systems gleicht einem Lackmustest der Digitalisierungspolitik der Regierung Suga mit derzeit noch offenem Ausgang. 6 IMF 7
Erschwerung von Investitionen Bereits vor der Covid-19-Krise im November 2019 hatte das japanische Parlament beschlossen, Aktien in diversen Sektoren einer Kontrolle zu unterwerfen, bei welchen ausländische Investoren eine Beteiligung von 1% statt bisher 10% anstreben (Foreign Exchange and Trade Act). Dies geschah in Reaktion auf eine amerikanische Massnahme, die japanische Firmen vor Problemen am US-Aktienmarkt bewahren sollte. In seinen Ausführungsbestimmungen vom Mai 2020 ging das japanische Finanzministerium jedoch um einiges weiter. Es hat zusätzlich zu den bisher etwa 500 Unternehmen rund 1'600 weitere dem neuen Sicherheitsdispositiv unterstellt, wie zum Beispiel das Unterhaltungsunternehmen Nintendo oder die Golfgeschäftskette Golf Do sowie grössere Hersteller von Pharmazeutika und Gesundheitsprodukten. Zusätzlich wurde in der Frühjahrssession 2021 ein Gesetz zur Einschränkung von Landverkäufen in der Nähe von Einrichtungen der nationalen Sicherheit (z.B. Militärbasen) erlassen. Die wachsende Anzahl an neuen Regeln könnte zu einer weiteren Abkühlung des Investitionsklimas führen und aktivistische Fonds, die typischerweise eine höhere Dividende fordern, zurückzubinden. Auf dem Weg zur emissionsfreien Gesellschaft? Nachdem sich Premierminister Suga in seiner Antrittsrede vor dem Parlament am 26. Oktober 2020 zu einer Nation ohne Treibhausgasemissionen bis 2050 bekannte («Net-Zero by 2050»), ist einiges in Bewegung geraten. Bis dahin war Japan zunehmend heftig dafür kritisiert worden, der Klimaerwärmung nicht mit der nötigen Dringlichkeit zu begegnen. Ende Jahr präsentierte das Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie (METI) seinen «Green Growth Plan», welcher eine Liste an Schlüsselprojekten zur Erreichung des neuen Ziels enthält. Dabei setzt das derzeit zu 80% von fossilen Energieträgern abhängige Japan stark auf neue Technologien wie Offshore- Windenergie, Ammonium, Wasserstoff, und CCUS («carbon capture, utilization, and storage»). Die bislang erst in Projektierung befindlichen, schwimmenden Offshore-Windanlagen sollen bis 2040 das Äquivalent von 45 Nuklearreaktoren erreichen, bei bis zu diesem Zeitpunkt konkurrenzfähig gewordenen Preisen. Auch für Hydrogenanlagen ist bis 2050 eine fünffache Reduktion der Kosten vorgesehen, die beispielsweise in Zügen oder bei der Stahlproduktion zur Anwendung kommen soll. An Präsident Bidens Klimagipfel im April 2021 bekannte sich Premierminister Suga zudem zu einer Reduktion des Emissionsziels für 2030 von bisher 26% auf 46% gegenüber dem Level von 2013. Konkrete Schritte in der Umsetzung der neuen Klimapolitik werden im Rahmen des strategischen Energieplans, vorgesehen für Sommer 2021, sowie im Hinblick auf COP26 im November erwartet. Löst die Corona-Pandemie einen Digitalisierungsschub aus? Japan hat sich gemäss zahlreichen Studien in den letzten Jahren einen beträchtlichen Rückstand in Sachen Digitalisierung eingehandelt.7 Dieser Rückstand wurde während der Pandemie sehr deutlich: der Umstieg auf home-schooling und home-office harzte, Geschäfte mit Involvierung von Behörden erfordern bis heute in den allermeisten Fällen den physischen Gang an einen Schalter, die Covid-App hat sich kaum durchgesetzt und auch bei der Einreise wird neben zahlreichen Papieren höchstens ergänzend auf QR-codes und andere digitale Technologien gesetzt. Dies mag für Aussenstehende angesichts des Rufs Japans als High-Tech-Standort oft überraschend sein. Premierminister Suga hat deshalb nicht nur die Klimapolitik neu ausgerichtet, sondern zeigt sich auch gewillt, mit der Schaffung einer «Digital Agency» im Herbst 2021 die Kräfte auf nationaler Ebene zu bündeln. 7 u.A. McKinsey, BCG 8
Strukturelle Probleme Wohl wichtigstes Strukturproblem Japans bleibt jedoch die Demographie. Nicht nur hat Japan die höchste Lebenserwartung (85.0), vor jener der Schweiz. Mit einer Geburtenrate von 1.34 (2020: 840‘000 Lebendgeburten) geht auch die Schere zwischen älteren und jüngeren Bewohnern immer weiter auseinander. Weil in Japan im Jahr 2020 1.38 Millionen Personen starben, beläuft sich der Bevölkerungsrückgang – korrigiert durch eine Zunahme von Ausländern – auf knapp 380‘000 für das vergangene Jahr. In diesem Jahr wird sich das Defizit wesentlich erhöhen. Bis 2050 rechnet die UNO mit einem Bevölkerungsrückgang von rund 20 Millionen Menschen. Verschärft wird die Frage durch eine nach wie vor sehr zurückhaltende Haltung der Bevölkerung gegenüber der Einwanderung. Mit einer im April 2019 eingeführten neuen Regelung war geplant, innerhalb eines Jahres rund 50‘000 neue Zuwanderer, vor allem aus Südostasien, ins Land zu holen. Bis Ende März belief sich diese Zahl jedoch auf weniger als 4‘000, und mit Covid-19 versiegte sie einstweilen ganz. 2 Internationale und regionale Wirtschaftsabkommen 2.1 Ausgangslage Mit 35% des BIP gehört Japan zu den Ländern, die relativ gesehen am wenigsten Handel betreiben (Importe und Exporte von Waren und Dienstleistungen; Schweiz: ca. 120%). Trotzdem bleibt Japan – ähnlich den USA – aufgrund seiner Grösse ein sehr bedeutender Absatz- und Ursprungsmarkt. Die japanischen Warenexporte beliefen sich im Jahr 2020 auf 641 Milliarden USD, mit den USA und China ungefähr auf vergleichbarer Höhe bei rund 20%. Die Europäische Union und die TPP11-Staaten stehen mit je rund 10% zu Buch. 2.2 Japans Politik und Prioritäten Seit 2018 hat Japan – als wichtiger Pfeiler von Ex-Premierminister Abe’s Wirtschaftspolitik – zwei substanzielle Handelsabkommen zum Abschluss gebracht (EU, TPP) sowie einen «Phase 1»- Vertrag mit den USA vereinbart. Mit 14 Ländern, die RCEP angehören («Regional Comprehensive Economic Partnership»; ohne Indien), wurde im November 2020 ein – weniger weitgehendes – Abkommen abgeschlossen. Japans Warenfreihandelsquote wird somit, bei allen Unterschieden hinsichtlich der Tiefe der Verträge, von 23% auf ganze 88% anwachsen. Beim EU-, TPP- und US-Abkommen wurde erstmals der bisher stark geschützte japanische Agrarsektor in grösserem Umfang miteinbezogen. Bisher unterschied Japan zwischen landwirtschaftlichen Gütern, die im Land selbst hergestellt und mit hohen Zöllen geschützt wurden, sowie anderen Produkte, für die meist keine Zollschranken bestehen. Der Selbstversorgungsgrad (auf Kalorienbasis) beläuft sich dabei auf nur gerade 38%. Während bei einigen Waren nun zusätzlich auf Importe gesetzt wird, bleibt vor allem der Reis ausgespart, der in Japan hauptsächlich von Personen im Pensionsalter auf kleinen Parzellen angebaut wird und welcher eine wichtige Basis der regierenden Liberal-Demokratischen Partei darstellt. Das Abkommen mit der Europäischen Union trat am 1. Februar 2019 in Kraft und wird sich, was beispielsweise die Autoexporte in die EU (Zollsatz 10%) oder landwirtschaftliche Ausfuhren nach Japan (z.B. Hartkäse, bei 29.8%) betrifft, über die nächsten Jahre bis zur Zollfreiheit auswirken. Mit dem Vereinigten Königreich, 2020 noch in einer Übergangsregelung mit der EU eingebunden, sind die Verhandlungen in rekordverdächtiger Zeit von knapp vier Monaten am 23. Oktober 2020 abgeschlossen worden. Allerdings gelangten die allermeisten Fälle gar nicht zu einer 9
Wiedererwägung. Auch bei den Landwirtschaftskontingenten musste sich das Vereinigte Königreich damit zufriedengeben, gegenüber den 27 anderen Mitgliedstaaten jedes Jahr aufs Neue auf eine Öffnung spekulieren zu können. Der wohl wichtigste zusätzliche Aspekt liegt bei den digitalen Daten, wo die beiden Staaten erweiterte Verpflichtungen vereinbart haben. Beim «Comprehensive and Progressive Agreement for Trans-Pacific Partnership» (CPTPP/ TPP11) haben sich seit der Unterzeichnung durch Vietnam Anfang 2019 keine nennenswerten neuen Entwicklungen ergeben. Unter japanischer Führung wurde das einst von der Obama- Administration mitunterzeichnete Abkommen in einzelnen Punkten neu ausgehandelt. Seit dem Inkrafttreten am 28. Dezember 2018 vermochten die Vertragsstaaten Brunei, Chile, Malaysia und Peru ihre Ratifikationsverfahren noch nicht abzuschliessen. Trotzdem hat Japan als Vorsitzender Staat der CPTPP Kommission im Jahr 2021 eine Arbeitsgruppe zu einem möglichen Beitritt des Vereinigten Königreichs lanciert. Ob eine geographische Erweiterung des Abkommens vor der nötigen Ratifikation aller Unterzeichnerstaaten realistisch ist, bleibt offen. Mit den USA kam am 7. Oktober 2019 ein erstes Handelsabkommen zustande, bei dem es vor allem darum ging, den Rückstand auf die im Landwirtschaftsbereich vorangegangen EU- und TPP-Staaten wettzumachen. Es ist im Januar 2020 in Kraft getreten. Schwierige Anliegen wie Motorfahrzeugzölle (Japan), Dienstleistungen (USA) oder Eingriffe in die Währungspolitik (USA) wurden dabei ausgeklammert. Unter der Präsidentschaft von Joseph Biden sind im Handelsdossier bisher keine Fortschritte erzielt worden. Hinsichtlich RCEP (10 ASEAN-Staaten plus Australien, China, Japan, Neuseeland und Südkorea) fand der Vertragsabschluss am 15. November 2020 statt. Im Vordergrund steht dabei aus japanischer Perspektive die erstmalige Vereinbarung Japans mit China und Südkorea, dem ersten und dritten Handelspartner. Zwar werden die Vorzüge des Vertrages erst über einige Jahre zum Tragen kommen und gewisse Produkte bleiben weiterhin ausgeschlossen. Es ist aber eine Basis geschaffen worden, um die betreffenden Erzeugnisse in einem trilateralen Abkommen ebenfalls zu reduzieren bzw. abzuschaffen. In Kraft treten wird der Vertrag, wenn ihn eine Mehrheit der ASEAN-Staaten und drei der fünf Nicht-ASEAN-Staaten ratifiziert haben. Nach Thailand, Singapur und China hat Japan diesen Schritt im April 2021 als vierter Unterzeichnerstaat vollzogen. In Bezug auf die Freihandelsbeziehungen mit den 10 ASEAN-Staaten (in Kraft seit 2008) wurde im Juni 2020 eine Ausdehnung des Anwendungsbereichs auf Dienstleistungen und Investitionen beschlossen. Damit werden einerseits jene drei ASEAN-Mitglieder erfasst, mit denen Japan noch über keinen bilateralen Vertrag in diesen Disziplinen verfügt (Kambodscha, Laos, Myanmar). Anderseits gelangen die anderen sieben Länder, soweit anwendbar, zu einer Aufdatierung des Abkommens, das am 1. August 2020 in Kraft trat. Mehr oder weniger aktive Prozesse betreffen ausserdem das trilaterale Abkommen Japan-China- Südkorea, dessen 16. Verhandlungsrunde im November 2019 stattfand. Noch etwas länger ist es her, seit die 17. Runde im Hinblick auf ein Freihandelsabkommen mit der Türkei durchgeführt wurde. Bekanntlich löst ein Vertrag mit der EU infolge Zollunion eine Verhandlungspflicht mit Ankara aus. Zusammenfassend kann man Japans Politik bezüglich Freihandelsabkommen in zwei Phasen unterteilen: In der ersten Phase zwischen 2002 und 2015 hat Japan vierzehn bilaterale Freihandelsabkommen abgeschlossen, welche primäre Sensitivitäten, insbesondere im Agrarbereich nur am Rande betrafen. In einer zweiten Phase ab 2013 erfolgte unter 10
Premierminister Abe ein Übergang zur Verhandlung von Abkommen vorwiegend mit Gruppen ambitionierterer Partner. 8 2.3 Aussichten für die Schweiz Im Sommer 2019 weilte eine von Bundesrat Parmelin geleitete Delegation in Japan, um sich namentlich für eine Revision des Freihandelsabkommens einzusetzen. Vorausgegangen waren zwei Treffen des Gemischten Ausschusses unter dem FHWPA in den Jahren 2016 und 2018, bei denen die Schweiz sich für eine Revision ausgesprochen hatte, die japanische Seite es aber ablehnte, das Parlament zu involvieren. Der Bundesrat hat in Aussicht gestellt, beim zuständigen japanischen Aussenministerium einen konkreten Vorschlag einzureichen. Wegen Covid-19 konnte dieses Anliegen noch nicht umgesetzt werden. Das wichtigste Ziel, im Verhältnis zum Japan-EU-Abkommen im Landwirtschaftsbereich (Schweizer Exporte 2020: 266 Millionen CHF) keine Benachteiligung zu erfahren, dürfte dabei alles andere als einen leichten Stand haben. Zum einen verfügt die Schweiz gegenüber Japan seit Jahren über einen namhaften Überschuss im Allgemeinen und insbesondere bei Agrargütern. Zudem hat sie vor mehr als 10 Jahren Fahrzeugexporten Zollfreiheit eingeräumt – dem wichtigsten offensiven Anliegen Japans. Umgekehrt ist das japanische Interesse an der Ausfuhr von Agrarprodukten in die Schweiz weiterhin gering. Bei gewissen Erzeugnissen ist die Schweiz dabei vorläufig noch im Vorteil. So kann bei gewissen Hartkäsen auf ein Kontingent von 1000 Tonnen zurückgegriffen werden, das zu 14.8% verzollt wird (Endstufe). Die EU hat demgegenüber einen Prozess begonnen, den sie erst in ein paar Jahren zu diesem Ziel bringen, von dort aber weiter zur Zollbefreiung führen wird. Dass Japan Bereitschaft zeigt, sich schweizerischer Anliegen in Bereichen, die nicht das Parlament betreffen, anzunehmen, haben seit Bundesrat Parmelins Besuch mehrere Initiativen gezeigt. So wurden neben der Schweiz mit den USA, Australien und Kanada ein Abkommen geschlossen, das die gegenseitige Anerkennung von Bio-Erzeugnissen mit tierischen Produkten vorsieht (Verordnungsänderung von Juli 2020 in Japan). Auch bei Rindfleischerzeugnissen dürfte ein Importverbot gegenüber der Schweiz bald aufgehoben werden, das auf die BSE-Krise in den 1990er Jahren zurückgeht. Bei Milcherzeugnissen ist eine aufgrund neuer japanischer Vorschriften entstandene Situation bilateral termingerecht gelöst worden. Ob ein Freihandelsprojekt im Verbund mit den EFTA-Staaten – Norwegen und Island sind trotz intensiver Bemühungen noch kein Erfolg beschieden worden – etwas daran ändern würde, bleibt abzuwarten. Mit weniger als einem halben Prozent von Japans Aussenhandel scheinen die beiden EFTA-Staaten zumindest vorderhand nicht im Vordergrund zu stehen. 3 Aussenhandel 3.1 Entwicklung und allgemeine Aussichten 3.1.1 Warenhandel Nach teils kräftigen Zuwächsen bis 2018 sah das Jahr 2020 einen durch die Coronavirus- Pandemie verursachten massiven Einbruch des japanischen Warenhandels. Um gut 12 % brachen die Aus- und Einfuhren ein – auf 67 Billionen Yen (ca. 680 Milliarden Franken) bei den 8 Es handelt sich, neben einem Vertrag mit ASEAN als Gruppe (2008), um die ASEAN-Staaten Singapur (2002), Malaysia (2005), Thailand (2007), Indonesien (2007), Brunei (2007), Vietnam (2008) und Philippinen (2009). Zudem kam es zu Abschlüssen mit Mexiko (2005), Chile (2007), der Schweiz (2009), Indien (2011) und Peru (2012). Australien (2015) und die Mongolei (2015) ergänzten diese Serie. 11
Exporten und 64 Billionen Yen (ca. 695 Milliarden Franken) bei den Importen.9 Neben der Pandemie dürften sich verschärfende Spannungen zwischen den USA und China, Japans zwei wichtigsten Handelspartnern, weiterhin negativ ausgewirkt haben. Überdurchschnittlich gingen dabei sowohl auf Import- wie Exportseite insbesondere Stahl-, Metall- und elektronische Komponenten zurück. Nach einem kurzen Wechsel an der Spitze im Jahr 2019 überholte China die USA wieder als erste Ausfuhrdestination. Bei den Importen hat China schon seit längerer Zeit die Nase deutlich vorne. Auf Importseite spielen weiterhin die Energieträger eine dominante Rolle mit rund 17% des Totals. Bei der EU als drittgrösstem Partner nahmen hinsichtlich Importe die Maschinen den zweiten Platz nach den Pharmazeutika/Chemikalien ein. Während 2020 zunächst aufgehellter aussah (-2.9% im Januar, -1.0% im Februar bei den Exporten), kam der grosse Einbruch in den anschliessenden Monaten. Laut Zahlen des japanischen Finanzministeriums für das 2. Quartal gingen die Ausfuhren um 25% und die Einfuhren um 16% zurück, mit einem Höhepunkt im Mai. Besonders hart traf es die Fahrzeugexporte in die USA – dem bedeutendsten einzelnen Ausfuhrposten – mit -42% für die Periode von Januar bis Juni. Seit Juni 2020 befinden sich die japanischen Warenexporte wieder in einem steigenden Trend. Besonders die Maschinen- und Fahrzeugindustrie, welche von der steigenden Nachfrage aus China profitieren können, haben einen wichtigen Anteil daran. Inzwischen hat sich Japan zu einem Programm entschlossen, das die Abhängigkeit von China reduzieren soll. Rund zwei Milliarden Franken hat die Regierung für eine Verlagerung kritischer Bereiche zurück nach Japan bzw. vorwiegend den ASEAN-Staaten bewilligt. Angesichts der starken Verflechtung mit China als Absatz- und Beschaffungsmarkt kann aus heutiger Sicht jedoch erst von einem Tropfen auf den heissen Stein gesprochen werden. Interessante japanische Projekte des «Re-shorings» und des «De-couplings» sind in den letzten Monaten im sensitiven Bereich der Produktion von Halbleitern vorangetrieben worden. 3.1.2 Dienstleistungshandel Erstmals seit Beginn der Zahlenreihe im Jahr 1996 wies Japan im Jahr 2019 einen leicht positiven Saldo bei den Dienstleistungen auf (150 Millionen Franken). Der Binnenreiseverkehr sowie Einkünfte aus Geistigem Eigentum von 20 Milliarden gaben den Ton an. Auch Finanz- und Baudienstleistungen lieferten Zahlen im positiven Bereich. Allerdings verbuchte das Land im darauffolgenden Jahr einen Negativsaldo von 32.8 Milliarden Franken. Der Tourismus, welcher im Vorjahr noch mit einem Überschuss von 25 Milliarden Franken zu Buche schlug, ist nun auf weniger als 5 Milliarden eingebrochen. Insgesamt erreichten die japanischen Dienstleistungsexporte 17.2 Trillionen Yen (152 Milliarden Franken), während die Einfuhren 21.0 Trillionen Yen (185 Milliarden Franken) ausmachten. Unter den führenden Partnern befinden sich die USA (29%), die Europäische Union (16%), die ASEAN-Staaten (15%), das Vereinigte Königreich (8%) sowie China (7%). 3.2 Bilateraler Handel 3.2.1 Warenhandel Gemäss Eidgenössischer Zollverwaltung (Konjunkturelles Total, ohne Edelmetalle und Kunstgegenstände) belegt Japan den siebten Platz unter den schweizerischen Warenausfuhrpartnern, nach Deutschland, den USA, China, Italien, Frankreich und dem Vereinigten Königreich. 6.95 Milliarden Schweizer Franken gingen 2020 nach Japan (3.1% des 9 Finanzministerium Japans 12
Totals). Werden Edelmetalle und Kunstgegenstände eingeschlossen, kommt Japan nach Indien auf den achten Rang. Die Nachfrage nach Schweizer Produkten brach im Pandemiejahr 2020 um 14 Prozent ein. Dieser Umstand ist weitgehend den beiden führenden Warenkategorien zuzuschreiben, nämlich Pharmazeutika (47.0%, -6.3%) und Uhren (16.9%, -26%), auf die zusammengenommen gegen zwei Drittel des Ausfuhrwertes entfallen. Bei den Importen findet sich Japan an 11. Stelle (13. bei Anrechnung von Edelmetallen und Kunstgegenständen) mit 3.7 Milliarden (respektive 5 Milliarden). Hauptkategorien sind dabei Pharmazeutika (29%) und Fahrzeuge (10.6%). Mithin verantwortlich für den Anstieg bei den Importen war das starke Wachstum (144%) an Einfuhren von pandemiebezogenen Gütern. Schliesslich bezog die Schweiz rund 12 Prozent ihres gesamten Bedarfs aus Japan. Im Gegenzug hat sich bei den Fahrzeugen (-11.6%) und Maschinen (-23.8%) ein deutlicher Rückgang abgezeichnet. Damit erreichte die Schweiz gegenüber Japan mit 3.3 Milliarden den dritthöchsten Warenhandelsüberschuss, nach jenen der USA und Sloweniens (sechshöchster bei Berücksichtigung von Edelmetallen und Kunstgegenständen). 3.2.2 Dienstleistungshandel Nach Angaben des japanischen Finanzministeriums überstiegen die bilateralen Dienstleistungen auch im Jahr 2020 interessanterweise die Ausfuhren von Waren in Richtung der Schweiz deutlich. Bei einem Dienstleistungsvolumen von 9.5 Milliarden Franken resultierte ein Dienstleistungsüberschuss von rund 975 Millionen Franken zugunsten Japans. 4 Direktinvestitionen 4.1 Entwicklungen und allgemeine Aussichten Der Bestand ausländischer Direktinvestitionen erreichte 2020 in Japan ungefähr 40 Billionen Yen (348 Milliarden Franken), ein Zuwachs von 15.6% gegenüber 2019. Die USA bleiben der wichtigste Anleger mit 24%, gefolgt vom Vereinigten Königreich (15%), Singapur (11%) und den Niederlanden (11%). In Prozenten des BIP ausgedrückt sind die FDI in Japan jedoch so tief wie in keinem anderen entwickelten Land. Sie betragen 7% – dies im Vergleich zum Vereinigten Königreich mit 81%, den USA mit 52% oder Deutschland mit 31%. Trotz gewisser Anstrengungen der Ex-Regierung Abe, unter anderem durch eine Unternehmenssteuer von unter 30% vermehrt ausländische Unternehmen anzuziehen, dürfte sich daran nicht so rasch etwas ändern. Eher wird das neue Investitionsgesetz ein zusätzlicher Grund sein, sich in Japan mit längerfristigen Engagements zurückzuhalten. Umgekehrt bewegt sich Japans Bestand an Direktinvestitionen im Ausland mit 38% des BIP ungefähr auf gleicher Höhe mit den USA.10 Diese sind mit 30% auch der mit Abstand führende Markt für japanische Anlagen, vor dem Vereinigten Königreich (9%), den Niederlanden (8%) und China (7%). Der Wert der FDI wuchs im abgelaufenen Jahr um 0.9 Prozent auf 2.1 Billiarden Yen (1.8 Billionen Franken). Es kann damit gerechnet werden, dass er weiter zunehmen wird, nicht zuletzt infolge des kaum mehr wachsenden Heimmarktes. 10 IMF 13
4.2 Bilaterale Investitionen Die Schweiz figuriert auch 2020 prominent auf der Liste der grössten Investoren in Japan. Mit einem Bestand von 2.3 Billionen Yen (20.5 Milliarden Franken) und einem Anteil von 5.9% liegt sie auf Platz 6. Der Bestand der japanischen Direktinvestitionen in der Schweiz hat im letzten Jahr um 40 Prozent zugenommen, was auch auf die Mehrheitsbeteiligung von Hitachi an ABB Power Grids sowie die Übernahme des Fintechunternehmens Avaloq durch den Technologieriesen NEC zurückzuführen sein dürfte. Gemäss Zahlen der japanischen Zentralbank ist Japan mit rund 70 Milliarden Franken in der Schweiz engagiert, was 3.8% der japanischen Direktinvestitionen im Ausland entspricht. 5 Handels-, Wirtschafts- und Tourismusförderung, „Landeswerbung“ ________________________________________________________________________ 5.1 Instrumente der Aussenwirtschaftsförderung Swiss Business Hub Japan (SBH) Der SBH, in die Botschaft integriert mit sieben Mitarbeitern, berät und organisiert Anlässe zur Förderung schweizerischer Exporte nach Japan und von japanischen Investitionen in die Schweiz: Im von Unsicherheit gekennzeichneten 2020 erhielt der SBH mehr Anfragen von Schweizer Unternehmen zum Markteintritt nach Japan als je zuvor. Im gleichen Jahr wurde das Team zusätzlich damit beauftragt, die R&D Aktivitäten der Switzerland Innovation Parks zu fördern. Als Teil des nationalen und internationalen Netzwerks der Stiftung Switzerland Innovation, sind die Innovation Parks ein wichtiger Bestandteil der Schweizer Forschungslandschaft. Aufgrund der COVID-19 Pandemie und unter Berücksichtigung der darauffolgenden Social Distancing Massnahmen, fiel die physische Teilnahme an lokalen Messen im Jahr 2020 gezwungenermassen aus. CEATEC, Japans führende Messe für Unterhaltungselektronik, war 2020 die einzige Messe mit offizieller Schweizer Beteiligung. Diese wurde durch einen virtuellen «Swisstech» Pavillon sichergestellt. Generell wurden Veranstaltungen online z.B. in Form von Webinaren oder Online Paneldiskussionen durchgeführt. Die nächste physische Vertretung der Schweiz in Japan in Form eines Swiss Pavillon ist im November 2021 an der führenden Bahntechnik Trade Show «MassTrans» vorgesehen. Während diese Veranstaltungen in erster Linie der Promotion schweizerischer Produkte auf dem japanischen Markt dienen, sind Synergien mit der Förderung von Investitionen in der Schweiz offensichtlich. Der SBH agiert dabei als «one-stop-shop» in Zusammenarbeit mit Kantonen und weiteren Partnern. Unter anderem werden regelmässig Seminare, derzeit meist in Online-Form, zur Attraktivität der Schweiz durchgeführt, besonders als Standort für regionale oder globale Hauptquartiere sowie führende Innovationen. Die Formate werden insbesondere durch die intensive Zusammenarbeit mit der Wissenschafts- und Technologieabteilung der Botschaft ermöglicht. Swissnex-Netzwerk Die positive Dynamik im Wissenschaftsbereich hat sich im Berichtsjahr bestätigt und Ende 2020 zum Entscheid geführt, bereits 2021 ein neues Konsulat in Osaka zu eröffnen und damit das globale Swissnex-Netzwerk mit einem zusätzlichen Standort in der strategisch wichtigen Kansai- Region zu erweitern. Osaka wird Standort der Weltausstellung 2025 sein, an welcher die Schweiz mit einem substanziellen Pavillon zum Thema «Innovation» vertreten sein wird. Im Wissenschafts- 14
und Innovationsbereich darf deshalb in den kommenden Jahren mit einer Vertiefung der bereits ausgezeichneten Beziehungen gerechnet werden. Schweiz Tourismus Schweiz Tourismus, 1976 als erste Vertretung in Asien in Tokio eingeführt, wurde 2017 in die Botschaft integriert. Drei Mitarbeiter setzen sich für eine Vermarktung der Schweiz als attraktive Destination für Freizeit- und Geschäftsreisen ein, in enger Zusammenarbeit mit Partnern auf beiden Seiten. Für japanische Touristen bleibt die Schweiz primär eine Sommerdestination. 70% der Reisen finden zwischen Juni und August statt. Im Jahr 2019 registrierte die Schweizer Hotelindustrie rund 390'000 Übernachtungen von Personen aus Japan (1.9% der ausländischen Besucher). Mit etwa 300 Franken gehören sie zu den zahlungskräftigsten Kunden, mit einem Fokus auf Qualität. Die direkte ökonomische Wirkung wird auf rund 190 Millionen Franken geschätzt. Mit Covid-19 ist die internationale Tourismusindustrie fast zu einem Stillstand gekommen. Seit dem zweiten Weltkrieg handelt es sich um die grösste Krise, welcher sich der Sektor weltweit ausgesetzt sieht. Japan verfolgt eine restriktive Line was die Grenzöffnung für internationalen Tourismus anbelangt. Hinzu kommt ein schleppender Fortschritt bezüglich der Covid-19 Impfungen. Aufgrund dieser Gegebenheiten wird eine Wiederaufnahme der Reisetätigkeit der Japaner frühestens nach den Olympischen Spielen im Sommer/Herbst 2021 erwartet. Präsenz Schweiz Im Hinblick auf die Olympischen und Paralympischen Spiele, die nun im Sommer 2021 stattfinden sollen, arbeiten die Botschaft und Präsenz Schweiz eng zusammen. Das Grossprojekt des «House of Switzerland», welches ursprünglich von Juni bis September 2021 im Trendquartier Shibuya vorgesehen war, musste jedoch aufgrund von Massnahmen zum Schutz der öffentlichen Gesundheit sowie strengen Einreiserestriktionen aufgegeben werden. Seit Februar 2019 führt die Botschaft zusammen mit Präsenz Schweiz im Hinblick auf die Spiele eine Kommunikationskampagne unter dem Titel «Doors to Switzerland» durch. Diese zielt darauf ab, das Bild der Schweiz unter anderem in den Bereichen der Innovation und der kreativen Industrien zu stärken. Ende 2020 hatte die Kampagne bereits über 40 Anlässe mit etwa 50'000 Besuchern, 200 Presseartikeln und 750'000 Einträgen auf Sozialen Medien bewirkt. Schweizer Netzwerke in Japan Swiss Chamber of Commerce and Industry in Japan (SCCIJ) Die SCCIJ, gegründet 1981, verbindet Schweizer Unternehmen in Japan durch ein vielseitiges Programm. Monatliche Business Lunches, Anlässe für junge Berufsleute und manches mehr schaffen Kontakte und Geschäftsverbindungen. Bei offiziellen Besuchen schweizerischer Vertreter, wie jenem von Bundespräsident Berset 2018 und Bundesrat Parmelin 2019, gehört sie zu den ersten Ansprechpartnern. Die Kammer hat ungefähr 200 Mitglieder, von denen drei Viertel Firmen sind. Zusammen mit der Botschaft und der IMD Business School in Lausanne bildet die SCCIJ ein Team zur Organisation des Switzerland-Japan Economic Forum, einem halbtägigen Anlass mit rund 200 Teilnehmern. Der dritte Anlass ging im Oktober 2020 über die Bühne, mit einer hybriden Teilnehmerschaft zum Thema «Talent for Business in a Transformative Era». Im Verbund mit der Schweizerisch-Japanischen Handelskammer in Zürich ermöglicht sie ausserdem Stagiaire-Stellen in Japan und der Schweiz. Seit dem Ausbruch von Covid-19 sind die Möglichkeiten der SCCIJ zwar 15
eingeschränkt worden, doch kann mit physischen, hybriden oder Online-Anlässen ein Ersatzprogramm gewährleistet werden. Japan-Switzerland Economic Council (JSEC) JSEC wurde 2014 aus Anlass der 150-Jahr-Feier der diplomatischen Beziehungen zwischen der Schweiz und Japan geschaffen. Der Rat, dessen Sekretariat ab Januar 2021 von der Botschaft wahrgenommen wird, vernetzt japanische Firmen mit Direktinvestitionen in der Schweiz. ISC St. Gallen Club Japan Gegründet im Jahr 2003, unterstützt der Club das jährlich stattfindende Internationale St. Gallen Symposium für aktuelle und künftige Führungskräfte, unter anderem durch die Rekrutierung von namhaften japanischen Teilnehmern. Das hochrangig besetzte Gremium führt seine Generalversammlung auf der Residenz des Schweizer Botschafters durch. Wegen Covid-19 musste die Ausgabe 2020 des St. Gallen Symposiums auf 2021 verschoben werden. World Economic Forum (WEF) Japan Japan ist am jährlichen WEF in Davos traditionell stark vertreten. In Zusammenarbeit mit der Botschaft veranstaltet das japanische Büro regelmässig einen «Post-WEF»-Anlass mit Vertretern aus Wirtschaft, Regierung und Akademie. Im März 2019 war WEF-Gründer Klaus Schwab für die Hauptansprache verantwortlich. Die 2020er Ausgabe wurde aufgrund der Pandemie abgesagt. Andere Netzwerke in Japan mit Schweizer Bezug Mehrere Schweizer Universitäten unterhalten Alumni-Assoziationen, die sich regelmässig treffen. Auch diverse Städte sowie Tourismusanbieter unterhalten Partnerschaften, wie zum Beispiel jene zwischen der «Rhätischen Bahn» und «Hakone Railways». 2020 war ein spezielles Jahr, da keine der gewohnten Anlässe durchgeführt werden konnten. 5.2 Interesse Japans für die Schweiz Der Finanzplatz Schweiz geniesst in Japan hohes Ansehen hinsichtlich Qualität und Spezialisierung seiner Dienstleistungen, speziell was das Geschäft mit vermögenden Privatkunden betrifft. Während grenzüberschreitende Dienstleistungen von japanischer Seite nach wie vor nicht erlaubt sind, stehen zahlreiche Schweizer Anbieter mit teils ansehnlichen Mitarbeiterbeständen zur Verfügung, von denen aber nur noch die Wenigsten einen nichtjapanischen Hintergrund haben. Seit 1998 findet ein im Grundsatz jährlicher bilateraler Finanzdialog statt, dessen 21. Ausgabe im Dezember 2019 durchgeführt wurde. Bei den Investitionen ist die Schweiz, neben Vertriebsgesellschaften für den nationalen Markt, wie gesagt besonders für regionale oder globale Konzernsitze und als Forschungs- und Entwicklungsstandort attraktiv. Mit ihren komparativen Vorteilen – speziell hinsichtlich Bildung und Forschung – interessiert die Schweiz japanische Unternehmen vor allem in den Bereichen Fintech und Blockchain, künstliche Intelligenz, Robotics und Life Sciences. Eine restriktive Praxis bei den Arbeitsbewilligungen und relativ hohe Preise können sich dämpfend auswirken. ________________________ 16
ANHANG 1 Wirtschaftsstruktur Japans 2014 2019 Verteilung des BIP Primärsektor 1.1 % 1.0 % Verarbeitende Industrie 25.5 % 26.0 % Dienstleistungen 73.4 % 73.0 % - davon öffentliche Dienstleistungen 5.2 % 5.0 % Verteilung der Beschäftigung Primärsektor 4.1 % 3.8 % Verarbeitende Industrie 23.2 % 22.7 % Dienstleistungen 72.7 % 73.6 % - davon öffentliche Dienstleistungen 6.0 % 6.0 % Quellen: "Gross Domestic Product and Factor Income classified by Economic Activities", National Accounts for 2019 Economic and Social Research Institute, Cabinet Office https://www.esri.cao.go.jp/en/sna/data/kakuhou/files/2019/2019annual_report_e.html https://www.esri.cao.go.jp/en/sna/data/kakuhou/files/2019/tables/2019fcm2_en.xlsx https://www.esri.cao.go.jp/en/sna/data/kakuhou/files/2019/pdf/point_flow_en20201224.pdf (p.9) "Employed Persons, Employees and Hours Worked classified by Economic Activities", National Accounts for 2019 Economic and Social Research Institute, Cabinet Office https://www.esri.cao.go.jp/en/sna/data/kakuhou/files/2019/tables/2019s3_en.xlsx 17
ANHANG 2 Wichtigste Wirtschaftsdaten Japans 2018 2019 2020 Schweiz 2020 BIP (Mrd. USD ) 5’037 5’149 5’049 747 BIP/pro Kopf (USD) 39’819 40’802 40’146 86’850 Wachstumsrate (% des BIP) 0.6 0.3 -4.8 -3.0 Inflationsrate (%) 1.0 0.5 0.0 -0.7 Arbeitslosigkeit (%) 2.44 2.36 2.79 3.14 Budget-Saldo (% des BIP) -2.7 -3.1 -12.6 -2.6 Ertragsbilanz (% des BIP) 3.5 3.7 3.3 3.8 Gesamtverschuldung (% des BIP) 233 234.9 256.2 42.9 Quellen: World Economic Outlook, International Monetary Fund, April 2021, July 2021: https://www.imf.org/en/Publications/WEO/weo-database/2021/April 18
ANHANG 3 Japans Handelspartner 2020 Land Exporte Anteil % Land Importe Anteil % (Mio. USD) (Mio. USD) 1 People's 1 People's Republic of 141’309 22.0% 2.7 Republic of 163’900 25.8% -5.2 China China 2 United 2 118’169 18.4% -17.3 United States 69’679 11.0% -13.9 States 3 Republic of 3 44’660 7.0% -5.5 Australia 35’802 5.6% -22.9 Korea 4 Taiwan 44’403 6.9% 1.1 4 Taiwan 26’788 4.2% 1.1 5 5 Republic of Hong Kong 31’992 5.0% -6.8 26’608 4.2% -5.5 Korea 6 Thailand 25’509 4.0% -17.3 6 Thailand 23’786 3.7% 7.4 7 Singapore 17’686 2.8% -14.2 7 Vietnam 22’053 3.5% -4.0 8 Germany 17’570 2.7% -15.0 8 Germany 21’231 3.3% -16.8 9 Vietnam 17’107 2.7% 1.6 9 Saudi Arabia 18’454 2.9% -34.7 10 Australia 10 United Arab 12’138 1.9% -18.0 16’402 2.6% -38.7 Emirates European European Union (27) 60’529 9.4% -27.9 Union (27) 72’988 11.5% -19.9 23 Switzerland 4’816 0.8% 15.1 22 Switzerland 7’460 1.2% -10.8 Total 640’874 100.0 -11.1 Total 635’595 100.0 -13.7 Quelle: Value of Exports and Imports by Area (Country), Trade Statistics of Japan, Ministry of Finance https://www.customs.go.jp/toukei/info/tsdl_e.htm 19
Sie können auch lesen